pdf Download Oktober 2009 - Cockpit
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History<br />
Mit dem Zug waren Hauptmann<br />
Hans Rüetschi als<br />
Vertreter der Kriegstechnischen<br />
Abteilung (KTA),<br />
Oberleutnant Walter Borner als Werkpilot<br />
der Direktion der Militärfl ugplätze<br />
sowie Oberleutnant Heinz Voute vom<br />
Flugzeugwerk Emmen am Vormittag des<br />
28. September 1939 vom Zürcher Hauptbahnhof<br />
nach Dessau in Sachsen Anhalt<br />
angereist. Ihre Mission: die drei von<br />
der Fliegertruppe in Auftrag gegebenen<br />
Ju 52 sicher in die Schweiz zu holen.<br />
Dabei waren die Rahmenbedingungen<br />
alles andere als rosig. Knapp vier Wochen<br />
zuvor war der Zweite Weltkrieg<br />
ausgebrochen. Es war nicht gewiss, ob<br />
Deutschland weiterhin zu seinen Verpfl<br />
ichtungen stehen und den Eidgenossen<br />
ihre Wellblechtanten tatsächlich ausliefern<br />
würde. Zu diesem Zeitpunkt war<br />
die Produktion der Ju 52 im Dessauer<br />
Stammwerk bereits seit rund zehn Monaten<br />
zu Gunsten des zweimotorigen<br />
Bombers Ju 88 A eingestellt worden.<br />
Alle drei für die Schweiz bestimmten<br />
Ju 52/3m g4e wurden bereits in der anderen<br />
Fertigungsstätte in Bernburg gefertigt,<br />
das Junkers Stammwerk in Dessau<br />
fungierte lediglich als Übergabeort.<br />
Als Rüetschi, Borner und Voute am Frei-<br />
44<br />
Tante Ju auf Reisen<br />
Vor 70 Jahren: Ankunft der drei Ju 52 (2) Foto:<br />
Erst wenige Wochen nach Beginn des Zweiten Weltkrieges konnte die<br />
Schweizer Fliegertruppe ihre drei Ju 52/3m g4e im Junkers Stammwerk<br />
in Dessau abholen. Daraus entwickelte sich ein bürokratischer<br />
Spiessrutenlauf mit dem Dritten Reich, der aber mit der Ankunft der<br />
letzten der drei Wellblechtanten am 8. <strong>Oktober</strong> 1939 auf Schweizer<br />
Boden doch noch ein glückliches Ende fand.<br />
10/<strong>2009</strong><br />
tag, 29. September 1939, auf dem Junkers<br />
Werkfl ugplatz in Dessau eintrafen,<br />
wartete die erste böse Überraschung<br />
auf das Trio: Erst zwei Maschinen waren<br />
vom Junkers Zweigwerk in Bernburg<br />
nach Dessau überfl ogen worden.<br />
Die A-703 befand sich immer noch im<br />
Herstellerwerk. Zu allem Überfl uss hatten<br />
dort die Arbeiter das provisorische<br />
Überführungskennzeichen D-AYWY –<br />
statt wie vom deutschen Reichsluftfahrtministerium<br />
(RLM) vorgeschrieben mit<br />
löslicher Wasserfarbe – gleich bleibend<br />
mit nicht abwaschbarer Farbe aufl ackiert.<br />
Es musste erst wieder abgebeizt<br />
und durch die Schweizer Immatrikulation<br />
ersetzt werden.<br />
Tante Ju mit Übergewicht<br />
Doch nicht genug der schlechten Dinge:<br />
Entgegen dem vertraglich zugesicherten<br />
Rüstgewicht von 6455 Kilogramm<br />
brachte die A-701 6540 Kilogramm auf<br />
die Waage, bei der A-702 waren es sogar<br />
6550 Kilogramm. Auch das Einführungsprogramm<br />
für die beiden Schweizer Piloten<br />
Hans Rüetschi und Walter Borner<br />
war bei Ifa irgendwie verloren gegangen.<br />
So beschränkten sich die Eidgenossen<br />
zuerst einmal auf die Kontrolle<br />
der Ausstattung sowie der Funkausrüs-<br />
tung. Am Nachmittag des 29. Septembers<br />
fand der erste, rund einstündige<br />
Kontrollfl ug statt, wobei Oberleutnant<br />
Borner nur auf dem Co-Piloten-Sitz neben<br />
Friedrich Karl Maringer, dem Chef<br />
der Junkers Einfl ugabteilung, in der<br />
A-701 Platz nehmen durfte, obwohl er<br />
als früherer Swissair Pilot reichlich Erfahrungen<br />
mit mehrmotorigen Flugzeugen<br />
besass.<br />
Einen Tag später, am 30. September<br />
1939, unternahm Walter Borner insgesamt<br />
drei Flüge als Kommandant am<br />
Steuer der A-702 sowie einen mit der<br />
A-701. Die als gefühlsmässig schwächer<br />
eingestufte A-701 wurde von der Übernahme-Delegation<br />
für die anstehenden<br />
Messfl üge verwendet. Nach dem Einbau<br />
von Sauerstoffgeräten stand am Nachmittag<br />
das Austesten der Dienstgipfelhöhe<br />
auf dem Programm. Gleichentags<br />
traf auch die A-703 von Bernburg her<br />
kommend in Dessau ein. Die Abnahme<br />
förderte ein defektes Funkgerät bei der<br />
A-702 zu Tage sowie einen eingedrückten<br />
Peilrahmen bei der A-701. Im Zeitraum<br />
vom 29. September bis zum 4. <strong>Oktober</strong><br />
1939 hat Friedrich Karl Maringer<br />
von Dessau aus insgesamt 21 Flüge mit<br />
den drei für die Schweiz bestimmten<br />
Ju 52 unternommen. Darunter befanden<br />
sich Flüge zur Leistungsmessung sowie<br />
Nachtfl üge. Dies belegen die der Nachwelt<br />
erhaltenen Flugbücher Maringers.<br />
Tote Telefonleitungen<br />
Weil sich die Abnahme der Maschinen<br />
wegen der zu spät eingetroffenen A-703<br />
verzögerte, verständigte Walter Borner<br />
Sammlung Martin Kyburz