Arbeitsprozesse und Lernfeldorientierung - Institut Technik und ...
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Arbeitsprozesswissen <strong>und</strong> lernfeldorientierte Curricula<br />
Anfänger zum Experten die Kompetenzentwicklung nachweisbar <strong>und</strong> nachhaltig<br />
fördert. Bedeutsam für die Kompetenzentwicklung sind (paradigmatische)<br />
Arbeitssituationen dann, wenn sie sich systematisch in die Kompetenzentwicklung<br />
einfügen lassen. Arbeitssituationen haben eine paradigmatische Qualität, wenn sie einen<br />
deutlichen Einschnitt in die Kompetenzentwicklung im Sinne einer neuen <strong>und</strong><br />
erweiterten Sichtweise beruflicher Arbeit provozieren. Experten verfügen über eine<br />
ganze Reihe von paradigmatischen Fällen für verschiedene Aufgabenstellungen, so dass<br />
sie sich neuen Situationen unter Rückgriff auf vergangene konkrete Situationen nähern<br />
können (vgl. Benner 1996, S. 31). Die Bezugnahme auf vorhandenes Wissen <strong>und</strong><br />
vorhandene Kompetenzen in der Form lebens- <strong>und</strong> arbeitsweltlicher Erfahrungen<br />
verdeutlichen den Stellenwert beruflicher Erfahrung für die Kompetenzentwicklung<br />
(vgl. Dybowski 1999, S. 16). Die Erfahrungen aus der Vergangenheit leiten „die<br />
Experten in ihren Wahrnehmungen <strong>und</strong> ihren Handlungen <strong>und</strong> ermöglichen ihnen eine<br />
schnelle Erfassung der Situation. Ein derartig fortgeschrittener Wissensbestand ist viel<br />
umfassender, als es eine theoretische Konzeption sein kann, denn Experten, die über ihn<br />
verfügen, vergleichen Gesamtsituationen aus der Vergangenheit mit den<br />
Gesamtsituationen, die ihnen in der Gegenwart begegnen“ (Benner 1996, S. 32).<br />
Paradigmatische Arbeitsaufgaben sind solche, die deutlich aus dem Rahmen der<br />
bisherigen subjektiven Erwartungen, Einstellungen <strong>und</strong> Annahmen herausfallen <strong>und</strong><br />
eine weitreichende Veränderung der Vorstellungen über die Arbeitsrealität bei der<br />
Entwicklung vom beruflichen Anfänger (Novizen) zur reflektierten Meisterschaft<br />
bewirken. Paradigmatische Fälle bewirken in besonderer Weise, dass bisherige<br />
subjektive Vorstellungen <strong>und</strong> Einstellungen korrigiert, vertieft <strong>und</strong> erweitert werden<br />
müssen. Überschreitet allerdings eine neue Arbeitsaufgabe das Vorstellungsvermögen<br />
einer Fachkraft <strong>und</strong> ist der Schritt zu groß, der vom Vorwissen zur Bewältigung der<br />
neuen Arbeitsaufgabe geleistet werden muss: wenn das Arbeitshandeln zum „trial <strong>und</strong><br />
error“ wird, dann impliziert dies auch das Scheitern an einer Arbeitsaufgabe.<br />
Paradigmatische Arbeitsaufgaben sind nur solche, die subjektiv als in besonderer Weise<br />
herausfordernd erlebt werden <strong>und</strong> objektiv neue, bzw. erweiterte Arbeitserfahrungen<br />
hervorbringen, die aber zugleich auf der Basis bisheriger Erfahrungen <strong>und</strong> bisherigen<br />
Wissens bewältigt werden. Das Vorwissen muss es erlauben, erfolgsversprechende<br />
Handlungsentwürfe zu kreieren (vgl. Rauner 2001, S. 2).<br />
Die paradigmatischen Aufgaben sind an den berufsfachlichen Inhalten <strong>und</strong> der<br />
Komplexitätszunahme beruflicher <strong>Arbeitsprozesse</strong> orientiert. Sie lassen eine Affinität<br />
zum Begriff der „bedeutsamen beruflichen Handlungssituationen" der KMK erkennen.<br />
Sie liefern strukturierende Hinweise für die Ordnung des Curriculums <strong>und</strong> enthalten<br />
eine berufsfachliche Entwicklungslogik, die an der Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
beruflicher Erfahrung <strong>und</strong> Kompetenz gekoppelt ist. Das Ordnungsprinzip kann mit der<br />
Formulierung „vom Einfachen zum Komplizierten“ umschrieben werden. Sie<br />
begründen damit eine „berufsfachliche Sachlogik“, welche für die Strukturierung eines<br />
Curriculums geeignet ist. Da es sowohl bei Benner als auch im KMK-Papier um den<br />
Zusammenhang von beruflicher Kompetenzentwicklung, <strong>und</strong> „bedeutsamen"<br />
(paradigmatischen) Arbeits-/ Handlungssituationen geht, liegt es nahe, bei der<br />
sachlogischen Systematisierung von Lernfeldern das Konzept der entwicklungslogischen<br />
Systematisierung zugr<strong>und</strong>e zu legen. Diese unterscheidet sich f<strong>und</strong>amental<br />
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