Bild - Martin Wagenschein
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<strong>Martin</strong> <strong>Wagenschein</strong>: Zusammenhänge der Naturkräfte. Das Gefüge des physikalischen Naturbildes, Braunschweig: Vieweg 1937<br />
28. Januar 2000<br />
besondere Empfindung. So zeigt uns dasselbe zwei verschiedene Gesichter, je<br />
nachdem wir es mit dem einen oder mit dem anderen Sinn aufnehmen.<br />
So verstanden, ist die Wärme eben diese innere und unsichtbare Bewegung der<br />
Materie.<br />
Bestätigungen<br />
Das ist für uns bis jetzt nur eine Annahme, wenn auch die vernünftigste. Aber die<br />
Gründe, die wir hier durchdacht haben, sind allein doch nicht beweisend genug.<br />
Wenn du willst, so kannst du doch weiter hartnäckig nach dem Gespenst<br />
„Wärme“ suchen, das nur nicht zu fassen ist und auf eine ebenfalls unfaßbare<br />
Weise für die innere Bewegung und zugleich für die Wärmeempfindung sorgt.<br />
Wenn heute niemand mehr an es glaubt, sondern alle Physiker davon überzeugt<br />
sind, daß Wärme die innere Bewegung ist, so liegt das daran, daß sich aus dieser<br />
Vorstellung alles 18 , was die Wärme sonst mit sich bringt, in einer vollkommenen<br />
und fast wunderbaren Weise verstehen läßt. Das will ich dir noch kurz andeuten:<br />
Das heiße Gas, das dem Feuer entströmt, ist erfüllt von heftigster innerer Bewegung.<br />
Halte ein Gefäß mit kaltem Wasser hinein: das Gas umspült es und durch<br />
unmittelbare Berührung greift seine innere Bewegung über in unzähligen Stößen,<br />
dringt ein in Gefäß und Wasser und greift auch dort immer mehr um sich. Auch<br />
ein Thermometer und sein Quecksilber, das du hineingestellt hast, wird von allen<br />
Seiten von dem Aufruhr durchdrungen. Es „steigt“, denn das Quecksilber, durch<br />
die zunehmende Unruhe im Innersten aufgelockert, verlangt nun mehr Raum. So<br />
etwa wie eine Volksmenge, die anfangs dicht gedrängt und ruhig dasteht, und<br />
dann allmählich in einen immer wilderen Tanz verfällt. Denn wenn der Einzelne<br />
tanzt wie er will, nur immer toller, so wird der Volkshaufe sich auf einen immer<br />
größeren Patz ausbreiten müssen; selbst dann, wenn alle so nahe beisammen bleiben,<br />
wie sie nur können, ohne doch das Tanzen zu lassen. – Ebenso wie das<br />
Quecksilber dehnen sich Wasser und Topf; alles weitet sich in der Wärme. – Erhält<br />
nun der unsichtbare Aufruhr durch das fort<br />
18 Ausnahme: S. 36.<br />
Auf CD-ROM gefasst von Prof. Dr. Michael Soostmeyer, Essen 2000, Kraneburgstraße 81, D 46240 Bottrop