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Geometrische Optik

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GEOMETRISCHE<br />

Inhalt<br />

HTI Biel - Mikrotechnik<br />

OPTIK<br />

1. Licht<br />

2 Reflexion (Spiegel)<br />

3. Brechung (Prisma, Kugelflächen, Linsen)<br />

4. Optische Instrumente<br />

Literatur<br />

BERGMANN SCHAEFER / Lehrbuch der Experimentalphysik / Gruyter Berlin 1978<br />

NAUMANN SCHROEDER / Bauelemente der <strong>Optik</strong> / Hanser München 1992<br />

E. HECHT / <strong>Optik</strong> / Oldenburg München 2001<br />

F. PEDROTTI, L. PEDROTTI / <strong>Optik</strong> für Ingenieure / Springer Berlin 2002<br />

© C. Meier / L. Müller, Dozenten für Physik BFH / HTI Biel [V 3.0]


HTI Biel - Mikrotechnik <strong>Geometrische</strong> <strong>Optik</strong> - 2 / 27<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Licht ......................................................................... 4<br />

1.1. Grundbegriffe .............................................................. 4<br />

1.2. Entwicklung der Lichtmodelle ................................................. 4<br />

1.3. Brechindex ................................................................ 5<br />

1.4. Optische Weglänge.......................................................... 6<br />

1.5. Fermatsches Prinzip ......................................................... 6<br />

1.6. Umkehrprinzip des Lichtes ................................................... 6<br />

1.7. Optische Abbildung ......................................................... 6<br />

1.7.1. Lochkamera .......................................................... 6<br />

1.7.2. Reeller Gegenstand - Reelles Bild ......................................... 7<br />

1.7.3. Virtueller Gegenstand - Virtuelles Bild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2. Reflexion ...................................................................... 8<br />

2.1. Reflexionsgesetz............................................................ 8<br />

2.2. Der Spiegel................................................................ 8<br />

2.3. Bildkonstruktion............................................................ 8<br />

2.3.1. Ebener Spiegel ........................................................ 8<br />

2.3.2. Sphärischer Spiegel .................................................... 9<br />

2.3.3. Parabolischer Spiegel.................................................. 11<br />

3. Brechung (Refraktion) .......................................................... 12<br />

3.1. Brechungsgesetz........................................................... 12<br />

3.2. Totalreflexion ............................................................. 12<br />

3.3. Planparallele Schichten ..................................................... 13<br />

3.3.1. Brechung an einer planparallelen Schicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

3.3.2. Mehrere planparallele Schichten ......................................... 13<br />

3.4. Brechung am Prisma ....................................................... 14<br />

3.4.1. Strahlenverlauf im Prisma .............................................. 14<br />

3.4.2. Minimale Ablenkung � .............................................. 15<br />

min<br />

3.4.3. Frauenhofersche Gleichung ............................................. 15<br />

3.4.4. Dispersion verursacht durch das Prisma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

3.4.6. Relative Dispersion ................................................... 16<br />

3.5. Brechung an der Kugelfläche ................................................. 16<br />

3.5.1. Abbildung eines Punktes ............................................... 16<br />

3.5.2. Brennpunkte an der Kugelfläche ......................................... 16<br />

3.5.3. Abbildungsmasstab ................................................... 17<br />

3.5.4. Vorzeichenkonvention................................................. 17<br />

3.5.5. Abbildung eines "grossen" Gegenstandes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

3.6. Linsen ................................................................... 18<br />

3.6.1. Linsenformen ........................................................ 18<br />

3.6.2. Dünne Linsen........................................................ 19<br />

3.7. System dünner Linsen ...................................................... 22<br />

3.7.1. Gesamtbrennweite .................................................... 22<br />

3.7.2. Zwischenbild ........................................................ 22<br />

4. Optische Instrumente .......................................................... 23<br />

4.1. Das Auge ................................................................ 23<br />

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HTI Biel - Mikrotechnik <strong>Geometrische</strong> <strong>Optik</strong> - 3 / 27<br />

4.1.1. Augenstruktur ....................................................... 23<br />

4.1.2. Reduziertes Auge..................................................... 23<br />

4.1.3. Augenfehler ......................................................... 23<br />

4.1.4. Vergrösserungszahl eines Instrumentes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

4.2. Lupe .................................................................... 24<br />

4.3. Mikroskop ............................................................... 25<br />

4.4. Fernrohr ................................................................. 26<br />

4.4.1. Keplersches Fernrohr.................................................. 26<br />

4.4.2. Galieisches Fernrohr .................................................. 26<br />

4.4.3. Terrestrisches Fernrohr ................................................ 26<br />

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1. Licht<br />

HTI Biel - Mikrotechnik <strong>Geometrische</strong> <strong>Optik</strong> - 4 / 27<br />

1.1. Grundbegriffe<br />

Das Licht ist eine Welle, die sich im isotropen Medium auf einer Geraden ausbreitet. Diese Gerade wird<br />

als Lichtstrahl bezeichnet. Die geometrischen <strong>Optik</strong> verwendet nur diese einfachen Lichtstrahlen und<br />

befasst sich nicht mit der Natur des Lichtes.<br />

Eine geschlossene Menge Lichtstrahlen wird als Strahlenbündel bezeichnet.<br />

Dieses kann divergent (alle Strahlen gehen von einem Punkt<br />

aus), parallel (alle Strahlen sind parallel) oder convergent (alle Strahlen<br />

gehen auf einen Punkt zu) sein.<br />

"1": Lichtstrahl<br />

"2": Divergentes Lichtbündel<br />

"3": Paralleles Lichtbündel<br />

"4": Konvergentes Lichtbündel<br />

Das Auge als Empfänger der elektromagnetischen Lichtwellen ist nur empfindlich auf das sichtbare Licht<br />

mit der Wellenlänge von 390 nm bis 780 nm. Die Empfindlichkeit zeigt sich mit den Wellenlängen der<br />

verschiedenen Farben. In der Tabelle sind approximativ die Wellenlängen im Vakuum für die verschiedenen<br />

Farben angegeben.<br />

Farbe Violett Blau Grün Gelb Orange Rot<br />

Wellenlänge [nm] 390 - 455 455 - 492 492 - 577 577 - 597 597 - 622 622 - 780<br />

Die Lichtquellen erscheinen hell, wie zum Beispiel: Die Sonne, die verschiedenen Flammenarten oder der<br />

elektrische Lichtbogen. Die andern hellen Körper, wie der Mond, ein weisses Papier sind nur sichtbar,<br />

weil sie von einer Lichtquelle beleuchtet werden. Die Aufteilung der Körper nach diesen beiden Kriterien<br />

ist nicht absolut möglich, weil derselbe Gegenstand als Lichtquelle oder als beleuchteter Körper auftreten<br />

kann. Zum Beispiel, ein stromdurchflossener Metalleiter kann in der Nacht, nur durch sein schwaches<br />

abgegebene Licht, sichtbar sein, dagegen wird er am Tag durch die Sonnenbestrahlung erhellt. Ein<br />

beleuchteter Gegenstand kann seinerseits auch andere Körper beleuchten, man spricht dann von einer<br />

sekundären Lichtquelle. Die primären oder sekundären Lichtquellen unterscheiden sich durch ihre<br />

Dimension, ihre Lichtstärke und durch ihre Farbe.<br />

1.2. Entwicklung der Lichtmodelle<br />

Die Auffassung über das Wesen des Lichtes änderten sich mehrmals im Laufe der Zeit.<br />

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Newton<br />

1672<br />

Huygens<br />

1678<br />

Malus, Fresnel<br />

1815<br />

Maxwell<br />

1865<br />

Einstein<br />

1905<br />

HTI Biel - Mikrotechnik <strong>Geometrische</strong> <strong>Optik</strong> - 5 / 27<br />

Das Licht besteht aus Korpuskeln, kleine “Teilchen” die sich mit grosser Geschwindigkeit<br />

geradlinig fortbewegen � Reflexion, Brechung<br />

Das Licht ist eine Welle. Longitudinalwelle in einem, den ganzen Raum erfüllenden<br />

elastischen Medium � Interferenzen, Beugung<br />

Das Licht ist eine transversale Welle � Polarisation)<br />

Das Licht ist eine elektromagnetische Welle. Die <strong>Optik</strong> ist ein Teilgebiet der Elektrodynamik.<br />

� Maxwellgleichungen<br />

Teilchentheorie, Die “Lichtteilchen” sind Photonen; Teilchen mit der Masse Null<br />

die sich ausschliesslich mit Lichtgeschwindigkeit bewegen. � Relativitätstheorie,<br />

Dualismus Welle-Teilchen.<br />

QED Quantum Electrodynamics. Vereint den Wellen und den Teilchencharakter des<br />

Lichtes<br />

1.3. Brechindex<br />

Die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum c 0 ist konstant und hat den Wert:<br />

Messung von 1972<br />

Die Lichtgeschwindigkeit in lichtdurchlässiger oder teilweise lichtdurchlässiger Materie (Gas, Flüssigkeit,<br />

Festkörper) haben eine Lichtgeschwindigkeit c, die kleiner als c 0 ist.<br />

Für jeden Körper wird ein Brechindex (Brechzahl) n definiert. Diese Kenngrösse ist von der Wellenlänge<br />

(Dispersion) und der Temperatur abhängig.<br />

n(�): Brechindex (-)<br />

c 0:<br />

Lichtgeschwindigkeit im Vakuum (m/s)<br />

c: Lichtgeschwindigkeit in der Materie (m/s)<br />

In der geometrischen <strong>Optik</strong> wird vorwiegend mit monochromatischem (einfarbig) Licht gearbeitet. Die<br />

bevorzugten Lichtquellen sind Laser oder Entladungslampen.<br />

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HTI Biel - Mikrotechnik <strong>Geometrische</strong> <strong>Optik</strong> - 6 / 27<br />

1.4. Optische Weglänge<br />

Gegeben sind die zwei Punkte P und Q im homogenen Medium mit dem<br />

Brechindex n. Die aufgewendete Zeit des Lichtes um von P zu Q zu gelangen<br />

misst:<br />

�___________________________________________________________<br />

1.5. Fermatsches Prinzip<br />

n: Brechindex [-]<br />

L: <strong>Geometrische</strong> Weglänge zwischen P und Q<br />

Das Licht breitet sich zwischen zwei Punkten (P-Q) auf dem Weg mit<br />

der kleinsten Laufzeit aus. In Wirklichkeit zählt nicht der geometrische<br />

Weg, sondern der optische Weg. Somit gilt: Ein Lichtstrahl folgt demjenigen<br />

Weg, der dem kürzesten optischen Weg entspricht.<br />

1.6. Umkehrprinzip des Lichtes<br />

Der Weg, der das Licht beschreitet um von P zu Q zu gelangen ist derselbe<br />

Weg, den ein Lichtstrahl benutzt um von Q zu B zu gelangen. In<br />

der geometrischen <strong>Optik</strong> hat das Vorzeichen des Richtungspfeils nur<br />

selten eine Bedeutung.<br />

1.7. Optische Abbildung<br />

1.7.1. Lochkamera<br />

Die Eigenschaften der geradlinigen Ausbreitung des Lichtes ist bei der<br />

Lochkamera sichtbar. Sie ist mit einer kleinen Öffnung S versehen, wo<br />

die Lichtstrahlen von den verschiedenen Punkten des Gegenstandes (A)<br />

durchtreten und auf der Rückwand E auftreffen (A'). So erhält man ein<br />

grobes Bild von einem Gegenstand der genügend leuchtet oder genügend<br />

beleuchtet wird. Nur einen Teil des Lichtbündels ausgehend von<br />

den verschiedenen Punkten des Gegenstandes tritt durch die Öffnung S und formt eine sichtbare Spur<br />

(Bild) auf der Rückwand E. Wie aus der Strahlengeometrie ersichtlich ist, sind die Bildpunkte grösser als<br />

S und überdecken sich gegenseitig. Je kleiner S gewählt wird, desto kleiner werden die Bildpunkte. Die<br />

Öffnung S kann aber nicht beliebig verkleinert werden, weil gleichzeitig die Lichtstärke auf der Rückwand<br />

abnimmt und das Problem der Diffraktion auftritt. Für gute und lichtstarke Abbildungen sind aber<br />

Linsen oder ganze "optische Systeme" erforderlich.<br />

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HTI Biel - Mikrotechnik <strong>Geometrische</strong> <strong>Optik</strong> - 7 / 27<br />

1.7.2. Reeller Gegenstand - Reelles Bild<br />

Das reelle Bild A' vom reellen Gegenstand A entsteht<br />

aus einem divergenten Lichtbündel, das vom<br />

Punkt A ausgeht und nach dem Durchqueren eines<br />

optischen Systems � O (Spiegel, Linsen, etc.) wieder<br />

zu einem Punkt A' konvergiert. Gegenstand und<br />

Bild liegen ausserhalb von � .<br />

1.7.3. Virtueller Gegenstand - Virtuelles Bild<br />

Das virtuelle Bild A' vom virtuellen Punkt A entsteht<br />

aus einem konvergenten Lichtbündel, das gegen A<br />

konvergiert und nach dem Durchqueren eines<br />

optischen Systems � (Spiegel, Linsen, etc.) diver-<br />

O<br />

giert. Dieses austretende Lichtbündel scheint seinen<br />

Ursprung in einem Bildpunkt A' zu haben, der als virtuelles<br />

Bild bezeichnet wird. Bild und Gegenstand<br />

liegen innerhalb von � .<br />

O<br />

O<br />

Weiter kann aus einem reellen Gegenstand ein virtuelles Bild entstehen oder aus einem virtuellen<br />

Gegenstand ein reelles Bild entstehen. Ein reelles Bild kann auf einem Bildschirm oder Film dargestellt<br />

werden. Dagegen ist das virtuelle Bild nur eine scheinbare Lichtquelle.<br />

Ist der Weg zweier nicht paralleler Lichtstrahlen bekannt, die von derselben Punktquelle ausgehen, so<br />

kann auch das Bild der Quelle bestimmt werden. Flächenförmige Quellen werden so abgebildet, indem<br />

man ihre Extrempunkte abbildet und sie dann gegenseitig verbindet und so zum Bild formt.<br />

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2. Reflexion<br />

HTI Biel - Mikrotechnik <strong>Geometrische</strong> <strong>Optik</strong> - 8 / 27<br />

2.1. Reflexionsgesetz<br />

2.2. Der Spiegel<br />

Fällt ein Lichtstrahl unter dem Winkel � i auf eine reflektierende Fläche R,<br />

so wird er mit dem Winkel � von der Fläche zurückgeworfen.<br />

R: Reflektierende Oberfläche<br />

n: Senkrechte auf das reflektierende Flächenelement<br />

r i:<br />

Einfallender Lichtstrahl<br />

r : Reflektierter Lichtstrahl<br />

r<br />

� i:<br />

Einfallswinkel [-]<br />

� : Reflexionswinkel [-]<br />

r<br />

Das Licht wird an glatten Oberflächen reflektiert. Ein guter Reflektor besteht meistens aus einer<br />

Metallschicht auf einem Glasträger (Spiegel). In der Praxis wird Aluminium oder Silber auf einen<br />

Glasträger aufgedampft. Je nach der Dicke der Metallschicht wird nur ein Teil des einfallenden Lichtes<br />

reflektiert. Der andere Teil geht durch die Metallschicht und den Glasträger. Man spricht hier von einem<br />

halbdurchlässigen Spiegel. Auch die lichtdurchlässigen Körper reflektieren einen Teil des einfallenden<br />

Lichtes.<br />

Infolge der einfacheren Herstellung werden<br />

meistens ebene und sphärische Spiegel verwendet.<br />

In seltenen Fällen werden auch zylindrische<br />

und parabolische Formen benutzt.<br />

2.3. Bildkonstruktion<br />

2.3.1. Ebener Spiegel<br />

� Bild eines punktförmigen Gegenstandes<br />

Alle Strahlen, die von A ausgehen (1, 2) und auf der Spiegelebene auftreffen,<br />

werden reflektiert. Für den Beobachter kommen die reflektierten Strahlen<br />

(1', 2') scheinbar vom Punkt A' (virtuelles Bild) der symmetrisch zu A<br />

(Gegenstand) bezüglich der Spiegelfläche liegt.<br />

a: Abstand Gegenstandspunkt [m]<br />

b: Abstand Bildpunkt [m]<br />

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r


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� Bild eines ausgedehnten Gegenstandes<br />

Der ebene Spiegel ergibt für einen ausgedehnten Gegenstand AB ein virtuelles<br />

Bild A'B', das symmetrisch zu AB liegt bezüglich der Spiegelfläche.<br />

Dieses Bild ist genau stigmatisch, weil jeder Punkt des Gegenstandes einem<br />

Punkt des Bildes entspricht.<br />

2.3.2. Sphärischer Spiegel<br />

Der sphärische Spiegel ist charakterisiert durch den Radius r und den Öffnungswinkel<br />

�. Weiter wird bezeichnet:<br />

- Kugelzentrum als das Spiegelzentrum (Z)<br />

- Symmetrieachse des Spiegels als die Hauptspiegelachse (H)<br />

- Schnittpunkt zwischen Hauptachse und Spiegel als Spiegelscheitel (S)<br />

Beim konkaven sphärischen Spiegel liegt die reflektierende Schicht auf der<br />

Innenseite der Kugel und beim konvexen sphärischen Spiegel liegt sie auf der<br />

Aussenseite der Kugel.<br />

Für die weiteren Betrachtungen in diesem Abschnitt wollen wir nur den meist<br />

verwendeten Konkavspiegel berücksichtigen. Die Gesetze der Konvexspiegel<br />

folgen denselben Prinzipien.<br />

� Bild eines punktförmigen Gegenstandes<br />

Alle Lichtstrahlen, die auf dem sphärischen Spiegel auftreffen, werden<br />

reflektiert. Sie werden in der Einfallseben mit dem Einfallswinkel bezüglich<br />

der Spiegelnormalen reflektiert. Für den sphärischen Spiegel ist<br />

die Richtung der Normalen für jeden Spiegelpunkt gleich dem Kugelradius.<br />

Mit dieser Eigenschaft kann im sphärischen Spiegel der Bildpunkt<br />

A' vom Gegenstand A konstruiert werden. Die allgemeine Bildkonstruktion<br />

eines punktförmigen Gegenstandes erfordert somit mehrere<br />

Winkelmessungen, was unangenehm ist. Einfacher wird das Bild mit den<br />

folgenden drei ausgezeichneten Strahlen konstruiert.<br />

Der Zentralstrahl verläuft durch das Spiegelzentrum und trifft senkrecht<br />

auf den Spiegel. Er wird senkrecht reflektiert und verlässt den Spiegel in<br />

der Richtung des Spiegelzentrums Z.<br />

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Der Hauptstrahl verläuft parallel zur Hauptachse und trifft im Punkt I<br />

auf den Spiegel. Nach der Reflexion schneidet er die Hauptachse im<br />

Punkt F. I hat von der Hauptachse den Abstand h.<br />

�_____________________________________________________<br />

__________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________<br />

Der Punkt F bildet den Spiegelbrennpunkt und die Distanz FZ wird als Brennweite f bezeichnet. Auf den<br />

Brennpunkt treffen alle reflektierten Strahlen, die parallel zur Hauptachse auf den sphärischen Spiegel mit<br />

einem genügend kleinen Einfallswinkel auftreffen.<br />

f: Brennweite [m]<br />

r: Spiegelradius [m]<br />

Der Brennstrahl verläuft durch den Brennpunkt F. Nach dem Umkehrprinzip<br />

ist leicht ersichtlich, dass der einfallende Lichtstrahl parallel zur<br />

Hauptachse reflektiert wird.<br />

Mit Hilfe von nur zwei ausgezeichneten Lichtstrahlen kann das Bild A'<br />

von der Punktquelle A konstruiert werden.<br />

� Bild eines ausgedehnten Gegenstandes<br />

Das Bild eines ausgedehnten Gegenstandes besteht aus den Bildpunkten<br />

der einzelnen Gegenstandspunkte. Für die Bestimmung der<br />

Grösse und Lage des Bildes dienen die Extrempunkte (A',B') des<br />

Bildes aus der Abbildung der Extrempunkte (A, B) des Gegenstandes.<br />

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� Spiegelgleichung<br />

�______________________________________________<br />

_________________________________________________<br />

_________________________________________________<br />

_________________________________________________<br />

�: Abbildungsmasstab oder Lateralvergrösserung [-]<br />

AB: Gegenstandsgrösse [m]<br />

A'B': Bildgrösse [m]<br />

a: Gegenstandsweite [m]<br />

b: Bildweite [m]<br />

f: Brennweite [m]<br />

� < 0 (> 0): Bild hat ungleiche (gleiche) Richtung wie Gegenstand<br />

Alle Gleichungen sind auch für konvexe Spiegel und virtuelle<br />

Bilder gültig, wobei folgenden Bedingungen für die<br />

Vorzeichen gelten:<br />

f > 0 (< 0): Konkaver (konvexer) Spiegel<br />

a > 0 (< 0): Reeller (virtueller) Gegenstand<br />

b > 0 (< 0): Reelles (virtuelles) Bild<br />

Der konvexe Spiegel ergibt nur virtuelle Bilder mit einer<br />

Vergrösserung 0 < � < 1.<br />

Die sphärischen Spiegel werden in vielen optischen Apparaten<br />

verwendet. Vor allem der Konkavspiegel erlaubt eine<br />

reelle Abbildung mit kleineren Lichtverlusten als mit einer Linse.<br />

2.3.3. Parabolischer Spiegel<br />

Dieser Spiegel hat ein Rotationsparaboloid als Form der reflektierenden<br />

Schicht. Alle einfallenden Lichtstrahlen parallel zur Spiegelhauptachse<br />

werden auf einen Punkt reflektiert, den Brennpunkt F des Rotationsparaboloids.<br />

Anderseits erhält man ein paralleles Lichtbündel von einer<br />

Quelle, die sich im Brennpunkt befindet. Diese Eigenschaft ist durch die<br />

Parabelgleichung gegeben und ist weder abhängig vom Einfallswinkel<br />

des Lichtstrahls noch vom Öffnungswinkel des Spiegels. Diese Reflektoren<br />

werden in Teleskopen und Scheinwerfer verwendet.<br />

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3. Brechung (Refraktion)<br />

3.1. Brechungsgesetz<br />

Durchquert ein Lichtstrahl eine Grenzschicht zwischen zwei lichtdurchlässigen Körper mit unterschiedlichen<br />

optischen Eigenschaften, so entsteht auf der Trennfläche:<br />

- Eine Brechung eines Anteils des einfallenden Lichtstrahls<br />

- Eine Reflexion vom restlichen Anteil des einfallenden Lichtstrahls<br />

Unter Brechung des Lichtes versteht man die Richtungsänderung des Lichtes,<br />

wenn ein Lichtstrahl die Grenzfläche zwischen zwei Körper mit verschiedenen<br />

Lichtgeschwindigkeiten durchquert. Der gebrochene Strahl liegt stets in einer<br />

Ebene mit dem einfallenden und dem reflektierten Strahl.<br />

R: Grenzschicht zwischen Körper 1 und 2<br />

r i:<br />

Einfallender Lichtstrahl<br />

r b:<br />

Gebrochener Lichtstrahl<br />

r r:<br />

Reflektierter Lichtstrahl<br />

n: Senkrechte auf das Flächenelement der Grenzschicht<br />

�: Einfallswinkel [-]<br />

�: Brechungswinkel [-]<br />

n 1:<br />

Brechindex im Körper 1 [-]<br />

n : Brechindex im Körper 2 [-]<br />

2<br />

Die Lichtgeschwindigkeit in der Materie ist stets kleiner als im Vakuum und somit ist n immer grösser als<br />

1. Mit guter Näherung kann n LUFT = 1 gesetzt werden. Ist n 1 > n 2 so so sagt man, Medium 1 sei dichter als<br />

das Medium 2.<br />

Das Brechungsgesetz wurde zuerst experimentell von SNELL gezeigt und dann theoretisch durch DES-<br />

CARTE interpretiert.<br />

3.2. Totalreflexion<br />

Ein Lichtstrahl dringt von einem Körper mit dem Brechindex n 1 in einen<br />

Körper mit dem Brechindex n 2ein, wobei n 1grösser als n 2ist.<br />

Wird nun der<br />

Einfallswinkel � erhöht, so wird ein kritischer Winkel � K erreicht, bei dem<br />

der Brechungswinkel � den Wert �/2 annimmt.<br />

� K:<br />

Kritischer Winkel [-]<br />

K<br />

Wird der Einfallswinkel grösser als der kritische Winkel � , so verschwindet die Lichtbrechung und der<br />

einfallende Lichtstrahl wird nur noch totalreflektiert.<br />

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HTI Biel - Mikrotechnik <strong>Geometrische</strong> <strong>Optik</strong> - 13 / 27<br />

Anwendung der Totalreflexion in der Glasfaser:<br />

Das Licht wird an der Grenzschicht zwischen Kern (n 1)<br />

und Mantel<br />

(n 2) totalreflektiert. Der Brechindex n 2 ist etwa 2% geringer als der<br />

Brechindex n .<br />

1<br />

3.3. Planparallele Schichten<br />

3.3.1. Brechung an einer planparallelen Schicht<br />

Ein Lichtstrahl durchdringt eine Schicht mit planparallelen Flächen, wobei<br />

die angrenzenden Brechindexe identisch sind. Der Strahl weicht von seiner<br />

ursprünglichen Richtung nicht ab, aber er wird um die Distanz � parallel<br />

verschoben.<br />

�________________________________________________________<br />

__________________________________________________________<br />

__________________________________________________________<br />

�: Strahlverschiebung [m]<br />

d: Schichtdicke [m]<br />

�: Einfallswinkel [-]<br />

�: Brechungswinkel [-]<br />

3.3.2. Mehrere planparallele Schichten<br />

Ein Lichtstrahl, der mehrere planparallele Schichten durchquert, wird in der<br />

i-ten Schicht um den Winkel � abgelenkt.<br />

i<br />

�________________________________________________________<br />

__________________________________________________________<br />

__________________________________________________________<br />

� i:<br />

Einfallswinkel in der Schicht i [-]<br />

� i:<br />

Brechungswinkel in der Schicht i [-]<br />

n : Brechindex in der Schicht i [-]<br />

i<br />

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HTI Biel - Mikrotechnik <strong>Geometrische</strong> <strong>Optik</strong> - 14 / 27<br />

3.4. Brechung am Prisma<br />

Ein Prisma ist ein transparenter Körper, der mit zwei nicht parallelen Flächen<br />

F und G abgegrenzt ist. Die beiden Flächen schneiden sich in der brechenden<br />

Kante AB und bilden zusammen den brechenden Winkel �. Jede Ebene<br />

senkrecht zur brechenden Kante CDE bildet eine Hauptschnittebene. In der<br />

Folge wird die Betrachtung auf die folgenden Bedingungen begrenzt:<br />

- Die Lichtstrahlen liegen in der Hauptschnittebene<br />

- Das Prisma ist optisch dichter als seine Umgebung (n P > n)<br />

- Das Licht ist monochromatisch<br />

3.4.1. Strahlenverlauf im Prisma<br />

Betrachten wir einen monochromatischen Lichtstrahl in einer Hauptschnittebene des Prismas. Der Strahl<br />

durchquert das Prisma und erfährt eine Brechung beim Eintreten (A) und eine solche beim Austreten (B).<br />

Die Ablenkung des Lichtstrahls durch das Prisma entspricht dem Ablenkwinkel �.<br />

�______________________________________________<br />

________________________________________________<br />

________________________________________________<br />

�: Ablenkwinkel [-]<br />

� 1:<br />

Einfallswinkel [-]<br />

� 2:<br />

Ausfallswinkel [-]<br />

�: Brechender Prismawinkel [-]<br />

Der Ersatz von � 2 durch eine Funktion f(� 1) führt zu �(� 1):<br />

�_________________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________________<br />

P<br />

n : Brechindex Prisma [-]<br />

n: Brechindex Umgebung [-]<br />

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HTI Biel - Mikrotechnik <strong>Geometrische</strong> <strong>Optik</strong> - 15 / 27<br />

3.4.2. Minimale Ablenkung �min<br />

Wird der Einfallswinkel � 1 zunehmend erhöht, so verringert<br />

sich der Ablenkwinkel � und vergrössert sich<br />

nach dem Durchgang eins Minimalwertes � min wieder.<br />

Mit Hilfe der Differentialrechnung kann gezeigt werden,<br />

dass der Ablenkwinkel � minimal wird, wenn der<br />

Einfallswinkel � 1 und der Ausfallswinkel � 2 gleich<br />

gross sind.<br />

�: Ablenkwinkel [-]<br />

� 1:<br />

Einfallswinkel [-]<br />

� : Ausfallswinkel [-]<br />

3.4.3. Frauenhofersche Gleichung<br />

2<br />

Aus der Messung des minimalen Ablenkwinkels � min eines gegebenen Prismas kann der Brechindex nP<br />

des Prismenmaterials bestimmt werden:<br />

�_________________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________________<br />

3.4.4. Dispersion verursacht durch das Prisma<br />

n P:<br />

Brechindex vom Prisma [-]<br />

n: Brechindex der Prismenumgebung [-]<br />

� min:<br />

Minimale Ablenkung [-]<br />

�: Brechender Winkel [-]<br />

Ein Prisma aus transparentem Material lenkt das Licht um den Winkel<br />

� ab, der von der Wellenlänge, d.h. von der Farbe des Lichtes<br />

abhängig ist. Die verschiedenen Farben eines parallel einfallenden<br />

Lichtbündels (L) werden um verschiedene Winkel abgelenkt und<br />

ergeben somit eine Farbzerstreuung oder Dispersion. Das Dispersionsverhalten<br />

n(�) für gut durchlässige Körper kann angenähert nach<br />

Cauchy mit der folgenden Beziehung beschrieben werden:<br />

n: Brechindex [-]<br />

�: Wellenlänge [m]<br />

n D:<br />

Brechindex bei � = 587.6 nm [-]<br />

a: Materialabhängige Konstante [m ] 2<br />

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3.4.6. Relative Dispersion<br />

Prismenmaterialien mit verschiedenen Brechindexen n ergeben unterschiedliche Längen des Spektrums.<br />

Verglichen werden die verschiedenen Dispersionsvermögen mit der relativen Dispersion � rel oder der<br />

Abbeschen Zahl �<br />

� rel:<br />

Relative Dispersion [-]<br />

n D:<br />

Brechindex für � = 587,6 nm (gelb)<br />

n F:<br />

Brechindex für � = 486,1 nm (blau)<br />

n C:<br />

Brechindex für � = 656.3 nm (rot)<br />

�: Abbesche Zahl [-]<br />

3.5. Brechung an der Kugelfläche<br />

3.5.1. Abbildung eines Punktes<br />

Zwei Medien mit den Brechindexen n 1 und n 2 sind mit einer<br />

kugelförmigen Oberfläche mit dem Radius r und dem Kugelscheitel<br />

S voneinander getrennt. Der Punkt A' ist das Bild des Gegenstandes<br />

A, der auf der Hauptachse H liegt. Unter der Beachtung<br />

der ähnlichen Dreiecke APZ und A'QZ gilt:<br />

Mit der Lichtbrechung auf der Trennfläche gilt: �__________________________________________<br />

Für Strahlen mit einem kleinen Einfallswinkel � d.h. paraxiale Strahlen (cos � � 1; s 1 � a; cos � � 1;<br />

s � b) gilt:<br />

2<br />

�__________________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________________<br />

3.5.2. Brennpunkte an der Kugelfläche<br />

n i:<br />

Brechindex im Medium i [-]<br />

a: Gegenstandsabstand [m] [1]<br />

b: Bildabstand [m]<br />

r: Radius der Kugelfläche [m]<br />

Der objektseitige Brennpunkt F 1 ist der Standort des Gegenstandes, wenn<br />

das Bild im Unendlichen b = � liegt, wird a = f . Mit Gleichung [1] gilt:<br />

�_______________________________________________________<br />

1<br />

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Der bildseitige Brennpunkt F 2 ist der Standort des Bildes, wenn der Gegenstand im Unendliche a = �<br />

liegt, wird b = f . Mit Gleichung [1] gilt:<br />

2<br />

�___________________________________________________________________<br />

Die Gleichung [1] multipliziert mit r/(n 2 - n 1)<br />

ergibt:<br />

�___________________________________________________________________<br />

3.5.3. Abbildungsmasstab<br />

f 1:<br />

Objektseitiger Brennpunkt [m]<br />

f : Bildseitiger Brennpunkt [m]<br />

Das Bild A'B' eines Gegenstandes AB geformt aus paraxialen<br />

Strahlen erreicht die folgende Vergrösserung:<br />

�__________________________________________________<br />

____________________________________________________<br />

____________________________________________________<br />

3.5.4. Vorzeichenkonvention<br />

2<br />

�: Abbildungsmasstab [-]<br />

AB: Grösse des Gegenstandes [m]<br />

A'B': Grösse des Bildes [m]<br />

n : Brechindex im Medium i [-]<br />

i<br />

a: Gegenstandsabstand [m]<br />

b: Bildabstand [m]<br />

Damit die hergeleiteten Gleichungen allgemein für paraxiale Strahlen gültig sind, gelten die folgenden<br />

Konventionen:<br />

- Die Lichtstrahlen gehen von links nach rechts<br />

- a > 0 (< 0): Gegenstand liegt links (rechts) vom Scheitel S<br />

- b > 0 (< 0): Bild liegt rechts (links) vom Scheitel S<br />

- r > 0 (< 0): Kugelzentrum Z liegt rechts (links) vom Scheitel S<br />

- f 1 > 0 (< 0): Brennpunkt objektseitig F 1 liegt links (rechts) vom Scheitel S<br />

- f > 0 (< 0): Brennpunkt bildseitig F liegt rechts (links) vom Scheitel S<br />

2 2<br />

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3.5.5. Abbildung eines "grossen" Gegenstandes<br />

Die Bildpunkte eines grossen Gegenstandes werden mit paraxialen<br />

Strahlen zur Hauptachse H und je nach Bedarf (wenn cos � � 1) zu<br />

verschiedenen Nebenachsen N konstruiert.<br />

3.6. Linsen<br />

Unter einer Linse versteht man einen durchsichtigen Körper, der durch zwei Kugelflächen begrenzt ist.<br />

Im Extremfall kann die eine Begrenzungsfläche auch eine Ebene sein. Die Lichtstrahlen mit kleinen<br />

Divergenz- oder Konvergenzwinkeln durchqueren die Linse und werden dabei zweimal gebrochen.<br />

Allgemeine Form des Linsenkörpers:<br />

3.6.1. Linsenformen<br />

Z 1, Z 2:<br />

Kugelzentren<br />

r 1, r 2:<br />

Kugelradien<br />

S 1, S 2:<br />

Kugelscheitel<br />

H: Hauptachse<br />

M: Optisches Zentrum<br />

L: Lichtstrahl<br />

n: Brechindex der Linse<br />

Je nach der Position der Kugelzentren und der relativen Grösse von r 1 und r 2 unterscheidet man:<br />

� Sammellinse (Konvexlinse): Diese Linsen sind in der Mitte dicker als an den Randzonen<br />

� Zerstreuungslinse (Konkavlinse): Diese Linsen sind in der Mitte dünner als an den Randzonen<br />

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Linsen mit dem Abstand S1S 2viel kleiner als die Kugelradien r iwerden<br />

als dünne Linsen bezeichnet. Bei<br />

optischen Betrachtungen mit dünnen Linsen werden die Punkte S 1, S 2 und M zu einem Punkt<br />

zusammengefasst. Die Linsendicke wird dabei vernachlässigt.<br />

3.6.2. Dünne Linsen<br />

3.6.2.1. Linsengleichung<br />

Die Linsengleichung kann aus der Doppelbrechung an Kugelflächen<br />

(I,II) hergeleitet werden. Dabei werden nur achsparallele Strahlen<br />

berücksichtigt und die Linsendicke vernachlässigt. Die<br />

Abbildungsgleichung erfolgt aus der Brechung an den Kugelflächen<br />

I und II unter Berücksichtigung der Vorzeichen:<br />

(I):___________________________________________________1)<br />

(II):__________________________________________________2)<br />

1+2):_______________________________________________________________<br />

a: Gegenstandsabstand [m]<br />

b: Bildabstand [m]<br />

n i:<br />

Brechindex der Körper ausserhalb der Linse [-]<br />

n L:<br />

Brechindex des Linsenkörpers [-]<br />

r , r : Kugelradien [m]<br />

1 2<br />

Beschränken wir uns auf den einfacheren Fall, wo die Linse beidseitig<br />

mit nur einem Körper umgeben ist (Brechindex: n), so gilt für die<br />

Abbildungsgleichung bei einer dünnen Linse:<br />

_____________________________________________________<br />

3.6.2.2. Brennpunkt und Brennweite<br />

n: Brechi. ausserhalb der Linse<br />

[-]<br />

An jeder Linse können zwei Brennpunkte (F 1, F 2)<br />

definiert werden.<br />

Der bildseitige Brennpunkt F 1 liegt auf der Höhe des Gegenstandes,<br />

wenn das Bild im Unendlichen (b = �) liegt. Der objektseitige<br />

Brennpunkt F 2 liegt auf der Höhe des Bildes, wenn der Gegenstand<br />

im Unendlichen (a = �) liegt. Der Abstand vom optischen Zentrum<br />

zum Brennpunkt wird als Brennweite f bezeichnet.<br />

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b = �; a � f 1:________________________________________________________<br />

a = �; b � f 2:________________________________________________________<br />

f 1 = f 2 = f. Der Vergleich mit der Abbildungsgleichung ergibt:<br />

f: Brennweite [m]<br />

n L:<br />

Brechindex des Linsenkörpers [-]<br />

n: Brechindex ausserhalb der Linse (Luft n = 1) [-]<br />

r i:<br />

Kugelradien [m]<br />

a: Gegenstandsabstand [m]<br />

b: Bildabstand [m]<br />

Für Linsen in der Luft (n = 1) wird 1/f als Brechkraft D bezeichnet und mit der Masseinheit Dioptrie<br />

[dpt] angegeben. [D] = dpt = m -1<br />

3.6.2.3. Zerstreuungslinse<br />

Die bisher behandelte Sammellinse hat die Fähigkeit<br />

parallel einfallende Strahlen zu bündeln.<br />

Die Brennweite f ist positiv. Eine Zerstreuungslinse<br />

hingegen zerstreut ein paralleles Strahlenbündel.<br />

Für diese Linse wird die Brennweite negativ.<br />

3.6.2.4. Bildkonstruktion<br />

Ein Bild entsteht mit Hilfe der drei folgenden ausgezeichneten Strahlen (zwei genügen für eine Konstruktion):<br />

"1" Der Zentralstrahl, der durch das Linsenzentrum M verläuft, wird nicht abgelenkt.<br />

"2" Der Hauptstrahl, der parallel zur Hauptachse liegt, wird von der Linse so abgelenkt, dass er durch<br />

den Brennpunkt F 2 verläuft.<br />

"3" Der Brennstrahl, der durch den Brennpunkt F 1 verläuft, wird von der Linse so abgelenkt, dass er<br />

parallel zur Hauptachse zu liegen kommt.<br />

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Das Bild des Gegenstandes AB ist gegeben durch die Abbildung sämtlicher Punkte<br />

des Gegenstandes. Im allgemeinen genügt aber die Abbildung des Punktes A (Punkt<br />

mit dem grössten Abstand von der optischen Achse) und dem Achspunkt B (Punkt<br />

liegt unterhalb von A).<br />

3.6.2.5. Abbildungsmasstab - Gesetz von Newton<br />

Der Abbildungsmasstab ist das Verhältnis der Bildgrösse zur Gegenstandsgrösse.<br />

Aus den ähnlichen Dreiecken der ausgezeichneten<br />

Strahlen ergibt sich:<br />

�______________________________________________________<br />

_______________________________________________________<br />

3.6.2.6. Vorzeichenkonvention<br />

�: Abbildungsmasstab [-]<br />

AB: Gegenstandsgrösse [m]<br />

A'B': Bildgrösse [m]<br />

a: Gegenstandsweite [m]<br />

b: Bildweite [m]<br />

f: Brennweite [m]<br />

Mit der folgenden Konvention sind die Linsengleichungen allgemein anwendbar:<br />

S Die Strahlen gehen von links nach rechts<br />

S Gegenstand (reell) links von der Linse: a > 0<br />

Gegenstand (virtuell) rechts von der Linse: a < 0<br />

S Bild (reell) rechts von der Linse: b > 0<br />

Bild (virtuell) links von der Linse: b < 0<br />

S Krümmungszentrum rechts von der Fläche: r > 0<br />

Krümmungszentrum links von der Fläche: r < 0<br />

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S Sammellinse: f > 0<br />

Zerstreuungslinse: f < 0<br />

S Punkte oberhalb der Achse: AB, A'B' > 0<br />

Punkte unterhalb der Achse: AB, A'B' < 0<br />

3.7. System dünner Linsen<br />

3.7.1. Gesamtbrennweite<br />

Viele optische Systeme bestehen aus mehreren Linsen mit<br />

gemeinsamer optischer Achse. Die Gesamtbrennweite f eines<br />

Systems von zwei Linsen (L 1, L 2) mit den Brennweiten (f 1, f 2)<br />

ist gegeben mit:<br />

f: Gesamtbrennweite [m]<br />

f i:<br />

Brennweite der Linse i [m]<br />

d: Abstand der Linsen [m]<br />

Zwei dünne Linsen mit den Brennweiten f 1und f 2 können durch eine resultierende Brennweite f bezogen<br />

auf die beiden Hauptschnittebenen ersetzt werden. Auf die Herleitung der Gesamtbrennweite wird hier<br />

verzichtet.<br />

3.7.2. Zwischenbild<br />

Eine einfache Möglichkeit die Lage der Bild- und Objektebene und den Abbildungsmasstab zu berechnen<br />

ergibt die folgende Überlegung:<br />

a) Die Linse L 1 erzeugt vom Objekt AB das Zwischenbild<br />

A'B' an der Position b .<br />

b) Die Linse L 2 erzeugt vom Zwischenbild A'B' das<br />

Bild A'


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4. Optische Instrumente<br />

4.1. Das Auge<br />

4.1.1. Augenstruktur<br />

Das Licht, das in das Auge eindringt, durchquert vier verschiedene<br />

Schichten mit vier verschiedenen Brechindexen. Das sind:<br />

- Die Hornhaut (H) ist eine vorgewölbte durchsichtige Schicht<br />

und hat im allgemeinen eine sphärischer Form R H = 0.78 cm.<br />

- Die vordere Augenkammer (K) ist mit einer wässrigen Flüssigkeit<br />

gefüllt, deren Brechindex angenähert beim Brechindex von<br />

Wasser liegt n K = 1.337.<br />

- Die Linse (L) ist bikonvex, elastisch und von den Zilarmuskeln<br />

(Z) umgeben n L = 1.358.<br />

- Der Glaskörper (G) besteht aus einer durchsichtigen galert-<br />

artigen Masse und belegt den grössten Teil des Auges. n = n<br />

G K<br />

- Die Iris (I) ist eine farbige Membran mit eine kreisförmigen Öffnung in der Mitte. Sie gibt dem Auge<br />

die Farbe.<br />

- Die Pupille (P) ist die kreisförmige Öffnungen in der Iris. Sie regelt die ins Auge eintretende<br />

Lichtmenge. Der Pupillendurchmesser verändert sich zwischen 2 und 8 mm.<br />

- Die Netzhaut (R) ist eine lichtempfindliche dünne Schicht hinter dem Glaskörper. Sie wird aus den<br />

optischen Nerven gebildet, die das geformte Bild auf der Netzhaut in das Nervenzentrum im Gehirn<br />

übertragen. Der kleine Bereich von ca 2 mm Durchmesser, der gelbe Fleck (T), ist die empfindlichste<br />

Stelle der Netzhaut.<br />

- Der Blinde Fleck (B) von ca 1 mm Durchmesser, ist die Eintrittsstelle der Sehnerven (N) in die<br />

Netzhaut. Die betreffende Stelle ist für das Licht unempfindlich.<br />

4.1.2. Reduziertes Auge<br />

Das Auge besteht aus mehreren sphärischen Schichten. Die gesamte<br />

Wirkung entspricht ungefähr einer konvexen Linse und wird als "Reduziertes<br />

Auge" bezeichnet. Diese Linse liegt etwas 7 mm hinter der Hornhaut.<br />

4.1.3. Augenfehler<br />

Im normalen Auge wird ein Gegenstand im Unendlichen auf der Netzhaut abgebildet. Verschiebt sich nun<br />

der Gegenstand, so verformen sich die Linsenradien soweit, bis das Bild wieder auf der Netzhaut<br />

erscheint. Diese Linsendeformation wird maximal, wenn der Gegenstand im Nahpunkt liegt. Sie wird als<br />

Akkommodationsvermögen bezeichnet. Für ein normales Auge liegt die Akkommodationszone zwischen<br />

� (Auge in Ruhelage) und ca 25 cm.<br />

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Normalsichtig: Das Auge erfährt für den<br />

Normalgebrauch keine Korrektur.<br />

Kurzsichtig: Das kurzsichtige Auge ist kon<br />

vergent. Ohne Akkommodation wird ein<br />

Objekt in unendlichen vor der Netzhaut abgebildet.<br />

Um diesen Fehler zu korrigieren<br />

wird das Auge mit einer Zerstreuungslinse<br />

korrigiert.<br />

Weitsichtig: Das weitsichtige Auge ist nicht<br />

genug konvergent. Ohne Akkommodation<br />

hat ein Punkt in Unendlichen sein Bild hinter<br />

der Netzhaut. Dieser Sehfehler wird mit<br />

einer Sammellinse behoben.<br />

4.1.4. Vergrösserungszahl eines Instrumentes<br />

Die Grösse eines Objektes ist proportional zum<br />

Tangens des Sehwinkels �. Die Vergrösserungszahl<br />

(oder Angularvergrösserung) � ist das Verhältnis<br />

vom Tangens des Sehwinkels � mit Instrument<br />

zum Tangens des Sehwinkels � ohne<br />

Instrument. Das Objekt bleibt in der gleichen Entfernung<br />

L (Nahpunkt) zum Auge.<br />

4.2. Lupe<br />

�: Vergrösserungszahl [-]<br />

�: Sehwinkel mit Instrument [-]<br />

�: Sehwinkel ohne Instrument [-]<br />

Lupen dienen dazu, kleine Gegenstände dem Auge vergrössert<br />

darzubieten. Ohne Lupe betrachtet ein normalsichtiges<br />

Auge ein kleines Objekt AB an der Akkommodationsgrenze.<br />

Das entspricht der Bezugsweite L = 25 cm. Mit der Lupe<br />

kann ein völlig entspanntes Auge das Bild im Unendlichen<br />

wahrnehmen. In dieser Situation liegt der Gegenstand im<br />

Brennpunkt. Somit gilt für die Vergrösserungszahl �:<br />

�____________________________________________________<br />

L: Bezugsweite [m]<br />

f: Brennweite [m]<br />

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4.3. Mikroskop<br />

Das Mikroskop dient dazu, sehr kleine Gegenstände in geringem Abstand zu betrachten. Im Prinzip<br />

besteht das Mikroskop aus zwei Hauptkomponenten:<br />

- Objektiv (L 1),<br />

wird so bezeichnet, weil es auf der Seite des Gegenstandes liegt. Es besteht aus einem<br />

Linsensystem, wobei darin nicht nur dünne Linsen auftreten. Für die folgende einfache Betrachtung<br />

benutzen wir ein einfaches Objektiv bestehend aus einer dünnen Konvexlinse. L 1 hat nur eine<br />

Brennweite von einigen mm. Das Objektiv erzeugt vom Gegenstand ein vergrössertes, reelles Bild.<br />

Die in das Mikroskop eintretenden Strahlen haben grosse Winkel zur Hauptachse (bis 70�). Die dabei<br />

entstehenden Abbildungsfehler werden weitgehend mit Linsenkombinationen korrigiert.<br />

- Okular (L 2),<br />

liegt, wie der Name sagt, auf der Seite des Auges. Es wird wie eine gute Lupe verwendet<br />

und besteht im allgemeinen aus zwei Linsen. Für die Betrachtung benutzen wir ein einfaches Okular<br />

mit einer dünnen Konvexlinse. Das von L 1 erzeugte Zwischenbild liegt im Brennpunkt von L 2.<br />

Objektiv und Okular zusammen erzeugen ein Endbild im Unendlichen. Die Brennweite von L 2 liegt<br />

etwa bei 2 cm.<br />

AB: Gegenstand<br />

A'B': Reelles Zwischenbild<br />

A'


4.4. Fernrohr<br />

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4.4.1. Keplersches Fernrohr<br />

Im Keplerschen Fernrohr wird mit einer Lupe das Bild von der ersten Linse betrachtet. Das Instrument<br />

besteht aus den beiden Hauptkomponenten:<br />

- Objektiv (L 1),<br />

besteht im allgemeinen aus zwei aneinander gefügte Linsen. Vereinfacht wird es als<br />

eine dünne Konvexlinse mit der Brennweite von 1 bis 2 m und einem grossen Durchmesser bis zu 1<br />

m betrachtet.<br />

- Okular (L 2),<br />

hat die Aufgabe einer Lupe. Es ist vergleichbar mit einer dünnen konvexen Linse mit<br />

einigen cm Brennweite.<br />

A�B �:<br />

Gegenstand im Unendlichen<br />

A'B': Reelles Zwischenbild<br />

A'


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Zusätzliche Linse im Fernrohr:<br />

Die Linse L 2 dient für die Drehung<br />

des Bildes.<br />

Perroscher Prismensatz:<br />

Das Bild A'B' wird mit zwei Prismen<br />

wieder zurückgerichtet. Die brechenden<br />

Winkel der Prismen betragen 90�.<br />

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