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Bild - Martin Wagenschein

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<strong>Martin</strong> <strong>Wagenschein</strong>: Zusammenhänge der Naturkräfte. Das Gefüge des physikalischen Naturbildes, Braunschweig: Vieweg 1937<br />

28. Januar 2000<br />

{12}<br />

fangskraft von 1/2ooo Milligrammgewichten und erreichten sich auch erst nach<br />

Stunden. Nimmst du zwei ganz wenig träge Dinge, so ist auch ihre Gravitationskraft<br />

geringer, denn sie richtet sich ja nach beider Trägheit. Für zwei Briefe von je<br />

10 g und in 1 m Abstand voneinander geht sie schon in die milliardstel Milligrammgewichte<br />

und es dauert Tage, bis sie sich treffen. - Nimm aber zwei Felsblöcke,<br />

groß wie Häuser, so drängen sie aus 10 m Abstand schon mit einer Anfangskraft<br />

von 1/2 kg aufeinander los und prallen nach Minuten zusammen.<br />

Holen wir nun die Erde zurück. Was ist sie anderes, als eine riesenhafte Felskugel<br />

von ungeheurer Trägheit! Halte ihr deinen Apfel entgegen, und es wird zwischen<br />

den beiden eine Gravitationskraft entstehen, die gewaltig ist, eben wegen dieser<br />

großen Trägheit der Erdkugel. Aus demselben Grunde wird aber die Erde selbst<br />

sich kaum rühren. Der unvergleichlich viel weniger träge Apfel wird sie in<br />

schneller Bewegung über viele Meter hin erreicht haben, ehe sie selbst auch nur<br />

den millionsten Teil eines Millimeters ihm entgegengekommen ist. So ruht die<br />

Erde, und so „fällt“ der Apfel auf sie „hinunter“. Und so müssen alle die leichten<br />

Dinge fallen, mit denen wir hier auf der Erde zu tun haben. Alles muß so sein,<br />

wie wir es gewohnt sind.<br />

Nur sehen wir es jetzt von einem höheren Gesichtspunkt aus. Denn wir haben<br />

jetzt die Schwerkraft durch die Gravitation „erklärt“. So sind wieder zwei Naturkräfte<br />

in Zusammenhang gebracht. Aber in ganz anderem Sinne als Gravitation<br />

und Trägheit. In viel vollkommenerer Weise. Denn die Schwerkraft ist in der<br />

Gravitation aufgegangen, sie ist dasselbe wie sie, nur für uns Menschen gleichsam<br />

verzerrt dadurch, daß wir auf der Oberfläche einer ungeheuer trägen Kugel<br />

wohnen. Sie ist nichts anderes als auf die Erde bezogene Gravitation.<br />

Die Übermacht der Erde täuscht uns doppelt: Wir merken erstens nicht, daß die<br />

Anziehung zwischen ihr und dem Apfel oder dem Stein eine gegenseitige ist.<br />

Sondern wir haben den Eindruck, als sei der fallende Apfel allein der Tätige, als<br />

„suche“ er die „Tiefe“. - Zweitens läßt sie uns keine Zeit, zu erfahren, laß alle<br />

Dinge unter sich ebenfalls einander anziehen. Denn zwei Äpfel, die zugleich vom<br />

Baume fallen, hat sie so schnell sich entgegen zu Boden gerissen, daß in der kurzen<br />

Fallzeit ihre Annäherung aneinander nicht zu merken ist.<br />

Auf CD-ROM gefasst von Prof. Dr. Michael Soostmeyer, Essen 2000, Kraneburgstraße 81, D 46240 Bottrop

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