Download der ganzen Chronik - Gemeinde Heyen
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1 Vorwort / Grußworte<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1.1 Vorwort <strong>der</strong> Arbeitsgruppe <strong>Chronik</strong><br />
Als zum Jahresanfang 2003 die Idee zur Zusammenstellung von Texten und<br />
Urkunden zum Dorfgeschehen zu einer Art <strong>Chronik</strong> geboren wurde, fand sich<br />
bald ein kleiner Kreis von an dem Projekt Interessierten zum<br />
Informationsaustausch zusammen.<br />
Nach einer ersten Sichtung <strong>der</strong> Sammlungen unserer „Dorfchronisten“ Friedel<br />
Peter, Albrecht Rother und Hermann Wiemann kam <strong>der</strong> Arbeitskreis, dem neben<br />
den Genannten auch Manfred Duttmann, Peter Klatt, Ernst Struckmeier und<br />
Michael Zieseniß angehörten, schnell zu <strong>der</strong> Einsicht, dass sich die von ihm<br />
zusammen zu stellende Sammlung von Beiträgen zur Ortsgeschichte nicht in <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>gabe von Dokumenten zur Wirtschaftsführung und Abschriften aus den<br />
Kirchenbüchern beschränken dürfte. Vielmehr sollte die <strong>Chronik</strong> möglichst viele<br />
Facetten des dörflichen Lebens über die Jahrhun<strong>der</strong>te bis in unsere Zeit hinein<br />
wi<strong>der</strong>spiegeln.<br />
Ausgehend von <strong>der</strong> Namensgebung des Ortes, <strong>der</strong> Beschreibung seiner Lage<br />
und seiner ersten urkundlichen Nennung sollte das Leben in <strong>Heyen</strong> und in seiner<br />
Umgebung in <strong>der</strong> Vergangenheit zur Gegenwart dem Leser an Hand <strong>der</strong> Texte,<br />
Bil<strong>der</strong> und Dokumente deutlich werden.<br />
Der Alltag auf dem Lande erfor<strong>der</strong>te zu allen Zeiten von den Menschen durch<br />
<strong>der</strong>en Gebundenheit an die Obrigkeit ein großes Maß an Anpassung und<br />
Beharrlichkeit. Grund und Boden mussten immer wie<strong>der</strong> gegen alle möglichen<br />
Angriffe <strong>der</strong> Natur und auch gegen äußere Feinde verteidigt werden. Kriegs- und<br />
Friedenszeiten führten zu einem Auf und Ab in den Lebensverhältnissen je<strong>der</strong><br />
einzelnen Familie.<br />
Der Fortschritt in <strong>der</strong> Wirtschaftsführung wird in den Abschnitten zur<br />
Landwirtschaft im Wandel verdeutlicht. Das Wachsen und <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>gang<br />
verschiedener Wirtschaftsunternehmen vor Ort ist ebenfalls in Beiträgen<br />
behandelt.<br />
In einem weiteren Teil sind die heute und früher in <strong>Heyen</strong> wirtschaftenden Höfe<br />
in Bil<strong>der</strong>n unter Angabe <strong>der</strong> auf ihnen über Generationen lebenden Familien<br />
erfasst. Das Höfesterben ist auch in <strong>Heyen</strong> weit fortgeschritten. Drei <strong>der</strong> fünf zur<br />
Zeit noch betriebenen Landwirtschaften werden mit ihren unterschiedlichen<br />
Betriebsschwerpunkten vorgestellt. Allen Gewerbebetrieben ist ebenfalls <strong>der</strong><br />
Platz zur Darstellung ihrer Wirtschaftsschwerpunkte gegeben worden.<br />
Die Bedeutung <strong>der</strong> Schule und <strong>der</strong> Kirche bis zur Schließung bzw. Verlegung <strong>der</strong><br />
beiden das Dorfleben prägenden Einrichtungen nach Halle wird in den Beiträgen<br />
<strong>der</strong> in <strong>Heyen</strong> wirkenden Lehrer und Pastöre deutlich. Durch die Aufgabe des<br />
Grundschulstandorts <strong>Heyen</strong> und <strong>der</strong> Auflösung <strong>der</strong> Pfarrstelle <strong>Heyen</strong>-Esperde<br />
sind kulturelle Kristallisationspunkte verloren gegangen.<br />
Die Vereine und Verbände haben ebenfalls den Weg ihrer Entwicklung mit<br />
Darstellung zum Vereinsgeschehen und Protokollauszügen aufgezeigt. Durch<br />
- 1 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
bebil<strong>der</strong>te Beiträge über nicht mehr aktive Vereine wird die Erinnerung an diese<br />
wach gehalten.<br />
Natürlich bedarf die Darstellung <strong>der</strong> wichtigsten Ereignisse <strong>der</strong> Ratsarbeit <strong>der</strong><br />
politischen <strong>Gemeinde</strong> eines eigenen Kapitels. So sind an Hand <strong>der</strong><br />
Protokollauszüge wichtigen Weichenstellungen seit <strong>der</strong> Nachkriegszeit bis heute<br />
nachvollziehbar.<br />
Die vorliegende <strong>Chronik</strong> ist eine Gemeinschaftsarbeit. Viele Bürgerinnen und<br />
Bürger aus <strong>Heyen</strong> und Umgebung haben durch eigene Beiträge und auf<br />
Befragen wichtige Einzelheiten zu den namentlich kenntlich gemachten<br />
Textbeiträgen geliefert. Bildgestaltung und Layout lang in den Händen von<br />
Michael Zieseniß.<br />
Der „Arbeitskreis <strong>Chronik</strong>“ bedankt sich bei allen Beteiligten für die ihm gewährte<br />
Unterstützung.<br />
Folgende Sponsoren haben die Erstellung <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> durch eine Spende<br />
unterstützt:<br />
Lehrinstitut für Akupunkt-Massage nach Penzel <strong>Heyen</strong>,<br />
Sparkasse Weserbergland - Direktion Bodenwer<strong>der</strong>,<br />
Volksbank Hameln-Pyrmont - Zweigstelle Bodenwer<strong>der</strong>,<br />
und weitere, die nicht genannt werden wollen.<br />
Gemeinsame Aufnahme des Arbeitskreises <strong>Chronik</strong> und Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgruppe „Historischer Markt“ sowie weitere Mitglie<strong>der</strong><br />
des Festausschsses <strong>der</strong> 1000 Jahrfeier.<br />
- 2 -
1.2 Grußwort des Bürgermeisters<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
In den Tausend Jahren ihrer wechselvollen Dorfgeschichte haben die Einwohner<br />
von <strong>Heyen</strong> Höhen und Tiefen erlebt. Kriegerische Auseinan<strong>der</strong>setzungen und<br />
Naturkatastrophen machten das Leben auf dem Lande nicht immer einfach.<br />
Die Verän<strong>der</strong>ungen in Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe stehen für eine<br />
flexible Anpassung <strong>der</strong> Menschen an den steten Wandel des Lebens im Dorf.<br />
Ausführlich werden in den folgenden Abschnitten diese Verän<strong>der</strong>ungen<br />
aufgezeigt und ich kann heute schon voraussagen, dass sich auch in Zukunft ein<br />
Wandel nicht aufhalten lässt. Um so mehr freue ich mich und bin dankbar<br />
zugleich, dass es die Menschen stets geschafft haben, mit den wenigen Mitteln,<br />
die zur Verfügung standen, eine intakte Dorfgemeinschaft zu erhalten. Das rege<br />
Verbands- und Vereinsleben, wie es in dieser Aufzeichnung noch ausführlich<br />
geschil<strong>der</strong>t wird, ist die Basis für das Dorfleben über die 1000-Jahrfeier hinaus.<br />
Mit Bravour haben die Einwohner <strong>Heyen</strong>s gemeinsam die Nöte <strong>der</strong><br />
Nachkriegszeit gemeistert. „Alteingesessene“ und die Vertriebenen aus den<br />
Ostgebieten, zusammen mit den Evakuierten aus den zerbombten Städten<br />
haben auf engstem Raum zusammengelebt. Es ist schön, dass <strong>Heyen</strong> für einige<br />
zur neuen Heimat geworden ist.<br />
Die Zusammenstellung dieser <strong>Chronik</strong> wurde möglich, weil sich schon seit<br />
Jahren Einwohner mit ihren Erinnerungen, insbeson<strong>der</strong>e an mündliche<br />
Überlieferungen, in das Dorfgeschehen eingebracht haben. Hier ist Wilhelm<br />
Steinbrink zu erwähnen, <strong>der</strong> in vielen Gesprächrunden seine geschichtlichen<br />
Erfahrungen gern kundgetan hat.<br />
Die einzelnen Berichte for<strong>der</strong>ten ein hohes Maß an Zeitaufwand von jedem, <strong>der</strong><br />
Beiträge verfasst hat. Mein Dank gilt dem Arbeitskreis „<strong>Chronik</strong>“, und hier<br />
beson<strong>der</strong>s Hermann Wiemann, Friedel Peter und Albrecht Rother.<br />
Vom 4. bis 6. Juni dieses Jahres feiert <strong>Heyen</strong> die 1000ste Wie<strong>der</strong>kehr seiner<br />
ersten urkundlichen Erwähnung. In umfangreichen Planungsgesprächen bereiten<br />
die Arbeitskreise „Festausschuss“ unter Vorsitz von Matthias Wiemann und<br />
„Historischer Markt“ unter Vorsitz von Hannelore Maaß, das Jubiläumsereignis<br />
vor. Ihnen danke ich für den großen Arbeitseinsatz.<br />
<strong>Heyen</strong> wird sich seinen Gästen in einer festlichen Atmosphäre präsentieren.<br />
Möge das Jubiläum bei Jung und Alt als schönes und freudiges Ereignis in guter<br />
Erinnerung bleiben.<br />
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern dieser <strong>Chronik</strong> eine lehrreiche Lektüre<br />
und eine kurzweilige Unterhaltung zugleich.<br />
Reinhard Meyer<br />
Bürgermeister<br />
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1.3 Grußwort des Landkreises<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1.4 Grußwort <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong><br />
1000 Jahre <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> – ein stolzes Geburtstagsjahr, zu dem die<br />
Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> ganz herzlich gratuliert und die besten Wünsche<br />
übermittelt.<br />
Der Ort <strong>Heyen</strong> über die Jahrhun<strong>der</strong>te viele Höhen und Tiefen durchlebt und sich<br />
bis heute behauptet.<br />
Die vorbildliche Dorfgemeinschaft und das große ehrenamtliche Engagement <strong>der</strong><br />
hier lebenden Menschen bei den verschiedensten Veranstaltungen und<br />
Aktivitäten, findet immer wie<strong>der</strong> weit über die Grenzen <strong>der</strong> Samtgemeinde Gehör<br />
und Anerkennung.<br />
Ob die Tage des Wohlbefindens o<strong>der</strong> die Maifeiern, ob Bingo o<strong>der</strong> die jährlichen<br />
Neujahrsempfänge, in <strong>Heyen</strong> stehen die Menschen zueinan<strong>der</strong>, was sich auch<br />
positiv auf die Dorferneuerung auswirken wird.<br />
<strong>Heyen</strong> hat sich zu einem mo<strong>der</strong>nen lebendigen Dorf entwickelt, in dem auch die<br />
Wirtschaft u. a. mit dem Lehrinstitut APM, <strong>der</strong> Gärtnerei Sporle<strong>der</strong> und <strong>der</strong><br />
Tischlerei Diekmann, die immer wie<strong>der</strong> Spitzenkräfte ihres Fachs ausbildet, zu<br />
dem Ort stehen.<br />
Die Menschen in <strong>Heyen</strong> haben sich ihren eigenen Charakter bewahrt und das<br />
starke Eigenleben und die dörfliche Gemeinschaft im guten Sinne<br />
weiterentwickelt, was so machen Nachbarn beeindruckt und auch manchmal<br />
neidisch macht.<br />
Dennoch werden alle an <strong>der</strong> Feier teilnehmen, ein schönes Zeichen von<br />
Zusammengehörigkeit und Heimatbewusstsein innerhalb unserer<br />
Samtgemeinde.<br />
Ich wünsche <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> auch weiterhin eine selbstbewusste, aktive<br />
kommunale Selbstverwaltung und ein fröhliches und harmonisches<br />
Jubiläumsfest.<br />
Herbert Bröckel<br />
Samtgemeindebürgermeister<br />
- 5 -
2 Der Name <strong>Heyen</strong><br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Hegen wird in früheren Veröffentlichungen oft als ”Heim des Hego” bezeichnet. Sollte Hegen nicht<br />
einfach von hegen kommen? Ein Ort, <strong>der</strong> gehegt und gepflegt wurde! Namensformen und<br />
Schreibweisen: 1197 wurde nach dem e ein y zugefügt, aus Hegen wurde Heygen. 1304 entstand<br />
unter Weglassung des H Eygen. 1310 <strong>Heyen</strong>, 1320 Eyhem u. Heyghem, 1547 Heyne, 1759 Heien<br />
u. 1859 <strong>Heyen</strong>. Ein Hego ist ein o<strong>der</strong> mehrere Siedler die sich zum Schutz mit einem Zaun<br />
umgeben.<br />
Textquellen:<br />
1004 Hegen (DH II 87)<br />
1017 Hegen ebda 362<br />
1025 Heigen<br />
1039 Heigen (DK II 19, DH III 7)<br />
1197 Heigen (Westf. UB II S. 255)<br />
1304 Eygen (Sud I, S. 109)<br />
1310 <strong>Heyen</strong> <br />
1313 <strong>Heyen</strong> (UB Br, IV Nachtr. 292 und mehrfach 1. Hälfte 16 Jh.<br />
1316 <strong>Heyen</strong> (Westf. UB X 312, 507)<br />
1320 Eyhem (Sud I, S. 115)<br />
1320 Heyghem (Sud I, S. 111)<br />
1340 Heyghem (Gesch. v. Hake, S. 33)<br />
1359 Heyghem (UB Hameln, I 494 und mehrf. 15.-16. Jh.)<br />
1400 Hoyen (Kopb) (VII B Hs 17)<br />
1461 <strong>Heyen</strong> (Gesch. v. Hake, S. 87)<br />
1545 Heien (ER 214) Mi 16. u. 18. Jh.<br />
1547 Heyne (Calenb. UB III 942)<br />
1759 Heien ( G.L.V. )<br />
1859 <strong>Heyen</strong> ( Sep. )<br />
Historische Landkarte aus <strong>der</strong> Zeit vor dem 30-jährigen Krieg<br />
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2.1 Das Wappen von <strong>Heyen</strong><br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Am 20. Juni 1975 wurde vom Gemein<strong>der</strong>at <strong>der</strong> Beschluss gefasst, <strong>Heyen</strong> mit einem Wappen<br />
auszustatten. Die amtliche Wappenbeschreibung lautet:<br />
„In Rot über grünen, silbern gebördeltem Dreiberg ein goldenes, senkrecht und waagerecht<br />
geteiltes, über Kreuz gebundenes, jeweils an den Enden gewinkeltes Kreuz.“<br />
Das Kreuz steht für die Kapelle auf dem Heiligenberg. Der grüne Berg stellt den Ringwall dar.<br />
- 7 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
2.2 Der Heiligenberg, ein Zeitzeuge von 300 Millionen Jahren Erdgeschichte.<br />
(Dr. Jochen Lepper)<br />
Die erd- und landschaftsgeschichtlichen Prozesse, die den heutigen Naturraum um den<br />
Heiligenberg geprägt haben, reichen erdgeschichtlich bis in das jüngere Erdaltertum<br />
(Paläozoikum) zurück:<br />
In diesem jüngeren Erdaltertum (Paläozoikum), vor ca. 300 Millionen Jahren und damit lange<br />
bevor wir Menschen unseren Planeten Erde besiedelten, wurde im Zuge <strong>der</strong> von Süden nach<br />
Norden voranschreitenden varistischen Faltengebirgsbildung das Gebiet des heutigen Mittleren<br />
Weserberglands erstmals landfest. Bald darauf ebneten jedoch Verwitterung und Abtragung die<br />
zuvor entstandene Faltengebirgslandschaft wie<strong>der</strong> ein, sodaß ein anschließen<strong>der</strong> Meeresvorstoß<br />
von Norden kommend bis weit nach Süden vordringen konnte. Damit entstand im jüngsten<br />
Erdaltertum zur Zechstein-Zeit ein kontinentales Nebenmeer, welches weite Teile des heutigen<br />
Mitteleuropas bedeckte. Im Gebiet des heutigen Mittleren Weserberglands setzten sich aus dem<br />
Meerwasser unter vorherrschend heiß-trockenen Klimaverhältnissen und darauf<br />
zurückzuführenden hohen Verdunstungsraten eine sich mehrfach wie<strong>der</strong>holende Abfolge von<br />
Eindampfungssedimenten bestehend aus Karbonaten (Kalk und Dolomit), Kalzium-Sulfaten<br />
(Anhydrit), Steinsalz und schließlich leicht löslichen Kalisalzen sowie Toneinschaltungen ab.<br />
Unmittelbar vor <strong>der</strong> Zeitenwende Erdaltertum/-mittelalter (Paläozoikum/Mesozoikum) zog sich<br />
dann das Meer zunächst wie<strong>der</strong> nach Norden zurück und es folgte zur anschließenden<br />
Buntsandstein-Zeit, dem ältesten Abschnitt <strong>der</strong> Trias, wie<strong>der</strong>um eine Festlandsperiode.<br />
Weitläufige Flußsysteme transportierten zu dieser Zeit von den südlich gelegenen<br />
Abtragungsgebieten große Sand- und tonig-schluffige Schlammmassen in den Ablagerungsraum<br />
<strong>der</strong> Hessischen Senke. Infolge saisonaler, monsunartiger Nie<strong>der</strong>schläge kam es auch zur<br />
vorübergehenden Ausbildung stehen<strong>der</strong> Gewässer nicht nur in Form von kleinen Tümpeln son<strong>der</strong>n<br />
auch von weiträumigen aber relativ flachen Binnenseen. Der Südostteil des Heiligenbergs ist im<br />
Wesentlichen aus Sedimenten <strong>der</strong> Solling-Folge (dem höchsten Abschnitt des Mittleren<br />
Buntsandstein) aufgebaut. Deren Sandsteine wurden teils als Gleithang-Sedimente<br />
windungsreicher Fließgewässer, teils als Rinnensedimente abgelagert. Eingeschaltet finden sich<br />
auch feingeschichtete Sand-Ablagerungen von Überflutungsebenen und gelegentlich von<br />
Totarmgewässern. Die Nordost-Abdachung des südöstlichen Abschnitts vom Heiligenberg bilden<br />
schließlich die Tonigen Grenzschichten <strong>der</strong> Solling-Folge, <strong>der</strong>en Schluffablagerungen in<br />
weitläufigen Überschwemmungsebenen abgesetzt wurden. Zur Zeit des jüngeren, d.h. Oberen<br />
Buntsandstein, auch Röt genannt, folgten darauf Verdunstungs- und Schlammabsätze einer<br />
zeitweilig austrocknenden, weit über Norddeutschland hinausreichenden Binnensenke, die sich --<br />
ähnlich wie im Zechstein -- aus Sulfat-, örtlich auch Steinsalzablagerungen, vor allem aber aus<br />
unterschiedlich gearteten kalkigen Tonsteinen, sog. Mergeln, zusammensetzen.<br />
Eine neuerliche Meeres-Überflutung des Germanischen Trias-Beckens zur Muschelkalk-Zeit<br />
führte zur Ablagerung mehr o<strong>der</strong> weniger flachmariner Kalkschlämme mit eingeschalteten<br />
karbonatreicheren Lagen, die durch einen hohen Anteil von Fossilbruchstücken (sog. Schillkalke)<br />
gekennzeichnet sind. Im Zuge einer (neuerlichen) Eindampfungsphase während des Mittleren<br />
Muschelkalk, wie<strong>der</strong>um vergleichbar <strong>der</strong> Entwicklung im Zechstein und Oberen Buntsandstein,<br />
wurden erneut Sulfat-Ablagerungen ausgeschieden. Auf diese folgen nochmals mächtigere<br />
normalmarine Schillkalke und schließlich eine dünnschichtige Wechsellagerung von Mergeln und<br />
Kalken, die den Abschluß des Muschelkalk gegen die überlagernde Schichtfolge des Keuper<br />
bildet. Vom Keuper, dem jüngsten Zeitabschnitt <strong>der</strong> Trias, sind im näheren Umfeld des<br />
Heiligenberges nur die untersten Schichtanteile in Form von lokalen Erosionsrelikten erhalten.<br />
Unter amphibischen Ablagerungsbedingungen wurde zu dieser Zeit eine wechselhafte Folge von<br />
Flußsanden mit dünnen kohligen Einschaltungen , schlammigen Hochwasserabsätzen, tonige<br />
Seesedimente bis hin zu kalkig-dolomitischen Ablagerungen eines Flachmeeres abgesetzt.<br />
Die darauf folgenden Schichten des Mittleren und Oberen Keuper sowie die des Jura und <strong>der</strong><br />
Kreide wurden im Bereich des heutigen Heiligenbergs zwar ebenfalls abgelagert, in <strong>der</strong> Folgezeit<br />
jedoch wie<strong>der</strong> abgetragen. Sie finden sich heute verbreitet im Lipper Keuperbergland links <strong>der</strong><br />
- 8 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Weser, <strong>der</strong> Jura im Bereich <strong>der</strong> Ithbörde und <strong>der</strong> Schichtrippe des Ithkamms und schließlich die<br />
Kreide in <strong>der</strong> Münsterlän<strong>der</strong> Kreidemulde sowie im Kern <strong>der</strong> Hilsmulde.<br />
Infolge <strong>der</strong> Auflast von diesen jüngeren Deckschichten und unter dem Einfluß des geologischen<br />
Faktors „Zeit“ verfestigten sich die Ablagerungen des Buntsandstein im Wesentlichen zu<br />
Sandsteinen, Ton- und Schluffsteinen, die kalkigen Meeresabsätze des Muschelkalk hingegen zu<br />
Kalk- und Mergelsteinen und die jüngeren Ablagerungen nach und nach entsprechend.<br />
Gegen Ende <strong>der</strong> Oberkreide und damit um die Zeitenwende Erdmittelalter/-neuzeit<br />
(Mesozoikum/Känozoikum) wurden dieser ursprünglich horizontal abgelagerte Schichtenstapel von<br />
Sedimentgesteinen zwischen Stadtoldendorf am Nordrand des Sollings und Kassel im Süden<br />
sowie zwischen Bad Karlshafen und Hardegsen zu einer weitgespannten aber schildförmig<br />
flachen, in sich jedoch unterglie<strong>der</strong>ten Gewölbestruktur verstellt. An <strong>der</strong>en Nordrand drang<br />
emporquellendes Zechstein-Salz an einer langgezogenen Schollengrenze, die sich von Lüthorst<br />
über Rühle – Bodenwer<strong>der</strong> bis Hameln erstreckt (Hameln-Elfas-Überschiebung) und welche die<br />
Solling-Pyrmont-Großscholle von <strong>der</strong> Hils-Großscholle trennt, in ein höheres Stockwerk, dem<br />
Schwächelager <strong>der</strong> Salinar-Schichten des Oberen Buntsandstein, ein. Mit diesem Salzeinschub<br />
wurden Teile <strong>der</strong> zur Hils-Großscholle gehörenden Dachscholle (Südwest-Abschnitt des<br />
Heiligenberges) auf <strong>der</strong> flach ansteigenden Überschiebungsbahn über dem einspießenden<br />
Salzkeil „huckepack“-artig von Nordosten nach Südwesten verfrachtet und die in <strong>der</strong>en<br />
Stirnbereich verbreiteten Muschelkalk-Schichten aus ihrer ursprünglich horizontalen Lagerung<br />
nach Südwesten verkippt (nordwestlicher Abschnitt vom Heiligenberg zusammen mit dem<br />
anschließenden Hopfenberg).<br />
Mit diesen -- endogen ausgelösten (d.h. erdinnenbürtigen) -- Prozessen <strong>der</strong> Salzbewegung<br />
einhergehend wurden infolge exogener Einwirkungen nach und nach die bis dahin abgelagerten<br />
jüngeren Deckschichten ab Mittlerem Keuper im Solling und Vogler mit dem angeglie<strong>der</strong>ten<br />
Heiligenberg bis auf den Mittleren Buntsandstein heruntergreifend wie<strong>der</strong> abgetragen und die<br />
zerlappte Steilstufe und einzelne Zeugenberge des Unteren Muschelkalk in <strong>der</strong> Umrahmung <strong>der</strong><br />
Buntsandstein-Aufwölbung herauspräpariert.<br />
Im Verlauf des Pleistozän (Eiszeitalter) schnitt <strong>der</strong> sich mehrfach verlagernde Weserlauf<br />
mäan<strong>der</strong>förmig in diese verkippten Schichtfolgen ein. Im Wechsel mehrer Kalt- und Warmzeiten<br />
schotterte <strong>der</strong> Fluß während <strong>der</strong> Kaltzeiten bei zunächst mangeln<strong>der</strong> Transport- bzw.<br />
Erosionsleistung Terrassen-Kiese und –Sande auf, in die er sich unmittelbar darauffolgend jeweils<br />
bis auf ein tiefer gelegenes Talboden-Niveau wie<strong>der</strong> einschnitt und dabei die<br />
landschaftsprägenden Talmäan<strong>der</strong> zwischen Bevern und Hajen einschließlich des ehemaligen<br />
Umlaufberges, dem Schiffberg zwischen Hehlen und Bröckeln herausmodellierte. Während <strong>der</strong><br />
Warmzeiten hingegen war die Flußaktivität allgemein gering.<br />
Den Abschluß <strong>der</strong> jüngsten und flächenhaft erhaltenen Weser-Terrasse, <strong>der</strong> Weichsel-zeitlichen<br />
Nie<strong>der</strong>terrasse, bildet zwischen Heiligenberg und Hehlen ein hier örtlich außergewöhnlich mächtig<br />
entwickelter Komplex von Vulkan-Asche-Horizonten eines 12 900 Jahre zurückliegenden<br />
explosiven Ausbruch des Laacher-See-Vulkans in <strong>der</strong> Eifel, <strong>der</strong> ca. 240 km von Bodenwer<strong>der</strong><br />
entfernt liegt. Während <strong>der</strong> Fall-Out <strong>der</strong> Asche-Wolke im Weser-Leine-Bergland in <strong>der</strong> Regel zur<br />
Ablagerung einer nur wenige Zentimeter dicken Ascheschicht führte, wurden diese bei<br />
Bodenwer<strong>der</strong> mit Ausklingen <strong>der</strong> letzten Eiszeit, <strong>der</strong> Weichsel-Kaltzeit, oberflächlich zumindest<br />
lokal abgetragen und im Wesertal in einem örtlich 140 cm erreichenden Schichtpaket von ca. 1<br />
mm großen Bimspartikeln vom Wasser wie<strong>der</strong> zusammengespült.<br />
Die Auelehme im Bereich <strong>der</strong> flachen Talnie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Weser und die Altarmablagerungen am<br />
Fuß des südöstlichen Abschnitts vom Heiligenberg sowie örtliche Quellkalk-Bildungen und<br />
mächtige Hangschutt-Decken am Fuß vom Heiligenberg sind die jüngsten Ablagerungen <strong>der</strong><br />
geologischen Gegenwart, des Holozän.<br />
Auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> hier nur in groben Zügen zu skizzierenden erdgeschichtlichen Entwicklung,<br />
die sich am Heiligenberg-Hopfenberg- Bergrücken in einer Vielzahl von Aufschlüssen<br />
nachzeichnen lässt, ist zusammenfassend festzustellen, dass dieser Bergrücken in <strong>der</strong> Trias-<br />
- 9 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Landschaft des Mittleren Weserberglands geradezu eine klassische „Trias-Quadratmeile“<br />
repräsentiert: Hier können nicht nur alle wichtigen Schichtabschnitte des höheren Buntsandstein<br />
und Muschelkalk in natürlichen Felsanschnitten und in von Menschenhand geschaffenen<br />
Steinbrüchen studiert werden, son<strong>der</strong>n auch die komplizierten Lagerungsverhältnisse im<br />
Grenzbereich zwischen <strong>der</strong> Solling-Pyrmont-Großscholle und <strong>der</strong> Hils-Großscholle beispielhaft<br />
erläutert werden.<br />
Der Südhang des Heiligenberges bei <strong>Heyen</strong>. (Foto: Dr. Jochen Lepper) - Die Weser am Fuß des Prallhanges ist durch die flache Talaue<br />
verdeckt. Der Bergrücken des Heiligenberges ist durch eine im Gesteins- und Vegetationsbestand deutlich erkennbare, von Osten (Bild:<br />
Rechts) nach Westen (Bild: Links) flach ansteigende Verwerfung, die im Foto schwarz nachgezeichnet ist, aufgeteilt:<br />
Ost-Scholle des Heiligenberges: im Wesentlichen aufgebaut aus den Schichten <strong>der</strong> Solling-Folge (Mittlerer Buntsandstein) mit dem<br />
ehemals in mehreren Steinbrüchen gewonnenen Bausandstein und <strong>der</strong> (im Bild: Rechts) deutlich erkennbaren Abraum-Halde. Wie in<br />
diesem Steinbruch und weiterhin in Buntsandstein-Anschnitten erkennbar, fallen diese Schichten nach Nordnordosten, d.h. in Richtung<br />
auf den Ith-Kamm, <strong>der</strong> hinter dem Heiligenberg-Rücken - von diesem verdeckt - liegt, hinein.<br />
West-Scholle: Westlicher Teil des Heiligenberg-Rückens mit anschließendem Hopfen-Berg, <strong>der</strong> allerdings bereits links außerhalb des<br />
Bildes liegt; aufgebaut aus Muschelkalk-Schichten (z.B. erkennbar im Felsanschnitt links im Bild). Diese Schichten fallen gegensinnig<br />
zum Buntsandstein halbsteil nach Südwesten (d.h. im Bild nach vorne-links) ein.<br />
Weiterführende Schriften und Schlüssel-Literatur:<br />
BALDSCHUHN, R., FRISCH, U. & KOCKEL, F. (1996): Geotektonischer Atlas von NW-Deutschland.- 8<br />
S., 24 Anl.; Hannover.<br />
HENNINGSEN, D. & THIEM, W. (2000): Laacher-See-Bimstuffe in einem Quartär-Profil bei Hehlen<br />
südlich von Hameln/Weser. - N. Jb. Geol. Paläont., Abh., 218: 285-306; Stuttgart.<br />
HERRMANN, A., HINZE, C. & STEIN, V. (1967): Die halotektonische Deutung <strong>der</strong> Elfas-<br />
Überschiebung im südnie<strong>der</strong>sächsischen Bergland.- Geol Jb., 84: 407-462; Hannover.<br />
HOLLÄNDER, R. (2000): Vom Salzkeil zur Decke – Struktur und Entwicklungsgang <strong>der</strong> Vogler-<br />
Homburgwald-Decke.- Ber. Naturhist. Ges. Hannover, 142: 78-148; Hannover.<br />
KOCKEL, F. (1984): Erläuterungen zu Blatt Hannover (C 3922) 1:100 000.- Geotekt. Atlas<br />
Nordwestdeutschland: 34 S., 32 Anl.; Hannover (Unveröff.).<br />
KOCKEL, F. (1986): Erläuterungen zu Blatt Holzminden (C4322) 1:100 000.- Geotekt. Atlas<br />
Nordwestdeutschland: 21 S., 20 Anl.; Hannover (Unveröff.).<br />
LEPPER, J. & MENGELING, H. (1990): Geologische Wan<strong>der</strong>karte Mittleres Weserbergland mit<br />
Naturpark Solling-Vogler 1:100 000; Neuhaus - Hannover.<br />
LEPPER, J. (1991): Beiheft zur Geologischen Wan<strong>der</strong>karte Mittleres Weserbergland mit Naturpark<br />
Solling-Vogler 1:100 000. - Beih. Ber. naturhist. Ges. Hannover, 10: 51 S.; Hannover.<br />
REIMANN, M. (1987): Geologie, Petrographie und Vergipsung <strong>der</strong> Zechsteinsulfatvorkommen von<br />
Stadtoldendorf und Osterode/Harz.- Ber. Naturhist. Ges. Hannover, 129: 57-84; Hannover.<br />
- 10 -
3 Vorgeschichte<br />
(Kurt Wiemann)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
<strong>Heyen</strong> liegt zwischen Ith und Weserbergland am Rande <strong>der</strong> Ithbörde. Im Süden des Dorfes führt<br />
eine Straße über die Weserbergkette, die hier Heyer Holz heißt, zur Münchhausenstadt<br />
Bodenwer<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Weser. Während das Oberdorf hügelig ist, da es von Ausläufern des Heyer<br />
Waldes umgeben wird, liegt das Unterdorf und die Feldmark zum größten Teil in <strong>der</strong> Ebene. Die<br />
Feldmark reicht weit in die Ithbörde hinein bis an die Fel<strong>der</strong> des Dorfes Bremke am Fuße des Ith.<br />
Dorthin führt auch die aus dem Oberdorf kommende Bodenwer<strong>der</strong>sche Straße, die im Unterdorf<br />
Ithstraße (Esper<strong>der</strong> Straße) heißt. An ihr liegen die meisten Häuser, so dass das Dorf in <strong>der</strong> Ebene<br />
ein Straßendorf darstellt. Das Oberdorf dagegen ist ein Haufendorf. Hier hat die Siedlung, die sich<br />
1004 als Hegen (Heim des Hego) erwähnt wird, begonnen. Vielleicht ist das <strong>der</strong> Grund dafür, dass<br />
man im Oberdorf Keller bauen konnte. Im Unterdorf, wo es die neueren Höfe und Häuser gibt,<br />
finden sich keine unterirdischen Keller, denn <strong>der</strong> Grundwasserspiegel liegt zu hoch. Die Grenze<br />
zwischen Oberdorf und Unterdorf bildet die Landesstraße L424, die die Bodenwer<strong>der</strong>sche Straße<br />
im rechten Winkel schneidet. Die benachbarten größeren Orte an dieser Straße sind im Osten<br />
Halle und die Raabestadt Eschershausen am Ith, im Westen Börry und die Rattenfängerstadt<br />
Hameln an <strong>der</strong> Weser. Die Kreuzung im Dorf heißt heute Thie, denn früher ist dort einmal <strong>der</strong><br />
Thingplatz gewesen. Halle und <strong>Heyen</strong> haben an <strong>der</strong> karolingischen Heerstraße gelegen. Immer,<br />
wenn Kriegszüge unsere Heimat durchzogen, war <strong>Heyen</strong> betroffen.<br />
Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf durch eine einquartierte kaiserliche Truppe und durch die<br />
Schweden, die anschließend in die Gegend kamen, völlig ausgeplün<strong>der</strong>t und zerstört. Die<br />
Einwohner waren vor den verrohten Sitten <strong>der</strong> Tillyschen Soldaten und vor dem Schwedentrunk zu<br />
Verwandten und Bekannten in an<strong>der</strong>e Dörfer geflohen. Erst allmählich trauten sie sich wie<strong>der</strong> an<br />
die Heerstraße heran und begannen aufzubauen.<br />
In späteren Zeiten befanden sich an <strong>der</strong> Feldmarksgrenze auf <strong>der</strong> Landesstraße im Westen und<br />
<strong>der</strong> Ithstraße (Esper<strong>der</strong> Straße) im Norden Schlagbäume und Zollhäuschen, denn <strong>Heyen</strong> war <strong>der</strong><br />
letzte Ort im Braunschweigischen. Bei <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung über die Län<strong>der</strong>eien 1856 lagen 17<br />
Morgen 87 Quadratruten im Preußischen. 1943 wurde <strong>der</strong> Heimatkreis Holzminden gegen den<br />
Kreis Goslar unter dem Verwaltungsbezirk Braunschweig und Regierungsbezirk Hildesheim<br />
ausgetauscht. <strong>Heyen</strong>, Kreis Holzminden, gehörte zum Regierungsbezirk Hildesheim und heute<br />
zum Regierungsbezirk Hannover.<br />
<strong>Heyen</strong> war in erster Linie ein Bauerndorf. Im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t stand das Dorf unter <strong>der</strong><br />
Gerichtsbarkeit des Amtes Wickensen, Bauern mussten Korn- und Fleischzehnt an 10<br />
verschiedene Gutsherren (Wickensen, Kloster Kemnade, H. v. Münchhausen zu Bodenwer<strong>der</strong>, H.<br />
Graf von <strong>der</strong> Schulenburg u.a.) zahlen. Im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t hatte das Grenzdorf des Herzogtums<br />
Braunschweig an <strong>der</strong> damals verhältnismäßig viel befahrenen Heerstraße Einbeck - Hameln eine<br />
Zollstation. Bis zur Auseinan<strong>der</strong>setzung 1856 stieg die Fläche auf 3300 Morgen.<br />
3.1 Besiedlung in <strong>Heyen</strong><br />
(Friedel Peter)<br />
Um 200 – 400 nach Christi entstanden erste Streusiedlungen mit sogenannten „Blockfluren“, die<br />
man gemeinsam bestellte. Die Siedler schlossen sich zusammen und wählten oft einen erhöhten<br />
Platz, damit bei viel Regen das Wasser abfließen konnte.<br />
In <strong>Heyen</strong> war es das Viereck Gönne, Twetje, Hauptstraße und Kampstraße. Auch musste ein Bach<br />
o<strong>der</strong> eine Quelle für Trinkwasser in <strong>der</strong> Nähe sein. Dafür sorgte <strong>der</strong> kleine Bach, <strong>der</strong> durch den<br />
Pfarrgarten fließt. Nutzbare Äcker, Wiesen und Wald, die den Einwohnern Nahrung lieferten,<br />
waren auch vorhanden. Zum Schutz umgaben sie diesen Platz mit einem Wall, Graben o<strong>der</strong> einer<br />
Hecke. Auf diesem Thingplatz (Versammlungsplatz) wurde einige hun<strong>der</strong>t Jahre später bei <strong>der</strong><br />
Christianisierung eine Holzkirche errichtet. Jahre später wurde die Holzkirche durch eine<br />
Steinkirche ersetzt. In <strong>Heyen</strong> aus schlecht geschichtetem ganz verputztem roten Sandstein.<br />
- 11 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Baujahr vermutlich um 1250. Der Thingplatz hatte <strong>der</strong> Kirche mit umgebendem Friedhof zu<br />
weichen. Die Häuser <strong>der</strong> Siedler gruppierten sich um diesen Dorfmittelpunkt. Mit steigen<strong>der</strong><br />
Einwohnerzahl wurden weitere Grundstücke südlich <strong>der</strong> Hauptstraße bebaut. Danach wurden die<br />
Flurstücke nördlich <strong>der</strong> Hauptstraße besiedelt.<br />
Bis zu <strong>der</strong> Land- und Flurvermessung 1759 war <strong>Heyen</strong> auf 58 Häuser angewachsen. Bei <strong>der</strong><br />
zweiten Land- und Flurvermessung 1865 sind 69 Häuser angegeben. In <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit 1890 bis<br />
1910 sind viele alte Fachwerkhäuser abgerissen und durch neue Ziegelsteinhäuser, einige mit<br />
Mörtel verputzt, ersetzt worden. Es wurden auch neue Grundstücke erschlossen und bebaut. Bis<br />
1940 war <strong>Heyen</strong> auf 90 Wohnhäuser angewachsen.<br />
Die größte Bautätigkeit hat es aber ab 1945 gegeben. Die Einwohnerzahl in <strong>Heyen</strong> hatte sich von<br />
436 Personen in 1939 durch die vielen Vertriebenen aus den Ostgebieten und Evakuierten aus<br />
den bombardierten Städten des Rheinlandes auf 841 Personen am 01.04.1948 erhöht. Es<br />
herrschte große Wohnungsnot und auch für die vielen Kin<strong>der</strong> reichten die Schulräume nicht mehr<br />
aus. Der Gemein<strong>der</strong>at sorgte für Bauland an <strong>der</strong> Dasper Straße für Bauwillige und auch für einen<br />
Schulbau mit Lehrerhaus. Erste Bauherren waren Otto Warnecke und Heinrich Willmer. Heinrich<br />
Willmer konnte am 7.11.1953 Richtfest feiern. Die Einweihung <strong>der</strong> Schule und des Lehrerhauses<br />
fand am 15.12.1955 statt. Das Baugebiet wurde sehr gut angenommen, es wurden 79 Häuser bis<br />
zum Herbst 2003 gebaut.<br />
Im Altdorf sind einige Häuser auf Grund von Straßenbaumaßnahmen o<strong>der</strong> Baufälligkeit abgerissen<br />
worden. Im Herbst 2003 stehen in <strong>Heyen</strong> 172 Wohnhäuser.<br />
3.2 Die erste urkundliche Nennung des Dorfes <strong>Heyen</strong> (Hegen)<br />
Die beiden Schwestern Fre<strong>der</strong>una und Imma, Töchter des Billunger Grafen Wichmann I und<br />
Nichten des Sachsenherzogs Hermann Billung, gründeten um 960 das Kloster Kemnade und<br />
richteten es ein. Sie brachten ihr gesamtes Erbe u. a. aus Hegen in den Besitz des Klosters ein.<br />
Demnach hat Hegen schon 960 bestanden. Die erste urkundliche Nennung geht aus <strong>der</strong><br />
bekannten Königsurkunde aus dem Jahr 1004 hervor. In Hinblick auf das im Jahr 2004<br />
anstehende Jubiläum kann mit <strong>der</strong> Übersetzung des Originaldiploms <strong>der</strong> urkundliche Nachweis für<br />
das 1000jährige Bestehen geführt werden.<br />
König Heinrich II. nimmt<br />
das von den Schwestern<br />
Fre<strong>der</strong>una und Imma mit<br />
Hilfe des Grafen Gero<br />
gegründete<br />
Nonnenkloster Kemnade,<br />
dem die Grün<strong>der</strong>innen<br />
ihre im folgenden<br />
aufgeführten Besitzungen<br />
geschenkt haben, in<br />
seinen Schutz und<br />
verleiht ihm die Freiheit<br />
von Gan<strong>der</strong>sheim,<br />
Quedlinburg und Herford<br />
mit dem Vorbehalt, dass<br />
das Kloster bis zum Tode<br />
<strong>der</strong> Stifterinnen in <strong>der</strong>en<br />
Besitz bleibe, sowie die<br />
Immunität und das<br />
Äbtissinnenwahlrecht<br />
Magdeburg 1004<br />
November 2.<br />
(Original im Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiv, Münster)<br />
- 12 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
3.3 Übersetzung <strong>der</strong> Königsurkunde<br />
Im Namen <strong>der</strong> heiligen und unteilbaren Dreieinigkeit. Heinrich 1 , von göttlich-günstiger Gnade<br />
König. Die Gesamtheit aller <strong>der</strong> heiligen Kirche Gottes und Uns Getreuen - gegenwärtigen und<br />
zukünftigen - möge erfahren, dass die Frau Fre<strong>der</strong>una, ehrwürdige Äbtissin, und ihre Schwester<br />
Gräfin Imma mit Unterstützung des Grafen Gero² ein gewisses Kloster - geweiht zu Ehren <strong>der</strong><br />
heiligen Gottesgebärerin und ewigen Jungfrau Maria - eingerichtet haben, dem sie ihr ganzes<br />
Erbe: Keminetan, Hegen, Barigi, Tundiriun, Othere, die in Tilithi gelegen sind, Uarstan in Auga,<br />
Rothe in Wikanafelde, Bardenwik, Hotnannessun, Wittdorf, Britlingi, Biangiburdiburg, Addunesdorf,<br />
Hatherbiki, Bodanhausen, Sutherburg in Bardanga, Claniki in Drevani, Wigmannesburstal,<br />
Bennedesdorf in Mosidi, Widila, Wal<strong>der</strong>sidi, Kokerbiki in Heilanga, Holana, Aun, Setila in<br />
Hogtrunga, Hepstidi, Sinigas und alle hier vorerwähnten Güter, die aber in <strong>der</strong> Grafschaft Herzog<br />
Bernhards 3 gelegen sind, in dankbarster Absicht übertragen haben.<br />
Weil die Bittstellerinnen an Unsere königliche Majestät herangetreten sind und gebeten haben,<br />
dass Wir dasselbe Kloster in Unseren Schutz aufnehmen und ihm den Vorrang solcher Freiheit<br />
und solcher Rechtsausstattung gewähren möchten, den Gan<strong>der</strong>sheim, Quedlinburg und Herford<br />
zu besitzen scheinen, sei <strong>der</strong> Gesamtheit aller Getreuen bekannt gemacht, das Wir dieses auf<br />
Bitten des Bischofs Dietrich von Minden 4 vollzogen haben. Dazu haben Wir festgesetzt, dass das<br />
genannte Kloster und die Abtei mit Unserer Zustimmung auf Lebenszeit unter <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong><br />
erwähnten Äbtissin und ihrer Schwester, <strong>der</strong> Grafin, bleiben soll. Nach dem Tod dieser beiden<br />
aber soll dieselbe Abtei auf ewig Unserem öffentlichen Recht unterstehen. Außerdem wollen Wir<br />
aber, dass keine höhergestellte o<strong>der</strong> min<strong>der</strong>e Person unseres Königtums in <strong>der</strong>selben Abtei einen<br />
Gerichtstag abhalte, ihr irgendeine an<strong>der</strong>e Beeinträchtigung zufüge o<strong>der</strong> eine öffentliche Abgabe<br />
erhebe, es sei denn <strong>der</strong> Vogt <strong>der</strong> Äbtissin und <strong>der</strong> Nonnen 5 . Dazu haben Wir aus Unserer<br />
königlichen Macht <strong>der</strong> Abtei auch zugestanden, dass die Nonnen desselben Klosters die Erlaubnis<br />
haben sollen, nachdem die Äbtissin gestorben ist, eine an<strong>der</strong>e dafür geeignete zu wählen<br />
Und damit die kraft Unserer Autorität ausgestellte Urkunde durch alle Zeit gültig bleibe, haben Wir<br />
diese mit eigener Hand vollzogen und befohlen, dass sie mit Unserem Siegel gekennzeichnet<br />
werde.<br />
Zeichen des Herrn Heinrich des unbesiegbaren Königs. Egilbert, Vizekanzler des Erzkaplans<br />
Willigis 6 hat es gezeichnet. Gegeben am 4. Tag vor den Nonnen des November im Jahr [nach] <strong>der</strong><br />
Fleischwerdung des Herrn, zweiter Indiktion, aber im dritten Jahr des Königtums Herrn Heinrichs II,<br />
geschehen in Magdeburg.<br />
Erläuterungen:<br />
1) Heinrich II. aus dem Hause <strong>der</strong> Liudolfinger, deutscher König seit 1002, Kaiser seit 1014, 1024.<br />
2) Gero II. (993-1015>, Graf und Markgraf in <strong>der</strong> östlich von Saale und Mulde gelegenen Ostmark, <strong>der</strong> späteren Nie<strong>der</strong>lausitz.<br />
3) Herzog Bernhard I. von Sachsen aus dem Hause <strong>der</strong> Billunger (973-1011).<br />
4) (1002-1022).<br />
5) Klassische, vollständige Immunitätsbeschreibung: Exemtion von <strong>der</strong> weltlichen Gerichtsgewalt, Verbot <strong>der</strong> Gewaltanwendung<br />
(districtio) und <strong>der</strong> Steuererhebung (exactio) durch die weltliche Macht. Diese Aufgaben nahm <strong>der</strong> Vogt des Klosters in dessen Auftrag<br />
wahr.<br />
6) Erzbischof Willigis (975-1011) von Mainz, als solcher Erzkanzler des Reiches.<br />
(Kleine Randbemerkung: König Heinrich II, zuvor Bayernherzog, konnte die zerstrittenen deutschen Stämme auf sich vereinigen. Im<br />
Jahre 1014 zum Kaiser gekrönt, machte er die verwaltungskundigen Bischöfe zu Beamten seines Reiches. Zu <strong>der</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong><br />
Reichsabteien soll er erklärt haben: ”Es ist nötig, dass die Kirchen viele Güter besitzen, denn, wem viel gegeben ist, dem kann auch viel<br />
genommen werden.” Auf <strong>der</strong> Synode von Pavia (1022) tat er sich mit dem Papst zusammen, um die kanonische Vorschrift des<br />
priesterlichen Zölibats zur Durchführung zu bringen und die Kirche vor Vermögensverlusten durch Priesterkin<strong>der</strong> zu schützen.) (Knaurs<br />
Weltgeschichte v.1935, Seite 346)<br />
3.4 Wie kommt die Königsurkunde nach Münster ?<br />
(Quelle: Die reformatorischen Kirchenvisitationen in den westf. Landen 1542-1544, Jg. 1896)<br />
Im Jahre 1146 wurde die Äbtissin Judith v. Nordheim wegen ihres weltlichen, verschwen<strong>der</strong>ischen<br />
Lebenswandels abgesetzt und aus dem Kloster Kemnade entfernt. Kaiser Konrad III schenkte im<br />
Jahre 1147 dieses Kloster dem Kloster Corvey, das Benediktinermönche unter einem Propst nach<br />
- 13 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Kemnade brachte. Sie blieben bis 1168. Im Jahre 1194 wurde das Kloster mit Nonnen aus<br />
Gehrden neu besetzt. Ein Propst leitete weiterhin das von Corvey abhängige Ordenshaus. 1542<br />
wurde es erstmals zwangsweise reformiert, kam von 1593 bis 1620 noch einmal in den Besitz von<br />
Corvey und fiel nach langen Auseinan<strong>der</strong>setzungen an die Herzöge von Braunschweig. Die<br />
Königsurkunde blieb in Corvey und kam von dort in das Nordrhein-Westfälische Staatsarchiv in<br />
Münster.<br />
3.5 Grenze und Grenzsteine<br />
Die Feldmark von <strong>Heyen</strong> grenzt im Norden an Esperde, Nord-Osten an Bremke dann Wegensen,<br />
Kreipke, Linse, Kemnade, Hehlen, (Linke Weserseite) Daspe, Hajen und im Westen an<br />
Brockensen. Die Grenze mit Esperde und Brockensen ist auch Kreisgrenze Holzminden und<br />
Hameln/Pyrmont, gleichzeitig auch die Landesgrenze Braunschweig und Hannover.<br />
Aus <strong>der</strong> Zeit des ehemaligen<br />
Herzogtums Braunschweig und<br />
Königreich Hannover stehen<br />
noch 20 Grenzsteine mit<br />
folgenden Ordnungszahlen:<br />
Ordnungszahlen Ordnungszahlen<br />
99 120<br />
104 121<br />
105 127<br />
106 ***<br />
107 130<br />
110 131<br />
111 ***<br />
113 134<br />
115 ***<br />
117 138<br />
Die mit „***“ gekennzeichneten Steine sind vorhanden, aber die Ordnungszahlen<br />
nicht mehr zu lesen. Stein Nr. 99 ist noch mit <strong>der</strong> Zahl 1909 versehen.<br />
- 14 -
4 Herrschaftshäuser im Mittelalter<br />
(Hermann Wiemann)<br />
4.1 Die Herrschaft Homburg<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Die Homburger hatten unter dem Grafen Siegfried IV aus dem Geschlecht <strong>der</strong> Nordheimer die<br />
zwischen Eschershausen und Stadtoldendorf gelegene Homburg verwaltet und waren nach<br />
dessen Tod mit dem Gau Wilkanafelde belehnt worden. Nach dem Verzeichnis <strong>der</strong> Schnede <strong>der</strong><br />
Ni<strong>der</strong>borde und Oberen Borde <strong>der</strong> Herrschaft Homburg aus <strong>der</strong> Mitte des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts (Nds.<br />
Staatsarchiv in Hannover-Calenberg Br. 1 Nr. 1012) lag <strong>Heyen</strong> am Rande <strong>der</strong> Ni<strong>der</strong>borde, also im<br />
Bereich <strong>der</strong> Homburger. Bodenwer<strong>der</strong> konnten die Homburger bereits 1245 erwerben. Als <strong>der</strong><br />
vorletzte Homburger Siegfried (1300 - 1383) nach einer langen erfolgreichen Regierungszeit<br />
verstarb, wurde er im Kloster Kemnade beigesetzt. Mit dem Tod seines Sohnes Heinrich starb<br />
nach 8 Generationen das Geschlecht <strong>der</strong> Homburger aus. Damit endete 1409 die Herrschaft <strong>der</strong><br />
Homburger über 37 Ortschaften in <strong>der</strong> Oberen- und Ni<strong>der</strong>borde.<br />
4.2 Familiennamen in <strong>der</strong> Herrschaft Homburg im Jahre 1400<br />
Wenige Jahre, bevor die Herrschaft <strong>der</strong> Homburger auf die Welfenherzöge überging, fand eine<br />
Beschreibung des herrschaftlichen Besitzes statt. Das Original befindet sich im Nds. Staatsarchiv<br />
Wolfenbüttel (Sign. HsVII B Nr. 17). Im Amt Homburg werden unter <strong>Heyen</strong> folgende Namen<br />
genannt.: Henke, Kegelen, Tile Uppendorpp, Henke Romer, Hoiemeiger, Cord Vredeken, Hinrik<br />
Stuffeldes, Brinkmann, Godeke Hildebrandes, Godeke Lutzen, Brinkmann Oyemeiger, Alstem,<br />
Bartoldes, Tileken Tuffeldes, Henneke, Kunnen, Soffeke Oyemeigers.<br />
4.3 Das Fürstentum Braunschweig – Wolfenbüttel<br />
Das Obereigentum des Grund und Bodens lag in den Händen des Landesfürsten. Seine Lehns-<br />
und Erbzinsleute waren Ritter, Klöster und Städter. Viele Grundherren verpachteten ihren Grund<br />
und Boden und lebten von den Zinsen. Sie verkauften o<strong>der</strong> verpfändeten oft den Boden, den <strong>der</strong><br />
Landesfürst als sein Eigentum ansah. Das Land <strong>der</strong> wenigen freien Bauern fiel nach dem<br />
Aussterben eines freien Bauerngeschlechts an den Landesfürsten zurück.<br />
Aus dem Interessenkampf zwischen Landesherren und den Ständen zogen die Bauern nicht selten<br />
Vorteile. Die Stände achteten darauf, dass <strong>der</strong> Herzog die Steuerkraft nicht übermäßig in Anspruch<br />
nahm, <strong>der</strong> Fürst setzte den Grundherren Schranken gegen willkürliche Zinserhöhungen. Der<br />
Herzog wollte, lei<strong>der</strong> noch erfolglos, dem Bauernstand ein erbliches Besitzrecht gesetzlich sichern,<br />
um ihn leistungsfähig zu erhalten. Als Vertreter <strong>der</strong> absoluten Fürstenmacht zog Heinrich <strong>der</strong><br />
Jüngere (1514 - 1568) in die Hildesheimer Stiftsfehde, die ihm die erwünschte Herrschaft brachte.<br />
Die revolutionären Bauernbewegungen (Thomas Münzer) als Folge <strong>der</strong> Reformation und die<br />
Unabhängigkeitsgelüste <strong>der</strong> Stadt Braunschweig machten dem Herzog zu schaffen. Die<br />
unzufriedenen Adeligen, die sich aus den Pfandverschreibungen verdrängt sahen, schlossen sich<br />
dem Protestantismus und dem Schmalkaldischen Bunde an, während Heinrich <strong>der</strong> Jüngere an <strong>der</strong><br />
katholischen Kirche festhielt. Er wurde im offenen Kampf mit den Schmalkal<strong>der</strong>n zeitweise aus<br />
seinem Lande vertrieben. Der schmalkaldische Bund wurde 1547 bei Mühlberg (Elbe)<br />
zerschlagen.<br />
- 15 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Als Frieden in das Land einzog, zentralisierte <strong>der</strong> zurückgekehrte Heinrich mit Hilfe seines<br />
Kanzlers Münsinger v. Frundeck die Domänenverwaltung und konzentrierte die Rechtssprechung<br />
auf die Person des Fürsten. Heinrich <strong>der</strong> Jüngere ließ 1542 aus den Steinen <strong>der</strong> zerstörten<br />
Homburg das Amtshaus Wickensen erbauen. Dieser Fürst hat für <strong>Heyen</strong> eine beson<strong>der</strong>e<br />
Bedeutung, denn er hielt 1529 das letzte große Gogericht zwischen <strong>Heyen</strong> und Brockensen ab.<br />
Der Sohn Heinrich d. J. Herzog Julius (1568 - 1589) konnte als sparsamer Landesvater in einer<br />
Friedenszeit wirken. Heinrich Julius (1589 - 1613) war ein prunklieben<strong>der</strong> Herr, <strong>der</strong> die Arbeit des<br />
Regierens seinen Räten überließ. Der schwächliche Friedrich-Ulrich (1613 - 1635) brachte durch<br />
seine Günstlingswirtschaft in wenigen Jahren das Erbe <strong>der</strong> Väter in wirtschaftlichen Ruin, bevor<br />
<strong>der</strong> Dreißigjährige Krieg begann und die Tätigkeiten eines Jahrhun<strong>der</strong>ts vernichtete. Der<br />
dreißigjährige Krieg begann 1618 mit dem Aufstand Böhmens und endete 1648 mit dem<br />
Westfälischen Frieden. Deutschland hatte durch Krieg und Seuchen ein Drittel seiner Bevölkerung<br />
verloren, das Reich war zersplittert, wirtschaftlich und kulturell verwüstet.<br />
Die Einwohner <strong>Heyen</strong>s haben damals unter den verrohten Tillyschen Soldaten arg gelitten.<br />
Nach dem Sieg Napoleons 1807 wurde das südliche Nie<strong>der</strong>sachsen und Braunschweig dem<br />
Königreich Westfalen zugeteilt, das Napoleon für seinen Bru<strong>der</strong> Jerome geschaffen hatte. Die<br />
Bevölkerung wurde durch hohe Geld- und Naturallieferungen ausgepresst, bis 1813 mit <strong>der</strong><br />
Schlacht bei Leipzig die französische Herrschaft zu Ende ging.<br />
Hannover wurde 1814 zum Königreich deklariert. Das Land Braunschweig trat 1866 dem<br />
Norddeutschen Bund bei und wurde 1871 selbständiger Bundesstaat im Deutschen Reich. Nach<br />
<strong>der</strong> Gründung des Landes Nie<strong>der</strong>sachsen am 01.11.1946 verlor das autonome Herzogtum<br />
Braunschweig endgültig seine Selbständigkeit.<br />
Seit <strong>der</strong> Gründung des Herzogtums Braunschweig - Lüneburg im Jahre 1235 durch Kaiser<br />
Friedrich II. bis 1918 haben nach einer Aufstellung von J. König 38 Herzöge das Land regiert,<br />
zerteilt und zerstückelt. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass sich heute viele ehemalige<br />
„Braunschweiger“ doch in erster Linie als Nie<strong>der</strong>sachsen fühlen. Das ist auch begründet, denn in<br />
<strong>der</strong> Ithbörde lebten die Engern, ein kleiner Sachsenstamm. Aber die Haarfarben <strong>der</strong> Menschen<br />
verraten, wie sehr auch die Nie<strong>der</strong>sachsen im Laufe <strong>der</strong> Zeit von allen Seiten „aufgemischt“<br />
wurden. Nach 1945 brachten Vertriebene, beson<strong>der</strong>s Schlesier, Ostpreußen und Auslän<strong>der</strong> eine<br />
neue „Blutauffrischung“ <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen.<br />
4.4 Wechselvolle Herrschaftszeiten in <strong>Heyen</strong><br />
(Peter Klatt)<br />
Über Jahrhun<strong>der</strong>te waren die Län<strong>der</strong>eien von <strong>Heyen</strong> lehnspflichtig unter den im Weserbergland<br />
herrschenden weltlichen und kirchlichen Parteien aufgeteilt. Als kirchliche Lehnsherrschaften<br />
traten die Äbte bzw. Bischöfe von Corvey und die Diözese Minden sowie das Kloster Kemnade<br />
hervor. Im weltlichen Bereich folgte auf die Herrschaft <strong>der</strong> Billunger die <strong>der</strong> Eversteiner und<br />
Homburger und danach ab 1410 die Herrschaft <strong>der</strong> Calenberger und Braunschweiger Herzöge, die<br />
ihre Liegenschaften durch das Amt Wickensen, dessen Gebäude nach Abbruch <strong>der</strong> Homburg aus<br />
<strong>der</strong>en Steinen errichtet worden sind, verwalten ließen.<br />
Im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig von Hermann Kleinau (1967) sind<br />
die Zusammenhänge unter "<strong>Heyen</strong>" stichwortartig zusammengestellt. Das Kloster Kemnade erhielt<br />
1004 - 1039 königliche Bestätigungen für die aus dem Besitz seiner billungischen Grün<strong>der</strong>innen<br />
stammende "Villa" in <strong>Heyen</strong>. 1197 kaufte das Kloster einen ihm von Corvey weg genommenen Hof<br />
mit 8 Hufen Land, Vieh und <strong>der</strong> Holzgrefschaft unter Abfindung <strong>der</strong> Corveyschen Lehnsleute<br />
zurück. 1 Hufe umfasste 30 Morgen. Der „große Hof“ des Klosters wurde ab 1298 verpachtet. Den<br />
Rodezehnt im Walde Sun<strong>der</strong>n erhielt das Kloster Kemnade vom Bischof von Minden geschenkt.<br />
- 16 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Der Bischof von Minden schenkte dem Kloster ferner 1310 den Zehnten, allerdings nur bis 1340.<br />
Danach fiel eine Hälfte des Lehens an die Familie v. Hake. So wurde Ernst Hake mit diesem<br />
halben Zehnten 1461 vom Bischof von Minden belehnt. Am 1. April 1475 belehnte Bischof Heinrich<br />
von Minden “Hermann Haken", als den Ältesten, u. a. wie<strong>der</strong>um mit "dem halben Zehnten zu<br />
Heygen".<br />
Im Schlossarchiv Hämelschenburg befindet sich die Urkunde Nr. 23, in <strong>der</strong> Bischof Wulbrand von<br />
Minden den halben Zehnten zu <strong>Heyen</strong> im Jahr 1428 erstmalig an Di<strong>der</strong>ike (IV.) Clencken verleiht.<br />
Seit jener Zeit blieben viele Einwohner von <strong>Heyen</strong> dem Haus Klencke bei wechselnden<br />
Lehnsverhältnissen und Verpfändungen über 4 Jahrhun<strong>der</strong>te lehnspflichtig. Der Abdruck <strong>der</strong> in<br />
Mittelnie<strong>der</strong>deutsch abgefassten kunstvollen Urkunde mit ihrer Übersetzung ist im nachfolgenden<br />
Abschnitt dieser <strong>Chronik</strong> nachzulesen.<br />
Das wirtschaftliche Auf und Ab jener Zeit spiegelt sich auch in <strong>der</strong> Familienchronik <strong>der</strong> Familie von<br />
Hake wi<strong>der</strong>. So ist mit dem Datum 23. April 1482 <strong>der</strong> folgende Eintrag zu lesen: "Hermann und<br />
Bruno v. Beverungen, Gebrü<strong>der</strong>, bekennen, dass die Voreltern ihres lieben Oheims Dietrich Hake<br />
vor Zeiten einen halben Zehnten zu Heygen in <strong>der</strong> Herrschaft Homburg versetzt haben, welchen<br />
ihr seliger Vater erwarb und wie<strong>der</strong>versetzte. Jetzt habe Dietrich Hake diesen halben Zehnten<br />
wie<strong>der</strong> eingelöst und ihnen ihre rückständige For<strong>der</strong>ung daran, nämlich 150 Gulden, erstattet,<br />
worüber sie hiermit quittieren".<br />
Von diesem Lehen, das 552 Morgen Land mit <strong>der</strong> entsprechenden Zahl von Hofstellen umfasste,<br />
zog die Familie Hake noch 1759 den Zehnten ein. Die an<strong>der</strong>e Hälfte erhielt 1440 und 1441 das<br />
Stift Hameln. Es war wohl <strong>der</strong> Teil, den die vom Bischof von Minden belehnten Klencke 1462 dem<br />
Stift verpfändeten.<br />
1547 verpfändete die Herrschaft Klencke ihren Zehnt über einige Jahre weiter an das Kloster<br />
Loccum. Das Kloster hatte zwischen 1580 und 1759 die Zehnteinahmen von 529 Morgen<br />
Landfläche. Im Jahr 1759 zog das Amt Wickensen zusammen mit <strong>der</strong> Pfarre Hehlen (nach<br />
Steinacker die Pfarre Halle) den doppelten Zehnten von weiteren 111 Morgen ein, die die<br />
"vormalige Wankensche Feldmark" umfassten, d. h. die nordöstlich von <strong>Heyen</strong> gelegene Flur <strong>der</strong><br />
Wüstung Wockensen.<br />
Um 1545 hat in <strong>Heyen</strong> ein dem Hägerjunker v. Zerßen gehörendes Hägergut existiert, das später<br />
unter die Verwaltung des Amtes Wickensen gefallen ist. Das Kloster Kemnade hatte auch nach<br />
dem Einzug des Zehnten durch die Diözese Minden vor Ort Besitzungen. So erhielt es 1580 und<br />
noch 1759 den Zehnt von 235 Morgen.<br />
Der Bischof von Minden vergab daneben in <strong>Heyen</strong> Lehen an seine adeligen Gefolgsleute. So<br />
erhielt bereits 1304 Herr v. Ohsen den Zehnt von 4 Hufen, um 1320 Herr von Wolde den Zehnt von<br />
7 Hufen.<br />
Der "hofesche Mann" (Hofmann) Dy<strong>der</strong>ik Hake wurde vom Abt Dietrich von Corvey 1359 mit<br />
Ackerflächen von drei Hufen und dazugehörigen Hofstellen belehnt. Die Herrschaft Homburg<br />
belehnte bis 1410 die Herren v. Elze und v. Halle jeweils mit zwei Hufen, die diese danach dem<br />
Kloster Kemnade übergaben. Als Calenbergsches Lehen erhielt <strong>der</strong> Herr v. Bevern 1491 acht<br />
Hufen Land. Die Pfarre besaß 1542 einen Meierhof mit vier Hufen . Ein Teil des Landes war früher<br />
Kemna<strong>der</strong> Kalandsgut. In Kemnade existierte wohl vom 13. bis in das 16te Jh. hinein die<br />
gildenmäßig organisierte in Frankreich, den Nie<strong>der</strong>landen und in Norddeutschland weit verbreitete<br />
religiöse Kalandsbru<strong>der</strong>schaft zur Unterstützung bedürftiger Genossen. Ihre Zusammenkünfte am<br />
Monatsersten (lat. Kalendae) arteten später an vielen Orten, möglicherweise auch in Kemnade, in<br />
üppige Gelage aus, deshalb erhielten die Kalandsbrü<strong>der</strong> auch den Beinamen "Festbrü<strong>der</strong>".<br />
Zum Kloster Kemnade gehörte noch 1548 Landbesitz von 235 Morgen. 1637 hatte Herr v.<br />
Münchhausen 3 Meierhöfe und 11 Kothöfe als Calenbergsches Lehen. Den Grafen von<br />
Spiegelberg gehörten im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t mehrere Ackerhöfe mit 2 o<strong>der</strong> 3 Hufen Ackerfläche und<br />
einige Kothöfe, die 1759 in den Besitz des Fürsten von Waldeck übergingen.<br />
- 17 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
In diesem Jahr besaß die Familie Klenke den Zehnten von 529 Morgen (ab 1435 einen halben<br />
Zehnten, <strong>der</strong> allerdings verpfändet war). Von <strong>der</strong> 2077 Morgen umfassenden Flurfläche des Ortes<br />
war nur ein geringer Teil, nämlich 55 Morgen, frei von Lehns - und Frondiensten. 463 Morgen<br />
waren Rotland und 132 Morgen gegenüber mehreren Herrschaftsparteien lehnpflichtig (nach<br />
Steinacker).<br />
Wie haben aber die Menschen aus <strong>Heyen</strong> unter den wechselnden Herrschaften gelebt? Zur<br />
Erläuterung <strong>der</strong> Lebensverhältnisse ist ein Exkurs in die Geschichte notwendig: Unter <strong>der</strong><br />
fränkischen Herrschaft gerieten die bis zu diesem Zeitpunkt freien Bauern in vollständige<br />
Abhängigkeit ihrer kirchlichen o<strong>der</strong> weltlichen Grundherren. Die zum Heerbann verpflichteten<br />
freien Bauern konnten sich dieser Belastung nur durch Aufgabe ihrer Eigentumsrechte an den Adel<br />
entziehen. Der Adel übernahm seinerseits den Schutz seiner Untertanen unter Einziehung ihrer<br />
Besitzungen, die er als Lehen mit verbrieften Nutzungsrechten an diese zurück gab. Aus diesem<br />
Abhängigkeitsverhältnis entwickelte sich die mittelalterliche Leibeigenschaft, die ihre rigideste<br />
Ausprägung auf den Gütern östlich <strong>der</strong> Elbe erfuhr.<br />
Im Weserbergland wurde die Leibeigenschaft im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t unter <strong>der</strong> Herrschaft <strong>der</strong><br />
Braunschweiger Herzöge relativ früh abgeschafft. Seit 1597 (mit dem Salzdahlumer<br />
Landtagsabschied) galten auch in unserem Raum die besitzrechtlichen Bestimmungen des<br />
Meierrechts: Danach verblieb das Obereigentum an Grund und Boden bei den Landesherrn, den<br />
Rittern o<strong>der</strong> Klöstern; den Bauern (Meiern) war dieses aber in einer relativ gesicherten und<br />
unbeschränkt vererblichen Zeitpacht überlassen (Siehe hierzu Tacke, 1951: Der Landkreis<br />
Holzminden). Leistungen und Abgaben durften über das im Erbregister festgelegte Maß nicht<br />
gesteigert werden (Siehe hierzu Tacke 1943 : Die Entwicklung <strong>der</strong> Landschaft im Solling. In: Neue<br />
Folge Band 13, Schriften <strong>der</strong> wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft zum Studium<br />
Nie<strong>der</strong>sachsens, Provinzial - Institut für Landesplanung und Nie<strong>der</strong>sächsische Landes - und<br />
Volksforschung Hannover- Göttingen (Hrsg.), Oldenburg i. O.).<br />
Zu Beginn des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurden die Höfe infolge ihrer sich unterschiedlich entwickelnden<br />
Wirtschaftskraft neu eingestuft: Meier wurden vom fränkischen Hof ursprünglich eingesetzt, um<br />
den "Zehnten" an die Grundherren abzuführen. Später for<strong>der</strong>ten die Landes - und Grundherren die<br />
Abgaben und Dienste zentral ein und übertrugen die Durchführung ihren Vögten, denen sie<br />
zugleich die nie<strong>der</strong>e Gerichtsbarkeit einräumten. Die Frondienste trugen gerichtsherrlichen<br />
Charakter und lagen als Realpflicht auf den Höfen. Meierhöfe wurden nach ihrer Wirtschaftskraft in<br />
Vollmeier und Halbmeier eingeteilt.<br />
Köter waren ursprünglich nach ihrem Wohnhaus, <strong>der</strong> Kate o<strong>der</strong> Kote, benannt. Im Laufe <strong>der</strong> Zeit<br />
hatten jedoch auch sie Land erworben, wobei wahrscheinlich ist, dass dies nach <strong>der</strong> Rodung neuer<br />
Landstücke erfolgte, da bei Neurodungen alle Einwohner am Landgewinn beteiligt waren.<br />
Ende des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts kam zu <strong>der</strong> Klassifizierung Groß- und Kleinköter die Klassifizierung <strong>der</strong><br />
Eggeköter als pferdebesitzende Köter dazu, die statt mit <strong>der</strong> Hand Dienste mit Gespann verrichten<br />
mussten. Die Kleinköter stellten innerhalb <strong>der</strong> bäuerlichen Struktur die unterste Stufe dar. Als Kuh -<br />
o<strong>der</strong> Schweinehirten besaßen sie anfänglich nur ihr Haus. Später verfügten jedoch auch sie über<br />
etwas Land und einige Stück Vieh. In <strong>der</strong> Regel waren sie gezwungen zusätzlich ein Handwerk<br />
auszuüben. Im 18. Jh. wurden die Kleinköter ohne Land in <strong>der</strong> Regel als Brinksitzer bezeichnet.<br />
Als Anbauer wurden neuangesiedelte, ebenso in <strong>der</strong> Regel landlose Familien bezeichnet, <strong>der</strong>en<br />
Ansiedlung im 18. Jh. durch zahlreiche Landesherren geför<strong>der</strong>t wurde.<br />
Auch die landlosen Anbauer und Brinksitzer hatten in <strong>der</strong> Regel das Recht (bisweilen gegen<br />
Bezahlung), einige Stück Vieh in <strong>der</strong> Dorfherde mitzutreiben, was bei den ansässigen Landwirten<br />
aufgrund <strong>der</strong> Weideknappheit häufig auf Wi<strong>der</strong>stand stieß.<br />
Entsprechend <strong>der</strong> Klassifizierung <strong>der</strong> Höfe wurden die Dienste an den herrschaftlichen Höfen<br />
festgelegt: Ein Ackermann dient mit Pferd und Wagen, Eggen und Pflügen von Petri Kathedrale<br />
(22.02.) bis Jacobi (22.06.) in 14 Tagen 3 Tage, von Jacobi bis Michaelis (22.09.) wöchentlich 2<br />
Tage, von Michaelis bis Petri Kathedrale wöchentlich einen Tag, ein Halbspänner halb so viel.<br />
- 18 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
„Ein Großköter gleich dem Ackermann nur mit <strong>der</strong> Hand, wenn Pferde dann mit <strong>der</strong> Eggen, auch<br />
im Notfall anspannen und fahren muss. Der Kleinköter, <strong>der</strong> teils gar wenig, teils gar kein Land<br />
gehabt, das ganze Jahr gleich 48 Tage" (Zitat nach Freist, W.: Lichtenhagener <strong>Chronik</strong> (1978).<br />
Die Arbeitsverhältnisse in <strong>der</strong> Landwirtschaft waren überaus hart. So betrug die Arbeitszeit <strong>der</strong><br />
Bauern im Sommer 12 Stunden von 5 Uhr bis 19 Uhr bei einer zweistündigen Mittagspause, die<br />
vor allem <strong>der</strong> Fütterung <strong>der</strong> Arbeitspferde diente. Im Winter wurde 10 Stunden von 6 bis 16 Uhr<br />
gearbeitet. " Um ein Feld gehörig zu pflügen, werden 2 Gespanndienst gebraucht, die an einem<br />
Tag im Frühjahr bei Hafer und Gerste 1 1/2 Morgen umbrechen, im Herbst aber und, um das Land<br />
aus <strong>der</strong> Brache zu pflügen, nicht mehr als ein Morgen schaffen. Wenn es ordentlich zurecht<br />
gemacht ist, schafft ein Gespann in gleicher Zeit 5 - 6 Morgen zum Eggen. Bei Handdiensten<br />
rechnet man als Tagesleistung 1/2 Morgen, mit <strong>der</strong> Hafersense aber wohl 1 1/2. Zwei Mann<br />
schaffen beim Binden, Einlegen und Aufstellen 3/4 Morgen" (Zitat des Landvermessers Trabert im<br />
Amt Ottenstein von 1768).<br />
Genauere Informationen über die Landnutzung im heimischen Raum sind aus Aufzeichnungen<br />
über Erträge und Einkünfte abzuleiten, die von fürstlichen Amtshaushalten und <strong>der</strong>en Vorwerke bis<br />
1700 vorliegen. Die fürstlichen Ämter blieben bis Ende des 15.Jh. an die Häuser <strong>der</strong> früheren<br />
Territorialherren gebunden und waren sowohl Verwaltungssitze als auch Wirtschaftsbetriebe. Im<br />
16. Jh. wurden die Amtswirtschaften in <strong>der</strong> Regel von den Burgen getrennt und als Vorwerke an<br />
landwirtschaftlich günstigere Standorte verlegt. Diese Amtswirtschaften entwickelten sich im Laufe<br />
<strong>der</strong> Zeit zu landwirtschaftlichen Großbetrieben, die den Markt belieferten (Tacke, 1943, S. 160 f.).<br />
Noch Ende des 16. Jh. wurden die Ackerflächen nach dem Prinzip <strong>der</strong> Dreifel<strong>der</strong>wirtschaft<br />
bewirtschaftet, wobei im 1. Jahr Roggen als Winterung und im 2. Jahr Hafer bzw. Gerste als<br />
Sömmerung in <strong>der</strong> genannten Reihenfolge die wichtigsten Getreidearten waren. Im 3. Jahr lag das<br />
Feld brach. Zu jener Zeit gab es im braunschweigschen Weserbergland eine Reihe wüst gefallener<br />
Gemarkungen (z.B. Wockensen in <strong>der</strong> Nähe von <strong>Heyen</strong>), die jedoch nach und nach wie<strong>der</strong> in<br />
Kultur genommen wurden. Dies führte zu einem deutlichen Anstieg <strong>der</strong> Ackerflächen. Gleichzeitig<br />
kam es u. a. im Amt Wickensen im Zeitraum zwischen 1540 und 1580 zu einem steten<br />
prozentualen Anstieg von Wiesen, Ängern und Hudekämpen auf feuchten, vormalig ackerbaulich<br />
genutzten Standorten <strong>der</strong> Weseraue. Dies erfolgte zur "Verbesserung des Amtsvorrates an Butter,<br />
Käse, auch Haltung mehreren Viehs" (Zitat aus Fürstenberger Erbregister von 1585. In<br />
Tacke1943, S. 167).<br />
Die Amtswirtschaften umgaben ihre Län<strong>der</strong>eien mit Hecken, Zäunen und Gräben. Die Zäune<br />
wurden im 16. Jh. vornehmlich aus Weidenruten von Kopfweiden geflochten. Hecken- und<br />
Weidenpflanzungen wurden auch für die Dorffeldmarken 1539 per Verordnung vorgeschrieben. So<br />
sollte dem "Forstfrevel nach Holzzäunen" begegnet werden. Nach dieser für den<br />
braunschweigischen Weserdistrikt geltenden Verordnung musste je<strong>der</strong> Ackermann jährlich "ein<br />
Schock ", je<strong>der</strong> Köter "ein halbes Schock" Weiden in <strong>der</strong> Feldmark seines Dorfes auspflanzen,<br />
"weil diese Pflanzungen den gänzlich verwüsteten Gehölzen und dem gemeinen Wesen zur<br />
Erhaltung <strong>der</strong> Knicke und Weller sowie zur Schattung sehr för<strong>der</strong>lich seien"<br />
(Verordnungssammlung Nr. 71 . In: Tacke 1943, S. 169).<br />
Nach einer Verordnung von 1548 sollten "Dorfknicke" das Acker - und Wiesenland "gegen den<br />
Anlauf des Viehs" sowie die Siedlungen “gegen Unbekannte und Verdächtige zu Ross und zu Fuß"<br />
(Verordnungssammlung Nr. 135. In: Tacke 1943, S. 169 f.) schützen.<br />
Der Ertrag <strong>der</strong> Feldfrüchte war nach heutigen Maßstäben sehr mager. So lag die Ernte bei dem<br />
3,5- bis 6-fachen <strong>der</strong> Aussaat. Fungizide, Herbizide und Insektizide waren unbekannt.<br />
Mangelfaktor war bis ins 18. Jh. hinein zudem <strong>der</strong> Dünger. So reichte <strong>der</strong> zur Verfügung stehende<br />
Stalldung, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> im Winter durchgefütterten Tiere abhing, nur für eine begrenzte<br />
Anzahl von Ackerflächen aus. Mist war folglich knapp. Auf Grund <strong>der</strong> begrenzten Mistmenge kam<br />
dem nächtlichen Pferchen <strong>der</strong> Schafe auf den abgeernteten Fel<strong>der</strong>n eine hohe Bedeutung zu. So<br />
waren alle fürstlichen o<strong>der</strong> privaten Schäfereien in <strong>der</strong> Regel verpflichtet, sämtliche Fluren <strong>der</strong><br />
Feldmark des Dunges wegen in einer zeitlich festgelegten Reihenfolge zu begehen.<br />
- 19 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Neben dem begrenzten Dünger und den Missernten beschränkten zudem die arbeitszeitlichen<br />
Belastungen durch Hand- und Spanndienste, die auf den umliegenden Vorwerken (Grohnde,<br />
Hehlen, Wickensen) zu leisten waren, die Möglichkeiten im Ackerbau. So arbeiteten die Bauern,<br />
wie bereits an an<strong>der</strong>er Stelle beschrieben, in <strong>der</strong> Regel die jeweils best geeignete Zeit für die<br />
Bestellung o<strong>der</strong> Ernte auf den Amtsfel<strong>der</strong>n. Tacke (1943, S. 106) beschreibt diese missliche<br />
Situation so: "Hatte <strong>der</strong> Bauer dann an den dienstfreien Tagen endlich auch auf seinen eigenen<br />
Äckern das Korn geschnitten und die Garben aufgerichtet, so durfte er es nicht eher einfahren bis<br />
<strong>der</strong> Zehntmeister erschienen war und den Zehnten erhoben hatte.“ Oft genug musste er untätig<br />
zusehen, wie "hernach schlecht Wetter einfiel", <strong>der</strong> Herbstregen tage- und wochenlang ohne<br />
Aufhören vom Himmel fiel und die karge Frucht seiner sauren Arbeit auf den Fel<strong>der</strong>n verrottete<br />
und verkam.<br />
Bis zu den Agrarreformen Mitte des 19. Jh. wurde <strong>der</strong> Wald von den Einwohnern des Dorfes<br />
vielfältig genutzt. Die Grasflächen des Hudewaldes dienten Rin<strong>der</strong>n, Schweinen und auch Pferden<br />
als Weide. Mit Bucheckern und Eicheln konnten Schweine gemästet werden. Das Herbstlaub<br />
wurde von landlosen Häuslingen als Schaffutter o<strong>der</strong> als Einstreu genutzt. Ziegen durften nicht im<br />
Wald weiden. Auf geschätzten 600 - 700 Morgen Holzweide, einschließlich <strong>der</strong> Flächen am<br />
Weserhang, konnten etwa 30 - 40 Schweine in den <strong>Heyen</strong>er Wald getrieben werden. Nach dem<br />
Zeitzeugnis des Vermessers Johann J. Butenmeister, <strong>der</strong> 1761 im Rahmen seiner Tätigkeit eine<br />
Dorfbeschreibung des Ortes Kaierde anfertigte, durften z. B. die Halbspänner je vier, die Großköter<br />
je drei, die Kleinköter je zwei und die Häuslinge und <strong>der</strong> Schulmeister je ein Schwein in den Wald<br />
(2200 Morgen) eintreiben. In <strong>Heyen</strong> konnten diese hohen Zahlen pro Hausbesitzer auf Grund <strong>der</strong><br />
beschränkteren Waldweide sicher nicht erreicht werden. In Folge <strong>der</strong> Ablösungsverhandlungen <strong>der</strong><br />
Spezialseparation von 1865 -1868 mit den jeweilig zuständigen Herrschaften wurden alte<br />
Hu<strong>der</strong>echte im Wald aufgegeben. Danach wurde <strong>der</strong> Wald als Interessentenforst weidefrei in<br />
ungeteiltem Besitz <strong>der</strong> 7 Vollmeierhöfe, des Pfarrmeierhofs, <strong>der</strong> 4 Halbmeierhöfe, 26 Großkothöfe,<br />
4 Kleinkothöfe, 13 Bringsitzerstellen und <strong>der</strong> Schule bewirtschaftet. Aus dieser<br />
Forstinteressentenschaft entstand die Forstgenossenschaft <strong>Heyen</strong> in <strong>der</strong> zur Zeit gültigen<br />
Rechtsform.<br />
Für Brinksitzer und Kleinköter stellte <strong>der</strong> Flachsanbau und die anschließende Verarbeitung zu<br />
Leinwaren über einen langen Zeitraum eine wichtige Einkommensmöglichkeit dar. Offenbar gedieh<br />
<strong>der</strong> Flachs in <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Feldmark so gut, sodass verschiedene Familien durch den<br />
Flachsverkauf und dessen Verspinnung zu Garn mit anschließen<strong>der</strong> Verwebung zu Tuch ein<br />
erträgliches Einkommen erzielten konnten. Verschiedene Einwohner des Dorfes gingen deshalb<br />
dem Beruf des Leinewebers nach, wie man aus <strong>der</strong> in <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> abgedruckten Steuerliste<br />
entnehmen kann.<br />
Neben den vom Grundherren aufgebürdeten Naturalzehnten und den zu leistenden Hand - und<br />
Spanndiensten mussten alle Einwohner des Dorfes eine Kopfsteuer an die Obrigkeit, in diesem<br />
Fall an den Herzog von Braunschweig, nach den jeweiligen Erfor<strong>der</strong>nissen des Herrschers<br />
entrichten. Diese Steuer lag in <strong>der</strong> durch den (schreibkundigen) Pastor Brase aufgestellten Liste<br />
maximal bei 2 Reichstalern für den offenkundig reichsten Einwohner von <strong>Heyen</strong>, <strong>der</strong> als Großköter<br />
vor Ort eine Branntweinbrauerei betrieb. Für das zwölfjährige Kind einer armen Familie mussten<br />
immerhin noch 3 Mariengroschen (1 Mgr. = 1/12 Rtlr.) aufgebracht werden. Von den erfassten<br />
steuerpflichtigen 233 Personen aus <strong>Heyen</strong> wurden im Jahr 1678 insgesamt 89 Taler und 24<br />
Mariengroschen erhoben (Siehe dazu auch die Liste von Pastor Brase aus seiner Amtszeit (1648 -<br />
1680)). Diese Kopfsteuer stellte für die Menschen eine erhebliche Belastung dar, weil Bargeld für<br />
die noch weitgehend als Selbstversorger wirtschaftenden Dörfler schwer zu beschaffen war. So<br />
verdiente ein Tagelöhner pro Arbeitstag 6 Groschen, ein Handwerker hingegen 8 Mgr. An Hand<br />
<strong>der</strong> für die Steuererhebung aufgestellten Listen konnte die Obrigkeit darüber hinaus die<br />
Bevölkerungsentwicklung in ihrem Herrschaftsbereich kontrollieren, somit dienten diese Listen<br />
einem weiteren wichtigen Zweck.<br />
Ab 1753 trat in verschiedenen Län<strong>der</strong>n Norddeutschlands eine Än<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Regelung <strong>der</strong> seit<br />
1597 rechtlich geregelten Frondienste ein. Diese Dienste wurden im Laufe <strong>der</strong> folgenden<br />
Jahrzehnte in verschiedenen Orten in eine Geldabgabe (Dienstgeld) umgewandelt. Die davon<br />
betroffenen Großbetriebe (Domänen) mussten ihre Arbeitsverfassung än<strong>der</strong>n, d. h. an die Stelle<br />
- 20 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
ihrer Fröner freie Landarbeiter aller Kategorien setzen. Dies führte zu einer Vermin<strong>der</strong>ung des<br />
Guts- (Domänen-) Landes, also zu einer Verstärkung des bäuerlichen Elements.<br />
Die napoleonische Zeit brachte darüber hinaus in Ansätzen Umwandlungen des Meierrechts in<br />
Eigentumsrecht an Grund und Boden. Nach dem Sturz Napoleons kam es jedoch zu einer<br />
Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> alten Verhältnisse, weil man in <strong>der</strong> wie<strong>der</strong> errichteten grundherrlichen<br />
Verfassung ein ehrwürdiges Symbol <strong>der</strong> nach einer Periode des Umsturzes glücklich wie<strong>der</strong><br />
hergestellten Ordnung sah. Bereits vollzogene Ablösungen wurden vom nachträglichen Konsens<br />
<strong>der</strong> Grundherren und <strong>der</strong> Zustimmung <strong>der</strong> staatlichen Stellen abhängig gemacht.<br />
Erst die Julirevolution von 1830, die in Teilen <strong>der</strong> bäuerlichen Bevölkerung zu Unruhen führte,<br />
brachte den Ablösungsprozess ins Rollen. In unserem Raum engagierte sich u. a. Leopold von<br />
Klenke ab 1842 als Landtagsabgeordneter im Königreich Hannover bei <strong>der</strong> Lösung <strong>der</strong><br />
Bewertungsprobleme <strong>der</strong> Dienste<br />
und Zehnten.<br />
Dabei ging es um die<br />
Umwandlung von Naturalabgaben<br />
und Zehnten sowie <strong>der</strong><br />
Hand- und Spanndienste in<br />
festzusetzende Geldrenten auf<br />
freiwilliger Einigung o<strong>der</strong> amtlicher<br />
Festsetzung zwischen<br />
Grundherren und Lehnspflichtigen.<br />
Diese Geldrenten konnten<br />
schließlich durch die Zahlung<br />
eines Einmalbetrages abgelöst<br />
werden.<br />
Fe<strong>der</strong>führend bei den<br />
Verhandlungen war sicherlich die<br />
herzogliche Kammer (Siehe<br />
hierzu Jahns, W. Jahrbuch für den<br />
Landkreis Holzminden, Band<br />
15/16 (1997/98), S 36 - 37). Durch<br />
die unterschiedliche Bewertung in<br />
<strong>der</strong> Ertragskraft <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>eien<br />
ergaben sich unterschiedlich hohe<br />
Ablösebeträge für die Höfe, die im<br />
Mittel zwischen 6 und 12 Talern<br />
pro Flächeneinheit (1 Morgen)<br />
lagen. Bei einer abzulösenden<br />
Gesamtfläche von ca. 2400<br />
Morgen waren von den Bauern in<br />
<strong>Heyen</strong> überschlägig 15000 Taler<br />
aufzubringen. Nach dem<br />
Ablösungsrezess von 1840 hatte<br />
allein <strong>der</strong> Vollmeier Friedrich<br />
Urkunde über die Ablösung einer Dienslast des Großköther H. Hölscher, Nr. 53<br />
Wilhelm Zeddies für seinen 36 ha<br />
Hof 850 Taler, 18 Gutegroschen<br />
und 5 Pfennige zu zahlen. "Gemessen an Einkommen und Kaufkraft <strong>der</strong> damaligen Zeit war dies<br />
eine sehr hohe Belastung, die sich nur ertragen ließ, weil die herzogliche Leihanstalt langfristige<br />
Kredite gab, die nur mit wenigen Talern im Jahr getilgt werden mussten." (Jahns, S 37). Dem<br />
Vertragswerk mit F. W. Zeddies ist zu entnehmen, dass die Zehntabgabepflicht mit <strong>der</strong> Zahlung<br />
<strong>der</strong> letzten Rate erst 1873 gelöscht worden ist.<br />
Über Art und Umfang <strong>der</strong> von <strong>Heyen</strong>er Bauern zu leistenden Hand- und Spanndienste auf den<br />
umliegenden Domänen gibt es wohl keine vollständig Aufstellung mehr. Es ist jedoch unstrittig,<br />
- 21 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
dass diese Dienstleistungen vielen Einwohnern abverlangt worden sind. Zur Berechnung des<br />
Ablösekapitals wurde <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong> Hand- und Spanndienste bzw. des dafür entrichteten<br />
Dienstgeldes und die Anzahl <strong>der</strong> tatsächlich abgeleisteten Arbeitstage zu Grunde gelegt. “Dazu<br />
wurden die Arbeitstage <strong>der</strong> letzten 12 Jahre addiert und <strong>der</strong> Mittelwert gebildet. Von diesem<br />
Kapital musste noch <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong> Pröne abgezogen werden und schließlich wurde das Ergebnis<br />
mit 25 multipliziert" (Siehe dazu W. Jahns, S. 41). Ein Vollmeier, <strong>der</strong> laut Vertrag 89<br />
Spanndiensttage im Jahr zu leisten hatte, musste je nach tatsächlichen Gegebenheiten<br />
(abgeleistete Arbeitstage bzw. gezahltes Dienstgeld) vor Ort zwischen 250 - 470 Talern für die<br />
Aufhebung dieser Dienstlast aufbringen. Einzelheiten <strong>der</strong> Berechnungsmodalitäten sind bei W.<br />
Jahns (S. 42 - 43) nachzulesen.<br />
4.5 Urkunde Nr. 23 – Im Hämelschenburger Schlossarchiv<br />
Lehenbrief Bischof Wulbrands von Minden für Dietrich Klencke Gen. Quarter (II.)<br />
Originaltext:<br />
Wü Wulbrand von godes gnaden Bischopp to Minden bekennet unde betugen openbare in dussem<br />
breue vor uns und unse nakomelinge da wii hebbet belenet unde belenen jeggenwordich in<br />
dussem breue Di<strong>der</strong>ike Clencken an<strong>der</strong>s geheten Quartere unde syne rechten eruen to cynen<br />
rechten eruen Manlene erffliken tobesitkende myd dussen nabescrevenen guden de uns und<br />
unsem Stichte vorlediget synd van dodes wegen Hinrikes van Osen seliger dechtnisse myd dem<br />
halven Tegheden to heygen myd eynem houe und dren houen landes unde syner tobchoringe<br />
uppe deme haghen to Euesvorde den tegheden over achte houe uppe dem vorbenompten<br />
haghen, twe holt de geheten synd de Sun<strong>der</strong>n unde de Remenbreden to Osen de hefft achte<br />
morgen landes unde vordmer myd allen gude de uns unde unsem Stichte van (eingefügt) hinrikes<br />
vorbenompten dodes wegen vorlediget synd. Unde wii und unse nakomelinge willet unde schullet<br />
dussen vorbenompten Dy<strong>der</strong>ike und synen rechten eruen dusser vorgenenten gude unde<br />
lenwarschopp eyn thichtich unde eyn bekand here wesen wodre war unde wobakend on des<br />
behoff is und se da van uns esschende synd. Dusses to tughe hebbe wy on unse Ingeseghel vor<br />
uns unde unse nakomelinge witliken to dussem breue laten hangen Datum anno domini m° cccc°<br />
xxviii° Dominica die post festum omnium sanctorum.<br />
- 22 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Übersetzung:<br />
Wir, Wulbrand, von Gottes Gnaden Bischof zu Minden, bekennen und bezeugen offenbar mit<br />
diesem Brief für uns und unsere Nachfolger, dass wir belehnt haben und mit diesem Brief<br />
gegenwärtig belehnen den Dietrich Klencke (an<strong>der</strong>s genannt Quarter, h.h. <strong>der</strong> Vierte dieses<br />
Namens in seiner Generation <strong>der</strong> Familie) und seine Erben zu einem rechten Erbmannlehen<br />
erblich zu besitzen und mit diesen nachfolgend beschriebenen Gütern, die uns und unsern Stifte<br />
erledigt sind wegen des Todes Heinrichts v. Ohsen seligen Gedächtnisses: Mit dem halben<br />
Zehnten zu <strong>Heyen</strong>, mit einem Hofe und drei Hufen Landes und seiner Zubehörungen auf dem<br />
Hagen zu Esperde, dem Zehnten über 8 Hufen auf dem selben Hagen, dem Zehnten über die<br />
Grohnde und dem Zehnten über den Ilsenberg auf dem vorgenannten Hagen, zwei Gehälze, die<br />
<strong>der</strong> Sun<strong>der</strong> und die Remenbreite zu Ohsen genannt sind, die 8 Morgen Land umfassen, und<br />
weiterhin mit allen Gütern, die uns und unserem Stift von des vorgenannten Heinrichs Todes<br />
wegen erledigt sind. Und wir und unsere Nachfolger wollen und sollen diesem vorgenannten<br />
Dietrich (Klencke) und seinen rechten Erben dieser vorgenannten Güter und Lehnswahrschaften<br />
ein rechter und bekennen<strong>der</strong> Herr sein, sooft, wo und wie ihnen das erfor<strong>der</strong>lich sein und sie das<br />
von uns erheischen. Zum Zeugnis dessen haben wir unser Siegel für uns und unsere Nachfolger<br />
wissentlich an diesen Brief hängen lassen. Gegeben im Jahre des Herrn 1428, am Sonntag nach<br />
Allerheiligen (7.November 1428).<br />
- 23 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
5 Historische Stätten, beson<strong>der</strong>e Orte und Ereignisse<br />
(Quelle: Friedrich Schreiber und Hans Hölscher)<br />
Es ist auffallend, dass in einem engen, nur wenige Quadratkilometer umfassenden Bezirk nahe bei<br />
<strong>Heyen</strong> mehrere historische Stätten zu finden sind, die seit langem Historiker und Heimatforscher<br />
beschäftigen. Es sind dies<br />
I. <strong>der</strong> Heilige Berg mit einer Ringwallanlage,<br />
II. in <strong>der</strong>en unmittelbarer Nähe die Reste einer mittelalterlichen Kapelle,<br />
III. die Reste einer Burganlage, <strong>der</strong> Lauenburg,<br />
IV. eine Gogerichtsstätte nahe <strong>der</strong> Straße <strong>Heyen</strong> – Brockensen,<br />
V. ein altes Kultzentrum am Eichberg.<br />
Es ist anzunehmen, dass mindestens zwischen einigen von diesen Beziehungen bestehen und<br />
dass sie im Zusammenhang betrachtet werden müssen. Vieles ist noch ungeklärt und harrt<br />
weiterer Forschungsarbeit. Neue Erkenntnisse könnten z.B. durch Ausgrabungen gewonnen<br />
werden.<br />
Es erscheint in einem ersten Schritt sinnvoll, eine Bestandsaufnahme aller vorhandenen<br />
Urkunden, Quellen und Veröffentlichungen vorzunehmen, die sich mit den genannten Objekten<br />
befassen. Das soll im Folgenden geschehen.<br />
5.1 Territoriale Verhältnisse im Raum Daspe, <strong>Heyen</strong>, Brockensen<br />
Von den sächsischen Gauen, <strong>der</strong> Kirchlichen Verwaltung und von <strong>der</strong> Eversteinischen und<br />
Homburger Herrschaft bis zu den Ämtern <strong>der</strong> welfischen Herzöge.<br />
Wenn auch die<br />
Grenzen <strong>der</strong><br />
sächsischen Gaue<br />
nicht einwandfrei<br />
festzustellen sind -<br />
Grenzen im heutigen<br />
Sinne gab es ohnehin<br />
nicht -, so lässt sich<br />
doch belegen, dass<br />
<strong>der</strong> Raum um <strong>Heyen</strong><br />
zum Gau Tilithi<br />
gehörte. Dieser Gau<br />
umfasste etwa das<br />
Gebiet bei<strong>der</strong>seits<br />
<strong>der</strong> Weser von Polle<br />
bis Rinteln. Da nach<br />
<strong>der</strong> Christianisierung<br />
die Grenzen <strong>der</strong><br />
Diözesen häufig<br />
denen <strong>der</strong> sächsischen Gaue folgten, oft mehrere Gaue umfassend, kann man sich ungefähr ein<br />
Bild von <strong>der</strong> Ausdehnung <strong>der</strong> Gaue machen, denn die Diözesangrenzen sind um 1000 genau<br />
festgelegt. Zwei Grenzbeschreibungen <strong>der</strong> Diözese Hildesheim von den Jahren 1007 und 1013<br />
belegen die Grenzen zum Bistum Minden. Da nun das Bistum Minden neben an<strong>der</strong>en auch den<br />
Gau Tilithi einschloss, verfügen wir gerade in dem südöstlichen Teil des Gaues, dem Grenzgebiet<br />
Minden-Hildesheim, über verhältnismäßig viele und brauchbare Quellen über die Grenzen, die sich<br />
als naturgegeben Grenzen (Gebirgskämme) z.T. bis an die Gegenwart erhalten haben.<br />
- 24 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
So steht fest, dass <strong>Heyen</strong> mit den unmittelbar angrenzenden Gebieten im südöstlichen Zipfel des<br />
Gaues Tilithi und später, nach <strong>der</strong> Einführung des Christentums, im Archidiakonat Ohsen des<br />
Bistums Minden lag.<br />
Im 12. Jahrhun<strong>der</strong>t stoßen in diesem Gebiet die Interessen <strong>der</strong> Grafen von Everstein und die <strong>der</strong><br />
Herren von Homburg aufeinan<strong>der</strong>. Der Sturz Heinrichs des Löwen begünstigte die<br />
Machtbestrebungen dieser beiden Dynastien. Indem die Homburger nach <strong>der</strong> Verdrängung <strong>der</strong><br />
Grafen von Spiegelberg (1238) sich im nordwestlichen Teil des Iths (Lauenstein) festsetzten,<br />
wurde ihnen <strong>der</strong> Zugang ins Wesertal südlich von Hameln ermöglicht. Damit waren sie bis in die<br />
Nähe <strong>der</strong> eversteinischen Burg Ohsen vorgedrungen. Um 1245 erwarben sie durch einen<br />
Vergleich mit Corvey Bodenwer<strong>der</strong> und drangen von hier aus weiter vor in den Raum Hehlen,<br />
Daspe, <strong>Heyen</strong>, Brockensen. Ein Beweis für das gute Einvernehmen mit den welfischen<br />
Landesfürsten, das die Homburger immer wie<strong>der</strong> pflegten, ist die später angeführte Urkunde (Kap.<br />
IV/4), die ihnen das Recht zur Abhaltung des Gogerichtes in diesem Gebiet gab.<br />
Mit dem Erlöschen bei<strong>der</strong> Dynastien in Jahre 1409 fielen die Herrschaften an die welfischen<br />
Herzöge. Nach dem Wickenser Erbregister gehörten Hehlen, Daspe und <strong>Heyen</strong> zum Amt<br />
Wickensen, Hajen und Brockensen dagegen zum Amt Grohnde. Wenn man in Betracht zieht, dass<br />
sich die Besitzverhältnisse oft än<strong>der</strong>ten, so kann festgestellt werden, dass die Amtsgrenzen des<br />
Herzogtums den alten Interessengrenzen zwischen den Homburgern und Eversteinern<br />
entsprachen. Auch heute noch verläuft die Grenze <strong>der</strong> Kreise Holzminden und Hameln zwischen<br />
<strong>Heyen</strong> und Brockensen (siehe Skizze).<br />
Hiermit ist das Wesentliche über die Territorialgeschichte gesagt, das zur Auswertung <strong>der</strong><br />
folgenden Zusammenstellung von Bedeutung ist.<br />
5.2 Die alte Gogerichtsstätte zwischen <strong>Heyen</strong> und Brockensen<br />
(Zusammenstellung zum Gohgericht aus „Der Kreis Hameln, von F. Meissel 1897)<br />
Herzog Heinrich <strong>der</strong> Jüngere hielt 1529 das letzte große Gogericht für die Herrschaft Homburg.<br />
Dafür wurden die Gerichtsbänke noch einmal neu aufgemauert. Im Gefolge des Herzogs befanden<br />
sich die fürstlichen Räte: Kanzler Dr. König, Kurt v. Beltheim, Ludwig v. Wenden, Ewald v.<br />
Baumbach, Hans Grevendorf und <strong>der</strong> Pfandinhaber des Hauses Homburg Wilken Klenke.<br />
Allen Knaben o<strong>der</strong> Adelspersonen (Grone, Bevern, Hake, Frenke, Wer<strong>der</strong>) wurde durch den<br />
Herzog alle Gerichtsbarkeit aberkannt, doch sind den Junkern die hegerischen Gerichte über ihre<br />
hegerischen Güter und die Strafgel<strong>der</strong> für Bluttaten und Faustschläge auf ihren umzäunten Höfen<br />
erlaubt.<br />
Auf einer Karte des Landes Braunschweig im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t ist die Gogerichtsstätte auf dem<br />
Weinberg bei <strong>Heyen</strong> eingezeichnet. Die alte Gogerichtsstätte lag zwischen <strong>Heyen</strong> und Brockensen<br />
unterhalb <strong>der</strong> Straße. Die Flur heißt ”Im steinernen Ort”. In dem Verzeichnis <strong>der</strong> Schnede <strong>der</strong><br />
Ni<strong>der</strong>borde und Oberen Borde <strong>der</strong> Herrschaft Homburg (Mitte 16. Jahrhun<strong>der</strong>t) hat Ludeke Müller<br />
wohnend zu <strong>Heyen</strong>, bezeuget: .....vom Soel an bis zu dem Rauhestück, von da auf nach den<br />
Richtebänken (steinerne Sitzbänke) zu, da hinter her, das Seine Fürstliche Gnaden Pferden<br />
holden kan, von da an bis an die Zwiel Rigge, die Zwiel Rigge hinunter bis auf die Ilse usw. Die<br />
Gogerichtsstätte lag also am Rande <strong>der</strong> Ni<strong>der</strong>borde. Die steinernen Richtebänke sind erst bei <strong>der</strong><br />
Separation in <strong>der</strong> Mitte des 19.Jahrhun<strong>der</strong>ts entfernt worden und haben zumeist beim Bau von<br />
Kanälen Verwendung gefunden. Das Gelände war früher ein Feuchtgebiet. Brockensen hieß 1555<br />
in den herrschaftlichen Lehnbriefen Bruchhausen. (Brockhusen).<br />
Zwischen dem letzten Landgericht durch den Herzog 1529 bis zur Errichtung des Amtshauses<br />
Wickensen liegen 13 Jahre. Ob ein Beauftragter des Herzogs in dieser Zeit einmal auf dem<br />
Weinberg ein Gericht gehalten hat, kann bisher nicht nachgewiesen werden. Der Richter könnte<br />
den Weinberg mit seinen trockenen Weiden durchaus als Richtstätte bevorzugt haben.<br />
- 25 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Im Jahre 1529, am Mittwoch nach dem Ulircitage hielt Herzog Heinrich d.J. von Wolfenbüttel-<br />
Braunschweig auf dem Anger bei Brockensen ein großes Gohgericht für die Herrschaft Homburg.<br />
Der Herzog war selbst dabei gegenwärtig. In seinem Gefolge befanden sich die fürstlichen Räte:<br />
Kanzler Dr. König, Kurt v. Veltheim, Ludwig v. Wenden, Ewald v. Baumbach und Hand v.<br />
Grevendorf; dann <strong>der</strong> Pfandinhaber des Hauses Homburg, Wilken Klenke. Als vor das Gohgericht<br />
gehörig waren erschienen: Gunzel von Grone als Stellvertreter des Grafen von Spiegelberg, <strong>der</strong><br />
Pfandinhaber des Hauses Grohnde – Johann von Münchhausen, vertreten durch seinen Vogt, und<br />
drei an<strong>der</strong>e Männer; Der Homburgsche Adel, namentlich Friedrich von Wer<strong>der</strong> usw.; die Stadt<br />
Hameln, repräsentiert durch ihren Bürgermeister Friedrich von Münster; die Stadt Bodenwer<strong>der</strong><br />
mittels Deputierten, des Bürgermeisters Hans Wedig und Sekretärs Kurt Trope. Als Bankvogt saß<br />
zu Gericht <strong>der</strong> von Herzog dazu bestellte Karten Bodenthal, Burgvogt zu Eschershausen, ihm zu<br />
beiden Seiten saßen <strong>der</strong> fürstliche Rat v. Baumbach als Abgeordneter des Herzogs, Berend v.<br />
Ludingen als Alters-Deputierter des Adels, und Bürgermeister v. Münster als von den Städten<br />
Hameln und Bodenwer<strong>der</strong> bestellt. Prokurator des Herzogs, <strong>der</strong> die fürstlichen Anträge zu stellen<br />
hatte (Vorsprach), war Hans Schaper aus Salzhemmendorf. Carsten Segerdos, Bürger zu<br />
Bodenwer<strong>der</strong>, war Bote des Gerichts. Die Weistümer (Gerichtsaussprüche nach Gewohnheitsgesetzen),<br />
welche dann auf Antrag des Herzogs eingebracht wurden, waren folgende:<br />
1) Es stehe in dem Willen des Landesherren, das Gohgericht so oft abzuhalten o<strong>der</strong> abhalten zu<br />
lassen, als er es für gut findet.<br />
2) Das Gericht werde von dem Herzoge o<strong>der</strong> dessen Repräsentanten, dem Inhaber des<br />
Schlosses Homburg, geboten o<strong>der</strong> ausgeschrieben.<br />
3) Die peinliche, wie die Wrogen-Gerichtsbarkeit in <strong>der</strong> <strong>ganzen</strong> Herrschaft sei ausschließlich dem<br />
Landesherrn, dem Herzoge als rechtmäßig Erben des Hauses Homburg zuständig.<br />
4) Alle Zivil- Rechtssachen gehören vor das Gohgericht; die Vollstreckung <strong>der</strong> Urteile, alle<br />
Pfändungen und Verhaftungen gebühren allein dem Landesherren.<br />
5) Die Insassen und Unterthanen <strong>der</strong> Herrschaft seien verpflichtet, behuf <strong>der</strong> Bauten am<br />
Schlosse Homburg und dessen Höfen und Vorwerken so oft es nötig. Burgvestdienste zu<br />
leisten.<br />
6) Es sei anerkannt, dass dem Herzoge als Inhaber <strong>der</strong> Inhaber Burg Homburg alle unmittelbare<br />
obrigkeitliche Gewalt in <strong>der</strong> Herrschaft Homburg zustehe.<br />
7) Auch seien die Insassen verpflichtet und bereit, die bisherigen sechs Forhndiensttage ferner<br />
abzuleisten, weil und insofern <strong>der</strong> Herzog sie bei ihren Rechten lasse.<br />
8) Würde jemand vor dem Gohgericht das Urteil anfechten und drohen, sich auf das Urteil dreier<br />
Beamte zu berufen, so soll <strong>der</strong>selbe Brüche bezahlen, <strong>der</strong>en Betrag von <strong>der</strong> Gnade des<br />
Fürsten abhänge.<br />
9) Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> von altersher von dieser Gohgericht gehöre und aufgefor<strong>der</strong>t worden sei, zu<br />
erschenen, dennoch vorsätzlich daran wegbleibe, verfalle in eine Brüchte von drei Pfund<br />
Geldes.<br />
10) Es sei dem Wissen nach nicht herkömmlich, dass dem Adel nach dem Ermessen des Fürsten<br />
ein Prokurator bestellt werde.<br />
11) Es wurde auf Antrag des Adels dem Gerichte die Frage vorgelegt, ob <strong>der</strong> Gohgräfe den<br />
Vorsitz in dem Gohgerichte selbst führen müsse, worauf das Urteil erfolgte, dass dies nur<br />
dann <strong>der</strong> Fall, wenn er gegenwärtig sei.<br />
12) Auf fürstlichen Antrag erfolgte dann <strong>der</strong> Ausspruch des Gerichtes, dass <strong>der</strong> Gohgräfe den<br />
Burgvogt zu Eschershausen zu seinem Stellvertreter bestimmen könne. Noch wurde<br />
entschieden, dass <strong>der</strong> Adel den vom Fürsten ernannten Gohgräfen unbedingt anzuerkennen<br />
habe.<br />
Ferner wurde auf fürstlichen Antrag die herkömmliche Verpflichtung bestätigt, dass dem<br />
Gohgräfen als dessen Gebühr vom Ackermann ½ Himten Roggen und vom Köthner ½ Himten<br />
Hafer, wenn dieser keinen Roggen habe, zu geben und dass diese Abgabe auch von den wüste<br />
gewordenen Höfen zu entrichten seien.<br />
Schließlich wurde noch <strong>der</strong> Ausspruch erlassen, dass <strong>der</strong> Adel auf jedesmaliges Anfor<strong>der</strong>n des<br />
Gohgräfen zur Besetzung <strong>der</strong> Schlösser und Amthäuser burgverpflichtet sei.<br />
- 26 -
Ein Gohgericht ist hier lange<br />
nicht gehalten worden, denn es<br />
mussten „die verfallenen<br />
Gerichtsbänke“ auf dem Anger<br />
bei Brockensen erst wie<strong>der</strong><br />
hergestellt werden. Der alte<br />
Gau Tilithi ist natürlich seit<br />
undenklichen Zeiten aufgelöst,<br />
nicht einmal sein Name wird<br />
hier genannt. Darum umfasst<br />
dieses Gericht bei weitem auch<br />
nicht jenen alten Gau; die<br />
verschiedenen Herrschaften,<br />
worin er zerfallen ist, bilden<br />
ebenso viele Justizbezirke.<br />
Daher die Vermehrung <strong>der</strong><br />
Gohgerichte und <strong>der</strong><br />
Dingsstätten, verglichen mit<br />
denen zur Zeit <strong>der</strong> Karolinger.<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Fast gegenüber <strong>der</strong> alten Gogerichtsstätte liegt unterhalb des Eichbergs das kirchliche Grundstück<br />
”Im Seelenkamp”. War hier in alten Zeiten einmal eine Beerdigungstätte? Alte Leute erzählten<br />
folgende Geschichte: Ein Raubritter for<strong>der</strong>te von einem Pfarrer, <strong>der</strong> zu Fuß unterwegs war, die<br />
Herausgabe des Opfergeldes. Als <strong>der</strong> Pfarrer sich weigerte, erschlug <strong>der</strong> Räuber den Geistlichen.<br />
Seither heißt das Land, auf dem <strong>der</strong> Mord geschah, Seelenkamp.<br />
5.3 Ringwall<br />
Die Ringwallanlage am Heiligen Berg könnte von Widukind gebaut worden sein, nachdem er 782<br />
am Süntel ein fränkisches Heer vernichtet hatte. Die meisten Heimatforscher sehen in <strong>der</strong><br />
Ringwallanlage eine altgermanische Verteidigungsstätte (Fliehburg).<br />
Ein Ringwall von länglich - run<strong>der</strong> Form, <strong>der</strong> größte Durchmesser etwa 120 m lang. liegt auf <strong>der</strong><br />
Burgkamp genannten, südöstlichen, aus rotem Sandstein bestehenden Kuppe des bewaldeten<br />
Heiligen Berges, <strong>der</strong> südlich <strong>Heyen</strong>. von <strong>der</strong> Weser trennt. Die oben ziemlich flache Kuppe fällt<br />
steil nach <strong>der</strong> Weser,<br />
allmählicher nach <strong>Heyen</strong> zu<br />
ab. Deutlicher als <strong>der</strong> Wall ist<br />
<strong>der</strong> Graben, <strong>der</strong> aber auch<br />
über dem steilen Weserhange<br />
fast ganz verläuft. An dieser<br />
Seite ist <strong>der</strong> eingeschlossene<br />
Raum von zahlreichen Gruben<br />
durchsetzt. Ein Holzweg<br />
durchschneidet den <strong>ganzen</strong><br />
Wall in <strong>der</strong> Richtung von NW<br />
nach SO. Das Material ist <strong>der</strong><br />
dünnschichtige rote Sandstein,<br />
wie er hier zutage tritt. Am<br />
Bergabhange nach <strong>Heyen</strong> zu,<br />
nordöstlich unter dem<br />
- 27 -<br />
Ringwall (nach Steinacker)<br />
Ringwalle, befand sich früher auf einer jetzt vor dem Walde liegenden, etwa fünf Morgen großen<br />
Ackerfläche eine abwärts gerichtete, halbkreisförmige, niedrige Umwallung aus<br />
zusammengehäuftem Bruchsandstein mit Lehm. Ein Stück davon verläuft noch vom Waldrand ab<br />
geradlinig den Berg hinauf.
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
5.4 Die Kapellenruine / Kirchenruine<br />
(Quelle: Jahrbuch Geschichtsverein Holzminden 1986)<br />
Auf <strong>der</strong> Höhe des<br />
Heiligen Berges<br />
liegen die restlichen<br />
Grundmauern einer<br />
wahrscheinlich im<br />
11. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
erbauten Kapelle,<br />
von <strong>der</strong> das Kloster<br />
Kemnade noch 1506<br />
Einnahmen aus<br />
Opfern verzeichnete.<br />
Im Rahmen von<br />
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />
konnten<br />
1986 die Grundmauern<br />
restauriert<br />
werden.<br />
- 28 -<br />
Rest <strong>der</strong> Kapelle im Jahre 2000<br />
Etwa 200 m nordöstlich vom Ringwall entfernt, stehen die 1985 restaurierten Grundmauern einer<br />
alten Kirche. Das Kulturdenkmal ist auf <strong>der</strong> Höhe des Heiligenbergs am Rande eines künstlich<br />
geebneten Plateaus, in Ost-West Ausrichtung, angelegt worden, Kirche und Plateau wurden von<br />
einer heute noch in Spuren sichtbaren Trockenmauer eingegrenzt. Die einzige schriftliche<br />
Überlieferung datiert in das Jahr 1506. Danach erhielt das Kloster Kemnade Einnahmen aus Opfer<br />
„up dem hylghen barge in vigilia ascensionis.“<br />
Die erste Grabung wurde 1896 mit dem Ziel einen Grund-rissplan zu erstellen, durchgeführt. Nach<br />
den Ergebnissen <strong>der</strong> 1985 vorgenommen archäologischen Untersuchung lassen sich drei Bauphasen<br />
an <strong>der</strong> Kirchenruine nachweisen:<br />
11. bis 12. Jh. Zunächst hat nur ein kleiner viereckiger Bau existiert. Es wird angenommen,<br />
dass es sich um eine Art Taufraum handelte, nur für Täufer und Täufling, während die<br />
Angehörigen außerhalb standen. Der an <strong>der</strong> Westseite des Kirchenschiffes errichtete Raum<br />
kommt dafür in Betracht. Er weist in Lehm gesetztes Mauerwerk mit abgetreppten Außenseiten<br />
auf. Der Eingang lag auf <strong>der</strong> Westseite.<br />
12. bis 13. Jh. An den viereckigen Bau wurden in einer zweiten Bauphase Kirchenschiff,<br />
Chor und Apsis angefügt. Das Mauerwerk ist in Zweischalenbauweise mit Mörtel errichtet worden.<br />
Die Innenwände waren verputzt, möglicherweise auch die Außenwände. Der Fußboden war mit<br />
roten Sandsteinplatten ausgelegt, das Dach mit dem gleichen Material gedeckt.<br />
17. Jh. Die Umbaumaßnahmen <strong>der</strong> dritten Bauphase dienten <strong>der</strong> Nutzung zu profaneren Zwecken.<br />
Das zeigen die in das Kirchenschiff gesetzten Räume und <strong>der</strong> an die Südwestseite angebaut<br />
Raum. In Verbindung damit wurde ein alter Eingang zugesetzt und neue Durchgänge durch altes<br />
Mauerwerk gebrochen. Ein Raum wurde an <strong>der</strong> Südwestseite ins Kirchenschiff hineingebaut,<br />
Spuren eines zweiten waren im Ansatz noch erkennbar, Ein weiterer Raum war an die südliche<br />
Außenseite des in <strong>der</strong> ersten Bauphase errichteten Mauerwerks ohne Verzahnung angesetzt. Auf<br />
dem Boden lagen wie im Kircheninneren Platten aus rotem Sandstein, das Bodenniveau war<br />
allerdings höher.<br />
Im 19. Jh. Einwohner des Ortes <strong>Heyen</strong> trugen das Mauerwerk ab, um Gesteinsmaterial zum<br />
Hausbau zu verwenden.<br />
Außerhalb ist zwischen <strong>der</strong> Nordseite des vermutlich ältesten Mauerwerks und <strong>der</strong> Westseite des<br />
Kirchenschiffes eine Steinsetzung mit kleinem Ofen freigelegt worden.
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Im Vorfeld westlich <strong>der</strong> Kirche liegt ein künstlich eingeebneter Geländeabschnitt. Dieser wird von<br />
einer in Resten noch erkennbaren Trockenmauer aus rotem Standstein eingegrenzt. Die<br />
Trockenmauer verläuft an die Steinsetzung mit Ofen anknüpfend in westlicher Richtung und knickt<br />
dann halbbogenförmig zum im Süden liegenden Steilhang ab, um dort zu enden. Eine Fortsetzung<br />
<strong>der</strong> Mauer findet sich auf <strong>der</strong> Ostseite <strong>der</strong> Kirche, wo diese auf <strong>der</strong> nördlichen Seite am Übergang<br />
vom Chorraum zur Apsis angefügt ist und ebenfalls in an<strong>der</strong>er Richtung bogenförmig zum<br />
südlichen Steilhang verläuft.<br />
Die Funde, hauptsächlich Gefäßscherben von grauer und gelber Irdenware des Spätmittelalters<br />
und bleiglasierter Irdenware <strong>der</strong> frühen Neuzeit streuten über die ganze Grabungsfläche, vereinzelt<br />
konnten auch stark oxydierte Metallreste und Glasstücke geborgen werden.<br />
Die spätmittelalterliche Keramik wurde beson<strong>der</strong>s entlang <strong>der</strong> nördlichen Längsmauern <strong>der</strong><br />
Kirchenruine gefunden, Gefäßscherben gleicher Zeitstellung liegen aus dem Kirchenschiff und<br />
dem Chorraum vor. Das Material aus <strong>der</strong> frühen Neuzeit konnte überwiegend im Umfeld <strong>der</strong><br />
Mauerzüge <strong>der</strong> dritten Bauphase geborgen werden.<br />
Zum Fundinventar zählen auch drei frühmittelalterliche Gefäßscherben, die an <strong>der</strong> nördlichen<br />
Außenmauer <strong>der</strong> Kirche zum Vorschein kamen. Sie sind durch ihre Magerung kaum von<br />
vorgeschichtlicher Keramik zu unterscheiden. Doch trägt eines <strong>der</strong> Stücke ein Stempeldekor, <strong>der</strong><br />
die vorgenannte, zunächst grobe zeitliche Bestimmung rechtfertigt.<br />
5.5 Ruine <strong>der</strong> Lauenburg / Läuenburg = Löwenburg<br />
(Quelle: Pastor Guthe, Dielmissen 1786)<br />
An einem Ausläufer des Hohen Knapp findet man im <strong>Heyen</strong>er Forstgenossenschaftswald die<br />
Burgstelle <strong>der</strong> Lauenburg, von <strong>der</strong> geschichtlich nichts überliefert wurde. Heimatforscher nehmen<br />
an, dass sie von den Edelherren von Homburg zur Beherrschung <strong>der</strong> Weserschiffahrt erbaut<br />
wurde. Nachdem 1245 durch einen Vergleich mit Corvey Bodenwer<strong>der</strong> (Bodos Wer<strong>der</strong>) an die<br />
Homburger fiel, konnte die Weserschiffahrt von <strong>der</strong> Weserinsel aus kontrolliert werden. Die<br />
Lauenburg wurde überflüssig, blieb daher unvollendet und war später nach Vermutungen von<br />
Pastor Guthe (1786) ein Schlupfwinkel für Straßenräuber.<br />
Im Holzmindischen Wochenblatt vom 18ten März 1786 veröffentlichte Pastor Guthe aus<br />
Dielmissen eine "Nachricht von <strong>der</strong> alten Lauenburg im Amte Wickensen". Zunächst zitiert er die<br />
Büschingsche Erdbeschreibung des nie<strong>der</strong>sächsischen Kreises: „Ohnweit <strong>Heyen</strong> im Heger Holze<br />
(soll heißen: <strong>Heyen</strong>er Holze) ist nach Linse zu ein kleiner Berg, welcher „Lauenburg“ genannt wird,<br />
weil ehemals ein Schloss, Namens Lauenburg, darauf gestanden hat, von welchem noch ein<br />
Überrest zu finden ist."<br />
"In dem Heyer Holze raget ein länglich run<strong>der</strong> Berg hervor, <strong>der</strong> jetzt mit vielem Gebüsche<br />
bewachsen ist ..., und an <strong>der</strong> Nordseite ein sehr tiefes Tal hat ... An <strong>der</strong> Morgenseite hängt er mit<br />
dem Berge über Kreipke so zusammen, dass man auf dem Rücken desselben, <strong>der</strong> nur einige<br />
Schritt breit ist, nahe bis an die Oberfläche des runden Berges gehen kann, von dem ich eigentlich<br />
reden will. Die Oberfläche dieses Berges ist länglich-rund, die größte Breite 60 Fuß und die Länge,<br />
so weit er bemauert gewesen ist, 100 Fuß. Unter dem Graben, <strong>der</strong> ihn umgibt, geht er noch etwa<br />
100 Fuß nach <strong>der</strong> Weser zu schräg bergab. Um diesen runden Hügel, den ich eben beschrieb,<br />
gehen die Überbleibsel einer Mauer, die hin und wie<strong>der</strong> noch einige Fuß hoch, und 2 Fuß breit ist,<br />
woran man aber das Tempus edax rerum (entspricht "Zahn <strong>der</strong> Zeit") deutlich wahrnimmt. Viele<br />
Steine davon lassen sich auch mit den Händen abreiben. Die Mauer ist mit einem tiefen Graben<br />
umgeben, <strong>der</strong> durch die Ru<strong>der</strong>a (Trümmer) etwas verschüttet ist. In dem bemauerten Platze findet<br />
sich eine Höhlung, davon man vorgibt, dass sie ein Eingang in einen Keller sei, worin man noch<br />
vor wenigen Jahren die Türschwelle erkennen konnte. Er fiel mit <strong>der</strong> Zeit zu und ist jetzt<br />
bewachsen."<br />
- 29 -
Funde an <strong>der</strong> Lauenburg<br />
(Quelle: Dr. Christian Leiber, Holzminden)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Plan <strong>der</strong> Lauenburg - Institut für Kartographie <strong>der</strong> Univ. Hannover 1988<br />
Im vorgenannten Beitrag des Holzmindischen Wochenblattes von 1786 beschreibt Konrad Guthe,<br />
Pastor in Dielmissen, erstmals die Reste <strong>der</strong> Lauenburg und regt die Ausgrabung <strong>der</strong>selben zur<br />
Klärung noch offener Fragen an. Etwas mehr als 100 Jahre später, im Jahre 1893, wird die<br />
Burgstelle unter Leitung des Kreisbauinspektors Julius Osten untersucht. Dabei kommt es zur wohl<br />
weitgehenden Freilegung des bereits genannten Mauerzugs, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Ostseite partiell noch eine<br />
Höhe bis zu 2 m besessen haben soll. Auf dem südlichen Teil des Burgplateaus finden sich noch<br />
Spuren von längs- und quergezogenen Grabungsschnitten, die wahrscheinlich auch dieser<br />
Grabung zuzuordnen sind. Die Beobachtung von verkohlten Balken und einer mächtigen<br />
Bauschuttschicht sowie die geborgenen Fundobjekte wie "Pfeilspitzen" und "Schleu<strong>der</strong>steine"<br />
wurden von den Ausgräbern als Beleg dafür herangezogen, dass die Burg bewohnt war. Neuere<br />
Oberflächenbegehungen des Burgplatzes in den letzten beiden Jahrzehnten haben nur zur<br />
geringfügigen Vermehrung des Fundmaterialbestandes geführt. Im Südteil <strong>der</strong> Burgfläche<br />
stellenweise konzentriert auftreten<strong>der</strong> verziegelter Hüttenlehm gab neben den Feststellungen von<br />
1893 Anlass zu <strong>der</strong> Vermutung, dass die Lauenburg einem Angriff zum Opfer gefallen sein könnte.<br />
Es besteht aber auch die Möglichkeit <strong>der</strong> absichtlichen Zerstörung nach ihrer Aufgabe. Endgültige<br />
Klarheit kann nur eine erneute wissenschaftliche Grabung bringen.<br />
Da schriftliche Überlieferungen, die Auskunft über die Erbauer, die Nutzer und das Alter <strong>der</strong><br />
Lauenburg geben, fehlen, sind wir bei <strong>der</strong> zeitlichen Einordnung auf die wenigen vorliegenden<br />
Bodenfunde angewiesen. An Hand <strong>der</strong> vorhandenen Keramik lässt sich <strong>der</strong> Zeitraum grob auf das<br />
12./13. Jahrhun<strong>der</strong>t eingrenzen. Als potentielle Bauherren in Betracht kommen die Edelherren von<br />
<strong>der</strong> Homburg, die ungefähr seit 1183 danach strebten, ihr Territorium bis an die Weser<br />
auszudehnen. Dieses gelang ihnen spätestens 1245 mit <strong>der</strong> Besitzübernahme von Bodenwer<strong>der</strong>.<br />
Die chronologische Einordnung <strong>der</strong> Keramik bietet gleichzeitig einen Datierungsanhalt für den auf<br />
<strong>der</strong> Lauenburg gefundenen Messerscheidenbeschlag. Diese Altersbestimmung bewegt sich in<br />
dem zeitlichen Rahmen, <strong>der</strong> auch für an<strong>der</strong>e dreieckige Scheidenbeschläge aus dem oben<br />
genannten Verbreitungsgebiet angegeben wird. Die Burganlage als Fundort stützt die<br />
Beobachtung, dass auf Grund <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Fundorte Messerscheiden mit <strong>der</strong>artigen<br />
Ortbän<strong>der</strong>n als eine Art Statussymbol wohl nur im Besitz einer privilegierten Gesellschaftsschicht<br />
- 30 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
zu finden waren. Vorrangig sind solche Stücke nämlich auf Burgen, in Städten mit wichtigen<br />
Handelsplätzen, in Klöstern und in Gräbern aufgetreten.<br />
Der Fundort, die Lauenburg, liegt heute unter<br />
Waldbedeckung auf einem kammartigen<br />
Ausläufer des hohen Knapp, relativ dicht an <strong>der</strong><br />
Kreisstraße 10, die von <strong>der</strong> Ortschaft Linse nach<br />
<strong>Heyen</strong> führt. Die <strong>der</strong> Geländesituation<br />
angepasste langovale Burganlage wird an den<br />
gegenüberliegenden Schmalseiten durch<br />
künstlich in den Bergrücken eingetiefte Gräben<br />
begrenzt. Die Ausmaße können mit etwa 50 m<br />
Länge und ca. 30 m größter Breite angegeben<br />
werden. Gegenwärtig noch oberirdisch sichtbare<br />
Reste einer bis zu 1,5 m dicken, in Mörtel<br />
gesetzten Kalksteinmauer umgeben den<br />
höherliegenden nördlichen Teil des Bauwerks.<br />
Lei<strong>der</strong> schreitet die Zersetzung <strong>der</strong> Mauer durch<br />
das Wurzelwerk des dort anzutreffenden<br />
Baumbestandes fort. Westlich <strong>der</strong> gegenwärtig<br />
an <strong>der</strong> Lauenburg vorbeiführenden Kreisstraße<br />
- 31 -<br />
Der bemerkenswerte Neufund von <strong>der</strong> Lauenburg gehört<br />
zur Gruppe <strong>der</strong> zwischen dem Nie<strong>der</strong>rhein und dem<br />
Ostseegebiet weitverbreiteten dreieckigen<br />
Messerscheidenbeschläge aus Buntmetall.<br />
lassen sich im Wald noch deutlich Relikte eines alten Hohlwegesystems beobachten, das<br />
bergabwärts auf die Weser zuläuft und in eine ehemalige Furt mündet.<br />
5.6 Predigtstuhl, Teufelspfuhl, Hünenfeld, Hackelberg<br />
(Quelle: Hans Berner, Amt Grohnde)<br />
Vom Predigtstuhl, Teufelspfuhl, Hünenfeld, Hackelberg und dem Platz <strong>der</strong> heiligen Eiche am<br />
Eichberg bei <strong>Heyen</strong>.<br />
Die als Anlage beigefügte Skizze lässt erkennen, dass am Südabhang des Eichberges die<br />
Flurgrenzen von Brockensen und Hajen in ganz schmalen Ausläufern und in größerer Breite die<br />
Flurgrenzen von <strong>Heyen</strong> und Daspe sich treffen. Dieser Schnittpunkt führt die Flurbezeichnung "<strong>der</strong><br />
Predigtstuhl". Auf und um den Eichberg herum finden sich die Flurbezeichnungen: <strong>der</strong><br />
Teufelspfuhl, eine Grube mit erkennbar künstlich abgestochenen Rän<strong>der</strong>n auf <strong>der</strong> Höhe des<br />
Berges, das Hünenfeld, Begräbnisstätte <strong>der</strong> Hakelberg, alte Bezeichnung für Warten, den wilden<br />
Jäger, die Richtbänke <strong>der</strong> Dagort und auf einer Karte von 1782 <strong>der</strong> "Platz, wo die heilige Eiche<br />
gestanden". Alles dies lässt mit Sicherheit auf eine vorchristliche Kult- und Versammlungsstätte<br />
schließen. Solche Kultstätten waren mehreren Stämmen o<strong>der</strong> kleineren Gemeinwesen<br />
gemeinsam, wobei jedes dieser Gemeinwesen Wert darauf legte, auf eigenem Grund und Boden<br />
zum Heiligtum zu kommen. (Köterberg) Und es ist weiter bekannt, dass die christlichen Missionare<br />
vorzugsweise an alten Kultstätten predigten, um die Überlegenheit des Christentums über die<br />
heidnischen Götter beson<strong>der</strong>s hervorzukehren. Der Predigtstuhl ist die Stelle, an welcher erstmals<br />
gepredigt worden ist. Am Predigtstuhl am Eichberg liegt unter Dornenhecken Steingeröll, aus<br />
welchem vor Jahrzehnten <strong>der</strong> Hofbesitzer Meyer, Frenke 2, einen lei<strong>der</strong> verloren gegangenen<br />
Stein mit eingegrabenen (soll wohl heißen "abgebildeten") Menschenfüßen geborgen hat. Am<br />
Eichberge war danach ein sächsisches Heiligtum für die daran grenzenden Ortschaften Hajen,<br />
Brockensen, <strong>Heyen</strong> und Daspe, die also bei <strong>der</strong> Bringung des Christentums schon bestanden.<br />
Frenke früher Vranki, ist, wie <strong>der</strong> Name ergibt, eine fränkische Siedlung, in welcher wohl <strong>der</strong><br />
fränkische Beamte seinen Sitz nahm. Ihm wurde <strong>der</strong> Kultbezirk des Eichberges, <strong>der</strong> ja vorher als<br />
Heiligtum zu keiner <strong>Gemeinde</strong> gehört hatte, als Königswald zugeteilt. Daraus erklärt sich, dass<br />
noch heute das ganze Massiv des Berges zu Frenke gehört. Die erste Predigt wird wohl mit dem<br />
Frankenzug von 782 zusammenhängen, so dass wir die Entstehung <strong>der</strong> Dörfer Hajen und<br />
Brockensen vor diese Zeit legen können."
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
5.7 Die Klus<br />
(Quelle: Jahrbuch Geschichtsverein Holzminden 1986)<br />
Über Klusen und Kausner bestehen zumeinst nur sehr verschwommene Vorstellungen. Ihre Zeit<br />
liegt – zumindest in den protestantischen Gebieten – mehrere Jahrhun<strong>der</strong>te zurück. Sie sind<br />
vorreformatorisch und die Reformation schnitt ihnen den Lebensnerv ab. Die mündliche<br />
Überlieferung ist längst abgerissen, und so haben sich im Volksmund bestenfalls Flur- und<br />
Straßennamen mit dem Begriff „Klus“ erhalten: Klusberg, Klusfeld, Klusgarten u.a. Kaum jemand<br />
weiß sie zu deuten. In den katholisch gebliebenen Bereichen, d. h. in den Diözösen Hildesheim<br />
und Pa<strong>der</strong>born und im Eichsfeld haftet <strong>der</strong> Name „Klus“ noch oft an Kapellen.<br />
Die landläufige Vorstellung von einem Klausner ist etwa die: Ein Klausner ist ein Mann, eine Art<br />
Mönch, auf jeden Fall ein frommer Christ, <strong>der</strong> sich von <strong>der</strong> bösen Welt in die Einsamkeit z.B. in die<br />
Abgeschiedenheit des Waldes zurückzieht, um sich dort religiösen Gedanken hinzugeben, um in<br />
Gebet und mystischer Versenkung Gott nahe zu sein, um sich in einem Leben ohne Sünde die<br />
ewige Seligkeit zu erwerben. So denkt man sich einen Klausner, und im Idealfall mag diese<br />
Vorstellung wohl richtig sein – aber was ist im Leben schon ideal?<br />
Die Klus in <strong>Heyen</strong> wird in dem Buch „Reformatorische Kirchenvisitation“ von Kayser (1542-1544)<br />
erwähnt: „1568 ist die Kirche vorlängst umbgefallen gewesen, aber jetzo durch die Männ<strong>der</strong> wie<strong>der</strong><br />
gebauet worden und ist das Kirchenamt <strong>der</strong>weil in <strong>der</strong> Claus bei dem Eselsborne (Heidebach)<br />
gehalten. Dazu gehört nichts, die hat ein Mann aus Stadtoldendorf in alten Jahren gebauet mit<br />
Nahmen Hans Kip, <strong>der</strong> hat dazu gebeten.“<br />
Danach muss die Klus wohl etwa 2 Kilometer nordostwärts von <strong>Heyen</strong> in dem durch die Dörfer<br />
<strong>Heyen</strong>, Esperde, Bremke und Wegensen gebildeten Viereck gelegen haben. Das Hans Kip für<br />
seine Klus den Platz bei einer Quelle ausgewählt hatte, ist verständlich, denn Wasser gehört zu<br />
den primären Lebensnotwendigkeiten, und <strong>der</strong> Standort <strong>der</strong> meisten Klusen befindet sich in <strong>der</strong><br />
Nähe des Wassers. Mehr lässt sich über die „Klus“ nicht aussagen. Es erhebt sich aber die<br />
Frage, ob nicht bei <strong>der</strong> Kapelle auf dem Heiligenberg ein Klausner gelebt hat, auch wenn an ihr<br />
nicht <strong>der</strong> Name „Klus“ haftet.<br />
Es ist bei den Ausgrabungen an <strong>der</strong> Kapelle 1985 An <strong>der</strong> Westseite des Kirchenschiffs eine<br />
Steinsetzung mit kleinem Ofen freigelegt. Es kommt noch hinzu, dass die Kirche bei <strong>der</strong><br />
Christianisierung heidnische Kultplätze in christliche umwandelte. Daher errichtete sie auf Bergen,<br />
bei Felsen, in heiligen Hainen und bei Quellen Kapellen, die von einem Priester o<strong>der</strong> Mönch<br />
betreut wurden. Dieser lebte als Einsiedler bei <strong>der</strong> Kapelle und die Kirche gewährte ihm den<br />
Lebensunterhalt, sie stattete ihn mit einem „Beneficium“ aus.<br />
5.8 Wüstungen und umliegende <strong>Gemeinde</strong>n <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
Mit dem Begriff „Wüstungen“ bezeichnet man untergegangene o<strong>der</strong> aufgegebene Siedlungen und<br />
Wohnplätze. Entgegen <strong>der</strong> vielfach geltenden Auffassung entstanden diese Wüstungen nicht<br />
durch den 30jährigen Krieg (1618-1648). Sicherlich wurden in dieser Zeit viele Häuser, Höfe und<br />
Ortschaften zerstört, jedoch sind diese meist in kurzer Zeit wie<strong>der</strong> aufgebaut worden. Überwiegend<br />
entstanden die Wüstungen bereits im Mittelalter. Zwar ist die Begründung zum Teil auch in den<br />
ständigen Fehden des 14. und 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts zu finden, jedoch überwiegend waren sie<br />
wirtschaftlich bedingt.<br />
Die intensiven Bemühungen im Mittelalter, beson<strong>der</strong>s im Hochmittelalter (9. bis 13. Jahrhun<strong>der</strong>t),<br />
das Landesinnere durch Rodung und Kolonisation zu erschließen, führte zu zahlreichen<br />
Fehlgründungen. Schlechte Bedingungen für Ackerbau und Verkehrswege, ganz beson<strong>der</strong>s in<br />
Wald- und Bruchgebieten, zwangen Siedler zur Aufgabe. Ein weiterer Grund für die Entstehung<br />
von Wüstungen lag in den häufig auftretenden Seuchen im Mittelalter.<br />
- 32 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Die Wüstungen Lauenburg, Ringwall und Kapelle, sind auf den Heyer Flurstücken noch zu<br />
erkennen, von den an<strong>der</strong>en, im Folgenden beschriebenen Wüstungen ist heute nichts mehr zu<br />
erkennen, nicht mal die genau Lage ist noch bekannt.<br />
Dissihausen / Dischershausen<br />
(Quelle: Hermann Kleinau, Holzminden 1967)<br />
Wüstung etwa 0,65 km nordwestlich von Wegensen, wo 1763 die Dorfstelle „Auf den Gnaden-<br />
Höfen“ und angrenzend „Das Tischer Feld“ ansässig waren. Zur Flur gehörte das Hägerland <strong>der</strong><br />
späteren Feldmark Wegensen das sich damals meist im Besitz Auswärtiger befand. Als die<br />
eigentlichen Hägermänner sind genannt: 2 Bauern aus Wegensen, ein Bauer aus Tuchtfeld, 3<br />
Bauern aus Dohnsen. Diese hatten auch die herrschaftlichen Gefälle (Einnahmen) von <strong>der</strong><br />
Län<strong>der</strong>ei, südlich <strong>der</strong> Dorfstelle Wanne „Am Frankel-Bache“ einzutreiben.<br />
Namenschreibweisen über Jahrhun<strong>der</strong>te:<br />
1545 Desingehusen, Dessinghusen (ER 214)<br />
1546 Disihausen<br />
1625 Dissihausen (ER 217)<br />
1763 Tischershausen, Dischershausen (DB Nr. 407)<br />
1800 Dischershausen (Hassel-Bege II S 310)<br />
Wockensen<br />
(Quelle: Hermann Kleinau, Holzminden 1967)<br />
Wüstung wohl nordöstlich auf <strong>der</strong> Flur in <strong>Heyen</strong>. Nach an<strong>der</strong>er Annahme erinnert daran <strong>der</strong><br />
Wöckener Weg in Bisperode. Die Lage bei <strong>Heyen</strong> wird aber wahrscheinlich gemacht durch 1580<br />
bei zahlreichen Höfen in <strong>Heyen</strong> aufgeführte Län<strong>der</strong>eien auf „Wochendisch Landt“ o<strong>der</strong><br />
„Wochensch Land“ o<strong>der</strong> „Sun<strong>der</strong>land“. Die Flurbereinigung von 1759 nennt die „Wauckensche<br />
Feldmark“ und Zins von Sun<strong>der</strong>land. Ein doppelter Zht an Amt Wickensen und Pfarre Halle war<br />
1759 (aa0) von 111 Mg <strong>der</strong> Flur <strong>Heyen</strong> zu entrichten.<br />
6 Sagen über die historischen Stätten<br />
(Quelle: A. Teiwes „Sagen des Kreises Holzminden”)<br />
Über die vorgenannten Stätten sind vor langer Zeit die nachfolgenden Sagen entstanden, die auch<br />
Hinweise auf Mönche und Raubritter enthalten:<br />
6.1 Das Kloster auf dem Heiligenberg<br />
Südlich von <strong>Heyen</strong>, etwa eine viertel Stunde von dem Dorfe entfernt, liegt <strong>der</strong> Heiligenberg. Auf<br />
diesem soll früher ein heiliges Haus, ein Kloster gestanden haben. Alte Leute haben noch die<br />
Ruine von demselben gekannt, auch werden im umliegenden Lande zuweilen noch Mauerreste<br />
gefunden. Der Sage nach war es ein Mönchskloster. Zu <strong>der</strong> Zeit, als auf <strong>der</strong> nahegelegenen<br />
Lauenburg die Ritter Räuberei trieben, trat einer <strong>der</strong> Klosterbrü<strong>der</strong> mit jenen heimlich in<br />
Verbindung. Als das endlich die frommen Mönche entdeckten, verbannten sie ihn aus dem Kloster.<br />
Voll Haß und Grimm kam er dreimal um Mitternacht und verwünschte das Stift samt seinen<br />
Bewohnern. Nach einiger Zeit verfiel das Kloster. Seitdem sah man oft auf dem Berge einen Ritter<br />
mit einem langen, goldenen Schwerte in <strong>der</strong> Hand und einem goldenen Helm auf dem Haupte,<br />
reitend auf einem Schimmel. Es wird gesagt er müsse mit seinem langen, goldenen Schwerte das<br />
verwünschte Kloster bewachen.<br />
- 33 -
6.2 Das Riesenfräulein<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Südlich von <strong>Heyen</strong> zeigen Gräben und Schutthaufen die Stelle an, wo vor alters die Lauenburg<br />
lag. Auf dieser Feste wohnten einst Riesen. Eines Tages ging das Riesenfräulein spazieren und<br />
kam auch unten ins Wesertal. Da trat es mit einem Schritte über den Strom und war nun im<br />
Kemna<strong>der</strong> Felde. Hier sah es einen Bauern <strong>der</strong> seinen Acker pflügte. Dem Mädchen gefiel das<br />
niedlich Ding, es bückte sich und tat den Mann samt Pflug in seine Schürze.Voller Freuden eilte<br />
es nach <strong>der</strong> Burg zurück. Hier öffnete es die Schürze und stellte seinen Fund auf den Tisch. Dann<br />
holte es eilig Vater und Mutter herbei und rief: Seht, was ich mir mitgebracht habe! Dort unten<br />
musste ich über ein Wässerlein treten, und da fand ich dieses Spielzeug! Der Vater aber sagte mit<br />
ernster Miene: Das ist kein Spielzeug für dich! Trag es schnell wie<strong>der</strong> zurück aufs Feld! Wenn nicht<br />
das Volk <strong>der</strong> Zwerge schafft mit dem Pflug im Tal, so darben auf dem Berg wir Riesen bei dem<br />
Mahl! Das Riesenfräulein machte zwar eine betrübte Miene, aber es brachte alles wie<strong>der</strong> an<br />
seinen früheren Ort.<br />
6.3 Die Jungfrau von <strong>der</strong> Lauenburg<br />
Einst hütete ein Schäfer in <strong>der</strong> Nähe<br />
<strong>der</strong> Lauenburg, die ehemals auf steiler<br />
Höhe an <strong>der</strong> Weser lag, seine Herde.<br />
Da bemerkte er eine schöne<br />
Schlüsselblume in <strong>der</strong> Nähe, ging hin<br />
und pflückte sie ab. Mit einem Male<br />
stand die weiße Jungfer vor ihm und<br />
winkte ihm, zu folgen. Der Schäfer<br />
folgte ohne Zau<strong>der</strong>n dem Burgfräulein,<br />
das so freundlich und gütig aussah. Es<br />
führte den erstaunten Schäfer in ein<br />
prächtiges Schloß, das er zuvor nie<br />
gesehen hatte. Da waren viele herrliche<br />
Zimmer, angefüllt mit Kostbarkeiten,<br />
Gold und edlen Steinen. Und überall<br />
for<strong>der</strong>te die Jungfrau ihn auf, sich was<br />
auszusuchen und mitzunehmen. Der<br />
Schäfer tats. Zuletzt führte sie ihn in ein<br />
unterirdisches Gemach, da stand ein<br />
großer Kessel ganz mit Gold angefüllt,<br />
Bürgermeister Reinhard Meyer mit Spielgruppe <strong>der</strong> „Jungfrau von <strong>der</strong><br />
Lauenburg“: Maren Kliche, Maike Diekmann und Hannelore Maaß<br />
und daneben lag ein Bund Schlüsselblumen o<strong>der</strong>, wie an<strong>der</strong>e sagen, ein Sträußchen<br />
Vergißmeinnicht. Hier sprach die Jungfrau: Du kannst mich erlösen! Nimm Dir soviel von dem<br />
Schatze, wie Du willst, aber vergiss das Beste nicht! Da glaubte <strong>der</strong> Schäfer, was er bis jetzt<br />
beigesteckt, sei nichts gegen das, was er hier vor sich sah, kramte seine Taschen wie<strong>der</strong> aus und<br />
füllte sie von neuem mit dem Golde aus dem Kessel. Die Blumen aber sah er gar nicht. Dann<br />
wandte er sich zum Gehen. Traurig folgte ihm die Jungfrau bis ans Tor, da sprach sie: Das Beste<br />
hast Du vergessen. Nun muss ich noch lange warten! Erst muss ein Rabe eine Eichel verlieren,<br />
aus <strong>der</strong> ein Eichbaum wachsen wird. Aus dem Baume muss eine Wiege gemacht werden, und das<br />
erste Kind, das darin schlafen wird, das erst kann mich erlösen, wenn es klüger ist, als Du es<br />
warst.! Als <strong>der</strong> Schäfer hinausging, schlug ihm die schwere eiserne Tür den einen Hacken ab. Mit<br />
furchtbarem Getöse versank das Schloss hinter ihm in die Erde. Die Wunde am Fuße aber wollte<br />
nimmer heil werden, und das Gold, was er mit heimgebracht, reichte kaum hin, um Doktor und<br />
Apotheker zu bezahlen.<br />
Ist auch mal ein Schäfer gewesen, <strong>der</strong> folgte ihrem Rufe, ging hin und wollte die Jungfrau erlösen.<br />
Darüber war sie froh, sagte, er brauche sich gar nicht zu fürchten und solle nur dreist mitgehen.<br />
Aber er dürfe sich nicht umdrehen, was auch hinter ihm geschehen möge. Alsbald kam ein Wagen<br />
mit brennenden Dornen gefahren, dem ein Hund voranlief. Da sah sich <strong>der</strong> Schäfer doch um, und<br />
alles war verschwunden.<br />
- 34 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
7 Eigentumsverhältnisse im Laufe <strong>der</strong> Geschichte<br />
(Hermann Wiemann)<br />
Eigentümer <strong>der</strong> meisten Län<strong>der</strong>eien des Dorfes <strong>Heyen</strong> waren Kirche und Adelige. Die Pfarre<br />
besaß 1542 einen Meierhof mit 4 Hufen (ein Teil davon) früher Kemna<strong>der</strong> Kalandsgut. Zur<br />
Ausstattung des Klosters Kemnade 959/65 gehörte Grundbesitz im Orte, 1197 waren bei seiner<br />
curtis 8 Hufen und eine Holzgrafschaft, 1298 stand seine magna curia Vogtei <strong>der</strong> Homburger.<br />
Diese schenkten dem Kloster 1309 eine Hufe. 1316 erwarb es den Novalzehnten des Waldes<br />
Sun<strong>der</strong> beim Orte von einem Gottfried von Minden, 1410 2 Hufen Homburgisches Lehen <strong>der</strong> v.<br />
Halle, und 1442 erbte es vom Kanonikus Aemilius Precht in Hameln die Hälfte eines Meierhofes<br />
mit 3 Hufen, dessen an<strong>der</strong>e Hälfte die Kalandsbrü<strong>der</strong>schaft in Kemnade bekam. 1548 besaß das<br />
Kloster 7 Meierhöfe. Das Bonifaciusstift in Hameln hatte 1455 2 Hufen aus <strong>der</strong> Erbschaft Aemilius<br />
Prechts und erwarb 1 Hufe von den Hakes. Diese hatten schon 1359 3 Hufen vom Domküster in<br />
Minden erhalten. Gerhard v. Werdingshusen (siehe diese Wüstung) verpfändete 1448 einen<br />
Meierhof. 1637 waren 3 Meier- und 11 Kothöfe kalenbergsches Lehen <strong>der</strong> v. Münchhausen, früher<br />
v. Bevern. Ein Ritter Bernhard von H. erscheint als Zeuge in Homburgischen Urkunden 1226 und<br />
1253. Vom Zehnten besaßen Hakens bereits 1340 einen Teil als mindensches Lehen, <strong>der</strong> 1759<br />
552 Morgen umfasste. Ein an<strong>der</strong>er Zehnt in <strong>Heyen</strong> war um 1320 mindensches Lehen Lamberts<br />
von Osen, 1759 besaßen Klenkes einen Zehnten über 529 Morgen (schon 1435 ½ Zehnt, den sie<br />
damals verpfändet hatten). Kemnade (schon 1548) über 235 Morgen. Vom Rest des damals 2077<br />
Morgen großen Ackerlandes <strong>der</strong> Flur waren 55 Morgen frei, 463 Rotland, <strong>der</strong> Zehnte von 132<br />
Morgen zersplittert und einen doppelten von 111 Morgen bezogen die Pfarre in Halle und das Amt<br />
Wickensen. Diese 111 Morgen waren die „vormalige Wankensche Feldmark“, d. h. die Flur <strong>der</strong><br />
Wüstung Wockensen, nordöstlich von <strong>Heyen</strong>, <strong>der</strong>en Lage zuerst von Rustenbach (Häger, aaO. S.<br />
588 a). festgestellt worden ist. Die Gerichtsbarkeit von <strong>Heyen</strong> als eines Homburgischen Dorfes<br />
gehörte dem Amte Wickensen, nie<strong>der</strong>e Börde.<br />
Im Mittelalter hatte sich eine Abhängigkeit des Bauern von <strong>der</strong> Grund- und Gutsherrschaft<br />
entwickelt, die zur Hörigkeit (bei Heirat o<strong>der</strong> Erbfall) Erbuntertänigkeit (Leibeigenschaft und<br />
Frondienst) führte.<br />
In Frankreich führte 1789 die französische Revolution zur Beseitigung <strong>der</strong> Knechtschaft. Unter<br />
dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm I versprach das Edikt des Freiherrn vom Stein den Bauern<br />
Befreiung ab Martinstag 1811. Wenn auch Freiherr von Hardenberg wesentliche Einschränkungen<br />
verordnete, war die Ablösung schwerer Lasten nicht mehr aufzuhalten.<br />
In <strong>Heyen</strong> erfolgte diese Ablösung größtenteils um 1840. Wie die Landvermessung unter Leitung<br />
von Georg Christian Geitel aufzeigt, waren die Län<strong>der</strong>eien in kleine Flächen zerstückelt. Die<br />
Flurbereinigung von 1865 bis 1868 brachte mit <strong>der</strong> Neuverteilung des Landes allen<br />
landwirtschaftlichen Betrieben bessere wirtschaftliche Größenanordnungen.<br />
7.1 Kopfsteuer aus dem Jahre 1678<br />
(Friedel Peter)<br />
Im Jahre 1678 ließ Herzog Rudolf August kurzfristig einen außerordentliche Steuer im Fürstentum<br />
Braunschweig – Wolfenbüttel ausschreiben, um das Defizit im Militärhaushalt zu decken. Die<br />
lokalen Obrigkeiten hatte die Steuerpflichtigen in Listen zu erfassen und die Beträge <strong>der</strong> fürstlichen<br />
Kriegskasse abzuliefern. Mit Ausnahme <strong>der</strong> Geistlichkeit und <strong>der</strong> Militärs waren alle Personen<br />
steuerpflichtig, sofern sie über 12 Jahre alt waren. Die letzte Steuer dieser Art war erst 1672<br />
erhoben worden. Die Kopfsteuerliste gibt uns Berufe und Personenzahl über 12 Jahre aus dem<br />
Jahr 1678 an: (Th = Taler, Mg = Mariengroschen, Pf = Pfennig, 1 Th = 36 Mg, 1 MG = 8 Pf.)<br />
- 35 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Vollmeier:<br />
Harmen Wessel 1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg, Magd<br />
9 Mg<br />
Johan Sehlmeyer 1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg,<br />
Tochter 9 Mg, Magd 9 Mg, Vater auf <strong>der</strong> Leibzucht<br />
12 Mg, dessen Tochter 6 Mg.<br />
Hinrich Müller 1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg, Magd<br />
9 Mg, Vater 12 Mg und Mutter 6 Mg, Leibzüchter.<br />
Harmen Sagebiel 1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg, Magd<br />
9 Mg, Häusling Hinrich Schleumer 9 Mg.<br />
Hinrich Sagebiel d.N. <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong> 1 Th, Frau 18 Mg, 3 Söhne je 9 Mg, 2 Töchter je 9<br />
Mg.<br />
Harbordt Hennecken 1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, 2 Jungen je 9 Mg,<br />
Magd 9 Mg, Vater 12 Mg, Mutter 9 Mg,<br />
Leibzüchter, <strong>der</strong>en Tochter 4½ Mg.<br />
Hinrich Sagebiel 1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg, Magd<br />
9 Mg, Mutter auf <strong>der</strong> Leibzucht 12 Mg, <strong>der</strong>en<br />
Tochter 6 Mg.<br />
Halbmeier:<br />
Frantz Riecken 18 Mg, Frau 9 Mg, 2 Söhne je 6 Mg, Tochter 6 Mg,<br />
Magd 9 Mg.<br />
Harmen Waßmann 18 Mg, Frau 9 Mg, Mittelknecht 24 Mg, Tochter 6<br />
Mg, Leibzüchter 12 Mg, dessen Tochter 4½ Mg.<br />
Johann Sagebiel 18 Mg, Frau 9 Mg, Knecht 1 Th, Magd 9 Mg, Vater<br />
12 Mg, Mutter 6 Mg, Leibzüchter, <strong>der</strong>en Sohn 6<br />
Mg.<br />
Tielcke Sunnemann 18 Mg, Frau 9 MG, 2 Ackerjungen je 9 Mg, 2<br />
Mägde 9 Mg Vater und Mutter Leibzüchter 18 Mg.<br />
Großköther:<br />
Hanß Heinrich Tappen Relicta 18 Mg, 2 Söhne je 6 Mg, Töchter je 6 Mg.<br />
Hanß Ellermann 18 Mg, Frau 9 Mg, 2 Söhne, einer ist<br />
Leinewebergeselle 15 Mg, Magd 9 Mg.<br />
Hinrich Wesel Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg, Junge 9 Mg, Magd 9 Mg, Vater<br />
9 Mg, und Mutter 3 Mg, Leibzüchter.<br />
Johann Ahrenß Brandweinbrauer 2 Th, Frau 18 Mg, 2 Söhne je 6 Mg.<br />
Johann Dauwes 18 Mg, Frau 9 Mg, Sohne 6 Mg, Tochter 6 Mg,<br />
Häusling, Schmied 1 Th, Frau 12 Mg.<br />
Hinrich Langen 18 Mg, Frau 9 Mg, Sohn 6 Mg.<br />
Hinrich Rosenthal 18 Mg, Frau 9 Mg, Sohn 6 Mg, Junge 9 Mg,<br />
Tochter 7 Mg, Magd 9 Mg.<br />
Jobst Krauß Brandweinbrauer 2 Th, Frau 18 Mg, Sohn 6 Mg, Tochter 6 Mg.<br />
Ernst Homeyer 18 Mg, Frau 9 Mg, Ackerjunge 9 Mg, Magd 9 Mg.<br />
Johann Meyer 18 Mg, Frau 9 Mg, Junge 9 Mg, Magd 9 Mg, Vater<br />
9 Mg, und Mutter 3 Mg, Leibzüchter, <strong>der</strong>en Sohn 3<br />
Mg.<br />
Hinrich Wilmer Schmied 1 Th, Frau 12 Mg, Tochter 6 Mg, Sohn 6 Mg.<br />
Johann Groven Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg.<br />
Holtorff Rennebaum 18 Mg, Frau 9 Mg.<br />
- 36 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Henni Fricken Frau 18 Mg, dessen Mutter Leibzüchter 9 Mg,<br />
<strong>der</strong>en Tochter 3 Mg.<br />
Johann Pieper Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg, Junge 4½ Mg.<br />
Harmen Pipenschnei<strong>der</strong> 18 Mg, Frau 9 Mg, Junge 9 Mg, Magd 9 Mg.<br />
Hinrich Müller 18 Mg, Frau 9 Mg, Magd 9 Mg, Vater 9 Mg, und<br />
Mutter 3 Mg, Leibzüchter.<br />
Hinrich Fricken 18 Mg , Frau 9 Mg, Tochter 6 Mg, Vater 9 Mg, und<br />
Mutter 3 Mg, Leibzüchter, <strong>der</strong>en Tochter 3 Mg.<br />
Hinrich Böcker Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg, Knecht 1 Th, 2 Jungen je 9 Mg,<br />
2 Mägde je 9 Mg.<br />
Curdt Bartramb 18 Mg, Frau 0 Mg, Magd 9 Mg, Mutter auf <strong>der</strong><br />
Leibzucht 9 Mg, <strong>der</strong>en Tochter 3 Mg.<br />
Friedrich Rosenthalß Relicta 18 Mg, Tochter 3 Mg.<br />
Hanß Arnecken Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg, Tochter 6 Mg, Häusling 9 Mg.<br />
Hinrich Müllers Tochter 9 Mg, Sohn 3 Mg, Tochter 3 Mg.<br />
Ernst Ahrenß<br />
Kleinköther:<br />
blind und arm 0, Frau 0, Tochter 0<br />
Hanß Sieden 9 Mg, Frau 4½ Mg, Mutter auf <strong>der</strong> Leibzucht 9 Mg.<br />
Hanß Flotaw, Krüger weinig Sellung 1 Th, Frau 12 Mg, Schwester 6 Mg<br />
Curdt Arnecken, Relicta 9 Mg, 2 Töchter je 3 Mg, Sohn, Leinewebergeselle<br />
12 Mg<br />
Brinksitzer:<br />
Hinrich Küster, Schnei<strong>der</strong> 1 Th, Tochter 6 Mg.<br />
Harmen Wedekindt, Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg, 2 Töchter je 6 Mg, Sohn 6 Mg.<br />
Henny Löhding, Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg, Leinewebergeselle 9 Mg.<br />
Jobst Schra<strong>der</strong> 1 Th, Frau 12 Mg, Magd 9 Mg.<br />
Johan Busten, Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg.<br />
Lüdecke Dauweß 9 Mg, Frau 4½ Mg, Sohn 3 Mg.<br />
Hanß Brockmann, Schnei<strong>der</strong> 1 Th, Frau 12 Mg.<br />
Jobst Ahrens, Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg.<br />
Hanß Arnecken, Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg, Sohn 6 Mg, 3 Töchter je 6 Mg.<br />
Johann Hinrich Böcker, Schnei<strong>der</strong> 1 Th, Frau 12 Mg.<br />
Stoffel Rosenthal, Krüger vörigen gleich 1 Th, Frau 12 Mg<br />
Sonstige:<br />
Kuhirt 12 Mg, Frau 6 Mg, Sohn Leinewebergeselle 9 Mg.<br />
Schweinehirt 12 Mg, Frau 6 Mg.<br />
Herrn Pastoris 2 Mägde je 9 Mg<br />
Schulmeisters Sohn ist ein Schnei<strong>der</strong>geselle 9 Mg.<br />
Steuer aus <strong>Heyen</strong> 89 Th 24 Mg<br />
Steuerpflichtige Personen: 233<br />
Diese Daten wurden seinerzeit von Pastor Johannes Brase (in <strong>Heyen</strong> 1648 bis 1680) erfasst.<br />
- 37 -
7.2 Landvermessungen 1759<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Herzog Carl I. von Braunschweig – Wolfenbüttel hatte 1746 eine Generallandvermessungskommission<br />
eingesetzt, um Orte und Feldmarkten des Fürstentums durch erfahrene Offiziere und<br />
Landvermesser erstmals flächendeckend vermessen, beschreiben und in einheitlichem Maßstab<br />
1:400 darstellen zu lassen.<br />
In <strong>der</strong> Zeit wurde auch die Feuerversicherung eingeführt. Dadurch war es nötig die Häuser mit<br />
Haus Nr. (Assekuranz Nr.) zu versehen. Auch ein gemauerter Schornstein wurde vorgeschrieben.<br />
Es wurde in <strong>Heyen</strong> von Norden nach Süden links an <strong>der</strong> Dorfstraße mit Hausnummer 1, jetzt<br />
Esper<strong>der</strong> Straße 18, begonnen. Es folgten <strong>der</strong> Reihe nach die Häuser an <strong>der</strong> Esper<strong>der</strong> Straße,<br />
Hagenstraße, Hauptstraße, Kampstraße, Gönne, Twetje und wie<strong>der</strong> Esper<strong>der</strong> Straße rechte Seite<br />
bis Hausnummer 58, jetzt Esper<strong>der</strong> Straße 31.<br />
Danach ging die Hausnummernfolge weiter ohne Rücksicht auf die jeweilige Lage, nur bestimmt<br />
durch die Reihenfolge des Bauens. So stand neben dem Haus mit <strong>der</strong> Nummer 58 das Haus mit<br />
<strong>der</strong> Nummer 94. Der Hausnummern-Wirrwarr wurde in den Jahren 1977 bis 1978 beendet. Die<br />
Straßennamen wurden amtlich festgelegt entsprechende Namenschil<strong>der</strong> aufgestellt.<br />
Hof- und Landbesitzer bei <strong>der</strong> Generallandvermessung von 1759<br />
Haus-Nr. Landbesitzer 1759 M. R. F.<br />
A Die Kirche 13 59 29<br />
B Die <strong>Gemeinde</strong> 4 12 0<br />
C Der Pfarrmeierhof 125 80 40<br />
D Conrad Arneckes wüster Hof 2 27 93<br />
1 Jürgen Bohnes Witwe 10 30 0<br />
2 Johann Heinrich Klenke 7 0<br />
3 Heinrich Jürgen Kraus 6 3 72<br />
4 Barthold Heinrich Sagebiel 53 87 24<br />
5 Johann Ellermann 63 62 40<br />
6 Johann Heinrich Meyer Iten Hof 26 80 78<br />
7 Johann Friedrich Henneke 78 88 77<br />
8 Harm Ricke 109 48 74<br />
9 Franz Ricke 77 24 90<br />
10 Otto Gabriel Henneke 47 78 40<br />
11 Hans Heinrich Sagebiel 81 108 47<br />
12 Heinrich Müller 126 29 99<br />
13 Johann Harm Wessel 132 115 85<br />
14 Jürgen Arnecke 11 108 0<br />
15 Carl Flotho 7 0<br />
16 Carl Flotho 15 38 78<br />
17 Heinrich Maaß Witwe 11 107 48<br />
18 Johann Heinrich Meyer Iten Hof 11 101 48<br />
19 Johann Hölscher 10 4 98<br />
20 Hans Hermann Wessel 36 48 0<br />
21 Johann Heinrich Lange, Witwe 29 19 50<br />
22 Christian Rosenthal 12 51 38<br />
23 Jakob Schaper Ackerhof 102 23 44<br />
24 Jakob Schaper Kothof 22 62 60<br />
25 Wilhelm Meyer 43 72 97<br />
26 Johan Meier 53 25 93<br />
27 Conrad Willmer 21 98 72<br />
- 38 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Haus-Nr. Landbesitzer 1759 M. R. F.<br />
28 Pfarrwitwen Haus 4 84<br />
29 <strong>Gemeinde</strong> Backhaus 6 0<br />
30 Heinrich Hermann Ricke 123 35 70<br />
31 Conrad Flentge 15 71 54<br />
32 Johann Lange 3 60 48<br />
33 Johann Wessel, Witwe 3 38<br />
34 Harm Spar 6 0<br />
35 Christoph Schleuter 6 40<br />
36 Hans Mund 7 40 31<br />
37 Die Pfarre 4 30 69<br />
38 Johann Wilmer 31 64 95<br />
39 Harm Meier 16 85 0<br />
40 Die Schule 109 60<br />
41 Christoph Thiele 5 28<br />
42 Jürgen Böcker 3 60<br />
43 Heinrich Wessel 87 42 86<br />
44 Conrad Gramann 5 40<br />
45 Johann Arnecke 23 58<br />
46 Harm Lange 3 38<br />
47 Jürgen Gesterling 5 4<br />
48 Heinrich Müller 29 69 96<br />
49 Heinrich Sagebiel 19 88 85<br />
50 Heinrich Harm Becker 15 63 74<br />
51 Conrad Sagebiel 166 21 24<br />
52 Johann Heinrich Möller sen. 27 17 79<br />
53 Franz Seelmeier 23 6 44<br />
54 Johan Harm Lange 77 114 44<br />
55 Philipp Sievers 25 20 46<br />
56 Heinrich Christoph Sagebiel 129 9 25<br />
57 Johann Heinrich Müller jun. 40 30 42<br />
58 Johann Heinrich Hölscher 25 23 55<br />
Feldmarkbesitzer aus an<strong>der</strong>en Orten:<br />
Kreipke Christian Eickhoff 2 18 0<br />
Conrad Eilert 1 86 0<br />
Wegensen Caspar Beyer 2 90 0<br />
Christoph Bock 1 85 0<br />
Tuchtfeld Heinrich San<strong>der</strong> 1 75 0<br />
Wickensen Amt Vogtei 1 34 0<br />
Daspe Friedrich Flotho 1 40 0<br />
Bente 45 0<br />
Esperde Hans Jürgen Brünig 15 40 0<br />
Johann Sagebiel 1 32 0<br />
Friedrich Brand 103 0<br />
Caspar Breier 6 12 0<br />
Johann Jobst Wähling 1 19 0<br />
Christian Gruppe 1 44 0<br />
Harm A<strong>der</strong>ns 1 116 0<br />
Wilhelm Goemann 4 118 0<br />
Jobst Falke 1 80 0<br />
Brockensen Johann Ahrens 107 0<br />
Friedrich Schütte 9 41 0<br />
Barthold Grupe 1 109 0<br />
- 39 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Haus-Nr. Landbesitzer 1759 M. R. F.<br />
Johann Stelmer 1 106 0<br />
Der Odingsche Hof 5 85 0<br />
Harm Grupe 2 17 0<br />
Johan Harm Wessel 1 73 0<br />
Johann Heinrich Grupe 2 41 0<br />
Bodenwer<strong>der</strong> Herr v. Münchhausen 44 70 0<br />
Sonstige<br />
Surplus 7 70 0<br />
Holzung 550 12 0<br />
Der Anger - Privat Hude 116 0 0<br />
Das große Bruch - Koppel Weide 64 85 0<br />
Auf dem Steven - Koppel Weide 6 15 0<br />
Die Dorfstelle wurde Hofstelle 7 82 0<br />
Heerstraße 24 38 0<br />
Feldwege 68 36 0<br />
Fußwege 1 0 0<br />
Gutgerechnet 17 20 0<br />
Die Weser 73 73 0<br />
Graben 10 23 0<br />
GESAMTFLÄCHE 3347 9 80<br />
Die Beschreibung <strong>der</strong> Feldmark des Dorfes erfolgte im Jahr 1759. Vermessen und in einigen Orten<br />
verbreitet von Ernst August Brauns, dieser Vermessung Subdelegirten Commishario und Georg<br />
Christian Geitel als Ingenieur.<br />
Anmerkung vom Zehnten dieser Feldmark<br />
1. Davon gehören dem Herrn von Klenke 529 Mg. 91 Ruten<br />
2. Herrn von Hake 552 Mg. 21 Ruten<br />
3. Das Amt Wickensen<br />
o<strong>der</strong> vielmehr das Kloster Kemnade<br />
4. Amt Wickensen und die Pfarre zu Halle in commun,<br />
NB je<strong>der</strong> ziehet das 5te Bund dafür aber geben die<br />
235 Mg. 83 Ruten<br />
wegen solchen Landes kein Zins. 111 Mg. 4 Ruten<br />
5. Die Pfarre zu Halle allein 23 Mg. 97 Ruten<br />
6. Barthauers zu Berkel o<strong>der</strong> Frenke 8 Mg. 17 Ruten<br />
7. Herr Graf v. Schulenburg zu Hehlen 16 Mg. 70 Ruten<br />
8. Herr v. Münchhausen zu Bodenwer<strong>der</strong> 31 Mg. 72 Ruten<br />
9. Waldhausen zu Hameln 28 Mg. 79 Ruten<br />
10. Das Amt Ohsen 26 Mg. 6 Ruten<br />
Summa 1563 Mg. 60 Ruten<br />
11. Dazu Rottland 463 Mg. 88 Ruten<br />
12. Frey 55 Mg. 45 Ruten<br />
Summa Sumarum 2082 Mg. 73 Ruten<br />
NB. Der Klencke und Hakesche sind Sack Zehenden, wofür jährlich rein Korn gegeben wird, von<br />
Wickensen und Halle aber wird <strong>der</strong>selbe in Natura gezogen. Was den doppelten Zehnten, nämlich<br />
Wickensen und Pfarre zu Halle giebet, ist alles Land, so zu <strong>der</strong> vormaligen Wanckenschen<br />
Feldmark gehöret. Gibt keinen Meierzins, wegen obigen Zehnten, ist aber notwendig als Meierland<br />
zu rechnen.<br />
- 40 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
7.3 Lastenablösung Zeddies von 1840<br />
(Jürgen Zeddies)<br />
Die folgende Nie<strong>der</strong>schrift zeigt als Beispiel auf, wie <strong>der</strong> Frucht- und Fleischzehnte abgelöst<br />
wurde:<br />
Nachdem von dem Vollmeier Friedrich Wilhelm Zeddies (geb. 1800) und "Consorten“ zu <strong>Heyen</strong> auf<br />
die Ablösung des den Gebrü<strong>der</strong>n von Hake zu Hasperde und Grohnde zu <strong>Heyen</strong> zustehenden<br />
Frucht- und Fleischzehntrechtes und von <strong>der</strong> herzoglichen Landes - Ökonomie - Commission <strong>der</strong><br />
Kammer - Assessor SPOHR zu Holzminden durch das Rescript vom 17.02.1840 mit <strong>der</strong><br />
kommissarischen Leitung <strong>der</strong> Ablösungsverhandlungen beauftragt worden, nun auch die letzteren<br />
bis zum Abschlusse <strong>der</strong> Geschäfte gediehen sind, so ist unter den Interessenten, als:<br />
I. den Pflichtigen<br />
1) dem Vollmeier Conrad Falke, legitimiert als rechtmäßiger Inhaber des Hofes Nr. 12 durch die<br />
Ehestiftung vom 13.10.1830<br />
2) dem Vollmeier Friedrich Wilhelm Zeddies (geb. 1800) für sich und in väterlicher Gewalt seiner<br />
Tochter aus erster Ehe, Minna (hier ist Wilhelmine gemeint), 10 Jahre alt, legitimiert als<br />
rechtmäßiger Inhaber des Hofes Brandvers. Nr. 13 durch die Ehestiftung vom 09.04.1826,<br />
3) dem Vollmeier Friedrich Sagebiel, legitimiert als rechtmäßiger Inhaber des Hofes Nr. 51 durch<br />
die Bescheinigung des herzoglichen Amtes Eschershausen vom 09.05.1838,<br />
4) <strong>der</strong> Pfarre zu <strong>Heyen</strong>, wegen des Hofes Nr. 37, vertreten durch den Pastor Stegmann,<br />
legitimiert durch die von dem herzoglichen Consistorium unterm 28.03.1840 ausgestellte<br />
Vollmacht,<br />
5) dem Halbmeier Conrad Ricke, legitimiert als rechtmäßiger Inhaber des Hofes Nr.9, durch die<br />
Bescheinigung des herzoglichen Amtes Eschershausen vom 09.05.1838,<br />
6) dem Kleinköther Ludwig Battmer, legitimiert als rechtmäßiger Inhaber des Hofes Nr. 27 durch<br />
die Ehestiftung vom 30.01.1811 mit Zustimmung seiner Ehefrau, Wilhelmine geb. Klenke<br />
sämtlich zu <strong>Heyen</strong> vertreten durch den aus ihrer Mitte erwählten „Mandatar“ den unter 4<br />
aufgeführten Pastor Stegmann, legitimiert durch das Commisions - Protokoll vom 16.06.1840<br />
II. den Berechtigten<br />
1) dem Oberforstmeister Anton Christoph Friedrich Wilhelm Ludwig von Hake zu Hasperde und<br />
dem<br />
2) Georg Ernst Adolf von Hake zu Grohnde, legitimiert als rechtmäßige Inhaber <strong>der</strong><br />
Zehntberechtigung durch den herzoglich braunschweigischen Lehnbrief vom 24.12.1832 und<br />
die letztwillige Verfügung des zu Ohr verstorbenen Barons Johann Christoph Georg Adolph<br />
von Hake vom 15.04.1838, vertreten durch den Advokaten Dr. August Hampe zu Holzminden,<br />
legitimiert durch die Vollmacht vom 30.04.1840.<br />
§ 1: Gegenstand <strong>der</strong> Ablösung<br />
Die eingangs genannten Provocanten sind verpflichtet, von den zu ihren Höfen gehörenden<br />
Äckern jährlich auf Martini den im nachstehenden Verzeichnisse aufgeführten Frucht- und<br />
Fleischzehnten an die Gebrü<strong>der</strong> von Hake zu entrichten:<br />
Hof Name des Pflichtigen Größe Fruchtzehnte / Himten Fleischzehnte<br />
Nr. Mg.Rt. Weizen Roggen Gerste Hafer Mark/Pfennig<br />
12 Conrad Falke 101/36 5,66 24,66 10,66 27,3 9/4<br />
13 Friedr.Wilhelm Zeddies 94/28 6 24 12 27 9/8<br />
51 Friedrich Sagebiel 105/109 5,66 25 11 27,3 9/4<br />
37 Pfarre 114/95 6 24 12 27 8/0<br />
9 Conrad Rieke 69/7 3 18 6 18 9/4<br />
27 Ludwig Battmer /92 0,33 0,33<br />
Summe 86/7 26,33 116 52 126,66 121/8<br />
1 Himten = 31,14 Liter<br />
- 41 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Die Abgaben müssen von Seiten <strong>der</strong> Pflichtigen 2 Stunden weit von <strong>Heyen</strong> und monatlich bis an<br />
die Weser bei Hagen - Ohsen geliefert werden.<br />
§ 2: Gegenleistung<br />
Nach <strong>der</strong> Angabe <strong>der</strong> Pflichtigen gebührt ihnen bei <strong>der</strong> Ablieferung <strong>der</strong> Zehntgefälle eine Mahlzeit<br />
von Warmbier, Brot, Butter, Käse, Bier und Brandtwein, die Berechtigten erkennen aber die<br />
Verbindlichkeit diese zu verabreichen nicht an.<br />
§ 3: Öffentliche Abgaben<br />
Von dem Sack (Frucht-) zehnten wird an die Staatskasse <strong>der</strong> gesetzliche Zehntsatz zu 2 2/3<br />
jährlich von jedem zehntpflichtigen Morgen Acker entrichtet.<br />
§ 4: Kündigung <strong>der</strong> Verhältnisse<br />
Die in §1 erwähnten Abgaben sollen Martini 1839 zum letzten Male abgeführt und nun auf ewige<br />
Zeiten aufgehoben sein.<br />
§ 5: Berechnung des Ablösungskapitals<br />
Die dafür von den Pflichtigen zu zahlenden Ablösungskapitale sind durch die nachstehende<br />
Berechnung ermittelt, in Betreff <strong>der</strong>en die Interessenten durch gütliche Vereinbarung festgesetzt<br />
haben, dass:<br />
- die Körner nach dem neuen Braunschweigischen Himten,<br />
- als Erhebungs- und Vermarktungskosten 2 Prozent von dem Werthe <strong>der</strong> Körner zum Ansatze<br />
gebracht werden und<br />
- die in § 2 erwähnte Gegenleistung auf welche die Pflichtigen verzichtet unberücksichtigt<br />
gelassen werden soll.<br />
Es folgt die Berechnung <strong>der</strong> Ablösungssumme nach dem Prinzip: Produktpreis minus 10%<br />
Preisermäßigung minus 2% für Erhebung und Vermarktung, kapitalisiert mit 25. Zeddies hatte<br />
danach zu zahlen 850 Thaler, 18 Gutegroschen, 5 Pfennig. (Falke 839, Sagebiel 847, Pfarre 844,<br />
Rieke 555 und Battmer 9 Thaler).<br />
§ 6: Künftige Erhebung des Zehntschatzes<br />
Außer den Ablösungskapitalen fällt den Pflichtigen die Bezahlung des im § 9 genannten<br />
Zehntschatzes von Martini 1839 an zur Last.<br />
§ 7: Bezahlung und Verzinsung <strong>der</strong> Ablösungskapitale<br />
Der Vollmeier ZEDDIES verspricht das ihm zur Last fallende Ablösungskapital Martini 1840 zu<br />
zahlen, dagegen sollen die Übrigen bis zu einer beiden Teilen vorbehaltenen halbjährigen<br />
Kündigung an den pflichtigen Höfen bestehen bleiben - Die sämtlichen Kapitale sind von Martini<br />
1839 bis dahin 1840 mit vier vom Hun<strong>der</strong>t, dann aber ist <strong>der</strong> noch bleibende Rest getroffener<br />
Übereinkunft gemäß, mit 3 1/2 vom Hun<strong>der</strong>t jährlich zu verzinsen.<br />
§ 8: Bestimmung wegen <strong>der</strong> Kosten<br />
Je<strong>der</strong> Teil hat die Kosten seiner Legitimation und seiner Vertretung bei den<br />
Ablösungsverhandlungen selbst zu tragen, dagegen fallen die übrigen Kosten zur Hälfte den<br />
Berechtigten und zur an<strong>der</strong>en Hälfte den Pflichtigen zur Last und soll die Verteilung des<br />
Kostenanteils <strong>der</strong> Letzteren unter diese nach Verhältnis ihres Beitrages zu dem <strong>ganzen</strong><br />
Ablösungskapitale stattfinden. Die Contrahenten erkennen diesen Recess in allen Punkten für<br />
richtig an und haben denselben durch Unterschrift vollzogen.<br />
So geschehen Holzminden, den 13.8.1840<br />
gez. A. Hampe Dr.<br />
- 42 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
7.4 Rezess <strong>der</strong> Spezialseparation in <strong>Heyen</strong><br />
(Hermann Wiemann)<br />
Bei <strong>der</strong> Separation 1865 – 1868 hat die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> an Landfläche 3257 Morgen und 60<br />
Ruthen. Die Insel in <strong>der</strong> Weser am Plessen ist 3 Morgen, 64 Ruthen. Sie wurde bei <strong>der</strong><br />
Weserregulierung 1873 – 1875 ausgebaggert.<br />
Die Ablösung <strong>der</strong> Bauern hatte schon einige Jahre früher begonnen. Die Zehntpflicht und die<br />
Hand- und Spanndienste wurden abgelöst.<br />
Auch abgelöst wurde <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>-Kuhhirt, Schweinehirt und Gänsehirt. Das Recht <strong>der</strong> Domäne<br />
Grohnde mit einer Schafherde von 600 Schafen wöchentlich einen Tag in <strong>der</strong> Feldmark von <strong>Heyen</strong><br />
zu hüten wurde beendet.<br />
Die Dreifel<strong>der</strong>wirtschaft wurde aufgegeben. Um eine erfolgreiche Landwirtschaft zu betreiben<br />
mussten größere Flurstücke entstehen. Die Flurstücke, Feldwege, Gräben, kleine Bäche (<strong>der</strong><br />
Frankelbach) wurden neu geplant und angelegt.<br />
Spezialseparation von 4 Oktober 1865 bis 27 Februar 1868<br />
Teilnehmer: Pastor Wilhelm Runge<br />
<strong>Gemeinde</strong>vorsteher Friedrich Lindemann<br />
I. Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> vertreten durch:<br />
Vollmeier Conrad Sagebiel Haus Nr. 30<br />
Großköter Ludwig Meyer Haus Nr. 25<br />
Großköter Christoph Willmer Haus Nr. 38<br />
II. Königlich preußische Domäne Grohnde<br />
III. Königlich preußische <strong>Gemeinde</strong> Brockensen<br />
IV. Königlich preußische <strong>Gemeinde</strong> Esperde<br />
V. <strong>Gemeinde</strong> Kreipke<br />
Zweck <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung:<br />
I. Die Aufhebung <strong>der</strong> Weideberechtigung, welche <strong>der</strong> königlich preußischen Domäne<br />
Grohnde in Gemeinschaft mit <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> Brockensen, sowie ferner <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong><br />
Esperde und <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>heit Kreipke auf einzelnen Teilen <strong>der</strong> Feldmark <strong>Heyen</strong><br />
zugestehen.<br />
II. Die Prozentuale Auseinan<strong>der</strong>setzung <strong>der</strong> Gemeinschaftsgenossen zu <strong>Heyen</strong> hinsichtlich<br />
ihrer sämtlicher Hude und sonstiger gemeinschaftlichen Verhältnisse.<br />
A. Die Feldmark in <strong>Heyen</strong>, Besitzungen bei <strong>der</strong> Separation:<br />
Lt. Vermessung 1759 M R<br />
An Län<strong>der</strong>eien incl. Surplusland 2082 73<br />
An Wiesen 136 101<br />
An Hofräumen 17 42<br />
An Gärten 61 115<br />
An Koppelweiden 70 100<br />
An Privatweiden 216 0<br />
In Summa 2585 70<br />
Die Forst <strong>Heyen</strong> 539 60<br />
Umrechnungserklärung:<br />
M (Morgen) R (Ruten) ha (Hektar) M (Morgen) ha (Hektar) qm<br />
1 = 120 1 = 4 1 = 10.000<br />
- 43 -
Hof und Landbesitz bei <strong>der</strong> Separation 1865:<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Vollmeierhöfe Haus-Nr. Kleinkothöfe Haus-Nr.<br />
Heinrich Rose (Erben) 7 Friedrich Bode 1<br />
Friedrich Falke 12 Friedrich Bode 27<br />
Friedrich Zeddies 13 Conrad Flentge 31<br />
Friedrich Henneke 23 Conrad Flentge 59<br />
Conrad Sagebiel 30<br />
Friedrich Sagebiel 51 Brinksitzer Haus-Nr.<br />
Carl Sagebiel 56 Karl, Heinrich<br />
Christoph Klenke 2<br />
Halbmeierhöfe Haus-Nr. Wilhelm Schmidt (Erben) 15<br />
Friedrich Sporle<strong>der</strong> 8 Wilhelm Schmidt (Erben) 32<br />
Conrad Ricke 9 Ludwig Maß 33<br />
Falke 11 Conrad Scherfenberg 34<br />
Ludwig Sporle<strong>der</strong> 43 Friedrich Lindemann 35<br />
Friedrich Müller 36<br />
Großkothöfe Haus-Nr. Ludwig Eickhoff 42<br />
August Timmerman 3 Heinrich Bock 44<br />
Conrad Sagebiel 4 Wilhelm Möller 45<br />
Karl Möller 5 Heinrich Lange 46<br />
Conrad Sagebiel 6 Georg Waßmann (Erben) 47<br />
Friedrich Seelemeyer 10 Karl, Heinrich Becker 50<br />
Friedrich Söffge 14 Wilhelm Keller 68<br />
Friedrich Becker 16<br />
Heinrich Möller 17 Anbauer Haus-Nr.<br />
Heinrich Möller 18 Heinrich Meyer 28<br />
Ludwig Göhmann 19 Wilhelm Göhmann 41<br />
Ludwig Wessel 20 Heinrich Wessel 60<br />
Friedrich Meyer 21 Friedrich Brakhahn 61<br />
Heinrich Pieper 22 Die Kirche 62<br />
Ludwig Meyer 25 Heinrich Engelke 63<br />
Wilhelm Grave 26 Heinrich Iselhorst 64<br />
Anton Willmer 38 Heinrich Sagebiel 65<br />
Anton Willmer 39 Conrad Müller 66<br />
Hermann, Friedrich u. Conrad Müller 67<br />
Heinrich Möller 48 Wilhelm Grupe 69<br />
Friedrich Weber 49 Die Schule 40<br />
Carl Voges 52<br />
Heinrich Hölscher 53<br />
Ludwig Battmer 54<br />
Conrad Sievers 55<br />
Friedrich Möller 57<br />
Friedrich Möller 58<br />
- 44 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
B. Die Feldmark <strong>Heyen</strong> grenzt:<br />
a. gegen Norden an die Feldmark Brockensen und Esperde (Provinz Hannover)<br />
b. gegen Osten an die Feldmarken Bremke, Wegensen und Kreipke,<br />
c. gegen Süden an die Feldmarken Linse und Kemnade, von welcher letzteren solche<br />
durch die Weser getrennt ist,<br />
d. gegen Westen an die Feldmarkten Daspe, Hajen und Brockensen<br />
C. Die Gemeinheitsgenossen übten die Weide mit Rindvieh, Schafen, Schweinen und Gänsen<br />
<strong>der</strong>gestalt aus, dass jede dieser Viehgattungen für sich in geson<strong>der</strong>ten Herden vor<br />
gemeinschaftlichen Hirten gehütet wurde. Die Pferde haben die Weide allerdings auch<br />
begangen, sind aber meistens nur nachts in die eingefriedigten Anger eingetrieben.<br />
D. Außer <strong>der</strong> Gemeinheit <strong>Heyen</strong> waren auf geringen Teilen <strong>der</strong> Feldmark <strong>Heyen</strong> noch einige<br />
an<strong>der</strong>e Interessenten zur Benutzung <strong>der</strong> Weide berechtigt, und zwar:<br />
a. auf den Ackerstücken Nr. 369 bis 376 <strong>der</strong> 9ten Wanne Brachfeld, sowie auf den<br />
Ackerstücken Nr.428 bis 454 <strong>der</strong> 1. Wanne Sommerfeld zusammen auf einer Fläche<br />
von 34 M. und 71 R., soweit die Feldbestellung die Hutung zulässt, außer <strong>der</strong><br />
Gemeinheit <strong>Heyen</strong>:<br />
1. die <strong>Gemeinde</strong> Brockensen mit sämtlichen Viehgattungen täglich und<br />
2. die königlich preußische Domäne Grohnde mit einer Schafherde von 600<br />
Stück wöchentlich einen Tag.<br />
b. Auf den Ackerstücken Nr. 700 bis 745 <strong>der</strong> 10ten Wanne Sommerfeldes, -<br />
zusammen 56 M. 47 R. enthaltend - wovon die Stücke Nr. 736 und 745 15 M. 50R.<br />
betragend zur preußischen Hoheit ausgeschieden sind - soweit die Feldbestellung<br />
die Hutung zulässt, außer <strong>der</strong> Gemeinheit <strong>Heyen</strong> die Gemeinheit Esperde, beide mit<br />
allen Viehgattungen gleichzeitig.<br />
c. Die Gemeinheit Kreipke zur alleinigen Beweidung <strong>der</strong> beiden Ackerstücke Nr. 1202<br />
und 1203 und <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> beiden Ackerstücke Nr. 1196 und 1200 <strong>der</strong> Karte und<br />
außerdem in Gemeinschaft mit <strong>der</strong> Gemeinheit <strong>Heyen</strong> zur Beweidung <strong>der</strong><br />
Ackerstücke Nr. 976 bis 1001, soweit die Feldbestellung die Hutung zulässt; beide<br />
Gemeinheiten mit allen Viehgattungen gleichzeitig. Die letzte bezeichnete<br />
gemeinschaftliche Weide stand früher außer <strong>der</strong> Gemeinheit <strong>Heyen</strong> <strong>der</strong> Gemeinheit<br />
Wegensen zu, letztere hat aber bei Gelegenheit <strong>der</strong> Wegenser Separation dieses<br />
ihr zustehende Mitwei<strong>der</strong>echt <strong>der</strong> Gemeinheit Kreipke cadirt.<br />
E. Die Dorf- und Feldgärten, das Ackerstück Nr.1209 <strong>der</strong> Karte, die sämtlichen Feldbüsche<br />
und Holzungen und die von Münchhausensche Wiese auf den Plessen Nr. 1280 und 1281<br />
<strong>der</strong> Karte sind <strong>der</strong> Behutung nicht unterworfen.<br />
F. Die übrige Ackerlän<strong>der</strong>ei war hudepflichtig und wurde nach den Regeln des<br />
Dreifel<strong>der</strong>systems mit fest durchgängiger Besommerung <strong>der</strong> Brache bewirtschaftet. Die<br />
Hutung im Winterfelde begann durchschnittlich am 15. August und <strong>der</strong> Umbruch <strong>der</strong><br />
Winterstoppel wurde in <strong>der</strong> Regel zwischen Michaeli und Martini bewirkt. Die Aberntung<br />
des Sommerfeldes war in <strong>der</strong> Regel am 15. September soweit fortgeschritten, dass die<br />
Hutung in diesem Felde beginnen konnte. Diese dauerte bis zu dem im nächsten Frühjahr<br />
eintretenden Umbruch <strong>der</strong> Stoppeln. In <strong>der</strong> Brachfeldstoppel nahm die Hutung ihren<br />
Anfang, sobald einzelne <strong>der</strong> Hutung zugängliche Stücke abgeerntet waren, <strong>der</strong> Umbruch<br />
<strong>der</strong> Stoppeln in diesem Felde erfolgte jedoch bald nach <strong>der</strong> Aberntung.<br />
G. Die Wiesen, mit Ausnahme <strong>der</strong> oben bezeichneten weidefreien Wiesen des Gutsherrn von<br />
Münchhausen, waren sämtlich zweischürig und <strong>der</strong> Behutung vom 29. September bis 1.<br />
Mai unterworfen.<br />
H. Die Anger waren das ganze Jahr hindurch mit dem Vieh betrieben, außerdem dienten<br />
dieselben aber auch noch zur Anpflanzung von Weidenbäumen und zur Anlegung von<br />
Flachsrotten und Erdfängen.<br />
I. Die auf <strong>der</strong> Feldmark belegenen Feldbüsche und die unter Nr. 133 <strong>der</strong> Karte aufgeführte<br />
Interessentenforst sind weidefrei und befinden sich letztere in ungeteiltem Besitz <strong>der</strong> 7<br />
Vollmeierhöfe, des Pfarrmeierhofs, <strong>der</strong> 4 Halbmeierhöfe, 26 Großkothöfe, 4 Kleinkothöfe,<br />
13 Brinksitzerstellen (2, 32, 33, 34, 35, 36, 42, 44, 45, 46, 47, 50 und 68), <strong>der</strong> Schule,<br />
welche Interessenten an den Erträgen gleichmäßig teilnehmen. In dieser Forst werden<br />
einzelne Flächen zu Lehm- und Steingruben zu Gunsten <strong>der</strong> sämtlichen Einwohner<br />
benutzt, und wird sowohl dieses Verhältnis, als das oben angegebene Teilnahmeverhältnis<br />
an <strong>der</strong> Forst unverän<strong>der</strong>t beibehalten.<br />
- 45 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
K. An gemeinschaftlichen Grundstücken waren vorhanden, <strong>der</strong> Garten Nr. 103 und die<br />
Ackerstücke Nr. 894, 907, 928 und 929 <strong>der</strong> Karte und partizipierten hieran:<br />
a. <strong>der</strong> Kothof Nr. 57 mit 12/538<br />
b. <strong>der</strong> Halbmeierhof Nr. 43 mit 20/538<br />
c. je<strong>der</strong> <strong>der</strong> 7 Vollmeierhöfe, <strong>der</strong> Pfarrmeierhof und die Halbmeierhöfe Nr. 8, 9 und 11<br />
mit 46/538<br />
L. Ein Teil <strong>der</strong> Ackergrundstücke ist dem Amte Wickensen zehntpflichtig, ein an<strong>der</strong>er Teil aber<br />
diesem und <strong>der</strong> Pfarre zu Halle fünfpflichtig gewesen, diese Zehntlast ist im Jahre 1838 zur<br />
Ablösung gekommen. Auf den Ackergrundstücken <strong>der</strong> V. Wanne des Winterfeldes bestand<br />
zur Zeit <strong>der</strong> Einleitung <strong>der</strong> Separation noch ein dem Gutsbesitzer von Münchhausen zu<br />
Bodenwer<strong>der</strong> gehöriges Zehntrecht, welches aber vor Ausführung <strong>der</strong> Separation ebenfalls<br />
zur Aufhebung gebracht ist.<br />
M. Der Kuhhirt erhielt jährlich 45 und <strong>der</strong> Schweinhirt 48 Hintem Roggen, <strong>der</strong> Lohn des<br />
Gänsehirten bestand in 1 Guthegroschen pro Stück <strong>der</strong> ihm vorgetriebenen Gänse. Die<br />
Inhaber <strong>der</strong> geistlichen Institute sind von einem Beitrag hierzu befreit gewesen, während<br />
die übrigen Gemeinheitsgenossen hierzu nach <strong>der</strong> Stückzahl des von ihnen gehaltenen<br />
Viehs concurrirt haben.<br />
N. Die Haltung <strong>der</strong> Bullen und Kämpen hat unter den Besitzern <strong>der</strong> Reihenhöfe abgewechselt<br />
und haben dieselben als Entschädigung hierfür die sog. Ochsen- und Kämpenwiese Nr.<br />
1269 und 1274 <strong>der</strong> Karte genutzt.<br />
O. Eine eigentlich Schäfereigerechtigkeit hat vor <strong>Heyen</strong> nicht bestanden, erst vor einigen<br />
Jahren ist eine Schäferei eingerichtet und <strong>der</strong> Hürdeschlag davon zu Gunsten <strong>der</strong><br />
<strong>Gemeinde</strong>kasse verpachtet. Sonstige vorzugsweise Verpflichtungen und Berechtigungen<br />
rücksichtlich <strong>der</strong> Schäferei haben nicht stattgefunden.<br />
P. Die <strong>Gemeinde</strong>kasse hat außer <strong>der</strong> vorbezeichneten Einnahme noch die Pacht <strong>der</strong> sog.<br />
Hilgenwiese Nr. 1276 <strong>der</strong> Karte und die von den Neuanbauern zu entrichtenden Hauszinse<br />
und Weidegel<strong>der</strong> bezogen.<br />
Vermessung und Bonitierung<br />
Die Feldmark <strong>Heyen</strong> ist in den Jahren 1856 und 1857 durch den jetzigen Landes-Oeceonmie-<br />
Registrator Hinkel vermessen und enthält nach dem aufgestellten Vermessungsregister:<br />
Lt. Vermessung 1856 und1857 M R<br />
Hof, Baustellen, Gärten im Dorfe 75 60<br />
Gärten im Feld 21 84<br />
Acker 2042 26<br />
Wiesen 166 20<br />
Angern 240 59<br />
Holzungen 586 43<br />
Wegen 50 115<br />
Steinbrüchen 84<br />
Gräben und Gewässer 73 48<br />
In Summa 3257 59<br />
In dieser Fläche sind 15 M. 64 R mit enthalten, welche ursprünglich zur Feldmark <strong>Heyen</strong> gehörten<br />
und <strong>der</strong> Gemeinheit <strong>Heyen</strong> hudepflichtig, in späterer Zeit aber zur Königlich Preußischen Hoheit<br />
ausgeschieden sind. Bei <strong>der</strong> Vermessung sind die Grenznachbarn zugezogen und sind dabei<br />
Zweifel über die Grenzen <strong>der</strong> Grundstücke nicht vorgekommen.<br />
Die Bonitierung ist durch beeidigten Sachverständigen Grupe aus Amelungsborn und von Schulz<br />
aus Altendorf ausgeführt und sind dabei die Acker in 9 Klassen, die Wiesen in 9 und die Anger in 9<br />
Klassen zerlegt. Die Dorf und Feldgärten sind je nach ihrer Benutzungsart zu Acker- o<strong>der</strong><br />
Wiesenklassen mit eingeschätzt. Die Resultate <strong>der</strong> Vermessung und Bonitierung sind von den<br />
Beteiligten als richtig anerkannt.<br />
- 46 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Die Werte <strong>der</strong> verschiedenen Bodenarten und <strong>der</strong> Weide, nach welchen die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
<strong>der</strong> Interessenten erfolgt, sind nachfolgend ermittelt und von den Interessenten anerkannt:<br />
I. Acker )* II. In den Wiesen )** III. In den Angern<br />
Klasse Ggr. pro Klasse Ggr. pro Klasse Ggr. pro<br />
Morgen 1 Morgen 1 Morgen<br />
1 200 1 180 1 200<br />
2 180 2 160 2 180<br />
3 160 3 130 3 160<br />
4 130 4 105 4 130<br />
5 95 5 75 5 100<br />
6 50 6 50 6 70<br />
7 25 7 25 7 40<br />
8 15 8 15 8 25<br />
9 10 9 10 9 10<br />
)* mit Einschluss <strong>der</strong> Ackerweide, <strong>der</strong>en Wert in allen Klassen zu 5 Ggr. pro Morgen angenommen ist.<br />
)** unter Voraussetzung gänzlicher Schonung, einschließlich <strong>der</strong> Weide welche zu 0,09 <strong>der</strong> obigen Werte ermittelt ist.<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
(zwischen <strong>der</strong> Gemeinheit <strong>Heyen</strong> und den auswärtigen Hutungsinteressentschaften)<br />
Über die Auseinan<strong>der</strong>setzung zwischen <strong>der</strong> Gemeinheit <strong>Heyen</strong> und den auswärtigen<br />
Hutungsinteressentschaften sind nachstehende Vereinbarungen getroffen:<br />
a) Die <strong>Gemeinde</strong> Brockensen incl. königlichen Domäne Grohnde erhält für das ihr zustehende<br />
Mithu<strong>der</strong>echt die Weide auf den Plänen <strong>der</strong> Brockenser Interessenten, angenommen zum<br />
Werte <strong>der</strong> Stoppelweide von dem 12 M, 83 R betragenden Grundbesitze <strong>der</strong> Interessenten<br />
aus Brockensen auf <strong>der</strong> Feldmark <strong>Heyen</strong> 63,50 Ggr.<br />
b) die <strong>Gemeinde</strong> Esperde erhält für das ihr zustehende Mithu<strong>der</strong>echt die Weide auf den<br />
Plänen <strong>der</strong> Esper<strong>der</strong> Forensen, angenommen zum Werte <strong>der</strong> Stoppelweide von dem auf<br />
<strong>der</strong> Feldmark <strong>Heyen</strong> belegenen 35 M 91 R betragenden Grundbesitze <strong>der</strong> Interessenten<br />
aus Esperde . 178,80 Ggr.<br />
c) Die Gemeinheit Kreipke erhält für das ihr von <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> Wegensen cadirte<br />
Mitwei<strong>der</strong>echt auf <strong>der</strong> Feldmark <strong>Heyen</strong> 71/422 von dem Werte <strong>der</strong> betreffenden<br />
gemeinschaftlichen Ackerweide auf 30 M 103 R – 26,00 Ggr. und außerdem für das ihr<br />
zustehende Alleinhu<strong>der</strong>echt auf 6 M 103 R Ackerland den Wert dieser Stoppelweide –<br />
34,30 Ggr., also überhaupt 60,30 Ggr.<br />
Beispiel einer Hof-Zersplitterung (Zeddies)<br />
An diesem Beispiel ist erkennbar, wie die Län<strong>der</strong>eien eines Hofes zersplittert waren:<br />
Vermessungs- und Bonitierungsregister von <strong>Heyen</strong>, Grundstücke des Vollmeier Friedrich Zeddies<br />
(1857). Das Verzeichnis enthält alle Grundstücke des Hofes Nr. 13 mit folgenden Angaben:<br />
1. Größe in Morgen und Ruten - eine Rute wird in Meyer's Lexikon als Längenmaß von 4,67<br />
m (Hannover) angegeben = 21,8089 m² - aus dem Verzeichnis ergibt sich, dass 120 Ruten<br />
einen Morgen ergeben, also 2617 m² (<strong>der</strong> preußische Morgen betrug allerdings nur 2553,2<br />
m² ).<br />
2. die Bonitierung <strong>der</strong> Flächen in 9 Klassen, wobei Dalbreite und Sandwinkel z.B. in Klasse 2<br />
u. 3, die Hagengrund Klasse 5 u. 6 bonitiert ist. Gärten sind durchweg besser bonitiert, was<br />
auch darauf schließen lässt, dass das beste Land in Klasse 1 gehört.<br />
- 47 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
3. Abgabepflichten für einige wenige Grundstücke an:<br />
Amt Wickensen; das Land am Steinbruchswege Amt Wickensen und Pfarre Halle, das<br />
Land über <strong>der</strong> Hagengrund Pfarre Halle, das Land auf den Steinhaufen von Münchhausen<br />
(kein Land des F. Zeddies).<br />
4. Flächen zur gemeinsamen Nutzung (Almende): Im Seelenkampe <strong>Heyen</strong> – Brockensen, im<br />
Steinernen Orth <strong>Heyen</strong> – Brockensen, im Mistcamp <strong>Heyen</strong> - Esperde<br />
5. Flächennutzung des Hofes Zeddies Nr. 13 um 1857:<br />
Hof- u. Gebäu<strong>der</strong>aum 75 R = 1636 m²<br />
Gärten am Hofe 1 M 20 R = 3053 m²<br />
Gärten im Felde 1 M 5 R = 2726 m²<br />
Acker 129 M 46 R = 33,86 ha<br />
Wiesen 5 M 71 R = 1,46 ha<br />
Die Gesamtgröße des Hofes betrug 36,06 ha. Die Zahl <strong>der</strong> Teilstücke betrug etwa 30 bis 35. Die<br />
durchschnittliche Schlaggröße ca. 1 ha mit bis zu 5 Parzellen. Die Flurbezeichnungen haben sich<br />
bis heute nicht geän<strong>der</strong>t. Die Grundstücke Zeddies waren über die ganze <strong>Heyen</strong>er Flur verstreut.<br />
Das Kulturartenverhältnis glie<strong>der</strong>te sich auf dem Acker wie folgt: 10,94 ha Brache (31%), 11,22 ha<br />
Sommerung (32%), 11,70 ha Winterung ( 34%)<br />
Grundstücksverzeichnis Hof Zeddies – Nr. 13 um 1857:<br />
BRACHE WINTERFELD<br />
Über den Höfen 1,326 ha Die Dallbreiten 1,062 ha<br />
Bei dem Kreipker Born 0,349 ha Im Sandwinkel 2,674 ha<br />
Vor den Bülten 0,1963 ha An <strong>der</strong> Sun<strong>der</strong> 0,3969 ha<br />
Am Bornsieke 0,9203 ha In <strong>der</strong> Hagengrund 0,2878 ha<br />
Vor dem Rosenwinkel 0,3053 ha Auf <strong>der</strong> Laushaube 2,2615 ha<br />
Vor dem Kühlwege 1,134 ha Vor den Bülten 0,4536 ha<br />
Im Bruche 1,1646 ha Auf dem Katzengraben 3,3585 ha<br />
Im steinernen Orth 1,926 ha Die Wiesen Cämpe 0,8004 ha früher Wiese<br />
Über <strong>der</strong> Hagengrund 3,3607 ha In den Wasser Cämpen 0,41 ha früher Wiese<br />
SOMMERFELD WIESEN<br />
Im Seelenkampe 2,336 ha Cämpe 0,796 ha<br />
Auf <strong>der</strong> Höhe 1,806 ha Vor dem Mistkampe 0,6673 ha<br />
An dem Teufelspfuhle 0,8135 ha<br />
An <strong>der</strong> Höhe 0,7371 ha<br />
Über dem Sieke 0,6019 ha<br />
Im Teufelsphuhle 1,1646 ha<br />
Vor dem Kühlwege 0,3598 ha<br />
Auf dem Kniforth 1,0032 ha<br />
Der Mistcamp 0,543 ha<br />
Unter den Wiesen 1,0163 ha<br />
Auf den Steinbrüchen 0,4885 ha<br />
Am Steinbruchswege 0,3424 ha<br />
Wenige Jahre später erfolgte die Seperation (1865-1868). Dabei wurden dem Hof Zeddies (Nr.13),<br />
drei arrondierte Flurstücke zugewiesen: Dallbreite; Sun<strong>der</strong> und Bülte. Dem entsprechend erfolgte<br />
die Zusammenlegung zersplitterter Grundstücke auch für alle an<strong>der</strong>en Höfe <strong>der</strong> Gemarkung<br />
<strong>Heyen</strong>.<br />
- 48 -
7.5 Flurnamen in <strong>der</strong> Feldmark<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Gruppe Nr Bezeichnung Hinweise zum Flurnamen<br />
Feldmark 1 Der Anger Grasland, früher <strong>Gemeinde</strong>hude<br />
Feldmark 2 Die Wasserkämpe Nasses, feuchtes Land<br />
Feldmark 3 Neben dem Wiehwege<br />
Feldmark 4 Über dem Wiehwege<br />
Feldmark 5 Auf dem Steinhaufen Steiniger Acker<br />
Feldmark 6 Am Steinhaufenwege mdl. Heidbreite<br />
Feldmark 7 In <strong>der</strong> Hagengrund<br />
Feldmark 7a Über <strong>der</strong> Hagengrund<br />
Feldmark 8 Auf dem Hillgen Anger<br />
Feldmark 9 In <strong>der</strong> Kreuzgrund<br />
Feldmark 10 Über <strong>der</strong> Frankelbeeke<br />
Feldmark 11 Am Kniester mdl. Am lüttschen Holte-Buschwerk<br />
Feldmark 12 Auf <strong>der</strong> Sun<strong>der</strong> Abgeson<strong>der</strong>ter Wald des Landesherren<br />
Feldmark 13 An <strong>der</strong> Sun<strong>der</strong><br />
Feldmark 14 Im Sandwinkel<br />
Feldmark 15 Die Sandkämpfe<br />
Feldmark 16 Die Dalbreite<br />
Feldmark 17 Auf <strong>der</strong> Laushaube<br />
Feldmark 18 Vor den Bülten<br />
Feldmark 19 Auf den Katzengraben<br />
Feldmark 20 Am Kollberge<br />
Feldmark 21 Bei dem Kreipker Born mdl. Kreipker Stieg<br />
Feldmark 22 Über den Höfen mdl. Kohlhöfen<br />
Feldmark 23 Am Bornsiek mdl. Bornbrink<br />
Feldmark 24 Vor dem Rosenwinkel<br />
Feldmark 24 a Der kleine Knapp Dünne Bodendecke<br />
Feldmark 25 Am Heiligenberge Vorchristlich Ringwall christlich Kapelle<br />
Feldmark 26 Der Plessen<br />
Feldmark 27 Vor dem Buchensiek Buchenwald, feuchtes Gebiet<br />
Feldmark 28 Vor dem Kühlwege Berghang zum Norden, wenig Sonne<br />
Feldmark 29 Über dem Sieke<br />
Feldmark 30 Auf dem Kieforth mdl. Lindenstuken<br />
Feldmark 30 a Auf dem Dasper Berg<br />
Feldmark 31 Im Teufelspfuhle Quelle: Zusammensetzung mit Teufel -<br />
Feldmark 32 Bei dem Teufelspfuhle abseits gelegene, verrufene Flure<br />
Feldmark 33 Der Weinberg Weinanpflanzungen im Mittelalter<br />
Feldmark 34 Über <strong>der</strong> Straße mdl. Dönewenden<br />
Feldmark 35 Im Ochsensiek Quellgebiet<br />
Feldmark 36 An <strong>der</strong> Höhe mdl. Breitenlaub<br />
Feldmark 37 Auf <strong>der</strong> Höhe<br />
Feldmark 38 Im Seelenkamp Altes Kirchengrundstück<br />
Feldmark 39 Im steinernen Ort Alte Go-Gerichtsstätte<br />
Feldmark 40 Im Bruche Ehem. Sumpfiges Ödland<br />
Feldmark 41 Die Bornkämpe Ehem. Sumpfiges Ödland<br />
Feldmark 42 Der Rhien mdl. Ochsenwinkel / sumpfig<br />
Feldmark 43 Vor dem Mistkamp<br />
Feldmark 44 Die Flachsrotten Hier wurde Flachs gerottet<br />
Feldmark 45 Unter den Wiesen<br />
Feldmark 46 Der Mistkamp<br />
Wald 1 Papenbusch<br />
Wald 2 Popenberg<br />
Wald 3 Hohe Knapp 242,0 m über NN<br />
Wald 4 Linser Grund<br />
Wald 5 Lauenburg Reste einer Burganlage<br />
Wald 6 Heiligenberg Reste einer Kapelle<br />
Wald 7 Weserhang<br />
Wald 8 Über <strong>der</strong> Kühlbreite<br />
Wald 9 Weißer Stein Beginn des Kalksteins<br />
Wald 10 Hopfenberg Hopfenanbau an einigen Stellen bewiesen<br />
Wald 11 Dunegrund Steile, dunkle Grund<br />
- 49 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
8 Kriege und die Nöte des Landvolkes<br />
(Hermann Wiemann)<br />
Beson<strong>der</strong>s in den Jahren 1639 bis 1642 drangsalierten die im Land herumziehenden<br />
schwedischen Truppen unter dem Obristen Königsmark das Landvolk im Bezirk des Amtes<br />
Wickensen, zu dem auch <strong>Heyen</strong> gehörte. Sie verbrauchten die Lebens- und Futtermittel und<br />
richteten große Schäden an. Über Generationen hinweg ist die Erinnerung an den Schwedentrunk<br />
(Jauche) erhalten geblieben.<br />
Durch Kriege, Seuchen und Krankheiten starben, beson<strong>der</strong>s während des 30jährigen Krieges,<br />
ganze Familien aus. Die im Mittelalter in mehreren Wellen auftretende Pest (schwarzer Tod) wurde<br />
immer wie<strong>der</strong> durch Ratten, die mit Schiffsladungen ins Land kamen, eingeschleppt. War die<br />
Seuche erst einmal durch Flöhe auf Menschen übertragen, verbreitete sie sich schnell durch<br />
Tröpfcheninfektion zur Epidemie. In unserer Gegend wütete sie beson<strong>der</strong>s 1613. Verlassene Höfe<br />
und Siedlungen bezeichnete man als Wüstungen. In <strong>der</strong> ehemaligen Wankenschen Feldmark,<br />
nordöstlich von <strong>Heyen</strong>, lag die Wüstung Wockensen und nicht weit davon, in <strong>der</strong> Nähe von<br />
Wegensen, die Wüstung Dischershausen.<br />
Über Jahrhun<strong>der</strong>te konnte bei kriegerischen Überfällen <strong>der</strong> wuchtige, ungefähr quadratische<br />
Kirchturm eine letzte Zufluchtstätte für die Dorfbewohner sein. Der einzige Zugang führt über eine<br />
äußere, schmale, überdachte Sandsteintreppe mit 13 verhältnismäßig hohen Stufen. Wenn die Tür<br />
verbarrikadiert wurde, war <strong>der</strong> Turm nicht einnehmbar.<br />
Die durch Kriege, Seuchen und Krankheiten entstandenen Lücken in <strong>der</strong> Bevölkerung konnten<br />
durch große Kin<strong>der</strong>zahlen immer wie<strong>der</strong> aufgefüllt werden. Die nachgeborenen Söhne mussten als<br />
Arbeiter auf den Höfen bleiben, ein Handwerk erlernen o<strong>der</strong> in die Fremde ziehen. Es kam immer<br />
wie<strong>der</strong> zu Auswan<strong>der</strong>ungswellen gen Osten o<strong>der</strong> in die „Neue Welt“ (Amerika o<strong>der</strong> Kanada). In<br />
dem <strong>Heyen</strong>er Familienbuch findet man gelegentlich Vermerke wie: „nach Amerika ausgewan<strong>der</strong>t“.<br />
Die Verluste des zweiten Weltkrieges konnten durch Zuzug <strong>der</strong> Vertriebenen aus dem ehemals<br />
deutschen Ostgebieten ausgeglichen werden. In den letzten Jahren vor <strong>der</strong> Jahrtausendwende<br />
kehrten Nachkommen <strong>der</strong> deutschen Bauern, die im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t von <strong>der</strong> Zarin Katharina II an<br />
<strong>der</strong> unteren Wolga angesiedelt und im zweiten Weltkrieg nach Kasachstan verschleppt wurden,<br />
nach Deutschland zurück. In <strong>Heyen</strong> wurden vorübergehend etwa 10 Familien aufgenommen.<br />
Einweihung des Kriegerdenkmals im Jahre 1922<br />
- 50 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
8.1 Die Gefallenen und Vermissten <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong><br />
(Friedel Peter)<br />
1922 bewilligte die Forstgenossenschaft <strong>Heyen</strong> den Bau eines Ehrenmals im Buchensiek. Auf<br />
einer Tafel vor dem Ehrenmal stehen alle Namen <strong>der</strong> im 1. Weltkrieg 1914 - 1918 gefallenen<br />
Soldaten aus <strong>Heyen</strong>. Nach dem 2. Weltkrieg 1939 - 1945 wurde das Ehrenmal mit zwei Tafeln<br />
erweitert. Sie enthalten die Namen <strong>der</strong> Opfer dieses Krieges aus <strong>Heyen</strong> und von Angehörigen <strong>der</strong><br />
Vertriebenen, die das Schicksal nach <strong>Heyen</strong> verschlagen hat.<br />
8.2 Weltkrieg I - 1914-1918<br />
Wehrm. Friedrich Willmer R.I.R. 73 25.09.1914 Reims Frankr.<br />
Serg. Friedrich Möller Drag. R23 28.09.1914 Belgien verm.<br />
Wehrm. Otto Marmann L.d.w. IR 78 02.12.1914 Laz. Duisburg<br />
Msk. Karl Waßmann I.R. 45 16.07.1915 Kolno Russl.<br />
Grend. Wilhelm Sporle<strong>der</strong> I.Garde R. 12.08.1915 Wjielkje Rußl.<br />
Drag. Karl Sagebiel Drag. R.13 19.08.1915 Feldl. Tambow Rußl.<br />
Msk. Hermann Reese Füsil. R.35 07.07.1916 Somme Frankr.<br />
Gefr. Karl Schmidt I.R. 74 07.10.1916 Feldl. IX.A.K. Fi7ank.<br />
Grend. Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark 4 Gard. R. 01.09.1916 Roisel Frankr.<br />
Gefr. Karl Sorge Füsil. R.90 10.09.1916 Somme Frankr.<br />
Gefr. Friedrich Willmer R.I.R. 73 12.04.1917 Arrancy Frankr.<br />
Msk. Heinrich Möller I.R. 77 Sep 1917 Flan<strong>der</strong>n Belg. verm,<br />
Gefr. Karl Willmer F.1.d.Art.46 07.08.1918 Feldl.3 Frankr.<br />
Kan. Karl Scharpenberg F.s. Art.24 24.08.1918 Feldl.324 Frankr<br />
Msk. Friedr. Timmermann I.R. 412 13.09.1918 Oise Frankr.<br />
Ers.Res. Hermann Möller I.R. 92 07.11.1918 Maroille Frankr.<br />
Gefr. Wilhelm Sagebiel I.R. 92 27.09.1918 Cambray.Frankr.<br />
Außerdem fiel Otto Wessel am 08.03.1918, <strong>der</strong> nicht am Ehrenmal aufgeführt ist.<br />
8.3 Weltkrieg II - 1939 – 1945<br />
Wachtm. Werner Klatt 25.06.1941 Rußl.<br />
Gefr. Wilhelm Grupe 02.09.1941 Rußl.<br />
Gefr. Rudolf Grupe 10.12.1941 Rußl.<br />
Major Jürgen Clemens 05.01.1942 Rußl.<br />
Uffz. Günther Wulf 12.08.1942 Rußl.<br />
Gefr. Hermann Meyer 08.02.1943 Rußl. Verm.<br />
Ogfr. Hermann Sporle<strong>der</strong> Feb 1943 Rußl. Verm.<br />
Gefr. Otto Maaß 07.05.1943 Rußl.<br />
Pz. Grd. Friedrich Grave 02.07.1943 Rußl.<br />
Gefr. Walter Ricke Aug 1943 Rußl. Verm.<br />
Gefr. Friedrich Klingenberg 06.09.1943 Rußl. Verm.<br />
Gefr. Heinrich Flentje 04.10.1943 Österreich<br />
Gefr. Wihelm Sporle<strong>der</strong> 23.11.1943 Rußl.<br />
Fl.Hpt.Ing. Wilhelm Hun<strong>der</strong>tmark 03.12.1943 Deutschl.<br />
Uffz. Kurt Reisewitz 20.12.1943 Rußl.<br />
Gefr. Robert Grupe 26.05.1944 Deutschl.<br />
Ogfr. Friedrich Willmer Jun 1944 Rußl. Verm.<br />
Ogfr. Hugo Kuhnt Jun 1944 Rußl. Verm.<br />
Ogfr. Heinrich Schmidt 13.08.1944 Ungarn Verm.<br />
Ofldw. Richard Petersen 20.08.1944 Rumänien Verm.<br />
Gefr. Hermann Möller 23.08.1944 Rumänien Verm.<br />
Gefr. Ernst Müller Aug 1944 Rumänien Verm.<br />
- 51 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Ogfr. Herbert Möller 03.09.1944 Frankr.<br />
Ogfr. Herbert Battmer 23.09.1944 Holland<br />
Ogfr. Friedel Lindemann Sep 1944 Rumänien Verm.<br />
Gefr. Friedrich Bode Sep 1944 Belgien<br />
Gefr. Fritz Pude 18.11.1944 Ungarn<br />
Ogfr. Wilhelm Meyer 29.11.1944 Rußl.<br />
Ofldw. Wilhelm Lemke 11.12.1944 im Balkan<br />
Uffz. Georg Eiffler 20.12.1944 Deutschl.<br />
Ogfr. Wilhelm Fischer Dez 1944 Kurland Verm<br />
Gefr. Karl Sorge 01.01.1945 Lettland<br />
Gefr. Wilhelm Fredebold 15.01.1945 Polen Verm.<br />
Fldw. Friedrich Hillmer 29.01.1945 Deutschl. Verm.<br />
Ogfr. Walter Blechert 03.02.1945 Deutschl.<br />
Ltn. Bernhard Lübke Feb 1945 Deutschl.<br />
Ogfr. Hermann Schmiking 04.03.1945 Deutschl.<br />
Uffz. Wilhelm Wessel 09.03.1945 Rußl. Verm.<br />
Gefr. Heinrich Möller 16.03.1945 Deutschl.<br />
Ogfr. Kurt Just Mrz 1945 Kurland<br />
Ogfr. Friedrich Sporle<strong>der</strong> Mrz 1945 Rußl. Verm.<br />
Ogfr. Karl Battmer 21.04.1945 Deutschl. Verm.<br />
Gefr. Friedrich Zeddies 12.07.1945 Deutschl.<br />
Ob.w.m. Walter Luer 06.08.1943 Rußl. Verm.<br />
Uffz. Bruno Hollstein 20.03.1944 Rußl.<br />
Ogfr. Alfred Romahn Dez 1945 Rußl. Verm.<br />
folgende Kriegsopfer sind nicht auf dem Denkmal verewigt:<br />
Rudolf Maaß, 16.01.1944 Hermann Möller, 30.01.1944<br />
Wilhelm Möller, 1945<br />
Das Kriegerdenkmal wurde 2003 in einer 72-Stunden-Aktion <strong>der</strong> Landjugend mit seiner umliegenden Fläche<br />
aufgearbeitet und restauriert, außerdem wurden die Kreuze rechts und links hinzugefügt.<br />
- 52 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
- 53 -
8.4 Luftkrieg über <strong>Heyen</strong><br />
(Hermann Wiemann)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Tiefflieger beschossen im April 1944 ein vor unserem Dorf liegendes Transformatorenhaus<br />
(östlich) und setzten dabei eine in <strong>der</strong> Flugrichtung (West nach Ost) liegende Scheune in Brand,<br />
die total ausbrannte. Die Grundmauern <strong>der</strong> Scheune von Hausnummer 5 (heute Esper<strong>der</strong> Straße<br />
12) stehen noch heute teilweise.<br />
Oft überflogen große Bomberverbände auf kürzestem Weg aus Amerika, Kanada und England<br />
kommend unser Gebiet in nordöstlicher Richtung, um Hannover, Magdeburg und den Großraum<br />
Berlin anzugreifen. Zunächst erfolgten die Luftangriffe auf deutsche Städte nur nachts. Man hörte<br />
dann das Dröhnen <strong>der</strong> großen Bombergeschwa<strong>der</strong> mit dem eigenartigen, singenden Unterton.<br />
Später kamen die Bomberverbände auch tagsüber. Sie flogen in großer Höhe bei ca. zehntausend<br />
Metern, die Maschinen glänzten silbern in <strong>der</strong> Sonne.<br />
Manchmal konnte man beobachten, wie einzelne deutsche Jäger in Tarnfarbe, die ein viel härteres<br />
Motorengeräusch hatten, die Bomberverbände von unten anflogen und einzelne Maschinen<br />
abschossen. Auf das schnelle MG-Feuer <strong>der</strong> Jäger antworteten die langsamen Bordkanonen <strong>der</strong><br />
Bomber.<br />
An einem Sommertag am 26.Juli 1943 griff eine deutsche Jagdstaffel einen Bomberverband an,<br />
<strong>der</strong> sich im Angriff auf die Conti-Werke in Hannover befand. Dabei wurden zwei Bomber<br />
abgeschossen. Der eine verlor schnell an Höhe und stürzte mit heulenden Motoren und eine<br />
starke Rauchfahne nach sich ziehend bei Dohnsen in ein Haferfeld am Ith, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Bomber<br />
ging hinter dem Ith nie<strong>der</strong>. Bei diesem Angriff wurden u.a. das Opernhaus, die Marktkirche, das<br />
Leineschloß, das Polizeipräsidium und das Cafe Kröpke zerstört.<br />
Am 05. Januar 1945 ereignete sich abends um ca. 20.00 Uhr ein Flugzeugabsturz auf <strong>Heyen</strong>er<br />
Gebiet an <strong>der</strong> Grenze zu Daspe.<br />
Die Suche nach Überlebenden blieb nachts ohne Erfolg. Am nächsten Tag zeigten sich auch hier<br />
die weit auseinan<strong>der</strong> liegenden Trümmer. Ein Motor lag auf einem Feld am Waldrand auf dem<br />
Hopfenberg, weitere Teile fand man im Wald. Das Hauptwrack am Südhang des Weißen Steines<br />
war total ausgebrannt. Ein weiterer Motor des viermotorigen kanadischen Halifax-Bombers lag<br />
etwas weiter, ca. sechzig Meter vor <strong>der</strong> Weser. Es wurden nur zwei sehr große Soldaten tot<br />
aufgefunden. Sie wurden in <strong>der</strong> Scheune eines Bauern aufbewahrt, bis <strong>der</strong> Stellmachermeister<br />
Reese zwei massive Holzsärge angefertigt hatte.<br />
Nach <strong>der</strong> Beisetzung auf dem <strong>Heyen</strong>er Friedhof bedeckten Mädchen die Gräber mit frischen<br />
Tannenzweigen und Blumen. Bald zierten auch Holzkreuze mit den Namen <strong>der</strong> Gefallenen die<br />
- 54 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Grabstätten. Die Einwohner <strong>Heyen</strong>s sahen in diesen zwei jungen Serganten in erster Linie tote<br />
Mitmenschen und nicht mehr die Feinde, die Tod und Ver<strong>der</strong>ben brachten.<br />
Anfang Juli 1945 erschienen zwei amerikanische Offiziere bei Bürgermeister Loges. Sie<br />
erkundigten sich nach dem Absturz des Flugzeugs und gedachten auf dem Friedhof vor den<br />
Gräbern im stummen Gruß ihrer Kameraden. Einer reichte dem Bürgermeister die Hand und<br />
bedankte sich für die geschmückten Grabstätten. Bei <strong>der</strong> späteren Ausgrabung und Überführung<br />
<strong>der</strong> sterblichen Überreste nach Kanada wurde <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> nochmals dafür gedankt, dass die<br />
Beisetzung <strong>der</strong> Toten in festen Särgen erfolgt war.<br />
8.5 Das Kriegsende in <strong>Heyen</strong><br />
(Tagebuch Rosemarie Schild geb. Loges)<br />
Rosemarie Loges, die Tochter des damaligen Bürgermeisters August Loges, schrieb in einem<br />
Tagebuch folgendes über den 5. April 1945, den Tag <strong>der</strong> Besetzung durch die Amerikaner:<br />
Am Morgen wachte ich durch eine wilde Schießerei auf. Bald darauf erfuhr ich von den Leuten auf<br />
<strong>der</strong> Straße, dass die Panzer bei Tün<strong>der</strong>n über die Weser gesetzt seien. Die Einwohner von <strong>Heyen</strong><br />
waren eifrig dabei, Lebensmittel zu vergraben. Was noch an Nährmitteln in den Kaufhäusern<br />
vorrätig war, kam zur Verteilung, u.a. auch pro Familie ein halbes Kilogramm Butter. In dem<br />
Lebensmittelgeschäft Wulf herrschte Hochbetrieb. Gearbeitet wurde nicht, überall standen die<br />
Einwohner zusammen und erzählten und beratschlagten. Auf dem Thie waren Soldaten angetreten<br />
und wollten abmarschieren.<br />
- 55 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Am Nachmittag brachten wir unsere Koffer in den Keller zu Bodes. Gegen Abend bekamen wir<br />
noch zwanzig SS-Leute zur Einquartierung. Sie wurden in Scheunen untergebracht. In <strong>der</strong><br />
Dämmerung tauchten zwei Soldaten auf, die nicht mehr laufen konnten. Sie erhielten bei Möllers<br />
Quartier, einer aß bei uns zu Abend. Herr Sporle<strong>der</strong> Nr. 3 war am Nachmittag zum Bückeberg<br />
gewesen und hatte die Lage erkundet. Er sagte, alle Straßen dort seien mit Panzern besetzt. In<br />
<strong>der</strong> Dunkelheit fuhren die zwanzig SS-Soldaten mit einem Wagen nach Linse.<br />
Unsere Einquartierung, <strong>der</strong> Soldat mit den wunden Füßen, war auch schon fort. Die Leute liefen<br />
alle in die Keller. Das Brummen wurde immer stärker, schließlich wollten auch wir (Leni und ich) in<br />
den Keller zu Möllers Nr. 90 gehen. Plötzlich ertönte im Dorf ein Lautsprecher:<br />
„Einwohner von <strong>Heyen</strong>, viele amerikanische Panzer sind im Anrollen. Leistet keinen<br />
Wi<strong>der</strong>stand, sonst richten wir unsere Rohre auf euer Dorf, in einer halben Stunde wird es<br />
vernichtet sein. Geht alle zurück in eure Wohnungen, verhaltet euch ruhig und hisst die<br />
weiße Flagge. Soldaten, die im Dorf sind, haben sich ruhig zu verhalten und das Weitere<br />
abzuwarten!“<br />
Wie eine Bombe schlugen die Worte ein. Ein ganz unruhiges Gefühl beschlich mich in diesem<br />
Augenblick. Das, worauf man jahrelang gehofft hatte, stürzte plötzlich wie ein Häufchen Asche<br />
zusammen, denn an einen Einmarsch <strong>der</strong> Amerikaner hatten wir nie geglaubt. Wir gingen daher<br />
alle in unsere Wohnungen. Es war stockdunkel und regnete in Strömen. Manche Leute hängten<br />
Bettlacken aus dem Fenster, an<strong>der</strong>e auch nur ein Handtuch. Wir hörten nur das Rattern <strong>der</strong><br />
Panzerketten und den Motorenlärm, sehen konnten wir nichts.<br />
8.6 Schwierige Nachkriegsjahre<br />
(Hermann Wiemann)<br />
Anfang 1944 musste <strong>der</strong> bisherige Bürgermeister und Ortsbauernführer Hun<strong>der</strong>tmark Soldat<br />
werden. Hermann Wiemann sen. weigerte sich zuerst, dieses unbeliebte Amt zu übernehmen.<br />
"Entwe<strong>der</strong> Sie werden Ortsbauernführer o<strong>der</strong> Sie werden ebenfalls eingezogen", stellte ihm <strong>der</strong><br />
Ortsgruppenleiter <strong>der</strong> NSDAP und Kreisbauernführer August Bock aus Wegensen, ein Ultimatum.<br />
Die Ortsbauernführer hatten für die Einhaltung <strong>der</strong> Planwirtschaft, für die Sollerfüllung und<br />
Ablieferung <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Produkte zu sorgen. Dabei entstanden auch wirtschaftliche<br />
Schwierigkeiten bei den Bauern, die wenig ernteten o<strong>der</strong> zu viele Lebensmittel für an<strong>der</strong>e Produkte<br />
eintauschten.<br />
Nach <strong>der</strong> Besetzung wurden die meisten Ortsbauernführer durch die Militärregierung in ihren<br />
Ämtern belassen. Die Erfassung von Nahrungsmitteln, die sich in den Kriegsjahren bewährt hatte,<br />
sollte beibehalten werden. Durch Abtrennung <strong>der</strong> Ostgebiete mussten die westdeutschen Bauern<br />
etwa 15 Millionen Menschen mehr ernähren.<br />
Ein harter Winter 1945/46 verschlimmerte die Lage. Ende 1945 erfroren tonnenweise Kartoffeln in<br />
den Eisenbahnwaggons, weil sie zu spät auf Anordnung <strong>der</strong> Militärregierung beschlagnahmt und<br />
verladen wurden. Der "Kohlenklau" ging um. Selbst aus Eisenbahnwaggons wurden Kohlen<br />
entwendet. Bäume wurden in den Gärten umgesägt und Möbel zerhackt. Die Züge waren<br />
ungeheizt und <strong>der</strong> Strom musste zeitweise abgestellt werden. In vielen Schulen fiel <strong>der</strong> Unterricht<br />
wegen Heizungsmangel aus. Der Tauschhandel machte sich breit. In <strong>der</strong> Britischen Zone begann<br />
im März 1946 die Kin<strong>der</strong>speisung aus alliierten Verpflegungslagern und Einfuhren.<br />
Der nächste Winter 1946/47 wurde noch eisiger. Treibstoff und Kohlen fehlten. Die Industrie<br />
konnte nicht arbeiten, die Verkehrsmittel und <strong>der</strong> Unterricht an den Schulen mussten stark<br />
eingeschränkt werden. Im Sommer 1947 machte eine geringe Ernte, verursacht durch Trockenheit,<br />
die Ernährungslage nochmals schwieriger. Hermann Wiemann sen. trat 1948 von dem Amt des<br />
Ortslandwirts zurück.<br />
- 56 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Immer mehr Bauern entzogen sich <strong>der</strong> vollständigen Ablieferungspflicht. Nur über Kompensation<br />
kamen sie an die notwendigen Betriebsmittel heran.<br />
Die Einwohnerzahl unseres Dorfes hatte sich durch Vertriebene aus den ehemaligen deutschen<br />
Ostgebieten und Heimkehrer aus <strong>der</strong> Gefangenschaft fast verdoppelt. Der aus dem Osten<br />
kommende Nachbar Rösler bekam Arbeit im Steinbruch. Der Lehrer Kupfer arbeitete einige Jahre<br />
auf dem Bauernhof Feuerhake, bis er in den Schuldienst übernommen wurde. Mit <strong>der</strong> Zeit konnten<br />
viele in den erlernten Beruf zurückkehren. Noch nie zuvor gab es soviel junge Leute in den<br />
Dörfern. Im Nachbardorf Esperde waren jeden Sonnabend Abend abwechselnd in den Sälen<br />
zweier Gastwirtschaften Tanzveranstaltungen.<br />
Bis zu Beginn des Krieges gab es noch Klassengesellschaften in den Dörfern. Bei den<br />
Schützenfesten saßen die Bauern <strong>der</strong> Meierhöfe an einem Tisch, an einem an<strong>der</strong>en die<br />
Großkötner und Kötner. Die Brinksitzer waren ebenfalls unter sich. Entsprechend wurde auch in<br />
vielen Fällen geheiratet. Erst durch die Kriegsheimkehrer und beson<strong>der</strong>s durch die<br />
Heimatvertriebenen aus den Ostgebieten, die in landwirtschaftliche Betriebe einheirateten und sich<br />
mit <strong>der</strong> einheimischen Bevölkerung vermischten, verschwand weitgehend <strong>der</strong> Standesdünkel.<br />
Der aus dem Osten kommende alte Herr Pollak fragte 1946 die Eheleute Wiemann, was er<br />
machen solle. Sein Vermieter habe „schwarzgeschlachtet“, er müsse ihn doch anzeigen. Meine<br />
Eltern antworteten ihm, er solle sehen, dass er etwas abbekomme. In <strong>Heyen</strong> wurde während des<br />
<strong>ganzen</strong> Krieges niemand angezeigt.<br />
Selbstversorger mit Fleisch und Wurst mussten ein ganzes Jahr mit dem hausgeschlachteten<br />
Schwein auskommen. Daher wurde viel Dosenwurst hergestellt, Schinken und Speck mit Salz<br />
gepökelt und dann geräuchert. Damit sich die Mettwürste lange hielten, konnte nur in den<br />
Wintermonaten bei kalter Witterung hausgeschlachtet werden. Die Hausschlachter standen auch<br />
nur im Winter zur Verfügung, in <strong>der</strong> übrigen Zeit waren sie Maurer o<strong>der</strong> Steinbrucharbeiter.<br />
Ein Schwein sollte zwei Tage vor dem Wiegen kein Futter bekommen. Trotzdem war es nicht<br />
nüchtern, wenn es Einstreu (Stroh) fraß. Wie problematisch die Gewichtsfeststellung bei lebenden<br />
Tieren war, zeigt folgende Geschichte:<br />
Hermann Wiemann hatte ein Schwein auf die Viehwaage gebracht, wo es amtlich gewogen<br />
werden sollte. Als er feststellte, dass es für die Fleischzuteilung etwas zu schwer war, legte er<br />
schnell ein paar kleine Steine hinter die Gewichte <strong>der</strong> Dezimalwaage. Der alte Stellmacher Möller<br />
bescheinigte als amtlicher Vertrauensmann das Gewicht und bemerkte beim Weggehen: "Mit den<br />
nötigen Steinen kommt es ja hin“. Er hatte also den Schwindel nicht übersehen. Wenige Stunden<br />
später war das Schwein geschlachtet. "Wenn das Schwein am Haken hängt, wird <strong>der</strong> erste<br />
eingeschenkt“. Inzwischen war auch <strong>der</strong> Fleischbeschauer Wilhelm Waßmann dazugekommen.<br />
Gesprächsthema waren die Steine, mit denen Herr Wiemann die Waage manipuliert hatte. "Wir<br />
wollen doch mal den Kot aus den Därmen gegen die Steine aufwiegen", meinte jemand. Dabei<br />
stellte sich heraus, dass die Steine nicht einmal für das Wiegen des Kotes ausreichten.<br />
Alle einheimischen Einwohner, ob Steinbruch-, Land- o<strong>der</strong> Werftarbeiter, bewirtschafteten einige<br />
Morgen eigenes Land o<strong>der</strong> Pachtland <strong>der</strong> Kirche. Sie ließen das Ackerland von Bauern bestellen<br />
und das Getreide in <strong>der</strong> Ernte mit einer Lohndreschmaschine dreschen. Als Gegenleistung halfen<br />
sie in den Arbeitsspitzen auf den Höfen.<br />
Die Erträge dieses Nebenerwerbs reichten für die Selbstversorgung mit Kartoffeln, Brotgetreide<br />
und Futter für die Haustiere aus. Weizen musste grundsätzlich abgeliefert werden. Einen Rest<br />
behielt je<strong>der</strong> Weizenbauer zurück. Bei den Mühlen in den Nachbardörfern konnten kleine Mengen<br />
gegen Mehl getauscht werden. Das ging viele Jahre gut, bis ein Müller angezeigt und bestraft<br />
wurde.<br />
Für die amtlich festgesetzte jährliche Versorgungsmenge Roggenbrot konnte <strong>der</strong> Selbstversorger<br />
die dafür erfor<strong>der</strong>lichen Kilogramm Roggen über den Getreidehändler an eine Mühle liefern. Die<br />
- 57 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Selbstversorger legten in den Läden <strong>der</strong> hiesigen Bäckereien Anschreibebücher vor, in denen die<br />
Anzahl <strong>der</strong> abgeholten Brote, gegen eine geringe Backgebühr, registriert wurden.<br />
Fast alle Leute hielten Hühner. Anstelle <strong>der</strong> fehlenden Wärmelampen nutzte man Pferdemist für<br />
die Aufzucht <strong>der</strong> Küken. An die hölzernen kleinen Kükenhäuser wurden mit Blech abgedichtete<br />
Holzkisten angebaut und mit frischem Pferdemist bepackt. Die bei <strong>der</strong> Verrottung entstehende<br />
Wärme heizte das Kükenhaus. Manche Städter holten Kuhmist von den Bauern, um damit<br />
Tomaten, Kohl und an<strong>der</strong>e Pflanzen zu düngen. Meine Frau erlebte damals auf einer Schulfahrt,<br />
wie sich im Gepäcknetz des Busses ein Deckel von einem Eimer mit Mist löste und <strong>der</strong> Inhalt die<br />
Fahrgäste beschmutzte.<br />
In dieser Zeit versuchte je<strong>der</strong> so gut es eben ging über die Runden zu kommen, vor allem für das<br />
tägliche Brot zu sorgen. Die Bauern mussten in den Nachkriegsjahren einen gewissen Schwund<br />
hinnehmen. Damals wurde das Wort "stehlen" durch das Wort "organisieren" ersetzt. Die<br />
Landwirte konnten nachts nur selten die Feldfrüchte bewachen. Einige Verbraucher fuhren nachts<br />
mit Fahrrä<strong>der</strong>n auf die Fel<strong>der</strong>, breiteten neben einer Raps- o<strong>der</strong> Getreidestiege ein Laken aus,<br />
stellten ein Fahrrad umgedreht auf Sattel und Lenkstange und betätigten das Pedal mit <strong>der</strong> Hand.<br />
Wenn dann ein Raps- o<strong>der</strong> Getreidebund mit den Schoten bzw. Ähren an die Speichen des sich<br />
drehenden Hinterrades gehalten wurde, fielen die reifen Körner auf das Laken. Das Getreide<br />
wurde notfalls in <strong>der</strong> Kaffeemühle gemahlen o<strong>der</strong> das Rapsöl mit umgebauten Wurstmaschinen<br />
aus den Samen gepresst.<br />
Kartoffeln wurden mit dem Kartoffelro<strong>der</strong> ausgeschleu<strong>der</strong>t, in Körbe aufgesammelt und dann auf<br />
die in Abständen neben den Kartoffelreihen stehenden Wagen o<strong>der</strong> in Säcke geschüttet. Manche<br />
Verbraucher gingen auf den abgeernteten Kartoffelfel<strong>der</strong>n stoppeln, d.h. sie suchten liegen<br />
gebliebene Kartoffeln. Ich sah dabei eine Frau, die mit einem Handwagen vier bis fünf Säcke mit<br />
Kartoffeln speziell von <strong>der</strong> Stelle des Ackers holte, an <strong>der</strong> sie bei <strong>der</strong> Ernte aufgelesen hatte.<br />
Der Bauer H. hatte einige hun<strong>der</strong>t Zentner Zuckerrüben für den Abtransport auf seinem Hof<br />
gelagert. Eines Abends ertappte er Frau D. mit einem Korb voller Rüben. "Du dicker, fetter Bauer<br />
hast genug, und wir haben nichts", schimpfte sie ihn aus. Herr H. war we<strong>der</strong> dick noch fett. Er hat<br />
die Beschimpfung humorvoll hingenommen und später noch oft davon erzählt.<br />
Mir ist nicht bekannt, dass in <strong>Heyen</strong> irgend jemand wegen Lebensmitteldiebstahl angezeigt wurde.<br />
Es hätte ohnehin nichts genützt, denn für das Geld, das evtl. als Strafe gezahlt werden musste,<br />
gab es vor <strong>der</strong> Währungsreform nicht viel zu kaufen.<br />
8.7 Kampf gegen den Hunger<br />
Am Kriegsende 1945 verließen Millionen ausländischer Arbeitskräfte die landwirtschaftlichen<br />
Betriebe. Sie mussten aus deutschen Beständen bevorzugt ernährt werden, sofern sie nicht in ihre<br />
Heimat zurückkehrten. Der Westen Deutschlands wurde mit Flüchtlingen und Vertriebenen<br />
überflutet. Zu den 4,5 Mio. Einwohnern Nie<strong>der</strong>sachsens kamen 2,2 Mio. hinzu.<br />
Um den Ausfall <strong>der</strong> Ostgebiete deutlich zu machen, sei auf eine Informationsschrift des 1949<br />
geschaffenen Bundesernährungsministeriums mit folgenden Zahlen verwiesen:<br />
Vor 1939 erzeugte Ostdeutschland:<br />
Getreide 5,94 Mill. t = 58,2% d. Gebietes v. 1949<br />
Hackfrüchte 14,54 Mill. t = 69,6% d. Gebietes v. 1949<br />
Zuckerrüben 3,53 Mill. t = 74,6% d. Gebietes v. 1949<br />
Hülsenfrüchte 0,19 Mill. t = 171,7% d. Gebietes v. 1949<br />
Butter 0,19 Mill. t = 78,5% d. Gebietes v. 1949<br />
- 58 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Der Rindviehbestand <strong>der</strong> Ostprovinzen machte 37,9% und <strong>der</strong> Schweinebestand 47% des<br />
Altreichs aus. Der „Eiserne Vorhang“ hat 48,5% <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Nutzfläche und 55% des<br />
Ackerlandes, die das Deutsche Reich von 1937 besaß, vom Westen abgetrennt.<br />
Die Militärregierung verhin<strong>der</strong>te mit einer weisen Entscheidung die ganz große Katastrophe. Der<br />
Reichsnährstand, <strong>der</strong> im Krieg so gut funktioniert hatte, wurde als einzige NS-Organisation<br />
beibehalten. Die schwierige Ernährungssituation konnte nur mit Hilfe <strong>der</strong> Sachkunde <strong>der</strong><br />
ehrenamtlichen Organe des Reichsnährstandes gemeistert werden. Den Kreis- und Ortslandwirten<br />
wurden verantwortungsreiche Aufgaben aufgebürdet.<br />
Die im Krieg eingeführten Lebensmittelmarken mussten für die Erhaltung des Grundbedarfs <strong>der</strong><br />
Bevölkerung beibehalten werden. Schwer- und Schwerstarbeiter sowie stillende Mütter erhielten<br />
Zulagen. Die Zuteilung über Lebensmittelmarken wurde <strong>der</strong> unzureichenden Versorgungslage<br />
angepasst. Ortslandwirte, <strong>Gemeinde</strong>verwaltungen und Kirchen bemühten sich, den Flüchtlingen<br />
Grabeland für den Anbau von Kartoffeln, Gemüse und Tabak zur Verfügung zu stellen. So<br />
entstanden in <strong>Heyen</strong> an allen Seiten des Dorfes zusätzliche zusammenhängende Garten- und<br />
Grabeflächen.<br />
In <strong>der</strong> Landwirtschaft fehlten Saatgut, Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel. Die Traktoren<br />
und Maschinen waren im Krieg gealtert und reparaturanfällig geworden. Bereits im August 1945<br />
lief in Hannover <strong>der</strong> 100. eisenbereifte Hannomag - Schlepper vom Band. Mit Bezugscheinen und<br />
Lebensmitteln für die Werkskantine bekamen zwei Bauern aus <strong>Heyen</strong> einen solchen Schlepper.<br />
Inzwischen arbeiteten Fachleute an einer Umgestaltung <strong>der</strong> Erfassung und Ablieferung<br />
landwirtschaftlicher Erzeugnisse (Anbauplanung und Erfassung nach Getreidewerten). Nach dem<br />
Kontrollratsgesetz von 1945 konnten Betriebsleiter, die nicht so wirtschafteten, wie es zur<br />
Sicherung <strong>der</strong> Volksernährung notwendig war, durch Treuhän<strong>der</strong> ersetzt werden. Gleiches konnte<br />
auch aus politischen Gründen geschehen.<br />
Am 1. Juli 1947 wurde August Block aus Banteln Minister für Ernährung, Landwirtschaft und<br />
Forsten in Nie<strong>der</strong>sachsen. In seiner Rede am 15. Aug. 1947 vor den Kreislandwirten in Hannover<br />
machte er die Probleme und Schwierigkeiten in seinem Verantwortungsbereich deutlich.<br />
Mit zunehmenden Abstand vom Zusammenbruch des 3. Reiches wurde die Auflösung des<br />
Reichsnährstandes immer öfter gefor<strong>der</strong>t, wobei auch Beschimpfungen von Bauernvorstehern<br />
vorkamen. Der Landtagsbeschluss, die Aufgaben <strong>der</strong> Kreis- und Ortsbauernschaften den Kreisen<br />
und <strong>Gemeinde</strong>n zu übertragen, löste starke Unruhe aus. Er schwächte die Autorität <strong>der</strong> Kreis- und<br />
Ortsbauernvorsteher und den Ablieferungswillen <strong>der</strong> Landwirte zum Nachteil <strong>der</strong> Verbraucher. Die<br />
Landwirte konnten Betriebsmittel soweit das überhaupt möglich war - nur durch verbotene<br />
Tauschgeschäfte beschaffen. Minister Block bestätigte die bisherigen Kreis- und<br />
Ortsbauernvorsteher in ihren Ämtern und stellte ihnen im Kreis einen Beirat und in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong><br />
den Ortsernährungsausschuss zur Seite. Hierdurch sollten einerseits <strong>Gemeinde</strong>vertretungen und<br />
Verbraucher beteiligt, an<strong>der</strong>erseits aber auch die Ortsbauernvorsteher unterstützt werden.<br />
Die Erfassung <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurde neu geordnet, indem für jeden Betrieb<br />
ein Gesamtablieferungssoll in Getreidewerten festgesetzt wurde. Je<strong>der</strong> Betriebsleiter musste ein<br />
Ablieferungsbuch führen. Die Getreidewertauflage je ha war überwiegend höher als die bereits<br />
erzielten Erträge. Wegen <strong>der</strong> verringerten Viehhaltung mussten Futterbau- und Grünlandflächen in<br />
Acker umgewandelt werden. Beson<strong>der</strong>s die Ablieferung von Schweinen blieb erheblich hinter dem<br />
Soll zurück, so dass verstärkt in die Rin<strong>der</strong>bestände eingegriffen werden musste. Die britische<br />
Militärregierung stellte bei einer Überprüfung in <strong>Heyen</strong> Überbestände an Vieh gegenüber <strong>der</strong><br />
amtlichen Zählung vom 03.06.47 fest. Die Landwirte konnten straffrei falsche Angaben berichtigen,<br />
ansonsten musste ihnen bei Nichterfüllung des Ablieferungssolls die Hausschlachtung gesperrt<br />
werden.<br />
- 59 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
8.8 Auswan<strong>der</strong>er aus <strong>Heyen</strong> vor 1900<br />
(Friedel Peter)<br />
Die Auswan<strong>der</strong>ungswelle um die Mitte des 19 Jh. erfasste auch <strong>Heyen</strong>. 18 Personen fassten den<br />
Entschluss nach Nordamerika auszuwan<strong>der</strong>n. In <strong>der</strong> Auswan<strong>der</strong>ung sahen viele Menschen die<br />
einzige Möglichkeit, ihrer ausweglosen wirtschaftlichen Notlage zu entkommen. Zu dieser Notlage<br />
kam es durch den starken Bevölkerungszuwachs, eine zu geringe Lebensmittelproduktion, und<br />
mangelnde Verdienstmöglichkeiten verschlechterten die Lebenssituation vor allem in klein- und<br />
mittelbäuerlichen Schichten aber auch bei etlichen Handwerkern.<br />
Es gab auch politische Gründe die Heimat zu verlassen. Der Umbruch <strong>der</strong> Gesellschaftsordnung,<br />
die Revolution 1848, bei <strong>der</strong> sich einige zu sehr für die Einheit und Freiheit Deutschland<br />
einsetzten, gerieten leicht in Verdacht „staatsverrätersicher Betätigung“, und hatten mit<br />
Zuchthausstrafe zu rechnen. Oft mit nicht viel mehr als einer Schiffspassage ausgestattet und<br />
eingepfercht auf den nur provisorisch eingerichteten Zwischendecks <strong>der</strong> Ozeandampfer wagten sie<br />
die Überfahrt in ferne Kontinente.<br />
Die Auswan<strong>der</strong>ung verarmter Bevölkerungsgruppen wurde im Herzogtum Braunschweig, wie auch<br />
in an<strong>der</strong>en deutschen Staaten, behördlich begünstigt. Städte und <strong>Gemeinde</strong>n waren gesetzlich zur<br />
Armenversorgung verpflichtet. Vielfach zogen es die Behörden daher vor, einmalige Beträge für<br />
eine Schiffspassage zu gewähren, statt jahrelang Unterstützung zahlen zu müssen. Durch die<br />
repressive Sozialpolitik gerieten viele Menschen mit den Behörden in Konflikt. So war eine freie<br />
Wahl des Wohnortes ebenso untersagt, wie eine Verheiratung ohne behördliche Genehmigung.<br />
Registrierte Auswan<strong>der</strong>er zwischen 1844 und 1863 aus <strong>Heyen</strong>:<br />
Name Alter Beruf Ziel Datum<br />
Meyer Schnei<strong>der</strong>geselle Amerika 25.07.1844<br />
Voges, Heinrich Carl Friedrich Christian 22 J Fleischergeselle U.S.A. 23.08.1848<br />
Lange, Friedrich 25 J Amerika 30.03.1848<br />
Henneke, Joh. Georg Friedrich Ludwig Amerika 15.04.1852<br />
Lange, Conrad sen. Leibzüchter Amerika 1849<br />
Lange, Conrad Brinksitzer Amerika 12.06.1853<br />
Lange, Louise geb. Müller<br />
Lange, Heinrich<br />
Lange, Minna<br />
Sagebiel, Heinrich geb. 1828 Dienstknecht Amerika 1854<br />
Voges, Christian Conrad Anton geb. 1835 Amerika 19.04.1854<br />
Meyer, Heinrich geb. 1821 Amerika 9.04.1858<br />
Möller, Conrad geb. 1796 Leibzüchter Amerika 1859<br />
Voges, Johanne Amerika 1860<br />
Wolters, Heinrich Amerika 24.04.1860<br />
Wolters, Marie geb. 1839<br />
Bode, Carl geb. 1844 Arbeitsmann Amerika 23.07.1863<br />
Voges, Anton Schlachter Minnesota<br />
- 60 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
8.9 Auswan<strong>der</strong>er nach dem 2ten Weltkrieg<br />
(Friedel Peter)<br />
Nach dem verlorenen Krieg 1940-1945, und den danach erfolgten Vertreibungen aus den<br />
Ostgebieten, hatten viele Leute für ihre Zukunft in Deutschland keine Hoffnung auf ein geordnetes<br />
Leben. Ähnlich wie 100 Jahre früher sahen sie in <strong>der</strong> Auswan<strong>der</strong>ung in ein an<strong>der</strong>es Land die<br />
einzige Möglichkeit auf ein besseres Leben. Amerika, Afrika und auch Australien waren die Ziele<br />
<strong>der</strong> Auswan<strong>der</strong>er.<br />
Von den Einwohnern aus <strong>Heyen</strong> waren es auch die Vertriebenen, die die Überfahrt und einen<br />
Neuanfang in einem weit entfernten Land wagten.<br />
Familie Vorname Geburtstag Zuzug Wegzug Ziel<br />
Kaysler Leopold 16.08.1883 05.08.1946 27.12.1948 Windhuk<br />
Leopold 31.07.1921 18.06.1946 18.07.1949<br />
Helga 06.11.1923 04.07.1945 18.07.1949<br />
Wegener Hildegard 03.02.1900 03.08.1945 18.07.1949 Windhuk<br />
Hollstein Franz 21.09.1910 31.03.1949 05.11.1950 Windhuk<br />
Ingeborg )* 10.05.1921 07.06.1945 05.11.1950<br />
Sahm Auguste 31.12.1894 27.04.1948 09.04.1951 USA<br />
Kurt 25.08.1934 27.04.1948 09.04.1951 Chicago<br />
Holtemeyer Klemens 13.10.1911 01.04.1951 12.06.1952 Kanada<br />
Frieda 06.04.1916 01.04.1951 08.11.1952 Alberta<br />
Wolfgang 09.08.1941 01.04.1951 08.11.1952<br />
Klitscher Hermann 17.12.1922 26.05.1954 Kanada<br />
Hanna 06.09.1921 Südburg-<br />
Ewald 03.09.1942 Ost<br />
Hannelore 29.12.1944<br />
Ruth 21.10.1948<br />
Peleikis Marie 18.08.1935 10.05.1946 16.09.1953 Kanada<br />
Gerhard 24.08.1938 07.04.1946 13.06.1960<br />
Zwei Brü<strong>der</strong> sind aus dem Flüchtlings-Auffanglager<br />
in Kiel 1946 nach Kanada ausgewan<strong>der</strong>t<br />
)* Nach dem Tod ihres Mannes Franz, ist Ingeborg Hollstein mit ihren Kin<strong>der</strong>n und ihrer Mutter, Hildegard<br />
Wegener, am 01.04.1964 nach <strong>Heyen</strong> zurück gekommen.<br />
- 61 -
9 Allgemeines zur Landwirtschaft<br />
(Hermann Wiemann)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
In den früheren<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />
konnten Natureinwirkungen<br />
wie<br />
Dürre, Hochwasser,<br />
Dauerregen<br />
in <strong>der</strong> Erntezeit,<br />
Hagel, Blitzschlag<br />
und Feuer bei <strong>der</strong><br />
Landbevölkerung<br />
Elend und<br />
Hungersnöte<br />
auslösen. Nach<br />
dem Siebenjährigen<br />
Krieg<br />
(1756-63) veran-<br />
Ernte mit dem Kornbin<strong>der</strong> 1930<br />
lasste Friedrich<br />
<strong>der</strong> Große (Alte Fritz) die Einführung <strong>der</strong> Kartoffel, die über Spanien aus Südamerika kam und zu<br />
einem Volksnahrungsmittel wurde.<br />
Fast ein Jahrhun<strong>der</strong>t später führte Liebig (1803-73) die künstliche Düngung ein. Die<br />
Dreifel<strong>der</strong>wirtschaft (2 Jahre Getreide, 1 Jahr Brache im Wechsel) konnte durch den Anbau von<br />
Hackfrüchten (Kartoffeln, Rüben, Leguminosen) und den Einsatz von Kunstdünger aufgegeben<br />
werden. In <strong>der</strong> Mitte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts entstanden Hagel- und Feuerversicherungen. Nach<br />
einem großen Brand in Wolfenbüttel verfügte Herzog Julius die Brandversicherung. Alle Häuser<br />
<strong>Heyen</strong>s mussten bei <strong>der</strong> Braunschweigischen Brandkasse versichert sein. Sie sorgte dafür, dass<br />
sichere Feuerstätten und Schornsteine gebaut wurden.<br />
In <strong>Heyen</strong> war das Land nördlich<br />
<strong>der</strong> Straße nach Hameln feucht<br />
und nass. Das Schilf reichte im<br />
Bruch bis an das Dorf heran. Die<br />
Flächen unterhalb des Dorfes in<br />
Richtung Esperde "Die Anger"<br />
waren Wiesen und Weiden auf<br />
denen das Vieh gehütet wurde.<br />
Durch die Anlage breiter Gräben<br />
und Dränagen ist nach und nach<br />
dieses Grünland in wertvolles<br />
Ackerland verwandelt worden.<br />
Im Jahre 1914 wurden in <strong>Heyen</strong><br />
die Stromanlagen gebaut. Mit<br />
Einführung <strong>der</strong> Elektrizität setzte<br />
Kornernte auf dem Hof Sporle<strong>der</strong>, Esper<strong>der</strong> Str. 16<br />
die Mechanisierung <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />
ein. Nun konnten Dreschmaschinen, Schrotmühlen, Häckselmaschinen u. a. von<br />
Elektromotoren angetrieben werden. Bis in die Nachkriegszeit hinein erfolgte das Ausmisten <strong>der</strong><br />
Ställe, das Aufladen des Stalldungs und das Auseinan<strong>der</strong>streuen auf dem Feld durch Handarbeit.<br />
Je<strong>der</strong> gefüllte Sack an <strong>der</strong> Dreschmaschine musste auf die Dezimalwaage gehoben und auf <strong>der</strong><br />
Schulter über eine Treppe auf den Wagen getragen werden. Auch <strong>der</strong> Kunstdünger wurde in<br />
Säcke gefüllt, aufgeladen und im Feld mit <strong>der</strong> Hand gestreut. Die ersten Kettenstreuer,<br />
Flügelmäher und Selbstbin<strong>der</strong> mussten von echten Pferdestärken gezogen werden, bevor die<br />
Trecker kamen.<br />
- 62 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Das Kühe Melken und Heben <strong>der</strong> Milchkannen erfor<strong>der</strong>te viel Kraft. Die große Erleichterung kam<br />
mit Einführung <strong>der</strong> Melkmaschine und elektrisch gekühlter Sammelbehälter.<br />
Ernte von Futterrüben 1935<br />
9.1 Errichtung eines Testamentes im Jahre 1867<br />
(Die Eigennamen sind frei gewählt)<br />
Geschehen im Herzoglichen Amtsgericht Eschershausen am 20.6.1867.<br />
Gegenwärtig: Herr Amtsrichter Schilling und <strong>der</strong> unterzeichnete Protokollführer.<br />
Es erschienen heute <strong>der</strong> Vollmeier August Ahrens Hof Nr. 69 in <strong>Heyen</strong> und bat, eine letztwillige<br />
Erklärung von ihm aufzunehmen. Nachdem man sich durch die angestellte Unterredung überzeugt<br />
hatte, dass Comparent sich im vollen Gebrauch seiner Geisteskräfte befinde, wird dem Antrag statt<br />
gegeben und <strong>der</strong>selbe trägt hiernach vor:<br />
Ich heiße wie bemerkt und bin mit Anna, geborenen Schulze verheiratet. In dieser Ehe sind mir 2<br />
Töchter, nämlich Minna, 22 Jahre, und Marie, 13 Jahre alt, geboren. Diese meine obengenannte<br />
Ehefrau und meine beiden Töchter setze ich zu Erben meines <strong>der</strong>einstigen Nachlasses unter<br />
folgenden Bedingungen ein.<br />
Meine Frau soll das Recht haben, meinen Vollmeierhof Nr. 69 solange zu bewirtschaften als sie<br />
will, vorausgesetzt, dass sie nicht wie<strong>der</strong> heiratet.<br />
Geschieht letzteres, so soll sie den Hof meiner jüngsten Tochter Marie abtreten, sobald diese das<br />
21. Lebensjahr zurückgelegt hat und soll <strong>der</strong>en Ehemann nach dem Tode meiner Frau keinen<br />
Anspruch auf irgend eine Leibzucht haben.<br />
Sobald meine Ehefrau entwe<strong>der</strong> freiwillig o<strong>der</strong> mit dem eben genannten Zeitpunkte den Hof abgibt,<br />
soll sie das Recht haben, sich eine entsprechende Leibzucht vorzubehalten und den Hof alsdann<br />
meiner jüngsten Tochter Marie übergeben.<br />
Sobald meine Tochter Marie den Hof annimmt, soll dieselbe an meine Ehefrau Eintausend Taler<br />
und an meine Tochter Minna Zweitausend Taler zahlen. Für den Fall, dass Minna verheiratet<br />
gewesen, aber ohne Leibes-Erben zu hinterlassen alsdann vielleicht verstorben sein sollte, soll<br />
meine Tochter Marie nur verpflichtet sein, an den überlebenden Ehegatten ihrer Schwester<br />
Eintausend Taler zu zahlen.<br />
- 63 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Für den Fall, dass meine Tochter Marie nach Annahme des Hofes verheiratet und ohne Leibes-<br />
Erben zu hinterlassen versterben sollte, soll <strong>der</strong> überleben<strong>der</strong> Ehegatte verpflichtet sein, innerhalb<br />
eines Jahres nach dem Tode seiner Frau Zweitausend Taler an meine Tochter Minna o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en<br />
Erben herauszuzahlen.<br />
Von meinem vorhandenen sonstigen baren Vermögen soll meine Tochter Minna am Tage ihrer<br />
Hochzeit o<strong>der</strong> mit zurückgelegtem 25. Lebensjahr Dreitausend Taler sowie einen standesgemäßen<br />
Brautwagen, 2 Kühe und ein Rind erhalten, alles übrige bare Vermögen soll aber meiner Ehefrau<br />
zur freien Verfügung zufallen.<br />
Der Armen- und Wegebesserungskasse vermache ich 20 Taler und zwar jeden zur Hälfte.<br />
Hiermit beschloss Testator seinen letzten Willen, bestimmte, dass wer denselben irgend<br />
anzufechten sich unterfangen sollte, bis auf den Pflichtteil enterbt sein solle, bat denselben in<br />
gerichtlichen Verwahrsam zu nehmen und ihm einen Dispositionsschein darüber zu erteilen und<br />
nach seinem Ableben zu eröffnen.<br />
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben<br />
August Ahrens A. Schilling in fidem A. Rastenbach.<br />
9.2 Auszug aus einem landwirtschaftlichen Hofübergabe-Vertrag<br />
(Die Eigennamen sind frei gewählt)<br />
Auszug aus einem landwirtschaftlichen Hofübergabe-Vertrag vom 31.10.1876 über das vom<br />
Übernehmer dem Abgebenden zu gewährende Altenteil. Nach einem Testament vom 20. Juni<br />
1867. Die Namen sind geän<strong>der</strong>t (Datenschutz).<br />
Geschehen im Herzoglichen Amtsgericht Eschershausen am 31.10.1876.Gegenwärtig: Amtsrichter<br />
Rägener, Protokollführer Ruhtenbach.<br />
Es erschienen:<br />
1. Die Witwe des Vollmeiers August Ahrens, Anna, geborene Schulz<br />
2. <strong>der</strong>en Tochter, die Ehefrau des jetzigen Vollmeiers Friedrich Meyer, Marie geborene<br />
Ahrens, 22 Jahre alt, aus <strong>Heyen</strong>.<br />
3. die Ehefrau des Vollmeiers Köhler, Minna, geborene Ahrens, 31 Jahre alt, aus Latferde,<br />
welche nachfolgenden Hofverlass- resp. Ehekontrakt zur Gerichtlichen Ausfertigung<br />
vortrugen:<br />
§ 2 Die Witwe Ahrens (1) und die Ehefrau Köhler (3) erkennen nun auf Grund des<br />
vorgedachten Testaments damit an, dass ihre jüngste Tochter, resp. Schwester Marie<br />
Anerbin des väterlichen Vollmeierhofes geworden sei und übertragen mit dem Bemerken,<br />
dass dieselbe bereits den Hof zu Jacobi dieses Jahres übernommen, das Eigentum<br />
desselben auf die genannte Anerbin. Die Zubehörung des Hofes bestehen, wie damit<br />
anerkannt wird, aus den in dem Rezesse von <strong>Heyen</strong> aufgeführten Län<strong>der</strong>eien zu …<br />
Morgen, 38 Ruten. Mit übertragen an dieselbe ist zugleich das gesamte Haus-, Hof- und<br />
Wirtschaftsinventar, jedoch vorbehaltlich <strong>der</strong> noch näher zu gedenkenden Mobilien.<br />
§ 3 Die Ehefrau Meyer, die Abtretung dieses Hofes acceptierend, verpflichtet sich:<br />
I. die von dem Hof zu entrichtenden Lasten und Abgaben zu tragen, wobei bemerkt wird,<br />
dass ein Ablösungscapital zu 94 Talern, 19 gute Groschen und 4 Pfennig auf die auf<br />
Kreipker Feldmark belegenen Grundstücke noch eingetragen, jedoch längst gelöscht ist.<br />
II. An Ihre Mutter, die Witwe Ahrens, nachfolgende Leibzucht zu präsentieren<br />
A Zur Wohnung die kleine Stube an <strong>der</strong> östlichen Seite des Hauses, die beiden Kammern an<br />
<strong>der</strong> westlichen Seite, und zwar zum ausschließlichen Gebrauche, sowie den Mitgebrauch<br />
<strong>der</strong> Rauch-, Luft- und Speisekammer, <strong>der</strong> Küche und des Feuerherdes, des Kellers und<br />
den nötigen Raum auf dem Kornboden.<br />
- 64 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
B Die freie Ausfütterung zweier von <strong>der</strong> Leibzüchterin auszuwählen<strong>der</strong> Kühen, welche in <strong>der</strong><br />
Reihe <strong>der</strong> Kühe <strong>der</strong> Hofannehmerin ihren Stand haben und, falls sie abgängig werden,<br />
durch gleich gute ersetzt werden sollen. Auch sollen <strong>der</strong> Leibzüchterin die von den Kühen<br />
fallenden Kälber verbleiben. Ebenso hat die Hofannehmerin das Melken <strong>der</strong> Kühe sowie<br />
das Buttern frei zu besorgen.<br />
C Das dritte Stück im Gemüsegarten, sowie den 3 Theil des Gartens beim Hause nach<br />
Auswahl <strong>der</strong> Leibzüchterin, welches frei zu düngen, zu graben und zu bestellen ist.<br />
D jährlich 150 Mark Taschengeld, 8 Malter Roggen, 2 Malter Weizen, 6 Malter Gerste, 2<br />
Malter Bohnen, 3 Himten Saat, 1 Himten Erbsen, 1/3 Himten Linsen, ein fettes Schwein,<br />
nicht unter 200 Pfund schwer, zu Weihnachten 2 fette Gänse, zu Martini 20 Pfund<br />
Rindfleisch und 10 Rin<strong>der</strong>würste, gleichfalls zu Martini 4 Paar junge Hähne o<strong>der</strong> Tauben,<br />
im Sommer den 4. Teil sowohl des grünen als auch des trockenen Obstes, 12 Sack<br />
Kartoffeln bester Sorte, 12 Bothen gereinigten Flachses mit samt <strong>der</strong> Hede von <strong>der</strong> besten<br />
Sorte, 4 Schock Eier, und zwar vierteljährlich ein Schock, 6 Pfund Wolle nach freier Wahl,<br />
frei Wäsche und Ausbesserung <strong>der</strong>selben, den erfor<strong>der</strong>lichen Bedarf des gehörig<br />
zerkleinerten Holzes zum Heizen und Kochen, freie Vergnügungsfahrten nach Bestimmung<br />
<strong>der</strong> Leibzüchterin frei Aufwartung in gesunden und kranken Tagen.<br />
E Freies, standesgemäßes Begräbnis.<br />
Endlich behält sich die Leibzüchterin den Mitgebrauch des sämtlichen Küchengerätes, sowie die<br />
frei Auswahl <strong>der</strong> für ihre Leibzuchtswohnung nötigen Möbeln und Betten, welche ihr Eigentum sein<br />
sollen und worüber sie sich freie Disposition vorbehält, reserviert sich auf die Vorräte an Leinen<br />
und Drill.<br />
Die Contrahenten acceptierten nochmals die einan<strong>der</strong> gemachten Zusagen und Verzichte und<br />
beantragen resp. bewilligen die Umschreibung des Hofes auf den Namen <strong>der</strong> Ehefrau Meyer.<br />
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben<br />
- 65 -<br />
gez. 4 Unterschriften<br />
in fidem<br />
gez. Ruthenbach<br />
9.3 Nie<strong>der</strong>schlagsmengen in <strong>Heyen</strong> 1958 bis 2003<br />
(gemessen von Fritz Simon – bis 1962 und Albrecht Rother - 1962 bis heute)<br />
Jahr Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez GES<br />
1958 51 63 23 36 87 139 102 66 37 65 12 51 732<br />
1959 61 25 30 25 20 24 34 81 31 33 32 396<br />
1960 81 35 23 51 130 25 126 157 25 98 51 121 923<br />
1961 96 65 31 120 86 67 99 60 32 63 76 107 902<br />
1962 87 66 33 65 63 40 122 67 48 12 19 63 685<br />
1963 10 23 75 45 64 80 39 109 65 17 116 10 653<br />
1964 21 52 18 66 53 26 34 66 56 46 53 51 542<br />
1965 71 23 54 103 87 95 104 89 27 34 58 130 875<br />
1966 22 54 70 62 84 147 124 84 16 46 89 96 894<br />
1967 42 68 71 43 110 79 95 55 58 46 71 72 810<br />
1968 54 20 83 35 58 66 72 110 89 58 20 11 676<br />
1969 54 25 51 71 71 88 58 97 7 35 78 4 639
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Jahr Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez GES<br />
1970 20 90 64 78 59 52 94 82 89 75 52 25 780<br />
1971 46 31 11 39 24 127 23 68 53 25 49 53 549<br />
1972 15 5 45 56 76 113 71 107 43 10 52 9 602<br />
1973 21 58 38 74 55 59 55 40 54 80 42 73 649<br />
1974 55 36 31 11 48 89 77 32 42 102 66 124 713<br />
1975 59 21 90 56 88 62 72 37 55 33 47 23 643<br />
1976 119 13 16 32 70 28 61 27 64 23 75 20 548<br />
1977 49 60 30 58 35 118 68 72 37 34 111 49 721<br />
1978 43 20 86 19 106 68 63 88 137 20 4 95 749<br />
1979 35 15 78 45 80 63 97 99 57 14 80 83 746<br />
1980 31 65 32 97 30 149 103 94 76 42 61 64 844<br />
1981 49 37 110 24 108 162 74 85 72 96 84 83 984<br />
1982 64 60 60 70 58 56 101 16 79 43 67 674<br />
1983 89 35 84 119 98 52 18 35 28 34 68 70 730<br />
1984 102 47 19 37 139 52 83 27 77 86 39 23 731<br />
1985 43 11 46 53 83 113 94 72 49 21 36 64 685<br />
1986 116 80 70 58 67 50 72 65 95 29 139 841<br />
1987 63 52 71 30 54 102 72 87 69 59 56 47 762<br />
1988 49 63 103 18 7 61 99 33 77 36 78 111 735<br />
1989 17 41 64 45 4 56 47 69 61 78 33 71 586<br />
1990 45 99 45 54 26 76 26 55 92 49 106 67 740<br />
1991 59 10 40 7 25 53 49 50 65 48 99 65 570<br />
1992 33 35 81 64 29 57 62 66 19 123 78 80 727<br />
1993 118 28 5 62 86 45 130 47 112 74 30 118 855<br />
1994 123 26 117 94 69 58 33 117 113 55 75 72 952<br />
1995 112 98 85 42 60 39 53 45 92 20 46 28 720<br />
1996 4 44 12 18 63 24 63 117 37 123 89 46 640<br />
1997 11 101 49 46 101 76 124 35 8 61 60 65 737<br />
1998 61 14 88 105 107 128 84 53 95 147 89 18 989<br />
1999 49 72 54 55 66 70 42 70 52 47 35 117 729<br />
2000 69 66 108 28 31 56 98 41 39 41 38 53 668<br />
2001 56 65 81 76 41 103 50 34 181 32 46 85 850<br />
2002 65 129 34 77 93 48 186 78 39 108 109 78 1044<br />
2003 97 24 28 38 25 25 31 53 62 91 33 50 557<br />
Mittel 57 46 55 55 66 74 74 70 60 57 59 65 734<br />
Durchschnitt 1958 bis 1965 714 mm<br />
1966 bis 1975 696 mm<br />
1976 bis 1985 741 mm<br />
1986 bis 1995 749 mm<br />
1996 bis 2003 777 mm<br />
Durchschnitt 1958 bis 2003 734 mm<br />
- 66 -
10 Höfe in <strong>Heyen</strong><br />
10.1 Großkötner Nr. 3 - Sporle<strong>der</strong><br />
(heute: Esper<strong>der</strong> Str. 16, Wilhelm Sporle<strong>der</strong>)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1648 bis 1718 2 Generationen Arendes<br />
1718 bis 1719 Heinrich Jacob Möller v. Nr. 2 durch Kauf<br />
1719 bis 1752 Johann Heinrich Kraus heiratet d. Ww. Möller<br />
1752 bis 1825 3 Generationen Kraus<br />
1827 bis 1853 Christian Hoppe durch Einheirat<br />
1853 bis 1935 2 Generationen Timmermann<br />
1935 bis heute 2 Generationen Sporle<strong>der</strong><br />
- 67 -
10.2 Halbmeier Nr. 9 - Petermann<br />
(heute: Hagenstraße 2, Wilhelm Petermann)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1660 bis 1720 3 Generationen Waßmann<br />
1720 bis 1966 6 Generationen Ricke<br />
1966 kaufte Wilhelm Petermann den Hof<br />
- 68 -
10.3 Vollmeier Nr. 12 - Diekmann<br />
(heute Esper<strong>der</strong> Straße 4, Klaus Diekmann)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
<strong>Chronik</strong> über den landwirtschaftlichen Betrieb Diekmann<br />
Der Landwirt Albert Diekmann, geb. 17. April 1899, kaufte im Jahre 1937 den Hof Nr. 12 <strong>Heyen</strong><br />
(Vollmeierhof Falke). Dieser Hof war seit 1933 an Heinrich Lohmann verpachtet.<br />
Neben <strong>der</strong> Hofstelle umfasste <strong>der</strong> Hof eine Fläche von ca. 25 ha.<br />
Albert Diekmann stammte aus <strong>der</strong> Senne bei Pa<strong>der</strong>born, verkaufte den dortigen<br />
landwirtschaftlichen Betrieb, um <strong>der</strong> Wehrmacht das Feld für einen Truppenübungsplatz zu<br />
überlassen. Aufgrund <strong>der</strong> sehr sandigen Bodenverhältnisse in <strong>der</strong> Senne, war die Verlagerung in<br />
den Bereich <strong>Heyen</strong> eine Verbesserung.<br />
Erst Anfang <strong>der</strong> 40iger Jahre war <strong>der</strong> Hof dann pachtfrei und konnte von Albert Diekmann<br />
bewirtschaftet werden. Er siedelte mit Frau Minna, seiner Mutter und seiner ledigen Schwester<br />
Fre<strong>der</strong>ike nach <strong>Heyen</strong> um. Die Ehe war kin<strong>der</strong>los.<br />
Im Zuge <strong>der</strong> weiteren Erbfolge holte Albert Diekmann nacheinan<strong>der</strong> seine ledigen Nichten Paula<br />
und Helene Wittenborn nach <strong>Heyen</strong>. Lei<strong>der</strong> kam es aber mit diesen nicht zu einer<br />
einvernehmlichen Hofweitergabe. Darum entschied Albert Diekmann seinen Neffen Gustav<br />
Wittenborn mitsamt seiner Frau Olga und den drei Kin<strong>der</strong>n Rolf, Gisela und Klaus zu adoptieren.<br />
Dies geschah am 1. April 1957.<br />
Die gesamten Familie Gustav Wittenborn übernahm den Namen Diekmann und siedelte samt <strong>der</strong><br />
Mutter Marie Wittenborn, geb. Diekmann, von Heepen (bei Bielefeld) nach <strong>Heyen</strong> über.<br />
Im Jahre 1957 verstarben sowohl die Mutter, als auch die ledige Schwester Fre<strong>der</strong>ike.<br />
Ab 1. Juni 1957 wurde <strong>der</strong> Hof dann von Gustav Diekmann, geb. 31. August 1924, bewirtschaftet,<br />
<strong>der</strong> diesen zunächst von Albert Diekmann gepachtet hatte. Im Jahre 1967 wurde <strong>der</strong> Hof dann an<br />
Gustav Diekmann übergeben.<br />
- 69 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Im Jahre 1972 verstarb Albert Diekmann. Seine Frau Minna arbeitete noch weiterhin, wie schon Ihr<br />
ganzes Leben täglich viele Stunden auf dem Hof, und verstarb 4 Jahre später.<br />
Der heutige Betriebsinhaber Klaus Diekmann übte sich in jungen Jahren als Gespannführer<br />
Ebenfalls 1972 schloss Klaus Diekmann, geb. 15. März 1954, seine landwirtschaftliche Lehre ab,<br />
und arbeitete dann nach einer einjährigen Anstellung in Garbsen, auf dem elterlichen Betrieb.<br />
Im Jahre 1973 wurde die alte Fachwerk-Scheune auf dem Hof abgerissen und dafür ein Kuhstall<br />
mit Plätzen für 30 Kühe, 10 Anbindestände für Rin<strong>der</strong> und Laufställe auf Vollspaltenboden für 30<br />
Stück Jungvieh errichtet. Damit begann die Spezialisierung auf Milchproduktion, die nach Meinung<br />
von Gustav und Klaus Diekmann eine wichtige Voraussetzung war, um den - flächenmäßig recht<br />
kleinen - Betrieb, für die Zukunft zu überlebensfähig zu machen.<br />
Klaus Diekmann besuchte in den Wintern 1973/74 und 1974/75 die landwirtschaftliche Fachschule<br />
in Hameln, mit dem Abschluss als „staatlich geprüfter Wirtschafter“. Im Anschluss daran folgte die<br />
Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister, die Klaus Diekmann im Jahre 1977 mit Erfolg abschloss.<br />
Die Kuhherde wurde beständig ausgebaut und bestand 1978 bereits aus 40 Milchkühen und<br />
entsprechen<strong>der</strong> Nachzucht. Die bis zu diesem Jahr betriebene Bullenmast wurde aufgegeben. Die<br />
Schweinehaltung wurde ebenfalls in den Vorjahren bis auf den Eigenbedarf eingestellt.<br />
Im Juli 1980 wurde <strong>der</strong> Hof dann von Gustav Diekmann an Klaus Diekmann verpachtet. Von da an<br />
wurden auf dem Hof Diekmann auch Lehrlinge in <strong>der</strong> Landwirtschaft ausgebildet. Außerdem wurde<br />
im Jahre 1980 eine 600 qm große Fahrsilo-Anlage errichtet.<br />
Im Jahre 1980 wurde von <strong>der</strong> zuständigen Alterskasse, für die in Kur befindliche Olga Diekmann,<br />
eine Betriebshelferin auf den Hof geschickt. Diese hat den Hof bis heute nicht wie<strong>der</strong> verlassen. Im<br />
Juni 1981 heiratete Klaus Diekmann mit <strong>der</strong> Hauswirtschaftsleiterin Annette Brunke, geb. 12.<br />
Januar 1959, eben genau diese Betriebshelferin.<br />
Der Kuhbestand wurde 1983 auf 50 Milchkühe und entsprechendes Jungvieh erweitert. Es wurde<br />
behelfsmäßig in den Spaltbodenställen gemolken. Der Schweinestall wird seit dem für die Kälber<br />
genutzt.<br />
Am 4. Mai 1983 wurde Sohn Cord geboren, als erstes von vier Kin<strong>der</strong>n. Auf die Töchter Maike,<br />
geb. 18. Februar 1987, und Gesa, geb. 15. November 1988, folgte dann am 12. März 1991 Sohn<br />
Lennart.<br />
- 70 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Am 2. April 1984 wurde die Milch-Quoten-Regelung eingeführt, ein wichtiger Tag für jeden<br />
Milchviehhalter. Als Berechnungsgrundlage für die neue Milchquote galt die Milchmenge aus dem<br />
Jahr 1983, welche aber betriebsindividuell gekürzt wurde. Damit wurde eine Reduzierung des<br />
Milchkuhbestandes notwendig, in unserem Fall von 50 auf 43 Milchkühe.<br />
Im Jahre 1991 konnte Klaus Diekmann die Milchbetriebe von Willi Strüver (Brockensen) und<br />
Wilhelm Ahlbrecht (Kreipke) sowie die Län<strong>der</strong>eien <strong>der</strong> Höfe Wessel und Petermann aus <strong>Heyen</strong>,<br />
pachten. So konnte <strong>der</strong> Milchviehbestand wie<strong>der</strong> erhöht werden. Es wurde ein neuer<br />
Boxenlaufstall auf dem Hof in <strong>Heyen</strong> errichtet. Dieser bietet nun Platz für 70 Milchkühe und verfügt<br />
über einen mo<strong>der</strong>nen Doppelvierer-Autotandem Melkstand, in dem 8 Kühe zugleich gemolken<br />
werden.<br />
In den Folgejahren konnten aus den umliegenden <strong>Gemeinde</strong>n und aus <strong>Heyen</strong> selber noch weitere<br />
Milchquoten dazu gepachtet und gekauft werden. Damit wurde <strong>der</strong> Bestand auf heute 85<br />
Milchkühe und 90 Kopf Jungvieh erweitert. Dafür wurde im Jahre 1995 noch ein neuer<br />
Schlafbereich für die Milchkühe gebaut.<br />
Bis in das Jahr 1975 wurden die Kühe jedes Jahr im Sommer täglich auf die Weide getrieben und<br />
im Stall gemolken. Im Jahre 1976 wurde im Döhnewenden vor dem Eichberg ein Sommermelkstall<br />
als Durchtreibe-Melkstand errichtet. Dieser wurde bis 1982 für den gesamten Milchkuhbestand<br />
genutzt. Seither stehen die Kühe wie<strong>der</strong> auf dem Hof in <strong>der</strong> Esper<strong>der</strong> Straße. Für die<br />
Sommerstallhaltung wurde im Jahre 1983 ein neuer Schlepper mit Fronthydraulik und<br />
Frontmähwerk angeschafft, mit dem bis 1991 die entsprechende Frischgrasmenge täglich geholt<br />
wurde. Seither wird ganzjährig Silage gefüttert. Die Milchleistung einer Durchschnittskuh hat sich<br />
seit 1957 von ca. 3800 kg pro Jahr auf nunmehr 8000 und mehr kg pro Jahr gesteigert. Das<br />
entspricht etwa einer Menge von fast 30 Litern pro Tag. Das Ziel liegt bei einer Produktion von<br />
10000 kg pro Jahr.<br />
Mit den dazu gepachteten Län<strong>der</strong>eien wird heute eine Fläche von ca. 180 ha bewirtschaftet. Die<br />
Erledigung <strong>der</strong> verschiedenen Feldarbeiten wird an an<strong>der</strong>e Landwirte vergeben: Landwirt Rother<br />
erledigt den Pflanzenschutz und die Düngung. Die Erntearbeiten werden komplett von an<strong>der</strong>en mit<br />
entsprechenden Großmaschinen erledigt. Lediglich die Grünlandpflege und das Ausbringen <strong>der</strong><br />
Gülle erledigen wir selbst. Derzeit wird <strong>der</strong> Hof von Klaus Diekmann und einem Lehrling, unter<br />
tätiger Mithilfe <strong>der</strong> Familie bewirtschaftet.<br />
- 71 -
10.4 Vollmeier Nr. 13 - Zeddies<br />
(heute: Esper<strong>der</strong> Straße 2, Jürgen Zeddies)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1663 bis 1827 5 Generationen Möller und 6 Generationen Wessel<br />
1827 bis 1943 4 Generationen Zeddies<br />
1943 bis heute Jürgen Zeddies<br />
1950 bis 1983 Ria Heinrichs, verw. Zeddies, Joachim Heinrichs Interimswirt<br />
Das Luftbild von 1958 zeigt im Vor<strong>der</strong>grund das Wohnhaus, das 1907 von Friedrich Zeddies (geb. 1873) errichtet wurde. Links<br />
daneben, die Fachwerkscheune, heute über 300 Jahre alt und unter Denkmalschutz.<br />
Nach 6 Generationen Wessel gab es 1826 keinen männlichen Hoferben. Vom Stammhof <strong>der</strong><br />
Familie Zeddies in Grohnde (das Wohnhaus ist im Museumsdorf Detmold wie<strong>der</strong> aufgebaut)<br />
heiratete Johann Friedrich Wilhelm in <strong>Heyen</strong> ein. Aus <strong>der</strong> Ehe gingen ein Sohn hervor, <strong>der</strong> mit 10<br />
Jahren an „Lungenschlag“ starb und eine Tochter, die nach Kemnade heiratete. Dies war <strong>der</strong><br />
Zeddies, <strong>der</strong> mit den Hofbesitzern Falke, Sagebiel und an<strong>der</strong>en <strong>Heyen</strong>er Bauern die in früheren<br />
Kapiteln beschriebene Ablösung vom Frucht- und Fleischzehnten vereinbarte. Aus 2. Ehe gingen<br />
weitere Kin<strong>der</strong>, darunter <strong>der</strong> nächste Hoferbe (1844-1907) hervor. Dessen Hofnachfolger Friedrich<br />
Zeddies ( 1873-1947) ist vielen <strong>Heyen</strong>er Bürgern noch bekannt. Er heiratete eine Tochter des<br />
Landwirts Karl Sagebiel, Vollmeier Nr.: 56 (später Hollstein), und er erbaute das große Wohnhaus,<br />
Esper<strong>der</strong> Straße 2, im Jahr 1907. Sein Sohn Friedrich heiratete 1940 Marie Henneke. Sie bauten<br />
das alte Wohnhaus um und errichteten die Einfamilienhäuser im Gartenweg 4 und 6. Friedrich<br />
Zeddies (1913-1945) wurde an <strong>der</strong> Ostfront verwundet, erreichte über verschiedene Lazarette<br />
Wildbad im Schwarzwald und verstarb dort erst 2 Monate nach Ende des Krieges an relativ<br />
leichten Kriegsverletzungen wegen mangelhafter ärztlicher Versorgung in <strong>der</strong> französisch<br />
besetzten Zone. Marie Zeddies, geb. Henneke, verw. Zeddies, heiratete 1949 Joachim Heinrichs.<br />
- 72 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Sie erweiterten den Vollmeierhof durch Zupacht von 36 auf 80 ha. Sie stellten den Hof früh auf<br />
Mähdrusch, Gemüseanbau und Fleischrin<strong>der</strong>haltung um und verpachteten 1983 an Günter-<br />
Wilhelm Henneke.<br />
Luftbild des Hofes aus den 90er Jahren<br />
- 73 -
10.5 Großkötner Nr. 16 - Becker<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
(heute: Gartenstraße Nr. 2, Friedrich Becker)<br />
1673 bis 1857 7 Generationen Floto (Flotow)<br />
1857 bis heute 5 Generationen Becker<br />
- 74 -
10.6 Großkötner Nr. 25 - Meyer<br />
(heute: Kampstraße 5, Friedrich Meyer)<br />
Werner Meyer auf <strong>der</strong> Fahrt zum Feld.<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1648 bis 1701 2 Generationen Meyer<br />
1702 bis 1731 Johannes Sagebiel aus Kemnade<br />
1731 bis heute 7 Generationen Meyer<br />
Dieser Großkothof zählt zu den<br />
ältesten landwirtschaftlichen<br />
Familienanwesen in <strong>Heyen</strong>. Nach<br />
den Aufzeichnungen im Kirchenbuch<br />
wird <strong>der</strong> Betrieb seit 1648 - bei nur<br />
einer Unterbrechung - jetzt in <strong>der</strong> 10.<br />
Generation von <strong>der</strong> Familie Meyer<br />
(Kamp-Meyer) bewirtschaftet.<br />
Ludwig Meyer, geb. 1812 hat als<br />
Kommissionsmitglied im Recess in<br />
Sachen, die Specialseparation<br />
von <strong>Heyen</strong> betreffend von 1868<br />
mitgewirkt. An eigenen Län<strong>der</strong>eien<br />
sind etwa 12,5 ha, und durch<br />
Zupachtung, wurden zuletzt etwa 25<br />
ha Ackerfläche und Grünland<br />
bewirtschaftet.<br />
- 75 -<br />
Ein Schwerpunkt des<br />
Betriebes war die eigene<br />
Veredlung <strong>der</strong> Erzeugnisse.<br />
Das Getreide wurde zum<br />
großen Teil verfüttert.<br />
Schweinezucht und Schweinemast,<br />
Milchviehhaltung<br />
und das Mästen von einigen<br />
Bullen pro Jahr, ließen auch<br />
diesen kleinen Hof rentabel<br />
führen.<br />
Friedrich Meyer und seine<br />
Ehefrau Ilse, geb. Klocker,<br />
führten den Erbhof bis 1989.<br />
Der erste Trecker, ein 15 PS Deutz-Hochrad wurde 1954 angeschafft. Diese Investition brachte<br />
eine große Erleichterung, denn die Flächen wurden bis dahin mit zwei Pferden beackert. Aufgrund<br />
<strong>der</strong> rasanten Entwicklung in <strong>der</strong> Landwirtschaft konnte <strong>der</strong> „Kleinbetrieb“ nicht weiter bewirtschaftet<br />
werden. Die Eigenflächen sind heute verpachtet.
10.7 Vollmeier Nr. 30 - Klatt<br />
(heute: Hauptstr. 9, Gerlinde Klatt, geb. Feuerhake)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1663 bis 1827 5 Generationen Möller<br />
1827 bis 1904 3 Generationen Sagebiel<br />
1904 bis 1976 2 Generationen Feuerhake<br />
seit 1976 Familie Klatt<br />
- 76 -
10.8 Vollmeier Nr. 23 - Henneke<br />
(heute: Hauptstr. 1, Günter-Wilhelm Henneke)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1648 bis 1668 2 Generationen Ahlswede<br />
1668 bis 1704 2 Generationen Seelemeyer<br />
1705 bis 1718 Hans-Hermann Oppermann aus Lütgenade<br />
1718 bis 1723 Joh. Christoph Ellermann<br />
1723 bis 1733 Hans Heinrich Hun<strong>der</strong>tmark<br />
1733 bis 1757 Hans Heinrich Sagebiel<br />
1757 bis 1827 3 Generationen Schaper<br />
1827 heiratete Friedrich Henneke (Hof Wessel Nr. 7) Caroline Schaper<br />
seit 1827 4 Generationen Henneke<br />
Der Hof Henneke um 1960<br />
In <strong>der</strong> Viehzucht spielte die Pferdezucht die wesentlichste Rolle. Wenn sie infolge <strong>der</strong><br />
Mechanisierung auch an Bedeutung eingebüßt hatte und immer weniger Stuten „zugelassen“<br />
wurden, so gab es doch Züchter, die bei <strong>der</strong> Stange blieben.<br />
Das Landgestüt Harzburg unterhielt in <strong>Heyen</strong> eine Deckstation mit drei Kaltbluthengsten und ein<br />
Warmbluthengst. Im Verhältnis 1:3 waren in <strong>der</strong> Praxis auch die Warm- und Kaltblutpferde<br />
vorhanden.<br />
Aus vielen Dörfern <strong>der</strong> Umgebung kamen die Bauern mit ihren Stuten nach <strong>Heyen</strong>. Es wurden<br />
durchschnittlich im Jahr 200 Stuten gedeckt. Bei einem Befruchtungsquotienten von 60 werden<br />
also 120 Fohlen geboren.<br />
- 77 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Die Pferde werden beschlagen<br />
Jährlich im Juli fanden Stuten- und Fohlenschauen statt. Dann war <strong>Heyen</strong> Mittelpunkt aller<br />
Pferdefreunde des Ortes und <strong>der</strong> Umgebung.<br />
- 78 -
10.9 Vollmeier Nr. 56 - Hollstein<br />
(heute: Angela Narten, Esper<strong>der</strong> Str. 17)<br />
12 Generationen Sagebiel<br />
1 Generation Hollstein<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Aufnahme aus <strong>der</strong> Zeit um 1900<br />
Personen von links: Carl Sagebiel mit Ehefrau, Sohn und beiden Töchtern<br />
- 79 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
10.10 Großkötner Nr. 38, Brinksitzer Nr. 36 - Zieseniß<br />
(heute: Gönne 7 und 10, Wilhelm und Marco Zieseniß)<br />
1668 bis 1710 Jobst Schra<strong>der</strong><br />
1712 bis 1776 2 Generationen Mund<br />
1776 bis 1897 4 Generationen Müller<br />
1897 bis heute 4 Generationen Zieseniß<br />
Nach dem Krieg, im Jahre 1945, kaufte Erich Zieseniß den Hof Nr. 38 (5 Generationen Willmer seit<br />
1688), und führte ihn mit <strong>der</strong> Brinksitzerstelle Nr. 36 zusammen. Das Wohnhaus von Nr. 38 wurde<br />
abgerissen und an gleicher Stelle ein Stall errichtet.<br />
Nach dem Tod von Erich Zieseniß (1962), wurde <strong>der</strong> Betrieb von seinem Sohn Wilhelm Zieseniß<br />
weitergeführt. 1966 heiratet Wilhelm Zieseniß die Bankkauffrau Karin Zieseniß, geb. Mönkemeier,<br />
die neben ihrer Tätigkeit für die Spar- und Darlehnskasse Börry in <strong>der</strong> Landwirtschaft mitarbeitete.<br />
Nachdem zunächst noch Milchwirtschaft mit bis zu 12 Kühen betrieben wurden, spezialisierte sich<br />
<strong>der</strong> Betrieb um 1975 auf die Nachzucht von Ferkeln, die zur Mast an an<strong>der</strong>e entsprechende<br />
Betriebe abgegeben wurden.<br />
Der Betrieb umfasste zu diesem Zeitpunkt 10 ha eigene und ca. 20 ha gepachtete Flächen, auf<br />
denen zum größten Teil Getreide und Rüben angebaut wurden. Das Getreide wurde dabei auf<br />
dem Hof zu Futtermittel verarbeitet.<br />
1996 wurde <strong>der</strong> Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben, die Hofstelle wurde an den<br />
jüngeren Sohn Marco Zieseniß übergeben. Dieser führt darin, gemeinsam mit Torsten Hage, einen<br />
Betrieb für die Montage von Bauelementen.<br />
- 80 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
10.11 Großkötner Nr. 57 - Karl-Heinz Ohm<br />
(heute: Esper<strong>der</strong> Straße 19, Karl-Heinz Ohm)<br />
1706 bis 1874 6 Generationen Möller<br />
nach Aussterben dieser Linie Möller kam <strong>der</strong> Hof<br />
durch Erbschaft zu Nr. 43 (Lemke, Gönne 14)<br />
1971 kaufte Hermann Ohm sen. Grundstück mit Gebäuden.<br />
- 81 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
10.12 Großkötner Nr. 53 - Klingenberg<br />
(heute: Esper<strong>der</strong> Straße 11, Wilhelm Klingenberg)<br />
1669 bis 1703 2 Generationen Fricke<br />
1703 bis 1761 2 Generationen Seelmeyer<br />
1763 bis 1895 4 Generationen Hölscher<br />
1895 bis heute 3 Generationen Klingenberg<br />
- 82 -
10.13 Großkötner Nr. 54 - Battmer<br />
(heute: Esper<strong>der</strong> Straße 13, Karl Battmer)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
bis 1674 Jost Möller<br />
1675 bis 1702 Heinrich Bock<br />
1702 bis 1758 3 Generationen Busse<br />
1759 bis 1767 Heinrich Hermann Lange<br />
1770 bis 1848 2 Generationen Busse<br />
1849 bis heute 4 Generationen Battmer<br />
- 83 -
10.14 Anbauer Nr. 73 - Garve<br />
(heute: Kleine Straße 10, Eckhard Garve)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Der 1878 in Hunzen geborene Heinrich Hermann Konrad Garve zog 1900 nach <strong>Heyen</strong>, um dort in<br />
<strong>der</strong> Landwirtschaft zu arbeiten. 15 Jahre später konnten das Grundstück und Haus <strong>der</strong> heutigen<br />
Hofstelle in <strong>der</strong> Kleinen Straße erworben werden. Allerdings begann Konrad Garve erst in 1935 mit<br />
dem Aufbau eines eigenen landwirtschaftlichen Betriebes. Ein Kuhstall und ein Pferdestall wurden<br />
an das Haus angebaut. Heinrich Hermann Konrad Garve verdiente damals seinen Lebensunterhalt<br />
mit Steinbruch- und<br />
Fuhrarbeiten und war auf<br />
dem eigenen Hof<br />
dankbar für die Hilfe<br />
seines Sohnes Heinrich<br />
Garve, sen., geboren<br />
1909 in <strong>Heyen</strong>.<br />
Der Aufbau ging<br />
kontinuierlich weiter,<br />
1936 konnte <strong>der</strong> erste<br />
Hektar Kirchenland hinzu<br />
gepachtet und ein<br />
weiteres Grundstück zur<br />
Erweiterung <strong>der</strong><br />
Hoffläche erworben<br />
werden. Während <strong>der</strong><br />
Kriegsjahre übernahm<br />
Heinrich Garve, sen. die<br />
Bewirtschaftung des<br />
Betriebes und weiterer,<br />
bis 1945 befristet gepachtete, 2,5 ha von <strong>der</strong> Familie Friedrich Sagebiel, <strong>Heyen</strong>.<br />
Vor dem Hof 1925: v.l.: Elfried Arndt geb. Möller (2 Jahre), Oma Garve, Tante Fie<strong>der</strong>ike,<br />
Heinrich Grave jun. (ca. 16 Jahre – geb. 1906), Heinrich Garve sen. im Tor.<br />
Anfang <strong>der</strong> 50er Jahre konnte dann die Fläche von 9,5 ha Ackerland von Familie Friedrich Lücke<br />
auf Erbpacht übernommen werden.<br />
Die Familie von Heinrich Garve, sen.<br />
wuchs und 1958 wurde das Wohnhaus<br />
renoviert und im Anschluß gleich eine<br />
Scheune mit zwei Garagen auf <strong>der</strong><br />
Hofstelle errichtet. Gemeinsam mit<br />
seiner Frau Emma und den Söhnen<br />
Heinrich, jun., Dieter, Gerhard und<br />
Werner wurde 1961 auch noch ein<br />
Laufstall für die Mast von 15 Bullen<br />
errichtet. Darüber hinaus vergrößerte<br />
man die Milchviehhaltung auf 16<br />
Milchkühe und begann mit <strong>der</strong><br />
Sauenhaltung.<br />
In den folgenden Jahren wurde die<br />
Außenwirtschaft mit <strong>der</strong> Zupachtung<br />
von Län<strong>der</strong>eien erweitert und <strong>der</strong><br />
Maschinenpark den Erfor<strong>der</strong>nissen<br />
angepaßt. 1962 wurde <strong>der</strong> erste<br />
Schlepper mit einer Hydraulik und, in<br />
Kooperation mit einem zweiten<br />
- 84 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Landwirt, ein selbstfahren<strong>der</strong> Mähdrescher angeschafft. Mitte <strong>der</strong> 60-er Jahre konnte Heinrich<br />
Garve sen. weitere 1,5 ha Ackerland erwerben.<br />
1969 übernahm <strong>der</strong> älteste Sohn, Heinrich Garve, jun., geboren 1937 in <strong>Heyen</strong>, den<br />
landwirtschaftlichen Betrieb und konnte im selben Jahr gleich das Nachbargrundstück (Jacob) mit<br />
Gebäuden kaufen. Die Gebäude wurden abgerissen und das eigene Haus um den Anbau eines<br />
‚zweiten‘ Hauses erweitert. Zu Beginn <strong>der</strong> 80-er Jahre konnten wie<strong>der</strong> 1,25 ha Land gekauft<br />
werden.<br />
Das Interesse an <strong>der</strong> Landwirtschaft und die Maßgabe <strong>der</strong> Sicherung des Haupterwerbs durch die<br />
Landwirtschaft, führten in 1983 die Entscheidung zur Spezialisierung auf Sauenhaltung herbei.<br />
Bereits 1 Jahr später wurde mit dem Bau des mo<strong>der</strong>nen 100er Sauenstalls auf Gülle begonnen.<br />
Die ganze Familie war an dem Aufbau tatkräftig beteiligt, nach Fertigstellung wurden das Milchvieh<br />
und die Bullenmast aufgegeben und auch diese Ställe zu weiteren 20 Abferkelplätzen umgebaut.<br />
Im Mai 1987 erkrankte Heinrich Garve, jun. schwer und verstarb im Alter von 51 Jahren im Mai<br />
1989 an den Folgen seiner Erkrankung. Der Betrieb wurde noch vor seinem Tod, auf Wunsch <strong>der</strong><br />
Familie, am 01. Juli 1988 an seinen jüngeren Sohn, Eckhard, verpachtet.<br />
Heute umfaßt <strong>der</strong> Betrieb ca. 160 Sauen und bewirtschaftet eine Fläche von 62 ha.<br />
- 85 -
10.15 Großkötner Nr. 49 - Wiemann<br />
(heute: Twetje 1, Matthias Wiemann)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1675 bis 1679 Hermann Pieperschnie<strong>der</strong><br />
1679 bis 1706 Fiet Zeddies von Börry<br />
1710 bis 1733 Hans Heinrich Piepenschnie<strong>der</strong><br />
1738 bis 1740 Joh. Heinrich Piepenschnie<strong>der</strong><br />
1740 bis 1854 4 Generationen Sagebiel<br />
1854 bis 1926 2 Generationen Weber<br />
1926 bis heute 3 Generationen Wiemann<br />
- 86 -
10.16 Vollmeierhof Nr. 51 - Rother<br />
(heute: Hauptstraße 12, Fam. Rother)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1664 bis 1876 sechs Generationen Sagebiel<br />
1876 bis 1903 August Ludwig Rudolph Hun<strong>der</strong>tmark<br />
1903 bis 1916 Friedrich Wilhelm Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark<br />
1916 bis 1930 Ernst Friedrich Wilhelm (aus Holzen)<br />
1930 bis 1952 Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark<br />
1952 bis 1984 Albrecht Rother<br />
seit 1984 Eckard Rother<br />
Der Hof Rother, <strong>Heyen</strong>, Hauptstr. 12 (Luftbild v. 1975)<br />
Anspannung 1910 auf dem Hof Hun<strong>der</strong>tmark (heute: Rother)<br />
- 87 -
10.17 Halbmeier Nr. 43 - Lemke<br />
(heute: Gönne 14, Ottmar Lemke)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
um 1677 Joh. Heinrich Sünnemann<br />
1712 bis 1843 Familie Wessel<br />
1843 bis 1883 Ludwig Sporle<strong>der</strong><br />
seit 1944 3 Generationen Lemke<br />
Hof Lemke Gönne 14 in den 60er Jahren.<br />
Hof in <strong>der</strong> Hagenstraße – früher Winkelbauer, Wilhelm Sporle<strong>der</strong> Nr. 8<br />
Der Betrieb wurde erstmalig 1677 in <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> erwähnt, damaliger Besitzer war Joh. Heinrich<br />
Sünnemann. Von 1712 bis 1843 bewirtschaftete die Familie Wessel den Betrieb.<br />
Von 1843 bis 1883 bewirtschaftete Ludwig Sporle<strong>der</strong> den Hof, 1883 übernahm sein Sohn, Heinrich<br />
Conrad Ludwig Sporle<strong>der</strong> die Landwirtschaft. Dessen Tochter heiratete Friedrich Meyer aus<br />
- 88 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
<strong>Heyen</strong>. Deren Tochter Emma Meyer heiratete im Juli 1944 Wilhelm Lemke aus Bessinghausen, so<br />
wurde aus dem Halbmeierhof 43 <strong>der</strong> Betrieb Lemke. Wilhelm Lemke erlag im Dezember 1944<br />
seinen Kriegsverletzungen. Im Juni 1945 heiratete, sein aus <strong>der</strong> Kriegsgefangenschaft<br />
zurückkehren<strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>, Otto Lemke, die Witwe Emma Lemke. Otto Lemke musste in den<br />
Nachkriegsjahren wie viele Betriebe von null an beginnen. Nach und nach nahm er alle zum<br />
Betrieb gehörenden Flächen wie<strong>der</strong> in die Bewirtschaftung.<br />
Die Bewirtschaftung <strong>der</strong> Flächen erfolgte mit Pferden und dem ersten Schlepper, einem Deutz mit<br />
30 PS und Gitterrä<strong>der</strong>n. Zu diesem Zeitpunkt bis ungefähr Mitte <strong>der</strong> sechziger Jahre gab es<br />
mehrere Angestellte auf dem Betrieb, so z.B. das Flüchtlingsmädchen Martha, die als Magd<br />
arbeitete und <strong>der</strong> Betriebsleiterin zur Hand ging. Dem Betriebsleiter halfen mehrere Angestellte bei<br />
<strong>der</strong> Außenwirtschaft so z.B. H. Denker als Gespannführer und K. Müller.<br />
Wie auch auf an<strong>der</strong>en Betrieben<br />
gab es zahlreiche Saisonhelfer,<br />
die in arbeitsreichen Zeiten<br />
mitarbeiteten. Mit einsetzen<strong>der</strong><br />
Mechanisierung auf dem Hof<br />
wurden auch die Arbeitskräfte<br />
weniger, so gab es ab Mitte <strong>der</strong><br />
sechziger nur noch stundenweise<br />
eingesetzte Helfer auf dem<br />
Betrieb. Die einsetzende<br />
Mechanisierung hatte auch zur<br />
Folge, dass Maschinen mit<br />
an<strong>der</strong>en Betrieben zusammen<br />
angeschafft o<strong>der</strong> überbetrieblich<br />
eingesetzt wurden. 1969 wurden<br />
die Kühe auf dem Betrieb<br />
abgeschafft, einer <strong>der</strong> Gründe<br />
hierfür war <strong>der</strong> schlechte<br />
Milchpreis. Anstatt <strong>der</strong> bis dahin<br />
gehaltenen Kühe entschied sich<br />
<strong>der</strong> Betriebsleiter dafür<br />
Ammenkühe zu halten.1973<br />
brannte die Scheune auf dem Hof<br />
ab. In den folgenden Jahren<br />
entstand eine fast vollständig neue<br />
Hofstelle. Zuerst <strong>der</strong> Neubau eines<br />
Wohnhauses mit anschließendem<br />
Abriss des alten Wohnhauses. Ein<br />
neuer Maschinenschuppen<br />
entstand an <strong>der</strong> Stelle wo das alte<br />
Wohnhaus gestanden hatte. Die<br />
Ammenkuhhaltung wurde von <strong>der</strong><br />
Bullenmast auf Grund höherer<br />
Rentabilität abgelöst.<br />
Lieferung von 50 Ztr. Futtermittel bei Glatteis in <strong>der</strong> Twetje<br />
1986 gab Otto Lemke den Betrieb an seinen Sohn Ottmar Lemke ab. Die Betriebsgröße belief sich<br />
zu diesem Zeitpunkt auf 44 ha Ackerland und 4 ha Wiese. Es wurden 16 Mastbullen und über<br />
Sommer zusätzlich noch 60 Mastschweine gehalten. Auf Grund des stark sinkenden Einkommens<br />
in <strong>der</strong> Landwirtschaft und fehlen<strong>der</strong> Zupachtflächen entschied sich Ottmar Lemke den Betrieb im<br />
Nebenerwerb zu bewirtschaften. Hauptberuflich ging er weiter seiner Tätigkeit als<br />
Betriebsschlosser nach. Sein Ziel war es, den Betrieb zu vergrößern und zu mo<strong>der</strong>nisieren, um ihn<br />
später im Vollerwerb zu führen. Nach <strong>der</strong> Übernahme des Betriebes wurde <strong>der</strong> Mastbullenbestand<br />
nach und nach auf Grund fehlen<strong>der</strong> Kostendeckung abgestockt.<br />
- 89 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Anstelle <strong>der</strong> Bullen wurden Mastschweine aufgestallt, die gemästeten Ferkel stammten zum<br />
größten Teil aus <strong>Heyen</strong>er Beständen. Die Schweine wurden auf Stroh gemästet, da ein Umbau <strong>der</strong><br />
Altgebäude auf Gülle nur mit einem erheblichen Kostenaufwand hätte realisiert werden können.<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Mastplätze wurde stetig ausgebaut von 90 im Jahr 1987 auf 130 im Jahr 1988. Der<br />
elterliche Betrieb <strong>der</strong> Ehefrau von Ottmar Lemke, Anita Lemke geb. Hielscher, in Dohnsen wurde<br />
1988 gepachtet, die Größe des Betriebes betrug 19 ha. Weitere Altpachtverträge dieses Betriebes,<br />
über 9 ha, wurden ebenfalls übernommen. 1989 gingen die Flächen in Dohnsen in den Besitz von<br />
Anita Lemke über. Somit hatte <strong>der</strong> Betrieb Lemke 1989 eine Eigenfläche von 67 ha, davon 6 ha<br />
Grünland. Die Zupachtfläche betrug 13ha. In den folgenden Jahren wurden die Maschinen<br />
mo<strong>der</strong>nisiert. Es wurden neue Schlepper angeschafft, die die 100 PS Grenze überschritten. Ein<br />
neuer Drescher mit 4,30 m Schneidwerk wurde angeschafft, um die anfallenden Arbeiten im<br />
Nebenerwerb zu bewältigen, ohne außerbetriebliche Arbeitskräfte einzusetzen.<br />
Des Weiteren wurde die Schweinemast in <strong>Heyen</strong> kontinuierlich um weitere 60 Vormastplätze<br />
erweitert. 1996 konnte <strong>der</strong> Betrieb weitere 30 ha Ackerland dazupachten. Der Betrieb hatte jetzt<br />
eine Größe von 106 ha und einen Viehbesatz von 160 Mastschweinen. Trotz <strong>der</strong> zugepachteten<br />
Flächen entschied sich <strong>der</strong> Betriebsleiter dafür, den Betrieb weiter im Nebenerwerb zu<br />
bewirtschaften. Gründe für diese Entscheidung sind: Stagnierendes bzw. rückläufiges Einkommen<br />
in <strong>der</strong> Landwirtschaft, ständig wechselnde Rahmenbedingungen in <strong>der</strong> Landwirtschaft, hoher<br />
Investitionsbedarf auf Grund des schnellen Wachstums.<br />
Der Betrieb Lemke hat in <strong>der</strong><br />
Zeit von 1996 bis heute noch<br />
weitere Flächen und einen<br />
Schweinemaststall in Bremke<br />
dazugepachtet. Im Wirtschaftsjahr<br />
2003 beträgt die Fläche 123<br />
ha und <strong>der</strong> Viehbestand beläuft<br />
sich auf 360 Mastplätze. Der<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
1986 1987 1989 1996 2003<br />
- 90 -<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Mastplätze<br />
Fläche (ha)<br />
Betrieb wird, wie heute üblich, auf Grund <strong>der</strong> zu hohen Nebenkosten für Helfer und <strong>der</strong> großen<br />
Schlagkraft <strong>der</strong> Maschinen, nur mit Familienarbeitskräften bewirtschaftet.<br />
Seit Mitte 2002 ist <strong>der</strong> Sohn Tobias Lemke als Wirtschafter auf dem Betrieb angestellt. Sein Ziel ist<br />
es, den Hof in Zukunft wie<strong>der</strong> im Vollerwerb zu bewirtschaften.
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
10.18 Landhandel - 80 Jahre - Von den Anfängen bis heute<br />
(von Peter Klatt)<br />
Mit dem Landhandelsgeschäft in <strong>Heyen</strong> ist <strong>der</strong> Name <strong>der</strong> Familie Scharpenberg untrennbar<br />
verbunden. Rudolf Scharpenberg, <strong>der</strong> Vater des letzten Inhabers des Betriebs "Landhandel<br />
Scharpenberg", war als junger Mann zunächst in <strong>der</strong> Landwirtwirtschaft beschäftigt und danach<br />
nach Erwerb des Kanal- und Weserpatentes als Schiffsführer tätig.<br />
Nach <strong>der</strong> Verheiratung mit Emma Ebeling aus Brockensen im Jahr 1923 musste er auf Wunsch<br />
seiner pflegebedürftigen Eltern ganz nach <strong>Heyen</strong> zurückkehren.Ebenfalls 1923 baute er einen<br />
Dreschschuppen, in dem er Lohndrusch stationär betrieb. Später eröffnete er zusammen mit<br />
seinem Schwager Fritz Sorge einen Fuhrbetrieb. Der Geschäftsbereich umfasste stationäre und<br />
mobile Lohndruscharbeiten auf den Fel<strong>der</strong>n und Höfen mit 2 Dreschmaschinen und Holzsägen mit<br />
einer fahrbaren Bandsäge. Als Zugmaschine für das Fuhrgeschäft wurde Ende <strong>der</strong> 30iger Jahre<br />
ein 28iger Deutz, Baujahr 1936 eingesetzt.<br />
Beim Lohndreschen tätigte <strong>der</strong> Betriebsinhaber die ersten Abschlüsse in den Bereichen<br />
Getreidehandel und Handel mit landwirtschaftlichen Bedarfsgütern (Dünger, Saatgut, Futtermittel,<br />
usw.) mit den Landwirten.<br />
Nach dem Krieg trat Sohn Rudolf (geb. 1925) in die Firma seines Vaters ein. Vor dem Krieg hatte<br />
er bei <strong>der</strong> Firma Reese in Bodenwer<strong>der</strong> Landhandelskaufmann gelernt. Nun konnte er das<br />
Landhandelsgeschäft mit seinen Kenntnissen und Erfahrungen ausbauen. Im Januar 1951 starb er<br />
bei einem Verkehrsunfall.<br />
Sein jüngerer Bru<strong>der</strong> Heinrich musste die Ausbildung zum Bauingenieur an <strong>der</strong> Bauschule<br />
Holzminden kurzfristig abbrechen und umgehend Aufgaben in <strong>der</strong> Geschäftsführung des<br />
elterlichen Betriebes übernehmen.<br />
1952 wurde ein<br />
weiterer Schuppen<br />
gebaut und im alten<br />
Dreschschuppen<br />
ein Lager<br />
eingerichtet, weil<br />
durch betriebliche<br />
Entwicklungen in<br />
<strong>der</strong> Landwirtschaft<br />
kein weiterer Bedarf<br />
an stationärem<br />
Lohndrusch<br />
bestand. Der neue<br />
Schuppen wurde<br />
1954 - 1956 zum<br />
Silolager mit einer<br />
Durchlauftrocknung<br />
(Trocknungskapazität<br />
1,5 t/h)<br />
ausgebaut.<br />
Dreschschuppen erbaut 1954<br />
1955 verheiratete sich Heinrich Scharpenberg mit Ruth Sörgel aus <strong>Heyen</strong>. 1958 erfolgte die<br />
Geschäftsübernahme vom Vater. Von diesem Zeitpunkt an weitete <strong>der</strong> tatkräftige Inhaber das<br />
Landhandelsgeschäft ideenreich aus. 1960 wurde das erste massive Silo mit einer Lagerkapazität<br />
von 500 t in 15 Zellen errichtet.<br />
- 91 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1964 folgte das 30 m hohe Betonsilo mit einer Lagerkapazität von 700 t. Zeitgleich wurde die<br />
Trocknungskapazität durch eine mo<strong>der</strong>ne 6 t/h - Trocknung erhöht. Da die Lagerkapazität immer<br />
noch nicht ausreichte, mussten zusätzlich Flachlager (ca. 850 t) angelegt werden.<br />
1970 - 1971 wurde die<br />
Nie<strong>der</strong>lassung in Emmerthal<br />
gegründet. In ihr erfolgte vor<br />
allem <strong>der</strong> kostengünstigere<br />
Umschlag <strong>der</strong> in Waggons<br />
angelieferten Dünge- und<br />
Futtermittel.<br />
1975 wurden noch 2<br />
Stahlsilos mit je 1000 t<br />
Lagerkapazität (Weizen) mit<br />
<strong>der</strong> das Ortsbild prägenden<br />
Höhe von 35 m gebaut. Bei<br />
Ausnutzung aller Lagermöglichkeiten<br />
konnten nunmehr<br />
über 6000 t Getreide und<br />
Dünger eingelagert werden.<br />
- 92 -<br />
Landhandel um 1970<br />
Nach einer schweren Erkrankung <strong>der</strong> Inhabers wollte er das Landhandelsgeschäft nicht mehr in<br />
alleiniger Verantwortung in alter Form fortführen. Keiner <strong>der</strong> drei Söhne von Ruth und Heinz<br />
Scharpenberg mochte in das Geschäft mit <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Betriebsführung und <strong>der</strong> späteren<br />
Geschäftsübernahme eintreten. Deshalb wurde <strong>der</strong> Betrieb von Heinrich Scharpenberg am<br />
1.07.1978 an die Wirtschaftliche Landhandelsvereinigung, kurz "WLV", verkauft.<br />
Der Konzentrationsprozess<br />
im<br />
Landhandel war damit<br />
nicht abgeschlossen.<br />
Die WLV gibt es seit<br />
drei Jahren auch nicht<br />
mehr im Raum<br />
Bodenwer<strong>der</strong>. Ab dem<br />
1.01.2001 werden ihre<br />
Lagerhäuser in<br />
Kemnade und <strong>Heyen</strong><br />
von <strong>der</strong> Raiffeisen<br />
Hauptgenossenschaft<br />
Nord AG betrieben.<br />
Landhandel um 1990
11 Beson<strong>der</strong>e Flurstücke in <strong>Heyen</strong><br />
11.1 Die Sun<strong>der</strong><br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Massives Stallgebäude auf <strong>der</strong> Sun<strong>der</strong> am Wegenser Weg, um 1830 gebaut, 1978 abgerissen.<br />
Letzter Eigentümer: Friedrich Meyer, Kampstraße 5.<br />
Ausspann auf <strong>der</strong> Sun<strong>der</strong><br />
Um Zeit und den Weg zum Hof und zurück (ca. 6 km) in <strong>der</strong> Mittagszeit zu sparen, erhielten die<br />
Pferde in einer Steinkrippe im Stall ihr Kraftfutter. Den Gespannführern wurde rechtzeitig das<br />
Essen – in <strong>der</strong> Regel ein guter Eintopf – zum Feldstall gebracht.<br />
In <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Feldmark gab es noch zwei weitere Ausspannställe.<br />
11.2 Der Rhien<br />
(Hermann Wiemann)<br />
Etwa 0,8 km nordwestlich von <strong>Heyen</strong> befindet sich ein 2,9 ha großes Biotop, das vom Landkreis<br />
Holzminden als beson<strong>der</strong>s geschützter Bereich gemäß § 28a NNatG ausgewiesen ist:<br />
Großflächiges Feuchtgebiet (Nie<strong>der</strong>moor) mit hoch anstehendem Grundwasser auf<br />
anmoorigem Untergrund. Teilfläche 1 mit Röhrichten, Seggenrie<strong>der</strong>n etc.; Teilfläche 2 mit Erlen-<br />
Buchenwald bewachsen. Innerhalb <strong>der</strong> Flächen wechselnde Dominanzbestände.<br />
Im 30-jährigen Krieg soll im Moor das Pferd eines Reiters eingesunken und nicht wie<strong>der</strong><br />
herausgekommen sein.<br />
- 93 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Bis etwa 1935 gab es eine Moorstelle, in die ein<br />
Mann eine lange Bohnenstange hineindrücken<br />
konnte, ohne auf Grund zu kommen. Diese<br />
Gefahrenstelle wurden mit einer Betonplatte<br />
abgedeckt und Erde darüber geschoben.<br />
Versuche, Teile des Moores zu dränieren, sind<br />
aber immer wie<strong>der</strong> fehlgeschlagen, weil sich die<br />
Rohre nach wenigen Jahren zugesetzt haben.<br />
Das Feuchtgebiet wird von einem großen Graben geteilt, <strong>der</strong> das Wasser <strong>der</strong> westlich von <strong>Heyen</strong><br />
gelegenen Feldmark aufnimmt und in die Ilse ableitet.<br />
Im Landkreis Holzminden befindet sich nur im Solling ein weiteres Nie<strong>der</strong>moor.<br />
11.3 Der Weinberg<br />
(Hermann Wiemann)<br />
Wahrscheinlich wurde in<br />
früheren Zeiten am Südhang des<br />
Weinbergs Wein angebaut. Es<br />
ist durchaus möglich, an<br />
geschützten Lagen Weinreben<br />
zu ziehen und in guten,<br />
sonnenreichen Jahren von den<br />
Trauben trinkbaren Wein zu<br />
produzieren. Noch bis etwa zum<br />
zweiten Weltkrieg pflegte<br />
Wilhelm Wessel, auch<br />
Rosengärtner genannt, etwa 30<br />
bis 50 Weinstöcke am<br />
südwestlichen Hang des<br />
Bornbrinkes.<br />
- 94 -
Nach Aussagen von Friedrich<br />
Weber pflanzte vor 100 Jahren<br />
(um 1900) <strong>der</strong> Pastor Adolf<br />
Runge, Pfarrer zu <strong>Heyen</strong> und<br />
Frenke, auf dem Weinberg<br />
Kirschen und<br />
Zwetschenbäume. Von<br />
Hermann Wiemanns Vater, <strong>der</strong><br />
1927 die Plantage pachtete,<br />
wurden weitere 40<br />
Zwetschenbäume gepflanzt.<br />
Die Kirschen, überwiegend<br />
frühe, weiche Sorten, werden<br />
heute weitgehend von Staren<br />
„geerntet“.<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Von dem heute überalterten<br />
Baumbestand werden lei<strong>der</strong><br />
zunehmend Jahr für Jahr einige Bäume von Winterstürmen zerbrochen.<br />
11.4 Weinanbau in <strong>Heyen</strong><br />
(Wilhelm Meyer)<br />
In <strong>Heyen</strong> wurde vor über 100 Jahren ein Weißwein gekeltert. Am sonnigen Südhang des<br />
Bornbrinks – vor dem Großen Knapp – reiften die Trauben an stämmigen Rebstöcken heran.<br />
Dieser kleine Weinberg mit seiner Obst- und Kirschenplantage wurde noch bis 1957 vom Landwirt<br />
Wilhelm Wessel, geb. 1889, bewirtschaftet.<br />
Aquarell von Wilhelm Wessel<br />
- 95 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Das Aquarell bestätigt den Weinbau in <strong>Heyen</strong>. Es wurde 1902 von Wilhelm Wessel, geb. 1868 in<br />
<strong>Heyen</strong>, gemalt. Der Hobbymaler, ein Onkel des o. g. Bornbrinkbesitzers, war Lehrer in<br />
Braunschweig. Er verstarb 1944. Rechts im Vor<strong>der</strong>grund wachsen die Rebstöcke. Im Tal liegt<br />
idyllisch das Oberdorf von <strong>Heyen</strong> mit dem Wehrturm <strong>der</strong> St. Ursula Kirche. Das Original befindet<br />
sich im Haus Dasper Str. 5 bei Familie Loch / Willmer.<br />
Wilhelm Wessel hatte den Betrieb von seinem Vater übernommen und pflegte mit Sorgfalt und<br />
Freude den Weinberg weiter. Bei mäßigen Erträgen erzeugte er fruchtige Weißweine. Etwa 200<br />
Flaschen pro Jahr. Der liebliche Rebensaft wurde stets gelobt. Mein Vater, ein Cousin des<br />
Winzers, berichtete mir früher einmal, dass er in seinen jüngeren Jahren oft zur Weinprobe<br />
eingeladen wurde. Einen sogenannten Drei – Männer – Weserwein (wenn einer ihn trank, müssen<br />
ihn zwei an<strong>der</strong>e stützen, damit <strong>der</strong> Trinker den sauren Wein ertragen konnte) soll es bei Wessels,<br />
Bacchus sei Dank, nicht gegeben haben.<br />
Die Eheleute Wessel haben 1960 den Besitz in <strong>Heyen</strong> verkauft und sind nach Goslar am Harz<br />
übersiedelt, da <strong>der</strong> einzige Sohn im 2. Weltkrieg gefallen war.<br />
- 96 -
12 Unwetter in <strong>Heyen</strong><br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
12.1 Hochwasser Esper<strong>der</strong> Straße 1936<br />
Nach einem starken Regenschauer stand die Esper<strong>der</strong> Straße unter Wasser.<br />
- 97 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
12.2 Unwetter in <strong>der</strong> Nacht vom 30.04. auf den 01.05.1955<br />
Aufräumarbeiten in <strong>der</strong> Kampstraße. V.l. Hans Roth, ?, Heinz Battmer<br />
- 98 -
13 <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong><br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
13.1 Standesbeamter in Haus Nr. 36, heute Zieseniß, Gönne 10<br />
Auflistung <strong>der</strong> Standesbeamten in <strong>Heyen</strong> (soweit bekannt)<br />
Standesämter gab es seit 1876. Anfangs hatte <strong>Heyen</strong> kein Standesamt und gehörte von 1876 bis<br />
1879 zum Standesamt Halle. 1880 bekam <strong>Heyen</strong> ein eigenes Standesamt.<br />
Die Standesbeamten waren:<br />
bis März 1883 Friedrich Grave<br />
April 1883 bis Jan. 1897 Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark<br />
Feb. 1897 bis Feb. 1901 Wilhelm Sagebiel<br />
März 1901 bis Juni 1936 Carl Sagebiel<br />
Juli 1936 bis März 1947 Wilhelm Wessel<br />
April 1947 bis Jan. 1962 Erich Zieseniß<br />
Feb. 1962 bis Aug. 1962 Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark (Vertreter)<br />
Sept. 1962 bis Dez. 1972 Albrecht Rother<br />
Seit <strong>der</strong> Gebietsreform wird das Standesamt <strong>Heyen</strong>, seit dem 1.1.1973, wie auch alle an<strong>der</strong>en<br />
Standesämter <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong>, von <strong>der</strong> Samtgemeindeverwaltung weiter geführt.<br />
- 99 -
13.2 Wasserversorgung in <strong>Heyen</strong><br />
(Albrecht Rother)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Bis zum Bau <strong>der</strong> zentralen Wasserleitung für <strong>Heyen</strong> in den Jahren 1936 bis 1938 musste die<br />
Bevölkerung für das benötigte Wasser im Ort selbst sorgen. So befanden sich bis dahin auf allen<br />
Gehöften und vor Häusern meist eigene Brunnenanlagen. Das Wasser wurde mit an Ketten<br />
befestigten Eimern aus den tiefen Brunnen mit <strong>der</strong> Hand „hochgedreht“. Später konnte mit<br />
Schwengelpumpen das Wasser geför<strong>der</strong>t werden. Vereinzelt wurden auch, nachdem die<br />
Elektrizität ihren glorreichen Einzug gehalten hatte, auf den Höfen selbsttätige elektrische<br />
Pumpanlagen gebaut. Sie pumpten das Wasser aus den Brunnen in große, meist auf den Böden<br />
befindliche Fässer. Aus diesen floss dann das Wasser im freien Fall zu den Abnahmestellen in<br />
Haus und Stall.<br />
Bei großer Trockenheit und im Notfall wurde auch Wasser aus dem an <strong>der</strong> Dasper Straße bei den<br />
„Kin<strong>der</strong>brunnen“ entspringenden Wasserlauf entnommen. Das ganze Jahr über führt noch heute<br />
dieser Graben Wasser und plätschert durch den Pfarrgarten und weiter von Süd nach Nord<br />
entlang <strong>der</strong> Dorfstraße durch den <strong>ganzen</strong> Ort. Die Beeke (<strong>der</strong> Bach) war oberflächig offen. An<br />
mehreren Abschnitten waren Stauschieber eingebaut. So konnte das Wasser als Viehtränke und<br />
als Löschwasserentnahme genutzt werden, ebenso aber auch als Brauchwasser im Haus.<br />
Für Feuerlöschzwecke befand sich auf einem damaligen <strong>Gemeinde</strong>grundstück vor dem alten<br />
Spritzenhaus in <strong>der</strong> Esper<strong>der</strong> Straße (jetzt Familie Herzog, Esper<strong>der</strong> Str. Nr. 7) ein<br />
Wasserreservoir. 1878 verkaufte die <strong>Gemeinde</strong> dieses Grundstück an den Holzhändler und<br />
Brinksitzer Gömann. Der neue Eigentümer baute ein Wohnhaus auf das Grundstück. Im<br />
nachhinein stellte sich jedoch heraus, dass <strong>der</strong> Verkauf kein guter Weg war. Die<br />
Löschwasserversorgung war nun gefährdet, da die Anstauungen im Dorfbach nicht ausreichten.<br />
Um die Wasserversorgung im Oberdorf zu sichern, bauten in den Jahren 1859/60 einige Bewohner<br />
im Oberdorf eine Wasserleitung in eigener Regie. Vom oben erwähnten Bachlauf an <strong>der</strong> Dasper<br />
Straße wurde ein Teil des Wassers in meterlangen Tonrohren aufgefangen, abgeleitet und zu<br />
anfangs drei Zapfsäulen, den sogenannten Posten (Pfosten), zugeführt. Die Posten befanden sich<br />
auf den Grundstücken Sporle<strong>der</strong> (heute Lemke, Gönne 14), Willmer (heute Tischlerei Zieseniß,<br />
gegenüber Gönne 10) und dem Pfarrhof (Gönne 5). In Satzungen mit genauen Bestimmungen<br />
wurden die Aufgaben und Pflichten <strong>der</strong> Nutznießer dieser Wasserleitung festgelegt. Fe<strong>der</strong>führend<br />
war <strong>der</strong> damalige Pastor Runge. Seit 1926 wird aus dieser Leitung die damals neuangelegte<br />
Löschwasser-Zisterne (Fassungsvermögen 36 m³) gespeist. Sie befindet sich noch heute in voller<br />
Funktion und liegt an <strong>der</strong> Gönne / Einmündung Twetje. Die Posten wurden um etwa 1955<br />
abgebaut.<br />
1927 beklagten sich die Bewohner im Dorfausgang nach Esperde in einem Schreiben an die<br />
<strong>Gemeinde</strong> über die schlechte Qualität ihres Wassers und baten für Abhilfe zu sorgen. Alle<br />
Bemühungen <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>, eine einheitliche und gemeindeeigene Wasserversorgung zu<br />
bekommen, blieben lei<strong>der</strong> ergebnislos.<br />
Eine Lösung brachte erst <strong>der</strong> anfangs erwähnte Bau <strong>der</strong> Wasserleitung. Nach Gründung eines<br />
überörtlichen Wasserverbandes um 1930, zu dem zwölf Ortschaften gehörten, wurden dann in den<br />
Folgejahren Hochbehälter und zentrale Wasserleitungen gebaut. Der Gründung des Verbandes<br />
gehörten die Orte Dielmissen, Halle, <strong>Heyen</strong>, Hunzen, Kirchbrak, Kreipke, Lüerdissen, Ölkassen,<br />
Scharfoldendorf, Tuchtfeld, Wegensen und Westerbrak an. <strong>Heyen</strong> wird vom Hochbehälter in<br />
Kreipke versorgt. Der Verband wurde zunächst vom Landkreis Holzminden geleitet.<br />
Nach Kriegsende 1945 kam es mehrfach zu Engpässen in <strong>der</strong> Wasserversorgung. Durch Zuzug<br />
von Evakuierten, Flüchtlingen und Vertriebenen, durch Aufstockung <strong>der</strong> Viehbestände, durch<br />
wachsende Ansprüche <strong>der</strong> Bevölkerung in Hygiene und beson<strong>der</strong>s wegen unkontrollierbarer,<br />
leichtsinniger und unüberlegter Wasserentnahme entstand ein großer Mehrverbrauch. Die<br />
dadurch, beson<strong>der</strong>s in den trockenen Sommermonaten, bedingte Wasserknappheit führte nicht<br />
- 100 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
selten zu Disputen und Differenzen zwischen Bevölkerung und den verantwortlichen Angestellten<br />
des Verbandes.<br />
Mit dem Einbau von Wasserverbrauchszählern, den Wasseruhren, verringerte sich zusehends <strong>der</strong><br />
Wasserverbrauch. In den Jahren wurde die Wasserversorgung jedoch stets ausgeweitet und das<br />
Rohrnetz verbessert, so dass die Versorgungsstörungen stark rückläufig sind. 1961/62 wurden die<br />
Brunnen Wabachtal (an <strong>der</strong> Straße Kirchbrak / Ölkassen) und Kirchbrak erschlossen.<br />
Der heutige Wasserverband<br />
Ithbörde in<br />
Dielmissen wurde 1973<br />
von den Samtgemeinden<br />
Bodenwer<strong>der</strong> und<br />
Eschershausen gegründet<br />
und versorgt die Orte<br />
in diesen <strong>Gemeinde</strong>gebieten<br />
und darüber<br />
hinaus. Ständige Fusionen<br />
mit an<strong>der</strong>en<br />
<strong>Gemeinde</strong>n haben den<br />
Wasserverband zu einem<br />
bedeutsamen Wirtschaftsunternehmen<br />
geformt. Heute wird auch<br />
die Abwasserentsorgung<br />
mit betreut.<br />
Wasserentnahme aus dem Brunnen auf dem Hof Zeddies um 1926<br />
Seit dem Bau eines großen Hochbehälters im Hils bei Kaierde 1975, kommt es im Einzugsgebiet<br />
des Wasserverbandes Ithbörde/Weserbergland (WVIW) zu keinen nennenswerten Engpässen in<br />
<strong>der</strong> Wasserversorgung mehr. Anmerkung: unser Wasser hat den Härtegrad um 8, ist für alle<br />
Haushaltsmaschinen gut geeignet, und es schmeckt vorzüglich.<br />
13.3 1946 – Ein Jahr Kommunalarbeit in <strong>Heyen</strong> nach dem Krieg<br />
(Reinhard Meyer)<br />
Auszüge aus dem Protokollbuch <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong>:<br />
Erster Beschluss am 22.3.1946: „Wurde <strong>der</strong> Bürgermeister vom Gemein<strong>der</strong>at beauftragt, den<br />
Schulrat in Holzminden zu benachrichtigen, die Lehrerstelle in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> wie<strong>der</strong> zu<br />
besetzen.“<br />
Auch in den weiteren Protokollen wurde später noch auf die Einstellung einer Lehrerkraft<br />
hingewiesen. Aufgrund <strong>der</strong> Raumnot, sowohl in <strong>der</strong> Schule als auch an Wohnraum, konnte nur ein<br />
lediger Lehrer eingestellt werden. Beantragt wurde zu einem späteren Zeitpunkt ein lediger<br />
katholischer Lehrer, <strong>der</strong> auch den katholischen Religionsunterricht übernehmen konnte, für den<br />
bisher jemand aus Bodenwer<strong>der</strong> angefor<strong>der</strong>t worden ist, <strong>der</strong> auch bezahlt werden musste.<br />
06.04.1946 In den Schulvorstand wurde Hermann Battmer wie<strong>der</strong>gewählt, für Wilhelm<br />
Waßmann und Hermann Möller Nr. 90 wurden Karl Tiele und Karl Fischer neu<br />
gewählt. Auf Veranlassung des Bürgermeisters wurde den <strong>Gemeinde</strong>arbeitern <strong>der</strong><br />
ortsübliche Lohn <strong>der</strong> auswärtigen Industriearbeiter gewährt. 70 Pf. pro Stunde, bei<br />
Wassergräben aufmachen ein Zuschlag von 25%.<br />
17.04.1946 Es wurde ein Haushaltsplan vorgelesen und ohne jegliche Einwendungen für gut<br />
befunden.<br />
- 101 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
29.04.1946 Kin<strong>der</strong>garten: ..... wurde vom Gemein<strong>der</strong>at einstimmig beschlossen, dass kein<br />
Raum für den in Frage kommenden Kin<strong>der</strong>garten zu beschaffen sei, weil alle<br />
Räume für die zu erwartenden Ostflüchtlinge bereitgehalten werden mussten.<br />
07.05.1946 Da das Brennholz im <strong>Heyen</strong>er Wald nicht ausreicht, werden in <strong>der</strong> Ottensteiner<br />
Forst Brennholzeinschläge vorgenommen. Nur wer bereit war, sich an diesen<br />
Arbeiten zu beteiligen, hatte Anspruch auf Brennholz. Als Arbeitslohn wurden pro<br />
Tag 5 Reichsmark gezahlt. Für die Beför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Leute durch Traktoren wurden 8<br />
Reichsmark bezahlt.<br />
24.05.1946 Beratung des Haushaltsplans 1946/47: ... die für die Fürsorge, Feuerwehr, Schule<br />
und einige kleinere Posten angesetzten Beträge sollen gekürzt und die dadurch<br />
gewonnenen Summen dem Wegebaukonto zugeführt werden. Im Übrigen wurde<br />
<strong>der</strong> Haushaltsplan einstimmig angenommen. Die Haushaltssatzung wurde<br />
folgen<strong>der</strong>maßen festgelegt:<br />
Grundsteuer für land- und forstwirtschaftlichen Betrieb: Hebesatz 140 v.H.<br />
für die übrigen Betriebe: Hebesatz 85 v.H.<br />
Gewerbesteuer nach dem Gewerbeertrag und dem<br />
Gewerbekapital: Hebesatz 280 v.H.<br />
16.07.1946 Festsetzung <strong>der</strong> Fuhr- und Arbeitslöhne am Neuen Wege: ... wurden die Fuhrlöhne<br />
pro Tag für 1 Pferdegespann auf 14,50 Reichsmark festgelegt, für Traktor pro Tag<br />
40 Reichsmark. Die Stundenlöhne durchschnittlich 60 Pfg., diese vom Gemein<strong>der</strong>at<br />
festgelegten Löhne sollen in Zukunft nicht bindend sein, ein Pflichttag wird jedem<br />
von den Arbeitstagen nicht bezahlt, diejenigen Personen, die nicht an <strong>der</strong> Arbeit<br />
geholfen haben, sollen 1 Tag in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> arbeiten o<strong>der</strong> 2 Tage den in Frage<br />
kommenden Lohn an die <strong>Gemeinde</strong> erstatten.<br />
16.08.1946 Einstellung <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>schwester: ... die Einstellung einer <strong>Gemeinde</strong>schwester<br />
wurde vom Gemein<strong>der</strong>at abgelehnt, zur Begründung gab <strong>der</strong> Bürgermeister<br />
folgende Auskunft: bei <strong>der</strong> jetzigen schwierigen Finanzierung des Kreises sowie <strong>der</strong><br />
<strong>Gemeinde</strong>n, wäre es nicht möglich, hierzu noch Gel<strong>der</strong> bewilligen zu können.<br />
Antrag vom Sportverein <strong>Heyen</strong> wegen Beschaffung eines Sportplatzes: ... zur<br />
Schaffung eines Sportplatzes wurde vom Gemein<strong>der</strong>at <strong>der</strong> Plan des Besitzers<br />
Friedrich Wessel unter dem Dorfe in Vorschlag gebracht. Der Bürgermeister will den<br />
Besitzer Friedrich Wessel über den Beschluss des Gemein<strong>der</strong>ates in Kenntnis<br />
setzen. Das Obst an den <strong>Gemeinde</strong>straßen soll abgepflückt werden und dann durch<br />
die Verkaufsstelle verteilt werden.<br />
04.10.1946 Wahl des Bürgermeisters und dessen Vertreter: ... wurde <strong>der</strong> bisherige amtierende<br />
Bürgermeister Fr. Sorge einstimmig wie<strong>der</strong>gewählt und als dessen Stellvertreter <strong>der</strong><br />
Landwirt Wilhelm Sporle<strong>der</strong>. Wurde als Schreibkraft Heinz Loges bestimmt. Als<br />
Aufwandsentschädigung wurden pro Jahr festgesetzt:<br />
Bürgermeister: 500 Reichsmark<br />
Schreibkraft: 1320 Reichsmark<br />
Kassenverwalter: 600 Reichsmark Heinrich Seelemeyer<br />
Standesbeamter: 120 Reichsmark Erich Zieseniß<br />
Nachtrag: ... wurde für eine Fahrt nach Holzminden 15 Reichsmark festgesetzt.<br />
Darüber hinaus kann keine höhere For<strong>der</strong>ung gestellt werden.<br />
05.12.1946 ... wurde Wilhelm Hilmer als Ortsjugendbetreuer vorgeschlagen. ... zum<br />
Erwachsenenausschuss wurden Probst Namenhauer, Lehrer Rothkamm, Josepf<br />
Völlings und Elfriede Arndt vorgeschlagen. ... zum Ausschuss für Arbeitseinsatz<br />
wurde Wilhelm Tiele für die Gewerkschaft, Fräulein Jutta Lenz für das Familienwerk<br />
und Hermann Reese, Stellmachermeister, für das Handwerk, gewählt. Die<br />
Vorgeschlagenen wurden auch gewählt.<br />
- 102 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
13.4 Protokoll über die Gemein<strong>der</strong>atssitzung<br />
(22.03.1946 – 8:00 Uhr – abends - in <strong>der</strong> Wohnung des Bürgermeisters)<br />
Abschrift:<br />
Tagesordnung.<br />
1. Pkt. Betr. Beschlussfassung einer Lehrkraft<br />
2. Pkt. Antrag auf Grabenreinigung unterm Dorfe<br />
3. Pkt. Beschlussfassung wegen Pflasterung <strong>der</strong> Straße beim Bürgermeister sowie<br />
Bürgersteigbelag mit Platten in „Im Breite“.<br />
4. Pkt. Bürgermeisterwahl<br />
5. Pkt. Verschiedenes<br />
Zu Pkt. 1 Wurde <strong>der</strong> Bürgermeister vom Gemein<strong>der</strong>at beauftragt, den Schulrat in Holzminden<br />
zu benachrichtigen, die Lehrerstelle in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> wie<strong>der</strong> zu besetzen.<br />
Zu Pkt. 2 Wurde vom Gemein<strong>der</strong>at beschlossen, die Grabenreinigung zwischen den Weiden<br />
von Henneke und Grave vor zu nehmen> Henneke u. v. (und vom) Graveschen<br />
Hofe jetziger Pächter Heinrich Lohmann sollen in Kenntnis gesetzt werden, um<br />
einige Tage mit zu helfen, dass die Grabenreinigung schnell durchgeführt werden<br />
kann.<br />
Zu Pkt. 3 Wurde die Pflasterung und <strong>der</strong> Bürgersteigbelag mit Platten von Seiten des<br />
Gemein<strong>der</strong>ats genehmigt und soll so schnell wie möglich Erledigung finden.<br />
Zu Pkt. 4 In Vorschlag zum Bürgermeister wurde Friedrich Sorge gebracht. Unter <strong>der</strong><br />
Voraussetzung, dass ihm eine Hilfskraft bis auf weiteres gestellt wird, eine örtliche<br />
Aussprache mit <strong>der</strong> Kreisverwaltung wird erwünscht.<br />
Zu Pkt. 5 Vom Gemein<strong>der</strong>atsmitglied Fr. Sorge wurde <strong>der</strong> Antrag gestellt, in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong><br />
noch 2 Mann zu beschäftigen, die mit an den Wegen u. Gräben arbeiten, um die<br />
Wege und Län<strong>der</strong>eien trocken zu legen, dieser Antrag wurde vom Gemein<strong>der</strong>at<br />
einstimmig bejaht. In Erwägung wurde die Kanalisierung am Graveschen<br />
Grundstück gebracht, es wurde beschlossen einen Bassin anzulegen, um bei<br />
Feuerausbruch auch Wasser entnehmen zu können.<br />
v.g.u.u.<br />
(vorgelesen genehmigt und unterschrieben)<br />
Heinrich Seelemeyer Aug. Loges<br />
Schriftführer Bürgermeister<br />
13.5 Aus dem Protokollbuch <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> ab 1946<br />
22.03.1946 Friedrich Sorge wird Bürgermeister nach August Loges (siehe Protokoll im Anhang)<br />
06.04.1946 Erich Zieseniß wird Standesbeamter, Stellvertreter Karl Battmer<br />
06.02.1947 Schulvorstand: Wie<strong>der</strong>wahl Hermann Battmer, Karl Tiele und Karl Fischer Neue<br />
Gehälter: Bürgermeister 400,00 Mark, Schreibkraft 1.320,00 Mark, Kassenverwalter<br />
600,00 Mark und Standesbeamter 200,00 Mark jährlich.<br />
- 103 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
02.04.1947 Haushaltsplan: 37.661,79 Mark im ordentlichen Haushalt und 10.000,00 Mark im<br />
außerordentlichen Haushalt.. Steuern: Grundsteuer A 150 %, Grundsteuer B 85 %<br />
und Gewerbesteuer 280 %.<br />
25.04.1947 Fritz Sorge wird ab 1.7.47 für 10 Jahre <strong>Gemeinde</strong>direktor und Wilhelm Sporle<strong>der</strong> für<br />
10 Jahre Bürgermeister, Stellvertreter: Hermann Möller Nr. 77, Wilhelm Tiele wird<br />
Gemein<strong>der</strong>atsmitglied<br />
08.07.1947 Wohnungsausschuss: Wilhelm. Sporle<strong>der</strong> (Nr. 3), Platzeck, Hermann Möller (Nr. 77)<br />
und H. Schmidt (Nr. 57). Der Name von Erich Zieseniß erscheint als Ratsmitglied.<br />
04.09.1947 Finanzausschuss: Wilhelm Sporle<strong>der</strong>, Fritz Sorge, Wilhelm Tiele und Rudolf<br />
Scharpenberg jun. Wilhelm Kurlbaum wird als Ratsmitglied erwähnt.<br />
Ortsernährungsausschuss: als Erzeuger <strong>der</strong> Ortslandwirt Hermann Wiemann,<br />
Bürgermeister Sporle<strong>der</strong> und H. Lohmann, als Verbraucher <strong>Gemeinde</strong>direktor<br />
Sorge, Wilhelm Tiele und Wilhelm Kothe. Beratendes Mitglied Otto Winkler.<br />
Wiemann erscheint als Ratsmitglied.<br />
06.11.1947 Schöffen: Heinrich Spraktis und Karl Battmer, Geschworene: Hermann Meyer (Nr.<br />
25) und Hermann Möller (Nr. 90), H. Seelemeyer und Karl Battmer erscheinen als<br />
Ratsmitglie<strong>der</strong>. Insgesamt 7 Ratsmitglie<strong>der</strong>.<br />
28.11.1947 Verbraucherausschuss: Wilhelm Sporle<strong>der</strong> (Nr. 3), R. Platzeck (Nr. 78), Hermann<br />
Tiele (Nr. 70), Wilhelm Tiele (Nr. 46) und Helene Winkler (Nr. 23).<br />
23.02.1948 Für Hermann Wiemann wird Heinrich Lohmann Ortslandwirt. Kontrollausschuss für<br />
das Speisekammergesetz: Wilhelm Sporle<strong>der</strong>, Hermann Möller Nr. 77 und R.<br />
Platzeck.<br />
19.04.1948 Antrag von Fritz Wessel auf Verlängerung <strong>der</strong> Jagdpacht wurde abgelehnt bis neue<br />
Bestimmungen über die Jagdverpachtung herausgegeben sind. Basener erscheint<br />
als Ratsmitglied.<br />
11.10.1948 Hermann Möller und W. Baxmann erscheinen als Ratsmitglie<strong>der</strong>. Beschluss:<br />
Einberufung einer Jagdinteressenten-Versammlung, die dabei einen Jagdvorstand<br />
zu bilden hat.<br />
13.12.1948 Wilhelm Sporle<strong>der</strong> wird zum Bürgermeister wie<strong>der</strong>gewählt. Heinrich Lohmann wird<br />
Stellvertreter. Ernährungsausschuss: Friedrich Feuerhake, H. Lohmann und<br />
Wilhelm Sporle<strong>der</strong> als Erzeuger und Otto Winkler, Wilhelm Tiele und Fr. Sorge als<br />
Verbraucher. Wohnungsausschuss: O. Basener, W. Pollack und R. Platzeck als<br />
Vertreter <strong>der</strong> Neubürger, W. Hilmer , W. Sporle<strong>der</strong> und H. Seelemeyer als Vertreter<br />
<strong>der</strong> Einheimischen.<br />
03.03.1949 Herbert Kienitz wird für Platzeck zum Flüchtlingsbetreuer gewählt. Diekmann und<br />
Basener erscheinen als Ratsmitglied ??<br />
12.05.1949 Herr Heineke erscheint als Ratsmitglied. Grundsteuer A von 140 % auf 165 %,<br />
Grundsteuer B von 85 % auf 110 % und Gewerbesteuer von 280 % auf 300 %<br />
erhöht.<br />
09.06.1946 Ludwig Möller wird in die Brandschaukommission gewählt<br />
29.06.1949 Heineke tritt zurück, Diekmann erhält das Mandat.<br />
23.09.1949 Vorschlag für Schöffen; Wilhelm Henneke und H. Wiemann Vorschlag für<br />
Geschworene: Karl Möller (Nr. 61) und Wilhelm Sporle<strong>der</strong> (Nr. 8). Einstimmiger<br />
- 104 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Misstrauensantrag des Gemein<strong>der</strong>ates gegen den Wohnungsausschuss. Neuwahl<br />
bei <strong>der</strong> nächsten Sitzung.<br />
10.01.1950 Franz Hollstein erscheint als Ratsmitglied Wie<strong>der</strong>wahl von Wilhelm Sporle<strong>der</strong> zum<br />
Bürgermeister und H. Lohmann zum Stellvertreter. Wohnungsausschuss: A.<br />
Diekmann, O. Basener, W. Hilmer, H. Kienitz, Fr. Hollstein und Wilhelm Sporle<strong>der</strong>.<br />
30.03.1950 Wilhelm Wulf erscheint als Ratsmitglied. Wie<strong>der</strong>wahl des Schiedsmannes H. Möller<br />
(Nr. 90) bis 31.3.53 Wie<strong>der</strong>wahl des Stellvertreters E. Zieseniß bis 31.3.53.<br />
05.05.1950 Wilhelm Sporle<strong>der</strong> (Nr. 3) wird als <strong>Gemeinde</strong>brandmeister bestätigt.<br />
08.05.1950 Beschluss: Neubau einer Schule<br />
02.06.1950 Wohnungsausschuss wird aufgelöst, <strong>der</strong> gesamte Rat übernimmt die Aufgabe.<br />
03.10.1950 Schöffen und Geschworene wie bisher wie<strong>der</strong> vorgeschlagen<br />
18.10.1950 Beschluss: Für den Schulneubau evtl. Friedrich Wessel und Wilhelm Sporle<strong>der</strong> (Nr.<br />
8) zu enteignen. (Gebäude am Neuen Weg Hof- und Gartenland ?).<br />
11.12.1950 Wie<strong>der</strong>wahl Wilhelm Sporle<strong>der</strong> zum Bürgermeister. Wie<strong>der</strong>wahl Heinrich Lohmann<br />
zum Stellvertreter<br />
31.03.1951 Bildung eines Steuerausschusses: <strong>Gemeinde</strong>direktor Sorge, Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark,<br />
Karl Sorge (Nr. 80) und Karl Tiele (Nr. 41)<br />
24.04.1951 ab 1.4.51 erhält <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>direktor mtl. 140,00 DM, <strong>der</strong> Kassenwart mtl.105,00<br />
DM, <strong>der</strong> Standesbeamte jährl. 225,00 DM<br />
25.06.1951 Der <strong>Gemeinde</strong>arbeiter Wilhelm Waßmann bekommt 1,15 DM/Std. Anschaffung<br />
einer Bundesflagge für die Schule wird beschlossen.<br />
25.10.1951 Mit 7 Ja-Stimmen bei 2 Enthaltungen soll nach Fertigstellung <strong>der</strong> Straße (welcher?)<br />
eine Abschlussfeier veranstaltet werden, Höchstbetrag: 225,00 DM, Landrat,<br />
Oberkreisdirektor und Baurat sollen eingeladen werden.<br />
07.12.1951 Frau Lameck erhält für die Schulreinigung mtl. 20,00 DM. Hundesteuer: 1. Hund =<br />
8,00 DM, 2. Hund = 12,00 DM, je<strong>der</strong> weitere Hund 18,00 DM. Wilhelm Sporle<strong>der</strong><br />
zum 4. Male Bürgermeister und Heinrich Lohmann Stellvertreter.<br />
01.02.1952 Friedrich Wessel bekommt für den Sportplatz jährlich 80,00 DM Pacht. Ausschuss<br />
für Wohnraumabgabe: Fr. Feuerhake, Wilhelm Sporle<strong>der</strong>, Carl Fischer und Karl<br />
Tiele.<br />
18.04.1952 Schwesternstation erhält für 1952 einen einmaligen Betrag von 75,00 DM. Wulf,<br />
Hilmer, Hollstein, Lohmann und Tiele sind Ratsmitglie<strong>der</strong>.<br />
09.07.1952 Diekmann und Basener Ratsmitglie<strong>der</strong>. Vorschlag Schöffen: W. Henneke und H.<br />
Wiemann. Vorschlag Geschworene: Karl Möller und W. Sporle<strong>der</strong> (Nr. 8).<br />
Schulreinigung: Frau Lameck 25,00 DM/Monat Wahl eines Schulausschusses:<br />
Hilmer sowei die Lehrer Weber, Kupfer und Kwittek.<br />
11.09.1952 Wahlleiter Heinrich Lohmann, Vertreter August Peter<br />
01.12.1952 Neue Ratsmitglie<strong>der</strong> werden eingeführt. Danach muss zwischen dem 31.10. und<br />
1.12.52 eine Wahl stattgefunden haben. Ratsmitglie<strong>der</strong>: Wilhelm Sporle<strong>der</strong>,<br />
Hermann Reese, W. Wulf, H. Maaß, A. Loges, R. Hun<strong>der</strong>tmark, M. Dragon, Basener<br />
- 105 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
und Tiele. Basener leitet als ältestes Ratsmitglied die Bürgermeisterwahl: Wilhelm<br />
Sporle<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>wahl zum Bürgermeister, Hermann Reese Stellvertreter.<br />
16.02.1953 Beschluss: Schulneubau durchzuführen. Ab 1.4.52 Grundsteuer A 185 %, B 135 %<br />
und Gewerbesteuer 300 %.<br />
15.03.1954 Ratssitzung erstmalig bei Gastwirt Dröge. Die Handarbeitslehrerin, Frau Tilla Sorge,<br />
erhält 3,20 DM/Std., ca. 80 Std. im Jahr werden veranschlagt. Ausschuss zur<br />
Verhütung von Schaden durch Bespritzung <strong>der</strong> Pflanzen: Vertreter <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark und Vertreter von Obst- und Gartenbau: Helmut<br />
Sporle<strong>der</strong>. Bau eines Feuer-Löschwasser-Bassins wird geplant.<br />
01.04.1954 Ordentlicher Haushaltsplan: 54.922,00 DM in Einnahme und Ausgabe.<br />
Außerordentlicher Haushaltsplan 185.000,00 DM in Einnahme und Ausgabe.<br />
09.07.1954 Vorschlag Schöffen: Wilhelm Henneke und H. Wiemann Vorschlag Geschworene:<br />
K. Möller und Wilhelm Sporle<strong>der</strong><br />
29.07.1954 Schulneubau wird vergeben: Maurerarbeiten Schule: Beye, Hajen, Lehrerhaus:<br />
Böker, Hehlen, Zimmerarbeiten Schule: Sievers, Börry, Lehrerhaus: Krohne,<br />
Dohnsen Steinarbeiten: Wiegand, Westerbrak Dachdeckerarbeiten: Mönkemeier,<br />
Schmiedearbeiten: Battmer, Klempnerarbeiten: Wellner, Börry<br />
15.10.1954 Für das Richtfest <strong>der</strong> Schule stellt die <strong>Gemeinde</strong> 500,00 DM zur Verfügung. Ab<br />
1.1.54 erhält <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>diener 1,35 DM/Std.<br />
13.12.1954 Bürgermeister Sporle<strong>der</strong> und Vertreter Reese: Wie<strong>der</strong>wahl. Der bisherige<br />
Jagdpächter Wilhelm Henneke erhält die Jagd für weitere 9 Jahre. Preis 500,00<br />
DM/Jahr. Preissteigerungen und Währungsschwankungen müssen einkalkuliert<br />
werden.<br />
25.04.1955 Basener und H. Maaß im Finanzausschuss. Wegebauausschuss: W. Sporle<strong>der</strong>,<br />
Reese, Hun<strong>der</strong>tmark und Tiele<br />
20.05.1955 Reese und Basener im Verwaltungsausschuss, Tiele Stellvertreter.<br />
10.12.1955 Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark wird stellvertreten<strong>der</strong> Standesbeamter<br />
04.04.1956 <strong>Gemeinde</strong>direktor erhält ab 1.4.56 im Monat 170,00 DM Aufwandsentschädigung,<br />
<strong>Gemeinde</strong>diener Waßmann ab 1.7.56 1,60 DM/Std.<br />
06.08.1956 Erich Zieseniß wird Schiedsmann, Vertreter Hermann Maaß.Schöffen: Henneke und<br />
Wiemann, Geschworene: Karl Möller und W. Sporle<strong>der</strong> (3)<br />
16.11.1956 16.11.56 Ratsherr Hermann Reese sen. ist verstorben Ratsmitglie<strong>der</strong> (?):<br />
Wilhelm Sporle<strong>der</strong>, Ludwig Lindemann, Basener, Maaß, Hun<strong>der</strong>tmark, Hilmer,<br />
Loges, Hermann Möller. Bürgermeister: Wilhelm Sporle<strong>der</strong>, Vertreter L. Lindemann.<br />
Fritz Sorge für 6 Jahre zum <strong>Gemeinde</strong>direktor gewählt. Verwaltungsausschuss:<br />
Bürgermeister Sporle<strong>der</strong>, Basener, Maaß. Wegebauausschuss. Bürgermeister<br />
Sporle<strong>der</strong>, Hun<strong>der</strong>tmark, Hilmer. Finanzausschuss: Bürgermeister Sporle<strong>der</strong>,<br />
Hun<strong>der</strong>tmark, Loges. Hermann Möller erstmalig Ratsherr.<br />
29.05.1957 Haushaltsplan: 50.590,00 DM in Einnahme und Ausgabe<br />
24.01.1958 Sirene soll angeschafft werden<br />
17.03.1958 Haushaltsplan: 54.480,00 DM in Einnahme und Ausgabe Hundesteuer: 12,00<br />
DM/Jahr<br />
- 106 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
11.07.1958 Antrag Rother wegen Räumung des Grenzgrabens 360 (Rhien). <strong>Gemeinde</strong><br />
verpflichtet sich, 50 % <strong>der</strong> Kosten zu übernehmen, siehe 26.2.59 und 30.3.60.<br />
Schöffen und Geschworene wie bisher.<br />
23.09.1958 Friedrich Wessel erhält den Sportplatz zurück.<br />
22.10.1958 Schulleiter Weber wird Ratsherr.<br />
15.04.1959 Haushaltsplan: 61.149,00 DM in Einnahme und Ausgabe.<br />
11.09.1959 <strong>Gemeinde</strong>diener Waßmann erhält ab 1.9.59 1,90 DM/Std. Zieseniß als<br />
Schiedsmann und Hermann Maaß als Vertreter für 3 Jahre gewählt.<br />
16.12.1959 <strong>Gemeinde</strong>direktor erhält 200,00 DM/Monat Beschluss: Wenden, Drehen und<br />
Befahren bei Feldarbeiten auf <strong>Gemeinde</strong>wegen wird verboten.<br />
30.03.1960 Grundsteuer A 200 %, B 150 % und Gewerbesteuer 300 %. Haushalt: 65.940,00<br />
DM in Einnahme und Ausgabe. Zum Antrag Rother (11.7.58): Zur Räumung und<br />
Unterhaltung des Grenzgrabens 360 (Brockensen – Rhien) übernimmt die<br />
<strong>Gemeinde</strong> 50 % <strong>der</strong> Kosten.<br />
16.08.1960 Schöffen Henneke und Wiemann Geschworene: Wilhelm Sporle<strong>der</strong> und Karl Möller.<br />
Für die Kommunalwahl am 23.10.60 wird H. Seelemeyer Wahlleiter und W.<br />
Henneke Vertreter. Waßmann erhält ab 1.8.60 2,00 DM/Std.<br />
28.09.1960 Wahlausschuss-Beisitzer: G. Weber, H. Loges. G. Diekmann, A. Stelzer, H.<br />
Wiemann und August Peter. Wasserverband übernimmt Pfingstangergraben. (Diese<br />
Aussage ist falsch. Richtig muss es heißen: Beitritt zum Ilse-Hamel-Verband. Der<br />
Verband übernimmt die Unterhaltung des Grabens von Plantage Scharpenberg am<br />
Wegenser Weg bis zur Einmündung in die Ilse.)<br />
29.12.1960 Weber wird Ratsherr. Standesbeamter erhält 0,50 DM pro Einwohner und Jahr.<br />
Steuersätze bleiben, Haushalt 69.776 DM in Einnahme und Ausgabe. Beschluss:<br />
Twetje auszubauen.<br />
14.02.1961 Für Wahlen am 19.3.61 <strong>der</strong>selbe Wahlausschuss.<br />
06.04.1961 Ratsherr Lenz verpflichtet die Ratsherren: Sporle<strong>der</strong>, Loges, Erich Maaß,<br />
Hun<strong>der</strong>tmark, Hollstein, Sorge, Franz und Köhls.<br />
13.07.1961 <strong>Gemeinde</strong>direktor Sorge wird Vertreter <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> beim Gruppenwasserwerk<br />
Ithbörde. Für die Bundestagswahl am 17.9.61 bildet <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at den<br />
Wahlausschuss.<br />
20.12.1961 Steuersätze unverän<strong>der</strong>t, Haushalt: 70.110 DM in Einnahme und Ausgabe.<br />
17.04.1962 Köhls wird Protokollführer. Albrecht Rother wird zum Standesbeamten<br />
vorgeschlagen. R. Hun<strong>der</strong>tmark bleibt Stellvertreter.<br />
30.05.1962 <strong>Gemeinde</strong>arbeiter erhält 2,50 DM/Std.<br />
12.07.1962 Karl Sporle<strong>der</strong> wird Ratsmitglied. Schöffen: E. Hollstein und H. Wiemann<br />
Geschworene: Wilhelm Sporle<strong>der</strong> und Karl Möller<br />
15.08.1962 Die Fa. Wittkop, Hameln, soll bis 20.10.62 die Twetje ausbauen.<br />
- 107 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
09.10.1962 Ein Plan für die Ortskanalisation soll erstellt werden. Karl Sporle<strong>der</strong> wird<br />
Schiedsmann.<br />
08.11.1962 Beschluss: Pfingstangerweg (Kuh-Damm) auszubauen. Vergabe am 6.8.63 an Fa.<br />
Josef Hinzmann, Hameln für 46.000 DM bis 1.10.63 fertig.<br />
21.12.1962 Nach dem Tode von Heinrich Seelemeyer wird Heinrich Spraktis Nachfolger als<br />
Kassenverwalter. (Bewerber waren Spraktis, O. Holzbrink, Karl Sporle<strong>der</strong>, Herbert<br />
Sporle<strong>der</strong>, Fredebold).<br />
06.02.1963 Standesbeamter erhält 30,00 DM / Jahr für Dienstzimmer.<br />
01.04.1963 <strong>Gemeinde</strong>direktor erhält 2.820,00 DM / JahrStandesbeamter erhält 0,75 DM / Jahr /<br />
Einwohner. Herr Lang hat sich als <strong>Gemeinde</strong>arbeiter beworben.<br />
01.10.1963 Zu seinem 70sten Geburtstag überreicht <strong>der</strong> Oberkreisdirektor Rudolf Jeep, dem<br />
langjährigen <strong>Gemeinde</strong>direktor Friedrich Sorge, den Ehrenteller des Landkreises<br />
Holzminden. Friedrich Sorge war auch Mitbegrün<strong>der</strong> des Männergesangvereins<br />
„Lie<strong>der</strong>kranz“ und Gründungsmitglied des Sportvereins.<br />
10.04.1964 Beschluss: Ausbau Knappweg 600 m und Wegenser Weg 1.300 m.<br />
17.07.1964 Schöffen: Ewald Hollstein und Friedrich Meyer. Geschworene: H. Wiemann und A.<br />
Rother<br />
27.09.1964 Kommunalwahlen: Im Rat: Fritz Sorge. R. Hun<strong>der</strong>tmark, Friedrich Feuerhake, G.<br />
Arndt, H. Fredebold, W. Köhls, K. Sporle<strong>der</strong>, W. Dröge und E. Hollstein.<br />
16.10.1964 Fritz Sorge Bürgermeister und <strong>Gemeinde</strong>direktor Verwaltungsausschuss: Sorge,<br />
Feuerhake (stellv. Bürgermeister) und Hun<strong>der</strong>tmark. Finanzausschuss: Köhls, K.<br />
Sporle<strong>der</strong> und Hollstein Schulausschuss: Fredebold, Dröge, Arndt und Köhls,<br />
Vertreter <strong>der</strong> Elternschaft: A. RotherVertreter <strong>der</strong> Lehrer: H.<br />
KüchemannWegebauausschuss: Hun<strong>der</strong>tmark, Hollstein und ArndtFeuerhake wird<br />
Vertreter <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> beim Wasserbeschaffungsverband. A. Rother wird<br />
Protokollführer<br />
09.11.1964 Hun<strong>der</strong>tmark und Sorge (Vertreter Hollstein) werden Vertreter <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> im<br />
Ilse-Hamel-Verband.<br />
17.02.1965 Nach dem Tod von Fritz Sorge (10.2.65) kommt Wilhelm Hilmer in den Rat. Wahl<br />
des Bürgermeisters: Dröge (5 Stimmen), Hun<strong>der</strong>tmark (2 Stimmen), K. Sporle<strong>der</strong> (2<br />
Stimmen).<br />
22.05.1965 Neue Hauptsatzung tritt in Kraft. Für den 1. Beigeordneten Feuerhake wird W.<br />
Hilmer Vertreter und für den 2. Beigeordneten Hun<strong>der</strong>tmark wird K. Sporle<strong>der</strong><br />
Vertreter.<br />
17.07.1965 Herbert Sporle<strong>der</strong> wird Kassenverwalter. Beschluss <strong>der</strong> Müllabfuhr des<br />
Zweckverbandes des Kreises Holzminden beizutreten.<br />
10.12.1965 K. Sporle<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> Schiedsmann<br />
09.02.1966 Beschluss: Heizung im Lehrerwohnhaus zu bauen. Der Kassenverwalter erhält<br />
175,00 DM / Monat, bisher 150,00 DM / Monat.<br />
23.01.1967 Beschluss über Ableitung des Abwassers vom Haus Feuerhake Nr. 95 (Conradi).<br />
- 108 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
13.04.1967 Haushaltsplan 67: 184.600,00 DM in Einnahme und Ausgabe. Zuschuss an Vereine:<br />
Feuerwehrkapelle 450,00 DM, Gesangverein 150,00 DM, Schützenverein 150,00<br />
DM und Landjugend 150,00 DM.<br />
30.09.1967 Beratung über die Mauer von Köhls in <strong>der</strong> Gönne.<br />
13.05.1968 Rest des Wegenser Weges soll ausgebaut werden. Firma Klie erhält den Auftrag.<br />
Wahlleiter für Kommunalwahlen im September: Heinrichs, Stellvertreter Köhls.<br />
04.10.1968 Nach <strong>der</strong> Wahl scheiden aus dem Rat aus: Köhls. Hollstein und Fredebold. Neu<br />
kommen dazu: Warnecke, Holzbrink und Breitenfeld. Dröge wie<strong>der</strong> Bürgermeister<br />
und <strong>Gemeinde</strong>direktor. Feuerhake und Hun<strong>der</strong>tmark werden Beisitzer<br />
(Verwaltungsausschuss). Finanzausschuss: Holzbrink, Hilmer und K. Sporle<strong>der</strong>.<br />
Wegebauausschuss: Hun<strong>der</strong>tmark, Warnecke und Arndt Schulausschuss:<br />
Breitenfeld, Hilmer und K. Sporle<strong>der</strong>Jugend-, Kultur- und<br />
Verschönerungsausschuss: Sporle<strong>der</strong>, Holzbrink und Arndt. Protokollführer A.<br />
Rother.<br />
23.01.1969 Erlass einer Straßenreinigungssatzung<br />
27.08.1969 Beschluss Bültenweg auszubauen<br />
26.11.1969 Kin<strong>der</strong>spielkreis wird geplant<br />
26.02.1970 Außerordentlicher Haushalt für 1970: 50.000,00 DM und ordentlicher Haushalt<br />
157.258,00 DM in Einnahme und Ausgabe. Karl Sporle<strong>der</strong> Schiedsmann, Hermann<br />
Maaß Vertreter<br />
26.06.1970 Beschluss ab 1.7.70 Anschluss an Ringschule Halle mit Klasse 1 – 4. <strong>Heyen</strong> bleibt<br />
Schulort.<br />
12.11.1970 Bau <strong>der</strong> Friedhofskapelle.<br />
Maurerarbeiten Fa. Sauerland,<br />
Bodenwer<strong>der</strong>, Zimmer- und<br />
Stellmacherarbeiten Fa. Reese,<br />
<strong>Heyen</strong>, Dachdeckerarbeit Karl<br />
Mönkemeier, <strong>Heyen</strong>, Fliesenarbeit<br />
Karge, Dölme.<br />
28.01.1971 Thema Samtgemeinde erstmalig<br />
zur Debatte<br />
11.02.1971 Haushalt 71: 166.450,00 DM in<br />
Einnahme und Ausgabe<br />
09.06.1971 Samtgemeinde erscheint<br />
richtiger als Einheitsgemeinde<br />
- 109 -<br />
Friedhofskapelle in <strong>Heyen</strong><br />
15.03.1972 Entgegen dem Beschluss des Innenministers will die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> als<br />
selbständige <strong>Gemeinde</strong> <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> angeschlossen werden.<br />
15.12.1972 Beschluss: Feuerwehrfahrzeug anzuschaffen<br />
11.10.1972 ordentlicher Haushalt 1973: 250.728,00 DM, außerordentlicher Haushalt:<br />
138.000,00 DM.
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
02.07.1974 Beschluss: Vermögen <strong>der</strong> Feldmarkinteressentschaft an die politische <strong>Gemeinde</strong> zu<br />
übertragen. Damit auch Ende <strong>der</strong> Feldmarkinteressentschaft <strong>Heyen</strong>. Schöffen:<br />
W. Hilmer und W. Zieseniß Geschworene: A. Rother und K. Sporle<strong>der</strong><br />
14.11.1974 Verwaltungshaushalt 74: 227.850,00 DM, Vermögenshaushalt: 113.500,00 D-Mark<br />
30.01.1975 Grundsteuer A 200 %, B 180 % und Gewerbesteuer bleibt.<br />
20.06.1975 Verwaltungshaushalt 200.950,00 DM, Vermögenshaushalt: 211.400,00 DM,<br />
Ratsmitglie<strong>der</strong> erhalten für 1975: 75,00 DM<br />
08.12.1975 Grundsteuer A 220%, Verwaltungshaushalt 76: 251.800,00 DM,<br />
Vermögenshaushalt 178.900,00 DM, Der <strong>Gemeinde</strong>direktor erhält 500,00 DM /<br />
Monat<br />
09.06.1977 Planierschild gekauft<br />
02.03.1984 Grundsteuer A 240 %, B 220 %, Gewerbesteuer 300 %<br />
13.6 <strong>Gemeinde</strong>vorsteher und Bürgermeister<br />
1854 - 1865 Friedrich Lindemann<br />
1895 - 1901 Wilhelm Sagebiel Nr. 6<br />
1901 - 1914 Carl Sagebiel<br />
1915 - 1918 ?<br />
1919 - 1930 Friedrich Bode *12.01.1870 + 17.10.1930<br />
1931 - 1933 Friedrich Wilhelm *12.02.1888 + 25.04.1967<br />
1933 - 1943 Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark *17.05.1905 + 13.03.1988<br />
1943 - 1946 August Loges *28.04.1894 + 22.05.1971<br />
1947 - 1964 Wilhelm Sporle<strong>der</strong> Nr. 3 *27.04.1896 + 18.09.1966<br />
1946 - 1964* Friedrich Sorge *01.10.1893 + 10.02.1965<br />
1964 - 1976 Wilhelm Dröge *23.09.1913 + 18.03.1992<br />
1976 - heute Reinhard Meyer *06.07.1946<br />
* Anfangs Bürgermeister und <strong>Gemeinde</strong>direktor<br />
- 110 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
13.7 Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> in <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong><br />
(SGOAR Tillner)<br />
Von <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> wurden bis zum 31. Dezember 1972 im kommunalen Bereich sowohl<br />
die Aufgaben des eigenen Wirkungskreises als auch die Aufgaben des übertragenen Wirkungskreises<br />
kommunalrechtlich in voller Eigenverantwortung wahrgenommen.<br />
Mit Wirkung zum 01. Januar 1973 stellte <strong>der</strong> Nds. Landtag durch sein Gesetz vom 20. November<br />
1972 zur Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>n im Raum Holzminden die Weichen für die Gebiets- und<br />
Verwaltungsreform in Bodenwer<strong>der</strong> und Umgebung.<br />
Das zitierte Gesetz bestimmt in § 7 Abs. 5 folgendes:<br />
„Für den Fall, dass die nach den Absätzen 1 bis 4 gebildeten o<strong>der</strong> erweiterten<br />
<strong>Gemeinde</strong>n sowie die <strong>Gemeinde</strong>n <strong>Heyen</strong> und Pegestorf, die für die Bildung einer<br />
Samtgemeinde erfor<strong>der</strong>liche Hauptsatzung mit genehmigungsfähigem Inhalt nicht<br />
innerhalb von 4 Wochen nach Inkrafttreten dieses Gesetzes vereinbart und <strong>der</strong><br />
Aufsichtsbehörde vorgelegt haben, wird <strong>der</strong> Minister des Innern ermächtigt, sie<br />
durch Verordnung zu einer <strong>Gemeinde</strong> Bodenwer<strong>der</strong> zusammenzuschließen, die die<br />
Bezeichnung „Stadt“ führt.“<br />
Aus <strong>der</strong> zitierten Rechtslage folgt, dass seinerzeit die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> zum Zusammenschluss in<br />
einer Stadt Bodenwer<strong>der</strong> nur die Alternative hatte, sich für die Bildung einer Samtgemeinde zu<br />
entscheiden. Nur mit dieser Möglichkeit konnte die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> in ihrer ursprünglichen Form<br />
erhalten bleiben.<br />
Nachdem die Stadt Bodenwer<strong>der</strong> und die <strong>Gemeinde</strong>n Halle, Hehlen, <strong>Heyen</strong>, Kirchbrak und<br />
Pegestorf die Bildung <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> beschlossen hatten, trafen sie am 13., 20.<br />
und 26. Oktober 1972 zur organisatorischen Vorbereitung <strong>der</strong> Samtgemeinde eine Vereinbarung,<br />
in <strong>der</strong> u.a. folgendes geregelt war:<br />
Bis zur erstmaligen Wahl des Samtgemein<strong>der</strong>ates setzte sich <strong>der</strong> Übergangssamtgemein<strong>der</strong>at<br />
wie folgt zusammen:<br />
- aus 15 Ratsherren <strong>der</strong> erweiterten Stadt Bodenwer<strong>der</strong><br />
- aus 6 Ratsherren <strong>der</strong> erweiterten <strong>Gemeinde</strong> Hehlen<br />
- aus 5 Ratsherren <strong>der</strong> erweiterten <strong>Gemeinde</strong> Halle<br />
- aus 3 Ratsherren <strong>der</strong> erweiterten <strong>Gemeinde</strong> Kirchbrak<br />
- aus einem Ratsherrn <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong><br />
- aus einem Ratsherrn <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> Pegestorf<br />
Der Übergangssamtgemein<strong>der</strong>at hatte also 31 Mandatsinhaber.<br />
Mit <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Geschäfte des Samtgemeindedirektors bis zur Wahl des regulären<br />
Samtgemein<strong>der</strong>ates durch die wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger wurde <strong>der</strong> Stadtdirektor<br />
<strong>der</strong> Stadt Bodenwer<strong>der</strong>, Erich Hansmann, beauftragt.<br />
Am 13. und 20. Oktober 1972 sowie am 04. Januar 1973 wurde die Hauptsatzung <strong>der</strong> Samtgemeinde<br />
Bodenwer<strong>der</strong> unterzeichnet, die <strong>der</strong> Landkreis Holzminden als zuständige Kommunalaufsichtsbehörde<br />
am 10. Januar 1973 genehmigt wurde.<br />
Nach ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt für den Landkreis Holzminden am 26. Januar 1973 trat<br />
die Hauptsatzung am 27. Januar 1973 in Kraft. Damit war die neue Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong><br />
gebildet.<br />
Die Hauptsatzung <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> hatte in § 1 folgende zwei Bestimmungen:<br />
- 111 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1. Die Stadt Bodenwer<strong>der</strong> und die <strong>Gemeinde</strong>n Halle, Hehlen, <strong>Heyen</strong>, Kirchbrak und<br />
Pegestorf bilden eine Samtgemeinde als eine öffentlich-rechtliche Körperschaft mit<br />
dem Recht <strong>der</strong> Selbstverwaltung.<br />
2. Das Gebiet <strong>der</strong> Mitgliedsgemeinden bildet den Samtgemeindebereich.<br />
Mit <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> war es erfor<strong>der</strong>lich geworden, dass dieses neue<br />
kommunalpolitische Gebilde entsprechend den Vorschriften <strong>der</strong> Nds. <strong>Gemeinde</strong>ordnung auch eine<br />
Hauptsatzung erhielt. Diese Hauptsatzung wurde dann am 13. Oktober 1972 beschlossen.<br />
Neben an<strong>der</strong>en Bestimmungen war in <strong>der</strong> zitierten Hauptsatzung auch geregelt, welche Aufgaben<br />
den Mitgliedsgemeinden obliegen und welche von <strong>der</strong> Samtgemeinde zu erfüllen waren.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e waren die Mitgliedsgemeinden zuständig für:<br />
1. den Erlass <strong>der</strong> Haushaltssatzung<br />
2. die bauliche Gestaltung des Ortes und die Pflege des Ortsbildes<br />
3. den Erlass von Bebauungsplänen<br />
4. die Beschlussfassung über Erschließungen nach dem Bundesbaugesetz (jetzt<br />
Baugesetzbuch)<br />
5. die Unterhaltung und die Erneuerung <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>straßen, -wege, -plätze sowie <strong>der</strong><br />
Wirtschaftswege<br />
6. die Unterhaltung von Gewässern, soweit die <strong>Gemeinde</strong> dazu verpflichtet war<br />
7. die Angelegenheiten des Kur- und Fremdenverkehrs<br />
8. die Geschäftsführung von Realverbänden<br />
9. die Verwaltung von Stiftungen nach Weisung des Stifters<br />
10. die Benennung von Straßen, Wegen und Plätzen<br />
11. die Anlage und Unterhaltung von Sportstätten, soweit sie nur einer <strong>Gemeinde</strong> dienen<br />
12. die Anlage und Unterhaltung von Kin<strong>der</strong>spiel- und Bolzplätzen<br />
13. die Errichtung und Unterhaltung von Kin<strong>der</strong>gärten, Kin<strong>der</strong>spielkreisen und<br />
Kin<strong>der</strong>horten<br />
14. die För<strong>der</strong>ung des Vereinswesens<br />
15. die Pflege <strong>der</strong> Ortsgeschichte und die Errichtung von Heimatmuseen<br />
16. die Ehrung von Bürgern und Einwohnern<br />
17. die Vorhaltung von Grund und Boden für ihre Aufgaben<br />
Zusammenfassend lässt sich aussagen, dass die Mitgliedsgemeinden auch nach <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong><br />
Samtgemeinde für die Aufgaben ihres eigenen Wirkungskreises allzuständig waren.<br />
Durch die Samtgemeinde waren fortan die Aufgaben des übertragenen Wirkungskreises aller Mitgliedsgemeinden<br />
einschließlich <strong>der</strong>jenigen Aufgaben, die den <strong>Gemeinde</strong>n mit einer <strong>der</strong> Einwohnerzahl<br />
<strong>der</strong> Samtgemeinde entsprechenden Einwohnerzahl oblagen, zu erfüllen. Des Weiteren<br />
hatte nunmehr die Samtgemeinde in Anwendung von § 72 Abs. 1 Satz 1 NGO folgende Aufgaben<br />
des eigenen Wirkungskreises <strong>der</strong> Mitgliedsgemeinden in eigener Verantwortung zu erledigen:<br />
1. die Aufstellung <strong>der</strong> Flächennutzungpläne<br />
2. die Trägerschaft <strong>der</strong> allgemeinbildenden öffentlichen Schulen nach Maßgabe des Nds.<br />
Schulgesetzes, die Erwachsenenbildung und die Einrichtung und Unterhaltung <strong>der</strong><br />
Büchereien, die mehreren Mitgliedsgemeinden dienen<br />
3. die Errichtung und Unterhaltung <strong>der</strong> Sportstätten, die mehreren Mitgliedsgemeinden<br />
dienen und <strong>der</strong> Gesundheitseinrichtungen sowie die Altenbetreuung<br />
4. die Aufgaben nach dem Nds. Brandschutzgesetz<br />
5. den Bau und die Unterhaltung <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>verbindungsstraßen<br />
6. die in § 8 Nr. 2 <strong>der</strong> Nds. <strong>Gemeinde</strong>ordnung genannten Aufgaben<br />
7. die in § 22 b NGO normierte Aufgabe<br />
Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung war seinerzeit, dass die Samtgemeinde mit ihrer Bildung für ihre<br />
Mitgliedsgemeinden die Kassengeschäfte zu führen hatte. Außerdem war die Samtgemeinde<br />
- 112 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
verpflichtet, für ihre Mitgliedsgemeinden die <strong>Gemeinde</strong>abgaben zu veranlagen und auch zu<br />
erheben.<br />
Schließlich ist für die erwähnte Aufgabenverteilung auch noch zu erwähnen, dass die Samtgemeinde<br />
nach ihrer eigenen Hauptsatzung verpflichtet war, ihre Mitgliedsgemeinden bei <strong>der</strong> Aufgabenerfüllung<br />
zu unterstützen; die Mitgliedsgemeinden konnten sich in Angelegenheiten von<br />
grundsätzlicher o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>er wirtschaftlicher Bedeutung <strong>der</strong> fachlichen Beratung durch die<br />
Samtgemeinde bedienen.<br />
Die vorgenannte Aufgabenverteilung wäre unvollständig, wenn nicht darauf hingewiesen würde,<br />
dass die Mitgliedsgemeinden <strong>der</strong> Samtgemeinde in Anwendung von § 72 Abs. 1 letzter Satz NGO<br />
außerdem noch folgende Aufgaben des eigenen Wirkungskreises übertragen haben:<br />
1. Schaffung <strong>der</strong> kulturellen Einrichtungen, die für das Gesamtgebiet <strong>der</strong><br />
Mitgliedsgemeinden Bedeutung haben<br />
2. Bodenvorratspolitik für die Aufgaben <strong>der</strong> Samtgemeinde<br />
3. Aufgaben im Flurbereinigungsverfahren<br />
4. Aufgaben nach dem Nds. Ausführungsgesetz zum Abwasserabgabengesetz einschl.<br />
<strong>der</strong> Zahlung und Abwälzung <strong>der</strong> Abwasserabgabe<br />
Mit <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> Samtgemeinde ging auch einher, dass diese berechtigt war, mit 2/3 Mehrheit<br />
des Samtgemein<strong>der</strong>ates gegen den Willen einer Mitgliedsgemeinde <strong>der</strong>en Aufgaben zu erfüllen,<br />
wenn dies notwendig war, um einem Bedürfnis <strong>der</strong> Samtgemeindeeinwohner in einer dem öffentlichem<br />
Wohl entsprechenden Weise zu genügen.<br />
Die Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> zählte am 31. Dezember 1972, 12.805 Einwohner, wovon<br />
damals 592 in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> lebten.<br />
13.8 Die jüngere Geschichte in <strong>der</strong> Kommunalpolitik<br />
(Bürgermeister Reinhard Meyer)<br />
Die Protokollauszüge zeigen nach meiner Erkenntnis klar auf, nach welchen Prioritäten die<br />
früheren Ratsmitglie<strong>der</strong> die Probleme in unserem Heimatdorf angegangen sind. Grabenräumen<br />
und Wegebau nicht nur, aber beson<strong>der</strong>s auch, als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme und um die<br />
Bearbeitung <strong>der</strong> Fel<strong>der</strong> und Wiesen schnell wie<strong>der</strong> optimieren zu können. Man erwartete ja eine<br />
große Flüchtlingsbewegung, die auch in <strong>Heyen</strong> ihre Auswirkungen beson<strong>der</strong>s auf Arbeit und<br />
Verpflegung haben würde. Männer im Alter von 16 bis 60 / 65 Jahren wurden zu Arbeitseinsätzen<br />
verpflichtet. Wer seinem Einsatz nicht nachkam, dem wurden lt. Protokoll die Essenmarken<br />
teilweise gestrichen.<br />
Um 1950 hatte <strong>Heyen</strong> etwa 800<br />
Einwohner, von denen wohl die Hälfte<br />
Flüchtlinge waren. Arbeit wurde<br />
hauptsächlich auf den<br />
landwirtschaftlichen Betrieben<br />
geboten. Aber auch die hiesigen<br />
Steinbrüche am Weserberge gaben<br />
den <strong>Heyen</strong>er Bürgern Arbeit.<br />
Zusätzlich haben die Männer und<br />
Frauen in den Spitzenzeiten wie<br />
Ernte, Heueinfahren und Rübenroden<br />
in <strong>der</strong> Landwirtschaft mitgeholfen. Als<br />
Lohn bekamen sie häufig das<br />
Pferdegespann des Landwirts für die<br />
Bearbeitung des eigenen Feldes,<br />
Naturalien (Obst, Gemüse, Zucker)<br />
Heinrich Bock, Sprecher <strong>der</strong> Aussiedler aus Russland, Januar 1993<br />
o<strong>der</strong> Futter für die Ziegen, Schweine o<strong>der</strong> für die Kuh zuhause. Auch das noch sehr stark<br />
- 113 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
975-Jahrfeier <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> mit Vorstellung des <strong>Gemeinde</strong>wappens (17.08.1979)<br />
Hinter dem Pult v.l.: Landrätin Martha Warnecke, Bürgermeister Reinhard Meyer, Renate Meyer,<br />
Samtgemeinde Bürgermeister Rudolf Lönneker, Oberkreisdirektor Rudolf Jeep. Vor<strong>der</strong>grund rechts:<br />
Altbürgermeister Wilhem Dröge<br />
ausgeprägte Handwerk bot Arbeitsplätze. Die<br />
Wege- und Grabenrän<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gemarkung<br />
wurden an die Familien <strong>der</strong><br />
Nebenerwerbsbauern verpachtet. Die schon<br />
über Jahrzehnte meist an die gleichen<br />
Familien verpachteten Streckenabschnitte<br />
waren begehrte Grünflächen für Gras- und<br />
Heuertrag. Ich erinnere mich noch an die<br />
letzte Verpachtung <strong>der</strong> Weg- und<br />
Grabenrän<strong>der</strong> um 1960 in <strong>der</strong> Gastwirtschaft<br />
Dröge. Bürgermeister Sorge leitete die<br />
Versteigerung <strong>der</strong> Parzellen und for<strong>der</strong>te zur<br />
Abgabe <strong>der</strong> Angebote auf. Alles lief<br />
reibungslos, bis Hermann S. aufgefor<strong>der</strong>t<br />
wurde, den bisherigen Pachtpreis um 50<br />
Pfennig zu erhöhen. Dazu war Hermann S.<br />
Der Gemein<strong>der</strong>at im Jahre 2004<br />
v. l.: Hermann Sporle<strong>der</strong>, Michael Zieseniß, Hannelore Maaß, Matthias<br />
Wiemann, Reinhard Meyer, Peter Klatt, Manfred Duttmann, Manfred Kliche,<br />
Jürgen Tiele (Protokollführer) Eckhard Rother<br />
- 114 -<br />
990-Jahrfeier <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong><br />
mit Weihung <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>fahne (09.07.1994)<br />
nicht bereit. Die Nachfrage nach<br />
Grünflächen war aber nicht mehr so<br />
groß. Nach kurzer Diskussion über<br />
den Pachtpreis schlug <strong>der</strong><br />
Bürgermeister vor: Hermann, du<br />
kannst zum alten Preis pachten, gibst<br />
uns dafür aber eine Runde Korn aus.<br />
Hermann S.: „Dat will ick wohl<br />
maken, schenk einen inn, up meine<br />
Rekenung“. Somit ging die letzte<br />
Verpachtung <strong>der</strong> Wege- und<br />
Grabenrän<strong>der</strong> für alle Seiten<br />
zufriedenstellend zu Ende. Heute<br />
muss die <strong>Gemeinde</strong> Kosten und<br />
Mühen aufwenden, diese<br />
Grünflächen zu pflegen.
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Die Industriearbeiter fuhren nach Bodenwer<strong>der</strong> und fanden bei den Werften und <strong>der</strong><br />
neuangesiedelten Firma Rigips Arbeit. Ebenso wurde Hameln für viele zur neuen Arbeitsstätte.<br />
Blick auf <strong>Heyen</strong> von <strong>der</strong> Kühlbreite<br />
Für die Ratsarbeit war weiterhin die Wohnungsnot das größte Problem. Außerdem galt es, das<br />
vorhandene <strong>Gemeinde</strong>land in Gartenparzellen aufzuteilen, um möglichst vielen Familien ein<br />
kleines Stück Ackerland zum eigenen Anbau von Obst und Gemüse zur Verfügung stellen zu<br />
können.<br />
Neben dem Straßenbau und <strong>der</strong> Unterhaltung von Feldwegen und Gräben befasste sich <strong>der</strong> Rat<br />
schon 1950 mit dem Neubau einer Schule. Diese war am „Neuen Weg“ vorgesehen.<br />
Grundstücksverhandlungen mit den beiden Eigentümern waren jedoch sehr schwierig und konnten<br />
nicht zum entscheidenden Abschluss gebracht werden. Danach wurde dann an <strong>der</strong> „Dasper<br />
Straße“ ein neues Baugebiet erschlossen. Es handelte sich um beackertes Kirchenland <strong>der</strong><br />
hiesigen Kirchengemeinde. Der Erwerb erfolgte durch Tausch und Zuzahlung. Insgesamt kann<br />
aber festgestellt werden, dass es sich stets um sehr preiswertes Bauland gehandelt hat. Hier<br />
entstand bereits 1954 <strong>der</strong> Rohbau eines neuen Schulgebäudes. Der Schulbetrieb wurde nach den<br />
Herbstferien 1955 aufgenommen.<br />
Arbeitskreis Dorferneuerung v. l.: Hermann Sporle<strong>der</strong>, Matthias Wiemann, Wilfried Fredebold, Karl-Heinz Flentge,<br />
Lars Pfohl, Eberhard Böhm, Rüdiger Hollstein, Uwe Lindemann, Reinhard Meyer, Annette Diekmann, Manfred Kliche,<br />
Willi Köhls, Tobias Lemke, Michael Zieseniß, Claus Kienitz.<br />
- 115 -
Sofort haben sich in diesem Gebiet auch<br />
Interessenten für den Bau eines neuen<br />
Eigenheimes gefunden. Heute hat sich das<br />
daran anschließende Wohngebiet „Vor dem<br />
Kühlweg“ zu einem schmucken Ortsteil<br />
entwickelt. Diesen gilt es, durch die weitere<br />
Bebauung entlang <strong>der</strong> Dasper Straße zum<br />
Ortskern hin, mit dem historischen Dorf zu<br />
verbinden. Seit 1980 entstehen an <strong>der</strong> Dasper<br />
Straße neue Wohnhäuser.<br />
Mit <strong>der</strong> Gebietsreform 1973 traten für die<br />
kommunale Selbstverwaltung einschneidende<br />
Verän<strong>der</strong>ungen ein. Das Schul- und<br />
Feuerwehrwesen, Aufgaben <strong>der</strong><br />
Friedhofsverwaltung, <strong>der</strong> Wasserversorgung<br />
und <strong>der</strong> Abwasserbeseitigung wurden <strong>der</strong><br />
Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> übertragen.<br />
Durch diesen Zusammenschluss konnte <strong>Heyen</strong><br />
an die Schmutzwasserentsorgung Emmerthal<br />
angeschlossen werden. Diesen hohen<br />
finanziellen Aufwand hätte die <strong>Gemeinde</strong><br />
<strong>Heyen</strong> nicht allein schultern können. Von 1978<br />
bis 1981 wurde unter zum Teil schwierigen<br />
baulichen Erschwernissen das Abwassernetz<br />
verlegt. Im Zusammenhang mit diesen<br />
Tiefbauarbeiten nutzte die <strong>Gemeinde</strong> die<br />
Gelegenheit, zusammen mit dem Landkreis<br />
Holzminden und <strong>der</strong> Straßenbauverwaltung<br />
Hameln, verkehrssichernde Straßenausbauten<br />
durchzuführen. So konnten insbeson<strong>der</strong>e die<br />
Kreuzung Am Thie und die Kampstraße (K 8),<br />
von dieser Kreuzung aus, in Richtung Gönne<br />
ausgebaut werden. Die Landesstraße 424<br />
wurde in Richtung Halle ausgebaut, 1999 kam<br />
<strong>der</strong> Streckenabschnitt in Richtung Hameln<br />
hinzu.<br />
Seit 1978 hat die <strong>Gemeinde</strong> die ehemalige<br />
Schule wie<strong>der</strong> zurückerhalten. Der Rat<br />
entschied sich für eine Umnutzung dieses<br />
Gebäudes und richtete das<br />
Dorfgemeinschaftshaus ein. In mehreren<br />
Umbauphasen renoviert, stellen sich die<br />
Gemeinschaftsräume heute in einer<br />
ansehnlichen Vielfalt dar. <strong>Gemeinde</strong>feste,<br />
Familienfeiern und Sport- / Gymnastikgruppen<br />
nutzen das Haus. Einrichtungen für die Jugend<br />
(Landjugendraum und Schützenraum) bieten<br />
ansprechende Aufenthaltsmöglichkeiten für die<br />
<strong>Heyen</strong>er Jugend.<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Das ehemalige Lehrerhaus, ebenfalls 1954/55<br />
gebaut, ist an zwei Familien vermietet. Die Mieteinnahmen decken die Kosten für die<br />
Bewirtschaftung dieses Hauses und für das Dorfgemeinschaftshaus.<br />
- 116 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
In den vergangenen 25 Jahren konnte die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> trotz umfangreicher Investitionen stets<br />
einen ausgeglichenen Etat ausweisen und auch noch Rücklagen bilden. Das jährliche<br />
Haushaltsvolumen von rund 250.000 EURO im Verwaltungshaushalt und 50 bis 100.000 EURO im<br />
Vermögenshaushalt kann aufgrund <strong>der</strong> sich stets verän<strong>der</strong>ten Finanzausgleichsdaten in 2003<br />
erstmals nicht mehr ohne Kreditaufnahme ausgeglichen werden.<br />
Die Bemühungen <strong>der</strong> Kommunalen Spitzenverbände, den Finanzausgleich neu zu überdenken,<br />
blieben bisher ergebnislos. Ich hoffe und wünsche mir, dass die übergeordneten Entschei<strong>der</strong><br />
einsehen mögen, dass sie gerade die Kommunen, als letztes Glied in <strong>der</strong> Verwaltungskette, nicht<br />
„ausbluten“ lassen können. Sind es doch die <strong>Gemeinde</strong>n vor Ort, die direkt auf die Menschen in<br />
Stadt und Land stoßen. Hier erwarten die Einwohner den Kontakt zur Politik, zu den Politikern, bei<br />
denen sie ihre Alltagssorgen vortragen und ihr Herz ausschütten können. Hier kennt je<strong>der</strong> jeden,<br />
anonyme Verwaltung ist bei den <strong>Gemeinde</strong>n noch ein Fremdwort. Und so sollte es auch bleiben.<br />
Der sich zur Zeit im Bau befindliche Windpark „Esper<strong>der</strong> Bergland“ in den Gemarkungen <strong>Heyen</strong><br />
und Halle (Kreipke/Wegensen) sorgte in den letzten drei Jahren <strong>der</strong> Ratsarbeit für kontroverse<br />
Diskussionen unter den Ratsmitglie<strong>der</strong>n. Der auch in <strong>der</strong> Bevölkerung stark umstrittene Windpark<br />
stieß fraktionsübergreifend auf heftigen Wi<strong>der</strong>stand bei den <strong>Gemeinde</strong>-Abgeordneten.<br />
In Bürgerversammlungen wurde das Für und Wi<strong>der</strong> fast kämpferisch unter einan<strong>der</strong> wortstark<br />
ausgetragen. Die lokalen Zeitungen berichteten immer wie<strong>der</strong> ausführlich über dieses Thema. Erst<br />
am 21. November 2002 traf <strong>der</strong> Rat mit vier Ja-Stimmen bei vier Enthaltungen die Entscheidung<br />
über die Zustimmung des Windparkbaus. Im Gebiet <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> Halle waren zu diesem<br />
Zeitpunkt bereits vier von den insgesamt 11 Anlagen aufgestellt.<br />
Zur Zeit läuft noch ein Ermittlungsverfahren bei <strong>der</strong> Staatsanwaltschaft Hannover über das<br />
Zustandekommen von Vereinbarungen <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>n <strong>Heyen</strong> und Halle mit dem Investor, <strong>der</strong><br />
Winkra Hannover, über Entschädigungsleistungen. Die Gemein<strong>der</strong>äte <strong>der</strong> beiden <strong>Gemeinde</strong>n<br />
wurden inzwischen vollständig entlastet. Der endgültige Ausgang des Verfahrens, beson<strong>der</strong>s in<br />
Bezug auf die Kreisverwaltung, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen. Es stehen allerdings<br />
inzwischen alle 11 Anlagen.<br />
Mit <strong>der</strong> Aufnahme <strong>Heyen</strong>s in das För<strong>der</strong>programm Dorferneuerung des Landes Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
laufen zur Zeit die umfangreichen Arbeiten zur Aufstellung des Planes über geeignete Maßnahmen<br />
zur Erneuerung, Erhaltung und möglicher Wie<strong>der</strong>herstellung von alten Infrastrukturen des Dorfes.<br />
In zahlreichen Arbeitskreissitzungen tragen interessierte <strong>Heyen</strong>er Bürgerinnen und Bürger mit<br />
großem Interesse die Ideen zur Umsetzung <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten Ziele zusammen. Gern nehme ich die<br />
Gelegenheit an dieser Stelle wahr, allen ganz herzlich für die Mitarbeit zu danken. Ich wünsche<br />
mir, dass <strong>Heyen</strong> in Zukunft auch finanziell ausgestattet sein möge, die Gegenfinanzierung für die<br />
För<strong>der</strong>ung aus Landes- und EU-Mitteln leisten zu können.<br />
- 117 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
13.9 Hausnummernumstellung in <strong>Heyen</strong><br />
In den Jahren 1977/78 wurden in <strong>Heyen</strong> die alten Hausnummern, mit <strong>der</strong>en Vergabe zur<br />
Landvermessung um 1759 begonnen wurde, durch neue Straßennamen und Hausnummern<br />
ersetzt.<br />
Alte Nummer Neuer Straßenname Nr. Besitzer / Bewohner<br />
1 Esper<strong>der</strong> Straße 18 Rüdiger Heise<br />
2 Kleine Straße 8 Bernd Kowalski<br />
3 Esper<strong>der</strong> Straße 16 Wilhelm Sporle<strong>der</strong><br />
4 Esper<strong>der</strong> Straße 14 August Girke<br />
5 Esper<strong>der</strong> Straße 12 Michael Zieseniß<br />
6 Neuer Weg 1 Jens Kuhrt<br />
7 Esper<strong>der</strong> Straße 10 Michael Wessel<br />
8 Hagenstraße 6 abgerissen um 1980 / Neubau: Röhken<br />
9 Hagenstraße 2 Wilhelm Petermann<br />
10 Esper<strong>der</strong> Straße 8 Manfred Range<br />
11 Esper<strong>der</strong> Straße 6 Michael Rennen<br />
12 Esper<strong>der</strong> Straße 4 Klaus Diekmann<br />
13 Esper<strong>der</strong> Straße 2 Jürgen Zeddies<br />
14 Hauptstraße 4 Ria Heinrichs<br />
15 Gartenweg 1 Jörg-Rüdiger Kubisch<br />
16 Gartenweg 2 Friedrich Becker<br />
17 Hauptstraße abgerissen vor 1970 (G.W. Henneke)<br />
18 Hauptstraße abgerissen vor 1970 (G.W. Henneke)<br />
19 Hauptstraße 3 Karl-Heinz Schwarz<br />
20 Hauptstraße 6 Ruth Scharpenberg<br />
21 Hauptstraße abgerissen um 1980 ( H. Bode)<br />
22 Kampstraße 1 Fröhlich<br />
23 Hauptstraße 5 Else Sporle<strong>der</strong><br />
24 Kampstraße 3 Eberhardt Böhm<br />
25 Kampstraße 4 Friedrich Meyer<br />
26 Kampstraße 7 Walter Wessel<br />
27 Kampstraße 2 Hildegard Sporle<strong>der</strong><br />
28 Kampstraße abgerissen um 1980 (Gerlinde Klatt)<br />
29 Kampstraße abgerissen vor 1900 (<strong>Gemeinde</strong>haus)<br />
30 Hauptstraße 9 Gerlinde Klatt<br />
31 Gönne 2 Willi Köhls<br />
32 Gönne 3 David Stone<br />
33 Gönne 4 Elfriede Allert<br />
34 Gönne 6 Rudi Wessling<br />
35 Gönne 8 Uwe Lindemann<br />
36 Gönne 10 Wilhelm Zieseniß<br />
37 Gönne 5 Pfarrhaus<br />
38 Gönne abgerissen um 1960 (W. Zieseniß)<br />
39 Gönne abgerissen um 1980 (W. Zieseniß)<br />
40 Gönne 11 Axel Teubert<br />
41 Gönne 12 Karl Tiele<br />
- 118 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
42 Gönne abgerissen um 1900 (Karl Tiele)<br />
43 Gönne 14 Ottmar Lemke<br />
44 Twetje abgerissen um 1970 (Karl Tiele)<br />
45 Twetje abgerissen um 1965 (Friedel Peter)<br />
46 Twetje 5 Friedel Peter<br />
47 Twetje 3 Günter Fredebold<br />
48 Twetje 4 Hermann Sporle<strong>der</strong><br />
49 Twetje 1 Matthias Wiemann<br />
50 Twetje 2 Hans Herbert Brockmann<br />
51 Hauptstraße 12 Eckhard Rother<br />
52 Hauptstraße 10 Jürgen Tiele<br />
53 Esper<strong>der</strong> Straße 11 Wilhelm Klingenberg<br />
54 Esper<strong>der</strong> Straße 13 Karl Battmer<br />
55 Esper<strong>der</strong> Straße 15 Werner Schulz<br />
56 Esper<strong>der</strong> Straße 17 Heinrich Narten<br />
57 Esper<strong>der</strong> Straße 19 Karl-Heinz Ohm<br />
58 a Esper<strong>der</strong> Straße 31 Herbert Tischner<br />
59 Hagenstraße 4 Simone und Ingo Petermann<br />
60 Esper<strong>der</strong> Straße 1 Manfred Berg<br />
61 Esper<strong>der</strong> Straße 3 Claus Kienitz<br />
62 Gönne Kirche<br />
63 Esper<strong>der</strong> Straße 27 Max Wölfle<br />
64 Esper<strong>der</strong> Straße 25 Lars Pfohl<br />
65 Esper<strong>der</strong> Straße 23 Angela Narten<br />
66 Esper<strong>der</strong> Straße 20 Hermann Ohm<br />
67 Esper<strong>der</strong> Straße 21 Martin Bartnik<br />
68 Kleine Straße 1 Heinrich Schmidt<br />
69 Esper<strong>der</strong> Straße 5 Peter Siever<br />
70 Kleine Straße 4 Siegfried Manske<br />
71 Kleine Straße 6 Georg Schild<br />
72 Gönne 1 Karl-Heinz Flentge<br />
73 Kleine Straße 10 Eckhard Garve<br />
74 Esper<strong>der</strong> Straße 7 Joachim Herzog<br />
75 Kleine Straße abgerissen vor 1960 (E. Garve)<br />
76 Esper<strong>der</strong> Straße 22 Gerrit Reinecke<br />
77 Kleine Straße 12 Egon Brockmann<br />
78 Kleine Straße 14 Dietrich Meyer<br />
79 Neuer Weg 13 Heinz Diekmann<br />
80 Neuer Weg 15 Ursula Ritterbusch<br />
81 Neuer Weg 9 Elke Wiese<br />
82 Neuer Weg 11 Wilhelm Meyer<br />
83 Hauptstraße 2 Andrè Willmer<br />
84 Kampstraße 19 Dieter Pude<br />
85 Neuer Weg 7 Klaus Möller<br />
86 Esper<strong>der</strong> Straße Teilabriss 1988 (Feuerwehrhaus)<br />
87 Gönne abgerissen vor 1970 (Friedhofshaus)<br />
88 Gartenweg abgerissen um 1960 (Trafohaus)<br />
89 Esper<strong>der</strong> Straße 9 Sigrid Rother<br />
90 Esper<strong>der</strong> Straße 35 Erika Möller<br />
- 119 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
91 Neuer Weg 4 Raiffeisen Landhandel<br />
92 Neuer Weg abgerissen um 1950 (Trafohaus)<br />
93 Esper<strong>der</strong> Straße 37 Karl-Heinz Heise<br />
94 Esper<strong>der</strong> Straße 33 Friedrich Keller<br />
95 Hauptstraße 14/14a Gerlinde Klatt<br />
96 Gartenweg 6 Jürgen Zeddies<br />
97 Gartenweg 4 Jürgen Zeddies<br />
98 Neuer Weg Landhandel<br />
99 Dasper Straße 3 Ralf Siever<br />
100 Gönne Gärtnerei<br />
101 Dasper Straße 5 Willmer / Loch<br />
45 * Gönne 16 Frank Diedrich<br />
58 b * Esper<strong>der</strong> Straße 92 Wilhelm Baxmann<br />
111 Neuer Weg 17 Heinz und Ruth Scharpenberg<br />
Anmerkung: Bei Abriss o<strong>der</strong> Unbewohnbarkeit eines Hauses wurde die Haus Nr. an ein an<strong>der</strong>es Haus vergeben. Weitere Haus Nr.<br />
Gegenüberstellungen sind nicht nötig, da die weiteren Hausnummern in alten Urkunden o<strong>der</strong> Schriften nicht vorkommen.<br />
13.10 Auflistung <strong>der</strong> Häuser im Baugebiet „Vor <strong>der</strong> Kühlbreite“<br />
Dasper Straße 1 <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong>, ehem. Lehrerwohnhaus<br />
Dasper Straße 1A <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong>, Dorfgemeinschaftshaus<br />
Dasper Straße 2 Lü<strong>der</strong>, Holger<br />
Dasper Straße 3 Siever, Ralf<br />
Dasper Straße 4 Müller, Hilmar u. Susanne<br />
Dasper Straße 5 Loch, Irmgard u. Siegmund<br />
Dasper Straße 6 Mairose, Helmut u. Angelika<br />
Dasper Straße 7 Wichmann, Bernhard u. Bärbel<br />
Dasper Straße 8 Weber, Matthias u. Tanja<br />
Dasper Straße 9 Meyer, Anni<br />
Dasper Straße 11 Hue, Wilhelm u. Ilse<br />
Flie<strong>der</strong>weg 1 Loges, Regina<br />
Flie<strong>der</strong>weg 2 Breitenfeld, Günther u. Wilma<br />
Flie<strong>der</strong>weg 3 Roth, Gertrud<br />
Flie<strong>der</strong>weg 4 Hilmer, Uwe<br />
Flie<strong>der</strong>weg 5 Breitenfeld, Heinz u. Kriemhilde<br />
Flie<strong>der</strong>weg 6 Vasel, Helmut u. Ilse<br />
Flie<strong>der</strong>weg 7 Kohlenberg, Horst u. Annegret<br />
Flie<strong>der</strong>weg 8 Maaß, Hannelore<br />
Flie<strong>der</strong>weg 10 Franz, Ludwig u. Edelgard<br />
Flie<strong>der</strong>weg 12 Ortmann, Erich u. Lina<br />
Flie<strong>der</strong>weg 14 Hielscher, Herbert u. Hedwig<br />
Flie<strong>der</strong>weg 16 Walter, Kerstin<br />
Tannenweg 1 Semper, Manfred u. Elfi<br />
Tannenweg 2 Dröge, Lieselotte<br />
Tannenweg 3 Breitenfeld, Stefanie<br />
Tannenweg 4 Hage, Olaf<br />
Tannenweg 6 Pude, Hans-Joachim u. Hildegard<br />
Birkenweg 1 Graf, Günther u. Margot<br />
Birkenweg 2 Kosak, Gerhard u. Gertrud<br />
Birkenweg 3 Krüger, Heinz u. Hildegard<br />
Birkenweg 4 Ahrens, Dieter u. Gisela<br />
Birkenweg 5 Köhls, Günter u. Karin<br />
Birkenweg 6 Brandt, Jens u. Gundula<br />
- 120 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Birkenweg 7 Meißner, Kurt u. Bärbel<br />
Birkenweg 8 Hollstein, Rüdiger u. Gisela<br />
Birkenweg 9 Behne, Ingrid<br />
Birkenweg 10 Wild, Werner u. Katharina<br />
Birkenweg 10A Drüner, Heinrich<br />
Birkenweg 11 Schrau<strong>der</strong>, Manfred u. Elfriede<br />
Birkenweg 12 Struckmeier, Ernst u. Pielenz, Ute<br />
Birkenweg 14 Strey, Käthe<br />
Lärchenblick 1 Köhls, Günter u. Karin<br />
Lärchenblick 3 Lutter, Erika<br />
Lärchenblick 4 Schmidt, Karl u. Edeltraud<br />
Lärchenblick 5 Köhls, Günter u. Karin<br />
Lärchenblick 6 Zimpel, Klaus u. Edith<br />
Lärchenblick 7 Arndt, Friedel u. Julia<br />
Lärchenblick 8 Kresse, Reinhard u. Sylvia<br />
Lärchenblick 9 Pude, Hans-Joachim u. Hildegard<br />
Lärchenblick 10 Ahrens, Dieter u. Gisela<br />
Lärchenblick 11 Fredebold, Wilfried u. Ilse<br />
Lärchenblick 12 Fiedler, Adolf u. Ursula<br />
Lärchenblick 13 Albrecht, Wilhelm u. Christa<br />
Lärchenblick 14 Fiedler, Andreas u. Nicole<br />
Lärchenblick 15 Volkmer, Erhard u. Ingrid<br />
Lärchenblick 17 Prelle, Reinhard u. Elisabeth<br />
Lärchenblick 19 Wille, Karl u. Elfriede<br />
Lärchenblick 21 Junker, Robert u. Margret<br />
Lärchenblick 23 Meyer, Reinhard u. Renate<br />
Kühlweg 3 Ebeling, Ingrid<br />
Kühlweg 5 Meyer, Wilhelm<br />
Kühlweg 7 Behrens, Wolfgang u. Ursula<br />
Kühlweg 8 Kliche, Manfred u. Dagmar<br />
Kühlweg 9 Tiller, Peter u. Dorothea<br />
Kühlweg 10 Wulf, Peter u. Marlis<br />
Kühlweg 11 Köhls, Günter u. Karin<br />
Kühlweg 12 Schulz, Norbert u. Edeltraud<br />
Kühlweg 14 Gründemann, Bernd u. Erika<br />
Kühlweg 16 Kühnel, Dietrich u. Sigried<br />
Kühlweg 18 Fischer, Gerhard u. Roswitha<br />
Willy-Penzel-Platz 1 Oswald, Erbengemeinschaft – Pyramide<br />
Willy-Penzel-Platz 2 Köhls, Günter u. Karin<br />
Willy-Penzel-Platz 3 Köhls, Günter u. Karin – Gesundheitszentrum<br />
Willy-Penzel-Platz 5 Sporle<strong>der</strong>, Schäfer, Krause – M.A.I.<br />
Appartement Haus<br />
Goldener Winkel 1 Natschke, Joachim u. Elke<br />
Goldener Winkel 3 Hochmann, Michael u. Anette<br />
Goldener Winkel 5 Knaub, Viktor u. Irina<br />
Goldener Winkel 7 Thomsen, Guido u. Katja<br />
Knapp 1 Meyer, Gerhard und Bärbel<br />
- 121 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
13.11 Häuserinschriften – Stand 1988<br />
(Friedel Peter)<br />
Hauptstraße Nr. 6 : Scharpenberg, Wohnhaus Ziegelstein<br />
Inschrift Steinplatte Giebelseite:<br />
Ludwig Wessel - Wilhelmine Wessel geb. Warnecke - geb. d. 12ten Mai 1863<br />
Hauptstraße Nr. 7: Lebensmittelladen aus Sandstein<br />
Inschrift in einer Steinplatte im Giebel:<br />
Wilhelm Pieper, Frie<strong>der</strong>. Pieper geb. Battmer, 1890<br />
Hauptstraße Nr. 9 : Klatt, Wohnhaus aus Ziegelstein<br />
Inschrift in einer Eisenplatte im Giebel:<br />
C. Sagebiel - Carolin Sagebiel - geb. Örke - 1875<br />
Hauptstraße Nr. 9 : Klatt, Scheune aus Fachwerk,<br />
Inschrift in <strong>der</strong> Giebelseite:<br />
Gott segne Korn, Stroh und Kraut<br />
Dazu dies Haus ist erbaut. Gerichtet den 3o May 1787<br />
Johann Heinrich Müller Ilse Marie Sagebiel - Anno 1787<br />
Hauptstraße Nr. 12 : Rother, Scheune aus Fachwerk,<br />
Inschrift in Giebel:<br />
Die Früchte aus<br />
dem Feld woll<br />
Gott <strong>der</strong> Herr uns<br />
segnen<br />
Mit Schutz für´s<br />
Feuers Noth<br />
Gesundheit uns<br />
bekronen<br />
AO-1798 - Johan<br />
Herman Sagebiel<br />
Engel Maria<br />
Louise Müllern<br />
Inschrift in <strong>der</strong><br />
Längsseite:<br />
Gerichtet D. 28<br />
Mai 1788<br />
- 122 -<br />
Vor dem Abriss 1997<br />
Hauptstraße Nr. 12 : Rother, Stall aus Ziegelstein<br />
Inschrift in einer Steinplatte in <strong>der</strong> Längsseite:<br />
Mit Gott erbaut im Jahre 1890 Rudolph Hun<strong>der</strong>tmark Marie Hun<strong>der</strong>tmark geb. Sagebiel
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Kampstraße Nr. 1 : Gastwirtschaft<br />
Wetterfahne:<br />
Die Jahreszahl 1901 in <strong>der</strong> Wetterfahne wurde<br />
bei <strong>der</strong> Renovierung 1984 in 1984 geän<strong>der</strong>t.<br />
Kampstraße Nr. 3 : Ehrhard, Wohnhaus Fachwerk,<br />
Wohnhaus: Inschrift in <strong>der</strong> Giebelseite:<br />
Anno 1747<br />
Wer Got<br />
vertraut hat<br />
wol gebaut<br />
in Himmel<br />
und auf<br />
Erden<br />
Jakob<br />
Schaper -<br />
Anne<br />
Cathrine<br />
Seelmeyer<br />
Kampstraße Nr. 3 : Ehrhard, Scheune aus Ziegelstein<br />
Inschrift in einer Steinplatte in Giebel:<br />
Heinrich Battmer – Karoline Battmer geb. Hille – 1891<br />
Kampstraße Nr. 3a : Ehrhard, Wohnhaus aus Fachwerk<br />
Inschrift in <strong>der</strong> Längsseite:<br />
J. H. Friedrich Schmidt und<br />
Wilhelmine gebohrene Brockmann -<br />
den ziten NOFR. Anno 1821<br />
- 123 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Kampstraße Nr. 5 : Meyer, Wohnhaus aus Fachwerk<br />
Inschrift in <strong>der</strong> Giebelseite:<br />
Gott bewahre dieses Haus und<br />
alle die da gehen ein und<br />
aus,kurz alles Glück was nur<br />
zu erdenken, Das wollen Gott<br />
in diesen neuen Hause uns<br />
schenken, den 6ten Juni Anno<br />
1807<br />
Auf Gott und nicht auf meinen<br />
Rath, will ich mein Glück<br />
bauen,<br />
und <strong>der</strong> <strong>der</strong> mich erschaffen<br />
hat, mit <strong>ganzen</strong> Selen trauen.<br />
Kampstraße Nr. 5 : Scheune Ziegelstein,<br />
Inschrift in einer Steinplatte im Giebel:<br />
Mit Gott erbaut - Friedrich Meyer - Lina Meyer geb. Wessei - 1909<br />
Kampstraße Nr. 7 : Wessel, Wohnhaus Ziegelstein,<br />
Inschrift Steinplatte in <strong>der</strong> Längsseite:<br />
F. Grave gerichtet 1903<br />
Kampstraße Nr. 7 : Wessel, Scheune aus Fachwerk,<br />
Inschrift in <strong>der</strong> Giebelseite<br />
Dir 0 Gott gib uns deinen Segen<br />
alle Wege wenn wierzu Felde<br />
und Hause gehen so las uns<br />
deinen Segen sehen<br />
Gerichtet den 5 April Anno 1793<br />
Heinrich Christian Meihr - Engel<br />
Marie Zovie Hölscher<br />
Kampstraße Nr. 2 : Sporle<strong>der</strong>, Wohnhaus Fachwerk<br />
Inschrift im Balken über Eingang:<br />
Luc. X. Friede sey in diesem Hause<br />
Johannes Langen - Anna Franke - Ao. MDCXVIII<br />
- 124 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Gönne Nr. 5 : Pfarre, Wohnhaus verputzt<br />
Inschrift Über dem Eingang:<br />
Eingang und Ausgang segne Gott<br />
(Zeichnung: Friedrich Lindemann)<br />
Gönne Nr. 8 : Lindemann, Wohnhaus aus Fachwerk:<br />
Inschrift in <strong>der</strong> Längsseite:<br />
Wer Gott vertraut hat wol gebaut im Himmel und auf Erdengerichtet den 4ten Juny Anno 1823<br />
Gönne Nr. l0 : Zieseniß, Scheune aus Ziegelstein<br />
Inschrift in einer Steinplatte im Giebel:<br />
Mit Gott erbaut v. Ch. Willmer u. W. Willmer geb. Meyer - ger. am 24 Mai 1866<br />
Gönne Nr. 16 : Reese, Wohnhaus aus Fachwerk<br />
Inschrift Über <strong>der</strong> Seitentür:<br />
Gott kehre bei uns ein, beschütz Feld und Haus,gieb Segen und Gedeihn, treib Unglück von uns<br />
aus.<br />
Inschrift über dem Eingang:<br />
gebauet von Wilhelm Möller gerichtet am 17ten Juli 1863<br />
Esper<strong>der</strong> Str. 4 : Diekmann, Stall verputzt<br />
Balken von Scheune, die dort stand, eingemauert:<br />
An Gottes Segen ist alles gelegen<br />
Johann Friedrich Falke - Engelmarie Zovie Henneken (Anno 1799 -1974)<br />
Esper<strong>der</strong> Str. 6 : Möller, Wohnhaus Fachwerk<br />
Inschrift in <strong>der</strong> Längsseite über dem Eingang:<br />
1889<br />
Esper<strong>der</strong> Str. 8 : Range, Scheune aus Fachwerk<br />
Inschrift in <strong>der</strong> Giebelseite Über dem Tor:<br />
Hans Heinrich Seilmeir - Lowise Henken - Anno 1782<br />
- 125 -
Esper<strong>der</strong> Str. l0 : Wessel, Wohnhaus verputzt<br />
Über Eingang<br />
Fachwerk<br />
Auslucht<br />
Inschrift:<br />
Bewahr dat<br />
Hus, Herr, wat<br />
wie but un dä,<br />
da heir gaht in<br />
un ut.<br />
Erbaut von<br />
Heinrich Wessel<br />
und dessen<br />
Ehefrau<br />
Johanne geb.<br />
Munzel 1912<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Esper<strong>der</strong> Str. l0 : Wessel, Scheune aus Fachwerk<br />
Inschrift in <strong>der</strong> Längsseite über dem Tor:<br />
Mit Gott erbaut, von Friedr. Wessel u. Marie Wessel geb. Sagebiel. Juli 1923<br />
(Der Balken mit <strong>der</strong> Jahreszahl 1753 wurde von abgerissenen Scheune wie<strong>der</strong> eingebaut.)<br />
Esper<strong>der</strong> Str. 11 : Klingenberg, Wohnhaus aus Fachwerk<br />
Inschrift in <strong>der</strong><br />
Giebelseite:<br />
Dem Ausgang<br />
und dem<br />
Eingang mein<br />
den laß Dir<br />
Gott befohlen<br />
sein.<br />
Der Segen<br />
des Herrn<br />
machet Reich<br />
ohne Mühe<br />
Esper<strong>der</strong> Str. 11 : Klingenberg, Scheune aus Fachwerk<br />
Inschrift in <strong>der</strong> Längsseite über dem Tor:<br />
Mit Gott erbaut Heinrich Hölcher geb. Klingenberg, gebaut den 11ten Mai 1867<br />
Esper<strong>der</strong> Str. 13 : Battmer, Wohnhaus aus Fachwerk<br />
Inschrift in <strong>der</strong> Giebelseite:<br />
Mit Gott erbaut den 7ten Juni 1861<br />
- 126 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Esper<strong>der</strong> Str. 14 : Gierke, Wohnhaus aus Ziegelstein:<br />
Über Eingang.<br />
Jahreszahl 1902 aus Eisen<br />
Esper<strong>der</strong> Str. 14 : Gierke, Scheune aus Fachwerk<br />
Inschrift über dem Tor in <strong>der</strong> Giebelseite:<br />
Mit Gott erbaut von Carl Lücke und Caroliene Lücke geb. Sagebiel<br />
gerichtet den 31ten Mai 1877<br />
Esper<strong>der</strong> Str. 15 : Franz, Scheune aus Fachwerk<br />
Inschrift im Giebel über dem Tor:<br />
Mit Gott erbaut von Christian Schra<strong>der</strong> und Caroline<br />
Schra<strong>der</strong> geborne Brinkmann gerichtet den 4ten Juni 1868<br />
Esper<strong>der</strong> Str. 17 : Hollstein, Wohnhaus aus Ziegelstein<br />
Inschrift Steinplatte im Giebel:<br />
Gebauet von C. Sagebiel 1886<br />
Esper<strong>der</strong> Str. 17 : Hollstein, Scheune aus Fachwerk<br />
Inschrift in <strong>der</strong> Giebelseite:<br />
Mit Gott erbaut von Carl Sagebiel und Johanne geb. Cors<br />
den 3ten Juni 1852<br />
Esper<strong>der</strong> Str. 19 : Ohm, Scheune aus Fachwerk<br />
Inschrift in <strong>der</strong> Giebelseite über dem Tor:<br />
Wer Gott vertraut hat wol gebaut, im Himmel und auf Erden.<br />
gerichtet den 2ten Mai 1898 - Johann Friedrich Müller - Hanne Caroline Ricke<br />
Esper<strong>der</strong> Str. 23 : Waßmann, Wohnhaus unten Ziegelstein, oben Fachwerk<br />
Längsseite:<br />
An Gottes Segen ist alles gelegen Ludewig Wasmann,<br />
Luise Renzihausen - Anno 1834<br />
Twetje Nr. 1 : Wiemann, Wohnhaus mit Scheune aus Fachwerk<br />
Inschrift über<br />
Scheunentor:<br />
Erbaut von<br />
Friedrich Sagebil<br />
und Wilhelmine<br />
Sagebiln<br />
gerichtet den Ilten<br />
July 1845<br />
Das alte Pfarrhaus aus <strong>der</strong> Gönne (Nr. 37) wurde in <strong>der</strong> Twetje 1 (Nr. 49) wie<strong>der</strong> aufgebaut<br />
Twetje Nr. 2 : Kurlbaum, Wohnhaus, Stall & Scheune Fachwerk<br />
Inschrift Türen Innenhof Stallgebäude:<br />
Dieses Gebäude hat erbaut Johann Friedrich Ivdewic Becker, und Johanna Loise Beckern<br />
gebohrene Korsen Gerichtet Anno 1817 den 26 ten Juli vS.'<br />
- 127 -
14 Kirche<br />
(Hermann Wiemann)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Am Ende des 30ig-jährigen Krieges waren alle Kirchenbücher vernichtet. Die Pastoren Pagendarm<br />
(1713-1749) und Müller (1749-1781) haben genaue Beschreibungen <strong>der</strong> Gebäude, <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>eien<br />
und aller Sachgegenstände angefertigt. Die folgenden Ausführungen entstammen den <strong>Heyen</strong>er<br />
Kirchenbüchern.<br />
<strong>Heyen</strong>, dessen Filiale Frenke ist, hatte um 1150 bereits eine Kirche, <strong>der</strong>en Collatur damals dem<br />
Kloster Corvey zustand, wobei gesagt wird, dass <strong>Heyen</strong> in Myndensi diocesi (Wiegand, Archiv III.<br />
3. S. 8) liege. Bodo, edler Herr von Homburg, schenkte 1309 dem Kloster Kemnade duas casas<br />
solventes Sedecim solidos annuatim et unum mansum in <strong>Heyen</strong> (Zeitschrift für Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
1853. - S. 147).<br />
Die (nach Pastor Guthe - Dielmissens Bericht von 1774 in Hassels Kollektaneen) <strong>der</strong> hl. Ursula<br />
geweihte, nach Osten gerichtete Kirche, aus schlecht geschichtetem, ganz verputztem Bruchstein<br />
mit Balkendecke und Plattendach, besitzt ihr jetziges Ansehen wohl seit einer Wie<strong>der</strong>herstellung<br />
von 1825, hat aber auch noch mancherlei Mittelalterliches bewahrt. Die Grundform und <strong>der</strong> Bericht<br />
des Corpus Bonorum von 1751 (Pastor Martin Müller) deuten auf einen romanischen Kern <strong>der</strong><br />
Anlage mit ungefähr quadratischem Turm, etwas breiterem, wohl immer flach gedecktem Schiff, an<br />
- 128 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
dem Spuren kleiner, rundbogiger Fenster bei einer Wie<strong>der</strong>herstellung 1875 zum Vorschein kamen,<br />
und eingerücktem, rechteckigem Altarhause, das mit einem "unförmlichen", 1767 abgerissenen<br />
Bogen sich einst gegen das Schiff öffnete. Der Turm hat im Untergeschoß ohne Verbindung mit<br />
dem Schiffe ein von W nach O gerichtetes spitzbogiges Gewölbe mit flachbogigen Eingängen im<br />
W (jetzt zugesetzt), das über dem Erdgeschoß durch eine massive Freitreppe mit Fachwerkaufsatz<br />
zugänglich ist; unter <strong>der</strong> jetzigen Glockenstube sind ehemalige, breite rundbogige Öffnungen zu<br />
erkennen, eine vor dem Kirchendache und gegenüber, je zwei an <strong>der</strong> Nord- und Südseite.<br />
Die jetzige Glockenstube unter vierseitigem Zeltdache hat noch je<br />
zwei ähnliche Schallöffnungen an <strong>der</strong> Nord- und Südseite, davon<br />
die beiden westlichen, jede mit Teilungssäule, <strong>der</strong>en Hammer<br />
unmittelbar unter dem Bogen ohne Doppelarkade ruht. Die stark<br />
verwitterten Säulen haben nach oben verjüngten Schaft,<br />
Würfelkapitäl mit Halsring, ein ähnliches, größeres und<br />
umgekehrtes als Base. - Die Mauern von Schiff und Chor haben<br />
einen jüngeren, etwa vier Fuß hohen, innen zurückgesetzten<br />
Aufsatz aus Backstein, dazu einige äußere Mauerverstärkungen<br />
und vor den beiden Ostecken unsymmetrische Strebepfeiler. Die<br />
Tür ist an <strong>der</strong> Südseite des Schiffes. Die Fenster, eines in je<strong>der</strong><br />
Wand des Altarhauses und je zwei in den Längswänden des<br />
Schiffes, sehr hoch und breit, sind rechteckig, darüber am Schiffe<br />
halbkreisförmige für die Priechen. Ein noch 1881 an <strong>der</strong> Westseite<br />
des Turmes vorhandener Kopf ist, vielleicht nur unter dem Putze,<br />
verschwunden. Der Ostgiebel besteht aus Fachwerk. Im Inneren<br />
Empore vor den Längswänden des Schiffes und im Westen.<br />
Altarkanzel, <strong>der</strong> Tisch massiv, darüber fünfseitige Kanzel zwischen<br />
zwei korinthischen Pilastern, vor dem Tische bei<strong>der</strong>seits Brüstung<br />
mit Pfeiler, <strong>der</strong> links einen nicht gebrauchten Behälter in Urnenform für ein Taufbecken trägt,<br />
rechts ebenso als Opferstock. (Bis 1749 stand auf dem viereckigen Altarstein ein "hölzernes<br />
Postament mit den vier Evangelistenbil<strong>der</strong>n nebst zwei Säulen von zwei Fuß zwei Zoll Höhe und<br />
zwei Blindflügeln." Dann wurde in diesen Aufsatz eine Kanzel eingefügt. An einem beson<strong>der</strong>en<br />
Armenkasten stand: Wer den armen Hat gutes gethan, <strong>der</strong> wird seinen lohn empfahen. Ano 1718).<br />
Ein Taufstein wurde 1766 entfernt (vermutlich als die jetzige Altarkanzel aufgestellt wurde) und<br />
diente auf dem Hofe Nr. 7 (Wessel) als Pferdetränke (1957 kehrte er in die Kirche zurück). An<br />
seinen sieben Seiten Engelsköpfe, Gehänge und Namen. Der Fuß ebenda unter dem<br />
Gossensteine. Der Taufstein war nach dem Corpus Bonorum drei Fuß sechs Zoll hoch und trug<br />
den Spruch Act. 2: Lasse sich ein jeglicher tauffen auf den Nahmen Jesu Christi zur Vergebung<br />
<strong>der</strong> Sünden, dazu die Namen <strong>der</strong> Schenker Hinrich Wasman, Ana SporIe<strong>der</strong>. 1660. Der vom<br />
Großköter Hinrich Rosenthal geschenkte Deckel hing an einem Wendehaken.<br />
Silberner Kelch, 19,8 cm hoch, mit sechsteiligem Fuß, an ihm Umschrift in Antiqua: Der Kirchen zu<br />
<strong>Heyen</strong> anno 1663 Wicht 22 Lott. Stempel: Hildesheimer Beschau (wachsen<strong>der</strong> Adler über<br />
gevierteiltem Schild mit 49), Meistermonogramm C K. - Glaskelch erst 1841 angeschafft. Ovale<br />
zinnerne Oblatenbüchse mit vier Füßen. Zwei Tischleuchter aus Gelbguß, 29 cm hoch. Umschrift<br />
am Fuße in Antiqua: Anna Francke, I. L. S. Witwe, hat noch diese Leuchter zur Ehr Gottes in die<br />
Kirchen Zu <strong>Heyen</strong> geben. Ano 1638.<br />
Zwei zinnerne Henkelvasen, 27,5 cm hoch, Rumpf leicht eingeschnürt, Henkel mit Hermenfigur,<br />
am Rumpfe graviert bei i. Geor(g) Carl Floto über Barockschild mit Helm und als Zier zwei Flügel,<br />
im Schilde: G. C. F. 1753; bei 2. Judit Sabien Flothon mit gekröntem Schilde, das J. S. F. 1753<br />
umgibt.<br />
Eine Marienfigur aus Holz, auf dem Halbmond, das Kind auf dem Arme, "in einem mit valvis<br />
versehenen offenen Gehäuse" (Corpus Bonorum) kam bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung 1825 auf den<br />
Boden, und wurde bei <strong>der</strong> folgenden 1875 von den Maurern als Trog verbraucht. Nach mündlichen<br />
- 129 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Überlieferungen soll sich diese jetzt in <strong>der</strong> Kirche zu Bremke befinden.<br />
Glocken. I. 99 cm breit, ohne Krone 74 cm hoch. Am Halse<br />
aufrecht stehende Akanthusblattreihe, darunter ein Band mit<br />
Ranken und Eicheln. Noch tiefer an <strong>der</strong> Flanke einerseits<br />
unter einem Kopfe in Antiqua: Da Prediger war Herr Johann<br />
Martin Müller / hat auf eigene Kosten die Heyische Gemeine<br />
/ diese Glocke giesen lassen in Braunschweig / von Johann<br />
Peter Greten 1754, an<strong>der</strong>erseits unter Kopf und zwei<br />
Rosetten und über einem Kruzifix, unter dem eine Figur<br />
kniet:<br />
Mein Klang rufet: komt an diesen Ort,<br />
Komt, komt und höret Gottes Wort.<br />
Umgegossen aus einer 1726 von Joh. Dietrich Lampe in<br />
Hildesheim für 293 Rthlr. verfertigten, daran <strong>der</strong> Spruch:<br />
Temporibus guoniam placet inservire futuris,<br />
Campana haec nostro serviet usque bono.<br />
Hinc ad tinitum molis concurrite sacrum,<br />
Ut capiant mentes dogmata sancta Dei.<br />
II. 92 cm breit, ohne Krone 73 cm hoch. Am Halse breites Rankenornament mit <strong>der</strong> mehrfach<br />
wie<strong>der</strong>holten Traube von Kanaan, die zwei Männer an einer Stange über <strong>der</strong> Schulter tragen. An<br />
<strong>der</strong> Flanke einerseits: Diese Glocke hat die Gemeine <strong>Heyen</strong> auf eigene Kosten gießen lassen,<br />
an<strong>der</strong>erseits über einem Kruzifix:<br />
Mein Klang ruft hier auch eben so,<br />
Komt, höret, singet und seyd froh.<br />
An ihrer Stelle 1751 eine kleinere 1 ¼ Ellen breite Glocke vom Meister Christoph Kleiman,<br />
Glockengießer von Lemgo, und mit dem Spruche: Komet her, lasset uns dem Herrn frolocken, und<br />
jauchzen dem Hort unsers Heils.<br />
14.1 Bauliche Verän<strong>der</strong>ungen<br />
In den Kriegs- und Nachkriegsjahren sind an <strong>der</strong> Kirche<br />
nur die nötigsten Unterhaltungsarbeiten durchgeführt<br />
worden.<br />
Im Jahr 1965 wurden in einem ersten Bauabschnitt die<br />
Turmkrönung aufgearbeitet und die Dachflächen des<br />
Turmes mit Sandsteinplatten neu gedeckt. Der gesamte<br />
Außenputz musste erneuert und mit einem Anstrich<br />
versehen werden.<br />
1966 erhielt das Kirchenschiff ein neues Dach aus<br />
Hohlziegeln, eine Blitzschutzanlage (einschl. Turm), neue<br />
Dachrinnen mit Fallrohren und eine Regenwasserleitung.<br />
Auch <strong>der</strong> Außenputz wurde erneuert und gestrichen.<br />
Bei <strong>der</strong> Gesamtinnenrenovierung im Jahr 1967 wurden die<br />
Wände neu geputzt, Decke und Wände neu gestrichen,<br />
Fußboden, Altar, alle Fenster erneuert und zusätzlich ein glasgemaltes Chorfenster eingesetzt. Die<br />
Kanzel und Holzaufbauten waren durch starken Holzwurmbefall baufällig geworden.<br />
- 130 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Der Kirchenvorstand mit Pastor Reichert entschloß sich zu einer<br />
völligen Neugestaltung des Innenraumes. Der Pastor wollte<br />
nicht mehr von "oben herab" predigen. Die neue Kanzel wurde<br />
an <strong>der</strong> Nordwand vor den Bänken angebaut.<br />
Bei dem Abbau <strong>der</strong> Seitenemporen (Priechen) entdeckten<br />
Handwerker auf den Holzkassetten <strong>der</strong> Seitenverkleidungen mit<br />
Erdfarben gemalene Bil<strong>der</strong> und Ornamente, die durch mehrere<br />
Farbschichten verdeckt waren. Nach <strong>der</strong> Restaurierung wurden<br />
die Kassetten mit Holzrahmen versehen und dann an <strong>der</strong><br />
Kanzel, am Lesepult und vor <strong>der</strong> erweiterten Orgelempore<br />
angebracht.<br />
Die schlichte, hell und freundlich wirkende Kirche erhielt noch im<br />
gleichen Jahr durch Spenden einen Kronleuchter aus Messing.<br />
Beim Abbruch des alten Altars<br />
kam die verdeckte, mit einem<br />
schlichten romanischen Kreuz<br />
gezierte Altarmensa aus dem<br />
12/13. Jahrhun<strong>der</strong>t zum<br />
Vorschein. Der Stein hängt nun<br />
an <strong>der</strong> Südwand neben dem<br />
neuen Altar aus geschliffenen<br />
Sandsteinblöcken. Daneben steht <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> gleichen Zeit stammende Taufstein.<br />
Feuchtigkeitsschäden machten 1995 neue Sanierungsarbeiten erfor<strong>der</strong>lich. Eine neue Gasheizung<br />
ersetzte die alten Ölöfen.<br />
Altarmensa aus dem 12ten Jahrhun<strong>der</strong>t – Taufstein aus gleicher Zeit<br />
- 131 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
14.2 Volumen primum<br />
(Hermann Wiemann – Auszüge aus Hauptbuch <strong>der</strong> Kirche zu <strong>Heyen</strong>)<br />
.......In welchem Jahr und auf wessen Vergünstigung und von wem hiesige Kirche erbaut worden,<br />
kann man wegen Ermanglung <strong>der</strong><br />
Urkunden nicht melden. So muss<br />
man denn auch mit Stillschweigen<br />
übergehen das Jahr und den Tag<br />
<strong>der</strong> Einweihung bei<strong>der</strong>, des<br />
Kirchhofs und <strong>der</strong> Kirche. Nach<br />
bloßer Mutmaßung mag sie <strong>der</strong> hl.<br />
Marien gewidmet sein, weil man<br />
noch bis in diese Stunde in <strong>der</strong><br />
Ecke von <strong>der</strong> Südwand auf dem<br />
Chor ein groß Marienbild mit dem<br />
Jesuskind und zwar in einem<br />
offenen Gehäuse 6 Fuß hoch und<br />
3 Fuß breit bewahret. Vor 30<br />
Jahren und darüber hat man hier<br />
alljährlich den 4. Sonntag nach<br />
Michaeli eine sog. Kirchmeß<br />
gehalten, daran man verschiedene<br />
Kleinigkeiten auf dem Thie<br />
St. Ursular Kirche <strong>Heyen</strong> - Nordansicht<br />
feilgeboten, wobei das junge Volk<br />
fröhlicher Dinge gewesen.<br />
Das Dorf heißet <strong>Heyen</strong> und begreift in sich 53 Wohnhäuser, so große als kleine. Anno 1569<br />
gefolglich zu den Zeiten <strong>der</strong> Kirchenreformation in diesem Lande soll es gewesen sein unter <strong>der</strong><br />
Herrschaft Homburg, mithin hat <strong>der</strong>o Zeit <strong>der</strong> Super-intendens zu Halle Jacobus Jovius, welcher<br />
unter dem von Herzog Julio zu Braunschweig -Lüneburg verordneten General- Superintendenten<br />
M. Nicolas Ezbenio gestanden, die Inspektion darüber gehabt,<br />
Die Kirche samt Kirchhofe hat man auf <strong>der</strong> Höhe des Dorfes angelegt. Der Kirchhof ist 132 Fuß<br />
lang und 128 Fuß breit. Derselbe hat eine große und kleine Pforte mit Türen.<br />
Patronus sind des Herrn Abt zu Corveys Hochfürstliche Gnaden. Mit Zehenden, Meyerhöfen,<br />
Gärten, Teichen und Holzungen ist hiesige Kirche gar nicht versehen, wohl aber mit Kirchen-<br />
Meyer-Län<strong>der</strong>eien, Eigenland, Wiesen, Hof und Geldzinsen.<br />
(Namen, die im Zusammenhang mit den aufgeführten Wiesen und Län<strong>der</strong>eien genannt werden:<br />
Sagebiel ,Weßel, Waßmann, Lange, San<strong>der</strong> ,Willmar ,Steinbrink, Möller, Meyer, Ricken, Flentge,<br />
Schaper, Becker, Lange, Schmidt, Lockstehl) Im Corp bon. v.1751 werden auf Seite 66 genannt:<br />
Die Vollmeyer Sagebiel, Henneke u. Ricke, <strong>der</strong> Halbmeyer Sagebiel, die Großköters Sagebiel,<br />
Möller, Meyer, Wessel, Hölscher, Siever, Henneke, Klenke, Ellermann, Meyer, Krauß, Hölscher,<br />
Arneke u, Sagebiel. Der Kleinköter Flentge, <strong>der</strong> Kirchhöfer Becker.<br />
14.3 Län<strong>der</strong>eien<br />
Was die jura und Gerechtigkeiten <strong>der</strong> Kirchen anlanget, so findet sich eben nichts Son<strong>der</strong>bares,<br />
ohne das die Kirchen-Wiesen von allen oneribus publicisfrei seien<br />
dass zwei Morgen Kirchen-Meyerland auf <strong>der</strong> Steinbreiten, so bei Hinrich Meyer Kohthof gehören,<br />
nur vom Zehenden eximiret seien.<br />
Übrigens haben alle Kirchenlän<strong>der</strong>eien keine son<strong>der</strong>bare jura und Freiheiten – …man kann keine<br />
documenta an Licht stellen, viel weniger von <strong>der</strong>o Verschreibung, welche zweifelsohne ergangen,<br />
etwas Gewisses melden, weil bis dato die Briefe und Urkunden, so davon handeln, niemanden zu<br />
- 132 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Gesichte o<strong>der</strong> Händen kommen sind. Zum Teil sind diese Kirchenlän<strong>der</strong>eien noch bei den Höfen,<br />
wo bei sie vor 200 Jahren und darüber gewesen. (Die Lage <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>eien wird aufgeführt.)<br />
Einnahmen dieser Kirche von dem Kirchen-Meyer-Lande: Weil diese Einnahme nicht jährlich<br />
einerlei, son<strong>der</strong>n erst alle 3 Jahre gleich ist, so muss sie von 3 Jahren zusammengezogen werden.<br />
Diese dreijährige ungleiche Einnahme in drei gleiche Teile gebracht, und ein Jahr dem an<strong>der</strong>en<br />
zugute gerechnet wird…<br />
Was den Pfarrer zu <strong>Heyen</strong> an sich anlanget, so hat <strong>der</strong>selbige außer einem Baumgarten und<br />
kleinen Kohlgarten kein Pfarrland, keine Wiesen, Kempe noch sonst bares Geld. Es gehört aber<br />
dabei ein Meyerhof, etwa von 90 1/2 Morgen Landes, etliche Wiesen und etliche vom Lande<br />
gemachte Gärten. Dieser Meyerhof ist mit seiner Län<strong>der</strong>ei vor langen Jahren von einem Meyer,<br />
wie an<strong>der</strong>e Meyerhöfe bewohnt gewesen. Und hat <strong>der</strong> Meyer dem Pastori loci von allem diesem<br />
Lande alljährlich den dritten müssen in seine Scheune fahren. …sind die Gebäude nach und<br />
nach heruntergekommen, <strong>der</strong> Meyer gestorben und weil niemand wegen <strong>der</strong> darauf haftenden<br />
schweren Onerum sich wie<strong>der</strong> daran geben wollen, ist endlich <strong>der</strong> Hof ganz wüste worden, so<br />
dass jetzo auf demselbigen von dem alten Gebäude nichts mehr stehet. Ein kleines Häusgen hat<br />
Jacob Schlüter darauf gebauet … so ist dem Pastori frei gestellet, den Hof entwe<strong>der</strong> selbst<br />
anzunehmen und <strong>der</strong> gnädigsten Herrschaft die onera davon abzustatten, o<strong>der</strong> aber denselbigen<br />
an gewisse Leute in <strong>der</strong> Gemein(d)e zu verpachten, seinen dritten davon zu heben, und jenen die<br />
onera davon abtragen zu lassen. Auch kommt von <strong>der</strong> onerensen Pfarr.-Meyerhofslän<strong>der</strong>ei noch<br />
ein Zehen<strong>der</strong>, welcher nach Ohr an den Herrn v. Hake muss eingeliefert werden, darzu Pastor den<br />
dritten geben muss. (Das Hauptbuch enthält eine Aufstellung <strong>der</strong> Kirchenlän<strong>der</strong>eien u. <strong>der</strong><br />
Pächter).<br />
Von einem Stück Landes im Meßkampen gibt <strong>der</strong> Brock-Müller vor Esperde <strong>der</strong> hiesigen Pfarre<br />
das eine Jahr, wenn es mit Roggen besät ist, 3 Himbten Roggen, das an<strong>der</strong>e Jahr, wenn es mit<br />
Sommerkorn bestellet ist, 3 Himbten Hafer, das dritte Jahr aber, wenn es brache liegt, nichts.<br />
Diese zweijährige Einnahme, die ungleich ist, muss, weil das dritte Jahr nichts einkommt, in drei<br />
gleiche Teile geteilet werden, auf das man jährlich davon etwas gewisses anschlagen kann.<br />
Recapitulativ aller Kircheneinnahmen (Seite 24 Corp.bon. v. 1725)<br />
Von dem Kirchen-Meyer -Lande, dessen Einnahmen nicht jährlich einerlei, son<strong>der</strong>n wegen <strong>der</strong><br />
Ungleichheit von 3 Jahren zusammenzuziehen ist, kommt alle Jahre ein: 16 Thl. (Thaler), 32 gl.<br />
Diese dreijährige Einnahme in drei gleiche Teile gebracht täte also<br />
Holzungen:<br />
Pachtzins: jährlich 5 Thl. 22 gl. 5 1/3 ch<br />
von verpachteten Lande 2 Thl. 18 gl.<br />
von Wiesenzins 11 Thl. 9 gl. 6 ch<br />
von Hofzins 15 gl. 4 ch<br />
von Kapitalien 17 Thl. 4 gl.<br />
alle Einnahmen zusammen 36 Thl. 33 gl. 7 1/3 ch<br />
Liegende Gründe von Holzungen sind nicht bei <strong>der</strong> Pfarre, son<strong>der</strong>n es empfängt Pastor jährlich<br />
Deputat Malter Holz aus dem Vogler Walde, zwei Meilen von <strong>Heyen</strong>, nämlich 26 Malter, welche<br />
nach dem jetzigen vergrößerten Maaß 5 Fuß lang, 4 Fuß breit und hoch sein müssen. Nach <strong>der</strong><br />
kleineren Zahl hat Pastor sonst 44 Malter bekommen. Diese 26 Malter müssen, nach<br />
hergebrachter Weise, alle und jede hausgesessenen Einwohner, die mit Ackergeschirr versehen,<br />
jährlich dem Pastori auf den Pfarrhof fahren. Anschlage Lohn und Voranweisung giebet Pastor 3<br />
Thl und 3 gl. Dieses Geld ist gesteigert worden im Jahre 1765 auf 5 Thl und 2 gl, 1769 ist es<br />
nochmal gesteigert worden auf 6 Thl und 18 gl.<br />
Ungewisse Einnahmen<br />
- Tauf-, Begräbnis-, Beicht-, Confirmations- und Einsegnungsgebühren.<br />
- 133 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
- Kirchenbußgebühren: einen Thaler wenn ein Hurer o<strong>der</strong> Hure soll Kirchenbuße tun.<br />
- Testimonial-Gebühren. wenn <strong>der</strong> Bräutigam o<strong>der</strong> Braut in eine an<strong>der</strong>e Gemein(d)e sich<br />
verheiratet.<br />
- Für ungewisse Einnahmen werden 40 Taler, für alle Einnahmen zusammen im Jahr 214<br />
Taler veranlagt.<br />
- Die Stühle werden beweinkaufet, von den Glocken kommt nichts.<br />
Gleich wie Pastor von den 9o Morgen des Pfarrmeyerhofes den dritten Haufen von <strong>der</strong> in dem<br />
Winter- und Sommerfelde gewachsenen Fucht empfänget, also erhält auch die Witwe den dritten<br />
Haufen aus gedachten Fel<strong>der</strong>n von den zum Witwentum gelegten 9 Morgen, nämlich von 3<br />
Morgen aus dem Winterfelde, von 3 Morgen aus dem Sommerfelde, die übrigen 3 Morgen liegen<br />
brach, daraus sie gleich wie <strong>der</strong> Pastor nichts zu heben hat (Seite 54).<br />
Geldeinnahme ist nicht vorhanden, als das Pfarrwitwengeld. Die Witwe hat 3 Kühe frei auf <strong>der</strong><br />
gemeinen Weide, jede zu 18 Mgl gerechnet = 1 Thaler 18 gl. Mastfreiheit hat die Witwe nicht.<br />
Ferner hat die Witwe frei 9 Tonnen Bier. von accife und Steuer 4 Thl,18gl.<br />
Ordinäre Ausgaben<br />
Der Superintendent 1 Thl, <strong>der</strong> Amtmann 1 Thl, Pastori loci präsent. Geld 1 Thl, zur Formirung <strong>der</strong><br />
Kirchenrechnung 1 Thl, zur fünfmaligen Abschreibung <strong>der</strong>selben 25 gl, dem Schulmeister die<br />
Gebühr 2 Thl, 4 gl, dem Kirchenvorsteher 1 Thl, für die Lichter zu machen 12 gl, das<br />
Pfarrwitwengeld 18 gl. Zusammen: 8 Thl, 23 gl.<br />
14.4 Meyerbrief Corp. bon. 1751<br />
Infolge dessen, was unter dem 27 März 1749 noch ist verordnet worden, wird nachgesetztes<br />
beigefügt: Bei <strong>der</strong> Heyischen Pfarre ist nur ein Pfarr-Meyergut von 2 Hufe Landes, welches die<br />
Qualität <strong>der</strong> Pacht nicht hat, und hat solches Joh. Hermann Ricken hier in <strong>Heyen</strong> in Besitz, <strong>der</strong><br />
alljährlich davon seine Prastanda an die Pfarre liefert.<br />
Vide pag. 44 num. 5. Der letzte Meyerbrief des obgedachten Pfarr-Meyergutes ist ausgefertigt von<br />
dem sel. H. Pagendarm d. 12 Oktober 1746, welcher also lautet :<br />
Ich, M. Hermann Heinrich Pagendarm, jetziger Pastor in <strong>Heyen</strong> und Gutsherr des Pfarr-<br />
Meyer-Hofes daselbst, verkünde und bekenne hiermit, dass, nachdem <strong>der</strong> Halbspänner in<br />
<strong>Heyen</strong> Joh. Hermann Ricken, Pfarrmeyer daselbst, <strong>der</strong> bis dahin seinem Pfarr-Meyerhofe<br />
wohl vorgestanden, und solches auch ins Künftige tun wird, mich ersuchet, ihm einen<br />
Meyerbrief zu erteilen, ich keine Bedenken getragen, ihn als einen Pfarrmeyer anzunehmen,<br />
und ihn in den Besitz <strong>der</strong> sämtlichen Pfarr-Meyer-Güter und allen was dazu gehört, zu<br />
lassen und zu bestätigen. Ich setze ihn demnach Kraft dieses in den gänzlichen Besitz des<br />
Meyerhofes, und was dahin als ein Zubehör kann gerechnet werden, dass er denselben, wie<br />
bisher getan, gebrauchen und nutzen soll, und versichere ihm, in diesem Besits zu<br />
schützen. Dagegen verspricht er, wie solches auch in dem unter uns Aipulirten auch von<br />
hochfürstl. Justiz-Kanzlei confimirten Vergleich vom 5ten Sept. 1746 bestimmt ist, nicht<br />
allein von seinem Pfarr-Meyerhofe mir als seinem Gutsherrn zur rechten Zeit, wie bisher<br />
gewöhnlich gewesen, auf hiesige Pfarre jährlich zu liefern, vermöge des Kontrakts bei<br />
guten Jahren 4 Malter Roggen, 5 Malter Hafer, 2 Malter Gerste, 2 Malter Weizen, desgleichen<br />
6 Hühner, 6 Stiege Eier, und 2 Mgl Hofzins, son<strong>der</strong>n auch diesen Meyerbrief mit 1 Thaler<br />
und 18 Mgl zu lösen und selbigen alle 9 Jahre mit 1 Taler zu 36 Mgl zu erneuern. Und wie ich<br />
glaube, dass er je<strong>der</strong>zeit den obgedachten Vergleich erfüllen, und sich als Pfarr-Meyer<br />
gebührend bezeigen werde, so versichere ich ihm auch, dass er mich dem Vergleich alle<br />
Wege gemäß gegen ihn bezeigen werde, und erteile ihm daher diesen Pfarr-Meyer-Brief und<br />
angebohrenen Patschaft besiegelt.<br />
- 134 -<br />
<strong>Heyen</strong>, im Amte Wickensen d. 18. Oktober 1746<br />
Hermann Heinrich Pagendarm, Pastor in <strong>Heyen</strong>.
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Dieser Meyer-Brief ist zum an<strong>der</strong>n mal von mir als jetzigen Pastore J.M. Müller erneuert worden<br />
den 18. Oktober 1764<br />
Erläuterung:<br />
(1 Braunschweiger Thaler =288 Pf.=24 gute Gr.=36 Mariengroschen nach Währungstabellen von<br />
178o/9o. Helmut Jäger, Methodisches Handbuch f. Heimatforschung in Nie<strong>der</strong>sachsen, Lax 1965)<br />
Johann Hermann Rieken (1697-1761) bewirtschaftete den Hof Nr. 8 im Winkel (Hagenstraße).<br />
Letzter Bewirtschafter des Hofes war Heinrich Friedrich Wilhelm Sporle<strong>der</strong> (geb. 1896), genannt<br />
„Winkelbauer“.<br />
14.5 Aus <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> des Pfarramtes ab 1907<br />
(vom Kirchenrat Adolf Runge)<br />
16.01.1907 Gemein<strong>der</strong>atswahl<br />
25.01.1907 Reichstagswahl, bei welcher 89<br />
Stimmen auf von Damm<br />
(wirtschaftliche Vereinigung), 9 auf<br />
Kerk (Fortschritt), 1 auf Salwer<br />
(Sozialdemokrat) fallen.<br />
02.02.1907 Reichsstichwahl, bei welcher von<br />
Damm 103, Salwer 3 Stimmen<br />
erhalten.<br />
02.03.1908 Vollmeier-Altenteiler Heinrich Sagebil<br />
Nr. 30, 73 Jahre alt, seit Dez. 1879<br />
durch Erneuerung seitens des<br />
Königlichen Konsistoriums zu Münster<br />
als Patron <strong>der</strong> Kirche zu <strong>Heyen</strong><br />
Mitglied des Kirchenvorstandes (KV),<br />
stellvertreten<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong> im KV,<br />
auch Deputierter desselben zum<br />
Schulvorstand.<br />
28.04.1908 9.00 Uhr Schultermin mit<br />
Konsistorialpräsident Sievers und<br />
Baurat Pfeifer. Darüber ergangene<br />
Nie<strong>der</strong>schrift: Wolfenbüttel, den<br />
- 135 -<br />
Adolf Runge war von 1882 bis 1930 Pastor für <strong>Heyen</strong><br />
und Frenke. Er wurde 1920 Spezial-Super-Intendent von<br />
Halle und 1922 zum Kirchenrat ernannt.<br />
29.04.1908: „Gestern hatten sich die o.g. nach <strong>Heyen</strong> begeben, um das dortige<br />
Schulhaus einer Besichtigung zu unterziehen. Das Schulgebäude besteht aus<br />
einem älteren Wohnhause aus Fachwerk mit seinem Anbau an <strong>der</strong> Nordseite,<br />
ebenfalls aus Fachwerk, in dem sich die Schulklasse befindet. Unmittelbar an den<br />
Klassenanbau sind an <strong>der</strong> nördlichen Giebelseite die Aborte für Lehrer und<br />
Schulkin<strong>der</strong> mit einer Grube angebaut. Die Klasse hat zweiseitige Beleuchtung und<br />
reicht für die vorhandene Schülerzahl nicht aus. Schulvorstand und Gemein<strong>der</strong>at<br />
beabsichtigen daher, den Abortanbau zu beseitigen und nach dieser Richtung den<br />
Klassenraum zu erweitern. Da <strong>der</strong> Grund und Boden aber durch die Abortgrube<br />
voraussichtlich stark verseucht sein wird, so muss die Durchführung dieses Projekts<br />
davon abhängig gemacht werden, dass seitens des zuständigen Physikers die<br />
geplante Erweiterung als zulässig erklärt wird...“<br />
10.09.1908 Verhandlung mit Sanitätsrat Dr. S. aus Eschershausen wegen Schulbaues.<br />
<strong>Gemeinde</strong>vorsteher gegenwärtig. Für den Bau Bedingung, dass an <strong>der</strong> Nordseite<br />
des alten Schulzimmers 2 m nach außen, 2 nach innen sowie 2 m seitwärts und 2 m<br />
tief ausgegraben, <strong>der</strong> Erdboden fortgeschafft, die Höhlung mit frischen Kalksteinen<br />
ausgefüllt und oben mit einer Betonschicht verschlossen wird.<br />
Dez. 1908 wurden von <strong>der</strong> Ww. Wedekind aus Har<strong>der</strong>ode 480 Röhren bezogen. Diese wurden<br />
von Großköter F. Weber angefahren. Sie wurden von Arbeiter Hermann Sagebiel<br />
gelegt. Wegen <strong>der</strong> Kirchenwiesen wurden 53 M verausgabt. 1907 u. 1908 zus. 190<br />
Mark.
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1909 Weil seit dem 3. Juni wegen <strong>der</strong> Schulreparatur, die am 1. Juni ihren Anfang nahm,<br />
<strong>der</strong> Schulunterricht im kleinen Saal des Pieperschen Gasthauses stattfand, <strong>der</strong> Saal<br />
aber an<strong>der</strong>weitig benutzt werden musste, wurden jetzt schon die Sommerferien<br />
begonnen…<br />
26. Okt. Nach Schluss <strong>der</strong> Herbstferien Ingebrauchnahme des neuen Schulzimmers.<br />
Sitzung des Schulvorstandes, des Kirchenvorstandes und Gemein<strong>der</strong>ates in <strong>der</strong><br />
Schulstube. Besichtigung des Schulzimmers, des erweiterten Vorraumes, <strong>der</strong> neuen<br />
Arbeitseinrichtungen und des neuen Holzstalles. Vergleich zwischen dem Schulbau<br />
von 1909 und <strong>der</strong> 1869 an <strong>der</strong> gegenwärtigen Stelle eingerichteten Schulstube<br />
(Weihnachten 1869 bezogen).<br />
19.06.1909 Besuch Sr. Hoheit des Herzog-Regenten Herzogs Johann Albrecht von<br />
Mecklenburg in zweiter Ehe mit Prinzessin Elisabeth von Stolberg - Roßla.<br />
18.09.1910 Spaziergang mit den konfirmierten Mädchen nebst den eigenen, erwachsenen<br />
Töchtern auf den Eckberg.<br />
11.09.1910 Spaziergang mit den konf. Knaben über den Hohen Knapp über Halle.<br />
Die Ausflüge nahmen einen befriedigenden Verlauf.<br />
17.–18.07.10 Bundes-Schützenfest in <strong>Heyen</strong>. Schießstände waren auf dem Pieperschen Acker<br />
vor dem Kühlwege mit Schussrichtung nach dem Walde zu angelegt.<br />
Dez. 1910 Der Brschwg. Landtag beschließt Einbeziehung aller Patronalsgeistlichen unter das<br />
neue Gehaltsgesetz und bewilligt die erfor<strong>der</strong>lichen Mittel.<br />
16.03.1911 Der Totengräber, auch <strong>Gemeinde</strong>diener, früher zugleich Nachtwächter, August<br />
Sagebiel gestorben.<br />
05.05.1911 Lehrer Schulze von Anbauer W. Flentge wegen Überschreitung des<br />
Züchtigungsrechtes an seinem Sohn Friedrich verklagt. Strafe: 3 Mark.<br />
Juni 1911 Hitze und Dürre. Bach im Pfarrgarten versiegte. Von überallher hörte man von<br />
ausgetrockneten Brunnen.<br />
13.08.1913 Die unverehelichte Johanne Wilmer wurde von 30 Frauen für den Hebammendienst<br />
gewählt.<br />
Sept. 1913 Der auf dem Eckberge erbaute Bismarckturm wird unter großer Beteiligung<br />
eingeweiht.<br />
02.03.1914 …wird <strong>der</strong> in Hameln gebaute, am 06.02.1914 in <strong>Heyen</strong> eingetroffene Totenwagen<br />
für seinen Zweck geweiht.<br />
01.04.1914 Inkrafttreten des neuen <strong>Gemeinde</strong>schulgesetzes vom 05.04.1913, durch welches<br />
eine vollständige Neuordnung getroffen ist.<br />
18.03.1914 Aufstellung <strong>der</strong> Masten für das Ortsnetz, <strong>der</strong> Drähte für die Licht u. Kraftanlagen<br />
seitens des Elektrizitätswerks Wesertal.<br />
1914 Der Krieg - Wie es zu demselben infolge <strong>der</strong> Ermordung des österr.-ungarischen<br />
Thronfolgers und seiner Gemahlin, aber mehr noch wegen <strong>der</strong> gegen Deutschland<br />
getroffenen Vereinbarungen zwischen Frankreich, Russland und England<br />
gekommen ist, wird ebenso wie das, was sich im Laufe des Krieges begeben hat<br />
und noch begeben wird, am besten in Geschichtswerken nachzulesen sein.<br />
06.02.1917 Der von Börry kommende Inspektionsbote bringt die Nachricht mit vom Eintritt <strong>der</strong><br />
Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg gegen Deutschland.<br />
13.10.1918 Die Ablieferung unserer kleinen Glocke zum Besten <strong>der</strong> erfolgreichen Verteidigung<br />
ist am vorigen Mittwoch durch zwei Leute <strong>der</strong> Glockengießerei Radler u. Söhne in<br />
Hildesheim erfolgt. Gewicht <strong>der</strong> Glocke 478 kg. In 9. Kriegsanleihe belegt im Nennwert<br />
von 2.200 M.(Telegramm aus Braunschweig, den 08.11.1918). Seine Königliche<br />
Hoheit <strong>der</strong> Herzog hat auf Verlangen des Arbeiter und Soldatenrates zur Verhütung<br />
unmittelbar großen Unheils für sich und seine Nachkommen auf den Thron<br />
verzichtet und die Regierung in die Hände des Arbeiter- und Soldatenrats gelegt.<br />
29.04.1919 Infolge Benachrichtigung <strong>der</strong> Firma Radler, dass die kleine abgelieferte Glocke noch<br />
unversehrt ist und zurückgekauft werden kann, beschließt <strong>der</strong> KV, bei <strong>der</strong><br />
Kreisdirektion wegen <strong>der</strong> Rückgabe <strong>der</strong> Glocke vorstellig zu werden und den<br />
Wie<strong>der</strong>einbau <strong>der</strong> Glocke durch Radler bewirken zu lassen.<br />
01.10.1919 Wie<strong>der</strong>einbau <strong>der</strong> von Großköter Fr. Klingenberg in <strong>Heyen</strong> zusammen mit einer<br />
Glocke <strong>der</strong> Kirchengemeinde Har<strong>der</strong>ode aus Hildesheim zurückgeholten kleinen<br />
Glocke mit einer neuen Läutevorrichtung , mit Stahlwalzenlagern zu 684,– M, die bei<br />
<strong>der</strong> Heyer Spar- und Darlehenskasse angeliehen werden sollen.<br />
- 136 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
21.12.1920 Durch Lehrer Schulze mit den Schulkin<strong>der</strong>n ein Märchenabend im Saal <strong>der</strong><br />
Pieperschen Gastwirtschaft veranstaltet.<br />
07.04.1922 Kirchenvorstand beschließt, für die Kirchengemeinde <strong>Heyen</strong> bei <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Spar-<br />
und Darlehenskasse ein Konto <strong>der</strong> laufenden Rechnung bis 5000 M eröffnen zu<br />
lassen. Herr Sagebiel übernimmt die Bürgschaft dafür.<br />
22.03.1922 Gründungsversammlung für den Evang. Elternbund <strong>Heyen</strong>.<br />
1922 Seit einigen Jahren ist die Besoldung unserer ev. Geistlichen eine <strong>der</strong>art<br />
unzureichende, dass in die Pfarrhäuser des <strong>ganzen</strong> Landes die bitterste Not<br />
eingezogen ist und bereits viele Pfarrer, nur um ihre Familien durchbringen zu<br />
können, Nebenbeschäftigungen suchen müssen. Die Beerdigungen geschehen<br />
nach dafür vorgeschriebenen Formularen. Ihre Zeit ist in <strong>der</strong> Regel nachmittags 3<br />
Uhr. Die Handlung beginnt gewöhnlich im Sterbehause mit Leichenrede und<br />
schließt am Grabe. … Bei <strong>der</strong> Bestattung von Selbstmör<strong>der</strong>n ist die Kirche nicht<br />
beteiligt, insbeson<strong>der</strong>e findet we<strong>der</strong> Sterbe- noch Begräbnisgeläut statt.<br />
ohne Datum (Archiv <strong>Heyen</strong> 201) ......dass <strong>der</strong> Kirchengemein<strong>der</strong>at in <strong>Heyen</strong> beschlossen hat, die<br />
beiden Stücke Kriegsanleihe, welche für den Erlös aus dem Verkauf <strong>der</strong> im Jahre<br />
1918 enteigneten Glocke angekauft wurde, und <strong>der</strong>en Annahme beim Rückkauf <strong>der</strong><br />
Glocke die Kreiskommunalkasse in Holzminden ablehnte, zu verkaufen.<br />
08.06.1923 An den Deutschen Reichstag zu Berlin. Betrifft Bittschrift aus dem Kirchenkreise<br />
Halle im Lande Braunschw. wird um die Wie<strong>der</strong>herstellung des gesetzlichen<br />
Schutzes für den am Mittwoch vor dem letzten Trinitatissonntage von <strong>der</strong> Brschwg.<br />
ev. luth. Landeskirche gemeinsam mit an<strong>der</strong>en Landeskirchen Deutschlands<br />
gefeierten Bußtag untertänigst gebeten.<br />
14.6 Aus <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> <strong>der</strong> Kirchengemeinde <strong>Heyen</strong><br />
(Kirchenrat Theodor Clemens)<br />
Am 12. April 1930 schloss in seinem 80. Lebensjahr <strong>der</strong> Kirchenrat Adolf Runge, Pfarrer zu <strong>Heyen</strong><br />
(u. Frenke bis 1924) die Augen für immer für diese Welt. Er starb nach einer Amtszeit von 50<br />
Jahren, davon 48 hier in <strong>Heyen</strong>. Die Amtsbrü<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Umgebung übernahmen nun die Vertretung<br />
und all die Pflichten im Amt für <strong>Heyen</strong>. Im Sommer wandelte sich in den folgenden Jahren das<br />
stille, vereinsamte Pfarrhaus in ein bewegtes, lebhaftes Jugendheim um..<br />
So gingen die Jahre 1930-35 dahin. Anfangs vertrat die neue Regierung nach dem 30.01.33 die<br />
kirchlichen Belange, soweit es nötig war. Dann aber setzten Schwankungen und gar Angriffe ein,<br />
sogar in gewisser Beziehung auch in <strong>der</strong> ev.-luth. Kirche selber. Es war die Zeit des<br />
schwankenden Übergangs zu Neuem, und zwar ging <strong>der</strong> Weg durch Unklarheiten, Wi<strong>der</strong>spruch, ja<br />
in manchen Kreisen durch Angriff, jedenfalls durch Überraschendes und Rätselhaftes: "Was soll<br />
daraus werden?" Es schlug <strong>der</strong> Strom <strong>der</strong> Zeit seine Wellen auch in ein kleines, ja in das kleinste<br />
Dorf.<br />
Da bat <strong>der</strong> Kirchengemein<strong>der</strong>at wie<strong>der</strong> um einen Pfarrer. Das Landeskirchenamt versprach zu<br />
helfen. Freilich, einen Pfarrer in das hiesige Kirchenamt einzusetzen, ging aus den bekannten<br />
Gründen <strong>der</strong> Kleinheit einer <strong>Gemeinde</strong> nicht an. Man sandte deshalb einen Vikar, den Kandidaten<br />
<strong>der</strong> Theologie Wesemann aus dem Wolfenbütteler Prediger-Seminar für die Zeit 1936 bis 1937.<br />
Wesemann lebte sich hier schnell ein, und die <strong>Gemeinde</strong> war dankbar, nun eine vorläufig<br />
bleibende Stütze und Leitung für und bei sich zu haben.<br />
Nach Ablegung des 2. Examens des Genannten kam <strong>der</strong> Kandidat Schlutter, gleichfalls aus dem<br />
Wolfenbütteler Prediger-Seminar, auf ein Jahr, wie H. Wesemann. Auch er fand hier volles<br />
Vertrauen. Beide haben hier fleißig gewirkt. Beide haben, wie sie bekannten, hier in <strong>der</strong> Stille des<br />
Dorfes, in <strong>der</strong> Schönheit des Gartens und <strong>der</strong> hiesigen Gegend, vor allem in <strong>der</strong> pfarramtlichen<br />
Arbeit an und in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>, sich recht wohl gefühlt. Ergänzung: Beide Vikare sind auf dem<br />
Felde <strong>der</strong> Ehre gefallen. Wesemann 1945, Schlutter 1941.<br />
- 137 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Nun kam ein selbständiger Pfarrer in das hiesige Pfarramt, an Jahren und wohl auch an<br />
Erfahrungen gereift, es ist dies, <strong>der</strong> dieses berichtet, Kirchenrat Theodor Clemens, geboren in<br />
Braunschweig, 18. Dez. 1873. Er hatte zuletzt in Wolfenbüttel neun Jahre amtiert.<br />
Der Genannte dachte in jener Zeit daran, wegen eines hartnäckigen Gallensteinleidens, sich nach<br />
seinem 65. Lebensjahr pensionieren zu lassen. Das Landeskirchenamt hatte starke Bedenken,<br />
hierzu bereit zu sein. Es schlug ihm zu seiner Entlastung die Teilung <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> vor und, weil<br />
er das nicht wollte, schließlich die Übernahme einer an<strong>der</strong>en, weit kleineren <strong>Gemeinde</strong>, z.B. <strong>Heyen</strong><br />
vor. Nach einiger Überlegung und nach einem Besuch in <strong>Heyen</strong> und Umgebung willigte er ein, er<br />
nahm den Vorschlag an. Zu <strong>Heyen</strong> wurde, um dem Gesetze bezüglich <strong>der</strong> Seelenzahl zu<br />
genügen, Esperde hinzugelegt als Filiale <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>. Im Juli 1938 zog er mit seiner Familie<br />
hierher. Ein neuer Anfang in ländlicher Stille und anheimeln<strong>der</strong> Enge und nachbarlicher<br />
Traulichkeit eines reizvoll gelegenen Dorfes. Weserstrom, nahe Berge, bunter Wald, weites,<br />
fruchtbares Tal und ein nett und freundlich erneuertes Haus. Jetzt ging es an die Arbeit. Alles in<br />
einem übersehbaren Kreis und an manche Stunde füllende Gartenarbeit, die ihn näher mit <strong>der</strong><br />
fleißigen Bevölkerung verband.<br />
In demselben Jahr 1938 kam die ernste, aufregende Erwartung eines Krieges aus dem Südosten<br />
her. Als diese düstere Wolke zur Erleichterung aller sich verzogen hatte, kam wirklich 1939 <strong>der</strong> alle<br />
Kräfte <strong>der</strong> Nation anspannende, wirkliche Krieg, zuerst mit Polen, dann mit Frankreich und<br />
England und schließlich auch mit Russland. Zunächst glänzende, schnell aufeinan<strong>der</strong>folgende<br />
Siege, dann auch Rückschläge und Rückzüge. Das furchtbare Ereignis, eine schreckliche<br />
Tragödie mit schwersten, entscheidenden Folgen: "Stalingrad". Und von da an Rückzüge und<br />
Verluste von Län<strong>der</strong>n und Nationen usw. Es ist hier nicht <strong>der</strong> Ort, all das, Anfang und Ende des<br />
Krieges, ausführlich zu beschreiben. Der Krieg wurde durch Terrorangriffe bei Tag und Nacht auf<br />
die Städte, ja auch auf Dörfer erschreckend, zerstörend, unsagbares Elend <strong>der</strong> Bewohner<br />
hervorrufend, getragen. Welch ein Jammer, Schaden, welch eine Not! Dann kam <strong>der</strong> angstvoll von<br />
vielen erwartete Zusammenbruch im blühenden Frühling 1945. Man erspare mir, dieses Ende zu<br />
beschreiben in seinem Anfang und Fortgang. Deutschland war von seinen Feinden besiegt. Die<br />
Opfer an Blut und Leben bei unseren, d.h. <strong>Heyen</strong>s Kriegern, Vätern, Söhnen, Gatten und Brü<strong>der</strong>n<br />
sind folgende: (In <strong>der</strong> Aufzählung findet man auch den einzigen Sohn des Kirchenrats Clemens,<br />
Major Jürgen Clemens, gefallen am 05.01.1942).<br />
Im September 1945 ist unter den hiesigen Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Wehrmacht etwas ungewöhnliches,<br />
höchst erfreuliches geschehen: Am 25.02.1943 wurde <strong>der</strong> Heldentod von Karl Fischer offiziell<br />
gemeldet. Wir trauerten um ihn als Gatten, Vater und tüchtigen Meister seines Handwerks. Da kam<br />
im September diesen Jahres die telegrafische Nachricht eines Kameraden, dass Karl Fischer<br />
unterwegs sei auf <strong>der</strong> Fahrt in die Heimat. Es wichen dann auch die letzten Zweifel an <strong>der</strong><br />
Wirklichkeit dieser Nachricht: Tatsächlich, er erschien hier, sehr erholungsbedürftig, ja krank von<br />
den Anstrengungen <strong>der</strong> langen Heimfahrt und <strong>der</strong> unzulänglichen Ernährung in Sibirien. Am<br />
an<strong>der</strong>en Sonntag wurde dem Heimgekehrten ein herzlicher Gruß in allgemeiner Freude entboten,<br />
ihm den Todgemeldeten und "wie<strong>der</strong>lebendig gewordenen".<br />
Am 28.11.1945 wurde Kirchenrat Clemens in den wohlverdienten Ruhestand versetzt. Er schreibt:<br />
Ich grüße Euch zum Abschied mit den Worten des Apostels Römer 12/12: "Seid fröhlich in<br />
Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet". Ein herzliches Gottbefohlen! An Euch alle für<br />
alle Zeit.<br />
14.7 Während des Krieges und nach dem Krieg<br />
(Pastor Bruno Welz)<br />
Der so lange (6 Jahre) und folgenschwere, überaus leidvolle und unglückliche Krieg wirkte auf das<br />
kirchliche Leben im Gottesdienst und beson<strong>der</strong>s im Konfirmandenunterricht ungünstig ein. Infolge<br />
des Arbeitskräftemangels wurde beides, namentlich das letztere, hin<strong>der</strong>nd beeinflusst. Der<br />
genannte Unterricht fiel häufig aus, weil die Kin<strong>der</strong> zur Hilfe in <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Arbeit<br />
herangezogen wurden. Auch <strong>der</strong> politische Dienst <strong>der</strong> Jugend wirkte ungünstig, einmal durch<br />
Zeitraub in <strong>der</strong> Woche, sodann lei<strong>der</strong> auch durch die oft kirchenfeindliche Beeinflussung <strong>der</strong><br />
- 138 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
leitenden Kräfte. Die Männer, zum großen Teil in <strong>der</strong> Wehrmacht draußen, mussten ihren Frauen<br />
die Arbeit, die manchmal schwere Feldarbeit, überlassen. So fanden sie oft keine Zeit zum<br />
Gottesdienstbesuch wie auch zur Abendmahlsfeier.<br />
1947. Dem Spezialvikar von <strong>Heyen</strong>, Herrn Pastor Jung aus Halle, wurde die Verantwortung für die<br />
<strong>Heyen</strong>er <strong>Gemeinde</strong> neben seinem Amte zu groß. So entschloss sich das Landeskirchenamt<br />
Hannover dazu, hierher einen Vertreter zu senden, <strong>der</strong> im April 1946 sein Amt antrat. Es war dies<br />
Propst Namenhauer, Flüchtling aus Finnland, ein belesener, kluger Mann, dessen Predigten die<br />
<strong>Gemeinde</strong> gern hörte. Um die <strong>Gemeinde</strong> hat er sich seiner Krankheit wegen nur wenig kümmern<br />
können. Recht bald mussten die Nachbarpastoren helfend einspringen. Pastor Jung aus Halle und<br />
später <strong>der</strong> Flüchtlingspastor Bruno Welz, <strong>der</strong> Schreiber dieser Zeilen, <strong>der</strong> hier am 03.04.1947<br />
seinen ersten Abendmahlsgottesdienst hielt. In den September 1947 fällt die Rückkehr <strong>der</strong> im 2.<br />
Weltkrieg abgelieferten großen Kirchenglocke, die von <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> mit großer Freude<br />
heimgeholt und empfangen wurde. Beide Glocken rufen die <strong>Gemeinde</strong> nun wie<strong>der</strong>, wie in alter<br />
Zeit. Von <strong>der</strong> <strong>ganzen</strong> <strong>Gemeinde</strong> betrauert ging am Heiligen Abend 1947 unter dem Geläut <strong>der</strong><br />
Christabendglocken Herr Kirchenrat Clemens nach langer Krankheit im Pfarrhaus heim. Die<br />
<strong>Gemeinde</strong>mitglie<strong>der</strong> rühmen seine große Gütigkeit und Kin<strong>der</strong>liebe, sowie seine Treue in Haus-<br />
und Krankenbesuchen.<br />
Am 15. Feb. 1948 wurde Pastor Welz aus Hehlen durch Superintendent Buttler, Bodenwer<strong>der</strong>, im<br />
Gottesdienst <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> in sein Amt als Pastor eingeführt, nachdem er am 21.Jan. 1948<br />
von Herrn Landesbischof D. Lilje "auf die erledigte Pfarrstelle in <strong>Heyen</strong> - Esperde" berufen war. Am<br />
28. Feb. 1948 zog die Familie Propst Namenhauer (fünf Personen) ins Pfarrhaus Nie<strong>der</strong> - Börry<br />
ein, am 02. März hielt die Familie Welz ihren Einzug in das Pfarrhaus zu <strong>Heyen</strong>. Am 19. April<br />
1948 erfolgte die Gründung des kirchlichen Posaunenchores in <strong>Heyen</strong>. Die Anregung hierzu ging<br />
aus von dem aus <strong>der</strong> Senne bei Bielefeld stammenden Bauern Albert Diekmann, <strong>der</strong> selbst ein<br />
Schüler des "Posaunengenerals" Pastor Kuhlo war. Am 18. Juni wird die Währungsreform<br />
angekündigt. Für die Reichsmark war nichts mehr zu kaufen. Der Landmann und Industrielle<br />
hortete Waren, so er konnte. Ware war wertbeständig. Wer etwas ohne Bezugschein kaufen<br />
wollte, musste dies auf dem "Schwarzen Markt" tun. "Schwarzhändler" gab es in Stadt und Land.<br />
Die meisten Dinge des täglichen Gebrauchs kosteten mindestens das 10fache ihres<br />
Friedenswertes auf dem schwarzen Markt, sofern sie überhaupt erhältlich waren.<br />
9. Juli 48 Probst Namenhauer wird in Börry begraben.<br />
01.08.48 Erstes Auftreten des Posaunenchors im Pfarrgarten (Festes <strong>der</strong> Äußeren Mission).<br />
18.02.49 Seit 1946 unter Probst Namenhauer besteht in <strong>Heyen</strong> eine Ev. Diakonissen-Station mit<br />
<strong>der</strong> ersten Schwester Christine Klebsch (Arbeitsbereich: Krankenpflege).<br />
13.03.49 Volkstrauertag wird wie<strong>der</strong><br />
gehalten. Esperde noch<br />
61 Kriegsvermißte, <strong>Heyen</strong><br />
46.<br />
22.05.49 Am 31.03.1949 haben wir<br />
uns vom Kreiskirchenrentamt<br />
in Holzminden<br />
gelöst und dem neu<br />
errichteten Kreiskirchenrentamt<br />
Bodenwer<strong>der</strong> angeschlossen(Superintendent<br />
Buttler).<br />
24.10.49 Diakonisse Christine<br />
Klebsch wird abgelöst.<br />
Schw. Anna Schmidtke tritt<br />
an ihre Stelle.<br />
12.01.50 <strong>Heyen</strong> bewilligt dem<br />
Siedlung mit Schule vom „Kleinen Knapp“ – Foto: Küchemann Juni 1959<br />
Pastor jährlich 75,– DM Fahrkosten und beschließt mit Esperde, dem Pastor sofort zur<br />
Erleichterung seines Dienstes ein Leichtmotorrad (98 ccm) zu kaufen.<br />
16.01.50 Kreiswohnungsamt Holzminden macht Wohnungs- und Hausdurchgang. Die<br />
Wohnungsnot ist nach wie vor sehr groß, da durch Vertreibung aus dem Osten bis zur<br />
- 139 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
O<strong>der</strong>-Neiße-Linie und Bombardierung, vor allem <strong>der</strong> Großstädte, viel Wohnraum benötigt<br />
wird. Darum Wohnungs-Zwangswirtschaft in Deutschland.<br />
12.06.50 Hagelfeiergottesdienst in <strong>Heyen</strong>.<br />
1950 Martha u. Luise Sagebiel laden alle lebenden Teilnehmer <strong>der</strong> Konfirmations – Jahrgänge<br />
1900 u. früher zur Goldenen Konfirmation ein. 75 Jubilare kommen. Sie spenden 2<br />
große Altarleuchter mit Widmung.<br />
1951 Die pol. <strong>Gemeinde</strong> sucht Baugelände für Baulustige und für eine neue Schule. Da sonst<br />
in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> kein Baugelände hergegeben wird, entschließt sich <strong>der</strong><br />
Kirchenvorstand auf dem Tauschwege Pfarrland herzugeben.<br />
- 140 -<br />
Konfirmation am 11.März<br />
1951 in <strong>Heyen</strong>:<br />
Untere Reihe von links: Pastor<br />
Welz, Gerhard Schramm, Dieter<br />
Lenzewski, Herbert Sporle<strong>der</strong>,<br />
Horst Zimmermann. Zweite Reihe:<br />
Hans-Gerd Kammler, Dieter<br />
Rotkamp, Helmut Rösler,<br />
Friedrich Willmer. Dritte Reihe:<br />
Rita Schrammek, Marga Möller,<br />
Helga Fischer. Vierte Reihe:<br />
Maria Peleikis, Christa Dyballa,<br />
Margret Baxmann, Anni Meyer,<br />
Elfriede Zieseniß. Obere Reihe:<br />
Christa Pfeffer, Marta Lyrath,<br />
Brunhilde Fleischmann, Ilse<br />
Fischer.<br />
10.03.52 Schwester Schmidke zieht in neue Wohnung Haus Nr. 10. Pastor versucht auf dem<br />
Kreiswohnungsamt die Genehmigung nachzuholen.<br />
17.03.52 Schwester Schmidke muss wie<strong>der</strong> ausziehen. Schwesternstation ist ohne Wohnung. Die<br />
pol. <strong>Gemeinde</strong> hilft nicht. Ausrede „Wir können nicht“.<br />
30.05.52 Schwester Schmidke kehrt in ihr Mutterhaus Lemförde zurück. Kreis und <strong>Gemeinde</strong><br />
verstecken sich hinter Paragraphen. …den Kontrakt mit dem Mutterhaus haben wir<br />
gelöst.<br />
01.01.53 Neue Gesangbücher in Augenschein genommen.<br />
07.11.53 Der Posaunenchor spielt zur Einweihung des neu erbauten Hauses von Schumacher<br />
Heinrich Willmer auf <strong>der</strong> Diekbreite.<br />
27.11.53 Wie im Vorjahr schickt auch dieses Jahr unsere Frauenhilfe an bedürftige Familien<br />
unseres Patenkreises in <strong>der</strong> Ostzone (Oberseifersdorf im Kreis Zittau) Päckchen, am<br />
18.11. gingen 4 Päckchen mit 23 Pfund ab. Heute schickten wir 18 Päckchen à 4 Pfund<br />
Inhalt: Fett, Zucker, Wurst, Gummiband, Textilien, auch Kaffee-Siebe – alles Dinge, die<br />
dort nicht erschwinglich bzw. überhaupt nicht im ausreichenden Maße käuflich sind.<br />
18.01.54 Der alte Taufstein aus dem Jahre 1625 wird vom Hofe Nr. 7 (Fr. Wessel) zur Säuberung<br />
auf den Pfarrhof gebracht.
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
26.05.54 Abfahrt <strong>der</strong> Familie Hermann Klitscher, <strong>Heyen</strong> Nr. 10, um von Bremen aus nach Canada<br />
auszuwan<strong>der</strong>n.<br />
26.05.54 Vormittags Aufstellung des Taufsteins in <strong>der</strong> Kirche an <strong>der</strong> Stelle, auf die ihn schon die<br />
Väter 1625 gesetzt hatten: gegenüber dem Eingang unter <strong>der</strong> Nord-Prieche.<br />
04.06.54 Herr Wilhelm Geitel, Bodenwer<strong>der</strong>, Textil-Kaufhaus, stiftet <strong>der</strong> Kirche <strong>Heyen</strong> 2 Läufer-<br />
Stücke in das Chor <strong>der</strong> Kirche <strong>Heyen</strong>.<br />
Sein Ahne war von 1781 bis 1841 – sechzig Jahre – hier Pastor!<br />
07.06.54 Herr Landessuperintendent Laasch, Hannover, weiht den alten Taufstein von 1625 neu<br />
ein.<br />
16.06.54 Erster Spatenstich zum Schul-Neubau <strong>Heyen</strong>.<br />
14.07.54 Wir tragen den 96jährigen Opa Wilhelm Pieper, <strong>Heyen</strong> Nr. 14, zu Grabe.<br />
16.08.54 Der Orgelbaumeister Wiegmann, Hameln, beginnt mit dem Einbau eines Orgelmotors in<br />
<strong>der</strong> Kirche <strong>Heyen</strong>. Bislang haben die Konfirmanden für etwa 40,– DM jährlich die Bälge<br />
getreten.<br />
Goldene Konfirmation 1980 – Gruppenbild mit Pastor Erwin Lask<br />
01.09.54 Die Schwesternstation <strong>Heyen</strong>, die seit dem 24.10.1949 ruhte, wurde heute mit<br />
Einverständnis von Kirche und <strong>Gemeinde</strong> neu besetzt mit Schwester Christine Klebsch.<br />
30.04.55 Um 19.30 und 23.30 Uhr zwei Unwetterkatastrophen mit schweren Auswirkungen.<br />
<strong>Heyen</strong> ist beson<strong>der</strong>s schwer heimgesucht. Die Wolkenbrüche schwemmen die Saaten<br />
von den Fel<strong>der</strong>n, klatschen den Acker zementartig fest, reißen das Pflaster <strong>der</strong><br />
Hauptstraße von unten her, vom unterirdischen übervollen Bachbett, und von oben auf,<br />
überfluten das Leute-Haus von Feuerhake (gegenüber Gasthof Dröge), reißen den<br />
Pfarrzaun an <strong>der</strong> Straße nach Bodenwer<strong>der</strong> fast vollständig um. Der Bach im Pfarrgarten<br />
war zum reißenden Strom geworden und brachte vom Nachbarn einen Stein von 6 bis 8<br />
Zentnern etwa 30 Meter weit mit. Der Schaden für unsere Landwirtschaft ist groß.<br />
05.06.55 Kreisposaunenfest in <strong>Heyen</strong>. Alle Bläser (etwa 76) sind in Privatquartieren zum<br />
Mittagessen in <strong>Heyen</strong> und Esperde. Herrliches Wetter. Die Chöre spielen in den<br />
Gottesdiensten und nachmittags zu einem Festnachmittag auf dem Weinberg. Die<br />
Festansprache auf dem Weinberg hält Landessuperintendenten Laasch, <strong>der</strong> sinngemäß<br />
mit etwa folgenden Worten begann: „In meinem Leben habe ich schon von vielen<br />
Kanzeln gesprochen. Auf solch einer herrlichen Kanzel wie diese, habe ich noch nicht<br />
gestanden.“ Dabei ging seine ausgestreckte Rechte über die Weite <strong>der</strong> Weserberge und<br />
des Ith.<br />
15.12.55 Einweihung <strong>der</strong> neuen Schule und des Lehrerhauses.<br />
03.01.56 Unter <strong>der</strong> Leitung von Frau Welz entsteht ein „Kreis Junger Frauen“.(23 Frauen)<br />
15.06.56 Die elektrischen Läutemaschinen für die Glocken in <strong>Heyen</strong> werden eingebaut. Eine<br />
Glocke wird gedreht, die auch einen neuen Klöppel erhält.<br />
- 141 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
25.08.56 Die Keller´sche Scheune (Maschinenschuppen) außerhalb des Dorfes links an <strong>der</strong><br />
Straße nach Brockensen wird umgeweht. Allein im Pfarrgarten wirft <strong>der</strong> Sturm acht<br />
Bäume um. Alles Obst liegt am Boden.<br />
Goldene Konfirmationen 1985: Stehend v.l. Lieselotte Dröge, Hildegard Eiffler, Gerda Franz, Hildegard Bode, Hermann Maaß,<br />
Irmgard Willmer, Marie Hollstein, Pastor Wolfgang Ebel, Emmy Lemke, Heinrich Möller, Anneliese Hun<strong>der</strong>tmark, Melitta Mittendorf,<br />
Martha Hilmer. Sitzend v.l. Wilhelm Möller, Wilhelm Steinbrink, Joachim Heinrichs, Fritz Timmermann, Karl Grupe, Wilhelm<br />
Klingenberg, Paul Klettke, Rudolf Schönheit, Gerhard Arndt.<br />
30.08.56 Das Landeskirchenamt hat zum neuen Superintendenten unseres Kirchenkreises<br />
Bodenwer<strong>der</strong> den Pastor Heinrich Brümmer ernannt.<br />
10.11.57 Plötzlicher Heimgang von Pastor Welz am 10.11.1957 wurde ich (Hermann Reichert) am<br />
20.04.1958 in mein Amt als Pfarrvikar eingeführt.<br />
1967 Hermann Reichert gibt aus familiären Gründen sein Amt auf.<br />
22.09.67 Pastor Erwin Lask übernimmt die Pfarrstelle <strong>Heyen</strong>/Esperde<br />
1971 Am Reformationstag im Jahre 1971 wurde die neue Friedhofskapelle in <strong>Heyen</strong><br />
eingeweiht. Seit dem 1. Jan. 1973 liegt die Verwaltung des Friedhofs in kommunaler<br />
Hand (Samtgemeinde).<br />
29.02.85 Wir verließen <strong>Heyen</strong> und<br />
zogen in unser Haus in<br />
Hameln (Ruhestand).<br />
hinten v.l. Albrecht Rother, Ursula Ritterbusch (Sorge), Gertrud Hammerl<br />
(Hilmer), Ludwig Lindemann. vorne v.l.: Gertrud Biermann (Seelemeyer),<br />
Marie Albrecht (Maaß), Elfriede Arndt (Möller), Marie Uhlit (Sporle<strong>der</strong>),<br />
Wilhelm Waßmann, Willi Köhls, Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich.<br />
- 142 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
14.8 Abschrift einer Tafel in <strong>der</strong> Kirche<br />
(Friedel Peter)<br />
Notitia:<br />
Pastorum <strong>Heyen</strong>sium et Frenkensium Post Purgatam A Luthero Religionem.<br />
1. Johannes Bolenius 1570 – 1590<br />
Agressum est Pastoratum Frenkensen 1588<br />
2. Petrus Detmari 1599<br />
Anno 1600 Pastoris Munus in Ohsen Obtinuit<br />
3. Justus Mesenkamp 1600 – 1612<br />
4. Andreas Düvelius 1612 – 1626<br />
5. Ludolphus Colemeier 1626 – 1643<br />
6. Hermann Brauns 1643<br />
Permutavit Hoc Officium cum Dignitate Praesulis<br />
Ahlshusenis 1647<br />
7. Johannes Brase 1648 – 1680<br />
8. Conradus Aodolphus Düpolicus 1680 – 1713<br />
9. Hermanus Henricus Pagendarm Osnabrügens Nat. 1674<br />
Suscepit Pastoratum <strong>Heyen</strong>sem 1713 – 1749<br />
10. Johann Martin Müller -1781<br />
11. Aug. Christ. Lud. Geitel Nat. Ottensteinae (in Locum) 1755<br />
Mülleri Pastoratum <strong>Heyen</strong>sem et Frenkensem 1781<br />
Rite Suscepit 1841; 1843 in Bodenwer<strong>der</strong><br />
12. Wilhelm Stegmann 1841 – 1856<br />
seit 1850 Superintenden wurde 1856 als<br />
Superintendent nach Königslutter versetzt<br />
13. Ludwig Runge 1856 – 1881<br />
14. Adolf Runge (seit 1923 Kirchenrat) 1882 – 1930<br />
In seiner Amtszeit wurde 1926 die Verwaltung von<br />
Frenke an <strong>Heyen</strong> abgetreten.<br />
15. Theodor Clemens, Kirchenrat 1938 – 1945, 1947<br />
16. Bruno Welz, Pastor 1948 – 1957<br />
Nicht auf <strong>der</strong> Tafel vermerkt sind:<br />
Vikar Wesemann 1936 – 1937<br />
Vikar Schlutter 1937 – 1938<br />
Probst Namenhauer 1946 – 1948<br />
Hermann Reichert 1958 – 1967<br />
Erwin Lask 1967 – 1985<br />
Wolfgang Ebel 1985 – 1987<br />
Bernd Dauer 1988 – 1996<br />
- 143 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
14.9 Die ev. luth. Kirchengemeinde St. Ursula, <strong>Heyen</strong> seit 1997<br />
(Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich)<br />
Das einschneidende Ereignis für die Kirchengemeinde <strong>Heyen</strong> in diesen Jahren war sicherlich <strong>der</strong><br />
Verlust <strong>der</strong> eigenen Pfarrstelle. Die Kirchengemeinde <strong>Heyen</strong> war bis dahin mit <strong>der</strong><br />
Kirchengemeinde Esperde unter einem Pfarramt verbunden und wurde von Pastor Bernd Dauer<br />
pfarramtlich betreut. Durch die in diesen Jahren einsetzenden Kürzungen wurde bereits seit 1996<br />
überlegt, den Kirchenkreis Bodenwer<strong>der</strong>, <strong>der</strong>, damals mit etwa 20.000 <strong>Gemeinde</strong>glie<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />
Kleinste in unserer Landeskirche war, aufzulösen.<br />
Im Frühjahr 1997 wurden die Pfarrstellen <strong>Heyen</strong> und Halle vakant. Für <strong>Heyen</strong> zeichnete sich zu<br />
diesem Zeitpunkt bereits <strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> Pfarrstelle ab und trotz vieler Bemühungen seitens <strong>der</strong><br />
<strong>Gemeinde</strong>glie<strong>der</strong> und des Kirchenvorstandes konnte dieses nicht abgewendet werden. Daraufhin<br />
wechselte Pastor Dauer nach Börry in den Kirchenkreis Hameln-Pyrmont. Pastor Carsten Mork,<br />
<strong>der</strong> Inhaber <strong>der</strong> Pfarrstelle Halle ,wechselte als Dozent für Konfirmandenarbeit an das RPI in<br />
Loccum.<br />
Die Planung sah vor, mit <strong>der</strong> Auflösung des Kirchenkreises Bodenwer<strong>der</strong> gleichzeitig eine<br />
Angleichung <strong>der</strong> Kirchenkreis- mit den Landkreisgrenzen vorzunehmen. Infolgedessen wurde die<br />
pfarramtliche Verbindung zwischen <strong>Heyen</strong> und Esperde aufgehoben. Esperde wechselte mit den<br />
Kirchengemeinden Grohnde, Hajen und Frenke in den Kirchenkreis Hameln-Pyrmont. Der<br />
Restkirchenkreis Bodenwer<strong>der</strong> ging im Kirchenkreis Holzminden-Bodenwer<strong>der</strong> auf. Dies bringt für<br />
<strong>Heyen</strong> und auch für Halle gewissen Schwierigkeiten mit sich, sind doch die Menschen aus unseren<br />
<strong>Gemeinde</strong>n grundsätzlich nach Hameln orientiert. Zum einen ist die Entfernung nach Hameln<br />
kürzer, zum an<strong>der</strong>en besuchen die Schüler die Hamelner Gymnasien und viele Einwohner haben<br />
in Hameln ihren Arbeitsplatz. Außerdem ist Hameln als Stadt weitaus attraktiver als Holzminden.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Neustrukturierung <strong>der</strong> Kirchenkreise musste <strong>der</strong> Kirchenvorstand <strong>Heyen</strong> im Frühjahr<br />
1997 <strong>der</strong> Umwandlung <strong>der</strong> Pfarrstelle <strong>Heyen</strong> in eine Dauervakanz zustimmen. Seit Mai 1997<br />
wurde <strong>der</strong> Vertretungsdienst von Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich aus Grünenplan wahrgenommen.<br />
Obwohl die Vakanz in Halle schon länger andauerte als in <strong>Heyen</strong>, wurde im Landeskirchenamt<br />
beschlossen, das Besetzungsverfahren so lange auszusetzen, bis die rechtlichen Grundlagen für<br />
die Pfarrstelle Halle/<strong>Heyen</strong> geschaffen waren. Ergebnis: <strong>Heyen</strong> ist weiterhin selbständige<br />
Kirchengemeinde ,jedoch mit Halle unter einem Pfarramt verbunden. Pfarrsitz ist Halle. Beiden<br />
Kirchenvorständen sollte die Möglichkeit gegeben werden, den neuen Inhaber <strong>der</strong> Pfarrstelle<br />
gemeinsam zu wählen. Deshalb zog sich das Besetzungsverfahren lange hin. Die Pfarrstelle<br />
Halle/<strong>Heyen</strong> wurde nach <strong>der</strong> Wahl durch die Kirchenvorstände mit Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich<br />
besetzt. Ihre Einführung fand am 1. Advent in Halle und am 2. Advent in <strong>Heyen</strong> in<br />
Festgottesdiensten statt. Ein Jahr darauf standen die Pfarrstellen Kirchbrak und Halle/<strong>Heyen</strong><br />
wie<strong>der</strong> zur Disposition. Dies scheiterte jedoch am großen Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Kirchengemeinden, die<br />
auch von den Kommunen unterstützt wurden. Zur Sicherung <strong>der</strong> Pfarrstellen wurde die Weser-<br />
Vogler Region gegründet, <strong>der</strong> die Kirchen und Kapellengemeinden Kirchbrak, Rühle-Dölme und<br />
Hunzen, sowie Halle/<strong>Heyen</strong> mit Dohnsen, Linse, Tuchtfeld, Wegensen und Kreipke angehören.<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Weserseite wurde ebenfalls eine Arbeitsgemeinschaft zwischen den<br />
Kirchengemeinden Hehlen- Hohe- Brökeln und Bodenwer<strong>der</strong> gegründet. Während die<br />
Arbeitsgemeinschaft Weserbergland für mehr <strong>Gemeinde</strong>glie<strong>der</strong> zuständig ist, muss in unserer<br />
Weser-Vogler Region <strong>der</strong> hohen Anzahl von Predigtstätten und Kirchen- und Kapellenvorständen<br />
Rechnung getragen werden. Nach einer <strong>Gemeinde</strong>beratung hat sich die Zusammenarbeit <strong>der</strong><br />
beiden Arbeitsgemeinschaften zufriedenstellend entwickelt. Aufgrund <strong>der</strong> niedrigeren<br />
<strong>Gemeinde</strong>glie<strong>der</strong>zahl übernehmen die Pastoren Pasewark und Hutter-Ulbrich einseitig Vertretung<br />
in <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Region. Die bis dahin leerstehende Pfarrdienstwohnung konnte an Familie Rolf und<br />
Martina Hilmer vermietet werden.<br />
In <strong>der</strong> Region Weser-Vogler sind mittlerweile die Pfingstmontagsgottesdienste als<br />
Regionalgottesdienste zu einer festen und geschätzten Einrichtung geworden. Die Gottesdienste<br />
finden an beson<strong>der</strong>en Orten statt (Rittergut von Grone, Maschinenhalle <strong>der</strong> Familie Frank<br />
- 144 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Hermann Krohne, in Dohnsen, Kirchbrak auf dem Hof von Familie Daus) Anschließend wird<br />
gemeinsam gegrillt und ein Kaffeetrinken schließt die Veranstaltung ab. Darüber hinaus wird ein<br />
Rahmenprogramm geboten wie Ortsführung, Wan<strong>der</strong>ungen und Spielangebote für Kin<strong>der</strong>, wo sich<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Damen des Kin<strong>der</strong>gottesdienst-Teams <strong>Heyen</strong> mit viel Engagement einbringen.<br />
In unserm Dorf ist den letzten Jahren <strong>der</strong> Himmelfahrtsgottesdienst am Schützenhaus zu einer<br />
festen Einrichtung im Kalen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kirchengemeinde geworden.<br />
Der Kin<strong>der</strong>gottesdienst<br />
<strong>der</strong> Kirchengemeinde<br />
nimmt einen hohen<br />
Stellenwert ein. Die<br />
Vorkonfirmanden<br />
können anstelle des<br />
Hauptgottesdienstes<br />
bis zum Osterfest im<br />
darauffolgenden Jahr<br />
den Kin<strong>der</strong>gottesdienst<br />
besuchen. Die<br />
Christvesper wird<br />
maßgeblich vom<br />
Kin<strong>der</strong>gottesdienst-<br />
Team gestaltet. Die<br />
Damen üben in jedem<br />
Jahr mit den Kin<strong>der</strong>n<br />
und Vorkonfirmanden<br />
das Heyer Krippenspiel ein, das dann zur Aufführung kommt. Ebenso veranstaltet <strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong>gottesdienst jedes Jahr gemeinsam mit dem Kin<strong>der</strong>gottesdienstteam aus Börry eine Freizeit,<br />
die immer gut besucht ist. Neben dem schon lange bestehenden Kin<strong>der</strong>gottesdienstteam, das aus<br />
den Damen Julia Arndt, Dagmar Kliche, Katja Meyer und Heidrun Dauer, stehen mit Maike<br />
Diekmann und Sandra Natschke nach erfolgreich besuchter Gruppenleiterschulung, auch schon<br />
ehemalige Kin<strong>der</strong>gottesdienst-Besucherinnen als Mitarbeiterinnen zur Verfügung.<br />
Der Weltgebetstag wird jährlich von einem Team vorbereitet. Nach dem gut besuchten<br />
Gottesdienst in <strong>der</strong> St. Ursula-Kirche treffen sich die Frauen anschließend im Pfarrhaus, um die<br />
Speisen des Landes, aus dem die Weltgebetstagsordnung kommt, zu probieren.<br />
Einmal im Monat trifft sich <strong>der</strong> Heyer Frauenkreis mit Pastorin Hutter-Ulbrich. Die Vorbereitung<br />
liegt bei Frau Anni Meyer und Frau Lina Ortmann. Es werden aktuelle Themen aus Theologie, aber<br />
auch aus an<strong>der</strong>en Bereichen diskutiert und natürlich wird gerne gesungen. Im Mai, beim letzten<br />
Treffen vor <strong>der</strong> Sommerpause, wird immer ein Ausflug unternommen. Ziele waren Ottenstein,<br />
Schloss Hämelschenburg und das Museum für Landtechnik in Börry.<br />
Im Jahr 2000 wurde ein neuer<br />
Kirchenvorstand gewählt, <strong>der</strong> sich wie<br />
folgt zusammensetzt: Vorsitzende Frau<br />
Julia Arndt, Frau Ilse Fredebold, den<br />
Herren Martin Bartnik, Klaus Diekmann,<br />
Uwe Lindemann, Manfred Range und<br />
Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich. Die<br />
monatlichen Kirchenvorstandssitzungen<br />
finden gemeinsam mit dem<br />
Kirchenvorstand Halle abwechseln im<br />
Pfarrhaus <strong>Heyen</strong> und seit Herbst diesen<br />
Jahres im neuen St. Petri -<br />
<strong>Gemeinde</strong>haus in Halle statt. Die<br />
Zusammenarbeit innerhalb <strong>der</strong><br />
Kirchenvorständen ist gut und die<br />
v.l. Hermann Wiemann, Luise Wiemann, Georg Schild, Hanna Garve, Rosemarie Schild, Elfriede<br />
Arndt, Albrecht Rother, Ursula Ritterbusch, Ria Heinrichs, Margret Bartnik, Peter Klatt.<br />
Kirchenvorstand im Jahr 2004<br />
v.l.: Ilse Fredebold, Manfred Range, Uwe Lindemann, Pastorin Silvia<br />
Hutter-Ulbrich,Klaus Diekmann, Julia Arndt, Martin Bartnik<br />
- 145 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Damen und Herren des Kirchenvorstandes und auch aus <strong>der</strong> Mitarbeiterschaft treffen sich einmal<br />
im Jahr zu einem gemeinsamen Busausflug und zu einer Wan<strong>der</strong>ung zwischen den Jahren.<br />
Den Küsterdienst versieht Frau Margret Bartnik, als Organistinnen tun Frau Martina Sudhof<br />
Werner und Frau Gudrun Ahlswede-Klüger Dienst. Für die Gestaltung von Festgottesdiensten<br />
steht auch <strong>der</strong> Posaunenchor Halle unter <strong>der</strong> Leitung von Hans-Jürgen Hilmer zur Verfügung und<br />
verleiht den Gottesdiensten durch die Bläsermusik eine beson<strong>der</strong>s festliche Atmosphäre. In den<br />
letzten Jahren konnten auf Grund <strong>der</strong> zahlreichen Spenden und des freiwilligen Kirchenbeitrages<br />
eine neue Bestuhlung für den Gemein<strong>der</strong>aum im Pfarrhaus angeschafft werden, im letzten Jahr<br />
wurde <strong>der</strong> Raum renoviert. Auch die Beleuchtung <strong>der</strong> Kirche wurde passend zum Kronleuchter<br />
erneuert.<br />
Das Sorgenkind des Kirchenvorstandes ist schon seit einigen Jahren die Furtwängler Orgel von<br />
1871. Nachdem Mitte <strong>der</strong> 60iger Jahre die Kirche saniert wurde, wurde damals auch die Orgel<br />
entsprechend dem damaligen Stand <strong>der</strong> Technik saniert. Nach fast 40 Jahren sind nun Schäden in<br />
<strong>der</strong> Dichtigkeit <strong>der</strong> Windladen aufgetreten und eine Reinigung ist auch erfor<strong>der</strong>lich. Darüber hinaus<br />
halten die Fachleute eine Grundsanierung( Rückführung <strong>der</strong> Mechanik, und Rückbau später<br />
eingebauter Registers auf den Urzustand) für erfor<strong>der</strong>lich. Dies bringt jedoch <strong>der</strong>art hohe Kosten<br />
mit sich, dass es illusorisch erscheint, dieses Riesenvorhaben in Angriff zu nehmen. Der<br />
Kirchenvorstand ist um eine Lösung bemüht, welche die Orgel weiterhin spielfähig hält, aber auch<br />
finanziell tragbar ist. Die große Lösung wird zum jetzigen Zeitpunkt sicher unmöglich bleiben und<br />
muss späteren Generationen vorbehalten bleiben.<br />
Das Nahziel ist die Sicherung <strong>der</strong> Pfarrstelle Halle/<strong>Heyen</strong> über die nächste Kürzungsrunde 2008<br />
hinaus<br />
14.10 Der Friedhof in <strong>Heyen</strong><br />
Bis 1891 - Die Verstorbenen wurden bis 1891 auf dem Kirchhof (rund um die Kirche) beigesetzt.<br />
Im März 1886 (Archiv <strong>Heyen</strong> 201) -<br />
Verlegung des Kirchhofes auf den vom<br />
Gemein<strong>der</strong>at ausersehenen Platz. Der<br />
Berichterstatter <strong>der</strong> herzoglichen<br />
Kreisdirektion hält beson<strong>der</strong>s wegen des<br />
breiten Kommunikationsweges, <strong>der</strong> zum<br />
neuen Friedhof führen würde, den<br />
ausersehenen Platz für günstig.<br />
„... bildet sie (die Gönne) seit<br />
uralten Zeiten den Kirchweg für<br />
den für den größten Teil <strong>der</strong><br />
<strong>Gemeinde</strong>, auch die Toten sind<br />
diesen Teil des Weges<br />
hinaufgetragen , obwohl <strong>der</strong>selbe<br />
in seinem unteren Teile viel steiler<br />
war. Bei <strong>der</strong> Lage des jetzigen<br />
Kirchhofes hat man, obwohl man<br />
auch ein an<strong>der</strong>es Terrain mit in<br />
Erwägung gezogen hat, doch dem<br />
Platze des jetzigen Friedhofes um<br />
seiner friedlichen und schönen<br />
Lage willen, den Vorzug gegeben“<br />
- 146 -<br />
Friedhof um 1900
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
16. Februar 1891 – Einweihung des neuen Friedhofs.<br />
„... Hohenherz. Kons. beehre ich mich, hiermit unter Anschluss eines gem. Protokolls des<br />
hiesigen Kirchenvorstandes und Gemein<strong>der</strong>ates vom 20. Januar 1891 zu berichten, dass<br />
<strong>der</strong> neue Begräbnisplatz für die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> in gemeinschaftlicher Sitzung zur<br />
Benutzung als Kirchhof und zur Verwaltung überwiesen worden ist.“<br />
Am selben Tage wurde unter Mitwirkung des Schülerchores, sowie unter Beteiligung des<br />
Kirchenvorstandes und des Gemein<strong>der</strong>ates <strong>der</strong> neue Begräbnisplatz feierlich eingeweiht, und<br />
darauf zum ersten Male zum Begräbnis des betagten Witwers Heinrich Flentge in Gebrauch<br />
genommen.<br />
2. März 1914 (<strong>Chronik</strong> des Pfarramtes) – Der in Hameln gebaute, am 06.02.1914 in <strong>Heyen</strong><br />
eingetroffene Totenwagen für seine Zwecke eingeweiht.<br />
In 1968 – Abriss des Wagen- und Gerätehauses (s. Bild Aussegungshalle, Abschnitt „Während<br />
des Krieges und nach dem Krieg“). Neubau <strong>der</strong> Friedhofskapelle. Der kirchliche Friedhof kommt in<br />
kommunale Verwaltung.<br />
14.11 Posaunenchor <strong>Heyen</strong><br />
(Aus dem Kirchenbuch)<br />
Am 19. April 1948 erfolgte die Gründung des kirchlichen Posaunenchores in <strong>Heyen</strong>. Die Anregung<br />
hierzu ging aus von dem aus <strong>der</strong> Senne bei Bielefeld stammenden Bauern Albert Diekmann, <strong>der</strong><br />
selbst ein Schüler des ‘Posaunen-General’ Pastor Kuhlo war.<br />
Diese Aufzeichnung hat<br />
Reinhard Meyer zum<br />
Anlass genommen,<br />
nach 50 Jahren einmal<br />
Rückschau zu halten<br />
auf einen Klangkörper,<br />
<strong>der</strong> gerade in den<br />
schwierigen Jahren des<br />
Wie<strong>der</strong>aufbaus, in<br />
<strong>Heyen</strong> für eine festliche<br />
und fröhliche Stimmung<br />
gesorgt hat. Durch sie<br />
konnte man vom harten<br />
Alltagsleben aus- und<br />
entspannen.<br />
In kürzester Zeit<br />
verstanden es die Auf dem Weinberg mit Blick auf die Straße nach Bodenwer<strong>der</strong> (heutige Siedlung – 1955)<br />
Grün<strong>der</strong> unter <strong>der</strong> Leitung des damaligen Ortsgeistlichen, Pastor Bruno Welz, den Posaunenchor<br />
zu einem stattlichen Klangkörper auszubauen. Vorrangig wurden Kirchenlie<strong>der</strong> und Volkslie<strong>der</strong><br />
gespielt, vierstimmig: 1. und 2. Trompete, Tenor und Bass.<br />
Anlässlich des Festes <strong>der</strong> „Äußeren Mission“ am 1. August 1948 im Pfarrgarten, hatte <strong>der</strong><br />
Posaunenchor seinen ersten öffentlichen Auftritt. Weitere Auftritte folgten insbeson<strong>der</strong>e bei<br />
Gottesdiensten, als musikalische Glückwünsche zu ‘runden’ Geburtstagen bei älteren Einwohnern,<br />
so ab 70 und älter, o<strong>der</strong> aus Anlass von Goldenen Hochzeiten.<br />
Ein Kreisposaunenfest richtete <strong>der</strong> junge Chor (inzwischen 18 Mitglie<strong>der</strong>) am 5. Juni 1955 aus.<br />
Mehr als 70 Bläser aus dem Kirchenkreis Bodenwer<strong>der</strong> und Umgebung versammelten sich unter<br />
- 147 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Leitung des Kreiskantors Lilje, in <strong>Heyen</strong> zu einem gemeinsamen öffentlichen Konzert auf dem<br />
Weinberg.<br />
Die gemeinschaftliche<br />
Chormusik war stets geprägt<br />
von Harmonie und Frohsinn.<br />
Beson<strong>der</strong>s wurden Freundschaften<br />
zu Nachbarchören<br />
gepflegt. Ebenso zur hiesigen<br />
Feuerwehrkapelle, mit <strong>der</strong><br />
gemeinsame Übungsabende<br />
durchgeführt wurden. Anfang<br />
<strong>der</strong> 60er Jahre jedoch<br />
verringerte sich die Bläserzahl<br />
erheblich, da ein Großteil,<br />
bedingt durch berufliche<br />
Wohnungswechsel, <strong>Heyen</strong><br />
verlassen haben.<br />
Sechs Bläser (die „Rest-<br />
Chorgemeinschaft“) fanden im<br />
Posaunenchor Halle einen<br />
Posaunenchor begleitet den Festzug auf dem ersten großen Erntefest<br />
<strong>der</strong> neugegründeten Landjugendgruppe <strong>Heyen</strong> (Herbst 1955)<br />
neuen Wirkungskreis. Chorleiter Hans-Jürgen Hilmer - selbst langjähriges, aktives Mitglied im<br />
<strong>Heyen</strong>er Posaunenchor, schaut heute noch gern auf die Anfänge des <strong>Heyen</strong>er Chores zurück und<br />
so mancher Übungsabend lässt nicht selten Erinnerungen an die Anfänge des <strong>Heyen</strong>er Chores<br />
wach werden.<br />
Das Repertoire hat sich in den Jahren auch dahingehend verän<strong>der</strong>t, dass neben <strong>der</strong> klassischen<br />
Kirchenmusik und den Volkslie<strong>der</strong>n immer mehr konzertante Melodien und auch Marschmusik<br />
gespielt wird. Schwerpunkt bleibt aber auch in Zukunft die festliche Kirchenmusik.<br />
Am Sonntag, 19. April 1998 wurde mit einem festlichen Konzert im Dorfgemeinschaftshaus in<br />
<strong>Heyen</strong> an den Gründungstag erinnert. Ehrengäste waren Ilse Welz, Ehefrau des 1957<br />
verstorbenen Pastor Bruno Welz, <strong>der</strong>en Sohn Martin mit Frau Maria, Pastor in Hämelschenburg<br />
und heute schon im Ruhestand. Chorleiter Hans-Jürgen Hilmer konnte beson<strong>der</strong>s auch<br />
Superintendent Dietrich Erdmann mit Ehefrau und Frau Pastor Hutter-Ulbrich mit Familie<br />
begrüßen. Nicht zuletzt wurden zahlreiche „Ehemalige“ willkommen geheißen.<br />
Bei Kaffee und Kuchen wurden im gut besuchten Saal alte Freundschaften gepflegt und zahlreiche<br />
Erinnerungen ausgetauscht.<br />
- 148 -
15 Die Schule in <strong>Heyen</strong><br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Im Jahre 1626 besetzte Tilly die Stadt Bodenwer<strong>der</strong>. Als seine Horden auch in <strong>der</strong> Ithbörde ihr<br />
Unwesen trieben, sind wahrscheinlich die meisten Aufzeichnungen und Kirchenbücher des<br />
Pfarramtes <strong>Heyen</strong> verlorengegangen bzw. vernichtet worden. Die nachfolgenden Auszüge von den<br />
Aufzeichnungen <strong>der</strong> Pastoren Pagendarm (1713-1749) und Müller (1749-1781) in den <strong>Heyen</strong>er<br />
Kirchenbüchern geben u. a. einen Einblick in die Tätigkeiten und Einkünfte <strong>der</strong> Pastoren und<br />
Lehrer. Der Pastor war früher oft <strong>der</strong> einzige Schriftgelehrte im Dorf. Er verfasste Bittschriften und<br />
Anträge an Behörden und Ämter für den Bürgermeister und die Einwohner, er wirkte in allen<br />
wichtigen Gremien mit und war <strong>der</strong> Vorgesetzte des Lehrers (später Vorsitzen<strong>der</strong> des<br />
Schulausschusses).<br />
Volksschule <strong>Heyen</strong> mit Lehrer Schulze, etwa 1910<br />
Die Anfänge <strong>der</strong> Schule gehen auf die Reformation zurück. Herzog Julius von Braunschweig-<br />
Wolfenbüttel verfügte 1569 zunächst den zweimaligen Unterricht in <strong>der</strong> Woche in<br />
Katechismuslehre, Lesen und Schreiben. Im Jahre 1734 kam die Schulpflicht für alle Kin<strong>der</strong> von 6<br />
bis 12 Jahren. Allerdings blieben im Sommer die Schulen geschlossen, weil die Kin<strong>der</strong> bei ihren<br />
Eltern mitarbeiten mussten. Der Schulmeister durfte, sofern er sich nicht selbst als Handwerker<br />
ernähren konnte, in <strong>der</strong> Ernte 6 Wochen als Tagelöhner arbeiten. Pastor und Schulmeister<br />
bekamen noch keine Gehälter. Sie lebten von <strong>der</strong> Landwirtschaft, den Abgaben und Gebühren aus<br />
dem Dorf. Als die Lehrer nach dem neuen <strong>Gemeinde</strong>schulgesetz ab 1.4.1914 nicht mehr von <strong>der</strong><br />
Kirche abhängig waren, blieben viele weiterhin aus alter Tradition Kantor ihrer Kirchengemeinde.<br />
15.1 Einnahmen <strong>der</strong> Schule<br />
In <strong>der</strong> folgenden Abschrift aus den <strong>Heyen</strong>er Kirchenbüchern sind die Einnahmen <strong>der</strong> Kirche und<br />
Schule von <strong>Heyen</strong> aufgeführt. Die Geldangaben sagen uns wenig. Die Währung und die<br />
Schulverhältnisse sind mit <strong>der</strong> heutigen Zeit nicht vergleichbar. Die Natural- und Geldleistungen<br />
zeigen aber, dass das ganze Dorf stets bemüht war, einen Pastor und einen guten Schulmeister<br />
am Ort zu halten.<br />
- 149 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Auf Michaelis :<br />
1. Von den Ackersleuten, Halbspännern, Groß- und Kleinkötern kommt ein an reinen Korn 6 Malter<br />
Roggen , 4 Malter Gersten, 1 Malter und 4 Himbten Hafer, wie auch 4 Schock Stroh. Die 6 Malter<br />
Roggen, den Himbten zu 18 gl tun : 18 Thaler. Die 1Malter und 4 Himbten Hafer, den Himbten zu 7<br />
gl = 1 Thl, 34 gl. Die 4 Schock Stroh = 4 Thaler.<br />
2. Von dem Quartal - Opfer 2 gl, welche Pastor auszahlt.<br />
3. Von <strong>der</strong> Kirchen vor Wein zu holen, vor die Uhr zu stellen, vor Uhr und Glockenschmier, vor<br />
Tauf- und Altartücher reinigen: 2 Thl u. 4 gl.<br />
Auf Weihnachten:<br />
1. Von 11 Ackersleuten und 29 Kötern kommt ein: Von einem jeden ein Brot und eine Wurst,<br />
bringet zusammen 4o Brote und 4o Mettwürste. Sind aber einige vor-handen, welche Wurst und<br />
Brot nicht aufbringen können, so bezahlen sie das Brot mit 2 gl und die Wurst mit 2 gl. Diese<br />
Einnahme zu Geld geschlagen, bringet 4 Thl 16 gl. Die Ackersleute müssen bei Einlieferung<br />
ihrer Brote und Würste ein je<strong>der</strong> noch 1 Pfennig dabeischießen. Weil nun <strong>der</strong>selben 11, so<br />
bringet solches 11 ch.<br />
2. Von den Kirchhöfern, an <strong>der</strong> Zahl 13, gibt je<strong>der</strong> alle Jahr 1 gl - Fazit 19 gl , 4 ch.<br />
3. Von <strong>der</strong> Kirche: 1/4 Pfund Wachs in Natura Fazit: 4 gl, 4 ch.<br />
4. Von dem Quartalopfer, welches Pastor auszahlt: 2 gl.<br />
Auf Ostern:<br />
1. Von den Ackersleuten, Halbspännern, Groß- und Kleinkötern 4 Schock Eier = 3o, diese Eier<br />
werden in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> als eine Pflicht gesammelt.<br />
2. Von jedem Schulkinde kommt ein an Schulgeld, 18 gl an Holzgeld, dieses beläuft sich ungefähr<br />
auf 19 bis 2o Taler, doch sind darinnen nicht alle Jahre gleich.<br />
3. Das Quartalsopfer 2gl, so Pastor auszahlet.<br />
Summa insgesamt : 6o Taler, 7 gl u. 3 ch.<br />
Ungewisse Einnahmen:<br />
1. Bei <strong>der</strong> Leiche eines Kindes wird bezahlet vor dem Gesang 6 gl, vor d. Geläute 2 gl,<br />
2. Vor einer großen Leiche wird bezahlet vor dem Gesang 18 gl, vor dem Geläute 2 gl..<br />
3. Wenn eine Hochzeit einfället, wird bezahlet vor dem Gesang 6 gl, wird ein Schniwstuch<br />
gegeben.<br />
4. Wenn ein Kranker berichtet wird, kommt ein: 4 gl.<br />
5. Wenn ein eheliches Kind getaufet wird: 2gl.<br />
6. Wenn ein uneheliches Kind getaufet wird: 18 gl.<br />
7. Vor ein Kind, das nach <strong>der</strong> Copulation zu frühe geboren, und darauf getaufet wird: 9 gl.<br />
Diese ungewiße Einnahme mag sich wohl jährlich selten höher erstrecken als 5 bis 6 Taler,<br />
welches daraus erhellet, weil von Michael 1746 bis Michael 1747 von dieser ungewissen<br />
Einnahme nur 4 Taler und 16 gl einkommen seien. Um nun wegen <strong>der</strong> Ungleichheit <strong>der</strong> Jahre<br />
etwas Gewisses zu determiniren, setze : 6 Taler.<br />
Freiheiten an Hut und Weide<br />
Bei <strong>der</strong> Schule sind 2 Kühe und ein Rind frei, jede Kuh gerechnet zu 18 gl tut: 1 Thl. Das Rind<br />
macht: 9 gl. Mastfreiheiten hat <strong>der</strong> Schulmeister nicht. Ferner hat <strong>der</strong> Schulmeister frei 16 Schafe,<br />
die keinen Schafschatz geben.<br />
Recapitulativ aller Einnahmen:<br />
1. Die gewiße Einnahme: 6o Taler, 7 gl , 3 ch; 2. Die ungewiße Einnahme: 6 Taler; 3. Freiheiten an<br />
Hut und Weide: 1 thl, 9 gl.; Summa summarum : 67 Taler, 16 gl, 3 ch. Weil zu dieser Einnahme<br />
noch einkommt 4 Taler Holzgeld, so ist nun die jährliche Einnahme 72 Taler, 27 gl und 4 ch.<br />
Am 20.Mai 1873 wurde auf Seite 91 im Corp.bon v.1751 eingetragen: Die von versch. Hofbesitzern<br />
in <strong>Heyen</strong> alljährlich auf Michaelis, Weihnachten und Ostern zu entrichtenden Abgaben, bestehend<br />
in Roggen usw. sind laut unterm 2. April 1873 bestätigtem Dokument abgelöst, also erloschen.<br />
Doch haben noch nicht alle abgelöst.<br />
- 150 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Erläuterungen:<br />
Weinkauf war ursprünglich ein freiwilliges Geschenk in Wein für die Tafel des Gutsherrn, später eine Gebühr u. a. für die<br />
Stühle (Plätze) in <strong>der</strong> Kirche. Meier (aus lateinisch Major = <strong>der</strong> Größere, magnus = groß) - ursprünglich kein<br />
Familienname, son<strong>der</strong>n ein vom Grundbesitzer durch einen Meierbrief eingesetzter Gutspächter, später in<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen Eigentümer eines größeren Hofes.<br />
1 Taler = 36 Mariengroschen (Mgl) = 24 Gutegroschen,<br />
1 Mariengroschen (Mgl) = 8 Pfennige, (ch)<br />
1 Gutegroschen = 12 Pfennige,<br />
1 Gulden = 24 Mariengroschen = 16 Gutegroschen. (Münzsystem um 1835 im Herzogtum Braunschweig)<br />
1 Malter Korn = 3 Scheffel = 6 Himten.<br />
1 Himten = ca. 20 kg Roggen o<strong>der</strong> Weizen, = ca. 18 kg Gerste, = ca. 12 kg Hafer.<br />
1 Elle = 2 Fuß = 24 Zoll = 57 cm, 1 Rute = 16 Fuß = 4,5 m, 120 Quadratruten = 1 Morgen<br />
15.2 Vorschriften aus dem Generalschulplan für Preußen von 1736<br />
§ 1 Das Schulgebäude errichten und unterhalten die <strong>Gemeinde</strong>n<br />
§ 2 Der König gibt freies Bauholz, Türen und Fenster und Kachelöfen werden von den<br />
Opfergel<strong>der</strong>n angeschafft.<br />
§ 4 Jede Kirche zahlt zum Unterhalt des Schulmeisters jährlich vier Taler. Dagegen helfen die<br />
Schulmeister beim Kirchendienst mit.<br />
§ 6 Zu seinem Unterhalt werden dem Schulmeister eine Kuh, ein Kalb, ein paar Schweine und<br />
etwas Fe<strong>der</strong>vieh frei auf <strong>der</strong> Weide gehalten.<br />
§ 7 Dazu bekommt er vom König einen Morgen Land.<br />
§ 9 Jedes Schulkind gibt ihm jährlich, es gehe zur Schule o<strong>der</strong> nicht 1/6 Taler.<br />
§ 10 Ist <strong>der</strong> Schulmeister ein Handwerker, so kann er sich schon ernähren; ist er es nicht, so<br />
wird ihm erlaubt, in <strong>der</strong> Erntezeit sechs Wochen lang auf Tageslohn zu gehen.<br />
§ 13 Der zweite Kingelbeutel (Opfersack) ist für den Schulmeister.<br />
Volksschule <strong>Heyen</strong> 1934<br />
Obere Reihe v.l.: Herbert Battmer, Wilhelm Möller, Hermann Reese, Herbert Maaß, Herbert Möller, Fritz Peter, Rudolf Grupe<br />
2. Reihe v.o.: Lehrer Werner Wachsmut, Hermann Fredebold, Wilhelm Steinbrink, Hermann Sporle<strong>der</strong>, Ludwig Lindemann, Wilhelm<br />
Wessel, Rudolf Scharpenberg, Hermann Möller, Heinz Flentje, Friedrich Grave, Friedel Lindemann. davor: Wilhelm Waßmann, Marie<br />
Maaß, Emmi Reese (Flentje), davor: Gerda Hartmann (Franz), Irmchen Möller (Willmer), Ruth Nolte (Holzbrink) 2. Reihe v.u.: Heinz<br />
Loges, Fritz Sporle<strong>der</strong>, Hermann Möller, Walter Ricke, Karl Sorge, Heinz Möller, Wilhelm Maaß, Wilhelm Fredebold, Elfriede Möller<br />
(Arndt), Ursel Sorge (Ritterbusch), Margarete Sagebiel, Hilde Sporle<strong>der</strong> (Bode), Ria Waßmann, Lina Klingenberg, Luise Sagebiel.<br />
Untere Reihe: Hermann Wiemann, Herbert Sporle<strong>der</strong>, Friedrich Battmer, Helmut Sporle<strong>der</strong>, Walter Fischer, Friedrich Meyer, Ilse<br />
Waßmann (Hüne), Ria Sporle<strong>der</strong> (Ulit), Gisela Waßmann, Marie Maaß, Edith Waßmann (Borchers), Waltraut Zimmermann (Barzier),<br />
Gertrud Seelemeyer, Gertrud Hilmer<br />
- 151 -
15.3 Schulgebäude<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Schulhaus Nr. 40 (bis 1869), heute Gönne 11 (Schul- und Lehrerhaus)<br />
1667 – 1815 wohnten hier 5<br />
Generationen Ahrens<br />
1815 Christian Ludwig<br />
Fischer aus Hameln<br />
wurde versetzt nach<br />
Sal<strong>der</strong>, dann kam<br />
Carl Vespermann aus<br />
Behrensen, <strong>der</strong> 1836<br />
wegen schlechten<br />
Lebenswandels<br />
abgesetzt wurde.<br />
1836 – 1857 Wilhelm Schlütter<br />
1858 wurde <strong>der</strong> Sohn<br />
gleichen Namens als<br />
Lehrer, Küster und<br />
Organist eingeführt.<br />
Schulhaus Nr. 52 in <strong>der</strong> Hauptstraße 10 (Tiele)<br />
1869 bezog Lehrer<br />
Schlütter das neue<br />
Schulhaus, welches<br />
<strong>der</strong> Großkötner Voges<br />
an die <strong>Gemeinde</strong><br />
verkauft hat und von<br />
hier fortzog. Die<br />
<strong>Gemeinde</strong> baute das<br />
Schulhaus an das<br />
Wohnhaus an.<br />
Schulhaus in <strong>der</strong> Dasper Straße<br />
(Dorfgemeinschaftshaus)<br />
15.12.1955 wurde die neue Schule eingeweiht. Bis 1979 blieb die Grundschule in <strong>Heyen</strong>,<br />
danach wurde das Gebäude zum Dorfgemeinschaftshaus.<br />
Schule (1955 – 1979) mit Lehrerhaus, aufgenommen 1960<br />
- 152 -<br />
Altes Schulhaus aufgenommen um 1988
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
15.4 Als Dorfschulmeister in <strong>Heyen</strong><br />
(Erinnerungen von Hermann Küchemann)<br />
In <strong>der</strong> Verfügung des<br />
Regierungspräsidenten in<br />
Hildesheim vom 20. März<br />
1959 heißt es: „Ich<br />
beauftrage Sie mit<br />
Wirkung vom 1. April<br />
1959 mit <strong>der</strong> Verwaltung<br />
einer Schulstelle an <strong>der</strong><br />
Volksschule in <strong>Heyen</strong>,<br />
Kreis Holzminden, und<br />
ordne hiermit Ihren<br />
Umzug gemäß Nr. 22<br />
DVU zum UKG an.“<br />
Als ich mich bei dem<br />
Schulleiter in <strong>Heyen</strong>,<br />
Herrn Gerhard Weber,<br />
meldete, musste ich<br />
Umzug in die neue Schule 1955 mit Lehrer Herbert Kupfer<br />
erfahren, dass die<br />
Wohnung in dem ebenso wie die Schule recht neuen Lehrerhaus noch durch meinen Vorgänger<br />
Herrn Herbert Kupfer bewohnt war. Daher besorgte mir Herr Weber für die Übergangszeit eine<br />
Bleibe bei <strong>der</strong> Familie Bode in <strong>der</strong> Ortsmitte, wo ich fürsorglich aufgehoben war. Erst am 2. Mai<br />
1959 konnte ich meine Frau und den gesamten Hausrat nachholen und die inzwischen<br />
teilrenovierte Lehrerwohnung beziehen.<br />
Das neue Schuljahr hatte inzwischen begonnen. Mit Herrn Weber, dem Schulleiter, vereinbarte<br />
ich, dass ich die erste Klasse mit den fast 30 Kin<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Jahrgänge 1 bis 3 übernehmen sollte, die<br />
zweite Klasse mit etwa gleicher Schülerzahl in den Jahrgangsstufen 4 bis 8 bei Herrn Weber<br />
verblieb. Doch übernahm dieser in meiner Klasse den Religions- und Musikunterricht, ich dafür in<br />
Klasse 2 den Naturlehre- und Sportunterricht. Den Handarbeitsunterricht erteilte Frau Runne aus<br />
Halle, bis meine Frau auf Drängen des Schulrats am 2. Juni 1959 diese Aufgabe übernahm und<br />
bis zum 30. September 1961, dem Beginn des Mutterschutzurlaubs für unser zweites Kind, behielt.<br />
Die Nachfolge übernahm Frau Emmy Flentge.<br />
- 153 -<br />
Bald hatte ich mich von <strong>der</strong><br />
Theorie auf die Praxis des<br />
Unterrichts auch mit den<br />
beson<strong>der</strong>en Schwierigkeiten<br />
des Abteilungsunterrichts<br />
eingestellt und fand mit den<br />
Kin<strong>der</strong>n und über diese auch<br />
mit den Eltern einen<br />
vertrauten Umgangston, gab<br />
es doch für mich als<br />
ehemligen Forstbeamten mit<br />
den naturverbundenen<br />
Landmenschen viele<br />
Gemeinsamkeiten.<br />
Der Unterricht selbst wurde<br />
Abmarsch zum Schulanfängergottesdienst 1959 – Lehrer Gerhard Weber durch jahrgangsübergreifende<br />
Bücher erleichtert, die Kin<strong>der</strong><br />
waren noch nicht durch das<br />
damals erst aufkommende Fernsehen „verdorben“ und hingen vertrauensvoll an „ihrem“ Lehrer,<br />
wobei seltene Ausnahmen die Regel bestätigten. Zur Entwicklung und Festigung dieser persönlich
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
menschlichen Bindung führte ich in <strong>der</strong> letzten Stunde am Sonnabend eine Erzählstunde ein, in<br />
<strong>der</strong> die Kin<strong>der</strong> ihre beson<strong>der</strong>en Erlebnisse berichten konnten. Ging ihnen <strong>der</strong> Stoff aus, erzählte<br />
ich von interessanten Erlebnissen mit Tieren und Pflanzen aus meinem früheren Beruf, was auf<br />
große Anteilnahme stieß und uns noch mehr verband.<br />
In diesem Zusammenhang<br />
darf ich<br />
auch unseren<br />
Hund -Fides, ein<br />
Setter- nicht<br />
vergessen, <strong>der</strong><br />
die Kin<strong>der</strong> anzog,<br />
wo immer er sich<br />
sehen und<br />
streicheln ließ.<br />
Doch mindestens<br />
ebenso verbindend<br />
wirkten die<br />
Gespräche mit<br />
meiner Frau im<br />
Handarbeitsunterr<br />
icht, wenn die<br />
Hände zwar be-<br />
In <strong>der</strong> Pause auf dem Schulhof<br />
schäftigt, Zunge<br />
und Ohren aber<br />
frei waren. Deutlich verstärkte sich diese Folge nach <strong>der</strong> Geburt unseres Sohnes. Wenn <strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong>wagen auf dem Rasen in <strong>der</strong> Sonne stand, sammelte sich schnell eine Traube<br />
anteilnehmen<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> um ihn, Rufe <strong>der</strong> Begeisterung wurden laut, und beson<strong>der</strong>s die Mädchen<br />
hätten am liebsten das kleine Menschlein in ihren Armen gewiegt.<br />
Da musste ich schon mit heimatkundlichen Wan<strong>der</strong>ungen und Informationsbesuchen an den<br />
Arbeitsplätzen <strong>der</strong> Väter (Steinbruch, Bäckerei, Tischlerei, etc.) aufwarten. Engere Verbindungen<br />
zu den Eltern und den übrigen Dorfbewohnern konnte ich knüpfen über meine Mitgliedschaft im<br />
Gesangverein, über meine Arbeit für die Ländliche Erwachsenenbildung (Organisieren von<br />
Vorträgen, Filmvorführungen usw.) und meine Mitarbeit im Kirchenvorstand, was alles sich für<br />
einen „Dorfschulmeister“ zwingend anbietet. Wir konnten die <strong>Gemeinde</strong> gewinnen, die dürftige<br />
Ausrüstung mit Sportgeräten aufzustocken durch Anschaffung des „Lüneburger Stegels“ und<br />
zweier Matten sowie die Aufstellung einiger Pausenhofgeräte, duch die das Spielen am Gelän<strong>der</strong><br />
des Treppenaufganges zum Schulhof aufhören konnte.<br />
Nach <strong>der</strong> Pensionierung des Schulleiters Weber und seinem Wegzug aus <strong>Heyen</strong>, kam Frau<br />
Seebaß an die Schule und nahm sich beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Mädchen beim Sport und dem samstäglichen<br />
Duschen an. Ich übernahm dafür den Jungensport sowie die Einführung des Werkens, das wir mit<br />
primitiven Mitteln, aber mit großer Begeisterung begannen. Nach 7 (sieben) gern durchlebten<br />
Lehrerjahren verließ ich mit meiner Familie <strong>Heyen</strong>, um eine freiwerdende Lehrerstelle in<br />
Lauenberg bei Dassel am Solling, <strong>der</strong> Heimat meiner Frau, zu übernehmen. Hier hatten wir<br />
inzwischen auch ein eigenes Heim errichtet. Ich danke <strong>Heyen</strong> und seinen Menschen für Jahre<br />
glücklicher Gemeinsamkeiten.<br />
15.5 Erinnerungen an meine Tätigkeiten an <strong>der</strong> Grundschule<br />
(Jürgen Steffen)<br />
Im Januar 1969 nach den Weihnachtsferien übernehme ich den Unterricht an <strong>der</strong> damaligen<br />
Grundschule <strong>Heyen</strong>. Zu jener Zeit war diese Schule schon einklassig, das heißt, ein Lehrer hatte<br />
gleichzeitig mehrere Schuljahre in einer Klasse zu unterrichten. In meinem Fall waren das anfangs<br />
- 154 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
das 1., 2. und 4. Schuljahr. Das 3. Schuljahr fehlte damals wegen <strong>der</strong> Umstellung <strong>der</strong><br />
Jahreszeugniserteilung vom Frühjahr auf den Sommer.<br />
Vom 5. Schuljahrgang an besuchten<br />
die Heyer Schüler die Hauptschule im<br />
benachbarten Börry o<strong>der</strong> gingen auf<br />
Realschulen o<strong>der</strong> Gymnasien.<br />
Das Schulgebäude bestand damals<br />
aus dem Lehrerzimmer und zwei<br />
Klassenräumen, wobei einer <strong>der</strong><br />
Räume zusätzlich einen Gruppenraum<br />
hatte, <strong>der</strong> vom Hauptraum durch eine<br />
Glasfensterfront abgetrennt war. Hier<br />
ergaben sich gute Möglichkeiten,<br />
Gruppenunterricht gleichzeitig in<br />
beiden Räumen zu praktizieren. Die<br />
Fensterwand erlaubte ja fortwährende<br />
Aufsicht über alle Arbeitsgruppen. So<br />
Wan<strong>der</strong>ung auf dem Knapp<br />
konnten die einzelnen Schuljahre je nach Notwendigkeit immer wie<strong>der</strong> gleichzeitig an<br />
unterschiedlichen Aufgabenschwierigkeiten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Stoffgebieten arbeiten.<br />
Der zweite Klassenraum stand für den Sportunterricht zur Verfügung. Hier o<strong>der</strong> zum Teil auch<br />
draußen auf dem Schulhof wurde unter an<strong>der</strong>em am Lüneburger Stegel mit verschiedenen<br />
Aufbauvarianten Sport betrieben. (Anmerkung von Reinhard Meyer: dieses Sport- und Turngerät<br />
wird jetzt noch in <strong>der</strong> Grundschule in Hehlen eingesetzt.) Und <strong>der</strong> Schulhof mit seiner großen<br />
Grasfläche lud in den Pausen geradezu zu verschiedenen Bewegungsspielen ein, wobei das<br />
Fußballspiel in <strong>der</strong> Beliebtheitsskala ganz vorn stand, und nahezu alle Mädchen waren dabei<br />
immer mit von <strong>der</strong> Partie. Nicht selten wurde ich als Lehrer auch zum Mitspielen eingeladen.<br />
- 155 -<br />
Umfangreiche Kellerräume auf<br />
<strong>der</strong> Ebene des<br />
Schulgebäudeeinganges boten<br />
die Möglichkeit, einen Spielkreis<br />
einzurichten (April 1970). Mit<br />
dem Besuch dieser Einrichtung<br />
wurden gute Voraussetzungen<br />
für den sich anschließenden<br />
Schulbesuch geschaffen.<br />
Ich erinnere mich gern an die<br />
Zeit meiner Tätigkeit in <strong>Heyen</strong>.<br />
Meine Familie und ich wurden<br />
damals mit offenen Armen<br />
aufgenommen und dankbar<br />
haben wir die stete Hilfe und<br />
In <strong>der</strong> Pause auf dem Schulhof<br />
Unterstützung <strong>der</strong> zuständigen<br />
Gemein<strong>der</strong>atsvertreter angenommen. Ich fand bei ihnen immer ein offenes Ohr, wenn es galt,<br />
Probleme zu meistern. Gern denke ich aber auch daran zurück, wie aufgeschlossen die Eltern <strong>der</strong><br />
Schulkin<strong>der</strong> meinen Vorstellungen begegnet sind und mich immer wie<strong>der</strong> unterstützt haben. In<br />
Erinnerung ist mir auch das Bestreben, meine Familie und mich in die Dorfgemeinschaft<br />
einzubeziehen und uns auf verschiedene Weise am Dorfleben zu beteiligen. So wurde ich oft zu<br />
Gemein<strong>der</strong>atssitzungen eingeladen, für mich eine Möglichkeit, Einblicke in kommunale Vorgänge<br />
<strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> zu gewinnen. Der Gemischte Chor konnte meine Frau und mich sehr bald als aktive<br />
Mitglie<strong>der</strong> führen. In jenem Kreis habe ich mehrere Jahre lang den Chor bei Veranstaltungen am<br />
Kriegerdenkmal zum Volkstrauertag dirigiert, weil <strong>der</strong> hauptamtliche Dirigent, Herr Kupfer, dann<br />
immer wegen seiner Organistentätigkeit in Pegestorf verhin<strong>der</strong>t war.
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
In Erinnerung ist aber auch die Tatsache, dass die Dorfbevölkerung bei Unternehmungen<br />
verschiedener Art sich immer ganz aktiv einbrachte. So denke ich beispielsweise an eine<br />
Gemeinschaftsveranstaltung verbunden mit einem Umzug, an <strong>der</strong> auch die Schule beteiligt war.<br />
Dabei zogen unsere Schüler, die zum Teil als Gallwespen verkleidet waren, ein größeres<br />
Flugzeugmodell hinter sich her, wobei Bezug genommen wurde auf die damals in <strong>der</strong> Heyer<br />
Feldmark durchgeführte Schädlingsbekämpfung aus <strong>der</strong> Luft. Bei <strong>der</strong> Herstellung dieses<br />
Flugzeuges habe ich dankenswerterweise intensive handwerkliche Unterstützung aus <strong>der</strong><br />
Elternschaft gehabt, und eine solche Unterstützung war wirklich kein Einzelfall. Gegenwärtig sind<br />
mir aber auch zahlreiche Veranstaltungen auf Dröges Saal, wobei die Schule immer ein fester<br />
Bestandteil <strong>der</strong> Programmgestaltung war.<br />
Auf Veranlassung <strong>der</strong> Schulaufsicht wurden im Laufe meiner Tätigkeit in <strong>Heyen</strong> vorbereitende<br />
Gespräche aufgenommen, um Möglichkeiten abzuklären, ob und wie man sich <strong>der</strong> damaligen<br />
Ringschule Halle anschließen könnte. Und dieser Anschluss wurde bald danach durchgeführt. Das<br />
hatte zur Folge, dass die einzelnen Jahrgänge allein für sich unterrichtet werden konnten. Auf <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Seite mussten aber auch von da ab Schüler bestimmter Jahrgangsstufen zum Unterricht<br />
nach Halle fahren.<br />
Ich konnte mit dem für mich ausgewählten Schülerjahrgang noch längere Zeit in <strong>Heyen</strong> bleiben.<br />
Gern habe ich von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Im Dezember 1973 bin ich mit meiner<br />
Familie nach Kirchbrak in mein dortiges Elternhaus gezogen. Die Zeit in <strong>Heyen</strong> wird mir mit allen<br />
ihren vielen positiven Erfahrungen stets in Erinnerung bleiben.<br />
15.6 Auszüge aus den Jahrbüchern <strong>der</strong> Schule Halle<br />
(Friedrich Hase)<br />
Schuljahr 1970/71 Über dieses Schuljahr wird es viel zu berichten geben. Mehrere vollzogene<br />
und geplante Vorhaben werden es sicher zu einem ganz wichtigen Jahr in <strong>der</strong> Schulgeschichte<br />
Halle werden lassen. Schon im letzten Vierteljahr des vergangenen Schuljahres hatten die<br />
Verhandlungen über den Beitritt <strong>Heyen</strong>s zu unserer Ringschule feste Formen angenommen. Rund<br />
240 Jungen und Mädchen werden wir im neuen Schuljahr an nunmehr 4 Standorten unterrichten.<br />
Bisher waren in <strong>Heyen</strong> in einer nicht mehr zeitgemäßen Grundschule in den Jahrgängen 1 bis 4<br />
diese Kin<strong>der</strong> in einer Klasse von Jürgen Steffen unterrichtet worden. Nun schloss sich <strong>Heyen</strong><br />
unserer Ringschule an. Aber nicht nur ein Lehrer und die Schüler <strong>der</strong> Unterstufe kamen hinzu (die<br />
Klassen 5 bis 9 aus <strong>Heyen</strong> werden auslaufend in Börry unterrichtet), wir gewannen für unsere<br />
Schule auch zwei Klassenräume in einem mo<strong>der</strong>nen Gebäude hinzu. Und so sieht nun unsere<br />
Schule im neuen Schuljahr 1970/71 aus.<br />
Wir haben:<br />
2 erste Klassen mit 41 Schülern in Halle (Haase)<br />
1 zweite Klasse mit 38 Schülern in Dohnsen (Frau Loos)<br />
2 dritte Klassen mit 43 Schülern in <strong>Heyen</strong> (Frau Solf, Herr Steffen)<br />
2 vierte Klassen mit 49 Schülern in Linse (Fam. Mohlitz)<br />
1 6./7. Klasse mit 30 Schülern in Halle (Frl. Fricke)<br />
1 8. Klasse mit 23 Schülern in Halle (Herr Adolph)<br />
1 9./9s. Klasse mit 18 Schülern in Halle (Herr Solf)<br />
insgesamt also 10 Klassen mit 242 Schülern!!<br />
Außer den genannten Klassenlehrern unterrichten noch an unserer Schule Hauptlehrer i.R. Ludwig<br />
Sagebiel, <strong>der</strong> sich nach Erreichung seines 63. Lebensjahres noch einmal mit 13 Stunden zur<br />
Verfügung stellte und die nebenberuflichen Lehrkräfte Erna Sagebiel aus Linse mit 2 Stunden,<br />
Gerda Dittmer aus Halle mit 4 Stunden, Helga Harting aus Dohnsen mit 2 Stunden und Hanna<br />
Haase mit 6 Stunden. Wie schon in Vorjahr brauchen wir aber immer noch Mehrstunden, um den<br />
Unterricht einigermaßen versorgen zu können. Herr Steffen in <strong>Heyen</strong> behält seine erste Lehrstelle,<br />
da er ja auch die ganze Verantwortung für diese Schule trägt. Wie überhaupt unser ganzer<br />
Ringschulverband nur deshalb funktioniert, weil sich je<strong>der</strong> voll verantwortlich fühlt. So betrachtet<br />
Familie Mohlitz ihren Schulstandort absolut als den Ihren, auch für Frau Loos ist Dohnsen ihre<br />
- 156 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Schule. Neben den 4 Klassenräumen in <strong>der</strong> Schule benutzen wir auch noch den Raum an <strong>der</strong><br />
Schule.<br />
Zeitungsausschnitt<br />
Im August 1970 gibt <strong>der</strong> Haller Gemein<strong>der</strong>at dann endgültig grünes Licht für den Bau unserer<br />
Turnhalle. Bevor die Gel<strong>der</strong> bald nur noch für den Bau des Schulzentrums in Bodenwer<strong>der</strong><br />
verbraucht werden, will man den Bau nun noch sichern. 360.000 DM wird sie kosten, aber die<br />
Mittel sind alle gesichert, die Zuschüsse vom Land, vom Kreis und dem Kreissportbund stehen zur<br />
Verfügung, die Kredite aus <strong>der</strong> Schulbaukasse des Kreises und auch die örtlichen Kredite des<br />
Schulzweckverbandes, dem <strong>Heyen</strong> übrigens unverzüglich beigetreten ist, sind bei den Kassen<br />
abrufbar. Gustav Helmer hat uns das benötigte Land verkauft, zwar nicht da, wo wir es eigentlich<br />
haben wollten, nämlich <strong>der</strong> Schule gegenüber, son<strong>der</strong>n über <strong>der</strong> Schule auf dem Hang. Und wir<br />
mussten mehr kaufen als eigentlich notwendig, aber nun denken wir natürlich auch an einen<br />
Neubau von wenigstens drei Klassenräumen, die sich dann an die Halle anschließen sollen. Und<br />
hinter <strong>der</strong> Turnhalle wird dann auch noch Platz sein für Sportanlagen für die Leichtathletik. Der<br />
Bau beginnt zügig. Wenn es mit dem Winter nicht gar so hart wird, können wir in einem Jahr in<br />
unsere Halle einziehen, meint unser Architekt und Bauleiter.<br />
Im August 1970 wird <strong>der</strong> bisherige Hauptlehrer Fred Haase zum Rektor ernannt. In einer kleinen<br />
Feierstunde vollzieht Schulrat Klaus Chromow diese Beför<strong>der</strong>ung. Nun muss es natürlich eine<br />
Konrektorstelle dazu geben, um die sich Günter Adolph bewirbt. Am 12.01.1971 wird Herr Adolph<br />
in sein Amt eingeführt. Einen ausführlichen Bericht über diese Amtseinführung findet sinch wie<strong>der</strong><br />
in einem Pressebericht des Täglichen Anzeiger Holzminden (TAH);<br />
Aus einer weiteren Presseverlautbarung über eine Sitzung des Schulzweckverbandes geht hervor,<br />
dass zu diesem Zeitpunkt neben dem Zweckverband, dem neben Halle noch die <strong>Gemeinde</strong>n<br />
Tuchtfeld, Hunzen, Kreipke und Wegensen angehören, die Orte <strong>Heyen</strong> und Dohnsen ihre Schulen<br />
finanziell noch allein unterhalten, obgleich wir die Schüler bunt durcheinan<strong>der</strong> gewürfelt haben.<br />
Hier soll aber spätestens im nächsten Jahr eine Än<strong>der</strong>ung eintreten. Vor allem in Linse steht die<br />
Belastung dieser kleinen <strong>Gemeinde</strong> mit zwei Klassen in keinem rechten Verhältnis zur eigentlichen<br />
Kin<strong>der</strong>zahl aus Linse.<br />
Schuljahr 1971/72 Nach <strong>der</strong> Faktorenberechnung müssten wir für jetzt 284 Schüler 270<br />
Sollstunden haben, tatsächlich sind es aber mit Stunden <strong>der</strong> Laienlehrkräfte und mit Mehrstunden<br />
nur 236 Ist-Stunden, die Unterrichtsversorgung ist also nur zu 90% erfüllt.<br />
Schuljahr 1972/73 304 Schüler in 11 Klassen, wobei die Lehrerversorgung immer noch<br />
unbefriedigend ist. Aber organisatorisch hat sich einiges getan. In <strong>der</strong> Schule in <strong>Heyen</strong> haben wir<br />
- 157 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
einen dritten Klassenraum hinzu gewonnen, und in Halle ist nicht nur die Turnhalle benutzbar,<br />
auch drei neue Klassenräume stehen zur Verfügung. So konnten wir den Schulstandort Dohnsen<br />
aufgeben. Als weiterer Schulort – aber nicht Standort – in Bremke hinzu gekommen. Die<br />
Grundschüler – bisher einklassig unterrichtet von Konrad Edelmann – kommen zu uns, die<br />
Hauptschüler gehen zunächst weiter nach Bisperode.<br />
Schuljahr 1973/74 Gebietss- und Verwaltungsreform in Nie<strong>der</strong>sachsen. Bildung von Samt- und<br />
Einheitsgemeinden. Halle ist Einheitsgemeinde (mit Dohnsen, Kreipke, Hunzen, Tuchtfeld und<br />
Wegensen), Linse wird Ortsteil von Bodenwer<strong>der</strong>, <strong>Heyen</strong> selbständige <strong>Gemeinde</strong>. Alle<br />
Einheitsgemeinden aber gehören zu Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong>. Die Samtgemeinde ist nun<br />
Schulträger für die Grundschulen Halle, Bodenwer<strong>der</strong>, Hehlen und Kichbrak. Das ist jedenfalls die<br />
Planung. Die Hauptschulklassen aber werden in Zukunft in das noch zu errichtende Schulzentrum<br />
Bodenwer<strong>der</strong> gehen. Schulträger <strong>der</strong> Zentren ist <strong>der</strong> Landkreis. Der Schulzweckverband Halle wird<br />
aufgelöst. In unserer Schule, noch mit den Hauptschulklassen wird die höchste je erreichte<br />
Schülerzahl registriert, nämlich 346.<br />
Schuljahr 1974/75 Immer noch schlechte Lehrerversorgung. 335 Schüler in diesem Schuljahr, 8<br />
Grundschulklassen, 5 Hauptschulklassen, drei Grundschulklassen sind in <strong>Heyen</strong> untergebracht.<br />
Dort ist Jürgen Steffen immer noch Chef.<br />
Schuljahr 1975/76 Während in Bodenwer<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schulneubau beginnt, <strong>der</strong> in zwei Jahren die<br />
Real- und die Hauptschule aufnehmen soll, steigen die Probleme bei uns immer weiter. Drei<br />
Klassen in <strong>Heyen</strong>, das nehmen die Eltern ja noch hin, aber zwei Klassen in Kellerräumen<br />
(Werkraum im Keller, Kellerraum im neuen Pfarrhaus) entrüstet die Eltern. Dazu das beim<br />
Schulfest im vorigen Jahr vom SK-Bürgermeister Diesing gegebene Versprechen, in Halle würden<br />
noch drei weitere Klassenräume gebaut. Dies verlangt <strong>der</strong> Schulelternrat nun auch. Aber was soll<br />
aus diesen Räumen werden, wenn das Zentrum in Bodenwer<strong>der</strong> fertig ist? dann kommt Kirchbrak<br />
nach Halle und Halle bleibt in <strong>der</strong> Grundschule zweizügig, wie es das Schulgesetz ja verlangt. Dies<br />
gibt einen Proteststurm in Kirchbrak. Alles in <strong>der</strong> Schwebe.<br />
Schuljahr 1976/77 Letztes Jahr als große Schule. Am Ende dieses Jahres werden wir die<br />
Hauptschulklassen nach Bodenwer<strong>der</strong> abgeben, nur die letzte Klasse 9 soll bis zur Entlassung in<br />
Halle bleiben, so <strong>der</strong> Wunsch <strong>der</strong> Eltern. Neu ist, das auch Schulstandorte mit nur einer<br />
Jahrgangsklasse in <strong>der</strong> Grundschule erhalten bleiben. Das sichert auf jeden Fall den Fortbestand<br />
unserer Schule. Über Kirchbrak wird weiter gestritten. Frage ist, ob die Samtgemeinde sich die<br />
Grundschule Kirchbrak wird leisten können. Unruhe gibt es auch im Kollegium, alle wollen<br />
Grundschulklassen, damit sie nicht im nächsten Schuljahr nach Bodenwerden müssen.<br />
Schuljahr 1978/79 Kleine Grundschule Halle, plus 9. Schuljahr. Sonst sind die<br />
Hauptschulklassen nun in Bodenwer<strong>der</strong>. Wir haben noch sieben Grundschulklassen, davon drei in<br />
<strong>Heyen</strong>. Linse brauchen wir nicht mehr. Unsere lange geplanten und lange verzögerten neuen<br />
Klassenräume sind endlich fertig. Auch die Räume <strong>der</strong> alten Schule an <strong>der</strong> Halle Kirche brauchen<br />
wir nicht mehr. Weitere Stichworte dazu:<br />
- Entlassung <strong>der</strong> letzten Hauptschulklasse im Juni 1978<br />
- Keine Raumprobleme mehr, fast 100%ige Lehrerversorgung<br />
- Da wir in Zukunft nur noch jeweils eine Klasse pro Schuljahr haben werden, wird auch auf<br />
den Schulstandort <strong>Heyen</strong> bald verzichtet werden können.<br />
- Immer noch ungelöst die Frage Kirchbrak. Schulentwicklungsplan des Landkreises<br />
beinhaltet die Auflösung Kirchbraks.<br />
- Die Orientierungsstufe ist in Bodenwer<strong>der</strong> installiert. Ich halte nicht viel davon. Die Guten<br />
werden unterfor<strong>der</strong>t, die Schwachen aber – das ist viel schlimmer – überfor<strong>der</strong>t. Ich fürchte<br />
bei diesen Schulunlust.<br />
Schuljahre 1980/81 bis 1989/90 Die zunächst noch zweizügige Grundschule wird von Jahr zu<br />
Jahr kleiner und ist schließlich nur noch einzügig. Der Zusammenschluss mit Kirchbrak kommt<br />
nicht zustande, er scheitert am heftigen Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Kirchbraker. Allmählich bessert sich auch<br />
die Unterrichtsversorgung, wir haben sogar einmal ein Schuljahr mit über 100%. Organisatorisch<br />
ist vieles sehr viel einfacher geworden. Dadurch, dass uns nun 6 Klassenräume in Halle zur<br />
- 158 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Verfügung standen, dazu ein Werkraum im Keller, brauchten wir schon bald die Räume in <strong>Heyen</strong><br />
nicht mehr. Und – OH WUNDER – für die Heyer war das gar nicht das Problem, das ich befürchtet<br />
hatte. Ich glaubte, es käme großer Protest wie damals in Bremke, wenn die Schule geschlossen<br />
würde. Doch hatten die Heyer längst an die Verwendung <strong>der</strong> Räume als Dorfgemeinschaftshaus<br />
gedacht und <strong>der</strong> dritte Raum konnte nun von <strong>der</strong> Landjugend genutzt werden. Da sich nun alles<br />
auf den Schulort Halle konzentrierte, war natürlich auch die Schulbusbeför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />
unkomplizierter. So war, als ich 1989 aus Krankheitsgründen aus dem Dienst ausscheiden musste,<br />
aus einer großen, oft unübersichtlichen Schule eine kleine, aber sehr lebendige Grundschule<br />
geworden.<br />
15.7 Kin<strong>der</strong>garten <strong>Heyen</strong><br />
Als erste <strong>Gemeinde</strong> des Raumes<br />
Bodenwer<strong>der</strong> und <strong>der</strong> nördlichen<br />
Ithbörde eröffnete <strong>Heyen</strong> im April<br />
1970 den gut organisierten und<br />
vorbereiteten und vor allem auch<br />
räumlich ausgezeichnet untergebrachten<br />
Kin<strong>der</strong>spielkreis. Zu<br />
diesem großen Tag <strong>der</strong><br />
vorschulpflichtigen Jungen und<br />
Mädchen konnte Bürgermeister<br />
Wilhelm Dröge nach <strong>der</strong><br />
Einstimmung durch Lehrer Jürgen<br />
Steffen - er sang mit seinen<br />
Schulkin<strong>der</strong>n für die künftigen<br />
ABC-Schützen - zahlreiche Ehrengäste<br />
aus dem Landkreis und die<br />
Kin<strong>der</strong>umzug um 1950<br />
Eltern <strong>der</strong> Spielkreiszöglinge wie<br />
die drei „Tanten“ Else Sporle<strong>der</strong>, Margot Rischmüller und Marina Steffen herzlich willkommen<br />
heißen (Zitat aus dem T.A.H. Holzminden vom 17.04.1970). An diesem pädagogischen Auftakt<br />
nahmen teil:<br />
• Oberamtmann Holland von <strong>der</strong> Kreisverwaltung<br />
• Geschäftsführer von Campe und Frau Bitter vom Landvolkverband<br />
• Frau Abel und Herr Krusche vom Arbeitsamt-Nebenstelle Holzminden<br />
• Herbert Kupfer, Schulleiter in Pegestorf (früher Lehrer in <strong>Heyen</strong>) als Leiter <strong>der</strong> LEB<br />
(Ländliche-Erwachsenen-Bildung) und Initiator <strong>der</strong> Spielkreise<br />
• Frau Ria Heinrichs vom Landfrauenverein<br />
• Frau Inge Haupt als Kreiskin<strong>der</strong>gärtnerin und verantwortliche Ausbil<strong>der</strong>in und Betreuerin<br />
<strong>der</strong> Leiterinnen und Helferinnen in den Spielkreisen.<br />
Der Kin<strong>der</strong>spielkreis fand in den Untergeschossräumen <strong>der</strong> ehemaligen Schule, dem heutigen<br />
Dorfgemeinschaftshaus, sein Zuhause. Die anfangs aufgetretene Skepsis konnte schon bald<br />
ausgeräumt werden. Mit Interesse sahen sich die Gäste und Eltern in den neuen Räumen um und<br />
konnten sich von <strong>der</strong> geschmackvollen, bunten Ausstattung <strong>der</strong> Spielheimat und <strong>der</strong> anheimelnden<br />
gediegenen Einrichtung überzeugen.<br />
Die Idee <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>spielkreise wurde zuerst im Landkreis Wesermünde „geboren“. Die LEB des<br />
Kreises Holzminden nahm diese Anregung sofort auf. In <strong>Heyen</strong> bildete sich spontan ein Beirat, <strong>der</strong><br />
sich aktiv bei <strong>der</strong> Raum- und Geldbeschaffung mit einschaltete. Bürgermeister Dröge -so stand es<br />
im Protokoll- gab zur Entstehung dieser segensreichen Einrichtung den Startschuss mit den<br />
Worten „am Geld soll und darf es nicht scheitern“.<br />
Es begann mit einem Erprobungsjahr. Durch die Einbeziehung <strong>der</strong> vorschulpflichtigen Jungen und<br />
Mädchen sollte das Schulgebäude wie<strong>der</strong> eine umfassende Begegnungsstätte für Eltern und<br />
Kin<strong>der</strong> und ein neuer Dorfmittelpunkt werden. Schon vom Kleinkindalter an, in dem Fundamente<br />
- 159 -
Die Räumlichkeiten wurden<br />
in <strong>der</strong> Vergangenheit stets<br />
verbessert und erweitert.<br />
Seit August 2002 ist <strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong>spielkreis zu einem<br />
Kin<strong>der</strong>garten umstrukturiert<br />
worden. Dadurch erhöht<br />
sich die Betreuungszeit<br />
von bisher drei auf vier<br />
Stunden. Statt bisher 20<br />
Kin<strong>der</strong> können jetzt 25<br />
Kin<strong>der</strong> betreut werden.<br />
Besucht wird <strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong>garten nicht nur von<br />
<strong>Heyen</strong>er Kin<strong>der</strong>n. Eltern<br />
aus den umliegenden<br />
Dörfern nutzen die hiesige<br />
Einrichtung und bringen<br />
täglich ihre Sprösslinge<br />
nach <strong>Heyen</strong>.<br />
Kin<strong>der</strong>gartengruppe um 1985<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
- 160 -<br />
aller Bildung und Sozialerziehung<br />
gelegt werden, sollte die Hebung<br />
des Bildungsstandes auf dem<br />
Lande geför<strong>der</strong>t werden. Man<br />
erhoffte sich von <strong>der</strong><br />
Spielkreiseinrichtung eine<br />
Verbesserung des Bildungsgefälle<br />
zwischen Stadt- und<br />
Landkin<strong>der</strong>n. Man freute sich<br />
über die schon lang erwartete<br />
vorschulpflichtige Ausbildung und<br />
Betreuung <strong>der</strong> Landkin<strong>der</strong>. So<br />
konnten das Interesse und die<br />
Begabung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> geweckt<br />
und aufgebaut werden.<br />
Ehrung zum 25jährigen Bestehen 1995<br />
Leiterinnen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>spielkreis- und Kin<strong>der</strong>garteneinrichtung in <strong>Heyen</strong>:<br />
Else Sporle<strong>der</strong>, <strong>Heyen</strong> Ingrid Volkmer, <strong>Heyen</strong><br />
Ilse Fredebold, <strong>Heyen</strong> Monika Rieger, Bodenwer<strong>der</strong><br />
Antonia Pfohl, <strong>Heyen</strong> Cornelia Wagner-Tilch, Breitenkamp<br />
Verena Laker, Bodenwer<strong>der</strong> Susanne Köhls, Bodenwer<strong>der</strong><br />
Neben den Leiterinnen - Frau Volkmer war mehr als 13 Jahre Leiterin - haben stets ein bis zwei<br />
Helferinnen die Betreuung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> mit übernommen. Beson<strong>der</strong>s sind hier Gisela Ohm (20<br />
Jahre, von 1973 - 1993) und Gertrud Kosak (seit 1990) zu erwähnen.<br />
Kin<strong>der</strong>zahlen:<br />
1976/77 - 28 Kin<strong>der</strong> Leiterin: Ingrid Volkmer mit Annelise Koppenhagen u. Ruth Weßling<br />
1981/82 - 10 Kin<strong>der</strong> Leiterin: Ingrid Volkmer mit Gisela Ohm<br />
1990/91 - 21 Kin<strong>der</strong> Leiterin: Antonia Pfohl mit Gisela Ohm u. Ilse Fredebold<br />
1998/99 - 19 Kin<strong>der</strong> Leiterin: Susanne Köhls mit Gertrud Kosak<br />
2003/04 - 20 Kin<strong>der</strong> Leiterin: Susanne Köhls mit Gertrud Kosak, Vertr.: Susanne Müller
16 Verbände<br />
16.1 Der Reichsbund<br />
(Ernst Struckmeier)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Der Reichsbund wurde schon im ersten Weltkrieg 1917 ins Leben gerufen, um in Deutschland den<br />
vielen schwer verwundeten Kameraden und Witwen mit ihren Kin<strong>der</strong>n zu helfen. Diese<br />
Organisation lebte fast in je<strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> nach dem zweiten Weltkrieg wie<strong>der</strong> auf, so auch in<br />
<strong>Heyen</strong>. Ein langjähriger erster Vorsitzen<strong>der</strong> war Hermann Fredebold, zweiter Vorsitzen<strong>der</strong> Gerd<br />
Arndt, Kassierin Martha Pude. Nach dem Tode von Hermann Fredebold löste sich <strong>der</strong> Verein in<br />
<strong>Heyen</strong> auf, die Mitglie<strong>der</strong> wurden von den Ortsgruppen Bodenwer<strong>der</strong> und Hajen aufgenommen.<br />
16.2 Der Heimkehrerverband<br />
(Ernst Struckmeier)<br />
- 161 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Der Heimkehrerverein wurde im Jahr 1954 in <strong>Heyen</strong> gegründet. Der erste Vorsitzende war Ludwig<br />
Franz. Der Verein löste sich jedoch nach Wegzug <strong>der</strong> Flüchtlinge bald wie<strong>der</strong> auf. Die Mitglie<strong>der</strong><br />
wurden vom Verein in Bodenwer<strong>der</strong> aufgenommen.Erwähnenswürdig ist, dass hier ein<br />
Vereinsaustausch mit den Heimkehrern aus Frankreich (Soteville) jährlich stattfindet. Soldaten die<br />
im Krieg auf einan<strong>der</strong> geschossen haben, fallen sich bei jedem Treffen vor Freude um den Hals.<br />
Beide Vereine haben ein Ziel: „NIE WIEDER KRIEG“<br />
16.3 Der Drainageverband <strong>Heyen</strong><br />
(Albrecht Rother)<br />
Die Gesamtfläche <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> beträgt ca. 832 ha, davon sind ca. 11,5 ha Wasserfläche<br />
in <strong>der</strong> gesamten Breite <strong>der</strong> Weser. Das Oberflächenbild des Geländes ist vielseitig. Von einem<br />
ebenen und tiefergelegenen Gebiet im nördlichen Teil <strong>der</strong> Flur zu den Nachbarn Esperde und<br />
Brockensen hin bis etwa zur Dorflage steigt dann das Gelände langsam an. Dieses erwähnte<br />
Gebiet im nördlichen Raum hat früher immer unter stauen<strong>der</strong> Nässe gelitten, am Rhien ist <strong>der</strong><br />
Boden teilweise anmoorig. Wegen geringer Vorflut konnte das Wasser nicht ablaufen. Nach alten<br />
Überlieferungen soll die Straße nach Esperde manchmal ein kleiner Bach gewesen sein. An<br />
beiden Seiten <strong>der</strong> mehr einem ausgefahrenen Weg gleichenden Straße sah es manchmal wie in<br />
einem Moor aus.<br />
Eine landwirtschaftliche Nutzung war deshalb beson<strong>der</strong>s in regenreichen Jahren sehr schwierig.<br />
Die Landbesitzer haben sich aber immer bemüht, die Län<strong>der</strong>eien trocken zu bekommen und den<br />
Acker zu kultivieren. Die vorhandenen Gräben wurden tiefer gelegt, neue Gräben ausgehoben und<br />
<strong>der</strong> Acker sogar stellenweise den damaligen Möglichkeiten entsprechend dräniert. Geringe Erfolge<br />
wurden sichtbar. Kleine Flächen am Rhien und an <strong>der</strong> Ilse, an <strong>der</strong> Grenze zu Brockensen und<br />
Esperde, sind auch heute noch versumpft und nicht nutzbar. Es ist deshalb verständlich, wenn die<br />
Bauern bei <strong>der</strong> Separation<br />
in den sechziger Jahren<br />
des 19ten Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
versuchten, möglichst viel<br />
Land auf den höher<br />
gelegenen Flächen zu<br />
bekommen. Diese waren<br />
damals mit Handarbeit und<br />
Pferdebespannung gut zu<br />
bewirtschaften.<br />
Die schnell fortschreitende<br />
Entwicklung und Mechanisierung<br />
im landwirtschaftlichen<br />
Bereich nach<br />
Kriegsende 1945 zwangen<br />
zum Umdenken. Die<br />
Hanglagen waren mit<br />
immer größer werdenden<br />
Maschinen und Traktoren schlecht zu befahren und zu bewirtschaften, das Augenmerk richtete<br />
sich mehr und mehr auf die ebenen Flächen.<br />
Deshalb griffen die <strong>Heyen</strong>er Landwirte sofort zu, als die Gründung eines Drainageverbandes in<br />
<strong>Heyen</strong> die Möglichkeit zur Trockenlegung vieler Flächen in den nassen Län<strong>der</strong>eien anbot.<br />
Staatliche Zuschüsse und günstige Kredite mit niedrigen Zinsen för<strong>der</strong>ten das Projekt. So fand am<br />
24.09.1956 eine Versammlung zur Gründung des Drainageverbandes <strong>Heyen</strong> statt. Anwesend<br />
waren von den Interessenten die Landwirte Karl Battmer, Friedrich Feuerhake, Ewald Hollstein,<br />
Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark, Hermann Meyer, Friedrich Wessel, Hermann Wieman und Landwirtin Emmy<br />
- 162 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Lemke – vertreten durch einen Bevollmächtigten. Dazu kamen Pastor Welz für die Ev.<br />
Kirchengemeinde <strong>Heyen</strong>, <strong>Gemeinde</strong>direktor Sorge, Arbeiter Ludwig Möller und Dr. Kosak vom<br />
Versuchs- und Beratungsring. Die offiziellen Stellen waren Vertreten durch<br />
Regierungsoberbauinspektor Müller, für die Außenstelle Holzminden des Wasserwirtschaftsamtes<br />
Hildesheim, sowie Oberregierungsrat Dr. Floto und Kreisinspektor Holland für den Landkreis<br />
Holzminden.<br />
Der Plan, das Mitglie<strong>der</strong>verzeichnis und die Satzung haben vom 05.09.1956 bis 20.09.1956 bei<br />
<strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>verwaltung ausgelegen, Einwände wurden nicht erhoben, die Gründung des<br />
Drainageverbandes <strong>Heyen</strong> wurde einstimmig beschlossen. Zum Vorstand wurden einstimmig<br />
gewählt: Vorsteher Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark<br />
1. Beisitzer Friedrich Feuerhake<br />
2. Beisitzer Ewald Hollstein<br />
Der Verband hatte zur Aufgabe:<br />
1. Gewässer und ihre Ufer auszubauen und in ordnungsgemäßem Zustand zu halten<br />
2. Grundstücke zu entwässern.<br />
Aufsichtsbehörde sind das Wasserwirtschaftsamt Hildesheim und <strong>der</strong> Landkreis Holzminden.<br />
Zu Beginn <strong>der</strong> praktischen Verbandsarbeit müssen zunächst die Vorfluter in Richtung Ilse<br />
ausgebaut werden, um den Wasserabfluss zu gewährleisten. Hierzu werden die Anlieger<br />
entsprechend <strong>der</strong> anliegenden Flächen veranlagt. Über ein Darlehen bei <strong>der</strong> Norddeutschen<br />
Landesbank wird <strong>der</strong> Ausbau finanziert. Nach einem Tilgungsplan über mehrere Jahre zahlen<br />
dann die Mitglie<strong>der</strong> über den Verband das Darlehen zurück.<br />
Im Verlauf <strong>der</strong> nächsten Jahre werden dann in 9 Bauabschnitten insgesamt 137 ha dräniert. Die<br />
Mitglie<strong>der</strong>zahl steigt auf 16. Als 4 Landwirte in Bremke (Dornette, Kaufmann, Leweke und Schmidt)<br />
ihre Flächen ebenfalls dränieren wollen, aber keinen eigenen Verband gründen können, treten<br />
diese auf Anraten des Landkreises dem Drainageverband <strong>Heyen</strong> bei, und die Aufgaben werden<br />
vom Verband (Vorsteher) übernommen. Somit werden in <strong>Heyen</strong> ca. 86 ha. und in Bremke ca. 51<br />
ha entwässert. Die ersten Bauabschnitte werden in mühsamer Handarbeit von <strong>der</strong> Fa. Willi Jörges<br />
in Portenhagen, Kreis Einbeck durchgeführt, bis dann <strong>der</strong> Einsatz von Baggern bei den weiteren<br />
Bauabschnitten die Arbeit vereinfacht und erleichtert. Die Abrechnung erfolgt wie bei den<br />
Vorflutern über Kredite bei <strong>der</strong> Stadtsparkasse Bodenwer<strong>der</strong>. Die Mitglie<strong>der</strong> zahlen ihre Beiträge in<br />
langjährigen Raten an den Verband, <strong>der</strong> dann die Tilgung <strong>der</strong> Kredite übernimmt.<br />
In <strong>der</strong> Versammlung am 28.12.1981 tritt <strong>der</strong> alte Vorstand Hun<strong>der</strong>tmark, Feuerhake und Hollstein<br />
zurück und neu gewählt werden: Vorsteher: Albrecht Rother, 1. Beisitzer: Günter-Wilhelm<br />
Henneke, 2. Beisitzer: Gustav Diekmann. Dieser Vorstand bleibt bis zur Auflösung des Verbandes<br />
am 30´.05.1994 im Amt.<br />
Nach Fertigstellung des neunten und letzten Bauabschnittes bleibt dem Verband die Aufgabe, für<br />
die Unterhaltung <strong>der</strong> Anlagen zu sorgen und die finanzielle Abwicklung zwischen Mitglie<strong>der</strong>n und<br />
Banken zu überwachen. Während <strong>der</strong> <strong>ganzen</strong> Zeit wird die Arbeit des Verbandes von einem<br />
Angestellten des Wasserwirtschaftsamtes überprüft und entsprechende Berichte angefertigt. Es<br />
wurden niemals Beanstandungen erhoben.<br />
Im Juli 1993 wurden die letzten Zahlungen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> fällig und damit kommen die letzten<br />
Einnahmen für den Verband. Verpflichtungen bei Banken und an<strong>der</strong>e Verbindlichkeiten bestehen<br />
nicht mehr, so dass alle finanziellen Aufgaben des Verbandes abgewickelt sind. Alle baulichen<br />
Maßnahmen sind abgeschlossen und weitere neue nicht zu erwarten. Der Verband hat seine<br />
Aufgabe erfüllt und eine Auflösung wird erörtert. In <strong>der</strong> Versammlung am 19.05.1994 beschließt<br />
die Versammlung den Verband aufzulösen. Mit Schreiben vom 30.05.1994 genehmigt <strong>der</strong><br />
Landkreis die Auflösung. Den finanziellen Überschluss bei <strong>der</strong> Auflösung erhält zur Hälfte die<br />
<strong>Gemeinde</strong>, die damit die Unterhaltung <strong>der</strong> Vorfluter übernimmt, die an<strong>der</strong>e Hälfte wird an die<br />
Mitglie<strong>der</strong> entsprechend ihrer Anteile an <strong>der</strong> Dränage ausgezahlt. Für die weitere Unterhaltung <strong>der</strong><br />
Dränagen und den Abfluss des Wassers wird von nun an je<strong>der</strong> Landbesitzer selber verantwortlich.<br />
- 163 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
16.4 Die Forstgenossenschaft <strong>Heyen</strong><br />
In <strong>Heyen</strong> besteht seit alters her die Forstgenossenschaft (Holzinteressentenschaft). Sie besitzt 133<br />
ha, von denen sich 126 ha in Kultur befinden. An <strong>der</strong> Wirtschaftsfläche <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> war <strong>der</strong><br />
Wald jedoch mit 20 %, d.h. mit 175 ha, beteiligt. Das besagt, dass 42 ha Privatwald vorhanden<br />
sind. Über 30 ha gehören einem Landwirt und liegen im Ith. Der Rest sind Flächen am Rande <strong>der</strong><br />
Feldmark, <strong>der</strong>en Rodung und Kultivierung sich für die Besitzer nicht lohnte. So erklärt es sich, das<br />
einige Landwirte Wald besitzen. Je<strong>der</strong> Interessent bekam 1 Anteil und gleichviel Brennholz. Für<br />
900 -1200 Mark konnte ein weiteres Anteil gekauft werden. Im übrigen ging es mit <strong>der</strong><br />
Besitzvergrößerung so wie beim Ackerland. Durch Erbschaft, Heirat usw. kamen mehrere Anteile<br />
in einen Betrieb, so das es heute Betriebe mit 3 und sogar 5 Anteilen gibt. Sie bekommen jedes<br />
Jahr bei <strong>der</strong> Brennholzverteilung 3- bzw. 5mal soviel, müssen sich an den Kulturarbeiten aber<br />
auch 3- bzw. 5fach beteiligen. Früher wurde das Holz im Winter gemeinsam geschlagen, und in 20<br />
Jahren war man wie<strong>der</strong> an <strong>der</strong> alten Stelle. Es gab also nur Stangenholz, wie es in 20 Jahren<br />
nachgewachsen war. Man rechnete noch nicht aus, was die weiten Wege kosteten und wie man<br />
einen größeren Gewinn haben könnte. Später ging man aber dazu über, im Mai, wenn <strong>der</strong> Saft in<br />
die Bäume steigt, die Eichen zu schlagen und die Borke zu gewinnen. 2 Sorten Borke, die sich<br />
dann im Walde gut vom Stamm lösen ließ, wurden an die Gerber in Linse und Hehlen verkauft.<br />
Heute verfügt <strong>Heyen</strong> bereits über gute alte Eichen- und neuere Fichtenbestände. Viele<br />
Stellmacher und Tischler <strong>der</strong> Umgebung bezogen Heyer Eichen, beson<strong>der</strong>s für Wagenrä<strong>der</strong> und<br />
Särge. Die Fichtenbestände lieferten Grubenholz, das bisher nach Gütersloh verkauft wurde.<br />
Die Forstgenossenschaft trägt sich gerade so, denn die Kasse kann die Kulturarbeiten von den<br />
Einnahmen durch die Verkäufe und den Pachtzins <strong>der</strong> Steinbrüche bezahlen. Die Steinbrüche, die<br />
mit 7 ha in <strong>der</strong> Forst liegen, müssen 8–10 % vom Umsatz Pacht bezahlen. Die Waldarbeit wird<br />
zumeist in <strong>der</strong> arbeitsärmeren Zeit von den in <strong>der</strong> Landwirtschaft Beschäftigten unter Aufsicht<br />
eines Angestellten <strong>der</strong> Interessentenschaft verrichtet. Wenn Arbeitsspitzen auftreten, werden auch<br />
an<strong>der</strong>e Hilfskräfte hinzugezogen.<br />
Generalverammlung 2003 mit Ehrungen<br />
Ilse Fredebold , Friedrich Meyer, Wilhelm Zieseniß, Eckhard Rother, Michael Zieseniß,<br />
Karl-Heinz Stohmeyer, Jochen Matthaei, Willi Ohm, Reinhard Meyer.<br />
Auszüge aus den Protokollbüchern vom 01.01.1894 bis 1932 und ab 1933:<br />
22.05.1895 Die Holzjagd soll auf 6 Jahre vom 24.06.95 – 23.06.01 an hiesige Forstinteressenten<br />
meistbietend verpachtet werden, jedoch nicht unter 80,00 Mark pro Jahr.<br />
- 164 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
24.03.1897 Der Antrag des Forstaufsehers Möller, ihn mit einer Sicherheitswaffe zu versehen,<br />
fand die Zustimmung <strong>der</strong> Versammlung, jedoch mit <strong>der</strong> ausdrücklichen Bestimmung,<br />
dass eine Schusswaffe nicht zu wählen ist. Die Genehmigung zur öffentlichen Tragung<br />
einer Hieb- und Stichwaffe soll seitens des Vorstandes durch den Oberförster<br />
eingeholt werden. Der Gastwirt Wilhelm Pieper stellt die Anfrage auf Überlassung von<br />
Terrain am Weißen Stein zum Versuch des Weinbaues. Die Versammlung steht dem<br />
Wunsch von Pieper sympathisch gegenüber, gibt demselben jedoch anheim, seinen<br />
Wunsch näher zu präzisieren und dann dem Vorstand vorzutragen.<br />
31.01.1900 Vorstandswahlen für die Zeit vom 01.02.00 - 01.02.06: Vorsitzen<strong>der</strong> Rudolf<br />
Hun<strong>der</strong>tmark (Wie<strong>der</strong>wahl), 2. Vors. W. Sagebiel und 3. Stellmacher Hermann Möller.<br />
Vertreter: C. Sagebiel, Carl Willmer und Friedr. Meyer Nr. 21. Rechnungsführer<br />
Großköther Heinrich Battmer vom 01.02.00 – 01.02.06. Gehalt 30,00 Mark jährlich.<br />
23.03.1906 Der Antrag einiger Forstgenossen, die Forstgenossenschaft möge Mitglied bei <strong>der</strong><br />
Spar- und Darlehnskasse werden, wurde nach langer Beratung abgelehnt.<br />
05.04.1907 Die Schuljungen haben zum Osterfeuer eine Esche ohne Erlaubnis abgehauen. Von<br />
einer Bestrafung <strong>der</strong> Schuljungen soll noch einmal Abstand genommen werden.<br />
Wilhelm Brockmann hat ohne Erlaubnis 2 Stöcker zu Stielen abgehauen. Er will 1<br />
Mark in die Forstkasse bezahlen, wenn er nicht angezeigt wird. Er braucht aber nur 50<br />
Pfg. zu zahlen.<br />
09.06.1908 Für den verstorbenen Großköther Carl Willmer wird August Henneke als Stellvertreter<br />
gewählt. Feuerwehr, Kriegerverein und Schützenverein dürfen sich zu Festlichkeiten<br />
das erfor<strong>der</strong>liche Grünlaub aus dem Walde holen, die Haukosten haben die Vereine<br />
an den Forstaufseher zu zahlen.<br />
23.11.1911 7 Frauen aus Bodenwer<strong>der</strong> haben verbotenerweise Eicheln im Forst gesammelt. Die<br />
Versammlung will dieses Mal Gnade vor Recht ergehen lassen und von einer Anzeige<br />
und Bestrafung absehen.<br />
15.01.1912 Neuwahl des Vorstandes für die Zeit vom 01.02.1912 - 01.02.1918. Der Vorsitzende<br />
Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark lehnt eine Wie<strong>der</strong>wahl ab. An seiner Stelle wird August<br />
Feuerhake gewählt. 2. und 3. Vorsitzen<strong>der</strong> bleiben Wilhelm Sporle<strong>der</strong> und Hermann<br />
Möller. Wie<strong>der</strong>wahl <strong>der</strong> Vertreter K. Sagebiel, Aug. Henneke und Friedr. Meyer.<br />
Rechnungsführer Heinrich Battmer (Wie<strong>der</strong>wahl). Der Holzaufseher C. Sorge soll<br />
beauftragt werden, an <strong>der</strong> neuen Chaussee über dem Plessen nachzugraben, ob sich<br />
dort Kies befindet.<br />
15.03.1913 Der Allgemeinen Aktiengesellschaft Berlin wird die Genehmigung zur Aufrichtung von<br />
Masten durch den Heyer Wald erteilt.<br />
17.03.1915 Dem Antrag einiger Interessenten wegen Futtermangel die Sauen bzw. jungen<br />
Stangenschweine in den Buchensiek zu treiben, wurde stattgegeben.<br />
17.11.1916 Die durch Aufseher Carl Sorge angezeigten Personen wegen unerlaubten Sammelns<br />
von Himbeeren sollen bestraft werden.<br />
09.04.1919 Die Arbeitslöhne werden neu festgesetzt. Männliche Arbeiter 4 Mark, für das<br />
Holzfällen 4,50 Mark, Frauen 3,50 Mark und Kin<strong>der</strong> 2 Mark (pro Tag).<br />
24.01.1922 Die Forstgenossenschaft stellt <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> unentgeltlich einen Platz für die<br />
Aufstellung eines Ehrenmals für die Kriegsgefallenen zur Verfügung.<br />
15.11.1924 Die Forstgenossenschaft bewilligt dem Korbmacher Hermann Tiele die zu seinem<br />
Gebrauch benötigten Haselstöcke aus dem Wald. Zu zahlen hat er 2/3 des von<br />
an<strong>der</strong>en Korbmachern durchschnittlich gezahlten Preises.<br />
- 165 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
01.01.1925 Bis 31.12.1944 Pachtvertrag mit <strong>der</strong> Fa. J. Davin Linse. Bei <strong>der</strong> Einstellung von<br />
Brucharbeitern sind nach Möglichkeit Einwohner von <strong>Heyen</strong> zu berücksichtigen. In <strong>der</strong><br />
Erntezeit sind den zur Feldarbeit erfor<strong>der</strong>lichen Brucharbeitern für die Einbringung <strong>der</strong><br />
Ernte frei zu geben.<br />
13.01.1932 Pachtvertrag mit <strong>der</strong> Fa. Steinindustrie Wiegand in Westerbrak über die vor Jahresfrist<br />
von Fa. Davin und von Heinrich Borchers (Bodenwer<strong>der</strong>) betriebenen Steinbrüche.<br />
12.01.1933 Aug. Feuerhake bleibt Vorsitzen<strong>der</strong>, August Henneke wird in den Vorstand gewählt<br />
(01.02.1933 – 10.02.1939). Heinrich Battmer Rechnungsführer vom 01.02.1933 –<br />
01.02.1939. Friedrich Zeddies, Jagdpächter.<br />
18.09.1934 Forstaufseher Carl Sorge tritt in den Ruhestand. Hermann Maaß ab 01.10.1934<br />
Forstaufseher.<br />
01.10.1936 Kriegskameradschaft <strong>Heyen</strong> erhält den Platz zum Kleinkaliberstand im Buchensiek<br />
vom 01.10.1936 – 01.10.1956 zum Pachtpreis von 2,50 Mark jährlich.<br />
01.01.1939 Steinbruch an Fa. Loges, Fr. Sporle<strong>der</strong> und H. Flentje bis 01.01.1949 verpachtet.<br />
Verpachtung des Steinbruchs Borchers an Friedrich Flentje in Kemnade bis 31.12.48.<br />
16.12.1940 Rechnungsführer Heinrich Battmer stellt sein Amt zum 31.01.1941 zur Verfügung.<br />
Er ist 90 Jahre alt und hat das Amt 50 Jahre geführt.<br />
28.02.1942 Für das verstorbene Vorstandsmitglied Friedrich Grave wird Karl Battmer bis<br />
01.02.1945 in den Vorstand gewählt. Erich Zieseniß wird Rechnungsführer vom<br />
01.02.1942 – 01.02.1948 mit jährlich 100 Mark. Da Erich Zieseniß wegen Einberufung<br />
zur Wehrmacht die Kasse nicht führen kann, wird Karl Sporle<strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />
Kassenführung während des Krieges beauftragt.<br />
11.02.1943 An die Kriegerwitwen und sonstige Bedürftigen in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> soll je ein Haufen<br />
Holz verteilt werden.<br />
28.02.1945 August Henneke lehnt wegen Krankheit die Wie<strong>der</strong>wahl ab. Karl Battmer wird<br />
Vorsitzen<strong>der</strong>, Friedrich Meyer Nr. 43 und Wilhelm Sporle<strong>der</strong> Nr. 3 werden 2. und 3.<br />
Vorsitzende.<br />
03.03.1949 Zum Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> zerstörten Marktkirche (Hameln?) wurde von <strong>der</strong><br />
Genossenschaft ein Lärchenstamm von 1,05 fm gespendet.<br />
11.04.1951 Vorstandswahl 01.02.1951 – 31.01.1957: 1. Vorsitzen<strong>der</strong> Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark (Sohn),<br />
2. Vorsitzen<strong>der</strong> Wilhelm Henneke und 3. Vorsitzen<strong>der</strong> bleibt Wilhelm Sporle<strong>der</strong> Nr. 3.<br />
08.04.1953 Auf das Vorkaufsrecht des Anteils <strong>der</strong> Geschw. Griese, früher Schra<strong>der</strong> Haus Nr. 55,<br />
verkauft an Wilhelmine Hartmann, geb. Sagebiel Nr. 55 für 2500 D-Mark wird<br />
verzichtet.<br />
27.07.1954 Rechnungsführer Erich Zieseniß erhält ab 1954 eine Vergütung von 150 DM.<br />
06.04.1955 Der Schützenverein erhält den Platz zum Ausbau eines Schießstandes. Pro Anteil<br />
werden 200 DM ausgezahlt.<br />
20.07.1957 Forstaufseher Hermann Maaß erhält statt bisher 250 DM jetzt 300 DM Lohn.<br />
- 166 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
25.03.1959 Die Wiese und das angrenzende Ackerland von Hermann Reese auf dem<br />
Lindenstuken (etwa 18 ar) sollen für 3000 DM gekauft werden. Die Anschaffung einer<br />
Motorsäge wird beschlossen. Für die Hilfe beim Löschen des Waldbrandes unterhalb<br />
des Steinbruchs Loges erhalten die Steinbrucharbeiter 1 Kiste Bier (20 Flaschen) und<br />
1 Flasche Doppelkorn als Anerkennung. Hermann Maaß erhält für 15 Jahre Tätigkeit<br />
als Forstaufseher als Anerkennung 100 DM.<br />
18.05.1962 Für den verstorbenen Rechnungsführer Erich Zieseniß, wird Wilhelm Zieseniß<br />
gewählt. Für den verstorbenen Wilhelm Henneke kommt sein Sohn Günter-Wilhelm in<br />
den Vorstand. Ankauf einer 2. Motorsäge wird beschlossen.<br />
23.03.1963 Für Anfang Juli wird eine Grenzbeziehung beschlossen. Hermann Käse (Kreipke)<br />
kann für 10 DM jährl. Wasser für seine Vieh aus <strong>der</strong> Quelle im Linser Grund nehmen.<br />
19.03.1966 Wie<strong>der</strong>wahl des Vorstandes vom 01.01.64 - 31.12.19. Für den wegen Krankheit ausgeschiedenen<br />
Wilhelm Sporle<strong>der</strong> Nr. 3 wird Karl Mönkemeier in den Vorstand gewählt.<br />
15.11.1968 Hermann Maaß ist nach einem Betriebsunfall 1966 Invalide geworden. Wilhelm<br />
Zieseniß wird Nachfolger und Hermann Maaß wird ab 01.01.1969 Kassenführer.<br />
28.12.1972 Die neue Satzung wird ausgegeben.<br />
19.12.1977 Vorstandswahlen 1977 – 1983: Rud. Hun<strong>der</strong>tmark Wie<strong>der</strong>wahl zum 1. Vorsitzenden.<br />
Günter-Wilhelm Henneke scheidet als 2. Vorsitzen<strong>der</strong> aus, für ihn kommt Wilhelm<br />
Zieseniß, Karl Mönkemeier bleibt Schriftführer. Hermann Maaß tritt aus<br />
Krankheitsgründen als Rechnungsführer zurück, Hermann Fredebold wird neuer<br />
Rechnungsführer.<br />
09.12.1982 Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark tritt aus Gesundheitsgründen als 1. Vorsitzen<strong>der</strong> zurück. Wilhelm<br />
Zieseniß wird 1. Vorsitzen<strong>der</strong> und Albrecht Rother 2. Vorsitzen<strong>der</strong>.<br />
16.07.1985 Erweiterte Vorstandssitzung: je Anteil werden 400 DM bis zum 30.09.1985 ausgezahlt.<br />
11.12.1986 Albrecht Rother scheidet auf eigenen Wunsch nach Hofübergabe als 2. Vorsitzen<strong>der</strong><br />
aus. Als Nachfolger wird sein Sohn Eckhard Rother zum 2. Vorsitzenden gewählt.<br />
10.12.1987 Karl Mönkemeier scheidet auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand aus. Neu als 3.<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> und Schriftführer wird Reinhard Meyer gewählt.<br />
25.01.1990 Das Forstjahr wird von bisher 01.10. -.30.09. auf das Kalen<strong>der</strong>jahr vom 01.01. – 31.12.<br />
umgestellt. Vorstandswahlen: 1. Vors. Wilhelm Zieseniß, 2. Vors. Eckhard Rother, 3.<br />
Vors. und Schriftführer Reinhard Meyer, Ersatzmann Fr. Meyer (Wie<strong>der</strong>wahl) und<br />
Hermann Sporle<strong>der</strong> (Neuwahl), Kassenführer Hermann Fredebold.<br />
19.02.1993 Hermann Fredebold tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück. Neuer Rechnungsführer<br />
wird Hermann Wiemann.<br />
22.01.1998 500 DM je Anteil werden ausgezahlt<br />
01.02.2002 Hermann Wiemann tritt als Kassenführer zurück. Kassenführer wird das Vorstandsmitglied<br />
wird Reinhard Meyer.<br />
06.02.2003 Ab 01.01.2003 erhält <strong>der</strong> 1. Vorsitzende 100 EUR + 30 EUR für Porto und Telefon, <strong>der</strong><br />
Rechnungsführer 150 EUR. + 15 EUR. Neuwahl des Vorstandes: 1. Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Eckhard Rother, 2. Vorsitzen<strong>der</strong> und Stellvertreter Michael Zieseniß, Schriftführer und<br />
Rechnungsführer Reinhard Meyer. Wilhelm Zieseniß wird Ehrenvorsitzen<strong>der</strong>.<br />
- 167 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
16.5 Die Jagdgenossenschaft <strong>Heyen</strong><br />
(Albrecht Rother)<br />
Schlägt man im Lexikon unter „Jagd“ nach, liest man da folgendes: „Jagd, Weidwerk, Aufsuchen,<br />
Nachstellen, Erlegen und Fangen jagdbarer Tiere nach den Regeln des Jagdrechtes und des<br />
Jagdbrauchs. Mit <strong>der</strong> Jagd ist die Hege verbunden. Die Jagd- und Schonzeiten des Wildes sind<br />
gesetzlich bestimmt.“<br />
Die Jagd gehört zu den ältesten Formen <strong>der</strong> Nahrungsgewinnung. Durch die Ausbildung und<br />
Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht verlor die Jagd ihre lebenswichtige Rolle, behielt aber<br />
immer noch eine große Bedeutung. Die Ausübung <strong>der</strong> Jagd wurde mehr und mehr das Vorrecht<br />
<strong>der</strong> „Herren“. An den „Höfen und Edelsitzen“ bildete sich eine zunftmäßige Jägerei mit strengen<br />
Bräuchen und eigener Sprache heraus.<br />
Die Entwicklung des neuen deutschen Jagdrechts beginnt im Jahre 1848. Damals wurde die<br />
Berechtigung zur Jagd – bis dahin ein Privileg <strong>der</strong> Landesherren – mit dem Eigentum am Grund<br />
und Boden verbunden. Der Gesetzgeber sieht folgende Voraussetzungen für die Jagdausführung<br />
vor:<br />
Das Jagdrecht ist die ausschließliche Befugnis, auf einem bestimmten Gebiet wildlebende Tiere,<br />
die dem Jagdrecht unterliegen (Wild), zu hegen, auf sie Jagd auszuüben und die sich anzueignen.<br />
Mit dem Jagdrecht ist die Pflicht zur Hege verbunden. Die Mindestgröße von Eigenjagdbezirken<br />
beträgt 75 ha (ein Besitzer, zusammenhängende Fläche). Eine Jagdgenossenschaft zu bilden,<br />
welche die Einzelflächen einer Gemarkung zu einem gemeinschaftlichen Jagdbezirk<br />
zusammenfasst, <strong>der</strong> mindestens 150 ha groß ist. Der Jagdausübende muss eine Jägerprüfung<br />
abgelegt haben.<br />
Die Jagdgenossenschaft <strong>Heyen</strong> wählt einen Jagdvorstand, <strong>der</strong> die Genossenschaft gerichtlich und<br />
außergerichtlicht vertritt. Solange die Jagdgenossenschaft keinen Jagdvorstand gewählt hat,<br />
werden die Geschäfte des Jagdvorstandes vom <strong>Gemeinde</strong>vorstand übernommen (§9). Die<br />
Jagdgenossenschaft untersteht hinsichtlich <strong>der</strong> Wahrnehmung ihrer Aufgaben <strong>der</strong> Jagdbehörde<br />
(Landkreis). Sie nutzt die Jagd in <strong>der</strong> Regel durch Verpachtung. Der Pachtvertrag ist schriftlich<br />
abzuschließen. Pächter darf nur sein, wer einen Jagdschein besitzt und schon vorher einen<br />
solchen während dreier Jahre in Deutschland besessen hat.<br />
Jährlich ist von den Pächtern ein Abschussplan aufzustellen, <strong>der</strong> vom Vorstand und <strong>der</strong><br />
Aufsichtsbehörde genehmigt werden muss. Damit soll ein gesun<strong>der</strong> Wildbestand aller heimischen<br />
Tierarten in angemessener Zahl erhalten bleiben. Von <strong>der</strong> Gesamtfläche <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong><br />
sind heute 800 ha jagdbare Fläche, davon 620 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, 148 ha Wald, 12<br />
ha Wasserfläche (Weser) und 20 ha Ödland und sonstige Flächen. Zur Jagdgenossenschaft<br />
gehören ca. 90 Mitglie<strong>der</strong> mit Einzelflächen von 21 qm (Rotten) bis 134 ha (Forstgenossenschaft).<br />
In den Jahren nach dem Krieg 1945 hat sich die Jagd sehr verän<strong>der</strong>t. Die jährlich um Weihnachten<br />
herum durchgeführten Jagden (Feld- und Waldjagden), an denen sich viele Einwohner als Treiber<br />
beteiligen, brachten in den 50iger Jahren manchmal Tagesstrecken von 100 Hasen und mehr.<br />
Auch Rebhühner bevölkerten damals in großer Zahl die Fluren. Bei den Treibjagden dürfen 2<br />
Namen nicht unerwähnt bleiben: Bis 1972 hatte „Obertreiber“ August Sorge das Sagen, abgelöst<br />
wurde er altersbedingt dann von Wilhelm Zieseniß, <strong>der</strong> bis heute noch genau Buch führt, welcher<br />
Jäger welches Wild erlegt hat.<br />
Bedingt durch waldbauliche und landwirtschaftliche Verän<strong>der</strong>ung ist <strong>der</strong> Bestand des Nie<strong>der</strong>wildes<br />
sehr zurückgegangen. So wurde bei <strong>der</strong> Treibjagd im Jahre 2001 kein Hase geschossen, dagegen<br />
haben Reh- und Schwarzwild zugenommen, <strong>der</strong> zunehmende Raps- und Maisanbau bietet diesen<br />
Tieren eine gute Nahrungs- und Deckungsmöglichkeit. Auch Fasanen gibt es nur noch wenige,<br />
während <strong>der</strong> Abschuss von Füchsen und Schwarzwild zunimmt. 1999 wurden 33 Füchse und 4<br />
Stück Schwarzwild erlegt. Statistisch gesehen wurden in den letzten Jahren durchschnittlich je 100<br />
ha Jagdfläche 2,80 Stück Rehwild geschossen.<br />
- 168 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Jagd- Ha- Kanin- Enten Fasan Taube Eichel- Fuchs Dachs Schwarz Reh Davon<br />
jahr sen chen<br />
häher<br />
-wild<br />
Fallwild<br />
87/88 24 5 4 5 10 1 12 7 23 7<br />
88/89 24 2 26 9<br />
89/90 21 15 6 6 8 4 15 1 28 11<br />
90/91 28 17 4 12 13 17 3 1 27 12<br />
91/92 23 17 11 3 14 1 23 1 25 8<br />
92/93 6 4 8 29 1 28 5<br />
93/94 11 8 8 10 36 28 11<br />
94/95 32 7 1 25 8<br />
95/96 9 3 5 39 3 19 7<br />
96/97 2 31 2 3 20 10<br />
97/98 2 ? 6 19 9<br />
98/99 2 5 33 2 4 23 10<br />
99/00 1 ? 9 22 11<br />
00/01 7 7 5 21 1 1 22 6<br />
01/02 6 4 3 21 5 15 28 16<br />
02/03 5 13 12 6 27 15<br />
03/04 4 5 25 4 13 25 8<br />
Jagdstrecken in <strong>Heyen</strong> von 1987 bis 2004<br />
Über Jagdgenossenschaft, Pächter und Jäger in <strong>Heyen</strong> aus <strong>der</strong> Zeit vor dem Krieg konnten keine<br />
schriftlichen Unterlagen gefunden werden. Es gibt nur einige mündliche Überlieferungen. Danach<br />
lag die Verpachtung und Aufsicht wahrscheinlich bei <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>verwaltung. Als Jäger in <strong>Heyen</strong><br />
sind in Erinnerung: Wilhem Pieper und Sohn Hermann Pieper, August Henneke, Friedrich Zeddies,<br />
Adolf Zeddies, Karl Sagebiel, Friedrich Lücke, Friedrich Klingenberg, August Feuerhake, Friedrich<br />
Wessel, Hermann Wiemann sen. und einige an<strong>der</strong>e.<br />
In <strong>der</strong> Sitzung des Gemein<strong>der</strong>ates am 19.04.1948 kommt die Jagdverpachtung erstmalig zur<br />
Sprache. Es soll mit <strong>der</strong> Verpachtung gewartet werden, bis neue Bestimmungen herausgegeben<br />
worden sind. In <strong>der</strong> Sitzung am 11.10.1948 beschließt <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at eine Jagdinteressenten-<br />
Versammlung einzuberufen und dabei einen Vorstand zu wählen. Erinnerungen über eine<br />
Jagdverpachtung gibt es erstmalig in einer Versammlung im Jahre 1949, wobei <strong>Gemeinde</strong>direktor<br />
Fritz Sorge die Jagd an Wilhelm Henneke verpachtet.<br />
In <strong>der</strong> Versammlung <strong>der</strong> Jagdgenossenschaft am 07.12.1963 wurde die Jagdgenossenschaft mit<br />
einer Satzung wie<strong>der</strong> formell ins Leben gerufen.<br />
Der <strong>Gemeinde</strong>direktor Friedrich Sorge als Geschäftsführer des Jagdvorstandes leitete die<br />
Versammlung. Neben vielen Jagdgenossen waren anwesend Herr von Campe als Geschäftsführer<br />
des Landvolkverbandes Holzminden und Herr Lindenberg als stellv. Kreisjägermeister des Kreises<br />
Holzminden. Zum Schriftführer wird Willi Ricke ernannt. Bei <strong>der</strong> Wahl zum Vorstand wurden<br />
Friedrich Feuerhake zum Vorsitzenden und Fritz Sorge sowie Willi Ricke zu Beisitzern gewählt.<br />
Die Versammlung war damit einverstanden, dass die Jagd nur an Einheimische verpachtet werden<br />
soll. Als Pächter bewerben sich Joachim Heinrichs, Ewald Hollstein und Heinz Scharpenberg.<br />
Der Vorstand <strong>der</strong> Jagdgenossenschaft <strong>Heyen</strong> ab 1963:<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> Beisitzer Beisitzer<br />
Friedrich Feuerhake Fritz Sorge Willi Ricke<br />
07.12.1963 - 03.06.1970 07.12.1963 – 10.02.1965 07.12.1963 – 23.03.1968<br />
Albrecht Rother Karl Mönkemeier Friedrich Becker<br />
04.06.1970 – 18.04.1995 20.03.1965 – 02.07.1985 24.03.1968 – 09.04.1996<br />
Wilhelm Sporle<strong>der</strong><br />
03.07.1985 – 18.04.1995<br />
Wilhelm Sporle<strong>der</strong> Ottmar Lemke Wilhelm Zieseniß<br />
19.04.1995 – heute 19.04.1995 - heute 10.04.1996 – heute<br />
- 169 -
Jagdpächter nach dem Kriege 1945:<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Zeitraum Pächter Pachtpreis<br />
1948 - 1954 Wilhelm Henneke<br />
13.12.1954 - 31.03.1961 Wilhelm Henneke 500 DM<br />
01.04.1964 - 31.03.1973 Joachim Heinrichs, Ewald Hollstein, 1.630 DM<br />
Heinrich Scharpenberg<br />
01.04.1973 - 31.03.1982 Joachim Heinrichs, Ewald Hollstein, 2.100 DM<br />
Heinrich Scharpenberg<br />
01.04.1982 - 31.03.1986 Wilhelm Lindemann, Dr. Jürgen Zeddies, 6.456 DM<br />
Heinrich Scharpenberg<br />
01.04.1986 - 31.03.1995 Dr. Jürgen Zeddies, Ewald Hollstein, 8.070 DM<br />
Gerhard Meyer<br />
01.04.1995 - 31.03.2004 Klaus Diekmann, Reinhard Meyer, 9.600 DM<br />
Dr. Jürgen Zeddies<br />
01.04.2004 - heute Klaus Diekmann, Reinhard Meyer, 5.200 Eur<br />
Dr. Jürgen Zeddies<br />
Am 26.10.1994 tritt die Jagdgenossenschaft <strong>Heyen</strong> dem Zentralverband <strong>der</strong> Jagdgenossenschaften<br />
und Eigenjagden in Nie<strong>der</strong>sachen e.V. bei.<br />
Das Interesse an <strong>der</strong> Jagd ist in den vergangenen Jahrzehnten immer größer geworden. Mehrere,<br />
beson<strong>der</strong>s jüngere Einwohner haben die Jägerprüfung bestanden und können nun im guten<br />
Einvernehmen mit den Pächtern zur Jagd gehen. Zur Zeit gibt es in <strong>Heyen</strong> etwa 16 zur Jagd<br />
„befugte Jäger“. Neben den 3 Jagdpächtern dürfen noch 7 weitere Jäger aktiv jagen.<br />
Alle zur Jagd berechtigten Jäger haben sich im Jahr 1986 zu einer Gemeinschaft<br />
zusammengeschlossen und sorgen für eine ordnungsgemäße Jagdausübung. Sie sind aber nicht<br />
nur Jäger, son<strong>der</strong>n führen auch viele Pflege- und Hegemaßnahmen in Feld und Wald durch. Alle<br />
Jagdeinrichtungen befinden sich in einem sehr guten Zustand. Auf die in den letzten Jahren<br />
angelegten Hecken und Hegebüsche zum Schutze des Nie<strong>der</strong>wildes und <strong>der</strong> Vogelwelt wird<br />
beson<strong>der</strong>s geachtet.<br />
16.6 Die Jagd in <strong>Heyen</strong><br />
(Claus Kienitz)<br />
Vor dem Krieg wird die Jagd in <strong>Heyen</strong> von einheimischen Landwirten ausgeübt. Die Landwirte<br />
Feuerhake, Henneke, Klingenberg, Lücke, Friedrich Wessel, Wilhelm Wessel, Hermann Wieman<br />
und Friedrich Zeddies waren daran maßgeblich beteiligt. Dazu kam als Gast Adolf Zeddies aus<br />
Köln.<br />
Nach dem Krieg lag die Jagdhoheit bei den englischen Besatzern. Erst ab 1949 konnte die Jagd<br />
wie<strong>der</strong> von einheimischen Jägern ausgeübt werden.<br />
Wilhelm Henneke war nach dem Krieg <strong>der</strong> erste Pächter <strong>der</strong> Jagd, hinzu kam bald Jochen<br />
Heinrichs. Als helfen<strong>der</strong> Jungjäger war ab 1950 Claus Kienitz mit dabei, <strong>der</strong> 1951 die Jägerprüfung<br />
ablegte.<br />
- 170 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Ende <strong>der</strong> 50iger und in den 60iger Jahren kamen Ewald Holstein, Wilhelm Lindemann, Willi Meyer,<br />
Werner und Wilhelm Meyer, Heinz Scharpenberg und danach Gerd und Reinhard Meyer sowie<br />
Jürgen Zeddies dazu. Später reihten sich Klaus Diekmann, Peter Klatt, Alexan<strong>der</strong> und Carsten<br />
Klatt, Ludwig Lindemann, Karl und Matthias Schmidt, Herbert Tischner und Hans-Joachim Pude<br />
sowie Eckehard und Hartwig Garve in die Schar <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Jäger ein.<br />
Im Jahr 1986 wurde die <strong>Heyen</strong>er Jägerschaft gegründet, mit dem Ziel, allen Heyer Jägern eine<br />
Jagdmöglichkeit zu geben.<br />
Heute besteht die aktive Heyer Jägerschaft nach <strong>der</strong> Pacht <strong>der</strong> Jagd wie<strong>der</strong> für 9 Jahre ab 2004,<br />
aus den Pächtern Klaus Diekmann, Reinhard Meyer und Jürgen Zeddies, sowie den Jägern<br />
Eckhard und Hartwig Garve, Claus und Niklas Kienitz, Peter, Alexan<strong>der</strong> und Carsten Klatt, Wilhelm<br />
Meyer, Gerhard Meyer, Hans-Joachim Pude, Karl und Matthias Schmidt. Inaktive Mitglie<strong>der</strong> sind<br />
Ludwig Lindemann und Herbert Tischner.<br />
Waren in den 50iger Jahren und auch noch Anfang <strong>der</strong> 60iger Jahre große Feldjagden mit hohen<br />
Strecken die Regel, wurden danach durch den Rückgang <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>wildbesätze kleinere Jagden<br />
in Wald und Feld mit wesentlich geringeren Strecken durchgeführt.<br />
Mehr und mehr stellte sich das Schwarzwild auch in unserem Revier ein. Wurde Ende <strong>der</strong> 80iger<br />
Jahre gelegentlich eine Sau gestreckt, so ist dies in den letzten 10 Jahren regelmäßig <strong>der</strong> Fall. Die<br />
höchsten Jahresstrecken waren 2001 mit 17 Stück und 2003 mit 20 Stück Schwarzwild.<br />
In <strong>Heyen</strong> haben wir einen guten und gesunden Rehwildbestand. Lei<strong>der</strong> wird in jedem Jahr fast die<br />
Hälfte des Abschussplanes durch Wildunfälle auf den Straßen erfüllt. Versuche, dies zu<br />
reduzieren sind bis jetzt weitgehend gescheitert.<br />
Der Hasenbesatz zeigt eine langsame Aufwärtsentwicklung. Bei den Rebhühnern ist nur noch ein<br />
Restbestand von 2 Brutpaaren vorhanden. Fasanen wurden in den letzten 3 Jahren von Claus<br />
Kienitz ausgesetzt. Die Entwicklung verläuft positiv.<br />
Die <strong>Heyen</strong>er Jägerschaft hat aber auch in den letzten 10 Jahren, beson<strong>der</strong>s durch die Initiative von<br />
Claus Kienitz, etliche Biotope und Heckenpflanzungen angelegt, die nicht nur dem Wild, son<strong>der</strong>n<br />
auch <strong>der</strong> übrigen Tierwelt Unterschlupf und Nahrung bieten.<br />
Auf den Rotten, am Messkamp, in Bockskuhle am Weinberg, am Kniester, am Angerweg und<br />
zuletzt am Sun<strong>der</strong>weg wurden Anpflanzungen vorgenommen.<br />
Außerdem sorgen auch einige Wildäcker, die geson<strong>der</strong>t angelegt wurden, für reichhaltige Äsung<br />
des Wildes. Die Überlassung dieser Fläche durch einige Jagdgenossen zeigt auch das gute<br />
Verständnis zwischen den Verpächtern und den <strong>Heyen</strong>er Jägern.<br />
Ein Höhepunkt des Jagdjahres ist die stets um die Weihnachtszeit stattfindende Gesellschaftsjagd<br />
in <strong>Heyen</strong>. Bis in die 90er jahre des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde vor allem auf Hase, Füchse,<br />
Rebhühner und Fasanen in <strong>der</strong> freien Feldmark gejagd. Seit Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre wird die<br />
Gesellschaftsjagd gemeinsam mit dem Revier Daspe in den Weserbergen durchgeführt, wobei vor<br />
allem Wildschweine und Rehe geschossen werden. Für etwa 40 <strong>Heyen</strong>er und eingeladene<br />
auswärtige Jäger, mehr als 10 Treiber und dem regelmäßig teilnehmenden Vorstand <strong>der</strong><br />
Jagdgenossenschaft, ist die Treibjagd mit dem traditionellen „Schüsseltreiben“ im<br />
Gemeinschaftshaus immer ein beson<strong>der</strong>es geselliges Ereignis.<br />
Wie <strong>der</strong> Wildbesatz auf die Verän<strong>der</strong>ung des Lebensraumes reagiert, zeigt die von Wilhelm<br />
Zieseniß geführte Streckenstatistik <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Gesellschaftsjagden.<br />
- 171 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Jagdstrecke von 18 Stück Schwarzwild, bei <strong>der</strong> revierübergreifenden Jagd (<strong>Heyen</strong>-Daspe) im November 2003<br />
16.7 Die Schweinekasse - Schweine Versicherungs-Gesellschaft<br />
- 172 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Bei <strong>der</strong> örtlichen Schweinekasse versicherten die Mitglie<strong>der</strong> ihre Schlachteschweine. Wenn zum<br />
Beispiel bei <strong>der</strong> Hausschlachtung ein Schwein vom Fleischbeschauer nicht freigestempelt wurde,<br />
ersetzte die Schweinekasse den entstandenen Schaden. Aus den Protokollbüchern <strong>der</strong> noch<br />
bestehenden Schweine Versicherungs-Gesellschaft:<br />
Unter dem Vorsitz des damaligen <strong>Gemeinde</strong>vorstehers W. Sagebiel wurde am 22. März 1891 in<br />
<strong>der</strong> „Schoppeschen Gastwirtschaft“ zu <strong>Heyen</strong> von 68 Bürgern eine „Schweine Versicherungs-<br />
Gesellschaft“ gegründet. Hierüber liegt eine Genehmigungsurkunde <strong>der</strong> „Herzoglichen Kreis-<br />
Direktion Holzminden“ vom 29.April 1891 vor.<br />
Das Ziel dieser Versicherungs-Gesellschaft war es, Schweine gegen Krankheit zu versichern, um<br />
im Falle einer Nichtverwertbarkeit eine Ersatzbeschaffung vornehmen zu können.<br />
In <strong>der</strong> Generalversammlung am 25. Februar 1900 beschlossen die Mitglie<strong>der</strong> einstimmig, eine<br />
Viehwaage mit 1000 kg Zugkraft anzuschaffen.<br />
Die Waage stand bis 1946 in einem Schuppen neben <strong>der</strong> Scheune <strong>der</strong> Gastwirtschaft Kurlbaum,<br />
Twetje Nr. 2 (vormals Schoppe/Gründungslokal), dann auf dem Grundstück des Landwirts Heinrich<br />
Bode Nr. 21 (vormals Hofsitzer Friedrich Meyer). Sie ist im Museum für Landtechnik und<br />
Landarbeit in Börry, Landkreis Hameln-Pyrmont, zu besichtigen.<br />
- 173 -
17 Vereine<br />
17.1 Der Kriegerverein<br />
(Hermann Wiemann)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Der 1873 gegründete Kyffhäuserbund war die Dachorganisation <strong>der</strong> Kriegervereine. Anstelle des<br />
offiziellen Namens ,,Dt. Kriegerbund’’ (ab 1910 ,,Deutscher Reichskriegerbund’’) sprach man<br />
landläufig vom Kyffhäuser- o<strong>der</strong> Kriegerverein.<br />
Bei früheren Einstellungsgesprächen kam oft die Frage: ,,Haben sie gedient, wo und bei welcher<br />
Truppe? ’’ Wer gar im Regiment des Fragestellers Soldat war, konnte mit einer bevorzugten<br />
Einstellung rechnen. Noch im 2. Weltkrieg fragte bei Musterungen <strong>der</strong> Militärarzt: ,,War ihr Vater<br />
Soldat, bei welcher Truppe? ’’ Der Sohn kam dann oft zur gleichen Truppengattung wie <strong>der</strong> Vater.<br />
Je<strong>der</strong> Soldat wurde nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst (Wehrpflicht) Mitglied im<br />
Kriegerverein. Die Vereinsmitglie<strong>der</strong> trugen blaue Schirmmützen. Die Vereinsfahne mit <strong>der</strong><br />
Inschrift: ,,Üb Aug und Hand fürs Vaterland’’ ist nach Kriegsende nicht wie<strong>der</strong> zum Vorschein<br />
gekommen.<br />
1. Reihe von unten (v.l.): 2. W. Pieper, 3. C. Sagebiel, 6. Heinrich Wessel, 9. Bode, 10. Sporle<strong>der</strong>, 11. Lange<br />
2. Reihe (v.l.): 4. Friedrich Meyer 3. Reihe (v.l.): 2. Karl Battmer, 3. Sporle<strong>der</strong> (Schnei<strong>der</strong>), 6. Zieseniß, 9. Ludwig Waßmann,<br />
11. Karl Waßmann, 13. Wessel 4. Reihe (v.l.) 5. Wilhelm Battmer (Ottenstein), 6. Lücke, 7. Grave.<br />
Die folgende Geschichte wurde überliefert:<br />
1933 veranstaltete <strong>der</strong> Kriegerverein ein Zeltfest zu dem alle benachbarten Vereine eingeladen<br />
waren. Nach dem Dorfumzug bildeten die Vereine auf dem Thie einen Halbkreis um ein<br />
Rednerpult. Der Vorsitzende sollte die Ansprache halten. Doch als er vor den vielen Menschen<br />
stand, brachte er kein Wort heraus. Bürgermeister Friedrich Wilhelm erkannte sofort die Situation.<br />
Er ging zum Rednerpult, schob den Vorsitzenden sanft beiseite und hielt aus dem Stegreif eine<br />
überzeugende Rede.<br />
Nach 1933 waren nur noch die Teilnehmer des ersten Weltkrieges (1914-18) Mitglied im<br />
Kriegerverein, <strong>der</strong> während des letzten Krieges (1939-45) völlig einschlief. Nach dem verlorenen<br />
Krieg bestand kein Interesse den Verein wie<strong>der</strong> aufleben zu lassen.<br />
- 174 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
17.2 Schützenverein <strong>Heyen</strong> von 1884 e.V.<br />
Schützenverein 1884 - 1976<br />
(Hermann Wiemann)<br />
Schützenfest ausgerichtet vom Kriegerverein 1928 - Ansprache Friedrich Wilhelm auf dem Thie<br />
Nach Gründung des Schützenvereins im Jahre 1884 unterwarfen sich die Mitglie<strong>der</strong> einer strengen<br />
Satzung. Alle wichtigen Daten und Ereignisse sind im Protokollbuch aufgezeichnet.<br />
Das erste Protokoll des Schützenvereins <strong>Heyen</strong> hat folgenden Wortlaut: Protokoll über die Sitzung<br />
des Schützenvereins in <strong>der</strong> Behausung des Gastwirtes W. Pieper am 7. Juli 1885 abends von<br />
sieben bis zehn Uhr.<br />
Punkt I: Herabsetzung des Schussgeldes betreffend wurde dahin beschlossen, dass statt 10<br />
Pf. pro Schuss nur 5 Pf. pro Schuss von Mitglie<strong>der</strong>n des Vereins zu erheben sind.<br />
Punkt II: Das Fehlen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> in Versammlungen betreffend wurde dahin beschlossen,<br />
dass für jedes unentschuldigte Fehlen eines Mitgliedes bei Versammlungen (außer<br />
Schießen) ein Strafgeld von 25 Pf. in die Schützenvereinskasse zu bezahlen ist.<br />
Wilhelm Sagebiel (Protokollführer), Heinrich Wessel (Vorsitzen<strong>der</strong>)<br />
In dem nächsten Protokoll über die Satzung in <strong>der</strong> Schoppe´schen Gastwirtschaft am 15.07.1886<br />
ist festgehalten:<br />
Punkt I: Das Eintrittsgeld ist für das Rechnungsjahr 1886-1887 von 3 auf 4 Mark festgesetzt.<br />
Punkt II: Je<strong>der</strong> Entschuldigung wegen Fehlen bei Versammlungen muss ein genügen<strong>der</strong> Grund<br />
beigegeben werden.<br />
Am 09. Juli 1888 wurde beschlossen: Betreffend die Königswürde <strong>der</strong> auswärtigen Mitglie<strong>der</strong>. Es<br />
scheint das Abholen eines auswärtigen Mitgliedes als Schützenkönig aus einer Wohnung seines<br />
Ortes mit <strong>der</strong> Ausnutzung des Schützenfesttages nicht vereinbar, weil ein <strong>der</strong>artiges Abholen zu<br />
viel Zeit in Anspruch nimmt. Es wurde nun einstimmig beschlossen, dass für den Fall ein<br />
auswärtiges Mitglied die Königswürde erwirbt, er eine Wohnung im hiesigen Orte zu wählen hat,<br />
aus welcher seine Abholung erfolgen soll. Eine Ablehnung <strong>der</strong> Königswürde kann we<strong>der</strong> hiesigen<br />
noch auswärtigen Mitglie<strong>der</strong>n stattgegeben werden. W. Sagebiel (Protokollführer), August<br />
Henneke (Vorsitzen<strong>der</strong>).<br />
- 175 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Das Protokoll vom 6.8.1888 enthält den Beschluss, das Schussgeld von 5 auf 2 Pf. zu ermäßigen.<br />
Am 19.4.1891 wurde beschlossen, von dem Oeconom Klingenbiel zu Esperde, jetzt in Brüggen<br />
und dem Le<strong>der</strong>fabrikanten P. Ludewig zu Bodenwer<strong>der</strong> die rückständigen Beiträge durch<br />
Postauftrag einzuziehen. Die beiden Restanten sollen von <strong>der</strong> Maßnahme benachrichtigt werden.<br />
In einem Protokoll vom 19.03.1910 ist eine Besprechung über ein Bundesfest nie<strong>der</strong>geschrieben:<br />
Der Gastwirt Pieper stellt den Platz für die Festzelte gratis zur Verfügung. Die Miete für das<br />
Tanzzelt bezahlt <strong>der</strong> Verein. Der Wirt übernimmt das Schankzelt, die Beköstigung <strong>der</strong> Leute beim<br />
Auf- und Abbau <strong>der</strong> Festzelte und <strong>der</strong> Musik, die zudem noch 8 Glas Bier für jeden Musiker pro<br />
Tag gratis erhält. Auch die Beleuchtung an sämtlichen Tischen hat <strong>der</strong> Wirt in <strong>der</strong> üblichen Weise<br />
zu stellen.<br />
Im August 1911 konnten 90 Mark in <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Spar- und Darlehnskasse zinslich angelegt<br />
werden.<br />
Im Protokoll vom 08.04.1924 steht: Munitionsfrage: Vorhanden sind ca. 90 volle Patronen und 190<br />
leere Hülsen, letztere sollen von Walter Paul, Hameln, gereinigt und gefüllt werden.<br />
In <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schrift vom 04.04.1925 heißt es unter Punkt 5: Munition und Gewehre: Das Laden <strong>der</strong><br />
Gewehre übernimmt wie im letzten Jahr Friedrich Hartmann. Der von Hartmann gefor<strong>der</strong>te Betrag<br />
von 42 Mark für Füllen <strong>der</strong> leeren Hülsen (pro Stück 1 Pf.) wurde bewilligt und Hartmann unter<br />
gleichen Bedingungen für das kommende Wirtschaftsjahr verpflichtet. Gleichzeitig erklärt <strong>der</strong>selbe<br />
sich bereit, die Waffen und Munition aufzubewahren und zu reinigen.<br />
Protokoll vom 12.06.1926: Punkt I: Anschaffung einer Schützenkette: Der seit Jahren bestehende<br />
Wunsch, an<strong>der</strong>en Schützenvereinen<br />
es gleich zu tun, auch<br />
eine Schützenkette zu besitzen,<br />
wurde heute einstimmig <strong>der</strong><br />
Beschluss gefasst, die<br />
Anschaffung einer solchen<br />
vorzunehmen. Herr Wundke aus<br />
Bodenwer<strong>der</strong> wohnte <strong>der</strong><br />
Versammlung bei und wurde mit<br />
<strong>der</strong> Lieferung einer Kette betraut.<br />
Nachdem <strong>der</strong> Verein die<br />
vorliegenden Muster besichtigt<br />
hatte, wurde eine Kette im Wert<br />
von 80 Mark gewählt. (...) Punkt III:<br />
Hierzu wurde <strong>der</strong> Beschluss<br />
gefasst, dem Schützenkönig eine<br />
Medaille zu verleihen.<br />
Schützengruppe um 1926<br />
Am 11.4.1930 wurde in <strong>der</strong> Gastwirtschaft Kurlbaum die Erneuerung des Schießstandes, Bau<br />
einer Schießscharte und Abschluss einer Haftpflichtversicherung mit <strong>der</strong> Nordstern beschlossen.<br />
Doch immer mehr Schützen for<strong>der</strong>ten die Anlage eines neuen Schießplatzes. Der Schießstand am<br />
Großen Knapp, rechts vom Weg in Richtung Kirschenplantage, entsprach nicht mehr den<br />
Vorschriften. Es wurde von rechts über den Weg hinweg nach links in den Wald geschossen.<br />
Wegen des mühsamen Anstiegs nahm man für den normalen Ausschank nur "Kurze" mit. Der<br />
kürzlich verstorbene Dr. Kurlbaum erinnerte sich: "Wenn mein Vater bei beson<strong>der</strong>en Schießen den<br />
Ausschank hatte, lieh er sich vom Nachbarn Hun<strong>der</strong>tmark einen Wagen mit Pferdegespann, um<br />
die Getränke zu transportieren."<br />
Am 24.05.1930 schrieb Schriftführer Hermann Reese: In einer bei Gastwirt Stoffregen<br />
stattgefundenen Versammlung wurde man sich einig, bei Auffindung eines geeigneten Platzes den<br />
Bau auszuführen. Mehrere Mitglie<strong>der</strong> fanden im Buchensiek den geeigneten Platz, und bereits am<br />
- 176 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1. Mai wurde <strong>der</strong> erste Spatenstich getan. Durch eifrige Arbeit gelang es, den Stand bald<br />
herzurichten, und am 9. Mai 1930 wurden die Probeschüsse getan. Die Forstinteressentenschaft<br />
verpachtete den nötigen Platz für jährlich 5 RM.<br />
In <strong>der</strong> Woche vom 11. bis 17. Mai 1930 wurde <strong>der</strong> Schießstand von <strong>der</strong> Kreisdirektion durch<br />
Regierungsrat Floto, einen Baurat und den Hauptmann <strong>der</strong> Schutzpolizei abgenommen und für<br />
das um den 18. und 19. Mai stattfindende Schützenfest freigegeben.<br />
Im nächsten Protokoll ist unter Punkt 3 zu lesen: Es wurde beschlossen, 3 RM Extrabeitrag zu<br />
erheben. Schütze W. Kurlbaum leiht dem Verein zur Tilgung seiner laufenden Baurechnungen 350<br />
RM. Selbige sind mit 8 % zu verzinsen.<br />
Eine Versammlung am 10.06.1934 beschloss den Ankauf einer Scheibenbüchse für 120 RM,<br />
ebenso die Herstellung von Tischen und Stühlen aus vorhandenen Brettern und die Planierung<br />
des Platzes. Die fehlenden Mitglie<strong>der</strong> sollen 1 RM je Kopf pro Tag bezahlen.<br />
Am 20.06.1934 wurde <strong>der</strong> Jahresbeitrag auf 12 RM je Kopf festgesetzt. Dann folgt <strong>der</strong> Beschluss,<br />
einheitliche Jacken und Hüte anzuschaffen, die je<strong>der</strong> aus eigener Tasche zu bezahlen hat. Mit<br />
einem Protokoll vom 18.02.1939 endet dieses Protokollbuch und mit Ausbruch des 2 Weltkrieges<br />
die Tätigkeit des Vereins.<br />
Als am 17.03.1955 acht alte Schützenvereinsmitglie<strong>der</strong> und 22 Interessenten die Neugründung<br />
des Schützenvereins beschlossen, waren nur noch die Fahne und die Königskette vorhanden. Die<br />
Gewehre mussten am Kriegsende bei den Amerikanern abgegeben werden. Auf dem<br />
Schützenplatz wuchsen bereits Bäume, die Holzbude und <strong>der</strong> Stand waren verfallen. 1.<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> wurde Friedrich Feuerhake, <strong>der</strong> auch die Initiative für die Neugründung ergriffen hatte<br />
und schon Vorsitzen<strong>der</strong> des alten Schützenvereins war.<br />
Weitere Daten und wichtige Ereignisse:<br />
16.04.55 Ankauf des ersten KK-Gewehres<br />
04.06.55: Aufnahme eines Kredites von 1.200 DM für den Erwerb eines neuen Schützenhauses.<br />
Räumung des Schützenplatzes von Bäumen durch die Forstgenossenschaft. Abbruch<br />
eines Holzhauses in Hameln, Transport und Wie<strong>der</strong>aufbau in eigener Leistung unter<br />
Leitung von Hermann Möller. Er wurde zum ersten Ehrenmitglied ernannt.<br />
05.08.56 Ankauf <strong>der</strong> ersten Luftbüchse für Jungschützen<br />
01.05.57 Erstes Königschießen (W. Lindemann)<br />
30.04.58: Beschluss über die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Satzung: Eintragung des Vereins als e.V.<br />
04.05.58 Erstes großes Preisschießen mit sieben Vereinen mit hun<strong>der</strong>tzwölf Schützen in <strong>Heyen</strong><br />
26.07.58 Einführung von Schulterstücken und Schützenschnur<br />
30.05.59 bis 31.05 - 75-jähriges Bestehen (Zeltfest). Die Vereine Bodenwer<strong>der</strong>, Börry, Bremke,<br />
Daspe-Hehlen, Dohnsen, Pegesdorf und Nettelrede nahmen am Vergleichsschießen<br />
teil. Sieger: Bodenwer<strong>der</strong>/<strong>Heyen</strong> (Ringgleichheit). Die Festzelte waren an beiden<br />
Tagen voll besetzt.<br />
4.10.59 Ein Rehbock wurde in sieben Teile (Preise) zerlegt und ausgeschossen. Eine alte<br />
Tradition, ein Kalb, ein Schwein o<strong>der</strong> Wild auszuschießen, wurde damit fortgesetzt.<br />
- 177 -
1960 Anschaffung eines automatischen<br />
Anzeigers. Bisher hatte Heinrich<br />
Denker in <strong>der</strong> Deckung<br />
(Betonbunker) die Schüsse<br />
angezeigt.<br />
1962 Anbringung einer zweiten<br />
Zugscheibe. In diesem Jahr war<br />
ein Schützenfest, an dem die<br />
Vereine Bodenwer<strong>der</strong>, Daspe-<br />
Hehlen, Bremke, Dohnsen und<br />
Börry teilnahmen. König wurde R.<br />
Ritterbusch. Zwei Tage wurde<br />
lange und ausgiebig gefeiert.<br />
20.02.64 Schützenbru<strong>der</strong> Willi Köhls wurde<br />
1. Vors., Friedrich Feuerhake<br />
Ehrenvorsitzen<strong>der</strong>.<br />
1964: In diesem Jahr stiftete<br />
Schützenbru<strong>der</strong> Hermann Möller<br />
das erste Luftgewehr, eine Diana<br />
27, für die Jugendabteilung.<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
20.06.65 Schützenfest (Zeltfest), 80-jähriges Bestehen des Vereins. Die Schützenvereine<br />
Bodenwer<strong>der</strong>, Börry, Daspe-Hehlen und Halle nahmen teil. Werner Garve trug die<br />
erste Jungschützenkönigskette, die Schützenbru<strong>der</strong> Wilhelm Sporle<strong>der</strong> 1964 als erster<br />
Jungkönig gestiftet hatte. Friedrich Willmer wurde Jubiläums-Schützenkönig.<br />
1965: Kauf eines neuen automatischen Anzeigers sowie eines Luftgewehrs für die<br />
Jungschützen.<br />
1968: Nachdem im Schützenhaus mehrfach eingebrochen wurde, erwarb <strong>der</strong> Verein einen<br />
gebrauchten Panzerschrank zur Unterbringung <strong>der</strong> Gewehre.<br />
- 178 -<br />
v.l.: Ewald Hollstein, Hermann Möller (Schützenkönig 1963),<br />
Friedrich Hartmann<br />
v.l.: Wilhelm Hue, Ludwig Lindemann, Lothar Britzke, Werner Garve, Richard Ritterbusch, Wilhelm Sporle<strong>der</strong>, Heinrich<br />
Aldag, Hermann Möller, Fritz Lachmann, Willi Köhls, Karl Mönkemeier, Heinrich Denker, Friedrich Willmer, Heinrich Bode.
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
6.08.71 Schützenbru<strong>der</strong> Günter Henneke wurde<br />
1. Vorsitzen<strong>der</strong> des Vereins. Nach <strong>der</strong><br />
Ernte konnten das Stromkabel und die<br />
Wasserleitung durch die Grundstücke<br />
Drüner, Struckmeyer und die<br />
Ackerfläche von Walter Wessel zum<br />
Schützenhaus verlegt werden. Alle<br />
Schützenbrü<strong>der</strong> waren über ein<br />
Losverfahren dazu verpflichtet worden ,<br />
jeweils 10 laufende Meter Kabelgraben<br />
in Feld und Wald bis zum Schützenhaus<br />
80 cm tief auszuheben. Die<br />
Verhandlungen zur Durchführung dieser<br />
für den Verein bedeutsamen<br />
Baumaßnahme wurden vom 1. Vorsitzenden<br />
Günter Henneke geführt.<br />
13.07.71 Das erste Volkskönigsschießen wurde mit<br />
110 Teilnehmern veranstalltet. Volkskönig:<br />
Reinhard Meyer. Volkskönigin: Hannelore<br />
Baxmann. Die Scheiben und Ehrenteller<br />
wurden von Bürgermeister Wilhelm Dröge<br />
überreicht.<br />
1972 Anschaffung einer neuen Scheibenzuganlage<br />
für zwei Schießstände.<br />
01.02.75 Ehrung <strong>der</strong> Altersschützen August Sorge,<br />
Friedrich Feuerhake, Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark<br />
und Friedrich Lachmann.<br />
06.03.76 Horst Bauer übernahm den Vorsitz im Schützenverein.<br />
14.05.76 Erwerb eines Gasofens für das Schützenhaus.<br />
Die folgenden Verse wurden zu dieser Zeit in geselliger Runde gern gesungen:<br />
„Das Dörfchen <strong>Heyen</strong>“ (Melodie: Wo die Nordseewellen)<br />
Wo die Weser eine große Schleife zieht,<br />
wo die Königszinne und <strong>der</strong> Eckberg grüßt,<br />
wo man fährt zu Berge durch den Wald hinaus,<br />
da liegt meine Heimat, da bin ich zu Haus.<br />
Wo das kleine Dörfchen <strong>Heyen</strong> liegt,<br />
wo man Schweine und die schwarzen Stiere zieht,<br />
wo man trinkt die Halben in zwei Zügen aus,<br />
da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus.<br />
Wo es ab und zu im Walde wi<strong>der</strong>hallt,<br />
wenn die Schützenbrü<strong>der</strong> auf die Scheiben knall´n,<br />
dann wird es gemütlich bei uns im Verein,<br />
das ist unser Dörfchen, das ist unser <strong>Heyen</strong>.<br />
OooooooooooooooooooooooooooooooooooooO<br />
- 179 -<br />
Erstes Volkskönigschießen 1971
Schützenverein 1977 - 2004<br />
(Peter Klatt)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1977 wurde Horst Bauer als erster Vorsitzen<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>gewählt und Klaus Möller übernahm das<br />
Amt des zweiten Vorsitzenden. 1978 wurde das Schützenhaus durch einen Anbau mit<br />
zeitgemäßem Sanitärtrakt erweitert. Trotz aller Eigenleistungen fielen Sachkosten in Höhe von<br />
14000 DM an, die zur Verschuldung von 8400 DM führten. Über den Weg zum Abtrag dieser<br />
Schulden wurde in <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 20.01.1979 heiß diskutiert.<br />
Der Nie<strong>der</strong>schrift über die Jahreshauptversammlung am 26.01.1980 ist zu entnehmen, daß das<br />
Jahr 1980 als Jubiläumsjahr (25- jährige Wie<strong>der</strong>kehr <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gründung nach dem Krieg)<br />
gestaltet werden sollte. Horst Bauer berichtete über die Anschaffung einer zweiten elektrischen<br />
Zuganlage, die von einem anonymen Spen<strong>der</strong> bezahlt wurde. Im Kassenbericht konnte KW<br />
Herbert Sporle<strong>der</strong> auf den Rückgang des Schuldenstandes auf 6100 DM dank verschiedener<br />
Son<strong>der</strong>zahlungen verweisen. In dieser Versammlung wurde die Anzugsordnung bis ins Detail (u.a.<br />
Art <strong>der</strong> Schulterstücke, Erwerb <strong>der</strong> Schützenschnur und Eicheln) erörtert und festgelegt.<br />
Anschließend wurde die Anschaffung einer neuen Fahne beschlossen. Diese von Schützenbru<strong>der</strong><br />
Ewald Hollstein vorfinanzierte Fahne wurde auf den Umzügen des Jubiläumsschützenfestes vom<br />
4. - 6. Juli 1980 zum ersten Mal von Fahnen-träger Erich Conradi dem Schützenverein<br />
vorangetragen. Von beson<strong>der</strong>er Brisanz erwies sich die Bekanntgabe, daß zum 1.01.1980 12<br />
Frauen dem Verein beigetreten seien. Als erster "Betreuer" dieser Damenabteilung wurde<br />
Schützenbru<strong>der</strong> Dieter Pude gewählt.<br />
1980 mußte sich <strong>der</strong> Verein mit Fragen <strong>der</strong> Anerkennung <strong>der</strong> Gemeinnützigkeit durch das<br />
Finanzamt beschäftigen. Bei <strong>der</strong> Erörterung des Für und Wi<strong>der</strong> traten in verschiedenen<br />
Mitglie<strong>der</strong>versammlungen unterschiedliche Positionen zu Tage, die in <strong>der</strong> Gegenüberstellung<br />
"Unabhängiger Traditionsverein - Sportverein in kommunaler Abhängigkeit" ihren Ausdruck<br />
fanden. Insbeson<strong>der</strong>e die entschädigungslose Übertragung des Vereinsvermögens auf die<br />
Kommune im Falle <strong>der</strong> Vereinsauflösung bereitete Unbehagen. In <strong>der</strong> am 19.08.1980<br />
anberaumten Mitglie<strong>der</strong>versammlung wurden die notwendigen Beschlüsse zur Satzungsän<strong>der</strong>ung<br />
einstimmig gefasst. Damit war <strong>der</strong> Weg zur Gewährung von För<strong>der</strong>ungsmitteln bei Bauvorhaben<br />
durch den Landessportbund eröffnet.<br />
Horst Bauer gebührt beson<strong>der</strong>er Dank für seine umsichtige Führung in dieser Phase, so konnte<br />
<strong>der</strong> Verein 1980 insgesamt 11 neue Mitglie<strong>der</strong> gewinnen. Damit gehörten dem Schützenverein<br />
nunmehr 16 Schützenschwestern und 81 Schützenbrü<strong>der</strong> an. Am 17.01.1981 wählten die<br />
Schützendamen Erika Range als Leiterin <strong>der</strong> Damenabteilung, ihre Stellvertreterin wurde Ilse<br />
Möller. Auf <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 24. Januar konnte Horst Bauer die Anerkennung <strong>der</strong><br />
Gemeinnützigkeit des SV <strong>Heyen</strong> durch das Finanzamt Holzminden bekanntgeben. Lei<strong>der</strong> kam<br />
Ende des Jahres neues Ungemach auf den Verein zu. Die am 21.10.1981 erfolgte<br />
"Sicherheitstechnische Überprüfung " durch das Ordnungsamt des Kreises Holzminden führte zur<br />
Schließung des Schießstandes. Mit <strong>der</strong> Beseitigung <strong>der</strong> Baumängel wurde umgehend begonnen,<br />
sodass bereits im Dezember die Freigabe des Schießstandes erfolgen konnte. An den erheblichen<br />
Kosten beteiligte sich die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> mit einer Spende in Höhe von 250 DM. Horst Bauer<br />
bedankte sich für diesen Beitrag auf <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 23.01.1982 in <strong>der</strong><br />
Gaststätte " Alt <strong>Heyen</strong>" und erklärte,dass <strong>der</strong> Schützenverein auch weiterhin darum bemüht sei,<br />
das kulturelle Leben in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> mitzugestalten. Anschließend gab <strong>der</strong> 1. Vorsitzende<br />
bekannt, daß er aus gesundheitlichen Gründen ab 1983 nicht mehr für den Vorsitz zur Verfügung<br />
stehe.<br />
Zur Jahreshauptversammlung am 29. Januar 1983 im Vereinslokal "Alt <strong>Heyen</strong> " versammelten sich<br />
12 Schützenschwesten und 46 Schützenbrü<strong>der</strong>. Die Versammlung beschloss dem scheidenden<br />
Vorsitzenden einen gravierten Wandteller als Dank und Anerkennung für dessen Leistungen in <strong>der</strong><br />
Vereinsführung zu überreichen. Die anschließende Wahl des neuen Vorstandes gestaltete sich als<br />
schwierig, weil sich zunächst niemand als Kandidat für den Vorsitz zur Verfügung stellen wollten.<br />
Schließlich wurden Peter Klatt zum ersten Vorsitzenden und Erika Ranke zur zweiten Vorsitzenden<br />
gewählt. In das Jahr 1983 fiel <strong>der</strong> Aufbau einer Jugendabteilung durch die Schützenbrü<strong>der</strong><br />
Wilhelm Klingenberg und Klaus Möller.<br />
- 180 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Am 28. Januar 1984 wurden die Mitgliedsbeiträge wie folgt festgesetzt: Mitgliedsbeitrag 60 DM,<br />
Ehepaare 100 DM bezahlen, Schüler und Jugendliche ohne eigenes Einkommen die Hälfte.<br />
Am 2. Februar 1985 zog <strong>der</strong> Vorstand im Rahmen <strong>der</strong> Jahreshaupversammlung eine insgesamt<br />
positive Bilanz über das vergangene Jubiläumsjahr. Neben den Aktivitäten zur Vorbereitung des<br />
Schützenfestes waren verstärkte Anstrengungen zur Erstellung einer Festschrift erfor<strong>der</strong>lich. Diese<br />
Aufgabe hatten Erika Range und Heinrich Aldag übernommen. Durch gezielte Anzeigenwerbung<br />
konnte so für den Verein ein Überschuß erwirtschaftet werden. Wenn auch das Jubiläums-<br />
Schützenfest im ersten Septemberwochenende von beson<strong>der</strong>s kaltem und regnerischem Wetter<br />
überschattet wurde und <strong>der</strong> Festumzug am Sonntag regelrecht ins Wasser fiel, waren die an<strong>der</strong>en<br />
Festveranstaltungen recht gut besucht. Am Sonntag konnen 20 Gastvereine willkommen geheißen<br />
werden. Für Stimmung sorgten die Feuerwehrkapelle <strong>Heyen</strong>, <strong>der</strong> Posaunenchor Halle und ein<br />
Spielmannszug des Carnevalvereins Hameln. Nach Jahren konnte <strong>der</strong> Kassenführer erstmalig<br />
einen positiven Kontostand vermelden.<br />
Neben allem Trubel kam 1984 die Arbeit am Projekt "Luftgewehrstand" nicht zu kurz. So stellte <strong>der</strong><br />
1. Vorsitzende einen an den Gemein<strong>der</strong>at gerichteten Antrag auf Bereitstellung eines geeigneten<br />
Raumes im Dorfgemeinschaftshaus zur Errichtung eines Luftgewehrschießstandes. Der erste<br />
Vorsitzende konnte <strong>der</strong> Versammlung berichten, dass nach Aussagen des Kreisbauamtes einem<br />
Umbau des Bodens zu einem Luftgewehrstand keine bautechnischen Gründe entgegenstünden.<br />
Da <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at lt. Schreiben von Bürgermeister Meyer das Projekt unterstützen wollte, mußte<br />
sich <strong>der</strong> Vorstand um die Finanzierung kümmern. Die Gewährung von För<strong>der</strong>ungsmitteln des<br />
Landessportbundes waren an die Mitgliedschaft im Kreissportbund gebunden. Nach einer<br />
eingehenden vereinsinternen Diskussion wurde schließlich in einer außerordentlichen<br />
Mitglie<strong>der</strong>versammlung am 31. Mai 1985 die Gründung <strong>der</strong> Sportschützenabteilung einstimmig<br />
beschlossen. Nach <strong>der</strong> Vorlage <strong>der</strong> Baugenehmigung am 19.07.85 wurde im Benehmen mit dem<br />
Bürgermeister <strong>der</strong> Antrag auf Gewährung eines Kreiszuschusses gestellt.<br />
Im Jahresbericht am 31.01.1986 konnte <strong>der</strong> erste Vorsitzende <strong>der</strong> Versammlung den höchsten<br />
Mitglie<strong>der</strong>stand in <strong>der</strong> Vereinsgeschichte mit 110 Mitglie<strong>der</strong>n melden. Die Arbeiten am<br />
Luftgewehrstand schritten 1986 zügig voran. Innerhalb eines halben Jahres wurden 730<br />
Arbeitsstunden im Dorfgemeinschaftshaus von engagierten Schützenschwestern und<br />
Schützenbrü<strong>der</strong>n geleistet. Allein durch diese Eigenleistungen konnte in <strong>der</strong> am 14. Februar 1987<br />
im Gasthaus Damrau abgehaltenen Jahreshauptversammlung durch den Kassenführer Herbert<br />
Sporle<strong>der</strong> eine "ausgeglichene und solide Geschäftsentwicklung" vorgetragen werden. Die<br />
Vorstandswahlen am 14.02.1987 erbrachten Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Besetzung einiger Positionen.<br />
Horst Kohlenberg wurde 1. Jugendleiter, Klaus Möller 2. Jugendleiter. Jürgen Mittendorf und<br />
Henner Aldag standen als Fahnenträger zur Verfügung. In das Amt des Schriftführers wurde Detlef<br />
Warnecke gewählt. Am 24.März 1987 wurde <strong>der</strong> Luftgewehrstand mit dem 1. Übungsschießen in<br />
Betrieb genommen. Die vorherrschende Disziplin war 1987 "stehend-freihand". Neben den<br />
Aktivitäten <strong>der</strong> Jugendabteilung (26 Übungstage) lief <strong>der</strong> Schießbetrieb auf den KK- Stand in <strong>der</strong><br />
bewährten Form ab.<br />
In <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 4. Februar 1989 wurde über Sanierungsmaßnahmen des KK-<br />
Standes beraten. Die Deckung mußte unbedingt erneuert werden. Der Wunsch auf die<br />
Ermöglichung des "Liegend-Schießens" führte zu <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach <strong>der</strong> Erweiterung des<br />
Schießraumes auf vier Bahnen. Nach den neuen Auflagen sei eine Überdachung und seitliche<br />
Verschließung <strong>der</strong> ersten 10 Meter aus Sicherheitsgründen erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Am 9. Februar 1990 mußte <strong>der</strong> 1. Vorsitzende die Schließung des KK- Standes auf Grund von<br />
Sicherheitsmängeln bekannt geben. Damit wurde <strong>der</strong> Ausbau unumgänglich, da nur in diesem Fall<br />
Zuschüsse zu erwarten waren. Nun hatte <strong>der</strong> Vorstand bereits im September 1989 die<br />
erfor<strong>der</strong>lichen Anträge auf des Weg gebracht. Die Zusage <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong>, ihren Part im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Drittel-Regelung zu tragen, lag bereits vor (6000,00 DM als Zuschuß, 6000,00 DM als<br />
zinsloses Darlehn), sodass <strong>der</strong> Antrag des Vorstandes auf Durchführung <strong>der</strong> Ausbaumaßnahmen<br />
als Vier-Stände-Anlage in <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung deutliche Zustimmung fand.<br />
- 181 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Auf <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 9. Februar 1991 konnte bereits über die weitgehende<br />
Beendigung des 1. Bauabschnitts im November 1990 (Abriß <strong>der</strong> Blenden, <strong>der</strong> Deckung und<br />
Neuaufbau <strong>der</strong> Deckung) berichtet werden. Die Baumaßnahnen wurden in erster Linie von<br />
Wilhelm Klingenberg organisiert, ihm wurde für seinen Einsatz beson<strong>der</strong>s gedankt. Am 2.11.1991<br />
wurde Richtfest gefeiert. Für die ordnungsgemäße Durchführung <strong>der</strong> Zimmermannsarbeiten hatte<br />
Schützenbru<strong>der</strong> Ingo Sporle<strong>der</strong> gesorgt. In außerordentlichen Mitglie<strong>der</strong>versammlungen am 26.<br />
April und am 26 Juni 1991 im Gasthaus "Alt <strong>Heyen</strong>" wurde die überarbeitete Satzung des<br />
Schützenvereins einstimmig beschlossen. Die Än<strong>der</strong>ungen waren auf Veranlassung des<br />
Finanzamts und des Amtsgerichts zum Erhalt <strong>der</strong> Gemeinnützigkeit notwendig geworden.<br />
Schützenverein 1984<br />
(hinten von links) Horst Bauer, Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark, Ernst Schmidt, Detlef Warnecke, Friedrich Willmer, Heinrich Aldag, Willi Köhls, (2te<br />
von hinten) Fr.-W. Dröge, Wilhelm Dröge, Friedel Feuerhake, Rainer Lewin, Heinz Scharpenberg, Richard Ritterbusch, M. Conradi, J.<br />
Ortmann K.-H- Ohm, W. Meyer (3te von hinten) Erich Conradi, Bernhard Wiechmann, Reinhardt Prelle, Jürgen Mittendorf, Ralf Siever,<br />
Elisabeth Prelle Birgitt Willmer, Petra Heisner, Klaus Möller, Herbert Sporle<strong>der</strong>, Wilhelm Klingenberg, Ludwig Franz, Günter-W.<br />
Henneke, Christine Battmer, Dieter Meyer, Heinz Sobottka, Rudi Weßling, Manfred Range, Friedrich Feuerhake (vorne von links) Hans<br />
J. Pude, Ute Mittendorf, Dieter Pude, Iris Friedrich, Silvia Wessel, Hildegard Pude, Hermann Wiemann, Henner Aldag, Erika Range,<br />
Peter Klatt, Margret Damrau, Bärbel Wiechmann, Claudia Aldag, Annegret Kohlenberg, Horst Kohlenberg<br />
Im Rechenschaftsbericht <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 12.02.93 ging <strong>der</strong> Vorsitzende auf die<br />
beson<strong>der</strong>en Verdienste einiger Mitglie<strong>der</strong> beim Umbau des KK-Standes ein. Die bronzene<br />
Verdienstnadel erhielten die Schüler Sascha Conradi (40 h) und Sven Klingenberg (88 h) sowie die<br />
Schützenbrü<strong>der</strong> Reinhard Prelle (88 h), Carsten Klatt (90 h) und Peter Klatt (160h). Die silberne<br />
Verdienstnadel erhielten die Schützen Bernhard Wiechmann (306 h), Horst Kohlenberg (365 h)<br />
und Erich Conradi (707 h). Wilhelm Klingenberg wurde mit <strong>der</strong> goldenen Verdienstnadel für die<br />
Ableistung von 1028 Arbeitsstunden geehrt. Bei den anstehenden Wahlen ergaben sich einige<br />
Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Besetzung. Da Schrift-führer Detlef Warnecke und Kassenwart Herbert<br />
Sporle<strong>der</strong> ihre Ämter aus persönlichen Gründen nicht fortführen konnten, mußten diese neu<br />
besetzt werden. Zum neuen Schriftführer wurde am 12. Februar 1993 Schützenbru<strong>der</strong> Joachim<br />
Natschke gewählt, die Kassenführung wurde Schützenschwester Annegret Kohlenberg anvertraut.<br />
Das Amt <strong>der</strong> Damenleiterin übernahm Ilse Möller von ihrer Vorgängerin Annegret Kohlenberg. Alle<br />
übrigen Ämter und Funktionen wurden weiter geführt.<br />
In <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 12. Februar 1994 ging es im Wesentlichen um die<br />
Vorbereitung des 110- jährigen Jubiläums des Schützenvereins, das zusammen mit <strong>der</strong> 990-<br />
Jahrfeier <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> und dem 40-jährigen Bestehen <strong>der</strong> Landjugend gefeiert werden<br />
sollte. Als Vorsitzen<strong>der</strong> des Festausschusses gab Henner Aldag einen kurzen Bericht über den<br />
Stand <strong>der</strong> Vorbereitungen des für den 8.- 10. Juli 1994 geplanten Jubiläumsfestes.<br />
Im November stiftete die Versicherungsagentur Meyer die notwendigen Mittel zur Anschaffung<br />
eines wettkampftauglichen Luftgewehrs für die Schüler- und Jugendabteilung. Damit waren die<br />
Voraussetzungen für die erfolgreiche Beteiligung <strong>der</strong> jungen Mitglie<strong>der</strong> an Wettbewerben auf<br />
Vereins- und Kreisebene deutlich verbessert.<br />
- 182 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Schützenverein 1994<br />
In <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 18.02.1995 dankte <strong>der</strong> 1. Vorsitzende <strong>der</strong> Festkom-mission<br />
unter <strong>der</strong> Leitung von Henner Aldag für ihren Einsatz bei <strong>der</strong> Vorbereitung und Durchführung des<br />
Festes. Auf Beschluß <strong>der</strong> Versammlung wurde außerdem die Sperrfrist zur Erlangung <strong>der</strong><br />
Königswürde von 3 auf 5 Jahre herauf gesetzt. Damit sollte einer größeren Zahl von<br />
Vereinsmitglie<strong>der</strong>n die Möglichkeit zur Gewinnung <strong>der</strong> Köngswürde eröffnet werden. Für 40-<br />
jährige Vereinszugehörigkeit wurden anschließend die Schützenbrü<strong>der</strong> Friedrich Feuerhake,<br />
Joachim Heinrichs, Peter Klatt, Willi Köhls ,Ludwig Lindemann, Friedrich Meyer, Wilhelm Meyer<br />
und Hermann Wiemann geehrt.<br />
Am 10. Februar 1996 standen wie<strong>der</strong>um Vorstandswahlen an. Ursula Klingenberg wurde für die<br />
aus persönlichen Gründen ausscheidende Erika Range zur 2. Vorsitzenden gewählt, Melanie<br />
Klingenberg wurde Damenleiterin. Die Schützenbrü<strong>der</strong> Ralf Siever und Erich Conradi wurden<br />
Fahnenträger. Außerdem wurden die Beiträge maßvoll erhöht (Einzelmitgliedsbeitrag von 60 auf<br />
70 DM, Ehepaare von 100 auf 120 DM und Konstanz des Schülerbeitrags von 20 DM).<br />
In <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 14.02.1997 wurden Wilhelm Baxmann und Wilhelm Hue für<br />
40-jährige Mitgliedschaft geehrt. Im Laufe des Jahres sollte mit <strong>der</strong> Entsorgung des Eternitdachs<br />
des Schützenhauses ein weiterer Schritt <strong>der</strong> Sanierungsmaßnahmen begonnen werden. Lei<strong>der</strong><br />
ließ die in Aussicht stehende Mittelbewilligung des Kreissportbundes auf sich warten, die<br />
<strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> hatte bereits ein zinsloses Darlehn in Höhe von 4000 DM zur Verfügung gestellt.<br />
Zur Jahreshauptversammlung am 13. Februar 1998 lagen die Zusagen vor, sodass mit <strong>der</strong><br />
Dachsanierung des Sanitärbereichs begonnen werden konnte. 1998 wurde außerdem <strong>der</strong><br />
Erweiterungsbau erstellt und bereits nach <strong>der</strong> Himmelfahrtswan<strong>der</strong>ung zu einem Gottesdienst, den<br />
Frau Pastorin Hutter-Ulbrich abhielt, genutzt. Das Amt des Jugendleiters übernahm<br />
Schützenschwester Martina Ohm von Schützenbru<strong>der</strong> Horst Kohlenberg. Als 2. Fahnenträger<br />
wurde Schützenbru<strong>der</strong> Dirk Wiechmann gewählt.<br />
Der Mehrzweckbau, <strong>der</strong> als<br />
Heimstatt <strong>der</strong> Teilnehmer am<br />
Himmelfahrtsgottesdienst<br />
Anklang gefunden hatte und<br />
<strong>der</strong> bereits vorher im Rahmen<br />
<strong>der</strong> traditionellen Winter-<br />
Treibjagd von Jagd-gästen zur<br />
Einnahme des Mittagsessens<br />
genutzt wurde, diente beim Ith-<br />
Pokal-Schießen <strong>der</strong> Damen als<br />
Raum zur Aufstellung einer<br />
- 183 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
ansprechenden Kaffeetafel. Seine offizielle Einweihung sollte in angemessenem Rahmen erfolgen.<br />
Dazu bot sich die anstehende Feier zum 20-jährigen Bestehen <strong>der</strong> Damenabteilung , die am 30<br />
09.2000 stattfand, an.<br />
In seiner Ansprache bedankte sich <strong>der</strong> 1. Vorsitzende im Namen des Vorstandes bei allen Helfern,<br />
die zur termingerechten Fertigstellung <strong>der</strong> Anlage beitrugen. Namentlich waren es die<br />
Schützenbrü<strong>der</strong> Erich Conradi, Peter Klatt, Wilhelm Klingenberg, Sven Klingenberg, Klaus Möller,<br />
Horst Kohlenberg, Karlheinz Ohm, Manfred Range , Kai Range, Ekhard Rother, Ingo Walter, Patrik<br />
Schulz und Bernhard Wiechmann. Sachspenden gingen von den Familien Klingenberg,<br />
Kohlenberg, Ohm und Range sowie von Schützenschwester Antje Schomburg und <strong>der</strong> Firma<br />
Steinert-Holz ein.<br />
Präsident Jürgen Sienk überbrachte die Glückwünsch des Kreisschützenverbandes und verlieh <strong>der</strong><br />
2. Vorsitzenden Erika Range die bronzene Ehrennadel des Nie<strong>der</strong>sächsischen<br />
Sportschützenverbandes für beson<strong>der</strong>e Verdienste um ihren Verein. Neben den Geldgeschenken<br />
<strong>der</strong> Gäste anläßlich des Jubiläums <strong>der</strong> Damenabteilung erhielt <strong>der</strong> Verein zum Jahreswechsel drei<br />
Spenden. Diese Spenden sollten den Grundstock zur Anschaffung eines Luftgasdruckgewehres<br />
für die Schüler- und Jugendabteilung (Kosten 2700 DM) verwendet werden. Eine Spende des<br />
Instituts für Akupunkt-Massage nach Penzel, <strong>Heyen</strong> füllte schließlich die Finanzierungslücke und<br />
führte umgehend zur Anschaffung des Sportgeräts.<br />
Im Jahresbericht am 3. Februar 2001<br />
dankte Peter Klatt noch einmal allen<br />
engagierten Schützenschwestern und<br />
Schützenbrü<strong>der</strong>n für ihren Einsatz sowie<br />
allen Spen<strong>der</strong>n für ihre Beiträge und wies<br />
darauf hin, dass die im Jahr 2000 vollendete<br />
Schießanlage alle Erfor<strong>der</strong>nisse<br />
zur Gestaltung eines lebendigen<br />
Vereinslebens erfülle und auch einen<br />
wesentlichen Beitrag zur För<strong>der</strong>ung des<br />
dörflichen Gemeinschaftslebens leiste.<br />
Die Schützen hätten neben <strong>der</strong><br />
Wahrnehmung aller für sie wichtigen<br />
Termine im sportlichen Vergleich mit<br />
befreundeten Nachbarvereinen (Lindenkohl-Pokal<br />
<strong>der</strong> Damen in Bodenwer<strong>der</strong>,<br />
Frontansicht Schützenhaus 2004<br />
- 184 -<br />
Ith - Pokal <strong>der</strong> Damen, Ith-Weser -<br />
Wan<strong>der</strong>pokal, Samtgemeinde- Pokal,<br />
Vergleichsschießen mit den Schützenvereinen Börry, Dohnsen und Daspe - Hehlen) und <strong>der</strong><br />
offiziellen Termine des Kreisschützenverbandes (u.a. Delegiertenversammlung des<br />
Kreisschützenverbandes, Kreisanschießen, Kreiskönigsschießen, Kreisschützentag mit Ball,<br />
Kreisabschießen und <strong>der</strong> Beteiligung an den Rundenwettkämpfen mit bis zu vier Mannschaften)<br />
stets auf Präsenz bei allen dörflichen Festen <strong>der</strong> örtlichen Vereine großen Wert gelegt. Lei<strong>der</strong> sei<br />
die Beteiligung <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Gruppen und Vereine an den vom Schützenverein für die<br />
Dorfgemeinschaft angebotenen Veranstaltungen (u.a. Ostereierschießen, Himmelfahrtswan<strong>der</strong>ung<br />
mit anschließendem Gottesdienst und Grillen, Volkskönigschießen und Vereinsvergleichsschießen)<br />
seit Jahren rückläufig. Am 23.06.2001 nahm <strong>der</strong> Schützenverein mit einer großen<br />
Abteilung in phantastischen Kostümen am Festumzug anläßlich <strong>der</strong> 850- Jahrfeier <strong>der</strong><br />
Nachbargemeinde Esperde teil. Die Vorbereitung dieses Ereignisses bereitete allen Beteiligten<br />
beson<strong>der</strong>en Spaß. Auf <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 16. Februar 2002 standen wie<strong>der</strong><br />
Vorstandswahlen auf <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />
Än<strong>der</strong>ungen ergaben sich nur auf folgenden Positionen: Jugendleiterin wurde Angela Petermann,<br />
als Stellvertreterin fungierte Martina Ohm. Nach <strong>der</strong> Euro-Einführung mußten auch die Beiträge<br />
von DM auf Euro umgestellt werden. Auf Grund des einstimmigen Beschlusses <strong>der</strong> Versammlung<br />
sollten Einzelmitglie<strong>der</strong> 37 Euro, Ehepaare 63 Euro, Schüler und Jugendliche bis 18 Jahre 11 Euro<br />
und Jugendliche von 18 - 21 Jahre 16 Euro ab 2002 bezahlen.
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Am 12. Januar 2003 erhielt <strong>der</strong> 1. Vorsitzende die Verdienstnadel in Silber des Nie<strong>der</strong>sächsischen<br />
Sportschützenverbandes im Rahmen <strong>der</strong> Delegiertenversammlung des Kreisschützenverbandes.<br />
Die Auszeichnung wurde für seine 20-jährige Vorstandstätigkeit verliehen. Auf <strong>der</strong> nachfolgenden<br />
Jahreshauptversammlung am 14. Februar 2003 bedankte sich Peter Klatt bei seinen Mitstreitern<br />
dafür, dass sie ihm über all die Jahre mit Rat und Tat zur Seite gestanden hätten. Alle<br />
Schützenschwestern und Schützenbrü<strong>der</strong>, die in diesem Zeitraum verantwortlich Aufgaben im<br />
Verein übernommen hätten, hätten ebenfalls einen Anteil an <strong>der</strong> Ehrung verdient. So habe zum<br />
Beispiel Wilhelm Klingenberg das Amt des Waffen - und Gerätewarts über 20 Jahre inne. Im<br />
Tagesordnungspunkt Mitgliedsentwicklung konnte <strong>der</strong> 1. Vorsitzende auf die Eintritte von<br />
Katharina Aldag und Nick Gebauer in 2002 und Thomas Bingel, Dietmar Heiduck sowie Mel Stone<br />
ab 2003 hinweisen. Am 1.01.2003 hatte <strong>der</strong> Schützenverein 92 Mitglie<strong>der</strong>. Höhepunkt des<br />
Schützenjahres 2003 war das Königsschießen in Verbindung mit dem Vergleichsschießen <strong>der</strong><br />
Vereine und dem Volkskönigschießen am 30. August. Die Proklamation <strong>der</strong> Majestäten wurde<br />
stimmungsvoll von <strong>der</strong> Feuerwehrkapelle unter Leitung ihres Kapellmeisters Isenberg umrahmt.<br />
Auf dieser Veranstaltung erhielt <strong>der</strong> 1. Vorsitzende die Goldene Ehrennadel des Kreissportbundes.<br />
Silberne Ehrennadeln konnten die 2. Vorsitzende Erika Range, Schriftführerin Ursula Klingenberg,<br />
Kassenführerin Annegret Kohlenberg, Waffen- und Gerätewart Wilhelm Klingenberg und<br />
Schützenbru<strong>der</strong> Horst Kohlenberg für beson<strong>der</strong>e Verdienste um den Schützenverein in Empfang<br />
nehmen.<br />
Schützenkönige Schützenkönige Schützenköniginnen<br />
1925 Wilhelm Pieper 1981 Dieter Pude 1994 Hildegard Pude<br />
1926 August Feuerhake 1982 Dietmar Friese 1995 Melanie Klingenberg<br />
1927 Wilhelm Pieper 1983 Hermann Wiemann 1996 Ursula Klingenberg<br />
1928 August Feuerhake 1984 Jürgen Mittendorf 1997 Gabriele Ohm<br />
1929 Fr. Stoffregen 1985 Rainer Lewin 1998 Ilse Möller<br />
1930 Karl Battmer 1986 Dieter Pude 1999 Annegret Kohlenberg<br />
1931 Friedrich Wessel 1988 Joachim Ortmann 2000 Bärbel Wiechmann<br />
1932 Hermann Battmer 1989 Klaus Möller 2001 Kerstin Walter<br />
1933 Friedrich Feuerhake 1990 Wilhelm Klingenberg 2002 Martina Ohm<br />
1934 Friedrich Lindemann 1991 Horst Kohlenberg 2003 Angela Petermann<br />
1935 Hermann Reese 1992 Dieter Pude<br />
1936 Friedrich Hartmann 1993 Klaus Möller<br />
1937 August Henneke 1994 Wilhelm Klingenberg Vereinsführung<br />
1938 Friedrich Klingenberg 1995 Bernhard Wiechmann 1885-1887 Heinrich Wessel<br />
1957 Wilhelm Lindemann 1996 Jürgen Mittendorf 1888-1890 August Henneke<br />
1958 Fritz Keller 1997 Michael Conradi 1891-1894 Friedrich Ricke<br />
1959 Joachim Heinrichs 1998 Karl-Heinz Ohm 1895-1898 Carl Sagebiel<br />
1960 Wilhelm Meyer, Esp. 1999 Horst Kohlenberg 1899-1901 Karl Battmer<br />
1961 Ewald Hollstein 2000 Alexan<strong>der</strong> Klatt 1902-1903 Wilhelm Möller<br />
1962 Richard Ritterbusch 2001 Sven Klingenberg 1904-1906 Friedrich Lindemann<br />
1963 Hermann Möller 2002 Patrick Schulz 1907-1908 August Henneke<br />
1964 Friedel Feuerhake 2003 Manfred Range 1909-1914 Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark<br />
1965 Fritz Willmer Friedrich Zeddies<br />
1966 Willi Köhls Schützenköniginnen Kriegsbeginn 1.8.14<br />
1967 Peter Klatt 1980 Ursula Klingenberg Neuaufnahme 30.3.21<br />
1968 Hermann Wiemann 1981 Christine Battmer 1921-1923 Karl Battmer<br />
1969 Günter-W.Henneke 1982 Gabriele Ohm 1924-1927 Friedrich Wilhelm<br />
1970 Ludwig Franz 1983 Hildegard Pude 1928-1933 Friedrich Lindemann<br />
1971 Willi Meyer 1984 Bärbel Wiechmann 1934-1937 Hermann Reese<br />
1972 Werner Meyer 1985 Ute Mittendorf 1938-1939 Friedrich Feuerhake<br />
1973 Hermann Wiemann 1986 Elisabeth Prelle Kriegsbeginn<br />
1974 Klaus Möller 1987 Christine Battmer Neugründung 17.3.55<br />
1975 Wilhelm Hue 1988 Gabriele Ohm 1955-1963 Friedrich Feuerhake<br />
1976 Willi Köhls 1989 Hildegard Pude 1964-1969 Willi Köhls<br />
1977 Friedrich Feuerhake 1990 Annegret Kohlenberg 1970-1974 Günter-W.Henneke<br />
1978 Joachim Ortmann 1991 Erika Range 1975-1981 Horst Bauer<br />
1979 Heinz Sobottka 1992 Ilse Möller 1982-1983 Klaus Möller<br />
1980 Günter-W.Henneke 1993 Elisabeth Prelle 1983-heute Peter Klatt<br />
- 185 -
17.3 Freiwillige Feuerwehr <strong>Heyen</strong><br />
Die Wehr<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Rückblick:<br />
Das Braunschweigische Feuerhilfegesetz, erlassen<br />
im Jahre 1874, war damals „vorbildlich im <strong>ganzen</strong><br />
Reich“. Es verpflichtete alle Dörfer und Städte im<br />
Herzogtum Braunschweig zur Aufstellung und<br />
Unterhaltung von Feuerwehren. Wo sich keine<br />
freiwilligen Wehren bilden konnten, mussten<br />
Pflichtfeuerwehren den Brandschutz übernehmen.<br />
So wurde, wie in vielen an<strong>der</strong>en Orten auch, in<br />
<strong>Heyen</strong> im Jahre 1875 die Freiwillige Feuerwehr<br />
gegründet.<br />
Die vorliegenden schriftlichen Unterlagen über die<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Wehr datieren von 1895.<br />
Protokolle liegen seit 1925 – aus <strong>der</strong> Zeit des<br />
50jährigen Bestehens – vor. Dieses Fest wurde<br />
gebührend begangen. Das Leitwort zum 50jährigen<br />
Bestehen lautete:<br />
Der Glaube nur hat Kraft,<br />
<strong>der</strong> sich zur Tat aufrafft,<br />
Gebetet heißt nicht: die Hand im Schoß,<br />
Beim Beten lass dem Pflug nicht los,<br />
dann bist du fromm und deutsch!<br />
Nach diesem Grundsatz gelobten damals die folgenden Vorstandsmitglie<strong>der</strong> ihren Dienst in <strong>der</strong><br />
freiwilligen Feuerwehr <strong>Heyen</strong> und verpflichteten sich mit ihrer Unterschrift:<br />
Friedrich Lücke Hauptmann Friedrich Lindemann Kassierer<br />
Friedrich Wilhelm Schriftführer Hermann Battmer 1. Spritzenmeister<br />
Friedrich Möller Gruppenführer Carl Steinbrink Gruppenführer<br />
Wir die Kameraden <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr <strong>Heyen</strong>, wollen uns bemühen, dem Vorbild unserer<br />
Vorgänger nachzueinfern und versprechen, dem Leitgedanken <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr: „Gott<br />
zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr“ immer<br />
nach zu streben.<br />
Nach den Aufzeichnungen ergaben sich per<br />
14. September 1895 folgende Glie<strong>der</strong>ungen<br />
in <strong>der</strong> Wehr:<br />
Ordnungsmannschaft 1. Abt 20 Männer<br />
Ordnungsmannschaft 2. Abt 38 Männer<br />
Die erste Stammrolle <strong>der</strong> Freiwilligen<br />
Feuerwehr wurde am 14. Mai 1908 angelegt.<br />
Mit <strong>der</strong> Ordnungsnummer 1 ist Wilhelm<br />
Pieper eingetragen. Hieraus kann man<br />
schließen, dass Wilhelm Pieper <strong>der</strong> erste<br />
Brandmeister <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr war.<br />
In <strong>der</strong> Aufstellung <strong>der</strong> Ordnungsmannschaft<br />
vom 14.09.1895 wird Wilhelm Sporle<strong>der</strong>,<br />
Halbmeier, als Spritzenmeister erwähnt.<br />
- 186 -<br />
Das alte Gerätehaus (abgerissen um 1973)<br />
Das alte <strong>Gemeinde</strong>haus mit hinten angebautem Feuerwehr-Geräte-Haus
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Bis zur Gebietsreform 1973 gehörte die Freiwillige Feuerwehr <strong>Heyen</strong> zum Unterkreis VII im<br />
Landkreis Holzminden, dieser umfasste die Orte <strong>der</strong> Ithbörde, bis hin nach Bessingen.<br />
Seit 1973 ist die Wehr als Ortswehr <strong>Heyen</strong> <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> angeglie<strong>der</strong>t und<br />
zählt zur Unterabteilung Halle, neben Bodenwer<strong>der</strong>, Hehlen und Kirchbrak, einer von vier<br />
Feuerwehrstützpunkten in <strong>der</strong> Samtgemeinde.<br />
Die Löschwasserversorgung in <strong>Heyen</strong><br />
1926: In <strong>der</strong> Gönne wurde eine<br />
Zisterne mit 36 m² Fassungsvermögen<br />
für Löschwasser gebaut.<br />
31.08.1930: Kreisbranddirektor<br />
Hun<strong>der</strong>tmark ließ um 2 Uhr die Heyer<br />
Wehr alarmieren und besichtigte<br />
dieselbe sowie das Spritzenhaus und<br />
sämtliche Feuerlöschgeräte<br />
eingehend.<br />
1936 bis 1938: Im <strong>ganzen</strong> Dorf wird<br />
eine zentrale Wasserleitung verlegt.<br />
Es kamen die ersten Löschwasserhydranten<br />
in das Dorf. Der letzte<br />
Das aktuelle Feuerwehrhaus mit Gerätehaus (2004)<br />
Oberflur-Hydrant in <strong>der</strong> Hagenstraße<br />
wurde im Frühjahr 2002 abgebaut. Jetzt stehen 30 neuangelegte Unterflur-Hydranten zur<br />
Löschwasserversorgung zur Verfügung.<br />
1979: Auf dem Platz des inzwischen abgerissenen Spritzenhauses an <strong>der</strong> Esper<strong>der</strong> Straße wird<br />
eine Löschwasser-Zisterne mit einem Fassungsvermögen von 150 m² gebaut, diese liegt zum Teil<br />
noch mit auf dem Gartengelände <strong>der</strong> Familie Klingenberg.<br />
Löschgeräte: Nach <strong>der</strong> Handdruckspritze wurde <strong>der</strong> Wehr am 6. März 1938 die erste Motorspritze<br />
übergeben. Diese Motorspritze leistete ihren Dienst bis 1960 und wurde durch eine neue<br />
Tragkraftspritze ersetzt. Diese Tragkraftspritzen standen jeweils auf einem gummibereiften<br />
Einachshänger und wurden mit einem Trecker zu den Einsatz- und Übungsorten gefahren.<br />
1973: Am 6. April 1973<br />
übergab die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong><br />
ihrer Freiwilligen Feuerwehr<br />
ein Tragkraftspritzenfahrzeug<br />
vom Typ Ford-Transit. Dieses<br />
Fahrzeug bietet, neben <strong>der</strong><br />
notwendigen feuerwehrtechnischen<br />
Ausrüstung Platz für<br />
eine Staffel (6 Einsatzkräfte).<br />
Dieses Fahrzeug ist bis heute<br />
(2004) noch in Betrieb und<br />
wird von den Kameraden<br />
liebevoll in Stand gehalten. In<br />
1993 erhielt die Wehr ihre<br />
dritte Motorspritze. Es ist eine<br />
TS8/8 <strong>der</strong> Marke Rosbauer mit<br />
einer Nennleistung von 800<br />
Litern/Min bei einer<br />
Wassersäule von 8 bar.<br />
Schlüsselübergabe von Bürgermeister Wilhelm Dröge an Brandmeister Ludwig Franz<br />
- 187 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Die Einweihung des Gerätehauses mit einem angeglie<strong>der</strong>ten Unterrichtsraum, einer Küche und<br />
Toilettenräumen erfolgte am 16. September 1972. Dieses Haus wurde an das alte <strong>Gemeinde</strong>haus<br />
„Kleine Straße 2“ angebaut. Die ehemaligen Stallgebäude wurden hierfür abgerissen.<br />
In einer großen Eigenleistungsaktion wurde 1988 das Feuerwehrhaus auf Initiative von<br />
Bürgermeister Reinhard Meyer und unter Aufsicht des damaligen Samtgemeindebrandmeisters<br />
Heinz Düsterwald renoviert. Heute kommen hier alle drei Wehrgruppen zum Dienst und Unterricht<br />
zusammen.<br />
Hauptmann, Führer, Brandmeister <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr <strong>Heyen</strong><br />
In <strong>der</strong> Kaiserzeit und bis zum „Tausendjährigen Reich“ war die amtliche Bezeichnung für den<br />
ersten Feuerwehrmann: Feuerwehr-Hauptmann.<br />
Nach <strong>der</strong> Gleichschaltung <strong>der</strong> Vereine und an<strong>der</strong>en Zusammenschlüssen im Jahre 1933 wurde<br />
aus dem „Feuerwehr-Hauptmann“ ein „Feuerwehr-Führer“. Bei <strong>der</strong> ersten<br />
Jahreshauptversammlung nach dem Krieg, am 01.04.1950, wurde auf Richtlinie <strong>der</strong><br />
Besatzungsmächte ein „Feuerwehr-Brandmeister“ gewählt:<br />
Wilhelm Pieper<br />
Friedrich Bode<br />
1925 Friedrich Lücke<br />
1926 Hermann Meyer Haus Nr. 5<br />
1937 August Sorge Haus Nr. 19<br />
1950 Wilhelm Sporle<strong>der</strong> Haus Nr. 3<br />
1959 Joachim Heinrichs<br />
1968 Ludwig Franz<br />
1977 Hermann Ohm<br />
1996 Günter Fredebold<br />
2004 Andreas Damrau<br />
Der Musikzug <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr <strong>Heyen</strong><br />
(Wilfried Fredebold)<br />
Gründung: 20.Februar 1927<br />
Nachdem aufgrund des Braunschweigischen Feuerhilfegesetzes aus 1874 bereits im Jahre 1875<br />
in <strong>Heyen</strong> eine Freiwillige Feuerwehr gegründet wurde, kam beim 50-jährigen Stiftungs- fest am 4.<br />
Januar 1925 <strong>der</strong> Wunsch auf, eine Blaskapelle zu gründen.<br />
Am 20. Februar 1927 war es dann soweit: Auf einer Feuerwehrversammlung wurde das<br />
Feuerwehrmusikchorps gegründet. Zwölf Musikinteressierte verpflichteten sich, in dem<br />
Musikchorps mitzuwirken.<br />
Gründungsmitglie<strong>der</strong>: Wilhelm Baxmann, Friedrich Brockmann, Friedrich Bode, Wilhelm Hilmer,<br />
Wilhelm Maaß, Karl Möller, August Pflughaupt, Heinrich Seelemeyer, Wilhelm Siever, Friedrich<br />
Sorge, August Sorge, Erich Zieseniß<br />
Die Instrumente mit einem Anschaffungspreis von 480,-- RM wurden mit einer Anleihe, die in fünf<br />
Jahresraten zurückzuzahlen war, finanziert. Lei<strong>der</strong> ist nicht mehr bekannt, bei wem die Anleihe<br />
aufgenommen wurde. Die musikalische Ausbildung lag seinerzeit in den Händen von Karl Sorge,<br />
<strong>der</strong> seine Fähigkeiten unentgeltlich zur Verfügung stellte.<br />
- 188 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Der erste öffentliche Auftritt erfolgte dann am 7. Januar 1928 anlässlich <strong>der</strong> 25-jährigen<br />
Wehrzugehörigkeit des Feuerwehrkameraden Friedrich Lindemann. Folgende Musikstücke<br />
wurden aufgeführt:<br />
Lobe den Herren<br />
Preis und Anbetung<br />
Das treue deutsche Herz<br />
Auch <strong>der</strong> zweite Einsatz des Musikchorps ist noch aus den Protokollen zu ersehen: am 14. April<br />
1928 feierte <strong>der</strong> Feuerwehrkamerad Karl Steinbrink seine Silberhochzeit. Lei<strong>der</strong> ist nicht bekannt,<br />
ob das Repertoire bis dahin erweitert wurde o<strong>der</strong> ob dieselben Musikstücke zum Vortrag kamen.<br />
Am 3. Juni 1928 unternahm das Musikchorps eine Dampferfahrt von Bodenwer<strong>der</strong> nach Höxter.<br />
Es ist anzunehmen, dass es sich um das erste gemeinsame Vergnügen handelte.<br />
Lei<strong>der</strong> sind aus den<br />
nachfolgenden Jahren<br />
keine schriftlichen Aufzeichnungen<br />
vorhanden,<br />
aber mündliche Überlieferungen<br />
besagen, dass die<br />
Kameraden seinerzeit aktiv<br />
und rege gewesen sind.<br />
Auch beim Feiern.<br />
In den Jahren des Zweiten<br />
Weltkrieges konnte <strong>der</strong><br />
Spielbetrieb nicht aufrecht<br />
erhalten werden. Bei <strong>der</strong><br />
ersten Generalversammlung<br />
<strong>der</strong> Freiwilligen<br />
Feuerwehr <strong>Heyen</strong> nach<br />
dem Krieg, am 1. April<br />
1950, fanden sich erneut<br />
Musikinteressierte, um die<br />
Feuerwehrkapelle wie<strong>der</strong> aufleben zu lassen.<br />
Gründungsprotokoll (Übersetzung am Ende dieses Abschnitts)<br />
- 189 -<br />
-1952-
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Die Bedingungen waren vielleicht noch schwieriger als<br />
1927, denn das Geld war knapp und die Instrumente<br />
hatten teil-weise „Liebhaber“ bei den<br />
Besatzungsmächten gefunden.<br />
Im Jahre 1952 gehörten folgende Kameraden <strong>der</strong><br />
Feuerwehrkapelle an: Gerhard Arndt, Wilhelm<br />
Baxmann, Friedrich Fischer, Wilhelm Fischer, Karl<br />
Möller, Hermann Möller, Wilhelm Linczewski, Reinhold<br />
Linczewski, Heinrich Seelemeyer, Karl Sorge, Friedrich<br />
Sorge, Wilhelm Steinbrink, Erich Zieseniß.<br />
Aus den Protokollbüchern ergeben sich immer wie<strong>der</strong><br />
Hinweise, dass aus den Reihen <strong>der</strong> Freiwilligen<br />
Feuerwehr im Laufe <strong>der</strong> Jahre finanzielle<br />
Unterstützung geleistet wurde. Sei es durch direkte<br />
Bezahlung von Instrumenten o<strong>der</strong> zur Verfügung Stellung etwaiger Überschüsse aus<br />
Veranstaltungen. Selbst vor Erhebung von Son<strong>der</strong>beiträgen schreckte man nicht zurück (siehe<br />
Versammlung am 17. Januar 1959).<br />
Auch wurde bereits auf <strong>der</strong> Versammlung am 3. April 1951 beschlossen, die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Feuerwehrkapelle von <strong>der</strong> Beitragszahlung freizustellen. Dieser Beschluss hat bis heute Gültigkeit.<br />
Mit welchen alltäglichen Problemen sich befasst werden musste, macht eine Protokollnotiz -<br />
ebenfalls vom 17. Januar 1959 - deutlich, in <strong>der</strong> beschlossen wurde, dass das Heizmaterial für die<br />
Übungsabende von <strong>der</strong> Wehr gestellt wurde. Zusätzlich hatte sich <strong>der</strong> Feuerwehrkamerad Reese<br />
bereiterklärt, Holz und Hobelspäne zur Verfügung zu stellen.<br />
In den Jahren 1959 bis 1964 wurde aufgrund einer geringen Anzahl von Bläsern gemeinsam mit<br />
<strong>der</strong> Feuerwehrkapelle aus Börry musiziert.<br />
ca. 1961<br />
Karl Möller, Heinz Battmer, Heinrich Brockmann (Börry), Wilhelm Steinbrink, Jakob Schweissgut (Börry), Günter Breitenfeld,<br />
Friedrich (Pitze) Grupe, Hermann Möller, Herr Leiss, Fritz Fischer, Karl Müller, Georg Schild<br />
Auf <strong>der</strong> Generalversammlung am 23. Januar 1965 wurde die Feuerwehrkapelle wie<strong>der</strong>gegründet.<br />
Unter Stabführung von Wilhelm Steinbrink fanden sich Musiker, um wie<strong>der</strong> als Feuerwehrkapelle<br />
<strong>Heyen</strong> aufzutreten. Hierbei handelte es sich um die Kameraden: Günter Breitenfeld, Friedrich<br />
Grupe, Hermann Grupe, Bernd Kowalski, Dieter Kramer, Horst Manzke, Hermann Möller, Friedel<br />
- 190 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Peter, Hans-Hermann Reese, Wilhelm Sporle<strong>der</strong>, Erhard Volkmer, Helmut Willmer und Wilhelm<br />
Zieseniß.<br />
1966/1967<br />
Dieter Kramer, Siegmar Maaß, Wilhelm Steinbrink, Hermann Grupe, Bernd Kowalski, Günter Breitenfeld, Friedrich (Pitze) Grupe,<br />
Horst Manzke, Hermann Möller, Hans-Hermann Reese, Martin Bartnik, Erhard Volkmer, Wilhelm Zieseniß, Fritz Fischer, Friedel<br />
Peter, Helmut Willmer, Wilhelm Sporle<strong>der</strong>. Interessierter Nachwuchs: Dietrich Scharpenberg und Dirk Volkmer<br />
An dieser Stelle muss das Wirken des Kapellmeisters Wilhelm Steinbrink gewürdigt werden, <strong>der</strong><br />
dieses Amt von 1965 bis 1975 innehatte. Durch sein Engagement verstand er es, auch<br />
Jugendliche in die Feuerwehrkapelle einzubringen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass er<br />
es wie kaum ein Zweiter verstand, Begeisterung und Bereitschaft zu wecken.<br />
Vom Vorblasen in Steinbrinks Wohnzimmer, über musikalische Ausbildung in <strong>der</strong> Dorf- schule, bis<br />
zum Eintritt in die Feuerwehrkapelle verging kaum ein Jahr und es waren wie<strong>der</strong> Mitbläser<br />
gewonnen.<br />
Dieses war in erster Linie aber auch <strong>der</strong> Mentalität Wilhelm Steinbrinks zu verdanken. Für „seine“<br />
Feuerwehrkapelle tat er fast alles. So passierte es schon mal, dass ein Jugendlicher zu ihm kam<br />
und fragte: „Onkel Steinbrink, wie bläst man diesen Ton?“ Schon legte er seine Malerutensilien<br />
beiseite und eine Son<strong>der</strong>unterrichtsstunde fand ihren Anfang.<br />
Beson<strong>der</strong>s gern erinnern sich die Teilnehmer auch an gemeinsame Veranstaltungen. So hatte<br />
Wilhelm Steinbrink keine Vorbehalte, mit sechs Jugendlichen eine Zweitagesfahrt in einem<br />
Kleinbus nach Rüdesheim zu unternehmen. Was dieses bedeutet, kann je<strong>der</strong> nachvollziehen, <strong>der</strong><br />
einmal mit einem Haufen Flöhe unterwegs gewesen ist. Aber trotz „Drosselgasse“ und<br />
„Asbachbesichtigung“ kamen alle wohlbehalten wie<strong>der</strong> in <strong>Heyen</strong> an.<br />
Nach Amtsübergabe gehörte Wilhelm Steinbrink noch Jahre <strong>der</strong> Feuerwehrkapelle als Mitbläser an<br />
und war dieser bis zu seinem Tode freundschaftlich verbunden. Ab den 70er-Jahren konnte sich<br />
die Feuerwehrkapelle kontinuierlich bis zum heutigen Feuerwehrmusikzug entwickeln.<br />
Verschiedene Dirigenten verstanden es, das Repertoire stetig zu erweitern und dabei die<br />
Ansprüche - den Fähigkeiten <strong>der</strong> Bläser angepasst - zu erhöhen. Das nicht mit allen Dirigenten<br />
eine langzeitige Zusammenarbeit möglich war, liegt in <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Dinge.<br />
Dirigenten:<br />
1927 - 1952 Karl Sorge<br />
1952 - 1956 Wilhelm Lenzewski und<br />
Friedrich Fischer<br />
1966 - 1972 Heinz Hoffmann<br />
- 191 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Juni 1972 - Sept. 1972 Herr Sürig<br />
Okt. 1972 - Okt. 1973 Gerhard Blickwedel<br />
Jan. 1974 - Juni 1974 Herr Stenzel<br />
Sept. 1974 - März 1979 Franz Thöner<br />
März 1979 - April 1979 Siegfried Rothenburger<br />
Aug. 1979 - Okt. 1991 Bernd Dormann<br />
Nov. 1992 - Juni 1993 Heiner Westerhoff<br />
Okt. 1993 - Sept. 1996 Hans-Jürgen Hilmer<br />
März 1997 - Karl-Heinz Isenberg<br />
Obwohl es im Laufe <strong>der</strong> Jahre personelle Verän<strong>der</strong>ungen gab, haben es die Kapellenleiter immer<br />
wie<strong>der</strong> verstanden, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus muss man feststellen,<br />
dass <strong>der</strong> Musikzug im Gegensatz zu den Anfangszeiten, kommerzialisiert wurde, indem die<br />
Finanzierung <strong>der</strong> nicht unbeträchtlichen Kosten - von den Zuschüssen <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong><br />
abgesehen - ausschließlich aus den diversen Auftritten und Veranstaltungen bestritten wird.<br />
Kapellenleiter:<br />
Jan. 1965 - Dez. 1972 Wilhelm Steinbrink / Günter Breitenfeld<br />
Jan. 1973 - Sept. 1973 Wilhelm Zieseniß / Wilhelm Steinbrink<br />
Okt. 1973 - Dez. 1975 Wilhelm Steinbrink / Hans-Hermann Reese<br />
Jan. 1976 - Dez. 1977 Hans-Hermann Reese / Wilhelm Sporle<strong>der</strong><br />
Jan. 1978 - Febr. 1990 Wilhelm Sporle<strong>der</strong> / Wilfried Fredebold<br />
März 1990 - Nov. 1999 Wilfried Fredebold / Ulrich Pfohl<br />
Dez. 1999 - Okt. 2002 Ulrich Pfohl / Matthias Wiemann<br />
Nov. 2002 - Matthias Wiemann / Hermann Sporle<strong>der</strong><br />
1997<br />
Wilfried Fredebold, Friedel Arndt, Friedel Peter, Wilhelm Sporle<strong>der</strong>, Wilhelm Zieseniß, Stefan Arndt, Uwe Lindemann, Heino<br />
Müller, Timm Fredebold, Günter Fredebold, Heinz Diekmann, Ulrich Pfohl, Rolf Keller, Siegmar Maaß, Bernd Kowalski, Matthias<br />
Wiemann, Karl-Heinz Isenberg (Auf dem Foto fehlen: Rüdiger Heise, Achim Peter, Hermann Sporle<strong>der</strong>, Erhard Volkmer)<br />
Neben den zahlreichen Verpflichtungen und Auftritten, wurde die Geselligkeit zu keiner Zeit<br />
vernachlässigt. Auf den jährlichen Wintervergnügen und Ausflügen wurde ausgiebig gefeiert und<br />
je<strong>der</strong> Teilnehmer erinnert sich gern an die gemeinsam verlebten Stunden. Beson<strong>der</strong>s<br />
erwähnenswert sind die gegenseitigen Besuche mit <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr Beilrode (Sachsen)<br />
zu <strong>der</strong> seit 1992 eine partnerschaftliche Beziehung besteht.<br />
- 192 -
Jugendmusikzug<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Im März 2001 konnte, auf Initiative von unserem Mitbläser Heinz Diekmann, ein Jugendmusikzug<br />
gegründet werden. Bereits nach kurzer Ausbildungszeit war unser Nachwuchs in <strong>der</strong> Lage, beim<br />
erstmals im Dorfgemeinschaftshaus durchgeführten Adventskonzert mitzuwirken und erntete<br />
reichlich Applaus. Mit <strong>der</strong>zeit vierzehn Jugendlichen ist Heinz Diekmann, <strong>der</strong> auch die Leitung des<br />
Nachwuchsorchesters übernommen hat, bemüht, die Grundlagen für ein Fortbestehen unseres<br />
Musikzuges zu schaffen. Beson<strong>der</strong>s zu erwähnen ist die Tatsache, dass nicht nur die<br />
herkömmlichen Blasinstrumente Verwendung finden, son<strong>der</strong>n mit viel Elektronik gearbeitet wird,<br />
was den Jugendlichen bedeutend mehr Anreize bringt. Wir alle hoffen, dass unser<br />
Jugendmusikzug eine gedeihliche Entwicklung nimmt und in absehbarer Zeit ein<br />
Zusammenschluss erfolgen kann.<br />
Übersetzung Gründungsprotokoll<br />
Protokoll über Anschaffung eines Musikchors in <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr zu <strong>Heyen</strong>.<br />
Punkt I Die Anschaffung <strong>der</strong> Instrumente geht auf Kosten des Vereins<br />
Punkt II Die Anschaffungskosten für die Instrumente betragen 480,-- RM (einschließlich<br />
Porto). Dieselben werden im Wege einer Anleihe bestritten. Die Anleihe ist in<br />
jährlichen Ratenzahlungen bis zu 5 Jahren abzutragen.<br />
Punkt III Verpflichtungen <strong>der</strong> in Betracht kommenden Musiker:<br />
I. Jedes Mitglied des Musikchors hat sich auf 5 Jahre zu verpflichten.<br />
II. Jedes Mitglied ist für sein Instrument haftbar.<br />
III: Sollte ein Mitglied diesen beiden vorgenannten Bedingungen nicht<br />
nachkommen und durch vorzeitiges Austreten den Verein schädigen,<br />
insofern, dass <strong>der</strong> Verein gezwungen ist ein an<strong>der</strong>es Mitglied ausbilden zu<br />
lassen, hat dasselbe einen Schadensersatz von 50,-- RM zu entrichten.<br />
IV. Jedes Mitglied hat dem Dirigenten Folge zu leisten<br />
V. Nichtbefähigte sind von den vorgenannten Bedingungen entbunden<br />
VI. Die Musik steht nur <strong>der</strong> Wehr zur Verfügung und übt ihre Tätigkeit innerhalb<br />
des Vereins aus.<br />
VII. Politische Märsche nebst Lie<strong>der</strong> werden nicht eingeübt.<br />
VIII. Der Dirigent, Karl Sorge, hat sich bereit erklärt, die Einübung unendgeldlich<br />
zu machen.<br />
<strong>Heyen</strong> den 20. Februar 1927<br />
Der Vorstand: Fr. Meyer, H. Meyer, Fr. Lindemann, A. Loges, Fr. Möller<br />
Wilhelm Hilmer Erich Zieseniß August Pflughaupt<br />
Heinrich Seelemeyer Karl Möller Friedrich Brockmann<br />
Friedrich Sorge Wilhelm Siever August Sorge<br />
Wilhelm Maaß Wilhelm Baxmann Friedrich Bode<br />
Die Jugendfeuerwehr <strong>Heyen</strong><br />
- 193 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Die deutsche Jugendfeuerwehr ist in über 15.000 Jugendgruppen mit mehr als 220.000 Mitglie<strong>der</strong>n<br />
im Alter von 10 – 18 Jahren organisiert.<br />
Die Jugendfeuerwehr <strong>Heyen</strong> wurde am 02.04.1993 mit 16 männlichen und drei weiblichen<br />
Jugendlichen gegründet. Sie war damit die vierte Jugendfeuerwehr in <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong>.<br />
Die <strong>Heyen</strong>er Ortswehr freute sich über das große Interesse <strong>der</strong> Jugendlichen, denn von 21<br />
Ortswehren in <strong>der</strong> Samtgemeinde hatten erst drei Wehren eine Jugendfeuerwehr. Nach <strong>der</strong><br />
Gründungsversammlung übernahm <strong>der</strong> sehr aktive Jugendwart Dirk Winter die Ausbildung, setzte<br />
aber auch in <strong>der</strong> Freizeitgestaltung <strong>der</strong> Jugendlichen Schwerpunkte und sorgte dadurch immer<br />
wie<strong>der</strong>, dass die Stärke von ca. 18 Aktiven durchgehend bestand hatte.<br />
Bei <strong>der</strong> Gründungsversammlung erhielten als erstes Jugendkommando folgende Mitglie<strong>der</strong> das<br />
Vertrauen: Jugendwart: Dirk Winter Stellvertreter: Andreas Damrau<br />
Jugendsprecher: Stefan Arndt Gruppenführer: Fabian Tiller<br />
Schriftwart: Stefan Fredebold<br />
Die gute Ausbildung <strong>der</strong> Jugendfeuerwehr <strong>Heyen</strong> dokumentieren die Teilnahmen am Bundeswettbewerb<br />
<strong>der</strong> Der Deutschen Jugendfeuer-wehren mit Noten von 1,1 bis 1,7. Gern beteiligte sich<br />
die <strong>Heyen</strong>er Jugendfeuerwehr an den Kreiszeltlagern <strong>der</strong> Jugendfeuerwehren des Kreises<br />
Holzminden. Aber auch zahlreiche Urkunden belegen die Ausbildungserfolge <strong>der</strong><br />
Jugendfeuerwehr. 2003 feierte man mit <strong>der</strong> Ausrichtung des „Spiel ohne Grenzen“ sein<br />
zehnjähriges Bestehen. Das Jugendkommando 2004:<br />
Jugendwart: Kai Brockmann<br />
Stellvertreter: Marco Duttmann<br />
Jugendsprecher: Mirko Milutinovic und Mareike Tiele<br />
Schriftführerinnen: Jennifer Lindemann<br />
Die Jugendfeuerwehr <strong>Heyen</strong> hat sich bewährt und ist heute ein fester Bestandteil des Dorflebens.<br />
17.4 Der Reit- und Fahrverein <strong>Heyen</strong>-Esperde<br />
Der Reit- und Fahrverein - gegründet 1949<br />
(Klaus Meyer / Hermann Wiemann)<br />
Die Reitervereine des<br />
Kreisverbandes<br />
Hameln-Pyrmont<br />
gingen aus <strong>der</strong><br />
ländlichen Reiterei<br />
hervor. Bis auf<br />
wenige Ausnahmen<br />
waren alle Pferde in<br />
<strong>der</strong> Landwirtschaft im<br />
Arbeitseinsatz.<br />
Außer dem Verein<br />
<strong>Heyen</strong>-Esperde gab<br />
es in <strong>der</strong> näheren<br />
Umgebung die<br />
Vereine Bisperode,<br />
Benstorf-Oldendorf,<br />
Bremke, Börry,<br />
Emmerthal, Aerzen,<br />
Bad Pyrmont und<br />
Hameln. Die Bento – erfolgreiches Reitpferd unter Wilhelm Hilmer<br />
- 194 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Reitlehrer hatten zum größten Teil noch in <strong>der</strong> Reichswehr gedient und ihre Ausbildung in <strong>der</strong><br />
Kavallerieschule Hannover bekommen. Je<strong>der</strong> Verein veranstaltete fast jedes Jahr ein Turnier. Die<br />
Turniere wurden rege vom Publikum besucht. Rings um den Turnierplatz wurden Gummiwagen mit<br />
Bänken aufgefahren, von denen die Besucher das Turniergeschehen gut beobachten konnten.<br />
Die ersten Mitglie<strong>der</strong> des 1949 gegründeten Reitervereins waren lt. Kassenbuch aus <strong>Heyen</strong>:<br />
Wilhelm Wulf, Willi Hilmer, Gustav Fischer, Wilhelm Klingenberg, Friedrich Meyer, Ewald Holstein,<br />
Rudolf Scharpenberg, Robert Grupe, Helmut Möller, Helmut Baxmann, Albrecht Rother, Richard<br />
Niebisch und Hermann Wiemann. Hinzu kamen aus Esperde: Heinrich Diekmann, Werner Spier,<br />
Heinz Hobein und Rudi Seifert, sowie aus Brockensen: Erhard Becker und Fritz Strüver, aus Halle:<br />
Karl Sagebiel, aus Kemnade Irmgard Stöcken und aus Börry: Fritz Klenke. Schon bald kamen aus<br />
Esperde und <strong>Heyen</strong> zahlreiche Mitglie<strong>der</strong> hinzu.<br />
Neben dem Sportplatz am Rhienweg wurde <strong>der</strong> Reitplatz eingerichtet. Durch Eigenarbeit<br />
entstanden nach und nach die Hin<strong>der</strong>nisse, die für die Ausbildung und Übungen <strong>der</strong> Reiter und<br />
Pferde erfor<strong>der</strong>lich waren. Im Kassenbuch sind Ausgaben für Haftpflicht 38,90 DM, für Gruppen-<br />
Unfallversicherung 70,60 und Pferdeversicherung 233,30 DM verzeichnet.<br />
Der erste Reiterball fand im Januar 1950 und ein Reiterfest am 2 Juli in <strong>Heyen</strong> statt. Startgel<strong>der</strong><br />
entrichteten die Reitervereine Bisperode, Holzminden, Bremke, Ottenstein und Hemmendorf,<br />
außerdem die Herren Leppel, Fricke und Siever. Die Preise wurden von Firmen gespendet. Am<br />
18.05.1952 nahmen am Reitturnier in <strong>Heyen</strong> die Reitervereine Emmerthal, Bremke, Holzminden,<br />
Bisperode, Ottenstein und Banteln teil. In diesen Jahren fand beson<strong>der</strong>s das Formationsreiten des<br />
Reitervereins <strong>Heyen</strong> - Esperde großen Beifall <strong>der</strong> Zuschauer.<br />
Während des Reitturniers 1954 in <strong>Heyen</strong>, machte die Turnierleitung über Lautsprecher bekannt,<br />
dass Helmut Rahn das Siegtor bei <strong>der</strong> Fußballweltmeisterschaft geschossen hatte. Das gab ein<br />
unwahrscheinliches „Hallo“ auf dem <strong>ganzen</strong> Turnierplatz.<br />
Zum Turnier angereist wurde mit Kutschwagen, an dem noch zwei Pferde angebunden wurden;<br />
Übernachtungen fanden meistens in leeren Kuhställen statt.<br />
Die Mannschaft <strong>der</strong> Springreiter<br />
V.l.: Heini Grupe aus <strong>Heyen</strong> auf Hertha, Willi Hillmer aus <strong>Heyen</strong> auf Bento, Fritz Klenke aus Börry (als junger Mann viel zu früh<br />
verstorben), Klaus Meyer aus Esperde auf Hexe, Hans-Heinrich Lockstedt aus Dohnsen, Herbert Sporle<strong>der</strong>.<br />
- 195 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Die wichtigste Prüfung auf den Turnieren war die A-Vielseitigkeit. Sie bestand aus A-Springen,<br />
Gelän<strong>der</strong>itt und A-Dressur. Die Gelän<strong>der</strong>itte waren sehr schwer, zwölf Kilometer mit 15-20<br />
Hin<strong>der</strong>nissen. Auf dem Gelän<strong>der</strong>itt gab es ein o<strong>der</strong> zwei Zeitstrecken. Es siegte <strong>der</strong> Schnellste in<br />
den Zeitstrecken, wenn er alle Hin<strong>der</strong>nisse genommen hatte. In den Zeitstrecken wurden<br />
Schikanen eingebaut. In <strong>Heyen</strong> zum Beispiel ein Gatter mit einer Tür, die vom Pferd herab<br />
geöffnet werden musste.<br />
Bei dem großen Turnier in Ohr musste in <strong>der</strong> Zeitstrecke 50 m in <strong>der</strong> Emmer lang geritten werden;<br />
die Emmer war dort 50 cm tief. Viele Reiter scheiterten schon hier, weil viele Pferde nicht ins<br />
Wasser wollten. Der Reiterverein <strong>Heyen</strong>-Esperde war mit einigen Mitglie<strong>der</strong>n beson<strong>der</strong>s<br />
erfolgreich bei den Gelän<strong>der</strong>itten. Zur damaligen Zeit fand die Reiterei beim Publikum noch sehr<br />
viel Interesse, weil viel mehr Leute damals mit <strong>der</strong> Landwirtschaft verbunden waren und weil es<br />
außer Fußball keine an<strong>der</strong>en Veranstaltungen gab.<br />
Die größte und vierte Pferdeleistungsschau des Reitervereins <strong>Heyen</strong> - Esperde konnte am 7. und<br />
8 Juli 1956 in <strong>Heyen</strong> mit 86 Pferden durchgeführt werden. Durch viele Nie<strong>der</strong>schläge war <strong>der</strong><br />
übliche Turnierplatz nicht brauchbar, so dass <strong>der</strong> Sportplatz <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> herhalten musste. Am<br />
Sonnabend um 13 Uhr begann <strong>der</strong> Gelän<strong>der</strong>itt, anschließend Dressurprüfung Kl. A,<br />
Ausscheidungsspringen Kl. A und Eignungsprüfung für Zweispänner.<br />
Um den Teilnehmern einige frohe Stunden zu bereiten, veranstaltete <strong>der</strong> Verein am gleichen<br />
Abend einen Reiterkommers und Reiterball in dem Saal <strong>der</strong> Gastwirtschaft Wulf. Am Sonntag<br />
begann bereits um 8.30 Uhr die Dressurprüfung Kl. L, um 9.30 Uhr die Eignungsprüfung für<br />
Einspänner und um 10.30 Uhr die Jugendreiterprüfung. Nachmittags ging es um 13 Uhr weiter mit<br />
den Hauptprüfungen für Zweispänner, um 14 Uhr Dressurprüfung Kl. L, dann folgten<br />
Jugendjagdspringen, Einspänner Hauptprüfung, Jagdspringen Kl. L, Dressur Kl. A Hauptprüfung,<br />
Mehrspanner mit Viererzügen und Geschicklichkeitsspringen.<br />
Die ländlichen Reiterturniere mussten nach <strong>der</strong> Frühjahrsbestellung, wenn die Pferde nicht zu sehr<br />
durch landwirtschaftliche Arbeiten vor Ackergeräten und Wagen beansprucht wurden, stattfinden.<br />
Es war beachtlich, welche Leistungen Pferde vollbringen konnten, die harte körperliche Arbeit<br />
gewohnt waren. Sie wurden von ihren Reitern zum Turnierplatz geritten o<strong>der</strong> vor Kutschwagen<br />
gespannt. Personenkraftwagen mit Pferdetransportanhängern standen damals noch nicht zur<br />
Verfügung. Der Reiterverein <strong>Heyen</strong> - Esperde war in allen Disziplinen, auch in Dressurreiten und<br />
Quadrille, erfolgreich und konnte bei den Pferdeleistungsschauen in Hameln (Ohr), Emmerthal,<br />
Ottenstein, Bisperode (Die<strong>der</strong>sen), Wallensen, Bremke, Holzminden, Aerzen und Börry viele<br />
Preise für sich verbuchen.<br />
Der wie<strong>der</strong>belebte Reiterverein<br />
(Heike Schweizer)<br />
An alle interessierten Reiter und Pferdefreunde!<br />
Wie es sich sicher schon herumgesprochen hat, ist Dank <strong>der</strong> Initiative <strong>der</strong> Familie<br />
Peter und Christa Fischer aus Esperde ein Reiterdorf geworden. Alte Tradition<br />
lebt wie<strong>der</strong> auf und so wuchs <strong>der</strong> Entschluß, in Esperde einen Reit- und<br />
Fahrverein ins Leben zu rufen.<br />
"Zur Gründungsversammlung am Dienstag, den 9. August 1977, um 20.00 Uhr<br />
im Gasthaus Grupe in Esperde laden wir herzlich ein!<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Die Esper<strong>der</strong> Reiter<br />
- 196 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Dass es soweit kam, war einzig und allein dem Engagement <strong>der</strong> Familie Fischer zu verdanken, die<br />
1974 in <strong>der</strong> Kniepstr. 2 ein Haus kaufte und mit den Pferden „Ferry" und „Fuchsi" einzog. Die<br />
Scheune wurde zu einer kleinen Reithalle ausgebaut und <strong>der</strong> Garten fungierte als „Paddock".<br />
Interessierte Esper<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> wollten Reitunterricht nehmen und Frau Fischer konnte nicht "nein"<br />
sagen...<br />
An diesem Abend wurde mit 40 Gründungsmitglie<strong>der</strong>n folgen<strong>der</strong> Vorstand beschlossen:<br />
Peter Fischer (Esperde) 1 Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Klaus Meyer (Esperde) 2 Vorsitzen<strong>der</strong><br />
Christa Fischer (Esperde) Sportwart<br />
Ernst Struckmeier (<strong>Heyen</strong>) Kassenwart<br />
Inge Sporle<strong>der</strong> (Bessinghausen) Schriftführung<br />
Das war <strong>der</strong> offizielle Startschuß für den Reit und Fahrverein Esperde und Umgebung. Große<br />
Pläne wurden geschmiedet! Der Hof<br />
Gerling sollte gepachtet und dort in<br />
Eigenarbeit die Halle zur Reithalle und<br />
<strong>der</strong> Stall zu Pferdeboxen ausgebaut<br />
werden. Ebenfalls war eine kleine Jagd<br />
im Herbst geplant.<br />
- 197 -<br />
Die erste Herbstjagd startete am 13.<br />
September 1977 mit 35 Pferden auf<br />
dem Hof Gerling über eine 15 km lange<br />
Strecke mit 13 festen Hin<strong>der</strong>nissen.<br />
Anschließend Tanz und Erbsensuppe<br />
in <strong>der</strong> Reithalle.<br />
Mairitt 1977<br />
Am 27. Dezember 1977 folgte das<br />
erste Weihnachtsreiten in <strong>der</strong> neu<br />
fertiggestellten Reitanlage auf dem Hof Gerling. Das 100. Mitglied konnte an diesem Tag begrüßt<br />
werden<br />
Der Verein hatte einen enormen Zulauf! Dreißig bis vierzig Jugendliche aus Esperde und<br />
Umgebung erhielten regelmäßig Reitunterricht bei Frau Fischer. Gleichzeitig sorgte Familie<br />
Fischer auch für einen guten Kontakt zu den Nachbarvereinen Bodenwer<strong>der</strong>, Emmerthal und Klein<br />
Berkel. Gemeinsame Jugendtreffs in Klein Berkel und Esperde sowie Wan<strong>der</strong>ritte mit<br />
Übernachtung auf dem Gut Schönhagen bei Barntrup wurden organisiert.<br />
Ende 1977 standen in Esperde bereits wie<strong>der</strong> 17 Pferde. Bis 1985 gehörte zu den jährlichen<br />
Höhepunkten des Vereinslebens ein "Ritt in den Mai", eine Herbstjagd o<strong>der</strong> ein Reitertag, das<br />
Weihnachtsreiten und ein Ball auf <strong>der</strong> Grohn<strong>der</strong> Fähre.<br />
Am Weihnachtsreiten erfreute sich meist das gesamte Dorf.<br />
Es waren zwischen 150 und 200 Zuschauer in <strong>der</strong> Halle<br />
versammelt. Nebenher wird natürlich jede Gelegenheit für<br />
gemeinsame Ausritte genutzt. Am 9.Januar 1979 startete<br />
<strong>der</strong> Verein mit dem Pferdeschlitten und <strong>der</strong> Reiterschwadron<br />
zum Grohn<strong>der</strong> Fährhaus.<br />
Außerdem fand man sich regelmäßig im Monat zum<br />
„Klönschnack“ zusammen. Beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit<br />
schenkte man <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> Jugendlichen. Im Jahre<br />
1980 konnte <strong>der</strong> Verein 30 Platzierungen und 6 Siege<br />
verzeichnen. Einige Reiter starteten sogar auf Landesebene.<br />
Der Reitunterricht wurde nach wie vor maßgeblich von<br />
Christa Fischer übernommen. Außerdem engagierten sich<br />
Weihnachten 1984
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
immer mehr Jugendliche wie Resi Fischer und Heike Meyer um die Betreuung des Nachwuchses.<br />
Im Jahre 1988 wurde <strong>der</strong> Gerlingsche Hof an die Familie Hölscher (Zirkus Fliegenpilz) verkauft.<br />
Der Verein musste seine Anlage verlassen. Ohne festen Anlaufpunkt und die guten<br />
Ausbildungsmöglichkeiten kam das Vereinsleben zum Erliegen. Der Vorstand entschied sich, den<br />
Verein formell zu erhalten. Es fanden gemeinsame Ausritte statt und in <strong>Heyen</strong> wurde ein Areal mit<br />
Sand- und Springplatz gepachtet. Die Turnierreiter trainierten nun im Winter als Gastreiter in<br />
umliegenden Vereinen und im Sommer in <strong>Heyen</strong>.<br />
Während dieser Zeit war die Mitglie<strong>der</strong>zahl auf 50 Mitglie<strong>der</strong> gesunken; erst 1994 erholte sich <strong>der</strong><br />
Verein mit einem neuen Vorstand langsam von dem Verlust <strong>der</strong> Reitanlage. K.-H. Heise aus<br />
<strong>Heyen</strong> ließ die Tradition <strong>der</strong> Klönabende in seinem Reiterstübchen wie<strong>der</strong> aufleben. Am 1.<br />
Sonntag nach dem 1. Mai fand erneut <strong>der</strong> „Mairitt“ statt, und im September veranstaltete <strong>der</strong><br />
Verein auf dem Reitplatz in <strong>Heyen</strong> einen Reitertag o<strong>der</strong> Reiterspiele.<br />
In Börry besteht eine Voltigiergruppe unter Leitung von Michaela Franz. Für die Kin<strong>der</strong> werden<br />
Weihnachts- und Osterfeiern veranstaltet. Lei<strong>der</strong> kann immer noch kein Reitunterricht erteilt<br />
werden, da eine Reitanlage die Basis für kontinuierliche Arbeit ist. Trotz <strong>der</strong> einfachen<br />
Möglichkeiten besteht <strong>der</strong> Verein wie<strong>der</strong> aus über 100 Mitglie<strong>der</strong>n.<br />
Der Schwerpunkt liegt heute in <strong>der</strong> Freizeitreiterei, wobei es auch talentierte Dressur- und<br />
Springreiter gibt, die auf L- und M-Ebene agieren. Die Freizeitreiter nehmen regelmäßig an<br />
Pfer<strong>der</strong>allyes o<strong>der</strong> Geschicklichkeitsturnieren erfolgreich teil.<br />
Für die Zukunft wünscht sich <strong>der</strong> Verein natürlich eine eigene Reitanlage o<strong>der</strong> zumindest „Ein<br />
Dach über den Kopf“, um mehr Kin<strong>der</strong>n und Erwachsenen die Möglichkeit zum Reiten geben zu<br />
können.<br />
Reitergemeinschaft <strong>Heyen</strong> im Reiterverein <strong>Heyen</strong> –Esperde<br />
von Sept. 79 bis 18.02.91 (Ernst Struckmeier März 2003)<br />
Da <strong>der</strong> Ritt nach Esperde zur Reithalle mit den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen auf <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Straße bei Wind und Wetter beschwerlich und gefährlich war, bildeten wir in <strong>Heyen</strong> eine<br />
Reitergruppe. Mitglie<strong>der</strong> waren: Heinz Garve, Manfred Range, Bernd Kowalski, Wilhelm Baxmann,<br />
Ernst Struckmeier, Fred Krause, Karl-Heinz Heise, Karl-Heinz Wiedbrauk und Karl Battmer.<br />
Mit Ewald Hollstein schloss Ernst Struckmeier einen Pachtvertrag ab. Zwei Morgen für eine Pacht<br />
von 280 DM im Jahr. Es wurden im September 1979 ein kleiner Vorstand gebildet.<br />
1. Vorsitzen<strong>der</strong> : Bernd Kowalski<br />
Schriftführer/Kassenwart Ernst Struckmeier<br />
Platzwart: Heinz Garve<br />
Je<strong>der</strong> zahlte 100 DM in die Kasse, um den Platz herrichten zu können. Holz lieferte Günter<br />
Henneke kostenlos aus seinem Walde. Sprünge wurden bei Karl Battmer mit großer Hilfe von<br />
Vater Mittendorf gebaut. Es war eine gute Gemeinschaft. Alle fassten an. Auch Heu und Stroh<br />
wurde gemeinschaftlich erworben, mit großer Hilfe von Heinz Garve. Kostenlosen Reitunterricht<br />
gab Wilhelm Hilmer. Eine zusätzliche Unfallversicherung wurde bei Herrn Mietschke in Hameln<br />
abgeschlossen.<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> unterstützte uns mit 200 DM. Außerdem bildeten die Erwachsenen eine<br />
Kegelgruppe. Das Spielgeld kam in die Reitkasse. Karl-Heinz Heise, im Kreis Holzminden und<br />
Hameln als Dr. Attacke bekannt, sammelte schon seine ersten Siegerschleifen.<br />
Eckhard Garve, Simone Kowalski, Ute Struckmeier und Angela Baxmann legten am 24. Mai 1979<br />
mit Erfolg in Springe ihre erste Reiterprüfung (Reiterpass) ab. Am 21. Oktober 1981 wurde eine<br />
Herbstjagd erfolgreich durchgeführt. Der ganze Reiterverein <strong>Heyen</strong>-Esperde und <strong>der</strong> Reiterverein<br />
Bodenwer<strong>der</strong> nahmen daran teil. Bernd Kowalski, <strong>der</strong> nicht gerne Reden hielt, bekam von Ernst<br />
Struckmeier den Rat: „Du musst Dir vorstellen, vor Dir sind nur Kohlköpfe, dann ist das Reden<br />
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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
leichter.“ Somit rief Bernd: „Ernst, Du kannst jetzt die Rede halten. Die Kohlköpfe sind<br />
aufgesessen.“<br />
Baxmanns sorgten mit Kaffee und Kuchen für einen gemütlichen Abschluss. Dieter Pape, Wilhelm<br />
Klingenberg und Wilhelm Petermann traten später ein und zahlten jeweils einen Einstand von 150<br />
DM.<br />
Ab dem 1 Oktober 1985 zahlte <strong>der</strong> Reiterverein Esperde 100 DM für die Mitbenutzung <strong>der</strong><br />
Reitanlage. Als später <strong>der</strong> Reiterhof Esperde an Circus Fliege verkauft wurde, verblieb dem<br />
Reitverein <strong>Heyen</strong>-Esperde nur noch <strong>der</strong> Platz in <strong>Heyen</strong>.<br />
Am 1. Oktover 1985 lösten die <strong>Heyen</strong>er die Reitgemeinschaft auf. Bernd Kowalski übergibt die<br />
Verträge an den Reitverein-Vorsitzenden Wolfgang Fröhlich in Esperde. Heike Schweizer, die<br />
jetzige 1. Vorsitzende, hat nun alles in guter Hand und hat schon etliche reiterliche<br />
Veranstaltungen in <strong>Heyen</strong> und Jagden mit Hundemeuten von ihrem Hof aus, mit großem Erfolg<br />
durchgeführt.<br />
17.5 Die Landjugendgruppe <strong>Heyen</strong><br />
Auf Initiative des Landvolkverbandes wurden Anfang <strong>der</strong> 50er Jahre des 20.Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
bundesweit Landjugendgruppen gebildet. Der Landvolkverband wollte die Landjugend unter seine<br />
Obhut nehmen, sie unterstützen und ihr neue Perspektiven geben. Für den Landkreis Holzminden<br />
formierten <strong>der</strong> Landvolkgeschäftsführer Lungershausen und sein junger Mitarbeiter Hengst die<br />
Gruppenbildungen.<br />
Renate Damrau, Willi Meyer Magret Baxmann, Anni Meyer, Gerlinde Feuerhake<br />
In <strong>Heyen</strong> wurde die Landjugendgruppe am 29. Dezember 1954 gegründet. Zwölf interessierte<br />
Jungen und Mädchen aus allen Bevölkerungsschichten des Ortes trafen sich im Vorraum auf<br />
Dröges Saal. Erinnert man sich an die ersten Treffen <strong>der</strong> jungen Gruppe, so dürfen Namen wie<br />
Karl Sporle<strong>der</strong>, Hermann Wiemann, Christa Meyer¸ Robert Grupe, die Brü<strong>der</strong> Hermann und Heinz<br />
Battmer nicht fehlen. Bereits beim vierten Treffen hatten sich schon über zwanzig Mitglie<strong>der</strong><br />
eingefunden.<br />
Zu den ersten gemeinsamen Aktivitäten zählten das Einüben eines Theaterstückes und das<br />
Zusammenstellen einer Volkstanzgruppe. Mit dem öffentlichen Auftreten beim Erntefest im Herbst<br />
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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1955 erreichte die Landjugendgruppe eine breite interessierte Zuschauerkulisse aus nah und fern.<br />
Organisatorisch formierten sich die Landjugendgruppen im Kreis Holzminden bald zu<br />
übergeordneten Bezirksgruppen. <strong>Heyen</strong> zählte zur Gruppe „Ithbörde“, die von Dielmissen im Osten<br />
bis Bessingen im Westen alle Ortsgruppen einschloss. Erster Vorsitzen<strong>der</strong> dieser Bezirksgruppe<br />
wurde Karl Sporle<strong>der</strong> aus <strong>Heyen</strong>.<br />
Von links nach rechts: Christa Meyer, Waltraud Petersen, Renate Damrau, Margret Baxmann, Anni Meyer, Gerlinde<br />
Feuerhake, Wilhelm Zieseniß, Ludwig Franz, Lehrer Herbert Kupfer, Dieter Lübke, Hans Roth, Willi Meyer, Heinz<br />
Battmer, Heini Grupe.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> regen Aktivitäten stieß die Gruppe beim Rat <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> stets auf offene Ohren,<br />
wenn es darum ging, geeignete Räumlichkeiten für die wöchendlichen Treffen zu finden. So<br />
entstand unter dem Vorsitz von Gerhard Meyer das erste Landjugendheim. Durch den Umbau<br />
einer alten Wohnbaracke in <strong>der</strong> Nähe des heutigen Feuerwehrhauses, entstand ein schmuckes<br />
Jugendheim. Über zehn Jahre konnte dieses genutzt werden.<br />
Nachdem die Schule für Unterrichtszwecke nicht mehr gebraucht wurde, bezog die Gruppe 1978<br />
einen Klassenraum im heutigen Dorfgemeinschaftshaus. Diesen Raum hat die <strong>Gemeinde</strong> 1997 mit<br />
einem erheblichen finanziellen Aufwand zum heutigen Jugendraum umgebaut und mit neuem<br />
Mobilar und einer Küchenzeile ausgestattet.<br />
Wochenendfahrt nach Schleswig-Holstein, Treffen mit einer dortigen Landjungendgruppe<br />
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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Jugendgruppen, so auch die Landjugendgruppe <strong>Heyen</strong>, haben naturbedingt eine schnelllebige<br />
Zusammensetzung in <strong>der</strong> Altersstruktur. So führten in den nunmehr 50 Jahren ihres Bestehen eine<br />
große Anzahl Jungen und Mädchen als Vorsitzende o<strong>der</strong> als Vorsitzen<strong>der</strong> die Gruppe.<br />
Ein Überblick über die wechselvolle Geschichte<br />
zeigt, dass die Landjugendgruppe <strong>Heyen</strong>, noch eine<br />
von drei aktiven Gruppen im Landkreis – die<br />
Bezirksgruppe wurde bereits schon vor vielen Jahren<br />
aufgelöst – ist. Sie zählt zu den Aktivposten in <strong>der</strong><br />
<strong>Heyen</strong>er Vereinsgeschichte. Theaterspielen und<br />
Volkstanz, das jährliche Abbrennen eines<br />
Osterfeuers und seit einigen Jahren wie<strong>der</strong> die<br />
Durchführung des Ernteballs, sind nur einige <strong>der</strong><br />
Aktivitäten im Jahresplan <strong>der</strong> Gruppe. Hinzu<br />
kommen Studienfahrten innerhalb Deutschlands und<br />
nach England. Mit <strong>der</strong> Englandgruppe erfolgten<br />
mehrmals Besuche und Gegenbesuche. Die Fahrt<br />
zur Grünen Woche in Berlin hat einen festen<br />
Bestand im Jahresprogramm. Beim Wettbewerb<br />
„Treckergeschicklichkeitsfahren“ werden stets<br />
for<strong>der</strong>e Plätze erreicht. Mehr o<strong>der</strong> weniger<br />
regelmäßig werden musische Treffen wie einst mit<br />
<strong>der</strong> Beatformation, mit <strong>der</strong> Rock’n Roll<br />
Tanzformation und jetzt ganz aktuell mit den Let’s<br />
Fets Tanzmädchen durchgeführt. Zu weiteren<br />
Aktivitäten zählen Fahrradtouren, Schwimmen, Kinobesuche, Spiele im Freien und vieles mehr.<br />
Teilgenommen wurde auch an drei bundesweit durchgeführten 72-Stunden-Aktionen <strong>der</strong><br />
Landjugend. Dabei wurden 1995 eine Teichanlage im Pfarrgarten angelegt, 1999 vier<br />
Begrüßungsschil<strong>der</strong> an den Dorfeinfahrtstraßen aufgestellt und 2003 das Ehrenmal an <strong>der</strong> Straße<br />
nach Bodenwer<strong>der</strong> renoviert und die gesamte Anlage neu gestaltet.<br />
Die Landjugend 2003<br />
Heute zählt die Landjugendgruppe <strong>Heyen</strong> etwa 30 Mitglie<strong>der</strong>. Der Gruppenabend findet regelmäßig<br />
einmal die Woche am Donnerstag statt.<br />
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17.6 Mai-Club <strong>Heyen</strong> von 1990 e.V.<br />
(Wilfried Fredebold)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Es gibt aber auch Mitbürger, die stehen auf dem Standpunkt: "Wenn es am Schönsten ist und alle<br />
aufhören, dann kann man ruhig noch weitermachen!"<br />
Diesem Umstand haben wir es zu verdanken, dass wir am 01. Mai 2000 das 10-jährige Bestehen<br />
unseres Mai-Club´s feiern konnten.<br />
So fanden sich ein paar Unverdrossene, die beschlossen, den Nachmittag gemeinsam ausklingen<br />
zu lassen. Da Petrus sein Füllhorn an Sonnenschein ausgeschüttet hatte, bot es sich an, unter<br />
freiem Himmel weiter zu feiern. Wer stellt seinen Garten zur Verfügung? Karl Schmidt! Schnell<br />
wurden Tische und Bänke herbeigeschafft und die Party konnte beginnen. Wie sollte man feiern?<br />
Alkohol war ja bereits reichlich vernichtet worden, also musste zuerst einmal Kaffeeklatsch<br />
gehalten werden. Da ja Kaffee allein sehr trocken ist, wurde schnell aus Linse eine<br />
"Schwarzwäl<strong>der</strong> - Kirschtorte" und vom hiesigen Bäcker – an <strong>der</strong> Hintertür – Kuchen besorgt. Die<br />
Stimmung steigerte sich und die Idee wurde geboren, einen Mai-Club zu gründen.<br />
Die Gründungsmitglie<strong>der</strong>: Julia + Friedel Arndt, Gisela + Egon Brockmann, Renate Heise, Inge +<br />
Bernd Kowalski, Edeltraud + Winfried Pfaff, Edeltraud + Karl Schmidt, Irmchen Willmer.<br />
Nach dem Motto "Je mehr, je besser" wurden schnell noch ein paar Nachbarn geworben, die als<br />
erste Neuzugänge dem frisch gegründeten Verein beitraten. Dass die Gründung des Mai-Club´s<br />
ordentlich begossen wurde, versteht sich von selbst.<br />
Am 25. August 1990 fand dann die erste ordentliche Sitzung des Mai-Club´s im Gasthaus "Alt<br />
<strong>Heyen</strong>" statt. Beitragsfragen, Veranstaltungen und Fahnenbeschaffung wurden diskutiert. Auch die<br />
Aufstellung eines Mai-Baumes wurde bereits in Erwägung gezogen. Veranstaltungen sollten<br />
durchgeführt werden.<br />
Aus den Protokollen lässt sich lesen, dass man vorerst unter sich bleiben wollte. So fanden die<br />
ersten Mai-Feiern jeweils im kleineren Kreis unter Ausschluss <strong>der</strong> Öffentlichkeit statt. Es fanden<br />
sich immer Mitglie<strong>der</strong>, die ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellten. Auch wurden bereits "Mai-<br />
Bäumchen" - immer an an<strong>der</strong>en Stellen – aufgestellt und statt einer Fahne wurden Wimpel<br />
angeschafft.<br />
Wie es nun mal so ist, gesellten sich im Laufe <strong>der</strong><br />
Jahre immer mehr Interessierte zum kleinen<br />
Kreis hinzu und die Mitglie<strong>der</strong>zahl stieg von Jahr<br />
zu Jahr.<br />
Anlässlich des Zeltfestes 1994 stellte sich <strong>der</strong><br />
Mai-Club erstmals als Vereinigung <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit vor. Daraus ergab sich nochmals<br />
ein Mitglie<strong>der</strong>schub. Stimmen nach einer<br />
"professionellen Führung" wurden laut. Es blieb<br />
nichts an<strong>der</strong>es übrig, als einen regulären<br />
Vorstand ins Leben zu rufen. Das "Management"<br />
wurde professionell!<br />
Aus <strong>der</strong> ehemals lockeren Vereinigung war ein Verein geworden. Gewählter Vorstand, Konzepte<br />
für Veranstaltungen, Kassenführung – eben alles, was ein Verein braucht. Mehrtagesfahrten,<br />
Feten/Feiern, Zusammenkünfte und Versammlungen wurden durchgeführt.<br />
Im Jahre 1995 dann <strong>der</strong> Durchbruch. Der erste "Tanz in den Mai" wurde veranstaltet. Die Halle <strong>der</strong><br />
Tischlerei Diekmann wurde kurzerhand mit viel Arbeitsaufwand zum Festsaal umfunktioniert. Zum<br />
Tanz spielte die ortsansässige Band "Blue Birds" auf. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Veranstaltung<br />
teilgenommen hat, wird sich wohl noch gern daran erinnern. Hier sei gestattet, darauf hinzuweisen,<br />
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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
dass die gesamte Veranstaltung - Ausschank, Verkauf von Speisen, Sekt-Bar - von Mitglie<strong>der</strong>n<br />
des Mai-Club´s organisiert und ausgeführt wurde.<br />
An <strong>der</strong> Tradition des "Tanz in den Mai" wurde bis dato festgehalten.<br />
Den ausführenden Mitglie<strong>der</strong>n darf an dieser Stelle einmal ein<br />
beson<strong>der</strong>es "Danke" für die übernommenen Arbeiten gesagt<br />
werden.<br />
Im Jahre 1997 wurde dann <strong>der</strong> "Mai-Baum" auf dem Buswendeplatz<br />
aufgestellt. Die Unterstützung durch die ortsansässigen Firmen<br />
machte es möglich, dieses Wahrzeichen <strong>der</strong> Mai-Tradition in seiner<br />
bekannten Form zu erstellen. Mit <strong>der</strong> Erstellung des Mai-Baumes<br />
hat <strong>der</strong> Mai-Club - neben dem Pachtzins - die Verpflichtung für die<br />
Pflege des Platzes übernommen. Mit den ebenfalls vom Mai-Club<br />
aufgestellten Ruhebänken und <strong>der</strong> Bepflanzung rund um den Mai-<br />
Baum ergibt sich ein doch sehr ansprechendes Gesamtbild, womit<br />
<strong>der</strong> Mai-Club seinen Betrag zur Verschönerung unseres Dorfes<br />
leistet.<br />
Nach den positiven Erfahrungen mit den diversen<br />
Veranstaltungen wurde 1998 das "Kuhfladen-Bingo"<br />
erstmals von Ostfriesland nach <strong>Heyen</strong> importiert. Obwohl<br />
Bedenken bestanden, ob vieler Veranstaltungen am<br />
Himmelfahrtstag, wurde das Kuhfladen-Bingo zu einem<br />
vollen Erfolg, was dazu führte, diese Attraktion regelmäßig<br />
durchzuführen.<br />
Soviel aus <strong>der</strong> Vergangenheit! Unser Mai-Club hat sich in<br />
vielen internen und öffentlichen Veranstaltungen als Zusammenschluss lustiger und feierfreudiger<br />
Mitglie<strong>der</strong> gezeigt. Auch für die Zukunft soll dieses so bleiben. Wir sind immer bemüht, unseren<br />
Anteil an einer funktionierenden Dorfgemeinschaft zu übernehmen.<br />
17.7 DRK-Ortsverein <strong>Heyen</strong><br />
(Susanne Wiemann, Gisela Ohm)<br />
1940 Die ersten Ausbildungen in „Erster Hilfe“ erfolgten bereits 1940. Ausgebildet wurden<br />
Elfriede Arndt, Marie Kleine, Ruth Holzbrink und Hildegard Bode. Später kam noch<br />
Charlotte Zimpel dazu, die ebenfalls bereits 1943 ausgebildet wurde.<br />
1948 Der Ortsverein <strong>Heyen</strong> wurde etwa 1948 gegründet, ein genauer Gründungstermin liegt<br />
nirgends vor. Es ist allerdings bekannt, dass die Ortsvereine damals durch die<br />
Kreisvorsitzende <strong>der</strong> Frauenarbeit Antonie Jeep ins Leben gerufen wurden, diese war auch<br />
hier in <strong>Heyen</strong> bei <strong>der</strong> Gründungsversammlung in Saal <strong>der</strong> Gastwirtschaft Wulf anwesend.<br />
Frau Jeep gab damals allen anwesenden Mitglie<strong>der</strong>n das Leitwort mit auf den Weg: „Ich<br />
will jeden Tag etwas Gutes tun, denn ich werde des Weges nie mehr kommen.“ Bei<br />
<strong>der</strong> Gründung waren es ca. 25 - 30 Mitglie<strong>der</strong>. Herr Wilhelm Sporle<strong>der</strong>, damaliger<br />
Bürgermeister, wurde 1. Vorsitzen<strong>der</strong>, Frau Hilde Keller 2. Vorsitzende.<br />
1951 Weitere Ausbildungen folgten 1951. Zu dieser Zeit bestand schon eine kleine Bereitschaft<br />
aus 9 Helferinnen unter Führung von Elfriede Arndt.<br />
1968 Albrecht Rother wurde zum Schriftführer gewählt. Seit dieser Zeit liegen erstmalig<br />
Jahresberichte vor. Karl Sporle<strong>der</strong> löste 1968 Hewig Molzahm in <strong>der</strong> Kassenführung ab.<br />
1969 In dieser JHV des Ortsvereins wurde Hilde Keller 1. Vorsitzende, Wilhelm Hilmer 2.<br />
Vorsitzen<strong>der</strong>. Der vorher bestandene Krankenpflegeverein wurde am 31. Dez. 1968<br />
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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
aufgelöst. Daraus wurden mehrere Mitglie<strong>der</strong> im DRK aufgenommen. Bei <strong>der</strong> Auflösung<br />
dieses Krankenpflegevereins hatte Frau Arndt den Medikamentenschrank übernommen<br />
und sich bereiterklärt, im Bedarfsfall "Erste Hilfe " und Krankenpflege zu leisten.<br />
1972 Frau Gisela Ohm wird zur neuen Schriftführerin gewählt.<br />
1976 Auf <strong>der</strong> JHV 1974 war die Kreisbeauftragte des Jugendrotkreuzes Frau Schreiber aus<br />
Breitenkamp zu Besuch, sie schlug vor, aus <strong>der</strong> bestehenden Bläsergruppe eine<br />
Rotkreuzgruppe zu gründen. Die Bläsergruppe hatte sich, trotz Unterstützung des<br />
Ortsvereins, nicht lange gehalten und wurde 1976 aufgelöst. Die Betreuung des JRK hatte<br />
anfangs Frau Arndt übernommen.<br />
1977 Das JRK bestand aus 39 Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen, die in <strong>der</strong> Gruppe I (18 Jugendliche)<br />
von Lothar Hielscher und in <strong>der</strong> Gruppe II (21 Kin<strong>der</strong>) von Hartmut Ortmann betreut<br />
wurden.<br />
1978 Petra Sporle<strong>der</strong> wurde Gruppenleiterin. Seit Jan. 1978 hat das JRK auch einen<br />
Gruppenraum im Dorfgemeinschaftshaus. In <strong>der</strong> JHV wurden unseren aktiven<br />
Bereitschaftsmitglie<strong>der</strong>n Elfriede Arndt, Ruth Holzbrink und Charlotte Zimpel die<br />
Auszeichnungsspange für über 35 Dienstjahre verliehen. Außerdem wurde Erika Möller die<br />
Auszeichnungsspange für über 25 Dienstjahre verliehen. Die silberne Ehrennadel für<br />
ausgebildete aber nicht mehr aktive Mitglie<strong>der</strong> für mehr als 25jährige Mitgliedschaft<br />
erhielten Hilde Keller, Marie Hollstein, Marie Kleine, Hildegard Bode und Johanna Lübke.<br />
Als Mitglie<strong>der</strong> wurden Frau Luise Becker, Margarete Dragon, Barbara Romahn, Anneliese<br />
Henneke, Ria Heinrichs, Lieselotte Dröge und Herr Dr. Wilhelm Kurlbaum geehrt.<br />
1979 Rüdiger Hollstein übernahm Ende Okt. Gr. I und Silke Brandt Gr. II.<br />
1981 In <strong>der</strong> JHV. am 29.01. 1981 überreichte Oberkreisdirektor i. R. Rudolf Jeep, Mitglied des<br />
DRK-Landespräsidiums, Hilde Keller, für 30jährige Tätigkeit als zweite und erste<br />
Vorsitzende eine Ehrenurkunde für die DRK-Ehrenmitgliedschaft im DRK-Ortsverein<br />
<strong>Heyen</strong>, ausgestellt vom Landesverband Nie<strong>der</strong>sachsen im Auftrag des Präsidiums und<br />
Vorsitzenden Dr. Heinke. Mit dieser beson<strong>der</strong>en Auszeichnung waren aber auch noch<br />
an<strong>der</strong>e Ehrungen für Mitglie<strong>der</strong> mit 25 und mehr Jahren aktiver Treue verbunden.<br />
Kreisgeschäftsführer Kohlstedt überreichte silberne Ehrennadeln an: Elfriede Arndt, Ruth<br />
Holzbrink, Charlotte Zimpel, Erika Möller, Rosemarie Schild und Marie-Luise Meyer. Frau<br />
Keller gehörte jetzt unserem Ortsverein als Ehrenvorsitzende an. In dieser Versammlung<br />
wurde Elfriede Arndt als 1. Vorsitzende gewählt. 2. Vorsitz: Wilhelm Hilmer, Schatzmeister:<br />
Karl Sporle<strong>der</strong>, Schriftführer: Gisela Ohm, Vertreter des JRK: Silke Brandt. Beisitzer:<br />
Renate Peter, Lydia Hage, Anni Meyer, Ruth Holzbrink. Am 13.05.1981 wurde bei <strong>der</strong><br />
Jahreshauptvers. des DRK-Kreisverbandes in Buchhagen unsere Ehrenvorsitzende Hilde<br />
Keller geehrt. Ebenfalls unsere passiven Mitglie<strong>der</strong>: Elfriede Arndt, Ruth Holzbrink, Erika<br />
Möller und Charlotte Zimpel. Silke Brandt ist jetzt alleinige Gruppenleiterin.<br />
1982 Am 27.06.1982 wurde beim Feuerwehrfestumzug zum 1. Mal die von Charlotte Zimpel<br />
gestiftete Rotkreuzfahne mitgetragen.<br />
1985 Bei <strong>der</strong> JHV am 21.03.1985 kandidierte Karl Sporle<strong>der</strong> nach 17 Jahren nicht mehr für das<br />
Amt des Schatzmeisters. Frau Julia Arndt wurde als neue Schatzmeisterin gewählt.<br />
1986 Frau Arndt lässt die Mitglie<strong>der</strong> wissen, dass sie in Zukunft nach 18 Jahren die<br />
Krankenpflege aus familiären Gründen nicht mehr ausüben kann. Dafür ist jetzt die<br />
Sozialstation in Bodenwer<strong>der</strong> zuständig.<br />
1988 Am 27.08. feierten wir das 40jähriges Jubiläum des Ortsvereins.<br />
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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1990 Ehrungen für 50 Dienstjahre im DRK: Arndt, Holzbrink, Zimpel. Ehrungen für 50 Jahre<br />
Mitgliedschaft: Kleine, Lübke, Dröge, Bode. Auf <strong>der</strong> JHV des DRK-Kreisverbandes<br />
Holzminden in Buchhagen wurden diese Damen im großen Rahmen mit Dokumenten und<br />
Auszeichnungsspangen bzw. Broschen in Gold geehrt.<br />
v.l. Marie Kleine, Hildegard Bode, Johanna Lübke, Lieselotte Dröge, Charlotte Zimpel, Ruth Holzbrink, Elfriede Arndt<br />
1992 Am 09.03. wurden 25 Mitglie<strong>der</strong> für 25jährige Mitgliedschaft im DRK-Ortsverein <strong>Heyen</strong><br />
geehrt, die durch eine Werbeaktion des Landesverbandes Hannover 1967 geworben<br />
wurden.<br />
1994 Am 15.03. wurden 21 Mitglie<strong>der</strong> für 25jährige Mitgliedschaft im DRK Ortsverein <strong>Heyen</strong><br />
geehrt, die vorwiegend aus dem Krankenpflegeverein übernommen wurden.<br />
1995 Am 13.03. wurde JRK - Leiterin Silke Notbohm für 15 Jahre geehrt. Am 10.01. wurde die<br />
Senioren-Gymnastik-Gruppe unter <strong>der</strong> Leitung von Hannelore Maaß gegründet.<br />
1997 Als 1. Vorsitzende erhielt Frau Josephin Henneke das Vertrauen. Unsere langjährige<br />
Vorsitzende Frau Elfriede Arndt schied nach 16 Jahren Vorstandsarbeit mit vielen<br />
Dankesbekundungen aus. Ebenfalls ausscheidende langjährige Vorstandsmitglie<strong>der</strong>:<br />
Renate Peter 22 Jahre, Lydia Hage 16 Jahre, Anni Meyer 16 Jahre, Bärbel Meißner 9<br />
Jahre.<br />
1998 zählte unser Ortsverein 120 Mitglie<strong>der</strong>. Am 05.06. war <strong>der</strong> 1. öffentliche Auftritt <strong>der</strong><br />
Gymnastik-Gruppe in Buchhagen beim Treffen aller DRK-Gymnastik- u. Tanzgruppen des<br />
Kreises Holzminden. Am 11.07. feierten wir das 50jährige Bestehen des DRK-Ortsvereins<br />
<strong>Heyen</strong> rund um das Dorfgemeinschaftshaus. Kreisgeschäftsführer Münstermann ernennt<br />
die Frau <strong>der</strong> 1. Stunde, Elfriede Arndt, zum Ehrenmitglied des DRK-Ortsvereins <strong>Heyen</strong>.<br />
1999 Am 25.09. hat die Gymnastik-Gruppe an einer Großveranstaltung für Seniorengymnastik<br />
und -tanz in <strong>der</strong> Stadionsporthalle in Hannover teilgenommen (ca. 4000 Teilnehmer).<br />
2000 Herr Holtz (Kreisgeschäftsführer DRK) wird die beson<strong>der</strong>e Ehre zuteil, langjährige<br />
Mitglie<strong>der</strong> zu ehren: Die große Ehrennadel in Gold mit Treue-Urkunde für 60jährige<br />
Zugehörigkeit erhielten: Elfriede Arndt, Ruth Holzbrink, Charlotte Zimpel, Marie Kleine,<br />
Lieselotte Dröge. Außerdem finden dieses Jahr wie<strong>der</strong> Neuwahlen statt. Die 1. Vorsitzende<br />
J. Henneke und die 2. Vorsitzende S. Wiemann u. die Schriftführerin G. Ohm werden<br />
wie<strong>der</strong>gewählt. Schatzmeisterin Julia Arndt steht nach 15 Jahren für dieses Amt nicht mehr<br />
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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
zur Verfügung. Karin Zieseniß wird als neue Schatzmeisterin gewählt. Als Beisitzerinnen<br />
werden im Block einstimmig wie<strong>der</strong>gewählt: Dagmar Kliche, Birgit Lindemann, Doris<br />
Lindemann und Edeltraud Schmidt. Neu dazu kommt Julia Arndt.<br />
2002 Frau Gisela Ohm wird für 30jährige Schriftführer-Tätigkeit geehrt. Im August findet ein<br />
Joga-Kurs unter <strong>der</strong> Leitung von Frau Maaß für DRK-Mitglie<strong>der</strong> und an<strong>der</strong>e Interessierte<br />
statt.<br />
2003 Bei <strong>der</strong> JHV nimmt die 2. Vorsitzende Susanne Wiemann das Amt <strong>der</strong> Schriftführerin in<br />
Personalunion an, da Frau Gisela Ohm dafür nicht mehr zur Verfügung steht. Gisela Ohm<br />
wird als neue Beisitzerin gewählt.<br />
Die "Rote Kreuz" - Gruppe ist in all den Jahren ihres Bestehens sehr aktiv gewesen und ist es<br />
immer noch. Regelmäßig werden Blutspenden durchgeführt (2 mal jährlich). Seit 1968 machen wir<br />
mit unseren Senioren eine Busfahrt. Dieses Jahr fand die Fahrt erstmals im Dezember statt, da <strong>der</strong><br />
Weihnachtsmarkt in Uslar und ein Ausflugslokal in Volpriehausen besucht wurden. Früher wurden<br />
auch Theaterbesuche organisiert. Außerdem werden zweimal im Jahr Altklei<strong>der</strong> gesammelt. Sehr<br />
beliebt sind auch die Fahrradtouren. Dieses Jahr ging es zur Hämelschenburg. Jedes Jahr am<br />
Samstag vor dem 3. Advent werden die Mitglie<strong>der</strong> und Senioren zu einer gemütlichen Adventfeier<br />
eingeladen. Vorträge wurden organisiert und Fahrten zur Versuchsküche nach Wesertal<br />
unternommen. Die Frühjahrs- und Herbstsammlungen werden durchgeführt. Erste Hilfe Kurse und<br />
Kurse über Krankenpflege wurden angeboten. Bei runden Geburtstagen wird den Mitglie<strong>der</strong>n<br />
gratuliert und ein Besuch abgestattet. Jedes Mitglied bekommt an seinem Geburtstag eine Karte.<br />
Außerdem engagiert sich die Ortsgruppe immer wie<strong>der</strong> für soziale Dinge wie z.B. die Aktion<br />
"Kin<strong>der</strong> in Not". Dazu wurde ein Bazar veranstaltet. Vorher fanden zahlreiche Bastelnachmittage<br />
statt. Durch den Bazar konnte ein stattlicher Scheck übergeben werden. In diesem Jahr wurde die<br />
Aktion "Weihnachten im Schuhkarton" unterstützt.<br />
Die Seniorentanzgruppe ist auch sehr rührig und erfreut immer wie<strong>der</strong> mit ihren Tänzen. Am<br />
dörflichen Vereinsgeschehen nimmt das DRK gerne teil sei es z.B. an Umzügen o<strong>der</strong> Ausrichten<br />
von Kaffeetafeln usw. und es ist immer zur Stelle wenn Hilfe gebraucht wird.<br />
Das JRK bastelt und spielt nicht nur bei den Gruppentreffen son<strong>der</strong>n lernt Verbände anlegen und<br />
sonstige Dinge in "Erster Hilfe". Sie sammeln für das Müttergenesungswerk. Früher richteten sie<br />
gemeinsam mit dem Kin<strong>der</strong>spielkreis Kin<strong>der</strong>feste aus. Die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen machen<br />
zusammen Fahrten und Ausflüge.<br />
17.8 Der Gemischte Chor<br />
1946 gründete Lehrer Rothkamp einen Jugendchor. Er konnte nur kurze Zeit den Chor leiten.<br />
Wegen einer Erkrankung musste er aufgeben und zog nach Hameln. Sein Nachfolger wurde<br />
Herbert Kupfer. Nach Unterlagen von Kurt Wiemann gehörten folgende Personen diesem<br />
Gemischten Chor <strong>Heyen</strong> an:<br />
Sopran: Dahm, Ruth Fischer, Helene Lenzewski, Gertrud<br />
Lindemann, Magdalene Maywald, Ottilie Schureg, Hanna<br />
Sörgel, Ruth Sporle<strong>der</strong>, Grete Spraktis, Johanne<br />
Tiele, Eleonore Winkler, Hanna<br />
Alt: Battmer, Anneliese Klocker, Ilse Mathieu, Renate<br />
Schilde, Gerda Sorge, Frieda Sporle<strong>der</strong>, Johanne<br />
Tenor: Borsch, Bertold Gemballa, Karl Köhls, Willi<br />
Kranich, Ewald Lindemann, Wilhelm Peleikis, Erwin<br />
Rother, Albrecht Wiegand, August Wiegand, Otto<br />
- 206 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Bass: Battmer, Friedrich Bönisch, Franz Kienitz, Proth<br />
Meyer, Fritz Meyer, Werner Meyer, Wilhelm<br />
Möller, Helmut Müller, Fritz Schultze, Wilhelm<br />
Sporle<strong>der</strong>, Helmut Sporle<strong>der</strong>, Karl Wiemann, Hermann<br />
Wiemann, Kurt<br />
Die Vorstandswahl am 11.04.1948 hatte folgendes Ergebnis:<br />
1. Vorsitzen<strong>der</strong>: Friedrich Battmer Schriftführer: Kurt Wiemann<br />
2. Vorsitzende: Gertrud Hillmer Kassenverwalter: Karl Sporle<strong>der</strong><br />
Notenwartin: Renate Mathieu<br />
Es wurden nach und nach 25 alte deutsche Volkslie<strong>der</strong> eingeübt und gesungen. Die Noten dazu<br />
mussten zunächst auf vorgedrucktem Notenpapier geschrieben werden. Die Spielgruppe des<br />
Gemischten Chores verfügte über weitere Mitglie<strong>der</strong>. Aus 1948 liegen noch die Programme von 3<br />
Theateraufführungen mit folgenden Terminen vor: 25.01.48 - 25.04.48 - 07.11.48 Die hierzu<br />
festgehaltene Kritik weist u.a. auf den großen Beifall hin, den Proth Kienitz, Berthold Borsch, Otto<br />
Wiegand und Herbert Kupfer beim Publikum erzielten.<br />
Bei einer Theateraufführung von Einaktern am 25.01.48 wirkten mit: Friedrich Battmer, Kurt<br />
Wiemann, Renate Mathieu, Berthold Borsch, Karl Sporle<strong>der</strong>, Wilhelm Meyer, August Wiegand,<br />
Hermann Wiemann, Otto Wiegand, Wilhelm Schultze, Gerda Schilde, Anneliese Battmer, Helmut<br />
Sporle<strong>der</strong>, Eleonore Tiele, Otti Maywald, Gertrud Lenzewsky, Karl Gemballa, Hermann Fredebold,<br />
Ilse Klocker und Proth Kienitz.<br />
Der Gemischte Chor konnte sich auf Dauer nicht halten, weil viele Mitglie<strong>der</strong> durch Heirat,<br />
Berufswahl usw. aus <strong>Heyen</strong> fortzogen.<br />
17.9 Turn- und Sportverein „Frischauf“ <strong>Heyen</strong> von 1922 e.V.<br />
Der alte Verein<br />
(Friedel Peter)<br />
Bannerweihe<br />
6. Mai 1923<br />
Hinten stehend von<br />
links: Karl Bock, Karl<br />
Tiele, Fritz Sorge,<br />
August Sorge, Friedrich<br />
Flentje, Karl Sporle<strong>der</strong>.<br />
Mittlere Reihe von links:<br />
Hermann Sorge,<br />
Wilhelm Brockmann,<br />
August Peter, Karl<br />
Möller.<br />
Vorne sitzend:<br />
Erich Zieseniß, Gustav<br />
Flentje, Wilhelm Tiele<br />
Ein Protokollbuch aus <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Vereinsgründung ist nicht mehr vorhanden. Die Vereinsfahne<br />
aus dem Gründungsjahr 1922 ist noch vorhanden. Die Vereinsgrün<strong>der</strong> sind auf einem Foto bei <strong>der</strong><br />
Fahnenweihe am 6. Mai 1923 festgehalten.<br />
- 207 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Nach dem Spruch von Turnvater Jahn „In einem gesunden Körper ist auch ein gesun<strong>der</strong> Geist“<br />
wollten sich einige Männer sportlich betätigen. Die Turnübungen fanden auf dem Saal <strong>der</strong><br />
Gastwirtschaft Pieper statt. Für das Geräteturnen fehlte das Geld zur Anschaffung <strong>der</strong> Turngeräte.<br />
Das Turnen wurde nach kurzer Zeit eingestellt.<br />
Für das Fußballspielen fehlte die nötige Wiese. Die Landwirte hatten kein Verständnis für Fußballspiele<br />
am Sonntag, kamen doch Montags Knechte öfter mit Muskelkater o<strong>der</strong> lädierten<br />
Körperteilen zur Arbeit. So war es nicht einfach einen geeigneten Spielplatz zu finden. Der<br />
Landwirt Friedrich Wilhelm stellte nach einigen Gesprächen einen Platz auf dem Weinberg zur<br />
Verfügung. Sollte das Gras zur Abweidung <strong>der</strong> Tiere genutzt werden, mussten die beweglichen<br />
Tore auf einer abgeweideten Wiese aufgestellt werden. So mancher Spieler hatte mit den<br />
Hinterlassenschaften <strong>der</strong> Tiere mehr zu kämpfen als mit dem Fußball.<br />
Es wurde an den Meisterschaftsspielen und an Fußballturnieren teilgenommen. 1926 wurde in<br />
Bremke ein Fußballturnier besucht. Am 28.02.1926 wurde in Polle gegen den F.C. Polle gespielt:<br />
0:2. Bei einem Fußballturnier in Wallensen wurde mitgespielt. Zu den Spielen nach auswärts<br />
musste mit Fahrrä<strong>der</strong>n gefahren werden.<br />
Bei Beginn des II. Weltkrieges wurden die Fußballspiele eingestellt, aber schon 1946 wurde zu<br />
einem Spiel in Bremke mit Trecker und Anhänger gefahren. Der Fußballverein erlebte einen<br />
großen Aufschwung. Es gab eine Jungend, eine Erste und eine Zweite Mannschaft., ab 1950 eine<br />
Schülermannschaft. Ich hatte das Glück 1952 an einer 14 Tage dauernden Fußballschule in<br />
Barsinghausen teilzunehmen.<br />
Stehend von links: Herbert Hinze, August Sorge (Vereinsgrün<strong>der</strong> von 1922), Gustav Fischer, Heinrich Bode, Wilhelm Hilmer.<br />
Knieend: Bruno Welz (Pastor in <strong>Heyen</strong>), Hermann Schaper, Gerhard Arndt. Vorne sitzend: Gerhard Schramm,<br />
Friedrich Sorge (Vereinsgrün<strong>der</strong> von 1922 und Vorsitzen<strong>der</strong>), Heinrich Willmer.<br />
Bei einem Pokalturnier in Bodenwer<strong>der</strong> wurde die I Mannschaft Pokalsieger. 1949 bekam <strong>der</strong><br />
Fußball <strong>der</strong> Fußballverein einen Sportplatz. Bei <strong>der</strong> Einweihung des neuen Sportplatzes fand ein<br />
Pokalturnier statt. Als Auflockerung <strong>der</strong> Veranstaltung spielte eine alte Herrenmannschaft. In<br />
dieser Mannschaft spielten.<br />
Zu diesem Spiel ein mündlicher Bericht von Wilhelm Hilmer, <strong>der</strong> eine Kriegsverletzung hatte:<br />
„10 Minuten nach Spielbeginn ging ich zum Schiedsrichter: Sie müssen abpfeifen, ich habe mein<br />
Glasauge verloren, das müssen wir suchen. Nach weiteren 10 Minuten hatte die Sucherei Erfolg<br />
und das Spiel konnte weitergehen.“<br />
- 208 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Einen großen Erfolg konnte die I Mannschaft 1951 feiern, als sie in ihrer Spielklasse Kreismeister<br />
wurde.<br />
Stehend von links: Friedrich Sorge, Siegfried Grawun<strong>der</strong>, Josef Schlüter, Wöstmann, Willi Fischer, Josef Bertram, Fitz Sorge,<br />
Ewald Kranich, Rudolf Schönheit, Hermann Schumann, Kwittek. Kniend v. l.: Wilhelm Waßmann, Josef Rudoll, Willi Grawun<strong>der</strong>.<br />
Vor <strong>der</strong> ehemaligen <strong>Gemeinde</strong>verwaltung bei Famillie Sorge.<br />
Als Mitte <strong>der</strong> 50iger Jahre viele Spieler beruflich sich verän<strong>der</strong>ten und aus <strong>Heyen</strong> wegzogen und<br />
einige Spieler sich an<strong>der</strong>en Vereinen anschlossen, musste <strong>der</strong> Vorstand den Spielbetrieb<br />
abmelden und den Fußballclub auflösen.<br />
Die Wie<strong>der</strong>gründung 1982 - 1991<br />
(Jürgen Tiele)<br />
Am 26.11.1982 erfolgte die Wie<strong>der</strong>gründung des Turn- und Sportvereins <strong>der</strong> ursprünglich 1922 ins<br />
Leben gerufen und in den 50er Jahren „eingeschlafen“ war. Es begann mit <strong>der</strong> Spende einer<br />
Tischtennisplatte durch die <strong>Gemeinde</strong> 1980, um die sich schnell eine Trainingsgemeinschaft von<br />
„Hobby-Ping-Pong-Spielern“ (Zitat: Dieter Pude) versammelte. Der am Gartenweg geschaffene<br />
„Bolzplatz“ ermöglichte den Fußballern die Ausrichtung von Turnieren mit „Hobby- und<br />
Thekenmannschaften“. Eine aktive Damenturngruppe geleitet von Elsbeth Tiele, fand den Weg in<br />
den neuen Verein.<br />
Der Verein entwickelte sich sehr positiv, so stieg die Mitglie<strong>der</strong>zahl von 48 bei <strong>der</strong><br />
Gründungsversammlung über 88 bei <strong>der</strong> ersten Jahrenshauptversammlung auf über 100<br />
Mitglie<strong>der</strong> im Jahr 1986. Zahlreiche Aktivitäten wurden bereits 1983 durch den TSV neu in das<br />
Dorfleben eingebracht; genannt seien hier das „Spiel ohne Grenzen“ für die Heyer Vereine, mit<br />
dem von Wilhelm Lindemann gemalten Wappenpuzzle und <strong>der</strong> „Volks- und Trimmlauf“.<br />
Im sportlichen Bereich wurde in <strong>der</strong> Sparte Tischtennis mit dem Kauf eines 2ten Tisches schnell<br />
eine Anzahl von 20 Jugendlichen gewonnen, die unter Leitung von Dieter Pude das Spiel mit dem<br />
kleinen weißen Ball erlernten. Bereits im Herbst 1984 nahmen jeweils eine Mädchen- und<br />
Jungenmannschaft am Punktspielbetrieb im Kreis Holzminden teil. In <strong>der</strong> Saison 1989/1990 waren<br />
5 Mannschaften (Damen, Herren, Jungen, Schüler und Schülerinnen) zur Punktejagd gemeldet.<br />
Herausragende Athletin <strong>der</strong> Sparte Tischtennis war von 1982 bis 1990 Katrin Meyer. Neben<br />
zahlreichen Vereinsmeistertiteln, Auszeichnungen als Sportlerin des Jahres 1984, 1989 sowie <strong>der</strong><br />
Mädchenmannschaft 1988, gewann sie sowohl im Mädchen-, als auch im Jugend- und<br />
Damenbereich zahlreiche Titel auf Kreisebene. Höhepunkte waren die Kreismeisterschaft <strong>der</strong><br />
- 209 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Mädchen in <strong>der</strong> Kreisliga 1987/1988 (Katrin Meyer, Simone Steffen, Ute Steinhoff, Janina Lutter<br />
und Carmen Lachmann) und die Meisterschaft in <strong>der</strong> Damenkreisklasse 1988/1989 (Katrin Meyer,<br />
Simone Steffen, Ute Steinhoff, Elke Steinhoff).<br />
Mit einer Herrenmannschaft wurde zur Saison 1984/1985 <strong>der</strong> Punktspielbetrieb in <strong>der</strong> Sparte<br />
Fußball aufgenommen. „Heimspielort“ in <strong>der</strong> Kreisklasse B war <strong>der</strong> Sportplatz im Kälbertal in<br />
Bodenwer<strong>der</strong>. Die Trikots dazu wurden gestiftet von <strong>der</strong> Firma Akupunkt-Massage nach Penzel.<br />
Die beste Platzierung während des 3jährigen Spielbetriebs gelang in <strong>der</strong> Saison 1985/1986 mit<br />
dem fünften Tabellenplatz. Erinnert sei hier an die treuestens Fans Hermann Möller und Georg<br />
Schild, die bei nahezu jedem Spiel dabei waren. Aber auch Rolf Hilmer und Friedrich Keller<br />
(Spartenleiter), Jochen Ortmann (Schiedsrichter) und Uwe Hilmer (Betreuer) verdienen es. Als<br />
Spieler seien erwähnt Henning und Dietrich Scharpenberg (Sportler des Jahres 1985), Bernd<br />
Ahrens und zeitweise 4 mal Keller (Hartmut, Rolf, Matthias und Frank).<br />
Stehend v.l.: Ralf Bäsmann, Matthias Keller, Thorsten Bartnik, Frank Keller, Rolf Hilmer, Dietrich Scharpenberg,<br />
Bernd Ahrens, Joachim Ortmann. Hockend v.l.: Jürgen Tiele, Rolf Keller, Siegfried Manzke<br />
Durch persönliche Verän<strong>der</strong>ungen (Beruf, Heirat, Kin<strong>der</strong> und Wegzug), aber auch einer sich än<strong>der</strong>nden<br />
Lebenskultur (Fernsehen, Video, Disco usw.) wurde <strong>der</strong> Verein am 22.5. 1991 aufgelöst.<br />
17.10 Gesangverein <strong>Heyen</strong><br />
(Friedel Peter)<br />
Es hat schon vor 1920 einen Zusammenschluss sangesfreudiger Männer gegeben. Diese Singgemeinschaft<br />
war nicht als Verein eingetragen und sang auch nicht regelmäßig. Sangesfreunde<br />
waren Vollmeier, Halbmeier und Großköthner. Dirigent war Lehrer Schulze. Als nach dem Krieg<br />
1914 – 1918 einige Arbeiter mitsingen wollten wurde ihnen das verweigert. Sie gründeten darauf<br />
hin am 10.11.1920 einen Verein. Dieser Verein wurde bei dem deutschen Sängerbund angemeldet<br />
und bekam eine Vereinssatzung. Er nannte sich: Männergesangverein Lie<strong>der</strong>kranz<br />
Bei <strong>der</strong> Gründung des Vereins fanden sich 17 Sangesbrü<strong>der</strong> bereit Singabende regelmäßig zu<br />
besuchen. Erster Vorsitzen<strong>der</strong> wurde Hermann Möller (Haus Nr. 77). Als Schriftführer fand sich<br />
Friedrich Hartmann bereit das Amt zu übernehmen. Zum Kassierer wurde Wilhelm Hilmer gewählt<br />
– in <strong>der</strong> beginnenden Inflationszeit keine leichte Aufgabe. Einige Zahlen aus dieser Zeit können<br />
das beweisen:<br />
Im Jahr 1921 erhielt <strong>der</strong> Dirigent 100,00 Mark.<br />
Im Jahr 1922 erhielt <strong>der</strong> Dirigent: 500,00 Mark.<br />
Im Jahr 1923 wurde eine Vereinsfahne bei Malermeister Bedey<br />
und Söhne für 65.000,00 Papiermark bestellt.<br />
- 210 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Eine wichtige Person im Musikverein ist <strong>der</strong> musikalische Leiter. Für diese Aufgabe konnten die<br />
Sangesbrü<strong>der</strong> den Musiker Karl Sorge, auch aus <strong>Heyen</strong>, gewinnen. Karl Sorge leitete mit Umsicht<br />
und Können diese Aufgabe bis in die 50iger Jahre.<br />
Danach folgten die Lehrer Lampe, Koch, Kupfer und Weber, die Musiker Neumann und Meyer, bis<br />
Lehrer Kupfer das Amt des Dirigenten für längere Zeit von 1964 bis 1974 übernahm. Von 1975 bis<br />
1988 stand Lehrer Haase dem Verein als Dirigent zur Verfügung.<br />
Die Vereinsfahne wurde in den Grundfarben Schwarz, Rot und Gold gefertigt. Die Jahreszahl <strong>der</strong><br />
Vereinsgründung 1920, <strong>der</strong> Fahnenweihe 1923 und <strong>der</strong> Leitspruch des Gesangvereins: „Sind wir<br />
von <strong>der</strong> Arbeit müde, ist noch Kraft zu einem Liede“ sind eingestickt.<br />
Bereits im Jahre 1927 hatte <strong>der</strong> Verein 33 aktive Sänger. Zu den geselligen Höhepunkten zählte<br />
im Winter das Tanzvergnügen. In den 30iger Jahren wurden bei diesen Tanzvergnügen mit viel<br />
Erfolg einige Theaterstücke aufgeführt.<br />
Nach 1945, als viele Personen aus den zerbombten Städten des Rheinlandes in <strong>Heyen</strong> Zuflucht<br />
und Notunterkunft gefunden hatten, haben Kappenfeste und Karnevalveranstaltungen<br />
stattgefunden. Zum 30, 40, 50 und 60-jährigen Bestehen wurden gut besuchte Zeltfeste gefeiert.<br />
Ein aufregendes Jahr war 1939. Die Vereinsfahne (Schwarz, Rot, Gold) sollte auf „Führerbefehl“ in<br />
Schwarz, Weiß und Rot geän<strong>der</strong>t werden. Das sollte aber nach dem Willen <strong>der</strong> Sänger auf keinen<br />
Fall geschehen. Aus diesem Grund musste die Fahne jede 2te Nacht bei einem an<strong>der</strong>en<br />
Sangesbru<strong>der</strong> übernachten. So bekamen die Abholer <strong>der</strong> Fahne jedes Mal zu hören: „Eck hebbe<br />
se nicht“. Als diese Angelegenheit doch zu brenzlig wurde, blieben die beiden letzten<br />
Herbergseltern (A. P. und H. S.) zwei Nächte auf Ihrer Arbeitsstelle (Steinbruch) und die Fahne<br />
wurde abgeholt. Nach 1945 kam die Fahne, zur Freude <strong>der</strong> Sangesbrü<strong>der</strong>, wie<strong>der</strong> im alten,<br />
unverän<strong>der</strong>ten Zustand zum Vorschein.<br />
Am 9.12.1939 wurden die Singabende, aus Mangel an aktiven Sängern, bedingt durch die<br />
Einberufung zum Militär, bis auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Bei <strong>der</strong> ersten<br />
Jahreshauptversammlung nach dem Krieg am 11.10.1947 wurde den im Krieg gefallenen<br />
Sangesbrü<strong>der</strong>n Heinrich Schmidt, Robert Grupe und Friedrich Willmer in einer Trauerminute<br />
gedacht. Unter Punkt 4 wurde beschlossen: „Die Singabende sollen am 18.10.1947 wie<strong>der</strong><br />
beginnen.“<br />
Gesangverein auf dem Feuerwehrfest 1958<br />
- 211 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Große Nachwuchssorgen hatte <strong>der</strong> Verein in den 60iger Jahren. So beschlossen die Sänger auch<br />
Frauen in ihren Verein aufzunehmen. Am 7.11.1964 wurde aus dem Männergesangverein<br />
Lie<strong>der</strong>kranz ein Gemischter Chor Lie<strong>der</strong>kranz. Zehn Jahre später wurde, wie<strong>der</strong> wegen wenig<br />
aktive Mitglie<strong>der</strong>, mit Linse und Buchhagen eine Singgemeinschaft eingegangen. Diese<br />
Singgemeinschaft dauerte von 1975 bis 1988. Auf <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 16. Januar<br />
1988 wurde beschlossen, den Gemischten Chor Lie<strong>der</strong>kranz wegen zu wenig aktiven Sängerinnen<br />
und Sängern ruhen zu lassen.<br />
Das Protokollbuch und die Vereinsfahne wurden im <strong>Gemeinde</strong>büro abgegeben.<br />
- 212 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
18 Wirtschaft in <strong>Heyen</strong> – Handel und Handwerk<br />
18.1 Die Handwerker in <strong>Heyen</strong><br />
(Hermann Wiemann)<br />
Fast alle einheimischen<br />
Einwohner, ob Handwerker,<br />
Steinbruch-,<br />
Werft- o<strong>der</strong> Landarbeiter,<br />
bewirtschafteten bis in<br />
die Nachkriegszeit einige<br />
Morgen eigenes Land<br />
o<strong>der</strong> Pachtland <strong>der</strong><br />
Kirche. Die Erträge<br />
dieses Nebenerwerbs<br />
reichten für die Selbstversorgung<br />
mit<br />
Kartoffeln, Brotgetreide<br />
und Futter für die<br />
Haustiere aus. Die<br />
Wegrän<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Feldmark<br />
waren verpachtet<br />
und wurden für Ziegen<br />
und an<strong>der</strong>e Haustiere<br />
gemäht. Wer nicht selbst<br />
mit Pferden o<strong>der</strong> Kühen<br />
Alte Schmiede Battmer vor dem 2ten Weltkrieg, abgerissen Ende 1970<br />
wirtschaften konnte, ließ die Bestellungsarbeiten von Bauern verrichten. Als Gegenleistung<br />
konnten die Bauern Hilfe bei den Erntearbeiten erwarten. Wer in <strong>der</strong> Ernte die<br />
Lohndreschmaschine <strong>der</strong> Fa. Scharpenberg benutzen wollte, musste die Zeit rechtzeitig auf einer<br />
Schiefertafel neben <strong>der</strong> Dreschmaschine anschreiben. Bargeld war knapp, es wurde wenig<br />
verdient. Das Anschreiben beim Bäcker, die umständliche Verrechnung Brot-Mehl-Roggen wurde<br />
erst in den Nachkriegsjahren aufgegeben.<br />
Schmiedemeister Battmer bewirtschaftete mit zwei Pferden einen Kötnerhof, Schnei<strong>der</strong>meister<br />
Sporle<strong>der</strong> und Stellmachermeister Reese ackerten mit Kühen. Battmer schrieb seine Rechnungen<br />
am Jahresende zwischen Weihnachten und Neujahr, wenn die Schmiede geschlossen blieb. Die<br />
Bauern bezahlten Rechnungen in <strong>der</strong> Regel erst nach <strong>der</strong> Ernte, wenn sie das mit <strong>der</strong><br />
Dreschmaschine gedroschene Getreide, Kartoffeln und Rüben verkaufen konnten. Stellmacher,<br />
Schuhmacher, Sattler und Schnei<strong>der</strong> mussten oft bis nach <strong>der</strong> Ernte warten, bis ihre For<strong>der</strong>ungen<br />
beglichen wurden. Daher kommt wohl auch das Sprichwort: ,,Herein, wenn es kein Schnei<strong>der</strong> ist’’.<br />
Die Handwerker waren bemüht, sich billige Arbeitskräfte zu beschaffen, die bei ihnen Kost und<br />
Unterkunft erhielten und nicht viel Bargeld verdienten. Früher half <strong>der</strong> Pastor Lehrlinge aus einem<br />
kirchlichen Waisenhaus zu vermitteln. In einem Kirchenbuch <strong>der</strong> Pfarre <strong>Heyen</strong> ist folgen<strong>der</strong> Antrag<br />
aufgezeichnet:<br />
An den Vorstand <strong>der</strong> Pestalozzistiftung zu Hannover:<br />
...beehre ich mich die ergebenste Mitteilung zu machen, das zu Ostern 1888 <strong>der</strong><br />
Schmied Heinrich Battmer und <strong>der</strong> Schnei<strong>der</strong> Heinrich Sporle<strong>der</strong> hierselbst, jener<br />
einen Schmiedelehrling dieser einen Schnei<strong>der</strong>lehrling, aus den Zöglingen <strong>der</strong><br />
Pestalozzistiftung zu haben wünschen und erlaube ich mir, die Bitte auszusprechen<br />
falls sich zu Ostern 1888 solche finden, die die betreffenden Handwerke lernen wollen,<br />
das Begehren <strong>der</strong> genannten Handwerksmeister zu berücksichtigen.<br />
<strong>Heyen</strong>, d. 21.11.87 Hochachtungsvoll und ergebenst<br />
A. Runge, Pastor<br />
- 213 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Im Jahre 1951 lernten im Landmaschinenbetrieb Keller fünf, in <strong>der</strong> Schmiede Battmer zwei und in<br />
<strong>der</strong> Stellmacherei Reese drei Lehrlinge. Im gleichen Zeitraum sind noch folgende Handwerker zu<br />
nennen: Bäckereien Wilhelm und Karl Baxmann, Malerbetriebe Lindemann und Steinbrink,<br />
Dachdeckerei Mönkemeyer, Tischlerei Fischer, Gärtnerei Sporle<strong>der</strong>, Sattlerei August Maaß,<br />
Schuhmacher August Sorge und Heinrich Willmer, Frisör Flentge, Schnei<strong>der</strong>innen Marta und<br />
Liesbeth Sagebiel und Schmiedemeister Schramm, <strong>der</strong> in Esperde baute und dort eine Schmiede<br />
einrichtete. Fritz Sorge verkaufte und reparierte u.a. Fahrrä<strong>der</strong>. Auch Heinrich Keller verdiente sein<br />
Geld als Fahrlehrer, auch er reparierte und verkaufte Fahrrä<strong>der</strong>, aber auch Motorrä<strong>der</strong>. Letztlich<br />
müssen auch die Hausschlachter im Nebenerwerb Fritz Möller, Rudi Schönheit und später<br />
Friedrich Willmer genannt werden.<br />
In <strong>der</strong> Kriegs- und Nachkriegszeit wurde fast nur mit Holz geheizt und gekocht. Die Bauern<br />
verfügten über Kreissägen mit denen das Brennholz geschnitten wurde. Wer keine Kreissäge<br />
hatte, vereinbarte mit dem selbstständigen Zimmermann Hermann Möller (Säge-Möller) einen<br />
Termin. Er kam dann mit einer selbstgebauten fahrbaren Bandsäge, die von einem alten Deutz-<br />
Motor angetrieben wurde. Seine erste fahrbare Säge hatte kein Getriebe. Die Schaltung bestand<br />
aus einem Hebel, <strong>der</strong> den Treibriemen vom Leerlauf auf die Riemenscheiben <strong>der</strong> Säge o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Hinterachsenantriebswelle drückte. Im Oberdorf musste immer ein Helfer einen Klotz zur Hand<br />
haben, damit das Gefährt beim Anhalten nicht zurück lief. In den Nachkriegsjahren bekam das<br />
Fahrzeug einen an<strong>der</strong>en Unterbau mit Getriebe und Bremse.<br />
18.2 Die Steinbrüche<br />
(Reinhard Meyer)<br />
Wie es erdgeschichtlich zu den<br />
Buntsandstein-Aufschichtungen in <strong>der</strong><br />
<strong>Heyen</strong>er Gemarkung gekommen ist,<br />
lässt sich im wissenschaftlichen Bericht<br />
von Dr. Jochen Lepper, Hannover,<br />
nachlesen.<br />
Die Steinbrüche am Südhang des<br />
Weserberges waren <strong>der</strong> Rohstofflieferant<br />
für die steinverarbeitenden<br />
handwerklichen Kleinindustriebetriebe.<br />
Die Steinbrüche wurden von <strong>der</strong><br />
Forstgenossenschaft <strong>Heyen</strong> an die<br />
Arbeiter im Steinbruch mit ihrem Handwerkszeug<br />
Betreiber jeweils auf Zeit verpachtet.<br />
Eine Fläche von 7 ha umfasste das Steinbruch-Areal. 8 bis 10 v.H. des erzielten Umsatzes betrug<br />
<strong>der</strong> Pachtzins. Eine Bedingung des Pachtvertrages war, dass sich die Pächter verpflichten<br />
mussten, den Steinbrucharbeiter in den Sommermonaten für Erntearbeiten bei den Bauern<br />
freizustellen.<br />
Im Protokollbuch <strong>der</strong> Forstgenossenschaft ist nachzulesen, dass 1925 eine Verpachtung an J.<br />
Davin, Linse, erfolgte. 1939 wurde an August Loges, Friedrich Sporle<strong>der</strong> und Heinrich Flentje,<br />
jeweils aus <strong>Heyen</strong>, verpachtet. Ein Steinbruch wurde an Friedrich Flentje aus Kemnade<br />
verpachtet.<br />
Die an den steilen Berghängen gebrochenen Felsblöcke wurden zu Gehwegplatten und<br />
Pflastersteinen verarbeitet. Außerdem waren Mauersteine und Mauerverblen<strong>der</strong> sehr begehrte<br />
Steinprodukte. Der Abtransport <strong>der</strong> Fertigprodukte erfolgte mit Loren über eigens hierfür verlegte<br />
Feldbahngleise, im Steinbruch und am Weserhang. Anfangs wurden die Steine auf Schiffe<br />
verladen und bis nach Bremen geliefert. Zuletzt nutzte man den beweglicheren LKW -<br />
Abtransport.<br />
- 214 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Um 1950 bot die hiesige Steinbruchindustrie viele Arbeitsplätze. Die Steinbrucharbeiter wurden<br />
täglich von Ihren Frauen, in den Ferien von ihren großen Kin<strong>der</strong>n, mit Mittagessen versorgt. Im<br />
Henkelmann brachte man die Portionen zur Mittagspause in den Steinbruch.<br />
Auch Luise S. brachte eines Tages ihrem<br />
Vater das Mittagessen zu Fuß in den<br />
Steinbruch. Zusammen mit an<strong>der</strong>en<br />
Kin<strong>der</strong>n hatte sie großen Spaß an diesem<br />
Pflichtgang. Der Henkelmann wurde gern<br />
um die Hand durch die Luft geschleu<strong>der</strong>t.<br />
Dabei löste sich plötzlich <strong>der</strong> Deckel vom<br />
Topf und <strong>der</strong> stets so schmackhafte<br />
Linseneintopf landete im Eichenlaub.<br />
Schnell sammelte Luise die Suppe mit<br />
beiden Händen wie<strong>der</strong> auf. Es blieb nicht<br />
aus, dass auch reichlich Eichenlaub mit in<br />
den Topf gelang. Abends erkundigte sich<br />
Mutter Minna bei ihrem Mann Ludwig nach<br />
dem Mittagessen. Ludwig daraufhin: die<br />
Linsen haben wie<strong>der</strong> sehr gut geschmeckt. Aber das nächste Mal musst du nicht so viele<br />
Lorbeerblätter mitkochen.<br />
In unregelmäßigen Abständen<br />
fanden die Steinbrucharbeiter<br />
noch Zeit, sich mit<br />
ihren Frauen auf Ausflügen<br />
von <strong>der</strong> harten Arbeit zu<br />
erholen. So fanden Busfahrten<br />
statt, von denen<br />
eine nach Hamburg führte.<br />
Als die großen Firmen in<br />
Bodenwer<strong>der</strong>, Hameln und<br />
Umgebung expandierten,<br />
lockten sie auch die Steinbrüchler<br />
mit hohen Löhnen<br />
und leichterer Arbeit aus<br />
<strong>Heyen</strong> in ihre Betriebe.<br />
Betriebsausflug <strong>der</strong> Steinbruchbelegschaft<br />
Es kam zu großen Produktions- und Absatzschwierigkeiten. Die Betonindustrie konnte Gehwegplatten<br />
und Mauersteine in großen Mengen viel preiswerter produzieren. Die Natursteinprodukte<br />
waren bald nicht mehr gefragt. Seit etwa 1970 werden in <strong>Heyen</strong> keine Steine mehr gebrochen.<br />
Ein Wellenstein vom Weserhang des „Heiligen Berges“, gefunden 1987 entstanden vor ca. 225 Mio Jahren.<br />
- 215 -
18.3 Keller Landmaschinen<br />
(Friedel Peter)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1898 baute <strong>der</strong> Anbauer und Tischler Heinrich<br />
Keller in <strong>der</strong> Kleinen Straße ein Wohnhaus mit<br />
Nebengebäuden zum Unterstellen einer<br />
Dreschmaschine für Lohndrusch. Zum Antrieb<br />
<strong>der</strong> Dreschmaschine wurde ein Lokomobil<br />
genommen. Für die Beheizung des Lokomobils<br />
war Kohle nötig, aus diesem Grunde wurde auch<br />
ein Kohlenhandel angefangen. In <strong>der</strong> Zeit als kein<br />
Lohndrusch nötig war, schraubte Heinrich Keller<br />
mit Helfern Grasmäher zusammen. Die<br />
Grasmäherteile wurden in vormontierten Baugruppen<br />
angeliefert.<br />
Sohn Friedrich Keller, geb. 06.12.1896, begann<br />
eine Schlosserlehre in <strong>der</strong> Blankschmiede in<br />
Osterbrak. Nach <strong>der</strong> Lehrzeit arbeitete Friedrich<br />
in <strong>der</strong> größer werdenden Schlosserei seines<br />
Vaters. Mitte <strong>der</strong> 30iger Jahre wurde das<br />
Lohndreschen aufgegeben.<br />
Hermann Ohm mit Gesellen und Kunden<br />
Nach dem Kauf des Flurstücks Nr. 67/22<br />
im Jahr 1935 konnte die erfor<strong>der</strong>liche<br />
Werkstatt mit Ersatzteillager gebaut<br />
werden.<br />
Eine immer größer werdende Vielfalt in <strong>der</strong> Landmaschinentechnik<br />
wie Flügelmäher, Mähbin<strong>der</strong>,<br />
Dreschmaschine, Schlepper, Melkanlagen u.a. wurde<br />
verkauft und instand gesetzt und gehalten.<br />
Marie-Luise, Tochter von Friedrich Keller und seiner Frau Wilhelmine, heiratete 1948 Friedrich<br />
Müller. Friedrich Müller übernahm nach Abschluss <strong>der</strong> Meisterschule im Schlosserhandwerk die<br />
fachliche Leitung <strong>der</strong> Werkstatt. Als Meisterstück fertigte er einen Kronleuchter. Dieser<br />
Kronleuchter fand seinen Platz, bis zur Renovierung 1967, in <strong>der</strong> Kirche zu <strong>Heyen</strong>. Nach<br />
schlimmer Krankheit starb Friedrich Müller 1958.<br />
1950 bis 1953 wurde eine Schmiede, mit zwei darüber liegenden Wohnungen und eine<br />
Schlepperwerkstatt in Betrieb genommen. Eine Tischlerei, überdachte Stellplätze, eine<br />
Waschanlage für Maschinen und ein neues Büro folgten einige Jahre später. Der Landmaschinen-<br />
- 216 -<br />
Friedrich Keller im Gespräch mit Kunden in Ottenstein<br />
Einsatz des ersten verkauften Miststeuers, Bauer Ewald Hollstein,<br />
Fahrer Heini Grupe
Fachbetrieb beschäftigte<br />
in <strong>der</strong> Zeit 22<br />
Personen. Der Kundenkreis<br />
umfasste die<br />
Kreise Hameln, Holzminden,<br />
Alfeld, Hildesheim<br />
und Detmold.<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Eine zweite Ehe<br />
schloss die Witwe<br />
Marie-Luise Müller mit<br />
Heinz-Dieter Meyer.<br />
Heinz-Dieter Meyer unterstütze<br />
seinen<br />
Schwiegervater in allen<br />
geschäftlichen Angelegenheiten.<br />
Im Jahre<br />
1972 eröffnete die<br />
Schlepperwerkstatt – Friedel Peter, Hermann Steffen<br />
Firma Keller, unter Leitung von Heinz-Dieter Meyer, zusätzlich zum bestehenden Landmaschinen-<br />
Fachbetrieb eine KFZ Werkstatt. 1976 feierte die Firma Keller mit einer Ausstellung ihr 75iähriges<br />
Bestehen.<br />
Sohn Dietrich Meyer sah seine Zukunft in <strong>der</strong> KFZ<br />
Branche, das war für Heinz-Dieter Meyer die<br />
Entscheidung, den Landmaschinen-Fachbetrieb ab<br />
seinem 60sten Geburtstag an die Firma Steinbrink,<br />
Bremke, zu verpachten.<br />
18.4 Erinnerungen an die Post in <strong>Heyen</strong><br />
(Peter Klatt)<br />
Vergilbte Postkarten wecken<br />
Erinnerungen an die Poststelle <strong>Heyen</strong>:<br />
Alte Briefe und Postkarten , die beim<br />
Kramen in Schubladen eher zufällig<br />
ans Tageslicht geför<strong>der</strong>t werden,<br />
wecken häufig Erinnerungen an<br />
vergangene Tage. Sie erzählen<br />
darüber hinaus ihre eigene kleine<br />
Geschichte, die Geschichte <strong>der</strong><br />
Postsendungen im Wandel <strong>der</strong> Zeit.<br />
- 217 -<br />
Paul Zimpel beim Einstellen einer Einspritzpumpe<br />
am Einspritzpumpen-Prüfstand.<br />
Postkarten sind eine Erfindung des<br />
19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Die ersten Postkarten wurden in Österreich ab 1869, in Preußen ab 1870<br />
verschickt. 1890 wurden auch Ansichtskarten, die sich bald zu beliebten Sammlerobjekten<br />
entwickelten, zugelassen.<br />
Aus <strong>der</strong> Sammlung <strong>der</strong> Postkarten, die nach <strong>Heyen</strong> i. Br. bzw. von <strong>Heyen</strong> aus versendet wurden,<br />
sind zwei interessante Beispiele abgebildet.
Die älteste Karte von 1900 an Herrn<br />
Wilhelm Pieper ist eine offizielle<br />
Postkarte, die für Mitteilungen aller Art<br />
ohne Beachtung des Briefgeheimnisses<br />
diente. Damals wurde die Karte<br />
in <strong>der</strong> Poststelle Halle mit einem<br />
Eingangsstempel versehen.<br />
Die zweite aus <strong>Heyen</strong> von Marie<br />
Sagebiel an Marie Pieper vor 1910<br />
versendete Bildpostkarte zeigt eine<br />
frühe Ansicht <strong>der</strong> Pieperschen<br />
Gastwirtschaft.<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Zwar hatte <strong>Heyen</strong> eine Postannahmestelle<br />
in <strong>der</strong> Regie des jeweiligen Betreibers <strong>der</strong> Gastwirtschaft am Thie, die Postsachen<br />
wurden aber zunächst von <strong>der</strong> zentralen Poststelle in Halle von dem dort angestellten Briefträger<br />
per Fahrrad nach <strong>Heyen</strong> gebracht und bis 1948 auch ausgetragen.<br />
Wilhelm Dröge übernahm am 1.10.1953 alle Postdienste von <strong>der</strong> Postannahme bis zur<br />
Postverteilung von Wilhelm Wulf. Zu den verantwortungsvollen Aufgaben gehörte die monatliche<br />
Barauszahlung von Invaliden -, Witwen - und Waisenrenten bis in die fünfziger und sechziger<br />
Jahre hinein. Das Kassieren <strong>der</strong> Rundfunkgebühren und nach dem fulminanten Siegeszug des<br />
öffentlich rechtlichen Fernsehens <strong>der</strong> höheren Fernsehgebühren gehörte ebenfalls zu den<br />
Aufgaben des Posthalters.<br />
Nach Aufgabe <strong>der</strong> Gastwirtschaft nahm Wilhelm Dröge die Poststelle mit in sein am Tannenweg<br />
gelegenes Haus. Von dort aus waren er und seine Frau Lieselotte bis zum Erreichen des<br />
Rentenalters 1984 für die Postdienste zuständig. Für den Umzug <strong>der</strong> Postannahmestelle aus <strong>der</strong><br />
Mitte des Dorfes in die Siedlung fand sich im Unterdorf zunächst wenig Verständnis.<br />
Nachfolgerin als Posthalterin wurde Frau Charlotte Zimpel, welche die Postannahmestelle bis 1987<br />
betreute. In diesen Jahren stieg die Zahl <strong>der</strong> täglich von <strong>Heyen</strong> aus verschickten Briefe , Päckchen<br />
und Pakete im Vergleich zu den Nachbargemeinden stark an, weil die Massage- Praxis von Willy<br />
Penzel ihre Aktivitäten deutlich steigerte.<br />
Die Dienstleistungen <strong>der</strong> Poststelle umfassten u.a. den Empfang und die Aufgabe von<br />
Telegrammen, die Versendung von Wertbriefen, die Bearbeitung von Postanweisungen, das<br />
Kassieren von Nachnahmen, das Führen <strong>der</strong> Postsparbücher, Ausstellen von Zahlkarten und<br />
vieles mehr. Allerdings hatten Banken und Sparkassen zwischenzeitlich für die Verbreitung des<br />
bargeldlosen Zahlungsverkehrs gesorgt und mit <strong>der</strong> Bearbeitung von Daueraufträgen einen Teil<br />
<strong>der</strong> bislang erbrachten Postdienstleistungen überflüssig werden lassen.<br />
Die Nachfolge von Frau Zimpel trat 1987 Frau Ruth Wessling an. Vorher hatte sie schon als<br />
Vertretung (1985 - 1987) gearbeitet. Ruth Weßling leitete die Poststelle am Tannenweg bis 1995.<br />
Anschließend stand die Postangestellte Ruta Hochmann aus Dohnsen als sogenannte<br />
"Springerin" für die täglichen Schalterstunden zur Verfügung.<br />
Nach Schließung die Poststelle <strong>Heyen</strong> im Jahr 1998 werden alle Postdienste von <strong>der</strong> Poststelle in<br />
Bodenwer<strong>der</strong> betreut.<br />
- 218 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
18.5 Entwicklung <strong>der</strong> Spar- und Darlehnskasse seit 1904<br />
(Willi Köhls)<br />
Als einer <strong>der</strong> wenigen Mitwirkenden zur Erstellung o.a. <strong>Chronik</strong> wurde mir die Aufgabe vom<br />
Festausschuss aufgetragen, über die Gründung und Entwicklung <strong>der</strong> örtlichen Bank zu berichten.<br />
Hierzu kam mir glücklicherweise meine Sammler- und Aufbewahrungsleidenschaft zu Hilfe,<br />
nämlich auf keinen Fall wertvolle und wichtige Dokumente vorzeitig durch den Reißwolf zu drehen<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Müllverbrennung zuzuführen. Diese Dokumente wurden in dem Hause Sporle<strong>der</strong> / Köhls<br />
bis zum heutigen Tage in dem dort befindlichen Panzerschrank verwahrt, <strong>der</strong> auch nach <strong>der</strong><br />
Umsiedlung <strong>der</strong> Spar- und Darlehnskasse <strong>Heyen</strong> / Halle / Eschershausen an dem Standort steht,<br />
wie bei Beginn <strong>der</strong> Bankgeschäfte im Jahre 1936.<br />
Die Gründungsversammlung fand in <strong>der</strong> Gastwirtschaft Kurlbaum unter <strong>der</strong> Leitung des damaligen<br />
Pastors W. Runge statt. Das Statut schrieb vor, dass nur „unbescholtene Personen“ mit Wohnsitz<br />
in <strong>Heyen</strong> die Mitgliedschaft erwerben konnten. Der zu erwerbende Geschäftsanteil betrug 10<br />
Reichsmark. Anwesend waren, mit o.g. Vorsitzenden, 16 weitsichtige Bürger des Ortes <strong>Heyen</strong>,<br />
diese gründeten am 22. März 1904 den: „<strong>Heyen</strong>er Spar- und Darlehnskassen- Verein<br />
eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht“.<br />
Die Originalfassung <strong>der</strong> ersten Satzung, mit <strong>der</strong> Benennung <strong>der</strong> 16 Gründungsmitglie<strong>der</strong> sowie Eintragungstext des<br />
Herzoglichen Amtsgerichtes Eschershausen: Diese wurden vom o.g. Schriftführer, Pastor Runge von Nr.1 bis Nr. 16 (unter<br />
gez.) namentlich, mit Standes- (Berufs-) Angabe, unter dem „Gründungsprotokoll“ aufgeführt<br />
„Dass vorstehendes Statut eine gleichlautende Abschrift von dem in den Akten des<br />
unterzeichneten Gerichts, den <strong>Heyen</strong>er Spar- und Darlehnskassenverein, eingetragene<br />
Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht in <strong>Heyen</strong> betr. Blatt 7 bis 16<br />
befindlichen Original – Statut ist, wird mit dem Bemerken bescheinigt, dass die<br />
Genossenschaft am 2.April 1904 Band I Blatt 14 des hiesigen Genossenschaftsregister<br />
eingetragen ist<br />
. Eschershausen, den 2. April 1904<br />
Herzogliches Amtsgericht Gerichtsschreiberfrau Wilkening<br />
- 219 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Die bei <strong>der</strong> Gründung gewählte Form: „... mit unbeschränkter Haftpflicht“ wurde im Jahre 1941 in<br />
(e.G.m.b.H.) = beschränkte Haftpflicht umgewandelt. Die Beschränkung, nur Mitglie<strong>der</strong> mit<br />
Wohnsitz im Orte <strong>Heyen</strong>, wie sie bei <strong>der</strong> Gründungsversammlung im Jahre 1904 im Statut<br />
festgelegt war, wurde im Jahre 1941 in die Form umgeän<strong>der</strong>t, dass es im Jahre 1941 im Statut<br />
hieß: “die Beschränkung zum Erwerb <strong>der</strong> Mitgliedschaft auf Personen mit Wohnsitz <strong>Heyen</strong> wurde<br />
geän<strong>der</strong>t auf „ <strong>Heyen</strong> und Umgebung“<br />
Ab Gründungsjahr 1904 bis zum Jahre 1934 wurden die Bankkunden vom damaligen Gastwirt<br />
Wilhelm Kurlbaum betreut. Im Jahr 1935 übernahm <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gastwirtschaft Pieper tätige Gastwirt<br />
Eggers für ein Jahr die Stelle des Rechners, anschließend wurde eine Neubesetzung erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Ab 1. Januar 1936 ging das Amt des Geschäftsführers auf Hermann Sporle<strong>der</strong> – dem Vater <strong>der</strong><br />
Margarete Sporle<strong>der</strong> (spätere verheiratete Köhls) über. Margarete Sporle<strong>der</strong> war im Jahre 1936<br />
gerade einmal 8 Jahre alt, half ihrem Vater in den Bankgeschäften, so gut sie es schon in diesem<br />
Alter konnte.<br />
Die Abwicklung <strong>der</strong> Währungsumstellung (von Reichsmark auf Deutsche Mark) zum 20. Juni 1948<br />
(die sogenannte Währungsreform) wurde schon gemeinsam mit ihrem künftigen Ehemann (Willi<br />
Köhls) abgewickelt. Hierdurch hat sich dieser die ersten Kenntnisse für seinen späteren Beruf<br />
angeeignet.<br />
Erwähnenswert ist außerdem noch, dass laut Statut das Warengeschäft betrieben werden sollte.<br />
Da aber keine Lagerräumlichkeiten im Besitz <strong>der</strong> Bank waren, beschränkte sich dieses Geschäft<br />
nur auf den Einkauf von Dünge- und Futtermitteln, die sofort an die Landwirtskunden ausgeliefert<br />
wurden. Es wurde aber zum Vertrieb von Pflanzenschutzmitteln und Ausbringung dieser eine<br />
Pferdegespannspritze angeschafft. Im Jahre 1954 wurde im Orte <strong>Heyen</strong> in angepachteten<br />
Räumlichkeiten ein Kalthaus errichtet.(Es war das erste Kalthaus im weiteren Umkreis <strong>der</strong> Kreise<br />
Holzminden und Hameln- Pyrmont). Die Geschäftsführung für dieses Kalthaus wurde ebenfalls<br />
vom Bank- Geschäftsführer Köhls ausgeführt.<br />
Die Tätigkeit für die noch immer selbständige Spar- und Darlehnskasse <strong>Heyen</strong> ging mit dem Tage<br />
<strong>der</strong> Fusion mit <strong>der</strong> Nachbar- Spar- und Darlehnskasse Halle für Willi Köhls zu Ende, indem er dort<br />
als hauptamtlicher Bankleiter angestellt wurde. Hierdurch bedingt wurde aus <strong>der</strong> ehemals<br />
selbständigen Spar- und Darlehnskasse <strong>Heyen</strong> eine Nebenstelle <strong>der</strong> Spadaka Halle. Diese<br />
Geschäftsstelle in <strong>Heyen</strong>, die auch von <strong>der</strong> Volksbank Eschershausen weiterbetrieben wurde,<br />
blieb bis zum Ruhestand von Willi und Margarete Köhls am 31. Dezember 1985 bestehen.<br />
Man kann also rückblickend sagen: 50<br />
Jahre Bankstelle in <strong>Heyen</strong> von 1936 bis<br />
1986, im Hause Sporle<strong>der</strong> - Köhls, unter<br />
<strong>der</strong> Führung von Hermann Sporle<strong>der</strong><br />
und später seiner Tochter Margarete<br />
Köhls. Da Willi Köhls nach dem Auszug<br />
<strong>der</strong> Bankenzweigstelle aus dem Hause<br />
Köhls die Notwendigkeit eines eigenen<br />
Bankgebäudes im Orte <strong>Heyen</strong> erkannte,<br />
bemühte er sich ein halbes Jahr vor<br />
seinem Ruhestand darum, dass die<br />
Bank an einem zentralen Ort in <strong>Heyen</strong><br />
ein schmuckes Bankgebäude erstellte.<br />
Die Volksbank Halle war zwischenzeitlich<br />
durch eine Verschmelzung zu<br />
einer Zweigstelle <strong>der</strong> Volksbank Eschershausen geworden.<br />
Dieses Gebäude kann noch heute im Dorfmittelpunkt in Augenschein genommen werden. Nur,<br />
was daraus gemacht wurde, bzw. daraus geworden ist, darüber kann sich je<strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Bürger<br />
selbst seine Gedanken machen.<br />
- 220 -
18.6 Das Gasthaus zur Linde<br />
(Hermann Wiemann)<br />
Am Ausgang des Dorfes <strong>Heyen</strong> liegt<br />
das ehemalige Gasthaus zur Linde,<br />
das mit einer Scheune des<br />
Nachbarn Rother einen gefährlichen<br />
Straßenengpass bildete. 1999<br />
wurde die Scheune abgerissen und<br />
die Gefahrenstelle entschärft.<br />
Von 1675 bis 1739 wohnten hier 2<br />
Generationen Rosendahl. Es folgte<br />
durch Einheirat H. Becker aus<br />
Westerbrak. In 6 Generationen<br />
waren dann alle Beckers Schmiedemeister<br />
und Krüger.<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Das Gebäude trägt im Innenhof am Stallteil die Inschrift: Dieses Gebäude hat erbaut Johann<br />
Friedrich Ludewic Becker und Johanne Loise Beckern gebohrene Korsen. „Gerichtet Anno 1817<br />
den 26 ten Juli vS.“<br />
Wilhelm Becker verließ <strong>Heyen</strong> und wirkte als Oberingenieur in Halle an <strong>der</strong> Saale. Die<br />
Gastwirtschaft hatte er verpachtet an Schoppe, den späteren Inhaber des Hotels „Goldener Anker“<br />
in Bodenwer<strong>der</strong>. Wilhelm Becker überließ sein Besitztum 1896 einer Nichte geb. Brockmann aus<br />
Hajen, die Friedrich Wilhelm Kurlbaum aus Bisperode heiratete. Kurlbaum konnte die<br />
Landwirtschaft aufgeben, denn er war mit <strong>der</strong> Gastwirtschaft, dem Lebensmittelgeschäft und <strong>der</strong><br />
Geschäftsführung <strong>der</strong> Spar- u. Darlehnskasse <strong>Heyen</strong> völlig ausgelastet. Die beiden Gastwirte<br />
Pieper und Kurlbaum übernahmen auf dem Schießstand des Schützenvereins im Wechsel den<br />
Ausschank. Sie stellten für Zeltfeste den Platz und die Theke.<br />
Als Ella, die Tochter des Gastwirts Kurlbaum, am 20.7.1935 in <strong>Heyen</strong> den Kaufmann Schulz aus<br />
Hannover heiratete, erhielten sie ein außergewöhnliches ,,Polterabendgeschenk’’. Jugendliche<br />
stellten in <strong>der</strong> Nacht Leitern an das Haus. Dann nahmen sie auf dem Hof Wiemann einen<br />
Flachtenwagen auseinan<strong>der</strong>, hievten die beiden Wagengestelle auf das Hausdach und banden sie<br />
fest. Der Wagen wurde auf dem Dach wie<strong>der</strong> vollständig zusammengesetzt und mit Stallmist<br />
beladen. Am Hochzeitstag war die Bescherung zu bestaunen. Der Gastwirt musste nun wohl gute<br />
Miene zum bösen Spiel machen, wollte er nicht die Jugendlichen als Gäste verlieren. Ob ein Fass<br />
Bier ausreichte das Dach wie<strong>der</strong> ,,frei zu kaufen’’, vermag ich nicht zu sagen. Im Oktober 1936<br />
wurde diese Ehe wie<strong>der</strong> geschieden.<br />
Nach dem Tod des Gastwirtes Kurlbaum führten seine Frau mit Tochter Ella Laden und Kneipe<br />
weiter. Die Geschäftsführung <strong>der</strong> Spar- und Darlehnskasse übernahm Schnei<strong>der</strong>meister H.<br />
Sporle<strong>der</strong>. In <strong>der</strong> Kriegszeit 1939 bis 1945 war nicht viel zu verdienen. Im Laden gab es<br />
Zuteilungen auf Lebensmittelmarken und in <strong>der</strong> Kneipe nur Molkebier o<strong>der</strong> ein warmes Getränk mit<br />
Waldmeistergeschmack. Nach dem Krieg kehrte <strong>der</strong> jüngere Bru<strong>der</strong> von Ella, Dr. Wilhelm<br />
Kurlbaum, aus russischer Kriegsgefangenschaft heim. Er versprach seiner Mutter auf dem<br />
Sterbebett für seine Schwester zu sorgen, obwohl diese den Besitz erbte. Kurlbaum konnte zu<br />
seinem früherem Arbeitgeber, einer Versicherung in Leipzig, nicht zurück. So entschloss er sich<br />
als Gastwirt und Kaufmann in <strong>Heyen</strong> zu bleiben. Die Einnahmen in <strong>der</strong> Nachkriegszeit waren recht<br />
gut, denn die Einwohnerzahl des Dorfes hatte sich durch Ausgebombte und Vertriebene fast<br />
verdoppelt. Nach dem plötzlichen Tod seiner älteren Schwester Ella konnte Dr. Kurlbaum das<br />
Besitztum vom Tierschutzverein, dem Ella lt. Testament alles vermacht hatte, zurückkaufen.<br />
Hier soll einmal <strong>der</strong> alte ,,Tante Emma’’ Laden beschrieben werden. Durch die Haustür betrat man<br />
einen Flur, <strong>der</strong> praktisch schon zum Laden gehörte. An <strong>der</strong> rechten Seite neben <strong>der</strong> Tür zur<br />
Gastwirtschaft hingen an <strong>der</strong> Wand Kuhketten, Kälberstricke, Spaten, Forken, Drahtkörbe, Ratten-<br />
und Mausefallen und an<strong>der</strong>e Dinge. In <strong>der</strong> Ecke, neben <strong>der</strong> Haustür, stand ein Petroleumfass mit<br />
- 221 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
einer Pumpe. Man konnte jeweils einen Liter in einen Glasbehälter hochpumpen und durch öffnen<br />
eines Hahnes in die mitgebrachte Flasche abfüllen. Auf <strong>der</strong> linken Seite des Flures befand sich ein<br />
Tresen mit einer Schüsselwaage. Erbsen, Linsen, Zucker, Salz, Mehl, Nudeln usw. wurden aus<br />
Schubkästen mit einer kleinen Schaufel entnommen und in Tüten o<strong>der</strong> mitgebrachte Gefäße für<br />
die Kunden abgewogen. Nur wenige Waren wie z.B. Maggisuppen, Puddingpulver, Backpulver<br />
usw. waren fertig abgepackt. Auch Salzheringe, die in einer Tonne mit Eis lagerten, waren<br />
zeitweise zu haben. Da es gelegentlich auch Apfelsinen, Bananen, und an<strong>der</strong>e Früchte aus<br />
warmen Län<strong>der</strong>n (früher Kolonien) gab, nannten sich solche Läden Kolonialwarenhandlung. 1964<br />
verpachtete Kurlbaum an Frau Inge Hollstein. Nachfolger waren ab 1969 Mende bis 1973 und ab<br />
1975 Helmut Damrau <strong>der</strong> 1983 die frühere Gastwirtschaft Pieper übernahm. Dr. Kurlbaum starb<br />
1995 unverheiratet mit 95 Jahren. Das Fachwerkhaus Twetje 2 wurde unter Denkmalschutz<br />
gestellt.<br />
18.7 Das Gasthaus am Thie – „Pieper“<br />
(Peter Klatt)<br />
- 222 -<br />
Gastwirtschaften gehörten<br />
immer zum Dorfleben, sie<br />
waren die Treffpunkte für<br />
Unterhaltung und Information<br />
sowie für die Entfaltung von<br />
Lebensfreude und die<br />
Erfahrung von Trauer in <strong>der</strong><br />
dörflichen Gemeinschaft.<br />
Stammtische wurden rege<br />
besucht und die<br />
Übungsabende des<br />
Gesangvereins fanden stets<br />
ein sachverständiges<br />
Publikum bei Bier, Korn und<br />
blauem Dunst.<br />
Dorfpolitik wurde stets an <strong>der</strong><br />
Das alte Gasthaus Pieper bis 1901<br />
Theke, bisweilen mit missionarischem<br />
Eifer, gemacht.<br />
Höhepunkte <strong>der</strong> Geselligkeit aber waren die obligatorischen Skatturniere, die Schüsseltreiben <strong>der</strong><br />
Jäger und Treiber nach erfolgreicher Treib- o<strong>der</strong> Drückjagd und die diversen Bälle, die in<br />
festgelegter vom jeweiligen Jubiläum eines Vereins bestimmten Reihenfolge die dunklen Monate<br />
des Jahres auflockerten.<br />
Familienfeiern von <strong>der</strong> Taufe über die Konfirmation bis zur Verlobung, dem Polterabend und <strong>der</strong><br />
Hochzeit, Silberhochzeit, bisweilen auch <strong>der</strong> goldenen Hochzeit sowie herausragenden<br />
Geburtstagen von Honoratioren wurden seit jeher in Gastwirtschaften mit Festmahlen und<br />
adäquaten Getränken unter Beteiligung aller Freunde und Verwandten ausgerichtet.<br />
Nach einer Beerdigung wurde immer dann zum Kaffeetrinken in die Gastwirtschaft eingeladen,<br />
wenn die eigenen Räumlichkeiten für die Aufnahme <strong>der</strong> Trauernden aus Familie, Freundeskreis<br />
und Vereinen nicht ausreichte. Nach Kaffee und Zuckerkuchen gab es häufig belegte Brötchen mit<br />
Bier und auch härtere Getränke.<br />
In <strong>der</strong> Gastwirtschaft Pieper wurden die <strong>Heyen</strong>er über Generationen gastronomisch versorgt. Das<br />
an <strong>der</strong> Dorfkreuzung am Thie im Jahr 1902 erbaute repräsentative Gasthaus ersetzte das alte<br />
Fachwerkgebäude, in dem Wilhelm Pieper ab 1885 mit seiner Ehefrau Frie<strong>der</strong>ike, geborene<br />
Battmer, seine Gastwirtschaft zusammen mit einem Kolonialwarenladen und Ausspann betrieb.<br />
Viele Kunden kauften die Dinge des täglichen Bedarfs zu jener Zeit "auf Buch" und bezahlten je<br />
nach ihrer Kreditwürdigkeit wöchentlich o<strong>der</strong> monatlich das "Angeschriebene". Der "Abendtrunk"
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Bier wurde noch zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts frisch vom Fass gezapft und in einer Kanne von<br />
den Kin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> den Mägden in die umliegenden Häuser geholt. Flaschenbier in <strong>der</strong> heute<br />
üblichen Abfüllung mit Kronkorken bzw. Schnappverschluss gab es um die Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />
noch nicht.<br />
Wilhelm Piepers Vater<br />
Heinrich, aus Kemnade<br />
stammend, übernahm nach<br />
seiner Heirat mit <strong>der</strong> aus <strong>der</strong><br />
Gastwirtschaft Nr.22<br />
stammenden Johanna Ricke<br />
den von seiner Frau ererbten<br />
Familienbetrieb. Nach seinem<br />
frühen Tod heiratete seine<br />
Witwe wie<strong>der</strong> und betrieb mit<br />
ihrem zweiten Mann "Söftje"<br />
die Gastwirtschaft so lange<br />
weiter, bis ihr aus erster Ehe<br />
stammen<strong>der</strong> Sohn Wilhelm<br />
(geb. 1.05.1858) diese im<br />
Jahr 1885 zusammen mit<br />
seiner Ehefrau Frie<strong>der</strong>ike,<br />
geborene Battmer, über-<br />
1901 bis 1902 errichtetes Gasthaus an gleicher Stelle<br />
- 223 -<br />
nehmen konnte. Piepers<br />
Gasthaus erwarb bald in <strong>der</strong><br />
Region einen großen<br />
Bekanntheitsgrad, zumal <strong>der</strong> repräsentative Neubau mit Schankraum, Klubzimmer, Küche und<br />
Saal allen gastronomischen Ansprüchen <strong>der</strong> Zeit entsprach. Für Übernachtungen standen einige<br />
Fremdenzimmer zur Verfügung. Der Laden war durch eine ca. 3,5 Meter breite Ladentheke zum<br />
Flur hin geöffnet, Nach Ladenschluss konnte er durch eine Rolljalousie abgetrennt werden.<br />
Wilhelm Pieper betätigte sich als Kaufmann, Gastwirt und Posthalter bis 1928. Seine<br />
Landwirtschaft übernahm Schwiegersohn August Henneke, <strong>der</strong> seit 1910 mit Tochter Marie<br />
verheiratet war. Sein Sohn, Hermann Pieper, war als gelernter Kaufmann Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
Firma Reese (Pudding) in Hameln und leitete später das Unternehmen in Düsseldorf. Da sich in<br />
<strong>der</strong> Familie Pieper kein Nachfolger zur Weiterführung des Betriebs fand, mussten Laden und<br />
Gastwirtschaft verpachtet werden. Ab 1928 übernahm Familie Stoffregen für 6 Jahre die<br />
Weiterführung <strong>der</strong> Gastwirtschaft, <strong>der</strong> Post und des Ladens. Von 1934 bis 1938 folgte <strong>der</strong> Familie<br />
Stoffregen die Pächterfamilie August Eggers. Ab 1938 führte Ehepaar Wilhelm Wulf den Betrieb<br />
und bewirtschaftete ihn bis 1953. Ab Oktober 1953 pachteten Lieselotte und Wilhelm Dröge die<br />
Gastwirtschaft mit Laden und Poststelle von Frau Ria Heinrichs, <strong>der</strong> Enkelin des Wilhelm Pieper.<br />
An den wirtschaftlichen Aufschwung <strong>der</strong> fünfziger Jahre, <strong>der</strong> immer mehr Familien einen gewissen<br />
Wohlstand brachte, können sich die über Sechzigjährigen sicher noch gut erinnern. Ohne Zweifel<br />
profitierte auch die dörfliche Geselligkeit von dieser Entwicklung, da sich die Jugend häufiger den<br />
Besuch <strong>der</strong> Kneipe leisten konnte. Ein Glas Bier kostete damals 25 Pf, ein Flasche Sinalco ebenso<br />
viel. Als beson<strong>der</strong>er Höhepunkt ist dem Verfasser die Übertragung <strong>der</strong> Fußballweltmeisterschaft<br />
1954 von Bern in Erinnerung, zu welcher <strong>der</strong> in <strong>Heyen</strong> lebende Händler Sörgel ein Schwarz- Weiß-<br />
Fernsehgerät lieferte, das im Klubzimmer von vielen Gästen umlagert war. Der Fernsehabend<br />
beim "Boss" bot über mehrere Jahre Abwechslung und Information für die Jugend und jene<br />
Junggesellen, die keine familiären Pflichten hatten. Ein weiterer Höhepunkt mit großer Resonanz<br />
und heißen Debatten bei den Thekengästen war die viele Stunden andauernde Übertagung <strong>der</strong><br />
Mondlandung 1969 von N. Armstrong in Farbe. In den sechziger Jahren zog das Fernsehgerät in<br />
alle Wohnstuben ein. Damit verlor <strong>der</strong> Kneipenbesuch viel an Attraktivität. Das "Pantoffelkino",<br />
för<strong>der</strong>te zwar den Flaschenbierumsatz pro Haushalt, führte aber zu Umsatzrückgängen beim<br />
Bierausschank in <strong>der</strong> Gaststube.<br />
Die Verschärfung <strong>der</strong> Promille-Grenzen für die Fahrer eines Kraftfahrzeugs in den siebziger<br />
Jahren führte zu einer weiteren Reduktion des Ausschanks alkoholischer Getränke. Der
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Stammtisch <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Landwirte, Handwerker und Gewerbetreibenden, <strong>der</strong> als feucht-fröhliche<br />
"Dämmerrunde" über den Ort hinaus auch viele Gäste aus den Nachbargemeinden über mehr als<br />
zwei Jahrzehnte angezogen hatte, verlor nun seine Anziehungskraft für seine auswärtigen<br />
"Mitglie<strong>der</strong>". Ab 1966 wurde <strong>der</strong> Laden von Lieselotte Dröge aufgegeben und an Wilgard und<br />
Helmut Schmidt verpachtet.<br />
1975 verkaufte die Besitzerin das Anwesen an Ruth Scharpenberg. Nach kurzer Zeit wurde die<br />
Scheune des Anwesens aufwändig umgebaut. Parterre wurde ein über 100 m² großer<br />
Verkaufsraum zur Selbstbedienung errichtet, in den <strong>der</strong> Laden von Schmidts aus den beengteren<br />
Räumlichkeiten des Haupthauses hin verlegt wurde. Die darüber liegende neue Wohnung bezog<br />
Familie Schmidt und wohnte dort bis zur Aufgabe des Ladens im Jahr 1983. Kauffrau Elke<br />
Natschke aus Holzminden übernahm anschließend die Pachtung und führte den Laden bis 1995.<br />
Danach fand sich kein Pächter mehr für das in Konkurrenz zu den Discountläden <strong>der</strong> näheren<br />
Umgebung stehende Geschäft.<br />
Nach Aufgabe <strong>der</strong> Gastwirtschaft durch Familie Dröge erfolgte <strong>der</strong> Umbau des Haupthauses mit<br />
<strong>der</strong> Verlegung des Thekenraumes und <strong>der</strong> Erweiterung <strong>der</strong> Klubräume. Erste Pächter in den<br />
umgestalteten Räumlichkeiten waren Ute und Dieter Tomaszewski, die die Gastwirtschaft bis 1983<br />
führten. Als nächste Pächter <strong>der</strong> Gastwirtschaft übernahmen Margret und Helmut Damrau ab<br />
November 1983 die Bewirtschaftung im Nebenerwerb. Nachteile für die wirtschaftliche Führung<br />
des Hauses ergaben aus dem Fehlen eines Saales zur Ausrichtung größerer Feierlichkeiten. Das<br />
Dorfgemeinschaftshaus mit seinen besseren Möglichkeiten wurde immer stärker zur Konkurrenz<br />
und entzog <strong>der</strong> Gastwirtschaft einen wesentlichen Teil ihrer wirtschaftlichen Basis. Die verän<strong>der</strong>ten<br />
Konsum- und Kommunikationsbedürfnisse ließen <strong>der</strong> traditionell geführten Dorfkneipe lei<strong>der</strong> keine<br />
Überlebenschance. Am 1.03.1989 schloss das Gasthaus Damrau seine Pforten. Die<br />
nachfolgenden Pächter <strong>der</strong> Gastwirtschaft (Günter Kellner und danach Grit Rietig) gaben jeweils<br />
nach wenigen Monaten die Pachtungen auf, sodass ab 1992 <strong>der</strong> Gaststättenbetrieb endgültig<br />
eingestellt wurde.<br />
In das Nebengebäude wurden bereits ab 1991 Wohnungen eingebaut. Später erfolgte auch <strong>der</strong><br />
Umbau <strong>der</strong> Gasträume zu Wohnzwecken. Das Haus sah in den Folgejahren eine Vielzahl von<br />
Mietparteien. Am 1.01.2003 ging das Anwesen in den Besitz von Herrn Wolfgang Fröhlich aus<br />
Esperde über.<br />
18.8 Vier Generationen Malerfachbetrieb Lindemann - Seit 1884 -<br />
Der Malerfachbetrieb Lindemann in <strong>Heyen</strong> kann 2004<br />
sein 120jähriges Bestehen feiern und darf mit Recht<br />
stolz darauf sein, dass inzwischen vier Generationen<br />
den Beruf dieser Firma und dieses Meisterbetriebes<br />
mit Qualitätsarbeit, Vielseitigkeit und Preiswürdigkeit<br />
bei zufriedenen Kunden und Auftraggebern nah und<br />
fern rechtfertigen konnten. Ob es sich nun um privaten<br />
Service handelte, um Inanspruchnahme durch Firmen<br />
o<strong>der</strong> öffentliche Aufträge, die Firma Lindemann erwarb<br />
sich in den 120 Jahren ihrer Existenz seit 1884<br />
vielfältiges Vertrauen, ging stets mit <strong>der</strong> Zeit und kann<br />
auch heute mit aktuellen Angeboten und mo<strong>der</strong>nstem<br />
Service in sämtlichen Malerarbeiten, bei Fassadenanstrichen<br />
und Vollwärmeschutz, Teppichbodenverlegung und im PVC-Beläge-Bereich wie in <strong>der</strong><br />
reichhaltigen Tapeten-Auswahl aufwarten. Und mit <strong>der</strong> umfangreichen Leistungspalette kann auch<br />
stets in vielen Projekten von Kirche und Kommune, Industrie und im Privatbereich <strong>der</strong> Beweis<br />
sorgfältiger und fachkundiger Arbeit verbunden werden.<br />
- 224 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Da die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> 2004 ihren 1000.Geburtstag feiern kann, ist das 120jährige Bestehen <strong>der</strong><br />
Firma Lindemann auch ein Teil <strong>der</strong> Ortsgeschichte und darf in diesem Zusammenhang<br />
eindrucksvoll gewürdigt werden.<br />
So mancher Einwohner <strong>der</strong> Nordkreisgemeinde weiß sicherlich nicht, dass <strong>der</strong> Malerfachbetrieb<br />
einmal aus einer Drechslerei hervorgegangen ist, die Friedrich Lindemann (geb. am 28.Juli 1857)<br />
innehatte. Friedrich Lindemann, <strong>der</strong> Urgroßvater des jetzigen Meisters Ralf Lindemann, hatte<br />
zunächst das Drechslerhandwerk erlernt und arbeitete die ersten Jahre im elterlichen Betrieb.<br />
Gefertigt wurden damals vorwiegend Spinnrä<strong>der</strong> und Gerät zur Textilherstellung wie<br />
beispielsweise Haspeln.<br />
Noch heute kann man im Hause Lindemann, Gönne 9, gediegene Arbeiten des früheren<br />
Drechslers Friedrich Lindemann bewun<strong>der</strong>n, <strong>der</strong> bald erkannte, dass diese Seite des Handwerks<br />
keine große Zukunft hatte.<br />
Er begann schon in jungen Jahren Landschaften und Portraits zu malen, und einige Exponate wie<br />
Zeugen seines vielseitigen Könnens kann man noch heute in <strong>Heyen</strong> bewun<strong>der</strong>n. Und weil er so<br />
gut mit Farbe und dem Pinsel umgehen konnte, entschloss er sich nun zu einer zweijährigen Lehre<br />
als Maler in einem Meisterbetrieb in Kemnade. Nach bestandener Abschlussprüfung gründete er<br />
1884 eine eigene Existenz.<br />
In <strong>der</strong> Umgebung von <strong>Heyen</strong> gab es bald kaum einen Maler, den er nicht ausgebildet hatte.<br />
Zahlreiche Gotteshäuser wurden von ihm renoviert, restauriert und gestaltet. Sein Sohn Friedrich<br />
(geb. am 25.Juni 1883) lernte im Betrieb des Vaters und besuchte einige Semester die „Private<br />
Malerschule“ in Hameln. Er absolvierte am 19.März 1926 die Meisterprüfung und führte die Firma<br />
bis zu seinem Tode am 23. November 1935.<br />
Sein Vater – nun inzwischen 78 Jahre alt geworden – übernahm wie<strong>der</strong> die Leitung des<br />
Familienunternehmens , und <strong>der</strong> Großsohn Ludwig (geb. am 31. Juli 1922) erlernte ab 1937 bei<br />
ihm das Malerhandwerk.<br />
Mit mehreren Gesellen wurde <strong>der</strong> Betrieb weitergeführt, bis Ludwig Lindemann 1941 zum<br />
Kriegsdienst eingezogen wurde. 1942 starb Friedrich Lindemann im Alter von 85 Jahren, und nach<br />
dem Ende des Zweiten Weltkrieges baute Ludwig Lindemann den Malereibetrieb wie<strong>der</strong> auf. Er<br />
besuchte von 1946 bis 1948 die Werkkunstschule Hannover, absolvierte 1948 die Meisterprüfung<br />
in Göttingen und führte die Familienfirma bis 1960.<br />
Ab 1945 ging sein Bru<strong>der</strong> Wilhelm (geb. am 12. November 1930) bei ihm in die Lehre und<br />
besuchte anschließend die Malerschulen in Lemgo und Buxtehude. Nach <strong>der</strong> Meisterprüfung am<br />
27. März 1953 im Maler- und Lackierhandwerk übernahm er nun ab 1960 den Betrieb, in dem auch<br />
sein Sohn Ralf beim Vater das Malerhandwerk erlernte.<br />
Wilhelm Lindemann fungierte bis zu seinem Tode 1984 als stellvertreten<strong>der</strong> Obermeister <strong>der</strong><br />
Maler- und Lackierer- Innung Holzminden. Nach dem frühen Tode des Vaters war nun <strong>der</strong> Sohn<br />
Ralf (geb. am 22.März 1961) gefor<strong>der</strong>t, die Familientradition ab 1984 fortzusetzen. 1985 bestand<br />
er in Hildesheim die Meisterprüfung.<br />
Damit ist nun <strong>der</strong> Betrieb seit vier Generationen in Familienbesitz und präsentiert sich als<br />
gesundes Familienunternehmen.<br />
- 225 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
18.9 Malerfachbetrieb Semper - seit 1972<br />
Der Betrieb wurde im Jahr l972 von Manfred<br />
Semper gegründet. In Goslar wurde er zum<br />
Maler- u. Lackierer ausgebildet und kam l957<br />
nach <strong>Heyen</strong>.<br />
Nachdem er einige Jahre Erfahrung im In- u.<br />
Ausland erworben hat, legte er l969 vor <strong>der</strong><br />
Handwerkskammer Hildesheim die Meisterprüfung<br />
ab. l972 wurde er als selbständiger<br />
Handwerksmeister in die Handwerksrolle<br />
eingetragen.<br />
In den ersten Jahren arbeitete er allein, nach<br />
Festigung <strong>der</strong> Betriebsstruktur stellte er<br />
weitere Mitarbeiter ein und bildete im Laufe <strong>der</strong> Jahre mehrere Lehrlinge aus.<br />
Seine Söhne traten in seine Fußstapfen und legten l995 und l997 ebenfalls vor <strong>der</strong><br />
Handwerkskammer Hildesheim im Alter von 23 Jahren die Meisterprüfung ab. Der älteste Sohn<br />
übernahm l998 die Fa. H. Wittmoser GmbH in Hameln.<br />
Der Zweitälteste Sohn übernahm l999 nach Erkrankung des Vaters den elterlichen Betrieb. Beide<br />
Brü<strong>der</strong> arbeiten mit ihren Betrieben eng zusammen.<br />
Heute ist <strong>der</strong> Betreib ein leistungsfähiges Familienunternehmen, welches mit Hilfe von zwei<br />
Fachkräften und einem Azubi allen Anfor<strong>der</strong>ungen gerecht wird.<br />
18.10 Massivmöbel Diekmann - seit 1986<br />
- 226 -<br />
Familie Semper v. l. Armin, Axel, Elfi und Manfred, Mitarbeiter<br />
Die Tischlerei wurde 1986 von Sabine und<br />
Heinz Diekmann gegründet. Tätigkeiten<br />
waren in den ersten Jahren überwiegend<br />
Bautischlerarbeiten und gelegentlich<br />
Möbelstücke. Die Werkstatt hatte eine<br />
Größe von 100 qm,<br />
Die Werkstatt wurde für 1 Meister, 2<br />
Gesellen und 1 Lehrling zu klein. Eine<br />
neue Werkstatt mit 540 qm wurde 1990/91<br />
gebaut. Die Produktion wandelte sich<br />
immer mehr zur Möbeltischlerei.<br />
Die Firma Diekmann Massivmöbel wird<br />
durch die Beteiligung an großen und<br />
kleinen Messen überregional. Die Möbelfertigung wird zum wichtigsten Standbein.<br />
Um die Vermarktung auch außerhalb <strong>der</strong> Messen professionell durchführen zu können wurde 1995<br />
in Hameln in <strong>der</strong> Fußgängerzone ein Geschäft für Massivholzmöbel eröffnet.<br />
1999 Planung eines eigenen Ausstellungshauses. Auf <strong>der</strong> Verbrauchermesse Infa`99 in Hannover<br />
mit ca. 1700 Ausstellern, erlebt die Firma Diekmann Massivmöbel ihren bisherigen größten Erfolg<br />
im Punkt Öffentlichkeitsarbeit. Der Radiosen<strong>der</strong> NDR 1 und <strong>der</strong> Fernsehsen<strong>der</strong> N 3 berichten über<br />
Möbelstücke die nach den Kriterien von Feng Shui gestaltet wurden.
2001 Eröffnung eines Ausstellungshauses<br />
mit 450 qm<br />
Ausstellung. Die<br />
Ausstellungsräume werden<br />
neben <strong>der</strong> Warenpräsentation<br />
auch für kulturelle<br />
Veranstaltungen und Seminare<br />
genutzt. Runde Küchen in<br />
eckige Räume konstruiert<br />
bilden einen Schwerpunkt <strong>der</strong><br />
Ausstellung.<br />
2003 Verleihung des Titels -<br />
Tischlerei des Jahres - am<br />
13.3.2003 wird die Tischlerei<br />
Diekmann von einer<br />
unabhängigen Jury unter 2000<br />
Tischlereien zur Tischlerei des<br />
Jahres gewählt.<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
18.11 Meyer´s Meister Betrieb - seit 1998<br />
- 227 -<br />
Gegründet wurde <strong>der</strong> Betrieb in<br />
<strong>Heyen</strong> am 01. September 1998 vom<br />
KFZ-Techniker-Meister Dietrich<br />
Meyer. Die Gründung erfolgte in<br />
Teilen <strong>der</strong> Gebäude des früheren<br />
Familienbetriebes Friedrich Keller<br />
GmbH & Co. KG.<br />
Mit einem großen Anteil an<br />
Eigenleistung und <strong>der</strong> Hilfe aus<br />
Familie und Freundeskreis wurde die<br />
Büro- und Betriebsstätte umgebaut,<br />
mo<strong>der</strong>nisiert und neu eingerichtet.<br />
In den ersten 3 Jahren nach <strong>der</strong><br />
Gründung konnte Dietrich Meyer die<br />
anfallenden Aufgaben allein bewältigen. Die Auftragslage entwickelte sich dann aber so positiv,<br />
dass bereits Anfang August 2001 ein Geselle eingestellt werden konnte.<br />
Anläßlich <strong>der</strong> Feier zum 3 jährigen Bestehen <strong>der</strong> Firma MMB im Jahre 2001 konnten im Rahmen<br />
einer Ausstellung Neufahrzeuge des Herstellers Peugeot ausgestellt und zum Kauf angeboten<br />
werden. Seither werden diese Neufahrzeuge auch über die Firma MMB bestellt und ausgeliefert.<br />
Damit ist es in <strong>Heyen</strong> wie<strong>der</strong> möglich ein Neufahrzeug zu kaufen, und den vollen Service dazu zu<br />
bekommen.<br />
Der Tätigkeitsbereich <strong>der</strong> Firma MMB lag und liegt im Bereich <strong>der</strong> kompletten Wartungs-, Service-<br />
und Reparaturarbeiten für alle KFZ Fabrikate, mit einer Spezialisierung auf die Fahrzeuge des<br />
Herrstellers Peugeot.
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
18.12 AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel<br />
„<strong>Heyen</strong> ist <strong>der</strong> Nabel <strong>der</strong> Welt“ - sagen APM-Therapeuten, denn - hier in dieser kleinen<br />
nie<strong>der</strong>sächsischen <strong>Gemeinde</strong> im Weserbergland werden seit über 20 Jahren Angehörige aller<br />
medizinischen Berufe und Assistenzberufe in APM nach Penzel ausgebildet, werden seit 30<br />
Jahren medizinische Waren und Literatur versandt, werden Patienten seit fast 30 Jahren behandelt<br />
und seit 25 Jahren inzwischen über 4.000 Mitglie<strong>der</strong> betreut. <strong>Heyen</strong> ist die Weltzentrale <strong>der</strong><br />
AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel.<br />
Willy Penzel, <strong>der</strong> Pionier <strong>der</strong> nach ihm benannten AKUPUNKT-MASSAGE wurde<br />
1918 in Wattenscheid geboren. Nach dem Militärdienst arbeitete Willy Penzel im<br />
Schiffbau und als Landmaschinenschlosser. Im Weserbergland lernte er seine<br />
spätere Frau, Irmgard Steinbrink, verwittwete Meyer, (<strong>Heyen</strong>, Neuer Weg 11),<br />
kennen. Sie heirateten und zogen zunächst nach Bad Pyrmont.<br />
Veranlasst durch eine lebensbedrohliche Lebererkrankung seiner Frau, die<br />
ärztlicherseits austherapiert war, begann Penzel sich Mitte <strong>der</strong> fünfziger Jahre mit<br />
Medizinliteratur zu befassen. So wurde er auf das Buch des Autors von Puttkamer<br />
„Organbeeinflussung durch Massage“ aufmerksam. Die Erkenntnisse aus dem Buch setzte er an<br />
seiner jungen Frau um. Die Erfolge waren bemerkenswert. Irmgard Penzel konnte schon wenige<br />
Wochen später nach Hause zurückkehren und wurde vollkommen gesund. Sie überlebte ihren<br />
Mann um 3 Jahre.<br />
Fortan betrieb Penzel seine nichtuniversitäre Fortbildung in medizinischen Disziplinen und<br />
besuchte u.a. das Ludwig-Boltzmann-Institut in Wien. Hier lernte er den „Akupunktur-Papst“ Prof.<br />
Dr. med. Johannes Bischko kennen und besuchte einige seiner Vorlesungen und Seminare. Dies<br />
alles floss in die Entwicklung seines Behandlungskonzeptes ein, das er Akupunkt-Massage<br />
nannte. Die AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel -APM® war geboren. Um die Therapie beim<br />
Patienten auch anwenden zu dürfen, liess er sich zum Masseur/med. Bademeister ausbilden und<br />
fand in den sechziger Jahren Anstellung in einem Krankenhaus in Bad Pyrmont. Hier hatte er<br />
Gelegenheit, seine APM bei einem größeren Kreis von Patienten anzuwenden. Bald schon wurden<br />
Kollegen auf ihn aufmerksam und die ersten Fortbildungen begannen.<br />
Um den steigenden Schülerzahlen gerecht werden<br />
zu können, löste Willy Penzel sein Arbeitsverhältnis<br />
mit <strong>der</strong> Klinik und gründete 1971 sein Lehrinstitut<br />
Penzel in Bad Pyrmont. Bald wechselte er in<br />
größere Räumlichkeiten im westfälischen Lügde. Die<br />
ersten Auslandskurse fanden in Norwegen, <strong>der</strong><br />
Schweiz und in Österreich statt. Mitte <strong>der</strong> siebziger<br />
Jahre verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach<br />
<strong>Heyen</strong> bei Bodenwer<strong>der</strong>, dem Geburtsort seiner<br />
Frau. Hier entstand zunächst<br />
die Verwaltung und 1983 seine<br />
Pyramide (<strong>der</strong> ägyptischen<br />
Cheops-Pyramide nachgebaut),<br />
das Lehrinstitut für<br />
AKUPUNKT-MASSAGE nach<br />
Penzel, die zentrale Ausbildungsstätte für Deutschland. 1978 gründete<br />
Penzel den Internationalen Therapeutenverband AKUPUNKT-MASSAGE<br />
nach Penzel e.V.. Es wurden in <strong>der</strong> Folge Unterglie<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Schweiz<br />
(1979) und in Österreich (1980) gebildet.<br />
Als Willy Penzel am 18.04.1985 verstarb, hatte er seinem Nachfolger Günter Köhls bereits die<br />
Führung seines Hauses und die Verantwortung für sein Lebenswerk übertragen. Günter Köhls,<br />
ältester Sohn von Margarete und Willi Köhls (<strong>Heyen</strong>, Gönne 2), entwickelte früh Interesse an dem<br />
Wirken von Willy Penzel und erkannte sehr bald das Potential, das in diesem bahnbrechenden<br />
- 228 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Therapieverfahren steckte und entschied sich gemeinsam mit seiner Frau Karin, Tochter von<br />
Lieselotte und Paul Klettke, (<strong>Heyen</strong>, Gönne 11), für die Arbeit an Penzels Seite.<br />
Das Lehrinstitut für AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel besuchen heute Schüler aus allen fünf<br />
Kontinenten. Es wird hier ganzjährig unterrichtet. In den vergangenen 20 Jahren fanden in <strong>Heyen</strong><br />
über 1.000 Kurse mit über 50.000 Teilnehmern statt. Im Jahr werden heute etwa 12.000<br />
Übernachtungen in <strong>Heyen</strong> und den umliegenden Orten gezählt. Seit Bestehen des Lehrinstitutes<br />
hier am Ort konnten insgesamt 150.000 Übernachtungen verbucht werden. Überwiegend werden<br />
die Gäste in den zahlreichen Privatquartieren in <strong>Heyen</strong> in familierer Atmosphäre untergebracht. Im<br />
Ausland führt das deutsche Lehrinstitut regelmässig Lehrgänge in Österreich sowie in <strong>der</strong><br />
Schweiz durch. Selbstständige Zweigschulen befinden sich in Israel, Italien, Norwegen, Slowenien,<br />
Spanien, Tschechien und Ungarn. Parallel zu den in <strong>Heyen</strong> stattfindenden Kursen werden noch bis<br />
zu 90 medizinische Lehrgänge (u.a. auch im Bereich Tiermedizin) pro Jahr im In- und Ausland<br />
organisiert und personell betreut.<br />
In <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Zentrale, die neben <strong>der</strong> Schule auch noch ein Gesundheitszentrum mit<br />
angeschlossener APM-Praxis sowie integrierter selbstständiger homöopathischer Arztpraxis,<br />
eine Handels-Gesellschaft, einen kleinen Buchverlag, einen veterinärmedizinischen<br />
Schulungsbetrieb und die Geschäftsstelle des Internationalen Therapeutenverbandes<br />
AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel e.V., beherbergt, arbeiten inzwischen 22 festangestellte<br />
Mitarbeiter und zeitweise etwa 50 freiberuflich Tätige als Lehrassistenten.<br />
Seit 1999 wird <strong>Heyen</strong> als Penzel - Kurort mit <strong>der</strong> „APM-Kur im Weserbergland“ beworben. In 3<br />
Gästehäusern, den Häusern Wernita I + II sowie den m.a.i. - Appartements in unmittelbarer Nähe<br />
zum Gesundheitszentrum werden Gäste in komfortablen 1 und 2 - Bettzimmern untergebracht.<br />
1978 wurde aus <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft für AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel <strong>der</strong><br />
Internationale Therapeutenverband AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel e.V. mit 2 Sektionen in<br />
Österreich und <strong>der</strong> Schweiz. Der Interessen-/Berufsverband hat seinen Sitz in <strong>Heyen</strong>. Er leistet<br />
Fortbildungstätigkeit, Öffentlichkeitsarbeit (u.a Kongresstätigkeit, Vortragsreisen,<br />
Veröffentlichungen in <strong>der</strong> Fachpresse), Berufsberatung, gibt eine Quartalsmitglie<strong>der</strong>zeitschrift<br />
heraus und nimmt 6 Mal im Jahr in <strong>Heyen</strong> die Prüfung <strong>der</strong> ausgebildeten APM-Therapeuten ab.<br />
Der Verband betreut <strong>der</strong>zeit über 4.000 Mitglie<strong>der</strong>.<br />
Im Oktober 1993 würdigte die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong>, im Beisein <strong>der</strong> Penzel-Tochter Doris Oswald und<br />
ihren 3 Töchtern Undine, Diana und Laura, seinen verdienten Bürger Willy Penzel mit <strong>der</strong><br />
Benennung <strong>der</strong> Straße im Bereich seiner Schulgebäude in „Willy-Penzel-Platz“.<br />
18.13 Bäckerei Wilhelm Baxmann - seit 1884<br />
Im Jahre 1884 richtete <strong>der</strong><br />
Bäckermeister Heinrich Baxmann im<br />
Haus Nr. 58b, in <strong>der</strong> heutigen<br />
Esper<strong>der</strong> Straße, eine Bäckerei ein.<br />
Am 5. Mai 1924 verstarb er und sein<br />
Sohn Wilhelm Baxmann, geboren am<br />
27.02.1906 übernahm die Bäckerei.<br />
Die Bäckerlehre absolvierte er in <strong>der</strong><br />
Bäckerei des Vaters. Am 5. März 1934<br />
legte er die Meisterprüfung ab. Im<br />
Oktober 1934 heiratete Wilhelm<br />
Baxmann seine Frau Dora, geborene<br />
Wassmann, mit <strong>der</strong> er dann<br />
gemeinsam die Bäckerei und<br />
Kolonialwaren führte. Ansicht des alten Wohn- und Backhauses<br />
- 229 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Im Jahre 1965 baute er den ersten elektrischen Backofen ein und das Geschäft florierte.<br />
Im Jahr 1938 wurde <strong>der</strong> Sohn Wilhelm Baxmann geboren, <strong>der</strong> seine Bäckerlehre von 1953 bis<br />
1956 bei <strong>der</strong> Bäckerei Wilhelm Vogt in Kemnade machte.<br />
Nach <strong>der</strong> Lehre ging er zurück in den elterlichen Betrieb<br />
und machte 1961 seine Meisterprüfung. Am 1. Januar<br />
1971 übernahm Wilhelm Baxmann mit seiner Frau<br />
Hannelore, geborene Rakemann, das Geschäft <strong>der</strong> Eltern.<br />
18.14 Gärtnerei Sporle<strong>der</strong><br />
Im Frühsommer 1951 wagte Helmut Sporle<strong>der</strong><br />
den Schritt in die Selbständigkeit. Der Beginn<br />
war ein kleiner Hof mit Feld und Vieh und<br />
einem kleinen Grundstück für ein Gewächshaus<br />
und einige Frühbeete.<br />
Einige Jahre später heiratet er seine Frau<br />
Marie-Luise, geb. Lohmann. Gemeinsam wurde<br />
in den Aufbaujahren Gemüse produziert, im<br />
Gewächshaus sowie draußen auf dem Feld. So<br />
nach und nach wuchs nicht nur die Gärtnerei<br />
son<strong>der</strong>n auch die Familie, und aus dem<br />
Hofbetrieb wurde eine stattliche Gärtnerei.<br />
Nach vielen Umbauten und Renovierungen des<br />
Wohnhauses, <strong>der</strong> Backstube und des Ladens wurde <strong>der</strong><br />
zweite elektrische Backofen 1978 eingebaut.<br />
Der Sohn Friedhelm Baxmann machte von 1978 bis 1981<br />
eine Bäckerlehre bei <strong>der</strong> Bäckerei Wegener in Hameln.<br />
Seine ersten Gesellenjahre verbrachte er in <strong>der</strong> Bäckerei<br />
Wedekind in Bodenwer<strong>der</strong>. Anschließend kam er dann in<br />
den elterlichen Betrieb und machte 1985 seine<br />
Meisterprüfung. Aus Gesundheitsgründen konnte er<br />
seinen Beruf lei<strong>der</strong> nicht weiter ausüben und schulte um.<br />
Da war die Tochter von Wilhelm und Hannelore Baxmann<br />
zur Stelle. Angela Narten, geborene Baxmann, erlernte<br />
von 1989 bis 1991 das Bäckerhandwerk bei Ihrem Vater.<br />
Im Jahre 1999 legte sie vor <strong>der</strong> Handelskammer<br />
Hildesheim ihre Meistprüfung ab und führt seither<br />
gemeinsam mit den Eltern die erfolgreiche Bäckerei.<br />
Nachdem Mähdrescher, Kühe und Hühner abgeschafft waren, konnte man <strong>der</strong> wachsenden<br />
Nachfrage nach Blumen gerecht werden. Als das Grundstück an <strong>der</strong> Gönne vorn und hinten nicht<br />
mehr ausreichte, wurde vor etwa 20 Jahren auf dem Grundstück an <strong>der</strong> Twetje durch Landzukauf<br />
und den Bau von Gewächshäusern <strong>der</strong> Betrieb erweitert. Während dieser Zeit wurden auch die<br />
Kin<strong>der</strong> Julia, Ulrich und Hermann mehr in das Betriebsgeschehen einbezogen. Julia, gelernte<br />
Bankkauffrau, übernahm das Büro und Ulrich und Hermann, beide gelernte Gärtner, nach und<br />
- 230 -<br />
Ansicht des Wohnhauses
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
nach den Betrieb. Anfang <strong>der</strong> 80iger Jahre ging <strong>der</strong> Betrieb fest an Ulrich und Hermann Sporle<strong>der</strong>,<br />
beide inzwischen Gärtnermeister, über und die Firmengrün<strong>der</strong> Marie-Luise und Helmut Sporle<strong>der</strong><br />
konnten in den verdienten Ruhestand gehen.<br />
Der Betrieb in <strong>Heyen</strong> umfasst heute 5000 m² beheizter Gewächshausfläche, sowie einer erst vor<br />
einigen Jahren neu gebauten Verkaufsfläche mit über 1000 m². Vor knapp 4 Jahren wurde in Bad<br />
Mün<strong>der</strong> ein zweiter Betrieb dazu<br />
gekauft.<br />
18.15 Versicherungs-Generalagentur Meyer - seit 1969<br />
Das Versicherungsbüro Meyer besteht in <strong>Heyen</strong> seit dem<br />
01.05.1969. Als kompetenter Partner in<br />
Versicherungsfragen arbeitete Gerhard Meyer<br />
nebenberuflich bis zum 31.03.1993 für eine Gesellschaft in<br />
dieser Region. Nach dem Fall des Monopolrechts<br />
wechselte er 1993 das Unternehmen und gründete<br />
zusammen mit seiner Frau Bärbel die Hauptvertretung<br />
Meyer.<br />
Bis 1993 konnte man aufgrund des Monopols nur in einer<br />
begrenzten Region versichern. Da dieser Gebietsschutz<br />
weggefallen ist, war es ab dem Zeitpunkt möglich, im<br />
weiteren Umland zu arbeiten. Die Agentur Meyer betreut<br />
heute Kunden weit über die Ortsgrenzen hinaus.<br />
- 231 -<br />
Heute ist <strong>der</strong> Betrieb einer <strong>der</strong> größten<br />
Endverkaufsgärtnereien und mit einem<br />
Personalbesatz von 25 Mitarbeitern<br />
ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in<br />
dieser Region. Im Jahre 2002 wurde<br />
<strong>der</strong> Betrieb vom Zentralverband<br />
Gartenbau zur 4-Sterne-Premium-<br />
Gärtnerei ausgezeichnet.<br />
In Zeiten, in denen die Konkurrenz größer und die<br />
allgemeine Marktlage schwieriger wird, hat es <strong>der</strong> aus<br />
<strong>Heyen</strong> stammende Gerhard Meyer immer verstanden, die<br />
Kunden, Freunde und Bekannte, vertrauenswürdig mit den<br />
Versicherungsleistungen zu überzeugen. Das heißt man nimmt sich gerne die Zeit, um unter dem<br />
Gesichtspunkt des individuellen Bedarfs festzustellen, welcher Versicherungsschutz für die<br />
Kunden sinnvoll und empfehlenswert ist. Weiter bedeutet das auch, dass <strong>der</strong> Service eindeutig im<br />
Mittelpunkt <strong>der</strong> täglichen Arbeit steht und nicht erst dann, wenn <strong>der</strong> Kunde im Schadenfall<br />
engagierte Hilfe benötigt.<br />
Seit dem Jahr 2000 arbeitet auch <strong>der</strong> Sohn Andreas Meyer (Bankkaufmann und<br />
Versicherungsfachmann) hauptberuflich an <strong>der</strong> Seite seines Vaters. Die Aufgaben, Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
und Herausfor<strong>der</strong>ungen sind vor allem in den letzten 10 Jahren erheblich gestiegen. Aus diesem<br />
Grund hat sich die Zusammenarbeit und Aufteilung <strong>der</strong> anfallenden Arbeiten bis zum jetzigen<br />
Zeitpunkt bewährt.<br />
Am 01.01.2004 wurde aus <strong>der</strong> Hauptvertretung die Versicherungs-Ggeneralagentur Meyer.
18.16 Steuerbüro Gerhard Fischer<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Nach Ausbildung und Bestellung zum Steuerbevollmächtigen im Februar 1980 wurde im Oktober<br />
1986 die Bestellung zum Steuerberater vom Finanzministerium für Herrn Gerhard Fischer<br />
vorgenommen. Dieses berechtigte ihn nun zur beruflichen Nie<strong>der</strong>lassung (zunächst Brockensen –<br />
dann ab Fertigstellung des Neubaus im August 1983 in <strong>Heyen</strong>).<br />
Nachdem ein ansehnlicher Mandantenstamm vorhanden war, konnte aus räumlichen Gründen nun<br />
ein Umzug nach Bodenwer<strong>der</strong> gewagt werden. Im November 1989 wurde zunächst am Mühlentor<br />
ein Steuerberatungsbüro eröffnet. Als auch diese Räumlichkeiten zu klein wurden, erfolgte ein<br />
weiterer Umzug in die Große Straße 21. Hier stehen<br />
zur Zeit für 11 Mitarbeiter insgesamt 240 qm<br />
Bürofläche zur Verfügung.<br />
Das Steuerberatungsbüro Fischer beschäftigt sich<br />
mit <strong>der</strong> Erstellung privater Steuererklärungen und<br />
Beratung in allgemeinen Steuerfragen. Für<br />
Gewerbebetriebe werden die Buchhaltungen, die<br />
Jahresabschlüsse, die Lohn- und Gehaltsabrechnungen<br />
sowie die betrieblichen Steuererklärungen<br />
erstellt.<br />
Beratungen in allen Fragen <strong>der</strong> Existenzgründung<br />
und <strong>der</strong> Rechtsformwahl gehören auch mit zum<br />
Leistungsangebot. Zunehmend wird<br />
Gerhard Fischer mit Ehefrau Roswita<br />
betriebswirtschaftliche Beratung gefor<strong>der</strong>t. Hierzu<br />
gehören kreditwirtschaftliche Fragen, sowie die Einstellung <strong>der</strong> Betriebe auf künftige<br />
Ratingbeurteilung <strong>der</strong> Kreditwirtschaft. Das Büro arbeitet mit <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen EDV-Netzwerkanlage<br />
und bedient sich <strong>der</strong> DATEV Software.<br />
Die Wurzeln des Steuerbüros liegen nach wie vor in <strong>Heyen</strong>. Hier lebt auch die Familie des<br />
Betriebsinhabers.<br />
- 232 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
19 Die wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem 2ten Weltkrieg<br />
(Auszüge aus einem Aufsatz von Kurt Wiemann aus dem Jahr 1951)<br />
<strong>Heyen</strong> ist in erster Linie ein Bauerndorf. Im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t, als das Dorf unter <strong>der</strong> Gerichtsbarkeit<br />
des Amtes Wickensen stand und die Bauern Korn- und Fleischzehnt an 10 verschiedene<br />
Gutsherren (Amt Wickensen, Kloster Kemnade, H. v. Münchhausen zu Bodenwer<strong>der</strong>, H. Graf von<br />
<strong>der</strong> Schulenburg u.a.) zahlen mussten, gehörten zum Dorf 8 Ackerhöfe, 4 Halbspänner, 26<br />
Großköters, 4 kleine Köters und 14 Brinksitzer, also 56 Höfe. Es gab damals 2000 Morgen Land.<br />
Bis zur Separation 1856 stieg die Fläche auf 3300 Morgen. Die Größenverteilung sah so aus: 7<br />
Vollmeierhöfe (Ackerhöfe) 90–180 Morgen (M), 4 Halbmeierhöfe (Halbspänner) 90–110 M, 26<br />
Großkothöfe 15–70 M, 4 Kleinkothöfe 12–25 M, 14 Brinksitzerstellen 1–13 M, 10 Anbauerstellen<br />
0–2 M.<br />
Das Vieh wurde nach den Gattungen geson<strong>der</strong>t von gemeinschaftlichen Hirten auf Stoppel,<br />
Brache, Wiese und Weide gehütet. Die Pferde wurden nur nachts in die eingefriedigten Auen<br />
getrieben, die das ganze Jahr hindurch vom Vieh beweidet wurden. Außerdem wurden dort die<br />
Flachsrotten angelegt. Die übrigen Ackerlän<strong>der</strong>eien wurden nach den Regeln <strong>der</strong><br />
Dreifeldwirtschaft mit fast durchgängiger Besömmerung <strong>der</strong> Brache bewirtschaftet. Der<br />
Flachsanbau und die Leineweberei spielten eine große Rolle. Davon zeugen heute noch die zum<br />
Teil zugefahrenen Rotten und auf alten Hausböden vorhandene „Braken, Ristebocken und<br />
Heckeln“. 1951 wurden in über 70 Betrieben in <strong>der</strong> Größe von 0,5 bis 50 ha über 2000 Morgen<br />
Ackerland bewirtschaftet und 600 Großvieheinheiten gehalten.<br />
Großbetriebe sind nicht vorhanden. An erster Stelle stehen mit 63,5 % die Kleinbetriebe (0,5–5<br />
ha), an zweiter die kleinbäuerlichen Betriebe (5–20 ha) mit 22,5 %. Die 10 mittelbäuerlichen<br />
Betriebe (20–50 ha) nehmen nur 14 % ein, dennoch bewirtschaften diese Betriebe das meiste<br />
Land. Die verschiedenen Größenklassen sind dadurch entstanden, dass die Gutsherren die<br />
Bauern belehnten, sie selbst Land urbar machten o<strong>der</strong> zusammen heirateten bzw. unter die Kin<strong>der</strong><br />
aufteilten.<br />
Die Wirtschaftfläche <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> (Land- und Forstwirtschaft) beträgt heute 852,19 ha. Daran ist<br />
die Forst mit 174,53, das Ödland und Umland mit 17,45 ha, die Gebäude- und Hofflächen mit<br />
10,46 ha beteiligt. An Flächen außerhalb <strong>der</strong> Betriebe kommen hinzu: 41,9 ha Wegeland, 13 ha<br />
Gewässer (Weser). Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt 585,43 ha und glie<strong>der</strong>t sich in<br />
484,10 ha Ackerland, 13,76 ha Gartenland, 1 ha Obstanlagen, 11,28 ha einschürige Wiesen, 35,86<br />
ha mehrschürige Wiesen, 3,56 ha gute Weiden und 33,67 ha mittlere Weiden. Das<br />
Grünlandverhältnis (Wiesen und Weiden : Acker) beträgt 1:5,7. Aus dem Kulturartenverhältnis<br />
kann man die Wirtschaftsweise ableiten. Es besteht aus 58 % Acker, 10 % Grünland, 20 % Wald<br />
und 12 % an<strong>der</strong>en Flächen. Auf dem Acker werden 65 % Getreide und Hülsenfrüchte, 25 %<br />
Hackfrüchte und 10 % Ölfrüchte und Klee angebaut, so dass man die hiesige Wirtschaftsweise als<br />
Dreifel<strong>der</strong>wirtschaft mit Getreide-Hackfruchtbau ansprechen kann. Den größten Umfang nimmt<br />
also <strong>der</strong> Getreidebau ein. Im Hackfruchtbau spielt die Zuckerrübe eine beson<strong>der</strong>e Rolle. Die<br />
Erzeugnisse des Rübenbaues bilden eine wesentliche Futtergrundlage für die Tiere und<br />
ermöglichen eine stärkere Viehhaltung. Die 10 km entfernt liegende Zuckerfabrik Emmerthal stellt<br />
aus den jährlich in <strong>Heyen</strong> angebauten Rüben über 7000 Ztr. Zucker her.<br />
Infolge des guten bis mittleren Bodens und einer intensiven Wirtschaftsweise hat das Dorf eine<br />
hohe ernährungswirtschaftliche Leistung. Das hat sich beson<strong>der</strong>s in den Jahren <strong>der</strong> gelenkten<br />
Bewirtschaftung gezeigt, als <strong>Heyen</strong> sein Ablieferungssoll stets vorbildlich erfüllte. In den<br />
landwirtschaftlichen Betrieben sind 1951 zehn Schlepper von 11 bis 30 PS vorhanden, die die<br />
Wirtschaftsweise erheblich erleichtern. Der Boden ist überwiegend in die 2.–4. Klasse eingestuft,<br />
d.h. die Bodenzahlen liegen zwischen 35 und 80. Der leichteste Boden ist <strong>der</strong> lehmige Sand (lS),<br />
<strong>der</strong> schwerste <strong>der</strong> lehmige Ton (LT). Im übrigen sind alle dazwischen liegenden Lehmbodenarten<br />
vorhanden. Mit einer durchschnittlichen Jahresnie<strong>der</strong>schlagsmenge von 750 mm gehört das Dorf<br />
in die Zone des abgeschwächten Seeklimas. In diesem Jahr hat es bis jetzt bereits über 1200 mm<br />
geregnet. Diese noch nie vorgekommene Nie<strong>der</strong>schlagsmenge beeinflußt die Ernte sehr<br />
ungüntsig. Unter den Getreideflächen sieht man in <strong>der</strong> Feldmark auch zahlreiche<br />
- 233 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Vermehrungsflächen zur Saatgutgewinnung. Auch Öl- und Gespinstpflanzen und<br />
Zuckerrübensamen werden angebaut. Beson<strong>der</strong>s fallen zur Blütezeit die Rapsfel<strong>der</strong> auf, die für die<br />
17 Bienenvölker im Dorf von Bedeutung sind.<br />
Von den Betrieben sind 25 Pferdehalter, die 88<br />
Pferde, 14 Fohlen bis 2 Jahre und 29 Fohlen bis<br />
4 Jahre im Stall haben. Während im Ackerbau <strong>der</strong><br />
Getreidebau die wesentlichste Rolle spielt, ist es in<br />
<strong>der</strong> Viehzucht die Pferdezucht. Wenn sie infolge<br />
<strong>der</strong> Mechanisierung heute auch an Bedeutung<br />
eingebüßt hat und in den letzten Jahren weniger<br />
Stuten „zugelassen“ wurden, so gibt es doch<br />
Züchter, die bei <strong>der</strong> Stange bleiben. Die<br />
Einschätzung <strong>der</strong> hiesigen Züchter zeigt sich darin,<br />
dass das Landgestüt Harzburg in <strong>Heyen</strong> eine<br />
Deckstation mit 3 Kaltbluthengsten und 1 Warmbluthengst<br />
unterhält. Im Verhältnis 1:3 sind in <strong>der</strong><br />
Praxis auch die Warm- und Kaltblutpferde<br />
vorhanden. Aus vielen Dörfern <strong>der</strong> Umgebung<br />
kommen die Bauern mit ihren Stuten nach <strong>Heyen</strong>.<br />
Es werden durchschnittlich im Jahr 200 Stuten<br />
gedeckt. Bei einem Befruchtungsquotienten von<br />
60 werden also 120 Fohlen geboren. Das beweisen<br />
die jährlich im Juli stattfindenden Stuten- und<br />
Fohlenschauen. Dann ist <strong>Heyen</strong> Mittelpunkt aller<br />
Pferdefreunde des Ortes und <strong>der</strong> Umgebung. Das<br />
ist aber auch <strong>der</strong> Fall, wenn sein Reiterverein ein<br />
Turnier veranstaltet o<strong>der</strong> nach an<strong>der</strong>en Dörfern<br />
ausreitet. Selbst zum zweimal in <strong>der</strong> Woche<br />
abends stattfindenden Reiten finden sich mehr<br />
Gestütsverwalter Fischer mit einem Deckhengst 1942<br />
Begeisterte ein, als zum Fußball am Sonntag. Kürzlich las man in <strong>der</strong> Deister- und Weserzeitung:<br />
„Bodenwer<strong>der</strong> pumpt sich zum Schützenfestumzug den Heyer Reiterverein.“<br />
Unter 45 Rindviehhaltern haben 3 Betriebe angekörte Bullen, denen die Kühe des Dorfes<br />
angeführt werden. Einige Betriebe betreiben Herdbuchzucht und Bullenaufzucht. Die Jungbullen<br />
werden dann auf den Auktionen in Lehrte o<strong>der</strong> Northeim verkauft. Neben 195 Milchkühen gibt es<br />
noch 26 Milch- und Arbeitskühe. Durch die Zahl <strong>der</strong> 25 Pferdehaltungen ergab sich ja bereits, dass<br />
nicht alle Betriebe mit Pferden ackern. Es gibt auch Kleinbetriebe, die kein Spannvieh besitzen und<br />
sich das Land von größeren Betrieben bestellen lassen. Es sind das heute die Tagelöhnerfamilien,<br />
die früheren Anbauer und auch ein Teil <strong>der</strong> Brinksitzerstellen, <strong>der</strong>en Familien stets in größeren<br />
Betrieben arbeiteten. Mit 67 Rin<strong>der</strong>n bis 1 Jahr und 97 älteren stellt sich <strong>der</strong><br />
Gesamtrindviehbestand auf 432. Klee, frisches Rübenblatt, Silofutter, trockene und nasse<br />
Schnitzel bilden die Grundlage <strong>der</strong> Winterfütterung. 1600 l Milch werden durchschnittlich jeden Tag<br />
vom Milchfuhrmann zur Molkerei Börry gefahren. Das sind 600.000 l im Jahr, aus denen sich<br />
18.000 t Butter fertigen lassen.<br />
„Kühe des kleinen Mannes“ werden 123 im Dorf gehalten. Die Ziegenhalter haben sich im<br />
Ziegenzuchtverein zusammengeschlossen und halten genossenschaftlich 2 Böcke.<br />
In 105 Schweinehaltungen werden 554 Schweine gefüttert. Mit über 50 Sauen wird gezüchtet. Ein<br />
Betrieb hält einen angekörten Eber. Wenn man auch hier wie bei allen Tierarten mehr von<br />
Viehhaltung sprechen kann, so spielt doch auch die Viehzucht eine Rolle, und es wird eine<br />
ordentliche Züchterarbeit geleistet.<br />
Im Durchschnitt aller Größenklassen werden je 100 ha LN (landwirtschaftliche Nutzfläche) 15<br />
Pferde, 21 Rin<strong>der</strong>, 38 Kühe und 95 Schweine gehalten. Die Schafhaltung ist nicht von Bedeutung,<br />
da den Schafen nicht die geeigneten Flächen zur Verfügung stehen, auf denen sie vom Frühjahr<br />
- 234 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
bis spät in den Herbst hinein geweidet werden können. 14 Schafhaltungen haben 18 Schafe, die in<br />
den Obstgärten laufen, um das Gras kurz zu halten.<br />
Außerdem gibt es noch 1400 Stück Fe<strong>der</strong>vieh und 17 Bienenvölker im Dorf, so dass sich <strong>der</strong><br />
Viehbesatz auf 600 Großvieheinheiten beläuft (1 GVE = 5 dz Lebendgewicht). Das bedeutet, dass<br />
auf 1 ha LN etwas mehr als 1 GVE gehalten werden.<br />
In <strong>der</strong> Land- und Forstwirtschaft arbeiten 200 Einwohner. Im Dorfe gibt es mehrere<br />
Handwerksbetriebe. 10 Handwerksmeister bilden über 20 Gesellen und Lehrlinge aus, die aus<br />
vielen Dörfern <strong>der</strong> Umgebung nach <strong>Heyen</strong> kommen. Zur Zeit <strong>der</strong> Leineweberei spielte das<br />
Drechslerhandwerk hier eine große Rolle. Heute ist <strong>der</strong> größte Betrieb eine Landmaschinenfirma,<br />
die 20 Personen beschäftigt. In <strong>der</strong> Schlosserei lernen 5 Lehrlinge. Fast 200 Schlepper, zumeist<br />
vom Typ Deutz, hat <strong>der</strong> Betrieb verkauft. Daraus wird erkenntlich, eine wie weite Umgebung im<br />
Bezug und <strong>der</strong> Reparatur von Landmaschinen vom Dorf <strong>Heyen</strong> abhängig ist. Der Wirkungsbereich<br />
<strong>der</strong> Firma geht bis in die benachbarten Kreise Hameln und Höxter. Eine eigene Schmiede und<br />
Tischlerei, Tankstelle und Prüfstände machen den Betrieb vollkommen. In den letzten Jahren hat<br />
er begonnen, „Gummiwagen“ zu bauen, und es sind bereits über 100 4-t- und 5-t-Anhänger<br />
abgesetzt.<br />
Dem Landwirt ebenfalls unentbehrliche Handwerker sind <strong>der</strong> Schmied, <strong>der</strong> Stellmacher<br />
(Radmacher) und <strong>der</strong> Sattler. In <strong>der</strong> Schmiede lernen 2, in <strong>der</strong> Stellmacherei 3 Lehrlinge. Die<br />
Stellmacherei verfügt über ein Gatter, das es sonst hier in den Dörfern nicht gibt. Die umliegenden<br />
Dörfer sind auch in diesem Handwerkszweig auf <strong>Heyen</strong> angewiesen. Das Gatter vermag große<br />
Holzblöcke in Bohlen o<strong>der</strong> Bretter zu zersägen.<br />
2 Malermeister schützen mit ihren Lehrlingen wichtiges Volksgut vor dem Ver<strong>der</strong>b und sorgen<br />
dafür, dass das „Gesicht des Dorfes“ in Ordnung bleibt. Außerdem gibt es eine Gärtnerei, eine<br />
Tischlerei, einen Maurer und einen Friseur. 2 Bäckermeister backen gutes Brot, so dass sie noch<br />
nach außerhalb verkaufen können. 2 Schnei<strong>der</strong> und 3 Schnei<strong>der</strong>innen sind weiterhin im Dorf<br />
ansässig. Dann können noch 2 Gastwirte und Kaufleute, <strong>der</strong> Lohndrusch und eine Mosterei als<br />
Gewerbebetriebe genannt werden.<br />
<strong>Heyen</strong> hat auch Industrie. Wenn die Landmaschinenfirma demnächst noch den Serienbau von<br />
kleineren Geräten anfängt, kann man das auch wohl schon Industrie nennen. Aber es gibt bisher<br />
nur einen beson<strong>der</strong>s örtlich gebundenen Erwerbszweig, das ist die Steinindustrie. 7 ha von <strong>der</strong><br />
Forstfläche sind Steinbrüche, hinzu kommen mehrere ha aus <strong>der</strong> als Ödland angegebenen Fläche.<br />
Bei <strong>der</strong> schon öfter erwähnten Auseinan<strong>der</strong>setzung wurden die Lehm- und Steingruben in <strong>der</strong><br />
Forst zugunsten sämtlicher Einwohner genutzt. So ist es heute noch mit den Lehmgruben. Wenn<br />
alte Gebäude ausgebessert werden sollen o<strong>der</strong> auch noch etwas mit Lehmverschlag neu gebaut<br />
werden soll, dann holen sich selbst auswärtige Gespanne Lehm aus <strong>Heyen</strong> ohne Bezahlung. Die<br />
Steingruben haben durch das gute anstehende Gestein einen Aufschwung erfahren. Die<br />
Wesersandsteinplatten sind weltbekannt. Der Abfall fand stets als Packlage im Straßenbau<br />
Absatz, beson<strong>der</strong>s als die Autobahnen gebaut wurden. Damals konnte gar nicht soviel Gestein<br />
gebrochen werden, wie verlangt wurde. Platten und Mauersteine wurden vor dem Kriege und<br />
werden auch heute wie<strong>der</strong> bis Holland geliefert. Das bezeichnet die Güte des Gesteins und <strong>der</strong><br />
geleisteten einheimischen Arbeit.<br />
Mehrere Unternehmer haben die Steinbrüche von <strong>der</strong> Forst gepachtet und beschäftigen über 30<br />
Männer. <strong>Heyen</strong> hat die größten Steinbrüche. Sie sind im Heyer Holze am Südhang, d.h. an <strong>der</strong><br />
Weserseite angelegt. Loren beför<strong>der</strong>n die Steine zur Abfahrt mit Lastkraftwagen o<strong>der</strong><br />
Frachtschiffen zur Weser hinab. Neben den bekannten Platten, die auch heute hier noch auf die<br />
Dielen und Flure <strong>der</strong> Bauernhäuser gelegt werden, werden Mauer- und Pflastersteine gehauen.<br />
Die Arbeit, beson<strong>der</strong>s das Behauen <strong>der</strong> Pflastersteine, die scharfe Kanten haben müssen, ist<br />
bestimmt nicht leicht. Mittags sieht man viele Kin<strong>der</strong> mit Körben aus dem Dorf in das Holz ziehen.<br />
Sie bringen ihren Vätern das Essen, wenn diese es morgens nicht selbst mitgenommen haben und<br />
am Mittag in den Buden am Feuer erwärmen.<br />
- 235 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Die Jahresproduktion beträgt 6000 t. Abnehmer sind Straßenbauämter, Städte und <strong>Gemeinde</strong>n. Im<br />
Handwerk und <strong>der</strong> Industrie arbeiten über 150 Einwohner.<br />
Die Verkehrslage ist weniger gut. Mit Ausnahme des Transportes auf <strong>der</strong> Weser, <strong>der</strong> aber nur für<br />
die Steinindustrie in Frage kommt, ist <strong>Heyen</strong> auf den Straßentransport angewiesen. Die Straßen<br />
befinden sich seit Jahren in einem sehr schlechten Zustand, denn die Regierungen haben kein<br />
Geld für die Instandsetzung. Durch die Manöver <strong>der</strong> englischen Besatzungsmacht wird <strong>der</strong><br />
Straßenzustand immer noch verschlechtert.<br />
An <strong>der</strong> Landesstraße 424 liegt in Richtung Hameln 5 km weit entfernt die Molkerei Börry, 10 km<br />
weit entfernt auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite <strong>der</strong> Weser die Zuckerfabrik Emmerthal. Die Getreidehandlung<br />
beliefert die Wesermühlen in Hameln o<strong>der</strong> verladet im Hildesheimer Hafen. Bei <strong>der</strong> schlechten<br />
äußeren Verkehrslage ist die Landwirtschaft auf den Handel angewiesen. Der Getreidehändler, <strong>der</strong><br />
auch Lohndrusch betreibt, ist fast dauernd mit seinen beiden Schleppern unterwegs. Der<br />
Kunstdünger wird durch den Händler o<strong>der</strong> durch die Betriebe selbst aus Bodenwer<strong>der</strong> bezogen,<br />
das selbst eine Düngerindustrie hat.<br />
Die nächste Bahnstation ist Bodenwer<strong>der</strong>-Linse, die 6 km weit entfernt ist. Die Landmaschinen und<br />
Ersatzteile müssen vom Landmaschinenhändler von dort abgefahren werden. Dorthin werden vom<br />
Handel o<strong>der</strong> den landwirtschaftlichen Betrieben auch die Kartoffeln zum Verladen gebracht und<br />
<strong>der</strong> Flachs, <strong>der</strong> für die Flachsröste in Solingen angebaut wird. Der Bahnhof Bodenwer<strong>der</strong>-Linse<br />
liegt an <strong>der</strong> Privatbahnstrecke 212 C<br />
, die von Emmerthal nach Vorwohle führt und mit den<br />
Bundesbahnstrecken 212 (Altenbeken–Hameln–Hannover) und 206 (Altenbeken–Holzminden–<br />
Kreiensen) verbindet. Omnibuslinien führen ebenfalls in die beiden Kreisstädte, aber immerhin ist<br />
die Kreisstadt Holzminden über 30 km und die benachbarte Kreisstadt Hameln 20 km weit entfernt.<br />
<strong>Heyen</strong> ist in beiden Omnisbuslinien Endstation. Dadurch, dass beson<strong>der</strong>s die Linie Hameln–<strong>Heyen</strong><br />
am Tage 5–6mal befahren wird, ist die Verbindung recht gut. Im Gütertransport müssen zur<br />
Überbrückung <strong>der</strong> schlechten äußeren Verkehrslage stets Gespanne und Schlepper eingesetzt<br />
werden. Die schlechte Verkehrslage mag <strong>der</strong> Grund dafür sein, dass sich in meinem Heimatdorf<br />
Handel und Verkehr nicht über die Erfor<strong>der</strong>nisse <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en einheimischen Wirtschaftszweige<br />
hinaus entwickelt haben. Eine seit mehreren Jahrzehnten geplante Eisenbahnlinie von Hameln aus<br />
am Ith entlang wurde bisher nicht verwirklicht und wird nun wohl auch noch lange auf sich warten<br />
lassen.<br />
Das Schwergewicht liegt in unserem Dorf auf <strong>der</strong> Landwirtschaft, zu <strong>der</strong> ja auch <strong>der</strong> größte<br />
Prozentsatz <strong>der</strong> Bevölkerung zählt. Das ist ganz erklärlich, denn für diese Wirtschaft sind die<br />
natürlichen Voraussetzungen gegeben. Zwischen Betriebsleitern und Landarbeitern herrscht im<br />
Allgemeinen ein patriarchalisches Familienverhältnis. Aus <strong>der</strong> Landwirtschaft hat sich hier auch<br />
Handwerk und Handel entwickelt. Der Bauer braucht die Handwerker, und diese leben wie<strong>der</strong><br />
davon. Die Erzeugnisse <strong>der</strong> Landwirtschaft müssen verkauft, Saatgut, Futter- und Düngemittel<br />
gekauft werden. Das bietet dem Handel Erwerb. Im Dorf haben sich die an<strong>der</strong>en<br />
Wirtschaftszweige immer auf die Landwirtschaft eingestellt. So ist es richtig und muss es auch<br />
bleiben. Dabei hat im Dorf stets Wohlstand und Zufriedenheit unter den Einwohnern geherrscht.<br />
Das sieht man schon äußerlich an den schmucken Häusern. Die wirtschaftlichen Verhältnisse<br />
werden sich auch in Zukunft hoffentlich unter <strong>der</strong> hergebrachten Tradition weiter entwickeln.<br />
Der Ackerbau und die Viehwirtschaft sind bestens in Ordnung, Kulturarten- und Anbauverhältnis<br />
sind sehr günstig. Die 20 % Wald ermöglichen die Beschäftigung <strong>der</strong> Landarbeiter auch in den<br />
arbeitsarmen Zeiten des Jahres, beson<strong>der</strong>s im Winter, so dass <strong>der</strong> Spitzenbedarf immer<br />
durchgehalten werden kann. Die Pferdehaltung könnte nach <strong>der</strong> heutigen Lehrmeinung zugunsten<br />
<strong>der</strong> Mechanisierung noch etwas eingeschränkt werden, aber man muss dem Bauern auch etwas<br />
Passion zubilligen, die ihm Freude an <strong>der</strong> Arbeit gibt.<br />
Ich muss die bestehenden wirtschaftlichen Verhältnisse als durchaus gesund bezeichnen und<br />
wünsche meinem Heimatdorf, dass es auch in Zukunft eine führende Rolle unter den Dörfern <strong>der</strong><br />
Umgebung behält.<br />
- 236 -
20 <strong>Heyen</strong> - quo vadis<br />
(Jürgen Zeddies)<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Die von Peter Klatt recherchierte Entwicklung <strong>der</strong> wechselvollen Herrschaftszeiten in <strong>Heyen</strong> in den<br />
letzten tausend Jahren und die Beschreibung <strong>der</strong> jüngeren Entwicklung bis 1951 von Kurt<br />
Wiemann sowie die von <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Bürger selbst miterlebte Nachkriegsentwicklung<br />
führen vor allem zu zwei markanten Feststellungen. Zum einen zeigt <strong>der</strong> strukturelle,<br />
wirtschaftliche und soziale Wandel <strong>der</strong> Rahmenbedingungen, dass die Menschen und<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Erwerbstätigen in immer kürzeren Zeitabständen neue Anpassungsaufgaben zu<br />
bewältigen haben. Zum an<strong>der</strong>en belegen die eindrucksvollen Schil<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Geschichte<br />
<strong>Heyen</strong>s, geprägt von Kriegen, Seuchenzügen, Plün<strong>der</strong>ungen, Ausbeutungen, Frondiensten,<br />
Auflehnungen gegen Leibeigenschaft und Abgabepflicht, dass die heutigen Lebensverhältnisse in<br />
Frieden, Wohlstand, sozialer Absicherung, Rechtssicherheit und Garantie <strong>der</strong> Menschenrechte,<br />
trotz aller beklagenswerter Missverhältnisse und Einzelschicksale, niemals zuvor in <strong>der</strong> Geschichte<br />
unseres Dorfes einen so hohen Stand erreicht haben. Dass es uns heute so gut geht, ist keine<br />
Selbstverständlichkeit, son<strong>der</strong>n eine Gnade für die jetzt lebende Generation und wahrlich Anlass,<br />
das 1000-jährige Jubiläum des Dorfes dankbar aber auch zuversichtlich zu begehen.<br />
Gleichwohl werden zukünftig die treibenden Kräfte <strong>der</strong> Globalisierung, Technisierung und<br />
Ökologisierung tiefgreifende strukturelle Umwälzungen hervorrufen. Dies betrifft vor allem die<br />
Landwirtschaft, das Gewerbe und die Siedlungsstruktur sowie den Bezug <strong>der</strong> Menschen zu ihrem<br />
Heimatdorf. Der Charakter des Dorfes, <strong>der</strong> in den 1000 Jahren seit <strong>der</strong> Gründung stark agrarisch<br />
geprägt war, wird sich deutlich wandeln. Im Folgenden werden auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Geschichte<br />
zukünftige Entwicklungslinien für unser Dorf aufgezeigt.<br />
Aufbauleistung <strong>der</strong> letzten 50 Jahre<br />
drucksvoll in Bil<strong>der</strong>n zeigen.<br />
Standdrusch auf <strong>der</strong> Sun<strong>der</strong><br />
Damit ergab sich eine tief greifende Entlastung <strong>der</strong><br />
schweren Landarbeit und eine Reduzierung des<br />
Arbeitsbedarfs von 25- 30 Arbeitsstunden auf etwa<br />
7 je ha bei Getreide und von 180 auf 15 Stunden<br />
bei Zuckerrüben. Wichtige statistische Daten <strong>der</strong><br />
landwirtschaftlichen Entwicklung, die für <strong>Heyen</strong><br />
weitgehend zutreffen, sind in <strong>der</strong> Tabelle<br />
dargestellt.<br />
- 237 -<br />
Ein Rückblick auf die<br />
Entwicklung des Dorfes<br />
<strong>Heyen</strong> in den letzten 50<br />
Jahren beeindruckt durch<br />
eine vor einem halben<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t nie für möglich<br />
gehaltene Aufbauleistung. In<br />
<strong>der</strong> Landwirtschaft vollzog<br />
sich die Entwicklung von<br />
überwiegen<strong>der</strong> Handarbeit<br />
bei <strong>der</strong> Pflege und Ernte <strong>der</strong><br />
Fel<strong>der</strong> über die Abschaffung<br />
<strong>der</strong> Pferdeanspannung zur<br />
Einführung <strong>der</strong> Vollmechanisierung<br />
und Automatisierung.<br />
Bei <strong>der</strong> Getreideernte<br />
lässt sich diese Entwicklung<br />
beson<strong>der</strong>s ein-<br />
Mo<strong>der</strong>ner Mähdräscher mit enormer Flächenleistung
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Entwicklung von Erträgen, Preisen, Verkaufserlösen und Kosten (Vierjahresdurchschnitte):<br />
Fruchtart Zeitraum Erträge Preise Verkaufs- Variable DeckungsArbeitserlöse Kosten beitrag zeit<br />
(dt/ha) (€/dt) (€/ha) (€/ha) DB (€/ha) (Akh je<br />
ha)<br />
Winterweizen 1958 - 62 32,5 21,3 691 203 488 25<br />
1978 - 82 53,5 26,8 1436 720 716 15<br />
1988 - 92 66,1 20,8 1372 701 671 13<br />
2002 80,0 12,3 984 859 470 7<br />
Winterraps 1958 - 62 22,3 33,8 755 209 976 30<br />
1978 - 82 27,5 54,5 1499 717 782 13<br />
1988 - 92 32,1 46,5 1493 715 779 13<br />
2002 38,0 23,0 1207 762 445 7<br />
Zuckerrüben 1958 - 62 356,9 3,8 1573 307 1266 180<br />
1978 - 82 517,1 4,8 2829 1082 1747 50<br />
1988 - 92 526,0 5,7 3281 943 2338 40<br />
2002 550,0 5,8 3206 844 2362 15<br />
Die Erträge konnten bei Getreide mehr als verdoppelt werden. Durchschnittserträge von 8 t<br />
Weizen und 10 t Zucker je ha sind eine beeindruckende Leistung. Wegen <strong>der</strong> ständig sinkenden<br />
Erzeugerpreise und kräftig steigenden Betriebsmittelkosten stehen seit etwa 40 Jahren alle<br />
landwirtschaftlichen Betriebe vor <strong>der</strong> Frage „Wachsen o<strong>der</strong> Weichen?“.<br />
Für eine Weiterentwicklung <strong>der</strong> Betriebe (seit dem Bericht von Kurt Wiemann) entschieden sich bis<br />
zum Jahr 2004 nur 5 landwirtschaftliche Betriebe. Demnach sind von damals über 70 Betrieben in<br />
gut 50 Jahren mehr als 65 ausgeschieden. In dieser <strong>Chronik</strong> wird die Betriebsentwicklung <strong>der</strong><br />
verbliebenen Betriebe sehr eindrucksvoll beschrieben. Sie alle haben aus einer mehr o<strong>der</strong> weniger<br />
begrenzten Ausgangssituation durch geschickte Spezialisierung eine anzuerkennende<br />
Aufbauleistung erbracht. Gleichwohl war es für sie alle ein risiko- und arbeitsreicher Weg.<br />
Einmal haben sich auch die <strong>Heyen</strong>er Bauern aktiv gegen den Verfall <strong>der</strong> Erzeugerpreise gewehrt.<br />
Mit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Europäischen Gemeinschaft Anfang <strong>der</strong> 60er Jahre sollten die deutschen<br />
Getreidepreise im Zeitraum von 4 Jahren von etwa 45 DM/dt auf 40 DM/dt gesenkt werden. Der<br />
Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium für Landwirtschaft hatte damals ein sog.<br />
Professorengutachten zu den Auswirkungen <strong>der</strong> Preissenkung auf die Einkommen angefertigt. Der<br />
Bauernverband rief im Mai 1962 zu einer Kundgebung in Göttingen auf, die zu einer<br />
Demonstration gegen die Göttinger Agrarprofessoren ausartete. Erst 20 Jahre später brachen die<br />
Erzeugerpreise drastisch ein. Zukünftig werden die deutschen Landwirte zu Weltmarktpreisen<br />
produzieren müssen, wobei sie wegen <strong>der</strong> Wettbewerbsverzerrungen direkte<br />
Einkommensübertragungen erhalten, die allerdings <strong>der</strong>en Leistungen in den Landschaften für die<br />
Gesellschaft nicht voll ausgleichen. Während die Erzeugerpreise real weiter fallen und die<br />
Verkaufserlöse trotz höherer Erträge weitgehend stagnieren, die variablen Kosten für<br />
Betriebsmittel aber um etwa das Vierfache gestiegen sind, benötigt ein Betrieb immer mehr<br />
Fläche, um seine laufenden fixen Kosten und Lebenshaltungsansprüche zu decken.<br />
Von den bei Kurt Wiemann erwähnten 70 landwirtschaftlichen Betrieben des Dorfes <strong>Heyen</strong> im Jahr<br />
1951 sind 5 aktive Bewirtschafter übrig geblieben, wovon zwei ihr Haupteinkommen in<br />
mo<strong>der</strong>nisierter Schweine- bzw. Milchviehhaltung und die an<strong>der</strong>en drei Betriebe im Marktfruchtbau<br />
erwirtschaften. Da die in <strong>der</strong> Gemarkung <strong>Heyen</strong> verfügbare landwirtschaftliche Nutzfläche auf etwa<br />
630 ha begrenzt ist, haben die ortsansässigen Betriebe ihre Chancen genutzt, landwirtschaftliche<br />
Nutzflächen sowie auch Milch- und Rübenlieferrechte in benachbarten Dörfern zuzupachten. Die<br />
bewirtschaftete landwirtschaftliche Nutzfläche <strong>der</strong> Betriebe umfasst nämlich etwa 730 ha. Die<br />
Betriebsgröße liegt zwischen 63 und 250 ha je Betrieb.<br />
Die in <strong>der</strong> Nachkriegszeit aus <strong>der</strong> Landwirtschaft ausgeschiedenen Betriebe haben den Ausstieg<br />
durch Verpachtung ihrer Eigentumsflächen o<strong>der</strong> durch vorübergehende Bewirtschaftung im<br />
Nebenerwerb vollzogen. Dabei zwang die Einführung <strong>der</strong> Mechanisierung zur gemeinsamen<br />
Maschinennutzung in Kooperation. Die relativ großen Haupterwerbsbetriebe (Henneke, Rother,<br />
Heinrichs u.a.) bevorzugten Maschinengemeinschaften mit einem Austausch <strong>der</strong> Maschinen,<br />
- 238 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
während die kleineren Nebenerwerbsbetriebe (Wiemann, Becker, Meyer, Sporle<strong>der</strong>, Zieseniß,<br />
Petermann und Bode) teilweise auch die gesamte Arbeitserledigung gemeinsam durchführten.<br />
Allen Betrieben war es auf diese Weise möglich, ihren Kin<strong>der</strong>n eine angemessene Ausbildung<br />
nach <strong>der</strong>en Vorstellungen angedeihen zu lassen. Die Hofnachfolger besitzen einen hohen<br />
Bildungsstand, <strong>der</strong> den außerordentlich hohen und vielfältigen Anfor<strong>der</strong>ungen eines Unternehmers<br />
genügt.<br />
Die weitgehende Erhaltung und Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Wohn- und Wirtschaftsgebäude <strong>der</strong> Hofstellen<br />
in <strong>Heyen</strong> ist eindrucksvoller Beweis einer überzeugenden Aufbauleistung <strong>der</strong><br />
Nachkriegsgeneration. Es haben sich nicht nur die Durchschnittseinkommen aus <strong>der</strong><br />
Landwirtschaft, son<strong>der</strong>n auch die Vermögenssituation und die durch Nebeneinnahmen ergänzten<br />
Haushaltseinkommen <strong>der</strong> ehemaligen und noch aktiven Landwirte auf ein befriedigendes<br />
Wohlstandsniveau entwickelt.<br />
In Anknüpfung an die Schil<strong>der</strong>ungen von Kurt Wiemann ist feststellbar, dass <strong>der</strong> Strukturwandel<br />
ebenso rigoros über die Gewerbebetriebe hinweggegangen ist. Von 10 Handwerksbetrieben, einer<br />
Landmaschinenfirma, 2 Gastwirtschaften und verschiedenen Dienstleistungs- und<br />
Handelsbetrieben im Jahr 1951 sind nur noch zwei Malermeister, ein KFZ- Betrieb, eine Gärtnerei,<br />
eine Tischlerei, ein Bauhandwerksbetrieb, eine Bäckerei und ein EDV- Dienstleister übrig<br />
geblieben.<br />
Deren Hauptkundschaft bilden heute die rund 185 privaten Haushalte <strong>Heyen</strong>s und Kunden <strong>der</strong><br />
Umgebung. Im Dorf <strong>Heyen</strong> gibt es etwa 55 bis 60 Haupt- und Teilzeitarbeitsplätze, während bei<br />
insgesamt 250 bis 270 abhängig Beschäftigten und Selbständigen nur je<strong>der</strong> 5. Einwohner des<br />
Dorfes noch einer Beschäftigung in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> nachgeht. Die erwerbstätigen Bewohner<br />
<strong>Heyen</strong>s finden überwiegend in den städtischen <strong>Gemeinde</strong>n <strong>der</strong> näheren und weiteren Umgebung<br />
Beschäftigung und sind die Hauptstütze des Steueraufkommens <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>.<br />
Nicht landwirtschaftliche Entwicklungszentren, wie es sich mit dem Auf- und Ausbau des<br />
Gesundheitszentrums Akupunkt- Massage nach Penzel in <strong>Heyen</strong> etabliert hat, markieren den<br />
Wandel eines Dorfes in eine mo<strong>der</strong>ne Zukunftsentwicklung. Rein agrarisch geprägte Dörfer haben<br />
keine Zukunftsperspektive. <strong>Heyen</strong> ist deshalb zum einen auf die Prosperität solcher Unternehmen<br />
des tertiären Bereichs und zum an<strong>der</strong>en auf eine wirtschaftlich attraktive Nutzung seiner<br />
Ressourcen angewiesen. Zweifellos gibt es gegen die Nutzung <strong>der</strong> Windenergie auf <strong>Heyen</strong>er<br />
Gemarkung ernst zu nehmende ästhetische, wirtschaftliche und prinzipielle Bedenken,<br />
insbeson<strong>der</strong>e die <strong>der</strong> negativ betroffenen Bürger. Aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> wirtschaftlichen Entwicklung<br />
<strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> ist diese Ressource ein Glücksfall, die möglicherweise nachhaltiger und<br />
langfristiger die Überlebensmöglichkeit des Dorfes beeinflusst als es die die Ortsentwicklung im<br />
letzten Jahrhun<strong>der</strong>t prägende Steinindustrie vermocht hat. Die <strong>Heyen</strong>er Steinbrüche gehörten<br />
bekanntlich zu den größten und wirtschaftlich ergiebigsten im mittleren Wesergebiet.<br />
Die <strong>der</strong>zeitige wirtschaftliche Situation<br />
Die <strong>der</strong>zeitige wirtschaftliche Situation wird eher pessimistisch eingeschätzt. Hauptursachen dieser<br />
Stimmung bei gewerblichen und landwirtschaftlichen Unternehmern sind nicht <strong>der</strong>en finanzielle<br />
Situation, son<strong>der</strong>n wohl eher die Unsicherheit <strong>der</strong> Zukunftserwartungen, gekennzeichnet durch<br />
hohe Politikabhängigkeit und vor allem bei den Landwirten Selbstzweifel an <strong>der</strong> Akzeptanz in <strong>der</strong><br />
Gesellschaft. Indikatoren solcher Unsicherheiten sind anhaltende Arbeitslosigkeit, fortschreitende<br />
Aufgabe gewerblicher Betriebe und auch von Dienstleistungsunternehmen im näheren und<br />
weiteren Umkreis, Leerstand von Wohnungen und Häusern und sinkende Vermögenswerte von<br />
Immobilien einschließlich Grund und Boden.<br />
Das zukünftige wirtschaftliche Umfeld<br />
Die Einschätzung <strong>der</strong> zukünftigen Rahmenbedingungen für die Dorfentwicklung lässt sich durch<br />
folgende Thesen kennzeichnen:<br />
- 239 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
These 1: Das gesellschaftliche Umfeld befindet sich im Umbruch, dessen Ende wir noch<br />
nicht kennen“<br />
Die Wie<strong>der</strong>vereinigung Deutschlands hat einen Umbruch ausgelöst, <strong>der</strong> zunächst vor allem die<br />
Finanzausstattung <strong>der</strong> Haushalte und den Arbeitsmarkt betrafen. Dieser Umbruch wird aber<br />
überlagert durch die Globalisierung, die eine dramatische Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wirtschaftssysteme<br />
hervorruft, einhergehend mit einer tiefgreifenden Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Produktions- und<br />
Handelsstrukturen. Mit <strong>der</strong> Osterweiterung <strong>der</strong> Europäischen Union entsteht eine bisher nicht da<br />
gewesene Herausfor<strong>der</strong>ung. Die Öffnung nach Osteuropa lässt ein Fortbestehen des<br />
Wohlstandsgefälles nicht länger zu zwischen 380 Millionen Menschen in <strong>der</strong> EU mit<br />
Durchschnittseinkommen <strong>der</strong> Mitgliedstaaten zwischen 15.000 Euro und 30.000 Euro/Jahr bei<br />
1.500 Arbeitsstunden/Jahr in unmittelbarer Nachbarschaft zu 300 Millionen Menschen in Mittel-<br />
und Osteuropa mit einem Durchschnittseinkommen von 1.500 Euro/Jahr bei mehr als 2.000<br />
Arbeitsstunden/Jahr. Offen ist die Frage, ob es eine weitere Welle des Zuzugs arbeitsuchen<strong>der</strong><br />
Erwerbstätiger auch in dörflichen Regionen geben wird o<strong>der</strong> Produktions- und<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten in Billiglohnlän<strong>der</strong> abwan<strong>der</strong>n, wodurch noch mehr hiesige<br />
Arbeitsplätze in Gefahr geraten würden.<br />
These 2: „ Die Zukunftsentwicklungen in <strong>der</strong> Landwirtschaft sind heute bereits festgelegt“<br />
Bis zur Mitte des nächsten Jahrhun<strong>der</strong>ts wird weltweit mit einer Verdreifachung <strong>der</strong><br />
Nahrungsmittelnachfrage gerechnet. Bei den für das Dorf <strong>Heyen</strong> wichtigsten Nahrungsmitteln<br />
Getreide, Pflanzenöl (Raps) und Zucker wird es auf dem Weltmarkt zukünftig nachhaltig höhere<br />
Preise geben. Bei Getreide und Raps sind die Erzeugerpreise seit Mitte <strong>der</strong> 80er Jahre auf fast ein<br />
Drittel reduziert worden. Bei Zucker sind sie leicht gestiegen. Hier ist allerdings eine deutliche<br />
Preissenkung und Reduzierung <strong>der</strong> Rübenlieferrechte in den nächsten 10 Jahren zu erwarten. Die<br />
Betriebe haben die Nachteile <strong>der</strong> Preissenkung durch enorme technische Fortschritte und<br />
betriebliches Wachstum weitgehend aufgefangen. Unter den herrschenden hohen Kosten für<br />
Boden (Pacht), Arbeit, Dienstleistungen und Umweltauflagen, erweist sich die<br />
Nahrungsmittelproduktion unter den guten bis sehr guten natürlichen Bedingungen in <strong>der</strong><br />
Gemarkung <strong>Heyen</strong> als wettbewerbsfähig, vor allem, wenn sie mit hohem Kapitaleinsatz auf hohem<br />
Ertragsniveau betrieben wird.<br />
These 3: „Vom Bauernhof zum hoch spezialisierten Agrarunternehmen“<br />
In den letzten 50 Jahren sind in <strong>Heyen</strong> über 90 % <strong>der</strong> Betriebe ausgeschieden. Dies waren<br />
immerhin 65 wirtschaftliche Existenzen. Von den gegenwärtig noch aktiv wirtschaftenden<br />
Betrieben werden bereits heute für die Bewirtschaftung <strong>der</strong> nutzbaren landwirtschaftlichen Flächen<br />
nur noch ein o<strong>der</strong> mit Viehhaltung zwei Betriebe benötigt. Es hängt ausschließlich von den<br />
persönlichen Verhältnissen in den Familien ab, ob und wie lange ein Betrieb noch bewirtschaftet<br />
wird. Erfolgreich geht das in Zukunft nur bei hoher Professionalität, natürlich auch im Biolandbau.<br />
These 4: „Großmechanisierung, Informationstechnologie und Präzisionslandbau“<br />
Unter den günstigen klimatischen Verhältnissen in <strong>Heyen</strong> lassen sich Großmaschinen einsetzen,<br />
wenn sich <strong>der</strong> Trend zu größeren Bewirtschaftungsschlägen durch freiwilligen Landtausch<br />
fortsetzt. Wenn es Gräben und Wegenetz zulassen, liegen die optimalen Schlaggrößen heute<br />
zwischen 10 und 20 ha, bei einer optimalen Schlaglänge von 400 bis 500 m. Dann liegen die<br />
maximalen saisonalen Auslastungen von Bodenbearbeitungsgeräten und Sämaschinen etwa bei<br />
1000 ha, von Düngerstreuern und Pflanzenschutzspritzen bei etwa 2000 ha und von<br />
Mähdreschern bei bis zu 800 ha. Die Trends und Strukturen <strong>der</strong> Mechanisierung in Osteuropa,<br />
Amerika und Australien geben die Entwicklung <strong>der</strong> Agrarstrukturen auch in unserer Landwirtschaft<br />
vor. Das Dorf <strong>Heyen</strong> wird mit seiner landwirtschaftlich genutzten Fläche von gut 600 ha zukünftig<br />
in überörtlichem Verbund von Agrarunternehmern bewirtschaftet werden. Diese werden in<br />
Arbeitsteilung mit Lohnunternehmern Bewirtschaftungsschläge bearbeiten, die im Durchschnitt<br />
mindestens zweimal so groß sein werden wie die <strong>der</strong>zeit bestehenden Parzellen.<br />
- 240 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Die Vergrößerung <strong>der</strong> Feldstücke erhöht die<br />
Heterogenität innerhalb <strong>der</strong> Schläge.<br />
Diesem Nachteil wird durch Nutzung<br />
mo<strong>der</strong>ner Informationstechnologie eines<br />
GPS (Global Positioning System) gestützten<br />
Präzisionslandbaus Rechnung<br />
getragen. Schon heute stehen entsprechend<br />
<strong>der</strong> oben skizzierten Darstellung viele<br />
Landmaschinen mit 20.000 km entfernten<br />
Satelliten ständig in Verbindung, die sehr<br />
exakt die Position auf dem Feld bestimmen.<br />
Die Arbeitsmaschinen melden über<br />
Sensoren die gemessenen Erntemengen an<br />
Getreide o<strong>der</strong> Ausbringungsmengen an<br />
Dünger zum Computer. Dieser wertet die<br />
Daten aus und kann wie<strong>der</strong>um über GPS<br />
die Maschinen steuern; beispielsweise die<br />
Applikation <strong>der</strong> Mineraldünger- und<br />
Pflanzenschutzmengen nach Pflanzenbedarf und bodenspezifischen Bedingungen. Es wird<br />
zukünftig eine raumdifferenzierte Dünger- und Pflanzenschutzapplikation geben, und in <strong>der</strong><br />
Tierhaltung wird die informationstechnologische Gesundheits-, Fütterungs- und<br />
Leistungsüberwachung bei computergestützter Stallklimaführung und Managementüberwachung<br />
Stand <strong>der</strong> Technik sein.<br />
These 5: „Neue Aufgaben im ländlichen Raum“<br />
Die Landwirtschaft produzierte bisher überwiegend Nahrungsmittel. Es zeichnet sich in <strong>der</strong><br />
Gesellschaft ein stärkeres Bewusstsein dahingehend ab, die Potenziale <strong>der</strong> Land- und<br />
Forstwirtschaft in Zukunft als Ressource zum Ersatz fossiler Energien (Erdöl, Kohle) und zur<br />
Herstellung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen stärker heranzuziehen. Gleichzeitig<br />
ist den Anfor<strong>der</strong>ungen des Landschafts- und Naturschutzes stärker Rechnung zu tragen. Für beide<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen ist das Dorf <strong>Heyen</strong> gut mit natürlichen Ressourcen ausgestattet. In den letzten<br />
Jahrzehnten mussten naturnahe Biotope (Rhien, Feldgehölze, Feldraine, Hecken, Feuchtwiesen,<br />
Weserauen u.a.) zunächst den Mechanisierungserfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> Landwirtschaft weichen. In den<br />
letzten Jahren wurden sie teilweise renaturiert, und sie bieten Rückzugsmöglichkeiten für Flora<br />
und Fauna, die auf weniger geeigneten landwirtschaftlichen Nutzflächen noch erweitert werden<br />
müssen. Im Zuge des Klimawandels<br />
werden sich Wetterkatastrophen<br />
häufen, und <strong>der</strong> Hochwasserschutz<br />
wird für die Art <strong>der</strong> Landnutzung eine<br />
größere Rolle spielen.<br />
Indikator für ein noch intaktes Biotop<br />
ist <strong>der</strong> Wildbestand. In <strong>Heyen</strong> konnte<br />
die Jagd traditionell in Händen <strong>der</strong><br />
<strong>Heyen</strong>er Jäger gehalten werden. Die<br />
Dezimierung <strong>der</strong> Hasen, Rebhühner,<br />
Fasane konnte trotz vielfacher<br />
Schutzmaßnahmen nicht verhin<strong>der</strong>t<br />
werden, während Reh- und<br />
Schwarzwild ein geeignetes Biotop<br />
vorfindet und sich stark vermehrt hat.<br />
These 6: „Gefahren durch Globalisierung“<br />
Die Globalisierung bedroht vor allem die Dörfer. Sie för<strong>der</strong>t nämlich existierende<br />
Wachstumsregionen bei gleichzeitiger Benachteiligung früher agrarisch geprägter Regionen. Wo<br />
Fernsehbil<strong>der</strong> Luxus und Wohlstand städtischer Gesellschaften verherrlichen und dies bis in die<br />
- 241 -<br />
65 Hasen „auf <strong>der</strong> Strecke“ in den 60er Jahren
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
letzte osteuropäische Hütte senden, und die dortige Gesellschaft in realistischer Armut zeigen,<br />
geht die Jugend auf den Weg in das gelobte Land. Und auch die hiesige Dorfjugend verlässt den<br />
Heimatort. Damit wird allmählich mit <strong>der</strong> alten Tradition gebrochen, dass Haus und Hof stets im<br />
Besitz und in Nutzung <strong>der</strong> alteingesessenen Familien bleiben. Die Beziehungen <strong>der</strong> Menschen mit<br />
ihrem Dorf und seinen Traditionen und das Investitionsverhalten nehmen an<strong>der</strong>e Gestalt an.<br />
Leitlinien zukünftiger Entwicklung<br />
An<strong>der</strong>s als in den west- und süddeutschen Gebieten mit positiver dezentraler Wirtschaftsentwicklung<br />
ist es in großen Teilen Nie<strong>der</strong>sachsens nicht gelungen, in stärker agrarisch geprägten Gegenden<br />
Industrien und Dienstleistungen anzusiedeln und die Arbeitsplätze auch für die Jugend des<br />
Dorfes örtlich zu sichern. Unter Zuhilfenahme ausländischer Arbeitskräfte haben sich in Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
nur wenige Wachstumszentren entwickelt. Große Verkehrsachsen führen an <strong>Heyen</strong><br />
vorbei, dafür bleibt dem Dorf die ländliche Prägung und eine hohe Erholungsfunktion <strong>der</strong> Natur<br />
erhalten.<br />
Davon allein wird allerdings kein<br />
Dorf überleben. Deshalb müssen<br />
zukünftige Bemühungen immer<br />
auch darauf gerichtet sein,<br />
Investoren anzulocken, die<br />
Arbeitsplätze und Steuerkraft<br />
schaffen. Zuzug junger Familien,<br />
die in <strong>Heyen</strong> Eigentum schaffen,<br />
gute Ausbildung des <strong>Heyen</strong>er<br />
Nachwuchses und dessen<br />
Bindung an <strong>Heyen</strong>, selbst wenn<br />
sie sich beruflich weg<br />
orientieren, müssen Ziele und<br />
Programme <strong>der</strong> Zukunft sein.<br />
Das, was von den jetzt<br />
prosperierenden Unternehmen in<br />
<strong>Heyen</strong> und den unermüdlich<br />
renovierenden Privatinvestoren<br />
geleistet worden ist, kann gar<br />
nicht hoch genug gewürdigt werden.<br />
Erneuerbare<br />
Energie<br />
Atomenergie<br />
Fossile<br />
Energie<br />
Es liegt in <strong>der</strong> Hand <strong>der</strong> Bewohner selbst, ob und wie sich das Dorf an die Zukunftsszenarien<br />
anpassen wird. Die gesamte Dorfgemeinschaft aber auch alle Einwohner sind gefor<strong>der</strong>t, die<br />
Attraktivität des Dorfes weiter zu verbessern. Die Möglichkeit <strong>der</strong> Teilnahme am<br />
Dorferneuerungsprogramm ist ein weiterer Glücksfall für die Dorfentwicklung. Es bietet die<br />
Chance, den dorfprägenden Charakter zu bewahren und zu verschönern, Leerstand zu beseitigen<br />
und brachgefallene Baulücken zu revitalisieren.<br />
In <strong>der</strong> rasanten Entwicklung <strong>der</strong> Nachkriegszeit wurden die Gefahren einer bedingungslosen<br />
Nutzung technischer Fortschritte für die Umwelt und Gesellschaft, einhergehend mit offenen<br />
Stoffkreisläufen zunächst nicht erkannt. Den Schil<strong>der</strong>ungen von Kurt Wiemann ist zu entnehmen,<br />
dass das ganze Dorf <strong>Heyen</strong> noch ein geschlossenes System darstellte. Alle Nahrungsmittel,<br />
Dienstleistungen, Brennmaterialien, Wolle, Leinen, Getränke usw. wurden vor Ort erzeugt. Auf<br />
Dorfebene waren die Energie- und Stoffkreisläufe weitgehend geschlossen. Die dann rasant<br />
durchgreifende Öffnung <strong>der</strong> Stoffkreisläufe hat Schäden an Grundwasser, Klima und Biodiversität<br />
provoziert.<br />
Für eine Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Nachhaltigkeit- freilich auf breiterer räumlicher Ebene- werden<br />
zunehmend För<strong>der</strong>mittel zur Verfügung gestellt. In <strong>Heyen</strong> bieten sich Anknüpfungspunkte an das<br />
Gesundheitszentrum. Gesunde Ernährung ist ein Problem- und Entwicklungsbereich, <strong>der</strong> unter<br />
Nachhaltigkeitszielen Zukunftsperspektiven bietet. Die land- und forstwirtschaftlichen Ressourcen<br />
bieten aber auch einen weiteren viel versprechenden Ansatzpunkt. Seriöse Schätzungen stimmen<br />
- 242 -<br />
Prognose über den globalen Energiebedarf
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
darin überein, dass in etwa 15 Jahren die fossilen Energieträger Erdöl und Erdgas weltweit und<br />
regional wesentlich knapper und damit deutlich teurer werden.<br />
Die Abbildung zeigt die wachsende Bedeutung <strong>der</strong> erneuerbaren Energie als Ersatz für fossile<br />
Energieträger. <strong>Heyen</strong> trägt bereits jetzt durch Anbau von Raps als Rohstoff für Biodiesel auf<br />
Stilllegungsflächen erheblich zur Nutzung regenerativer Energien bei. Neue technische Verfahren<br />
zur effizienten Nutzung an<strong>der</strong>er biogener Kraftstoffe aus Getreide und Zuckerrüben sowie <strong>der</strong><br />
Verwertung von Holz und Holzabfallprodukten sind in <strong>der</strong> Entwicklung. Begünstigt werden die<br />
nachwachsenden Rohstoffe in unserer Region durch um bis zu 30 % höhere Erträge infolge des<br />
CO2- Anstiegs in <strong>der</strong> Atmosphäre. <strong>Heyen</strong> als Energiedorf: Windkraft, Holz und Biotreibstoffe aus<br />
Raps, Rüben und Getreide wäre ein überzeugendes Konzept. Von <strong>der</strong>zeit rund 40 ha still zu<br />
legenden Flächen <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Landwirte werden bereits 20 ha mit Raps für Biodiesel genutzt,<br />
wovon etwa 25 PKW mit Treibstoff für je 15000 Jahreskilometer versorgt werden können. Dieses<br />
Potenzial ließe sich von <strong>der</strong> gleichen Fläche bei Herstellung von Bioethanol (Benzinzusatz) aus<br />
Getreide und Zuckerrüben mindestens verdreifachen, also auf 150 PKW.<br />
Dank gilt unseren Vorfahren<br />
Besinnen wir uns auf die wechselvolle Geschichte von <strong>der</strong> Geburtsstunde unseres Dorfes <strong>Heyen</strong><br />
an bis zur Gegenwart, bleibt ein starkes Gefühl <strong>der</strong> Dankesschuld an unsere Vorfahren. Einige<br />
Familien sind seit Existenz des Dorfes hier ansässig. Sie haben seither mehr als 30 Generationen<br />
lang aufgebaut, verteidigt, gelitten, gearbeitet, unsinnige Feldzüge ertragen und doch immer an die<br />
Zukunft geglaubt. Damit hatten sie schließlich recht; denn das Dorf hat alle Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
überlebt.<br />
Grenzbeziehung 1924<br />
obere Reihe (v.l.): Herr und Frau Timmermann, Feldmann, Piper, ??, Grave, Lindemann, ??, ??<br />
2. Reihe von oben (v.l.): Frau Bode, Ebeling, Herr und Frau Klingenberg, Lehrer Schulze, Marie Henneke, Fritz Bode, August<br />
Henneke, Sorge (Förster), dahinter 7 Unerkannte 3. Reihe von oben (v.l.): Johanne Timmermann, Wilhelm Baxmann, Hermann<br />
Sporle<strong>der</strong>, Wilhelm Wessel, Karl Battmer, August Feuerhake, Lange Marie Greinert, Zieseniß (Schuster), Karl Steinbrink. 2.<br />
Reihe von unten (v.l.): Fritz Möller, Waßmann, Fredebold, Ricke, Heinrich Keller, Emmy Meyer (Lemke), Friedrich Meyer,<br />
Hermann Battmer, Fritz Feuerhake, Erich Zieseniß untere Reihe (v.l.): Herbert Sporle<strong>der</strong>, Erich Maaß, Willi Hilmer, Liesbeth<br />
Timmermann, ??, Fritz Willmer<br />
- 243 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
Nachwort<br />
Ein Dorf brauchst du, und wäre es nur,<br />
Damit du es hin und wie<strong>der</strong> gern verlässt,<br />
Ein Dorf- das bedeutet: du bist nicht allein,<br />
du weißt, in den Menschen, in den Pflanzen,<br />
in <strong>der</strong> Erde lebt ein Stück von dir,<br />
das, auch wenn du selbst nicht da bist,<br />
bleibt und auf dich wartet.<br />
- 244 -<br />
Cesare Pavese (ital. Schriftsteller 1908 – 1950)
Inhaltsverzeichnis<br />
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
1 Vorwort / Grußworte 1<br />
1.1 Vorwort <strong>der</strong> Arbeitsgruppe <strong>Chronik</strong> 1<br />
1.2 Grußwort des Bürgermeisters 3<br />
1.3 Grußwort des Landkreises 4<br />
1.4 Grußwort <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> 5<br />
2 Der Name <strong>Heyen</strong> 6<br />
2.1 Das Wappen von <strong>Heyen</strong> 7<br />
2.2 Der Heiligenberg, ein Zeitzeuge von 300 Millionen Jahren Erdgeschichte. 8<br />
3 Vorgeschichte 11<br />
3.1 Besiedlung in <strong>Heyen</strong> 11<br />
3.2 Die erste urkundliche Nennung des Dorfes <strong>Heyen</strong> (Hegen) 12<br />
3.3 Übersetzung <strong>der</strong> Königsurkunde 13<br />
3.4 Wie kommt die Königsurkunde nach Münster ? 13<br />
3.5 Grenze und Grenzsteine 14<br />
4 Herrschaftshäuser im Mittelalter 15<br />
4.1 Die Herrschaft Homburg 15<br />
4.2 Familiennamen in <strong>der</strong> Herrschaft Homburg im Jahre 1400 15<br />
4.3 Das Fürstentum Braunschweig – Wolfenbüttel 15<br />
4.4 Wechselvolle Herrschaftszeiten in <strong>Heyen</strong> 16<br />
4.5 Urkunde Nr. 23 – Im Hämelschenburger Schlossarchiv 22<br />
5 Historische Stätten, beson<strong>der</strong>e Orte und Ereignisse 24<br />
5.1 Territoriale Verhältnisse im Raum Daspe, <strong>Heyen</strong>, Brockensen 24<br />
5.2 Die alte Gogerichtsstätte zwischen <strong>Heyen</strong> und Brockensen 25<br />
5.3 Ringwall 27<br />
5.4 Die Kapellenruine / Kirchenruine 28<br />
5.5 Ruine <strong>der</strong> Lauenburg / Läuenburg = Löwenburg 29<br />
5.6 Predigtstuhl, Teufelspfuhl, Hünenfeld, Hackelberg 31<br />
5.7 Die Klus 32<br />
5.8 Wüstungen und umliegende <strong>Gemeinde</strong>n <strong>der</strong> Vergangenheit 32<br />
6 Sagen über die historischen Stätten 33<br />
6.1 Das Kloster auf dem Heiligenberg 33<br />
6.2 Das Riesenfräulein 34<br />
6.3 Die Jungfrau von <strong>der</strong> Lauenburg 34<br />
7 Eigentumsverhältnisse im Laufe <strong>der</strong> Geschichte 35<br />
7.1 Kopfsteuer aus dem Jahre 1678 35<br />
7.2 Landvermessungen 1759 38<br />
7.3 Lastenablösung Zeddies von 1840 41<br />
7.4 Rezess <strong>der</strong> Spezialseparation in <strong>Heyen</strong> 43<br />
7.5 Flurnamen in <strong>der</strong> Feldmark 49<br />
8 Kriege und die Nöte des Landvolkes 50<br />
8.1 Die Gefallenen und Vermissten <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> 51<br />
8.2 Weltkrieg I - 1914-1918 51<br />
8.3 Weltkrieg II - 1939 – 1945 51<br />
8.4 Luftkrieg über <strong>Heyen</strong> 54<br />
8.5 Das Kriegsende in <strong>Heyen</strong> 55<br />
8.6 Schwierige Nachkriegsjahre 56<br />
8.7 Kampf gegen den Hunger 58<br />
8.8 Auswan<strong>der</strong>er aus <strong>Heyen</strong> vor 1900 60<br />
8.9 Auswan<strong>der</strong>er nach dem 2ten Weltkrieg 61<br />
- 245 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
9 Allgemeines zur Landwirtschaft 62<br />
9.1 Errichtung eines Testamentes im Jahre 1867 63<br />
9.2 Auszug aus einem landwirtschaftlichen Hofübergabe-Vertrag 64<br />
9.3 Nie<strong>der</strong>schlagsmengen in <strong>Heyen</strong> 1958 bis 2003 65<br />
10 Höfe in <strong>Heyen</strong> 67<br />
10.1 Großkötner Nr. 3 - Sporle<strong>der</strong> 67<br />
10.2 Halbmeier Nr. 9 - Petermann 68<br />
10.3 Vollmeier Nr. 12 - Diekmann 69<br />
10.4 Vollmeier Nr. 13 - Zeddies 72<br />
10.5 Großkötner Nr. 16 - Becker 74<br />
10.6 Großkötner Nr. 25 - Meyer 75<br />
10.7 Vollmeier Nr. 30 - Klatt 76<br />
10.8 Vollmeier Nr. 23 - Henneke 77<br />
10.9 Vollmeier Nr. 56 - Hollstein 79<br />
10.10 Großkötner Nr. 38, Brinksitzer Nr. 36 - Zieseniß 80<br />
10.11 Großkötner Nr. 57 - Karl-Heinz Ohm 81<br />
10.12 Großkötner Nr. 53 - Klingenberg 82<br />
10.13 Großkötner Nr. 54 - Battmer 83<br />
10.14 Anbauer Nr. 73 - Garve 84<br />
10.15 Großkötner Nr. 49 - Wiemann 86<br />
10.16 Vollmeierhof Nr. 51 - Rother 87<br />
10.17 Halbmeier Nr. 43 - Lemke 88<br />
10.18 Landhandel - 80 Jahre - Von den Anfängen bis heute 91<br />
11 Beson<strong>der</strong>e Flurstücke in <strong>Heyen</strong> 93<br />
11.1 Die Sun<strong>der</strong> 93<br />
11.2 Der Rhien 93<br />
11.3 Der Weinberg 94<br />
11.4 Weinanbau in <strong>Heyen</strong> 95<br />
12 Unwetter in <strong>Heyen</strong> 97<br />
12.1 Hochwasser Esper<strong>der</strong> Straße 1936 97<br />
12.2 Unwetter in <strong>der</strong> Nacht vom 30.04. auf den 01.05.1955 98<br />
13 <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> 99<br />
13.1 Standesbeamter in Haus Nr. 36, heute Zieseniß, Gönne 10 99<br />
13.2 Wasserversorgung in <strong>Heyen</strong> 100<br />
13.3 1946 – Ein Jahr Kommunalarbeit in <strong>Heyen</strong> nach dem Krieg 101<br />
13.4 Protokoll über die Gemein<strong>der</strong>atssitzung 103<br />
13.5 Aus dem Protokollbuch <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> ab 1946 103<br />
13.6 <strong>Gemeinde</strong>vorsteher und Bürgermeister 110<br />
13.7 Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> in <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> 111<br />
13.8 Die jüngere Geschichte in <strong>der</strong> Kommunalpolitik 113<br />
13.9 Hausnummernumstellung in <strong>Heyen</strong> 118<br />
13.10 Auflistung <strong>der</strong> Häuser im Baugebiet „Vor <strong>der</strong> Kühlbreite“ 120<br />
13.11 Häuserinschriften – Stand 1988 122<br />
14 Kirche 128<br />
14.1 Bauliche Verän<strong>der</strong>ungen 130<br />
14.2 Volumen primum 132<br />
14.3 Län<strong>der</strong>eien 132<br />
14.4 Meyerbrief Corp. bon. 1751 134<br />
14.5 Aus <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> des Pfarramtes ab 1907 135<br />
14.6 Aus <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> <strong>der</strong> Kirchengemeinde <strong>Heyen</strong> 137<br />
14.7 Während des Krieges und nach dem Krieg 138<br />
14.8 Abschrift einer Tafel in <strong>der</strong> Kirche 143<br />
14.9 Die ev. luth. Kirchengemeinde St. Ursula, <strong>Heyen</strong> seit 1997 144<br />
14.10 Der Friedhof in <strong>Heyen</strong> 146<br />
14.11 Posaunenchor <strong>Heyen</strong> 147<br />
- 246 -
<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
15 Die Schule in <strong>Heyen</strong> 149<br />
15.1 Einnahmen <strong>der</strong> Schule 149<br />
15.2 Vorschriften aus dem Generalschulplan für Preußen von 1736 151<br />
15.3 Schulgebäude 152<br />
15.4 Als Dorfschulmeister in <strong>Heyen</strong> 153<br />
15.5 Erinnerungen an meine Tätigkeiten an <strong>der</strong> Grundschule 154<br />
15.6 Auszüge aus den Jahrbüchern <strong>der</strong> Schule Halle 156<br />
15.7 Kin<strong>der</strong>garten <strong>Heyen</strong> 159<br />
16 Verbände 161<br />
16.1 Der Reichsbund 161<br />
16.2 Der Heimkehrerverband 161<br />
16.3 Der Drainageverband <strong>Heyen</strong> 162<br />
16.4 Die Forstgenossenschaft <strong>Heyen</strong> 164<br />
16.5 Die Jagdgenossenschaft <strong>Heyen</strong> 168<br />
16.6 Die Jagd in <strong>Heyen</strong> 170<br />
16.7 Die Schweinekasse - Schweine Versicherungs-Gesellschaft 172<br />
17 Vereine 174<br />
17.1 Der Kriegerverein 174<br />
17.2 Schützenverein <strong>Heyen</strong> von 1884 e.V. 175<br />
17.3 Freiwillige Feuerwehr <strong>Heyen</strong> 186<br />
17.4 Der Reit- und Fahrverein <strong>Heyen</strong>-Esperde 194<br />
17.5 Die Landjugendgruppe <strong>Heyen</strong> 199<br />
17.6 Mai-Club <strong>Heyen</strong> von 1990 e.V. 202<br />
17.7 DRK-Ortsverein <strong>Heyen</strong> 203<br />
17.8 Der Gemischte Chor 206<br />
17.9 Turn- und Sportverein „Frischauf“ <strong>Heyen</strong> von 1922 e.V. 207<br />
17.10 Gesangverein <strong>Heyen</strong> 210<br />
18 Wirtschaft in <strong>Heyen</strong> – Handel und Handwerk 213<br />
18.1 Die Handwerker in <strong>Heyen</strong> 213<br />
18.2 Die Steinbrüche 214<br />
18.3 Keller Landmaschinen 216<br />
18.4 Erinnerungen an die Post in <strong>Heyen</strong> 217<br />
18.5 Entwicklung <strong>der</strong> Spar- und Darlehnskasse seit 1904 219<br />
18.6 Das Gasthaus zur Linde 221<br />
18.7 Das Gasthaus am Thie – „Pieper“ 222<br />
18.8 Vier Generationen Malerfachbetrieb Lindemann - Seit 1884 - 224<br />
18.9 Malerfachbetrieb Semper - seit 1972 226<br />
18.10 Massivmöbel Diekmann - seit 1986 226<br />
18.11 Meyer´s Meister Betrieb - seit 1998 227<br />
18.12 AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel 228<br />
18.13 Bäckerei Wilhelm Baxmann - seit 1884 229<br />
18.14 Gärtnerei Sporle<strong>der</strong> 230<br />
18.15 Versicherungs-Generalagentur Meyer - seit 1969 231<br />
18.16 Steuerbüro Gerhard Fischer 232<br />
19 Die wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem 2ten Weltkrieg 233<br />
20 <strong>Heyen</strong> - quo vadis 237<br />
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