Schwerpunktthema: - Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag
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Ist weniger mehr –<br />
oder bald fast nichts?<br />
Im Zusammenhang mit der Diskussion um<br />
eine große Studie zur Förderung der sorbischen<br />
Sprache und Kultur, die den Sorben<br />
unlängst in die Hand gedrückt worden<br />
ist, steht die Struktur der sorbischen Institutionen<br />
auf dem Prüfstand. Das aber hat,<br />
wie so vieles zurzeit <strong>im</strong> Lande, auch etwas<br />
mit Sparzwängen zu tun. Und so n<strong>im</strong>mt es<br />
nicht wunder, dass diejenigen, die derzeit<br />
Vorschläge möglicher struktureller Veränderungen<br />
machen, versuchen, gewissermaßen<br />
zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen:<br />
der Finanznot abzuhelfen und zugleich positive<br />
Effekte für das künstlerische Schaffen<br />
zu befördern. So könne beispielsweise „eine<br />
sensible Integration des Sorbischen National-Ensembles<br />
in das Deutsch-sorbische<br />
Volkstheater“, so die Hoffnung, „für beide<br />
Partner künstlerisch Nutzen“ bringen.<br />
Ob dem tatsächlich so sein würde, ist offen.<br />
Wer über die Zukunft sorbischer Institutionen<br />
nachdenkt, sollte ihre Geschichte kennen:<br />
Das Sorbische National-Ensemble beispielsweise<br />
existiert seit 1952, ein professionelles<br />
sorbisches Theater seit 1948, später fusionierte<br />
es mit dem Bautzener Stadttheater<br />
zu einer gemeinsamen deutsch-sorbischen<br />
pvl 2/2010<br />
Bühne. Die deutsche Einheit <strong>im</strong> Jahr 1990<br />
bescherte den sorbischen Institutionen bereits<br />
spürbare Einschnitte: Das Haus für sorbische<br />
Volkskunst wurde ebenso wie die zentrale<br />
Sprachschule abgewickelt, die anderen<br />
Einrichtungen erhielten einen neuen – unterschiedlichen<br />
– Trägerstatus. Über allen aber<br />
steht die Stiftung für das sorbische Volk, die<br />
sich jährlich mit der Verteilung der Gelder<br />
zwischen den einzelnen Institutionen und<br />
Projekten zu plagen hat.<br />
Nicht erst vor dem Hintergrund des geplanten<br />
Personalabbaus be<strong>im</strong> Sorbischen National-Ensemble<br />
um 40 der 107 Stellen fordern<br />
<strong>LINKE</strong>, ein neues Modell der Finanzierung<br />
der Förderung sorbischer Sprache und Kultur<br />
zu fi nden, das der Tatsache gerecht wird,<br />
dass jede sorbische Institution ein Unikat<br />
darstellt. Es ist zudem sinnvoll zu bedenken,<br />
was der eigentlich Zweck ihrer Gründung war,<br />
der nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden<br />
darf. Nicht zuletzt steht die Forderung<br />
nach sorbischer Kultur- und Bildungsautonomie<br />
weiter auf der Tagesordnung.<br />
Da der Theater-Landschaft in ganz Sachsen<br />
Einschnitte drohen, weshalb die <strong>Fraktion</strong> <strong>DIE</strong><br />
Demonstration in Bautzen für den Erhalt des Sorbischen National-Ensembles.<br />
Sorbische Seite<br />
<strong>LINKE</strong> einen ihrem Erhalt dienenden Antrag<br />
in den <strong>Landtag</strong> eingebracht hat, hat die aktuelle<br />
Diskussion <strong>im</strong> Sorbenland eine gewisse<br />
Vorbildfunktion für ganz Sachsen.<br />
Konkret geht es be<strong>im</strong> Sorbischen National-<br />
Ensemble u. a. darum, ob die Laien-Ensembles<br />
in den Dörfern auch künftig professionelle<br />
Unterstützung erhalten – der Bund<br />
sorbischer Gesangsvereine befürchtet durch<br />
die Kürzungen Ausfälle auf diesem Feld. Ganz<br />
zu schweigen davon, ob sich das reiche Repertoire<br />
des Sorbischen National-Ensembles<br />
bewahren und weiterentwickeln lässt, was<br />
nicht nur Kritiker der geplanten Umstrukturierung<br />
bezweifeln.<br />
MdL<br />
Heiko Kosel<br />
Sprecher für<br />
Minderheitenpolitik<br />
Foto: Heinz Brauer<br />
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