Verbrauchsmaterial - Druckereien
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sanieren lassen. Die IGB AG hat sich<br />
auf den Bau von <strong>Druckereien</strong> spezialisiert<br />
und seit 2005 14 Betriebe gebaut<br />
oder modernisiert. Für den Bau<br />
der neuen Betriebsstätte der Häuser<br />
KG hat IGB im Jahr 2010 den Daikin<br />
3) Planerpreis für Primärenergieeffizienz<br />
gewonnen. Eine besondere<br />
Herausforderung beim Bau von <strong>Druckereien</strong><br />
ist die hohe Wärmelast in<br />
der Produktion. „Beim Bau der neuen<br />
Betriebsstätte der Häuser KG stand<br />
die Wärmeverschiebung im Vordergrund.<br />
Die Häuser KG spart seither<br />
in den sanierten Gebäuden 45 Prozent<br />
an CO 2 -Emissionen“, so Mazur<br />
und „ [...] <strong>Verbrauchsmaterial</strong>ien eingerechnet,<br />
kann keine Druckerei per<br />
se absolut CO 2 -neutral produzieren.<br />
Darum bieten wir unseren Kunden<br />
über die Umweltagentur Climate-<br />
Partner (vgl. Seite 26) vollständig klimaneutrale<br />
Produkte durch CO 2 -<br />
Ausgleich an.“ Eigentlich sollte das bei<br />
Häuser sogar günstiger sein, weil das<br />
Unternehmen einen optimierten<br />
Carbon Footprint aufweisen kann.<br />
„Zertifizierungen sind als<br />
Vergleichswert relativ“<br />
Diese Entwicklung böte doch eigentlich<br />
optimale Bedingungen für eine<br />
Umweltzertifizierung. Heiko Mazur<br />
will aber noch warten. „Derzeit<br />
schauen wir uns nach tatsächlich für<br />
Printbuyer 1:1 vergleichbaren Mechanismen<br />
oder Labels um, die einen<br />
weniger komplexen Vergleich von<br />
Dienstleister zu Dienstleister erlauben.“<br />
Das gelte gleichfalls auch für<br />
entsprechende Labels oder Siegel im<br />
Umweltschutzbereich.<br />
„Zertifizierungen sind als Vergleichswert<br />
relativ im Umweltschutz. Nehmen<br />
wir an, dass ein Druckdienstleister<br />
ältere Druckmaschinen einsetzt.<br />
Die Einführung eines Umweltmanagementsystems<br />
dokumentiert zwar<br />
die lobenswerte Absicht des Kollegen,<br />
nachhaltig zu produzieren, sagt aber<br />
zunächst nur wenig darüber aus, wie<br />
umweltorientiert das Unternehmen<br />
tatsächlich aufgestellt ist.“<br />
EMAS-zertifizierte Unternehmen<br />
verpflichten sich zu permanenten<br />
Verbesserungen im Umweltschutz<br />
und der Status muss in einem Umweltbericht<br />
veröffentlicht werden<br />
(vgl. Seite 32). Printbuyer könnten<br />
3) www.druckdeal.de/go/daikinpreis, 4) www.druckdeal.de/go/bund01<br />
theoretisch nicht nur aktuelle Zahlen<br />
mit den Vorjahreszahlen eines Betriebes,<br />
sondern auch von unterschiedlichen<br />
<strong>Druckereien</strong> direkt miteinander<br />
vergleichen. Soweit die Theorie. Die<br />
tägliche Praxis sieht derzeit noch anders<br />
aus, denn nur wenige Printbuyer<br />
schauen wirklich genau hin.<br />
Doch nur mit der von den Initiatoren<br />
als Hauptargument genannten Vergleichbarkeit<br />
von Umweltschutzmaßnahmen<br />
ließe sich einigermaßen<br />
verbindlich feststellen, welche Druckerei<br />
in welchem Maße nachhaltig<br />
produziert. Tatsächlich könnte die<br />
Umweltbelastung im Vergleich zu einem<br />
nicht zertifizierten Unternehmen<br />
weit höher sein. Zudem lässt die<br />
bei EMAS verpflichtende Umwelterklärung<br />
Interpretationsspielräume<br />
zu. Der Prozess könnte sich als viel zu<br />
komplex für die Praxis erweisen.<br />
Heiko Mazur gibt damit kein Plädoyer<br />
gegen Zertifizierungen oder Normen<br />
ab. Er regt eine Diskussion an,<br />
die längst schon hätte geführt werden<br />
müssen, damit sich die Vision<br />
der zertifizierten Vergleichbarkeit<br />
branchenweit etablieren kann.<br />
Warum nur wenige <strong>Druckereien</strong><br />
EMAS oder ISO 14001 nutzen<br />
Die abwartende Haltung Tausender<br />
<strong>Druckereien</strong> ist keine Blockade, sondern<br />
zählt zum betriebswirtschaftlichen<br />
Pflichtprogramm. Die externen<br />
Kosten für eine Zertifizierung, beispielsweise<br />
für EMAS, können, die<br />
Planungsphase eingerechnet, schnell<br />
20.000 Euro überschreiten, je nachdem,<br />
in welchem Umfang externe Beratung<br />
hinzugezogen wird. Die Validierung<br />
zum Projektabschluss wird<br />
durch einen Umweltgutachter für Tagessätze<br />
zwischen 650 und 1.200<br />
Euro durchgeführt. Zudem muss für<br />
die Aufbauphase (zwölf bis 18 Monate)<br />
ein qualifizierter Mitarbeiter als<br />
Umweltbeauftragter vier bis acht Tage<br />
pro Monat abgestellt werden. In<br />
drei bis fünf Jahre könnten sich diese<br />
Kosten auf eine sechsstellige Summe<br />
addieren.<br />
Das Gros der Druckbranche kann sich<br />
solche Kosten- und Personalaufwände<br />
schlichtweg nicht leisten. Letztlich,<br />
so ihr Argument, zahlt alles der<br />
Kunde. Immer mehr unproduktive<br />
Berater, Gutachter, Kontrolleure und<br />
Experten wollen ein Stück vom produktiven<br />
Kuchen der Druckdienstleister,<br />
die jede neue Norm, Vorschrift,<br />
Optimierung etc. zunächst<br />
einmal reinverdienen müssen. „Unproduktiv“<br />
ist nicht negativ gemeint,<br />
sondern beschreibt, dass jeder Mehraufwand<br />
an der Druckmaschine reinverdient<br />
werden muss, obgleich sich<br />
<strong>Druckereien</strong> derzeit in einem bedrohlichen<br />
Preiskampf befinden und die<br />
sich ausweitende Wirtschaftskrise<br />
deutlich zu spüren bekommen.<br />
Umweltzertifikate<br />
diskreditiert<br />
Zudem regt sich Kritik an der Glaubwürdigkeit<br />
der Zertifizierungsverfahren.<br />
Ein Regionalverband des Bundes<br />
für Umwelt und Naturschutz<br />
Deutschland e. V. (BUND) kritisiert<br />
in einer Erklärung 4) vom Juni 2011,<br />
dass sich ausgerechnet der Atomund<br />
Kohlekonzern EnBW mit dem<br />
Zertifikat ISO 14001 schmückt. „Der<br />
Konzern, der seinen Strom u. a. aus<br />
überalterten, umweltbelastenden<br />
und gefährlichen Atomanlagen bezieht<br />
und neue Kohlekraftwerke<br />
baut, versucht sich ein grünes Image<br />
zu geben“, erklärt der BUND.<br />
So erhielt auch das französische<br />
Atomkraftwerk Fessenheim die Umweltzertifizierung<br />
ISO 14001 „beispielsweise<br />
für Mülltrennung und für<br />
einen Umweltschutz-Notfallwagen<br />
bei nicht nuklearen Betriebsunfällen“.<br />
Isar 1 und 2 seien sogar EMASzertifiziert.<br />
Der BUND bezeichnet<br />
das als Greenwashing. „Umweltzertifikate<br />
wie ISO 14001, RECS und<br />
EMAS werden durch gezielten Missbrauch<br />
diskreditiert und stellen damit<br />
sich selbst in Frage“, so das<br />
BUND-Fazit. Es gehe nicht immer<br />
um das Wohl der Umwelt, sondern<br />
um die satten Gewinne der Zertifizierer<br />
und einer sich selbst erhaltenden<br />
Zertifizierungsindustrie. Das gefährdet<br />
auch die Bemühungen vieler Betriebe<br />
aus der Druckbranche.<br />
Gruppenzwang?<br />
Betriebe, die sich unter Kosten und<br />
Aufwand zertifizieren lassen, propagieren<br />
die Zertifikate als unverzichtbares<br />
Merkmal nachhaltigen Handelns<br />
und zeigen, ein Stück weit verständlich,<br />
mit dem Finger auf „die anderen“.<br />
Praxisbeispiel<br />
Hinzu kommt die Werbemacht eines<br />
Trosses von Beratern und Institutionen,<br />
die den Druck weiter erhöhen.<br />
Damit geraten die meisten kleineren<br />
Betriebe unter Zugzwang. Friss oder<br />
stirb? Offensichtlich haben die Initiatoren<br />
endlich erkannt, dass nicht<br />
mehr aus den Betrieben rauszuholen<br />
ist. Ob es mit der 14005er-Norm als<br />
Einstiegsnorm für die große 14001er<br />
getan ist, darf bezweifelt werden.<br />
„Bis heute haben wir selbst die Zertifizierung<br />
Prozessstandard Offset<br />
(PSO) nicht gebraucht, obgleich wir<br />
im 160er Raster nach PSO (ISO<br />
12647-2) produzieren“, erklärt Heiko<br />
Mazur, für den es dabei nicht nur um<br />
finanzielle Erwägungen geht. Ist eine<br />
FSC-Zertifizierung geplant? „Nein“,<br />
so Mazur, denn „[...]das FSC-Papier<br />
besteht nicht immer aus FSC-Fasern.“<br />
Eine Produktionshalle der Druckerei<br />
Häuser KG in Köln.<br />
Zudem bedeutet es für <strong>Druckereien</strong><br />
einen Aufwand an Kosten, Zeit und<br />
Logistik. Es sollte die Aufgabe der Papierhersteller<br />
sein, sich vom FSC zertifizieren<br />
zu lassen und dabei müsse<br />
nach Ansicht von Mazur gelten: „Nur<br />
wo wirklich FSC-Faser drin ist, darf<br />
auch FSC drauf stehen. Das wäre eine<br />
faire, transparente und ehrliche Verfahrensweise.<br />
Hierzu sollten die Kosten<br />
für eine Zertifizierung erhöht<br />
werden, um <strong>Druckereien</strong> zu entlasten.<br />
Überdies wäre die Kontrolle<br />
durch den FSC einfacher und ökonomischer,<br />
da im Gegensatz zu Tausenden<br />
<strong>Druckereien</strong> nur einige wenige<br />
100 Papierfabriken zu prüfen wären.“<br />
Derweil investiert die Häuser KG<br />
auch 2012 in Maschinen neuster Generation<br />
und beobachtet den Markt<br />
hinsichtlich möglichst fairer und bezahlbarer<br />
Verfahren. Am Ende der<br />
Kette zahlt die Zeche doch immer der<br />
Printbuyer und dann der Endverbraucher.<br />
> jz<br />
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