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Take-off<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

Kürzlich musste ich innerhalb kurzer Zeit einige<br />

Male nach London reisen. Auf dieser<br />

«Rennstrecke» sind die Flugpreise äus serst<br />

attraktiv, jedenfalls kamen mich die Parkgebühren<br />

in Zürich und die Taxifahrten in England<br />

um einiges teurer zu stehen – eigentlich<br />

eine verkehrte Welt. Nun mag man einwenden,<br />

es gäbe auch öffentlichen Verkehr. Richtig<br />

– nur, wer regelmässig Radio hört, kennt<br />

die Durchsagen: Betriebsstörung, Stellwerkstörung,<br />

Weichenstörung, Fahrleitungsstörung,<br />

Umleitung. Was ist nur mit unserem<br />

Vorzeigestück SBB los? (Anmerkung: Eine<br />

Reise vom und zum Flughafen habe ich<br />

tatsächlich im Zug zurückgelegt, Ergebnis<br />

siehe oben).<br />

Wer mag sich da im viel komplexeren System<br />

«Flugverkehr» über ein paar Minuten<br />

Verspätung aufhalten? Minuten, die meistens<br />

bis zum Eintreffen am Bestimmungsort<br />

wieder eingeholt werden. Aufregen mag<br />

man sich allerdings über das elektronische<br />

Check-in-System der Swiss. Die Berichte<br />

in der Tagespresse sind keinesfalls übertrieben.<br />

Bordkarte via WEB-Check-in beziehen:<br />

«Sorry, das System ist gerade nicht<br />

verfügbar.» Bordkarte im Terminal (nach langem<br />

Anstehen): «Sorry, benützen sie bitte<br />

ein anderes Terminal.» Sich in der Reihe an<br />

die Schalter einreihen: «Sorry, ihr Gate hat<br />

bereits geschlossen.» Würden die Swiss IT-<br />

Spezialisten am Steuerknüppel eines Flugzeugs<br />

sitzen, dann gute Nacht…<br />

Würden die Manager der Swiss jeden Tag die<br />

Verpfl egung der Eco-Klasse essen müssen,<br />

dann guten Appetit! Ich habe schon früher<br />

darüber geschrieben – das Ärgernis «Käsesandwich»<br />

aber bleibt. Wie kann eine Airline<br />

aus dem Land, das für seinen Käse bekannt<br />

ist, sich diese miserable Qualität nur leisten.<br />

«Recherchen» meinerseits ergaben, dass<br />

das Stück weiss-gelber Masse im staubtrockenen<br />

Brot auf dem Lieferkarton mit «Gruyères»<br />

beschriftet war…<br />

Nun denn, bei einer einstündigen Tramfahrt<br />

braucht man auch nichts zu essen, oder,<br />

Genf: Der Airbus A321-231 der MEA<br />

trägt zu den «6th Francophony Games<br />

<strong>2009</strong>» in Beirut einen speziellen Sticker<br />

auf dem Rumpf oberhalb der<br />

Flügelwurzel.<br />

so es denn ein Flug nach London sein soll:<br />

man wechselt zur Konkurrenz. Dort kann<br />

man sich mit wenig Geld einen Snack nach<br />

eigenem Gusto erstehen. Bei Swiss wird<br />

die Sandwichverpfl egung rigoros gespielt:<br />

Take it or leave it!<br />

Konkurrenz: Die Preise haben sich nivelliert.<br />

Elektronisches Einchecken ist überall üblich<br />

(hier funktionierts – dort nicht), die Flugzeuge<br />

sind alle neueren Datums, die Gates sind<br />

dieselben. Wo ist der Mehrwert, mit «meiner»<br />

Swiss zu fl iegen? Vielleicht die mehrsprachigen<br />

Durchsagen? Auf Kurzstrecke<br />

unnötig. Was interessiert ist die Ankunftszeit,<br />

eventuell das Wetter und das Terminal.<br />

Alle anderen Infos gehören auf die Mittel-<br />

und Langstrecke. Dort höre ich gerne, wer<br />

meine Crew ist (gell, Peter!), wer als Maître<br />

de Cabine amtet (auch wenn ich ihn/sie nur<br />

beim Ein- und Aussteigen zu Gesicht bekomme)<br />

sowie alles weitere zur Flugstrecke<br />

und zum Flug. Auf der Langstrecke habe ich<br />

quasi ins Hotel eingebucht.<br />

Themenwechsel: Die Tiger-Teilersatzbeschaffung<br />

scheint unter «top classifi ed» zu<br />

laufen. Nahm letztes Jahr das VBS noch zaghaft<br />

das Wort «Transparenz» in den Mund,<br />

so herrscht heuer Grabesruhe – wie in einem<br />

verschlossenen Hangar in tiefer Nacht. Auch<br />

hier wiederhole ich mich: Wer nicht kommuniziert,<br />

über den wird kommuniziert. So sind<br />

es dann Fachjournalisten, die zum Thema<br />

Auskunft geben sollen (müssen). Ich, zum<br />

Beispiel, mache das gerne. Es ist mein Beruf,<br />

und die Beschaffung ist kein «Business<br />

as usual». Das Auskunftgeben hat auch tra-<br />

Editorial<br />

gisch-komische Züge: Werde ich zu Gripen<br />

gefragt, dann werde ich in die Saab-Ecke<br />

gestellt («der kriegt doch Geld von denen»);<br />

bin ich mit dem Schweizer Kunstfl ug unterwegs,<br />

dann stehe ich im «Solde von Eurofi<br />

ghter» (die Swiss Aerobatic Association wird<br />

mit einem kleinen Betrag von EADS unterstützt);<br />

halte ich Vorträge über den Rafale,<br />

dann höre ich im Nachgang, ich sei (zu) sehr<br />

Rafale-lastig. Lustig, nicht? Nicht immer: Wer<br />

aus guter Deckung heraus versucht, mich<br />

bei den wichtigen Medien des Landes mit<br />

dem dümmsten aller Argumente zu diskreditieren<br />

(ich sei vom Hersteller X bezahlt), der<br />

hat keine Argumente (mehr). Als juristischer<br />

Laie weiss ich solch verwerfl iches Tun dieser<br />

Herren nicht in wohlklingende Worte zu<br />

fassen. Als Max Ungricht sage ich aber: unsinnig,<br />

unprofessionell und letztlich kontraproduktiv.<br />

Compris?<br />

Unsere Freunde der Helikopter kommen in<br />

dieser Ausgabe etwas zu kurz. Sorry! Dafür<br />

wird die kommende November-Ausgabe voll<br />

im Zeichen der Hubschrauber stehen. Das<br />

ist ein Versprechen.<br />

In diesem Sinne bitte um etwas Geduld,<br />

Ihr Max Ungricht<br />

10/<strong>2009</strong> 5<br />

Foto: Jean-Luc Altherr

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