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Bild - Martin Wagenschein

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<strong>Martin</strong> <strong>Wagenschein</strong>: Zusammenhänge der Naturkräfte. Das Gefüge des physikalischen Naturbildes, Braunschweig: Vieweg 1937<br />

28. Januar 2000<br />

{8}<br />

den Felsblock und das Grasbüschel: dann kommt das Büschel viel schneller in Gang als<br />

der Block. Der bewegt sich auch, nur viel langsamer. Er ist nur ein kleines Stück gewandert,<br />

da hat ihn das flinke Büschel schon erreicht. Wenn du mit dem 10-kg-<br />

Felsblock aus 1 m Abstand das Spiel machst, so hast du nur 12 cm dich treiben zu lassen,<br />

da hat er dich schon erreicht. Es ist also genau so, als wenn zwischen den zwei<br />

Körpern ein Gummiseil gespannt wäre. Es würde ebenfalls den trägeren langsam, den<br />

weniger trägen schneller in Fahrt bringen.<br />

Man kann natürlich die beiden Körper daran hindern, daß sie sich einander nähern, mit<br />

Gewalt. Man bindet sie fest, an einen anderen Körper, oder man hält sie zurück. Dann<br />

ziehen sie wie gefüllte Luftballons an ihren Seilen.<br />

Am einfachsten kannst du das selbst spüren, wenn du wieder dich dem Felsblock gegenüberstellst<br />

und ihn in 1 m Abstand mit der flachen Hand von dir abhältst (ohne zu<br />

stoßen), noch ehe er sich in Gang gesetzt hat (Abb. 3, S. 23). Dann spürst du sofort, wie<br />

ihr gegeneinander gedrängt werdet, und wie dein Arm schließlich eine bestimmte<br />

gleichbleibende Kraft aufzubringen hat, um den Block in einem bestimmten Abstand zu<br />

halten. Er hat übrigens nicht viel auszuhalten nicht mehr, als wenn er hier auf Erden<br />

1/2000 Milligramm „stemmt“. [Dieses Gewicht ist zugleich ein Maß 5 für die Stärke der<br />

Anziehung zwischen deinem Körper und dem Felsblock.]<br />

Dieser Druck ist die verhinderte Bewegung. Und die Bewegung ist dieser Druck, der<br />

sich auslebt. Beides: „Anziehungskraft“ und „Bewegung“ sind Ausdruck derselben Naturkraft.<br />

Man nennt sie „allgemeine Massenanziehung“ oder „Gravitation“. Ihr Gesetz<br />

läßt sich sehr einfach aussprechen: alle Dinge drängen zueinander und, wenn sie nicht<br />

daran gehindert werden, treiben sie aufeinander zu.<br />

Vergleich mit dem Magnetismus<br />

Es erscheint dir jetzt klar, daß wir von dieser langsamen und schwachen, gleichsam<br />

schleichenden Kraft hier auf der Erde nicht leicht etwas merken können. Die schnelle<br />

Fallbewegung reißt die Körper zu Boden, ehe sie sich merklich zueinander in Bewegung<br />

gesetzt haben. Und wenn wir sie auf<br />

5 Genauer: Gegeben sind zwei Körper in bestimmtem Abstand voneinander. Die Gravitationskraft, die sie<br />

zueinander zieht, soll gemessen werden. – Prinzipiell geschieht das so: Zwischen beide wird eine<br />

zusammengedrückte Spiralfeder gebracht, deren Spannung gerade ausreicht, um eine Annäherung der beiden<br />

einander zu verhindern. Diese Spiralfeder wird dann, entspannt, auf die Erde gebracht, senkrecht gestellt, und von<br />

oben mit einem solchen Gewicht belastet, daß sie wieder genau so weit zusammengerückt wird, wie es unter der<br />

Wirkung der zu messenden Gravitationskraft geschehen war. Ist dieses Gewicht 23 g, so sagt man: Die<br />

Gravitationskraft zwischen den beiden Körpern hat die Größe von 23-g-Gewichten. - Vergleichen wir diese<br />

Messung mit der Messung der Trägheit (Anm. 4), so zeigt sich ganz besonders deutlich, daß Trägheit und<br />

Gravitation ganz verschiedene Dinge sind. Denn sie werden auf völlig verschiedene Weise gemessen.<br />

Auf CD-ROM gefasst von Prof. Dr. Michael Soostmeyer, Essen 2000, Kraneburgstraße 81, D 46240 Bottrop

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