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Arbeitsprozesse und Lernfeldorientierung - Institut Technik und ...

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Arbeitsprozesswissen <strong>und</strong> lernfeldorientierte Curricula<br />

Organisation von Arbeit stellen stets einen Gestaltungsakt menschlicher<br />

Bemühungen dar. Gestaltung beruflicher Facharbeit zielt auf einen eingeschränkten<br />

Teilbereich des gesellschaftlichen Lebens hin. Sie bedeutet eine aktive Veränderung<br />

der Umwelt, die von den betroffenen Individuen bzw. <strong>Institut</strong>ionen mit ihren<br />

Interessen <strong>und</strong> Bedürfnissen ausgeht. Gestaltung als kritischer Begriff hinterfragt<br />

die vorhandenen Strukturen <strong>und</strong> Tatbestände beruflicher Facharbeit <strong>und</strong> sucht nach<br />

Veränderungsmöglichkeiten, um die Wünsche <strong>und</strong> Bedürfnisse der betroffenen<br />

Akteure zu realisieren. Damit setzt sich die Gestaltung beruflicher Facharbeit von<br />

der Annahme einer eigenlogischen <strong>Technik</strong>entwicklung oder wirtschaftlichen<br />

Entwicklung ab. Sie betrachtet berufliche Facharbeit unter dem Gesichtspunkt des<br />

Nutzens für die betroffenen Akteure (vgl. Rauner 1988, S. 33).<br />

2. Die Mitgestaltung beruflicher Facharbeit verlangt von den Betroffenen die Fähigkeit<br />

gestalten zu können <strong>und</strong> zu wollen. Neben der prinzipiellen Gestaltbarkeit<br />

beruflicher Facharbeit ist die Befähigung zur Gestaltung ein wichtiger Aspekt der<br />

Gestaltungsorientierung. Die Befähigung zur Gestaltung beruflicher Facharbeit<br />

bedeutet mehr als ein funktionsorientiertes Erfüllen von Arbeitstätigkeiten, welches<br />

im Wesentlichen von vorgegebenen Arbeitsanweisungen <strong>und</strong> der Bedienung von<br />

Arbeitsmitteln bestimmt wird. Sie schließt das „begreifende Erkennen“ (Rauner<br />

1987, S. 282) von Handlungsspielräumen <strong>und</strong> Gestaltungsmöglichkeiten im<br />

Zusammenhang eines <strong>Arbeitsprozesse</strong>s ein. Das Wissen um die Zusammenhänge<br />

des <strong>Arbeitsprozesse</strong>s ist eine wichtige Voraussetzung für die Gestaltung von Arbeit<br />

<strong>und</strong> <strong>Technik</strong> durch die betroffenen Akteure (vgl. Gerds / Heidegger / Weisenbach<br />

1988, S. 25). Die Betonung der Betroffenenebene in der beruflichen Bildung hat die<br />

Forderung nach Mitgestaltung von Arbeit <strong>und</strong> <strong>Technik</strong> zur Folge. Der<br />

Bildungsaspekt kommt in der Entfaltung der umfassenden beruflichen<br />

Handlungsfähigkeit zum Ausdruck. Sie macht den Facharbeiter als betroffenen<br />

Akteur bereit, in der beruflichen Facharbeit gestaltend zu handeln (vgl. Heidegger<br />

1988, S. 94).<br />

Gestaltung meint die Chancen, vorhandene, aber unausgeschöpfte Spielräume in<br />

technischer <strong>und</strong> sozialer Hinsicht zu nutzen, ohne dabei das gr<strong>und</strong>legende Problem<br />

gesellschaftlicher Steuerung zu ignorieren (vgl. Rauner 1987, S. V).<br />

Der Gestaltungsansatz in Bezug auf die Entwicklung arbeitsprozess- <strong>und</strong><br />

lernfeldorientierten Curricula geht ein Stück weiter. Es wird versucht, den handelnden<br />

Akteuren Handlungsspielräume innerhalb der Facharbeit aufzuzeigen, die für eine<br />

Selbst- <strong>und</strong> Mitbestimmung der Arbeitenden an <strong>und</strong> in <strong>Arbeitsprozesse</strong>n auftreten. Der<br />

Gestaltungsgedanke wird als integraler Bestandteil der Facharbeit, d.h. unter anderem<br />

der Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung von Facharbeitern, aufgefasst. Gestaltung kann nur im<br />

Zusammenhang mit einer Aufgabenstellung (inhaltlichen Konkretisierung) entfaltet<br />

werden. Sie ist eine aktive Leistung von handelnden Menschen. Gestaltung beruflicher<br />

Facharbeit findet am Arbeitsplatz durch die betroffenen Akteure statt. Dies stellt keine<br />

Einengung der Perspektive auf die Person des Facharbeiters dar. Betroffene Akteure<br />

sind immer die K<strong>und</strong>en, Betriebe <strong>und</strong> Facharbeiter. Dass es sich dabei um ungleiche<br />

Kräfteverhältnisse in der Artikulation von Interessen <strong>und</strong> Bedürfnissen im Selbst- <strong>und</strong><br />

Mitbestimmungsprozess handelt, hindert nicht daran, speziell Gestaltungspotenziale für<br />

die Facharbeiter aufzuweisen.<br />

Das kritische Moment des Gestaltungsbegriffes besagt, dass der Facharbeiter sein<br />

Denken <strong>und</strong> Handeln hinlänglich selbst bestimmen können muss. Erst dadurch<br />

unterscheidet er sich von dem, der nur vorgegebene Aufgaben nach Anleitung ausführt<br />

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