Schwerpunktthema: - Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag
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Schwarzbraun ist die<br />
Haselnuss, …<br />
Einstmals hatte die Stahlhelmfraktion Namen<br />
und Gesicht. Wie kein anderer stand<br />
Alfred Dregger für den rechten Flügel der<br />
CDU. 1976 mobilisierte er die Wähler mit<br />
dem Slogan „Freiheit statt Sozialismus“.<br />
Die CDU/CSU schrammte damals knapp<br />
an der absoluten Mehrheit vorbei. Ob vehemente<br />
Befürwortung der Berufsverbote, ob<br />
Einsatz für inhaftierte NS-Kriegsverbrecher<br />
oder seine Polemik gegen die Ausstellung<br />
über Verbrechen der Wehrmacht <strong>im</strong> Osten:<br />
Stets machte Dregger deutlich, dass rechts<br />
von ihm nur die Wand war. Zum Lohn für<br />
die klare Orientierung und den Erfolg wurde<br />
er langjähriger Vorsitzender der CDU/<br />
CSU-Bundestagsfraktion. Sein Nachfolger<br />
<strong>im</strong> Geiste und <strong>im</strong> Wahlkreis Fulda wurde<br />
Martin Hohmann – dessen Schicksal ist<br />
bekannt: Wegen skandalöser Äußerungen<br />
wurde er aus der CDU ausgeschlossen.<br />
In Sachsen hatte die CDU Volker Sch<strong>im</strong>pff,<br />
der es <strong>im</strong>merhin zum Vize-Landesvorsitzenden<br />
brachte, seinen eigenen Parteifreunden<br />
zum Schluss aber nur noch peinlich<br />
war. Und die CDU hatte Henry Nitzsche.<br />
Nachdem dieser jedoch zu hart nach<br />
Rechts gefahren war, trennte er sich und<br />
gründete sein eigenes Grüppchen. Der Namen<br />
könnten noch einige genannt werden,<br />
doch wo jeder Chef sein will, arbeitet letztlich<br />
niemand mehr am Ziel. All dies scheint<br />
sich zu ändern, seit Steffen Flath die Führung<br />
der CDU-<strong>Fraktion</strong> <strong>im</strong> <strong>Landtag</strong> übernahm<br />
und eine Reihe „junger Wölfe“ etliche<br />
der alten CDU-Abgeordneten verdrängt<br />
hat. Das einstmals fraktionsübergreifende<br />
Abkommen zum Umgang mit der NPD wurde<br />
aufgekündigt, der Ton wird rauer. Man<br />
versucht, die NPD zu verdrängen, indem<br />
man selbst weiter nach rechts rückt. Warum<br />
soll das, was vor mehr als 30 Jahren bei<br />
Alfred Dregger geklappt hat, heute nicht<br />
mehr funktionieren?<br />
Und so wird in Sachsen an der Neuauflage<br />
der Stahlhelm-<strong>Fraktion</strong> gebastelt. Dirk<br />
Reelfs war in der Ministerzeit von Steffen<br />
Flath dessen Pressesprecher. Heute<br />
spricht er für die CDU-<strong>Fraktion</strong>. Und er<br />
spricht mit allen. Auch mit jenen, zu deren<br />
wesentlichen Merkmalen - so der Verfassungsschutz<br />
- die „Verungl<strong>im</strong>pfung demokratischer<br />
Institutionen“ sowie die „Relativierung<br />
nationalsozialistischer Verbrechen,<br />
verbunden mit antisemitischen Äußerungen“,<br />
gehören. Konkret gab Reelfs der „National-Zeitung“<br />
des ehemaligen DVU-Vorsitzenden<br />
Gerhard Frey ein Interview und<br />
begründete dies mit dem Hinweis, für ihn<br />
sei die Pressefreiheit ein besonders hohes<br />
Gut. Ärger wird er deswegen wohl nicht bekommen.<br />
Jemand wie Reelfs hat langjährige<br />
Berufserfahrung und wird ein Interview<br />
mit solch politischer Tragweite wohl kaum<br />
ohne den Segen seines Chefs geben…<br />
Die Aufregung hatte sich kaum gelegt,<br />
schon folgte die nächste Provokation. Als<br />
Sachverständige bei der <strong>Landtag</strong>s-Anhörung<br />
zur Schaffung eines Gender-Kompetenz-Zentrums<br />
hatte die CDU die Publizistin<br />
und Soziologin Gabriele Kuby benannt. Diese<br />
hat zwar nur ein Jahr in ihrem Beruf als<br />
Soziologin gearbeitet und kann auch keine<br />
fachwissenschaftlichen Publikationen<br />
vorweisen, dafür aber sieht sie überall, wo<br />
es um die Gleichberechtigung von Mann<br />
und Frau geht, die Zerstörer der Familie<br />
am Werke. Im Gender Mainstreaming sieht<br />
sie gar den Versuch, „die Geschlechts-<br />
identität von Mann und Frau aufzulösen“.<br />
Ziel ist laut Kuby ein „sexueller Totalitarismus“,<br />
der bereits <strong>im</strong> Kindergarten ansetzt.<br />
Letztlich, so klagt sie <strong>im</strong> Interview<br />
mit der rechtsaußen angesiedelten „Jungen<br />
Freiheit“, sei Gender Mainstreaming<br />
der letzte Schritt vor der Straflosigkeit der<br />
Pädophilie.<br />
Nach all dem überrascht es nicht, dass<br />
Frau Kuby extrem homophob eingestellt<br />
ist. Sie weitet ihren Angriff auf alle aus, die<br />
Homosexualität nicht als widernatürlich<br />
ansehen. Selbst US-Präsident Barak Obama<br />
wird bei ihr zum „Homo-Aktivisten“.<br />
Warum? Er hatte sich <strong>im</strong> Juni letzten Jahres<br />
für gleiche Rechte für alle ausgesprochen<br />
und versprochen, Homosexuelle „vor<br />
Drangsalierung zu schützen“, damit sie „ihr<br />
Leben mit Würde und Respekt“ leben können.<br />
Die NPD verwies in der <strong>Landtag</strong>sdebatte<br />
zum Thema Gender Mainstreaming<br />
mehrfach zust<strong>im</strong>mend auf die Positionen<br />
von Frau Kuby.<br />
Bleibt der CDU-Abgeordnete Jan Hippold<br />
als Beteiligter bei der Schaffung einer neuen<br />
Stahlhelm-<strong>Fraktion</strong> zu nennen. In L<strong>im</strong>bach-Oberfrohna,<br />
wo er auch CDU-Vorsitzender<br />
ist, mehren sich die Übergriffe von<br />
Neonazis, wie die Antwort der Staatsregierung<br />
auf meine diesbezügliche Kleine Anfrage<br />
offenbart. Grund genug, ein lokales<br />
Bürgerbündnis zu gründen! Aber was ist<br />
das für ein Bündnis, das hinter verschlossenen<br />
Türen tagt? Eines, in dem zudem<br />
anfangs auch der NPD-Stadtrat mitarbeiten<br />
durfte? Mit einigem Wohlwollen könnte<br />
man das noch der möglicherweise politischen<br />
Unbedarftheit der einladenden<br />
CDU zuschreiben. Nachdem jedoch auf Antrag<br />
der CDU neben der NPD auch <strong>DIE</strong> LIN-<br />
KE ausgeschlossen und als „nichtdemokratische<br />
Partei“ charakterisiert worden war,<br />
wurde die neue Stufe des Rechtsrucks der<br />
sächsischen CDU offenbar.<br />
Übrigens: Wäre Jan Hippold konsequent,<br />
müsste er nun seine eigene Partei aus dem<br />
Bündnis ausschließen, schließlich hatte<br />
diese in den vergangenen Jahren in Regierungsverantwortung<br />
etliche Verfassungsbrüche<br />
zu verantworten. Wer aber ein Brett<br />
vorm Stahlhelm hat, dem muss die Wahrnahme<br />
der Realität wohl verwehrt bleiben.<br />
MdL<br />
Kerstin Köditz<br />
Sprecherin für<br />
antifaschistische<br />
Politik<br />
16 pvl 2/2010<br />
© Angelina Ströbel / PIXELIO