Verbrauchsmaterial - Druckereien
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» Labels, Siegel und Normen<br />
Carbon-Footprint, Normen, Umweltlabels und -organisationen<br />
CO 2 -Ausgleich<br />
Apropos Ablasshandel<br />
Schon etwa 700 bis 800 <strong>Druckereien</strong> bieten ihren Kunden den Ausgleich der beim Druck entstehenden<br />
CO 2 -Emissionen an. „Genial“, denken viele, „Ablasshandel“, sagen die anderen. Warum das Geld meistens<br />
auf fruchtbaren Boden fällt und wieso immer alles so kompliziert sein muss, weiß Harriet Schultz.<br />
C arbon-Asset-Management-<br />
Unternehmen verkaufen den<br />
Ausgleich von CO 2 -Kompensation.<br />
Die Dienstleistung entsteht bei der<br />
Berechnung emittierter CO 2 -Emissionen<br />
für mittlerweile sehr viele unternehmerische<br />
oder private Bereiche:<br />
Autofahren, Reisen, Übernachten,<br />
Feste feiern. Mittlerweile können<br />
die CO 2 -Emissionen für Flugreisen<br />
oder Events ebenso ermittelt und<br />
ausgeglichen werden wie für Waren<br />
und Produkte aller Couleur. Die dabei<br />
entstehenden CO 2 -Emissionen werden<br />
bestmöglich in den realen Preis<br />
für äquivalente Ausgleichsmaßnahmen<br />
umgerechnet. Mit diesem Geld<br />
werden u. a. sogenannte Emissionszertifikate<br />
(vgl. Seite 18) gekauft und<br />
stillgelegt. Privaten und gewerblichen<br />
Kunden wird somit die Möglichkeit<br />
gegeben, ihren Beitrag für eine künftig<br />
nachhaltigere und sicherere Energieversorgung<br />
zu leisten.<br />
Was kostet „klimaneutral“?<br />
„Was kostet mich denn der Spaß?“<br />
Solche oder ähnliche Anfragen kennen<br />
die meisten <strong>Druckereien</strong>, die klimaneutrale<br />
Drucksachen anbieten.<br />
Sicher, man könnte über den Begriff<br />
„klimaneutral“ diskutieren, doch wäre<br />
eine solche Diskussion schon deshalb<br />
orientierungslos, weil jeder<br />
weiß, dass es sich bei den Berechnungen<br />
nur um einen annähernden Wert<br />
handeln kann und es dabei auch gar<br />
nicht um das letzte Gramm CO 2 geht.<br />
So lässt sich die Frage, welche CO 2 -<br />
Emissionen 10.000 Drucksachen erzeugen<br />
mögen, nicht spontan oder<br />
pauschal beantworten. Die Emissionsmenge<br />
ergibt sich aus einem Mix<br />
unterschiedlicher Einflussfaktoren.<br />
Auf welcher Druckmaschine wurde<br />
produziert, mit welchem Papier? Wie<br />
wurde die Drucksache veredelt und<br />
weiterverarbeitet und auch: Welcher<br />
Druckdienstleister hat produziert,<br />
sprich welche weiteren unternehmerischen<br />
Umweltschutzmaßnahmen<br />
sind bereits berücksichtigt worden?<br />
Diese und einige weitere Fragen spielen<br />
bei der Berechnung der bei einem<br />
Druckauftrag entstehenden CO 2 -<br />
Emissionen eine Rolle. Im Regelfall<br />
liegen die Aufpreise zwischen weniger<br />
als einem Cent pro Druckstück<br />
für einfache Drucksachen, bis hin zu<br />
mehreren Cent für entsprechend aufwendigere<br />
Druckwerke. Und der moralische<br />
Sinn des Ganzen? Wer nicht<br />
an die Rettung des Weltklimas<br />
glaubt, weiß trotzdem, dass fossile<br />
Brennstoffe endlich sind. Wenn Kohlendioxid<br />
emittiert wird, werden auch<br />
begrenzte fossile Energieträger verbraucht.<br />
Erneuerbare Energiequellen<br />
müssen rechtzeitig flächendeckend<br />
verfügbar sein, um Engpässe zu vermeiden.<br />
Ein Teil der Ausgleichszahlungen<br />
fließt zum Beispiel in eine dezentralere<br />
Energieversorgung, die<br />
mehr Wettbewerb, folglich ggf. bessere<br />
Energiepreise und insgesamt<br />
mehr Versorgungssicherheit mit sich<br />
bringt, nicht nur in Deutschland.<br />
Carbon Footprint<br />
Wie bei vielen Themen des Umweltschutzes<br />
ist auch das Thema der<br />
Emissionsermittlung, beispielsweise<br />
24 Medien Nachhaltige Medienproduktion<br />
eines Druckprozesses, komplex. Bis<br />
heute fehlen einheitliche Standards<br />
bzw. direkte Vergleichsmöglichkeiten<br />
unter den drei großen deutschen Anbietern:<br />
dem Bundesverband Druck<br />
und Medien (bvdm mit der Klimainitiative),<br />
natureOffice und Climate-<br />
Partner, die zusammen etwa 95 Prozent<br />
der entsprechenden Aufträge<br />
von geschätzten 700 bis 800 Teilnehmern<br />
in der deutschen Druckbranche<br />
abwickeln. Als Basis solcher Berechnung<br />
dient die sogenannte Ökobilanznorm<br />
ISO (International Organization<br />
for Standardization) 14040 ff.<br />
Die ISO-Norm 14064 (Umweltmanagement,<br />
Messung, Berichterstattung<br />
und Verifizierung von Treibhausgasemissionen)<br />
bildet die Grundlage für<br />
die Bestimmung eines Carbon Footprints<br />
(CO 2 -Fußabdrucks). Sie ist Teil<br />
der 14000er-Normreihe und untergliedert<br />
sich in drei Teile: Der Teil<br />
14064-1 beispielsweise beschreibt<br />
die Grundlagen und Anforderungen<br />
zur Quantifizierung von Emissionen<br />
auf Unternehmensebene und gibt<br />
u. a. vor, dass alle Treibhausgase eines<br />
Unternehmens zu erfassen sind.<br />
Künftige Normen<br />
Eine neue Norm wird die ISO 14067<br />
sein. Sie soll für Transparenz bei Berechnung<br />
und Kommunikation der<br />
Treibhausgasemissionen sorgen. Der<br />
Entwurf lässt das Ziel erkennen, dass<br />
für Waren und Dienstleistungen eine<br />
einheitliche Ökobilanzmethode festgelegt<br />
werden soll, die über die komplette<br />
Lebensdauer eines Produktes<br />
ermittelt wird, was Beschaffung, Pro-<br />
duktion und die Entsorgung mit einschließt.<br />
Interessant ist auch, dass die<br />
Form der Kommunikation geregelt<br />
werden soll. Kurz gesagt: Wie der Carbon<br />
Footprint eines Produktes für<br />
Verbraucher einheitlich darzustellen<br />
ist – international vergleichbar. Diese<br />
Norm soll sodann für jedes Produkt<br />
anwendbar sein.<br />
Daneben wurde im Herbst 2011 im<br />
Normenausschuss Druck- und Reproduktionstechnik<br />
(NDR) der Arbeitsausschuss„Umweltverträglichkeit<br />
von Druckprodukten“ gegründet,<br />
mit dem Ziel, eine speziell für die<br />
Druckbranche einheitliche Messmethode<br />
von CO 2 -Emissionen zu erreichen,<br />
die sodann in unterschiedliche<br />
Rechner integriert werden kann. Der<br />
Ausschuss will vor allem der „gegenwärtigen<br />
Marktentwicklung unterschiedlicher<br />
CO 2 -Messmethoden<br />
entgegenwirken sowie mit der Entwicklung<br />
einer einheitlichen Branchenlösung<br />
zur CO 2 -Bilanzmessung<br />
den Wettbewerb transparenter gestalten“.<br />
Eine bessere Vergleichbarkeit<br />
nach DIN-ISO 16759 könnte<br />
Printbuyern entgegenkommen, besonders<br />
denen, die selber systematischen<br />
Umweltschutz betreiben.<br />
Prozessschritte<br />
Soweit die CO 2 -Menge nach einer bestimmten<br />
Methodik quantifiziert<br />
worden ist, können die Kosten ermittelt<br />
werden, die durch Zahlung des<br />
Druckdienstleisters pro Druckauftrag<br />
ausgeglichen werden. Im Regelfall<br />
zahlt ein Druckdienstleister nicht automatisch<br />
für jeden Druckauftrag,