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herein offenbar einziger Wunschpartner.<br />

Wohl spielten die sibirische S7, Turkish<br />

und vor allem Air-France/KLM im<br />

Übernahmepoker mit, gaben aber letztlich<br />

zum 12. September 2008 keine vollständig<br />

gültigen Anbote ab. Ausserdem<br />

hatte niemand in Wien viel Lust (auch<br />

noch) einen Allianzwechsel vorzunehmen,<br />

hatte man doch mit der LH in Star<br />

Alliance schon Jahre davor den Deutschlandverkehr<br />

abgestimmt. Zwar monierte<br />

AF-Direktor Spinetta im Nachhinein Informationsdefi<br />

zite im Bieterprozess und<br />

bezeichnete die später beschlossene Beihilfe<br />

als unfair – Brancheninsider erwähnten<br />

aber auch die Variante, er hätte<br />

sich mit dem gebürtigen Oberösterreicher,<br />

LH-Chef Wolfgang Mayrhuber, zuvor<br />

schon darauf geeinigt, die zeitgleich<br />

angebotene Alitalia zu «nehmen»…<br />

Im <strong>Oktober</strong> verschärften Finanz- bzw.<br />

Luftfahrtkrise nochmals den Zwang zum<br />

Verkauf. AUA gewährte immer düstere<br />

Ausblicke, LH sagte wochenlang nichts<br />

mehr – die Situation um die Privatisierung<br />

nach Ablauf der Bieterfrist konnte man<br />

getrost als Chaos bezeichnen. Schliesslich<br />

wurde der Verkauf verschoben, die<br />

Deutschen verlängerten ihr Angebot –<br />

verlangten nun aber weiteren Schuldennachlass.<br />

500 Mio. Euro wurden – gerade<br />

«rettete» die Wiener Regierung diverse<br />

Banken – fl ugs im Parlament (mit)beschlossen.<br />

Vom Sperrminorität-Gerede<br />

zur üppigen Morgengabe (aus Steuergeld)<br />

hatte es nur vier Monate gedauert.<br />

Am 3. Dezember gab der LH-Aufsichtsrat<br />

grünes Licht, man bot gerade 366 000<br />

Euro für die 41,6% Staatsanteile und 4,49<br />

Euro/Aktie für den Streubesitz (85% jener<br />

Aktionäre haben angenommen, ergibt<br />

~166 Mio. Euro). Schon zwei Tage<br />

später wurde der Vertrag in Wien unterschrieben<br />

– vorbehaltlich der Zustim-<br />

Foto: Mader<br />

Civil Aviation<br />

Linke Seite: In der<br />

Realität müsste das<br />

Lufthansa-Seitenleitwerk<br />

10-mal grösser<br />

sein. Schon am<br />

3. September wurde<br />

Stefan Lauer, im Vorstand<br />

der LH für<br />

die Integration von<br />

AUSTRIAN zuständig,<br />

zum Aufsichtsratsvorsitzenden<br />

der<br />

AUA gewählt. LH-<br />

Vorstandsvorsitzender Wolfgang Mayrhuber<br />

übernahm die Funktion des Stellvertreters.<br />

beinhart die Aufgabe von anfangs 100 (!)<br />

Monopolstrecken und zeigte sich unbeeindruckt<br />

von Ankündigungen der Deut-<br />

Links: Ein weiterer Fingerzeig. Schon schen, dann werde der AUA-Deal eben<br />

2003 besteht eine vitale Kooperation<br />

zwischen AUA und LH-Technik. Aufgrund<br />

des Kooperationsvertrages bzw.<br />

eines strategischen MLU aus 2007 werden<br />

z. B. zirka 25 C-Checks/Jahr für die<br />

A-340 und A-330 der LH in der Wiener<br />

Werft durchgeführt.<br />

(noch) platzen. Ebenso egal war es ihr,<br />

dass das Angebot Mayr hubers nur bis<br />

Ende Juli galt. Letztlich musste er (Zitat:<br />

«Wir zahlen das Schnitzel nicht zweimal…»)<br />

nachgeben und weitere Slotbeziehungsweise<br />

Streckenkonzessionen<br />

Oben: Am Ende «Glück im Unglück» für<br />

die Österreicher. Die Erleichterung weiterleben<br />

zu dürfen, war beim Closing<br />

durch Mayrhuber und Michaelis am<br />

3. September in den Gesichtern deutlich<br />

machen. Am 31. Juli konnte man die EU-<br />

Zustimmung signalisieren und LH konnte<br />

ihre Frist an die ÖIAG verlängern. Rund<br />

20 Flug- und Landerechte muss LH kostenlos<br />

an die Konkurrenz abgeben, da-<br />

abzulesen. Zwischen 1000 und möglich runter Flüge nach Frankfurt, Stuttgart,<br />

bis zu 3000 AUA-Mitarbeiter/innen sind Köln, München und Brüssel. Ausschlag-<br />

eher nicht erleichtert, sie werden in den gebend war Frankfurt, wohin die Wiennächsten<br />

Jahren abgebaut.<br />

Flüge besonders profi tabel sind. LH ver-<br />

Bildleiste unten: Flottengeschichte von dient derzeit bis zu 20 000 Euro pro Flug.<br />

1958 bis 2008. (Sammlung Mader/AUA) Niki Laudas NIKI stehen übrigens nun<br />

fünf Slots in Frankfurt und zwei Slots<br />

in München offen. «Damit bin ich sehr<br />

zufrieden», so das Stehaufmännchen<br />

mung der EU-Wettbewerbsbehörden zu der Wiener Luftfahrtszene. Ob die der<br />

Übernahme und Beihilfe.<br />

AUA 2000 «aufs Auge gedrückten» Alt-<br />

Nervenfl attern um<br />

«Nickel Neelie»…<br />

schulden von 600 Millionen Euro sowie<br />

die damals zur Flotte gekommenen typenfremden<br />

Boeings der ehemaligen<br />

EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Lauda-Air der Grundstein für den fi nan-<br />

Kroes machte ihrem Spitznamen («die ziellen Niedergang des Unternehmens<br />

Eiserne») in Folge soviel Ehre, dass in waren, darüber geraten AUA-Betriebs-<br />

Wien Nerven blank lagen und Kanzler rat Junghans und Niki Lauda noch heute<br />

und Vizekanzler wiederholt persönlich in TV-Diskussionen heftigst aneinander.<br />

gefordert waren. Kroes repräsentiert re- Viele AUA-Mitarbeiter sind jedoch daale<br />

Macht gegenüber Grosskonzernen, von nicht abzubringen.<br />

die in Europa Geschäfte machen. Zent- Die EU wertete auch die Beihilfe als einrale<br />

Rolle: Monopole und marktbeherrmalig, welche nicht mit den wiederholt<br />

schende Stellung von Unternehmen ver- erfolgten – und für unzulässig erklärten<br />

hindern, fairen Wettbewerb garantieren, – Geldspritzen für die angeschlagene<br />

die (Preis-)Interessen der Kunden wah- Alitalia verglichen werden kann. Ende<br />

ren. Vielleicht erinnerlich: Die EU-Mil- August kam jedenfalls das offi zielle O.K.<br />

liardenstrafe für Microsoft. Speziell im aus Brüssel und Anfang September er-<br />

Juli verlangte die Holländerin solcherart wuchs Rechtskraft.<br />

❯<br />

Foto: Lufthansa<br />

10/<strong>2009</strong> 19

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