Bild - Martin Wagenschein
Bild - Martin Wagenschein
Bild - Martin Wagenschein
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Martin</strong> <strong>Wagenschein</strong>: Zusammenhänge der Naturkräfte. Das Gefüge des physikalischen Naturbildes, Braunschweig: Vieweg 1937<br />
28. Januar 2000<br />
IX<br />
Dieser Versuch ist hier gemacht. Er schließt nicht aus, daß der Leser außer den<br />
Ergebnissen nach Möglichkeit auch die Wege erfährt, auf denen man zu ihnen<br />
gekommen ist. Ja, es war mir wesentlich, daß er tätig und urteilend selbst an dem<br />
Gedankenfortschritt teilnehmen könne.<br />
Der Versuch kann nur gelingen, wenn auch seine Sprache sich frei hält von den<br />
erstarrten und unlebendigen -Formulierungen der Wissenschaft. Damit geht<br />
freilich auch der Vorzug der wissenschaftlichen Ausdrucksweise verloren: die<br />
unmißverständlich verabredete Eindeutigkeit ihrer Bezeichnungen. Aber darauf<br />
kommt es hier nicht so sehr an. - Wer von den vielen Gleichnissen aus der<br />
menschlich-sinnlichen Welt unwissenschaftlich berührt wird, bedenke, daß auch<br />
die wissenschaftlichen Worte im Anfang Gleichnisse waren (wir sprechen von<br />
magnetischer "Abstoßung", von "lebendiger Kraft") und nur scheinbar, durch ihre<br />
Abgegriffenheit, diesen Zug verloren haben. - Auch einzelne Fachwörter sind<br />
vermieden, denn gerade sie geben keine Erkenntnis, täuschen sie aber oftmals<br />
vor. Damit aber der Leser, der weiter vordringen will oder schärfer nachdenkt<br />
oder schon dies und jenes weiß, einen Anschluß findet, sind die Anmerkungen<br />
angefügt.<br />
Im Ganzen wäre es mir schon eine Freude, wenn es mir gelänge, davon zu zeugen,<br />
daß die schimmernde Welt sich vor dem Blick des wissenschaftlich Denkenden<br />
und Lernenden nicht in ein graues und lebloses Gerüst entzaubert, daß sie<br />
vielmehr weiter und erfüllter wird, bereichert durch unzählige Fäden der Beziehung<br />
und ergänzt durch einen Hintergrund von eigener Wirklichkeit.. In ihm verbinden<br />
sich die vielen Wunder, von denen wir umgeben sind und laufen gleichsam<br />
perspektivisch zusammen auf wenige Urgeheimnisse, deren Rätsel in demselben<br />
Maße tiefer werden, indem ihre Zahl sich vermindert.<br />
Darmstadt, Herbst 1937<br />
Dr. <strong>Martin</strong> <strong>Wagenschein</strong><br />
Auf CD-ROM gefasst von Prof. Dr. Michael Soostmeyer, Essen 2000, Kraneburgstraße 81, D 46240 Bottrop