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Arbeitsprozesse und Lernfeldorientierung - Institut Technik und ...

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Arbeitsprozesswissen <strong>und</strong> lernfeldorientierte Curricula<br />

Problemstellungen in komplexen, netzartigen Systemen, wie es das berufliche<br />

Handlungssystem darstellt, erfordert ein vernetztes Denken (vgl. Lütjens 1999, S. 134).<br />

Jede Vernetzung birgt Nebenwirkungsprobleme in sich, wenn einzelne Elemente isoliert<br />

betrachtet werden, hat dies eine Ausblendung vielfältiger Wechselwirkungen zur Folge.<br />

Dies führt möglicherweise zu unerwünschten Beeinflussungen <strong>und</strong> Nebenwirkungen.<br />

Für die Bewältigung von K<strong>und</strong>enbeziehungen ist systemisches Denken notwendig. Es<br />

bedeutet Denken im Kontext <strong>und</strong> impliziert gr<strong>und</strong>sätzlich die Entfernung vom Konzept<br />

des linearen Denkens. Linear-kausales Denken wird durch vernetztes Denken abgelöst.<br />

Die systemische Denkweise betrachtet einzelne Teile der <strong>Arbeitsprozesse</strong> nicht für sich,<br />

in den Blickpunkt rückt vielmehr die Gesamtheit der interagierenden Komponenten<br />

(vgl. Lütjens 1999, S. 134).<br />

Diese Aussage ist in arbeitsprozessorientierten Zusammenhängen von großer Wichtigkeit,<br />

weil sonst der gesamte Arbeitsprozess mit all seinen Entscheidungspunkten <strong>und</strong><br />

Gestaltungsmöglichkeiten niemals zu einem Handlungsfeld gemacht werden kann. Das<br />

Zusammenwirken der konstituierenden Elemente beruflicher Facharbeit <strong>und</strong> die<br />

gleichzeitige Berücksichtigung der Einflussgrößen ist immer ein mühsamer Prozess.<br />

Jedes einzelne Element scheint zwar für sich genommen klar. Es ist schwierig in realen<br />

<strong>Arbeitsprozesse</strong>n die dynamischen Beziehungen zwischen den konstituierenden<br />

Elementen Arbeit – <strong>Technik</strong> – Bildung <strong>und</strong> den individuellen, betrieblichen <strong>und</strong><br />

gesellschaftlichen Einflüssen zu ermitteln <strong>und</strong> zu beeinflussen. Alle Beziehungen<br />

wirken nicht nur aufeinander, sondern auch auf sich selbst zurück.<br />

Das berufliche Handlungssystem ist ein Geflecht miteinander verknüpfter Elemente <strong>und</strong><br />

Einflussgrößen. Die Komplexität des Systems steigt mit der Anzahl der Verschiedenartigkeit<br />

der Systemelemente <strong>und</strong> Einflussgrößen. Es ist prinzipiell mit dem Risiko der<br />

Unüberschaubarkeit behaftet.<br />

Handlungsfelder stellen auf der Basis von strukturierten <strong>Arbeitsprozesse</strong>n das berufliche<br />

Handlungssystem übersichtlich dar. Dabei werden <strong>Arbeitsprozesse</strong> strukturell <strong>und</strong><br />

inhaltlich so aufgearbeitet, dass deren Überschaubarkeit gegeben ist. Handlungsfelder<br />

reduzieren die empirische Arbeitswirklichkeit auf eine exemplarische, repräsentative<br />

<strong>und</strong> überschaubare Anzahl von Relationen, die eine Bewältigung von Arbeitsvollzügen,<br />

d.h. insbesondere deren Gestaltung, ermöglichen. Unter dieser Voraussetzung ist der<br />

Erwerb einer umfassenden beruflichen Handlungsfähigkeit möglich, weil dem<br />

Facharbeiter in den Handlungsfeldern die Möglichkeit gegeben wird selbstständig<br />

entscheiden <strong>und</strong> handeln zu können.<br />

2.4.2 Handlungsfeld <strong>und</strong> Prospektivität<br />

Handlungsfelder nehmen Bezug auf die Arbeitswirklichkeit. Dabei erscheint diese nicht<br />

nur als eine existierende Praxis, sondern auch als eine gestaltbare. Handlungsfelder<br />

wollen weder die vorhandenen beruflichen Tätigkeiten als repräsentative Praxis für eine<br />

zukünftige berufliche Berufsausübung prognostizieren, noch eine zukünftige<br />

betriebliche Praxis ausklammern. Ihre Prospektivität erhalten Handlungsfelder dadurch,<br />

dass sie Bezug zur vielfältig widersprüchlichen aktuellen betrieblichen <strong>und</strong> beruflichen<br />

Arbeitspraxis aufnehmen <strong>und</strong> diese kritisch-konstruktiv bewusst machen.<br />

<strong>Arbeitsprozesse</strong> werden in der Spannung des technisch Machbaren <strong>und</strong> sozial<br />

Wünschbaren aufgezeigt. Sie sind weder durch <strong>Technik</strong> noch ökonomische,<br />

organisatorische oder qualifikatorische Zwänge vorherbestimmt. Dies ermöglicht<br />

alternative Entwicklungspfade für die Gestaltung von Arbeit <strong>und</strong> <strong>Technik</strong> in den<br />

<strong>Arbeitsprozesse</strong>n zu verfolgen.<br />

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