Schwerpunktthema: - Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag
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Feuerwehrrente in Sachsen:<br />
Versprochen – gebrochen<br />
Ministerpräsident Tillich und die Sachsen-<br />
CDU haben <strong>im</strong> Wahlkampf auch um die<br />
St<strong>im</strong>men der 48.000 Kameradinnen und Kameraden<br />
der Freiwilligen Feuerwehren gebuhlt<br />
und sich dabei weit aus dem Fenster<br />
gelehnt. Zu weit, wie wir – und vor allem die<br />
Feuerwehrleute <strong>im</strong> Lande – heute wissen.<br />
Die vollmundig versprochene Feuerwehrrente<br />
kommt nicht. Seit Monaten verrenken<br />
sich die Christdemokraten, um diesen<br />
Wahlbetrug zu überplappern. Als Begründung,<br />
dass der CDU-Wahlkampfschlager<br />
nun leider doch nicht zum Ohrwurm werden<br />
kann, muss die Tatsache herhalten, dass<br />
die Freiwilligen Feuerwehren <strong>im</strong> Verantwortungsbereich<br />
der Kommunen liegen. Das ist<br />
in der Sache zwar richtig, dürfte aber auch<br />
2009 schon bekannt gewesen sein. Jetzt soll<br />
also die versprochene Rente den Kommunen<br />
übergeholfen werden. Das ist dreist und<br />
markiert zudem den Grad der Missachtung<br />
der Menschen, die sich <strong>im</strong> Ehrenamt in den<br />
sächsischen Feuerwehren engagieren. Besonders<br />
schäbig ist dies auch vor dem bekannten<br />
Hintergrund, dass Sachsens Kommunen<br />
fast durchgehend in erheblichen<br />
finanziellen Schwierigkeiten stecken und<br />
alle Mühe haben, ihre Haushalte genehmigungsreif<br />
zu bekommen.<br />
Und so hat sich die Staatsregierung die Umsetzung<br />
ihrer Idee von der – übrigens in der<br />
Sache sehr wünschenswerten – Rente für Angehörige<br />
der Freiwilligen Feuerwehren vorgestellt:<br />
Im Rahmen einer „organisierten Rabatt-<br />
aktion“ können die Kommunen eine Riester<br />
geförderte Rentenversicherung für ihre Feuerwehrleute<br />
abschließen. Wenn sie können.<br />
Dieses Prozedere ist ganz weit weg von dem,<br />
was Ministerpräsident Tillich <strong>im</strong> Wahlkampf<br />
angekündigt und in seinem 19-Punkte-Plan<br />
für Sachsen festgehalten hatte: die konkrete<br />
Unterstützung bei der Altersversorgung für<br />
die Feuerwehrleute Sachsens.<br />
Um nun von ihrer Mogelpackung abzulenken,<br />
verweist die Staatsregierung gern auf<br />
die vielen anderen Verbesserungen, die sie<br />
den Feuerwehren angedeihen lassen möchte.<br />
So soll das Eintrittsalter zur Jugendfeuerwehr<br />
auf acht und später auf sechs Jahre<br />
gesenkt werden. Über die Kosten für die<br />
Ausrüstung für den Nachwuchs und für deren<br />
Betreuung, günstigstenfalls durch Fachpersonal,<br />
war bislang allerdings nicht die<br />
Rede, und ich frage mich, ob die Kameradinnen<br />
und Kameraden zwischen ihren Einsätzen<br />
die Ausbildung der Jüngsten noch mit<br />
abdecken sollen.<br />
In Aus- und Weiterbildung soll auch investiert<br />
werden, Berufsfeuerwehrleute könnten<br />
künftig als Dozenten zur Verfügung stehen.<br />
Die Ausbildung würde dann vor Ort<br />
pvl 2/2010<br />
erfolgen, die Räume und alles, was es sonst<br />
noch so braucht, sollen natürlich die Kommunen<br />
stellen. Mit den Betroffenen hat darüber<br />
offenbar noch keiner geredet und ich<br />
befürchte, dass die Kommunen gar nicht in<br />
der Lage sein werden, zusätzliche Kosten zu<br />
schultern. Schon heute reicht deren Geld<br />
nicht, um alle Wehren mit der notwendigen<br />
Einsatzausrüstung auszustatten. Und da<br />
sind die Krisen-Einsparzahlen für dieses und<br />
die kommenden Jahre in dem Bereich noch<br />
nicht mal bekannt!<br />
Aber <strong>im</strong>merhin bleibt auch etwas, wie es<br />
war: Die Jubiläumsprämien für lange Zugehörigkeit<br />
bleiben ein symbolischer Akt und<br />
taugen kaum zur wirklichen Anerkennung<br />
für langjähriges Engagement in den Freiwilligen<br />
Feuerwehren. 100 bis 300 Euro soll es<br />
geben, wobei es die letztgenannte Summe<br />
nach 40 Jahren bei der Feuerwehr gibt. Das,<br />
so finde ich, ist ein ganz schlechter Witz.<br />
Vielleicht sollte man die Feuerwehr privatisieren<br />
oder sie von Unternehmen sponsern<br />
lassen. Im Gegenzug dürften die Gönner<br />
dann be<strong>im</strong> Feuerwehrfest zusammen<br />
mit dem Wehrleiter aufs Foto. Bei größeren<br />
Summen würden sie sogar <strong>im</strong> Grußwort des<br />
Bürgermeisters erwähnt … Spaß beiseite:<br />
Sachsen hat alles Mögliche, nur kein wirkliches<br />
Konzept für seine Freiwilligen Feuerwehren.<br />
Warum z.B. macht sich die Staatsregierung<br />
in der Länderkammer nicht dafür<br />
stark, dass die Mitglieder der Jugendfeuerwehr<br />
ihren Zivildienst bei der Freiwilligen<br />
Feuerwehr oder zumindest bei einer Berufsfeuerwehr<br />
ableisten können? Warum dürfen<br />
Feuerwehrmitglieder denn kein freiwilliges<br />
Jahr bei der Feuerwehr leisten? Und wenn<br />
schon die Feuerwehrrente floppt, warum<br />
schaut Sachsen nicht mal zum Nachbarland<br />
Thüringen, wo es per Gesetz eine kapitalfinanzierte<br />
Lösung gibt, bei der Kommunen<br />
und Land die Finanzierung je zur Hälfte<br />
schultern? Das wäre zumindest ehrlicher gewesen,<br />
als all das, was Schwarz-Gelb derzeit<br />
mit den Feuerwehrleuten veranstaltet.<br />
Der Staatsregierung und der Koalition fehlt<br />
der Wille, die Situation zu verändern. Das<br />
einzige was ihnen einfällt – und das nicht<br />
nur bei der Feuerwehr – ist die Verlagerung<br />
ihrer finanziellen Probleme auf die Kommunen.<br />
Und das ist nicht nur zu wenig, es<br />
ist unseriös. Wir von der <strong>LINKE</strong>N erwarten,<br />
dass die Landesregierung ihre Verantwortung<br />
nicht bei den Kommunen ablädt.<br />
Wir fordern die schwarz-gelbe Landesregierung<br />
auf, ihr Wahlversprechen so einzulösen,<br />
dass es die Finanzmisere der kommunalen<br />
Haushalte berücksichtigt. Es nützt niemandem<br />
mehr, wenn per Imagekampagne „Helden<br />
gesucht“ werden, die man dann <strong>im</strong> Regen<br />
stehen lässt.<br />
MdL<br />
Rico Gebhardt<br />
Sprecher für<br />
Innenpolitik<br />
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