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1 Vorwort / Grußworte<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1.1 Vorwort <strong>der</strong> Arbeitsgruppe <strong>Chronik</strong><br />

Als zum Jahresanfang 2003 die Idee zur Zusammenstellung von Texten und<br />

Urkunden zum Dorfgeschehen zu einer Art <strong>Chronik</strong> geboren wurde, fand sich<br />

bald ein kleiner Kreis von an dem Projekt Interessierten zum<br />

Informationsaustausch zusammen.<br />

Nach einer ersten Sichtung <strong>der</strong> Sammlungen unserer „Dorfchronisten“ Friedel<br />

Peter, Albrecht Rother und Hermann Wiemann kam <strong>der</strong> Arbeitskreis, dem neben<br />

den Genannten auch Manfred Duttmann, Peter Klatt, Ernst Struckmeier und<br />

Michael Zieseniß angehörten, schnell zu <strong>der</strong> Einsicht, dass sich die von ihm<br />

zusammen zu stellende Sammlung von Beiträgen zur Ortsgeschichte nicht in <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>gabe von Dokumenten zur Wirtschaftsführung und Abschriften aus den<br />

Kirchenbüchern beschränken dürfte. Vielmehr sollte die <strong>Chronik</strong> möglichst viele<br />

Facetten des dörflichen Lebens über die Jahrhun<strong>der</strong>te bis in unsere Zeit hinein<br />

wi<strong>der</strong>spiegeln.<br />

Ausgehend von <strong>der</strong> Namensgebung des Ortes, <strong>der</strong> Beschreibung seiner Lage<br />

und seiner ersten urkundlichen Nennung sollte das Leben in <strong>Heyen</strong> und in seiner<br />

Umgebung in <strong>der</strong> Vergangenheit zur Gegenwart dem Leser an Hand <strong>der</strong> Texte,<br />

Bil<strong>der</strong> und Dokumente deutlich werden.<br />

Der Alltag auf dem Lande erfor<strong>der</strong>te zu allen Zeiten von den Menschen durch<br />

<strong>der</strong>en Gebundenheit an die Obrigkeit ein großes Maß an Anpassung und<br />

Beharrlichkeit. Grund und Boden mussten immer wie<strong>der</strong> gegen alle möglichen<br />

Angriffe <strong>der</strong> Natur und auch gegen äußere Feinde verteidigt werden. Kriegs- und<br />

Friedenszeiten führten zu einem Auf und Ab in den Lebensverhältnissen je<strong>der</strong><br />

einzelnen Familie.<br />

Der Fortschritt in <strong>der</strong> Wirtschaftsführung wird in den Abschnitten zur<br />

Landwirtschaft im Wandel verdeutlicht. Das Wachsen und <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>gang<br />

verschiedener Wirtschaftsunternehmen vor Ort ist ebenfalls in Beiträgen<br />

behandelt.<br />

In einem weiteren Teil sind die heute und früher in <strong>Heyen</strong> wirtschaftenden Höfe<br />

in Bil<strong>der</strong>n unter Angabe <strong>der</strong> auf ihnen über Generationen lebenden Familien<br />

erfasst. Das Höfesterben ist auch in <strong>Heyen</strong> weit fortgeschritten. Drei <strong>der</strong> fünf zur<br />

Zeit noch betriebenen Landwirtschaften werden mit ihren unterschiedlichen<br />

Betriebsschwerpunkten vorgestellt. Allen Gewerbebetrieben ist ebenfalls <strong>der</strong><br />

Platz zur Darstellung ihrer Wirtschaftsschwerpunkte gegeben worden.<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> Schule und <strong>der</strong> Kirche bis zur Schließung bzw. Verlegung <strong>der</strong><br />

beiden das Dorfleben prägenden Einrichtungen nach Halle wird in den Beiträgen<br />

<strong>der</strong> in <strong>Heyen</strong> wirkenden Lehrer und Pastöre deutlich. Durch die Aufgabe des<br />

Grundschulstandorts <strong>Heyen</strong> und <strong>der</strong> Auflösung <strong>der</strong> Pfarrstelle <strong>Heyen</strong>-Esperde<br />

sind kulturelle Kristallisationspunkte verloren gegangen.<br />

Die Vereine und Verbände haben ebenfalls den Weg ihrer Entwicklung mit<br />

Darstellung zum Vereinsgeschehen und Protokollauszügen aufgezeigt. Durch<br />

- 1 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

bebil<strong>der</strong>te Beiträge über nicht mehr aktive Vereine wird die Erinnerung an diese<br />

wach gehalten.<br />

Natürlich bedarf die Darstellung <strong>der</strong> wichtigsten Ereignisse <strong>der</strong> Ratsarbeit <strong>der</strong><br />

politischen <strong>Gemeinde</strong> eines eigenen Kapitels. So sind an Hand <strong>der</strong><br />

Protokollauszüge wichtigen Weichenstellungen seit <strong>der</strong> Nachkriegszeit bis heute<br />

nachvollziehbar.<br />

Die vorliegende <strong>Chronik</strong> ist eine Gemeinschaftsarbeit. Viele Bürgerinnen und<br />

Bürger aus <strong>Heyen</strong> und Umgebung haben durch eigene Beiträge und auf<br />

Befragen wichtige Einzelheiten zu den namentlich kenntlich gemachten<br />

Textbeiträgen geliefert. Bildgestaltung und Layout lang in den Händen von<br />

Michael Zieseniß.<br />

Der „Arbeitskreis <strong>Chronik</strong>“ bedankt sich bei allen Beteiligten für die ihm gewährte<br />

Unterstützung.<br />

Folgende Sponsoren haben die Erstellung <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> durch eine Spende<br />

unterstützt:<br />

Lehrinstitut für Akupunkt-Massage nach Penzel <strong>Heyen</strong>,<br />

Sparkasse Weserbergland - Direktion Bodenwer<strong>der</strong>,<br />

Volksbank Hameln-Pyrmont - Zweigstelle Bodenwer<strong>der</strong>,<br />

und weitere, die nicht genannt werden wollen.<br />

Gemeinsame Aufnahme des Arbeitskreises <strong>Chronik</strong> und Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgruppe „Historischer Markt“ sowie weitere Mitglie<strong>der</strong><br />

des Festausschsses <strong>der</strong> 1000 Jahrfeier.<br />

- 2 -


1.2 Grußwort des Bürgermeisters<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

In den Tausend Jahren ihrer wechselvollen Dorfgeschichte haben die Einwohner<br />

von <strong>Heyen</strong> Höhen und Tiefen erlebt. Kriegerische Auseinan<strong>der</strong>setzungen und<br />

Naturkatastrophen machten das Leben auf dem Lande nicht immer einfach.<br />

Die Verän<strong>der</strong>ungen in Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe stehen für eine<br />

flexible Anpassung <strong>der</strong> Menschen an den steten Wandel des Lebens im Dorf.<br />

Ausführlich werden in den folgenden Abschnitten diese Verän<strong>der</strong>ungen<br />

aufgezeigt und ich kann heute schon voraussagen, dass sich auch in Zukunft ein<br />

Wandel nicht aufhalten lässt. Um so mehr freue ich mich und bin dankbar<br />

zugleich, dass es die Menschen stets geschafft haben, mit den wenigen Mitteln,<br />

die zur Verfügung standen, eine intakte Dorfgemeinschaft zu erhalten. Das rege<br />

Verbands- und Vereinsleben, wie es in dieser Aufzeichnung noch ausführlich<br />

geschil<strong>der</strong>t wird, ist die Basis für das Dorfleben über die 1000-Jahrfeier hinaus.<br />

Mit Bravour haben die Einwohner <strong>Heyen</strong>s gemeinsam die Nöte <strong>der</strong><br />

Nachkriegszeit gemeistert. „Alteingesessene“ und die Vertriebenen aus den<br />

Ostgebieten, zusammen mit den Evakuierten aus den zerbombten Städten<br />

haben auf engstem Raum zusammengelebt. Es ist schön, dass <strong>Heyen</strong> für einige<br />

zur neuen Heimat geworden ist.<br />

Die Zusammenstellung dieser <strong>Chronik</strong> wurde möglich, weil sich schon seit<br />

Jahren Einwohner mit ihren Erinnerungen, insbeson<strong>der</strong>e an mündliche<br />

Überlieferungen, in das Dorfgeschehen eingebracht haben. Hier ist Wilhelm<br />

Steinbrink zu erwähnen, <strong>der</strong> in vielen Gesprächrunden seine geschichtlichen<br />

Erfahrungen gern kundgetan hat.<br />

Die einzelnen Berichte for<strong>der</strong>ten ein hohes Maß an Zeitaufwand von jedem, <strong>der</strong><br />

Beiträge verfasst hat. Mein Dank gilt dem Arbeitskreis „<strong>Chronik</strong>“, und hier<br />

beson<strong>der</strong>s Hermann Wiemann, Friedel Peter und Albrecht Rother.<br />

Vom 4. bis 6. Juni dieses Jahres feiert <strong>Heyen</strong> die 1000ste Wie<strong>der</strong>kehr seiner<br />

ersten urkundlichen Erwähnung. In umfangreichen Planungsgesprächen bereiten<br />

die Arbeitskreise „Festausschuss“ unter Vorsitz von Matthias Wiemann und<br />

„Historischer Markt“ unter Vorsitz von Hannelore Maaß, das Jubiläumsereignis<br />

vor. Ihnen danke ich für den großen Arbeitseinsatz.<br />

<strong>Heyen</strong> wird sich seinen Gästen in einer festlichen Atmosphäre präsentieren.<br />

Möge das Jubiläum bei Jung und Alt als schönes und freudiges Ereignis in guter<br />

Erinnerung bleiben.<br />

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern dieser <strong>Chronik</strong> eine lehrreiche Lektüre<br />

und eine kurzweilige Unterhaltung zugleich.<br />

Reinhard Meyer<br />

Bürgermeister<br />

- 3 -


1.3 Grußwort des Landkreises<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

- 4 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1.4 Grußwort <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong><br />

1000 Jahre <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> – ein stolzes Geburtstagsjahr, zu dem die<br />

Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> ganz herzlich gratuliert und die besten Wünsche<br />

übermittelt.<br />

Der Ort <strong>Heyen</strong> über die Jahrhun<strong>der</strong>te viele Höhen und Tiefen durchlebt und sich<br />

bis heute behauptet.<br />

Die vorbildliche Dorfgemeinschaft und das große ehrenamtliche Engagement <strong>der</strong><br />

hier lebenden Menschen bei den verschiedensten Veranstaltungen und<br />

Aktivitäten, findet immer wie<strong>der</strong> weit über die Grenzen <strong>der</strong> Samtgemeinde Gehör<br />

und Anerkennung.<br />

Ob die Tage des Wohlbefindens o<strong>der</strong> die Maifeiern, ob Bingo o<strong>der</strong> die jährlichen<br />

Neujahrsempfänge, in <strong>Heyen</strong> stehen die Menschen zueinan<strong>der</strong>, was sich auch<br />

positiv auf die Dorferneuerung auswirken wird.<br />

<strong>Heyen</strong> hat sich zu einem mo<strong>der</strong>nen lebendigen Dorf entwickelt, in dem auch die<br />

Wirtschaft u. a. mit dem Lehrinstitut APM, <strong>der</strong> Gärtnerei Sporle<strong>der</strong> und <strong>der</strong><br />

Tischlerei Diekmann, die immer wie<strong>der</strong> Spitzenkräfte ihres Fachs ausbildet, zu<br />

dem Ort stehen.<br />

Die Menschen in <strong>Heyen</strong> haben sich ihren eigenen Charakter bewahrt und das<br />

starke Eigenleben und die dörfliche Gemeinschaft im guten Sinne<br />

weiterentwickelt, was so machen Nachbarn beeindruckt und auch manchmal<br />

neidisch macht.<br />

Dennoch werden alle an <strong>der</strong> Feier teilnehmen, ein schönes Zeichen von<br />

Zusammengehörigkeit und Heimatbewusstsein innerhalb unserer<br />

Samtgemeinde.<br />

Ich wünsche <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> auch weiterhin eine selbstbewusste, aktive<br />

kommunale Selbstverwaltung und ein fröhliches und harmonisches<br />

Jubiläumsfest.<br />

Herbert Bröckel<br />

Samtgemeindebürgermeister<br />

- 5 -


2 Der Name <strong>Heyen</strong><br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Hegen wird in früheren Veröffentlichungen oft als ”Heim des Hego” bezeichnet. Sollte Hegen nicht<br />

einfach von hegen kommen? Ein Ort, <strong>der</strong> gehegt und gepflegt wurde! Namensformen und<br />

Schreibweisen: 1197 wurde nach dem e ein y zugefügt, aus Hegen wurde Heygen. 1304 entstand<br />

unter Weglassung des H Eygen. 1310 <strong>Heyen</strong>, 1320 Eyhem u. Heyghem, 1547 Heyne, 1759 Heien<br />

u. 1859 <strong>Heyen</strong>. Ein Hego ist ein o<strong>der</strong> mehrere Siedler die sich zum Schutz mit einem Zaun<br />

umgeben.<br />

Textquellen:<br />

1004 Hegen (DH II 87)<br />

1017 Hegen ebda 362<br />

1025 Heigen<br />

1039 Heigen (DK II 19, DH III 7)<br />

1197 Heigen (Westf. UB II S. 255)<br />

1304 Eygen (Sud I, S. 109)<br />

1310 <strong>Heyen</strong> <br />

1313 <strong>Heyen</strong> (UB Br, IV Nachtr. 292 und mehrfach 1. Hälfte 16 Jh.<br />

1316 <strong>Heyen</strong> (Westf. UB X 312, 507)<br />

1320 Eyhem (Sud I, S. 115)<br />

1320 Heyghem (Sud I, S. 111)<br />

1340 Heyghem (Gesch. v. Hake, S. 33)<br />

1359 Heyghem (UB Hameln, I 494 und mehrf. 15.-16. Jh.)<br />

1400 Hoyen (Kopb) (VII B Hs 17)<br />

1461 <strong>Heyen</strong> (Gesch. v. Hake, S. 87)<br />

1545 Heien (ER 214) Mi 16. u. 18. Jh.<br />

1547 Heyne (Calenb. UB III 942)<br />

1759 Heien ( G.L.V. )<br />

1859 <strong>Heyen</strong> ( Sep. )<br />

Historische Landkarte aus <strong>der</strong> Zeit vor dem 30-jährigen Krieg<br />

- 6 -


2.1 Das Wappen von <strong>Heyen</strong><br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Am 20. Juni 1975 wurde vom Gemein<strong>der</strong>at <strong>der</strong> Beschluss gefasst, <strong>Heyen</strong> mit einem Wappen<br />

auszustatten. Die amtliche Wappenbeschreibung lautet:<br />

„In Rot über grünen, silbern gebördeltem Dreiberg ein goldenes, senkrecht und waagerecht<br />

geteiltes, über Kreuz gebundenes, jeweils an den Enden gewinkeltes Kreuz.“<br />

Das Kreuz steht für die Kapelle auf dem Heiligenberg. Der grüne Berg stellt den Ringwall dar.<br />

- 7 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

2.2 Der Heiligenberg, ein Zeitzeuge von 300 Millionen Jahren Erdgeschichte.<br />

(Dr. Jochen Lepper)<br />

Die erd- und landschaftsgeschichtlichen Prozesse, die den heutigen Naturraum um den<br />

Heiligenberg geprägt haben, reichen erdgeschichtlich bis in das jüngere Erdaltertum<br />

(Paläozoikum) zurück:<br />

In diesem jüngeren Erdaltertum (Paläozoikum), vor ca. 300 Millionen Jahren und damit lange<br />

bevor wir Menschen unseren Planeten Erde besiedelten, wurde im Zuge <strong>der</strong> von Süden nach<br />

Norden voranschreitenden varistischen Faltengebirgsbildung das Gebiet des heutigen Mittleren<br />

Weserberglands erstmals landfest. Bald darauf ebneten jedoch Verwitterung und Abtragung die<br />

zuvor entstandene Faltengebirgslandschaft wie<strong>der</strong> ein, sodaß ein anschließen<strong>der</strong> Meeresvorstoß<br />

von Norden kommend bis weit nach Süden vordringen konnte. Damit entstand im jüngsten<br />

Erdaltertum zur Zechstein-Zeit ein kontinentales Nebenmeer, welches weite Teile des heutigen<br />

Mitteleuropas bedeckte. Im Gebiet des heutigen Mittleren Weserberglands setzten sich aus dem<br />

Meerwasser unter vorherrschend heiß-trockenen Klimaverhältnissen und darauf<br />

zurückzuführenden hohen Verdunstungsraten eine sich mehrfach wie<strong>der</strong>holende Abfolge von<br />

Eindampfungssedimenten bestehend aus Karbonaten (Kalk und Dolomit), Kalzium-Sulfaten<br />

(Anhydrit), Steinsalz und schließlich leicht löslichen Kalisalzen sowie Toneinschaltungen ab.<br />

Unmittelbar vor <strong>der</strong> Zeitenwende Erdaltertum/-mittelalter (Paläozoikum/Mesozoikum) zog sich<br />

dann das Meer zunächst wie<strong>der</strong> nach Norden zurück und es folgte zur anschließenden<br />

Buntsandstein-Zeit, dem ältesten Abschnitt <strong>der</strong> Trias, wie<strong>der</strong>um eine Festlandsperiode.<br />

Weitläufige Flußsysteme transportierten zu dieser Zeit von den südlich gelegenen<br />

Abtragungsgebieten große Sand- und tonig-schluffige Schlammmassen in den Ablagerungsraum<br />

<strong>der</strong> Hessischen Senke. Infolge saisonaler, monsunartiger Nie<strong>der</strong>schläge kam es auch zur<br />

vorübergehenden Ausbildung stehen<strong>der</strong> Gewässer nicht nur in Form von kleinen Tümpeln son<strong>der</strong>n<br />

auch von weiträumigen aber relativ flachen Binnenseen. Der Südostteil des Heiligenbergs ist im<br />

Wesentlichen aus Sedimenten <strong>der</strong> Solling-Folge (dem höchsten Abschnitt des Mittleren<br />

Buntsandstein) aufgebaut. Deren Sandsteine wurden teils als Gleithang-Sedimente<br />

windungsreicher Fließgewässer, teils als Rinnensedimente abgelagert. Eingeschaltet finden sich<br />

auch feingeschichtete Sand-Ablagerungen von Überflutungsebenen und gelegentlich von<br />

Totarmgewässern. Die Nordost-Abdachung des südöstlichen Abschnitts vom Heiligenberg bilden<br />

schließlich die Tonigen Grenzschichten <strong>der</strong> Solling-Folge, <strong>der</strong>en Schluffablagerungen in<br />

weitläufigen Überschwemmungsebenen abgesetzt wurden. Zur Zeit des jüngeren, d.h. Oberen<br />

Buntsandstein, auch Röt genannt, folgten darauf Verdunstungs- und Schlammabsätze einer<br />

zeitweilig austrocknenden, weit über Norddeutschland hinausreichenden Binnensenke, die sich --<br />

ähnlich wie im Zechstein -- aus Sulfat-, örtlich auch Steinsalzablagerungen, vor allem aber aus<br />

unterschiedlich gearteten kalkigen Tonsteinen, sog. Mergeln, zusammensetzen.<br />

Eine neuerliche Meeres-Überflutung des Germanischen Trias-Beckens zur Muschelkalk-Zeit<br />

führte zur Ablagerung mehr o<strong>der</strong> weniger flachmariner Kalkschlämme mit eingeschalteten<br />

karbonatreicheren Lagen, die durch einen hohen Anteil von Fossilbruchstücken (sog. Schillkalke)<br />

gekennzeichnet sind. Im Zuge einer (neuerlichen) Eindampfungsphase während des Mittleren<br />

Muschelkalk, wie<strong>der</strong>um vergleichbar <strong>der</strong> Entwicklung im Zechstein und Oberen Buntsandstein,<br />

wurden erneut Sulfat-Ablagerungen ausgeschieden. Auf diese folgen nochmals mächtigere<br />

normalmarine Schillkalke und schließlich eine dünnschichtige Wechsellagerung von Mergeln und<br />

Kalken, die den Abschluß des Muschelkalk gegen die überlagernde Schichtfolge des Keuper<br />

bildet. Vom Keuper, dem jüngsten Zeitabschnitt <strong>der</strong> Trias, sind im näheren Umfeld des<br />

Heiligenberges nur die untersten Schichtanteile in Form von lokalen Erosionsrelikten erhalten.<br />

Unter amphibischen Ablagerungsbedingungen wurde zu dieser Zeit eine wechselhafte Folge von<br />

Flußsanden mit dünnen kohligen Einschaltungen , schlammigen Hochwasserabsätzen, tonige<br />

Seesedimente bis hin zu kalkig-dolomitischen Ablagerungen eines Flachmeeres abgesetzt.<br />

Die darauf folgenden Schichten des Mittleren und Oberen Keuper sowie die des Jura und <strong>der</strong><br />

Kreide wurden im Bereich des heutigen Heiligenbergs zwar ebenfalls abgelagert, in <strong>der</strong> Folgezeit<br />

jedoch wie<strong>der</strong> abgetragen. Sie finden sich heute verbreitet im Lipper Keuperbergland links <strong>der</strong><br />

- 8 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Weser, <strong>der</strong> Jura im Bereich <strong>der</strong> Ithbörde und <strong>der</strong> Schichtrippe des Ithkamms und schließlich die<br />

Kreide in <strong>der</strong> Münsterlän<strong>der</strong> Kreidemulde sowie im Kern <strong>der</strong> Hilsmulde.<br />

Infolge <strong>der</strong> Auflast von diesen jüngeren Deckschichten und unter dem Einfluß des geologischen<br />

Faktors „Zeit“ verfestigten sich die Ablagerungen des Buntsandstein im Wesentlichen zu<br />

Sandsteinen, Ton- und Schluffsteinen, die kalkigen Meeresabsätze des Muschelkalk hingegen zu<br />

Kalk- und Mergelsteinen und die jüngeren Ablagerungen nach und nach entsprechend.<br />

Gegen Ende <strong>der</strong> Oberkreide und damit um die Zeitenwende Erdmittelalter/-neuzeit<br />

(Mesozoikum/Känozoikum) wurden dieser ursprünglich horizontal abgelagerte Schichtenstapel von<br />

Sedimentgesteinen zwischen Stadtoldendorf am Nordrand des Sollings und Kassel im Süden<br />

sowie zwischen Bad Karlshafen und Hardegsen zu einer weitgespannten aber schildförmig<br />

flachen, in sich jedoch unterglie<strong>der</strong>ten Gewölbestruktur verstellt. An <strong>der</strong>en Nordrand drang<br />

emporquellendes Zechstein-Salz an einer langgezogenen Schollengrenze, die sich von Lüthorst<br />

über Rühle – Bodenwer<strong>der</strong> bis Hameln erstreckt (Hameln-Elfas-Überschiebung) und welche die<br />

Solling-Pyrmont-Großscholle von <strong>der</strong> Hils-Großscholle trennt, in ein höheres Stockwerk, dem<br />

Schwächelager <strong>der</strong> Salinar-Schichten des Oberen Buntsandstein, ein. Mit diesem Salzeinschub<br />

wurden Teile <strong>der</strong> zur Hils-Großscholle gehörenden Dachscholle (Südwest-Abschnitt des<br />

Heiligenberges) auf <strong>der</strong> flach ansteigenden Überschiebungsbahn über dem einspießenden<br />

Salzkeil „huckepack“-artig von Nordosten nach Südwesten verfrachtet und die in <strong>der</strong>en<br />

Stirnbereich verbreiteten Muschelkalk-Schichten aus ihrer ursprünglich horizontalen Lagerung<br />

nach Südwesten verkippt (nordwestlicher Abschnitt vom Heiligenberg zusammen mit dem<br />

anschließenden Hopfenberg).<br />

Mit diesen -- endogen ausgelösten (d.h. erdinnenbürtigen) -- Prozessen <strong>der</strong> Salzbewegung<br />

einhergehend wurden infolge exogener Einwirkungen nach und nach die bis dahin abgelagerten<br />

jüngeren Deckschichten ab Mittlerem Keuper im Solling und Vogler mit dem angeglie<strong>der</strong>ten<br />

Heiligenberg bis auf den Mittleren Buntsandstein heruntergreifend wie<strong>der</strong> abgetragen und die<br />

zerlappte Steilstufe und einzelne Zeugenberge des Unteren Muschelkalk in <strong>der</strong> Umrahmung <strong>der</strong><br />

Buntsandstein-Aufwölbung herauspräpariert.<br />

Im Verlauf des Pleistozän (Eiszeitalter) schnitt <strong>der</strong> sich mehrfach verlagernde Weserlauf<br />

mäan<strong>der</strong>förmig in diese verkippten Schichtfolgen ein. Im Wechsel mehrer Kalt- und Warmzeiten<br />

schotterte <strong>der</strong> Fluß während <strong>der</strong> Kaltzeiten bei zunächst mangeln<strong>der</strong> Transport- bzw.<br />

Erosionsleistung Terrassen-Kiese und –Sande auf, in die er sich unmittelbar darauffolgend jeweils<br />

bis auf ein tiefer gelegenes Talboden-Niveau wie<strong>der</strong> einschnitt und dabei die<br />

landschaftsprägenden Talmäan<strong>der</strong> zwischen Bevern und Hajen einschließlich des ehemaligen<br />

Umlaufberges, dem Schiffberg zwischen Hehlen und Bröckeln herausmodellierte. Während <strong>der</strong><br />

Warmzeiten hingegen war die Flußaktivität allgemein gering.<br />

Den Abschluß <strong>der</strong> jüngsten und flächenhaft erhaltenen Weser-Terrasse, <strong>der</strong> Weichsel-zeitlichen<br />

Nie<strong>der</strong>terrasse, bildet zwischen Heiligenberg und Hehlen ein hier örtlich außergewöhnlich mächtig<br />

entwickelter Komplex von Vulkan-Asche-Horizonten eines 12 900 Jahre zurückliegenden<br />

explosiven Ausbruch des Laacher-See-Vulkans in <strong>der</strong> Eifel, <strong>der</strong> ca. 240 km von Bodenwer<strong>der</strong><br />

entfernt liegt. Während <strong>der</strong> Fall-Out <strong>der</strong> Asche-Wolke im Weser-Leine-Bergland in <strong>der</strong> Regel zur<br />

Ablagerung einer nur wenige Zentimeter dicken Ascheschicht führte, wurden diese bei<br />

Bodenwer<strong>der</strong> mit Ausklingen <strong>der</strong> letzten Eiszeit, <strong>der</strong> Weichsel-Kaltzeit, oberflächlich zumindest<br />

lokal abgetragen und im Wesertal in einem örtlich 140 cm erreichenden Schichtpaket von ca. 1<br />

mm großen Bimspartikeln vom Wasser wie<strong>der</strong> zusammengespült.<br />

Die Auelehme im Bereich <strong>der</strong> flachen Talnie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Weser und die Altarmablagerungen am<br />

Fuß des südöstlichen Abschnitts vom Heiligenberg sowie örtliche Quellkalk-Bildungen und<br />

mächtige Hangschutt-Decken am Fuß vom Heiligenberg sind die jüngsten Ablagerungen <strong>der</strong><br />

geologischen Gegenwart, des Holozän.<br />

Auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> hier nur in groben Zügen zu skizzierenden erdgeschichtlichen Entwicklung,<br />

die sich am Heiligenberg-Hopfenberg- Bergrücken in einer Vielzahl von Aufschlüssen<br />

nachzeichnen lässt, ist zusammenfassend festzustellen, dass dieser Bergrücken in <strong>der</strong> Trias-<br />

- 9 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Landschaft des Mittleren Weserberglands geradezu eine klassische „Trias-Quadratmeile“<br />

repräsentiert: Hier können nicht nur alle wichtigen Schichtabschnitte des höheren Buntsandstein<br />

und Muschelkalk in natürlichen Felsanschnitten und in von Menschenhand geschaffenen<br />

Steinbrüchen studiert werden, son<strong>der</strong>n auch die komplizierten Lagerungsverhältnisse im<br />

Grenzbereich zwischen <strong>der</strong> Solling-Pyrmont-Großscholle und <strong>der</strong> Hils-Großscholle beispielhaft<br />

erläutert werden.<br />

Der Südhang des Heiligenberges bei <strong>Heyen</strong>. (Foto: Dr. Jochen Lepper) - Die Weser am Fuß des Prallhanges ist durch die flache Talaue<br />

verdeckt. Der Bergrücken des Heiligenberges ist durch eine im Gesteins- und Vegetationsbestand deutlich erkennbare, von Osten (Bild:<br />

Rechts) nach Westen (Bild: Links) flach ansteigende Verwerfung, die im Foto schwarz nachgezeichnet ist, aufgeteilt:<br />

Ost-Scholle des Heiligenberges: im Wesentlichen aufgebaut aus den Schichten <strong>der</strong> Solling-Folge (Mittlerer Buntsandstein) mit dem<br />

ehemals in mehreren Steinbrüchen gewonnenen Bausandstein und <strong>der</strong> (im Bild: Rechts) deutlich erkennbaren Abraum-Halde. Wie in<br />

diesem Steinbruch und weiterhin in Buntsandstein-Anschnitten erkennbar, fallen diese Schichten nach Nordnordosten, d.h. in Richtung<br />

auf den Ith-Kamm, <strong>der</strong> hinter dem Heiligenberg-Rücken - von diesem verdeckt - liegt, hinein.<br />

West-Scholle: Westlicher Teil des Heiligenberg-Rückens mit anschließendem Hopfen-Berg, <strong>der</strong> allerdings bereits links außerhalb des<br />

Bildes liegt; aufgebaut aus Muschelkalk-Schichten (z.B. erkennbar im Felsanschnitt links im Bild). Diese Schichten fallen gegensinnig<br />

zum Buntsandstein halbsteil nach Südwesten (d.h. im Bild nach vorne-links) ein.<br />

Weiterführende Schriften und Schlüssel-Literatur:<br />

BALDSCHUHN, R., FRISCH, U. & KOCKEL, F. (1996): Geotektonischer Atlas von NW-Deutschland.- 8<br />

S., 24 Anl.; Hannover.<br />

HENNINGSEN, D. & THIEM, W. (2000): Laacher-See-Bimstuffe in einem Quartär-Profil bei Hehlen<br />

südlich von Hameln/Weser. - N. Jb. Geol. Paläont., Abh., 218: 285-306; Stuttgart.<br />

HERRMANN, A., HINZE, C. & STEIN, V. (1967): Die halotektonische Deutung <strong>der</strong> Elfas-<br />

Überschiebung im südnie<strong>der</strong>sächsischen Bergland.- Geol Jb., 84: 407-462; Hannover.<br />

HOLLÄNDER, R. (2000): Vom Salzkeil zur Decke – Struktur und Entwicklungsgang <strong>der</strong> Vogler-<br />

Homburgwald-Decke.- Ber. Naturhist. Ges. Hannover, 142: 78-148; Hannover.<br />

KOCKEL, F. (1984): Erläuterungen zu Blatt Hannover (C 3922) 1:100 000.- Geotekt. Atlas<br />

Nordwestdeutschland: 34 S., 32 Anl.; Hannover (Unveröff.).<br />

KOCKEL, F. (1986): Erläuterungen zu Blatt Holzminden (C4322) 1:100 000.- Geotekt. Atlas<br />

Nordwestdeutschland: 21 S., 20 Anl.; Hannover (Unveröff.).<br />

LEPPER, J. & MENGELING, H. (1990): Geologische Wan<strong>der</strong>karte Mittleres Weserbergland mit<br />

Naturpark Solling-Vogler 1:100 000; Neuhaus - Hannover.<br />

LEPPER, J. (1991): Beiheft zur Geologischen Wan<strong>der</strong>karte Mittleres Weserbergland mit Naturpark<br />

Solling-Vogler 1:100 000. - Beih. Ber. naturhist. Ges. Hannover, 10: 51 S.; Hannover.<br />

REIMANN, M. (1987): Geologie, Petrographie und Vergipsung <strong>der</strong> Zechsteinsulfatvorkommen von<br />

Stadtoldendorf und Osterode/Harz.- Ber. Naturhist. Ges. Hannover, 129: 57-84; Hannover.<br />

- 10 -


3 Vorgeschichte<br />

(Kurt Wiemann)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

<strong>Heyen</strong> liegt zwischen Ith und Weserbergland am Rande <strong>der</strong> Ithbörde. Im Süden des Dorfes führt<br />

eine Straße über die Weserbergkette, die hier Heyer Holz heißt, zur Münchhausenstadt<br />

Bodenwer<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Weser. Während das Oberdorf hügelig ist, da es von Ausläufern des Heyer<br />

Waldes umgeben wird, liegt das Unterdorf und die Feldmark zum größten Teil in <strong>der</strong> Ebene. Die<br />

Feldmark reicht weit in die Ithbörde hinein bis an die Fel<strong>der</strong> des Dorfes Bremke am Fuße des Ith.<br />

Dorthin führt auch die aus dem Oberdorf kommende Bodenwer<strong>der</strong>sche Straße, die im Unterdorf<br />

Ithstraße (Esper<strong>der</strong> Straße) heißt. An ihr liegen die meisten Häuser, so dass das Dorf in <strong>der</strong> Ebene<br />

ein Straßendorf darstellt. Das Oberdorf dagegen ist ein Haufendorf. Hier hat die Siedlung, die sich<br />

1004 als Hegen (Heim des Hego) erwähnt wird, begonnen. Vielleicht ist das <strong>der</strong> Grund dafür, dass<br />

man im Oberdorf Keller bauen konnte. Im Unterdorf, wo es die neueren Höfe und Häuser gibt,<br />

finden sich keine unterirdischen Keller, denn <strong>der</strong> Grundwasserspiegel liegt zu hoch. Die Grenze<br />

zwischen Oberdorf und Unterdorf bildet die Landesstraße L424, die die Bodenwer<strong>der</strong>sche Straße<br />

im rechten Winkel schneidet. Die benachbarten größeren Orte an dieser Straße sind im Osten<br />

Halle und die Raabestadt Eschershausen am Ith, im Westen Börry und die Rattenfängerstadt<br />

Hameln an <strong>der</strong> Weser. Die Kreuzung im Dorf heißt heute Thie, denn früher ist dort einmal <strong>der</strong><br />

Thingplatz gewesen. Halle und <strong>Heyen</strong> haben an <strong>der</strong> karolingischen Heerstraße gelegen. Immer,<br />

wenn Kriegszüge unsere Heimat durchzogen, war <strong>Heyen</strong> betroffen.<br />

Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf durch eine einquartierte kaiserliche Truppe und durch die<br />

Schweden, die anschließend in die Gegend kamen, völlig ausgeplün<strong>der</strong>t und zerstört. Die<br />

Einwohner waren vor den verrohten Sitten <strong>der</strong> Tillyschen Soldaten und vor dem Schwedentrunk zu<br />

Verwandten und Bekannten in an<strong>der</strong>e Dörfer geflohen. Erst allmählich trauten sie sich wie<strong>der</strong> an<br />

die Heerstraße heran und begannen aufzubauen.<br />

In späteren Zeiten befanden sich an <strong>der</strong> Feldmarksgrenze auf <strong>der</strong> Landesstraße im Westen und<br />

<strong>der</strong> Ithstraße (Esper<strong>der</strong> Straße) im Norden Schlagbäume und Zollhäuschen, denn <strong>Heyen</strong> war <strong>der</strong><br />

letzte Ort im Braunschweigischen. Bei <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung über die Län<strong>der</strong>eien 1856 lagen 17<br />

Morgen 87 Quadratruten im Preußischen. 1943 wurde <strong>der</strong> Heimatkreis Holzminden gegen den<br />

Kreis Goslar unter dem Verwaltungsbezirk Braunschweig und Regierungsbezirk Hildesheim<br />

ausgetauscht. <strong>Heyen</strong>, Kreis Holzminden, gehörte zum Regierungsbezirk Hildesheim und heute<br />

zum Regierungsbezirk Hannover.<br />

<strong>Heyen</strong> war in erster Linie ein Bauerndorf. Im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t stand das Dorf unter <strong>der</strong><br />

Gerichtsbarkeit des Amtes Wickensen, Bauern mussten Korn- und Fleischzehnt an 10<br />

verschiedene Gutsherren (Wickensen, Kloster Kemnade, H. v. Münchhausen zu Bodenwer<strong>der</strong>, H.<br />

Graf von <strong>der</strong> Schulenburg u.a.) zahlen. Im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t hatte das Grenzdorf des Herzogtums<br />

Braunschweig an <strong>der</strong> damals verhältnismäßig viel befahrenen Heerstraße Einbeck - Hameln eine<br />

Zollstation. Bis zur Auseinan<strong>der</strong>setzung 1856 stieg die Fläche auf 3300 Morgen.<br />

3.1 Besiedlung in <strong>Heyen</strong><br />

(Friedel Peter)<br />

Um 200 – 400 nach Christi entstanden erste Streusiedlungen mit sogenannten „Blockfluren“, die<br />

man gemeinsam bestellte. Die Siedler schlossen sich zusammen und wählten oft einen erhöhten<br />

Platz, damit bei viel Regen das Wasser abfließen konnte.<br />

In <strong>Heyen</strong> war es das Viereck Gönne, Twetje, Hauptstraße und Kampstraße. Auch musste ein Bach<br />

o<strong>der</strong> eine Quelle für Trinkwasser in <strong>der</strong> Nähe sein. Dafür sorgte <strong>der</strong> kleine Bach, <strong>der</strong> durch den<br />

Pfarrgarten fließt. Nutzbare Äcker, Wiesen und Wald, die den Einwohnern Nahrung lieferten,<br />

waren auch vorhanden. Zum Schutz umgaben sie diesen Platz mit einem Wall, Graben o<strong>der</strong> einer<br />

Hecke. Auf diesem Thingplatz (Versammlungsplatz) wurde einige hun<strong>der</strong>t Jahre später bei <strong>der</strong><br />

Christianisierung eine Holzkirche errichtet. Jahre später wurde die Holzkirche durch eine<br />

Steinkirche ersetzt. In <strong>Heyen</strong> aus schlecht geschichtetem ganz verputztem roten Sandstein.<br />

- 11 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Baujahr vermutlich um 1250. Der Thingplatz hatte <strong>der</strong> Kirche mit umgebendem Friedhof zu<br />

weichen. Die Häuser <strong>der</strong> Siedler gruppierten sich um diesen Dorfmittelpunkt. Mit steigen<strong>der</strong><br />

Einwohnerzahl wurden weitere Grundstücke südlich <strong>der</strong> Hauptstraße bebaut. Danach wurden die<br />

Flurstücke nördlich <strong>der</strong> Hauptstraße besiedelt.<br />

Bis zu <strong>der</strong> Land- und Flurvermessung 1759 war <strong>Heyen</strong> auf 58 Häuser angewachsen. Bei <strong>der</strong><br />

zweiten Land- und Flurvermessung 1865 sind 69 Häuser angegeben. In <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit 1890 bis<br />

1910 sind viele alte Fachwerkhäuser abgerissen und durch neue Ziegelsteinhäuser, einige mit<br />

Mörtel verputzt, ersetzt worden. Es wurden auch neue Grundstücke erschlossen und bebaut. Bis<br />

1940 war <strong>Heyen</strong> auf 90 Wohnhäuser angewachsen.<br />

Die größte Bautätigkeit hat es aber ab 1945 gegeben. Die Einwohnerzahl in <strong>Heyen</strong> hatte sich von<br />

436 Personen in 1939 durch die vielen Vertriebenen aus den Ostgebieten und Evakuierten aus<br />

den bombardierten Städten des Rheinlandes auf 841 Personen am 01.04.1948 erhöht. Es<br />

herrschte große Wohnungsnot und auch für die vielen Kin<strong>der</strong> reichten die Schulräume nicht mehr<br />

aus. Der Gemein<strong>der</strong>at sorgte für Bauland an <strong>der</strong> Dasper Straße für Bauwillige und auch für einen<br />

Schulbau mit Lehrerhaus. Erste Bauherren waren Otto Warnecke und Heinrich Willmer. Heinrich<br />

Willmer konnte am 7.11.1953 Richtfest feiern. Die Einweihung <strong>der</strong> Schule und des Lehrerhauses<br />

fand am 15.12.1955 statt. Das Baugebiet wurde sehr gut angenommen, es wurden 79 Häuser bis<br />

zum Herbst 2003 gebaut.<br />

Im Altdorf sind einige Häuser auf Grund von Straßenbaumaßnahmen o<strong>der</strong> Baufälligkeit abgerissen<br />

worden. Im Herbst 2003 stehen in <strong>Heyen</strong> 172 Wohnhäuser.<br />

3.2 Die erste urkundliche Nennung des Dorfes <strong>Heyen</strong> (Hegen)<br />

Die beiden Schwestern Fre<strong>der</strong>una und Imma, Töchter des Billunger Grafen Wichmann I und<br />

Nichten des Sachsenherzogs Hermann Billung, gründeten um 960 das Kloster Kemnade und<br />

richteten es ein. Sie brachten ihr gesamtes Erbe u. a. aus Hegen in den Besitz des Klosters ein.<br />

Demnach hat Hegen schon 960 bestanden. Die erste urkundliche Nennung geht aus <strong>der</strong><br />

bekannten Königsurkunde aus dem Jahr 1004 hervor. In Hinblick auf das im Jahr 2004<br />

anstehende Jubiläum kann mit <strong>der</strong> Übersetzung des Originaldiploms <strong>der</strong> urkundliche Nachweis für<br />

das 1000jährige Bestehen geführt werden.<br />

König Heinrich II. nimmt<br />

das von den Schwestern<br />

Fre<strong>der</strong>una und Imma mit<br />

Hilfe des Grafen Gero<br />

gegründete<br />

Nonnenkloster Kemnade,<br />

dem die Grün<strong>der</strong>innen<br />

ihre im folgenden<br />

aufgeführten Besitzungen<br />

geschenkt haben, in<br />

seinen Schutz und<br />

verleiht ihm die Freiheit<br />

von Gan<strong>der</strong>sheim,<br />

Quedlinburg und Herford<br />

mit dem Vorbehalt, dass<br />

das Kloster bis zum Tode<br />

<strong>der</strong> Stifterinnen in <strong>der</strong>en<br />

Besitz bleibe, sowie die<br />

Immunität und das<br />

Äbtissinnenwahlrecht<br />

Magdeburg 1004<br />

November 2.<br />

(Original im Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiv, Münster)<br />

- 12 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

3.3 Übersetzung <strong>der</strong> Königsurkunde<br />

Im Namen <strong>der</strong> heiligen und unteilbaren Dreieinigkeit. Heinrich 1 , von göttlich-günstiger Gnade<br />

König. Die Gesamtheit aller <strong>der</strong> heiligen Kirche Gottes und Uns Getreuen - gegenwärtigen und<br />

zukünftigen - möge erfahren, dass die Frau Fre<strong>der</strong>una, ehrwürdige Äbtissin, und ihre Schwester<br />

Gräfin Imma mit Unterstützung des Grafen Gero² ein gewisses Kloster - geweiht zu Ehren <strong>der</strong><br />

heiligen Gottesgebärerin und ewigen Jungfrau Maria - eingerichtet haben, dem sie ihr ganzes<br />

Erbe: Keminetan, Hegen, Barigi, Tundiriun, Othere, die in Tilithi gelegen sind, Uarstan in Auga,<br />

Rothe in Wikanafelde, Bardenwik, Hotnannessun, Wittdorf, Britlingi, Biangiburdiburg, Addunesdorf,<br />

Hatherbiki, Bodanhausen, Sutherburg in Bardanga, Claniki in Drevani, Wigmannesburstal,<br />

Bennedesdorf in Mosidi, Widila, Wal<strong>der</strong>sidi, Kokerbiki in Heilanga, Holana, Aun, Setila in<br />

Hogtrunga, Hepstidi, Sinigas und alle hier vorerwähnten Güter, die aber in <strong>der</strong> Grafschaft Herzog<br />

Bernhards 3 gelegen sind, in dankbarster Absicht übertragen haben.<br />

Weil die Bittstellerinnen an Unsere königliche Majestät herangetreten sind und gebeten haben,<br />

dass Wir dasselbe Kloster in Unseren Schutz aufnehmen und ihm den Vorrang solcher Freiheit<br />

und solcher Rechtsausstattung gewähren möchten, den Gan<strong>der</strong>sheim, Quedlinburg und Herford<br />

zu besitzen scheinen, sei <strong>der</strong> Gesamtheit aller Getreuen bekannt gemacht, das Wir dieses auf<br />

Bitten des Bischofs Dietrich von Minden 4 vollzogen haben. Dazu haben Wir festgesetzt, dass das<br />

genannte Kloster und die Abtei mit Unserer Zustimmung auf Lebenszeit unter <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong><br />

erwähnten Äbtissin und ihrer Schwester, <strong>der</strong> Grafin, bleiben soll. Nach dem Tod dieser beiden<br />

aber soll dieselbe Abtei auf ewig Unserem öffentlichen Recht unterstehen. Außerdem wollen Wir<br />

aber, dass keine höhergestellte o<strong>der</strong> min<strong>der</strong>e Person unseres Königtums in <strong>der</strong>selben Abtei einen<br />

Gerichtstag abhalte, ihr irgendeine an<strong>der</strong>e Beeinträchtigung zufüge o<strong>der</strong> eine öffentliche Abgabe<br />

erhebe, es sei denn <strong>der</strong> Vogt <strong>der</strong> Äbtissin und <strong>der</strong> Nonnen 5 . Dazu haben Wir aus Unserer<br />

königlichen Macht <strong>der</strong> Abtei auch zugestanden, dass die Nonnen desselben Klosters die Erlaubnis<br />

haben sollen, nachdem die Äbtissin gestorben ist, eine an<strong>der</strong>e dafür geeignete zu wählen<br />

Und damit die kraft Unserer Autorität ausgestellte Urkunde durch alle Zeit gültig bleibe, haben Wir<br />

diese mit eigener Hand vollzogen und befohlen, dass sie mit Unserem Siegel gekennzeichnet<br />

werde.<br />

Zeichen des Herrn Heinrich des unbesiegbaren Königs. Egilbert, Vizekanzler des Erzkaplans<br />

Willigis 6 hat es gezeichnet. Gegeben am 4. Tag vor den Nonnen des November im Jahr [nach] <strong>der</strong><br />

Fleischwerdung des Herrn, zweiter Indiktion, aber im dritten Jahr des Königtums Herrn Heinrichs II,<br />

geschehen in Magdeburg.<br />

Erläuterungen:<br />

1) Heinrich II. aus dem Hause <strong>der</strong> Liudolfinger, deutscher König seit 1002, Kaiser seit 1014, 1024.<br />

2) Gero II. (993-1015>, Graf und Markgraf in <strong>der</strong> östlich von Saale und Mulde gelegenen Ostmark, <strong>der</strong> späteren Nie<strong>der</strong>lausitz.<br />

3) Herzog Bernhard I. von Sachsen aus dem Hause <strong>der</strong> Billunger (973-1011).<br />

4) (1002-1022).<br />

5) Klassische, vollständige Immunitätsbeschreibung: Exemtion von <strong>der</strong> weltlichen Gerichtsgewalt, Verbot <strong>der</strong> Gewaltanwendung<br />

(districtio) und <strong>der</strong> Steuererhebung (exactio) durch die weltliche Macht. Diese Aufgaben nahm <strong>der</strong> Vogt des Klosters in dessen Auftrag<br />

wahr.<br />

6) Erzbischof Willigis (975-1011) von Mainz, als solcher Erzkanzler des Reiches.<br />

(Kleine Randbemerkung: König Heinrich II, zuvor Bayernherzog, konnte die zerstrittenen deutschen Stämme auf sich vereinigen. Im<br />

Jahre 1014 zum Kaiser gekrönt, machte er die verwaltungskundigen Bischöfe zu Beamten seines Reiches. Zu <strong>der</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong><br />

Reichsabteien soll er erklärt haben: ”Es ist nötig, dass die Kirchen viele Güter besitzen, denn, wem viel gegeben ist, dem kann auch viel<br />

genommen werden.” Auf <strong>der</strong> Synode von Pavia (1022) tat er sich mit dem Papst zusammen, um die kanonische Vorschrift des<br />

priesterlichen Zölibats zur Durchführung zu bringen und die Kirche vor Vermögensverlusten durch Priesterkin<strong>der</strong> zu schützen.) (Knaurs<br />

Weltgeschichte v.1935, Seite 346)<br />

3.4 Wie kommt die Königsurkunde nach Münster ?<br />

(Quelle: Die reformatorischen Kirchenvisitationen in den westf. Landen 1542-1544, Jg. 1896)<br />

Im Jahre 1146 wurde die Äbtissin Judith v. Nordheim wegen ihres weltlichen, verschwen<strong>der</strong>ischen<br />

Lebenswandels abgesetzt und aus dem Kloster Kemnade entfernt. Kaiser Konrad III schenkte im<br />

Jahre 1147 dieses Kloster dem Kloster Corvey, das Benediktinermönche unter einem Propst nach<br />

- 13 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Kemnade brachte. Sie blieben bis 1168. Im Jahre 1194 wurde das Kloster mit Nonnen aus<br />

Gehrden neu besetzt. Ein Propst leitete weiterhin das von Corvey abhängige Ordenshaus. 1542<br />

wurde es erstmals zwangsweise reformiert, kam von 1593 bis 1620 noch einmal in den Besitz von<br />

Corvey und fiel nach langen Auseinan<strong>der</strong>setzungen an die Herzöge von Braunschweig. Die<br />

Königsurkunde blieb in Corvey und kam von dort in das Nordrhein-Westfälische Staatsarchiv in<br />

Münster.<br />

3.5 Grenze und Grenzsteine<br />

Die Feldmark von <strong>Heyen</strong> grenzt im Norden an Esperde, Nord-Osten an Bremke dann Wegensen,<br />

Kreipke, Linse, Kemnade, Hehlen, (Linke Weserseite) Daspe, Hajen und im Westen an<br />

Brockensen. Die Grenze mit Esperde und Brockensen ist auch Kreisgrenze Holzminden und<br />

Hameln/Pyrmont, gleichzeitig auch die Landesgrenze Braunschweig und Hannover.<br />

Aus <strong>der</strong> Zeit des ehemaligen<br />

Herzogtums Braunschweig und<br />

Königreich Hannover stehen<br />

noch 20 Grenzsteine mit<br />

folgenden Ordnungszahlen:<br />

Ordnungszahlen Ordnungszahlen<br />

99 120<br />

104 121<br />

105 127<br />

106 ***<br />

107 130<br />

110 131<br />

111 ***<br />

113 134<br />

115 ***<br />

117 138<br />

Die mit „***“ gekennzeichneten Steine sind vorhanden, aber die Ordnungszahlen<br />

nicht mehr zu lesen. Stein Nr. 99 ist noch mit <strong>der</strong> Zahl 1909 versehen.<br />

- 14 -


4 Herrschaftshäuser im Mittelalter<br />

(Hermann Wiemann)<br />

4.1 Die Herrschaft Homburg<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Die Homburger hatten unter dem Grafen Siegfried IV aus dem Geschlecht <strong>der</strong> Nordheimer die<br />

zwischen Eschershausen und Stadtoldendorf gelegene Homburg verwaltet und waren nach<br />

dessen Tod mit dem Gau Wilkanafelde belehnt worden. Nach dem Verzeichnis <strong>der</strong> Schnede <strong>der</strong><br />

Ni<strong>der</strong>borde und Oberen Borde <strong>der</strong> Herrschaft Homburg aus <strong>der</strong> Mitte des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts (Nds.<br />

Staatsarchiv in Hannover-Calenberg Br. 1 Nr. 1012) lag <strong>Heyen</strong> am Rande <strong>der</strong> Ni<strong>der</strong>borde, also im<br />

Bereich <strong>der</strong> Homburger. Bodenwer<strong>der</strong> konnten die Homburger bereits 1245 erwerben. Als <strong>der</strong><br />

vorletzte Homburger Siegfried (1300 - 1383) nach einer langen erfolgreichen Regierungszeit<br />

verstarb, wurde er im Kloster Kemnade beigesetzt. Mit dem Tod seines Sohnes Heinrich starb<br />

nach 8 Generationen das Geschlecht <strong>der</strong> Homburger aus. Damit endete 1409 die Herrschaft <strong>der</strong><br />

Homburger über 37 Ortschaften in <strong>der</strong> Oberen- und Ni<strong>der</strong>borde.<br />

4.2 Familiennamen in <strong>der</strong> Herrschaft Homburg im Jahre 1400<br />

Wenige Jahre, bevor die Herrschaft <strong>der</strong> Homburger auf die Welfenherzöge überging, fand eine<br />

Beschreibung des herrschaftlichen Besitzes statt. Das Original befindet sich im Nds. Staatsarchiv<br />

Wolfenbüttel (Sign. HsVII B Nr. 17). Im Amt Homburg werden unter <strong>Heyen</strong> folgende Namen<br />

genannt.: Henke, Kegelen, Tile Uppendorpp, Henke Romer, Hoiemeiger, Cord Vredeken, Hinrik<br />

Stuffeldes, Brinkmann, Godeke Hildebrandes, Godeke Lutzen, Brinkmann Oyemeiger, Alstem,<br />

Bartoldes, Tileken Tuffeldes, Henneke, Kunnen, Soffeke Oyemeigers.<br />

4.3 Das Fürstentum Braunschweig – Wolfenbüttel<br />

Das Obereigentum des Grund und Bodens lag in den Händen des Landesfürsten. Seine Lehns-<br />

und Erbzinsleute waren Ritter, Klöster und Städter. Viele Grundherren verpachteten ihren Grund<br />

und Boden und lebten von den Zinsen. Sie verkauften o<strong>der</strong> verpfändeten oft den Boden, den <strong>der</strong><br />

Landesfürst als sein Eigentum ansah. Das Land <strong>der</strong> wenigen freien Bauern fiel nach dem<br />

Aussterben eines freien Bauerngeschlechts an den Landesfürsten zurück.<br />

Aus dem Interessenkampf zwischen Landesherren und den Ständen zogen die Bauern nicht selten<br />

Vorteile. Die Stände achteten darauf, dass <strong>der</strong> Herzog die Steuerkraft nicht übermäßig in Anspruch<br />

nahm, <strong>der</strong> Fürst setzte den Grundherren Schranken gegen willkürliche Zinserhöhungen. Der<br />

Herzog wollte, lei<strong>der</strong> noch erfolglos, dem Bauernstand ein erbliches Besitzrecht gesetzlich sichern,<br />

um ihn leistungsfähig zu erhalten. Als Vertreter <strong>der</strong> absoluten Fürstenmacht zog Heinrich <strong>der</strong><br />

Jüngere (1514 - 1568) in die Hildesheimer Stiftsfehde, die ihm die erwünschte Herrschaft brachte.<br />

Die revolutionären Bauernbewegungen (Thomas Münzer) als Folge <strong>der</strong> Reformation und die<br />

Unabhängigkeitsgelüste <strong>der</strong> Stadt Braunschweig machten dem Herzog zu schaffen. Die<br />

unzufriedenen Adeligen, die sich aus den Pfandverschreibungen verdrängt sahen, schlossen sich<br />

dem Protestantismus und dem Schmalkaldischen Bunde an, während Heinrich <strong>der</strong> Jüngere an <strong>der</strong><br />

katholischen Kirche festhielt. Er wurde im offenen Kampf mit den Schmalkal<strong>der</strong>n zeitweise aus<br />

seinem Lande vertrieben. Der schmalkaldische Bund wurde 1547 bei Mühlberg (Elbe)<br />

zerschlagen.<br />

- 15 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Als Frieden in das Land einzog, zentralisierte <strong>der</strong> zurückgekehrte Heinrich mit Hilfe seines<br />

Kanzlers Münsinger v. Frundeck die Domänenverwaltung und konzentrierte die Rechtssprechung<br />

auf die Person des Fürsten. Heinrich <strong>der</strong> Jüngere ließ 1542 aus den Steinen <strong>der</strong> zerstörten<br />

Homburg das Amtshaus Wickensen erbauen. Dieser Fürst hat für <strong>Heyen</strong> eine beson<strong>der</strong>e<br />

Bedeutung, denn er hielt 1529 das letzte große Gogericht zwischen <strong>Heyen</strong> und Brockensen ab.<br />

Der Sohn Heinrich d. J. Herzog Julius (1568 - 1589) konnte als sparsamer Landesvater in einer<br />

Friedenszeit wirken. Heinrich Julius (1589 - 1613) war ein prunklieben<strong>der</strong> Herr, <strong>der</strong> die Arbeit des<br />

Regierens seinen Räten überließ. Der schwächliche Friedrich-Ulrich (1613 - 1635) brachte durch<br />

seine Günstlingswirtschaft in wenigen Jahren das Erbe <strong>der</strong> Väter in wirtschaftlichen Ruin, bevor<br />

<strong>der</strong> Dreißigjährige Krieg begann und die Tätigkeiten eines Jahrhun<strong>der</strong>ts vernichtete. Der<br />

dreißigjährige Krieg begann 1618 mit dem Aufstand Böhmens und endete 1648 mit dem<br />

Westfälischen Frieden. Deutschland hatte durch Krieg und Seuchen ein Drittel seiner Bevölkerung<br />

verloren, das Reich war zersplittert, wirtschaftlich und kulturell verwüstet.<br />

Die Einwohner <strong>Heyen</strong>s haben damals unter den verrohten Tillyschen Soldaten arg gelitten.<br />

Nach dem Sieg Napoleons 1807 wurde das südliche Nie<strong>der</strong>sachsen und Braunschweig dem<br />

Königreich Westfalen zugeteilt, das Napoleon für seinen Bru<strong>der</strong> Jerome geschaffen hatte. Die<br />

Bevölkerung wurde durch hohe Geld- und Naturallieferungen ausgepresst, bis 1813 mit <strong>der</strong><br />

Schlacht bei Leipzig die französische Herrschaft zu Ende ging.<br />

Hannover wurde 1814 zum Königreich deklariert. Das Land Braunschweig trat 1866 dem<br />

Norddeutschen Bund bei und wurde 1871 selbständiger Bundesstaat im Deutschen Reich. Nach<br />

<strong>der</strong> Gründung des Landes Nie<strong>der</strong>sachsen am 01.11.1946 verlor das autonome Herzogtum<br />

Braunschweig endgültig seine Selbständigkeit.<br />

Seit <strong>der</strong> Gründung des Herzogtums Braunschweig - Lüneburg im Jahre 1235 durch Kaiser<br />

Friedrich II. bis 1918 haben nach einer Aufstellung von J. König 38 Herzöge das Land regiert,<br />

zerteilt und zerstückelt. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass sich heute viele ehemalige<br />

„Braunschweiger“ doch in erster Linie als Nie<strong>der</strong>sachsen fühlen. Das ist auch begründet, denn in<br />

<strong>der</strong> Ithbörde lebten die Engern, ein kleiner Sachsenstamm. Aber die Haarfarben <strong>der</strong> Menschen<br />

verraten, wie sehr auch die Nie<strong>der</strong>sachsen im Laufe <strong>der</strong> Zeit von allen Seiten „aufgemischt“<br />

wurden. Nach 1945 brachten Vertriebene, beson<strong>der</strong>s Schlesier, Ostpreußen und Auslän<strong>der</strong> eine<br />

neue „Blutauffrischung“ <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen.<br />

4.4 Wechselvolle Herrschaftszeiten in <strong>Heyen</strong><br />

(Peter Klatt)<br />

Über Jahrhun<strong>der</strong>te waren die Län<strong>der</strong>eien von <strong>Heyen</strong> lehnspflichtig unter den im Weserbergland<br />

herrschenden weltlichen und kirchlichen Parteien aufgeteilt. Als kirchliche Lehnsherrschaften<br />

traten die Äbte bzw. Bischöfe von Corvey und die Diözese Minden sowie das Kloster Kemnade<br />

hervor. Im weltlichen Bereich folgte auf die Herrschaft <strong>der</strong> Billunger die <strong>der</strong> Eversteiner und<br />

Homburger und danach ab 1410 die Herrschaft <strong>der</strong> Calenberger und Braunschweiger Herzöge, die<br />

ihre Liegenschaften durch das Amt Wickensen, dessen Gebäude nach Abbruch <strong>der</strong> Homburg aus<br />

<strong>der</strong>en Steinen errichtet worden sind, verwalten ließen.<br />

Im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig von Hermann Kleinau (1967) sind<br />

die Zusammenhänge unter "<strong>Heyen</strong>" stichwortartig zusammengestellt. Das Kloster Kemnade erhielt<br />

1004 - 1039 königliche Bestätigungen für die aus dem Besitz seiner billungischen Grün<strong>der</strong>innen<br />

stammende "Villa" in <strong>Heyen</strong>. 1197 kaufte das Kloster einen ihm von Corvey weg genommenen Hof<br />

mit 8 Hufen Land, Vieh und <strong>der</strong> Holzgrefschaft unter Abfindung <strong>der</strong> Corveyschen Lehnsleute<br />

zurück. 1 Hufe umfasste 30 Morgen. Der „große Hof“ des Klosters wurde ab 1298 verpachtet. Den<br />

Rodezehnt im Walde Sun<strong>der</strong>n erhielt das Kloster Kemnade vom Bischof von Minden geschenkt.<br />

- 16 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Der Bischof von Minden schenkte dem Kloster ferner 1310 den Zehnten, allerdings nur bis 1340.<br />

Danach fiel eine Hälfte des Lehens an die Familie v. Hake. So wurde Ernst Hake mit diesem<br />

halben Zehnten 1461 vom Bischof von Minden belehnt. Am 1. April 1475 belehnte Bischof Heinrich<br />

von Minden “Hermann Haken", als den Ältesten, u. a. wie<strong>der</strong>um mit "dem halben Zehnten zu<br />

Heygen".<br />

Im Schlossarchiv Hämelschenburg befindet sich die Urkunde Nr. 23, in <strong>der</strong> Bischof Wulbrand von<br />

Minden den halben Zehnten zu <strong>Heyen</strong> im Jahr 1428 erstmalig an Di<strong>der</strong>ike (IV.) Clencken verleiht.<br />

Seit jener Zeit blieben viele Einwohner von <strong>Heyen</strong> dem Haus Klencke bei wechselnden<br />

Lehnsverhältnissen und Verpfändungen über 4 Jahrhun<strong>der</strong>te lehnspflichtig. Der Abdruck <strong>der</strong> in<br />

Mittelnie<strong>der</strong>deutsch abgefassten kunstvollen Urkunde mit ihrer Übersetzung ist im nachfolgenden<br />

Abschnitt dieser <strong>Chronik</strong> nachzulesen.<br />

Das wirtschaftliche Auf und Ab jener Zeit spiegelt sich auch in <strong>der</strong> Familienchronik <strong>der</strong> Familie von<br />

Hake wi<strong>der</strong>. So ist mit dem Datum 23. April 1482 <strong>der</strong> folgende Eintrag zu lesen: "Hermann und<br />

Bruno v. Beverungen, Gebrü<strong>der</strong>, bekennen, dass die Voreltern ihres lieben Oheims Dietrich Hake<br />

vor Zeiten einen halben Zehnten zu Heygen in <strong>der</strong> Herrschaft Homburg versetzt haben, welchen<br />

ihr seliger Vater erwarb und wie<strong>der</strong>versetzte. Jetzt habe Dietrich Hake diesen halben Zehnten<br />

wie<strong>der</strong> eingelöst und ihnen ihre rückständige For<strong>der</strong>ung daran, nämlich 150 Gulden, erstattet,<br />

worüber sie hiermit quittieren".<br />

Von diesem Lehen, das 552 Morgen Land mit <strong>der</strong> entsprechenden Zahl von Hofstellen umfasste,<br />

zog die Familie Hake noch 1759 den Zehnten ein. Die an<strong>der</strong>e Hälfte erhielt 1440 und 1441 das<br />

Stift Hameln. Es war wohl <strong>der</strong> Teil, den die vom Bischof von Minden belehnten Klencke 1462 dem<br />

Stift verpfändeten.<br />

1547 verpfändete die Herrschaft Klencke ihren Zehnt über einige Jahre weiter an das Kloster<br />

Loccum. Das Kloster hatte zwischen 1580 und 1759 die Zehnteinahmen von 529 Morgen<br />

Landfläche. Im Jahr 1759 zog das Amt Wickensen zusammen mit <strong>der</strong> Pfarre Hehlen (nach<br />

Steinacker die Pfarre Halle) den doppelten Zehnten von weiteren 111 Morgen ein, die die<br />

"vormalige Wankensche Feldmark" umfassten, d. h. die nordöstlich von <strong>Heyen</strong> gelegene Flur <strong>der</strong><br />

Wüstung Wockensen.<br />

Um 1545 hat in <strong>Heyen</strong> ein dem Hägerjunker v. Zerßen gehörendes Hägergut existiert, das später<br />

unter die Verwaltung des Amtes Wickensen gefallen ist. Das Kloster Kemnade hatte auch nach<br />

dem Einzug des Zehnten durch die Diözese Minden vor Ort Besitzungen. So erhielt es 1580 und<br />

noch 1759 den Zehnt von 235 Morgen.<br />

Der Bischof von Minden vergab daneben in <strong>Heyen</strong> Lehen an seine adeligen Gefolgsleute. So<br />

erhielt bereits 1304 Herr v. Ohsen den Zehnt von 4 Hufen, um 1320 Herr von Wolde den Zehnt von<br />

7 Hufen.<br />

Der "hofesche Mann" (Hofmann) Dy<strong>der</strong>ik Hake wurde vom Abt Dietrich von Corvey 1359 mit<br />

Ackerflächen von drei Hufen und dazugehörigen Hofstellen belehnt. Die Herrschaft Homburg<br />

belehnte bis 1410 die Herren v. Elze und v. Halle jeweils mit zwei Hufen, die diese danach dem<br />

Kloster Kemnade übergaben. Als Calenbergsches Lehen erhielt <strong>der</strong> Herr v. Bevern 1491 acht<br />

Hufen Land. Die Pfarre besaß 1542 einen Meierhof mit vier Hufen . Ein Teil des Landes war früher<br />

Kemna<strong>der</strong> Kalandsgut. In Kemnade existierte wohl vom 13. bis in das 16te Jh. hinein die<br />

gildenmäßig organisierte in Frankreich, den Nie<strong>der</strong>landen und in Norddeutschland weit verbreitete<br />

religiöse Kalandsbru<strong>der</strong>schaft zur Unterstützung bedürftiger Genossen. Ihre Zusammenkünfte am<br />

Monatsersten (lat. Kalendae) arteten später an vielen Orten, möglicherweise auch in Kemnade, in<br />

üppige Gelage aus, deshalb erhielten die Kalandsbrü<strong>der</strong> auch den Beinamen "Festbrü<strong>der</strong>".<br />

Zum Kloster Kemnade gehörte noch 1548 Landbesitz von 235 Morgen. 1637 hatte Herr v.<br />

Münchhausen 3 Meierhöfe und 11 Kothöfe als Calenbergsches Lehen. Den Grafen von<br />

Spiegelberg gehörten im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t mehrere Ackerhöfe mit 2 o<strong>der</strong> 3 Hufen Ackerfläche und<br />

einige Kothöfe, die 1759 in den Besitz des Fürsten von Waldeck übergingen.<br />

- 17 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

In diesem Jahr besaß die Familie Klenke den Zehnten von 529 Morgen (ab 1435 einen halben<br />

Zehnten, <strong>der</strong> allerdings verpfändet war). Von <strong>der</strong> 2077 Morgen umfassenden Flurfläche des Ortes<br />

war nur ein geringer Teil, nämlich 55 Morgen, frei von Lehns - und Frondiensten. 463 Morgen<br />

waren Rotland und 132 Morgen gegenüber mehreren Herrschaftsparteien lehnpflichtig (nach<br />

Steinacker).<br />

Wie haben aber die Menschen aus <strong>Heyen</strong> unter den wechselnden Herrschaften gelebt? Zur<br />

Erläuterung <strong>der</strong> Lebensverhältnisse ist ein Exkurs in die Geschichte notwendig: Unter <strong>der</strong><br />

fränkischen Herrschaft gerieten die bis zu diesem Zeitpunkt freien Bauern in vollständige<br />

Abhängigkeit ihrer kirchlichen o<strong>der</strong> weltlichen Grundherren. Die zum Heerbann verpflichteten<br />

freien Bauern konnten sich dieser Belastung nur durch Aufgabe ihrer Eigentumsrechte an den Adel<br />

entziehen. Der Adel übernahm seinerseits den Schutz seiner Untertanen unter Einziehung ihrer<br />

Besitzungen, die er als Lehen mit verbrieften Nutzungsrechten an diese zurück gab. Aus diesem<br />

Abhängigkeitsverhältnis entwickelte sich die mittelalterliche Leibeigenschaft, die ihre rigideste<br />

Ausprägung auf den Gütern östlich <strong>der</strong> Elbe erfuhr.<br />

Im Weserbergland wurde die Leibeigenschaft im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t unter <strong>der</strong> Herrschaft <strong>der</strong><br />

Braunschweiger Herzöge relativ früh abgeschafft. Seit 1597 (mit dem Salzdahlumer<br />

Landtagsabschied) galten auch in unserem Raum die besitzrechtlichen Bestimmungen des<br />

Meierrechts: Danach verblieb das Obereigentum an Grund und Boden bei den Landesherrn, den<br />

Rittern o<strong>der</strong> Klöstern; den Bauern (Meiern) war dieses aber in einer relativ gesicherten und<br />

unbeschränkt vererblichen Zeitpacht überlassen (Siehe hierzu Tacke, 1951: Der Landkreis<br />

Holzminden). Leistungen und Abgaben durften über das im Erbregister festgelegte Maß nicht<br />

gesteigert werden (Siehe hierzu Tacke 1943 : Die Entwicklung <strong>der</strong> Landschaft im Solling. In: Neue<br />

Folge Band 13, Schriften <strong>der</strong> wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft zum Studium<br />

Nie<strong>der</strong>sachsens, Provinzial - Institut für Landesplanung und Nie<strong>der</strong>sächsische Landes - und<br />

Volksforschung Hannover- Göttingen (Hrsg.), Oldenburg i. O.).<br />

Zu Beginn des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurden die Höfe infolge ihrer sich unterschiedlich entwickelnden<br />

Wirtschaftskraft neu eingestuft: Meier wurden vom fränkischen Hof ursprünglich eingesetzt, um<br />

den "Zehnten" an die Grundherren abzuführen. Später for<strong>der</strong>ten die Landes - und Grundherren die<br />

Abgaben und Dienste zentral ein und übertrugen die Durchführung ihren Vögten, denen sie<br />

zugleich die nie<strong>der</strong>e Gerichtsbarkeit einräumten. Die Frondienste trugen gerichtsherrlichen<br />

Charakter und lagen als Realpflicht auf den Höfen. Meierhöfe wurden nach ihrer Wirtschaftskraft in<br />

Vollmeier und Halbmeier eingeteilt.<br />

Köter waren ursprünglich nach ihrem Wohnhaus, <strong>der</strong> Kate o<strong>der</strong> Kote, benannt. Im Laufe <strong>der</strong> Zeit<br />

hatten jedoch auch sie Land erworben, wobei wahrscheinlich ist, dass dies nach <strong>der</strong> Rodung neuer<br />

Landstücke erfolgte, da bei Neurodungen alle Einwohner am Landgewinn beteiligt waren.<br />

Ende des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts kam zu <strong>der</strong> Klassifizierung Groß- und Kleinköter die Klassifizierung <strong>der</strong><br />

Eggeköter als pferdebesitzende Köter dazu, die statt mit <strong>der</strong> Hand Dienste mit Gespann verrichten<br />

mussten. Die Kleinköter stellten innerhalb <strong>der</strong> bäuerlichen Struktur die unterste Stufe dar. Als Kuh -<br />

o<strong>der</strong> Schweinehirten besaßen sie anfänglich nur ihr Haus. Später verfügten jedoch auch sie über<br />

etwas Land und einige Stück Vieh. In <strong>der</strong> Regel waren sie gezwungen zusätzlich ein Handwerk<br />

auszuüben. Im 18. Jh. wurden die Kleinköter ohne Land in <strong>der</strong> Regel als Brinksitzer bezeichnet.<br />

Als Anbauer wurden neuangesiedelte, ebenso in <strong>der</strong> Regel landlose Familien bezeichnet, <strong>der</strong>en<br />

Ansiedlung im 18. Jh. durch zahlreiche Landesherren geför<strong>der</strong>t wurde.<br />

Auch die landlosen Anbauer und Brinksitzer hatten in <strong>der</strong> Regel das Recht (bisweilen gegen<br />

Bezahlung), einige Stück Vieh in <strong>der</strong> Dorfherde mitzutreiben, was bei den ansässigen Landwirten<br />

aufgrund <strong>der</strong> Weideknappheit häufig auf Wi<strong>der</strong>stand stieß.<br />

Entsprechend <strong>der</strong> Klassifizierung <strong>der</strong> Höfe wurden die Dienste an den herrschaftlichen Höfen<br />

festgelegt: Ein Ackermann dient mit Pferd und Wagen, Eggen und Pflügen von Petri Kathedrale<br />

(22.02.) bis Jacobi (22.06.) in 14 Tagen 3 Tage, von Jacobi bis Michaelis (22.09.) wöchentlich 2<br />

Tage, von Michaelis bis Petri Kathedrale wöchentlich einen Tag, ein Halbspänner halb so viel.<br />

- 18 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

„Ein Großköter gleich dem Ackermann nur mit <strong>der</strong> Hand, wenn Pferde dann mit <strong>der</strong> Eggen, auch<br />

im Notfall anspannen und fahren muss. Der Kleinköter, <strong>der</strong> teils gar wenig, teils gar kein Land<br />

gehabt, das ganze Jahr gleich 48 Tage" (Zitat nach Freist, W.: Lichtenhagener <strong>Chronik</strong> (1978).<br />

Die Arbeitsverhältnisse in <strong>der</strong> Landwirtschaft waren überaus hart. So betrug die Arbeitszeit <strong>der</strong><br />

Bauern im Sommer 12 Stunden von 5 Uhr bis 19 Uhr bei einer zweistündigen Mittagspause, die<br />

vor allem <strong>der</strong> Fütterung <strong>der</strong> Arbeitspferde diente. Im Winter wurde 10 Stunden von 6 bis 16 Uhr<br />

gearbeitet. " Um ein Feld gehörig zu pflügen, werden 2 Gespanndienst gebraucht, die an einem<br />

Tag im Frühjahr bei Hafer und Gerste 1 1/2 Morgen umbrechen, im Herbst aber und, um das Land<br />

aus <strong>der</strong> Brache zu pflügen, nicht mehr als ein Morgen schaffen. Wenn es ordentlich zurecht<br />

gemacht ist, schafft ein Gespann in gleicher Zeit 5 - 6 Morgen zum Eggen. Bei Handdiensten<br />

rechnet man als Tagesleistung 1/2 Morgen, mit <strong>der</strong> Hafersense aber wohl 1 1/2. Zwei Mann<br />

schaffen beim Binden, Einlegen und Aufstellen 3/4 Morgen" (Zitat des Landvermessers Trabert im<br />

Amt Ottenstein von 1768).<br />

Genauere Informationen über die Landnutzung im heimischen Raum sind aus Aufzeichnungen<br />

über Erträge und Einkünfte abzuleiten, die von fürstlichen Amtshaushalten und <strong>der</strong>en Vorwerke bis<br />

1700 vorliegen. Die fürstlichen Ämter blieben bis Ende des 15.Jh. an die Häuser <strong>der</strong> früheren<br />

Territorialherren gebunden und waren sowohl Verwaltungssitze als auch Wirtschaftsbetriebe. Im<br />

16. Jh. wurden die Amtswirtschaften in <strong>der</strong> Regel von den Burgen getrennt und als Vorwerke an<br />

landwirtschaftlich günstigere Standorte verlegt. Diese Amtswirtschaften entwickelten sich im Laufe<br />

<strong>der</strong> Zeit zu landwirtschaftlichen Großbetrieben, die den Markt belieferten (Tacke, 1943, S. 160 f.).<br />

Noch Ende des 16. Jh. wurden die Ackerflächen nach dem Prinzip <strong>der</strong> Dreifel<strong>der</strong>wirtschaft<br />

bewirtschaftet, wobei im 1. Jahr Roggen als Winterung und im 2. Jahr Hafer bzw. Gerste als<br />

Sömmerung in <strong>der</strong> genannten Reihenfolge die wichtigsten Getreidearten waren. Im 3. Jahr lag das<br />

Feld brach. Zu jener Zeit gab es im braunschweigschen Weserbergland eine Reihe wüst gefallener<br />

Gemarkungen (z.B. Wockensen in <strong>der</strong> Nähe von <strong>Heyen</strong>), die jedoch nach und nach wie<strong>der</strong> in<br />

Kultur genommen wurden. Dies führte zu einem deutlichen Anstieg <strong>der</strong> Ackerflächen. Gleichzeitig<br />

kam es u. a. im Amt Wickensen im Zeitraum zwischen 1540 und 1580 zu einem steten<br />

prozentualen Anstieg von Wiesen, Ängern und Hudekämpen auf feuchten, vormalig ackerbaulich<br />

genutzten Standorten <strong>der</strong> Weseraue. Dies erfolgte zur "Verbesserung des Amtsvorrates an Butter,<br />

Käse, auch Haltung mehreren Viehs" (Zitat aus Fürstenberger Erbregister von 1585. In<br />

Tacke1943, S. 167).<br />

Die Amtswirtschaften umgaben ihre Län<strong>der</strong>eien mit Hecken, Zäunen und Gräben. Die Zäune<br />

wurden im 16. Jh. vornehmlich aus Weidenruten von Kopfweiden geflochten. Hecken- und<br />

Weidenpflanzungen wurden auch für die Dorffeldmarken 1539 per Verordnung vorgeschrieben. So<br />

sollte dem "Forstfrevel nach Holzzäunen" begegnet werden. Nach dieser für den<br />

braunschweigischen Weserdistrikt geltenden Verordnung musste je<strong>der</strong> Ackermann jährlich "ein<br />

Schock ", je<strong>der</strong> Köter "ein halbes Schock" Weiden in <strong>der</strong> Feldmark seines Dorfes auspflanzen,<br />

"weil diese Pflanzungen den gänzlich verwüsteten Gehölzen und dem gemeinen Wesen zur<br />

Erhaltung <strong>der</strong> Knicke und Weller sowie zur Schattung sehr för<strong>der</strong>lich seien"<br />

(Verordnungssammlung Nr. 71 . In: Tacke 1943, S. 169).<br />

Nach einer Verordnung von 1548 sollten "Dorfknicke" das Acker - und Wiesenland "gegen den<br />

Anlauf des Viehs" sowie die Siedlungen “gegen Unbekannte und Verdächtige zu Ross und zu Fuß"<br />

(Verordnungssammlung Nr. 135. In: Tacke 1943, S. 169 f.) schützen.<br />

Der Ertrag <strong>der</strong> Feldfrüchte war nach heutigen Maßstäben sehr mager. So lag die Ernte bei dem<br />

3,5- bis 6-fachen <strong>der</strong> Aussaat. Fungizide, Herbizide und Insektizide waren unbekannt.<br />

Mangelfaktor war bis ins 18. Jh. hinein zudem <strong>der</strong> Dünger. So reichte <strong>der</strong> zur Verfügung stehende<br />

Stalldung, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> im Winter durchgefütterten Tiere abhing, nur für eine begrenzte<br />

Anzahl von Ackerflächen aus. Mist war folglich knapp. Auf Grund <strong>der</strong> begrenzten Mistmenge kam<br />

dem nächtlichen Pferchen <strong>der</strong> Schafe auf den abgeernteten Fel<strong>der</strong>n eine hohe Bedeutung zu. So<br />

waren alle fürstlichen o<strong>der</strong> privaten Schäfereien in <strong>der</strong> Regel verpflichtet, sämtliche Fluren <strong>der</strong><br />

Feldmark des Dunges wegen in einer zeitlich festgelegten Reihenfolge zu begehen.<br />

- 19 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Neben dem begrenzten Dünger und den Missernten beschränkten zudem die arbeitszeitlichen<br />

Belastungen durch Hand- und Spanndienste, die auf den umliegenden Vorwerken (Grohnde,<br />

Hehlen, Wickensen) zu leisten waren, die Möglichkeiten im Ackerbau. So arbeiteten die Bauern,<br />

wie bereits an an<strong>der</strong>er Stelle beschrieben, in <strong>der</strong> Regel die jeweils best geeignete Zeit für die<br />

Bestellung o<strong>der</strong> Ernte auf den Amtsfel<strong>der</strong>n. Tacke (1943, S. 106) beschreibt diese missliche<br />

Situation so: "Hatte <strong>der</strong> Bauer dann an den dienstfreien Tagen endlich auch auf seinen eigenen<br />

Äckern das Korn geschnitten und die Garben aufgerichtet, so durfte er es nicht eher einfahren bis<br />

<strong>der</strong> Zehntmeister erschienen war und den Zehnten erhoben hatte.“ Oft genug musste er untätig<br />

zusehen, wie "hernach schlecht Wetter einfiel", <strong>der</strong> Herbstregen tage- und wochenlang ohne<br />

Aufhören vom Himmel fiel und die karge Frucht seiner sauren Arbeit auf den Fel<strong>der</strong>n verrottete<br />

und verkam.<br />

Bis zu den Agrarreformen Mitte des 19. Jh. wurde <strong>der</strong> Wald von den Einwohnern des Dorfes<br />

vielfältig genutzt. Die Grasflächen des Hudewaldes dienten Rin<strong>der</strong>n, Schweinen und auch Pferden<br />

als Weide. Mit Bucheckern und Eicheln konnten Schweine gemästet werden. Das Herbstlaub<br />

wurde von landlosen Häuslingen als Schaffutter o<strong>der</strong> als Einstreu genutzt. Ziegen durften nicht im<br />

Wald weiden. Auf geschätzten 600 - 700 Morgen Holzweide, einschließlich <strong>der</strong> Flächen am<br />

Weserhang, konnten etwa 30 - 40 Schweine in den <strong>Heyen</strong>er Wald getrieben werden. Nach dem<br />

Zeitzeugnis des Vermessers Johann J. Butenmeister, <strong>der</strong> 1761 im Rahmen seiner Tätigkeit eine<br />

Dorfbeschreibung des Ortes Kaierde anfertigte, durften z. B. die Halbspänner je vier, die Großköter<br />

je drei, die Kleinköter je zwei und die Häuslinge und <strong>der</strong> Schulmeister je ein Schwein in den Wald<br />

(2200 Morgen) eintreiben. In <strong>Heyen</strong> konnten diese hohen Zahlen pro Hausbesitzer auf Grund <strong>der</strong><br />

beschränkteren Waldweide sicher nicht erreicht werden. In Folge <strong>der</strong> Ablösungsverhandlungen <strong>der</strong><br />

Spezialseparation von 1865 -1868 mit den jeweilig zuständigen Herrschaften wurden alte<br />

Hu<strong>der</strong>echte im Wald aufgegeben. Danach wurde <strong>der</strong> Wald als Interessentenforst weidefrei in<br />

ungeteiltem Besitz <strong>der</strong> 7 Vollmeierhöfe, des Pfarrmeierhofs, <strong>der</strong> 4 Halbmeierhöfe, 26 Großkothöfe,<br />

4 Kleinkothöfe, 13 Bringsitzerstellen und <strong>der</strong> Schule bewirtschaftet. Aus dieser<br />

Forstinteressentenschaft entstand die Forstgenossenschaft <strong>Heyen</strong> in <strong>der</strong> zur Zeit gültigen<br />

Rechtsform.<br />

Für Brinksitzer und Kleinköter stellte <strong>der</strong> Flachsanbau und die anschließende Verarbeitung zu<br />

Leinwaren über einen langen Zeitraum eine wichtige Einkommensmöglichkeit dar. Offenbar gedieh<br />

<strong>der</strong> Flachs in <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Feldmark so gut, sodass verschiedene Familien durch den<br />

Flachsverkauf und dessen Verspinnung zu Garn mit anschließen<strong>der</strong> Verwebung zu Tuch ein<br />

erträgliches Einkommen erzielten konnten. Verschiedene Einwohner des Dorfes gingen deshalb<br />

dem Beruf des Leinewebers nach, wie man aus <strong>der</strong> in <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> abgedruckten Steuerliste<br />

entnehmen kann.<br />

Neben den vom Grundherren aufgebürdeten Naturalzehnten und den zu leistenden Hand - und<br />

Spanndiensten mussten alle Einwohner des Dorfes eine Kopfsteuer an die Obrigkeit, in diesem<br />

Fall an den Herzog von Braunschweig, nach den jeweiligen Erfor<strong>der</strong>nissen des Herrschers<br />

entrichten. Diese Steuer lag in <strong>der</strong> durch den (schreibkundigen) Pastor Brase aufgestellten Liste<br />

maximal bei 2 Reichstalern für den offenkundig reichsten Einwohner von <strong>Heyen</strong>, <strong>der</strong> als Großköter<br />

vor Ort eine Branntweinbrauerei betrieb. Für das zwölfjährige Kind einer armen Familie mussten<br />

immerhin noch 3 Mariengroschen (1 Mgr. = 1/12 Rtlr.) aufgebracht werden. Von den erfassten<br />

steuerpflichtigen 233 Personen aus <strong>Heyen</strong> wurden im Jahr 1678 insgesamt 89 Taler und 24<br />

Mariengroschen erhoben (Siehe dazu auch die Liste von Pastor Brase aus seiner Amtszeit (1648 -<br />

1680)). Diese Kopfsteuer stellte für die Menschen eine erhebliche Belastung dar, weil Bargeld für<br />

die noch weitgehend als Selbstversorger wirtschaftenden Dörfler schwer zu beschaffen war. So<br />

verdiente ein Tagelöhner pro Arbeitstag 6 Groschen, ein Handwerker hingegen 8 Mgr. An Hand<br />

<strong>der</strong> für die Steuererhebung aufgestellten Listen konnte die Obrigkeit darüber hinaus die<br />

Bevölkerungsentwicklung in ihrem Herrschaftsbereich kontrollieren, somit dienten diese Listen<br />

einem weiteren wichtigen Zweck.<br />

Ab 1753 trat in verschiedenen Län<strong>der</strong>n Norddeutschlands eine Än<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Regelung <strong>der</strong> seit<br />

1597 rechtlich geregelten Frondienste ein. Diese Dienste wurden im Laufe <strong>der</strong> folgenden<br />

Jahrzehnte in verschiedenen Orten in eine Geldabgabe (Dienstgeld) umgewandelt. Die davon<br />

betroffenen Großbetriebe (Domänen) mussten ihre Arbeitsverfassung än<strong>der</strong>n, d. h. an die Stelle<br />

- 20 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

ihrer Fröner freie Landarbeiter aller Kategorien setzen. Dies führte zu einer Vermin<strong>der</strong>ung des<br />

Guts- (Domänen-) Landes, also zu einer Verstärkung des bäuerlichen Elements.<br />

Die napoleonische Zeit brachte darüber hinaus in Ansätzen Umwandlungen des Meierrechts in<br />

Eigentumsrecht an Grund und Boden. Nach dem Sturz Napoleons kam es jedoch zu einer<br />

Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> alten Verhältnisse, weil man in <strong>der</strong> wie<strong>der</strong> errichteten grundherrlichen<br />

Verfassung ein ehrwürdiges Symbol <strong>der</strong> nach einer Periode des Umsturzes glücklich wie<strong>der</strong><br />

hergestellten Ordnung sah. Bereits vollzogene Ablösungen wurden vom nachträglichen Konsens<br />

<strong>der</strong> Grundherren und <strong>der</strong> Zustimmung <strong>der</strong> staatlichen Stellen abhängig gemacht.<br />

Erst die Julirevolution von 1830, die in Teilen <strong>der</strong> bäuerlichen Bevölkerung zu Unruhen führte,<br />

brachte den Ablösungsprozess ins Rollen. In unserem Raum engagierte sich u. a. Leopold von<br />

Klenke ab 1842 als Landtagsabgeordneter im Königreich Hannover bei <strong>der</strong> Lösung <strong>der</strong><br />

Bewertungsprobleme <strong>der</strong> Dienste<br />

und Zehnten.<br />

Dabei ging es um die<br />

Umwandlung von Naturalabgaben<br />

und Zehnten sowie <strong>der</strong><br />

Hand- und Spanndienste in<br />

festzusetzende Geldrenten auf<br />

freiwilliger Einigung o<strong>der</strong> amtlicher<br />

Festsetzung zwischen<br />

Grundherren und Lehnspflichtigen.<br />

Diese Geldrenten konnten<br />

schließlich durch die Zahlung<br />

eines Einmalbetrages abgelöst<br />

werden.<br />

Fe<strong>der</strong>führend bei den<br />

Verhandlungen war sicherlich die<br />

herzogliche Kammer (Siehe<br />

hierzu Jahns, W. Jahrbuch für den<br />

Landkreis Holzminden, Band<br />

15/16 (1997/98), S 36 - 37). Durch<br />

die unterschiedliche Bewertung in<br />

<strong>der</strong> Ertragskraft <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>eien<br />

ergaben sich unterschiedlich hohe<br />

Ablösebeträge für die Höfe, die im<br />

Mittel zwischen 6 und 12 Talern<br />

pro Flächeneinheit (1 Morgen)<br />

lagen. Bei einer abzulösenden<br />

Gesamtfläche von ca. 2400<br />

Morgen waren von den Bauern in<br />

<strong>Heyen</strong> überschlägig 15000 Taler<br />

aufzubringen. Nach dem<br />

Ablösungsrezess von 1840 hatte<br />

allein <strong>der</strong> Vollmeier Friedrich<br />

Urkunde über die Ablösung einer Dienslast des Großköther H. Hölscher, Nr. 53<br />

Wilhelm Zeddies für seinen 36 ha<br />

Hof 850 Taler, 18 Gutegroschen<br />

und 5 Pfennige zu zahlen. "Gemessen an Einkommen und Kaufkraft <strong>der</strong> damaligen Zeit war dies<br />

eine sehr hohe Belastung, die sich nur ertragen ließ, weil die herzogliche Leihanstalt langfristige<br />

Kredite gab, die nur mit wenigen Talern im Jahr getilgt werden mussten." (Jahns, S 37). Dem<br />

Vertragswerk mit F. W. Zeddies ist zu entnehmen, dass die Zehntabgabepflicht mit <strong>der</strong> Zahlung<br />

<strong>der</strong> letzten Rate erst 1873 gelöscht worden ist.<br />

Über Art und Umfang <strong>der</strong> von <strong>Heyen</strong>er Bauern zu leistenden Hand- und Spanndienste auf den<br />

umliegenden Domänen gibt es wohl keine vollständig Aufstellung mehr. Es ist jedoch unstrittig,<br />

- 21 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

dass diese Dienstleistungen vielen Einwohnern abverlangt worden sind. Zur Berechnung des<br />

Ablösekapitals wurde <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong> Hand- und Spanndienste bzw. des dafür entrichteten<br />

Dienstgeldes und die Anzahl <strong>der</strong> tatsächlich abgeleisteten Arbeitstage zu Grunde gelegt. “Dazu<br />

wurden die Arbeitstage <strong>der</strong> letzten 12 Jahre addiert und <strong>der</strong> Mittelwert gebildet. Von diesem<br />

Kapital musste noch <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong> Pröne abgezogen werden und schließlich wurde das Ergebnis<br />

mit 25 multipliziert" (Siehe dazu W. Jahns, S. 41). Ein Vollmeier, <strong>der</strong> laut Vertrag 89<br />

Spanndiensttage im Jahr zu leisten hatte, musste je nach tatsächlichen Gegebenheiten<br />

(abgeleistete Arbeitstage bzw. gezahltes Dienstgeld) vor Ort zwischen 250 - 470 Talern für die<br />

Aufhebung dieser Dienstlast aufbringen. Einzelheiten <strong>der</strong> Berechnungsmodalitäten sind bei W.<br />

Jahns (S. 42 - 43) nachzulesen.<br />

4.5 Urkunde Nr. 23 – Im Hämelschenburger Schlossarchiv<br />

Lehenbrief Bischof Wulbrands von Minden für Dietrich Klencke Gen. Quarter (II.)<br />

Originaltext:<br />

Wü Wulbrand von godes gnaden Bischopp to Minden bekennet unde betugen openbare in dussem<br />

breue vor uns und unse nakomelinge da wii hebbet belenet unde belenen jeggenwordich in<br />

dussem breue Di<strong>der</strong>ike Clencken an<strong>der</strong>s geheten Quartere unde syne rechten eruen to cynen<br />

rechten eruen Manlene erffliken tobesitkende myd dussen nabescrevenen guden de uns und<br />

unsem Stichte vorlediget synd van dodes wegen Hinrikes van Osen seliger dechtnisse myd dem<br />

halven Tegheden to heygen myd eynem houe und dren houen landes unde syner tobchoringe<br />

uppe deme haghen to Euesvorde den tegheden over achte houe uppe dem vorbenompten<br />

haghen, twe holt de geheten synd de Sun<strong>der</strong>n unde de Remenbreden to Osen de hefft achte<br />

morgen landes unde vordmer myd allen gude de uns unde unsem Stichte van (eingefügt) hinrikes<br />

vorbenompten dodes wegen vorlediget synd. Unde wii und unse nakomelinge willet unde schullet<br />

dussen vorbenompten Dy<strong>der</strong>ike und synen rechten eruen dusser vorgenenten gude unde<br />

lenwarschopp eyn thichtich unde eyn bekand here wesen wodre war unde wobakend on des<br />

behoff is und se da van uns esschende synd. Dusses to tughe hebbe wy on unse Ingeseghel vor<br />

uns unde unse nakomelinge witliken to dussem breue laten hangen Datum anno domini m° cccc°<br />

xxviii° Dominica die post festum omnium sanctorum.<br />

- 22 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Übersetzung:<br />

Wir, Wulbrand, von Gottes Gnaden Bischof zu Minden, bekennen und bezeugen offenbar mit<br />

diesem Brief für uns und unsere Nachfolger, dass wir belehnt haben und mit diesem Brief<br />

gegenwärtig belehnen den Dietrich Klencke (an<strong>der</strong>s genannt Quarter, h.h. <strong>der</strong> Vierte dieses<br />

Namens in seiner Generation <strong>der</strong> Familie) und seine Erben zu einem rechten Erbmannlehen<br />

erblich zu besitzen und mit diesen nachfolgend beschriebenen Gütern, die uns und unsern Stifte<br />

erledigt sind wegen des Todes Heinrichts v. Ohsen seligen Gedächtnisses: Mit dem halben<br />

Zehnten zu <strong>Heyen</strong>, mit einem Hofe und drei Hufen Landes und seiner Zubehörungen auf dem<br />

Hagen zu Esperde, dem Zehnten über 8 Hufen auf dem selben Hagen, dem Zehnten über die<br />

Grohnde und dem Zehnten über den Ilsenberg auf dem vorgenannten Hagen, zwei Gehälze, die<br />

<strong>der</strong> Sun<strong>der</strong> und die Remenbreite zu Ohsen genannt sind, die 8 Morgen Land umfassen, und<br />

weiterhin mit allen Gütern, die uns und unserem Stift von des vorgenannten Heinrichs Todes<br />

wegen erledigt sind. Und wir und unsere Nachfolger wollen und sollen diesem vorgenannten<br />

Dietrich (Klencke) und seinen rechten Erben dieser vorgenannten Güter und Lehnswahrschaften<br />

ein rechter und bekennen<strong>der</strong> Herr sein, sooft, wo und wie ihnen das erfor<strong>der</strong>lich sein und sie das<br />

von uns erheischen. Zum Zeugnis dessen haben wir unser Siegel für uns und unsere Nachfolger<br />

wissentlich an diesen Brief hängen lassen. Gegeben im Jahre des Herrn 1428, am Sonntag nach<br />

Allerheiligen (7.November 1428).<br />

- 23 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

5 Historische Stätten, beson<strong>der</strong>e Orte und Ereignisse<br />

(Quelle: Friedrich Schreiber und Hans Hölscher)<br />

Es ist auffallend, dass in einem engen, nur wenige Quadratkilometer umfassenden Bezirk nahe bei<br />

<strong>Heyen</strong> mehrere historische Stätten zu finden sind, die seit langem Historiker und Heimatforscher<br />

beschäftigen. Es sind dies<br />

I. <strong>der</strong> Heilige Berg mit einer Ringwallanlage,<br />

II. in <strong>der</strong>en unmittelbarer Nähe die Reste einer mittelalterlichen Kapelle,<br />

III. die Reste einer Burganlage, <strong>der</strong> Lauenburg,<br />

IV. eine Gogerichtsstätte nahe <strong>der</strong> Straße <strong>Heyen</strong> – Brockensen,<br />

V. ein altes Kultzentrum am Eichberg.<br />

Es ist anzunehmen, dass mindestens zwischen einigen von diesen Beziehungen bestehen und<br />

dass sie im Zusammenhang betrachtet werden müssen. Vieles ist noch ungeklärt und harrt<br />

weiterer Forschungsarbeit. Neue Erkenntnisse könnten z.B. durch Ausgrabungen gewonnen<br />

werden.<br />

Es erscheint in einem ersten Schritt sinnvoll, eine Bestandsaufnahme aller vorhandenen<br />

Urkunden, Quellen und Veröffentlichungen vorzunehmen, die sich mit den genannten Objekten<br />

befassen. Das soll im Folgenden geschehen.<br />

5.1 Territoriale Verhältnisse im Raum Daspe, <strong>Heyen</strong>, Brockensen<br />

Von den sächsischen Gauen, <strong>der</strong> Kirchlichen Verwaltung und von <strong>der</strong> Eversteinischen und<br />

Homburger Herrschaft bis zu den Ämtern <strong>der</strong> welfischen Herzöge.<br />

Wenn auch die<br />

Grenzen <strong>der</strong><br />

sächsischen Gaue<br />

nicht einwandfrei<br />

festzustellen sind -<br />

Grenzen im heutigen<br />

Sinne gab es ohnehin<br />

nicht -, so lässt sich<br />

doch belegen, dass<br />

<strong>der</strong> Raum um <strong>Heyen</strong><br />

zum Gau Tilithi<br />

gehörte. Dieser Gau<br />

umfasste etwa das<br />

Gebiet bei<strong>der</strong>seits<br />

<strong>der</strong> Weser von Polle<br />

bis Rinteln. Da nach<br />

<strong>der</strong> Christianisierung<br />

die Grenzen <strong>der</strong><br />

Diözesen häufig<br />

denen <strong>der</strong> sächsischen Gaue folgten, oft mehrere Gaue umfassend, kann man sich ungefähr ein<br />

Bild von <strong>der</strong> Ausdehnung <strong>der</strong> Gaue machen, denn die Diözesangrenzen sind um 1000 genau<br />

festgelegt. Zwei Grenzbeschreibungen <strong>der</strong> Diözese Hildesheim von den Jahren 1007 und 1013<br />

belegen die Grenzen zum Bistum Minden. Da nun das Bistum Minden neben an<strong>der</strong>en auch den<br />

Gau Tilithi einschloss, verfügen wir gerade in dem südöstlichen Teil des Gaues, dem Grenzgebiet<br />

Minden-Hildesheim, über verhältnismäßig viele und brauchbare Quellen über die Grenzen, die sich<br />

als naturgegeben Grenzen (Gebirgskämme) z.T. bis an die Gegenwart erhalten haben.<br />

- 24 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

So steht fest, dass <strong>Heyen</strong> mit den unmittelbar angrenzenden Gebieten im südöstlichen Zipfel des<br />

Gaues Tilithi und später, nach <strong>der</strong> Einführung des Christentums, im Archidiakonat Ohsen des<br />

Bistums Minden lag.<br />

Im 12. Jahrhun<strong>der</strong>t stoßen in diesem Gebiet die Interessen <strong>der</strong> Grafen von Everstein und die <strong>der</strong><br />

Herren von Homburg aufeinan<strong>der</strong>. Der Sturz Heinrichs des Löwen begünstigte die<br />

Machtbestrebungen dieser beiden Dynastien. Indem die Homburger nach <strong>der</strong> Verdrängung <strong>der</strong><br />

Grafen von Spiegelberg (1238) sich im nordwestlichen Teil des Iths (Lauenstein) festsetzten,<br />

wurde ihnen <strong>der</strong> Zugang ins Wesertal südlich von Hameln ermöglicht. Damit waren sie bis in die<br />

Nähe <strong>der</strong> eversteinischen Burg Ohsen vorgedrungen. Um 1245 erwarben sie durch einen<br />

Vergleich mit Corvey Bodenwer<strong>der</strong> und drangen von hier aus weiter vor in den Raum Hehlen,<br />

Daspe, <strong>Heyen</strong>, Brockensen. Ein Beweis für das gute Einvernehmen mit den welfischen<br />

Landesfürsten, das die Homburger immer wie<strong>der</strong> pflegten, ist die später angeführte Urkunde (Kap.<br />

IV/4), die ihnen das Recht zur Abhaltung des Gogerichtes in diesem Gebiet gab.<br />

Mit dem Erlöschen bei<strong>der</strong> Dynastien in Jahre 1409 fielen die Herrschaften an die welfischen<br />

Herzöge. Nach dem Wickenser Erbregister gehörten Hehlen, Daspe und <strong>Heyen</strong> zum Amt<br />

Wickensen, Hajen und Brockensen dagegen zum Amt Grohnde. Wenn man in Betracht zieht, dass<br />

sich die Besitzverhältnisse oft än<strong>der</strong>ten, so kann festgestellt werden, dass die Amtsgrenzen des<br />

Herzogtums den alten Interessengrenzen zwischen den Homburgern und Eversteinern<br />

entsprachen. Auch heute noch verläuft die Grenze <strong>der</strong> Kreise Holzminden und Hameln zwischen<br />

<strong>Heyen</strong> und Brockensen (siehe Skizze).<br />

Hiermit ist das Wesentliche über die Territorialgeschichte gesagt, das zur Auswertung <strong>der</strong><br />

folgenden Zusammenstellung von Bedeutung ist.<br />

5.2 Die alte Gogerichtsstätte zwischen <strong>Heyen</strong> und Brockensen<br />

(Zusammenstellung zum Gohgericht aus „Der Kreis Hameln, von F. Meissel 1897)<br />

Herzog Heinrich <strong>der</strong> Jüngere hielt 1529 das letzte große Gogericht für die Herrschaft Homburg.<br />

Dafür wurden die Gerichtsbänke noch einmal neu aufgemauert. Im Gefolge des Herzogs befanden<br />

sich die fürstlichen Räte: Kanzler Dr. König, Kurt v. Beltheim, Ludwig v. Wenden, Ewald v.<br />

Baumbach, Hans Grevendorf und <strong>der</strong> Pfandinhaber des Hauses Homburg Wilken Klenke.<br />

Allen Knaben o<strong>der</strong> Adelspersonen (Grone, Bevern, Hake, Frenke, Wer<strong>der</strong>) wurde durch den<br />

Herzog alle Gerichtsbarkeit aberkannt, doch sind den Junkern die hegerischen Gerichte über ihre<br />

hegerischen Güter und die Strafgel<strong>der</strong> für Bluttaten und Faustschläge auf ihren umzäunten Höfen<br />

erlaubt.<br />

Auf einer Karte des Landes Braunschweig im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t ist die Gogerichtsstätte auf dem<br />

Weinberg bei <strong>Heyen</strong> eingezeichnet. Die alte Gogerichtsstätte lag zwischen <strong>Heyen</strong> und Brockensen<br />

unterhalb <strong>der</strong> Straße. Die Flur heißt ”Im steinernen Ort”. In dem Verzeichnis <strong>der</strong> Schnede <strong>der</strong><br />

Ni<strong>der</strong>borde und Oberen Borde <strong>der</strong> Herrschaft Homburg (Mitte 16. Jahrhun<strong>der</strong>t) hat Ludeke Müller<br />

wohnend zu <strong>Heyen</strong>, bezeuget: .....vom Soel an bis zu dem Rauhestück, von da auf nach den<br />

Richtebänken (steinerne Sitzbänke) zu, da hinter her, das Seine Fürstliche Gnaden Pferden<br />

holden kan, von da an bis an die Zwiel Rigge, die Zwiel Rigge hinunter bis auf die Ilse usw. Die<br />

Gogerichtsstätte lag also am Rande <strong>der</strong> Ni<strong>der</strong>borde. Die steinernen Richtebänke sind erst bei <strong>der</strong><br />

Separation in <strong>der</strong> Mitte des 19.Jahrhun<strong>der</strong>ts entfernt worden und haben zumeist beim Bau von<br />

Kanälen Verwendung gefunden. Das Gelände war früher ein Feuchtgebiet. Brockensen hieß 1555<br />

in den herrschaftlichen Lehnbriefen Bruchhausen. (Brockhusen).<br />

Zwischen dem letzten Landgericht durch den Herzog 1529 bis zur Errichtung des Amtshauses<br />

Wickensen liegen 13 Jahre. Ob ein Beauftragter des Herzogs in dieser Zeit einmal auf dem<br />

Weinberg ein Gericht gehalten hat, kann bisher nicht nachgewiesen werden. Der Richter könnte<br />

den Weinberg mit seinen trockenen Weiden durchaus als Richtstätte bevorzugt haben.<br />

- 25 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Im Jahre 1529, am Mittwoch nach dem Ulircitage hielt Herzog Heinrich d.J. von Wolfenbüttel-<br />

Braunschweig auf dem Anger bei Brockensen ein großes Gohgericht für die Herrschaft Homburg.<br />

Der Herzog war selbst dabei gegenwärtig. In seinem Gefolge befanden sich die fürstlichen Räte:<br />

Kanzler Dr. König, Kurt v. Veltheim, Ludwig v. Wenden, Ewald v. Baumbach und Hand v.<br />

Grevendorf; dann <strong>der</strong> Pfandinhaber des Hauses Homburg, Wilken Klenke. Als vor das Gohgericht<br />

gehörig waren erschienen: Gunzel von Grone als Stellvertreter des Grafen von Spiegelberg, <strong>der</strong><br />

Pfandinhaber des Hauses Grohnde – Johann von Münchhausen, vertreten durch seinen Vogt, und<br />

drei an<strong>der</strong>e Männer; Der Homburgsche Adel, namentlich Friedrich von Wer<strong>der</strong> usw.; die Stadt<br />

Hameln, repräsentiert durch ihren Bürgermeister Friedrich von Münster; die Stadt Bodenwer<strong>der</strong><br />

mittels Deputierten, des Bürgermeisters Hans Wedig und Sekretärs Kurt Trope. Als Bankvogt saß<br />

zu Gericht <strong>der</strong> von Herzog dazu bestellte Karten Bodenthal, Burgvogt zu Eschershausen, ihm zu<br />

beiden Seiten saßen <strong>der</strong> fürstliche Rat v. Baumbach als Abgeordneter des Herzogs, Berend v.<br />

Ludingen als Alters-Deputierter des Adels, und Bürgermeister v. Münster als von den Städten<br />

Hameln und Bodenwer<strong>der</strong> bestellt. Prokurator des Herzogs, <strong>der</strong> die fürstlichen Anträge zu stellen<br />

hatte (Vorsprach), war Hans Schaper aus Salzhemmendorf. Carsten Segerdos, Bürger zu<br />

Bodenwer<strong>der</strong>, war Bote des Gerichts. Die Weistümer (Gerichtsaussprüche nach Gewohnheitsgesetzen),<br />

welche dann auf Antrag des Herzogs eingebracht wurden, waren folgende:<br />

1) Es stehe in dem Willen des Landesherren, das Gohgericht so oft abzuhalten o<strong>der</strong> abhalten zu<br />

lassen, als er es für gut findet.<br />

2) Das Gericht werde von dem Herzoge o<strong>der</strong> dessen Repräsentanten, dem Inhaber des<br />

Schlosses Homburg, geboten o<strong>der</strong> ausgeschrieben.<br />

3) Die peinliche, wie die Wrogen-Gerichtsbarkeit in <strong>der</strong> <strong>ganzen</strong> Herrschaft sei ausschließlich dem<br />

Landesherrn, dem Herzoge als rechtmäßig Erben des Hauses Homburg zuständig.<br />

4) Alle Zivil- Rechtssachen gehören vor das Gohgericht; die Vollstreckung <strong>der</strong> Urteile, alle<br />

Pfändungen und Verhaftungen gebühren allein dem Landesherren.<br />

5) Die Insassen und Unterthanen <strong>der</strong> Herrschaft seien verpflichtet, behuf <strong>der</strong> Bauten am<br />

Schlosse Homburg und dessen Höfen und Vorwerken so oft es nötig. Burgvestdienste zu<br />

leisten.<br />

6) Es sei anerkannt, dass dem Herzoge als Inhaber <strong>der</strong> Inhaber Burg Homburg alle unmittelbare<br />

obrigkeitliche Gewalt in <strong>der</strong> Herrschaft Homburg zustehe.<br />

7) Auch seien die Insassen verpflichtet und bereit, die bisherigen sechs Forhndiensttage ferner<br />

abzuleisten, weil und insofern <strong>der</strong> Herzog sie bei ihren Rechten lasse.<br />

8) Würde jemand vor dem Gohgericht das Urteil anfechten und drohen, sich auf das Urteil dreier<br />

Beamte zu berufen, so soll <strong>der</strong>selbe Brüche bezahlen, <strong>der</strong>en Betrag von <strong>der</strong> Gnade des<br />

Fürsten abhänge.<br />

9) Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> von altersher von dieser Gohgericht gehöre und aufgefor<strong>der</strong>t worden sei, zu<br />

erschenen, dennoch vorsätzlich daran wegbleibe, verfalle in eine Brüchte von drei Pfund<br />

Geldes.<br />

10) Es sei dem Wissen nach nicht herkömmlich, dass dem Adel nach dem Ermessen des Fürsten<br />

ein Prokurator bestellt werde.<br />

11) Es wurde auf Antrag des Adels dem Gerichte die Frage vorgelegt, ob <strong>der</strong> Gohgräfe den<br />

Vorsitz in dem Gohgerichte selbst führen müsse, worauf das Urteil erfolgte, dass dies nur<br />

dann <strong>der</strong> Fall, wenn er gegenwärtig sei.<br />

12) Auf fürstlichen Antrag erfolgte dann <strong>der</strong> Ausspruch des Gerichtes, dass <strong>der</strong> Gohgräfe den<br />

Burgvogt zu Eschershausen zu seinem Stellvertreter bestimmen könne. Noch wurde<br />

entschieden, dass <strong>der</strong> Adel den vom Fürsten ernannten Gohgräfen unbedingt anzuerkennen<br />

habe.<br />

Ferner wurde auf fürstlichen Antrag die herkömmliche Verpflichtung bestätigt, dass dem<br />

Gohgräfen als dessen Gebühr vom Ackermann ½ Himten Roggen und vom Köthner ½ Himten<br />

Hafer, wenn dieser keinen Roggen habe, zu geben und dass diese Abgabe auch von den wüste<br />

gewordenen Höfen zu entrichten seien.<br />

Schließlich wurde noch <strong>der</strong> Ausspruch erlassen, dass <strong>der</strong> Adel auf jedesmaliges Anfor<strong>der</strong>n des<br />

Gohgräfen zur Besetzung <strong>der</strong> Schlösser und Amthäuser burgverpflichtet sei.<br />

- 26 -


Ein Gohgericht ist hier lange<br />

nicht gehalten worden, denn es<br />

mussten „die verfallenen<br />

Gerichtsbänke“ auf dem Anger<br />

bei Brockensen erst wie<strong>der</strong><br />

hergestellt werden. Der alte<br />

Gau Tilithi ist natürlich seit<br />

undenklichen Zeiten aufgelöst,<br />

nicht einmal sein Name wird<br />

hier genannt. Darum umfasst<br />

dieses Gericht bei weitem auch<br />

nicht jenen alten Gau; die<br />

verschiedenen Herrschaften,<br />

worin er zerfallen ist, bilden<br />

ebenso viele Justizbezirke.<br />

Daher die Vermehrung <strong>der</strong><br />

Gohgerichte und <strong>der</strong><br />

Dingsstätten, verglichen mit<br />

denen zur Zeit <strong>der</strong> Karolinger.<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Fast gegenüber <strong>der</strong> alten Gogerichtsstätte liegt unterhalb des Eichbergs das kirchliche Grundstück<br />

”Im Seelenkamp”. War hier in alten Zeiten einmal eine Beerdigungstätte? Alte Leute erzählten<br />

folgende Geschichte: Ein Raubritter for<strong>der</strong>te von einem Pfarrer, <strong>der</strong> zu Fuß unterwegs war, die<br />

Herausgabe des Opfergeldes. Als <strong>der</strong> Pfarrer sich weigerte, erschlug <strong>der</strong> Räuber den Geistlichen.<br />

Seither heißt das Land, auf dem <strong>der</strong> Mord geschah, Seelenkamp.<br />

5.3 Ringwall<br />

Die Ringwallanlage am Heiligen Berg könnte von Widukind gebaut worden sein, nachdem er 782<br />

am Süntel ein fränkisches Heer vernichtet hatte. Die meisten Heimatforscher sehen in <strong>der</strong><br />

Ringwallanlage eine altgermanische Verteidigungsstätte (Fliehburg).<br />

Ein Ringwall von länglich - run<strong>der</strong> Form, <strong>der</strong> größte Durchmesser etwa 120 m lang. liegt auf <strong>der</strong><br />

Burgkamp genannten, südöstlichen, aus rotem Sandstein bestehenden Kuppe des bewaldeten<br />

Heiligen Berges, <strong>der</strong> südlich <strong>Heyen</strong>. von <strong>der</strong> Weser trennt. Die oben ziemlich flache Kuppe fällt<br />

steil nach <strong>der</strong> Weser,<br />

allmählicher nach <strong>Heyen</strong> zu<br />

ab. Deutlicher als <strong>der</strong> Wall ist<br />

<strong>der</strong> Graben, <strong>der</strong> aber auch<br />

über dem steilen Weserhange<br />

fast ganz verläuft. An dieser<br />

Seite ist <strong>der</strong> eingeschlossene<br />

Raum von zahlreichen Gruben<br />

durchsetzt. Ein Holzweg<br />

durchschneidet den <strong>ganzen</strong><br />

Wall in <strong>der</strong> Richtung von NW<br />

nach SO. Das Material ist <strong>der</strong><br />

dünnschichtige rote Sandstein,<br />

wie er hier zutage tritt. Am<br />

Bergabhange nach <strong>Heyen</strong> zu,<br />

nordöstlich unter dem<br />

- 27 -<br />

Ringwall (nach Steinacker)<br />

Ringwalle, befand sich früher auf einer jetzt vor dem Walde liegenden, etwa fünf Morgen großen<br />

Ackerfläche eine abwärts gerichtete, halbkreisförmige, niedrige Umwallung aus<br />

zusammengehäuftem Bruchsandstein mit Lehm. Ein Stück davon verläuft noch vom Waldrand ab<br />

geradlinig den Berg hinauf.


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

5.4 Die Kapellenruine / Kirchenruine<br />

(Quelle: Jahrbuch Geschichtsverein Holzminden 1986)<br />

Auf <strong>der</strong> Höhe des<br />

Heiligen Berges<br />

liegen die restlichen<br />

Grundmauern einer<br />

wahrscheinlich im<br />

11. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

erbauten Kapelle,<br />

von <strong>der</strong> das Kloster<br />

Kemnade noch 1506<br />

Einnahmen aus<br />

Opfern verzeichnete.<br />

Im Rahmen von<br />

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />

konnten<br />

1986 die Grundmauern<br />

restauriert<br />

werden.<br />

- 28 -<br />

Rest <strong>der</strong> Kapelle im Jahre 2000<br />

Etwa 200 m nordöstlich vom Ringwall entfernt, stehen die 1985 restaurierten Grundmauern einer<br />

alten Kirche. Das Kulturdenkmal ist auf <strong>der</strong> Höhe des Heiligenbergs am Rande eines künstlich<br />

geebneten Plateaus, in Ost-West Ausrichtung, angelegt worden, Kirche und Plateau wurden von<br />

einer heute noch in Spuren sichtbaren Trockenmauer eingegrenzt. Die einzige schriftliche<br />

Überlieferung datiert in das Jahr 1506. Danach erhielt das Kloster Kemnade Einnahmen aus Opfer<br />

„up dem hylghen barge in vigilia ascensionis.“<br />

Die erste Grabung wurde 1896 mit dem Ziel einen Grund-rissplan zu erstellen, durchgeführt. Nach<br />

den Ergebnissen <strong>der</strong> 1985 vorgenommen archäologischen Untersuchung lassen sich drei Bauphasen<br />

an <strong>der</strong> Kirchenruine nachweisen:<br />

11. bis 12. Jh. Zunächst hat nur ein kleiner viereckiger Bau existiert. Es wird angenommen,<br />

dass es sich um eine Art Taufraum handelte, nur für Täufer und Täufling, während die<br />

Angehörigen außerhalb standen. Der an <strong>der</strong> Westseite des Kirchenschiffes errichtete Raum<br />

kommt dafür in Betracht. Er weist in Lehm gesetztes Mauerwerk mit abgetreppten Außenseiten<br />

auf. Der Eingang lag auf <strong>der</strong> Westseite.<br />

12. bis 13. Jh. An den viereckigen Bau wurden in einer zweiten Bauphase Kirchenschiff,<br />

Chor und Apsis angefügt. Das Mauerwerk ist in Zweischalenbauweise mit Mörtel errichtet worden.<br />

Die Innenwände waren verputzt, möglicherweise auch die Außenwände. Der Fußboden war mit<br />

roten Sandsteinplatten ausgelegt, das Dach mit dem gleichen Material gedeckt.<br />

17. Jh. Die Umbaumaßnahmen <strong>der</strong> dritten Bauphase dienten <strong>der</strong> Nutzung zu profaneren Zwecken.<br />

Das zeigen die in das Kirchenschiff gesetzten Räume und <strong>der</strong> an die Südwestseite angebaut<br />

Raum. In Verbindung damit wurde ein alter Eingang zugesetzt und neue Durchgänge durch altes<br />

Mauerwerk gebrochen. Ein Raum wurde an <strong>der</strong> Südwestseite ins Kirchenschiff hineingebaut,<br />

Spuren eines zweiten waren im Ansatz noch erkennbar, Ein weiterer Raum war an die südliche<br />

Außenseite des in <strong>der</strong> ersten Bauphase errichteten Mauerwerks ohne Verzahnung angesetzt. Auf<br />

dem Boden lagen wie im Kircheninneren Platten aus rotem Sandstein, das Bodenniveau war<br />

allerdings höher.<br />

Im 19. Jh. Einwohner des Ortes <strong>Heyen</strong> trugen das Mauerwerk ab, um Gesteinsmaterial zum<br />

Hausbau zu verwenden.<br />

Außerhalb ist zwischen <strong>der</strong> Nordseite des vermutlich ältesten Mauerwerks und <strong>der</strong> Westseite des<br />

Kirchenschiffes eine Steinsetzung mit kleinem Ofen freigelegt worden.


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Im Vorfeld westlich <strong>der</strong> Kirche liegt ein künstlich eingeebneter Geländeabschnitt. Dieser wird von<br />

einer in Resten noch erkennbaren Trockenmauer aus rotem Standstein eingegrenzt. Die<br />

Trockenmauer verläuft an die Steinsetzung mit Ofen anknüpfend in westlicher Richtung und knickt<br />

dann halbbogenförmig zum im Süden liegenden Steilhang ab, um dort zu enden. Eine Fortsetzung<br />

<strong>der</strong> Mauer findet sich auf <strong>der</strong> Ostseite <strong>der</strong> Kirche, wo diese auf <strong>der</strong> nördlichen Seite am Übergang<br />

vom Chorraum zur Apsis angefügt ist und ebenfalls in an<strong>der</strong>er Richtung bogenförmig zum<br />

südlichen Steilhang verläuft.<br />

Die Funde, hauptsächlich Gefäßscherben von grauer und gelber Irdenware des Spätmittelalters<br />

und bleiglasierter Irdenware <strong>der</strong> frühen Neuzeit streuten über die ganze Grabungsfläche, vereinzelt<br />

konnten auch stark oxydierte Metallreste und Glasstücke geborgen werden.<br />

Die spätmittelalterliche Keramik wurde beson<strong>der</strong>s entlang <strong>der</strong> nördlichen Längsmauern <strong>der</strong><br />

Kirchenruine gefunden, Gefäßscherben gleicher Zeitstellung liegen aus dem Kirchenschiff und<br />

dem Chorraum vor. Das Material aus <strong>der</strong> frühen Neuzeit konnte überwiegend im Umfeld <strong>der</strong><br />

Mauerzüge <strong>der</strong> dritten Bauphase geborgen werden.<br />

Zum Fundinventar zählen auch drei frühmittelalterliche Gefäßscherben, die an <strong>der</strong> nördlichen<br />

Außenmauer <strong>der</strong> Kirche zum Vorschein kamen. Sie sind durch ihre Magerung kaum von<br />

vorgeschichtlicher Keramik zu unterscheiden. Doch trägt eines <strong>der</strong> Stücke ein Stempeldekor, <strong>der</strong><br />

die vorgenannte, zunächst grobe zeitliche Bestimmung rechtfertigt.<br />

5.5 Ruine <strong>der</strong> Lauenburg / Läuenburg = Löwenburg<br />

(Quelle: Pastor Guthe, Dielmissen 1786)<br />

An einem Ausläufer des Hohen Knapp findet man im <strong>Heyen</strong>er Forstgenossenschaftswald die<br />

Burgstelle <strong>der</strong> Lauenburg, von <strong>der</strong> geschichtlich nichts überliefert wurde. Heimatforscher nehmen<br />

an, dass sie von den Edelherren von Homburg zur Beherrschung <strong>der</strong> Weserschiffahrt erbaut<br />

wurde. Nachdem 1245 durch einen Vergleich mit Corvey Bodenwer<strong>der</strong> (Bodos Wer<strong>der</strong>) an die<br />

Homburger fiel, konnte die Weserschiffahrt von <strong>der</strong> Weserinsel aus kontrolliert werden. Die<br />

Lauenburg wurde überflüssig, blieb daher unvollendet und war später nach Vermutungen von<br />

Pastor Guthe (1786) ein Schlupfwinkel für Straßenräuber.<br />

Im Holzmindischen Wochenblatt vom 18ten März 1786 veröffentlichte Pastor Guthe aus<br />

Dielmissen eine "Nachricht von <strong>der</strong> alten Lauenburg im Amte Wickensen". Zunächst zitiert er die<br />

Büschingsche Erdbeschreibung des nie<strong>der</strong>sächsischen Kreises: „Ohnweit <strong>Heyen</strong> im Heger Holze<br />

(soll heißen: <strong>Heyen</strong>er Holze) ist nach Linse zu ein kleiner Berg, welcher „Lauenburg“ genannt wird,<br />

weil ehemals ein Schloss, Namens Lauenburg, darauf gestanden hat, von welchem noch ein<br />

Überrest zu finden ist."<br />

"In dem Heyer Holze raget ein länglich run<strong>der</strong> Berg hervor, <strong>der</strong> jetzt mit vielem Gebüsche<br />

bewachsen ist ..., und an <strong>der</strong> Nordseite ein sehr tiefes Tal hat ... An <strong>der</strong> Morgenseite hängt er mit<br />

dem Berge über Kreipke so zusammen, dass man auf dem Rücken desselben, <strong>der</strong> nur einige<br />

Schritt breit ist, nahe bis an die Oberfläche des runden Berges gehen kann, von dem ich eigentlich<br />

reden will. Die Oberfläche dieses Berges ist länglich-rund, die größte Breite 60 Fuß und die Länge,<br />

so weit er bemauert gewesen ist, 100 Fuß. Unter dem Graben, <strong>der</strong> ihn umgibt, geht er noch etwa<br />

100 Fuß nach <strong>der</strong> Weser zu schräg bergab. Um diesen runden Hügel, den ich eben beschrieb,<br />

gehen die Überbleibsel einer Mauer, die hin und wie<strong>der</strong> noch einige Fuß hoch, und 2 Fuß breit ist,<br />

woran man aber das Tempus edax rerum (entspricht "Zahn <strong>der</strong> Zeit") deutlich wahrnimmt. Viele<br />

Steine davon lassen sich auch mit den Händen abreiben. Die Mauer ist mit einem tiefen Graben<br />

umgeben, <strong>der</strong> durch die Ru<strong>der</strong>a (Trümmer) etwas verschüttet ist. In dem bemauerten Platze findet<br />

sich eine Höhlung, davon man vorgibt, dass sie ein Eingang in einen Keller sei, worin man noch<br />

vor wenigen Jahren die Türschwelle erkennen konnte. Er fiel mit <strong>der</strong> Zeit zu und ist jetzt<br />

bewachsen."<br />

- 29 -


Funde an <strong>der</strong> Lauenburg<br />

(Quelle: Dr. Christian Leiber, Holzminden)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Plan <strong>der</strong> Lauenburg - Institut für Kartographie <strong>der</strong> Univ. Hannover 1988<br />

Im vorgenannten Beitrag des Holzmindischen Wochenblattes von 1786 beschreibt Konrad Guthe,<br />

Pastor in Dielmissen, erstmals die Reste <strong>der</strong> Lauenburg und regt die Ausgrabung <strong>der</strong>selben zur<br />

Klärung noch offener Fragen an. Etwas mehr als 100 Jahre später, im Jahre 1893, wird die<br />

Burgstelle unter Leitung des Kreisbauinspektors Julius Osten untersucht. Dabei kommt es zur wohl<br />

weitgehenden Freilegung des bereits genannten Mauerzugs, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Ostseite partiell noch eine<br />

Höhe bis zu 2 m besessen haben soll. Auf dem südlichen Teil des Burgplateaus finden sich noch<br />

Spuren von längs- und quergezogenen Grabungsschnitten, die wahrscheinlich auch dieser<br />

Grabung zuzuordnen sind. Die Beobachtung von verkohlten Balken und einer mächtigen<br />

Bauschuttschicht sowie die geborgenen Fundobjekte wie "Pfeilspitzen" und "Schleu<strong>der</strong>steine"<br />

wurden von den Ausgräbern als Beleg dafür herangezogen, dass die Burg bewohnt war. Neuere<br />

Oberflächenbegehungen des Burgplatzes in den letzten beiden Jahrzehnten haben nur zur<br />

geringfügigen Vermehrung des Fundmaterialbestandes geführt. Im Südteil <strong>der</strong> Burgfläche<br />

stellenweise konzentriert auftreten<strong>der</strong> verziegelter Hüttenlehm gab neben den Feststellungen von<br />

1893 Anlass zu <strong>der</strong> Vermutung, dass die Lauenburg einem Angriff zum Opfer gefallen sein könnte.<br />

Es besteht aber auch die Möglichkeit <strong>der</strong> absichtlichen Zerstörung nach ihrer Aufgabe. Endgültige<br />

Klarheit kann nur eine erneute wissenschaftliche Grabung bringen.<br />

Da schriftliche Überlieferungen, die Auskunft über die Erbauer, die Nutzer und das Alter <strong>der</strong><br />

Lauenburg geben, fehlen, sind wir bei <strong>der</strong> zeitlichen Einordnung auf die wenigen vorliegenden<br />

Bodenfunde angewiesen. An Hand <strong>der</strong> vorhandenen Keramik lässt sich <strong>der</strong> Zeitraum grob auf das<br />

12./13. Jahrhun<strong>der</strong>t eingrenzen. Als potentielle Bauherren in Betracht kommen die Edelherren von<br />

<strong>der</strong> Homburg, die ungefähr seit 1183 danach strebten, ihr Territorium bis an die Weser<br />

auszudehnen. Dieses gelang ihnen spätestens 1245 mit <strong>der</strong> Besitzübernahme von Bodenwer<strong>der</strong>.<br />

Die chronologische Einordnung <strong>der</strong> Keramik bietet gleichzeitig einen Datierungsanhalt für den auf<br />

<strong>der</strong> Lauenburg gefundenen Messerscheidenbeschlag. Diese Altersbestimmung bewegt sich in<br />

dem zeitlichen Rahmen, <strong>der</strong> auch für an<strong>der</strong>e dreieckige Scheidenbeschläge aus dem oben<br />

genannten Verbreitungsgebiet angegeben wird. Die Burganlage als Fundort stützt die<br />

Beobachtung, dass auf Grund <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Fundorte Messerscheiden mit <strong>der</strong>artigen<br />

Ortbän<strong>der</strong>n als eine Art Statussymbol wohl nur im Besitz einer privilegierten Gesellschaftsschicht<br />

- 30 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

zu finden waren. Vorrangig sind solche Stücke nämlich auf Burgen, in Städten mit wichtigen<br />

Handelsplätzen, in Klöstern und in Gräbern aufgetreten.<br />

Der Fundort, die Lauenburg, liegt heute unter<br />

Waldbedeckung auf einem kammartigen<br />

Ausläufer des hohen Knapp, relativ dicht an <strong>der</strong><br />

Kreisstraße 10, die von <strong>der</strong> Ortschaft Linse nach<br />

<strong>Heyen</strong> führt. Die <strong>der</strong> Geländesituation<br />

angepasste langovale Burganlage wird an den<br />

gegenüberliegenden Schmalseiten durch<br />

künstlich in den Bergrücken eingetiefte Gräben<br />

begrenzt. Die Ausmaße können mit etwa 50 m<br />

Länge und ca. 30 m größter Breite angegeben<br />

werden. Gegenwärtig noch oberirdisch sichtbare<br />

Reste einer bis zu 1,5 m dicken, in Mörtel<br />

gesetzten Kalksteinmauer umgeben den<br />

höherliegenden nördlichen Teil des Bauwerks.<br />

Lei<strong>der</strong> schreitet die Zersetzung <strong>der</strong> Mauer durch<br />

das Wurzelwerk des dort anzutreffenden<br />

Baumbestandes fort. Westlich <strong>der</strong> gegenwärtig<br />

an <strong>der</strong> Lauenburg vorbeiführenden Kreisstraße<br />

- 31 -<br />

Der bemerkenswerte Neufund von <strong>der</strong> Lauenburg gehört<br />

zur Gruppe <strong>der</strong> zwischen dem Nie<strong>der</strong>rhein und dem<br />

Ostseegebiet weitverbreiteten dreieckigen<br />

Messerscheidenbeschläge aus Buntmetall.<br />

lassen sich im Wald noch deutlich Relikte eines alten Hohlwegesystems beobachten, das<br />

bergabwärts auf die Weser zuläuft und in eine ehemalige Furt mündet.<br />

5.6 Predigtstuhl, Teufelspfuhl, Hünenfeld, Hackelberg<br />

(Quelle: Hans Berner, Amt Grohnde)<br />

Vom Predigtstuhl, Teufelspfuhl, Hünenfeld, Hackelberg und dem Platz <strong>der</strong> heiligen Eiche am<br />

Eichberg bei <strong>Heyen</strong>.<br />

Die als Anlage beigefügte Skizze lässt erkennen, dass am Südabhang des Eichberges die<br />

Flurgrenzen von Brockensen und Hajen in ganz schmalen Ausläufern und in größerer Breite die<br />

Flurgrenzen von <strong>Heyen</strong> und Daspe sich treffen. Dieser Schnittpunkt führt die Flurbezeichnung "<strong>der</strong><br />

Predigtstuhl". Auf und um den Eichberg herum finden sich die Flurbezeichnungen: <strong>der</strong><br />

Teufelspfuhl, eine Grube mit erkennbar künstlich abgestochenen Rän<strong>der</strong>n auf <strong>der</strong> Höhe des<br />

Berges, das Hünenfeld, Begräbnisstätte <strong>der</strong> Hakelberg, alte Bezeichnung für Warten, den wilden<br />

Jäger, die Richtbänke <strong>der</strong> Dagort und auf einer Karte von 1782 <strong>der</strong> "Platz, wo die heilige Eiche<br />

gestanden". Alles dies lässt mit Sicherheit auf eine vorchristliche Kult- und Versammlungsstätte<br />

schließen. Solche Kultstätten waren mehreren Stämmen o<strong>der</strong> kleineren Gemeinwesen<br />

gemeinsam, wobei jedes dieser Gemeinwesen Wert darauf legte, auf eigenem Grund und Boden<br />

zum Heiligtum zu kommen. (Köterberg) Und es ist weiter bekannt, dass die christlichen Missionare<br />

vorzugsweise an alten Kultstätten predigten, um die Überlegenheit des Christentums über die<br />

heidnischen Götter beson<strong>der</strong>s hervorzukehren. Der Predigtstuhl ist die Stelle, an welcher erstmals<br />

gepredigt worden ist. Am Predigtstuhl am Eichberg liegt unter Dornenhecken Steingeröll, aus<br />

welchem vor Jahrzehnten <strong>der</strong> Hofbesitzer Meyer, Frenke 2, einen lei<strong>der</strong> verloren gegangenen<br />

Stein mit eingegrabenen (soll wohl heißen "abgebildeten") Menschenfüßen geborgen hat. Am<br />

Eichberge war danach ein sächsisches Heiligtum für die daran grenzenden Ortschaften Hajen,<br />

Brockensen, <strong>Heyen</strong> und Daspe, die also bei <strong>der</strong> Bringung des Christentums schon bestanden.<br />

Frenke früher Vranki, ist, wie <strong>der</strong> Name ergibt, eine fränkische Siedlung, in welcher wohl <strong>der</strong><br />

fränkische Beamte seinen Sitz nahm. Ihm wurde <strong>der</strong> Kultbezirk des Eichberges, <strong>der</strong> ja vorher als<br />

Heiligtum zu keiner <strong>Gemeinde</strong> gehört hatte, als Königswald zugeteilt. Daraus erklärt sich, dass<br />

noch heute das ganze Massiv des Berges zu Frenke gehört. Die erste Predigt wird wohl mit dem<br />

Frankenzug von 782 zusammenhängen, so dass wir die Entstehung <strong>der</strong> Dörfer Hajen und<br />

Brockensen vor diese Zeit legen können."


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

5.7 Die Klus<br />

(Quelle: Jahrbuch Geschichtsverein Holzminden 1986)<br />

Über Klusen und Kausner bestehen zumeinst nur sehr verschwommene Vorstellungen. Ihre Zeit<br />

liegt – zumindest in den protestantischen Gebieten – mehrere Jahrhun<strong>der</strong>te zurück. Sie sind<br />

vorreformatorisch und die Reformation schnitt ihnen den Lebensnerv ab. Die mündliche<br />

Überlieferung ist längst abgerissen, und so haben sich im Volksmund bestenfalls Flur- und<br />

Straßennamen mit dem Begriff „Klus“ erhalten: Klusberg, Klusfeld, Klusgarten u.a. Kaum jemand<br />

weiß sie zu deuten. In den katholisch gebliebenen Bereichen, d. h. in den Diözösen Hildesheim<br />

und Pa<strong>der</strong>born und im Eichsfeld haftet <strong>der</strong> Name „Klus“ noch oft an Kapellen.<br />

Die landläufige Vorstellung von einem Klausner ist etwa die: Ein Klausner ist ein Mann, eine Art<br />

Mönch, auf jeden Fall ein frommer Christ, <strong>der</strong> sich von <strong>der</strong> bösen Welt in die Einsamkeit z.B. in die<br />

Abgeschiedenheit des Waldes zurückzieht, um sich dort religiösen Gedanken hinzugeben, um in<br />

Gebet und mystischer Versenkung Gott nahe zu sein, um sich in einem Leben ohne Sünde die<br />

ewige Seligkeit zu erwerben. So denkt man sich einen Klausner, und im Idealfall mag diese<br />

Vorstellung wohl richtig sein – aber was ist im Leben schon ideal?<br />

Die Klus in <strong>Heyen</strong> wird in dem Buch „Reformatorische Kirchenvisitation“ von Kayser (1542-1544)<br />

erwähnt: „1568 ist die Kirche vorlängst umbgefallen gewesen, aber jetzo durch die Männ<strong>der</strong> wie<strong>der</strong><br />

gebauet worden und ist das Kirchenamt <strong>der</strong>weil in <strong>der</strong> Claus bei dem Eselsborne (Heidebach)<br />

gehalten. Dazu gehört nichts, die hat ein Mann aus Stadtoldendorf in alten Jahren gebauet mit<br />

Nahmen Hans Kip, <strong>der</strong> hat dazu gebeten.“<br />

Danach muss die Klus wohl etwa 2 Kilometer nordostwärts von <strong>Heyen</strong> in dem durch die Dörfer<br />

<strong>Heyen</strong>, Esperde, Bremke und Wegensen gebildeten Viereck gelegen haben. Das Hans Kip für<br />

seine Klus den Platz bei einer Quelle ausgewählt hatte, ist verständlich, denn Wasser gehört zu<br />

den primären Lebensnotwendigkeiten, und <strong>der</strong> Standort <strong>der</strong> meisten Klusen befindet sich in <strong>der</strong><br />

Nähe des Wassers. Mehr lässt sich über die „Klus“ nicht aussagen. Es erhebt sich aber die<br />

Frage, ob nicht bei <strong>der</strong> Kapelle auf dem Heiligenberg ein Klausner gelebt hat, auch wenn an ihr<br />

nicht <strong>der</strong> Name „Klus“ haftet.<br />

Es ist bei den Ausgrabungen an <strong>der</strong> Kapelle 1985 An <strong>der</strong> Westseite des Kirchenschiffs eine<br />

Steinsetzung mit kleinem Ofen freigelegt. Es kommt noch hinzu, dass die Kirche bei <strong>der</strong><br />

Christianisierung heidnische Kultplätze in christliche umwandelte. Daher errichtete sie auf Bergen,<br />

bei Felsen, in heiligen Hainen und bei Quellen Kapellen, die von einem Priester o<strong>der</strong> Mönch<br />

betreut wurden. Dieser lebte als Einsiedler bei <strong>der</strong> Kapelle und die Kirche gewährte ihm den<br />

Lebensunterhalt, sie stattete ihn mit einem „Beneficium“ aus.<br />

5.8 Wüstungen und umliegende <strong>Gemeinde</strong>n <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

Mit dem Begriff „Wüstungen“ bezeichnet man untergegangene o<strong>der</strong> aufgegebene Siedlungen und<br />

Wohnplätze. Entgegen <strong>der</strong> vielfach geltenden Auffassung entstanden diese Wüstungen nicht<br />

durch den 30jährigen Krieg (1618-1648). Sicherlich wurden in dieser Zeit viele Häuser, Höfe und<br />

Ortschaften zerstört, jedoch sind diese meist in kurzer Zeit wie<strong>der</strong> aufgebaut worden. Überwiegend<br />

entstanden die Wüstungen bereits im Mittelalter. Zwar ist die Begründung zum Teil auch in den<br />

ständigen Fehden des 14. und 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts zu finden, jedoch überwiegend waren sie<br />

wirtschaftlich bedingt.<br />

Die intensiven Bemühungen im Mittelalter, beson<strong>der</strong>s im Hochmittelalter (9. bis 13. Jahrhun<strong>der</strong>t),<br />

das Landesinnere durch Rodung und Kolonisation zu erschließen, führte zu zahlreichen<br />

Fehlgründungen. Schlechte Bedingungen für Ackerbau und Verkehrswege, ganz beson<strong>der</strong>s in<br />

Wald- und Bruchgebieten, zwangen Siedler zur Aufgabe. Ein weiterer Grund für die Entstehung<br />

von Wüstungen lag in den häufig auftretenden Seuchen im Mittelalter.<br />

- 32 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Die Wüstungen Lauenburg, Ringwall und Kapelle, sind auf den Heyer Flurstücken noch zu<br />

erkennen, von den an<strong>der</strong>en, im Folgenden beschriebenen Wüstungen ist heute nichts mehr zu<br />

erkennen, nicht mal die genau Lage ist noch bekannt.<br />

Dissihausen / Dischershausen<br />

(Quelle: Hermann Kleinau, Holzminden 1967)<br />

Wüstung etwa 0,65 km nordwestlich von Wegensen, wo 1763 die Dorfstelle „Auf den Gnaden-<br />

Höfen“ und angrenzend „Das Tischer Feld“ ansässig waren. Zur Flur gehörte das Hägerland <strong>der</strong><br />

späteren Feldmark Wegensen das sich damals meist im Besitz Auswärtiger befand. Als die<br />

eigentlichen Hägermänner sind genannt: 2 Bauern aus Wegensen, ein Bauer aus Tuchtfeld, 3<br />

Bauern aus Dohnsen. Diese hatten auch die herrschaftlichen Gefälle (Einnahmen) von <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong>ei, südlich <strong>der</strong> Dorfstelle Wanne „Am Frankel-Bache“ einzutreiben.<br />

Namenschreibweisen über Jahrhun<strong>der</strong>te:<br />

1545 Desingehusen, Dessinghusen (ER 214)<br />

1546 Disihausen<br />

1625 Dissihausen (ER 217)<br />

1763 Tischershausen, Dischershausen (DB Nr. 407)<br />

1800 Dischershausen (Hassel-Bege II S 310)<br />

Wockensen<br />

(Quelle: Hermann Kleinau, Holzminden 1967)<br />

Wüstung wohl nordöstlich auf <strong>der</strong> Flur in <strong>Heyen</strong>. Nach an<strong>der</strong>er Annahme erinnert daran <strong>der</strong><br />

Wöckener Weg in Bisperode. Die Lage bei <strong>Heyen</strong> wird aber wahrscheinlich gemacht durch 1580<br />

bei zahlreichen Höfen in <strong>Heyen</strong> aufgeführte Län<strong>der</strong>eien auf „Wochendisch Landt“ o<strong>der</strong><br />

„Wochensch Land“ o<strong>der</strong> „Sun<strong>der</strong>land“. Die Flurbereinigung von 1759 nennt die „Wauckensche<br />

Feldmark“ und Zins von Sun<strong>der</strong>land. Ein doppelter Zht an Amt Wickensen und Pfarre Halle war<br />

1759 (aa0) von 111 Mg <strong>der</strong> Flur <strong>Heyen</strong> zu entrichten.<br />

6 Sagen über die historischen Stätten<br />

(Quelle: A. Teiwes „Sagen des Kreises Holzminden”)<br />

Über die vorgenannten Stätten sind vor langer Zeit die nachfolgenden Sagen entstanden, die auch<br />

Hinweise auf Mönche und Raubritter enthalten:<br />

6.1 Das Kloster auf dem Heiligenberg<br />

Südlich von <strong>Heyen</strong>, etwa eine viertel Stunde von dem Dorfe entfernt, liegt <strong>der</strong> Heiligenberg. Auf<br />

diesem soll früher ein heiliges Haus, ein Kloster gestanden haben. Alte Leute haben noch die<br />

Ruine von demselben gekannt, auch werden im umliegenden Lande zuweilen noch Mauerreste<br />

gefunden. Der Sage nach war es ein Mönchskloster. Zu <strong>der</strong> Zeit, als auf <strong>der</strong> nahegelegenen<br />

Lauenburg die Ritter Räuberei trieben, trat einer <strong>der</strong> Klosterbrü<strong>der</strong> mit jenen heimlich in<br />

Verbindung. Als das endlich die frommen Mönche entdeckten, verbannten sie ihn aus dem Kloster.<br />

Voll Haß und Grimm kam er dreimal um Mitternacht und verwünschte das Stift samt seinen<br />

Bewohnern. Nach einiger Zeit verfiel das Kloster. Seitdem sah man oft auf dem Berge einen Ritter<br />

mit einem langen, goldenen Schwerte in <strong>der</strong> Hand und einem goldenen Helm auf dem Haupte,<br />

reitend auf einem Schimmel. Es wird gesagt er müsse mit seinem langen, goldenen Schwerte das<br />

verwünschte Kloster bewachen.<br />

- 33 -


6.2 Das Riesenfräulein<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Südlich von <strong>Heyen</strong> zeigen Gräben und Schutthaufen die Stelle an, wo vor alters die Lauenburg<br />

lag. Auf dieser Feste wohnten einst Riesen. Eines Tages ging das Riesenfräulein spazieren und<br />

kam auch unten ins Wesertal. Da trat es mit einem Schritte über den Strom und war nun im<br />

Kemna<strong>der</strong> Felde. Hier sah es einen Bauern <strong>der</strong> seinen Acker pflügte. Dem Mädchen gefiel das<br />

niedlich Ding, es bückte sich und tat den Mann samt Pflug in seine Schürze.Voller Freuden eilte<br />

es nach <strong>der</strong> Burg zurück. Hier öffnete es die Schürze und stellte seinen Fund auf den Tisch. Dann<br />

holte es eilig Vater und Mutter herbei und rief: Seht, was ich mir mitgebracht habe! Dort unten<br />

musste ich über ein Wässerlein treten, und da fand ich dieses Spielzeug! Der Vater aber sagte mit<br />

ernster Miene: Das ist kein Spielzeug für dich! Trag es schnell wie<strong>der</strong> zurück aufs Feld! Wenn nicht<br />

das Volk <strong>der</strong> Zwerge schafft mit dem Pflug im Tal, so darben auf dem Berg wir Riesen bei dem<br />

Mahl! Das Riesenfräulein machte zwar eine betrübte Miene, aber es brachte alles wie<strong>der</strong> an<br />

seinen früheren Ort.<br />

6.3 Die Jungfrau von <strong>der</strong> Lauenburg<br />

Einst hütete ein Schäfer in <strong>der</strong> Nähe<br />

<strong>der</strong> Lauenburg, die ehemals auf steiler<br />

Höhe an <strong>der</strong> Weser lag, seine Herde.<br />

Da bemerkte er eine schöne<br />

Schlüsselblume in <strong>der</strong> Nähe, ging hin<br />

und pflückte sie ab. Mit einem Male<br />

stand die weiße Jungfer vor ihm und<br />

winkte ihm, zu folgen. Der Schäfer<br />

folgte ohne Zau<strong>der</strong>n dem Burgfräulein,<br />

das so freundlich und gütig aussah. Es<br />

führte den erstaunten Schäfer in ein<br />

prächtiges Schloß, das er zuvor nie<br />

gesehen hatte. Da waren viele herrliche<br />

Zimmer, angefüllt mit Kostbarkeiten,<br />

Gold und edlen Steinen. Und überall<br />

for<strong>der</strong>te die Jungfrau ihn auf, sich was<br />

auszusuchen und mitzunehmen. Der<br />

Schäfer tats. Zuletzt führte sie ihn in ein<br />

unterirdisches Gemach, da stand ein<br />

großer Kessel ganz mit Gold angefüllt,<br />

Bürgermeister Reinhard Meyer mit Spielgruppe <strong>der</strong> „Jungfrau von <strong>der</strong><br />

Lauenburg“: Maren Kliche, Maike Diekmann und Hannelore Maaß<br />

und daneben lag ein Bund Schlüsselblumen o<strong>der</strong>, wie an<strong>der</strong>e sagen, ein Sträußchen<br />

Vergißmeinnicht. Hier sprach die Jungfrau: Du kannst mich erlösen! Nimm Dir soviel von dem<br />

Schatze, wie Du willst, aber vergiss das Beste nicht! Da glaubte <strong>der</strong> Schäfer, was er bis jetzt<br />

beigesteckt, sei nichts gegen das, was er hier vor sich sah, kramte seine Taschen wie<strong>der</strong> aus und<br />

füllte sie von neuem mit dem Golde aus dem Kessel. Die Blumen aber sah er gar nicht. Dann<br />

wandte er sich zum Gehen. Traurig folgte ihm die Jungfrau bis ans Tor, da sprach sie: Das Beste<br />

hast Du vergessen. Nun muss ich noch lange warten! Erst muss ein Rabe eine Eichel verlieren,<br />

aus <strong>der</strong> ein Eichbaum wachsen wird. Aus dem Baume muss eine Wiege gemacht werden, und das<br />

erste Kind, das darin schlafen wird, das erst kann mich erlösen, wenn es klüger ist, als Du es<br />

warst.! Als <strong>der</strong> Schäfer hinausging, schlug ihm die schwere eiserne Tür den einen Hacken ab. Mit<br />

furchtbarem Getöse versank das Schloss hinter ihm in die Erde. Die Wunde am Fuße aber wollte<br />

nimmer heil werden, und das Gold, was er mit heimgebracht, reichte kaum hin, um Doktor und<br />

Apotheker zu bezahlen.<br />

Ist auch mal ein Schäfer gewesen, <strong>der</strong> folgte ihrem Rufe, ging hin und wollte die Jungfrau erlösen.<br />

Darüber war sie froh, sagte, er brauche sich gar nicht zu fürchten und solle nur dreist mitgehen.<br />

Aber er dürfe sich nicht umdrehen, was auch hinter ihm geschehen möge. Alsbald kam ein Wagen<br />

mit brennenden Dornen gefahren, dem ein Hund voranlief. Da sah sich <strong>der</strong> Schäfer doch um, und<br />

alles war verschwunden.<br />

- 34 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

7 Eigentumsverhältnisse im Laufe <strong>der</strong> Geschichte<br />

(Hermann Wiemann)<br />

Eigentümer <strong>der</strong> meisten Län<strong>der</strong>eien des Dorfes <strong>Heyen</strong> waren Kirche und Adelige. Die Pfarre<br />

besaß 1542 einen Meierhof mit 4 Hufen (ein Teil davon) früher Kemna<strong>der</strong> Kalandsgut. Zur<br />

Ausstattung des Klosters Kemnade 959/65 gehörte Grundbesitz im Orte, 1197 waren bei seiner<br />

curtis 8 Hufen und eine Holzgrafschaft, 1298 stand seine magna curia Vogtei <strong>der</strong> Homburger.<br />

Diese schenkten dem Kloster 1309 eine Hufe. 1316 erwarb es den Novalzehnten des Waldes<br />

Sun<strong>der</strong> beim Orte von einem Gottfried von Minden, 1410 2 Hufen Homburgisches Lehen <strong>der</strong> v.<br />

Halle, und 1442 erbte es vom Kanonikus Aemilius Precht in Hameln die Hälfte eines Meierhofes<br />

mit 3 Hufen, dessen an<strong>der</strong>e Hälfte die Kalandsbrü<strong>der</strong>schaft in Kemnade bekam. 1548 besaß das<br />

Kloster 7 Meierhöfe. Das Bonifaciusstift in Hameln hatte 1455 2 Hufen aus <strong>der</strong> Erbschaft Aemilius<br />

Prechts und erwarb 1 Hufe von den Hakes. Diese hatten schon 1359 3 Hufen vom Domküster in<br />

Minden erhalten. Gerhard v. Werdingshusen (siehe diese Wüstung) verpfändete 1448 einen<br />

Meierhof. 1637 waren 3 Meier- und 11 Kothöfe kalenbergsches Lehen <strong>der</strong> v. Münchhausen, früher<br />

v. Bevern. Ein Ritter Bernhard von H. erscheint als Zeuge in Homburgischen Urkunden 1226 und<br />

1253. Vom Zehnten besaßen Hakens bereits 1340 einen Teil als mindensches Lehen, <strong>der</strong> 1759<br />

552 Morgen umfasste. Ein an<strong>der</strong>er Zehnt in <strong>Heyen</strong> war um 1320 mindensches Lehen Lamberts<br />

von Osen, 1759 besaßen Klenkes einen Zehnten über 529 Morgen (schon 1435 ½ Zehnt, den sie<br />

damals verpfändet hatten). Kemnade (schon 1548) über 235 Morgen. Vom Rest des damals 2077<br />

Morgen großen Ackerlandes <strong>der</strong> Flur waren 55 Morgen frei, 463 Rotland, <strong>der</strong> Zehnte von 132<br />

Morgen zersplittert und einen doppelten von 111 Morgen bezogen die Pfarre in Halle und das Amt<br />

Wickensen. Diese 111 Morgen waren die „vormalige Wankensche Feldmark“, d. h. die Flur <strong>der</strong><br />

Wüstung Wockensen, nordöstlich von <strong>Heyen</strong>, <strong>der</strong>en Lage zuerst von Rustenbach (Häger, aaO. S.<br />

588 a). festgestellt worden ist. Die Gerichtsbarkeit von <strong>Heyen</strong> als eines Homburgischen Dorfes<br />

gehörte dem Amte Wickensen, nie<strong>der</strong>e Börde.<br />

Im Mittelalter hatte sich eine Abhängigkeit des Bauern von <strong>der</strong> Grund- und Gutsherrschaft<br />

entwickelt, die zur Hörigkeit (bei Heirat o<strong>der</strong> Erbfall) Erbuntertänigkeit (Leibeigenschaft und<br />

Frondienst) führte.<br />

In Frankreich führte 1789 die französische Revolution zur Beseitigung <strong>der</strong> Knechtschaft. Unter<br />

dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm I versprach das Edikt des Freiherrn vom Stein den Bauern<br />

Befreiung ab Martinstag 1811. Wenn auch Freiherr von Hardenberg wesentliche Einschränkungen<br />

verordnete, war die Ablösung schwerer Lasten nicht mehr aufzuhalten.<br />

In <strong>Heyen</strong> erfolgte diese Ablösung größtenteils um 1840. Wie die Landvermessung unter Leitung<br />

von Georg Christian Geitel aufzeigt, waren die Län<strong>der</strong>eien in kleine Flächen zerstückelt. Die<br />

Flurbereinigung von 1865 bis 1868 brachte mit <strong>der</strong> Neuverteilung des Landes allen<br />

landwirtschaftlichen Betrieben bessere wirtschaftliche Größenanordnungen.<br />

7.1 Kopfsteuer aus dem Jahre 1678<br />

(Friedel Peter)<br />

Im Jahre 1678 ließ Herzog Rudolf August kurzfristig einen außerordentliche Steuer im Fürstentum<br />

Braunschweig – Wolfenbüttel ausschreiben, um das Defizit im Militärhaushalt zu decken. Die<br />

lokalen Obrigkeiten hatte die Steuerpflichtigen in Listen zu erfassen und die Beträge <strong>der</strong> fürstlichen<br />

Kriegskasse abzuliefern. Mit Ausnahme <strong>der</strong> Geistlichkeit und <strong>der</strong> Militärs waren alle Personen<br />

steuerpflichtig, sofern sie über 12 Jahre alt waren. Die letzte Steuer dieser Art war erst 1672<br />

erhoben worden. Die Kopfsteuerliste gibt uns Berufe und Personenzahl über 12 Jahre aus dem<br />

Jahr 1678 an: (Th = Taler, Mg = Mariengroschen, Pf = Pfennig, 1 Th = 36 Mg, 1 MG = 8 Pf.)<br />

- 35 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Vollmeier:<br />

Harmen Wessel 1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg, Magd<br />

9 Mg<br />

Johan Sehlmeyer 1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg,<br />

Tochter 9 Mg, Magd 9 Mg, Vater auf <strong>der</strong> Leibzucht<br />

12 Mg, dessen Tochter 6 Mg.<br />

Hinrich Müller 1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg, Magd<br />

9 Mg, Vater 12 Mg und Mutter 6 Mg, Leibzüchter.<br />

Harmen Sagebiel 1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg, Magd<br />

9 Mg, Häusling Hinrich Schleumer 9 Mg.<br />

Hinrich Sagebiel d.N. <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong> 1 Th, Frau 18 Mg, 3 Söhne je 9 Mg, 2 Töchter je 9<br />

Mg.<br />

Harbordt Hennecken 1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, 2 Jungen je 9 Mg,<br />

Magd 9 Mg, Vater 12 Mg, Mutter 9 Mg,<br />

Leibzüchter, <strong>der</strong>en Tochter 4½ Mg.<br />

Hinrich Sagebiel 1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg, Magd<br />

9 Mg, Mutter auf <strong>der</strong> Leibzucht 12 Mg, <strong>der</strong>en<br />

Tochter 6 Mg.<br />

Halbmeier:<br />

Frantz Riecken 18 Mg, Frau 9 Mg, 2 Söhne je 6 Mg, Tochter 6 Mg,<br />

Magd 9 Mg.<br />

Harmen Waßmann 18 Mg, Frau 9 Mg, Mittelknecht 24 Mg, Tochter 6<br />

Mg, Leibzüchter 12 Mg, dessen Tochter 4½ Mg.<br />

Johann Sagebiel 18 Mg, Frau 9 Mg, Knecht 1 Th, Magd 9 Mg, Vater<br />

12 Mg, Mutter 6 Mg, Leibzüchter, <strong>der</strong>en Sohn 6<br />

Mg.<br />

Tielcke Sunnemann 18 Mg, Frau 9 MG, 2 Ackerjungen je 9 Mg, 2<br />

Mägde 9 Mg Vater und Mutter Leibzüchter 18 Mg.<br />

Großköther:<br />

Hanß Heinrich Tappen Relicta 18 Mg, 2 Söhne je 6 Mg, Töchter je 6 Mg.<br />

Hanß Ellermann 18 Mg, Frau 9 Mg, 2 Söhne, einer ist<br />

Leinewebergeselle 15 Mg, Magd 9 Mg.<br />

Hinrich Wesel Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg, Junge 9 Mg, Magd 9 Mg, Vater<br />

9 Mg, und Mutter 3 Mg, Leibzüchter.<br />

Johann Ahrenß Brandweinbrauer 2 Th, Frau 18 Mg, 2 Söhne je 6 Mg.<br />

Johann Dauwes 18 Mg, Frau 9 Mg, Sohne 6 Mg, Tochter 6 Mg,<br />

Häusling, Schmied 1 Th, Frau 12 Mg.<br />

Hinrich Langen 18 Mg, Frau 9 Mg, Sohn 6 Mg.<br />

Hinrich Rosenthal 18 Mg, Frau 9 Mg, Sohn 6 Mg, Junge 9 Mg,<br />

Tochter 7 Mg, Magd 9 Mg.<br />

Jobst Krauß Brandweinbrauer 2 Th, Frau 18 Mg, Sohn 6 Mg, Tochter 6 Mg.<br />

Ernst Homeyer 18 Mg, Frau 9 Mg, Ackerjunge 9 Mg, Magd 9 Mg.<br />

Johann Meyer 18 Mg, Frau 9 Mg, Junge 9 Mg, Magd 9 Mg, Vater<br />

9 Mg, und Mutter 3 Mg, Leibzüchter, <strong>der</strong>en Sohn 3<br />

Mg.<br />

Hinrich Wilmer Schmied 1 Th, Frau 12 Mg, Tochter 6 Mg, Sohn 6 Mg.<br />

Johann Groven Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg.<br />

Holtorff Rennebaum 18 Mg, Frau 9 Mg.<br />

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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Henni Fricken Frau 18 Mg, dessen Mutter Leibzüchter 9 Mg,<br />

<strong>der</strong>en Tochter 3 Mg.<br />

Johann Pieper Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg, Junge 4½ Mg.<br />

Harmen Pipenschnei<strong>der</strong> 18 Mg, Frau 9 Mg, Junge 9 Mg, Magd 9 Mg.<br />

Hinrich Müller 18 Mg, Frau 9 Mg, Magd 9 Mg, Vater 9 Mg, und<br />

Mutter 3 Mg, Leibzüchter.<br />

Hinrich Fricken 18 Mg , Frau 9 Mg, Tochter 6 Mg, Vater 9 Mg, und<br />

Mutter 3 Mg, Leibzüchter, <strong>der</strong>en Tochter 3 Mg.<br />

Hinrich Böcker Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg, Knecht 1 Th, 2 Jungen je 9 Mg,<br />

2 Mägde je 9 Mg.<br />

Curdt Bartramb 18 Mg, Frau 0 Mg, Magd 9 Mg, Mutter auf <strong>der</strong><br />

Leibzucht 9 Mg, <strong>der</strong>en Tochter 3 Mg.<br />

Friedrich Rosenthalß Relicta 18 Mg, Tochter 3 Mg.<br />

Hanß Arnecken Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg, Tochter 6 Mg, Häusling 9 Mg.<br />

Hinrich Müllers Tochter 9 Mg, Sohn 3 Mg, Tochter 3 Mg.<br />

Ernst Ahrenß<br />

Kleinköther:<br />

blind und arm 0, Frau 0, Tochter 0<br />

Hanß Sieden 9 Mg, Frau 4½ Mg, Mutter auf <strong>der</strong> Leibzucht 9 Mg.<br />

Hanß Flotaw, Krüger weinig Sellung 1 Th, Frau 12 Mg, Schwester 6 Mg<br />

Curdt Arnecken, Relicta 9 Mg, 2 Töchter je 3 Mg, Sohn, Leinewebergeselle<br />

12 Mg<br />

Brinksitzer:<br />

Hinrich Küster, Schnei<strong>der</strong> 1 Th, Tochter 6 Mg.<br />

Harmen Wedekindt, Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg, 2 Töchter je 6 Mg, Sohn 6 Mg.<br />

Henny Löhding, Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg, Leinewebergeselle 9 Mg.<br />

Jobst Schra<strong>der</strong> 1 Th, Frau 12 Mg, Magd 9 Mg.<br />

Johan Busten, Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg.<br />

Lüdecke Dauweß 9 Mg, Frau 4½ Mg, Sohn 3 Mg.<br />

Hanß Brockmann, Schnei<strong>der</strong> 1 Th, Frau 12 Mg.<br />

Jobst Ahrens, Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg.<br />

Hanß Arnecken, Leineweber 1 Th, Frau 12 Mg, Sohn 6 Mg, 3 Töchter je 6 Mg.<br />

Johann Hinrich Böcker, Schnei<strong>der</strong> 1 Th, Frau 12 Mg.<br />

Stoffel Rosenthal, Krüger vörigen gleich 1 Th, Frau 12 Mg<br />

Sonstige:<br />

Kuhirt 12 Mg, Frau 6 Mg, Sohn Leinewebergeselle 9 Mg.<br />

Schweinehirt 12 Mg, Frau 6 Mg.<br />

Herrn Pastoris 2 Mägde je 9 Mg<br />

Schulmeisters Sohn ist ein Schnei<strong>der</strong>geselle 9 Mg.<br />

Steuer aus <strong>Heyen</strong> 89 Th 24 Mg<br />

Steuerpflichtige Personen: 233<br />

Diese Daten wurden seinerzeit von Pastor Johannes Brase (in <strong>Heyen</strong> 1648 bis 1680) erfasst.<br />

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7.2 Landvermessungen 1759<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Herzog Carl I. von Braunschweig – Wolfenbüttel hatte 1746 eine Generallandvermessungskommission<br />

eingesetzt, um Orte und Feldmarkten des Fürstentums durch erfahrene Offiziere und<br />

Landvermesser erstmals flächendeckend vermessen, beschreiben und in einheitlichem Maßstab<br />

1:400 darstellen zu lassen.<br />

In <strong>der</strong> Zeit wurde auch die Feuerversicherung eingeführt. Dadurch war es nötig die Häuser mit<br />

Haus Nr. (Assekuranz Nr.) zu versehen. Auch ein gemauerter Schornstein wurde vorgeschrieben.<br />

Es wurde in <strong>Heyen</strong> von Norden nach Süden links an <strong>der</strong> Dorfstraße mit Hausnummer 1, jetzt<br />

Esper<strong>der</strong> Straße 18, begonnen. Es folgten <strong>der</strong> Reihe nach die Häuser an <strong>der</strong> Esper<strong>der</strong> Straße,<br />

Hagenstraße, Hauptstraße, Kampstraße, Gönne, Twetje und wie<strong>der</strong> Esper<strong>der</strong> Straße rechte Seite<br />

bis Hausnummer 58, jetzt Esper<strong>der</strong> Straße 31.<br />

Danach ging die Hausnummernfolge weiter ohne Rücksicht auf die jeweilige Lage, nur bestimmt<br />

durch die Reihenfolge des Bauens. So stand neben dem Haus mit <strong>der</strong> Nummer 58 das Haus mit<br />

<strong>der</strong> Nummer 94. Der Hausnummern-Wirrwarr wurde in den Jahren 1977 bis 1978 beendet. Die<br />

Straßennamen wurden amtlich festgelegt entsprechende Namenschil<strong>der</strong> aufgestellt.<br />

Hof- und Landbesitzer bei <strong>der</strong> Generallandvermessung von 1759<br />

Haus-Nr. Landbesitzer 1759 M. R. F.<br />

A Die Kirche 13 59 29<br />

B Die <strong>Gemeinde</strong> 4 12 0<br />

C Der Pfarrmeierhof 125 80 40<br />

D Conrad Arneckes wüster Hof 2 27 93<br />

1 Jürgen Bohnes Witwe 10 30 0<br />

2 Johann Heinrich Klenke 7 0<br />

3 Heinrich Jürgen Kraus 6 3 72<br />

4 Barthold Heinrich Sagebiel 53 87 24<br />

5 Johann Ellermann 63 62 40<br />

6 Johann Heinrich Meyer Iten Hof 26 80 78<br />

7 Johann Friedrich Henneke 78 88 77<br />

8 Harm Ricke 109 48 74<br />

9 Franz Ricke 77 24 90<br />

10 Otto Gabriel Henneke 47 78 40<br />

11 Hans Heinrich Sagebiel 81 108 47<br />

12 Heinrich Müller 126 29 99<br />

13 Johann Harm Wessel 132 115 85<br />

14 Jürgen Arnecke 11 108 0<br />

15 Carl Flotho 7 0<br />

16 Carl Flotho 15 38 78<br />

17 Heinrich Maaß Witwe 11 107 48<br />

18 Johann Heinrich Meyer Iten Hof 11 101 48<br />

19 Johann Hölscher 10 4 98<br />

20 Hans Hermann Wessel 36 48 0<br />

21 Johann Heinrich Lange, Witwe 29 19 50<br />

22 Christian Rosenthal 12 51 38<br />

23 Jakob Schaper Ackerhof 102 23 44<br />

24 Jakob Schaper Kothof 22 62 60<br />

25 Wilhelm Meyer 43 72 97<br />

26 Johan Meier 53 25 93<br />

27 Conrad Willmer 21 98 72<br />

- 38 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Haus-Nr. Landbesitzer 1759 M. R. F.<br />

28 Pfarrwitwen Haus 4 84<br />

29 <strong>Gemeinde</strong> Backhaus 6 0<br />

30 Heinrich Hermann Ricke 123 35 70<br />

31 Conrad Flentge 15 71 54<br />

32 Johann Lange 3 60 48<br />

33 Johann Wessel, Witwe 3 38<br />

34 Harm Spar 6 0<br />

35 Christoph Schleuter 6 40<br />

36 Hans Mund 7 40 31<br />

37 Die Pfarre 4 30 69<br />

38 Johann Wilmer 31 64 95<br />

39 Harm Meier 16 85 0<br />

40 Die Schule 109 60<br />

41 Christoph Thiele 5 28<br />

42 Jürgen Böcker 3 60<br />

43 Heinrich Wessel 87 42 86<br />

44 Conrad Gramann 5 40<br />

45 Johann Arnecke 23 58<br />

46 Harm Lange 3 38<br />

47 Jürgen Gesterling 5 4<br />

48 Heinrich Müller 29 69 96<br />

49 Heinrich Sagebiel 19 88 85<br />

50 Heinrich Harm Becker 15 63 74<br />

51 Conrad Sagebiel 166 21 24<br />

52 Johann Heinrich Möller sen. 27 17 79<br />

53 Franz Seelmeier 23 6 44<br />

54 Johan Harm Lange 77 114 44<br />

55 Philipp Sievers 25 20 46<br />

56 Heinrich Christoph Sagebiel 129 9 25<br />

57 Johann Heinrich Müller jun. 40 30 42<br />

58 Johann Heinrich Hölscher 25 23 55<br />

Feldmarkbesitzer aus an<strong>der</strong>en Orten:<br />

Kreipke Christian Eickhoff 2 18 0<br />

Conrad Eilert 1 86 0<br />

Wegensen Caspar Beyer 2 90 0<br />

Christoph Bock 1 85 0<br />

Tuchtfeld Heinrich San<strong>der</strong> 1 75 0<br />

Wickensen Amt Vogtei 1 34 0<br />

Daspe Friedrich Flotho 1 40 0<br />

Bente 45 0<br />

Esperde Hans Jürgen Brünig 15 40 0<br />

Johann Sagebiel 1 32 0<br />

Friedrich Brand 103 0<br />

Caspar Breier 6 12 0<br />

Johann Jobst Wähling 1 19 0<br />

Christian Gruppe 1 44 0<br />

Harm A<strong>der</strong>ns 1 116 0<br />

Wilhelm Goemann 4 118 0<br />

Jobst Falke 1 80 0<br />

Brockensen Johann Ahrens 107 0<br />

Friedrich Schütte 9 41 0<br />

Barthold Grupe 1 109 0<br />

- 39 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Haus-Nr. Landbesitzer 1759 M. R. F.<br />

Johann Stelmer 1 106 0<br />

Der Odingsche Hof 5 85 0<br />

Harm Grupe 2 17 0<br />

Johan Harm Wessel 1 73 0<br />

Johann Heinrich Grupe 2 41 0<br />

Bodenwer<strong>der</strong> Herr v. Münchhausen 44 70 0<br />

Sonstige<br />

Surplus 7 70 0<br />

Holzung 550 12 0<br />

Der Anger - Privat Hude 116 0 0<br />

Das große Bruch - Koppel Weide 64 85 0<br />

Auf dem Steven - Koppel Weide 6 15 0<br />

Die Dorfstelle wurde Hofstelle 7 82 0<br />

Heerstraße 24 38 0<br />

Feldwege 68 36 0<br />

Fußwege 1 0 0<br />

Gutgerechnet 17 20 0<br />

Die Weser 73 73 0<br />

Graben 10 23 0<br />

GESAMTFLÄCHE 3347 9 80<br />

Die Beschreibung <strong>der</strong> Feldmark des Dorfes erfolgte im Jahr 1759. Vermessen und in einigen Orten<br />

verbreitet von Ernst August Brauns, dieser Vermessung Subdelegirten Commishario und Georg<br />

Christian Geitel als Ingenieur.<br />

Anmerkung vom Zehnten dieser Feldmark<br />

1. Davon gehören dem Herrn von Klenke 529 Mg. 91 Ruten<br />

2. Herrn von Hake 552 Mg. 21 Ruten<br />

3. Das Amt Wickensen<br />

o<strong>der</strong> vielmehr das Kloster Kemnade<br />

4. Amt Wickensen und die Pfarre zu Halle in commun,<br />

NB je<strong>der</strong> ziehet das 5te Bund dafür aber geben die<br />

235 Mg. 83 Ruten<br />

wegen solchen Landes kein Zins. 111 Mg. 4 Ruten<br />

5. Die Pfarre zu Halle allein 23 Mg. 97 Ruten<br />

6. Barthauers zu Berkel o<strong>der</strong> Frenke 8 Mg. 17 Ruten<br />

7. Herr Graf v. Schulenburg zu Hehlen 16 Mg. 70 Ruten<br />

8. Herr v. Münchhausen zu Bodenwer<strong>der</strong> 31 Mg. 72 Ruten<br />

9. Waldhausen zu Hameln 28 Mg. 79 Ruten<br />

10. Das Amt Ohsen 26 Mg. 6 Ruten<br />

Summa 1563 Mg. 60 Ruten<br />

11. Dazu Rottland 463 Mg. 88 Ruten<br />

12. Frey 55 Mg. 45 Ruten<br />

Summa Sumarum 2082 Mg. 73 Ruten<br />

NB. Der Klencke und Hakesche sind Sack Zehenden, wofür jährlich rein Korn gegeben wird, von<br />

Wickensen und Halle aber wird <strong>der</strong>selbe in Natura gezogen. Was den doppelten Zehnten, nämlich<br />

Wickensen und Pfarre zu Halle giebet, ist alles Land, so zu <strong>der</strong> vormaligen Wanckenschen<br />

Feldmark gehöret. Gibt keinen Meierzins, wegen obigen Zehnten, ist aber notwendig als Meierland<br />

zu rechnen.<br />

- 40 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

7.3 Lastenablösung Zeddies von 1840<br />

(Jürgen Zeddies)<br />

Die folgende Nie<strong>der</strong>schrift zeigt als Beispiel auf, wie <strong>der</strong> Frucht- und Fleischzehnte abgelöst<br />

wurde:<br />

Nachdem von dem Vollmeier Friedrich Wilhelm Zeddies (geb. 1800) und "Consorten“ zu <strong>Heyen</strong> auf<br />

die Ablösung des den Gebrü<strong>der</strong>n von Hake zu Hasperde und Grohnde zu <strong>Heyen</strong> zustehenden<br />

Frucht- und Fleischzehntrechtes und von <strong>der</strong> herzoglichen Landes - Ökonomie - Commission <strong>der</strong><br />

Kammer - Assessor SPOHR zu Holzminden durch das Rescript vom 17.02.1840 mit <strong>der</strong><br />

kommissarischen Leitung <strong>der</strong> Ablösungsverhandlungen beauftragt worden, nun auch die letzteren<br />

bis zum Abschlusse <strong>der</strong> Geschäfte gediehen sind, so ist unter den Interessenten, als:<br />

I. den Pflichtigen<br />

1) dem Vollmeier Conrad Falke, legitimiert als rechtmäßiger Inhaber des Hofes Nr. 12 durch die<br />

Ehestiftung vom 13.10.1830<br />

2) dem Vollmeier Friedrich Wilhelm Zeddies (geb. 1800) für sich und in väterlicher Gewalt seiner<br />

Tochter aus erster Ehe, Minna (hier ist Wilhelmine gemeint), 10 Jahre alt, legitimiert als<br />

rechtmäßiger Inhaber des Hofes Brandvers. Nr. 13 durch die Ehestiftung vom 09.04.1826,<br />

3) dem Vollmeier Friedrich Sagebiel, legitimiert als rechtmäßiger Inhaber des Hofes Nr. 51 durch<br />

die Bescheinigung des herzoglichen Amtes Eschershausen vom 09.05.1838,<br />

4) <strong>der</strong> Pfarre zu <strong>Heyen</strong>, wegen des Hofes Nr. 37, vertreten durch den Pastor Stegmann,<br />

legitimiert durch die von dem herzoglichen Consistorium unterm 28.03.1840 ausgestellte<br />

Vollmacht,<br />

5) dem Halbmeier Conrad Ricke, legitimiert als rechtmäßiger Inhaber des Hofes Nr.9, durch die<br />

Bescheinigung des herzoglichen Amtes Eschershausen vom 09.05.1838,<br />

6) dem Kleinköther Ludwig Battmer, legitimiert als rechtmäßiger Inhaber des Hofes Nr. 27 durch<br />

die Ehestiftung vom 30.01.1811 mit Zustimmung seiner Ehefrau, Wilhelmine geb. Klenke<br />

sämtlich zu <strong>Heyen</strong> vertreten durch den aus ihrer Mitte erwählten „Mandatar“ den unter 4<br />

aufgeführten Pastor Stegmann, legitimiert durch das Commisions - Protokoll vom 16.06.1840<br />

II. den Berechtigten<br />

1) dem Oberforstmeister Anton Christoph Friedrich Wilhelm Ludwig von Hake zu Hasperde und<br />

dem<br />

2) Georg Ernst Adolf von Hake zu Grohnde, legitimiert als rechtmäßige Inhaber <strong>der</strong><br />

Zehntberechtigung durch den herzoglich braunschweigischen Lehnbrief vom 24.12.1832 und<br />

die letztwillige Verfügung des zu Ohr verstorbenen Barons Johann Christoph Georg Adolph<br />

von Hake vom 15.04.1838, vertreten durch den Advokaten Dr. August Hampe zu Holzminden,<br />

legitimiert durch die Vollmacht vom 30.04.1840.<br />

§ 1: Gegenstand <strong>der</strong> Ablösung<br />

Die eingangs genannten Provocanten sind verpflichtet, von den zu ihren Höfen gehörenden<br />

Äckern jährlich auf Martini den im nachstehenden Verzeichnisse aufgeführten Frucht- und<br />

Fleischzehnten an die Gebrü<strong>der</strong> von Hake zu entrichten:<br />

Hof Name des Pflichtigen Größe Fruchtzehnte / Himten Fleischzehnte<br />

Nr. Mg.Rt. Weizen Roggen Gerste Hafer Mark/Pfennig<br />

12 Conrad Falke 101/36 5,66 24,66 10,66 27,3 9/4<br />

13 Friedr.Wilhelm Zeddies 94/28 6 24 12 27 9/8<br />

51 Friedrich Sagebiel 105/109 5,66 25 11 27,3 9/4<br />

37 Pfarre 114/95 6 24 12 27 8/0<br />

9 Conrad Rieke 69/7 3 18 6 18 9/4<br />

27 Ludwig Battmer /92 0,33 0,33<br />

Summe 86/7 26,33 116 52 126,66 121/8<br />

1 Himten = 31,14 Liter<br />

- 41 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Die Abgaben müssen von Seiten <strong>der</strong> Pflichtigen 2 Stunden weit von <strong>Heyen</strong> und monatlich bis an<br />

die Weser bei Hagen - Ohsen geliefert werden.<br />

§ 2: Gegenleistung<br />

Nach <strong>der</strong> Angabe <strong>der</strong> Pflichtigen gebührt ihnen bei <strong>der</strong> Ablieferung <strong>der</strong> Zehntgefälle eine Mahlzeit<br />

von Warmbier, Brot, Butter, Käse, Bier und Brandtwein, die Berechtigten erkennen aber die<br />

Verbindlichkeit diese zu verabreichen nicht an.<br />

§ 3: Öffentliche Abgaben<br />

Von dem Sack (Frucht-) zehnten wird an die Staatskasse <strong>der</strong> gesetzliche Zehntsatz zu 2 2/3<br />

jährlich von jedem zehntpflichtigen Morgen Acker entrichtet.<br />

§ 4: Kündigung <strong>der</strong> Verhältnisse<br />

Die in §1 erwähnten Abgaben sollen Martini 1839 zum letzten Male abgeführt und nun auf ewige<br />

Zeiten aufgehoben sein.<br />

§ 5: Berechnung des Ablösungskapitals<br />

Die dafür von den Pflichtigen zu zahlenden Ablösungskapitale sind durch die nachstehende<br />

Berechnung ermittelt, in Betreff <strong>der</strong>en die Interessenten durch gütliche Vereinbarung festgesetzt<br />

haben, dass:<br />

- die Körner nach dem neuen Braunschweigischen Himten,<br />

- als Erhebungs- und Vermarktungskosten 2 Prozent von dem Werthe <strong>der</strong> Körner zum Ansatze<br />

gebracht werden und<br />

- die in § 2 erwähnte Gegenleistung auf welche die Pflichtigen verzichtet unberücksichtigt<br />

gelassen werden soll.<br />

Es folgt die Berechnung <strong>der</strong> Ablösungssumme nach dem Prinzip: Produktpreis minus 10%<br />

Preisermäßigung minus 2% für Erhebung und Vermarktung, kapitalisiert mit 25. Zeddies hatte<br />

danach zu zahlen 850 Thaler, 18 Gutegroschen, 5 Pfennig. (Falke 839, Sagebiel 847, Pfarre 844,<br />

Rieke 555 und Battmer 9 Thaler).<br />

§ 6: Künftige Erhebung des Zehntschatzes<br />

Außer den Ablösungskapitalen fällt den Pflichtigen die Bezahlung des im § 9 genannten<br />

Zehntschatzes von Martini 1839 an zur Last.<br />

§ 7: Bezahlung und Verzinsung <strong>der</strong> Ablösungskapitale<br />

Der Vollmeier ZEDDIES verspricht das ihm zur Last fallende Ablösungskapital Martini 1840 zu<br />

zahlen, dagegen sollen die Übrigen bis zu einer beiden Teilen vorbehaltenen halbjährigen<br />

Kündigung an den pflichtigen Höfen bestehen bleiben - Die sämtlichen Kapitale sind von Martini<br />

1839 bis dahin 1840 mit vier vom Hun<strong>der</strong>t, dann aber ist <strong>der</strong> noch bleibende Rest getroffener<br />

Übereinkunft gemäß, mit 3 1/2 vom Hun<strong>der</strong>t jährlich zu verzinsen.<br />

§ 8: Bestimmung wegen <strong>der</strong> Kosten<br />

Je<strong>der</strong> Teil hat die Kosten seiner Legitimation und seiner Vertretung bei den<br />

Ablösungsverhandlungen selbst zu tragen, dagegen fallen die übrigen Kosten zur Hälfte den<br />

Berechtigten und zur an<strong>der</strong>en Hälfte den Pflichtigen zur Last und soll die Verteilung des<br />

Kostenanteils <strong>der</strong> Letzteren unter diese nach Verhältnis ihres Beitrages zu dem <strong>ganzen</strong><br />

Ablösungskapitale stattfinden. Die Contrahenten erkennen diesen Recess in allen Punkten für<br />

richtig an und haben denselben durch Unterschrift vollzogen.<br />

So geschehen Holzminden, den 13.8.1840<br />

gez. A. Hampe Dr.<br />

- 42 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

7.4 Rezess <strong>der</strong> Spezialseparation in <strong>Heyen</strong><br />

(Hermann Wiemann)<br />

Bei <strong>der</strong> Separation 1865 – 1868 hat die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> an Landfläche 3257 Morgen und 60<br />

Ruthen. Die Insel in <strong>der</strong> Weser am Plessen ist 3 Morgen, 64 Ruthen. Sie wurde bei <strong>der</strong><br />

Weserregulierung 1873 – 1875 ausgebaggert.<br />

Die Ablösung <strong>der</strong> Bauern hatte schon einige Jahre früher begonnen. Die Zehntpflicht und die<br />

Hand- und Spanndienste wurden abgelöst.<br />

Auch abgelöst wurde <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>-Kuhhirt, Schweinehirt und Gänsehirt. Das Recht <strong>der</strong> Domäne<br />

Grohnde mit einer Schafherde von 600 Schafen wöchentlich einen Tag in <strong>der</strong> Feldmark von <strong>Heyen</strong><br />

zu hüten wurde beendet.<br />

Die Dreifel<strong>der</strong>wirtschaft wurde aufgegeben. Um eine erfolgreiche Landwirtschaft zu betreiben<br />

mussten größere Flurstücke entstehen. Die Flurstücke, Feldwege, Gräben, kleine Bäche (<strong>der</strong><br />

Frankelbach) wurden neu geplant und angelegt.<br />

Spezialseparation von 4 Oktober 1865 bis 27 Februar 1868<br />

Teilnehmer: Pastor Wilhelm Runge<br />

<strong>Gemeinde</strong>vorsteher Friedrich Lindemann<br />

I. Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> vertreten durch:<br />

Vollmeier Conrad Sagebiel Haus Nr. 30<br />

Großköter Ludwig Meyer Haus Nr. 25<br />

Großköter Christoph Willmer Haus Nr. 38<br />

II. Königlich preußische Domäne Grohnde<br />

III. Königlich preußische <strong>Gemeinde</strong> Brockensen<br />

IV. Königlich preußische <strong>Gemeinde</strong> Esperde<br />

V. <strong>Gemeinde</strong> Kreipke<br />

Zweck <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung:<br />

I. Die Aufhebung <strong>der</strong> Weideberechtigung, welche <strong>der</strong> königlich preußischen Domäne<br />

Grohnde in Gemeinschaft mit <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> Brockensen, sowie ferner <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong><br />

Esperde und <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>heit Kreipke auf einzelnen Teilen <strong>der</strong> Feldmark <strong>Heyen</strong><br />

zugestehen.<br />

II. Die Prozentuale Auseinan<strong>der</strong>setzung <strong>der</strong> Gemeinschaftsgenossen zu <strong>Heyen</strong> hinsichtlich<br />

ihrer sämtlicher Hude und sonstiger gemeinschaftlichen Verhältnisse.<br />

A. Die Feldmark in <strong>Heyen</strong>, Besitzungen bei <strong>der</strong> Separation:<br />

Lt. Vermessung 1759 M R<br />

An Län<strong>der</strong>eien incl. Surplusland 2082 73<br />

An Wiesen 136 101<br />

An Hofräumen 17 42<br />

An Gärten 61 115<br />

An Koppelweiden 70 100<br />

An Privatweiden 216 0<br />

In Summa 2585 70<br />

Die Forst <strong>Heyen</strong> 539 60<br />

Umrechnungserklärung:<br />

M (Morgen) R (Ruten) ha (Hektar) M (Morgen) ha (Hektar) qm<br />

1 = 120 1 = 4 1 = 10.000<br />

- 43 -


Hof und Landbesitz bei <strong>der</strong> Separation 1865:<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Vollmeierhöfe Haus-Nr. Kleinkothöfe Haus-Nr.<br />

Heinrich Rose (Erben) 7 Friedrich Bode 1<br />

Friedrich Falke 12 Friedrich Bode 27<br />

Friedrich Zeddies 13 Conrad Flentge 31<br />

Friedrich Henneke 23 Conrad Flentge 59<br />

Conrad Sagebiel 30<br />

Friedrich Sagebiel 51 Brinksitzer Haus-Nr.<br />

Carl Sagebiel 56 Karl, Heinrich<br />

Christoph Klenke 2<br />

Halbmeierhöfe Haus-Nr. Wilhelm Schmidt (Erben) 15<br />

Friedrich Sporle<strong>der</strong> 8 Wilhelm Schmidt (Erben) 32<br />

Conrad Ricke 9 Ludwig Maß 33<br />

Falke 11 Conrad Scherfenberg 34<br />

Ludwig Sporle<strong>der</strong> 43 Friedrich Lindemann 35<br />

Friedrich Müller 36<br />

Großkothöfe Haus-Nr. Ludwig Eickhoff 42<br />

August Timmerman 3 Heinrich Bock 44<br />

Conrad Sagebiel 4 Wilhelm Möller 45<br />

Karl Möller 5 Heinrich Lange 46<br />

Conrad Sagebiel 6 Georg Waßmann (Erben) 47<br />

Friedrich Seelemeyer 10 Karl, Heinrich Becker 50<br />

Friedrich Söffge 14 Wilhelm Keller 68<br />

Friedrich Becker 16<br />

Heinrich Möller 17 Anbauer Haus-Nr.<br />

Heinrich Möller 18 Heinrich Meyer 28<br />

Ludwig Göhmann 19 Wilhelm Göhmann 41<br />

Ludwig Wessel 20 Heinrich Wessel 60<br />

Friedrich Meyer 21 Friedrich Brakhahn 61<br />

Heinrich Pieper 22 Die Kirche 62<br />

Ludwig Meyer 25 Heinrich Engelke 63<br />

Wilhelm Grave 26 Heinrich Iselhorst 64<br />

Anton Willmer 38 Heinrich Sagebiel 65<br />

Anton Willmer 39 Conrad Müller 66<br />

Hermann, Friedrich u. Conrad Müller 67<br />

Heinrich Möller 48 Wilhelm Grupe 69<br />

Friedrich Weber 49 Die Schule 40<br />

Carl Voges 52<br />

Heinrich Hölscher 53<br />

Ludwig Battmer 54<br />

Conrad Sievers 55<br />

Friedrich Möller 57<br />

Friedrich Möller 58<br />

- 44 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

B. Die Feldmark <strong>Heyen</strong> grenzt:<br />

a. gegen Norden an die Feldmark Brockensen und Esperde (Provinz Hannover)<br />

b. gegen Osten an die Feldmarken Bremke, Wegensen und Kreipke,<br />

c. gegen Süden an die Feldmarken Linse und Kemnade, von welcher letzteren solche<br />

durch die Weser getrennt ist,<br />

d. gegen Westen an die Feldmarkten Daspe, Hajen und Brockensen<br />

C. Die Gemeinheitsgenossen übten die Weide mit Rindvieh, Schafen, Schweinen und Gänsen<br />

<strong>der</strong>gestalt aus, dass jede dieser Viehgattungen für sich in geson<strong>der</strong>ten Herden vor<br />

gemeinschaftlichen Hirten gehütet wurde. Die Pferde haben die Weide allerdings auch<br />

begangen, sind aber meistens nur nachts in die eingefriedigten Anger eingetrieben.<br />

D. Außer <strong>der</strong> Gemeinheit <strong>Heyen</strong> waren auf geringen Teilen <strong>der</strong> Feldmark <strong>Heyen</strong> noch einige<br />

an<strong>der</strong>e Interessenten zur Benutzung <strong>der</strong> Weide berechtigt, und zwar:<br />

a. auf den Ackerstücken Nr. 369 bis 376 <strong>der</strong> 9ten Wanne Brachfeld, sowie auf den<br />

Ackerstücken Nr.428 bis 454 <strong>der</strong> 1. Wanne Sommerfeld zusammen auf einer Fläche<br />

von 34 M. und 71 R., soweit die Feldbestellung die Hutung zulässt, außer <strong>der</strong><br />

Gemeinheit <strong>Heyen</strong>:<br />

1. die <strong>Gemeinde</strong> Brockensen mit sämtlichen Viehgattungen täglich und<br />

2. die königlich preußische Domäne Grohnde mit einer Schafherde von 600<br />

Stück wöchentlich einen Tag.<br />

b. Auf den Ackerstücken Nr. 700 bis 745 <strong>der</strong> 10ten Wanne Sommerfeldes, -<br />

zusammen 56 M. 47 R. enthaltend - wovon die Stücke Nr. 736 und 745 15 M. 50R.<br />

betragend zur preußischen Hoheit ausgeschieden sind - soweit die Feldbestellung<br />

die Hutung zulässt, außer <strong>der</strong> Gemeinheit <strong>Heyen</strong> die Gemeinheit Esperde, beide mit<br />

allen Viehgattungen gleichzeitig.<br />

c. Die Gemeinheit Kreipke zur alleinigen Beweidung <strong>der</strong> beiden Ackerstücke Nr. 1202<br />

und 1203 und <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> beiden Ackerstücke Nr. 1196 und 1200 <strong>der</strong> Karte und<br />

außerdem in Gemeinschaft mit <strong>der</strong> Gemeinheit <strong>Heyen</strong> zur Beweidung <strong>der</strong><br />

Ackerstücke Nr. 976 bis 1001, soweit die Feldbestellung die Hutung zulässt; beide<br />

Gemeinheiten mit allen Viehgattungen gleichzeitig. Die letzte bezeichnete<br />

gemeinschaftliche Weide stand früher außer <strong>der</strong> Gemeinheit <strong>Heyen</strong> <strong>der</strong> Gemeinheit<br />

Wegensen zu, letztere hat aber bei Gelegenheit <strong>der</strong> Wegenser Separation dieses<br />

ihr zustehende Mitwei<strong>der</strong>echt <strong>der</strong> Gemeinheit Kreipke cadirt.<br />

E. Die Dorf- und Feldgärten, das Ackerstück Nr.1209 <strong>der</strong> Karte, die sämtlichen Feldbüsche<br />

und Holzungen und die von Münchhausensche Wiese auf den Plessen Nr. 1280 und 1281<br />

<strong>der</strong> Karte sind <strong>der</strong> Behutung nicht unterworfen.<br />

F. Die übrige Ackerlän<strong>der</strong>ei war hudepflichtig und wurde nach den Regeln des<br />

Dreifel<strong>der</strong>systems mit fest durchgängiger Besommerung <strong>der</strong> Brache bewirtschaftet. Die<br />

Hutung im Winterfelde begann durchschnittlich am 15. August und <strong>der</strong> Umbruch <strong>der</strong><br />

Winterstoppel wurde in <strong>der</strong> Regel zwischen Michaeli und Martini bewirkt. Die Aberntung<br />

des Sommerfeldes war in <strong>der</strong> Regel am 15. September soweit fortgeschritten, dass die<br />

Hutung in diesem Felde beginnen konnte. Diese dauerte bis zu dem im nächsten Frühjahr<br />

eintretenden Umbruch <strong>der</strong> Stoppeln. In <strong>der</strong> Brachfeldstoppel nahm die Hutung ihren<br />

Anfang, sobald einzelne <strong>der</strong> Hutung zugängliche Stücke abgeerntet waren, <strong>der</strong> Umbruch<br />

<strong>der</strong> Stoppeln in diesem Felde erfolgte jedoch bald nach <strong>der</strong> Aberntung.<br />

G. Die Wiesen, mit Ausnahme <strong>der</strong> oben bezeichneten weidefreien Wiesen des Gutsherrn von<br />

Münchhausen, waren sämtlich zweischürig und <strong>der</strong> Behutung vom 29. September bis 1.<br />

Mai unterworfen.<br />

H. Die Anger waren das ganze Jahr hindurch mit dem Vieh betrieben, außerdem dienten<br />

dieselben aber auch noch zur Anpflanzung von Weidenbäumen und zur Anlegung von<br />

Flachsrotten und Erdfängen.<br />

I. Die auf <strong>der</strong> Feldmark belegenen Feldbüsche und die unter Nr. 133 <strong>der</strong> Karte aufgeführte<br />

Interessentenforst sind weidefrei und befinden sich letztere in ungeteiltem Besitz <strong>der</strong> 7<br />

Vollmeierhöfe, des Pfarrmeierhofs, <strong>der</strong> 4 Halbmeierhöfe, 26 Großkothöfe, 4 Kleinkothöfe,<br />

13 Brinksitzerstellen (2, 32, 33, 34, 35, 36, 42, 44, 45, 46, 47, 50 und 68), <strong>der</strong> Schule,<br />

welche Interessenten an den Erträgen gleichmäßig teilnehmen. In dieser Forst werden<br />

einzelne Flächen zu Lehm- und Steingruben zu Gunsten <strong>der</strong> sämtlichen Einwohner<br />

benutzt, und wird sowohl dieses Verhältnis, als das oben angegebene Teilnahmeverhältnis<br />

an <strong>der</strong> Forst unverän<strong>der</strong>t beibehalten.<br />

- 45 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

K. An gemeinschaftlichen Grundstücken waren vorhanden, <strong>der</strong> Garten Nr. 103 und die<br />

Ackerstücke Nr. 894, 907, 928 und 929 <strong>der</strong> Karte und partizipierten hieran:<br />

a. <strong>der</strong> Kothof Nr. 57 mit 12/538<br />

b. <strong>der</strong> Halbmeierhof Nr. 43 mit 20/538<br />

c. je<strong>der</strong> <strong>der</strong> 7 Vollmeierhöfe, <strong>der</strong> Pfarrmeierhof und die Halbmeierhöfe Nr. 8, 9 und 11<br />

mit 46/538<br />

L. Ein Teil <strong>der</strong> Ackergrundstücke ist dem Amte Wickensen zehntpflichtig, ein an<strong>der</strong>er Teil aber<br />

diesem und <strong>der</strong> Pfarre zu Halle fünfpflichtig gewesen, diese Zehntlast ist im Jahre 1838 zur<br />

Ablösung gekommen. Auf den Ackergrundstücken <strong>der</strong> V. Wanne des Winterfeldes bestand<br />

zur Zeit <strong>der</strong> Einleitung <strong>der</strong> Separation noch ein dem Gutsbesitzer von Münchhausen zu<br />

Bodenwer<strong>der</strong> gehöriges Zehntrecht, welches aber vor Ausführung <strong>der</strong> Separation ebenfalls<br />

zur Aufhebung gebracht ist.<br />

M. Der Kuhhirt erhielt jährlich 45 und <strong>der</strong> Schweinhirt 48 Hintem Roggen, <strong>der</strong> Lohn des<br />

Gänsehirten bestand in 1 Guthegroschen pro Stück <strong>der</strong> ihm vorgetriebenen Gänse. Die<br />

Inhaber <strong>der</strong> geistlichen Institute sind von einem Beitrag hierzu befreit gewesen, während<br />

die übrigen Gemeinheitsgenossen hierzu nach <strong>der</strong> Stückzahl des von ihnen gehaltenen<br />

Viehs concurrirt haben.<br />

N. Die Haltung <strong>der</strong> Bullen und Kämpen hat unter den Besitzern <strong>der</strong> Reihenhöfe abgewechselt<br />

und haben dieselben als Entschädigung hierfür die sog. Ochsen- und Kämpenwiese Nr.<br />

1269 und 1274 <strong>der</strong> Karte genutzt.<br />

O. Eine eigentlich Schäfereigerechtigkeit hat vor <strong>Heyen</strong> nicht bestanden, erst vor einigen<br />

Jahren ist eine Schäferei eingerichtet und <strong>der</strong> Hürdeschlag davon zu Gunsten <strong>der</strong><br />

<strong>Gemeinde</strong>kasse verpachtet. Sonstige vorzugsweise Verpflichtungen und Berechtigungen<br />

rücksichtlich <strong>der</strong> Schäferei haben nicht stattgefunden.<br />

P. Die <strong>Gemeinde</strong>kasse hat außer <strong>der</strong> vorbezeichneten Einnahme noch die Pacht <strong>der</strong> sog.<br />

Hilgenwiese Nr. 1276 <strong>der</strong> Karte und die von den Neuanbauern zu entrichtenden Hauszinse<br />

und Weidegel<strong>der</strong> bezogen.<br />

Vermessung und Bonitierung<br />

Die Feldmark <strong>Heyen</strong> ist in den Jahren 1856 und 1857 durch den jetzigen Landes-Oeceonmie-<br />

Registrator Hinkel vermessen und enthält nach dem aufgestellten Vermessungsregister:<br />

Lt. Vermessung 1856 und1857 M R<br />

Hof, Baustellen, Gärten im Dorfe 75 60<br />

Gärten im Feld 21 84<br />

Acker 2042 26<br />

Wiesen 166 20<br />

Angern 240 59<br />

Holzungen 586 43<br />

Wegen 50 115<br />

Steinbrüchen 84<br />

Gräben und Gewässer 73 48<br />

In Summa 3257 59<br />

In dieser Fläche sind 15 M. 64 R mit enthalten, welche ursprünglich zur Feldmark <strong>Heyen</strong> gehörten<br />

und <strong>der</strong> Gemeinheit <strong>Heyen</strong> hudepflichtig, in späterer Zeit aber zur Königlich Preußischen Hoheit<br />

ausgeschieden sind. Bei <strong>der</strong> Vermessung sind die Grenznachbarn zugezogen und sind dabei<br />

Zweifel über die Grenzen <strong>der</strong> Grundstücke nicht vorgekommen.<br />

Die Bonitierung ist durch beeidigten Sachverständigen Grupe aus Amelungsborn und von Schulz<br />

aus Altendorf ausgeführt und sind dabei die Acker in 9 Klassen, die Wiesen in 9 und die Anger in 9<br />

Klassen zerlegt. Die Dorf und Feldgärten sind je nach ihrer Benutzungsart zu Acker- o<strong>der</strong><br />

Wiesenklassen mit eingeschätzt. Die Resultate <strong>der</strong> Vermessung und Bonitierung sind von den<br />

Beteiligten als richtig anerkannt.<br />

- 46 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Die Werte <strong>der</strong> verschiedenen Bodenarten und <strong>der</strong> Weide, nach welchen die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

<strong>der</strong> Interessenten erfolgt, sind nachfolgend ermittelt und von den Interessenten anerkannt:<br />

I. Acker )* II. In den Wiesen )** III. In den Angern<br />

Klasse Ggr. pro Klasse Ggr. pro Klasse Ggr. pro<br />

Morgen 1 Morgen 1 Morgen<br />

1 200 1 180 1 200<br />

2 180 2 160 2 180<br />

3 160 3 130 3 160<br />

4 130 4 105 4 130<br />

5 95 5 75 5 100<br />

6 50 6 50 6 70<br />

7 25 7 25 7 40<br />

8 15 8 15 8 25<br />

9 10 9 10 9 10<br />

)* mit Einschluss <strong>der</strong> Ackerweide, <strong>der</strong>en Wert in allen Klassen zu 5 Ggr. pro Morgen angenommen ist.<br />

)** unter Voraussetzung gänzlicher Schonung, einschließlich <strong>der</strong> Weide welche zu 0,09 <strong>der</strong> obigen Werte ermittelt ist.<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

(zwischen <strong>der</strong> Gemeinheit <strong>Heyen</strong> und den auswärtigen Hutungsinteressentschaften)<br />

Über die Auseinan<strong>der</strong>setzung zwischen <strong>der</strong> Gemeinheit <strong>Heyen</strong> und den auswärtigen<br />

Hutungsinteressentschaften sind nachstehende Vereinbarungen getroffen:<br />

a) Die <strong>Gemeinde</strong> Brockensen incl. königlichen Domäne Grohnde erhält für das ihr zustehende<br />

Mithu<strong>der</strong>echt die Weide auf den Plänen <strong>der</strong> Brockenser Interessenten, angenommen zum<br />

Werte <strong>der</strong> Stoppelweide von dem 12 M, 83 R betragenden Grundbesitze <strong>der</strong> Interessenten<br />

aus Brockensen auf <strong>der</strong> Feldmark <strong>Heyen</strong> 63,50 Ggr.<br />

b) die <strong>Gemeinde</strong> Esperde erhält für das ihr zustehende Mithu<strong>der</strong>echt die Weide auf den<br />

Plänen <strong>der</strong> Esper<strong>der</strong> Forensen, angenommen zum Werte <strong>der</strong> Stoppelweide von dem auf<br />

<strong>der</strong> Feldmark <strong>Heyen</strong> belegenen 35 M 91 R betragenden Grundbesitze <strong>der</strong> Interessenten<br />

aus Esperde . 178,80 Ggr.<br />

c) Die Gemeinheit Kreipke erhält für das ihr von <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> Wegensen cadirte<br />

Mitwei<strong>der</strong>echt auf <strong>der</strong> Feldmark <strong>Heyen</strong> 71/422 von dem Werte <strong>der</strong> betreffenden<br />

gemeinschaftlichen Ackerweide auf 30 M 103 R – 26,00 Ggr. und außerdem für das ihr<br />

zustehende Alleinhu<strong>der</strong>echt auf 6 M 103 R Ackerland den Wert dieser Stoppelweide –<br />

34,30 Ggr., also überhaupt 60,30 Ggr.<br />

Beispiel einer Hof-Zersplitterung (Zeddies)<br />

An diesem Beispiel ist erkennbar, wie die Län<strong>der</strong>eien eines Hofes zersplittert waren:<br />

Vermessungs- und Bonitierungsregister von <strong>Heyen</strong>, Grundstücke des Vollmeier Friedrich Zeddies<br />

(1857). Das Verzeichnis enthält alle Grundstücke des Hofes Nr. 13 mit folgenden Angaben:<br />

1. Größe in Morgen und Ruten - eine Rute wird in Meyer's Lexikon als Längenmaß von 4,67<br />

m (Hannover) angegeben = 21,8089 m² - aus dem Verzeichnis ergibt sich, dass 120 Ruten<br />

einen Morgen ergeben, also 2617 m² (<strong>der</strong> preußische Morgen betrug allerdings nur 2553,2<br />

m² ).<br />

2. die Bonitierung <strong>der</strong> Flächen in 9 Klassen, wobei Dalbreite und Sandwinkel z.B. in Klasse 2<br />

u. 3, die Hagengrund Klasse 5 u. 6 bonitiert ist. Gärten sind durchweg besser bonitiert, was<br />

auch darauf schließen lässt, dass das beste Land in Klasse 1 gehört.<br />

- 47 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

3. Abgabepflichten für einige wenige Grundstücke an:<br />

Amt Wickensen; das Land am Steinbruchswege Amt Wickensen und Pfarre Halle, das<br />

Land über <strong>der</strong> Hagengrund Pfarre Halle, das Land auf den Steinhaufen von Münchhausen<br />

(kein Land des F. Zeddies).<br />

4. Flächen zur gemeinsamen Nutzung (Almende): Im Seelenkampe <strong>Heyen</strong> – Brockensen, im<br />

Steinernen Orth <strong>Heyen</strong> – Brockensen, im Mistcamp <strong>Heyen</strong> - Esperde<br />

5. Flächennutzung des Hofes Zeddies Nr. 13 um 1857:<br />

Hof- u. Gebäu<strong>der</strong>aum 75 R = 1636 m²<br />

Gärten am Hofe 1 M 20 R = 3053 m²<br />

Gärten im Felde 1 M 5 R = 2726 m²<br />

Acker 129 M 46 R = 33,86 ha<br />

Wiesen 5 M 71 R = 1,46 ha<br />

Die Gesamtgröße des Hofes betrug 36,06 ha. Die Zahl <strong>der</strong> Teilstücke betrug etwa 30 bis 35. Die<br />

durchschnittliche Schlaggröße ca. 1 ha mit bis zu 5 Parzellen. Die Flurbezeichnungen haben sich<br />

bis heute nicht geän<strong>der</strong>t. Die Grundstücke Zeddies waren über die ganze <strong>Heyen</strong>er Flur verstreut.<br />

Das Kulturartenverhältnis glie<strong>der</strong>te sich auf dem Acker wie folgt: 10,94 ha Brache (31%), 11,22 ha<br />

Sommerung (32%), 11,70 ha Winterung ( 34%)<br />

Grundstücksverzeichnis Hof Zeddies – Nr. 13 um 1857:<br />

BRACHE WINTERFELD<br />

Über den Höfen 1,326 ha Die Dallbreiten 1,062 ha<br />

Bei dem Kreipker Born 0,349 ha Im Sandwinkel 2,674 ha<br />

Vor den Bülten 0,1963 ha An <strong>der</strong> Sun<strong>der</strong> 0,3969 ha<br />

Am Bornsieke 0,9203 ha In <strong>der</strong> Hagengrund 0,2878 ha<br />

Vor dem Rosenwinkel 0,3053 ha Auf <strong>der</strong> Laushaube 2,2615 ha<br />

Vor dem Kühlwege 1,134 ha Vor den Bülten 0,4536 ha<br />

Im Bruche 1,1646 ha Auf dem Katzengraben 3,3585 ha<br />

Im steinernen Orth 1,926 ha Die Wiesen Cämpe 0,8004 ha früher Wiese<br />

Über <strong>der</strong> Hagengrund 3,3607 ha In den Wasser Cämpen 0,41 ha früher Wiese<br />

SOMMERFELD WIESEN<br />

Im Seelenkampe 2,336 ha Cämpe 0,796 ha<br />

Auf <strong>der</strong> Höhe 1,806 ha Vor dem Mistkampe 0,6673 ha<br />

An dem Teufelspfuhle 0,8135 ha<br />

An <strong>der</strong> Höhe 0,7371 ha<br />

Über dem Sieke 0,6019 ha<br />

Im Teufelsphuhle 1,1646 ha<br />

Vor dem Kühlwege 0,3598 ha<br />

Auf dem Kniforth 1,0032 ha<br />

Der Mistcamp 0,543 ha<br />

Unter den Wiesen 1,0163 ha<br />

Auf den Steinbrüchen 0,4885 ha<br />

Am Steinbruchswege 0,3424 ha<br />

Wenige Jahre später erfolgte die Seperation (1865-1868). Dabei wurden dem Hof Zeddies (Nr.13),<br />

drei arrondierte Flurstücke zugewiesen: Dallbreite; Sun<strong>der</strong> und Bülte. Dem entsprechend erfolgte<br />

die Zusammenlegung zersplitterter Grundstücke auch für alle an<strong>der</strong>en Höfe <strong>der</strong> Gemarkung<br />

<strong>Heyen</strong>.<br />

- 48 -


7.5 Flurnamen in <strong>der</strong> Feldmark<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Gruppe Nr Bezeichnung Hinweise zum Flurnamen<br />

Feldmark 1 Der Anger Grasland, früher <strong>Gemeinde</strong>hude<br />

Feldmark 2 Die Wasserkämpe Nasses, feuchtes Land<br />

Feldmark 3 Neben dem Wiehwege<br />

Feldmark 4 Über dem Wiehwege<br />

Feldmark 5 Auf dem Steinhaufen Steiniger Acker<br />

Feldmark 6 Am Steinhaufenwege mdl. Heidbreite<br />

Feldmark 7 In <strong>der</strong> Hagengrund<br />

Feldmark 7a Über <strong>der</strong> Hagengrund<br />

Feldmark 8 Auf dem Hillgen Anger<br />

Feldmark 9 In <strong>der</strong> Kreuzgrund<br />

Feldmark 10 Über <strong>der</strong> Frankelbeeke<br />

Feldmark 11 Am Kniester mdl. Am lüttschen Holte-Buschwerk<br />

Feldmark 12 Auf <strong>der</strong> Sun<strong>der</strong> Abgeson<strong>der</strong>ter Wald des Landesherren<br />

Feldmark 13 An <strong>der</strong> Sun<strong>der</strong><br />

Feldmark 14 Im Sandwinkel<br />

Feldmark 15 Die Sandkämpfe<br />

Feldmark 16 Die Dalbreite<br />

Feldmark 17 Auf <strong>der</strong> Laushaube<br />

Feldmark 18 Vor den Bülten<br />

Feldmark 19 Auf den Katzengraben<br />

Feldmark 20 Am Kollberge<br />

Feldmark 21 Bei dem Kreipker Born mdl. Kreipker Stieg<br />

Feldmark 22 Über den Höfen mdl. Kohlhöfen<br />

Feldmark 23 Am Bornsiek mdl. Bornbrink<br />

Feldmark 24 Vor dem Rosenwinkel<br />

Feldmark 24 a Der kleine Knapp Dünne Bodendecke<br />

Feldmark 25 Am Heiligenberge Vorchristlich Ringwall christlich Kapelle<br />

Feldmark 26 Der Plessen<br />

Feldmark 27 Vor dem Buchensiek Buchenwald, feuchtes Gebiet<br />

Feldmark 28 Vor dem Kühlwege Berghang zum Norden, wenig Sonne<br />

Feldmark 29 Über dem Sieke<br />

Feldmark 30 Auf dem Kieforth mdl. Lindenstuken<br />

Feldmark 30 a Auf dem Dasper Berg<br />

Feldmark 31 Im Teufelspfuhle Quelle: Zusammensetzung mit Teufel -<br />

Feldmark 32 Bei dem Teufelspfuhle abseits gelegene, verrufene Flure<br />

Feldmark 33 Der Weinberg Weinanpflanzungen im Mittelalter<br />

Feldmark 34 Über <strong>der</strong> Straße mdl. Dönewenden<br />

Feldmark 35 Im Ochsensiek Quellgebiet<br />

Feldmark 36 An <strong>der</strong> Höhe mdl. Breitenlaub<br />

Feldmark 37 Auf <strong>der</strong> Höhe<br />

Feldmark 38 Im Seelenkamp Altes Kirchengrundstück<br />

Feldmark 39 Im steinernen Ort Alte Go-Gerichtsstätte<br />

Feldmark 40 Im Bruche Ehem. Sumpfiges Ödland<br />

Feldmark 41 Die Bornkämpe Ehem. Sumpfiges Ödland<br />

Feldmark 42 Der Rhien mdl. Ochsenwinkel / sumpfig<br />

Feldmark 43 Vor dem Mistkamp<br />

Feldmark 44 Die Flachsrotten Hier wurde Flachs gerottet<br />

Feldmark 45 Unter den Wiesen<br />

Feldmark 46 Der Mistkamp<br />

Wald 1 Papenbusch<br />

Wald 2 Popenberg<br />

Wald 3 Hohe Knapp 242,0 m über NN<br />

Wald 4 Linser Grund<br />

Wald 5 Lauenburg Reste einer Burganlage<br />

Wald 6 Heiligenberg Reste einer Kapelle<br />

Wald 7 Weserhang<br />

Wald 8 Über <strong>der</strong> Kühlbreite<br />

Wald 9 Weißer Stein Beginn des Kalksteins<br />

Wald 10 Hopfenberg Hopfenanbau an einigen Stellen bewiesen<br />

Wald 11 Dunegrund Steile, dunkle Grund<br />

- 49 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

8 Kriege und die Nöte des Landvolkes<br />

(Hermann Wiemann)<br />

Beson<strong>der</strong>s in den Jahren 1639 bis 1642 drangsalierten die im Land herumziehenden<br />

schwedischen Truppen unter dem Obristen Königsmark das Landvolk im Bezirk des Amtes<br />

Wickensen, zu dem auch <strong>Heyen</strong> gehörte. Sie verbrauchten die Lebens- und Futtermittel und<br />

richteten große Schäden an. Über Generationen hinweg ist die Erinnerung an den Schwedentrunk<br />

(Jauche) erhalten geblieben.<br />

Durch Kriege, Seuchen und Krankheiten starben, beson<strong>der</strong>s während des 30jährigen Krieges,<br />

ganze Familien aus. Die im Mittelalter in mehreren Wellen auftretende Pest (schwarzer Tod) wurde<br />

immer wie<strong>der</strong> durch Ratten, die mit Schiffsladungen ins Land kamen, eingeschleppt. War die<br />

Seuche erst einmal durch Flöhe auf Menschen übertragen, verbreitete sie sich schnell durch<br />

Tröpfcheninfektion zur Epidemie. In unserer Gegend wütete sie beson<strong>der</strong>s 1613. Verlassene Höfe<br />

und Siedlungen bezeichnete man als Wüstungen. In <strong>der</strong> ehemaligen Wankenschen Feldmark,<br />

nordöstlich von <strong>Heyen</strong>, lag die Wüstung Wockensen und nicht weit davon, in <strong>der</strong> Nähe von<br />

Wegensen, die Wüstung Dischershausen.<br />

Über Jahrhun<strong>der</strong>te konnte bei kriegerischen Überfällen <strong>der</strong> wuchtige, ungefähr quadratische<br />

Kirchturm eine letzte Zufluchtstätte für die Dorfbewohner sein. Der einzige Zugang führt über eine<br />

äußere, schmale, überdachte Sandsteintreppe mit 13 verhältnismäßig hohen Stufen. Wenn die Tür<br />

verbarrikadiert wurde, war <strong>der</strong> Turm nicht einnehmbar.<br />

Die durch Kriege, Seuchen und Krankheiten entstandenen Lücken in <strong>der</strong> Bevölkerung konnten<br />

durch große Kin<strong>der</strong>zahlen immer wie<strong>der</strong> aufgefüllt werden. Die nachgeborenen Söhne mussten als<br />

Arbeiter auf den Höfen bleiben, ein Handwerk erlernen o<strong>der</strong> in die Fremde ziehen. Es kam immer<br />

wie<strong>der</strong> zu Auswan<strong>der</strong>ungswellen gen Osten o<strong>der</strong> in die „Neue Welt“ (Amerika o<strong>der</strong> Kanada). In<br />

dem <strong>Heyen</strong>er Familienbuch findet man gelegentlich Vermerke wie: „nach Amerika ausgewan<strong>der</strong>t“.<br />

Die Verluste des zweiten Weltkrieges konnten durch Zuzug <strong>der</strong> Vertriebenen aus dem ehemals<br />

deutschen Ostgebieten ausgeglichen werden. In den letzten Jahren vor <strong>der</strong> Jahrtausendwende<br />

kehrten Nachkommen <strong>der</strong> deutschen Bauern, die im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t von <strong>der</strong> Zarin Katharina II an<br />

<strong>der</strong> unteren Wolga angesiedelt und im zweiten Weltkrieg nach Kasachstan verschleppt wurden,<br />

nach Deutschland zurück. In <strong>Heyen</strong> wurden vorübergehend etwa 10 Familien aufgenommen.<br />

Einweihung des Kriegerdenkmals im Jahre 1922<br />

- 50 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

8.1 Die Gefallenen und Vermissten <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong><br />

(Friedel Peter)<br />

1922 bewilligte die Forstgenossenschaft <strong>Heyen</strong> den Bau eines Ehrenmals im Buchensiek. Auf<br />

einer Tafel vor dem Ehrenmal stehen alle Namen <strong>der</strong> im 1. Weltkrieg 1914 - 1918 gefallenen<br />

Soldaten aus <strong>Heyen</strong>. Nach dem 2. Weltkrieg 1939 - 1945 wurde das Ehrenmal mit zwei Tafeln<br />

erweitert. Sie enthalten die Namen <strong>der</strong> Opfer dieses Krieges aus <strong>Heyen</strong> und von Angehörigen <strong>der</strong><br />

Vertriebenen, die das Schicksal nach <strong>Heyen</strong> verschlagen hat.<br />

8.2 Weltkrieg I - 1914-1918<br />

Wehrm. Friedrich Willmer R.I.R. 73 25.09.1914 Reims Frankr.<br />

Serg. Friedrich Möller Drag. R23 28.09.1914 Belgien verm.<br />

Wehrm. Otto Marmann L.d.w. IR 78 02.12.1914 Laz. Duisburg<br />

Msk. Karl Waßmann I.R. 45 16.07.1915 Kolno Russl.<br />

Grend. Wilhelm Sporle<strong>der</strong> I.Garde R. 12.08.1915 Wjielkje Rußl.<br />

Drag. Karl Sagebiel Drag. R.13 19.08.1915 Feldl. Tambow Rußl.<br />

Msk. Hermann Reese Füsil. R.35 07.07.1916 Somme Frankr.<br />

Gefr. Karl Schmidt I.R. 74 07.10.1916 Feldl. IX.A.K. Fi7ank.<br />

Grend. Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark 4 Gard. R. 01.09.1916 Roisel Frankr.<br />

Gefr. Karl Sorge Füsil. R.90 10.09.1916 Somme Frankr.<br />

Gefr. Friedrich Willmer R.I.R. 73 12.04.1917 Arrancy Frankr.<br />

Msk. Heinrich Möller I.R. 77 Sep 1917 Flan<strong>der</strong>n Belg. verm,<br />

Gefr. Karl Willmer F.1.d.Art.46 07.08.1918 Feldl.3 Frankr.<br />

Kan. Karl Scharpenberg F.s. Art.24 24.08.1918 Feldl.324 Frankr<br />

Msk. Friedr. Timmermann I.R. 412 13.09.1918 Oise Frankr.<br />

Ers.Res. Hermann Möller I.R. 92 07.11.1918 Maroille Frankr.<br />

Gefr. Wilhelm Sagebiel I.R. 92 27.09.1918 Cambray.Frankr.<br />

Außerdem fiel Otto Wessel am 08.03.1918, <strong>der</strong> nicht am Ehrenmal aufgeführt ist.<br />

8.3 Weltkrieg II - 1939 – 1945<br />

Wachtm. Werner Klatt 25.06.1941 Rußl.<br />

Gefr. Wilhelm Grupe 02.09.1941 Rußl.<br />

Gefr. Rudolf Grupe 10.12.1941 Rußl.<br />

Major Jürgen Clemens 05.01.1942 Rußl.<br />

Uffz. Günther Wulf 12.08.1942 Rußl.<br />

Gefr. Hermann Meyer 08.02.1943 Rußl. Verm.<br />

Ogfr. Hermann Sporle<strong>der</strong> Feb 1943 Rußl. Verm.<br />

Gefr. Otto Maaß 07.05.1943 Rußl.<br />

Pz. Grd. Friedrich Grave 02.07.1943 Rußl.<br />

Gefr. Walter Ricke Aug 1943 Rußl. Verm.<br />

Gefr. Friedrich Klingenberg 06.09.1943 Rußl. Verm.<br />

Gefr. Heinrich Flentje 04.10.1943 Österreich<br />

Gefr. Wihelm Sporle<strong>der</strong> 23.11.1943 Rußl.<br />

Fl.Hpt.Ing. Wilhelm Hun<strong>der</strong>tmark 03.12.1943 Deutschl.<br />

Uffz. Kurt Reisewitz 20.12.1943 Rußl.<br />

Gefr. Robert Grupe 26.05.1944 Deutschl.<br />

Ogfr. Friedrich Willmer Jun 1944 Rußl. Verm.<br />

Ogfr. Hugo Kuhnt Jun 1944 Rußl. Verm.<br />

Ogfr. Heinrich Schmidt 13.08.1944 Ungarn Verm.<br />

Ofldw. Richard Petersen 20.08.1944 Rumänien Verm.<br />

Gefr. Hermann Möller 23.08.1944 Rumänien Verm.<br />

Gefr. Ernst Müller Aug 1944 Rumänien Verm.<br />

- 51 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Ogfr. Herbert Möller 03.09.1944 Frankr.<br />

Ogfr. Herbert Battmer 23.09.1944 Holland<br />

Ogfr. Friedel Lindemann Sep 1944 Rumänien Verm.<br />

Gefr. Friedrich Bode Sep 1944 Belgien<br />

Gefr. Fritz Pude 18.11.1944 Ungarn<br />

Ogfr. Wilhelm Meyer 29.11.1944 Rußl.<br />

Ofldw. Wilhelm Lemke 11.12.1944 im Balkan<br />

Uffz. Georg Eiffler 20.12.1944 Deutschl.<br />

Ogfr. Wilhelm Fischer Dez 1944 Kurland Verm<br />

Gefr. Karl Sorge 01.01.1945 Lettland<br />

Gefr. Wilhelm Fredebold 15.01.1945 Polen Verm.<br />

Fldw. Friedrich Hillmer 29.01.1945 Deutschl. Verm.<br />

Ogfr. Walter Blechert 03.02.1945 Deutschl.<br />

Ltn. Bernhard Lübke Feb 1945 Deutschl.<br />

Ogfr. Hermann Schmiking 04.03.1945 Deutschl.<br />

Uffz. Wilhelm Wessel 09.03.1945 Rußl. Verm.<br />

Gefr. Heinrich Möller 16.03.1945 Deutschl.<br />

Ogfr. Kurt Just Mrz 1945 Kurland<br />

Ogfr. Friedrich Sporle<strong>der</strong> Mrz 1945 Rußl. Verm.<br />

Ogfr. Karl Battmer 21.04.1945 Deutschl. Verm.<br />

Gefr. Friedrich Zeddies 12.07.1945 Deutschl.<br />

Ob.w.m. Walter Luer 06.08.1943 Rußl. Verm.<br />

Uffz. Bruno Hollstein 20.03.1944 Rußl.<br />

Ogfr. Alfred Romahn Dez 1945 Rußl. Verm.<br />

folgende Kriegsopfer sind nicht auf dem Denkmal verewigt:<br />

Rudolf Maaß, 16.01.1944 Hermann Möller, 30.01.1944<br />

Wilhelm Möller, 1945<br />

Das Kriegerdenkmal wurde 2003 in einer 72-Stunden-Aktion <strong>der</strong> Landjugend mit seiner umliegenden Fläche<br />

aufgearbeitet und restauriert, außerdem wurden die Kreuze rechts und links hinzugefügt.<br />

- 52 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

- 53 -


8.4 Luftkrieg über <strong>Heyen</strong><br />

(Hermann Wiemann)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Tiefflieger beschossen im April 1944 ein vor unserem Dorf liegendes Transformatorenhaus<br />

(östlich) und setzten dabei eine in <strong>der</strong> Flugrichtung (West nach Ost) liegende Scheune in Brand,<br />

die total ausbrannte. Die Grundmauern <strong>der</strong> Scheune von Hausnummer 5 (heute Esper<strong>der</strong> Straße<br />

12) stehen noch heute teilweise.<br />

Oft überflogen große Bomberverbände auf kürzestem Weg aus Amerika, Kanada und England<br />

kommend unser Gebiet in nordöstlicher Richtung, um Hannover, Magdeburg und den Großraum<br />

Berlin anzugreifen. Zunächst erfolgten die Luftangriffe auf deutsche Städte nur nachts. Man hörte<br />

dann das Dröhnen <strong>der</strong> großen Bombergeschwa<strong>der</strong> mit dem eigenartigen, singenden Unterton.<br />

Später kamen die Bomberverbände auch tagsüber. Sie flogen in großer Höhe bei ca. zehntausend<br />

Metern, die Maschinen glänzten silbern in <strong>der</strong> Sonne.<br />

Manchmal konnte man beobachten, wie einzelne deutsche Jäger in Tarnfarbe, die ein viel härteres<br />

Motorengeräusch hatten, die Bomberverbände von unten anflogen und einzelne Maschinen<br />

abschossen. Auf das schnelle MG-Feuer <strong>der</strong> Jäger antworteten die langsamen Bordkanonen <strong>der</strong><br />

Bomber.<br />

An einem Sommertag am 26.Juli 1943 griff eine deutsche Jagdstaffel einen Bomberverband an,<br />

<strong>der</strong> sich im Angriff auf die Conti-Werke in Hannover befand. Dabei wurden zwei Bomber<br />

abgeschossen. Der eine verlor schnell an Höhe und stürzte mit heulenden Motoren und eine<br />

starke Rauchfahne nach sich ziehend bei Dohnsen in ein Haferfeld am Ith, <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Bomber<br />

ging hinter dem Ith nie<strong>der</strong>. Bei diesem Angriff wurden u.a. das Opernhaus, die Marktkirche, das<br />

Leineschloß, das Polizeipräsidium und das Cafe Kröpke zerstört.<br />

Am 05. Januar 1945 ereignete sich abends um ca. 20.00 Uhr ein Flugzeugabsturz auf <strong>Heyen</strong>er<br />

Gebiet an <strong>der</strong> Grenze zu Daspe.<br />

Die Suche nach Überlebenden blieb nachts ohne Erfolg. Am nächsten Tag zeigten sich auch hier<br />

die weit auseinan<strong>der</strong> liegenden Trümmer. Ein Motor lag auf einem Feld am Waldrand auf dem<br />

Hopfenberg, weitere Teile fand man im Wald. Das Hauptwrack am Südhang des Weißen Steines<br />

war total ausgebrannt. Ein weiterer Motor des viermotorigen kanadischen Halifax-Bombers lag<br />

etwas weiter, ca. sechzig Meter vor <strong>der</strong> Weser. Es wurden nur zwei sehr große Soldaten tot<br />

aufgefunden. Sie wurden in <strong>der</strong> Scheune eines Bauern aufbewahrt, bis <strong>der</strong> Stellmachermeister<br />

Reese zwei massive Holzsärge angefertigt hatte.<br />

Nach <strong>der</strong> Beisetzung auf dem <strong>Heyen</strong>er Friedhof bedeckten Mädchen die Gräber mit frischen<br />

Tannenzweigen und Blumen. Bald zierten auch Holzkreuze mit den Namen <strong>der</strong> Gefallenen die<br />

- 54 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Grabstätten. Die Einwohner <strong>Heyen</strong>s sahen in diesen zwei jungen Serganten in erster Linie tote<br />

Mitmenschen und nicht mehr die Feinde, die Tod und Ver<strong>der</strong>ben brachten.<br />

Anfang Juli 1945 erschienen zwei amerikanische Offiziere bei Bürgermeister Loges. Sie<br />

erkundigten sich nach dem Absturz des Flugzeugs und gedachten auf dem Friedhof vor den<br />

Gräbern im stummen Gruß ihrer Kameraden. Einer reichte dem Bürgermeister die Hand und<br />

bedankte sich für die geschmückten Grabstätten. Bei <strong>der</strong> späteren Ausgrabung und Überführung<br />

<strong>der</strong> sterblichen Überreste nach Kanada wurde <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> nochmals dafür gedankt, dass die<br />

Beisetzung <strong>der</strong> Toten in festen Särgen erfolgt war.<br />

8.5 Das Kriegsende in <strong>Heyen</strong><br />

(Tagebuch Rosemarie Schild geb. Loges)<br />

Rosemarie Loges, die Tochter des damaligen Bürgermeisters August Loges, schrieb in einem<br />

Tagebuch folgendes über den 5. April 1945, den Tag <strong>der</strong> Besetzung durch die Amerikaner:<br />

Am Morgen wachte ich durch eine wilde Schießerei auf. Bald darauf erfuhr ich von den Leuten auf<br />

<strong>der</strong> Straße, dass die Panzer bei Tün<strong>der</strong>n über die Weser gesetzt seien. Die Einwohner von <strong>Heyen</strong><br />

waren eifrig dabei, Lebensmittel zu vergraben. Was noch an Nährmitteln in den Kaufhäusern<br />

vorrätig war, kam zur Verteilung, u.a. auch pro Familie ein halbes Kilogramm Butter. In dem<br />

Lebensmittelgeschäft Wulf herrschte Hochbetrieb. Gearbeitet wurde nicht, überall standen die<br />

Einwohner zusammen und erzählten und beratschlagten. Auf dem Thie waren Soldaten angetreten<br />

und wollten abmarschieren.<br />

- 55 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Am Nachmittag brachten wir unsere Koffer in den Keller zu Bodes. Gegen Abend bekamen wir<br />

noch zwanzig SS-Leute zur Einquartierung. Sie wurden in Scheunen untergebracht. In <strong>der</strong><br />

Dämmerung tauchten zwei Soldaten auf, die nicht mehr laufen konnten. Sie erhielten bei Möllers<br />

Quartier, einer aß bei uns zu Abend. Herr Sporle<strong>der</strong> Nr. 3 war am Nachmittag zum Bückeberg<br />

gewesen und hatte die Lage erkundet. Er sagte, alle Straßen dort seien mit Panzern besetzt. In<br />

<strong>der</strong> Dunkelheit fuhren die zwanzig SS-Soldaten mit einem Wagen nach Linse.<br />

Unsere Einquartierung, <strong>der</strong> Soldat mit den wunden Füßen, war auch schon fort. Die Leute liefen<br />

alle in die Keller. Das Brummen wurde immer stärker, schließlich wollten auch wir (Leni und ich) in<br />

den Keller zu Möllers Nr. 90 gehen. Plötzlich ertönte im Dorf ein Lautsprecher:<br />

„Einwohner von <strong>Heyen</strong>, viele amerikanische Panzer sind im Anrollen. Leistet keinen<br />

Wi<strong>der</strong>stand, sonst richten wir unsere Rohre auf euer Dorf, in einer halben Stunde wird es<br />

vernichtet sein. Geht alle zurück in eure Wohnungen, verhaltet euch ruhig und hisst die<br />

weiße Flagge. Soldaten, die im Dorf sind, haben sich ruhig zu verhalten und das Weitere<br />

abzuwarten!“<br />

Wie eine Bombe schlugen die Worte ein. Ein ganz unruhiges Gefühl beschlich mich in diesem<br />

Augenblick. Das, worauf man jahrelang gehofft hatte, stürzte plötzlich wie ein Häufchen Asche<br />

zusammen, denn an einen Einmarsch <strong>der</strong> Amerikaner hatten wir nie geglaubt. Wir gingen daher<br />

alle in unsere Wohnungen. Es war stockdunkel und regnete in Strömen. Manche Leute hängten<br />

Bettlacken aus dem Fenster, an<strong>der</strong>e auch nur ein Handtuch. Wir hörten nur das Rattern <strong>der</strong><br />

Panzerketten und den Motorenlärm, sehen konnten wir nichts.<br />

8.6 Schwierige Nachkriegsjahre<br />

(Hermann Wiemann)<br />

Anfang 1944 musste <strong>der</strong> bisherige Bürgermeister und Ortsbauernführer Hun<strong>der</strong>tmark Soldat<br />

werden. Hermann Wiemann sen. weigerte sich zuerst, dieses unbeliebte Amt zu übernehmen.<br />

"Entwe<strong>der</strong> Sie werden Ortsbauernführer o<strong>der</strong> Sie werden ebenfalls eingezogen", stellte ihm <strong>der</strong><br />

Ortsgruppenleiter <strong>der</strong> NSDAP und Kreisbauernführer August Bock aus Wegensen, ein Ultimatum.<br />

Die Ortsbauernführer hatten für die Einhaltung <strong>der</strong> Planwirtschaft, für die Sollerfüllung und<br />

Ablieferung <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Produkte zu sorgen. Dabei entstanden auch wirtschaftliche<br />

Schwierigkeiten bei den Bauern, die wenig ernteten o<strong>der</strong> zu viele Lebensmittel für an<strong>der</strong>e Produkte<br />

eintauschten.<br />

Nach <strong>der</strong> Besetzung wurden die meisten Ortsbauernführer durch die Militärregierung in ihren<br />

Ämtern belassen. Die Erfassung von Nahrungsmitteln, die sich in den Kriegsjahren bewährt hatte,<br />

sollte beibehalten werden. Durch Abtrennung <strong>der</strong> Ostgebiete mussten die westdeutschen Bauern<br />

etwa 15 Millionen Menschen mehr ernähren.<br />

Ein harter Winter 1945/46 verschlimmerte die Lage. Ende 1945 erfroren tonnenweise Kartoffeln in<br />

den Eisenbahnwaggons, weil sie zu spät auf Anordnung <strong>der</strong> Militärregierung beschlagnahmt und<br />

verladen wurden. Der "Kohlenklau" ging um. Selbst aus Eisenbahnwaggons wurden Kohlen<br />

entwendet. Bäume wurden in den Gärten umgesägt und Möbel zerhackt. Die Züge waren<br />

ungeheizt und <strong>der</strong> Strom musste zeitweise abgestellt werden. In vielen Schulen fiel <strong>der</strong> Unterricht<br />

wegen Heizungsmangel aus. Der Tauschhandel machte sich breit. In <strong>der</strong> Britischen Zone begann<br />

im März 1946 die Kin<strong>der</strong>speisung aus alliierten Verpflegungslagern und Einfuhren.<br />

Der nächste Winter 1946/47 wurde noch eisiger. Treibstoff und Kohlen fehlten. Die Industrie<br />

konnte nicht arbeiten, die Verkehrsmittel und <strong>der</strong> Unterricht an den Schulen mussten stark<br />

eingeschränkt werden. Im Sommer 1947 machte eine geringe Ernte, verursacht durch Trockenheit,<br />

die Ernährungslage nochmals schwieriger. Hermann Wiemann sen. trat 1948 von dem Amt des<br />

Ortslandwirts zurück.<br />

- 56 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Immer mehr Bauern entzogen sich <strong>der</strong> vollständigen Ablieferungspflicht. Nur über Kompensation<br />

kamen sie an die notwendigen Betriebsmittel heran.<br />

Die Einwohnerzahl unseres Dorfes hatte sich durch Vertriebene aus den ehemaligen deutschen<br />

Ostgebieten und Heimkehrer aus <strong>der</strong> Gefangenschaft fast verdoppelt. Der aus dem Osten<br />

kommende Nachbar Rösler bekam Arbeit im Steinbruch. Der Lehrer Kupfer arbeitete einige Jahre<br />

auf dem Bauernhof Feuerhake, bis er in den Schuldienst übernommen wurde. Mit <strong>der</strong> Zeit konnten<br />

viele in den erlernten Beruf zurückkehren. Noch nie zuvor gab es soviel junge Leute in den<br />

Dörfern. Im Nachbardorf Esperde waren jeden Sonnabend Abend abwechselnd in den Sälen<br />

zweier Gastwirtschaften Tanzveranstaltungen.<br />

Bis zu Beginn des Krieges gab es noch Klassengesellschaften in den Dörfern. Bei den<br />

Schützenfesten saßen die Bauern <strong>der</strong> Meierhöfe an einem Tisch, an einem an<strong>der</strong>en die<br />

Großkötner und Kötner. Die Brinksitzer waren ebenfalls unter sich. Entsprechend wurde auch in<br />

vielen Fällen geheiratet. Erst durch die Kriegsheimkehrer und beson<strong>der</strong>s durch die<br />

Heimatvertriebenen aus den Ostgebieten, die in landwirtschaftliche Betriebe einheirateten und sich<br />

mit <strong>der</strong> einheimischen Bevölkerung vermischten, verschwand weitgehend <strong>der</strong> Standesdünkel.<br />

Der aus dem Osten kommende alte Herr Pollak fragte 1946 die Eheleute Wiemann, was er<br />

machen solle. Sein Vermieter habe „schwarzgeschlachtet“, er müsse ihn doch anzeigen. Meine<br />

Eltern antworteten ihm, er solle sehen, dass er etwas abbekomme. In <strong>Heyen</strong> wurde während des<br />

<strong>ganzen</strong> Krieges niemand angezeigt.<br />

Selbstversorger mit Fleisch und Wurst mussten ein ganzes Jahr mit dem hausgeschlachteten<br />

Schwein auskommen. Daher wurde viel Dosenwurst hergestellt, Schinken und Speck mit Salz<br />

gepökelt und dann geräuchert. Damit sich die Mettwürste lange hielten, konnte nur in den<br />

Wintermonaten bei kalter Witterung hausgeschlachtet werden. Die Hausschlachter standen auch<br />

nur im Winter zur Verfügung, in <strong>der</strong> übrigen Zeit waren sie Maurer o<strong>der</strong> Steinbrucharbeiter.<br />

Ein Schwein sollte zwei Tage vor dem Wiegen kein Futter bekommen. Trotzdem war es nicht<br />

nüchtern, wenn es Einstreu (Stroh) fraß. Wie problematisch die Gewichtsfeststellung bei lebenden<br />

Tieren war, zeigt folgende Geschichte:<br />

Hermann Wiemann hatte ein Schwein auf die Viehwaage gebracht, wo es amtlich gewogen<br />

werden sollte. Als er feststellte, dass es für die Fleischzuteilung etwas zu schwer war, legte er<br />

schnell ein paar kleine Steine hinter die Gewichte <strong>der</strong> Dezimalwaage. Der alte Stellmacher Möller<br />

bescheinigte als amtlicher Vertrauensmann das Gewicht und bemerkte beim Weggehen: "Mit den<br />

nötigen Steinen kommt es ja hin“. Er hatte also den Schwindel nicht übersehen. Wenige Stunden<br />

später war das Schwein geschlachtet. "Wenn das Schwein am Haken hängt, wird <strong>der</strong> erste<br />

eingeschenkt“. Inzwischen war auch <strong>der</strong> Fleischbeschauer Wilhelm Waßmann dazugekommen.<br />

Gesprächsthema waren die Steine, mit denen Herr Wiemann die Waage manipuliert hatte. "Wir<br />

wollen doch mal den Kot aus den Därmen gegen die Steine aufwiegen", meinte jemand. Dabei<br />

stellte sich heraus, dass die Steine nicht einmal für das Wiegen des Kotes ausreichten.<br />

Alle einheimischen Einwohner, ob Steinbruch-, Land- o<strong>der</strong> Werftarbeiter, bewirtschafteten einige<br />

Morgen eigenes Land o<strong>der</strong> Pachtland <strong>der</strong> Kirche. Sie ließen das Ackerland von Bauern bestellen<br />

und das Getreide in <strong>der</strong> Ernte mit einer Lohndreschmaschine dreschen. Als Gegenleistung halfen<br />

sie in den Arbeitsspitzen auf den Höfen.<br />

Die Erträge dieses Nebenerwerbs reichten für die Selbstversorgung mit Kartoffeln, Brotgetreide<br />

und Futter für die Haustiere aus. Weizen musste grundsätzlich abgeliefert werden. Einen Rest<br />

behielt je<strong>der</strong> Weizenbauer zurück. Bei den Mühlen in den Nachbardörfern konnten kleine Mengen<br />

gegen Mehl getauscht werden. Das ging viele Jahre gut, bis ein Müller angezeigt und bestraft<br />

wurde.<br />

Für die amtlich festgesetzte jährliche Versorgungsmenge Roggenbrot konnte <strong>der</strong> Selbstversorger<br />

die dafür erfor<strong>der</strong>lichen Kilogramm Roggen über den Getreidehändler an eine Mühle liefern. Die<br />

- 57 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Selbstversorger legten in den Läden <strong>der</strong> hiesigen Bäckereien Anschreibebücher vor, in denen die<br />

Anzahl <strong>der</strong> abgeholten Brote, gegen eine geringe Backgebühr, registriert wurden.<br />

Fast alle Leute hielten Hühner. Anstelle <strong>der</strong> fehlenden Wärmelampen nutzte man Pferdemist für<br />

die Aufzucht <strong>der</strong> Küken. An die hölzernen kleinen Kükenhäuser wurden mit Blech abgedichtete<br />

Holzkisten angebaut und mit frischem Pferdemist bepackt. Die bei <strong>der</strong> Verrottung entstehende<br />

Wärme heizte das Kükenhaus. Manche Städter holten Kuhmist von den Bauern, um damit<br />

Tomaten, Kohl und an<strong>der</strong>e Pflanzen zu düngen. Meine Frau erlebte damals auf einer Schulfahrt,<br />

wie sich im Gepäcknetz des Busses ein Deckel von einem Eimer mit Mist löste und <strong>der</strong> Inhalt die<br />

Fahrgäste beschmutzte.<br />

In dieser Zeit versuchte je<strong>der</strong> so gut es eben ging über die Runden zu kommen, vor allem für das<br />

tägliche Brot zu sorgen. Die Bauern mussten in den Nachkriegsjahren einen gewissen Schwund<br />

hinnehmen. Damals wurde das Wort "stehlen" durch das Wort "organisieren" ersetzt. Die<br />

Landwirte konnten nachts nur selten die Feldfrüchte bewachen. Einige Verbraucher fuhren nachts<br />

mit Fahrrä<strong>der</strong>n auf die Fel<strong>der</strong>, breiteten neben einer Raps- o<strong>der</strong> Getreidestiege ein Laken aus,<br />

stellten ein Fahrrad umgedreht auf Sattel und Lenkstange und betätigten das Pedal mit <strong>der</strong> Hand.<br />

Wenn dann ein Raps- o<strong>der</strong> Getreidebund mit den Schoten bzw. Ähren an die Speichen des sich<br />

drehenden Hinterrades gehalten wurde, fielen die reifen Körner auf das Laken. Das Getreide<br />

wurde notfalls in <strong>der</strong> Kaffeemühle gemahlen o<strong>der</strong> das Rapsöl mit umgebauten Wurstmaschinen<br />

aus den Samen gepresst.<br />

Kartoffeln wurden mit dem Kartoffelro<strong>der</strong> ausgeschleu<strong>der</strong>t, in Körbe aufgesammelt und dann auf<br />

die in Abständen neben den Kartoffelreihen stehenden Wagen o<strong>der</strong> in Säcke geschüttet. Manche<br />

Verbraucher gingen auf den abgeernteten Kartoffelfel<strong>der</strong>n stoppeln, d.h. sie suchten liegen<br />

gebliebene Kartoffeln. Ich sah dabei eine Frau, die mit einem Handwagen vier bis fünf Säcke mit<br />

Kartoffeln speziell von <strong>der</strong> Stelle des Ackers holte, an <strong>der</strong> sie bei <strong>der</strong> Ernte aufgelesen hatte.<br />

Der Bauer H. hatte einige hun<strong>der</strong>t Zentner Zuckerrüben für den Abtransport auf seinem Hof<br />

gelagert. Eines Abends ertappte er Frau D. mit einem Korb voller Rüben. "Du dicker, fetter Bauer<br />

hast genug, und wir haben nichts", schimpfte sie ihn aus. Herr H. war we<strong>der</strong> dick noch fett. Er hat<br />

die Beschimpfung humorvoll hingenommen und später noch oft davon erzählt.<br />

Mir ist nicht bekannt, dass in <strong>Heyen</strong> irgend jemand wegen Lebensmitteldiebstahl angezeigt wurde.<br />

Es hätte ohnehin nichts genützt, denn für das Geld, das evtl. als Strafe gezahlt werden musste,<br />

gab es vor <strong>der</strong> Währungsreform nicht viel zu kaufen.<br />

8.7 Kampf gegen den Hunger<br />

Am Kriegsende 1945 verließen Millionen ausländischer Arbeitskräfte die landwirtschaftlichen<br />

Betriebe. Sie mussten aus deutschen Beständen bevorzugt ernährt werden, sofern sie nicht in ihre<br />

Heimat zurückkehrten. Der Westen Deutschlands wurde mit Flüchtlingen und Vertriebenen<br />

überflutet. Zu den 4,5 Mio. Einwohnern Nie<strong>der</strong>sachsens kamen 2,2 Mio. hinzu.<br />

Um den Ausfall <strong>der</strong> Ostgebiete deutlich zu machen, sei auf eine Informationsschrift des 1949<br />

geschaffenen Bundesernährungsministeriums mit folgenden Zahlen verwiesen:<br />

Vor 1939 erzeugte Ostdeutschland:<br />

Getreide 5,94 Mill. t = 58,2% d. Gebietes v. 1949<br />

Hackfrüchte 14,54 Mill. t = 69,6% d. Gebietes v. 1949<br />

Zuckerrüben 3,53 Mill. t = 74,6% d. Gebietes v. 1949<br />

Hülsenfrüchte 0,19 Mill. t = 171,7% d. Gebietes v. 1949<br />

Butter 0,19 Mill. t = 78,5% d. Gebietes v. 1949<br />

- 58 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Der Rindviehbestand <strong>der</strong> Ostprovinzen machte 37,9% und <strong>der</strong> Schweinebestand 47% des<br />

Altreichs aus. Der „Eiserne Vorhang“ hat 48,5% <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Nutzfläche und 55% des<br />

Ackerlandes, die das Deutsche Reich von 1937 besaß, vom Westen abgetrennt.<br />

Die Militärregierung verhin<strong>der</strong>te mit einer weisen Entscheidung die ganz große Katastrophe. Der<br />

Reichsnährstand, <strong>der</strong> im Krieg so gut funktioniert hatte, wurde als einzige NS-Organisation<br />

beibehalten. Die schwierige Ernährungssituation konnte nur mit Hilfe <strong>der</strong> Sachkunde <strong>der</strong><br />

ehrenamtlichen Organe des Reichsnährstandes gemeistert werden. Den Kreis- und Ortslandwirten<br />

wurden verantwortungsreiche Aufgaben aufgebürdet.<br />

Die im Krieg eingeführten Lebensmittelmarken mussten für die Erhaltung des Grundbedarfs <strong>der</strong><br />

Bevölkerung beibehalten werden. Schwer- und Schwerstarbeiter sowie stillende Mütter erhielten<br />

Zulagen. Die Zuteilung über Lebensmittelmarken wurde <strong>der</strong> unzureichenden Versorgungslage<br />

angepasst. Ortslandwirte, <strong>Gemeinde</strong>verwaltungen und Kirchen bemühten sich, den Flüchtlingen<br />

Grabeland für den Anbau von Kartoffeln, Gemüse und Tabak zur Verfügung zu stellen. So<br />

entstanden in <strong>Heyen</strong> an allen Seiten des Dorfes zusätzliche zusammenhängende Garten- und<br />

Grabeflächen.<br />

In <strong>der</strong> Landwirtschaft fehlten Saatgut, Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel. Die Traktoren<br />

und Maschinen waren im Krieg gealtert und reparaturanfällig geworden. Bereits im August 1945<br />

lief in Hannover <strong>der</strong> 100. eisenbereifte Hannomag - Schlepper vom Band. Mit Bezugscheinen und<br />

Lebensmitteln für die Werkskantine bekamen zwei Bauern aus <strong>Heyen</strong> einen solchen Schlepper.<br />

Inzwischen arbeiteten Fachleute an einer Umgestaltung <strong>der</strong> Erfassung und Ablieferung<br />

landwirtschaftlicher Erzeugnisse (Anbauplanung und Erfassung nach Getreidewerten). Nach dem<br />

Kontrollratsgesetz von 1945 konnten Betriebsleiter, die nicht so wirtschafteten, wie es zur<br />

Sicherung <strong>der</strong> Volksernährung notwendig war, durch Treuhän<strong>der</strong> ersetzt werden. Gleiches konnte<br />

auch aus politischen Gründen geschehen.<br />

Am 1. Juli 1947 wurde August Block aus Banteln Minister für Ernährung, Landwirtschaft und<br />

Forsten in Nie<strong>der</strong>sachsen. In seiner Rede am 15. Aug. 1947 vor den Kreislandwirten in Hannover<br />

machte er die Probleme und Schwierigkeiten in seinem Verantwortungsbereich deutlich.<br />

Mit zunehmenden Abstand vom Zusammenbruch des 3. Reiches wurde die Auflösung des<br />

Reichsnährstandes immer öfter gefor<strong>der</strong>t, wobei auch Beschimpfungen von Bauernvorstehern<br />

vorkamen. Der Landtagsbeschluss, die Aufgaben <strong>der</strong> Kreis- und Ortsbauernschaften den Kreisen<br />

und <strong>Gemeinde</strong>n zu übertragen, löste starke Unruhe aus. Er schwächte die Autorität <strong>der</strong> Kreis- und<br />

Ortsbauernvorsteher und den Ablieferungswillen <strong>der</strong> Landwirte zum Nachteil <strong>der</strong> Verbraucher. Die<br />

Landwirte konnten Betriebsmittel soweit das überhaupt möglich war - nur durch verbotene<br />

Tauschgeschäfte beschaffen. Minister Block bestätigte die bisherigen Kreis- und<br />

Ortsbauernvorsteher in ihren Ämtern und stellte ihnen im Kreis einen Beirat und in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong><br />

den Ortsernährungsausschuss zur Seite. Hierdurch sollten einerseits <strong>Gemeinde</strong>vertretungen und<br />

Verbraucher beteiligt, an<strong>der</strong>erseits aber auch die Ortsbauernvorsteher unterstützt werden.<br />

Die Erfassung <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurde neu geordnet, indem für jeden Betrieb<br />

ein Gesamtablieferungssoll in Getreidewerten festgesetzt wurde. Je<strong>der</strong> Betriebsleiter musste ein<br />

Ablieferungsbuch führen. Die Getreidewertauflage je ha war überwiegend höher als die bereits<br />

erzielten Erträge. Wegen <strong>der</strong> verringerten Viehhaltung mussten Futterbau- und Grünlandflächen in<br />

Acker umgewandelt werden. Beson<strong>der</strong>s die Ablieferung von Schweinen blieb erheblich hinter dem<br />

Soll zurück, so dass verstärkt in die Rin<strong>der</strong>bestände eingegriffen werden musste. Die britische<br />

Militärregierung stellte bei einer Überprüfung in <strong>Heyen</strong> Überbestände an Vieh gegenüber <strong>der</strong><br />

amtlichen Zählung vom 03.06.47 fest. Die Landwirte konnten straffrei falsche Angaben berichtigen,<br />

ansonsten musste ihnen bei Nichterfüllung des Ablieferungssolls die Hausschlachtung gesperrt<br />

werden.<br />

- 59 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

8.8 Auswan<strong>der</strong>er aus <strong>Heyen</strong> vor 1900<br />

(Friedel Peter)<br />

Die Auswan<strong>der</strong>ungswelle um die Mitte des 19 Jh. erfasste auch <strong>Heyen</strong>. 18 Personen fassten den<br />

Entschluss nach Nordamerika auszuwan<strong>der</strong>n. In <strong>der</strong> Auswan<strong>der</strong>ung sahen viele Menschen die<br />

einzige Möglichkeit, ihrer ausweglosen wirtschaftlichen Notlage zu entkommen. Zu dieser Notlage<br />

kam es durch den starken Bevölkerungszuwachs, eine zu geringe Lebensmittelproduktion, und<br />

mangelnde Verdienstmöglichkeiten verschlechterten die Lebenssituation vor allem in klein- und<br />

mittelbäuerlichen Schichten aber auch bei etlichen Handwerkern.<br />

Es gab auch politische Gründe die Heimat zu verlassen. Der Umbruch <strong>der</strong> Gesellschaftsordnung,<br />

die Revolution 1848, bei <strong>der</strong> sich einige zu sehr für die Einheit und Freiheit Deutschland<br />

einsetzten, gerieten leicht in Verdacht „staatsverrätersicher Betätigung“, und hatten mit<br />

Zuchthausstrafe zu rechnen. Oft mit nicht viel mehr als einer Schiffspassage ausgestattet und<br />

eingepfercht auf den nur provisorisch eingerichteten Zwischendecks <strong>der</strong> Ozeandampfer wagten sie<br />

die Überfahrt in ferne Kontinente.<br />

Die Auswan<strong>der</strong>ung verarmter Bevölkerungsgruppen wurde im Herzogtum Braunschweig, wie auch<br />

in an<strong>der</strong>en deutschen Staaten, behördlich begünstigt. Städte und <strong>Gemeinde</strong>n waren gesetzlich zur<br />

Armenversorgung verpflichtet. Vielfach zogen es die Behörden daher vor, einmalige Beträge für<br />

eine Schiffspassage zu gewähren, statt jahrelang Unterstützung zahlen zu müssen. Durch die<br />

repressive Sozialpolitik gerieten viele Menschen mit den Behörden in Konflikt. So war eine freie<br />

Wahl des Wohnortes ebenso untersagt, wie eine Verheiratung ohne behördliche Genehmigung.<br />

Registrierte Auswan<strong>der</strong>er zwischen 1844 und 1863 aus <strong>Heyen</strong>:<br />

Name Alter Beruf Ziel Datum<br />

Meyer Schnei<strong>der</strong>geselle Amerika 25.07.1844<br />

Voges, Heinrich Carl Friedrich Christian 22 J Fleischergeselle U.S.A. 23.08.1848<br />

Lange, Friedrich 25 J Amerika 30.03.1848<br />

Henneke, Joh. Georg Friedrich Ludwig Amerika 15.04.1852<br />

Lange, Conrad sen. Leibzüchter Amerika 1849<br />

Lange, Conrad Brinksitzer Amerika 12.06.1853<br />

Lange, Louise geb. Müller<br />

Lange, Heinrich<br />

Lange, Minna<br />

Sagebiel, Heinrich geb. 1828 Dienstknecht Amerika 1854<br />

Voges, Christian Conrad Anton geb. 1835 Amerika 19.04.1854<br />

Meyer, Heinrich geb. 1821 Amerika 9.04.1858<br />

Möller, Conrad geb. 1796 Leibzüchter Amerika 1859<br />

Voges, Johanne Amerika 1860<br />

Wolters, Heinrich Amerika 24.04.1860<br />

Wolters, Marie geb. 1839<br />

Bode, Carl geb. 1844 Arbeitsmann Amerika 23.07.1863<br />

Voges, Anton Schlachter Minnesota<br />

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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

8.9 Auswan<strong>der</strong>er nach dem 2ten Weltkrieg<br />

(Friedel Peter)<br />

Nach dem verlorenen Krieg 1940-1945, und den danach erfolgten Vertreibungen aus den<br />

Ostgebieten, hatten viele Leute für ihre Zukunft in Deutschland keine Hoffnung auf ein geordnetes<br />

Leben. Ähnlich wie 100 Jahre früher sahen sie in <strong>der</strong> Auswan<strong>der</strong>ung in ein an<strong>der</strong>es Land die<br />

einzige Möglichkeit auf ein besseres Leben. Amerika, Afrika und auch Australien waren die Ziele<br />

<strong>der</strong> Auswan<strong>der</strong>er.<br />

Von den Einwohnern aus <strong>Heyen</strong> waren es auch die Vertriebenen, die die Überfahrt und einen<br />

Neuanfang in einem weit entfernten Land wagten.<br />

Familie Vorname Geburtstag Zuzug Wegzug Ziel<br />

Kaysler Leopold 16.08.1883 05.08.1946 27.12.1948 Windhuk<br />

Leopold 31.07.1921 18.06.1946 18.07.1949<br />

Helga 06.11.1923 04.07.1945 18.07.1949<br />

Wegener Hildegard 03.02.1900 03.08.1945 18.07.1949 Windhuk<br />

Hollstein Franz 21.09.1910 31.03.1949 05.11.1950 Windhuk<br />

Ingeborg )* 10.05.1921 07.06.1945 05.11.1950<br />

Sahm Auguste 31.12.1894 27.04.1948 09.04.1951 USA<br />

Kurt 25.08.1934 27.04.1948 09.04.1951 Chicago<br />

Holtemeyer Klemens 13.10.1911 01.04.1951 12.06.1952 Kanada<br />

Frieda 06.04.1916 01.04.1951 08.11.1952 Alberta<br />

Wolfgang 09.08.1941 01.04.1951 08.11.1952<br />

Klitscher Hermann 17.12.1922 26.05.1954 Kanada<br />

Hanna 06.09.1921 Südburg-<br />

Ewald 03.09.1942 Ost<br />

Hannelore 29.12.1944<br />

Ruth 21.10.1948<br />

Peleikis Marie 18.08.1935 10.05.1946 16.09.1953 Kanada<br />

Gerhard 24.08.1938 07.04.1946 13.06.1960<br />

Zwei Brü<strong>der</strong> sind aus dem Flüchtlings-Auffanglager<br />

in Kiel 1946 nach Kanada ausgewan<strong>der</strong>t<br />

)* Nach dem Tod ihres Mannes Franz, ist Ingeborg Hollstein mit ihren Kin<strong>der</strong>n und ihrer Mutter, Hildegard<br />

Wegener, am 01.04.1964 nach <strong>Heyen</strong> zurück gekommen.<br />

- 61 -


9 Allgemeines zur Landwirtschaft<br />

(Hermann Wiemann)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

In den früheren<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

konnten Natureinwirkungen<br />

wie<br />

Dürre, Hochwasser,<br />

Dauerregen<br />

in <strong>der</strong> Erntezeit,<br />

Hagel, Blitzschlag<br />

und Feuer bei <strong>der</strong><br />

Landbevölkerung<br />

Elend und<br />

Hungersnöte<br />

auslösen. Nach<br />

dem Siebenjährigen<br />

Krieg<br />

(1756-63) veran-<br />

Ernte mit dem Kornbin<strong>der</strong> 1930<br />

lasste Friedrich<br />

<strong>der</strong> Große (Alte Fritz) die Einführung <strong>der</strong> Kartoffel, die über Spanien aus Südamerika kam und zu<br />

einem Volksnahrungsmittel wurde.<br />

Fast ein Jahrhun<strong>der</strong>t später führte Liebig (1803-73) die künstliche Düngung ein. Die<br />

Dreifel<strong>der</strong>wirtschaft (2 Jahre Getreide, 1 Jahr Brache im Wechsel) konnte durch den Anbau von<br />

Hackfrüchten (Kartoffeln, Rüben, Leguminosen) und den Einsatz von Kunstdünger aufgegeben<br />

werden. In <strong>der</strong> Mitte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts entstanden Hagel- und Feuerversicherungen. Nach<br />

einem großen Brand in Wolfenbüttel verfügte Herzog Julius die Brandversicherung. Alle Häuser<br />

<strong>Heyen</strong>s mussten bei <strong>der</strong> Braunschweigischen Brandkasse versichert sein. Sie sorgte dafür, dass<br />

sichere Feuerstätten und Schornsteine gebaut wurden.<br />

In <strong>Heyen</strong> war das Land nördlich<br />

<strong>der</strong> Straße nach Hameln feucht<br />

und nass. Das Schilf reichte im<br />

Bruch bis an das Dorf heran. Die<br />

Flächen unterhalb des Dorfes in<br />

Richtung Esperde "Die Anger"<br />

waren Wiesen und Weiden auf<br />

denen das Vieh gehütet wurde.<br />

Durch die Anlage breiter Gräben<br />

und Dränagen ist nach und nach<br />

dieses Grünland in wertvolles<br />

Ackerland verwandelt worden.<br />

Im Jahre 1914 wurden in <strong>Heyen</strong><br />

die Stromanlagen gebaut. Mit<br />

Einführung <strong>der</strong> Elektrizität setzte<br />

Kornernte auf dem Hof Sporle<strong>der</strong>, Esper<strong>der</strong> Str. 16<br />

die Mechanisierung <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

ein. Nun konnten Dreschmaschinen, Schrotmühlen, Häckselmaschinen u. a. von<br />

Elektromotoren angetrieben werden. Bis in die Nachkriegszeit hinein erfolgte das Ausmisten <strong>der</strong><br />

Ställe, das Aufladen des Stalldungs und das Auseinan<strong>der</strong>streuen auf dem Feld durch Handarbeit.<br />

Je<strong>der</strong> gefüllte Sack an <strong>der</strong> Dreschmaschine musste auf die Dezimalwaage gehoben und auf <strong>der</strong><br />

Schulter über eine Treppe auf den Wagen getragen werden. Auch <strong>der</strong> Kunstdünger wurde in<br />

Säcke gefüllt, aufgeladen und im Feld mit <strong>der</strong> Hand gestreut. Die ersten Kettenstreuer,<br />

Flügelmäher und Selbstbin<strong>der</strong> mussten von echten Pferdestärken gezogen werden, bevor die<br />

Trecker kamen.<br />

- 62 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Das Kühe Melken und Heben <strong>der</strong> Milchkannen erfor<strong>der</strong>te viel Kraft. Die große Erleichterung kam<br />

mit Einführung <strong>der</strong> Melkmaschine und elektrisch gekühlter Sammelbehälter.<br />

Ernte von Futterrüben 1935<br />

9.1 Errichtung eines Testamentes im Jahre 1867<br />

(Die Eigennamen sind frei gewählt)<br />

Geschehen im Herzoglichen Amtsgericht Eschershausen am 20.6.1867.<br />

Gegenwärtig: Herr Amtsrichter Schilling und <strong>der</strong> unterzeichnete Protokollführer.<br />

Es erschienen heute <strong>der</strong> Vollmeier August Ahrens Hof Nr. 69 in <strong>Heyen</strong> und bat, eine letztwillige<br />

Erklärung von ihm aufzunehmen. Nachdem man sich durch die angestellte Unterredung überzeugt<br />

hatte, dass Comparent sich im vollen Gebrauch seiner Geisteskräfte befinde, wird dem Antrag statt<br />

gegeben und <strong>der</strong>selbe trägt hiernach vor:<br />

Ich heiße wie bemerkt und bin mit Anna, geborenen Schulze verheiratet. In dieser Ehe sind mir 2<br />

Töchter, nämlich Minna, 22 Jahre, und Marie, 13 Jahre alt, geboren. Diese meine obengenannte<br />

Ehefrau und meine beiden Töchter setze ich zu Erben meines <strong>der</strong>einstigen Nachlasses unter<br />

folgenden Bedingungen ein.<br />

Meine Frau soll das Recht haben, meinen Vollmeierhof Nr. 69 solange zu bewirtschaften als sie<br />

will, vorausgesetzt, dass sie nicht wie<strong>der</strong> heiratet.<br />

Geschieht letzteres, so soll sie den Hof meiner jüngsten Tochter Marie abtreten, sobald diese das<br />

21. Lebensjahr zurückgelegt hat und soll <strong>der</strong>en Ehemann nach dem Tode meiner Frau keinen<br />

Anspruch auf irgend eine Leibzucht haben.<br />

Sobald meine Ehefrau entwe<strong>der</strong> freiwillig o<strong>der</strong> mit dem eben genannten Zeitpunkte den Hof abgibt,<br />

soll sie das Recht haben, sich eine entsprechende Leibzucht vorzubehalten und den Hof alsdann<br />

meiner jüngsten Tochter Marie übergeben.<br />

Sobald meine Tochter Marie den Hof annimmt, soll dieselbe an meine Ehefrau Eintausend Taler<br />

und an meine Tochter Minna Zweitausend Taler zahlen. Für den Fall, dass Minna verheiratet<br />

gewesen, aber ohne Leibes-Erben zu hinterlassen alsdann vielleicht verstorben sein sollte, soll<br />

meine Tochter Marie nur verpflichtet sein, an den überlebenden Ehegatten ihrer Schwester<br />

Eintausend Taler zu zahlen.<br />

- 63 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Für den Fall, dass meine Tochter Marie nach Annahme des Hofes verheiratet und ohne Leibes-<br />

Erben zu hinterlassen versterben sollte, soll <strong>der</strong> überleben<strong>der</strong> Ehegatte verpflichtet sein, innerhalb<br />

eines Jahres nach dem Tode seiner Frau Zweitausend Taler an meine Tochter Minna o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en<br />

Erben herauszuzahlen.<br />

Von meinem vorhandenen sonstigen baren Vermögen soll meine Tochter Minna am Tage ihrer<br />

Hochzeit o<strong>der</strong> mit zurückgelegtem 25. Lebensjahr Dreitausend Taler sowie einen standesgemäßen<br />

Brautwagen, 2 Kühe und ein Rind erhalten, alles übrige bare Vermögen soll aber meiner Ehefrau<br />

zur freien Verfügung zufallen.<br />

Der Armen- und Wegebesserungskasse vermache ich 20 Taler und zwar jeden zur Hälfte.<br />

Hiermit beschloss Testator seinen letzten Willen, bestimmte, dass wer denselben irgend<br />

anzufechten sich unterfangen sollte, bis auf den Pflichtteil enterbt sein solle, bat denselben in<br />

gerichtlichen Verwahrsam zu nehmen und ihm einen Dispositionsschein darüber zu erteilen und<br />

nach seinem Ableben zu eröffnen.<br />

Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben<br />

August Ahrens A. Schilling in fidem A. Rastenbach.<br />

9.2 Auszug aus einem landwirtschaftlichen Hofübergabe-Vertrag<br />

(Die Eigennamen sind frei gewählt)<br />

Auszug aus einem landwirtschaftlichen Hofübergabe-Vertrag vom 31.10.1876 über das vom<br />

Übernehmer dem Abgebenden zu gewährende Altenteil. Nach einem Testament vom 20. Juni<br />

1867. Die Namen sind geän<strong>der</strong>t (Datenschutz).<br />

Geschehen im Herzoglichen Amtsgericht Eschershausen am 31.10.1876.Gegenwärtig: Amtsrichter<br />

Rägener, Protokollführer Ruhtenbach.<br />

Es erschienen:<br />

1. Die Witwe des Vollmeiers August Ahrens, Anna, geborene Schulz<br />

2. <strong>der</strong>en Tochter, die Ehefrau des jetzigen Vollmeiers Friedrich Meyer, Marie geborene<br />

Ahrens, 22 Jahre alt, aus <strong>Heyen</strong>.<br />

3. die Ehefrau des Vollmeiers Köhler, Minna, geborene Ahrens, 31 Jahre alt, aus Latferde,<br />

welche nachfolgenden Hofverlass- resp. Ehekontrakt zur Gerichtlichen Ausfertigung<br />

vortrugen:<br />

§ 2 Die Witwe Ahrens (1) und die Ehefrau Köhler (3) erkennen nun auf Grund des<br />

vorgedachten Testaments damit an, dass ihre jüngste Tochter, resp. Schwester Marie<br />

Anerbin des väterlichen Vollmeierhofes geworden sei und übertragen mit dem Bemerken,<br />

dass dieselbe bereits den Hof zu Jacobi dieses Jahres übernommen, das Eigentum<br />

desselben auf die genannte Anerbin. Die Zubehörung des Hofes bestehen, wie damit<br />

anerkannt wird, aus den in dem Rezesse von <strong>Heyen</strong> aufgeführten Län<strong>der</strong>eien zu …<br />

Morgen, 38 Ruten. Mit übertragen an dieselbe ist zugleich das gesamte Haus-, Hof- und<br />

Wirtschaftsinventar, jedoch vorbehaltlich <strong>der</strong> noch näher zu gedenkenden Mobilien.<br />

§ 3 Die Ehefrau Meyer, die Abtretung dieses Hofes acceptierend, verpflichtet sich:<br />

I. die von dem Hof zu entrichtenden Lasten und Abgaben zu tragen, wobei bemerkt wird,<br />

dass ein Ablösungscapital zu 94 Talern, 19 gute Groschen und 4 Pfennig auf die auf<br />

Kreipker Feldmark belegenen Grundstücke noch eingetragen, jedoch längst gelöscht ist.<br />

II. An Ihre Mutter, die Witwe Ahrens, nachfolgende Leibzucht zu präsentieren<br />

A Zur Wohnung die kleine Stube an <strong>der</strong> östlichen Seite des Hauses, die beiden Kammern an<br />

<strong>der</strong> westlichen Seite, und zwar zum ausschließlichen Gebrauche, sowie den Mitgebrauch<br />

<strong>der</strong> Rauch-, Luft- und Speisekammer, <strong>der</strong> Küche und des Feuerherdes, des Kellers und<br />

den nötigen Raum auf dem Kornboden.<br />

- 64 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

B Die freie Ausfütterung zweier von <strong>der</strong> Leibzüchterin auszuwählen<strong>der</strong> Kühen, welche in <strong>der</strong><br />

Reihe <strong>der</strong> Kühe <strong>der</strong> Hofannehmerin ihren Stand haben und, falls sie abgängig werden,<br />

durch gleich gute ersetzt werden sollen. Auch sollen <strong>der</strong> Leibzüchterin die von den Kühen<br />

fallenden Kälber verbleiben. Ebenso hat die Hofannehmerin das Melken <strong>der</strong> Kühe sowie<br />

das Buttern frei zu besorgen.<br />

C Das dritte Stück im Gemüsegarten, sowie den 3 Theil des Gartens beim Hause nach<br />

Auswahl <strong>der</strong> Leibzüchterin, welches frei zu düngen, zu graben und zu bestellen ist.<br />

D jährlich 150 Mark Taschengeld, 8 Malter Roggen, 2 Malter Weizen, 6 Malter Gerste, 2<br />

Malter Bohnen, 3 Himten Saat, 1 Himten Erbsen, 1/3 Himten Linsen, ein fettes Schwein,<br />

nicht unter 200 Pfund schwer, zu Weihnachten 2 fette Gänse, zu Martini 20 Pfund<br />

Rindfleisch und 10 Rin<strong>der</strong>würste, gleichfalls zu Martini 4 Paar junge Hähne o<strong>der</strong> Tauben,<br />

im Sommer den 4. Teil sowohl des grünen als auch des trockenen Obstes, 12 Sack<br />

Kartoffeln bester Sorte, 12 Bothen gereinigten Flachses mit samt <strong>der</strong> Hede von <strong>der</strong> besten<br />

Sorte, 4 Schock Eier, und zwar vierteljährlich ein Schock, 6 Pfund Wolle nach freier Wahl,<br />

frei Wäsche und Ausbesserung <strong>der</strong>selben, den erfor<strong>der</strong>lichen Bedarf des gehörig<br />

zerkleinerten Holzes zum Heizen und Kochen, freie Vergnügungsfahrten nach Bestimmung<br />

<strong>der</strong> Leibzüchterin frei Aufwartung in gesunden und kranken Tagen.<br />

E Freies, standesgemäßes Begräbnis.<br />

Endlich behält sich die Leibzüchterin den Mitgebrauch des sämtlichen Küchengerätes, sowie die<br />

frei Auswahl <strong>der</strong> für ihre Leibzuchtswohnung nötigen Möbeln und Betten, welche ihr Eigentum sein<br />

sollen und worüber sie sich freie Disposition vorbehält, reserviert sich auf die Vorräte an Leinen<br />

und Drill.<br />

Die Contrahenten acceptierten nochmals die einan<strong>der</strong> gemachten Zusagen und Verzichte und<br />

beantragen resp. bewilligen die Umschreibung des Hofes auf den Namen <strong>der</strong> Ehefrau Meyer.<br />

Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben<br />

- 65 -<br />

gez. 4 Unterschriften<br />

in fidem<br />

gez. Ruthenbach<br />

9.3 Nie<strong>der</strong>schlagsmengen in <strong>Heyen</strong> 1958 bis 2003<br />

(gemessen von Fritz Simon – bis 1962 und Albrecht Rother - 1962 bis heute)<br />

Jahr Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez GES<br />

1958 51 63 23 36 87 139 102 66 37 65 12 51 732<br />

1959 61 25 30 25 20 24 34 81 31 33 32 396<br />

1960 81 35 23 51 130 25 126 157 25 98 51 121 923<br />

1961 96 65 31 120 86 67 99 60 32 63 76 107 902<br />

1962 87 66 33 65 63 40 122 67 48 12 19 63 685<br />

1963 10 23 75 45 64 80 39 109 65 17 116 10 653<br />

1964 21 52 18 66 53 26 34 66 56 46 53 51 542<br />

1965 71 23 54 103 87 95 104 89 27 34 58 130 875<br />

1966 22 54 70 62 84 147 124 84 16 46 89 96 894<br />

1967 42 68 71 43 110 79 95 55 58 46 71 72 810<br />

1968 54 20 83 35 58 66 72 110 89 58 20 11 676<br />

1969 54 25 51 71 71 88 58 97 7 35 78 4 639


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Jahr Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez GES<br />

1970 20 90 64 78 59 52 94 82 89 75 52 25 780<br />

1971 46 31 11 39 24 127 23 68 53 25 49 53 549<br />

1972 15 5 45 56 76 113 71 107 43 10 52 9 602<br />

1973 21 58 38 74 55 59 55 40 54 80 42 73 649<br />

1974 55 36 31 11 48 89 77 32 42 102 66 124 713<br />

1975 59 21 90 56 88 62 72 37 55 33 47 23 643<br />

1976 119 13 16 32 70 28 61 27 64 23 75 20 548<br />

1977 49 60 30 58 35 118 68 72 37 34 111 49 721<br />

1978 43 20 86 19 106 68 63 88 137 20 4 95 749<br />

1979 35 15 78 45 80 63 97 99 57 14 80 83 746<br />

1980 31 65 32 97 30 149 103 94 76 42 61 64 844<br />

1981 49 37 110 24 108 162 74 85 72 96 84 83 984<br />

1982 64 60 60 70 58 56 101 16 79 43 67 674<br />

1983 89 35 84 119 98 52 18 35 28 34 68 70 730<br />

1984 102 47 19 37 139 52 83 27 77 86 39 23 731<br />

1985 43 11 46 53 83 113 94 72 49 21 36 64 685<br />

1986 116 80 70 58 67 50 72 65 95 29 139 841<br />

1987 63 52 71 30 54 102 72 87 69 59 56 47 762<br />

1988 49 63 103 18 7 61 99 33 77 36 78 111 735<br />

1989 17 41 64 45 4 56 47 69 61 78 33 71 586<br />

1990 45 99 45 54 26 76 26 55 92 49 106 67 740<br />

1991 59 10 40 7 25 53 49 50 65 48 99 65 570<br />

1992 33 35 81 64 29 57 62 66 19 123 78 80 727<br />

1993 118 28 5 62 86 45 130 47 112 74 30 118 855<br />

1994 123 26 117 94 69 58 33 117 113 55 75 72 952<br />

1995 112 98 85 42 60 39 53 45 92 20 46 28 720<br />

1996 4 44 12 18 63 24 63 117 37 123 89 46 640<br />

1997 11 101 49 46 101 76 124 35 8 61 60 65 737<br />

1998 61 14 88 105 107 128 84 53 95 147 89 18 989<br />

1999 49 72 54 55 66 70 42 70 52 47 35 117 729<br />

2000 69 66 108 28 31 56 98 41 39 41 38 53 668<br />

2001 56 65 81 76 41 103 50 34 181 32 46 85 850<br />

2002 65 129 34 77 93 48 186 78 39 108 109 78 1044<br />

2003 97 24 28 38 25 25 31 53 62 91 33 50 557<br />

Mittel 57 46 55 55 66 74 74 70 60 57 59 65 734<br />

Durchschnitt 1958 bis 1965 714 mm<br />

1966 bis 1975 696 mm<br />

1976 bis 1985 741 mm<br />

1986 bis 1995 749 mm<br />

1996 bis 2003 777 mm<br />

Durchschnitt 1958 bis 2003 734 mm<br />

- 66 -


10 Höfe in <strong>Heyen</strong><br />

10.1 Großkötner Nr. 3 - Sporle<strong>der</strong><br />

(heute: Esper<strong>der</strong> Str. 16, Wilhelm Sporle<strong>der</strong>)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1648 bis 1718 2 Generationen Arendes<br />

1718 bis 1719 Heinrich Jacob Möller v. Nr. 2 durch Kauf<br />

1719 bis 1752 Johann Heinrich Kraus heiratet d. Ww. Möller<br />

1752 bis 1825 3 Generationen Kraus<br />

1827 bis 1853 Christian Hoppe durch Einheirat<br />

1853 bis 1935 2 Generationen Timmermann<br />

1935 bis heute 2 Generationen Sporle<strong>der</strong><br />

- 67 -


10.2 Halbmeier Nr. 9 - Petermann<br />

(heute: Hagenstraße 2, Wilhelm Petermann)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1660 bis 1720 3 Generationen Waßmann<br />

1720 bis 1966 6 Generationen Ricke<br />

1966 kaufte Wilhelm Petermann den Hof<br />

- 68 -


10.3 Vollmeier Nr. 12 - Diekmann<br />

(heute Esper<strong>der</strong> Straße 4, Klaus Diekmann)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

<strong>Chronik</strong> über den landwirtschaftlichen Betrieb Diekmann<br />

Der Landwirt Albert Diekmann, geb. 17. April 1899, kaufte im Jahre 1937 den Hof Nr. 12 <strong>Heyen</strong><br />

(Vollmeierhof Falke). Dieser Hof war seit 1933 an Heinrich Lohmann verpachtet.<br />

Neben <strong>der</strong> Hofstelle umfasste <strong>der</strong> Hof eine Fläche von ca. 25 ha.<br />

Albert Diekmann stammte aus <strong>der</strong> Senne bei Pa<strong>der</strong>born, verkaufte den dortigen<br />

landwirtschaftlichen Betrieb, um <strong>der</strong> Wehrmacht das Feld für einen Truppenübungsplatz zu<br />

überlassen. Aufgrund <strong>der</strong> sehr sandigen Bodenverhältnisse in <strong>der</strong> Senne, war die Verlagerung in<br />

den Bereich <strong>Heyen</strong> eine Verbesserung.<br />

Erst Anfang <strong>der</strong> 40iger Jahre war <strong>der</strong> Hof dann pachtfrei und konnte von Albert Diekmann<br />

bewirtschaftet werden. Er siedelte mit Frau Minna, seiner Mutter und seiner ledigen Schwester<br />

Fre<strong>der</strong>ike nach <strong>Heyen</strong> um. Die Ehe war kin<strong>der</strong>los.<br />

Im Zuge <strong>der</strong> weiteren Erbfolge holte Albert Diekmann nacheinan<strong>der</strong> seine ledigen Nichten Paula<br />

und Helene Wittenborn nach <strong>Heyen</strong>. Lei<strong>der</strong> kam es aber mit diesen nicht zu einer<br />

einvernehmlichen Hofweitergabe. Darum entschied Albert Diekmann seinen Neffen Gustav<br />

Wittenborn mitsamt seiner Frau Olga und den drei Kin<strong>der</strong>n Rolf, Gisela und Klaus zu adoptieren.<br />

Dies geschah am 1. April 1957.<br />

Die gesamten Familie Gustav Wittenborn übernahm den Namen Diekmann und siedelte samt <strong>der</strong><br />

Mutter Marie Wittenborn, geb. Diekmann, von Heepen (bei Bielefeld) nach <strong>Heyen</strong> über.<br />

Im Jahre 1957 verstarben sowohl die Mutter, als auch die ledige Schwester Fre<strong>der</strong>ike.<br />

Ab 1. Juni 1957 wurde <strong>der</strong> Hof dann von Gustav Diekmann, geb. 31. August 1924, bewirtschaftet,<br />

<strong>der</strong> diesen zunächst von Albert Diekmann gepachtet hatte. Im Jahre 1967 wurde <strong>der</strong> Hof dann an<br />

Gustav Diekmann übergeben.<br />

- 69 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Im Jahre 1972 verstarb Albert Diekmann. Seine Frau Minna arbeitete noch weiterhin, wie schon Ihr<br />

ganzes Leben täglich viele Stunden auf dem Hof, und verstarb 4 Jahre später.<br />

Der heutige Betriebsinhaber Klaus Diekmann übte sich in jungen Jahren als Gespannführer<br />

Ebenfalls 1972 schloss Klaus Diekmann, geb. 15. März 1954, seine landwirtschaftliche Lehre ab,<br />

und arbeitete dann nach einer einjährigen Anstellung in Garbsen, auf dem elterlichen Betrieb.<br />

Im Jahre 1973 wurde die alte Fachwerk-Scheune auf dem Hof abgerissen und dafür ein Kuhstall<br />

mit Plätzen für 30 Kühe, 10 Anbindestände für Rin<strong>der</strong> und Laufställe auf Vollspaltenboden für 30<br />

Stück Jungvieh errichtet. Damit begann die Spezialisierung auf Milchproduktion, die nach Meinung<br />

von Gustav und Klaus Diekmann eine wichtige Voraussetzung war, um den - flächenmäßig recht<br />

kleinen - Betrieb, für die Zukunft zu überlebensfähig zu machen.<br />

Klaus Diekmann besuchte in den Wintern 1973/74 und 1974/75 die landwirtschaftliche Fachschule<br />

in Hameln, mit dem Abschluss als „staatlich geprüfter Wirtschafter“. Im Anschluss daran folgte die<br />

Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister, die Klaus Diekmann im Jahre 1977 mit Erfolg abschloss.<br />

Die Kuhherde wurde beständig ausgebaut und bestand 1978 bereits aus 40 Milchkühen und<br />

entsprechen<strong>der</strong> Nachzucht. Die bis zu diesem Jahr betriebene Bullenmast wurde aufgegeben. Die<br />

Schweinehaltung wurde ebenfalls in den Vorjahren bis auf den Eigenbedarf eingestellt.<br />

Im Juli 1980 wurde <strong>der</strong> Hof dann von Gustav Diekmann an Klaus Diekmann verpachtet. Von da an<br />

wurden auf dem Hof Diekmann auch Lehrlinge in <strong>der</strong> Landwirtschaft ausgebildet. Außerdem wurde<br />

im Jahre 1980 eine 600 qm große Fahrsilo-Anlage errichtet.<br />

Im Jahre 1980 wurde von <strong>der</strong> zuständigen Alterskasse, für die in Kur befindliche Olga Diekmann,<br />

eine Betriebshelferin auf den Hof geschickt. Diese hat den Hof bis heute nicht wie<strong>der</strong> verlassen. Im<br />

Juni 1981 heiratete Klaus Diekmann mit <strong>der</strong> Hauswirtschaftsleiterin Annette Brunke, geb. 12.<br />

Januar 1959, eben genau diese Betriebshelferin.<br />

Der Kuhbestand wurde 1983 auf 50 Milchkühe und entsprechendes Jungvieh erweitert. Es wurde<br />

behelfsmäßig in den Spaltbodenställen gemolken. Der Schweinestall wird seit dem für die Kälber<br />

genutzt.<br />

Am 4. Mai 1983 wurde Sohn Cord geboren, als erstes von vier Kin<strong>der</strong>n. Auf die Töchter Maike,<br />

geb. 18. Februar 1987, und Gesa, geb. 15. November 1988, folgte dann am 12. März 1991 Sohn<br />

Lennart.<br />

- 70 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Am 2. April 1984 wurde die Milch-Quoten-Regelung eingeführt, ein wichtiger Tag für jeden<br />

Milchviehhalter. Als Berechnungsgrundlage für die neue Milchquote galt die Milchmenge aus dem<br />

Jahr 1983, welche aber betriebsindividuell gekürzt wurde. Damit wurde eine Reduzierung des<br />

Milchkuhbestandes notwendig, in unserem Fall von 50 auf 43 Milchkühe.<br />

Im Jahre 1991 konnte Klaus Diekmann die Milchbetriebe von Willi Strüver (Brockensen) und<br />

Wilhelm Ahlbrecht (Kreipke) sowie die Län<strong>der</strong>eien <strong>der</strong> Höfe Wessel und Petermann aus <strong>Heyen</strong>,<br />

pachten. So konnte <strong>der</strong> Milchviehbestand wie<strong>der</strong> erhöht werden. Es wurde ein neuer<br />

Boxenlaufstall auf dem Hof in <strong>Heyen</strong> errichtet. Dieser bietet nun Platz für 70 Milchkühe und verfügt<br />

über einen mo<strong>der</strong>nen Doppelvierer-Autotandem Melkstand, in dem 8 Kühe zugleich gemolken<br />

werden.<br />

In den Folgejahren konnten aus den umliegenden <strong>Gemeinde</strong>n und aus <strong>Heyen</strong> selber noch weitere<br />

Milchquoten dazu gepachtet und gekauft werden. Damit wurde <strong>der</strong> Bestand auf heute 85<br />

Milchkühe und 90 Kopf Jungvieh erweitert. Dafür wurde im Jahre 1995 noch ein neuer<br />

Schlafbereich für die Milchkühe gebaut.<br />

Bis in das Jahr 1975 wurden die Kühe jedes Jahr im Sommer täglich auf die Weide getrieben und<br />

im Stall gemolken. Im Jahre 1976 wurde im Döhnewenden vor dem Eichberg ein Sommermelkstall<br />

als Durchtreibe-Melkstand errichtet. Dieser wurde bis 1982 für den gesamten Milchkuhbestand<br />

genutzt. Seither stehen die Kühe wie<strong>der</strong> auf dem Hof in <strong>der</strong> Esper<strong>der</strong> Straße. Für die<br />

Sommerstallhaltung wurde im Jahre 1983 ein neuer Schlepper mit Fronthydraulik und<br />

Frontmähwerk angeschafft, mit dem bis 1991 die entsprechende Frischgrasmenge täglich geholt<br />

wurde. Seither wird ganzjährig Silage gefüttert. Die Milchleistung einer Durchschnittskuh hat sich<br />

seit 1957 von ca. 3800 kg pro Jahr auf nunmehr 8000 und mehr kg pro Jahr gesteigert. Das<br />

entspricht etwa einer Menge von fast 30 Litern pro Tag. Das Ziel liegt bei einer Produktion von<br />

10000 kg pro Jahr.<br />

Mit den dazu gepachteten Län<strong>der</strong>eien wird heute eine Fläche von ca. 180 ha bewirtschaftet. Die<br />

Erledigung <strong>der</strong> verschiedenen Feldarbeiten wird an an<strong>der</strong>e Landwirte vergeben: Landwirt Rother<br />

erledigt den Pflanzenschutz und die Düngung. Die Erntearbeiten werden komplett von an<strong>der</strong>en mit<br />

entsprechenden Großmaschinen erledigt. Lediglich die Grünlandpflege und das Ausbringen <strong>der</strong><br />

Gülle erledigen wir selbst. Derzeit wird <strong>der</strong> Hof von Klaus Diekmann und einem Lehrling, unter<br />

tätiger Mithilfe <strong>der</strong> Familie bewirtschaftet.<br />

- 71 -


10.4 Vollmeier Nr. 13 - Zeddies<br />

(heute: Esper<strong>der</strong> Straße 2, Jürgen Zeddies)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1663 bis 1827 5 Generationen Möller und 6 Generationen Wessel<br />

1827 bis 1943 4 Generationen Zeddies<br />

1943 bis heute Jürgen Zeddies<br />

1950 bis 1983 Ria Heinrichs, verw. Zeddies, Joachim Heinrichs Interimswirt<br />

Das Luftbild von 1958 zeigt im Vor<strong>der</strong>grund das Wohnhaus, das 1907 von Friedrich Zeddies (geb. 1873) errichtet wurde. Links<br />

daneben, die Fachwerkscheune, heute über 300 Jahre alt und unter Denkmalschutz.<br />

Nach 6 Generationen Wessel gab es 1826 keinen männlichen Hoferben. Vom Stammhof <strong>der</strong><br />

Familie Zeddies in Grohnde (das Wohnhaus ist im Museumsdorf Detmold wie<strong>der</strong> aufgebaut)<br />

heiratete Johann Friedrich Wilhelm in <strong>Heyen</strong> ein. Aus <strong>der</strong> Ehe gingen ein Sohn hervor, <strong>der</strong> mit 10<br />

Jahren an „Lungenschlag“ starb und eine Tochter, die nach Kemnade heiratete. Dies war <strong>der</strong><br />

Zeddies, <strong>der</strong> mit den Hofbesitzern Falke, Sagebiel und an<strong>der</strong>en <strong>Heyen</strong>er Bauern die in früheren<br />

Kapiteln beschriebene Ablösung vom Frucht- und Fleischzehnten vereinbarte. Aus 2. Ehe gingen<br />

weitere Kin<strong>der</strong>, darunter <strong>der</strong> nächste Hoferbe (1844-1907) hervor. Dessen Hofnachfolger Friedrich<br />

Zeddies ( 1873-1947) ist vielen <strong>Heyen</strong>er Bürgern noch bekannt. Er heiratete eine Tochter des<br />

Landwirts Karl Sagebiel, Vollmeier Nr.: 56 (später Hollstein), und er erbaute das große Wohnhaus,<br />

Esper<strong>der</strong> Straße 2, im Jahr 1907. Sein Sohn Friedrich heiratete 1940 Marie Henneke. Sie bauten<br />

das alte Wohnhaus um und errichteten die Einfamilienhäuser im Gartenweg 4 und 6. Friedrich<br />

Zeddies (1913-1945) wurde an <strong>der</strong> Ostfront verwundet, erreichte über verschiedene Lazarette<br />

Wildbad im Schwarzwald und verstarb dort erst 2 Monate nach Ende des Krieges an relativ<br />

leichten Kriegsverletzungen wegen mangelhafter ärztlicher Versorgung in <strong>der</strong> französisch<br />

besetzten Zone. Marie Zeddies, geb. Henneke, verw. Zeddies, heiratete 1949 Joachim Heinrichs.<br />

- 72 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Sie erweiterten den Vollmeierhof durch Zupacht von 36 auf 80 ha. Sie stellten den Hof früh auf<br />

Mähdrusch, Gemüseanbau und Fleischrin<strong>der</strong>haltung um und verpachteten 1983 an Günter-<br />

Wilhelm Henneke.<br />

Luftbild des Hofes aus den 90er Jahren<br />

- 73 -


10.5 Großkötner Nr. 16 - Becker<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

(heute: Gartenstraße Nr. 2, Friedrich Becker)<br />

1673 bis 1857 7 Generationen Floto (Flotow)<br />

1857 bis heute 5 Generationen Becker<br />

- 74 -


10.6 Großkötner Nr. 25 - Meyer<br />

(heute: Kampstraße 5, Friedrich Meyer)<br />

Werner Meyer auf <strong>der</strong> Fahrt zum Feld.<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1648 bis 1701 2 Generationen Meyer<br />

1702 bis 1731 Johannes Sagebiel aus Kemnade<br />

1731 bis heute 7 Generationen Meyer<br />

Dieser Großkothof zählt zu den<br />

ältesten landwirtschaftlichen<br />

Familienanwesen in <strong>Heyen</strong>. Nach<br />

den Aufzeichnungen im Kirchenbuch<br />

wird <strong>der</strong> Betrieb seit 1648 - bei nur<br />

einer Unterbrechung - jetzt in <strong>der</strong> 10.<br />

Generation von <strong>der</strong> Familie Meyer<br />

(Kamp-Meyer) bewirtschaftet.<br />

Ludwig Meyer, geb. 1812 hat als<br />

Kommissionsmitglied im Recess in<br />

Sachen, die Specialseparation<br />

von <strong>Heyen</strong> betreffend von 1868<br />

mitgewirkt. An eigenen Län<strong>der</strong>eien<br />

sind etwa 12,5 ha, und durch<br />

Zupachtung, wurden zuletzt etwa 25<br />

ha Ackerfläche und Grünland<br />

bewirtschaftet.<br />

- 75 -<br />

Ein Schwerpunkt des<br />

Betriebes war die eigene<br />

Veredlung <strong>der</strong> Erzeugnisse.<br />

Das Getreide wurde zum<br />

großen Teil verfüttert.<br />

Schweinezucht und Schweinemast,<br />

Milchviehhaltung<br />

und das Mästen von einigen<br />

Bullen pro Jahr, ließen auch<br />

diesen kleinen Hof rentabel<br />

führen.<br />

Friedrich Meyer und seine<br />

Ehefrau Ilse, geb. Klocker,<br />

führten den Erbhof bis 1989.<br />

Der erste Trecker, ein 15 PS Deutz-Hochrad wurde 1954 angeschafft. Diese Investition brachte<br />

eine große Erleichterung, denn die Flächen wurden bis dahin mit zwei Pferden beackert. Aufgrund<br />

<strong>der</strong> rasanten Entwicklung in <strong>der</strong> Landwirtschaft konnte <strong>der</strong> „Kleinbetrieb“ nicht weiter bewirtschaftet<br />

werden. Die Eigenflächen sind heute verpachtet.


10.7 Vollmeier Nr. 30 - Klatt<br />

(heute: Hauptstr. 9, Gerlinde Klatt, geb. Feuerhake)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1663 bis 1827 5 Generationen Möller<br />

1827 bis 1904 3 Generationen Sagebiel<br />

1904 bis 1976 2 Generationen Feuerhake<br />

seit 1976 Familie Klatt<br />

- 76 -


10.8 Vollmeier Nr. 23 - Henneke<br />

(heute: Hauptstr. 1, Günter-Wilhelm Henneke)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1648 bis 1668 2 Generationen Ahlswede<br />

1668 bis 1704 2 Generationen Seelemeyer<br />

1705 bis 1718 Hans-Hermann Oppermann aus Lütgenade<br />

1718 bis 1723 Joh. Christoph Ellermann<br />

1723 bis 1733 Hans Heinrich Hun<strong>der</strong>tmark<br />

1733 bis 1757 Hans Heinrich Sagebiel<br />

1757 bis 1827 3 Generationen Schaper<br />

1827 heiratete Friedrich Henneke (Hof Wessel Nr. 7) Caroline Schaper<br />

seit 1827 4 Generationen Henneke<br />

Der Hof Henneke um 1960<br />

In <strong>der</strong> Viehzucht spielte die Pferdezucht die wesentlichste Rolle. Wenn sie infolge <strong>der</strong><br />

Mechanisierung auch an Bedeutung eingebüßt hatte und immer weniger Stuten „zugelassen“<br />

wurden, so gab es doch Züchter, die bei <strong>der</strong> Stange blieben.<br />

Das Landgestüt Harzburg unterhielt in <strong>Heyen</strong> eine Deckstation mit drei Kaltbluthengsten und ein<br />

Warmbluthengst. Im Verhältnis 1:3 waren in <strong>der</strong> Praxis auch die Warm- und Kaltblutpferde<br />

vorhanden.<br />

Aus vielen Dörfern <strong>der</strong> Umgebung kamen die Bauern mit ihren Stuten nach <strong>Heyen</strong>. Es wurden<br />

durchschnittlich im Jahr 200 Stuten gedeckt. Bei einem Befruchtungsquotienten von 60 werden<br />

also 120 Fohlen geboren.<br />

- 77 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Die Pferde werden beschlagen<br />

Jährlich im Juli fanden Stuten- und Fohlenschauen statt. Dann war <strong>Heyen</strong> Mittelpunkt aller<br />

Pferdefreunde des Ortes und <strong>der</strong> Umgebung.<br />

- 78 -


10.9 Vollmeier Nr. 56 - Hollstein<br />

(heute: Angela Narten, Esper<strong>der</strong> Str. 17)<br />

12 Generationen Sagebiel<br />

1 Generation Hollstein<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Aufnahme aus <strong>der</strong> Zeit um 1900<br />

Personen von links: Carl Sagebiel mit Ehefrau, Sohn und beiden Töchtern<br />

- 79 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

10.10 Großkötner Nr. 38, Brinksitzer Nr. 36 - Zieseniß<br />

(heute: Gönne 7 und 10, Wilhelm und Marco Zieseniß)<br />

1668 bis 1710 Jobst Schra<strong>der</strong><br />

1712 bis 1776 2 Generationen Mund<br />

1776 bis 1897 4 Generationen Müller<br />

1897 bis heute 4 Generationen Zieseniß<br />

Nach dem Krieg, im Jahre 1945, kaufte Erich Zieseniß den Hof Nr. 38 (5 Generationen Willmer seit<br />

1688), und führte ihn mit <strong>der</strong> Brinksitzerstelle Nr. 36 zusammen. Das Wohnhaus von Nr. 38 wurde<br />

abgerissen und an gleicher Stelle ein Stall errichtet.<br />

Nach dem Tod von Erich Zieseniß (1962), wurde <strong>der</strong> Betrieb von seinem Sohn Wilhelm Zieseniß<br />

weitergeführt. 1966 heiratet Wilhelm Zieseniß die Bankkauffrau Karin Zieseniß, geb. Mönkemeier,<br />

die neben ihrer Tätigkeit für die Spar- und Darlehnskasse Börry in <strong>der</strong> Landwirtschaft mitarbeitete.<br />

Nachdem zunächst noch Milchwirtschaft mit bis zu 12 Kühen betrieben wurden, spezialisierte sich<br />

<strong>der</strong> Betrieb um 1975 auf die Nachzucht von Ferkeln, die zur Mast an an<strong>der</strong>e entsprechende<br />

Betriebe abgegeben wurden.<br />

Der Betrieb umfasste zu diesem Zeitpunkt 10 ha eigene und ca. 20 ha gepachtete Flächen, auf<br />

denen zum größten Teil Getreide und Rüben angebaut wurden. Das Getreide wurde dabei auf<br />

dem Hof zu Futtermittel verarbeitet.<br />

1996 wurde <strong>der</strong> Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben, die Hofstelle wurde an den<br />

jüngeren Sohn Marco Zieseniß übergeben. Dieser führt darin, gemeinsam mit Torsten Hage, einen<br />

Betrieb für die Montage von Bauelementen.<br />

- 80 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

10.11 Großkötner Nr. 57 - Karl-Heinz Ohm<br />

(heute: Esper<strong>der</strong> Straße 19, Karl-Heinz Ohm)<br />

1706 bis 1874 6 Generationen Möller<br />

nach Aussterben dieser Linie Möller kam <strong>der</strong> Hof<br />

durch Erbschaft zu Nr. 43 (Lemke, Gönne 14)<br />

1971 kaufte Hermann Ohm sen. Grundstück mit Gebäuden.<br />

- 81 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

10.12 Großkötner Nr. 53 - Klingenberg<br />

(heute: Esper<strong>der</strong> Straße 11, Wilhelm Klingenberg)<br />

1669 bis 1703 2 Generationen Fricke<br />

1703 bis 1761 2 Generationen Seelmeyer<br />

1763 bis 1895 4 Generationen Hölscher<br />

1895 bis heute 3 Generationen Klingenberg<br />

- 82 -


10.13 Großkötner Nr. 54 - Battmer<br />

(heute: Esper<strong>der</strong> Straße 13, Karl Battmer)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

bis 1674 Jost Möller<br />

1675 bis 1702 Heinrich Bock<br />

1702 bis 1758 3 Generationen Busse<br />

1759 bis 1767 Heinrich Hermann Lange<br />

1770 bis 1848 2 Generationen Busse<br />

1849 bis heute 4 Generationen Battmer<br />

- 83 -


10.14 Anbauer Nr. 73 - Garve<br />

(heute: Kleine Straße 10, Eckhard Garve)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Der 1878 in Hunzen geborene Heinrich Hermann Konrad Garve zog 1900 nach <strong>Heyen</strong>, um dort in<br />

<strong>der</strong> Landwirtschaft zu arbeiten. 15 Jahre später konnten das Grundstück und Haus <strong>der</strong> heutigen<br />

Hofstelle in <strong>der</strong> Kleinen Straße erworben werden. Allerdings begann Konrad Garve erst in 1935 mit<br />

dem Aufbau eines eigenen landwirtschaftlichen Betriebes. Ein Kuhstall und ein Pferdestall wurden<br />

an das Haus angebaut. Heinrich Hermann Konrad Garve verdiente damals seinen Lebensunterhalt<br />

mit Steinbruch- und<br />

Fuhrarbeiten und war auf<br />

dem eigenen Hof<br />

dankbar für die Hilfe<br />

seines Sohnes Heinrich<br />

Garve, sen., geboren<br />

1909 in <strong>Heyen</strong>.<br />

Der Aufbau ging<br />

kontinuierlich weiter,<br />

1936 konnte <strong>der</strong> erste<br />

Hektar Kirchenland hinzu<br />

gepachtet und ein<br />

weiteres Grundstück zur<br />

Erweiterung <strong>der</strong><br />

Hoffläche erworben<br />

werden. Während <strong>der</strong><br />

Kriegsjahre übernahm<br />

Heinrich Garve, sen. die<br />

Bewirtschaftung des<br />

Betriebes und weiterer,<br />

bis 1945 befristet gepachtete, 2,5 ha von <strong>der</strong> Familie Friedrich Sagebiel, <strong>Heyen</strong>.<br />

Vor dem Hof 1925: v.l.: Elfried Arndt geb. Möller (2 Jahre), Oma Garve, Tante Fie<strong>der</strong>ike,<br />

Heinrich Grave jun. (ca. 16 Jahre – geb. 1906), Heinrich Garve sen. im Tor.<br />

Anfang <strong>der</strong> 50er Jahre konnte dann die Fläche von 9,5 ha Ackerland von Familie Friedrich Lücke<br />

auf Erbpacht übernommen werden.<br />

Die Familie von Heinrich Garve, sen.<br />

wuchs und 1958 wurde das Wohnhaus<br />

renoviert und im Anschluß gleich eine<br />

Scheune mit zwei Garagen auf <strong>der</strong><br />

Hofstelle errichtet. Gemeinsam mit<br />

seiner Frau Emma und den Söhnen<br />

Heinrich, jun., Dieter, Gerhard und<br />

Werner wurde 1961 auch noch ein<br />

Laufstall für die Mast von 15 Bullen<br />

errichtet. Darüber hinaus vergrößerte<br />

man die Milchviehhaltung auf 16<br />

Milchkühe und begann mit <strong>der</strong><br />

Sauenhaltung.<br />

In den folgenden Jahren wurde die<br />

Außenwirtschaft mit <strong>der</strong> Zupachtung<br />

von Län<strong>der</strong>eien erweitert und <strong>der</strong><br />

Maschinenpark den Erfor<strong>der</strong>nissen<br />

angepaßt. 1962 wurde <strong>der</strong> erste<br />

Schlepper mit einer Hydraulik und, in<br />

Kooperation mit einem zweiten<br />

- 84 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Landwirt, ein selbstfahren<strong>der</strong> Mähdrescher angeschafft. Mitte <strong>der</strong> 60-er Jahre konnte Heinrich<br />

Garve sen. weitere 1,5 ha Ackerland erwerben.<br />

1969 übernahm <strong>der</strong> älteste Sohn, Heinrich Garve, jun., geboren 1937 in <strong>Heyen</strong>, den<br />

landwirtschaftlichen Betrieb und konnte im selben Jahr gleich das Nachbargrundstück (Jacob) mit<br />

Gebäuden kaufen. Die Gebäude wurden abgerissen und das eigene Haus um den Anbau eines<br />

‚zweiten‘ Hauses erweitert. Zu Beginn <strong>der</strong> 80-er Jahre konnten wie<strong>der</strong> 1,25 ha Land gekauft<br />

werden.<br />

Das Interesse an <strong>der</strong> Landwirtschaft und die Maßgabe <strong>der</strong> Sicherung des Haupterwerbs durch die<br />

Landwirtschaft, führten in 1983 die Entscheidung zur Spezialisierung auf Sauenhaltung herbei.<br />

Bereits 1 Jahr später wurde mit dem Bau des mo<strong>der</strong>nen 100er Sauenstalls auf Gülle begonnen.<br />

Die ganze Familie war an dem Aufbau tatkräftig beteiligt, nach Fertigstellung wurden das Milchvieh<br />

und die Bullenmast aufgegeben und auch diese Ställe zu weiteren 20 Abferkelplätzen umgebaut.<br />

Im Mai 1987 erkrankte Heinrich Garve, jun. schwer und verstarb im Alter von 51 Jahren im Mai<br />

1989 an den Folgen seiner Erkrankung. Der Betrieb wurde noch vor seinem Tod, auf Wunsch <strong>der</strong><br />

Familie, am 01. Juli 1988 an seinen jüngeren Sohn, Eckhard, verpachtet.<br />

Heute umfaßt <strong>der</strong> Betrieb ca. 160 Sauen und bewirtschaftet eine Fläche von 62 ha.<br />

- 85 -


10.15 Großkötner Nr. 49 - Wiemann<br />

(heute: Twetje 1, Matthias Wiemann)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1675 bis 1679 Hermann Pieperschnie<strong>der</strong><br />

1679 bis 1706 Fiet Zeddies von Börry<br />

1710 bis 1733 Hans Heinrich Piepenschnie<strong>der</strong><br />

1738 bis 1740 Joh. Heinrich Piepenschnie<strong>der</strong><br />

1740 bis 1854 4 Generationen Sagebiel<br />

1854 bis 1926 2 Generationen Weber<br />

1926 bis heute 3 Generationen Wiemann<br />

- 86 -


10.16 Vollmeierhof Nr. 51 - Rother<br />

(heute: Hauptstraße 12, Fam. Rother)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1664 bis 1876 sechs Generationen Sagebiel<br />

1876 bis 1903 August Ludwig Rudolph Hun<strong>der</strong>tmark<br />

1903 bis 1916 Friedrich Wilhelm Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark<br />

1916 bis 1930 Ernst Friedrich Wilhelm (aus Holzen)<br />

1930 bis 1952 Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark<br />

1952 bis 1984 Albrecht Rother<br />

seit 1984 Eckard Rother<br />

Der Hof Rother, <strong>Heyen</strong>, Hauptstr. 12 (Luftbild v. 1975)<br />

Anspannung 1910 auf dem Hof Hun<strong>der</strong>tmark (heute: Rother)<br />

- 87 -


10.17 Halbmeier Nr. 43 - Lemke<br />

(heute: Gönne 14, Ottmar Lemke)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

um 1677 Joh. Heinrich Sünnemann<br />

1712 bis 1843 Familie Wessel<br />

1843 bis 1883 Ludwig Sporle<strong>der</strong><br />

seit 1944 3 Generationen Lemke<br />

Hof Lemke Gönne 14 in den 60er Jahren.<br />

Hof in <strong>der</strong> Hagenstraße – früher Winkelbauer, Wilhelm Sporle<strong>der</strong> Nr. 8<br />

Der Betrieb wurde erstmalig 1677 in <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> erwähnt, damaliger Besitzer war Joh. Heinrich<br />

Sünnemann. Von 1712 bis 1843 bewirtschaftete die Familie Wessel den Betrieb.<br />

Von 1843 bis 1883 bewirtschaftete Ludwig Sporle<strong>der</strong> den Hof, 1883 übernahm sein Sohn, Heinrich<br />

Conrad Ludwig Sporle<strong>der</strong> die Landwirtschaft. Dessen Tochter heiratete Friedrich Meyer aus<br />

- 88 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

<strong>Heyen</strong>. Deren Tochter Emma Meyer heiratete im Juli 1944 Wilhelm Lemke aus Bessinghausen, so<br />

wurde aus dem Halbmeierhof 43 <strong>der</strong> Betrieb Lemke. Wilhelm Lemke erlag im Dezember 1944<br />

seinen Kriegsverletzungen. Im Juni 1945 heiratete, sein aus <strong>der</strong> Kriegsgefangenschaft<br />

zurückkehren<strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>, Otto Lemke, die Witwe Emma Lemke. Otto Lemke musste in den<br />

Nachkriegsjahren wie viele Betriebe von null an beginnen. Nach und nach nahm er alle zum<br />

Betrieb gehörenden Flächen wie<strong>der</strong> in die Bewirtschaftung.<br />

Die Bewirtschaftung <strong>der</strong> Flächen erfolgte mit Pferden und dem ersten Schlepper, einem Deutz mit<br />

30 PS und Gitterrä<strong>der</strong>n. Zu diesem Zeitpunkt bis ungefähr Mitte <strong>der</strong> sechziger Jahre gab es<br />

mehrere Angestellte auf dem Betrieb, so z.B. das Flüchtlingsmädchen Martha, die als Magd<br />

arbeitete und <strong>der</strong> Betriebsleiterin zur Hand ging. Dem Betriebsleiter halfen mehrere Angestellte bei<br />

<strong>der</strong> Außenwirtschaft so z.B. H. Denker als Gespannführer und K. Müller.<br />

Wie auch auf an<strong>der</strong>en Betrieben<br />

gab es zahlreiche Saisonhelfer,<br />

die in arbeitsreichen Zeiten<br />

mitarbeiteten. Mit einsetzen<strong>der</strong><br />

Mechanisierung auf dem Hof<br />

wurden auch die Arbeitskräfte<br />

weniger, so gab es ab Mitte <strong>der</strong><br />

sechziger nur noch stundenweise<br />

eingesetzte Helfer auf dem<br />

Betrieb. Die einsetzende<br />

Mechanisierung hatte auch zur<br />

Folge, dass Maschinen mit<br />

an<strong>der</strong>en Betrieben zusammen<br />

angeschafft o<strong>der</strong> überbetrieblich<br />

eingesetzt wurden. 1969 wurden<br />

die Kühe auf dem Betrieb<br />

abgeschafft, einer <strong>der</strong> Gründe<br />

hierfür war <strong>der</strong> schlechte<br />

Milchpreis. Anstatt <strong>der</strong> bis dahin<br />

gehaltenen Kühe entschied sich<br />

<strong>der</strong> Betriebsleiter dafür<br />

Ammenkühe zu halten.1973<br />

brannte die Scheune auf dem Hof<br />

ab. In den folgenden Jahren<br />

entstand eine fast vollständig neue<br />

Hofstelle. Zuerst <strong>der</strong> Neubau eines<br />

Wohnhauses mit anschließendem<br />

Abriss des alten Wohnhauses. Ein<br />

neuer Maschinenschuppen<br />

entstand an <strong>der</strong> Stelle wo das alte<br />

Wohnhaus gestanden hatte. Die<br />

Ammenkuhhaltung wurde von <strong>der</strong><br />

Bullenmast auf Grund höherer<br />

Rentabilität abgelöst.<br />

Lieferung von 50 Ztr. Futtermittel bei Glatteis in <strong>der</strong> Twetje<br />

1986 gab Otto Lemke den Betrieb an seinen Sohn Ottmar Lemke ab. Die Betriebsgröße belief sich<br />

zu diesem Zeitpunkt auf 44 ha Ackerland und 4 ha Wiese. Es wurden 16 Mastbullen und über<br />

Sommer zusätzlich noch 60 Mastschweine gehalten. Auf Grund des stark sinkenden Einkommens<br />

in <strong>der</strong> Landwirtschaft und fehlen<strong>der</strong> Zupachtflächen entschied sich Ottmar Lemke den Betrieb im<br />

Nebenerwerb zu bewirtschaften. Hauptberuflich ging er weiter seiner Tätigkeit als<br />

Betriebsschlosser nach. Sein Ziel war es, den Betrieb zu vergrößern und zu mo<strong>der</strong>nisieren, um ihn<br />

später im Vollerwerb zu führen. Nach <strong>der</strong> Übernahme des Betriebes wurde <strong>der</strong> Mastbullenbestand<br />

nach und nach auf Grund fehlen<strong>der</strong> Kostendeckung abgestockt.<br />

- 89 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Anstelle <strong>der</strong> Bullen wurden Mastschweine aufgestallt, die gemästeten Ferkel stammten zum<br />

größten Teil aus <strong>Heyen</strong>er Beständen. Die Schweine wurden auf Stroh gemästet, da ein Umbau <strong>der</strong><br />

Altgebäude auf Gülle nur mit einem erheblichen Kostenaufwand hätte realisiert werden können.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Mastplätze wurde stetig ausgebaut von 90 im Jahr 1987 auf 130 im Jahr 1988. Der<br />

elterliche Betrieb <strong>der</strong> Ehefrau von Ottmar Lemke, Anita Lemke geb. Hielscher, in Dohnsen wurde<br />

1988 gepachtet, die Größe des Betriebes betrug 19 ha. Weitere Altpachtverträge dieses Betriebes,<br />

über 9 ha, wurden ebenfalls übernommen. 1989 gingen die Flächen in Dohnsen in den Besitz von<br />

Anita Lemke über. Somit hatte <strong>der</strong> Betrieb Lemke 1989 eine Eigenfläche von 67 ha, davon 6 ha<br />

Grünland. Die Zupachtfläche betrug 13ha. In den folgenden Jahren wurden die Maschinen<br />

mo<strong>der</strong>nisiert. Es wurden neue Schlepper angeschafft, die die 100 PS Grenze überschritten. Ein<br />

neuer Drescher mit 4,30 m Schneidwerk wurde angeschafft, um die anfallenden Arbeiten im<br />

Nebenerwerb zu bewältigen, ohne außerbetriebliche Arbeitskräfte einzusetzen.<br />

Des Weiteren wurde die Schweinemast in <strong>Heyen</strong> kontinuierlich um weitere 60 Vormastplätze<br />

erweitert. 1996 konnte <strong>der</strong> Betrieb weitere 30 ha Ackerland dazupachten. Der Betrieb hatte jetzt<br />

eine Größe von 106 ha und einen Viehbesatz von 160 Mastschweinen. Trotz <strong>der</strong> zugepachteten<br />

Flächen entschied sich <strong>der</strong> Betriebsleiter dafür, den Betrieb weiter im Nebenerwerb zu<br />

bewirtschaften. Gründe für diese Entscheidung sind: Stagnierendes bzw. rückläufiges Einkommen<br />

in <strong>der</strong> Landwirtschaft, ständig wechselnde Rahmenbedingungen in <strong>der</strong> Landwirtschaft, hoher<br />

Investitionsbedarf auf Grund des schnellen Wachstums.<br />

Der Betrieb Lemke hat in <strong>der</strong><br />

Zeit von 1996 bis heute noch<br />

weitere Flächen und einen<br />

Schweinemaststall in Bremke<br />

dazugepachtet. Im Wirtschaftsjahr<br />

2003 beträgt die Fläche 123<br />

ha und <strong>der</strong> Viehbestand beläuft<br />

sich auf 360 Mastplätze. Der<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

1986 1987 1989 1996 2003<br />

- 90 -<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Mastplätze<br />

Fläche (ha)<br />

Betrieb wird, wie heute üblich, auf Grund <strong>der</strong> zu hohen Nebenkosten für Helfer und <strong>der</strong> großen<br />

Schlagkraft <strong>der</strong> Maschinen, nur mit Familienarbeitskräften bewirtschaftet.<br />

Seit Mitte 2002 ist <strong>der</strong> Sohn Tobias Lemke als Wirtschafter auf dem Betrieb angestellt. Sein Ziel ist<br />

es, den Hof in Zukunft wie<strong>der</strong> im Vollerwerb zu bewirtschaften.


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

10.18 Landhandel - 80 Jahre - Von den Anfängen bis heute<br />

(von Peter Klatt)<br />

Mit dem Landhandelsgeschäft in <strong>Heyen</strong> ist <strong>der</strong> Name <strong>der</strong> Familie Scharpenberg untrennbar<br />

verbunden. Rudolf Scharpenberg, <strong>der</strong> Vater des letzten Inhabers des Betriebs "Landhandel<br />

Scharpenberg", war als junger Mann zunächst in <strong>der</strong> Landwirtwirtschaft beschäftigt und danach<br />

nach Erwerb des Kanal- und Weserpatentes als Schiffsführer tätig.<br />

Nach <strong>der</strong> Verheiratung mit Emma Ebeling aus Brockensen im Jahr 1923 musste er auf Wunsch<br />

seiner pflegebedürftigen Eltern ganz nach <strong>Heyen</strong> zurückkehren.Ebenfalls 1923 baute er einen<br />

Dreschschuppen, in dem er Lohndrusch stationär betrieb. Später eröffnete er zusammen mit<br />

seinem Schwager Fritz Sorge einen Fuhrbetrieb. Der Geschäftsbereich umfasste stationäre und<br />

mobile Lohndruscharbeiten auf den Fel<strong>der</strong>n und Höfen mit 2 Dreschmaschinen und Holzsägen mit<br />

einer fahrbaren Bandsäge. Als Zugmaschine für das Fuhrgeschäft wurde Ende <strong>der</strong> 30iger Jahre<br />

ein 28iger Deutz, Baujahr 1936 eingesetzt.<br />

Beim Lohndreschen tätigte <strong>der</strong> Betriebsinhaber die ersten Abschlüsse in den Bereichen<br />

Getreidehandel und Handel mit landwirtschaftlichen Bedarfsgütern (Dünger, Saatgut, Futtermittel,<br />

usw.) mit den Landwirten.<br />

Nach dem Krieg trat Sohn Rudolf (geb. 1925) in die Firma seines Vaters ein. Vor dem Krieg hatte<br />

er bei <strong>der</strong> Firma Reese in Bodenwer<strong>der</strong> Landhandelskaufmann gelernt. Nun konnte er das<br />

Landhandelsgeschäft mit seinen Kenntnissen und Erfahrungen ausbauen. Im Januar 1951 starb er<br />

bei einem Verkehrsunfall.<br />

Sein jüngerer Bru<strong>der</strong> Heinrich musste die Ausbildung zum Bauingenieur an <strong>der</strong> Bauschule<br />

Holzminden kurzfristig abbrechen und umgehend Aufgaben in <strong>der</strong> Geschäftsführung des<br />

elterlichen Betriebes übernehmen.<br />

1952 wurde ein<br />

weiterer Schuppen<br />

gebaut und im alten<br />

Dreschschuppen<br />

ein Lager<br />

eingerichtet, weil<br />

durch betriebliche<br />

Entwicklungen in<br />

<strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

kein weiterer Bedarf<br />

an stationärem<br />

Lohndrusch<br />

bestand. Der neue<br />

Schuppen wurde<br />

1954 - 1956 zum<br />

Silolager mit einer<br />

Durchlauftrocknung<br />

(Trocknungskapazität<br />

1,5 t/h)<br />

ausgebaut.<br />

Dreschschuppen erbaut 1954<br />

1955 verheiratete sich Heinrich Scharpenberg mit Ruth Sörgel aus <strong>Heyen</strong>. 1958 erfolgte die<br />

Geschäftsübernahme vom Vater. Von diesem Zeitpunkt an weitete <strong>der</strong> tatkräftige Inhaber das<br />

Landhandelsgeschäft ideenreich aus. 1960 wurde das erste massive Silo mit einer Lagerkapazität<br />

von 500 t in 15 Zellen errichtet.<br />

- 91 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1964 folgte das 30 m hohe Betonsilo mit einer Lagerkapazität von 700 t. Zeitgleich wurde die<br />

Trocknungskapazität durch eine mo<strong>der</strong>ne 6 t/h - Trocknung erhöht. Da die Lagerkapazität immer<br />

noch nicht ausreichte, mussten zusätzlich Flachlager (ca. 850 t) angelegt werden.<br />

1970 - 1971 wurde die<br />

Nie<strong>der</strong>lassung in Emmerthal<br />

gegründet. In ihr erfolgte vor<br />

allem <strong>der</strong> kostengünstigere<br />

Umschlag <strong>der</strong> in Waggons<br />

angelieferten Dünge- und<br />

Futtermittel.<br />

1975 wurden noch 2<br />

Stahlsilos mit je 1000 t<br />

Lagerkapazität (Weizen) mit<br />

<strong>der</strong> das Ortsbild prägenden<br />

Höhe von 35 m gebaut. Bei<br />

Ausnutzung aller Lagermöglichkeiten<br />

konnten nunmehr<br />

über 6000 t Getreide und<br />

Dünger eingelagert werden.<br />

- 92 -<br />

Landhandel um 1970<br />

Nach einer schweren Erkrankung <strong>der</strong> Inhabers wollte er das Landhandelsgeschäft nicht mehr in<br />

alleiniger Verantwortung in alter Form fortführen. Keiner <strong>der</strong> drei Söhne von Ruth und Heinz<br />

Scharpenberg mochte in das Geschäft mit <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Betriebsführung und <strong>der</strong> späteren<br />

Geschäftsübernahme eintreten. Deshalb wurde <strong>der</strong> Betrieb von Heinrich Scharpenberg am<br />

1.07.1978 an die Wirtschaftliche Landhandelsvereinigung, kurz "WLV", verkauft.<br />

Der Konzentrationsprozess<br />

im<br />

Landhandel war damit<br />

nicht abgeschlossen.<br />

Die WLV gibt es seit<br />

drei Jahren auch nicht<br />

mehr im Raum<br />

Bodenwer<strong>der</strong>. Ab dem<br />

1.01.2001 werden ihre<br />

Lagerhäuser in<br />

Kemnade und <strong>Heyen</strong><br />

von <strong>der</strong> Raiffeisen<br />

Hauptgenossenschaft<br />

Nord AG betrieben.<br />

Landhandel um 1990


11 Beson<strong>der</strong>e Flurstücke in <strong>Heyen</strong><br />

11.1 Die Sun<strong>der</strong><br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Massives Stallgebäude auf <strong>der</strong> Sun<strong>der</strong> am Wegenser Weg, um 1830 gebaut, 1978 abgerissen.<br />

Letzter Eigentümer: Friedrich Meyer, Kampstraße 5.<br />

Ausspann auf <strong>der</strong> Sun<strong>der</strong><br />

Um Zeit und den Weg zum Hof und zurück (ca. 6 km) in <strong>der</strong> Mittagszeit zu sparen, erhielten die<br />

Pferde in einer Steinkrippe im Stall ihr Kraftfutter. Den Gespannführern wurde rechtzeitig das<br />

Essen – in <strong>der</strong> Regel ein guter Eintopf – zum Feldstall gebracht.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Feldmark gab es noch zwei weitere Ausspannställe.<br />

11.2 Der Rhien<br />

(Hermann Wiemann)<br />

Etwa 0,8 km nordwestlich von <strong>Heyen</strong> befindet sich ein 2,9 ha großes Biotop, das vom Landkreis<br />

Holzminden als beson<strong>der</strong>s geschützter Bereich gemäß § 28a NNatG ausgewiesen ist:<br />

Großflächiges Feuchtgebiet (Nie<strong>der</strong>moor) mit hoch anstehendem Grundwasser auf<br />

anmoorigem Untergrund. Teilfläche 1 mit Röhrichten, Seggenrie<strong>der</strong>n etc.; Teilfläche 2 mit Erlen-<br />

Buchenwald bewachsen. Innerhalb <strong>der</strong> Flächen wechselnde Dominanzbestände.<br />

Im 30-jährigen Krieg soll im Moor das Pferd eines Reiters eingesunken und nicht wie<strong>der</strong><br />

herausgekommen sein.<br />

- 93 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Bis etwa 1935 gab es eine Moorstelle, in die ein<br />

Mann eine lange Bohnenstange hineindrücken<br />

konnte, ohne auf Grund zu kommen. Diese<br />

Gefahrenstelle wurden mit einer Betonplatte<br />

abgedeckt und Erde darüber geschoben.<br />

Versuche, Teile des Moores zu dränieren, sind<br />

aber immer wie<strong>der</strong> fehlgeschlagen, weil sich die<br />

Rohre nach wenigen Jahren zugesetzt haben.<br />

Das Feuchtgebiet wird von einem großen Graben geteilt, <strong>der</strong> das Wasser <strong>der</strong> westlich von <strong>Heyen</strong><br />

gelegenen Feldmark aufnimmt und in die Ilse ableitet.<br />

Im Landkreis Holzminden befindet sich nur im Solling ein weiteres Nie<strong>der</strong>moor.<br />

11.3 Der Weinberg<br />

(Hermann Wiemann)<br />

Wahrscheinlich wurde in<br />

früheren Zeiten am Südhang des<br />

Weinbergs Wein angebaut. Es<br />

ist durchaus möglich, an<br />

geschützten Lagen Weinreben<br />

zu ziehen und in guten,<br />

sonnenreichen Jahren von den<br />

Trauben trinkbaren Wein zu<br />

produzieren. Noch bis etwa zum<br />

zweiten Weltkrieg pflegte<br />

Wilhelm Wessel, auch<br />

Rosengärtner genannt, etwa 30<br />

bis 50 Weinstöcke am<br />

südwestlichen Hang des<br />

Bornbrinkes.<br />

- 94 -


Nach Aussagen von Friedrich<br />

Weber pflanzte vor 100 Jahren<br />

(um 1900) <strong>der</strong> Pastor Adolf<br />

Runge, Pfarrer zu <strong>Heyen</strong> und<br />

Frenke, auf dem Weinberg<br />

Kirschen und<br />

Zwetschenbäume. Von<br />

Hermann Wiemanns Vater, <strong>der</strong><br />

1927 die Plantage pachtete,<br />

wurden weitere 40<br />

Zwetschenbäume gepflanzt.<br />

Die Kirschen, überwiegend<br />

frühe, weiche Sorten, werden<br />

heute weitgehend von Staren<br />

„geerntet“.<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Von dem heute überalterten<br />

Baumbestand werden lei<strong>der</strong><br />

zunehmend Jahr für Jahr einige Bäume von Winterstürmen zerbrochen.<br />

11.4 Weinanbau in <strong>Heyen</strong><br />

(Wilhelm Meyer)<br />

In <strong>Heyen</strong> wurde vor über 100 Jahren ein Weißwein gekeltert. Am sonnigen Südhang des<br />

Bornbrinks – vor dem Großen Knapp – reiften die Trauben an stämmigen Rebstöcken heran.<br />

Dieser kleine Weinberg mit seiner Obst- und Kirschenplantage wurde noch bis 1957 vom Landwirt<br />

Wilhelm Wessel, geb. 1889, bewirtschaftet.<br />

Aquarell von Wilhelm Wessel<br />

- 95 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Das Aquarell bestätigt den Weinbau in <strong>Heyen</strong>. Es wurde 1902 von Wilhelm Wessel, geb. 1868 in<br />

<strong>Heyen</strong>, gemalt. Der Hobbymaler, ein Onkel des o. g. Bornbrinkbesitzers, war Lehrer in<br />

Braunschweig. Er verstarb 1944. Rechts im Vor<strong>der</strong>grund wachsen die Rebstöcke. Im Tal liegt<br />

idyllisch das Oberdorf von <strong>Heyen</strong> mit dem Wehrturm <strong>der</strong> St. Ursula Kirche. Das Original befindet<br />

sich im Haus Dasper Str. 5 bei Familie Loch / Willmer.<br />

Wilhelm Wessel hatte den Betrieb von seinem Vater übernommen und pflegte mit Sorgfalt und<br />

Freude den Weinberg weiter. Bei mäßigen Erträgen erzeugte er fruchtige Weißweine. Etwa 200<br />

Flaschen pro Jahr. Der liebliche Rebensaft wurde stets gelobt. Mein Vater, ein Cousin des<br />

Winzers, berichtete mir früher einmal, dass er in seinen jüngeren Jahren oft zur Weinprobe<br />

eingeladen wurde. Einen sogenannten Drei – Männer – Weserwein (wenn einer ihn trank, müssen<br />

ihn zwei an<strong>der</strong>e stützen, damit <strong>der</strong> Trinker den sauren Wein ertragen konnte) soll es bei Wessels,<br />

Bacchus sei Dank, nicht gegeben haben.<br />

Die Eheleute Wessel haben 1960 den Besitz in <strong>Heyen</strong> verkauft und sind nach Goslar am Harz<br />

übersiedelt, da <strong>der</strong> einzige Sohn im 2. Weltkrieg gefallen war.<br />

- 96 -


12 Unwetter in <strong>Heyen</strong><br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

12.1 Hochwasser Esper<strong>der</strong> Straße 1936<br />

Nach einem starken Regenschauer stand die Esper<strong>der</strong> Straße unter Wasser.<br />

- 97 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

12.2 Unwetter in <strong>der</strong> Nacht vom 30.04. auf den 01.05.1955<br />

Aufräumarbeiten in <strong>der</strong> Kampstraße. V.l. Hans Roth, ?, Heinz Battmer<br />

- 98 -


13 <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong><br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

13.1 Standesbeamter in Haus Nr. 36, heute Zieseniß, Gönne 10<br />

Auflistung <strong>der</strong> Standesbeamten in <strong>Heyen</strong> (soweit bekannt)<br />

Standesämter gab es seit 1876. Anfangs hatte <strong>Heyen</strong> kein Standesamt und gehörte von 1876 bis<br />

1879 zum Standesamt Halle. 1880 bekam <strong>Heyen</strong> ein eigenes Standesamt.<br />

Die Standesbeamten waren:<br />

bis März 1883 Friedrich Grave<br />

April 1883 bis Jan. 1897 Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark<br />

Feb. 1897 bis Feb. 1901 Wilhelm Sagebiel<br />

März 1901 bis Juni 1936 Carl Sagebiel<br />

Juli 1936 bis März 1947 Wilhelm Wessel<br />

April 1947 bis Jan. 1962 Erich Zieseniß<br />

Feb. 1962 bis Aug. 1962 Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark (Vertreter)<br />

Sept. 1962 bis Dez. 1972 Albrecht Rother<br />

Seit <strong>der</strong> Gebietsreform wird das Standesamt <strong>Heyen</strong>, seit dem 1.1.1973, wie auch alle an<strong>der</strong>en<br />

Standesämter <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong>, von <strong>der</strong> Samtgemeindeverwaltung weiter geführt.<br />

- 99 -


13.2 Wasserversorgung in <strong>Heyen</strong><br />

(Albrecht Rother)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Bis zum Bau <strong>der</strong> zentralen Wasserleitung für <strong>Heyen</strong> in den Jahren 1936 bis 1938 musste die<br />

Bevölkerung für das benötigte Wasser im Ort selbst sorgen. So befanden sich bis dahin auf allen<br />

Gehöften und vor Häusern meist eigene Brunnenanlagen. Das Wasser wurde mit an Ketten<br />

befestigten Eimern aus den tiefen Brunnen mit <strong>der</strong> Hand „hochgedreht“. Später konnte mit<br />

Schwengelpumpen das Wasser geför<strong>der</strong>t werden. Vereinzelt wurden auch, nachdem die<br />

Elektrizität ihren glorreichen Einzug gehalten hatte, auf den Höfen selbsttätige elektrische<br />

Pumpanlagen gebaut. Sie pumpten das Wasser aus den Brunnen in große, meist auf den Böden<br />

befindliche Fässer. Aus diesen floss dann das Wasser im freien Fall zu den Abnahmestellen in<br />

Haus und Stall.<br />

Bei großer Trockenheit und im Notfall wurde auch Wasser aus dem an <strong>der</strong> Dasper Straße bei den<br />

„Kin<strong>der</strong>brunnen“ entspringenden Wasserlauf entnommen. Das ganze Jahr über führt noch heute<br />

dieser Graben Wasser und plätschert durch den Pfarrgarten und weiter von Süd nach Nord<br />

entlang <strong>der</strong> Dorfstraße durch den <strong>ganzen</strong> Ort. Die Beeke (<strong>der</strong> Bach) war oberflächig offen. An<br />

mehreren Abschnitten waren Stauschieber eingebaut. So konnte das Wasser als Viehtränke und<br />

als Löschwasserentnahme genutzt werden, ebenso aber auch als Brauchwasser im Haus.<br />

Für Feuerlöschzwecke befand sich auf einem damaligen <strong>Gemeinde</strong>grundstück vor dem alten<br />

Spritzenhaus in <strong>der</strong> Esper<strong>der</strong> Straße (jetzt Familie Herzog, Esper<strong>der</strong> Str. Nr. 7) ein<br />

Wasserreservoir. 1878 verkaufte die <strong>Gemeinde</strong> dieses Grundstück an den Holzhändler und<br />

Brinksitzer Gömann. Der neue Eigentümer baute ein Wohnhaus auf das Grundstück. Im<br />

nachhinein stellte sich jedoch heraus, dass <strong>der</strong> Verkauf kein guter Weg war. Die<br />

Löschwasserversorgung war nun gefährdet, da die Anstauungen im Dorfbach nicht ausreichten.<br />

Um die Wasserversorgung im Oberdorf zu sichern, bauten in den Jahren 1859/60 einige Bewohner<br />

im Oberdorf eine Wasserleitung in eigener Regie. Vom oben erwähnten Bachlauf an <strong>der</strong> Dasper<br />

Straße wurde ein Teil des Wassers in meterlangen Tonrohren aufgefangen, abgeleitet und zu<br />

anfangs drei Zapfsäulen, den sogenannten Posten (Pfosten), zugeführt. Die Posten befanden sich<br />

auf den Grundstücken Sporle<strong>der</strong> (heute Lemke, Gönne 14), Willmer (heute Tischlerei Zieseniß,<br />

gegenüber Gönne 10) und dem Pfarrhof (Gönne 5). In Satzungen mit genauen Bestimmungen<br />

wurden die Aufgaben und Pflichten <strong>der</strong> Nutznießer dieser Wasserleitung festgelegt. Fe<strong>der</strong>führend<br />

war <strong>der</strong> damalige Pastor Runge. Seit 1926 wird aus dieser Leitung die damals neuangelegte<br />

Löschwasser-Zisterne (Fassungsvermögen 36 m³) gespeist. Sie befindet sich noch heute in voller<br />

Funktion und liegt an <strong>der</strong> Gönne / Einmündung Twetje. Die Posten wurden um etwa 1955<br />

abgebaut.<br />

1927 beklagten sich die Bewohner im Dorfausgang nach Esperde in einem Schreiben an die<br />

<strong>Gemeinde</strong> über die schlechte Qualität ihres Wassers und baten für Abhilfe zu sorgen. Alle<br />

Bemühungen <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>, eine einheitliche und gemeindeeigene Wasserversorgung zu<br />

bekommen, blieben lei<strong>der</strong> ergebnislos.<br />

Eine Lösung brachte erst <strong>der</strong> anfangs erwähnte Bau <strong>der</strong> Wasserleitung. Nach Gründung eines<br />

überörtlichen Wasserverbandes um 1930, zu dem zwölf Ortschaften gehörten, wurden dann in den<br />

Folgejahren Hochbehälter und zentrale Wasserleitungen gebaut. Der Gründung des Verbandes<br />

gehörten die Orte Dielmissen, Halle, <strong>Heyen</strong>, Hunzen, Kirchbrak, Kreipke, Lüerdissen, Ölkassen,<br />

Scharfoldendorf, Tuchtfeld, Wegensen und Westerbrak an. <strong>Heyen</strong> wird vom Hochbehälter in<br />

Kreipke versorgt. Der Verband wurde zunächst vom Landkreis Holzminden geleitet.<br />

Nach Kriegsende 1945 kam es mehrfach zu Engpässen in <strong>der</strong> Wasserversorgung. Durch Zuzug<br />

von Evakuierten, Flüchtlingen und Vertriebenen, durch Aufstockung <strong>der</strong> Viehbestände, durch<br />

wachsende Ansprüche <strong>der</strong> Bevölkerung in Hygiene und beson<strong>der</strong>s wegen unkontrollierbarer,<br />

leichtsinniger und unüberlegter Wasserentnahme entstand ein großer Mehrverbrauch. Die<br />

dadurch, beson<strong>der</strong>s in den trockenen Sommermonaten, bedingte Wasserknappheit führte nicht<br />

- 100 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

selten zu Disputen und Differenzen zwischen Bevölkerung und den verantwortlichen Angestellten<br />

des Verbandes.<br />

Mit dem Einbau von Wasserverbrauchszählern, den Wasseruhren, verringerte sich zusehends <strong>der</strong><br />

Wasserverbrauch. In den Jahren wurde die Wasserversorgung jedoch stets ausgeweitet und das<br />

Rohrnetz verbessert, so dass die Versorgungsstörungen stark rückläufig sind. 1961/62 wurden die<br />

Brunnen Wabachtal (an <strong>der</strong> Straße Kirchbrak / Ölkassen) und Kirchbrak erschlossen.<br />

Der heutige Wasserverband<br />

Ithbörde in<br />

Dielmissen wurde 1973<br />

von den Samtgemeinden<br />

Bodenwer<strong>der</strong> und<br />

Eschershausen gegründet<br />

und versorgt die Orte<br />

in diesen <strong>Gemeinde</strong>gebieten<br />

und darüber<br />

hinaus. Ständige Fusionen<br />

mit an<strong>der</strong>en<br />

<strong>Gemeinde</strong>n haben den<br />

Wasserverband zu einem<br />

bedeutsamen Wirtschaftsunternehmen<br />

geformt. Heute wird auch<br />

die Abwasserentsorgung<br />

mit betreut.<br />

Wasserentnahme aus dem Brunnen auf dem Hof Zeddies um 1926<br />

Seit dem Bau eines großen Hochbehälters im Hils bei Kaierde 1975, kommt es im Einzugsgebiet<br />

des Wasserverbandes Ithbörde/Weserbergland (WVIW) zu keinen nennenswerten Engpässen in<br />

<strong>der</strong> Wasserversorgung mehr. Anmerkung: unser Wasser hat den Härtegrad um 8, ist für alle<br />

Haushaltsmaschinen gut geeignet, und es schmeckt vorzüglich.<br />

13.3 1946 – Ein Jahr Kommunalarbeit in <strong>Heyen</strong> nach dem Krieg<br />

(Reinhard Meyer)<br />

Auszüge aus dem Protokollbuch <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong>:<br />

Erster Beschluss am 22.3.1946: „Wurde <strong>der</strong> Bürgermeister vom Gemein<strong>der</strong>at beauftragt, den<br />

Schulrat in Holzminden zu benachrichtigen, die Lehrerstelle in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> wie<strong>der</strong> zu<br />

besetzen.“<br />

Auch in den weiteren Protokollen wurde später noch auf die Einstellung einer Lehrerkraft<br />

hingewiesen. Aufgrund <strong>der</strong> Raumnot, sowohl in <strong>der</strong> Schule als auch an Wohnraum, konnte nur ein<br />

lediger Lehrer eingestellt werden. Beantragt wurde zu einem späteren Zeitpunkt ein lediger<br />

katholischer Lehrer, <strong>der</strong> auch den katholischen Religionsunterricht übernehmen konnte, für den<br />

bisher jemand aus Bodenwer<strong>der</strong> angefor<strong>der</strong>t worden ist, <strong>der</strong> auch bezahlt werden musste.<br />

06.04.1946 In den Schulvorstand wurde Hermann Battmer wie<strong>der</strong>gewählt, für Wilhelm<br />

Waßmann und Hermann Möller Nr. 90 wurden Karl Tiele und Karl Fischer neu<br />

gewählt. Auf Veranlassung des Bürgermeisters wurde den <strong>Gemeinde</strong>arbeitern <strong>der</strong><br />

ortsübliche Lohn <strong>der</strong> auswärtigen Industriearbeiter gewährt. 70 Pf. pro Stunde, bei<br />

Wassergräben aufmachen ein Zuschlag von 25%.<br />

17.04.1946 Es wurde ein Haushaltsplan vorgelesen und ohne jegliche Einwendungen für gut<br />

befunden.<br />

- 101 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

29.04.1946 Kin<strong>der</strong>garten: ..... wurde vom Gemein<strong>der</strong>at einstimmig beschlossen, dass kein<br />

Raum für den in Frage kommenden Kin<strong>der</strong>garten zu beschaffen sei, weil alle<br />

Räume für die zu erwartenden Ostflüchtlinge bereitgehalten werden mussten.<br />

07.05.1946 Da das Brennholz im <strong>Heyen</strong>er Wald nicht ausreicht, werden in <strong>der</strong> Ottensteiner<br />

Forst Brennholzeinschläge vorgenommen. Nur wer bereit war, sich an diesen<br />

Arbeiten zu beteiligen, hatte Anspruch auf Brennholz. Als Arbeitslohn wurden pro<br />

Tag 5 Reichsmark gezahlt. Für die Beför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Leute durch Traktoren wurden 8<br />

Reichsmark bezahlt.<br />

24.05.1946 Beratung des Haushaltsplans 1946/47: ... die für die Fürsorge, Feuerwehr, Schule<br />

und einige kleinere Posten angesetzten Beträge sollen gekürzt und die dadurch<br />

gewonnenen Summen dem Wegebaukonto zugeführt werden. Im Übrigen wurde<br />

<strong>der</strong> Haushaltsplan einstimmig angenommen. Die Haushaltssatzung wurde<br />

folgen<strong>der</strong>maßen festgelegt:<br />

Grundsteuer für land- und forstwirtschaftlichen Betrieb: Hebesatz 140 v.H.<br />

für die übrigen Betriebe: Hebesatz 85 v.H.<br />

Gewerbesteuer nach dem Gewerbeertrag und dem<br />

Gewerbekapital: Hebesatz 280 v.H.<br />

16.07.1946 Festsetzung <strong>der</strong> Fuhr- und Arbeitslöhne am Neuen Wege: ... wurden die Fuhrlöhne<br />

pro Tag für 1 Pferdegespann auf 14,50 Reichsmark festgelegt, für Traktor pro Tag<br />

40 Reichsmark. Die Stundenlöhne durchschnittlich 60 Pfg., diese vom Gemein<strong>der</strong>at<br />

festgelegten Löhne sollen in Zukunft nicht bindend sein, ein Pflichttag wird jedem<br />

von den Arbeitstagen nicht bezahlt, diejenigen Personen, die nicht an <strong>der</strong> Arbeit<br />

geholfen haben, sollen 1 Tag in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> arbeiten o<strong>der</strong> 2 Tage den in Frage<br />

kommenden Lohn an die <strong>Gemeinde</strong> erstatten.<br />

16.08.1946 Einstellung <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>schwester: ... die Einstellung einer <strong>Gemeinde</strong>schwester<br />

wurde vom Gemein<strong>der</strong>at abgelehnt, zur Begründung gab <strong>der</strong> Bürgermeister<br />

folgende Auskunft: bei <strong>der</strong> jetzigen schwierigen Finanzierung des Kreises sowie <strong>der</strong><br />

<strong>Gemeinde</strong>n, wäre es nicht möglich, hierzu noch Gel<strong>der</strong> bewilligen zu können.<br />

Antrag vom Sportverein <strong>Heyen</strong> wegen Beschaffung eines Sportplatzes: ... zur<br />

Schaffung eines Sportplatzes wurde vom Gemein<strong>der</strong>at <strong>der</strong> Plan des Besitzers<br />

Friedrich Wessel unter dem Dorfe in Vorschlag gebracht. Der Bürgermeister will den<br />

Besitzer Friedrich Wessel über den Beschluss des Gemein<strong>der</strong>ates in Kenntnis<br />

setzen. Das Obst an den <strong>Gemeinde</strong>straßen soll abgepflückt werden und dann durch<br />

die Verkaufsstelle verteilt werden.<br />

04.10.1946 Wahl des Bürgermeisters und dessen Vertreter: ... wurde <strong>der</strong> bisherige amtierende<br />

Bürgermeister Fr. Sorge einstimmig wie<strong>der</strong>gewählt und als dessen Stellvertreter <strong>der</strong><br />

Landwirt Wilhelm Sporle<strong>der</strong>. Wurde als Schreibkraft Heinz Loges bestimmt. Als<br />

Aufwandsentschädigung wurden pro Jahr festgesetzt:<br />

Bürgermeister: 500 Reichsmark<br />

Schreibkraft: 1320 Reichsmark<br />

Kassenverwalter: 600 Reichsmark Heinrich Seelemeyer<br />

Standesbeamter: 120 Reichsmark Erich Zieseniß<br />

Nachtrag: ... wurde für eine Fahrt nach Holzminden 15 Reichsmark festgesetzt.<br />

Darüber hinaus kann keine höhere For<strong>der</strong>ung gestellt werden.<br />

05.12.1946 ... wurde Wilhelm Hilmer als Ortsjugendbetreuer vorgeschlagen. ... zum<br />

Erwachsenenausschuss wurden Probst Namenhauer, Lehrer Rothkamm, Josepf<br />

Völlings und Elfriede Arndt vorgeschlagen. ... zum Ausschuss für Arbeitseinsatz<br />

wurde Wilhelm Tiele für die Gewerkschaft, Fräulein Jutta Lenz für das Familienwerk<br />

und Hermann Reese, Stellmachermeister, für das Handwerk, gewählt. Die<br />

Vorgeschlagenen wurden auch gewählt.<br />

- 102 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

13.4 Protokoll über die Gemein<strong>der</strong>atssitzung<br />

(22.03.1946 – 8:00 Uhr – abends - in <strong>der</strong> Wohnung des Bürgermeisters)<br />

Abschrift:<br />

Tagesordnung.<br />

1. Pkt. Betr. Beschlussfassung einer Lehrkraft<br />

2. Pkt. Antrag auf Grabenreinigung unterm Dorfe<br />

3. Pkt. Beschlussfassung wegen Pflasterung <strong>der</strong> Straße beim Bürgermeister sowie<br />

Bürgersteigbelag mit Platten in „Im Breite“.<br />

4. Pkt. Bürgermeisterwahl<br />

5. Pkt. Verschiedenes<br />

Zu Pkt. 1 Wurde <strong>der</strong> Bürgermeister vom Gemein<strong>der</strong>at beauftragt, den Schulrat in Holzminden<br />

zu benachrichtigen, die Lehrerstelle in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> wie<strong>der</strong> zu besetzen.<br />

Zu Pkt. 2 Wurde vom Gemein<strong>der</strong>at beschlossen, die Grabenreinigung zwischen den Weiden<br />

von Henneke und Grave vor zu nehmen> Henneke u. v. (und vom) Graveschen<br />

Hofe jetziger Pächter Heinrich Lohmann sollen in Kenntnis gesetzt werden, um<br />

einige Tage mit zu helfen, dass die Grabenreinigung schnell durchgeführt werden<br />

kann.<br />

Zu Pkt. 3 Wurde die Pflasterung und <strong>der</strong> Bürgersteigbelag mit Platten von Seiten des<br />

Gemein<strong>der</strong>ats genehmigt und soll so schnell wie möglich Erledigung finden.<br />

Zu Pkt. 4 In Vorschlag zum Bürgermeister wurde Friedrich Sorge gebracht. Unter <strong>der</strong><br />

Voraussetzung, dass ihm eine Hilfskraft bis auf weiteres gestellt wird, eine örtliche<br />

Aussprache mit <strong>der</strong> Kreisverwaltung wird erwünscht.<br />

Zu Pkt. 5 Vom Gemein<strong>der</strong>atsmitglied Fr. Sorge wurde <strong>der</strong> Antrag gestellt, in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong><br />

noch 2 Mann zu beschäftigen, die mit an den Wegen u. Gräben arbeiten, um die<br />

Wege und Län<strong>der</strong>eien trocken zu legen, dieser Antrag wurde vom Gemein<strong>der</strong>at<br />

einstimmig bejaht. In Erwägung wurde die Kanalisierung am Graveschen<br />

Grundstück gebracht, es wurde beschlossen einen Bassin anzulegen, um bei<br />

Feuerausbruch auch Wasser entnehmen zu können.<br />

v.g.u.u.<br />

(vorgelesen genehmigt und unterschrieben)<br />

Heinrich Seelemeyer Aug. Loges<br />

Schriftführer Bürgermeister<br />

13.5 Aus dem Protokollbuch <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> ab 1946<br />

22.03.1946 Friedrich Sorge wird Bürgermeister nach August Loges (siehe Protokoll im Anhang)<br />

06.04.1946 Erich Zieseniß wird Standesbeamter, Stellvertreter Karl Battmer<br />

06.02.1947 Schulvorstand: Wie<strong>der</strong>wahl Hermann Battmer, Karl Tiele und Karl Fischer Neue<br />

Gehälter: Bürgermeister 400,00 Mark, Schreibkraft 1.320,00 Mark, Kassenverwalter<br />

600,00 Mark und Standesbeamter 200,00 Mark jährlich.<br />

- 103 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

02.04.1947 Haushaltsplan: 37.661,79 Mark im ordentlichen Haushalt und 10.000,00 Mark im<br />

außerordentlichen Haushalt.. Steuern: Grundsteuer A 150 %, Grundsteuer B 85 %<br />

und Gewerbesteuer 280 %.<br />

25.04.1947 Fritz Sorge wird ab 1.7.47 für 10 Jahre <strong>Gemeinde</strong>direktor und Wilhelm Sporle<strong>der</strong> für<br />

10 Jahre Bürgermeister, Stellvertreter: Hermann Möller Nr. 77, Wilhelm Tiele wird<br />

Gemein<strong>der</strong>atsmitglied<br />

08.07.1947 Wohnungsausschuss: Wilhelm. Sporle<strong>der</strong> (Nr. 3), Platzeck, Hermann Möller (Nr. 77)<br />

und H. Schmidt (Nr. 57). Der Name von Erich Zieseniß erscheint als Ratsmitglied.<br />

04.09.1947 Finanzausschuss: Wilhelm Sporle<strong>der</strong>, Fritz Sorge, Wilhelm Tiele und Rudolf<br />

Scharpenberg jun. Wilhelm Kurlbaum wird als Ratsmitglied erwähnt.<br />

Ortsernährungsausschuss: als Erzeuger <strong>der</strong> Ortslandwirt Hermann Wiemann,<br />

Bürgermeister Sporle<strong>der</strong> und H. Lohmann, als Verbraucher <strong>Gemeinde</strong>direktor<br />

Sorge, Wilhelm Tiele und Wilhelm Kothe. Beratendes Mitglied Otto Winkler.<br />

Wiemann erscheint als Ratsmitglied.<br />

06.11.1947 Schöffen: Heinrich Spraktis und Karl Battmer, Geschworene: Hermann Meyer (Nr.<br />

25) und Hermann Möller (Nr. 90), H. Seelemeyer und Karl Battmer erscheinen als<br />

Ratsmitglie<strong>der</strong>. Insgesamt 7 Ratsmitglie<strong>der</strong>.<br />

28.11.1947 Verbraucherausschuss: Wilhelm Sporle<strong>der</strong> (Nr. 3), R. Platzeck (Nr. 78), Hermann<br />

Tiele (Nr. 70), Wilhelm Tiele (Nr. 46) und Helene Winkler (Nr. 23).<br />

23.02.1948 Für Hermann Wiemann wird Heinrich Lohmann Ortslandwirt. Kontrollausschuss für<br />

das Speisekammergesetz: Wilhelm Sporle<strong>der</strong>, Hermann Möller Nr. 77 und R.<br />

Platzeck.<br />

19.04.1948 Antrag von Fritz Wessel auf Verlängerung <strong>der</strong> Jagdpacht wurde abgelehnt bis neue<br />

Bestimmungen über die Jagdverpachtung herausgegeben sind. Basener erscheint<br />

als Ratsmitglied.<br />

11.10.1948 Hermann Möller und W. Baxmann erscheinen als Ratsmitglie<strong>der</strong>. Beschluss:<br />

Einberufung einer Jagdinteressenten-Versammlung, die dabei einen Jagdvorstand<br />

zu bilden hat.<br />

13.12.1948 Wilhelm Sporle<strong>der</strong> wird zum Bürgermeister wie<strong>der</strong>gewählt. Heinrich Lohmann wird<br />

Stellvertreter. Ernährungsausschuss: Friedrich Feuerhake, H. Lohmann und<br />

Wilhelm Sporle<strong>der</strong> als Erzeuger und Otto Winkler, Wilhelm Tiele und Fr. Sorge als<br />

Verbraucher. Wohnungsausschuss: O. Basener, W. Pollack und R. Platzeck als<br />

Vertreter <strong>der</strong> Neubürger, W. Hilmer , W. Sporle<strong>der</strong> und H. Seelemeyer als Vertreter<br />

<strong>der</strong> Einheimischen.<br />

03.03.1949 Herbert Kienitz wird für Platzeck zum Flüchtlingsbetreuer gewählt. Diekmann und<br />

Basener erscheinen als Ratsmitglied ??<br />

12.05.1949 Herr Heineke erscheint als Ratsmitglied. Grundsteuer A von 140 % auf 165 %,<br />

Grundsteuer B von 85 % auf 110 % und Gewerbesteuer von 280 % auf 300 %<br />

erhöht.<br />

09.06.1946 Ludwig Möller wird in die Brandschaukommission gewählt<br />

29.06.1949 Heineke tritt zurück, Diekmann erhält das Mandat.<br />

23.09.1949 Vorschlag für Schöffen; Wilhelm Henneke und H. Wiemann Vorschlag für<br />

Geschworene: Karl Möller (Nr. 61) und Wilhelm Sporle<strong>der</strong> (Nr. 8). Einstimmiger<br />

- 104 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Misstrauensantrag des Gemein<strong>der</strong>ates gegen den Wohnungsausschuss. Neuwahl<br />

bei <strong>der</strong> nächsten Sitzung.<br />

10.01.1950 Franz Hollstein erscheint als Ratsmitglied Wie<strong>der</strong>wahl von Wilhelm Sporle<strong>der</strong> zum<br />

Bürgermeister und H. Lohmann zum Stellvertreter. Wohnungsausschuss: A.<br />

Diekmann, O. Basener, W. Hilmer, H. Kienitz, Fr. Hollstein und Wilhelm Sporle<strong>der</strong>.<br />

30.03.1950 Wilhelm Wulf erscheint als Ratsmitglied. Wie<strong>der</strong>wahl des Schiedsmannes H. Möller<br />

(Nr. 90) bis 31.3.53 Wie<strong>der</strong>wahl des Stellvertreters E. Zieseniß bis 31.3.53.<br />

05.05.1950 Wilhelm Sporle<strong>der</strong> (Nr. 3) wird als <strong>Gemeinde</strong>brandmeister bestätigt.<br />

08.05.1950 Beschluss: Neubau einer Schule<br />

02.06.1950 Wohnungsausschuss wird aufgelöst, <strong>der</strong> gesamte Rat übernimmt die Aufgabe.<br />

03.10.1950 Schöffen und Geschworene wie bisher wie<strong>der</strong> vorgeschlagen<br />

18.10.1950 Beschluss: Für den Schulneubau evtl. Friedrich Wessel und Wilhelm Sporle<strong>der</strong> (Nr.<br />

8) zu enteignen. (Gebäude am Neuen Weg Hof- und Gartenland ?).<br />

11.12.1950 Wie<strong>der</strong>wahl Wilhelm Sporle<strong>der</strong> zum Bürgermeister. Wie<strong>der</strong>wahl Heinrich Lohmann<br />

zum Stellvertreter<br />

31.03.1951 Bildung eines Steuerausschusses: <strong>Gemeinde</strong>direktor Sorge, Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark,<br />

Karl Sorge (Nr. 80) und Karl Tiele (Nr. 41)<br />

24.04.1951 ab 1.4.51 erhält <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>direktor mtl. 140,00 DM, <strong>der</strong> Kassenwart mtl.105,00<br />

DM, <strong>der</strong> Standesbeamte jährl. 225,00 DM<br />

25.06.1951 Der <strong>Gemeinde</strong>arbeiter Wilhelm Waßmann bekommt 1,15 DM/Std. Anschaffung<br />

einer Bundesflagge für die Schule wird beschlossen.<br />

25.10.1951 Mit 7 Ja-Stimmen bei 2 Enthaltungen soll nach Fertigstellung <strong>der</strong> Straße (welcher?)<br />

eine Abschlussfeier veranstaltet werden, Höchstbetrag: 225,00 DM, Landrat,<br />

Oberkreisdirektor und Baurat sollen eingeladen werden.<br />

07.12.1951 Frau Lameck erhält für die Schulreinigung mtl. 20,00 DM. Hundesteuer: 1. Hund =<br />

8,00 DM, 2. Hund = 12,00 DM, je<strong>der</strong> weitere Hund 18,00 DM. Wilhelm Sporle<strong>der</strong><br />

zum 4. Male Bürgermeister und Heinrich Lohmann Stellvertreter.<br />

01.02.1952 Friedrich Wessel bekommt für den Sportplatz jährlich 80,00 DM Pacht. Ausschuss<br />

für Wohnraumabgabe: Fr. Feuerhake, Wilhelm Sporle<strong>der</strong>, Carl Fischer und Karl<br />

Tiele.<br />

18.04.1952 Schwesternstation erhält für 1952 einen einmaligen Betrag von 75,00 DM. Wulf,<br />

Hilmer, Hollstein, Lohmann und Tiele sind Ratsmitglie<strong>der</strong>.<br />

09.07.1952 Diekmann und Basener Ratsmitglie<strong>der</strong>. Vorschlag Schöffen: W. Henneke und H.<br />

Wiemann. Vorschlag Geschworene: Karl Möller und W. Sporle<strong>der</strong> (Nr. 8).<br />

Schulreinigung: Frau Lameck 25,00 DM/Monat Wahl eines Schulausschusses:<br />

Hilmer sowei die Lehrer Weber, Kupfer und Kwittek.<br />

11.09.1952 Wahlleiter Heinrich Lohmann, Vertreter August Peter<br />

01.12.1952 Neue Ratsmitglie<strong>der</strong> werden eingeführt. Danach muss zwischen dem 31.10. und<br />

1.12.52 eine Wahl stattgefunden haben. Ratsmitglie<strong>der</strong>: Wilhelm Sporle<strong>der</strong>,<br />

Hermann Reese, W. Wulf, H. Maaß, A. Loges, R. Hun<strong>der</strong>tmark, M. Dragon, Basener<br />

- 105 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

und Tiele. Basener leitet als ältestes Ratsmitglied die Bürgermeisterwahl: Wilhelm<br />

Sporle<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>wahl zum Bürgermeister, Hermann Reese Stellvertreter.<br />

16.02.1953 Beschluss: Schulneubau durchzuführen. Ab 1.4.52 Grundsteuer A 185 %, B 135 %<br />

und Gewerbesteuer 300 %.<br />

15.03.1954 Ratssitzung erstmalig bei Gastwirt Dröge. Die Handarbeitslehrerin, Frau Tilla Sorge,<br />

erhält 3,20 DM/Std., ca. 80 Std. im Jahr werden veranschlagt. Ausschuss zur<br />

Verhütung von Schaden durch Bespritzung <strong>der</strong> Pflanzen: Vertreter <strong>der</strong><br />

Landwirtschaft Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark und Vertreter von Obst- und Gartenbau: Helmut<br />

Sporle<strong>der</strong>. Bau eines Feuer-Löschwasser-Bassins wird geplant.<br />

01.04.1954 Ordentlicher Haushaltsplan: 54.922,00 DM in Einnahme und Ausgabe.<br />

Außerordentlicher Haushaltsplan 185.000,00 DM in Einnahme und Ausgabe.<br />

09.07.1954 Vorschlag Schöffen: Wilhelm Henneke und H. Wiemann Vorschlag Geschworene:<br />

K. Möller und Wilhelm Sporle<strong>der</strong><br />

29.07.1954 Schulneubau wird vergeben: Maurerarbeiten Schule: Beye, Hajen, Lehrerhaus:<br />

Böker, Hehlen, Zimmerarbeiten Schule: Sievers, Börry, Lehrerhaus: Krohne,<br />

Dohnsen Steinarbeiten: Wiegand, Westerbrak Dachdeckerarbeiten: Mönkemeier,<br />

Schmiedearbeiten: Battmer, Klempnerarbeiten: Wellner, Börry<br />

15.10.1954 Für das Richtfest <strong>der</strong> Schule stellt die <strong>Gemeinde</strong> 500,00 DM zur Verfügung. Ab<br />

1.1.54 erhält <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>diener 1,35 DM/Std.<br />

13.12.1954 Bürgermeister Sporle<strong>der</strong> und Vertreter Reese: Wie<strong>der</strong>wahl. Der bisherige<br />

Jagdpächter Wilhelm Henneke erhält die Jagd für weitere 9 Jahre. Preis 500,00<br />

DM/Jahr. Preissteigerungen und Währungsschwankungen müssen einkalkuliert<br />

werden.<br />

25.04.1955 Basener und H. Maaß im Finanzausschuss. Wegebauausschuss: W. Sporle<strong>der</strong>,<br />

Reese, Hun<strong>der</strong>tmark und Tiele<br />

20.05.1955 Reese und Basener im Verwaltungsausschuss, Tiele Stellvertreter.<br />

10.12.1955 Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark wird stellvertreten<strong>der</strong> Standesbeamter<br />

04.04.1956 <strong>Gemeinde</strong>direktor erhält ab 1.4.56 im Monat 170,00 DM Aufwandsentschädigung,<br />

<strong>Gemeinde</strong>diener Waßmann ab 1.7.56 1,60 DM/Std.<br />

06.08.1956 Erich Zieseniß wird Schiedsmann, Vertreter Hermann Maaß.Schöffen: Henneke und<br />

Wiemann, Geschworene: Karl Möller und W. Sporle<strong>der</strong> (3)<br />

16.11.1956 16.11.56 Ratsherr Hermann Reese sen. ist verstorben Ratsmitglie<strong>der</strong> (?):<br />

Wilhelm Sporle<strong>der</strong>, Ludwig Lindemann, Basener, Maaß, Hun<strong>der</strong>tmark, Hilmer,<br />

Loges, Hermann Möller. Bürgermeister: Wilhelm Sporle<strong>der</strong>, Vertreter L. Lindemann.<br />

Fritz Sorge für 6 Jahre zum <strong>Gemeinde</strong>direktor gewählt. Verwaltungsausschuss:<br />

Bürgermeister Sporle<strong>der</strong>, Basener, Maaß. Wegebauausschuss. Bürgermeister<br />

Sporle<strong>der</strong>, Hun<strong>der</strong>tmark, Hilmer. Finanzausschuss: Bürgermeister Sporle<strong>der</strong>,<br />

Hun<strong>der</strong>tmark, Loges. Hermann Möller erstmalig Ratsherr.<br />

29.05.1957 Haushaltsplan: 50.590,00 DM in Einnahme und Ausgabe<br />

24.01.1958 Sirene soll angeschafft werden<br />

17.03.1958 Haushaltsplan: 54.480,00 DM in Einnahme und Ausgabe Hundesteuer: 12,00<br />

DM/Jahr<br />

- 106 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

11.07.1958 Antrag Rother wegen Räumung des Grenzgrabens 360 (Rhien). <strong>Gemeinde</strong><br />

verpflichtet sich, 50 % <strong>der</strong> Kosten zu übernehmen, siehe 26.2.59 und 30.3.60.<br />

Schöffen und Geschworene wie bisher.<br />

23.09.1958 Friedrich Wessel erhält den Sportplatz zurück.<br />

22.10.1958 Schulleiter Weber wird Ratsherr.<br />

15.04.1959 Haushaltsplan: 61.149,00 DM in Einnahme und Ausgabe.<br />

11.09.1959 <strong>Gemeinde</strong>diener Waßmann erhält ab 1.9.59 1,90 DM/Std. Zieseniß als<br />

Schiedsmann und Hermann Maaß als Vertreter für 3 Jahre gewählt.<br />

16.12.1959 <strong>Gemeinde</strong>direktor erhält 200,00 DM/Monat Beschluss: Wenden, Drehen und<br />

Befahren bei Feldarbeiten auf <strong>Gemeinde</strong>wegen wird verboten.<br />

30.03.1960 Grundsteuer A 200 %, B 150 % und Gewerbesteuer 300 %. Haushalt: 65.940,00<br />

DM in Einnahme und Ausgabe. Zum Antrag Rother (11.7.58): Zur Räumung und<br />

Unterhaltung des Grenzgrabens 360 (Brockensen – Rhien) übernimmt die<br />

<strong>Gemeinde</strong> 50 % <strong>der</strong> Kosten.<br />

16.08.1960 Schöffen Henneke und Wiemann Geschworene: Wilhelm Sporle<strong>der</strong> und Karl Möller.<br />

Für die Kommunalwahl am 23.10.60 wird H. Seelemeyer Wahlleiter und W.<br />

Henneke Vertreter. Waßmann erhält ab 1.8.60 2,00 DM/Std.<br />

28.09.1960 Wahlausschuss-Beisitzer: G. Weber, H. Loges. G. Diekmann, A. Stelzer, H.<br />

Wiemann und August Peter. Wasserverband übernimmt Pfingstangergraben. (Diese<br />

Aussage ist falsch. Richtig muss es heißen: Beitritt zum Ilse-Hamel-Verband. Der<br />

Verband übernimmt die Unterhaltung des Grabens von Plantage Scharpenberg am<br />

Wegenser Weg bis zur Einmündung in die Ilse.)<br />

29.12.1960 Weber wird Ratsherr. Standesbeamter erhält 0,50 DM pro Einwohner und Jahr.<br />

Steuersätze bleiben, Haushalt 69.776 DM in Einnahme und Ausgabe. Beschluss:<br />

Twetje auszubauen.<br />

14.02.1961 Für Wahlen am 19.3.61 <strong>der</strong>selbe Wahlausschuss.<br />

06.04.1961 Ratsherr Lenz verpflichtet die Ratsherren: Sporle<strong>der</strong>, Loges, Erich Maaß,<br />

Hun<strong>der</strong>tmark, Hollstein, Sorge, Franz und Köhls.<br />

13.07.1961 <strong>Gemeinde</strong>direktor Sorge wird Vertreter <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> beim Gruppenwasserwerk<br />

Ithbörde. Für die Bundestagswahl am 17.9.61 bildet <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at den<br />

Wahlausschuss.<br />

20.12.1961 Steuersätze unverän<strong>der</strong>t, Haushalt: 70.110 DM in Einnahme und Ausgabe.<br />

17.04.1962 Köhls wird Protokollführer. Albrecht Rother wird zum Standesbeamten<br />

vorgeschlagen. R. Hun<strong>der</strong>tmark bleibt Stellvertreter.<br />

30.05.1962 <strong>Gemeinde</strong>arbeiter erhält 2,50 DM/Std.<br />

12.07.1962 Karl Sporle<strong>der</strong> wird Ratsmitglied. Schöffen: E. Hollstein und H. Wiemann<br />

Geschworene: Wilhelm Sporle<strong>der</strong> und Karl Möller<br />

15.08.1962 Die Fa. Wittkop, Hameln, soll bis 20.10.62 die Twetje ausbauen.<br />

- 107 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

09.10.1962 Ein Plan für die Ortskanalisation soll erstellt werden. Karl Sporle<strong>der</strong> wird<br />

Schiedsmann.<br />

08.11.1962 Beschluss: Pfingstangerweg (Kuh-Damm) auszubauen. Vergabe am 6.8.63 an Fa.<br />

Josef Hinzmann, Hameln für 46.000 DM bis 1.10.63 fertig.<br />

21.12.1962 Nach dem Tode von Heinrich Seelemeyer wird Heinrich Spraktis Nachfolger als<br />

Kassenverwalter. (Bewerber waren Spraktis, O. Holzbrink, Karl Sporle<strong>der</strong>, Herbert<br />

Sporle<strong>der</strong>, Fredebold).<br />

06.02.1963 Standesbeamter erhält 30,00 DM / Jahr für Dienstzimmer.<br />

01.04.1963 <strong>Gemeinde</strong>direktor erhält 2.820,00 DM / JahrStandesbeamter erhält 0,75 DM / Jahr /<br />

Einwohner. Herr Lang hat sich als <strong>Gemeinde</strong>arbeiter beworben.<br />

01.10.1963 Zu seinem 70sten Geburtstag überreicht <strong>der</strong> Oberkreisdirektor Rudolf Jeep, dem<br />

langjährigen <strong>Gemeinde</strong>direktor Friedrich Sorge, den Ehrenteller des Landkreises<br />

Holzminden. Friedrich Sorge war auch Mitbegrün<strong>der</strong> des Männergesangvereins<br />

„Lie<strong>der</strong>kranz“ und Gründungsmitglied des Sportvereins.<br />

10.04.1964 Beschluss: Ausbau Knappweg 600 m und Wegenser Weg 1.300 m.<br />

17.07.1964 Schöffen: Ewald Hollstein und Friedrich Meyer. Geschworene: H. Wiemann und A.<br />

Rother<br />

27.09.1964 Kommunalwahlen: Im Rat: Fritz Sorge. R. Hun<strong>der</strong>tmark, Friedrich Feuerhake, G.<br />

Arndt, H. Fredebold, W. Köhls, K. Sporle<strong>der</strong>, W. Dröge und E. Hollstein.<br />

16.10.1964 Fritz Sorge Bürgermeister und <strong>Gemeinde</strong>direktor Verwaltungsausschuss: Sorge,<br />

Feuerhake (stellv. Bürgermeister) und Hun<strong>der</strong>tmark. Finanzausschuss: Köhls, K.<br />

Sporle<strong>der</strong> und Hollstein Schulausschuss: Fredebold, Dröge, Arndt und Köhls,<br />

Vertreter <strong>der</strong> Elternschaft: A. RotherVertreter <strong>der</strong> Lehrer: H.<br />

KüchemannWegebauausschuss: Hun<strong>der</strong>tmark, Hollstein und ArndtFeuerhake wird<br />

Vertreter <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> beim Wasserbeschaffungsverband. A. Rother wird<br />

Protokollführer<br />

09.11.1964 Hun<strong>der</strong>tmark und Sorge (Vertreter Hollstein) werden Vertreter <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> im<br />

Ilse-Hamel-Verband.<br />

17.02.1965 Nach dem Tod von Fritz Sorge (10.2.65) kommt Wilhelm Hilmer in den Rat. Wahl<br />

des Bürgermeisters: Dröge (5 Stimmen), Hun<strong>der</strong>tmark (2 Stimmen), K. Sporle<strong>der</strong> (2<br />

Stimmen).<br />

22.05.1965 Neue Hauptsatzung tritt in Kraft. Für den 1. Beigeordneten Feuerhake wird W.<br />

Hilmer Vertreter und für den 2. Beigeordneten Hun<strong>der</strong>tmark wird K. Sporle<strong>der</strong><br />

Vertreter.<br />

17.07.1965 Herbert Sporle<strong>der</strong> wird Kassenverwalter. Beschluss <strong>der</strong> Müllabfuhr des<br />

Zweckverbandes des Kreises Holzminden beizutreten.<br />

10.12.1965 K. Sporle<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> Schiedsmann<br />

09.02.1966 Beschluss: Heizung im Lehrerwohnhaus zu bauen. Der Kassenverwalter erhält<br />

175,00 DM / Monat, bisher 150,00 DM / Monat.<br />

23.01.1967 Beschluss über Ableitung des Abwassers vom Haus Feuerhake Nr. 95 (Conradi).<br />

- 108 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

13.04.1967 Haushaltsplan 67: 184.600,00 DM in Einnahme und Ausgabe. Zuschuss an Vereine:<br />

Feuerwehrkapelle 450,00 DM, Gesangverein 150,00 DM, Schützenverein 150,00<br />

DM und Landjugend 150,00 DM.<br />

30.09.1967 Beratung über die Mauer von Köhls in <strong>der</strong> Gönne.<br />

13.05.1968 Rest des Wegenser Weges soll ausgebaut werden. Firma Klie erhält den Auftrag.<br />

Wahlleiter für Kommunalwahlen im September: Heinrichs, Stellvertreter Köhls.<br />

04.10.1968 Nach <strong>der</strong> Wahl scheiden aus dem Rat aus: Köhls. Hollstein und Fredebold. Neu<br />

kommen dazu: Warnecke, Holzbrink und Breitenfeld. Dröge wie<strong>der</strong> Bürgermeister<br />

und <strong>Gemeinde</strong>direktor. Feuerhake und Hun<strong>der</strong>tmark werden Beisitzer<br />

(Verwaltungsausschuss). Finanzausschuss: Holzbrink, Hilmer und K. Sporle<strong>der</strong>.<br />

Wegebauausschuss: Hun<strong>der</strong>tmark, Warnecke und Arndt Schulausschuss:<br />

Breitenfeld, Hilmer und K. Sporle<strong>der</strong>Jugend-, Kultur- und<br />

Verschönerungsausschuss: Sporle<strong>der</strong>, Holzbrink und Arndt. Protokollführer A.<br />

Rother.<br />

23.01.1969 Erlass einer Straßenreinigungssatzung<br />

27.08.1969 Beschluss Bültenweg auszubauen<br />

26.11.1969 Kin<strong>der</strong>spielkreis wird geplant<br />

26.02.1970 Außerordentlicher Haushalt für 1970: 50.000,00 DM und ordentlicher Haushalt<br />

157.258,00 DM in Einnahme und Ausgabe. Karl Sporle<strong>der</strong> Schiedsmann, Hermann<br />

Maaß Vertreter<br />

26.06.1970 Beschluss ab 1.7.70 Anschluss an Ringschule Halle mit Klasse 1 – 4. <strong>Heyen</strong> bleibt<br />

Schulort.<br />

12.11.1970 Bau <strong>der</strong> Friedhofskapelle.<br />

Maurerarbeiten Fa. Sauerland,<br />

Bodenwer<strong>der</strong>, Zimmer- und<br />

Stellmacherarbeiten Fa. Reese,<br />

<strong>Heyen</strong>, Dachdeckerarbeit Karl<br />

Mönkemeier, <strong>Heyen</strong>, Fliesenarbeit<br />

Karge, Dölme.<br />

28.01.1971 Thema Samtgemeinde erstmalig<br />

zur Debatte<br />

11.02.1971 Haushalt 71: 166.450,00 DM in<br />

Einnahme und Ausgabe<br />

09.06.1971 Samtgemeinde erscheint<br />

richtiger als Einheitsgemeinde<br />

- 109 -<br />

Friedhofskapelle in <strong>Heyen</strong><br />

15.03.1972 Entgegen dem Beschluss des Innenministers will die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> als<br />

selbständige <strong>Gemeinde</strong> <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> angeschlossen werden.<br />

15.12.1972 Beschluss: Feuerwehrfahrzeug anzuschaffen<br />

11.10.1972 ordentlicher Haushalt 1973: 250.728,00 DM, außerordentlicher Haushalt:<br />

138.000,00 DM.


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

02.07.1974 Beschluss: Vermögen <strong>der</strong> Feldmarkinteressentschaft an die politische <strong>Gemeinde</strong> zu<br />

übertragen. Damit auch Ende <strong>der</strong> Feldmarkinteressentschaft <strong>Heyen</strong>. Schöffen:<br />

W. Hilmer und W. Zieseniß Geschworene: A. Rother und K. Sporle<strong>der</strong><br />

14.11.1974 Verwaltungshaushalt 74: 227.850,00 DM, Vermögenshaushalt: 113.500,00 D-Mark<br />

30.01.1975 Grundsteuer A 200 %, B 180 % und Gewerbesteuer bleibt.<br />

20.06.1975 Verwaltungshaushalt 200.950,00 DM, Vermögenshaushalt: 211.400,00 DM,<br />

Ratsmitglie<strong>der</strong> erhalten für 1975: 75,00 DM<br />

08.12.1975 Grundsteuer A 220%, Verwaltungshaushalt 76: 251.800,00 DM,<br />

Vermögenshaushalt 178.900,00 DM, Der <strong>Gemeinde</strong>direktor erhält 500,00 DM /<br />

Monat<br />

09.06.1977 Planierschild gekauft<br />

02.03.1984 Grundsteuer A 240 %, B 220 %, Gewerbesteuer 300 %<br />

13.6 <strong>Gemeinde</strong>vorsteher und Bürgermeister<br />

1854 - 1865 Friedrich Lindemann<br />

1895 - 1901 Wilhelm Sagebiel Nr. 6<br />

1901 - 1914 Carl Sagebiel<br />

1915 - 1918 ?<br />

1919 - 1930 Friedrich Bode *12.01.1870 + 17.10.1930<br />

1931 - 1933 Friedrich Wilhelm *12.02.1888 + 25.04.1967<br />

1933 - 1943 Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark *17.05.1905 + 13.03.1988<br />

1943 - 1946 August Loges *28.04.1894 + 22.05.1971<br />

1947 - 1964 Wilhelm Sporle<strong>der</strong> Nr. 3 *27.04.1896 + 18.09.1966<br />

1946 - 1964* Friedrich Sorge *01.10.1893 + 10.02.1965<br />

1964 - 1976 Wilhelm Dröge *23.09.1913 + 18.03.1992<br />

1976 - heute Reinhard Meyer *06.07.1946<br />

* Anfangs Bürgermeister und <strong>Gemeinde</strong>direktor<br />

- 110 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

13.7 Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> in <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong><br />

(SGOAR Tillner)<br />

Von <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> wurden bis zum 31. Dezember 1972 im kommunalen Bereich sowohl<br />

die Aufgaben des eigenen Wirkungskreises als auch die Aufgaben des übertragenen Wirkungskreises<br />

kommunalrechtlich in voller Eigenverantwortung wahrgenommen.<br />

Mit Wirkung zum 01. Januar 1973 stellte <strong>der</strong> Nds. Landtag durch sein Gesetz vom 20. November<br />

1972 zur Neuglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>n im Raum Holzminden die Weichen für die Gebiets- und<br />

Verwaltungsreform in Bodenwer<strong>der</strong> und Umgebung.<br />

Das zitierte Gesetz bestimmt in § 7 Abs. 5 folgendes:<br />

„Für den Fall, dass die nach den Absätzen 1 bis 4 gebildeten o<strong>der</strong> erweiterten<br />

<strong>Gemeinde</strong>n sowie die <strong>Gemeinde</strong>n <strong>Heyen</strong> und Pegestorf, die für die Bildung einer<br />

Samtgemeinde erfor<strong>der</strong>liche Hauptsatzung mit genehmigungsfähigem Inhalt nicht<br />

innerhalb von 4 Wochen nach Inkrafttreten dieses Gesetzes vereinbart und <strong>der</strong><br />

Aufsichtsbehörde vorgelegt haben, wird <strong>der</strong> Minister des Innern ermächtigt, sie<br />

durch Verordnung zu einer <strong>Gemeinde</strong> Bodenwer<strong>der</strong> zusammenzuschließen, die die<br />

Bezeichnung „Stadt“ führt.“<br />

Aus <strong>der</strong> zitierten Rechtslage folgt, dass seinerzeit die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> zum Zusammenschluss in<br />

einer Stadt Bodenwer<strong>der</strong> nur die Alternative hatte, sich für die Bildung einer Samtgemeinde zu<br />

entscheiden. Nur mit dieser Möglichkeit konnte die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> in ihrer ursprünglichen Form<br />

erhalten bleiben.<br />

Nachdem die Stadt Bodenwer<strong>der</strong> und die <strong>Gemeinde</strong>n Halle, Hehlen, <strong>Heyen</strong>, Kirchbrak und<br />

Pegestorf die Bildung <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> beschlossen hatten, trafen sie am 13., 20.<br />

und 26. Oktober 1972 zur organisatorischen Vorbereitung <strong>der</strong> Samtgemeinde eine Vereinbarung,<br />

in <strong>der</strong> u.a. folgendes geregelt war:<br />

Bis zur erstmaligen Wahl des Samtgemein<strong>der</strong>ates setzte sich <strong>der</strong> Übergangssamtgemein<strong>der</strong>at<br />

wie folgt zusammen:<br />

- aus 15 Ratsherren <strong>der</strong> erweiterten Stadt Bodenwer<strong>der</strong><br />

- aus 6 Ratsherren <strong>der</strong> erweiterten <strong>Gemeinde</strong> Hehlen<br />

- aus 5 Ratsherren <strong>der</strong> erweiterten <strong>Gemeinde</strong> Halle<br />

- aus 3 Ratsherren <strong>der</strong> erweiterten <strong>Gemeinde</strong> Kirchbrak<br />

- aus einem Ratsherrn <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong><br />

- aus einem Ratsherrn <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> Pegestorf<br />

Der Übergangssamtgemein<strong>der</strong>at hatte also 31 Mandatsinhaber.<br />

Mit <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Geschäfte des Samtgemeindedirektors bis zur Wahl des regulären<br />

Samtgemein<strong>der</strong>ates durch die wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger wurde <strong>der</strong> Stadtdirektor<br />

<strong>der</strong> Stadt Bodenwer<strong>der</strong>, Erich Hansmann, beauftragt.<br />

Am 13. und 20. Oktober 1972 sowie am 04. Januar 1973 wurde die Hauptsatzung <strong>der</strong> Samtgemeinde<br />

Bodenwer<strong>der</strong> unterzeichnet, die <strong>der</strong> Landkreis Holzminden als zuständige Kommunalaufsichtsbehörde<br />

am 10. Januar 1973 genehmigt wurde.<br />

Nach ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt für den Landkreis Holzminden am 26. Januar 1973 trat<br />

die Hauptsatzung am 27. Januar 1973 in Kraft. Damit war die neue Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong><br />

gebildet.<br />

Die Hauptsatzung <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> hatte in § 1 folgende zwei Bestimmungen:<br />

- 111 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1. Die Stadt Bodenwer<strong>der</strong> und die <strong>Gemeinde</strong>n Halle, Hehlen, <strong>Heyen</strong>, Kirchbrak und<br />

Pegestorf bilden eine Samtgemeinde als eine öffentlich-rechtliche Körperschaft mit<br />

dem Recht <strong>der</strong> Selbstverwaltung.<br />

2. Das Gebiet <strong>der</strong> Mitgliedsgemeinden bildet den Samtgemeindebereich.<br />

Mit <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> war es erfor<strong>der</strong>lich geworden, dass dieses neue<br />

kommunalpolitische Gebilde entsprechend den Vorschriften <strong>der</strong> Nds. <strong>Gemeinde</strong>ordnung auch eine<br />

Hauptsatzung erhielt. Diese Hauptsatzung wurde dann am 13. Oktober 1972 beschlossen.<br />

Neben an<strong>der</strong>en Bestimmungen war in <strong>der</strong> zitierten Hauptsatzung auch geregelt, welche Aufgaben<br />

den Mitgliedsgemeinden obliegen und welche von <strong>der</strong> Samtgemeinde zu erfüllen waren.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e waren die Mitgliedsgemeinden zuständig für:<br />

1. den Erlass <strong>der</strong> Haushaltssatzung<br />

2. die bauliche Gestaltung des Ortes und die Pflege des Ortsbildes<br />

3. den Erlass von Bebauungsplänen<br />

4. die Beschlussfassung über Erschließungen nach dem Bundesbaugesetz (jetzt<br />

Baugesetzbuch)<br />

5. die Unterhaltung und die Erneuerung <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>straßen, -wege, -plätze sowie <strong>der</strong><br />

Wirtschaftswege<br />

6. die Unterhaltung von Gewässern, soweit die <strong>Gemeinde</strong> dazu verpflichtet war<br />

7. die Angelegenheiten des Kur- und Fremdenverkehrs<br />

8. die Geschäftsführung von Realverbänden<br />

9. die Verwaltung von Stiftungen nach Weisung des Stifters<br />

10. die Benennung von Straßen, Wegen und Plätzen<br />

11. die Anlage und Unterhaltung von Sportstätten, soweit sie nur einer <strong>Gemeinde</strong> dienen<br />

12. die Anlage und Unterhaltung von Kin<strong>der</strong>spiel- und Bolzplätzen<br />

13. die Errichtung und Unterhaltung von Kin<strong>der</strong>gärten, Kin<strong>der</strong>spielkreisen und<br />

Kin<strong>der</strong>horten<br />

14. die För<strong>der</strong>ung des Vereinswesens<br />

15. die Pflege <strong>der</strong> Ortsgeschichte und die Errichtung von Heimatmuseen<br />

16. die Ehrung von Bürgern und Einwohnern<br />

17. die Vorhaltung von Grund und Boden für ihre Aufgaben<br />

Zusammenfassend lässt sich aussagen, dass die Mitgliedsgemeinden auch nach <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong><br />

Samtgemeinde für die Aufgaben ihres eigenen Wirkungskreises allzuständig waren.<br />

Durch die Samtgemeinde waren fortan die Aufgaben des übertragenen Wirkungskreises aller Mitgliedsgemeinden<br />

einschließlich <strong>der</strong>jenigen Aufgaben, die den <strong>Gemeinde</strong>n mit einer <strong>der</strong> Einwohnerzahl<br />

<strong>der</strong> Samtgemeinde entsprechenden Einwohnerzahl oblagen, zu erfüllen. Des Weiteren<br />

hatte nunmehr die Samtgemeinde in Anwendung von § 72 Abs. 1 Satz 1 NGO folgende Aufgaben<br />

des eigenen Wirkungskreises <strong>der</strong> Mitgliedsgemeinden in eigener Verantwortung zu erledigen:<br />

1. die Aufstellung <strong>der</strong> Flächennutzungpläne<br />

2. die Trägerschaft <strong>der</strong> allgemeinbildenden öffentlichen Schulen nach Maßgabe des Nds.<br />

Schulgesetzes, die Erwachsenenbildung und die Einrichtung und Unterhaltung <strong>der</strong><br />

Büchereien, die mehreren Mitgliedsgemeinden dienen<br />

3. die Errichtung und Unterhaltung <strong>der</strong> Sportstätten, die mehreren Mitgliedsgemeinden<br />

dienen und <strong>der</strong> Gesundheitseinrichtungen sowie die Altenbetreuung<br />

4. die Aufgaben nach dem Nds. Brandschutzgesetz<br />

5. den Bau und die Unterhaltung <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>verbindungsstraßen<br />

6. die in § 8 Nr. 2 <strong>der</strong> Nds. <strong>Gemeinde</strong>ordnung genannten Aufgaben<br />

7. die in § 22 b NGO normierte Aufgabe<br />

Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung war seinerzeit, dass die Samtgemeinde mit ihrer Bildung für ihre<br />

Mitgliedsgemeinden die Kassengeschäfte zu führen hatte. Außerdem war die Samtgemeinde<br />

- 112 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

verpflichtet, für ihre Mitgliedsgemeinden die <strong>Gemeinde</strong>abgaben zu veranlagen und auch zu<br />

erheben.<br />

Schließlich ist für die erwähnte Aufgabenverteilung auch noch zu erwähnen, dass die Samtgemeinde<br />

nach ihrer eigenen Hauptsatzung verpflichtet war, ihre Mitgliedsgemeinden bei <strong>der</strong> Aufgabenerfüllung<br />

zu unterstützen; die Mitgliedsgemeinden konnten sich in Angelegenheiten von<br />

grundsätzlicher o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>er wirtschaftlicher Bedeutung <strong>der</strong> fachlichen Beratung durch die<br />

Samtgemeinde bedienen.<br />

Die vorgenannte Aufgabenverteilung wäre unvollständig, wenn nicht darauf hingewiesen würde,<br />

dass die Mitgliedsgemeinden <strong>der</strong> Samtgemeinde in Anwendung von § 72 Abs. 1 letzter Satz NGO<br />

außerdem noch folgende Aufgaben des eigenen Wirkungskreises übertragen haben:<br />

1. Schaffung <strong>der</strong> kulturellen Einrichtungen, die für das Gesamtgebiet <strong>der</strong><br />

Mitgliedsgemeinden Bedeutung haben<br />

2. Bodenvorratspolitik für die Aufgaben <strong>der</strong> Samtgemeinde<br />

3. Aufgaben im Flurbereinigungsverfahren<br />

4. Aufgaben nach dem Nds. Ausführungsgesetz zum Abwasserabgabengesetz einschl.<br />

<strong>der</strong> Zahlung und Abwälzung <strong>der</strong> Abwasserabgabe<br />

Mit <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> Samtgemeinde ging auch einher, dass diese berechtigt war, mit 2/3 Mehrheit<br />

des Samtgemein<strong>der</strong>ates gegen den Willen einer Mitgliedsgemeinde <strong>der</strong>en Aufgaben zu erfüllen,<br />

wenn dies notwendig war, um einem Bedürfnis <strong>der</strong> Samtgemeindeeinwohner in einer dem öffentlichem<br />

Wohl entsprechenden Weise zu genügen.<br />

Die Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> zählte am 31. Dezember 1972, 12.805 Einwohner, wovon<br />

damals 592 in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> lebten.<br />

13.8 Die jüngere Geschichte in <strong>der</strong> Kommunalpolitik<br />

(Bürgermeister Reinhard Meyer)<br />

Die Protokollauszüge zeigen nach meiner Erkenntnis klar auf, nach welchen Prioritäten die<br />

früheren Ratsmitglie<strong>der</strong> die Probleme in unserem Heimatdorf angegangen sind. Grabenräumen<br />

und Wegebau nicht nur, aber beson<strong>der</strong>s auch, als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme und um die<br />

Bearbeitung <strong>der</strong> Fel<strong>der</strong> und Wiesen schnell wie<strong>der</strong> optimieren zu können. Man erwartete ja eine<br />

große Flüchtlingsbewegung, die auch in <strong>Heyen</strong> ihre Auswirkungen beson<strong>der</strong>s auf Arbeit und<br />

Verpflegung haben würde. Männer im Alter von 16 bis 60 / 65 Jahren wurden zu Arbeitseinsätzen<br />

verpflichtet. Wer seinem Einsatz nicht nachkam, dem wurden lt. Protokoll die Essenmarken<br />

teilweise gestrichen.<br />

Um 1950 hatte <strong>Heyen</strong> etwa 800<br />

Einwohner, von denen wohl die Hälfte<br />

Flüchtlinge waren. Arbeit wurde<br />

hauptsächlich auf den<br />

landwirtschaftlichen Betrieben<br />

geboten. Aber auch die hiesigen<br />

Steinbrüche am Weserberge gaben<br />

den <strong>Heyen</strong>er Bürgern Arbeit.<br />

Zusätzlich haben die Männer und<br />

Frauen in den Spitzenzeiten wie<br />

Ernte, Heueinfahren und Rübenroden<br />

in <strong>der</strong> Landwirtschaft mitgeholfen. Als<br />

Lohn bekamen sie häufig das<br />

Pferdegespann des Landwirts für die<br />

Bearbeitung des eigenen Feldes,<br />

Naturalien (Obst, Gemüse, Zucker)<br />

Heinrich Bock, Sprecher <strong>der</strong> Aussiedler aus Russland, Januar 1993<br />

o<strong>der</strong> Futter für die Ziegen, Schweine o<strong>der</strong> für die Kuh zuhause. Auch das noch sehr stark<br />

- 113 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

975-Jahrfeier <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> mit Vorstellung des <strong>Gemeinde</strong>wappens (17.08.1979)<br />

Hinter dem Pult v.l.: Landrätin Martha Warnecke, Bürgermeister Reinhard Meyer, Renate Meyer,<br />

Samtgemeinde Bürgermeister Rudolf Lönneker, Oberkreisdirektor Rudolf Jeep. Vor<strong>der</strong>grund rechts:<br />

Altbürgermeister Wilhem Dröge<br />

ausgeprägte Handwerk bot Arbeitsplätze. Die<br />

Wege- und Grabenrän<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gemarkung<br />

wurden an die Familien <strong>der</strong><br />

Nebenerwerbsbauern verpachtet. Die schon<br />

über Jahrzehnte meist an die gleichen<br />

Familien verpachteten Streckenabschnitte<br />

waren begehrte Grünflächen für Gras- und<br />

Heuertrag. Ich erinnere mich noch an die<br />

letzte Verpachtung <strong>der</strong> Weg- und<br />

Grabenrän<strong>der</strong> um 1960 in <strong>der</strong> Gastwirtschaft<br />

Dröge. Bürgermeister Sorge leitete die<br />

Versteigerung <strong>der</strong> Parzellen und for<strong>der</strong>te zur<br />

Abgabe <strong>der</strong> Angebote auf. Alles lief<br />

reibungslos, bis Hermann S. aufgefor<strong>der</strong>t<br />

wurde, den bisherigen Pachtpreis um 50<br />

Pfennig zu erhöhen. Dazu war Hermann S.<br />

Der Gemein<strong>der</strong>at im Jahre 2004<br />

v. l.: Hermann Sporle<strong>der</strong>, Michael Zieseniß, Hannelore Maaß, Matthias<br />

Wiemann, Reinhard Meyer, Peter Klatt, Manfred Duttmann, Manfred Kliche,<br />

Jürgen Tiele (Protokollführer) Eckhard Rother<br />

- 114 -<br />

990-Jahrfeier <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong><br />

mit Weihung <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>fahne (09.07.1994)<br />

nicht bereit. Die Nachfrage nach<br />

Grünflächen war aber nicht mehr so<br />

groß. Nach kurzer Diskussion über<br />

den Pachtpreis schlug <strong>der</strong><br />

Bürgermeister vor: Hermann, du<br />

kannst zum alten Preis pachten, gibst<br />

uns dafür aber eine Runde Korn aus.<br />

Hermann S.: „Dat will ick wohl<br />

maken, schenk einen inn, up meine<br />

Rekenung“. Somit ging die letzte<br />

Verpachtung <strong>der</strong> Wege- und<br />

Grabenrän<strong>der</strong> für alle Seiten<br />

zufriedenstellend zu Ende. Heute<br />

muss die <strong>Gemeinde</strong> Kosten und<br />

Mühen aufwenden, diese<br />

Grünflächen zu pflegen.


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Die Industriearbeiter fuhren nach Bodenwer<strong>der</strong> und fanden bei den Werften und <strong>der</strong><br />

neuangesiedelten Firma Rigips Arbeit. Ebenso wurde Hameln für viele zur neuen Arbeitsstätte.<br />

Blick auf <strong>Heyen</strong> von <strong>der</strong> Kühlbreite<br />

Für die Ratsarbeit war weiterhin die Wohnungsnot das größte Problem. Außerdem galt es, das<br />

vorhandene <strong>Gemeinde</strong>land in Gartenparzellen aufzuteilen, um möglichst vielen Familien ein<br />

kleines Stück Ackerland zum eigenen Anbau von Obst und Gemüse zur Verfügung stellen zu<br />

können.<br />

Neben dem Straßenbau und <strong>der</strong> Unterhaltung von Feldwegen und Gräben befasste sich <strong>der</strong> Rat<br />

schon 1950 mit dem Neubau einer Schule. Diese war am „Neuen Weg“ vorgesehen.<br />

Grundstücksverhandlungen mit den beiden Eigentümern waren jedoch sehr schwierig und konnten<br />

nicht zum entscheidenden Abschluss gebracht werden. Danach wurde dann an <strong>der</strong> „Dasper<br />

Straße“ ein neues Baugebiet erschlossen. Es handelte sich um beackertes Kirchenland <strong>der</strong><br />

hiesigen Kirchengemeinde. Der Erwerb erfolgte durch Tausch und Zuzahlung. Insgesamt kann<br />

aber festgestellt werden, dass es sich stets um sehr preiswertes Bauland gehandelt hat. Hier<br />

entstand bereits 1954 <strong>der</strong> Rohbau eines neuen Schulgebäudes. Der Schulbetrieb wurde nach den<br />

Herbstferien 1955 aufgenommen.<br />

Arbeitskreis Dorferneuerung v. l.: Hermann Sporle<strong>der</strong>, Matthias Wiemann, Wilfried Fredebold, Karl-Heinz Flentge,<br />

Lars Pfohl, Eberhard Böhm, Rüdiger Hollstein, Uwe Lindemann, Reinhard Meyer, Annette Diekmann, Manfred Kliche,<br />

Willi Köhls, Tobias Lemke, Michael Zieseniß, Claus Kienitz.<br />

- 115 -


Sofort haben sich in diesem Gebiet auch<br />

Interessenten für den Bau eines neuen<br />

Eigenheimes gefunden. Heute hat sich das<br />

daran anschließende Wohngebiet „Vor dem<br />

Kühlweg“ zu einem schmucken Ortsteil<br />

entwickelt. Diesen gilt es, durch die weitere<br />

Bebauung entlang <strong>der</strong> Dasper Straße zum<br />

Ortskern hin, mit dem historischen Dorf zu<br />

verbinden. Seit 1980 entstehen an <strong>der</strong> Dasper<br />

Straße neue Wohnhäuser.<br />

Mit <strong>der</strong> Gebietsreform 1973 traten für die<br />

kommunale Selbstverwaltung einschneidende<br />

Verän<strong>der</strong>ungen ein. Das Schul- und<br />

Feuerwehrwesen, Aufgaben <strong>der</strong><br />

Friedhofsverwaltung, <strong>der</strong> Wasserversorgung<br />

und <strong>der</strong> Abwasserbeseitigung wurden <strong>der</strong><br />

Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> übertragen.<br />

Durch diesen Zusammenschluss konnte <strong>Heyen</strong><br />

an die Schmutzwasserentsorgung Emmerthal<br />

angeschlossen werden. Diesen hohen<br />

finanziellen Aufwand hätte die <strong>Gemeinde</strong><br />

<strong>Heyen</strong> nicht allein schultern können. Von 1978<br />

bis 1981 wurde unter zum Teil schwierigen<br />

baulichen Erschwernissen das Abwassernetz<br />

verlegt. Im Zusammenhang mit diesen<br />

Tiefbauarbeiten nutzte die <strong>Gemeinde</strong> die<br />

Gelegenheit, zusammen mit dem Landkreis<br />

Holzminden und <strong>der</strong> Straßenbauverwaltung<br />

Hameln, verkehrssichernde Straßenausbauten<br />

durchzuführen. So konnten insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Kreuzung Am Thie und die Kampstraße (K 8),<br />

von dieser Kreuzung aus, in Richtung Gönne<br />

ausgebaut werden. Die Landesstraße 424<br />

wurde in Richtung Halle ausgebaut, 1999 kam<br />

<strong>der</strong> Streckenabschnitt in Richtung Hameln<br />

hinzu.<br />

Seit 1978 hat die <strong>Gemeinde</strong> die ehemalige<br />

Schule wie<strong>der</strong> zurückerhalten. Der Rat<br />

entschied sich für eine Umnutzung dieses<br />

Gebäudes und richtete das<br />

Dorfgemeinschaftshaus ein. In mehreren<br />

Umbauphasen renoviert, stellen sich die<br />

Gemeinschaftsräume heute in einer<br />

ansehnlichen Vielfalt dar. <strong>Gemeinde</strong>feste,<br />

Familienfeiern und Sport- / Gymnastikgruppen<br />

nutzen das Haus. Einrichtungen für die Jugend<br />

(Landjugendraum und Schützenraum) bieten<br />

ansprechende Aufenthaltsmöglichkeiten für die<br />

<strong>Heyen</strong>er Jugend.<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Das ehemalige Lehrerhaus, ebenfalls 1954/55<br />

gebaut, ist an zwei Familien vermietet. Die Mieteinnahmen decken die Kosten für die<br />

Bewirtschaftung dieses Hauses und für das Dorfgemeinschaftshaus.<br />

- 116 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

In den vergangenen 25 Jahren konnte die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> trotz umfangreicher Investitionen stets<br />

einen ausgeglichenen Etat ausweisen und auch noch Rücklagen bilden. Das jährliche<br />

Haushaltsvolumen von rund 250.000 EURO im Verwaltungshaushalt und 50 bis 100.000 EURO im<br />

Vermögenshaushalt kann aufgrund <strong>der</strong> sich stets verän<strong>der</strong>ten Finanzausgleichsdaten in 2003<br />

erstmals nicht mehr ohne Kreditaufnahme ausgeglichen werden.<br />

Die Bemühungen <strong>der</strong> Kommunalen Spitzenverbände, den Finanzausgleich neu zu überdenken,<br />

blieben bisher ergebnislos. Ich hoffe und wünsche mir, dass die übergeordneten Entschei<strong>der</strong><br />

einsehen mögen, dass sie gerade die Kommunen, als letztes Glied in <strong>der</strong> Verwaltungskette, nicht<br />

„ausbluten“ lassen können. Sind es doch die <strong>Gemeinde</strong>n vor Ort, die direkt auf die Menschen in<br />

Stadt und Land stoßen. Hier erwarten die Einwohner den Kontakt zur Politik, zu den Politikern, bei<br />

denen sie ihre Alltagssorgen vortragen und ihr Herz ausschütten können. Hier kennt je<strong>der</strong> jeden,<br />

anonyme Verwaltung ist bei den <strong>Gemeinde</strong>n noch ein Fremdwort. Und so sollte es auch bleiben.<br />

Der sich zur Zeit im Bau befindliche Windpark „Esper<strong>der</strong> Bergland“ in den Gemarkungen <strong>Heyen</strong><br />

und Halle (Kreipke/Wegensen) sorgte in den letzten drei Jahren <strong>der</strong> Ratsarbeit für kontroverse<br />

Diskussionen unter den Ratsmitglie<strong>der</strong>n. Der auch in <strong>der</strong> Bevölkerung stark umstrittene Windpark<br />

stieß fraktionsübergreifend auf heftigen Wi<strong>der</strong>stand bei den <strong>Gemeinde</strong>-Abgeordneten.<br />

In Bürgerversammlungen wurde das Für und Wi<strong>der</strong> fast kämpferisch unter einan<strong>der</strong> wortstark<br />

ausgetragen. Die lokalen Zeitungen berichteten immer wie<strong>der</strong> ausführlich über dieses Thema. Erst<br />

am 21. November 2002 traf <strong>der</strong> Rat mit vier Ja-Stimmen bei vier Enthaltungen die Entscheidung<br />

über die Zustimmung des Windparkbaus. Im Gebiet <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> Halle waren zu diesem<br />

Zeitpunkt bereits vier von den insgesamt 11 Anlagen aufgestellt.<br />

Zur Zeit läuft noch ein Ermittlungsverfahren bei <strong>der</strong> Staatsanwaltschaft Hannover über das<br />

Zustandekommen von Vereinbarungen <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>n <strong>Heyen</strong> und Halle mit dem Investor, <strong>der</strong><br />

Winkra Hannover, über Entschädigungsleistungen. Die Gemein<strong>der</strong>äte <strong>der</strong> beiden <strong>Gemeinde</strong>n<br />

wurden inzwischen vollständig entlastet. Der endgültige Ausgang des Verfahrens, beson<strong>der</strong>s in<br />

Bezug auf die Kreisverwaltung, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen. Es stehen allerdings<br />

inzwischen alle 11 Anlagen.<br />

Mit <strong>der</strong> Aufnahme <strong>Heyen</strong>s in das För<strong>der</strong>programm Dorferneuerung des Landes Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

laufen zur Zeit die umfangreichen Arbeiten zur Aufstellung des Planes über geeignete Maßnahmen<br />

zur Erneuerung, Erhaltung und möglicher Wie<strong>der</strong>herstellung von alten Infrastrukturen des Dorfes.<br />

In zahlreichen Arbeitskreissitzungen tragen interessierte <strong>Heyen</strong>er Bürgerinnen und Bürger mit<br />

großem Interesse die Ideen zur Umsetzung <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten Ziele zusammen. Gern nehme ich die<br />

Gelegenheit an dieser Stelle wahr, allen ganz herzlich für die Mitarbeit zu danken. Ich wünsche<br />

mir, dass <strong>Heyen</strong> in Zukunft auch finanziell ausgestattet sein möge, die Gegenfinanzierung für die<br />

För<strong>der</strong>ung aus Landes- und EU-Mitteln leisten zu können.<br />

- 117 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

13.9 Hausnummernumstellung in <strong>Heyen</strong><br />

In den Jahren 1977/78 wurden in <strong>Heyen</strong> die alten Hausnummern, mit <strong>der</strong>en Vergabe zur<br />

Landvermessung um 1759 begonnen wurde, durch neue Straßennamen und Hausnummern<br />

ersetzt.<br />

Alte Nummer Neuer Straßenname Nr. Besitzer / Bewohner<br />

1 Esper<strong>der</strong> Straße 18 Rüdiger Heise<br />

2 Kleine Straße 8 Bernd Kowalski<br />

3 Esper<strong>der</strong> Straße 16 Wilhelm Sporle<strong>der</strong><br />

4 Esper<strong>der</strong> Straße 14 August Girke<br />

5 Esper<strong>der</strong> Straße 12 Michael Zieseniß<br />

6 Neuer Weg 1 Jens Kuhrt<br />

7 Esper<strong>der</strong> Straße 10 Michael Wessel<br />

8 Hagenstraße 6 abgerissen um 1980 / Neubau: Röhken<br />

9 Hagenstraße 2 Wilhelm Petermann<br />

10 Esper<strong>der</strong> Straße 8 Manfred Range<br />

11 Esper<strong>der</strong> Straße 6 Michael Rennen<br />

12 Esper<strong>der</strong> Straße 4 Klaus Diekmann<br />

13 Esper<strong>der</strong> Straße 2 Jürgen Zeddies<br />

14 Hauptstraße 4 Ria Heinrichs<br />

15 Gartenweg 1 Jörg-Rüdiger Kubisch<br />

16 Gartenweg 2 Friedrich Becker<br />

17 Hauptstraße abgerissen vor 1970 (G.W. Henneke)<br />

18 Hauptstraße abgerissen vor 1970 (G.W. Henneke)<br />

19 Hauptstraße 3 Karl-Heinz Schwarz<br />

20 Hauptstraße 6 Ruth Scharpenberg<br />

21 Hauptstraße abgerissen um 1980 ( H. Bode)<br />

22 Kampstraße 1 Fröhlich<br />

23 Hauptstraße 5 Else Sporle<strong>der</strong><br />

24 Kampstraße 3 Eberhardt Böhm<br />

25 Kampstraße 4 Friedrich Meyer<br />

26 Kampstraße 7 Walter Wessel<br />

27 Kampstraße 2 Hildegard Sporle<strong>der</strong><br />

28 Kampstraße abgerissen um 1980 (Gerlinde Klatt)<br />

29 Kampstraße abgerissen vor 1900 (<strong>Gemeinde</strong>haus)<br />

30 Hauptstraße 9 Gerlinde Klatt<br />

31 Gönne 2 Willi Köhls<br />

32 Gönne 3 David Stone<br />

33 Gönne 4 Elfriede Allert<br />

34 Gönne 6 Rudi Wessling<br />

35 Gönne 8 Uwe Lindemann<br />

36 Gönne 10 Wilhelm Zieseniß<br />

37 Gönne 5 Pfarrhaus<br />

38 Gönne abgerissen um 1960 (W. Zieseniß)<br />

39 Gönne abgerissen um 1980 (W. Zieseniß)<br />

40 Gönne 11 Axel Teubert<br />

41 Gönne 12 Karl Tiele<br />

- 118 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

42 Gönne abgerissen um 1900 (Karl Tiele)<br />

43 Gönne 14 Ottmar Lemke<br />

44 Twetje abgerissen um 1970 (Karl Tiele)<br />

45 Twetje abgerissen um 1965 (Friedel Peter)<br />

46 Twetje 5 Friedel Peter<br />

47 Twetje 3 Günter Fredebold<br />

48 Twetje 4 Hermann Sporle<strong>der</strong><br />

49 Twetje 1 Matthias Wiemann<br />

50 Twetje 2 Hans Herbert Brockmann<br />

51 Hauptstraße 12 Eckhard Rother<br />

52 Hauptstraße 10 Jürgen Tiele<br />

53 Esper<strong>der</strong> Straße 11 Wilhelm Klingenberg<br />

54 Esper<strong>der</strong> Straße 13 Karl Battmer<br />

55 Esper<strong>der</strong> Straße 15 Werner Schulz<br />

56 Esper<strong>der</strong> Straße 17 Heinrich Narten<br />

57 Esper<strong>der</strong> Straße 19 Karl-Heinz Ohm<br />

58 a Esper<strong>der</strong> Straße 31 Herbert Tischner<br />

59 Hagenstraße 4 Simone und Ingo Petermann<br />

60 Esper<strong>der</strong> Straße 1 Manfred Berg<br />

61 Esper<strong>der</strong> Straße 3 Claus Kienitz<br />

62 Gönne Kirche<br />

63 Esper<strong>der</strong> Straße 27 Max Wölfle<br />

64 Esper<strong>der</strong> Straße 25 Lars Pfohl<br />

65 Esper<strong>der</strong> Straße 23 Angela Narten<br />

66 Esper<strong>der</strong> Straße 20 Hermann Ohm<br />

67 Esper<strong>der</strong> Straße 21 Martin Bartnik<br />

68 Kleine Straße 1 Heinrich Schmidt<br />

69 Esper<strong>der</strong> Straße 5 Peter Siever<br />

70 Kleine Straße 4 Siegfried Manske<br />

71 Kleine Straße 6 Georg Schild<br />

72 Gönne 1 Karl-Heinz Flentge<br />

73 Kleine Straße 10 Eckhard Garve<br />

74 Esper<strong>der</strong> Straße 7 Joachim Herzog<br />

75 Kleine Straße abgerissen vor 1960 (E. Garve)<br />

76 Esper<strong>der</strong> Straße 22 Gerrit Reinecke<br />

77 Kleine Straße 12 Egon Brockmann<br />

78 Kleine Straße 14 Dietrich Meyer<br />

79 Neuer Weg 13 Heinz Diekmann<br />

80 Neuer Weg 15 Ursula Ritterbusch<br />

81 Neuer Weg 9 Elke Wiese<br />

82 Neuer Weg 11 Wilhelm Meyer<br />

83 Hauptstraße 2 Andrè Willmer<br />

84 Kampstraße 19 Dieter Pude<br />

85 Neuer Weg 7 Klaus Möller<br />

86 Esper<strong>der</strong> Straße Teilabriss 1988 (Feuerwehrhaus)<br />

87 Gönne abgerissen vor 1970 (Friedhofshaus)<br />

88 Gartenweg abgerissen um 1960 (Trafohaus)<br />

89 Esper<strong>der</strong> Straße 9 Sigrid Rother<br />

90 Esper<strong>der</strong> Straße 35 Erika Möller<br />

- 119 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

91 Neuer Weg 4 Raiffeisen Landhandel<br />

92 Neuer Weg abgerissen um 1950 (Trafohaus)<br />

93 Esper<strong>der</strong> Straße 37 Karl-Heinz Heise<br />

94 Esper<strong>der</strong> Straße 33 Friedrich Keller<br />

95 Hauptstraße 14/14a Gerlinde Klatt<br />

96 Gartenweg 6 Jürgen Zeddies<br />

97 Gartenweg 4 Jürgen Zeddies<br />

98 Neuer Weg Landhandel<br />

99 Dasper Straße 3 Ralf Siever<br />

100 Gönne Gärtnerei<br />

101 Dasper Straße 5 Willmer / Loch<br />

45 * Gönne 16 Frank Diedrich<br />

58 b * Esper<strong>der</strong> Straße 92 Wilhelm Baxmann<br />

111 Neuer Weg 17 Heinz und Ruth Scharpenberg<br />

Anmerkung: Bei Abriss o<strong>der</strong> Unbewohnbarkeit eines Hauses wurde die Haus Nr. an ein an<strong>der</strong>es Haus vergeben. Weitere Haus Nr.<br />

Gegenüberstellungen sind nicht nötig, da die weiteren Hausnummern in alten Urkunden o<strong>der</strong> Schriften nicht vorkommen.<br />

13.10 Auflistung <strong>der</strong> Häuser im Baugebiet „Vor <strong>der</strong> Kühlbreite“<br />

Dasper Straße 1 <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong>, ehem. Lehrerwohnhaus<br />

Dasper Straße 1A <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong>, Dorfgemeinschaftshaus<br />

Dasper Straße 2 Lü<strong>der</strong>, Holger<br />

Dasper Straße 3 Siever, Ralf<br />

Dasper Straße 4 Müller, Hilmar u. Susanne<br />

Dasper Straße 5 Loch, Irmgard u. Siegmund<br />

Dasper Straße 6 Mairose, Helmut u. Angelika<br />

Dasper Straße 7 Wichmann, Bernhard u. Bärbel<br />

Dasper Straße 8 Weber, Matthias u. Tanja<br />

Dasper Straße 9 Meyer, Anni<br />

Dasper Straße 11 Hue, Wilhelm u. Ilse<br />

Flie<strong>der</strong>weg 1 Loges, Regina<br />

Flie<strong>der</strong>weg 2 Breitenfeld, Günther u. Wilma<br />

Flie<strong>der</strong>weg 3 Roth, Gertrud<br />

Flie<strong>der</strong>weg 4 Hilmer, Uwe<br />

Flie<strong>der</strong>weg 5 Breitenfeld, Heinz u. Kriemhilde<br />

Flie<strong>der</strong>weg 6 Vasel, Helmut u. Ilse<br />

Flie<strong>der</strong>weg 7 Kohlenberg, Horst u. Annegret<br />

Flie<strong>der</strong>weg 8 Maaß, Hannelore<br />

Flie<strong>der</strong>weg 10 Franz, Ludwig u. Edelgard<br />

Flie<strong>der</strong>weg 12 Ortmann, Erich u. Lina<br />

Flie<strong>der</strong>weg 14 Hielscher, Herbert u. Hedwig<br />

Flie<strong>der</strong>weg 16 Walter, Kerstin<br />

Tannenweg 1 Semper, Manfred u. Elfi<br />

Tannenweg 2 Dröge, Lieselotte<br />

Tannenweg 3 Breitenfeld, Stefanie<br />

Tannenweg 4 Hage, Olaf<br />

Tannenweg 6 Pude, Hans-Joachim u. Hildegard<br />

Birkenweg 1 Graf, Günther u. Margot<br />

Birkenweg 2 Kosak, Gerhard u. Gertrud<br />

Birkenweg 3 Krüger, Heinz u. Hildegard<br />

Birkenweg 4 Ahrens, Dieter u. Gisela<br />

Birkenweg 5 Köhls, Günter u. Karin<br />

Birkenweg 6 Brandt, Jens u. Gundula<br />

- 120 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Birkenweg 7 Meißner, Kurt u. Bärbel<br />

Birkenweg 8 Hollstein, Rüdiger u. Gisela<br />

Birkenweg 9 Behne, Ingrid<br />

Birkenweg 10 Wild, Werner u. Katharina<br />

Birkenweg 10A Drüner, Heinrich<br />

Birkenweg 11 Schrau<strong>der</strong>, Manfred u. Elfriede<br />

Birkenweg 12 Struckmeier, Ernst u. Pielenz, Ute<br />

Birkenweg 14 Strey, Käthe<br />

Lärchenblick 1 Köhls, Günter u. Karin<br />

Lärchenblick 3 Lutter, Erika<br />

Lärchenblick 4 Schmidt, Karl u. Edeltraud<br />

Lärchenblick 5 Köhls, Günter u. Karin<br />

Lärchenblick 6 Zimpel, Klaus u. Edith<br />

Lärchenblick 7 Arndt, Friedel u. Julia<br />

Lärchenblick 8 Kresse, Reinhard u. Sylvia<br />

Lärchenblick 9 Pude, Hans-Joachim u. Hildegard<br />

Lärchenblick 10 Ahrens, Dieter u. Gisela<br />

Lärchenblick 11 Fredebold, Wilfried u. Ilse<br />

Lärchenblick 12 Fiedler, Adolf u. Ursula<br />

Lärchenblick 13 Albrecht, Wilhelm u. Christa<br />

Lärchenblick 14 Fiedler, Andreas u. Nicole<br />

Lärchenblick 15 Volkmer, Erhard u. Ingrid<br />

Lärchenblick 17 Prelle, Reinhard u. Elisabeth<br />

Lärchenblick 19 Wille, Karl u. Elfriede<br />

Lärchenblick 21 Junker, Robert u. Margret<br />

Lärchenblick 23 Meyer, Reinhard u. Renate<br />

Kühlweg 3 Ebeling, Ingrid<br />

Kühlweg 5 Meyer, Wilhelm<br />

Kühlweg 7 Behrens, Wolfgang u. Ursula<br />

Kühlweg 8 Kliche, Manfred u. Dagmar<br />

Kühlweg 9 Tiller, Peter u. Dorothea<br />

Kühlweg 10 Wulf, Peter u. Marlis<br />

Kühlweg 11 Köhls, Günter u. Karin<br />

Kühlweg 12 Schulz, Norbert u. Edeltraud<br />

Kühlweg 14 Gründemann, Bernd u. Erika<br />

Kühlweg 16 Kühnel, Dietrich u. Sigried<br />

Kühlweg 18 Fischer, Gerhard u. Roswitha<br />

Willy-Penzel-Platz 1 Oswald, Erbengemeinschaft – Pyramide<br />

Willy-Penzel-Platz 2 Köhls, Günter u. Karin<br />

Willy-Penzel-Platz 3 Köhls, Günter u. Karin – Gesundheitszentrum<br />

Willy-Penzel-Platz 5 Sporle<strong>der</strong>, Schäfer, Krause – M.A.I.<br />

Appartement Haus<br />

Goldener Winkel 1 Natschke, Joachim u. Elke<br />

Goldener Winkel 3 Hochmann, Michael u. Anette<br />

Goldener Winkel 5 Knaub, Viktor u. Irina<br />

Goldener Winkel 7 Thomsen, Guido u. Katja<br />

Knapp 1 Meyer, Gerhard und Bärbel<br />

- 121 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

13.11 Häuserinschriften – Stand 1988<br />

(Friedel Peter)<br />

Hauptstraße Nr. 6 : Scharpenberg, Wohnhaus Ziegelstein<br />

Inschrift Steinplatte Giebelseite:<br />

Ludwig Wessel - Wilhelmine Wessel geb. Warnecke - geb. d. 12ten Mai 1863<br />

Hauptstraße Nr. 7: Lebensmittelladen aus Sandstein<br />

Inschrift in einer Steinplatte im Giebel:<br />

Wilhelm Pieper, Frie<strong>der</strong>. Pieper geb. Battmer, 1890<br />

Hauptstraße Nr. 9 : Klatt, Wohnhaus aus Ziegelstein<br />

Inschrift in einer Eisenplatte im Giebel:<br />

C. Sagebiel - Carolin Sagebiel - geb. Örke - 1875<br />

Hauptstraße Nr. 9 : Klatt, Scheune aus Fachwerk,<br />

Inschrift in <strong>der</strong> Giebelseite:<br />

Gott segne Korn, Stroh und Kraut<br />

Dazu dies Haus ist erbaut. Gerichtet den 3o May 1787<br />

Johann Heinrich Müller Ilse Marie Sagebiel - Anno 1787<br />

Hauptstraße Nr. 12 : Rother, Scheune aus Fachwerk,<br />

Inschrift in Giebel:<br />

Die Früchte aus<br />

dem Feld woll<br />

Gott <strong>der</strong> Herr uns<br />

segnen<br />

Mit Schutz für´s<br />

Feuers Noth<br />

Gesundheit uns<br />

bekronen<br />

AO-1798 - Johan<br />

Herman Sagebiel<br />

Engel Maria<br />

Louise Müllern<br />

Inschrift in <strong>der</strong><br />

Längsseite:<br />

Gerichtet D. 28<br />

Mai 1788<br />

- 122 -<br />

Vor dem Abriss 1997<br />

Hauptstraße Nr. 12 : Rother, Stall aus Ziegelstein<br />

Inschrift in einer Steinplatte in <strong>der</strong> Längsseite:<br />

Mit Gott erbaut im Jahre 1890 Rudolph Hun<strong>der</strong>tmark Marie Hun<strong>der</strong>tmark geb. Sagebiel


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Kampstraße Nr. 1 : Gastwirtschaft<br />

Wetterfahne:<br />

Die Jahreszahl 1901 in <strong>der</strong> Wetterfahne wurde<br />

bei <strong>der</strong> Renovierung 1984 in 1984 geän<strong>der</strong>t.<br />

Kampstraße Nr. 3 : Ehrhard, Wohnhaus Fachwerk,<br />

Wohnhaus: Inschrift in <strong>der</strong> Giebelseite:<br />

Anno 1747<br />

Wer Got<br />

vertraut hat<br />

wol gebaut<br />

in Himmel<br />

und auf<br />

Erden<br />

Jakob<br />

Schaper -<br />

Anne<br />

Cathrine<br />

Seelmeyer<br />

Kampstraße Nr. 3 : Ehrhard, Scheune aus Ziegelstein<br />

Inschrift in einer Steinplatte in Giebel:<br />

Heinrich Battmer – Karoline Battmer geb. Hille – 1891<br />

Kampstraße Nr. 3a : Ehrhard, Wohnhaus aus Fachwerk<br />

Inschrift in <strong>der</strong> Längsseite:<br />

J. H. Friedrich Schmidt und<br />

Wilhelmine gebohrene Brockmann -<br />

den ziten NOFR. Anno 1821<br />

- 123 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Kampstraße Nr. 5 : Meyer, Wohnhaus aus Fachwerk<br />

Inschrift in <strong>der</strong> Giebelseite:<br />

Gott bewahre dieses Haus und<br />

alle die da gehen ein und<br />

aus,kurz alles Glück was nur<br />

zu erdenken, Das wollen Gott<br />

in diesen neuen Hause uns<br />

schenken, den 6ten Juni Anno<br />

1807<br />

Auf Gott und nicht auf meinen<br />

Rath, will ich mein Glück<br />

bauen,<br />

und <strong>der</strong> <strong>der</strong> mich erschaffen<br />

hat, mit <strong>ganzen</strong> Selen trauen.<br />

Kampstraße Nr. 5 : Scheune Ziegelstein,<br />

Inschrift in einer Steinplatte im Giebel:<br />

Mit Gott erbaut - Friedrich Meyer - Lina Meyer geb. Wessei - 1909<br />

Kampstraße Nr. 7 : Wessel, Wohnhaus Ziegelstein,<br />

Inschrift Steinplatte in <strong>der</strong> Längsseite:<br />

F. Grave gerichtet 1903<br />

Kampstraße Nr. 7 : Wessel, Scheune aus Fachwerk,<br />

Inschrift in <strong>der</strong> Giebelseite<br />

Dir 0 Gott gib uns deinen Segen<br />

alle Wege wenn wierzu Felde<br />

und Hause gehen so las uns<br />

deinen Segen sehen<br />

Gerichtet den 5 April Anno 1793<br />

Heinrich Christian Meihr - Engel<br />

Marie Zovie Hölscher<br />

Kampstraße Nr. 2 : Sporle<strong>der</strong>, Wohnhaus Fachwerk<br />

Inschrift im Balken über Eingang:<br />

Luc. X. Friede sey in diesem Hause<br />

Johannes Langen - Anna Franke - Ao. MDCXVIII<br />

- 124 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Gönne Nr. 5 : Pfarre, Wohnhaus verputzt<br />

Inschrift Über dem Eingang:<br />

Eingang und Ausgang segne Gott<br />

(Zeichnung: Friedrich Lindemann)<br />

Gönne Nr. 8 : Lindemann, Wohnhaus aus Fachwerk:<br />

Inschrift in <strong>der</strong> Längsseite:<br />

Wer Gott vertraut hat wol gebaut im Himmel und auf Erdengerichtet den 4ten Juny Anno 1823<br />

Gönne Nr. l0 : Zieseniß, Scheune aus Ziegelstein<br />

Inschrift in einer Steinplatte im Giebel:<br />

Mit Gott erbaut v. Ch. Willmer u. W. Willmer geb. Meyer - ger. am 24 Mai 1866<br />

Gönne Nr. 16 : Reese, Wohnhaus aus Fachwerk<br />

Inschrift Über <strong>der</strong> Seitentür:<br />

Gott kehre bei uns ein, beschütz Feld und Haus,gieb Segen und Gedeihn, treib Unglück von uns<br />

aus.<br />

Inschrift über dem Eingang:<br />

gebauet von Wilhelm Möller gerichtet am 17ten Juli 1863<br />

Esper<strong>der</strong> Str. 4 : Diekmann, Stall verputzt<br />

Balken von Scheune, die dort stand, eingemauert:<br />

An Gottes Segen ist alles gelegen<br />

Johann Friedrich Falke - Engelmarie Zovie Henneken (Anno 1799 -1974)<br />

Esper<strong>der</strong> Str. 6 : Möller, Wohnhaus Fachwerk<br />

Inschrift in <strong>der</strong> Längsseite über dem Eingang:<br />

1889<br />

Esper<strong>der</strong> Str. 8 : Range, Scheune aus Fachwerk<br />

Inschrift in <strong>der</strong> Giebelseite Über dem Tor:<br />

Hans Heinrich Seilmeir - Lowise Henken - Anno 1782<br />

- 125 -


Esper<strong>der</strong> Str. l0 : Wessel, Wohnhaus verputzt<br />

Über Eingang<br />

Fachwerk<br />

Auslucht<br />

Inschrift:<br />

Bewahr dat<br />

Hus, Herr, wat<br />

wie but un dä,<br />

da heir gaht in<br />

un ut.<br />

Erbaut von<br />

Heinrich Wessel<br />

und dessen<br />

Ehefrau<br />

Johanne geb.<br />

Munzel 1912<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Esper<strong>der</strong> Str. l0 : Wessel, Scheune aus Fachwerk<br />

Inschrift in <strong>der</strong> Längsseite über dem Tor:<br />

Mit Gott erbaut, von Friedr. Wessel u. Marie Wessel geb. Sagebiel. Juli 1923<br />

(Der Balken mit <strong>der</strong> Jahreszahl 1753 wurde von abgerissenen Scheune wie<strong>der</strong> eingebaut.)<br />

Esper<strong>der</strong> Str. 11 : Klingenberg, Wohnhaus aus Fachwerk<br />

Inschrift in <strong>der</strong><br />

Giebelseite:<br />

Dem Ausgang<br />

und dem<br />

Eingang mein<br />

den laß Dir<br />

Gott befohlen<br />

sein.<br />

Der Segen<br />

des Herrn<br />

machet Reich<br />

ohne Mühe<br />

Esper<strong>der</strong> Str. 11 : Klingenberg, Scheune aus Fachwerk<br />

Inschrift in <strong>der</strong> Längsseite über dem Tor:<br />

Mit Gott erbaut Heinrich Hölcher geb. Klingenberg, gebaut den 11ten Mai 1867<br />

Esper<strong>der</strong> Str. 13 : Battmer, Wohnhaus aus Fachwerk<br />

Inschrift in <strong>der</strong> Giebelseite:<br />

Mit Gott erbaut den 7ten Juni 1861<br />

- 126 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Esper<strong>der</strong> Str. 14 : Gierke, Wohnhaus aus Ziegelstein:<br />

Über Eingang.<br />

Jahreszahl 1902 aus Eisen<br />

Esper<strong>der</strong> Str. 14 : Gierke, Scheune aus Fachwerk<br />

Inschrift über dem Tor in <strong>der</strong> Giebelseite:<br />

Mit Gott erbaut von Carl Lücke und Caroliene Lücke geb. Sagebiel<br />

gerichtet den 31ten Mai 1877<br />

Esper<strong>der</strong> Str. 15 : Franz, Scheune aus Fachwerk<br />

Inschrift im Giebel über dem Tor:<br />

Mit Gott erbaut von Christian Schra<strong>der</strong> und Caroline<br />

Schra<strong>der</strong> geborne Brinkmann gerichtet den 4ten Juni 1868<br />

Esper<strong>der</strong> Str. 17 : Hollstein, Wohnhaus aus Ziegelstein<br />

Inschrift Steinplatte im Giebel:<br />

Gebauet von C. Sagebiel 1886<br />

Esper<strong>der</strong> Str. 17 : Hollstein, Scheune aus Fachwerk<br />

Inschrift in <strong>der</strong> Giebelseite:<br />

Mit Gott erbaut von Carl Sagebiel und Johanne geb. Cors<br />

den 3ten Juni 1852<br />

Esper<strong>der</strong> Str. 19 : Ohm, Scheune aus Fachwerk<br />

Inschrift in <strong>der</strong> Giebelseite über dem Tor:<br />

Wer Gott vertraut hat wol gebaut, im Himmel und auf Erden.<br />

gerichtet den 2ten Mai 1898 - Johann Friedrich Müller - Hanne Caroline Ricke<br />

Esper<strong>der</strong> Str. 23 : Waßmann, Wohnhaus unten Ziegelstein, oben Fachwerk<br />

Längsseite:<br />

An Gottes Segen ist alles gelegen Ludewig Wasmann,<br />

Luise Renzihausen - Anno 1834<br />

Twetje Nr. 1 : Wiemann, Wohnhaus mit Scheune aus Fachwerk<br />

Inschrift über<br />

Scheunentor:<br />

Erbaut von<br />

Friedrich Sagebil<br />

und Wilhelmine<br />

Sagebiln<br />

gerichtet den Ilten<br />

July 1845<br />

Das alte Pfarrhaus aus <strong>der</strong> Gönne (Nr. 37) wurde in <strong>der</strong> Twetje 1 (Nr. 49) wie<strong>der</strong> aufgebaut<br />

Twetje Nr. 2 : Kurlbaum, Wohnhaus, Stall & Scheune Fachwerk<br />

Inschrift Türen Innenhof Stallgebäude:<br />

Dieses Gebäude hat erbaut Johann Friedrich Ivdewic Becker, und Johanna Loise Beckern<br />

gebohrene Korsen Gerichtet Anno 1817 den 26 ten Juli vS.'<br />

- 127 -


14 Kirche<br />

(Hermann Wiemann)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Am Ende des 30ig-jährigen Krieges waren alle Kirchenbücher vernichtet. Die Pastoren Pagendarm<br />

(1713-1749) und Müller (1749-1781) haben genaue Beschreibungen <strong>der</strong> Gebäude, <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>eien<br />

und aller Sachgegenstände angefertigt. Die folgenden Ausführungen entstammen den <strong>Heyen</strong>er<br />

Kirchenbüchern.<br />

<strong>Heyen</strong>, dessen Filiale Frenke ist, hatte um 1150 bereits eine Kirche, <strong>der</strong>en Collatur damals dem<br />

Kloster Corvey zustand, wobei gesagt wird, dass <strong>Heyen</strong> in Myndensi diocesi (Wiegand, Archiv III.<br />

3. S. 8) liege. Bodo, edler Herr von Homburg, schenkte 1309 dem Kloster Kemnade duas casas<br />

solventes Sedecim solidos annuatim et unum mansum in <strong>Heyen</strong> (Zeitschrift für Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

1853. - S. 147).<br />

Die (nach Pastor Guthe - Dielmissens Bericht von 1774 in Hassels Kollektaneen) <strong>der</strong> hl. Ursula<br />

geweihte, nach Osten gerichtete Kirche, aus schlecht geschichtetem, ganz verputztem Bruchstein<br />

mit Balkendecke und Plattendach, besitzt ihr jetziges Ansehen wohl seit einer Wie<strong>der</strong>herstellung<br />

von 1825, hat aber auch noch mancherlei Mittelalterliches bewahrt. Die Grundform und <strong>der</strong> Bericht<br />

des Corpus Bonorum von 1751 (Pastor Martin Müller) deuten auf einen romanischen Kern <strong>der</strong><br />

Anlage mit ungefähr quadratischem Turm, etwas breiterem, wohl immer flach gedecktem Schiff, an<br />

- 128 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

dem Spuren kleiner, rundbogiger Fenster bei einer Wie<strong>der</strong>herstellung 1875 zum Vorschein kamen,<br />

und eingerücktem, rechteckigem Altarhause, das mit einem "unförmlichen", 1767 abgerissenen<br />

Bogen sich einst gegen das Schiff öffnete. Der Turm hat im Untergeschoß ohne Verbindung mit<br />

dem Schiffe ein von W nach O gerichtetes spitzbogiges Gewölbe mit flachbogigen Eingängen im<br />

W (jetzt zugesetzt), das über dem Erdgeschoß durch eine massive Freitreppe mit Fachwerkaufsatz<br />

zugänglich ist; unter <strong>der</strong> jetzigen Glockenstube sind ehemalige, breite rundbogige Öffnungen zu<br />

erkennen, eine vor dem Kirchendache und gegenüber, je zwei an <strong>der</strong> Nord- und Südseite.<br />

Die jetzige Glockenstube unter vierseitigem Zeltdache hat noch je<br />

zwei ähnliche Schallöffnungen an <strong>der</strong> Nord- und Südseite, davon<br />

die beiden westlichen, jede mit Teilungssäule, <strong>der</strong>en Hammer<br />

unmittelbar unter dem Bogen ohne Doppelarkade ruht. Die stark<br />

verwitterten Säulen haben nach oben verjüngten Schaft,<br />

Würfelkapitäl mit Halsring, ein ähnliches, größeres und<br />

umgekehrtes als Base. - Die Mauern von Schiff und Chor haben<br />

einen jüngeren, etwa vier Fuß hohen, innen zurückgesetzten<br />

Aufsatz aus Backstein, dazu einige äußere Mauerverstärkungen<br />

und vor den beiden Ostecken unsymmetrische Strebepfeiler. Die<br />

Tür ist an <strong>der</strong> Südseite des Schiffes. Die Fenster, eines in je<strong>der</strong><br />

Wand des Altarhauses und je zwei in den Längswänden des<br />

Schiffes, sehr hoch und breit, sind rechteckig, darüber am Schiffe<br />

halbkreisförmige für die Priechen. Ein noch 1881 an <strong>der</strong> Westseite<br />

des Turmes vorhandener Kopf ist, vielleicht nur unter dem Putze,<br />

verschwunden. Der Ostgiebel besteht aus Fachwerk. Im Inneren<br />

Empore vor den Längswänden des Schiffes und im Westen.<br />

Altarkanzel, <strong>der</strong> Tisch massiv, darüber fünfseitige Kanzel zwischen<br />

zwei korinthischen Pilastern, vor dem Tische bei<strong>der</strong>seits Brüstung<br />

mit Pfeiler, <strong>der</strong> links einen nicht gebrauchten Behälter in Urnenform für ein Taufbecken trägt,<br />

rechts ebenso als Opferstock. (Bis 1749 stand auf dem viereckigen Altarstein ein "hölzernes<br />

Postament mit den vier Evangelistenbil<strong>der</strong>n nebst zwei Säulen von zwei Fuß zwei Zoll Höhe und<br />

zwei Blindflügeln." Dann wurde in diesen Aufsatz eine Kanzel eingefügt. An einem beson<strong>der</strong>en<br />

Armenkasten stand: Wer den armen Hat gutes gethan, <strong>der</strong> wird seinen lohn empfahen. Ano 1718).<br />

Ein Taufstein wurde 1766 entfernt (vermutlich als die jetzige Altarkanzel aufgestellt wurde) und<br />

diente auf dem Hofe Nr. 7 (Wessel) als Pferdetränke (1957 kehrte er in die Kirche zurück). An<br />

seinen sieben Seiten Engelsköpfe, Gehänge und Namen. Der Fuß ebenda unter dem<br />

Gossensteine. Der Taufstein war nach dem Corpus Bonorum drei Fuß sechs Zoll hoch und trug<br />

den Spruch Act. 2: Lasse sich ein jeglicher tauffen auf den Nahmen Jesu Christi zur Vergebung<br />

<strong>der</strong> Sünden, dazu die Namen <strong>der</strong> Schenker Hinrich Wasman, Ana SporIe<strong>der</strong>. 1660. Der vom<br />

Großköter Hinrich Rosenthal geschenkte Deckel hing an einem Wendehaken.<br />

Silberner Kelch, 19,8 cm hoch, mit sechsteiligem Fuß, an ihm Umschrift in Antiqua: Der Kirchen zu<br />

<strong>Heyen</strong> anno 1663 Wicht 22 Lott. Stempel: Hildesheimer Beschau (wachsen<strong>der</strong> Adler über<br />

gevierteiltem Schild mit 49), Meistermonogramm C K. - Glaskelch erst 1841 angeschafft. Ovale<br />

zinnerne Oblatenbüchse mit vier Füßen. Zwei Tischleuchter aus Gelbguß, 29 cm hoch. Umschrift<br />

am Fuße in Antiqua: Anna Francke, I. L. S. Witwe, hat noch diese Leuchter zur Ehr Gottes in die<br />

Kirchen Zu <strong>Heyen</strong> geben. Ano 1638.<br />

Zwei zinnerne Henkelvasen, 27,5 cm hoch, Rumpf leicht eingeschnürt, Henkel mit Hermenfigur,<br />

am Rumpfe graviert bei i. Geor(g) Carl Floto über Barockschild mit Helm und als Zier zwei Flügel,<br />

im Schilde: G. C. F. 1753; bei 2. Judit Sabien Flothon mit gekröntem Schilde, das J. S. F. 1753<br />

umgibt.<br />

Eine Marienfigur aus Holz, auf dem Halbmond, das Kind auf dem Arme, "in einem mit valvis<br />

versehenen offenen Gehäuse" (Corpus Bonorum) kam bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung 1825 auf den<br />

Boden, und wurde bei <strong>der</strong> folgenden 1875 von den Maurern als Trog verbraucht. Nach mündlichen<br />

- 129 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Überlieferungen soll sich diese jetzt in <strong>der</strong> Kirche zu Bremke befinden.<br />

Glocken. I. 99 cm breit, ohne Krone 74 cm hoch. Am Halse<br />

aufrecht stehende Akanthusblattreihe, darunter ein Band mit<br />

Ranken und Eicheln. Noch tiefer an <strong>der</strong> Flanke einerseits<br />

unter einem Kopfe in Antiqua: Da Prediger war Herr Johann<br />

Martin Müller / hat auf eigene Kosten die Heyische Gemeine<br />

/ diese Glocke giesen lassen in Braunschweig / von Johann<br />

Peter Greten 1754, an<strong>der</strong>erseits unter Kopf und zwei<br />

Rosetten und über einem Kruzifix, unter dem eine Figur<br />

kniet:<br />

Mein Klang rufet: komt an diesen Ort,<br />

Komt, komt und höret Gottes Wort.<br />

Umgegossen aus einer 1726 von Joh. Dietrich Lampe in<br />

Hildesheim für 293 Rthlr. verfertigten, daran <strong>der</strong> Spruch:<br />

Temporibus guoniam placet inservire futuris,<br />

Campana haec nostro serviet usque bono.<br />

Hinc ad tinitum molis concurrite sacrum,<br />

Ut capiant mentes dogmata sancta Dei.<br />

II. 92 cm breit, ohne Krone 73 cm hoch. Am Halse breites Rankenornament mit <strong>der</strong> mehrfach<br />

wie<strong>der</strong>holten Traube von Kanaan, die zwei Männer an einer Stange über <strong>der</strong> Schulter tragen. An<br />

<strong>der</strong> Flanke einerseits: Diese Glocke hat die Gemeine <strong>Heyen</strong> auf eigene Kosten gießen lassen,<br />

an<strong>der</strong>erseits über einem Kruzifix:<br />

Mein Klang ruft hier auch eben so,<br />

Komt, höret, singet und seyd froh.<br />

An ihrer Stelle 1751 eine kleinere 1 ¼ Ellen breite Glocke vom Meister Christoph Kleiman,<br />

Glockengießer von Lemgo, und mit dem Spruche: Komet her, lasset uns dem Herrn frolocken, und<br />

jauchzen dem Hort unsers Heils.<br />

14.1 Bauliche Verän<strong>der</strong>ungen<br />

In den Kriegs- und Nachkriegsjahren sind an <strong>der</strong> Kirche<br />

nur die nötigsten Unterhaltungsarbeiten durchgeführt<br />

worden.<br />

Im Jahr 1965 wurden in einem ersten Bauabschnitt die<br />

Turmkrönung aufgearbeitet und die Dachflächen des<br />

Turmes mit Sandsteinplatten neu gedeckt. Der gesamte<br />

Außenputz musste erneuert und mit einem Anstrich<br />

versehen werden.<br />

1966 erhielt das Kirchenschiff ein neues Dach aus<br />

Hohlziegeln, eine Blitzschutzanlage (einschl. Turm), neue<br />

Dachrinnen mit Fallrohren und eine Regenwasserleitung.<br />

Auch <strong>der</strong> Außenputz wurde erneuert und gestrichen.<br />

Bei <strong>der</strong> Gesamtinnenrenovierung im Jahr 1967 wurden die<br />

Wände neu geputzt, Decke und Wände neu gestrichen,<br />

Fußboden, Altar, alle Fenster erneuert und zusätzlich ein glasgemaltes Chorfenster eingesetzt. Die<br />

Kanzel und Holzaufbauten waren durch starken Holzwurmbefall baufällig geworden.<br />

- 130 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Der Kirchenvorstand mit Pastor Reichert entschloß sich zu einer<br />

völligen Neugestaltung des Innenraumes. Der Pastor wollte<br />

nicht mehr von "oben herab" predigen. Die neue Kanzel wurde<br />

an <strong>der</strong> Nordwand vor den Bänken angebaut.<br />

Bei dem Abbau <strong>der</strong> Seitenemporen (Priechen) entdeckten<br />

Handwerker auf den Holzkassetten <strong>der</strong> Seitenverkleidungen mit<br />

Erdfarben gemalene Bil<strong>der</strong> und Ornamente, die durch mehrere<br />

Farbschichten verdeckt waren. Nach <strong>der</strong> Restaurierung wurden<br />

die Kassetten mit Holzrahmen versehen und dann an <strong>der</strong><br />

Kanzel, am Lesepult und vor <strong>der</strong> erweiterten Orgelempore<br />

angebracht.<br />

Die schlichte, hell und freundlich wirkende Kirche erhielt noch im<br />

gleichen Jahr durch Spenden einen Kronleuchter aus Messing.<br />

Beim Abbruch des alten Altars<br />

kam die verdeckte, mit einem<br />

schlichten romanischen Kreuz<br />

gezierte Altarmensa aus dem<br />

12/13. Jahrhun<strong>der</strong>t zum<br />

Vorschein. Der Stein hängt nun<br />

an <strong>der</strong> Südwand neben dem<br />

neuen Altar aus geschliffenen<br />

Sandsteinblöcken. Daneben steht <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> gleichen Zeit stammende Taufstein.<br />

Feuchtigkeitsschäden machten 1995 neue Sanierungsarbeiten erfor<strong>der</strong>lich. Eine neue Gasheizung<br />

ersetzte die alten Ölöfen.<br />

Altarmensa aus dem 12ten Jahrhun<strong>der</strong>t – Taufstein aus gleicher Zeit<br />

- 131 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

14.2 Volumen primum<br />

(Hermann Wiemann – Auszüge aus Hauptbuch <strong>der</strong> Kirche zu <strong>Heyen</strong>)<br />

.......In welchem Jahr und auf wessen Vergünstigung und von wem hiesige Kirche erbaut worden,<br />

kann man wegen Ermanglung <strong>der</strong><br />

Urkunden nicht melden. So muss<br />

man denn auch mit Stillschweigen<br />

übergehen das Jahr und den Tag<br />

<strong>der</strong> Einweihung bei<strong>der</strong>, des<br />

Kirchhofs und <strong>der</strong> Kirche. Nach<br />

bloßer Mutmaßung mag sie <strong>der</strong> hl.<br />

Marien gewidmet sein, weil man<br />

noch bis in diese Stunde in <strong>der</strong><br />

Ecke von <strong>der</strong> Südwand auf dem<br />

Chor ein groß Marienbild mit dem<br />

Jesuskind und zwar in einem<br />

offenen Gehäuse 6 Fuß hoch und<br />

3 Fuß breit bewahret. Vor 30<br />

Jahren und darüber hat man hier<br />

alljährlich den 4. Sonntag nach<br />

Michaeli eine sog. Kirchmeß<br />

gehalten, daran man verschiedene<br />

Kleinigkeiten auf dem Thie<br />

St. Ursular Kirche <strong>Heyen</strong> - Nordansicht<br />

feilgeboten, wobei das junge Volk<br />

fröhlicher Dinge gewesen.<br />

Das Dorf heißet <strong>Heyen</strong> und begreift in sich 53 Wohnhäuser, so große als kleine. Anno 1569<br />

gefolglich zu den Zeiten <strong>der</strong> Kirchenreformation in diesem Lande soll es gewesen sein unter <strong>der</strong><br />

Herrschaft Homburg, mithin hat <strong>der</strong>o Zeit <strong>der</strong> Super-intendens zu Halle Jacobus Jovius, welcher<br />

unter dem von Herzog Julio zu Braunschweig -Lüneburg verordneten General- Superintendenten<br />

M. Nicolas Ezbenio gestanden, die Inspektion darüber gehabt,<br />

Die Kirche samt Kirchhofe hat man auf <strong>der</strong> Höhe des Dorfes angelegt. Der Kirchhof ist 132 Fuß<br />

lang und 128 Fuß breit. Derselbe hat eine große und kleine Pforte mit Türen.<br />

Patronus sind des Herrn Abt zu Corveys Hochfürstliche Gnaden. Mit Zehenden, Meyerhöfen,<br />

Gärten, Teichen und Holzungen ist hiesige Kirche gar nicht versehen, wohl aber mit Kirchen-<br />

Meyer-Län<strong>der</strong>eien, Eigenland, Wiesen, Hof und Geldzinsen.<br />

(Namen, die im Zusammenhang mit den aufgeführten Wiesen und Län<strong>der</strong>eien genannt werden:<br />

Sagebiel ,Weßel, Waßmann, Lange, San<strong>der</strong> ,Willmar ,Steinbrink, Möller, Meyer, Ricken, Flentge,<br />

Schaper, Becker, Lange, Schmidt, Lockstehl) Im Corp bon. v.1751 werden auf Seite 66 genannt:<br />

Die Vollmeyer Sagebiel, Henneke u. Ricke, <strong>der</strong> Halbmeyer Sagebiel, die Großköters Sagebiel,<br />

Möller, Meyer, Wessel, Hölscher, Siever, Henneke, Klenke, Ellermann, Meyer, Krauß, Hölscher,<br />

Arneke u, Sagebiel. Der Kleinköter Flentge, <strong>der</strong> Kirchhöfer Becker.<br />

14.3 Län<strong>der</strong>eien<br />

Was die jura und Gerechtigkeiten <strong>der</strong> Kirchen anlanget, so findet sich eben nichts Son<strong>der</strong>bares,<br />

ohne das die Kirchen-Wiesen von allen oneribus publicisfrei seien<br />

dass zwei Morgen Kirchen-Meyerland auf <strong>der</strong> Steinbreiten, so bei Hinrich Meyer Kohthof gehören,<br />

nur vom Zehenden eximiret seien.<br />

Übrigens haben alle Kirchenlän<strong>der</strong>eien keine son<strong>der</strong>bare jura und Freiheiten – …man kann keine<br />

documenta an Licht stellen, viel weniger von <strong>der</strong>o Verschreibung, welche zweifelsohne ergangen,<br />

etwas Gewisses melden, weil bis dato die Briefe und Urkunden, so davon handeln, niemanden zu<br />

- 132 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Gesichte o<strong>der</strong> Händen kommen sind. Zum Teil sind diese Kirchenlän<strong>der</strong>eien noch bei den Höfen,<br />

wo bei sie vor 200 Jahren und darüber gewesen. (Die Lage <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>eien wird aufgeführt.)<br />

Einnahmen dieser Kirche von dem Kirchen-Meyer-Lande: Weil diese Einnahme nicht jährlich<br />

einerlei, son<strong>der</strong>n erst alle 3 Jahre gleich ist, so muss sie von 3 Jahren zusammengezogen werden.<br />

Diese dreijährige ungleiche Einnahme in drei gleiche Teile gebracht, und ein Jahr dem an<strong>der</strong>en<br />

zugute gerechnet wird…<br />

Was den Pfarrer zu <strong>Heyen</strong> an sich anlanget, so hat <strong>der</strong>selbige außer einem Baumgarten und<br />

kleinen Kohlgarten kein Pfarrland, keine Wiesen, Kempe noch sonst bares Geld. Es gehört aber<br />

dabei ein Meyerhof, etwa von 90 1/2 Morgen Landes, etliche Wiesen und etliche vom Lande<br />

gemachte Gärten. Dieser Meyerhof ist mit seiner Län<strong>der</strong>ei vor langen Jahren von einem Meyer,<br />

wie an<strong>der</strong>e Meyerhöfe bewohnt gewesen. Und hat <strong>der</strong> Meyer dem Pastori loci von allem diesem<br />

Lande alljährlich den dritten müssen in seine Scheune fahren. …sind die Gebäude nach und<br />

nach heruntergekommen, <strong>der</strong> Meyer gestorben und weil niemand wegen <strong>der</strong> darauf haftenden<br />

schweren Onerum sich wie<strong>der</strong> daran geben wollen, ist endlich <strong>der</strong> Hof ganz wüste worden, so<br />

dass jetzo auf demselbigen von dem alten Gebäude nichts mehr stehet. Ein kleines Häusgen hat<br />

Jacob Schlüter darauf gebauet … so ist dem Pastori frei gestellet, den Hof entwe<strong>der</strong> selbst<br />

anzunehmen und <strong>der</strong> gnädigsten Herrschaft die onera davon abzustatten, o<strong>der</strong> aber denselbigen<br />

an gewisse Leute in <strong>der</strong> Gemein(d)e zu verpachten, seinen dritten davon zu heben, und jenen die<br />

onera davon abtragen zu lassen. Auch kommt von <strong>der</strong> onerensen Pfarr.-Meyerhofslän<strong>der</strong>ei noch<br />

ein Zehen<strong>der</strong>, welcher nach Ohr an den Herrn v. Hake muss eingeliefert werden, darzu Pastor den<br />

dritten geben muss. (Das Hauptbuch enthält eine Aufstellung <strong>der</strong> Kirchenlän<strong>der</strong>eien u. <strong>der</strong><br />

Pächter).<br />

Von einem Stück Landes im Meßkampen gibt <strong>der</strong> Brock-Müller vor Esperde <strong>der</strong> hiesigen Pfarre<br />

das eine Jahr, wenn es mit Roggen besät ist, 3 Himbten Roggen, das an<strong>der</strong>e Jahr, wenn es mit<br />

Sommerkorn bestellet ist, 3 Himbten Hafer, das dritte Jahr aber, wenn es brache liegt, nichts.<br />

Diese zweijährige Einnahme, die ungleich ist, muss, weil das dritte Jahr nichts einkommt, in drei<br />

gleiche Teile geteilet werden, auf das man jährlich davon etwas gewisses anschlagen kann.<br />

Recapitulativ aller Kircheneinnahmen (Seite 24 Corp.bon. v. 1725)<br />

Von dem Kirchen-Meyer -Lande, dessen Einnahmen nicht jährlich einerlei, son<strong>der</strong>n wegen <strong>der</strong><br />

Ungleichheit von 3 Jahren zusammenzuziehen ist, kommt alle Jahre ein: 16 Thl. (Thaler), 32 gl.<br />

Diese dreijährige Einnahme in drei gleiche Teile gebracht täte also<br />

Holzungen:<br />

Pachtzins: jährlich 5 Thl. 22 gl. 5 1/3 ch<br />

von verpachteten Lande 2 Thl. 18 gl.<br />

von Wiesenzins 11 Thl. 9 gl. 6 ch<br />

von Hofzins 15 gl. 4 ch<br />

von Kapitalien 17 Thl. 4 gl.<br />

alle Einnahmen zusammen 36 Thl. 33 gl. 7 1/3 ch<br />

Liegende Gründe von Holzungen sind nicht bei <strong>der</strong> Pfarre, son<strong>der</strong>n es empfängt Pastor jährlich<br />

Deputat Malter Holz aus dem Vogler Walde, zwei Meilen von <strong>Heyen</strong>, nämlich 26 Malter, welche<br />

nach dem jetzigen vergrößerten Maaß 5 Fuß lang, 4 Fuß breit und hoch sein müssen. Nach <strong>der</strong><br />

kleineren Zahl hat Pastor sonst 44 Malter bekommen. Diese 26 Malter müssen, nach<br />

hergebrachter Weise, alle und jede hausgesessenen Einwohner, die mit Ackergeschirr versehen,<br />

jährlich dem Pastori auf den Pfarrhof fahren. Anschlage Lohn und Voranweisung giebet Pastor 3<br />

Thl und 3 gl. Dieses Geld ist gesteigert worden im Jahre 1765 auf 5 Thl und 2 gl, 1769 ist es<br />

nochmal gesteigert worden auf 6 Thl und 18 gl.<br />

Ungewisse Einnahmen<br />

- Tauf-, Begräbnis-, Beicht-, Confirmations- und Einsegnungsgebühren.<br />

- 133 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

- Kirchenbußgebühren: einen Thaler wenn ein Hurer o<strong>der</strong> Hure soll Kirchenbuße tun.<br />

- Testimonial-Gebühren. wenn <strong>der</strong> Bräutigam o<strong>der</strong> Braut in eine an<strong>der</strong>e Gemein(d)e sich<br />

verheiratet.<br />

- Für ungewisse Einnahmen werden 40 Taler, für alle Einnahmen zusammen im Jahr 214<br />

Taler veranlagt.<br />

- Die Stühle werden beweinkaufet, von den Glocken kommt nichts.<br />

Gleich wie Pastor von den 9o Morgen des Pfarrmeyerhofes den dritten Haufen von <strong>der</strong> in dem<br />

Winter- und Sommerfelde gewachsenen Fucht empfänget, also erhält auch die Witwe den dritten<br />

Haufen aus gedachten Fel<strong>der</strong>n von den zum Witwentum gelegten 9 Morgen, nämlich von 3<br />

Morgen aus dem Winterfelde, von 3 Morgen aus dem Sommerfelde, die übrigen 3 Morgen liegen<br />

brach, daraus sie gleich wie <strong>der</strong> Pastor nichts zu heben hat (Seite 54).<br />

Geldeinnahme ist nicht vorhanden, als das Pfarrwitwengeld. Die Witwe hat 3 Kühe frei auf <strong>der</strong><br />

gemeinen Weide, jede zu 18 Mgl gerechnet = 1 Thaler 18 gl. Mastfreiheit hat die Witwe nicht.<br />

Ferner hat die Witwe frei 9 Tonnen Bier. von accife und Steuer 4 Thl,18gl.<br />

Ordinäre Ausgaben<br />

Der Superintendent 1 Thl, <strong>der</strong> Amtmann 1 Thl, Pastori loci präsent. Geld 1 Thl, zur Formirung <strong>der</strong><br />

Kirchenrechnung 1 Thl, zur fünfmaligen Abschreibung <strong>der</strong>selben 25 gl, dem Schulmeister die<br />

Gebühr 2 Thl, 4 gl, dem Kirchenvorsteher 1 Thl, für die Lichter zu machen 12 gl, das<br />

Pfarrwitwengeld 18 gl. Zusammen: 8 Thl, 23 gl.<br />

14.4 Meyerbrief Corp. bon. 1751<br />

Infolge dessen, was unter dem 27 März 1749 noch ist verordnet worden, wird nachgesetztes<br />

beigefügt: Bei <strong>der</strong> Heyischen Pfarre ist nur ein Pfarr-Meyergut von 2 Hufe Landes, welches die<br />

Qualität <strong>der</strong> Pacht nicht hat, und hat solches Joh. Hermann Ricken hier in <strong>Heyen</strong> in Besitz, <strong>der</strong><br />

alljährlich davon seine Prastanda an die Pfarre liefert.<br />

Vide pag. 44 num. 5. Der letzte Meyerbrief des obgedachten Pfarr-Meyergutes ist ausgefertigt von<br />

dem sel. H. Pagendarm d. 12 Oktober 1746, welcher also lautet :<br />

Ich, M. Hermann Heinrich Pagendarm, jetziger Pastor in <strong>Heyen</strong> und Gutsherr des Pfarr-<br />

Meyer-Hofes daselbst, verkünde und bekenne hiermit, dass, nachdem <strong>der</strong> Halbspänner in<br />

<strong>Heyen</strong> Joh. Hermann Ricken, Pfarrmeyer daselbst, <strong>der</strong> bis dahin seinem Pfarr-Meyerhofe<br />

wohl vorgestanden, und solches auch ins Künftige tun wird, mich ersuchet, ihm einen<br />

Meyerbrief zu erteilen, ich keine Bedenken getragen, ihn als einen Pfarrmeyer anzunehmen,<br />

und ihn in den Besitz <strong>der</strong> sämtlichen Pfarr-Meyer-Güter und allen was dazu gehört, zu<br />

lassen und zu bestätigen. Ich setze ihn demnach Kraft dieses in den gänzlichen Besitz des<br />

Meyerhofes, und was dahin als ein Zubehör kann gerechnet werden, dass er denselben, wie<br />

bisher getan, gebrauchen und nutzen soll, und versichere ihm, in diesem Besits zu<br />

schützen. Dagegen verspricht er, wie solches auch in dem unter uns Aipulirten auch von<br />

hochfürstl. Justiz-Kanzlei confimirten Vergleich vom 5ten Sept. 1746 bestimmt ist, nicht<br />

allein von seinem Pfarr-Meyerhofe mir als seinem Gutsherrn zur rechten Zeit, wie bisher<br />

gewöhnlich gewesen, auf hiesige Pfarre jährlich zu liefern, vermöge des Kontrakts bei<br />

guten Jahren 4 Malter Roggen, 5 Malter Hafer, 2 Malter Gerste, 2 Malter Weizen, desgleichen<br />

6 Hühner, 6 Stiege Eier, und 2 Mgl Hofzins, son<strong>der</strong>n auch diesen Meyerbrief mit 1 Thaler<br />

und 18 Mgl zu lösen und selbigen alle 9 Jahre mit 1 Taler zu 36 Mgl zu erneuern. Und wie ich<br />

glaube, dass er je<strong>der</strong>zeit den obgedachten Vergleich erfüllen, und sich als Pfarr-Meyer<br />

gebührend bezeigen werde, so versichere ich ihm auch, dass er mich dem Vergleich alle<br />

Wege gemäß gegen ihn bezeigen werde, und erteile ihm daher diesen Pfarr-Meyer-Brief und<br />

angebohrenen Patschaft besiegelt.<br />

- 134 -<br />

<strong>Heyen</strong>, im Amte Wickensen d. 18. Oktober 1746<br />

Hermann Heinrich Pagendarm, Pastor in <strong>Heyen</strong>.


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Dieser Meyer-Brief ist zum an<strong>der</strong>n mal von mir als jetzigen Pastore J.M. Müller erneuert worden<br />

den 18. Oktober 1764<br />

Erläuterung:<br />

(1 Braunschweiger Thaler =288 Pf.=24 gute Gr.=36 Mariengroschen nach Währungstabellen von<br />

178o/9o. Helmut Jäger, Methodisches Handbuch f. Heimatforschung in Nie<strong>der</strong>sachsen, Lax 1965)<br />

Johann Hermann Rieken (1697-1761) bewirtschaftete den Hof Nr. 8 im Winkel (Hagenstraße).<br />

Letzter Bewirtschafter des Hofes war Heinrich Friedrich Wilhelm Sporle<strong>der</strong> (geb. 1896), genannt<br />

„Winkelbauer“.<br />

14.5 Aus <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> des Pfarramtes ab 1907<br />

(vom Kirchenrat Adolf Runge)<br />

16.01.1907 Gemein<strong>der</strong>atswahl<br />

25.01.1907 Reichstagswahl, bei welcher 89<br />

Stimmen auf von Damm<br />

(wirtschaftliche Vereinigung), 9 auf<br />

Kerk (Fortschritt), 1 auf Salwer<br />

(Sozialdemokrat) fallen.<br />

02.02.1907 Reichsstichwahl, bei welcher von<br />

Damm 103, Salwer 3 Stimmen<br />

erhalten.<br />

02.03.1908 Vollmeier-Altenteiler Heinrich Sagebil<br />

Nr. 30, 73 Jahre alt, seit Dez. 1879<br />

durch Erneuerung seitens des<br />

Königlichen Konsistoriums zu Münster<br />

als Patron <strong>der</strong> Kirche zu <strong>Heyen</strong><br />

Mitglied des Kirchenvorstandes (KV),<br />

stellvertreten<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong> im KV,<br />

auch Deputierter desselben zum<br />

Schulvorstand.<br />

28.04.1908 9.00 Uhr Schultermin mit<br />

Konsistorialpräsident Sievers und<br />

Baurat Pfeifer. Darüber ergangene<br />

Nie<strong>der</strong>schrift: Wolfenbüttel, den<br />

- 135 -<br />

Adolf Runge war von 1882 bis 1930 Pastor für <strong>Heyen</strong><br />

und Frenke. Er wurde 1920 Spezial-Super-Intendent von<br />

Halle und 1922 zum Kirchenrat ernannt.<br />

29.04.1908: „Gestern hatten sich die o.g. nach <strong>Heyen</strong> begeben, um das dortige<br />

Schulhaus einer Besichtigung zu unterziehen. Das Schulgebäude besteht aus<br />

einem älteren Wohnhause aus Fachwerk mit seinem Anbau an <strong>der</strong> Nordseite,<br />

ebenfalls aus Fachwerk, in dem sich die Schulklasse befindet. Unmittelbar an den<br />

Klassenanbau sind an <strong>der</strong> nördlichen Giebelseite die Aborte für Lehrer und<br />

Schulkin<strong>der</strong> mit einer Grube angebaut. Die Klasse hat zweiseitige Beleuchtung und<br />

reicht für die vorhandene Schülerzahl nicht aus. Schulvorstand und Gemein<strong>der</strong>at<br />

beabsichtigen daher, den Abortanbau zu beseitigen und nach dieser Richtung den<br />

Klassenraum zu erweitern. Da <strong>der</strong> Grund und Boden aber durch die Abortgrube<br />

voraussichtlich stark verseucht sein wird, so muss die Durchführung dieses Projekts<br />

davon abhängig gemacht werden, dass seitens des zuständigen Physikers die<br />

geplante Erweiterung als zulässig erklärt wird...“<br />

10.09.1908 Verhandlung mit Sanitätsrat Dr. S. aus Eschershausen wegen Schulbaues.<br />

<strong>Gemeinde</strong>vorsteher gegenwärtig. Für den Bau Bedingung, dass an <strong>der</strong> Nordseite<br />

des alten Schulzimmers 2 m nach außen, 2 nach innen sowie 2 m seitwärts und 2 m<br />

tief ausgegraben, <strong>der</strong> Erdboden fortgeschafft, die Höhlung mit frischen Kalksteinen<br />

ausgefüllt und oben mit einer Betonschicht verschlossen wird.<br />

Dez. 1908 wurden von <strong>der</strong> Ww. Wedekind aus Har<strong>der</strong>ode 480 Röhren bezogen. Diese wurden<br />

von Großköter F. Weber angefahren. Sie wurden von Arbeiter Hermann Sagebiel<br />

gelegt. Wegen <strong>der</strong> Kirchenwiesen wurden 53 M verausgabt. 1907 u. 1908 zus. 190<br />

Mark.


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1909 Weil seit dem 3. Juni wegen <strong>der</strong> Schulreparatur, die am 1. Juni ihren Anfang nahm,<br />

<strong>der</strong> Schulunterricht im kleinen Saal des Pieperschen Gasthauses stattfand, <strong>der</strong> Saal<br />

aber an<strong>der</strong>weitig benutzt werden musste, wurden jetzt schon die Sommerferien<br />

begonnen…<br />

26. Okt. Nach Schluss <strong>der</strong> Herbstferien Ingebrauchnahme des neuen Schulzimmers.<br />

Sitzung des Schulvorstandes, des Kirchenvorstandes und Gemein<strong>der</strong>ates in <strong>der</strong><br />

Schulstube. Besichtigung des Schulzimmers, des erweiterten Vorraumes, <strong>der</strong> neuen<br />

Arbeitseinrichtungen und des neuen Holzstalles. Vergleich zwischen dem Schulbau<br />

von 1909 und <strong>der</strong> 1869 an <strong>der</strong> gegenwärtigen Stelle eingerichteten Schulstube<br />

(Weihnachten 1869 bezogen).<br />

19.06.1909 Besuch Sr. Hoheit des Herzog-Regenten Herzogs Johann Albrecht von<br />

Mecklenburg in zweiter Ehe mit Prinzessin Elisabeth von Stolberg - Roßla.<br />

18.09.1910 Spaziergang mit den konfirmierten Mädchen nebst den eigenen, erwachsenen<br />

Töchtern auf den Eckberg.<br />

11.09.1910 Spaziergang mit den konf. Knaben über den Hohen Knapp über Halle.<br />

Die Ausflüge nahmen einen befriedigenden Verlauf.<br />

17.–18.07.10 Bundes-Schützenfest in <strong>Heyen</strong>. Schießstände waren auf dem Pieperschen Acker<br />

vor dem Kühlwege mit Schussrichtung nach dem Walde zu angelegt.<br />

Dez. 1910 Der Brschwg. Landtag beschließt Einbeziehung aller Patronalsgeistlichen unter das<br />

neue Gehaltsgesetz und bewilligt die erfor<strong>der</strong>lichen Mittel.<br />

16.03.1911 Der Totengräber, auch <strong>Gemeinde</strong>diener, früher zugleich Nachtwächter, August<br />

Sagebiel gestorben.<br />

05.05.1911 Lehrer Schulze von Anbauer W. Flentge wegen Überschreitung des<br />

Züchtigungsrechtes an seinem Sohn Friedrich verklagt. Strafe: 3 Mark.<br />

Juni 1911 Hitze und Dürre. Bach im Pfarrgarten versiegte. Von überallher hörte man von<br />

ausgetrockneten Brunnen.<br />

13.08.1913 Die unverehelichte Johanne Wilmer wurde von 30 Frauen für den Hebammendienst<br />

gewählt.<br />

Sept. 1913 Der auf dem Eckberge erbaute Bismarckturm wird unter großer Beteiligung<br />

eingeweiht.<br />

02.03.1914 …wird <strong>der</strong> in Hameln gebaute, am 06.02.1914 in <strong>Heyen</strong> eingetroffene Totenwagen<br />

für seinen Zweck geweiht.<br />

01.04.1914 Inkrafttreten des neuen <strong>Gemeinde</strong>schulgesetzes vom 05.04.1913, durch welches<br />

eine vollständige Neuordnung getroffen ist.<br />

18.03.1914 Aufstellung <strong>der</strong> Masten für das Ortsnetz, <strong>der</strong> Drähte für die Licht u. Kraftanlagen<br />

seitens des Elektrizitätswerks Wesertal.<br />

1914 Der Krieg - Wie es zu demselben infolge <strong>der</strong> Ermordung des österr.-ungarischen<br />

Thronfolgers und seiner Gemahlin, aber mehr noch wegen <strong>der</strong> gegen Deutschland<br />

getroffenen Vereinbarungen zwischen Frankreich, Russland und England<br />

gekommen ist, wird ebenso wie das, was sich im Laufe des Krieges begeben hat<br />

und noch begeben wird, am besten in Geschichtswerken nachzulesen sein.<br />

06.02.1917 Der von Börry kommende Inspektionsbote bringt die Nachricht mit vom Eintritt <strong>der</strong><br />

Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg gegen Deutschland.<br />

13.10.1918 Die Ablieferung unserer kleinen Glocke zum Besten <strong>der</strong> erfolgreichen Verteidigung<br />

ist am vorigen Mittwoch durch zwei Leute <strong>der</strong> Glockengießerei Radler u. Söhne in<br />

Hildesheim erfolgt. Gewicht <strong>der</strong> Glocke 478 kg. In 9. Kriegsanleihe belegt im Nennwert<br />

von 2.200 M.(Telegramm aus Braunschweig, den 08.11.1918). Seine Königliche<br />

Hoheit <strong>der</strong> Herzog hat auf Verlangen des Arbeiter und Soldatenrates zur Verhütung<br />

unmittelbar großen Unheils für sich und seine Nachkommen auf den Thron<br />

verzichtet und die Regierung in die Hände des Arbeiter- und Soldatenrats gelegt.<br />

29.04.1919 Infolge Benachrichtigung <strong>der</strong> Firma Radler, dass die kleine abgelieferte Glocke noch<br />

unversehrt ist und zurückgekauft werden kann, beschließt <strong>der</strong> KV, bei <strong>der</strong><br />

Kreisdirektion wegen <strong>der</strong> Rückgabe <strong>der</strong> Glocke vorstellig zu werden und den<br />

Wie<strong>der</strong>einbau <strong>der</strong> Glocke durch Radler bewirken zu lassen.<br />

01.10.1919 Wie<strong>der</strong>einbau <strong>der</strong> von Großköter Fr. Klingenberg in <strong>Heyen</strong> zusammen mit einer<br />

Glocke <strong>der</strong> Kirchengemeinde Har<strong>der</strong>ode aus Hildesheim zurückgeholten kleinen<br />

Glocke mit einer neuen Läutevorrichtung , mit Stahlwalzenlagern zu 684,– M, die bei<br />

<strong>der</strong> Heyer Spar- und Darlehenskasse angeliehen werden sollen.<br />

- 136 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

21.12.1920 Durch Lehrer Schulze mit den Schulkin<strong>der</strong>n ein Märchenabend im Saal <strong>der</strong><br />

Pieperschen Gastwirtschaft veranstaltet.<br />

07.04.1922 Kirchenvorstand beschließt, für die Kirchengemeinde <strong>Heyen</strong> bei <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Spar-<br />

und Darlehenskasse ein Konto <strong>der</strong> laufenden Rechnung bis 5000 M eröffnen zu<br />

lassen. Herr Sagebiel übernimmt die Bürgschaft dafür.<br />

22.03.1922 Gründungsversammlung für den Evang. Elternbund <strong>Heyen</strong>.<br />

1922 Seit einigen Jahren ist die Besoldung unserer ev. Geistlichen eine <strong>der</strong>art<br />

unzureichende, dass in die Pfarrhäuser des <strong>ganzen</strong> Landes die bitterste Not<br />

eingezogen ist und bereits viele Pfarrer, nur um ihre Familien durchbringen zu<br />

können, Nebenbeschäftigungen suchen müssen. Die Beerdigungen geschehen<br />

nach dafür vorgeschriebenen Formularen. Ihre Zeit ist in <strong>der</strong> Regel nachmittags 3<br />

Uhr. Die Handlung beginnt gewöhnlich im Sterbehause mit Leichenrede und<br />

schließt am Grabe. … Bei <strong>der</strong> Bestattung von Selbstmör<strong>der</strong>n ist die Kirche nicht<br />

beteiligt, insbeson<strong>der</strong>e findet we<strong>der</strong> Sterbe- noch Begräbnisgeläut statt.<br />

ohne Datum (Archiv <strong>Heyen</strong> 201) ......dass <strong>der</strong> Kirchengemein<strong>der</strong>at in <strong>Heyen</strong> beschlossen hat, die<br />

beiden Stücke Kriegsanleihe, welche für den Erlös aus dem Verkauf <strong>der</strong> im Jahre<br />

1918 enteigneten Glocke angekauft wurde, und <strong>der</strong>en Annahme beim Rückkauf <strong>der</strong><br />

Glocke die Kreiskommunalkasse in Holzminden ablehnte, zu verkaufen.<br />

08.06.1923 An den Deutschen Reichstag zu Berlin. Betrifft Bittschrift aus dem Kirchenkreise<br />

Halle im Lande Braunschw. wird um die Wie<strong>der</strong>herstellung des gesetzlichen<br />

Schutzes für den am Mittwoch vor dem letzten Trinitatissonntage von <strong>der</strong> Brschwg.<br />

ev. luth. Landeskirche gemeinsam mit an<strong>der</strong>en Landeskirchen Deutschlands<br />

gefeierten Bußtag untertänigst gebeten.<br />

14.6 Aus <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> <strong>der</strong> Kirchengemeinde <strong>Heyen</strong><br />

(Kirchenrat Theodor Clemens)<br />

Am 12. April 1930 schloss in seinem 80. Lebensjahr <strong>der</strong> Kirchenrat Adolf Runge, Pfarrer zu <strong>Heyen</strong><br />

(u. Frenke bis 1924) die Augen für immer für diese Welt. Er starb nach einer Amtszeit von 50<br />

Jahren, davon 48 hier in <strong>Heyen</strong>. Die Amtsbrü<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Umgebung übernahmen nun die Vertretung<br />

und all die Pflichten im Amt für <strong>Heyen</strong>. Im Sommer wandelte sich in den folgenden Jahren das<br />

stille, vereinsamte Pfarrhaus in ein bewegtes, lebhaftes Jugendheim um..<br />

So gingen die Jahre 1930-35 dahin. Anfangs vertrat die neue Regierung nach dem 30.01.33 die<br />

kirchlichen Belange, soweit es nötig war. Dann aber setzten Schwankungen und gar Angriffe ein,<br />

sogar in gewisser Beziehung auch in <strong>der</strong> ev.-luth. Kirche selber. Es war die Zeit des<br />

schwankenden Übergangs zu Neuem, und zwar ging <strong>der</strong> Weg durch Unklarheiten, Wi<strong>der</strong>spruch, ja<br />

in manchen Kreisen durch Angriff, jedenfalls durch Überraschendes und Rätselhaftes: "Was soll<br />

daraus werden?" Es schlug <strong>der</strong> Strom <strong>der</strong> Zeit seine Wellen auch in ein kleines, ja in das kleinste<br />

Dorf.<br />

Da bat <strong>der</strong> Kirchengemein<strong>der</strong>at wie<strong>der</strong> um einen Pfarrer. Das Landeskirchenamt versprach zu<br />

helfen. Freilich, einen Pfarrer in das hiesige Kirchenamt einzusetzen, ging aus den bekannten<br />

Gründen <strong>der</strong> Kleinheit einer <strong>Gemeinde</strong> nicht an. Man sandte deshalb einen Vikar, den Kandidaten<br />

<strong>der</strong> Theologie Wesemann aus dem Wolfenbütteler Prediger-Seminar für die Zeit 1936 bis 1937.<br />

Wesemann lebte sich hier schnell ein, und die <strong>Gemeinde</strong> war dankbar, nun eine vorläufig<br />

bleibende Stütze und Leitung für und bei sich zu haben.<br />

Nach Ablegung des 2. Examens des Genannten kam <strong>der</strong> Kandidat Schlutter, gleichfalls aus dem<br />

Wolfenbütteler Prediger-Seminar, auf ein Jahr, wie H. Wesemann. Auch er fand hier volles<br />

Vertrauen. Beide haben hier fleißig gewirkt. Beide haben, wie sie bekannten, hier in <strong>der</strong> Stille des<br />

Dorfes, in <strong>der</strong> Schönheit des Gartens und <strong>der</strong> hiesigen Gegend, vor allem in <strong>der</strong> pfarramtlichen<br />

Arbeit an und in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>, sich recht wohl gefühlt. Ergänzung: Beide Vikare sind auf dem<br />

Felde <strong>der</strong> Ehre gefallen. Wesemann 1945, Schlutter 1941.<br />

- 137 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Nun kam ein selbständiger Pfarrer in das hiesige Pfarramt, an Jahren und wohl auch an<br />

Erfahrungen gereift, es ist dies, <strong>der</strong> dieses berichtet, Kirchenrat Theodor Clemens, geboren in<br />

Braunschweig, 18. Dez. 1873. Er hatte zuletzt in Wolfenbüttel neun Jahre amtiert.<br />

Der Genannte dachte in jener Zeit daran, wegen eines hartnäckigen Gallensteinleidens, sich nach<br />

seinem 65. Lebensjahr pensionieren zu lassen. Das Landeskirchenamt hatte starke Bedenken,<br />

hierzu bereit zu sein. Es schlug ihm zu seiner Entlastung die Teilung <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> vor und, weil<br />

er das nicht wollte, schließlich die Übernahme einer an<strong>der</strong>en, weit kleineren <strong>Gemeinde</strong>, z.B. <strong>Heyen</strong><br />

vor. Nach einiger Überlegung und nach einem Besuch in <strong>Heyen</strong> und Umgebung willigte er ein, er<br />

nahm den Vorschlag an. Zu <strong>Heyen</strong> wurde, um dem Gesetze bezüglich <strong>der</strong> Seelenzahl zu<br />

genügen, Esperde hinzugelegt als Filiale <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>. Im Juli 1938 zog er mit seiner Familie<br />

hierher. Ein neuer Anfang in ländlicher Stille und anheimeln<strong>der</strong> Enge und nachbarlicher<br />

Traulichkeit eines reizvoll gelegenen Dorfes. Weserstrom, nahe Berge, bunter Wald, weites,<br />

fruchtbares Tal und ein nett und freundlich erneuertes Haus. Jetzt ging es an die Arbeit. Alles in<br />

einem übersehbaren Kreis und an manche Stunde füllende Gartenarbeit, die ihn näher mit <strong>der</strong><br />

fleißigen Bevölkerung verband.<br />

In demselben Jahr 1938 kam die ernste, aufregende Erwartung eines Krieges aus dem Südosten<br />

her. Als diese düstere Wolke zur Erleichterung aller sich verzogen hatte, kam wirklich 1939 <strong>der</strong> alle<br />

Kräfte <strong>der</strong> Nation anspannende, wirkliche Krieg, zuerst mit Polen, dann mit Frankreich und<br />

England und schließlich auch mit Russland. Zunächst glänzende, schnell aufeinan<strong>der</strong>folgende<br />

Siege, dann auch Rückschläge und Rückzüge. Das furchtbare Ereignis, eine schreckliche<br />

Tragödie mit schwersten, entscheidenden Folgen: "Stalingrad". Und von da an Rückzüge und<br />

Verluste von Län<strong>der</strong>n und Nationen usw. Es ist hier nicht <strong>der</strong> Ort, all das, Anfang und Ende des<br />

Krieges, ausführlich zu beschreiben. Der Krieg wurde durch Terrorangriffe bei Tag und Nacht auf<br />

die Städte, ja auch auf Dörfer erschreckend, zerstörend, unsagbares Elend <strong>der</strong> Bewohner<br />

hervorrufend, getragen. Welch ein Jammer, Schaden, welch eine Not! Dann kam <strong>der</strong> angstvoll von<br />

vielen erwartete Zusammenbruch im blühenden Frühling 1945. Man erspare mir, dieses Ende zu<br />

beschreiben in seinem Anfang und Fortgang. Deutschland war von seinen Feinden besiegt. Die<br />

Opfer an Blut und Leben bei unseren, d.h. <strong>Heyen</strong>s Kriegern, Vätern, Söhnen, Gatten und Brü<strong>der</strong>n<br />

sind folgende: (In <strong>der</strong> Aufzählung findet man auch den einzigen Sohn des Kirchenrats Clemens,<br />

Major Jürgen Clemens, gefallen am 05.01.1942).<br />

Im September 1945 ist unter den hiesigen Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Wehrmacht etwas ungewöhnliches,<br />

höchst erfreuliches geschehen: Am 25.02.1943 wurde <strong>der</strong> Heldentod von Karl Fischer offiziell<br />

gemeldet. Wir trauerten um ihn als Gatten, Vater und tüchtigen Meister seines Handwerks. Da kam<br />

im September diesen Jahres die telegrafische Nachricht eines Kameraden, dass Karl Fischer<br />

unterwegs sei auf <strong>der</strong> Fahrt in die Heimat. Es wichen dann auch die letzten Zweifel an <strong>der</strong><br />

Wirklichkeit dieser Nachricht: Tatsächlich, er erschien hier, sehr erholungsbedürftig, ja krank von<br />

den Anstrengungen <strong>der</strong> langen Heimfahrt und <strong>der</strong> unzulänglichen Ernährung in Sibirien. Am<br />

an<strong>der</strong>en Sonntag wurde dem Heimgekehrten ein herzlicher Gruß in allgemeiner Freude entboten,<br />

ihm den Todgemeldeten und "wie<strong>der</strong>lebendig gewordenen".<br />

Am 28.11.1945 wurde Kirchenrat Clemens in den wohlverdienten Ruhestand versetzt. Er schreibt:<br />

Ich grüße Euch zum Abschied mit den Worten des Apostels Römer 12/12: "Seid fröhlich in<br />

Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet". Ein herzliches Gottbefohlen! An Euch alle für<br />

alle Zeit.<br />

14.7 Während des Krieges und nach dem Krieg<br />

(Pastor Bruno Welz)<br />

Der so lange (6 Jahre) und folgenschwere, überaus leidvolle und unglückliche Krieg wirkte auf das<br />

kirchliche Leben im Gottesdienst und beson<strong>der</strong>s im Konfirmandenunterricht ungünstig ein. Infolge<br />

des Arbeitskräftemangels wurde beides, namentlich das letztere, hin<strong>der</strong>nd beeinflusst. Der<br />

genannte Unterricht fiel häufig aus, weil die Kin<strong>der</strong> zur Hilfe in <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Arbeit<br />

herangezogen wurden. Auch <strong>der</strong> politische Dienst <strong>der</strong> Jugend wirkte ungünstig, einmal durch<br />

Zeitraub in <strong>der</strong> Woche, sodann lei<strong>der</strong> auch durch die oft kirchenfeindliche Beeinflussung <strong>der</strong><br />

- 138 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

leitenden Kräfte. Die Männer, zum großen Teil in <strong>der</strong> Wehrmacht draußen, mussten ihren Frauen<br />

die Arbeit, die manchmal schwere Feldarbeit, überlassen. So fanden sie oft keine Zeit zum<br />

Gottesdienstbesuch wie auch zur Abendmahlsfeier.<br />

1947. Dem Spezialvikar von <strong>Heyen</strong>, Herrn Pastor Jung aus Halle, wurde die Verantwortung für die<br />

<strong>Heyen</strong>er <strong>Gemeinde</strong> neben seinem Amte zu groß. So entschloss sich das Landeskirchenamt<br />

Hannover dazu, hierher einen Vertreter zu senden, <strong>der</strong> im April 1946 sein Amt antrat. Es war dies<br />

Propst Namenhauer, Flüchtling aus Finnland, ein belesener, kluger Mann, dessen Predigten die<br />

<strong>Gemeinde</strong> gern hörte. Um die <strong>Gemeinde</strong> hat er sich seiner Krankheit wegen nur wenig kümmern<br />

können. Recht bald mussten die Nachbarpastoren helfend einspringen. Pastor Jung aus Halle und<br />

später <strong>der</strong> Flüchtlingspastor Bruno Welz, <strong>der</strong> Schreiber dieser Zeilen, <strong>der</strong> hier am 03.04.1947<br />

seinen ersten Abendmahlsgottesdienst hielt. In den September 1947 fällt die Rückkehr <strong>der</strong> im 2.<br />

Weltkrieg abgelieferten großen Kirchenglocke, die von <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> mit großer Freude<br />

heimgeholt und empfangen wurde. Beide Glocken rufen die <strong>Gemeinde</strong> nun wie<strong>der</strong>, wie in alter<br />

Zeit. Von <strong>der</strong> <strong>ganzen</strong> <strong>Gemeinde</strong> betrauert ging am Heiligen Abend 1947 unter dem Geläut <strong>der</strong><br />

Christabendglocken Herr Kirchenrat Clemens nach langer Krankheit im Pfarrhaus heim. Die<br />

<strong>Gemeinde</strong>mitglie<strong>der</strong> rühmen seine große Gütigkeit und Kin<strong>der</strong>liebe, sowie seine Treue in Haus-<br />

und Krankenbesuchen.<br />

Am 15. Feb. 1948 wurde Pastor Welz aus Hehlen durch Superintendent Buttler, Bodenwer<strong>der</strong>, im<br />

Gottesdienst <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> in sein Amt als Pastor eingeführt, nachdem er am 21.Jan. 1948<br />

von Herrn Landesbischof D. Lilje "auf die erledigte Pfarrstelle in <strong>Heyen</strong> - Esperde" berufen war. Am<br />

28. Feb. 1948 zog die Familie Propst Namenhauer (fünf Personen) ins Pfarrhaus Nie<strong>der</strong> - Börry<br />

ein, am 02. März hielt die Familie Welz ihren Einzug in das Pfarrhaus zu <strong>Heyen</strong>. Am 19. April<br />

1948 erfolgte die Gründung des kirchlichen Posaunenchores in <strong>Heyen</strong>. Die Anregung hierzu ging<br />

aus von dem aus <strong>der</strong> Senne bei Bielefeld stammenden Bauern Albert Diekmann, <strong>der</strong> selbst ein<br />

Schüler des "Posaunengenerals" Pastor Kuhlo war. Am 18. Juni wird die Währungsreform<br />

angekündigt. Für die Reichsmark war nichts mehr zu kaufen. Der Landmann und Industrielle<br />

hortete Waren, so er konnte. Ware war wertbeständig. Wer etwas ohne Bezugschein kaufen<br />

wollte, musste dies auf dem "Schwarzen Markt" tun. "Schwarzhändler" gab es in Stadt und Land.<br />

Die meisten Dinge des täglichen Gebrauchs kosteten mindestens das 10fache ihres<br />

Friedenswertes auf dem schwarzen Markt, sofern sie überhaupt erhältlich waren.<br />

9. Juli 48 Probst Namenhauer wird in Börry begraben.<br />

01.08.48 Erstes Auftreten des Posaunenchors im Pfarrgarten (Festes <strong>der</strong> Äußeren Mission).<br />

18.02.49 Seit 1946 unter Probst Namenhauer besteht in <strong>Heyen</strong> eine Ev. Diakonissen-Station mit<br />

<strong>der</strong> ersten Schwester Christine Klebsch (Arbeitsbereich: Krankenpflege).<br />

13.03.49 Volkstrauertag wird wie<strong>der</strong><br />

gehalten. Esperde noch<br />

61 Kriegsvermißte, <strong>Heyen</strong><br />

46.<br />

22.05.49 Am 31.03.1949 haben wir<br />

uns vom Kreiskirchenrentamt<br />

in Holzminden<br />

gelöst und dem neu<br />

errichteten Kreiskirchenrentamt<br />

Bodenwer<strong>der</strong> angeschlossen(Superintendent<br />

Buttler).<br />

24.10.49 Diakonisse Christine<br />

Klebsch wird abgelöst.<br />

Schw. Anna Schmidtke tritt<br />

an ihre Stelle.<br />

12.01.50 <strong>Heyen</strong> bewilligt dem<br />

Siedlung mit Schule vom „Kleinen Knapp“ – Foto: Küchemann Juni 1959<br />

Pastor jährlich 75,– DM Fahrkosten und beschließt mit Esperde, dem Pastor sofort zur<br />

Erleichterung seines Dienstes ein Leichtmotorrad (98 ccm) zu kaufen.<br />

16.01.50 Kreiswohnungsamt Holzminden macht Wohnungs- und Hausdurchgang. Die<br />

Wohnungsnot ist nach wie vor sehr groß, da durch Vertreibung aus dem Osten bis zur<br />

- 139 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

O<strong>der</strong>-Neiße-Linie und Bombardierung, vor allem <strong>der</strong> Großstädte, viel Wohnraum benötigt<br />

wird. Darum Wohnungs-Zwangswirtschaft in Deutschland.<br />

12.06.50 Hagelfeiergottesdienst in <strong>Heyen</strong>.<br />

1950 Martha u. Luise Sagebiel laden alle lebenden Teilnehmer <strong>der</strong> Konfirmations – Jahrgänge<br />

1900 u. früher zur Goldenen Konfirmation ein. 75 Jubilare kommen. Sie spenden 2<br />

große Altarleuchter mit Widmung.<br />

1951 Die pol. <strong>Gemeinde</strong> sucht Baugelände für Baulustige und für eine neue Schule. Da sonst<br />

in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> kein Baugelände hergegeben wird, entschließt sich <strong>der</strong><br />

Kirchenvorstand auf dem Tauschwege Pfarrland herzugeben.<br />

- 140 -<br />

Konfirmation am 11.März<br />

1951 in <strong>Heyen</strong>:<br />

Untere Reihe von links: Pastor<br />

Welz, Gerhard Schramm, Dieter<br />

Lenzewski, Herbert Sporle<strong>der</strong>,<br />

Horst Zimmermann. Zweite Reihe:<br />

Hans-Gerd Kammler, Dieter<br />

Rotkamp, Helmut Rösler,<br />

Friedrich Willmer. Dritte Reihe:<br />

Rita Schrammek, Marga Möller,<br />

Helga Fischer. Vierte Reihe:<br />

Maria Peleikis, Christa Dyballa,<br />

Margret Baxmann, Anni Meyer,<br />

Elfriede Zieseniß. Obere Reihe:<br />

Christa Pfeffer, Marta Lyrath,<br />

Brunhilde Fleischmann, Ilse<br />

Fischer.<br />

10.03.52 Schwester Schmidke zieht in neue Wohnung Haus Nr. 10. Pastor versucht auf dem<br />

Kreiswohnungsamt die Genehmigung nachzuholen.<br />

17.03.52 Schwester Schmidke muss wie<strong>der</strong> ausziehen. Schwesternstation ist ohne Wohnung. Die<br />

pol. <strong>Gemeinde</strong> hilft nicht. Ausrede „Wir können nicht“.<br />

30.05.52 Schwester Schmidke kehrt in ihr Mutterhaus Lemförde zurück. Kreis und <strong>Gemeinde</strong><br />

verstecken sich hinter Paragraphen. …den Kontrakt mit dem Mutterhaus haben wir<br />

gelöst.<br />

01.01.53 Neue Gesangbücher in Augenschein genommen.<br />

07.11.53 Der Posaunenchor spielt zur Einweihung des neu erbauten Hauses von Schumacher<br />

Heinrich Willmer auf <strong>der</strong> Diekbreite.<br />

27.11.53 Wie im Vorjahr schickt auch dieses Jahr unsere Frauenhilfe an bedürftige Familien<br />

unseres Patenkreises in <strong>der</strong> Ostzone (Oberseifersdorf im Kreis Zittau) Päckchen, am<br />

18.11. gingen 4 Päckchen mit 23 Pfund ab. Heute schickten wir 18 Päckchen à 4 Pfund<br />

Inhalt: Fett, Zucker, Wurst, Gummiband, Textilien, auch Kaffee-Siebe – alles Dinge, die<br />

dort nicht erschwinglich bzw. überhaupt nicht im ausreichenden Maße käuflich sind.<br />

18.01.54 Der alte Taufstein aus dem Jahre 1625 wird vom Hofe Nr. 7 (Fr. Wessel) zur Säuberung<br />

auf den Pfarrhof gebracht.


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

26.05.54 Abfahrt <strong>der</strong> Familie Hermann Klitscher, <strong>Heyen</strong> Nr. 10, um von Bremen aus nach Canada<br />

auszuwan<strong>der</strong>n.<br />

26.05.54 Vormittags Aufstellung des Taufsteins in <strong>der</strong> Kirche an <strong>der</strong> Stelle, auf die ihn schon die<br />

Väter 1625 gesetzt hatten: gegenüber dem Eingang unter <strong>der</strong> Nord-Prieche.<br />

04.06.54 Herr Wilhelm Geitel, Bodenwer<strong>der</strong>, Textil-Kaufhaus, stiftet <strong>der</strong> Kirche <strong>Heyen</strong> 2 Läufer-<br />

Stücke in das Chor <strong>der</strong> Kirche <strong>Heyen</strong>.<br />

Sein Ahne war von 1781 bis 1841 – sechzig Jahre – hier Pastor!<br />

07.06.54 Herr Landessuperintendent Laasch, Hannover, weiht den alten Taufstein von 1625 neu<br />

ein.<br />

16.06.54 Erster Spatenstich zum Schul-Neubau <strong>Heyen</strong>.<br />

14.07.54 Wir tragen den 96jährigen Opa Wilhelm Pieper, <strong>Heyen</strong> Nr. 14, zu Grabe.<br />

16.08.54 Der Orgelbaumeister Wiegmann, Hameln, beginnt mit dem Einbau eines Orgelmotors in<br />

<strong>der</strong> Kirche <strong>Heyen</strong>. Bislang haben die Konfirmanden für etwa 40,– DM jährlich die Bälge<br />

getreten.<br />

Goldene Konfirmation 1980 – Gruppenbild mit Pastor Erwin Lask<br />

01.09.54 Die Schwesternstation <strong>Heyen</strong>, die seit dem 24.10.1949 ruhte, wurde heute mit<br />

Einverständnis von Kirche und <strong>Gemeinde</strong> neu besetzt mit Schwester Christine Klebsch.<br />

30.04.55 Um 19.30 und 23.30 Uhr zwei Unwetterkatastrophen mit schweren Auswirkungen.<br />

<strong>Heyen</strong> ist beson<strong>der</strong>s schwer heimgesucht. Die Wolkenbrüche schwemmen die Saaten<br />

von den Fel<strong>der</strong>n, klatschen den Acker zementartig fest, reißen das Pflaster <strong>der</strong><br />

Hauptstraße von unten her, vom unterirdischen übervollen Bachbett, und von oben auf,<br />

überfluten das Leute-Haus von Feuerhake (gegenüber Gasthof Dröge), reißen den<br />

Pfarrzaun an <strong>der</strong> Straße nach Bodenwer<strong>der</strong> fast vollständig um. Der Bach im Pfarrgarten<br />

war zum reißenden Strom geworden und brachte vom Nachbarn einen Stein von 6 bis 8<br />

Zentnern etwa 30 Meter weit mit. Der Schaden für unsere Landwirtschaft ist groß.<br />

05.06.55 Kreisposaunenfest in <strong>Heyen</strong>. Alle Bläser (etwa 76) sind in Privatquartieren zum<br />

Mittagessen in <strong>Heyen</strong> und Esperde. Herrliches Wetter. Die Chöre spielen in den<br />

Gottesdiensten und nachmittags zu einem Festnachmittag auf dem Weinberg. Die<br />

Festansprache auf dem Weinberg hält Landessuperintendenten Laasch, <strong>der</strong> sinngemäß<br />

mit etwa folgenden Worten begann: „In meinem Leben habe ich schon von vielen<br />

Kanzeln gesprochen. Auf solch einer herrlichen Kanzel wie diese, habe ich noch nicht<br />

gestanden.“ Dabei ging seine ausgestreckte Rechte über die Weite <strong>der</strong> Weserberge und<br />

des Ith.<br />

15.12.55 Einweihung <strong>der</strong> neuen Schule und des Lehrerhauses.<br />

03.01.56 Unter <strong>der</strong> Leitung von Frau Welz entsteht ein „Kreis Junger Frauen“.(23 Frauen)<br />

15.06.56 Die elektrischen Läutemaschinen für die Glocken in <strong>Heyen</strong> werden eingebaut. Eine<br />

Glocke wird gedreht, die auch einen neuen Klöppel erhält.<br />

- 141 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

25.08.56 Die Keller´sche Scheune (Maschinenschuppen) außerhalb des Dorfes links an <strong>der</strong><br />

Straße nach Brockensen wird umgeweht. Allein im Pfarrgarten wirft <strong>der</strong> Sturm acht<br />

Bäume um. Alles Obst liegt am Boden.<br />

Goldene Konfirmationen 1985: Stehend v.l. Lieselotte Dröge, Hildegard Eiffler, Gerda Franz, Hildegard Bode, Hermann Maaß,<br />

Irmgard Willmer, Marie Hollstein, Pastor Wolfgang Ebel, Emmy Lemke, Heinrich Möller, Anneliese Hun<strong>der</strong>tmark, Melitta Mittendorf,<br />

Martha Hilmer. Sitzend v.l. Wilhelm Möller, Wilhelm Steinbrink, Joachim Heinrichs, Fritz Timmermann, Karl Grupe, Wilhelm<br />

Klingenberg, Paul Klettke, Rudolf Schönheit, Gerhard Arndt.<br />

30.08.56 Das Landeskirchenamt hat zum neuen Superintendenten unseres Kirchenkreises<br />

Bodenwer<strong>der</strong> den Pastor Heinrich Brümmer ernannt.<br />

10.11.57 Plötzlicher Heimgang von Pastor Welz am 10.11.1957 wurde ich (Hermann Reichert) am<br />

20.04.1958 in mein Amt als Pfarrvikar eingeführt.<br />

1967 Hermann Reichert gibt aus familiären Gründen sein Amt auf.<br />

22.09.67 Pastor Erwin Lask übernimmt die Pfarrstelle <strong>Heyen</strong>/Esperde<br />

1971 Am Reformationstag im Jahre 1971 wurde die neue Friedhofskapelle in <strong>Heyen</strong><br />

eingeweiht. Seit dem 1. Jan. 1973 liegt die Verwaltung des Friedhofs in kommunaler<br />

Hand (Samtgemeinde).<br />

29.02.85 Wir verließen <strong>Heyen</strong> und<br />

zogen in unser Haus in<br />

Hameln (Ruhestand).<br />

hinten v.l. Albrecht Rother, Ursula Ritterbusch (Sorge), Gertrud Hammerl<br />

(Hilmer), Ludwig Lindemann. vorne v.l.: Gertrud Biermann (Seelemeyer),<br />

Marie Albrecht (Maaß), Elfriede Arndt (Möller), Marie Uhlit (Sporle<strong>der</strong>),<br />

Wilhelm Waßmann, Willi Köhls, Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich.<br />

- 142 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

14.8 Abschrift einer Tafel in <strong>der</strong> Kirche<br />

(Friedel Peter)<br />

Notitia:<br />

Pastorum <strong>Heyen</strong>sium et Frenkensium Post Purgatam A Luthero Religionem.<br />

1. Johannes Bolenius 1570 – 1590<br />

Agressum est Pastoratum Frenkensen 1588<br />

2. Petrus Detmari 1599<br />

Anno 1600 Pastoris Munus in Ohsen Obtinuit<br />

3. Justus Mesenkamp 1600 – 1612<br />

4. Andreas Düvelius 1612 – 1626<br />

5. Ludolphus Colemeier 1626 – 1643<br />

6. Hermann Brauns 1643<br />

Permutavit Hoc Officium cum Dignitate Praesulis<br />

Ahlshusenis 1647<br />

7. Johannes Brase 1648 – 1680<br />

8. Conradus Aodolphus Düpolicus 1680 – 1713<br />

9. Hermanus Henricus Pagendarm Osnabrügens Nat. 1674<br />

Suscepit Pastoratum <strong>Heyen</strong>sem 1713 – 1749<br />

10. Johann Martin Müller -1781<br />

11. Aug. Christ. Lud. Geitel Nat. Ottensteinae (in Locum) 1755<br />

Mülleri Pastoratum <strong>Heyen</strong>sem et Frenkensem 1781<br />

Rite Suscepit 1841; 1843 in Bodenwer<strong>der</strong><br />

12. Wilhelm Stegmann 1841 – 1856<br />

seit 1850 Superintenden wurde 1856 als<br />

Superintendent nach Königslutter versetzt<br />

13. Ludwig Runge 1856 – 1881<br />

14. Adolf Runge (seit 1923 Kirchenrat) 1882 – 1930<br />

In seiner Amtszeit wurde 1926 die Verwaltung von<br />

Frenke an <strong>Heyen</strong> abgetreten.<br />

15. Theodor Clemens, Kirchenrat 1938 – 1945, 1947<br />

16. Bruno Welz, Pastor 1948 – 1957<br />

Nicht auf <strong>der</strong> Tafel vermerkt sind:<br />

Vikar Wesemann 1936 – 1937<br />

Vikar Schlutter 1937 – 1938<br />

Probst Namenhauer 1946 – 1948<br />

Hermann Reichert 1958 – 1967<br />

Erwin Lask 1967 – 1985<br />

Wolfgang Ebel 1985 – 1987<br />

Bernd Dauer 1988 – 1996<br />

- 143 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

14.9 Die ev. luth. Kirchengemeinde St. Ursula, <strong>Heyen</strong> seit 1997<br />

(Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich)<br />

Das einschneidende Ereignis für die Kirchengemeinde <strong>Heyen</strong> in diesen Jahren war sicherlich <strong>der</strong><br />

Verlust <strong>der</strong> eigenen Pfarrstelle. Die Kirchengemeinde <strong>Heyen</strong> war bis dahin mit <strong>der</strong><br />

Kirchengemeinde Esperde unter einem Pfarramt verbunden und wurde von Pastor Bernd Dauer<br />

pfarramtlich betreut. Durch die in diesen Jahren einsetzenden Kürzungen wurde bereits seit 1996<br />

überlegt, den Kirchenkreis Bodenwer<strong>der</strong>, <strong>der</strong>, damals mit etwa 20.000 <strong>Gemeinde</strong>glie<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Kleinste in unserer Landeskirche war, aufzulösen.<br />

Im Frühjahr 1997 wurden die Pfarrstellen <strong>Heyen</strong> und Halle vakant. Für <strong>Heyen</strong> zeichnete sich zu<br />

diesem Zeitpunkt bereits <strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> Pfarrstelle ab und trotz vieler Bemühungen seitens <strong>der</strong><br />

<strong>Gemeinde</strong>glie<strong>der</strong> und des Kirchenvorstandes konnte dieses nicht abgewendet werden. Daraufhin<br />

wechselte Pastor Dauer nach Börry in den Kirchenkreis Hameln-Pyrmont. Pastor Carsten Mork,<br />

<strong>der</strong> Inhaber <strong>der</strong> Pfarrstelle Halle ,wechselte als Dozent für Konfirmandenarbeit an das RPI in<br />

Loccum.<br />

Die Planung sah vor, mit <strong>der</strong> Auflösung des Kirchenkreises Bodenwer<strong>der</strong> gleichzeitig eine<br />

Angleichung <strong>der</strong> Kirchenkreis- mit den Landkreisgrenzen vorzunehmen. Infolgedessen wurde die<br />

pfarramtliche Verbindung zwischen <strong>Heyen</strong> und Esperde aufgehoben. Esperde wechselte mit den<br />

Kirchengemeinden Grohnde, Hajen und Frenke in den Kirchenkreis Hameln-Pyrmont. Der<br />

Restkirchenkreis Bodenwer<strong>der</strong> ging im Kirchenkreis Holzminden-Bodenwer<strong>der</strong> auf. Dies bringt für<br />

<strong>Heyen</strong> und auch für Halle gewissen Schwierigkeiten mit sich, sind doch die Menschen aus unseren<br />

<strong>Gemeinde</strong>n grundsätzlich nach Hameln orientiert. Zum einen ist die Entfernung nach Hameln<br />

kürzer, zum an<strong>der</strong>en besuchen die Schüler die Hamelner Gymnasien und viele Einwohner haben<br />

in Hameln ihren Arbeitsplatz. Außerdem ist Hameln als Stadt weitaus attraktiver als Holzminden.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Neustrukturierung <strong>der</strong> Kirchenkreise musste <strong>der</strong> Kirchenvorstand <strong>Heyen</strong> im Frühjahr<br />

1997 <strong>der</strong> Umwandlung <strong>der</strong> Pfarrstelle <strong>Heyen</strong> in eine Dauervakanz zustimmen. Seit Mai 1997<br />

wurde <strong>der</strong> Vertretungsdienst von Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich aus Grünenplan wahrgenommen.<br />

Obwohl die Vakanz in Halle schon länger andauerte als in <strong>Heyen</strong>, wurde im Landeskirchenamt<br />

beschlossen, das Besetzungsverfahren so lange auszusetzen, bis die rechtlichen Grundlagen für<br />

die Pfarrstelle Halle/<strong>Heyen</strong> geschaffen waren. Ergebnis: <strong>Heyen</strong> ist weiterhin selbständige<br />

Kirchengemeinde ,jedoch mit Halle unter einem Pfarramt verbunden. Pfarrsitz ist Halle. Beiden<br />

Kirchenvorständen sollte die Möglichkeit gegeben werden, den neuen Inhaber <strong>der</strong> Pfarrstelle<br />

gemeinsam zu wählen. Deshalb zog sich das Besetzungsverfahren lange hin. Die Pfarrstelle<br />

Halle/<strong>Heyen</strong> wurde nach <strong>der</strong> Wahl durch die Kirchenvorstände mit Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich<br />

besetzt. Ihre Einführung fand am 1. Advent in Halle und am 2. Advent in <strong>Heyen</strong> in<br />

Festgottesdiensten statt. Ein Jahr darauf standen die Pfarrstellen Kirchbrak und Halle/<strong>Heyen</strong><br />

wie<strong>der</strong> zur Disposition. Dies scheiterte jedoch am großen Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Kirchengemeinden, die<br />

auch von den Kommunen unterstützt wurden. Zur Sicherung <strong>der</strong> Pfarrstellen wurde die Weser-<br />

Vogler Region gegründet, <strong>der</strong> die Kirchen und Kapellengemeinden Kirchbrak, Rühle-Dölme und<br />

Hunzen, sowie Halle/<strong>Heyen</strong> mit Dohnsen, Linse, Tuchtfeld, Wegensen und Kreipke angehören.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Weserseite wurde ebenfalls eine Arbeitsgemeinschaft zwischen den<br />

Kirchengemeinden Hehlen- Hohe- Brökeln und Bodenwer<strong>der</strong> gegründet. Während die<br />

Arbeitsgemeinschaft Weserbergland für mehr <strong>Gemeinde</strong>glie<strong>der</strong> zuständig ist, muss in unserer<br />

Weser-Vogler Region <strong>der</strong> hohen Anzahl von Predigtstätten und Kirchen- und Kapellenvorständen<br />

Rechnung getragen werden. Nach einer <strong>Gemeinde</strong>beratung hat sich die Zusammenarbeit <strong>der</strong><br />

beiden Arbeitsgemeinschaften zufriedenstellend entwickelt. Aufgrund <strong>der</strong> niedrigeren<br />

<strong>Gemeinde</strong>glie<strong>der</strong>zahl übernehmen die Pastoren Pasewark und Hutter-Ulbrich einseitig Vertretung<br />

in <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Region. Die bis dahin leerstehende Pfarrdienstwohnung konnte an Familie Rolf und<br />

Martina Hilmer vermietet werden.<br />

In <strong>der</strong> Region Weser-Vogler sind mittlerweile die Pfingstmontagsgottesdienste als<br />

Regionalgottesdienste zu einer festen und geschätzten Einrichtung geworden. Die Gottesdienste<br />

finden an beson<strong>der</strong>en Orten statt (Rittergut von Grone, Maschinenhalle <strong>der</strong> Familie Frank<br />

- 144 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Hermann Krohne, in Dohnsen, Kirchbrak auf dem Hof von Familie Daus) Anschließend wird<br />

gemeinsam gegrillt und ein Kaffeetrinken schließt die Veranstaltung ab. Darüber hinaus wird ein<br />

Rahmenprogramm geboten wie Ortsführung, Wan<strong>der</strong>ungen und Spielangebote für Kin<strong>der</strong>, wo sich<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Damen des Kin<strong>der</strong>gottesdienst-Teams <strong>Heyen</strong> mit viel Engagement einbringen.<br />

In unserm Dorf ist den letzten Jahren <strong>der</strong> Himmelfahrtsgottesdienst am Schützenhaus zu einer<br />

festen Einrichtung im Kalen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kirchengemeinde geworden.<br />

Der Kin<strong>der</strong>gottesdienst<br />

<strong>der</strong> Kirchengemeinde<br />

nimmt einen hohen<br />

Stellenwert ein. Die<br />

Vorkonfirmanden<br />

können anstelle des<br />

Hauptgottesdienstes<br />

bis zum Osterfest im<br />

darauffolgenden Jahr<br />

den Kin<strong>der</strong>gottesdienst<br />

besuchen. Die<br />

Christvesper wird<br />

maßgeblich vom<br />

Kin<strong>der</strong>gottesdienst-<br />

Team gestaltet. Die<br />

Damen üben in jedem<br />

Jahr mit den Kin<strong>der</strong>n<br />

und Vorkonfirmanden<br />

das Heyer Krippenspiel ein, das dann zur Aufführung kommt. Ebenso veranstaltet <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>gottesdienst jedes Jahr gemeinsam mit dem Kin<strong>der</strong>gottesdienstteam aus Börry eine Freizeit,<br />

die immer gut besucht ist. Neben dem schon lange bestehenden Kin<strong>der</strong>gottesdienstteam, das aus<br />

den Damen Julia Arndt, Dagmar Kliche, Katja Meyer und Heidrun Dauer, stehen mit Maike<br />

Diekmann und Sandra Natschke nach erfolgreich besuchter Gruppenleiterschulung, auch schon<br />

ehemalige Kin<strong>der</strong>gottesdienst-Besucherinnen als Mitarbeiterinnen zur Verfügung.<br />

Der Weltgebetstag wird jährlich von einem Team vorbereitet. Nach dem gut besuchten<br />

Gottesdienst in <strong>der</strong> St. Ursula-Kirche treffen sich die Frauen anschließend im Pfarrhaus, um die<br />

Speisen des Landes, aus dem die Weltgebetstagsordnung kommt, zu probieren.<br />

Einmal im Monat trifft sich <strong>der</strong> Heyer Frauenkreis mit Pastorin Hutter-Ulbrich. Die Vorbereitung<br />

liegt bei Frau Anni Meyer und Frau Lina Ortmann. Es werden aktuelle Themen aus Theologie, aber<br />

auch aus an<strong>der</strong>en Bereichen diskutiert und natürlich wird gerne gesungen. Im Mai, beim letzten<br />

Treffen vor <strong>der</strong> Sommerpause, wird immer ein Ausflug unternommen. Ziele waren Ottenstein,<br />

Schloss Hämelschenburg und das Museum für Landtechnik in Börry.<br />

Im Jahr 2000 wurde ein neuer<br />

Kirchenvorstand gewählt, <strong>der</strong> sich wie<br />

folgt zusammensetzt: Vorsitzende Frau<br />

Julia Arndt, Frau Ilse Fredebold, den<br />

Herren Martin Bartnik, Klaus Diekmann,<br />

Uwe Lindemann, Manfred Range und<br />

Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich. Die<br />

monatlichen Kirchenvorstandssitzungen<br />

finden gemeinsam mit dem<br />

Kirchenvorstand Halle abwechseln im<br />

Pfarrhaus <strong>Heyen</strong> und seit Herbst diesen<br />

Jahres im neuen St. Petri -<br />

<strong>Gemeinde</strong>haus in Halle statt. Die<br />

Zusammenarbeit innerhalb <strong>der</strong><br />

Kirchenvorständen ist gut und die<br />

v.l. Hermann Wiemann, Luise Wiemann, Georg Schild, Hanna Garve, Rosemarie Schild, Elfriede<br />

Arndt, Albrecht Rother, Ursula Ritterbusch, Ria Heinrichs, Margret Bartnik, Peter Klatt.<br />

Kirchenvorstand im Jahr 2004<br />

v.l.: Ilse Fredebold, Manfred Range, Uwe Lindemann, Pastorin Silvia<br />

Hutter-Ulbrich,Klaus Diekmann, Julia Arndt, Martin Bartnik<br />

- 145 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Damen und Herren des Kirchenvorstandes und auch aus <strong>der</strong> Mitarbeiterschaft treffen sich einmal<br />

im Jahr zu einem gemeinsamen Busausflug und zu einer Wan<strong>der</strong>ung zwischen den Jahren.<br />

Den Küsterdienst versieht Frau Margret Bartnik, als Organistinnen tun Frau Martina Sudhof<br />

Werner und Frau Gudrun Ahlswede-Klüger Dienst. Für die Gestaltung von Festgottesdiensten<br />

steht auch <strong>der</strong> Posaunenchor Halle unter <strong>der</strong> Leitung von Hans-Jürgen Hilmer zur Verfügung und<br />

verleiht den Gottesdiensten durch die Bläsermusik eine beson<strong>der</strong>s festliche Atmosphäre. In den<br />

letzten Jahren konnten auf Grund <strong>der</strong> zahlreichen Spenden und des freiwilligen Kirchenbeitrages<br />

eine neue Bestuhlung für den Gemein<strong>der</strong>aum im Pfarrhaus angeschafft werden, im letzten Jahr<br />

wurde <strong>der</strong> Raum renoviert. Auch die Beleuchtung <strong>der</strong> Kirche wurde passend zum Kronleuchter<br />

erneuert.<br />

Das Sorgenkind des Kirchenvorstandes ist schon seit einigen Jahren die Furtwängler Orgel von<br />

1871. Nachdem Mitte <strong>der</strong> 60iger Jahre die Kirche saniert wurde, wurde damals auch die Orgel<br />

entsprechend dem damaligen Stand <strong>der</strong> Technik saniert. Nach fast 40 Jahren sind nun Schäden in<br />

<strong>der</strong> Dichtigkeit <strong>der</strong> Windladen aufgetreten und eine Reinigung ist auch erfor<strong>der</strong>lich. Darüber hinaus<br />

halten die Fachleute eine Grundsanierung( Rückführung <strong>der</strong> Mechanik, und Rückbau später<br />

eingebauter Registers auf den Urzustand) für erfor<strong>der</strong>lich. Dies bringt jedoch <strong>der</strong>art hohe Kosten<br />

mit sich, dass es illusorisch erscheint, dieses Riesenvorhaben in Angriff zu nehmen. Der<br />

Kirchenvorstand ist um eine Lösung bemüht, welche die Orgel weiterhin spielfähig hält, aber auch<br />

finanziell tragbar ist. Die große Lösung wird zum jetzigen Zeitpunkt sicher unmöglich bleiben und<br />

muss späteren Generationen vorbehalten bleiben.<br />

Das Nahziel ist die Sicherung <strong>der</strong> Pfarrstelle Halle/<strong>Heyen</strong> über die nächste Kürzungsrunde 2008<br />

hinaus<br />

14.10 Der Friedhof in <strong>Heyen</strong><br />

Bis 1891 - Die Verstorbenen wurden bis 1891 auf dem Kirchhof (rund um die Kirche) beigesetzt.<br />

Im März 1886 (Archiv <strong>Heyen</strong> 201) -<br />

Verlegung des Kirchhofes auf den vom<br />

Gemein<strong>der</strong>at ausersehenen Platz. Der<br />

Berichterstatter <strong>der</strong> herzoglichen<br />

Kreisdirektion hält beson<strong>der</strong>s wegen des<br />

breiten Kommunikationsweges, <strong>der</strong> zum<br />

neuen Friedhof führen würde, den<br />

ausersehenen Platz für günstig.<br />

„... bildet sie (die Gönne) seit<br />

uralten Zeiten den Kirchweg für<br />

den für den größten Teil <strong>der</strong><br />

<strong>Gemeinde</strong>, auch die Toten sind<br />

diesen Teil des Weges<br />

hinaufgetragen , obwohl <strong>der</strong>selbe<br />

in seinem unteren Teile viel steiler<br />

war. Bei <strong>der</strong> Lage des jetzigen<br />

Kirchhofes hat man, obwohl man<br />

auch ein an<strong>der</strong>es Terrain mit in<br />

Erwägung gezogen hat, doch dem<br />

Platze des jetzigen Friedhofes um<br />

seiner friedlichen und schönen<br />

Lage willen, den Vorzug gegeben“<br />

- 146 -<br />

Friedhof um 1900


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

16. Februar 1891 – Einweihung des neuen Friedhofs.<br />

„... Hohenherz. Kons. beehre ich mich, hiermit unter Anschluss eines gem. Protokolls des<br />

hiesigen Kirchenvorstandes und Gemein<strong>der</strong>ates vom 20. Januar 1891 zu berichten, dass<br />

<strong>der</strong> neue Begräbnisplatz für die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> in gemeinschaftlicher Sitzung zur<br />

Benutzung als Kirchhof und zur Verwaltung überwiesen worden ist.“<br />

Am selben Tage wurde unter Mitwirkung des Schülerchores, sowie unter Beteiligung des<br />

Kirchenvorstandes und des Gemein<strong>der</strong>ates <strong>der</strong> neue Begräbnisplatz feierlich eingeweiht, und<br />

darauf zum ersten Male zum Begräbnis des betagten Witwers Heinrich Flentge in Gebrauch<br />

genommen.<br />

2. März 1914 (<strong>Chronik</strong> des Pfarramtes) – Der in Hameln gebaute, am 06.02.1914 in <strong>Heyen</strong><br />

eingetroffene Totenwagen für seine Zwecke eingeweiht.<br />

In 1968 – Abriss des Wagen- und Gerätehauses (s. Bild Aussegungshalle, Abschnitt „Während<br />

des Krieges und nach dem Krieg“). Neubau <strong>der</strong> Friedhofskapelle. Der kirchliche Friedhof kommt in<br />

kommunale Verwaltung.<br />

14.11 Posaunenchor <strong>Heyen</strong><br />

(Aus dem Kirchenbuch)<br />

Am 19. April 1948 erfolgte die Gründung des kirchlichen Posaunenchores in <strong>Heyen</strong>. Die Anregung<br />

hierzu ging aus von dem aus <strong>der</strong> Senne bei Bielefeld stammenden Bauern Albert Diekmann, <strong>der</strong><br />

selbst ein Schüler des ‘Posaunen-General’ Pastor Kuhlo war.<br />

Diese Aufzeichnung hat<br />

Reinhard Meyer zum<br />

Anlass genommen,<br />

nach 50 Jahren einmal<br />

Rückschau zu halten<br />

auf einen Klangkörper,<br />

<strong>der</strong> gerade in den<br />

schwierigen Jahren des<br />

Wie<strong>der</strong>aufbaus, in<br />

<strong>Heyen</strong> für eine festliche<br />

und fröhliche Stimmung<br />

gesorgt hat. Durch sie<br />

konnte man vom harten<br />

Alltagsleben aus- und<br />

entspannen.<br />

In kürzester Zeit<br />

verstanden es die Auf dem Weinberg mit Blick auf die Straße nach Bodenwer<strong>der</strong> (heutige Siedlung – 1955)<br />

Grün<strong>der</strong> unter <strong>der</strong> Leitung des damaligen Ortsgeistlichen, Pastor Bruno Welz, den Posaunenchor<br />

zu einem stattlichen Klangkörper auszubauen. Vorrangig wurden Kirchenlie<strong>der</strong> und Volkslie<strong>der</strong><br />

gespielt, vierstimmig: 1. und 2. Trompete, Tenor und Bass.<br />

Anlässlich des Festes <strong>der</strong> „Äußeren Mission“ am 1. August 1948 im Pfarrgarten, hatte <strong>der</strong><br />

Posaunenchor seinen ersten öffentlichen Auftritt. Weitere Auftritte folgten insbeson<strong>der</strong>e bei<br />

Gottesdiensten, als musikalische Glückwünsche zu ‘runden’ Geburtstagen bei älteren Einwohnern,<br />

so ab 70 und älter, o<strong>der</strong> aus Anlass von Goldenen Hochzeiten.<br />

Ein Kreisposaunenfest richtete <strong>der</strong> junge Chor (inzwischen 18 Mitglie<strong>der</strong>) am 5. Juni 1955 aus.<br />

Mehr als 70 Bläser aus dem Kirchenkreis Bodenwer<strong>der</strong> und Umgebung versammelten sich unter<br />

- 147 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Leitung des Kreiskantors Lilje, in <strong>Heyen</strong> zu einem gemeinsamen öffentlichen Konzert auf dem<br />

Weinberg.<br />

Die gemeinschaftliche<br />

Chormusik war stets geprägt<br />

von Harmonie und Frohsinn.<br />

Beson<strong>der</strong>s wurden Freundschaften<br />

zu Nachbarchören<br />

gepflegt. Ebenso zur hiesigen<br />

Feuerwehrkapelle, mit <strong>der</strong><br />

gemeinsame Übungsabende<br />

durchgeführt wurden. Anfang<br />

<strong>der</strong> 60er Jahre jedoch<br />

verringerte sich die Bläserzahl<br />

erheblich, da ein Großteil,<br />

bedingt durch berufliche<br />

Wohnungswechsel, <strong>Heyen</strong><br />

verlassen haben.<br />

Sechs Bläser (die „Rest-<br />

Chorgemeinschaft“) fanden im<br />

Posaunenchor Halle einen<br />

Posaunenchor begleitet den Festzug auf dem ersten großen Erntefest<br />

<strong>der</strong> neugegründeten Landjugendgruppe <strong>Heyen</strong> (Herbst 1955)<br />

neuen Wirkungskreis. Chorleiter Hans-Jürgen Hilmer - selbst langjähriges, aktives Mitglied im<br />

<strong>Heyen</strong>er Posaunenchor, schaut heute noch gern auf die Anfänge des <strong>Heyen</strong>er Chores zurück und<br />

so mancher Übungsabend lässt nicht selten Erinnerungen an die Anfänge des <strong>Heyen</strong>er Chores<br />

wach werden.<br />

Das Repertoire hat sich in den Jahren auch dahingehend verän<strong>der</strong>t, dass neben <strong>der</strong> klassischen<br />

Kirchenmusik und den Volkslie<strong>der</strong>n immer mehr konzertante Melodien und auch Marschmusik<br />

gespielt wird. Schwerpunkt bleibt aber auch in Zukunft die festliche Kirchenmusik.<br />

Am Sonntag, 19. April 1998 wurde mit einem festlichen Konzert im Dorfgemeinschaftshaus in<br />

<strong>Heyen</strong> an den Gründungstag erinnert. Ehrengäste waren Ilse Welz, Ehefrau des 1957<br />

verstorbenen Pastor Bruno Welz, <strong>der</strong>en Sohn Martin mit Frau Maria, Pastor in Hämelschenburg<br />

und heute schon im Ruhestand. Chorleiter Hans-Jürgen Hilmer konnte beson<strong>der</strong>s auch<br />

Superintendent Dietrich Erdmann mit Ehefrau und Frau Pastor Hutter-Ulbrich mit Familie<br />

begrüßen. Nicht zuletzt wurden zahlreiche „Ehemalige“ willkommen geheißen.<br />

Bei Kaffee und Kuchen wurden im gut besuchten Saal alte Freundschaften gepflegt und zahlreiche<br />

Erinnerungen ausgetauscht.<br />

- 148 -


15 Die Schule in <strong>Heyen</strong><br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Im Jahre 1626 besetzte Tilly die Stadt Bodenwer<strong>der</strong>. Als seine Horden auch in <strong>der</strong> Ithbörde ihr<br />

Unwesen trieben, sind wahrscheinlich die meisten Aufzeichnungen und Kirchenbücher des<br />

Pfarramtes <strong>Heyen</strong> verlorengegangen bzw. vernichtet worden. Die nachfolgenden Auszüge von den<br />

Aufzeichnungen <strong>der</strong> Pastoren Pagendarm (1713-1749) und Müller (1749-1781) in den <strong>Heyen</strong>er<br />

Kirchenbüchern geben u. a. einen Einblick in die Tätigkeiten und Einkünfte <strong>der</strong> Pastoren und<br />

Lehrer. Der Pastor war früher oft <strong>der</strong> einzige Schriftgelehrte im Dorf. Er verfasste Bittschriften und<br />

Anträge an Behörden und Ämter für den Bürgermeister und die Einwohner, er wirkte in allen<br />

wichtigen Gremien mit und war <strong>der</strong> Vorgesetzte des Lehrers (später Vorsitzen<strong>der</strong> des<br />

Schulausschusses).<br />

Volksschule <strong>Heyen</strong> mit Lehrer Schulze, etwa 1910<br />

Die Anfänge <strong>der</strong> Schule gehen auf die Reformation zurück. Herzog Julius von Braunschweig-<br />

Wolfenbüttel verfügte 1569 zunächst den zweimaligen Unterricht in <strong>der</strong> Woche in<br />

Katechismuslehre, Lesen und Schreiben. Im Jahre 1734 kam die Schulpflicht für alle Kin<strong>der</strong> von 6<br />

bis 12 Jahren. Allerdings blieben im Sommer die Schulen geschlossen, weil die Kin<strong>der</strong> bei ihren<br />

Eltern mitarbeiten mussten. Der Schulmeister durfte, sofern er sich nicht selbst als Handwerker<br />

ernähren konnte, in <strong>der</strong> Ernte 6 Wochen als Tagelöhner arbeiten. Pastor und Schulmeister<br />

bekamen noch keine Gehälter. Sie lebten von <strong>der</strong> Landwirtschaft, den Abgaben und Gebühren aus<br />

dem Dorf. Als die Lehrer nach dem neuen <strong>Gemeinde</strong>schulgesetz ab 1.4.1914 nicht mehr von <strong>der</strong><br />

Kirche abhängig waren, blieben viele weiterhin aus alter Tradition Kantor ihrer Kirchengemeinde.<br />

15.1 Einnahmen <strong>der</strong> Schule<br />

In <strong>der</strong> folgenden Abschrift aus den <strong>Heyen</strong>er Kirchenbüchern sind die Einnahmen <strong>der</strong> Kirche und<br />

Schule von <strong>Heyen</strong> aufgeführt. Die Geldangaben sagen uns wenig. Die Währung und die<br />

Schulverhältnisse sind mit <strong>der</strong> heutigen Zeit nicht vergleichbar. Die Natural- und Geldleistungen<br />

zeigen aber, dass das ganze Dorf stets bemüht war, einen Pastor und einen guten Schulmeister<br />

am Ort zu halten.<br />

- 149 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Auf Michaelis :<br />

1. Von den Ackersleuten, Halbspännern, Groß- und Kleinkötern kommt ein an reinen Korn 6 Malter<br />

Roggen , 4 Malter Gersten, 1 Malter und 4 Himbten Hafer, wie auch 4 Schock Stroh. Die 6 Malter<br />

Roggen, den Himbten zu 18 gl tun : 18 Thaler. Die 1Malter und 4 Himbten Hafer, den Himbten zu 7<br />

gl = 1 Thl, 34 gl. Die 4 Schock Stroh = 4 Thaler.<br />

2. Von dem Quartal - Opfer 2 gl, welche Pastor auszahlt.<br />

3. Von <strong>der</strong> Kirchen vor Wein zu holen, vor die Uhr zu stellen, vor Uhr und Glockenschmier, vor<br />

Tauf- und Altartücher reinigen: 2 Thl u. 4 gl.<br />

Auf Weihnachten:<br />

1. Von 11 Ackersleuten und 29 Kötern kommt ein: Von einem jeden ein Brot und eine Wurst,<br />

bringet zusammen 4o Brote und 4o Mettwürste. Sind aber einige vor-handen, welche Wurst und<br />

Brot nicht aufbringen können, so bezahlen sie das Brot mit 2 gl und die Wurst mit 2 gl. Diese<br />

Einnahme zu Geld geschlagen, bringet 4 Thl 16 gl. Die Ackersleute müssen bei Einlieferung<br />

ihrer Brote und Würste ein je<strong>der</strong> noch 1 Pfennig dabeischießen. Weil nun <strong>der</strong>selben 11, so<br />

bringet solches 11 ch.<br />

2. Von den Kirchhöfern, an <strong>der</strong> Zahl 13, gibt je<strong>der</strong> alle Jahr 1 gl - Fazit 19 gl , 4 ch.<br />

3. Von <strong>der</strong> Kirche: 1/4 Pfund Wachs in Natura Fazit: 4 gl, 4 ch.<br />

4. Von dem Quartalopfer, welches Pastor auszahlt: 2 gl.<br />

Auf Ostern:<br />

1. Von den Ackersleuten, Halbspännern, Groß- und Kleinkötern 4 Schock Eier = 3o, diese Eier<br />

werden in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> als eine Pflicht gesammelt.<br />

2. Von jedem Schulkinde kommt ein an Schulgeld, 18 gl an Holzgeld, dieses beläuft sich ungefähr<br />

auf 19 bis 2o Taler, doch sind darinnen nicht alle Jahre gleich.<br />

3. Das Quartalsopfer 2gl, so Pastor auszahlet.<br />

Summa insgesamt : 6o Taler, 7 gl u. 3 ch.<br />

Ungewisse Einnahmen:<br />

1. Bei <strong>der</strong> Leiche eines Kindes wird bezahlet vor dem Gesang 6 gl, vor d. Geläute 2 gl,<br />

2. Vor einer großen Leiche wird bezahlet vor dem Gesang 18 gl, vor dem Geläute 2 gl..<br />

3. Wenn eine Hochzeit einfället, wird bezahlet vor dem Gesang 6 gl, wird ein Schniwstuch<br />

gegeben.<br />

4. Wenn ein Kranker berichtet wird, kommt ein: 4 gl.<br />

5. Wenn ein eheliches Kind getaufet wird: 2gl.<br />

6. Wenn ein uneheliches Kind getaufet wird: 18 gl.<br />

7. Vor ein Kind, das nach <strong>der</strong> Copulation zu frühe geboren, und darauf getaufet wird: 9 gl.<br />

Diese ungewiße Einnahme mag sich wohl jährlich selten höher erstrecken als 5 bis 6 Taler,<br />

welches daraus erhellet, weil von Michael 1746 bis Michael 1747 von dieser ungewissen<br />

Einnahme nur 4 Taler und 16 gl einkommen seien. Um nun wegen <strong>der</strong> Ungleichheit <strong>der</strong> Jahre<br />

etwas Gewisses zu determiniren, setze : 6 Taler.<br />

Freiheiten an Hut und Weide<br />

Bei <strong>der</strong> Schule sind 2 Kühe und ein Rind frei, jede Kuh gerechnet zu 18 gl tut: 1 Thl. Das Rind<br />

macht: 9 gl. Mastfreiheiten hat <strong>der</strong> Schulmeister nicht. Ferner hat <strong>der</strong> Schulmeister frei 16 Schafe,<br />

die keinen Schafschatz geben.<br />

Recapitulativ aller Einnahmen:<br />

1. Die gewiße Einnahme: 6o Taler, 7 gl , 3 ch; 2. Die ungewiße Einnahme: 6 Taler; 3. Freiheiten an<br />

Hut und Weide: 1 thl, 9 gl.; Summa summarum : 67 Taler, 16 gl, 3 ch. Weil zu dieser Einnahme<br />

noch einkommt 4 Taler Holzgeld, so ist nun die jährliche Einnahme 72 Taler, 27 gl und 4 ch.<br />

Am 20.Mai 1873 wurde auf Seite 91 im Corp.bon v.1751 eingetragen: Die von versch. Hofbesitzern<br />

in <strong>Heyen</strong> alljährlich auf Michaelis, Weihnachten und Ostern zu entrichtenden Abgaben, bestehend<br />

in Roggen usw. sind laut unterm 2. April 1873 bestätigtem Dokument abgelöst, also erloschen.<br />

Doch haben noch nicht alle abgelöst.<br />

- 150 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Erläuterungen:<br />

Weinkauf war ursprünglich ein freiwilliges Geschenk in Wein für die Tafel des Gutsherrn, später eine Gebühr u. a. für die<br />

Stühle (Plätze) in <strong>der</strong> Kirche. Meier (aus lateinisch Major = <strong>der</strong> Größere, magnus = groß) - ursprünglich kein<br />

Familienname, son<strong>der</strong>n ein vom Grundbesitzer durch einen Meierbrief eingesetzter Gutspächter, später in<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen Eigentümer eines größeren Hofes.<br />

1 Taler = 36 Mariengroschen (Mgl) = 24 Gutegroschen,<br />

1 Mariengroschen (Mgl) = 8 Pfennige, (ch)<br />

1 Gutegroschen = 12 Pfennige,<br />

1 Gulden = 24 Mariengroschen = 16 Gutegroschen. (Münzsystem um 1835 im Herzogtum Braunschweig)<br />

1 Malter Korn = 3 Scheffel = 6 Himten.<br />

1 Himten = ca. 20 kg Roggen o<strong>der</strong> Weizen, = ca. 18 kg Gerste, = ca. 12 kg Hafer.<br />

1 Elle = 2 Fuß = 24 Zoll = 57 cm, 1 Rute = 16 Fuß = 4,5 m, 120 Quadratruten = 1 Morgen<br />

15.2 Vorschriften aus dem Generalschulplan für Preußen von 1736<br />

§ 1 Das Schulgebäude errichten und unterhalten die <strong>Gemeinde</strong>n<br />

§ 2 Der König gibt freies Bauholz, Türen und Fenster und Kachelöfen werden von den<br />

Opfergel<strong>der</strong>n angeschafft.<br />

§ 4 Jede Kirche zahlt zum Unterhalt des Schulmeisters jährlich vier Taler. Dagegen helfen die<br />

Schulmeister beim Kirchendienst mit.<br />

§ 6 Zu seinem Unterhalt werden dem Schulmeister eine Kuh, ein Kalb, ein paar Schweine und<br />

etwas Fe<strong>der</strong>vieh frei auf <strong>der</strong> Weide gehalten.<br />

§ 7 Dazu bekommt er vom König einen Morgen Land.<br />

§ 9 Jedes Schulkind gibt ihm jährlich, es gehe zur Schule o<strong>der</strong> nicht 1/6 Taler.<br />

§ 10 Ist <strong>der</strong> Schulmeister ein Handwerker, so kann er sich schon ernähren; ist er es nicht, so<br />

wird ihm erlaubt, in <strong>der</strong> Erntezeit sechs Wochen lang auf Tageslohn zu gehen.<br />

§ 13 Der zweite Kingelbeutel (Opfersack) ist für den Schulmeister.<br />

Volksschule <strong>Heyen</strong> 1934<br />

Obere Reihe v.l.: Herbert Battmer, Wilhelm Möller, Hermann Reese, Herbert Maaß, Herbert Möller, Fritz Peter, Rudolf Grupe<br />

2. Reihe v.o.: Lehrer Werner Wachsmut, Hermann Fredebold, Wilhelm Steinbrink, Hermann Sporle<strong>der</strong>, Ludwig Lindemann, Wilhelm<br />

Wessel, Rudolf Scharpenberg, Hermann Möller, Heinz Flentje, Friedrich Grave, Friedel Lindemann. davor: Wilhelm Waßmann, Marie<br />

Maaß, Emmi Reese (Flentje), davor: Gerda Hartmann (Franz), Irmchen Möller (Willmer), Ruth Nolte (Holzbrink) 2. Reihe v.u.: Heinz<br />

Loges, Fritz Sporle<strong>der</strong>, Hermann Möller, Walter Ricke, Karl Sorge, Heinz Möller, Wilhelm Maaß, Wilhelm Fredebold, Elfriede Möller<br />

(Arndt), Ursel Sorge (Ritterbusch), Margarete Sagebiel, Hilde Sporle<strong>der</strong> (Bode), Ria Waßmann, Lina Klingenberg, Luise Sagebiel.<br />

Untere Reihe: Hermann Wiemann, Herbert Sporle<strong>der</strong>, Friedrich Battmer, Helmut Sporle<strong>der</strong>, Walter Fischer, Friedrich Meyer, Ilse<br />

Waßmann (Hüne), Ria Sporle<strong>der</strong> (Ulit), Gisela Waßmann, Marie Maaß, Edith Waßmann (Borchers), Waltraut Zimmermann (Barzier),<br />

Gertrud Seelemeyer, Gertrud Hilmer<br />

- 151 -


15.3 Schulgebäude<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Schulhaus Nr. 40 (bis 1869), heute Gönne 11 (Schul- und Lehrerhaus)<br />

1667 – 1815 wohnten hier 5<br />

Generationen Ahrens<br />

1815 Christian Ludwig<br />

Fischer aus Hameln<br />

wurde versetzt nach<br />

Sal<strong>der</strong>, dann kam<br />

Carl Vespermann aus<br />

Behrensen, <strong>der</strong> 1836<br />

wegen schlechten<br />

Lebenswandels<br />

abgesetzt wurde.<br />

1836 – 1857 Wilhelm Schlütter<br />

1858 wurde <strong>der</strong> Sohn<br />

gleichen Namens als<br />

Lehrer, Küster und<br />

Organist eingeführt.<br />

Schulhaus Nr. 52 in <strong>der</strong> Hauptstraße 10 (Tiele)<br />

1869 bezog Lehrer<br />

Schlütter das neue<br />

Schulhaus, welches<br />

<strong>der</strong> Großkötner Voges<br />

an die <strong>Gemeinde</strong><br />

verkauft hat und von<br />

hier fortzog. Die<br />

<strong>Gemeinde</strong> baute das<br />

Schulhaus an das<br />

Wohnhaus an.<br />

Schulhaus in <strong>der</strong> Dasper Straße<br />

(Dorfgemeinschaftshaus)<br />

15.12.1955 wurde die neue Schule eingeweiht. Bis 1979 blieb die Grundschule in <strong>Heyen</strong>,<br />

danach wurde das Gebäude zum Dorfgemeinschaftshaus.<br />

Schule (1955 – 1979) mit Lehrerhaus, aufgenommen 1960<br />

- 152 -<br />

Altes Schulhaus aufgenommen um 1988


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

15.4 Als Dorfschulmeister in <strong>Heyen</strong><br />

(Erinnerungen von Hermann Küchemann)<br />

In <strong>der</strong> Verfügung des<br />

Regierungspräsidenten in<br />

Hildesheim vom 20. März<br />

1959 heißt es: „Ich<br />

beauftrage Sie mit<br />

Wirkung vom 1. April<br />

1959 mit <strong>der</strong> Verwaltung<br />

einer Schulstelle an <strong>der</strong><br />

Volksschule in <strong>Heyen</strong>,<br />

Kreis Holzminden, und<br />

ordne hiermit Ihren<br />

Umzug gemäß Nr. 22<br />

DVU zum UKG an.“<br />

Als ich mich bei dem<br />

Schulleiter in <strong>Heyen</strong>,<br />

Herrn Gerhard Weber,<br />

meldete, musste ich<br />

Umzug in die neue Schule 1955 mit Lehrer Herbert Kupfer<br />

erfahren, dass die<br />

Wohnung in dem ebenso wie die Schule recht neuen Lehrerhaus noch durch meinen Vorgänger<br />

Herrn Herbert Kupfer bewohnt war. Daher besorgte mir Herr Weber für die Übergangszeit eine<br />

Bleibe bei <strong>der</strong> Familie Bode in <strong>der</strong> Ortsmitte, wo ich fürsorglich aufgehoben war. Erst am 2. Mai<br />

1959 konnte ich meine Frau und den gesamten Hausrat nachholen und die inzwischen<br />

teilrenovierte Lehrerwohnung beziehen.<br />

Das neue Schuljahr hatte inzwischen begonnen. Mit Herrn Weber, dem Schulleiter, vereinbarte<br />

ich, dass ich die erste Klasse mit den fast 30 Kin<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Jahrgänge 1 bis 3 übernehmen sollte, die<br />

zweite Klasse mit etwa gleicher Schülerzahl in den Jahrgangsstufen 4 bis 8 bei Herrn Weber<br />

verblieb. Doch übernahm dieser in meiner Klasse den Religions- und Musikunterricht, ich dafür in<br />

Klasse 2 den Naturlehre- und Sportunterricht. Den Handarbeitsunterricht erteilte Frau Runne aus<br />

Halle, bis meine Frau auf Drängen des Schulrats am 2. Juni 1959 diese Aufgabe übernahm und<br />

bis zum 30. September 1961, dem Beginn des Mutterschutzurlaubs für unser zweites Kind, behielt.<br />

Die Nachfolge übernahm Frau Emmy Flentge.<br />

- 153 -<br />

Bald hatte ich mich von <strong>der</strong><br />

Theorie auf die Praxis des<br />

Unterrichts auch mit den<br />

beson<strong>der</strong>en Schwierigkeiten<br />

des Abteilungsunterrichts<br />

eingestellt und fand mit den<br />

Kin<strong>der</strong>n und über diese auch<br />

mit den Eltern einen<br />

vertrauten Umgangston, gab<br />

es doch für mich als<br />

ehemligen Forstbeamten mit<br />

den naturverbundenen<br />

Landmenschen viele<br />

Gemeinsamkeiten.<br />

Der Unterricht selbst wurde<br />

Abmarsch zum Schulanfängergottesdienst 1959 – Lehrer Gerhard Weber durch jahrgangsübergreifende<br />

Bücher erleichtert, die Kin<strong>der</strong><br />

waren noch nicht durch das<br />

damals erst aufkommende Fernsehen „verdorben“ und hingen vertrauensvoll an „ihrem“ Lehrer,<br />

wobei seltene Ausnahmen die Regel bestätigten. Zur Entwicklung und Festigung dieser persönlich


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

menschlichen Bindung führte ich in <strong>der</strong> letzten Stunde am Sonnabend eine Erzählstunde ein, in<br />

<strong>der</strong> die Kin<strong>der</strong> ihre beson<strong>der</strong>en Erlebnisse berichten konnten. Ging ihnen <strong>der</strong> Stoff aus, erzählte<br />

ich von interessanten Erlebnissen mit Tieren und Pflanzen aus meinem früheren Beruf, was auf<br />

große Anteilnahme stieß und uns noch mehr verband.<br />

In diesem Zusammenhang<br />

darf ich<br />

auch unseren<br />

Hund -Fides, ein<br />

Setter- nicht<br />

vergessen, <strong>der</strong><br />

die Kin<strong>der</strong> anzog,<br />

wo immer er sich<br />

sehen und<br />

streicheln ließ.<br />

Doch mindestens<br />

ebenso verbindend<br />

wirkten die<br />

Gespräche mit<br />

meiner Frau im<br />

Handarbeitsunterr<br />

icht, wenn die<br />

Hände zwar be-<br />

In <strong>der</strong> Pause auf dem Schulhof<br />

schäftigt, Zunge<br />

und Ohren aber<br />

frei waren. Deutlich verstärkte sich diese Folge nach <strong>der</strong> Geburt unseres Sohnes. Wenn <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>wagen auf dem Rasen in <strong>der</strong> Sonne stand, sammelte sich schnell eine Traube<br />

anteilnehmen<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> um ihn, Rufe <strong>der</strong> Begeisterung wurden laut, und beson<strong>der</strong>s die Mädchen<br />

hätten am liebsten das kleine Menschlein in ihren Armen gewiegt.<br />

Da musste ich schon mit heimatkundlichen Wan<strong>der</strong>ungen und Informationsbesuchen an den<br />

Arbeitsplätzen <strong>der</strong> Väter (Steinbruch, Bäckerei, Tischlerei, etc.) aufwarten. Engere Verbindungen<br />

zu den Eltern und den übrigen Dorfbewohnern konnte ich knüpfen über meine Mitgliedschaft im<br />

Gesangverein, über meine Arbeit für die Ländliche Erwachsenenbildung (Organisieren von<br />

Vorträgen, Filmvorführungen usw.) und meine Mitarbeit im Kirchenvorstand, was alles sich für<br />

einen „Dorfschulmeister“ zwingend anbietet. Wir konnten die <strong>Gemeinde</strong> gewinnen, die dürftige<br />

Ausrüstung mit Sportgeräten aufzustocken durch Anschaffung des „Lüneburger Stegels“ und<br />

zweier Matten sowie die Aufstellung einiger Pausenhofgeräte, duch die das Spielen am Gelän<strong>der</strong><br />

des Treppenaufganges zum Schulhof aufhören konnte.<br />

Nach <strong>der</strong> Pensionierung des Schulleiters Weber und seinem Wegzug aus <strong>Heyen</strong>, kam Frau<br />

Seebaß an die Schule und nahm sich beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Mädchen beim Sport und dem samstäglichen<br />

Duschen an. Ich übernahm dafür den Jungensport sowie die Einführung des Werkens, das wir mit<br />

primitiven Mitteln, aber mit großer Begeisterung begannen. Nach 7 (sieben) gern durchlebten<br />

Lehrerjahren verließ ich mit meiner Familie <strong>Heyen</strong>, um eine freiwerdende Lehrerstelle in<br />

Lauenberg bei Dassel am Solling, <strong>der</strong> Heimat meiner Frau, zu übernehmen. Hier hatten wir<br />

inzwischen auch ein eigenes Heim errichtet. Ich danke <strong>Heyen</strong> und seinen Menschen für Jahre<br />

glücklicher Gemeinsamkeiten.<br />

15.5 Erinnerungen an meine Tätigkeiten an <strong>der</strong> Grundschule<br />

(Jürgen Steffen)<br />

Im Januar 1969 nach den Weihnachtsferien übernehme ich den Unterricht an <strong>der</strong> damaligen<br />

Grundschule <strong>Heyen</strong>. Zu jener Zeit war diese Schule schon einklassig, das heißt, ein Lehrer hatte<br />

gleichzeitig mehrere Schuljahre in einer Klasse zu unterrichten. In meinem Fall waren das anfangs<br />

- 154 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

das 1., 2. und 4. Schuljahr. Das 3. Schuljahr fehlte damals wegen <strong>der</strong> Umstellung <strong>der</strong><br />

Jahreszeugniserteilung vom Frühjahr auf den Sommer.<br />

Vom 5. Schuljahrgang an besuchten<br />

die Heyer Schüler die Hauptschule im<br />

benachbarten Börry o<strong>der</strong> gingen auf<br />

Realschulen o<strong>der</strong> Gymnasien.<br />

Das Schulgebäude bestand damals<br />

aus dem Lehrerzimmer und zwei<br />

Klassenräumen, wobei einer <strong>der</strong><br />

Räume zusätzlich einen Gruppenraum<br />

hatte, <strong>der</strong> vom Hauptraum durch eine<br />

Glasfensterfront abgetrennt war. Hier<br />

ergaben sich gute Möglichkeiten,<br />

Gruppenunterricht gleichzeitig in<br />

beiden Räumen zu praktizieren. Die<br />

Fensterwand erlaubte ja fortwährende<br />

Aufsicht über alle Arbeitsgruppen. So<br />

Wan<strong>der</strong>ung auf dem Knapp<br />

konnten die einzelnen Schuljahre je nach Notwendigkeit immer wie<strong>der</strong> gleichzeitig an<br />

unterschiedlichen Aufgabenschwierigkeiten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Stoffgebieten arbeiten.<br />

Der zweite Klassenraum stand für den Sportunterricht zur Verfügung. Hier o<strong>der</strong> zum Teil auch<br />

draußen auf dem Schulhof wurde unter an<strong>der</strong>em am Lüneburger Stegel mit verschiedenen<br />

Aufbauvarianten Sport betrieben. (Anmerkung von Reinhard Meyer: dieses Sport- und Turngerät<br />

wird jetzt noch in <strong>der</strong> Grundschule in Hehlen eingesetzt.) Und <strong>der</strong> Schulhof mit seiner großen<br />

Grasfläche lud in den Pausen geradezu zu verschiedenen Bewegungsspielen ein, wobei das<br />

Fußballspiel in <strong>der</strong> Beliebtheitsskala ganz vorn stand, und nahezu alle Mädchen waren dabei<br />

immer mit von <strong>der</strong> Partie. Nicht selten wurde ich als Lehrer auch zum Mitspielen eingeladen.<br />

- 155 -<br />

Umfangreiche Kellerräume auf<br />

<strong>der</strong> Ebene des<br />

Schulgebäudeeinganges boten<br />

die Möglichkeit, einen Spielkreis<br />

einzurichten (April 1970). Mit<br />

dem Besuch dieser Einrichtung<br />

wurden gute Voraussetzungen<br />

für den sich anschließenden<br />

Schulbesuch geschaffen.<br />

Ich erinnere mich gern an die<br />

Zeit meiner Tätigkeit in <strong>Heyen</strong>.<br />

Meine Familie und ich wurden<br />

damals mit offenen Armen<br />

aufgenommen und dankbar<br />

haben wir die stete Hilfe und<br />

In <strong>der</strong> Pause auf dem Schulhof<br />

Unterstützung <strong>der</strong> zuständigen<br />

Gemein<strong>der</strong>atsvertreter angenommen. Ich fand bei ihnen immer ein offenes Ohr, wenn es galt,<br />

Probleme zu meistern. Gern denke ich aber auch daran zurück, wie aufgeschlossen die Eltern <strong>der</strong><br />

Schulkin<strong>der</strong> meinen Vorstellungen begegnet sind und mich immer wie<strong>der</strong> unterstützt haben. In<br />

Erinnerung ist mir auch das Bestreben, meine Familie und mich in die Dorfgemeinschaft<br />

einzubeziehen und uns auf verschiedene Weise am Dorfleben zu beteiligen. So wurde ich oft zu<br />

Gemein<strong>der</strong>atssitzungen eingeladen, für mich eine Möglichkeit, Einblicke in kommunale Vorgänge<br />

<strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> zu gewinnen. Der Gemischte Chor konnte meine Frau und mich sehr bald als aktive<br />

Mitglie<strong>der</strong> führen. In jenem Kreis habe ich mehrere Jahre lang den Chor bei Veranstaltungen am<br />

Kriegerdenkmal zum Volkstrauertag dirigiert, weil <strong>der</strong> hauptamtliche Dirigent, Herr Kupfer, dann<br />

immer wegen seiner Organistentätigkeit in Pegestorf verhin<strong>der</strong>t war.


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

In Erinnerung ist aber auch die Tatsache, dass die Dorfbevölkerung bei Unternehmungen<br />

verschiedener Art sich immer ganz aktiv einbrachte. So denke ich beispielsweise an eine<br />

Gemeinschaftsveranstaltung verbunden mit einem Umzug, an <strong>der</strong> auch die Schule beteiligt war.<br />

Dabei zogen unsere Schüler, die zum Teil als Gallwespen verkleidet waren, ein größeres<br />

Flugzeugmodell hinter sich her, wobei Bezug genommen wurde auf die damals in <strong>der</strong> Heyer<br />

Feldmark durchgeführte Schädlingsbekämpfung aus <strong>der</strong> Luft. Bei <strong>der</strong> Herstellung dieses<br />

Flugzeuges habe ich dankenswerterweise intensive handwerkliche Unterstützung aus <strong>der</strong><br />

Elternschaft gehabt, und eine solche Unterstützung war wirklich kein Einzelfall. Gegenwärtig sind<br />

mir aber auch zahlreiche Veranstaltungen auf Dröges Saal, wobei die Schule immer ein fester<br />

Bestandteil <strong>der</strong> Programmgestaltung war.<br />

Auf Veranlassung <strong>der</strong> Schulaufsicht wurden im Laufe meiner Tätigkeit in <strong>Heyen</strong> vorbereitende<br />

Gespräche aufgenommen, um Möglichkeiten abzuklären, ob und wie man sich <strong>der</strong> damaligen<br />

Ringschule Halle anschließen könnte. Und dieser Anschluss wurde bald danach durchgeführt. Das<br />

hatte zur Folge, dass die einzelnen Jahrgänge allein für sich unterrichtet werden konnten. Auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite mussten aber auch von da ab Schüler bestimmter Jahrgangsstufen zum Unterricht<br />

nach Halle fahren.<br />

Ich konnte mit dem für mich ausgewählten Schülerjahrgang noch längere Zeit in <strong>Heyen</strong> bleiben.<br />

Gern habe ich von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Im Dezember 1973 bin ich mit meiner<br />

Familie nach Kirchbrak in mein dortiges Elternhaus gezogen. Die Zeit in <strong>Heyen</strong> wird mir mit allen<br />

ihren vielen positiven Erfahrungen stets in Erinnerung bleiben.<br />

15.6 Auszüge aus den Jahrbüchern <strong>der</strong> Schule Halle<br />

(Friedrich Hase)<br />

Schuljahr 1970/71 Über dieses Schuljahr wird es viel zu berichten geben. Mehrere vollzogene<br />

und geplante Vorhaben werden es sicher zu einem ganz wichtigen Jahr in <strong>der</strong> Schulgeschichte<br />

Halle werden lassen. Schon im letzten Vierteljahr des vergangenen Schuljahres hatten die<br />

Verhandlungen über den Beitritt <strong>Heyen</strong>s zu unserer Ringschule feste Formen angenommen. Rund<br />

240 Jungen und Mädchen werden wir im neuen Schuljahr an nunmehr 4 Standorten unterrichten.<br />

Bisher waren in <strong>Heyen</strong> in einer nicht mehr zeitgemäßen Grundschule in den Jahrgängen 1 bis 4<br />

diese Kin<strong>der</strong> in einer Klasse von Jürgen Steffen unterrichtet worden. Nun schloss sich <strong>Heyen</strong><br />

unserer Ringschule an. Aber nicht nur ein Lehrer und die Schüler <strong>der</strong> Unterstufe kamen hinzu (die<br />

Klassen 5 bis 9 aus <strong>Heyen</strong> werden auslaufend in Börry unterrichtet), wir gewannen für unsere<br />

Schule auch zwei Klassenräume in einem mo<strong>der</strong>nen Gebäude hinzu. Und so sieht nun unsere<br />

Schule im neuen Schuljahr 1970/71 aus.<br />

Wir haben:<br />

2 erste Klassen mit 41 Schülern in Halle (Haase)<br />

1 zweite Klasse mit 38 Schülern in Dohnsen (Frau Loos)<br />

2 dritte Klassen mit 43 Schülern in <strong>Heyen</strong> (Frau Solf, Herr Steffen)<br />

2 vierte Klassen mit 49 Schülern in Linse (Fam. Mohlitz)<br />

1 6./7. Klasse mit 30 Schülern in Halle (Frl. Fricke)<br />

1 8. Klasse mit 23 Schülern in Halle (Herr Adolph)<br />

1 9./9s. Klasse mit 18 Schülern in Halle (Herr Solf)<br />

insgesamt also 10 Klassen mit 242 Schülern!!<br />

Außer den genannten Klassenlehrern unterrichten noch an unserer Schule Hauptlehrer i.R. Ludwig<br />

Sagebiel, <strong>der</strong> sich nach Erreichung seines 63. Lebensjahres noch einmal mit 13 Stunden zur<br />

Verfügung stellte und die nebenberuflichen Lehrkräfte Erna Sagebiel aus Linse mit 2 Stunden,<br />

Gerda Dittmer aus Halle mit 4 Stunden, Helga Harting aus Dohnsen mit 2 Stunden und Hanna<br />

Haase mit 6 Stunden. Wie schon in Vorjahr brauchen wir aber immer noch Mehrstunden, um den<br />

Unterricht einigermaßen versorgen zu können. Herr Steffen in <strong>Heyen</strong> behält seine erste Lehrstelle,<br />

da er ja auch die ganze Verantwortung für diese Schule trägt. Wie überhaupt unser ganzer<br />

Ringschulverband nur deshalb funktioniert, weil sich je<strong>der</strong> voll verantwortlich fühlt. So betrachtet<br />

Familie Mohlitz ihren Schulstandort absolut als den Ihren, auch für Frau Loos ist Dohnsen ihre<br />

- 156 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Schule. Neben den 4 Klassenräumen in <strong>der</strong> Schule benutzen wir auch noch den Raum an <strong>der</strong><br />

Schule.<br />

Zeitungsausschnitt<br />

Im August 1970 gibt <strong>der</strong> Haller Gemein<strong>der</strong>at dann endgültig grünes Licht für den Bau unserer<br />

Turnhalle. Bevor die Gel<strong>der</strong> bald nur noch für den Bau des Schulzentrums in Bodenwer<strong>der</strong><br />

verbraucht werden, will man den Bau nun noch sichern. 360.000 DM wird sie kosten, aber die<br />

Mittel sind alle gesichert, die Zuschüsse vom Land, vom Kreis und dem Kreissportbund stehen zur<br />

Verfügung, die Kredite aus <strong>der</strong> Schulbaukasse des Kreises und auch die örtlichen Kredite des<br />

Schulzweckverbandes, dem <strong>Heyen</strong> übrigens unverzüglich beigetreten ist, sind bei den Kassen<br />

abrufbar. Gustav Helmer hat uns das benötigte Land verkauft, zwar nicht da, wo wir es eigentlich<br />

haben wollten, nämlich <strong>der</strong> Schule gegenüber, son<strong>der</strong>n über <strong>der</strong> Schule auf dem Hang. Und wir<br />

mussten mehr kaufen als eigentlich notwendig, aber nun denken wir natürlich auch an einen<br />

Neubau von wenigstens drei Klassenräumen, die sich dann an die Halle anschließen sollen. Und<br />

hinter <strong>der</strong> Turnhalle wird dann auch noch Platz sein für Sportanlagen für die Leichtathletik. Der<br />

Bau beginnt zügig. Wenn es mit dem Winter nicht gar so hart wird, können wir in einem Jahr in<br />

unsere Halle einziehen, meint unser Architekt und Bauleiter.<br />

Im August 1970 wird <strong>der</strong> bisherige Hauptlehrer Fred Haase zum Rektor ernannt. In einer kleinen<br />

Feierstunde vollzieht Schulrat Klaus Chromow diese Beför<strong>der</strong>ung. Nun muss es natürlich eine<br />

Konrektorstelle dazu geben, um die sich Günter Adolph bewirbt. Am 12.01.1971 wird Herr Adolph<br />

in sein Amt eingeführt. Einen ausführlichen Bericht über diese Amtseinführung findet sinch wie<strong>der</strong><br />

in einem Pressebericht des Täglichen Anzeiger Holzminden (TAH);<br />

Aus einer weiteren Presseverlautbarung über eine Sitzung des Schulzweckverbandes geht hervor,<br />

dass zu diesem Zeitpunkt neben dem Zweckverband, dem neben Halle noch die <strong>Gemeinde</strong>n<br />

Tuchtfeld, Hunzen, Kreipke und Wegensen angehören, die Orte <strong>Heyen</strong> und Dohnsen ihre Schulen<br />

finanziell noch allein unterhalten, obgleich wir die Schüler bunt durcheinan<strong>der</strong> gewürfelt haben.<br />

Hier soll aber spätestens im nächsten Jahr eine Än<strong>der</strong>ung eintreten. Vor allem in Linse steht die<br />

Belastung dieser kleinen <strong>Gemeinde</strong> mit zwei Klassen in keinem rechten Verhältnis zur eigentlichen<br />

Kin<strong>der</strong>zahl aus Linse.<br />

Schuljahr 1971/72 Nach <strong>der</strong> Faktorenberechnung müssten wir für jetzt 284 Schüler 270<br />

Sollstunden haben, tatsächlich sind es aber mit Stunden <strong>der</strong> Laienlehrkräfte und mit Mehrstunden<br />

nur 236 Ist-Stunden, die Unterrichtsversorgung ist also nur zu 90% erfüllt.<br />

Schuljahr 1972/73 304 Schüler in 11 Klassen, wobei die Lehrerversorgung immer noch<br />

unbefriedigend ist. Aber organisatorisch hat sich einiges getan. In <strong>der</strong> Schule in <strong>Heyen</strong> haben wir<br />

- 157 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

einen dritten Klassenraum hinzu gewonnen, und in Halle ist nicht nur die Turnhalle benutzbar,<br />

auch drei neue Klassenräume stehen zur Verfügung. So konnten wir den Schulstandort Dohnsen<br />

aufgeben. Als weiterer Schulort – aber nicht Standort – in Bremke hinzu gekommen. Die<br />

Grundschüler – bisher einklassig unterrichtet von Konrad Edelmann – kommen zu uns, die<br />

Hauptschüler gehen zunächst weiter nach Bisperode.<br />

Schuljahr 1973/74 Gebietss- und Verwaltungsreform in Nie<strong>der</strong>sachsen. Bildung von Samt- und<br />

Einheitsgemeinden. Halle ist Einheitsgemeinde (mit Dohnsen, Kreipke, Hunzen, Tuchtfeld und<br />

Wegensen), Linse wird Ortsteil von Bodenwer<strong>der</strong>, <strong>Heyen</strong> selbständige <strong>Gemeinde</strong>. Alle<br />

Einheitsgemeinden aber gehören zu Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong>. Die Samtgemeinde ist nun<br />

Schulträger für die Grundschulen Halle, Bodenwer<strong>der</strong>, Hehlen und Kichbrak. Das ist jedenfalls die<br />

Planung. Die Hauptschulklassen aber werden in Zukunft in das noch zu errichtende Schulzentrum<br />

Bodenwer<strong>der</strong> gehen. Schulträger <strong>der</strong> Zentren ist <strong>der</strong> Landkreis. Der Schulzweckverband Halle wird<br />

aufgelöst. In unserer Schule, noch mit den Hauptschulklassen wird die höchste je erreichte<br />

Schülerzahl registriert, nämlich 346.<br />

Schuljahr 1974/75 Immer noch schlechte Lehrerversorgung. 335 Schüler in diesem Schuljahr, 8<br />

Grundschulklassen, 5 Hauptschulklassen, drei Grundschulklassen sind in <strong>Heyen</strong> untergebracht.<br />

Dort ist Jürgen Steffen immer noch Chef.<br />

Schuljahr 1975/76 Während in Bodenwer<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schulneubau beginnt, <strong>der</strong> in zwei Jahren die<br />

Real- und die Hauptschule aufnehmen soll, steigen die Probleme bei uns immer weiter. Drei<br />

Klassen in <strong>Heyen</strong>, das nehmen die Eltern ja noch hin, aber zwei Klassen in Kellerräumen<br />

(Werkraum im Keller, Kellerraum im neuen Pfarrhaus) entrüstet die Eltern. Dazu das beim<br />

Schulfest im vorigen Jahr vom SK-Bürgermeister Diesing gegebene Versprechen, in Halle würden<br />

noch drei weitere Klassenräume gebaut. Dies verlangt <strong>der</strong> Schulelternrat nun auch. Aber was soll<br />

aus diesen Räumen werden, wenn das Zentrum in Bodenwer<strong>der</strong> fertig ist? dann kommt Kirchbrak<br />

nach Halle und Halle bleibt in <strong>der</strong> Grundschule zweizügig, wie es das Schulgesetz ja verlangt. Dies<br />

gibt einen Proteststurm in Kirchbrak. Alles in <strong>der</strong> Schwebe.<br />

Schuljahr 1976/77 Letztes Jahr als große Schule. Am Ende dieses Jahres werden wir die<br />

Hauptschulklassen nach Bodenwer<strong>der</strong> abgeben, nur die letzte Klasse 9 soll bis zur Entlassung in<br />

Halle bleiben, so <strong>der</strong> Wunsch <strong>der</strong> Eltern. Neu ist, das auch Schulstandorte mit nur einer<br />

Jahrgangsklasse in <strong>der</strong> Grundschule erhalten bleiben. Das sichert auf jeden Fall den Fortbestand<br />

unserer Schule. Über Kirchbrak wird weiter gestritten. Frage ist, ob die Samtgemeinde sich die<br />

Grundschule Kirchbrak wird leisten können. Unruhe gibt es auch im Kollegium, alle wollen<br />

Grundschulklassen, damit sie nicht im nächsten Schuljahr nach Bodenwerden müssen.<br />

Schuljahr 1978/79 Kleine Grundschule Halle, plus 9. Schuljahr. Sonst sind die<br />

Hauptschulklassen nun in Bodenwer<strong>der</strong>. Wir haben noch sieben Grundschulklassen, davon drei in<br />

<strong>Heyen</strong>. Linse brauchen wir nicht mehr. Unsere lange geplanten und lange verzögerten neuen<br />

Klassenräume sind endlich fertig. Auch die Räume <strong>der</strong> alten Schule an <strong>der</strong> Halle Kirche brauchen<br />

wir nicht mehr. Weitere Stichworte dazu:<br />

- Entlassung <strong>der</strong> letzten Hauptschulklasse im Juni 1978<br />

- Keine Raumprobleme mehr, fast 100%ige Lehrerversorgung<br />

- Da wir in Zukunft nur noch jeweils eine Klasse pro Schuljahr haben werden, wird auch auf<br />

den Schulstandort <strong>Heyen</strong> bald verzichtet werden können.<br />

- Immer noch ungelöst die Frage Kirchbrak. Schulentwicklungsplan des Landkreises<br />

beinhaltet die Auflösung Kirchbraks.<br />

- Die Orientierungsstufe ist in Bodenwer<strong>der</strong> installiert. Ich halte nicht viel davon. Die Guten<br />

werden unterfor<strong>der</strong>t, die Schwachen aber – das ist viel schlimmer – überfor<strong>der</strong>t. Ich fürchte<br />

bei diesen Schulunlust.<br />

Schuljahre 1980/81 bis 1989/90 Die zunächst noch zweizügige Grundschule wird von Jahr zu<br />

Jahr kleiner und ist schließlich nur noch einzügig. Der Zusammenschluss mit Kirchbrak kommt<br />

nicht zustande, er scheitert am heftigen Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Kirchbraker. Allmählich bessert sich auch<br />

die Unterrichtsversorgung, wir haben sogar einmal ein Schuljahr mit über 100%. Organisatorisch<br />

ist vieles sehr viel einfacher geworden. Dadurch, dass uns nun 6 Klassenräume in Halle zur<br />

- 158 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Verfügung standen, dazu ein Werkraum im Keller, brauchten wir schon bald die Räume in <strong>Heyen</strong><br />

nicht mehr. Und – OH WUNDER – für die Heyer war das gar nicht das Problem, das ich befürchtet<br />

hatte. Ich glaubte, es käme großer Protest wie damals in Bremke, wenn die Schule geschlossen<br />

würde. Doch hatten die Heyer längst an die Verwendung <strong>der</strong> Räume als Dorfgemeinschaftshaus<br />

gedacht und <strong>der</strong> dritte Raum konnte nun von <strong>der</strong> Landjugend genutzt werden. Da sich nun alles<br />

auf den Schulort Halle konzentrierte, war natürlich auch die Schulbusbeför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

unkomplizierter. So war, als ich 1989 aus Krankheitsgründen aus dem Dienst ausscheiden musste,<br />

aus einer großen, oft unübersichtlichen Schule eine kleine, aber sehr lebendige Grundschule<br />

geworden.<br />

15.7 Kin<strong>der</strong>garten <strong>Heyen</strong><br />

Als erste <strong>Gemeinde</strong> des Raumes<br />

Bodenwer<strong>der</strong> und <strong>der</strong> nördlichen<br />

Ithbörde eröffnete <strong>Heyen</strong> im April<br />

1970 den gut organisierten und<br />

vorbereiteten und vor allem auch<br />

räumlich ausgezeichnet untergebrachten<br />

Kin<strong>der</strong>spielkreis. Zu<br />

diesem großen Tag <strong>der</strong><br />

vorschulpflichtigen Jungen und<br />

Mädchen konnte Bürgermeister<br />

Wilhelm Dröge nach <strong>der</strong><br />

Einstimmung durch Lehrer Jürgen<br />

Steffen - er sang mit seinen<br />

Schulkin<strong>der</strong>n für die künftigen<br />

ABC-Schützen - zahlreiche Ehrengäste<br />

aus dem Landkreis und die<br />

Kin<strong>der</strong>umzug um 1950<br />

Eltern <strong>der</strong> Spielkreiszöglinge wie<br />

die drei „Tanten“ Else Sporle<strong>der</strong>, Margot Rischmüller und Marina Steffen herzlich willkommen<br />

heißen (Zitat aus dem T.A.H. Holzminden vom 17.04.1970). An diesem pädagogischen Auftakt<br />

nahmen teil:<br />

• Oberamtmann Holland von <strong>der</strong> Kreisverwaltung<br />

• Geschäftsführer von Campe und Frau Bitter vom Landvolkverband<br />

• Frau Abel und Herr Krusche vom Arbeitsamt-Nebenstelle Holzminden<br />

• Herbert Kupfer, Schulleiter in Pegestorf (früher Lehrer in <strong>Heyen</strong>) als Leiter <strong>der</strong> LEB<br />

(Ländliche-Erwachsenen-Bildung) und Initiator <strong>der</strong> Spielkreise<br />

• Frau Ria Heinrichs vom Landfrauenverein<br />

• Frau Inge Haupt als Kreiskin<strong>der</strong>gärtnerin und verantwortliche Ausbil<strong>der</strong>in und Betreuerin<br />

<strong>der</strong> Leiterinnen und Helferinnen in den Spielkreisen.<br />

Der Kin<strong>der</strong>spielkreis fand in den Untergeschossräumen <strong>der</strong> ehemaligen Schule, dem heutigen<br />

Dorfgemeinschaftshaus, sein Zuhause. Die anfangs aufgetretene Skepsis konnte schon bald<br />

ausgeräumt werden. Mit Interesse sahen sich die Gäste und Eltern in den neuen Räumen um und<br />

konnten sich von <strong>der</strong> geschmackvollen, bunten Ausstattung <strong>der</strong> Spielheimat und <strong>der</strong> anheimelnden<br />

gediegenen Einrichtung überzeugen.<br />

Die Idee <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>spielkreise wurde zuerst im Landkreis Wesermünde „geboren“. Die LEB des<br />

Kreises Holzminden nahm diese Anregung sofort auf. In <strong>Heyen</strong> bildete sich spontan ein Beirat, <strong>der</strong><br />

sich aktiv bei <strong>der</strong> Raum- und Geldbeschaffung mit einschaltete. Bürgermeister Dröge -so stand es<br />

im Protokoll- gab zur Entstehung dieser segensreichen Einrichtung den Startschuss mit den<br />

Worten „am Geld soll und darf es nicht scheitern“.<br />

Es begann mit einem Erprobungsjahr. Durch die Einbeziehung <strong>der</strong> vorschulpflichtigen Jungen und<br />

Mädchen sollte das Schulgebäude wie<strong>der</strong> eine umfassende Begegnungsstätte für Eltern und<br />

Kin<strong>der</strong> und ein neuer Dorfmittelpunkt werden. Schon vom Kleinkindalter an, in dem Fundamente<br />

- 159 -


Die Räumlichkeiten wurden<br />

in <strong>der</strong> Vergangenheit stets<br />

verbessert und erweitert.<br />

Seit August 2002 ist <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>spielkreis zu einem<br />

Kin<strong>der</strong>garten umstrukturiert<br />

worden. Dadurch erhöht<br />

sich die Betreuungszeit<br />

von bisher drei auf vier<br />

Stunden. Statt bisher 20<br />

Kin<strong>der</strong> können jetzt 25<br />

Kin<strong>der</strong> betreut werden.<br />

Besucht wird <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>garten nicht nur von<br />

<strong>Heyen</strong>er Kin<strong>der</strong>n. Eltern<br />

aus den umliegenden<br />

Dörfern nutzen die hiesige<br />

Einrichtung und bringen<br />

täglich ihre Sprösslinge<br />

nach <strong>Heyen</strong>.<br />

Kin<strong>der</strong>gartengruppe um 1985<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

- 160 -<br />

aller Bildung und Sozialerziehung<br />

gelegt werden, sollte die Hebung<br />

des Bildungsstandes auf dem<br />

Lande geför<strong>der</strong>t werden. Man<br />

erhoffte sich von <strong>der</strong><br />

Spielkreiseinrichtung eine<br />

Verbesserung des Bildungsgefälle<br />

zwischen Stadt- und<br />

Landkin<strong>der</strong>n. Man freute sich<br />

über die schon lang erwartete<br />

vorschulpflichtige Ausbildung und<br />

Betreuung <strong>der</strong> Landkin<strong>der</strong>. So<br />

konnten das Interesse und die<br />

Begabung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> geweckt<br />

und aufgebaut werden.<br />

Ehrung zum 25jährigen Bestehen 1995<br />

Leiterinnen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>spielkreis- und Kin<strong>der</strong>garteneinrichtung in <strong>Heyen</strong>:<br />

Else Sporle<strong>der</strong>, <strong>Heyen</strong> Ingrid Volkmer, <strong>Heyen</strong><br />

Ilse Fredebold, <strong>Heyen</strong> Monika Rieger, Bodenwer<strong>der</strong><br />

Antonia Pfohl, <strong>Heyen</strong> Cornelia Wagner-Tilch, Breitenkamp<br />

Verena Laker, Bodenwer<strong>der</strong> Susanne Köhls, Bodenwer<strong>der</strong><br />

Neben den Leiterinnen - Frau Volkmer war mehr als 13 Jahre Leiterin - haben stets ein bis zwei<br />

Helferinnen die Betreuung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> mit übernommen. Beson<strong>der</strong>s sind hier Gisela Ohm (20<br />

Jahre, von 1973 - 1993) und Gertrud Kosak (seit 1990) zu erwähnen.<br />

Kin<strong>der</strong>zahlen:<br />

1976/77 - 28 Kin<strong>der</strong> Leiterin: Ingrid Volkmer mit Annelise Koppenhagen u. Ruth Weßling<br />

1981/82 - 10 Kin<strong>der</strong> Leiterin: Ingrid Volkmer mit Gisela Ohm<br />

1990/91 - 21 Kin<strong>der</strong> Leiterin: Antonia Pfohl mit Gisela Ohm u. Ilse Fredebold<br />

1998/99 - 19 Kin<strong>der</strong> Leiterin: Susanne Köhls mit Gertrud Kosak<br />

2003/04 - 20 Kin<strong>der</strong> Leiterin: Susanne Köhls mit Gertrud Kosak, Vertr.: Susanne Müller


16 Verbände<br />

16.1 Der Reichsbund<br />

(Ernst Struckmeier)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Der Reichsbund wurde schon im ersten Weltkrieg 1917 ins Leben gerufen, um in Deutschland den<br />

vielen schwer verwundeten Kameraden und Witwen mit ihren Kin<strong>der</strong>n zu helfen. Diese<br />

Organisation lebte fast in je<strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> nach dem zweiten Weltkrieg wie<strong>der</strong> auf, so auch in<br />

<strong>Heyen</strong>. Ein langjähriger erster Vorsitzen<strong>der</strong> war Hermann Fredebold, zweiter Vorsitzen<strong>der</strong> Gerd<br />

Arndt, Kassierin Martha Pude. Nach dem Tode von Hermann Fredebold löste sich <strong>der</strong> Verein in<br />

<strong>Heyen</strong> auf, die Mitglie<strong>der</strong> wurden von den Ortsgruppen Bodenwer<strong>der</strong> und Hajen aufgenommen.<br />

16.2 Der Heimkehrerverband<br />

(Ernst Struckmeier)<br />

- 161 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Der Heimkehrerverein wurde im Jahr 1954 in <strong>Heyen</strong> gegründet. Der erste Vorsitzende war Ludwig<br />

Franz. Der Verein löste sich jedoch nach Wegzug <strong>der</strong> Flüchtlinge bald wie<strong>der</strong> auf. Die Mitglie<strong>der</strong><br />

wurden vom Verein in Bodenwer<strong>der</strong> aufgenommen.Erwähnenswürdig ist, dass hier ein<br />

Vereinsaustausch mit den Heimkehrern aus Frankreich (Soteville) jährlich stattfindet. Soldaten die<br />

im Krieg auf einan<strong>der</strong> geschossen haben, fallen sich bei jedem Treffen vor Freude um den Hals.<br />

Beide Vereine haben ein Ziel: „NIE WIEDER KRIEG“<br />

16.3 Der Drainageverband <strong>Heyen</strong><br />

(Albrecht Rother)<br />

Die Gesamtfläche <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> beträgt ca. 832 ha, davon sind ca. 11,5 ha Wasserfläche<br />

in <strong>der</strong> gesamten Breite <strong>der</strong> Weser. Das Oberflächenbild des Geländes ist vielseitig. Von einem<br />

ebenen und tiefergelegenen Gebiet im nördlichen Teil <strong>der</strong> Flur zu den Nachbarn Esperde und<br />

Brockensen hin bis etwa zur Dorflage steigt dann das Gelände langsam an. Dieses erwähnte<br />

Gebiet im nördlichen Raum hat früher immer unter stauen<strong>der</strong> Nässe gelitten, am Rhien ist <strong>der</strong><br />

Boden teilweise anmoorig. Wegen geringer Vorflut konnte das Wasser nicht ablaufen. Nach alten<br />

Überlieferungen soll die Straße nach Esperde manchmal ein kleiner Bach gewesen sein. An<br />

beiden Seiten <strong>der</strong> mehr einem ausgefahrenen Weg gleichenden Straße sah es manchmal wie in<br />

einem Moor aus.<br />

Eine landwirtschaftliche Nutzung war deshalb beson<strong>der</strong>s in regenreichen Jahren sehr schwierig.<br />

Die Landbesitzer haben sich aber immer bemüht, die Län<strong>der</strong>eien trocken zu bekommen und den<br />

Acker zu kultivieren. Die vorhandenen Gräben wurden tiefer gelegt, neue Gräben ausgehoben und<br />

<strong>der</strong> Acker sogar stellenweise den damaligen Möglichkeiten entsprechend dräniert. Geringe Erfolge<br />

wurden sichtbar. Kleine Flächen am Rhien und an <strong>der</strong> Ilse, an <strong>der</strong> Grenze zu Brockensen und<br />

Esperde, sind auch heute noch versumpft und nicht nutzbar. Es ist deshalb verständlich, wenn die<br />

Bauern bei <strong>der</strong> Separation<br />

in den sechziger Jahren<br />

des 19ten Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

versuchten, möglichst viel<br />

Land auf den höher<br />

gelegenen Flächen zu<br />

bekommen. Diese waren<br />

damals mit Handarbeit und<br />

Pferdebespannung gut zu<br />

bewirtschaften.<br />

Die schnell fortschreitende<br />

Entwicklung und Mechanisierung<br />

im landwirtschaftlichen<br />

Bereich nach<br />

Kriegsende 1945 zwangen<br />

zum Umdenken. Die<br />

Hanglagen waren mit<br />

immer größer werdenden<br />

Maschinen und Traktoren schlecht zu befahren und zu bewirtschaften, das Augenmerk richtete<br />

sich mehr und mehr auf die ebenen Flächen.<br />

Deshalb griffen die <strong>Heyen</strong>er Landwirte sofort zu, als die Gründung eines Drainageverbandes in<br />

<strong>Heyen</strong> die Möglichkeit zur Trockenlegung vieler Flächen in den nassen Län<strong>der</strong>eien anbot.<br />

Staatliche Zuschüsse und günstige Kredite mit niedrigen Zinsen för<strong>der</strong>ten das Projekt. So fand am<br />

24.09.1956 eine Versammlung zur Gründung des Drainageverbandes <strong>Heyen</strong> statt. Anwesend<br />

waren von den Interessenten die Landwirte Karl Battmer, Friedrich Feuerhake, Ewald Hollstein,<br />

Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark, Hermann Meyer, Friedrich Wessel, Hermann Wieman und Landwirtin Emmy<br />

- 162 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Lemke – vertreten durch einen Bevollmächtigten. Dazu kamen Pastor Welz für die Ev.<br />

Kirchengemeinde <strong>Heyen</strong>, <strong>Gemeinde</strong>direktor Sorge, Arbeiter Ludwig Möller und Dr. Kosak vom<br />

Versuchs- und Beratungsring. Die offiziellen Stellen waren Vertreten durch<br />

Regierungsoberbauinspektor Müller, für die Außenstelle Holzminden des Wasserwirtschaftsamtes<br />

Hildesheim, sowie Oberregierungsrat Dr. Floto und Kreisinspektor Holland für den Landkreis<br />

Holzminden.<br />

Der Plan, das Mitglie<strong>der</strong>verzeichnis und die Satzung haben vom 05.09.1956 bis 20.09.1956 bei<br />

<strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>verwaltung ausgelegen, Einwände wurden nicht erhoben, die Gründung des<br />

Drainageverbandes <strong>Heyen</strong> wurde einstimmig beschlossen. Zum Vorstand wurden einstimmig<br />

gewählt: Vorsteher Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark<br />

1. Beisitzer Friedrich Feuerhake<br />

2. Beisitzer Ewald Hollstein<br />

Der Verband hatte zur Aufgabe:<br />

1. Gewässer und ihre Ufer auszubauen und in ordnungsgemäßem Zustand zu halten<br />

2. Grundstücke zu entwässern.<br />

Aufsichtsbehörde sind das Wasserwirtschaftsamt Hildesheim und <strong>der</strong> Landkreis Holzminden.<br />

Zu Beginn <strong>der</strong> praktischen Verbandsarbeit müssen zunächst die Vorfluter in Richtung Ilse<br />

ausgebaut werden, um den Wasserabfluss zu gewährleisten. Hierzu werden die Anlieger<br />

entsprechend <strong>der</strong> anliegenden Flächen veranlagt. Über ein Darlehen bei <strong>der</strong> Norddeutschen<br />

Landesbank wird <strong>der</strong> Ausbau finanziert. Nach einem Tilgungsplan über mehrere Jahre zahlen<br />

dann die Mitglie<strong>der</strong> über den Verband das Darlehen zurück.<br />

Im Verlauf <strong>der</strong> nächsten Jahre werden dann in 9 Bauabschnitten insgesamt 137 ha dräniert. Die<br />

Mitglie<strong>der</strong>zahl steigt auf 16. Als 4 Landwirte in Bremke (Dornette, Kaufmann, Leweke und Schmidt)<br />

ihre Flächen ebenfalls dränieren wollen, aber keinen eigenen Verband gründen können, treten<br />

diese auf Anraten des Landkreises dem Drainageverband <strong>Heyen</strong> bei, und die Aufgaben werden<br />

vom Verband (Vorsteher) übernommen. Somit werden in <strong>Heyen</strong> ca. 86 ha. und in Bremke ca. 51<br />

ha entwässert. Die ersten Bauabschnitte werden in mühsamer Handarbeit von <strong>der</strong> Fa. Willi Jörges<br />

in Portenhagen, Kreis Einbeck durchgeführt, bis dann <strong>der</strong> Einsatz von Baggern bei den weiteren<br />

Bauabschnitten die Arbeit vereinfacht und erleichtert. Die Abrechnung erfolgt wie bei den<br />

Vorflutern über Kredite bei <strong>der</strong> Stadtsparkasse Bodenwer<strong>der</strong>. Die Mitglie<strong>der</strong> zahlen ihre Beiträge in<br />

langjährigen Raten an den Verband, <strong>der</strong> dann die Tilgung <strong>der</strong> Kredite übernimmt.<br />

In <strong>der</strong> Versammlung am 28.12.1981 tritt <strong>der</strong> alte Vorstand Hun<strong>der</strong>tmark, Feuerhake und Hollstein<br />

zurück und neu gewählt werden: Vorsteher: Albrecht Rother, 1. Beisitzer: Günter-Wilhelm<br />

Henneke, 2. Beisitzer: Gustav Diekmann. Dieser Vorstand bleibt bis zur Auflösung des Verbandes<br />

am 30´.05.1994 im Amt.<br />

Nach Fertigstellung des neunten und letzten Bauabschnittes bleibt dem Verband die Aufgabe, für<br />

die Unterhaltung <strong>der</strong> Anlagen zu sorgen und die finanzielle Abwicklung zwischen Mitglie<strong>der</strong>n und<br />

Banken zu überwachen. Während <strong>der</strong> <strong>ganzen</strong> Zeit wird die Arbeit des Verbandes von einem<br />

Angestellten des Wasserwirtschaftsamtes überprüft und entsprechende Berichte angefertigt. Es<br />

wurden niemals Beanstandungen erhoben.<br />

Im Juli 1993 wurden die letzten Zahlungen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> fällig und damit kommen die letzten<br />

Einnahmen für den Verband. Verpflichtungen bei Banken und an<strong>der</strong>e Verbindlichkeiten bestehen<br />

nicht mehr, so dass alle finanziellen Aufgaben des Verbandes abgewickelt sind. Alle baulichen<br />

Maßnahmen sind abgeschlossen und weitere neue nicht zu erwarten. Der Verband hat seine<br />

Aufgabe erfüllt und eine Auflösung wird erörtert. In <strong>der</strong> Versammlung am 19.05.1994 beschließt<br />

die Versammlung den Verband aufzulösen. Mit Schreiben vom 30.05.1994 genehmigt <strong>der</strong><br />

Landkreis die Auflösung. Den finanziellen Überschluss bei <strong>der</strong> Auflösung erhält zur Hälfte die<br />

<strong>Gemeinde</strong>, die damit die Unterhaltung <strong>der</strong> Vorfluter übernimmt, die an<strong>der</strong>e Hälfte wird an die<br />

Mitglie<strong>der</strong> entsprechend ihrer Anteile an <strong>der</strong> Dränage ausgezahlt. Für die weitere Unterhaltung <strong>der</strong><br />

Dränagen und den Abfluss des Wassers wird von nun an je<strong>der</strong> Landbesitzer selber verantwortlich.<br />

- 163 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

16.4 Die Forstgenossenschaft <strong>Heyen</strong><br />

In <strong>Heyen</strong> besteht seit alters her die Forstgenossenschaft (Holzinteressentenschaft). Sie besitzt 133<br />

ha, von denen sich 126 ha in Kultur befinden. An <strong>der</strong> Wirtschaftsfläche <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> war <strong>der</strong><br />

Wald jedoch mit 20 %, d.h. mit 175 ha, beteiligt. Das besagt, dass 42 ha Privatwald vorhanden<br />

sind. Über 30 ha gehören einem Landwirt und liegen im Ith. Der Rest sind Flächen am Rande <strong>der</strong><br />

Feldmark, <strong>der</strong>en Rodung und Kultivierung sich für die Besitzer nicht lohnte. So erklärt es sich, das<br />

einige Landwirte Wald besitzen. Je<strong>der</strong> Interessent bekam 1 Anteil und gleichviel Brennholz. Für<br />

900 -1200 Mark konnte ein weiteres Anteil gekauft werden. Im übrigen ging es mit <strong>der</strong><br />

Besitzvergrößerung so wie beim Ackerland. Durch Erbschaft, Heirat usw. kamen mehrere Anteile<br />

in einen Betrieb, so das es heute Betriebe mit 3 und sogar 5 Anteilen gibt. Sie bekommen jedes<br />

Jahr bei <strong>der</strong> Brennholzverteilung 3- bzw. 5mal soviel, müssen sich an den Kulturarbeiten aber<br />

auch 3- bzw. 5fach beteiligen. Früher wurde das Holz im Winter gemeinsam geschlagen, und in 20<br />

Jahren war man wie<strong>der</strong> an <strong>der</strong> alten Stelle. Es gab also nur Stangenholz, wie es in 20 Jahren<br />

nachgewachsen war. Man rechnete noch nicht aus, was die weiten Wege kosteten und wie man<br />

einen größeren Gewinn haben könnte. Später ging man aber dazu über, im Mai, wenn <strong>der</strong> Saft in<br />

die Bäume steigt, die Eichen zu schlagen und die Borke zu gewinnen. 2 Sorten Borke, die sich<br />

dann im Walde gut vom Stamm lösen ließ, wurden an die Gerber in Linse und Hehlen verkauft.<br />

Heute verfügt <strong>Heyen</strong> bereits über gute alte Eichen- und neuere Fichtenbestände. Viele<br />

Stellmacher und Tischler <strong>der</strong> Umgebung bezogen Heyer Eichen, beson<strong>der</strong>s für Wagenrä<strong>der</strong> und<br />

Särge. Die Fichtenbestände lieferten Grubenholz, das bisher nach Gütersloh verkauft wurde.<br />

Die Forstgenossenschaft trägt sich gerade so, denn die Kasse kann die Kulturarbeiten von den<br />

Einnahmen durch die Verkäufe und den Pachtzins <strong>der</strong> Steinbrüche bezahlen. Die Steinbrüche, die<br />

mit 7 ha in <strong>der</strong> Forst liegen, müssen 8–10 % vom Umsatz Pacht bezahlen. Die Waldarbeit wird<br />

zumeist in <strong>der</strong> arbeitsärmeren Zeit von den in <strong>der</strong> Landwirtschaft Beschäftigten unter Aufsicht<br />

eines Angestellten <strong>der</strong> Interessentenschaft verrichtet. Wenn Arbeitsspitzen auftreten, werden auch<br />

an<strong>der</strong>e Hilfskräfte hinzugezogen.<br />

Generalverammlung 2003 mit Ehrungen<br />

Ilse Fredebold , Friedrich Meyer, Wilhelm Zieseniß, Eckhard Rother, Michael Zieseniß,<br />

Karl-Heinz Stohmeyer, Jochen Matthaei, Willi Ohm, Reinhard Meyer.<br />

Auszüge aus den Protokollbüchern vom 01.01.1894 bis 1932 und ab 1933:<br />

22.05.1895 Die Holzjagd soll auf 6 Jahre vom 24.06.95 – 23.06.01 an hiesige Forstinteressenten<br />

meistbietend verpachtet werden, jedoch nicht unter 80,00 Mark pro Jahr.<br />

- 164 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

24.03.1897 Der Antrag des Forstaufsehers Möller, ihn mit einer Sicherheitswaffe zu versehen,<br />

fand die Zustimmung <strong>der</strong> Versammlung, jedoch mit <strong>der</strong> ausdrücklichen Bestimmung,<br />

dass eine Schusswaffe nicht zu wählen ist. Die Genehmigung zur öffentlichen Tragung<br />

einer Hieb- und Stichwaffe soll seitens des Vorstandes durch den Oberförster<br />

eingeholt werden. Der Gastwirt Wilhelm Pieper stellt die Anfrage auf Überlassung von<br />

Terrain am Weißen Stein zum Versuch des Weinbaues. Die Versammlung steht dem<br />

Wunsch von Pieper sympathisch gegenüber, gibt demselben jedoch anheim, seinen<br />

Wunsch näher zu präzisieren und dann dem Vorstand vorzutragen.<br />

31.01.1900 Vorstandswahlen für die Zeit vom 01.02.00 - 01.02.06: Vorsitzen<strong>der</strong> Rudolf<br />

Hun<strong>der</strong>tmark (Wie<strong>der</strong>wahl), 2. Vors. W. Sagebiel und 3. Stellmacher Hermann Möller.<br />

Vertreter: C. Sagebiel, Carl Willmer und Friedr. Meyer Nr. 21. Rechnungsführer<br />

Großköther Heinrich Battmer vom 01.02.00 – 01.02.06. Gehalt 30,00 Mark jährlich.<br />

23.03.1906 Der Antrag einiger Forstgenossen, die Forstgenossenschaft möge Mitglied bei <strong>der</strong><br />

Spar- und Darlehnskasse werden, wurde nach langer Beratung abgelehnt.<br />

05.04.1907 Die Schuljungen haben zum Osterfeuer eine Esche ohne Erlaubnis abgehauen. Von<br />

einer Bestrafung <strong>der</strong> Schuljungen soll noch einmal Abstand genommen werden.<br />

Wilhelm Brockmann hat ohne Erlaubnis 2 Stöcker zu Stielen abgehauen. Er will 1<br />

Mark in die Forstkasse bezahlen, wenn er nicht angezeigt wird. Er braucht aber nur 50<br />

Pfg. zu zahlen.<br />

09.06.1908 Für den verstorbenen Großköther Carl Willmer wird August Henneke als Stellvertreter<br />

gewählt. Feuerwehr, Kriegerverein und Schützenverein dürfen sich zu Festlichkeiten<br />

das erfor<strong>der</strong>liche Grünlaub aus dem Walde holen, die Haukosten haben die Vereine<br />

an den Forstaufseher zu zahlen.<br />

23.11.1911 7 Frauen aus Bodenwer<strong>der</strong> haben verbotenerweise Eicheln im Forst gesammelt. Die<br />

Versammlung will dieses Mal Gnade vor Recht ergehen lassen und von einer Anzeige<br />

und Bestrafung absehen.<br />

15.01.1912 Neuwahl des Vorstandes für die Zeit vom 01.02.1912 - 01.02.1918. Der Vorsitzende<br />

Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark lehnt eine Wie<strong>der</strong>wahl ab. An seiner Stelle wird August<br />

Feuerhake gewählt. 2. und 3. Vorsitzen<strong>der</strong> bleiben Wilhelm Sporle<strong>der</strong> und Hermann<br />

Möller. Wie<strong>der</strong>wahl <strong>der</strong> Vertreter K. Sagebiel, Aug. Henneke und Friedr. Meyer.<br />

Rechnungsführer Heinrich Battmer (Wie<strong>der</strong>wahl). Der Holzaufseher C. Sorge soll<br />

beauftragt werden, an <strong>der</strong> neuen Chaussee über dem Plessen nachzugraben, ob sich<br />

dort Kies befindet.<br />

15.03.1913 Der Allgemeinen Aktiengesellschaft Berlin wird die Genehmigung zur Aufrichtung von<br />

Masten durch den Heyer Wald erteilt.<br />

17.03.1915 Dem Antrag einiger Interessenten wegen Futtermangel die Sauen bzw. jungen<br />

Stangenschweine in den Buchensiek zu treiben, wurde stattgegeben.<br />

17.11.1916 Die durch Aufseher Carl Sorge angezeigten Personen wegen unerlaubten Sammelns<br />

von Himbeeren sollen bestraft werden.<br />

09.04.1919 Die Arbeitslöhne werden neu festgesetzt. Männliche Arbeiter 4 Mark, für das<br />

Holzfällen 4,50 Mark, Frauen 3,50 Mark und Kin<strong>der</strong> 2 Mark (pro Tag).<br />

24.01.1922 Die Forstgenossenschaft stellt <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> unentgeltlich einen Platz für die<br />

Aufstellung eines Ehrenmals für die Kriegsgefallenen zur Verfügung.<br />

15.11.1924 Die Forstgenossenschaft bewilligt dem Korbmacher Hermann Tiele die zu seinem<br />

Gebrauch benötigten Haselstöcke aus dem Wald. Zu zahlen hat er 2/3 des von<br />

an<strong>der</strong>en Korbmachern durchschnittlich gezahlten Preises.<br />

- 165 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

01.01.1925 Bis 31.12.1944 Pachtvertrag mit <strong>der</strong> Fa. J. Davin Linse. Bei <strong>der</strong> Einstellung von<br />

Brucharbeitern sind nach Möglichkeit Einwohner von <strong>Heyen</strong> zu berücksichtigen. In <strong>der</strong><br />

Erntezeit sind den zur Feldarbeit erfor<strong>der</strong>lichen Brucharbeitern für die Einbringung <strong>der</strong><br />

Ernte frei zu geben.<br />

13.01.1932 Pachtvertrag mit <strong>der</strong> Fa. Steinindustrie Wiegand in Westerbrak über die vor Jahresfrist<br />

von Fa. Davin und von Heinrich Borchers (Bodenwer<strong>der</strong>) betriebenen Steinbrüche.<br />

12.01.1933 Aug. Feuerhake bleibt Vorsitzen<strong>der</strong>, August Henneke wird in den Vorstand gewählt<br />

(01.02.1933 – 10.02.1939). Heinrich Battmer Rechnungsführer vom 01.02.1933 –<br />

01.02.1939. Friedrich Zeddies, Jagdpächter.<br />

18.09.1934 Forstaufseher Carl Sorge tritt in den Ruhestand. Hermann Maaß ab 01.10.1934<br />

Forstaufseher.<br />

01.10.1936 Kriegskameradschaft <strong>Heyen</strong> erhält den Platz zum Kleinkaliberstand im Buchensiek<br />

vom 01.10.1936 – 01.10.1956 zum Pachtpreis von 2,50 Mark jährlich.<br />

01.01.1939 Steinbruch an Fa. Loges, Fr. Sporle<strong>der</strong> und H. Flentje bis 01.01.1949 verpachtet.<br />

Verpachtung des Steinbruchs Borchers an Friedrich Flentje in Kemnade bis 31.12.48.<br />

16.12.1940 Rechnungsführer Heinrich Battmer stellt sein Amt zum 31.01.1941 zur Verfügung.<br />

Er ist 90 Jahre alt und hat das Amt 50 Jahre geführt.<br />

28.02.1942 Für das verstorbene Vorstandsmitglied Friedrich Grave wird Karl Battmer bis<br />

01.02.1945 in den Vorstand gewählt. Erich Zieseniß wird Rechnungsführer vom<br />

01.02.1942 – 01.02.1948 mit jährlich 100 Mark. Da Erich Zieseniß wegen Einberufung<br />

zur Wehrmacht die Kasse nicht führen kann, wird Karl Sporle<strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />

Kassenführung während des Krieges beauftragt.<br />

11.02.1943 An die Kriegerwitwen und sonstige Bedürftigen in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> soll je ein Haufen<br />

Holz verteilt werden.<br />

28.02.1945 August Henneke lehnt wegen Krankheit die Wie<strong>der</strong>wahl ab. Karl Battmer wird<br />

Vorsitzen<strong>der</strong>, Friedrich Meyer Nr. 43 und Wilhelm Sporle<strong>der</strong> Nr. 3 werden 2. und 3.<br />

Vorsitzende.<br />

03.03.1949 Zum Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> zerstörten Marktkirche (Hameln?) wurde von <strong>der</strong><br />

Genossenschaft ein Lärchenstamm von 1,05 fm gespendet.<br />

11.04.1951 Vorstandswahl 01.02.1951 – 31.01.1957: 1. Vorsitzen<strong>der</strong> Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark (Sohn),<br />

2. Vorsitzen<strong>der</strong> Wilhelm Henneke und 3. Vorsitzen<strong>der</strong> bleibt Wilhelm Sporle<strong>der</strong> Nr. 3.<br />

08.04.1953 Auf das Vorkaufsrecht des Anteils <strong>der</strong> Geschw. Griese, früher Schra<strong>der</strong> Haus Nr. 55,<br />

verkauft an Wilhelmine Hartmann, geb. Sagebiel Nr. 55 für 2500 D-Mark wird<br />

verzichtet.<br />

27.07.1954 Rechnungsführer Erich Zieseniß erhält ab 1954 eine Vergütung von 150 DM.<br />

06.04.1955 Der Schützenverein erhält den Platz zum Ausbau eines Schießstandes. Pro Anteil<br />

werden 200 DM ausgezahlt.<br />

20.07.1957 Forstaufseher Hermann Maaß erhält statt bisher 250 DM jetzt 300 DM Lohn.<br />

- 166 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

25.03.1959 Die Wiese und das angrenzende Ackerland von Hermann Reese auf dem<br />

Lindenstuken (etwa 18 ar) sollen für 3000 DM gekauft werden. Die Anschaffung einer<br />

Motorsäge wird beschlossen. Für die Hilfe beim Löschen des Waldbrandes unterhalb<br />

des Steinbruchs Loges erhalten die Steinbrucharbeiter 1 Kiste Bier (20 Flaschen) und<br />

1 Flasche Doppelkorn als Anerkennung. Hermann Maaß erhält für 15 Jahre Tätigkeit<br />

als Forstaufseher als Anerkennung 100 DM.<br />

18.05.1962 Für den verstorbenen Rechnungsführer Erich Zieseniß, wird Wilhelm Zieseniß<br />

gewählt. Für den verstorbenen Wilhelm Henneke kommt sein Sohn Günter-Wilhelm in<br />

den Vorstand. Ankauf einer 2. Motorsäge wird beschlossen.<br />

23.03.1963 Für Anfang Juli wird eine Grenzbeziehung beschlossen. Hermann Käse (Kreipke)<br />

kann für 10 DM jährl. Wasser für seine Vieh aus <strong>der</strong> Quelle im Linser Grund nehmen.<br />

19.03.1966 Wie<strong>der</strong>wahl des Vorstandes vom 01.01.64 - 31.12.19. Für den wegen Krankheit ausgeschiedenen<br />

Wilhelm Sporle<strong>der</strong> Nr. 3 wird Karl Mönkemeier in den Vorstand gewählt.<br />

15.11.1968 Hermann Maaß ist nach einem Betriebsunfall 1966 Invalide geworden. Wilhelm<br />

Zieseniß wird Nachfolger und Hermann Maaß wird ab 01.01.1969 Kassenführer.<br />

28.12.1972 Die neue Satzung wird ausgegeben.<br />

19.12.1977 Vorstandswahlen 1977 – 1983: Rud. Hun<strong>der</strong>tmark Wie<strong>der</strong>wahl zum 1. Vorsitzenden.<br />

Günter-Wilhelm Henneke scheidet als 2. Vorsitzen<strong>der</strong> aus, für ihn kommt Wilhelm<br />

Zieseniß, Karl Mönkemeier bleibt Schriftführer. Hermann Maaß tritt aus<br />

Krankheitsgründen als Rechnungsführer zurück, Hermann Fredebold wird neuer<br />

Rechnungsführer.<br />

09.12.1982 Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark tritt aus Gesundheitsgründen als 1. Vorsitzen<strong>der</strong> zurück. Wilhelm<br />

Zieseniß wird 1. Vorsitzen<strong>der</strong> und Albrecht Rother 2. Vorsitzen<strong>der</strong>.<br />

16.07.1985 Erweiterte Vorstandssitzung: je Anteil werden 400 DM bis zum 30.09.1985 ausgezahlt.<br />

11.12.1986 Albrecht Rother scheidet auf eigenen Wunsch nach Hofübergabe als 2. Vorsitzen<strong>der</strong><br />

aus. Als Nachfolger wird sein Sohn Eckhard Rother zum 2. Vorsitzenden gewählt.<br />

10.12.1987 Karl Mönkemeier scheidet auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand aus. Neu als 3.<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> und Schriftführer wird Reinhard Meyer gewählt.<br />

25.01.1990 Das Forstjahr wird von bisher 01.10. -.30.09. auf das Kalen<strong>der</strong>jahr vom 01.01. – 31.12.<br />

umgestellt. Vorstandswahlen: 1. Vors. Wilhelm Zieseniß, 2. Vors. Eckhard Rother, 3.<br />

Vors. und Schriftführer Reinhard Meyer, Ersatzmann Fr. Meyer (Wie<strong>der</strong>wahl) und<br />

Hermann Sporle<strong>der</strong> (Neuwahl), Kassenführer Hermann Fredebold.<br />

19.02.1993 Hermann Fredebold tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück. Neuer Rechnungsführer<br />

wird Hermann Wiemann.<br />

22.01.1998 500 DM je Anteil werden ausgezahlt<br />

01.02.2002 Hermann Wiemann tritt als Kassenführer zurück. Kassenführer wird das Vorstandsmitglied<br />

wird Reinhard Meyer.<br />

06.02.2003 Ab 01.01.2003 erhält <strong>der</strong> 1. Vorsitzende 100 EUR + 30 EUR für Porto und Telefon, <strong>der</strong><br />

Rechnungsführer 150 EUR. + 15 EUR. Neuwahl des Vorstandes: 1. Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Eckhard Rother, 2. Vorsitzen<strong>der</strong> und Stellvertreter Michael Zieseniß, Schriftführer und<br />

Rechnungsführer Reinhard Meyer. Wilhelm Zieseniß wird Ehrenvorsitzen<strong>der</strong>.<br />

- 167 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

16.5 Die Jagdgenossenschaft <strong>Heyen</strong><br />

(Albrecht Rother)<br />

Schlägt man im Lexikon unter „Jagd“ nach, liest man da folgendes: „Jagd, Weidwerk, Aufsuchen,<br />

Nachstellen, Erlegen und Fangen jagdbarer Tiere nach den Regeln des Jagdrechtes und des<br />

Jagdbrauchs. Mit <strong>der</strong> Jagd ist die Hege verbunden. Die Jagd- und Schonzeiten des Wildes sind<br />

gesetzlich bestimmt.“<br />

Die Jagd gehört zu den ältesten Formen <strong>der</strong> Nahrungsgewinnung. Durch die Ausbildung und<br />

Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht verlor die Jagd ihre lebenswichtige Rolle, behielt aber<br />

immer noch eine große Bedeutung. Die Ausübung <strong>der</strong> Jagd wurde mehr und mehr das Vorrecht<br />

<strong>der</strong> „Herren“. An den „Höfen und Edelsitzen“ bildete sich eine zunftmäßige Jägerei mit strengen<br />

Bräuchen und eigener Sprache heraus.<br />

Die Entwicklung des neuen deutschen Jagdrechts beginnt im Jahre 1848. Damals wurde die<br />

Berechtigung zur Jagd – bis dahin ein Privileg <strong>der</strong> Landesherren – mit dem Eigentum am Grund<br />

und Boden verbunden. Der Gesetzgeber sieht folgende Voraussetzungen für die Jagdausführung<br />

vor:<br />

Das Jagdrecht ist die ausschließliche Befugnis, auf einem bestimmten Gebiet wildlebende Tiere,<br />

die dem Jagdrecht unterliegen (Wild), zu hegen, auf sie Jagd auszuüben und die sich anzueignen.<br />

Mit dem Jagdrecht ist die Pflicht zur Hege verbunden. Die Mindestgröße von Eigenjagdbezirken<br />

beträgt 75 ha (ein Besitzer, zusammenhängende Fläche). Eine Jagdgenossenschaft zu bilden,<br />

welche die Einzelflächen einer Gemarkung zu einem gemeinschaftlichen Jagdbezirk<br />

zusammenfasst, <strong>der</strong> mindestens 150 ha groß ist. Der Jagdausübende muss eine Jägerprüfung<br />

abgelegt haben.<br />

Die Jagdgenossenschaft <strong>Heyen</strong> wählt einen Jagdvorstand, <strong>der</strong> die Genossenschaft gerichtlich und<br />

außergerichtlicht vertritt. Solange die Jagdgenossenschaft keinen Jagdvorstand gewählt hat,<br />

werden die Geschäfte des Jagdvorstandes vom <strong>Gemeinde</strong>vorstand übernommen (§9). Die<br />

Jagdgenossenschaft untersteht hinsichtlich <strong>der</strong> Wahrnehmung ihrer Aufgaben <strong>der</strong> Jagdbehörde<br />

(Landkreis). Sie nutzt die Jagd in <strong>der</strong> Regel durch Verpachtung. Der Pachtvertrag ist schriftlich<br />

abzuschließen. Pächter darf nur sein, wer einen Jagdschein besitzt und schon vorher einen<br />

solchen während dreier Jahre in Deutschland besessen hat.<br />

Jährlich ist von den Pächtern ein Abschussplan aufzustellen, <strong>der</strong> vom Vorstand und <strong>der</strong><br />

Aufsichtsbehörde genehmigt werden muss. Damit soll ein gesun<strong>der</strong> Wildbestand aller heimischen<br />

Tierarten in angemessener Zahl erhalten bleiben. Von <strong>der</strong> Gesamtfläche <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong><br />

sind heute 800 ha jagdbare Fläche, davon 620 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, 148 ha Wald, 12<br />

ha Wasserfläche (Weser) und 20 ha Ödland und sonstige Flächen. Zur Jagdgenossenschaft<br />

gehören ca. 90 Mitglie<strong>der</strong> mit Einzelflächen von 21 qm (Rotten) bis 134 ha (Forstgenossenschaft).<br />

In den Jahren nach dem Krieg 1945 hat sich die Jagd sehr verän<strong>der</strong>t. Die jährlich um Weihnachten<br />

herum durchgeführten Jagden (Feld- und Waldjagden), an denen sich viele Einwohner als Treiber<br />

beteiligen, brachten in den 50iger Jahren manchmal Tagesstrecken von 100 Hasen und mehr.<br />

Auch Rebhühner bevölkerten damals in großer Zahl die Fluren. Bei den Treibjagden dürfen 2<br />

Namen nicht unerwähnt bleiben: Bis 1972 hatte „Obertreiber“ August Sorge das Sagen, abgelöst<br />

wurde er altersbedingt dann von Wilhelm Zieseniß, <strong>der</strong> bis heute noch genau Buch führt, welcher<br />

Jäger welches Wild erlegt hat.<br />

Bedingt durch waldbauliche und landwirtschaftliche Verän<strong>der</strong>ung ist <strong>der</strong> Bestand des Nie<strong>der</strong>wildes<br />

sehr zurückgegangen. So wurde bei <strong>der</strong> Treibjagd im Jahre 2001 kein Hase geschossen, dagegen<br />

haben Reh- und Schwarzwild zugenommen, <strong>der</strong> zunehmende Raps- und Maisanbau bietet diesen<br />

Tieren eine gute Nahrungs- und Deckungsmöglichkeit. Auch Fasanen gibt es nur noch wenige,<br />

während <strong>der</strong> Abschuss von Füchsen und Schwarzwild zunimmt. 1999 wurden 33 Füchse und 4<br />

Stück Schwarzwild erlegt. Statistisch gesehen wurden in den letzten Jahren durchschnittlich je 100<br />

ha Jagdfläche 2,80 Stück Rehwild geschossen.<br />

- 168 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Jagd- Ha- Kanin- Enten Fasan Taube Eichel- Fuchs Dachs Schwarz Reh Davon<br />

jahr sen chen<br />

häher<br />

-wild<br />

Fallwild<br />

87/88 24 5 4 5 10 1 12 7 23 7<br />

88/89 24 2 26 9<br />

89/90 21 15 6 6 8 4 15 1 28 11<br />

90/91 28 17 4 12 13 17 3 1 27 12<br />

91/92 23 17 11 3 14 1 23 1 25 8<br />

92/93 6 4 8 29 1 28 5<br />

93/94 11 8 8 10 36 28 11<br />

94/95 32 7 1 25 8<br />

95/96 9 3 5 39 3 19 7<br />

96/97 2 31 2 3 20 10<br />

97/98 2 ? 6 19 9<br />

98/99 2 5 33 2 4 23 10<br />

99/00 1 ? 9 22 11<br />

00/01 7 7 5 21 1 1 22 6<br />

01/02 6 4 3 21 5 15 28 16<br />

02/03 5 13 12 6 27 15<br />

03/04 4 5 25 4 13 25 8<br />

Jagdstrecken in <strong>Heyen</strong> von 1987 bis 2004<br />

Über Jagdgenossenschaft, Pächter und Jäger in <strong>Heyen</strong> aus <strong>der</strong> Zeit vor dem Krieg konnten keine<br />

schriftlichen Unterlagen gefunden werden. Es gibt nur einige mündliche Überlieferungen. Danach<br />

lag die Verpachtung und Aufsicht wahrscheinlich bei <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>verwaltung. Als Jäger in <strong>Heyen</strong><br />

sind in Erinnerung: Wilhem Pieper und Sohn Hermann Pieper, August Henneke, Friedrich Zeddies,<br />

Adolf Zeddies, Karl Sagebiel, Friedrich Lücke, Friedrich Klingenberg, August Feuerhake, Friedrich<br />

Wessel, Hermann Wiemann sen. und einige an<strong>der</strong>e.<br />

In <strong>der</strong> Sitzung des Gemein<strong>der</strong>ates am 19.04.1948 kommt die Jagdverpachtung erstmalig zur<br />

Sprache. Es soll mit <strong>der</strong> Verpachtung gewartet werden, bis neue Bestimmungen herausgegeben<br />

worden sind. In <strong>der</strong> Sitzung am 11.10.1948 beschließt <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at eine Jagdinteressenten-<br />

Versammlung einzuberufen und dabei einen Vorstand zu wählen. Erinnerungen über eine<br />

Jagdverpachtung gibt es erstmalig in einer Versammlung im Jahre 1949, wobei <strong>Gemeinde</strong>direktor<br />

Fritz Sorge die Jagd an Wilhelm Henneke verpachtet.<br />

In <strong>der</strong> Versammlung <strong>der</strong> Jagdgenossenschaft am 07.12.1963 wurde die Jagdgenossenschaft mit<br />

einer Satzung wie<strong>der</strong> formell ins Leben gerufen.<br />

Der <strong>Gemeinde</strong>direktor Friedrich Sorge als Geschäftsführer des Jagdvorstandes leitete die<br />

Versammlung. Neben vielen Jagdgenossen waren anwesend Herr von Campe als Geschäftsführer<br />

des Landvolkverbandes Holzminden und Herr Lindenberg als stellv. Kreisjägermeister des Kreises<br />

Holzminden. Zum Schriftführer wird Willi Ricke ernannt. Bei <strong>der</strong> Wahl zum Vorstand wurden<br />

Friedrich Feuerhake zum Vorsitzenden und Fritz Sorge sowie Willi Ricke zu Beisitzern gewählt.<br />

Die Versammlung war damit einverstanden, dass die Jagd nur an Einheimische verpachtet werden<br />

soll. Als Pächter bewerben sich Joachim Heinrichs, Ewald Hollstein und Heinz Scharpenberg.<br />

Der Vorstand <strong>der</strong> Jagdgenossenschaft <strong>Heyen</strong> ab 1963:<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> Beisitzer Beisitzer<br />

Friedrich Feuerhake Fritz Sorge Willi Ricke<br />

07.12.1963 - 03.06.1970 07.12.1963 – 10.02.1965 07.12.1963 – 23.03.1968<br />

Albrecht Rother Karl Mönkemeier Friedrich Becker<br />

04.06.1970 – 18.04.1995 20.03.1965 – 02.07.1985 24.03.1968 – 09.04.1996<br />

Wilhelm Sporle<strong>der</strong><br />

03.07.1985 – 18.04.1995<br />

Wilhelm Sporle<strong>der</strong> Ottmar Lemke Wilhelm Zieseniß<br />

19.04.1995 – heute 19.04.1995 - heute 10.04.1996 – heute<br />

- 169 -


Jagdpächter nach dem Kriege 1945:<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Zeitraum Pächter Pachtpreis<br />

1948 - 1954 Wilhelm Henneke<br />

13.12.1954 - 31.03.1961 Wilhelm Henneke 500 DM<br />

01.04.1964 - 31.03.1973 Joachim Heinrichs, Ewald Hollstein, 1.630 DM<br />

Heinrich Scharpenberg<br />

01.04.1973 - 31.03.1982 Joachim Heinrichs, Ewald Hollstein, 2.100 DM<br />

Heinrich Scharpenberg<br />

01.04.1982 - 31.03.1986 Wilhelm Lindemann, Dr. Jürgen Zeddies, 6.456 DM<br />

Heinrich Scharpenberg<br />

01.04.1986 - 31.03.1995 Dr. Jürgen Zeddies, Ewald Hollstein, 8.070 DM<br />

Gerhard Meyer<br />

01.04.1995 - 31.03.2004 Klaus Diekmann, Reinhard Meyer, 9.600 DM<br />

Dr. Jürgen Zeddies<br />

01.04.2004 - heute Klaus Diekmann, Reinhard Meyer, 5.200 Eur<br />

Dr. Jürgen Zeddies<br />

Am 26.10.1994 tritt die Jagdgenossenschaft <strong>Heyen</strong> dem Zentralverband <strong>der</strong> Jagdgenossenschaften<br />

und Eigenjagden in Nie<strong>der</strong>sachen e.V. bei.<br />

Das Interesse an <strong>der</strong> Jagd ist in den vergangenen Jahrzehnten immer größer geworden. Mehrere,<br />

beson<strong>der</strong>s jüngere Einwohner haben die Jägerprüfung bestanden und können nun im guten<br />

Einvernehmen mit den Pächtern zur Jagd gehen. Zur Zeit gibt es in <strong>Heyen</strong> etwa 16 zur Jagd<br />

„befugte Jäger“. Neben den 3 Jagdpächtern dürfen noch 7 weitere Jäger aktiv jagen.<br />

Alle zur Jagd berechtigten Jäger haben sich im Jahr 1986 zu einer Gemeinschaft<br />

zusammengeschlossen und sorgen für eine ordnungsgemäße Jagdausübung. Sie sind aber nicht<br />

nur Jäger, son<strong>der</strong>n führen auch viele Pflege- und Hegemaßnahmen in Feld und Wald durch. Alle<br />

Jagdeinrichtungen befinden sich in einem sehr guten Zustand. Auf die in den letzten Jahren<br />

angelegten Hecken und Hegebüsche zum Schutze des Nie<strong>der</strong>wildes und <strong>der</strong> Vogelwelt wird<br />

beson<strong>der</strong>s geachtet.<br />

16.6 Die Jagd in <strong>Heyen</strong><br />

(Claus Kienitz)<br />

Vor dem Krieg wird die Jagd in <strong>Heyen</strong> von einheimischen Landwirten ausgeübt. Die Landwirte<br />

Feuerhake, Henneke, Klingenberg, Lücke, Friedrich Wessel, Wilhelm Wessel, Hermann Wieman<br />

und Friedrich Zeddies waren daran maßgeblich beteiligt. Dazu kam als Gast Adolf Zeddies aus<br />

Köln.<br />

Nach dem Krieg lag die Jagdhoheit bei den englischen Besatzern. Erst ab 1949 konnte die Jagd<br />

wie<strong>der</strong> von einheimischen Jägern ausgeübt werden.<br />

Wilhelm Henneke war nach dem Krieg <strong>der</strong> erste Pächter <strong>der</strong> Jagd, hinzu kam bald Jochen<br />

Heinrichs. Als helfen<strong>der</strong> Jungjäger war ab 1950 Claus Kienitz mit dabei, <strong>der</strong> 1951 die Jägerprüfung<br />

ablegte.<br />

- 170 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Ende <strong>der</strong> 50iger und in den 60iger Jahren kamen Ewald Holstein, Wilhelm Lindemann, Willi Meyer,<br />

Werner und Wilhelm Meyer, Heinz Scharpenberg und danach Gerd und Reinhard Meyer sowie<br />

Jürgen Zeddies dazu. Später reihten sich Klaus Diekmann, Peter Klatt, Alexan<strong>der</strong> und Carsten<br />

Klatt, Ludwig Lindemann, Karl und Matthias Schmidt, Herbert Tischner und Hans-Joachim Pude<br />

sowie Eckehard und Hartwig Garve in die Schar <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Jäger ein.<br />

Im Jahr 1986 wurde die <strong>Heyen</strong>er Jägerschaft gegründet, mit dem Ziel, allen Heyer Jägern eine<br />

Jagdmöglichkeit zu geben.<br />

Heute besteht die aktive Heyer Jägerschaft nach <strong>der</strong> Pacht <strong>der</strong> Jagd wie<strong>der</strong> für 9 Jahre ab 2004,<br />

aus den Pächtern Klaus Diekmann, Reinhard Meyer und Jürgen Zeddies, sowie den Jägern<br />

Eckhard und Hartwig Garve, Claus und Niklas Kienitz, Peter, Alexan<strong>der</strong> und Carsten Klatt, Wilhelm<br />

Meyer, Gerhard Meyer, Hans-Joachim Pude, Karl und Matthias Schmidt. Inaktive Mitglie<strong>der</strong> sind<br />

Ludwig Lindemann und Herbert Tischner.<br />

Waren in den 50iger Jahren und auch noch Anfang <strong>der</strong> 60iger Jahre große Feldjagden mit hohen<br />

Strecken die Regel, wurden danach durch den Rückgang <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>wildbesätze kleinere Jagden<br />

in Wald und Feld mit wesentlich geringeren Strecken durchgeführt.<br />

Mehr und mehr stellte sich das Schwarzwild auch in unserem Revier ein. Wurde Ende <strong>der</strong> 80iger<br />

Jahre gelegentlich eine Sau gestreckt, so ist dies in den letzten 10 Jahren regelmäßig <strong>der</strong> Fall. Die<br />

höchsten Jahresstrecken waren 2001 mit 17 Stück und 2003 mit 20 Stück Schwarzwild.<br />

In <strong>Heyen</strong> haben wir einen guten und gesunden Rehwildbestand. Lei<strong>der</strong> wird in jedem Jahr fast die<br />

Hälfte des Abschussplanes durch Wildunfälle auf den Straßen erfüllt. Versuche, dies zu<br />

reduzieren sind bis jetzt weitgehend gescheitert.<br />

Der Hasenbesatz zeigt eine langsame Aufwärtsentwicklung. Bei den Rebhühnern ist nur noch ein<br />

Restbestand von 2 Brutpaaren vorhanden. Fasanen wurden in den letzten 3 Jahren von Claus<br />

Kienitz ausgesetzt. Die Entwicklung verläuft positiv.<br />

Die <strong>Heyen</strong>er Jägerschaft hat aber auch in den letzten 10 Jahren, beson<strong>der</strong>s durch die Initiative von<br />

Claus Kienitz, etliche Biotope und Heckenpflanzungen angelegt, die nicht nur dem Wild, son<strong>der</strong>n<br />

auch <strong>der</strong> übrigen Tierwelt Unterschlupf und Nahrung bieten.<br />

Auf den Rotten, am Messkamp, in Bockskuhle am Weinberg, am Kniester, am Angerweg und<br />

zuletzt am Sun<strong>der</strong>weg wurden Anpflanzungen vorgenommen.<br />

Außerdem sorgen auch einige Wildäcker, die geson<strong>der</strong>t angelegt wurden, für reichhaltige Äsung<br />

des Wildes. Die Überlassung dieser Fläche durch einige Jagdgenossen zeigt auch das gute<br />

Verständnis zwischen den Verpächtern und den <strong>Heyen</strong>er Jägern.<br />

Ein Höhepunkt des Jagdjahres ist die stets um die Weihnachtszeit stattfindende Gesellschaftsjagd<br />

in <strong>Heyen</strong>. Bis in die 90er jahre des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde vor allem auf Hase, Füchse,<br />

Rebhühner und Fasanen in <strong>der</strong> freien Feldmark gejagd. Seit Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre wird die<br />

Gesellschaftsjagd gemeinsam mit dem Revier Daspe in den Weserbergen durchgeführt, wobei vor<br />

allem Wildschweine und Rehe geschossen werden. Für etwa 40 <strong>Heyen</strong>er und eingeladene<br />

auswärtige Jäger, mehr als 10 Treiber und dem regelmäßig teilnehmenden Vorstand <strong>der</strong><br />

Jagdgenossenschaft, ist die Treibjagd mit dem traditionellen „Schüsseltreiben“ im<br />

Gemeinschaftshaus immer ein beson<strong>der</strong>es geselliges Ereignis.<br />

Wie <strong>der</strong> Wildbesatz auf die Verän<strong>der</strong>ung des Lebensraumes reagiert, zeigt die von Wilhelm<br />

Zieseniß geführte Streckenstatistik <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Gesellschaftsjagden.<br />

- 171 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Jagdstrecke von 18 Stück Schwarzwild, bei <strong>der</strong> revierübergreifenden Jagd (<strong>Heyen</strong>-Daspe) im November 2003<br />

16.7 Die Schweinekasse - Schweine Versicherungs-Gesellschaft<br />

- 172 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Bei <strong>der</strong> örtlichen Schweinekasse versicherten die Mitglie<strong>der</strong> ihre Schlachteschweine. Wenn zum<br />

Beispiel bei <strong>der</strong> Hausschlachtung ein Schwein vom Fleischbeschauer nicht freigestempelt wurde,<br />

ersetzte die Schweinekasse den entstandenen Schaden. Aus den Protokollbüchern <strong>der</strong> noch<br />

bestehenden Schweine Versicherungs-Gesellschaft:<br />

Unter dem Vorsitz des damaligen <strong>Gemeinde</strong>vorstehers W. Sagebiel wurde am 22. März 1891 in<br />

<strong>der</strong> „Schoppeschen Gastwirtschaft“ zu <strong>Heyen</strong> von 68 Bürgern eine „Schweine Versicherungs-<br />

Gesellschaft“ gegründet. Hierüber liegt eine Genehmigungsurkunde <strong>der</strong> „Herzoglichen Kreis-<br />

Direktion Holzminden“ vom 29.April 1891 vor.<br />

Das Ziel dieser Versicherungs-Gesellschaft war es, Schweine gegen Krankheit zu versichern, um<br />

im Falle einer Nichtverwertbarkeit eine Ersatzbeschaffung vornehmen zu können.<br />

In <strong>der</strong> Generalversammlung am 25. Februar 1900 beschlossen die Mitglie<strong>der</strong> einstimmig, eine<br />

Viehwaage mit 1000 kg Zugkraft anzuschaffen.<br />

Die Waage stand bis 1946 in einem Schuppen neben <strong>der</strong> Scheune <strong>der</strong> Gastwirtschaft Kurlbaum,<br />

Twetje Nr. 2 (vormals Schoppe/Gründungslokal), dann auf dem Grundstück des Landwirts Heinrich<br />

Bode Nr. 21 (vormals Hofsitzer Friedrich Meyer). Sie ist im Museum für Landtechnik und<br />

Landarbeit in Börry, Landkreis Hameln-Pyrmont, zu besichtigen.<br />

- 173 -


17 Vereine<br />

17.1 Der Kriegerverein<br />

(Hermann Wiemann)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Der 1873 gegründete Kyffhäuserbund war die Dachorganisation <strong>der</strong> Kriegervereine. Anstelle des<br />

offiziellen Namens ,,Dt. Kriegerbund’’ (ab 1910 ,,Deutscher Reichskriegerbund’’) sprach man<br />

landläufig vom Kyffhäuser- o<strong>der</strong> Kriegerverein.<br />

Bei früheren Einstellungsgesprächen kam oft die Frage: ,,Haben sie gedient, wo und bei welcher<br />

Truppe? ’’ Wer gar im Regiment des Fragestellers Soldat war, konnte mit einer bevorzugten<br />

Einstellung rechnen. Noch im 2. Weltkrieg fragte bei Musterungen <strong>der</strong> Militärarzt: ,,War ihr Vater<br />

Soldat, bei welcher Truppe? ’’ Der Sohn kam dann oft zur gleichen Truppengattung wie <strong>der</strong> Vater.<br />

Je<strong>der</strong> Soldat wurde nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst (Wehrpflicht) Mitglied im<br />

Kriegerverein. Die Vereinsmitglie<strong>der</strong> trugen blaue Schirmmützen. Die Vereinsfahne mit <strong>der</strong><br />

Inschrift: ,,Üb Aug und Hand fürs Vaterland’’ ist nach Kriegsende nicht wie<strong>der</strong> zum Vorschein<br />

gekommen.<br />

1. Reihe von unten (v.l.): 2. W. Pieper, 3. C. Sagebiel, 6. Heinrich Wessel, 9. Bode, 10. Sporle<strong>der</strong>, 11. Lange<br />

2. Reihe (v.l.): 4. Friedrich Meyer 3. Reihe (v.l.): 2. Karl Battmer, 3. Sporle<strong>der</strong> (Schnei<strong>der</strong>), 6. Zieseniß, 9. Ludwig Waßmann,<br />

11. Karl Waßmann, 13. Wessel 4. Reihe (v.l.) 5. Wilhelm Battmer (Ottenstein), 6. Lücke, 7. Grave.<br />

Die folgende Geschichte wurde überliefert:<br />

1933 veranstaltete <strong>der</strong> Kriegerverein ein Zeltfest zu dem alle benachbarten Vereine eingeladen<br />

waren. Nach dem Dorfumzug bildeten die Vereine auf dem Thie einen Halbkreis um ein<br />

Rednerpult. Der Vorsitzende sollte die Ansprache halten. Doch als er vor den vielen Menschen<br />

stand, brachte er kein Wort heraus. Bürgermeister Friedrich Wilhelm erkannte sofort die Situation.<br />

Er ging zum Rednerpult, schob den Vorsitzenden sanft beiseite und hielt aus dem Stegreif eine<br />

überzeugende Rede.<br />

Nach 1933 waren nur noch die Teilnehmer des ersten Weltkrieges (1914-18) Mitglied im<br />

Kriegerverein, <strong>der</strong> während des letzten Krieges (1939-45) völlig einschlief. Nach dem verlorenen<br />

Krieg bestand kein Interesse den Verein wie<strong>der</strong> aufleben zu lassen.<br />

- 174 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

17.2 Schützenverein <strong>Heyen</strong> von 1884 e.V.<br />

Schützenverein 1884 - 1976<br />

(Hermann Wiemann)<br />

Schützenfest ausgerichtet vom Kriegerverein 1928 - Ansprache Friedrich Wilhelm auf dem Thie<br />

Nach Gründung des Schützenvereins im Jahre 1884 unterwarfen sich die Mitglie<strong>der</strong> einer strengen<br />

Satzung. Alle wichtigen Daten und Ereignisse sind im Protokollbuch aufgezeichnet.<br />

Das erste Protokoll des Schützenvereins <strong>Heyen</strong> hat folgenden Wortlaut: Protokoll über die Sitzung<br />

des Schützenvereins in <strong>der</strong> Behausung des Gastwirtes W. Pieper am 7. Juli 1885 abends von<br />

sieben bis zehn Uhr.<br />

Punkt I: Herabsetzung des Schussgeldes betreffend wurde dahin beschlossen, dass statt 10<br />

Pf. pro Schuss nur 5 Pf. pro Schuss von Mitglie<strong>der</strong>n des Vereins zu erheben sind.<br />

Punkt II: Das Fehlen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> in Versammlungen betreffend wurde dahin beschlossen,<br />

dass für jedes unentschuldigte Fehlen eines Mitgliedes bei Versammlungen (außer<br />

Schießen) ein Strafgeld von 25 Pf. in die Schützenvereinskasse zu bezahlen ist.<br />

Wilhelm Sagebiel (Protokollführer), Heinrich Wessel (Vorsitzen<strong>der</strong>)<br />

In dem nächsten Protokoll über die Satzung in <strong>der</strong> Schoppe´schen Gastwirtschaft am 15.07.1886<br />

ist festgehalten:<br />

Punkt I: Das Eintrittsgeld ist für das Rechnungsjahr 1886-1887 von 3 auf 4 Mark festgesetzt.<br />

Punkt II: Je<strong>der</strong> Entschuldigung wegen Fehlen bei Versammlungen muss ein genügen<strong>der</strong> Grund<br />

beigegeben werden.<br />

Am 09. Juli 1888 wurde beschlossen: Betreffend die Königswürde <strong>der</strong> auswärtigen Mitglie<strong>der</strong>. Es<br />

scheint das Abholen eines auswärtigen Mitgliedes als Schützenkönig aus einer Wohnung seines<br />

Ortes mit <strong>der</strong> Ausnutzung des Schützenfesttages nicht vereinbar, weil ein <strong>der</strong>artiges Abholen zu<br />

viel Zeit in Anspruch nimmt. Es wurde nun einstimmig beschlossen, dass für den Fall ein<br />

auswärtiges Mitglied die Königswürde erwirbt, er eine Wohnung im hiesigen Orte zu wählen hat,<br />

aus welcher seine Abholung erfolgen soll. Eine Ablehnung <strong>der</strong> Königswürde kann we<strong>der</strong> hiesigen<br />

noch auswärtigen Mitglie<strong>der</strong>n stattgegeben werden. W. Sagebiel (Protokollführer), August<br />

Henneke (Vorsitzen<strong>der</strong>).<br />

- 175 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Das Protokoll vom 6.8.1888 enthält den Beschluss, das Schussgeld von 5 auf 2 Pf. zu ermäßigen.<br />

Am 19.4.1891 wurde beschlossen, von dem Oeconom Klingenbiel zu Esperde, jetzt in Brüggen<br />

und dem Le<strong>der</strong>fabrikanten P. Ludewig zu Bodenwer<strong>der</strong> die rückständigen Beiträge durch<br />

Postauftrag einzuziehen. Die beiden Restanten sollen von <strong>der</strong> Maßnahme benachrichtigt werden.<br />

In einem Protokoll vom 19.03.1910 ist eine Besprechung über ein Bundesfest nie<strong>der</strong>geschrieben:<br />

Der Gastwirt Pieper stellt den Platz für die Festzelte gratis zur Verfügung. Die Miete für das<br />

Tanzzelt bezahlt <strong>der</strong> Verein. Der Wirt übernimmt das Schankzelt, die Beköstigung <strong>der</strong> Leute beim<br />

Auf- und Abbau <strong>der</strong> Festzelte und <strong>der</strong> Musik, die zudem noch 8 Glas Bier für jeden Musiker pro<br />

Tag gratis erhält. Auch die Beleuchtung an sämtlichen Tischen hat <strong>der</strong> Wirt in <strong>der</strong> üblichen Weise<br />

zu stellen.<br />

Im August 1911 konnten 90 Mark in <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Spar- und Darlehnskasse zinslich angelegt<br />

werden.<br />

Im Protokoll vom 08.04.1924 steht: Munitionsfrage: Vorhanden sind ca. 90 volle Patronen und 190<br />

leere Hülsen, letztere sollen von Walter Paul, Hameln, gereinigt und gefüllt werden.<br />

In <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schrift vom 04.04.1925 heißt es unter Punkt 5: Munition und Gewehre: Das Laden <strong>der</strong><br />

Gewehre übernimmt wie im letzten Jahr Friedrich Hartmann. Der von Hartmann gefor<strong>der</strong>te Betrag<br />

von 42 Mark für Füllen <strong>der</strong> leeren Hülsen (pro Stück 1 Pf.) wurde bewilligt und Hartmann unter<br />

gleichen Bedingungen für das kommende Wirtschaftsjahr verpflichtet. Gleichzeitig erklärt <strong>der</strong>selbe<br />

sich bereit, die Waffen und Munition aufzubewahren und zu reinigen.<br />

Protokoll vom 12.06.1926: Punkt I: Anschaffung einer Schützenkette: Der seit Jahren bestehende<br />

Wunsch, an<strong>der</strong>en Schützenvereinen<br />

es gleich zu tun, auch<br />

eine Schützenkette zu besitzen,<br />

wurde heute einstimmig <strong>der</strong><br />

Beschluss gefasst, die<br />

Anschaffung einer solchen<br />

vorzunehmen. Herr Wundke aus<br />

Bodenwer<strong>der</strong> wohnte <strong>der</strong><br />

Versammlung bei und wurde mit<br />

<strong>der</strong> Lieferung einer Kette betraut.<br />

Nachdem <strong>der</strong> Verein die<br />

vorliegenden Muster besichtigt<br />

hatte, wurde eine Kette im Wert<br />

von 80 Mark gewählt. (...) Punkt III:<br />

Hierzu wurde <strong>der</strong> Beschluss<br />

gefasst, dem Schützenkönig eine<br />

Medaille zu verleihen.<br />

Schützengruppe um 1926<br />

Am 11.4.1930 wurde in <strong>der</strong> Gastwirtschaft Kurlbaum die Erneuerung des Schießstandes, Bau<br />

einer Schießscharte und Abschluss einer Haftpflichtversicherung mit <strong>der</strong> Nordstern beschlossen.<br />

Doch immer mehr Schützen for<strong>der</strong>ten die Anlage eines neuen Schießplatzes. Der Schießstand am<br />

Großen Knapp, rechts vom Weg in Richtung Kirschenplantage, entsprach nicht mehr den<br />

Vorschriften. Es wurde von rechts über den Weg hinweg nach links in den Wald geschossen.<br />

Wegen des mühsamen Anstiegs nahm man für den normalen Ausschank nur "Kurze" mit. Der<br />

kürzlich verstorbene Dr. Kurlbaum erinnerte sich: "Wenn mein Vater bei beson<strong>der</strong>en Schießen den<br />

Ausschank hatte, lieh er sich vom Nachbarn Hun<strong>der</strong>tmark einen Wagen mit Pferdegespann, um<br />

die Getränke zu transportieren."<br />

Am 24.05.1930 schrieb Schriftführer Hermann Reese: In einer bei Gastwirt Stoffregen<br />

stattgefundenen Versammlung wurde man sich einig, bei Auffindung eines geeigneten Platzes den<br />

Bau auszuführen. Mehrere Mitglie<strong>der</strong> fanden im Buchensiek den geeigneten Platz, und bereits am<br />

- 176 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1. Mai wurde <strong>der</strong> erste Spatenstich getan. Durch eifrige Arbeit gelang es, den Stand bald<br />

herzurichten, und am 9. Mai 1930 wurden die Probeschüsse getan. Die Forstinteressentenschaft<br />

verpachtete den nötigen Platz für jährlich 5 RM.<br />

In <strong>der</strong> Woche vom 11. bis 17. Mai 1930 wurde <strong>der</strong> Schießstand von <strong>der</strong> Kreisdirektion durch<br />

Regierungsrat Floto, einen Baurat und den Hauptmann <strong>der</strong> Schutzpolizei abgenommen und für<br />

das um den 18. und 19. Mai stattfindende Schützenfest freigegeben.<br />

Im nächsten Protokoll ist unter Punkt 3 zu lesen: Es wurde beschlossen, 3 RM Extrabeitrag zu<br />

erheben. Schütze W. Kurlbaum leiht dem Verein zur Tilgung seiner laufenden Baurechnungen 350<br />

RM. Selbige sind mit 8 % zu verzinsen.<br />

Eine Versammlung am 10.06.1934 beschloss den Ankauf einer Scheibenbüchse für 120 RM,<br />

ebenso die Herstellung von Tischen und Stühlen aus vorhandenen Brettern und die Planierung<br />

des Platzes. Die fehlenden Mitglie<strong>der</strong> sollen 1 RM je Kopf pro Tag bezahlen.<br />

Am 20.06.1934 wurde <strong>der</strong> Jahresbeitrag auf 12 RM je Kopf festgesetzt. Dann folgt <strong>der</strong> Beschluss,<br />

einheitliche Jacken und Hüte anzuschaffen, die je<strong>der</strong> aus eigener Tasche zu bezahlen hat. Mit<br />

einem Protokoll vom 18.02.1939 endet dieses Protokollbuch und mit Ausbruch des 2 Weltkrieges<br />

die Tätigkeit des Vereins.<br />

Als am 17.03.1955 acht alte Schützenvereinsmitglie<strong>der</strong> und 22 Interessenten die Neugründung<br />

des Schützenvereins beschlossen, waren nur noch die Fahne und die Königskette vorhanden. Die<br />

Gewehre mussten am Kriegsende bei den Amerikanern abgegeben werden. Auf dem<br />

Schützenplatz wuchsen bereits Bäume, die Holzbude und <strong>der</strong> Stand waren verfallen. 1.<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> wurde Friedrich Feuerhake, <strong>der</strong> auch die Initiative für die Neugründung ergriffen hatte<br />

und schon Vorsitzen<strong>der</strong> des alten Schützenvereins war.<br />

Weitere Daten und wichtige Ereignisse:<br />

16.04.55 Ankauf des ersten KK-Gewehres<br />

04.06.55: Aufnahme eines Kredites von 1.200 DM für den Erwerb eines neuen Schützenhauses.<br />

Räumung des Schützenplatzes von Bäumen durch die Forstgenossenschaft. Abbruch<br />

eines Holzhauses in Hameln, Transport und Wie<strong>der</strong>aufbau in eigener Leistung unter<br />

Leitung von Hermann Möller. Er wurde zum ersten Ehrenmitglied ernannt.<br />

05.08.56 Ankauf <strong>der</strong> ersten Luftbüchse für Jungschützen<br />

01.05.57 Erstes Königschießen (W. Lindemann)<br />

30.04.58: Beschluss über die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Satzung: Eintragung des Vereins als e.V.<br />

04.05.58 Erstes großes Preisschießen mit sieben Vereinen mit hun<strong>der</strong>tzwölf Schützen in <strong>Heyen</strong><br />

26.07.58 Einführung von Schulterstücken und Schützenschnur<br />

30.05.59 bis 31.05 - 75-jähriges Bestehen (Zeltfest). Die Vereine Bodenwer<strong>der</strong>, Börry, Bremke,<br />

Daspe-Hehlen, Dohnsen, Pegesdorf und Nettelrede nahmen am Vergleichsschießen<br />

teil. Sieger: Bodenwer<strong>der</strong>/<strong>Heyen</strong> (Ringgleichheit). Die Festzelte waren an beiden<br />

Tagen voll besetzt.<br />

4.10.59 Ein Rehbock wurde in sieben Teile (Preise) zerlegt und ausgeschossen. Eine alte<br />

Tradition, ein Kalb, ein Schwein o<strong>der</strong> Wild auszuschießen, wurde damit fortgesetzt.<br />

- 177 -


1960 Anschaffung eines automatischen<br />

Anzeigers. Bisher hatte Heinrich<br />

Denker in <strong>der</strong> Deckung<br />

(Betonbunker) die Schüsse<br />

angezeigt.<br />

1962 Anbringung einer zweiten<br />

Zugscheibe. In diesem Jahr war<br />

ein Schützenfest, an dem die<br />

Vereine Bodenwer<strong>der</strong>, Daspe-<br />

Hehlen, Bremke, Dohnsen und<br />

Börry teilnahmen. König wurde R.<br />

Ritterbusch. Zwei Tage wurde<br />

lange und ausgiebig gefeiert.<br />

20.02.64 Schützenbru<strong>der</strong> Willi Köhls wurde<br />

1. Vors., Friedrich Feuerhake<br />

Ehrenvorsitzen<strong>der</strong>.<br />

1964: In diesem Jahr stiftete<br />

Schützenbru<strong>der</strong> Hermann Möller<br />

das erste Luftgewehr, eine Diana<br />

27, für die Jugendabteilung.<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

20.06.65 Schützenfest (Zeltfest), 80-jähriges Bestehen des Vereins. Die Schützenvereine<br />

Bodenwer<strong>der</strong>, Börry, Daspe-Hehlen und Halle nahmen teil. Werner Garve trug die<br />

erste Jungschützenkönigskette, die Schützenbru<strong>der</strong> Wilhelm Sporle<strong>der</strong> 1964 als erster<br />

Jungkönig gestiftet hatte. Friedrich Willmer wurde Jubiläums-Schützenkönig.<br />

1965: Kauf eines neuen automatischen Anzeigers sowie eines Luftgewehrs für die<br />

Jungschützen.<br />

1968: Nachdem im Schützenhaus mehrfach eingebrochen wurde, erwarb <strong>der</strong> Verein einen<br />

gebrauchten Panzerschrank zur Unterbringung <strong>der</strong> Gewehre.<br />

- 178 -<br />

v.l.: Ewald Hollstein, Hermann Möller (Schützenkönig 1963),<br />

Friedrich Hartmann<br />

v.l.: Wilhelm Hue, Ludwig Lindemann, Lothar Britzke, Werner Garve, Richard Ritterbusch, Wilhelm Sporle<strong>der</strong>, Heinrich<br />

Aldag, Hermann Möller, Fritz Lachmann, Willi Köhls, Karl Mönkemeier, Heinrich Denker, Friedrich Willmer, Heinrich Bode.


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

6.08.71 Schützenbru<strong>der</strong> Günter Henneke wurde<br />

1. Vorsitzen<strong>der</strong> des Vereins. Nach <strong>der</strong><br />

Ernte konnten das Stromkabel und die<br />

Wasserleitung durch die Grundstücke<br />

Drüner, Struckmeyer und die<br />

Ackerfläche von Walter Wessel zum<br />

Schützenhaus verlegt werden. Alle<br />

Schützenbrü<strong>der</strong> waren über ein<br />

Losverfahren dazu verpflichtet worden ,<br />

jeweils 10 laufende Meter Kabelgraben<br />

in Feld und Wald bis zum Schützenhaus<br />

80 cm tief auszuheben. Die<br />

Verhandlungen zur Durchführung dieser<br />

für den Verein bedeutsamen<br />

Baumaßnahme wurden vom 1. Vorsitzenden<br />

Günter Henneke geführt.<br />

13.07.71 Das erste Volkskönigsschießen wurde mit<br />

110 Teilnehmern veranstalltet. Volkskönig:<br />

Reinhard Meyer. Volkskönigin: Hannelore<br />

Baxmann. Die Scheiben und Ehrenteller<br />

wurden von Bürgermeister Wilhelm Dröge<br />

überreicht.<br />

1972 Anschaffung einer neuen Scheibenzuganlage<br />

für zwei Schießstände.<br />

01.02.75 Ehrung <strong>der</strong> Altersschützen August Sorge,<br />

Friedrich Feuerhake, Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark<br />

und Friedrich Lachmann.<br />

06.03.76 Horst Bauer übernahm den Vorsitz im Schützenverein.<br />

14.05.76 Erwerb eines Gasofens für das Schützenhaus.<br />

Die folgenden Verse wurden zu dieser Zeit in geselliger Runde gern gesungen:<br />

„Das Dörfchen <strong>Heyen</strong>“ (Melodie: Wo die Nordseewellen)<br />

Wo die Weser eine große Schleife zieht,<br />

wo die Königszinne und <strong>der</strong> Eckberg grüßt,<br />

wo man fährt zu Berge durch den Wald hinaus,<br />

da liegt meine Heimat, da bin ich zu Haus.<br />

Wo das kleine Dörfchen <strong>Heyen</strong> liegt,<br />

wo man Schweine und die schwarzen Stiere zieht,<br />

wo man trinkt die Halben in zwei Zügen aus,<br />

da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus.<br />

Wo es ab und zu im Walde wi<strong>der</strong>hallt,<br />

wenn die Schützenbrü<strong>der</strong> auf die Scheiben knall´n,<br />

dann wird es gemütlich bei uns im Verein,<br />

das ist unser Dörfchen, das ist unser <strong>Heyen</strong>.<br />

OooooooooooooooooooooooooooooooooooooO<br />

- 179 -<br />

Erstes Volkskönigschießen 1971


Schützenverein 1977 - 2004<br />

(Peter Klatt)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1977 wurde Horst Bauer als erster Vorsitzen<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>gewählt und Klaus Möller übernahm das<br />

Amt des zweiten Vorsitzenden. 1978 wurde das Schützenhaus durch einen Anbau mit<br />

zeitgemäßem Sanitärtrakt erweitert. Trotz aller Eigenleistungen fielen Sachkosten in Höhe von<br />

14000 DM an, die zur Verschuldung von 8400 DM führten. Über den Weg zum Abtrag dieser<br />

Schulden wurde in <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 20.01.1979 heiß diskutiert.<br />

Der Nie<strong>der</strong>schrift über die Jahreshauptversammlung am 26.01.1980 ist zu entnehmen, daß das<br />

Jahr 1980 als Jubiläumsjahr (25- jährige Wie<strong>der</strong>kehr <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gründung nach dem Krieg)<br />

gestaltet werden sollte. Horst Bauer berichtete über die Anschaffung einer zweiten elektrischen<br />

Zuganlage, die von einem anonymen Spen<strong>der</strong> bezahlt wurde. Im Kassenbericht konnte KW<br />

Herbert Sporle<strong>der</strong> auf den Rückgang des Schuldenstandes auf 6100 DM dank verschiedener<br />

Son<strong>der</strong>zahlungen verweisen. In dieser Versammlung wurde die Anzugsordnung bis ins Detail (u.a.<br />

Art <strong>der</strong> Schulterstücke, Erwerb <strong>der</strong> Schützenschnur und Eicheln) erörtert und festgelegt.<br />

Anschließend wurde die Anschaffung einer neuen Fahne beschlossen. Diese von Schützenbru<strong>der</strong><br />

Ewald Hollstein vorfinanzierte Fahne wurde auf den Umzügen des Jubiläumsschützenfestes vom<br />

4. - 6. Juli 1980 zum ersten Mal von Fahnen-träger Erich Conradi dem Schützenverein<br />

vorangetragen. Von beson<strong>der</strong>er Brisanz erwies sich die Bekanntgabe, daß zum 1.01.1980 12<br />

Frauen dem Verein beigetreten seien. Als erster "Betreuer" dieser Damenabteilung wurde<br />

Schützenbru<strong>der</strong> Dieter Pude gewählt.<br />

1980 mußte sich <strong>der</strong> Verein mit Fragen <strong>der</strong> Anerkennung <strong>der</strong> Gemeinnützigkeit durch das<br />

Finanzamt beschäftigen. Bei <strong>der</strong> Erörterung des Für und Wi<strong>der</strong> traten in verschiedenen<br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlungen unterschiedliche Positionen zu Tage, die in <strong>der</strong> Gegenüberstellung<br />

"Unabhängiger Traditionsverein - Sportverein in kommunaler Abhängigkeit" ihren Ausdruck<br />

fanden. Insbeson<strong>der</strong>e die entschädigungslose Übertragung des Vereinsvermögens auf die<br />

Kommune im Falle <strong>der</strong> Vereinsauflösung bereitete Unbehagen. In <strong>der</strong> am 19.08.1980<br />

anberaumten Mitglie<strong>der</strong>versammlung wurden die notwendigen Beschlüsse zur Satzungsän<strong>der</strong>ung<br />

einstimmig gefasst. Damit war <strong>der</strong> Weg zur Gewährung von För<strong>der</strong>ungsmitteln bei Bauvorhaben<br />

durch den Landessportbund eröffnet.<br />

Horst Bauer gebührt beson<strong>der</strong>er Dank für seine umsichtige Führung in dieser Phase, so konnte<br />

<strong>der</strong> Verein 1980 insgesamt 11 neue Mitglie<strong>der</strong> gewinnen. Damit gehörten dem Schützenverein<br />

nunmehr 16 Schützenschwestern und 81 Schützenbrü<strong>der</strong> an. Am 17.01.1981 wählten die<br />

Schützendamen Erika Range als Leiterin <strong>der</strong> Damenabteilung, ihre Stellvertreterin wurde Ilse<br />

Möller. Auf <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 24. Januar konnte Horst Bauer die Anerkennung <strong>der</strong><br />

Gemeinnützigkeit des SV <strong>Heyen</strong> durch das Finanzamt Holzminden bekanntgeben. Lei<strong>der</strong> kam<br />

Ende des Jahres neues Ungemach auf den Verein zu. Die am 21.10.1981 erfolgte<br />

"Sicherheitstechnische Überprüfung " durch das Ordnungsamt des Kreises Holzminden führte zur<br />

Schließung des Schießstandes. Mit <strong>der</strong> Beseitigung <strong>der</strong> Baumängel wurde umgehend begonnen,<br />

sodass bereits im Dezember die Freigabe des Schießstandes erfolgen konnte. An den erheblichen<br />

Kosten beteiligte sich die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> mit einer Spende in Höhe von 250 DM. Horst Bauer<br />

bedankte sich für diesen Beitrag auf <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 23.01.1982 in <strong>der</strong><br />

Gaststätte " Alt <strong>Heyen</strong>" und erklärte,dass <strong>der</strong> Schützenverein auch weiterhin darum bemüht sei,<br />

das kulturelle Leben in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> mitzugestalten. Anschließend gab <strong>der</strong> 1. Vorsitzende<br />

bekannt, daß er aus gesundheitlichen Gründen ab 1983 nicht mehr für den Vorsitz zur Verfügung<br />

stehe.<br />

Zur Jahreshauptversammlung am 29. Januar 1983 im Vereinslokal "Alt <strong>Heyen</strong> " versammelten sich<br />

12 Schützenschwesten und 46 Schützenbrü<strong>der</strong>. Die Versammlung beschloss dem scheidenden<br />

Vorsitzenden einen gravierten Wandteller als Dank und Anerkennung für dessen Leistungen in <strong>der</strong><br />

Vereinsführung zu überreichen. Die anschließende Wahl des neuen Vorstandes gestaltete sich als<br />

schwierig, weil sich zunächst niemand als Kandidat für den Vorsitz zur Verfügung stellen wollten.<br />

Schließlich wurden Peter Klatt zum ersten Vorsitzenden und Erika Ranke zur zweiten Vorsitzenden<br />

gewählt. In das Jahr 1983 fiel <strong>der</strong> Aufbau einer Jugendabteilung durch die Schützenbrü<strong>der</strong><br />

Wilhelm Klingenberg und Klaus Möller.<br />

- 180 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Am 28. Januar 1984 wurden die Mitgliedsbeiträge wie folgt festgesetzt: Mitgliedsbeitrag 60 DM,<br />

Ehepaare 100 DM bezahlen, Schüler und Jugendliche ohne eigenes Einkommen die Hälfte.<br />

Am 2. Februar 1985 zog <strong>der</strong> Vorstand im Rahmen <strong>der</strong> Jahreshaupversammlung eine insgesamt<br />

positive Bilanz über das vergangene Jubiläumsjahr. Neben den Aktivitäten zur Vorbereitung des<br />

Schützenfestes waren verstärkte Anstrengungen zur Erstellung einer Festschrift erfor<strong>der</strong>lich. Diese<br />

Aufgabe hatten Erika Range und Heinrich Aldag übernommen. Durch gezielte Anzeigenwerbung<br />

konnte so für den Verein ein Überschuß erwirtschaftet werden. Wenn auch das Jubiläums-<br />

Schützenfest im ersten Septemberwochenende von beson<strong>der</strong>s kaltem und regnerischem Wetter<br />

überschattet wurde und <strong>der</strong> Festumzug am Sonntag regelrecht ins Wasser fiel, waren die an<strong>der</strong>en<br />

Festveranstaltungen recht gut besucht. Am Sonntag konnen 20 Gastvereine willkommen geheißen<br />

werden. Für Stimmung sorgten die Feuerwehrkapelle <strong>Heyen</strong>, <strong>der</strong> Posaunenchor Halle und ein<br />

Spielmannszug des Carnevalvereins Hameln. Nach Jahren konnte <strong>der</strong> Kassenführer erstmalig<br />

einen positiven Kontostand vermelden.<br />

Neben allem Trubel kam 1984 die Arbeit am Projekt "Luftgewehrstand" nicht zu kurz. So stellte <strong>der</strong><br />

1. Vorsitzende einen an den Gemein<strong>der</strong>at gerichteten Antrag auf Bereitstellung eines geeigneten<br />

Raumes im Dorfgemeinschaftshaus zur Errichtung eines Luftgewehrschießstandes. Der erste<br />

Vorsitzende konnte <strong>der</strong> Versammlung berichten, dass nach Aussagen des Kreisbauamtes einem<br />

Umbau des Bodens zu einem Luftgewehrstand keine bautechnischen Gründe entgegenstünden.<br />

Da <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at lt. Schreiben von Bürgermeister Meyer das Projekt unterstützen wollte, mußte<br />

sich <strong>der</strong> Vorstand um die Finanzierung kümmern. Die Gewährung von För<strong>der</strong>ungsmitteln des<br />

Landessportbundes waren an die Mitgliedschaft im Kreissportbund gebunden. Nach einer<br />

eingehenden vereinsinternen Diskussion wurde schließlich in einer außerordentlichen<br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlung am 31. Mai 1985 die Gründung <strong>der</strong> Sportschützenabteilung einstimmig<br />

beschlossen. Nach <strong>der</strong> Vorlage <strong>der</strong> Baugenehmigung am 19.07.85 wurde im Benehmen mit dem<br />

Bürgermeister <strong>der</strong> Antrag auf Gewährung eines Kreiszuschusses gestellt.<br />

Im Jahresbericht am 31.01.1986 konnte <strong>der</strong> erste Vorsitzende <strong>der</strong> Versammlung den höchsten<br />

Mitglie<strong>der</strong>stand in <strong>der</strong> Vereinsgeschichte mit 110 Mitglie<strong>der</strong>n melden. Die Arbeiten am<br />

Luftgewehrstand schritten 1986 zügig voran. Innerhalb eines halben Jahres wurden 730<br />

Arbeitsstunden im Dorfgemeinschaftshaus von engagierten Schützenschwestern und<br />

Schützenbrü<strong>der</strong>n geleistet. Allein durch diese Eigenleistungen konnte in <strong>der</strong> am 14. Februar 1987<br />

im Gasthaus Damrau abgehaltenen Jahreshauptversammlung durch den Kassenführer Herbert<br />

Sporle<strong>der</strong> eine "ausgeglichene und solide Geschäftsentwicklung" vorgetragen werden. Die<br />

Vorstandswahlen am 14.02.1987 erbrachten Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Besetzung einiger Positionen.<br />

Horst Kohlenberg wurde 1. Jugendleiter, Klaus Möller 2. Jugendleiter. Jürgen Mittendorf und<br />

Henner Aldag standen als Fahnenträger zur Verfügung. In das Amt des Schriftführers wurde Detlef<br />

Warnecke gewählt. Am 24.März 1987 wurde <strong>der</strong> Luftgewehrstand mit dem 1. Übungsschießen in<br />

Betrieb genommen. Die vorherrschende Disziplin war 1987 "stehend-freihand". Neben den<br />

Aktivitäten <strong>der</strong> Jugendabteilung (26 Übungstage) lief <strong>der</strong> Schießbetrieb auf den KK- Stand in <strong>der</strong><br />

bewährten Form ab.<br />

In <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 4. Februar 1989 wurde über Sanierungsmaßnahmen des KK-<br />

Standes beraten. Die Deckung mußte unbedingt erneuert werden. Der Wunsch auf die<br />

Ermöglichung des "Liegend-Schießens" führte zu <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach <strong>der</strong> Erweiterung des<br />

Schießraumes auf vier Bahnen. Nach den neuen Auflagen sei eine Überdachung und seitliche<br />

Verschließung <strong>der</strong> ersten 10 Meter aus Sicherheitsgründen erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Am 9. Februar 1990 mußte <strong>der</strong> 1. Vorsitzende die Schließung des KK- Standes auf Grund von<br />

Sicherheitsmängeln bekannt geben. Damit wurde <strong>der</strong> Ausbau unumgänglich, da nur in diesem Fall<br />

Zuschüsse zu erwarten waren. Nun hatte <strong>der</strong> Vorstand bereits im September 1989 die<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Anträge auf des Weg gebracht. Die Zusage <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong>, ihren Part im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Drittel-Regelung zu tragen, lag bereits vor (6000,00 DM als Zuschuß, 6000,00 DM als<br />

zinsloses Darlehn), sodass <strong>der</strong> Antrag des Vorstandes auf Durchführung <strong>der</strong> Ausbaumaßnahmen<br />

als Vier-Stände-Anlage in <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung deutliche Zustimmung fand.<br />

- 181 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Auf <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 9. Februar 1991 konnte bereits über die weitgehende<br />

Beendigung des 1. Bauabschnitts im November 1990 (Abriß <strong>der</strong> Blenden, <strong>der</strong> Deckung und<br />

Neuaufbau <strong>der</strong> Deckung) berichtet werden. Die Baumaßnahnen wurden in erster Linie von<br />

Wilhelm Klingenberg organisiert, ihm wurde für seinen Einsatz beson<strong>der</strong>s gedankt. Am 2.11.1991<br />

wurde Richtfest gefeiert. Für die ordnungsgemäße Durchführung <strong>der</strong> Zimmermannsarbeiten hatte<br />

Schützenbru<strong>der</strong> Ingo Sporle<strong>der</strong> gesorgt. In außerordentlichen Mitglie<strong>der</strong>versammlungen am 26.<br />

April und am 26 Juni 1991 im Gasthaus "Alt <strong>Heyen</strong>" wurde die überarbeitete Satzung des<br />

Schützenvereins einstimmig beschlossen. Die Än<strong>der</strong>ungen waren auf Veranlassung des<br />

Finanzamts und des Amtsgerichts zum Erhalt <strong>der</strong> Gemeinnützigkeit notwendig geworden.<br />

Schützenverein 1984<br />

(hinten von links) Horst Bauer, Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark, Ernst Schmidt, Detlef Warnecke, Friedrich Willmer, Heinrich Aldag, Willi Köhls, (2te<br />

von hinten) Fr.-W. Dröge, Wilhelm Dröge, Friedel Feuerhake, Rainer Lewin, Heinz Scharpenberg, Richard Ritterbusch, M. Conradi, J.<br />

Ortmann K.-H- Ohm, W. Meyer (3te von hinten) Erich Conradi, Bernhard Wiechmann, Reinhardt Prelle, Jürgen Mittendorf, Ralf Siever,<br />

Elisabeth Prelle Birgitt Willmer, Petra Heisner, Klaus Möller, Herbert Sporle<strong>der</strong>, Wilhelm Klingenberg, Ludwig Franz, Günter-W.<br />

Henneke, Christine Battmer, Dieter Meyer, Heinz Sobottka, Rudi Weßling, Manfred Range, Friedrich Feuerhake (vorne von links) Hans<br />

J. Pude, Ute Mittendorf, Dieter Pude, Iris Friedrich, Silvia Wessel, Hildegard Pude, Hermann Wiemann, Henner Aldag, Erika Range,<br />

Peter Klatt, Margret Damrau, Bärbel Wiechmann, Claudia Aldag, Annegret Kohlenberg, Horst Kohlenberg<br />

Im Rechenschaftsbericht <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 12.02.93 ging <strong>der</strong> Vorsitzende auf die<br />

beson<strong>der</strong>en Verdienste einiger Mitglie<strong>der</strong> beim Umbau des KK-Standes ein. Die bronzene<br />

Verdienstnadel erhielten die Schüler Sascha Conradi (40 h) und Sven Klingenberg (88 h) sowie die<br />

Schützenbrü<strong>der</strong> Reinhard Prelle (88 h), Carsten Klatt (90 h) und Peter Klatt (160h). Die silberne<br />

Verdienstnadel erhielten die Schützen Bernhard Wiechmann (306 h), Horst Kohlenberg (365 h)<br />

und Erich Conradi (707 h). Wilhelm Klingenberg wurde mit <strong>der</strong> goldenen Verdienstnadel für die<br />

Ableistung von 1028 Arbeitsstunden geehrt. Bei den anstehenden Wahlen ergaben sich einige<br />

Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Besetzung. Da Schrift-führer Detlef Warnecke und Kassenwart Herbert<br />

Sporle<strong>der</strong> ihre Ämter aus persönlichen Gründen nicht fortführen konnten, mußten diese neu<br />

besetzt werden. Zum neuen Schriftführer wurde am 12. Februar 1993 Schützenbru<strong>der</strong> Joachim<br />

Natschke gewählt, die Kassenführung wurde Schützenschwester Annegret Kohlenberg anvertraut.<br />

Das Amt <strong>der</strong> Damenleiterin übernahm Ilse Möller von ihrer Vorgängerin Annegret Kohlenberg. Alle<br />

übrigen Ämter und Funktionen wurden weiter geführt.<br />

In <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 12. Februar 1994 ging es im Wesentlichen um die<br />

Vorbereitung des 110- jährigen Jubiläums des Schützenvereins, das zusammen mit <strong>der</strong> 990-<br />

Jahrfeier <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> und dem 40-jährigen Bestehen <strong>der</strong> Landjugend gefeiert werden<br />

sollte. Als Vorsitzen<strong>der</strong> des Festausschusses gab Henner Aldag einen kurzen Bericht über den<br />

Stand <strong>der</strong> Vorbereitungen des für den 8.- 10. Juli 1994 geplanten Jubiläumsfestes.<br />

Im November stiftete die Versicherungsagentur Meyer die notwendigen Mittel zur Anschaffung<br />

eines wettkampftauglichen Luftgewehrs für die Schüler- und Jugendabteilung. Damit waren die<br />

Voraussetzungen für die erfolgreiche Beteiligung <strong>der</strong> jungen Mitglie<strong>der</strong> an Wettbewerben auf<br />

Vereins- und Kreisebene deutlich verbessert.<br />

- 182 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Schützenverein 1994<br />

In <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 18.02.1995 dankte <strong>der</strong> 1. Vorsitzende <strong>der</strong> Festkom-mission<br />

unter <strong>der</strong> Leitung von Henner Aldag für ihren Einsatz bei <strong>der</strong> Vorbereitung und Durchführung des<br />

Festes. Auf Beschluß <strong>der</strong> Versammlung wurde außerdem die Sperrfrist zur Erlangung <strong>der</strong><br />

Königswürde von 3 auf 5 Jahre herauf gesetzt. Damit sollte einer größeren Zahl von<br />

Vereinsmitglie<strong>der</strong>n die Möglichkeit zur Gewinnung <strong>der</strong> Köngswürde eröffnet werden. Für 40-<br />

jährige Vereinszugehörigkeit wurden anschließend die Schützenbrü<strong>der</strong> Friedrich Feuerhake,<br />

Joachim Heinrichs, Peter Klatt, Willi Köhls ,Ludwig Lindemann, Friedrich Meyer, Wilhelm Meyer<br />

und Hermann Wiemann geehrt.<br />

Am 10. Februar 1996 standen wie<strong>der</strong>um Vorstandswahlen an. Ursula Klingenberg wurde für die<br />

aus persönlichen Gründen ausscheidende Erika Range zur 2. Vorsitzenden gewählt, Melanie<br />

Klingenberg wurde Damenleiterin. Die Schützenbrü<strong>der</strong> Ralf Siever und Erich Conradi wurden<br />

Fahnenträger. Außerdem wurden die Beiträge maßvoll erhöht (Einzelmitgliedsbeitrag von 60 auf<br />

70 DM, Ehepaare von 100 auf 120 DM und Konstanz des Schülerbeitrags von 20 DM).<br />

In <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 14.02.1997 wurden Wilhelm Baxmann und Wilhelm Hue für<br />

40-jährige Mitgliedschaft geehrt. Im Laufe des Jahres sollte mit <strong>der</strong> Entsorgung des Eternitdachs<br />

des Schützenhauses ein weiterer Schritt <strong>der</strong> Sanierungsmaßnahmen begonnen werden. Lei<strong>der</strong><br />

ließ die in Aussicht stehende Mittelbewilligung des Kreissportbundes auf sich warten, die<br />

<strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> hatte bereits ein zinsloses Darlehn in Höhe von 4000 DM zur Verfügung gestellt.<br />

Zur Jahreshauptversammlung am 13. Februar 1998 lagen die Zusagen vor, sodass mit <strong>der</strong><br />

Dachsanierung des Sanitärbereichs begonnen werden konnte. 1998 wurde außerdem <strong>der</strong><br />

Erweiterungsbau erstellt und bereits nach <strong>der</strong> Himmelfahrtswan<strong>der</strong>ung zu einem Gottesdienst, den<br />

Frau Pastorin Hutter-Ulbrich abhielt, genutzt. Das Amt des Jugendleiters übernahm<br />

Schützenschwester Martina Ohm von Schützenbru<strong>der</strong> Horst Kohlenberg. Als 2. Fahnenträger<br />

wurde Schützenbru<strong>der</strong> Dirk Wiechmann gewählt.<br />

Der Mehrzweckbau, <strong>der</strong> als<br />

Heimstatt <strong>der</strong> Teilnehmer am<br />

Himmelfahrtsgottesdienst<br />

Anklang gefunden hatte und<br />

<strong>der</strong> bereits vorher im Rahmen<br />

<strong>der</strong> traditionellen Winter-<br />

Treibjagd von Jagd-gästen zur<br />

Einnahme des Mittagsessens<br />

genutzt wurde, diente beim Ith-<br />

Pokal-Schießen <strong>der</strong> Damen als<br />

Raum zur Aufstellung einer<br />

- 183 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

ansprechenden Kaffeetafel. Seine offizielle Einweihung sollte in angemessenem Rahmen erfolgen.<br />

Dazu bot sich die anstehende Feier zum 20-jährigen Bestehen <strong>der</strong> Damenabteilung , die am 30<br />

09.2000 stattfand, an.<br />

In seiner Ansprache bedankte sich <strong>der</strong> 1. Vorsitzende im Namen des Vorstandes bei allen Helfern,<br />

die zur termingerechten Fertigstellung <strong>der</strong> Anlage beitrugen. Namentlich waren es die<br />

Schützenbrü<strong>der</strong> Erich Conradi, Peter Klatt, Wilhelm Klingenberg, Sven Klingenberg, Klaus Möller,<br />

Horst Kohlenberg, Karlheinz Ohm, Manfred Range , Kai Range, Ekhard Rother, Ingo Walter, Patrik<br />

Schulz und Bernhard Wiechmann. Sachspenden gingen von den Familien Klingenberg,<br />

Kohlenberg, Ohm und Range sowie von Schützenschwester Antje Schomburg und <strong>der</strong> Firma<br />

Steinert-Holz ein.<br />

Präsident Jürgen Sienk überbrachte die Glückwünsch des Kreisschützenverbandes und verlieh <strong>der</strong><br />

2. Vorsitzenden Erika Range die bronzene Ehrennadel des Nie<strong>der</strong>sächsischen<br />

Sportschützenverbandes für beson<strong>der</strong>e Verdienste um ihren Verein. Neben den Geldgeschenken<br />

<strong>der</strong> Gäste anläßlich des Jubiläums <strong>der</strong> Damenabteilung erhielt <strong>der</strong> Verein zum Jahreswechsel drei<br />

Spenden. Diese Spenden sollten den Grundstock zur Anschaffung eines Luftgasdruckgewehres<br />

für die Schüler- und Jugendabteilung (Kosten 2700 DM) verwendet werden. Eine Spende des<br />

Instituts für Akupunkt-Massage nach Penzel, <strong>Heyen</strong> füllte schließlich die Finanzierungslücke und<br />

führte umgehend zur Anschaffung des Sportgeräts.<br />

Im Jahresbericht am 3. Februar 2001<br />

dankte Peter Klatt noch einmal allen<br />

engagierten Schützenschwestern und<br />

Schützenbrü<strong>der</strong>n für ihren Einsatz sowie<br />

allen Spen<strong>der</strong>n für ihre Beiträge und wies<br />

darauf hin, dass die im Jahr 2000 vollendete<br />

Schießanlage alle Erfor<strong>der</strong>nisse<br />

zur Gestaltung eines lebendigen<br />

Vereinslebens erfülle und auch einen<br />

wesentlichen Beitrag zur För<strong>der</strong>ung des<br />

dörflichen Gemeinschaftslebens leiste.<br />

Die Schützen hätten neben <strong>der</strong><br />

Wahrnehmung aller für sie wichtigen<br />

Termine im sportlichen Vergleich mit<br />

befreundeten Nachbarvereinen (Lindenkohl-Pokal<br />

<strong>der</strong> Damen in Bodenwer<strong>der</strong>,<br />

Frontansicht Schützenhaus 2004<br />

- 184 -<br />

Ith - Pokal <strong>der</strong> Damen, Ith-Weser -<br />

Wan<strong>der</strong>pokal, Samtgemeinde- Pokal,<br />

Vergleichsschießen mit den Schützenvereinen Börry, Dohnsen und Daspe - Hehlen) und <strong>der</strong><br />

offiziellen Termine des Kreisschützenverbandes (u.a. Delegiertenversammlung des<br />

Kreisschützenverbandes, Kreisanschießen, Kreiskönigsschießen, Kreisschützentag mit Ball,<br />

Kreisabschießen und <strong>der</strong> Beteiligung an den Rundenwettkämpfen mit bis zu vier Mannschaften)<br />

stets auf Präsenz bei allen dörflichen Festen <strong>der</strong> örtlichen Vereine großen Wert gelegt. Lei<strong>der</strong> sei<br />

die Beteiligung <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Gruppen und Vereine an den vom Schützenverein für die<br />

Dorfgemeinschaft angebotenen Veranstaltungen (u.a. Ostereierschießen, Himmelfahrtswan<strong>der</strong>ung<br />

mit anschließendem Gottesdienst und Grillen, Volkskönigschießen und Vereinsvergleichsschießen)<br />

seit Jahren rückläufig. Am 23.06.2001 nahm <strong>der</strong> Schützenverein mit einer großen<br />

Abteilung in phantastischen Kostümen am Festumzug anläßlich <strong>der</strong> 850- Jahrfeier <strong>der</strong><br />

Nachbargemeinde Esperde teil. Die Vorbereitung dieses Ereignisses bereitete allen Beteiligten<br />

beson<strong>der</strong>en Spaß. Auf <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 16. Februar 2002 standen wie<strong>der</strong><br />

Vorstandswahlen auf <strong>der</strong> Tagesordnung.<br />

Än<strong>der</strong>ungen ergaben sich nur auf folgenden Positionen: Jugendleiterin wurde Angela Petermann,<br />

als Stellvertreterin fungierte Martina Ohm. Nach <strong>der</strong> Euro-Einführung mußten auch die Beiträge<br />

von DM auf Euro umgestellt werden. Auf Grund des einstimmigen Beschlusses <strong>der</strong> Versammlung<br />

sollten Einzelmitglie<strong>der</strong> 37 Euro, Ehepaare 63 Euro, Schüler und Jugendliche bis 18 Jahre 11 Euro<br />

und Jugendliche von 18 - 21 Jahre 16 Euro ab 2002 bezahlen.


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Am 12. Januar 2003 erhielt <strong>der</strong> 1. Vorsitzende die Verdienstnadel in Silber des Nie<strong>der</strong>sächsischen<br />

Sportschützenverbandes im Rahmen <strong>der</strong> Delegiertenversammlung des Kreisschützenverbandes.<br />

Die Auszeichnung wurde für seine 20-jährige Vorstandstätigkeit verliehen. Auf <strong>der</strong> nachfolgenden<br />

Jahreshauptversammlung am 14. Februar 2003 bedankte sich Peter Klatt bei seinen Mitstreitern<br />

dafür, dass sie ihm über all die Jahre mit Rat und Tat zur Seite gestanden hätten. Alle<br />

Schützenschwestern und Schützenbrü<strong>der</strong>, die in diesem Zeitraum verantwortlich Aufgaben im<br />

Verein übernommen hätten, hätten ebenfalls einen Anteil an <strong>der</strong> Ehrung verdient. So habe zum<br />

Beispiel Wilhelm Klingenberg das Amt des Waffen - und Gerätewarts über 20 Jahre inne. Im<br />

Tagesordnungspunkt Mitgliedsentwicklung konnte <strong>der</strong> 1. Vorsitzende auf die Eintritte von<br />

Katharina Aldag und Nick Gebauer in 2002 und Thomas Bingel, Dietmar Heiduck sowie Mel Stone<br />

ab 2003 hinweisen. Am 1.01.2003 hatte <strong>der</strong> Schützenverein 92 Mitglie<strong>der</strong>. Höhepunkt des<br />

Schützenjahres 2003 war das Königsschießen in Verbindung mit dem Vergleichsschießen <strong>der</strong><br />

Vereine und dem Volkskönigschießen am 30. August. Die Proklamation <strong>der</strong> Majestäten wurde<br />

stimmungsvoll von <strong>der</strong> Feuerwehrkapelle unter Leitung ihres Kapellmeisters Isenberg umrahmt.<br />

Auf dieser Veranstaltung erhielt <strong>der</strong> 1. Vorsitzende die Goldene Ehrennadel des Kreissportbundes.<br />

Silberne Ehrennadeln konnten die 2. Vorsitzende Erika Range, Schriftführerin Ursula Klingenberg,<br />

Kassenführerin Annegret Kohlenberg, Waffen- und Gerätewart Wilhelm Klingenberg und<br />

Schützenbru<strong>der</strong> Horst Kohlenberg für beson<strong>der</strong>e Verdienste um den Schützenverein in Empfang<br />

nehmen.<br />

Schützenkönige Schützenkönige Schützenköniginnen<br />

1925 Wilhelm Pieper 1981 Dieter Pude 1994 Hildegard Pude<br />

1926 August Feuerhake 1982 Dietmar Friese 1995 Melanie Klingenberg<br />

1927 Wilhelm Pieper 1983 Hermann Wiemann 1996 Ursula Klingenberg<br />

1928 August Feuerhake 1984 Jürgen Mittendorf 1997 Gabriele Ohm<br />

1929 Fr. Stoffregen 1985 Rainer Lewin 1998 Ilse Möller<br />

1930 Karl Battmer 1986 Dieter Pude 1999 Annegret Kohlenberg<br />

1931 Friedrich Wessel 1988 Joachim Ortmann 2000 Bärbel Wiechmann<br />

1932 Hermann Battmer 1989 Klaus Möller 2001 Kerstin Walter<br />

1933 Friedrich Feuerhake 1990 Wilhelm Klingenberg 2002 Martina Ohm<br />

1934 Friedrich Lindemann 1991 Horst Kohlenberg 2003 Angela Petermann<br />

1935 Hermann Reese 1992 Dieter Pude<br />

1936 Friedrich Hartmann 1993 Klaus Möller<br />

1937 August Henneke 1994 Wilhelm Klingenberg Vereinsführung<br />

1938 Friedrich Klingenberg 1995 Bernhard Wiechmann 1885-1887 Heinrich Wessel<br />

1957 Wilhelm Lindemann 1996 Jürgen Mittendorf 1888-1890 August Henneke<br />

1958 Fritz Keller 1997 Michael Conradi 1891-1894 Friedrich Ricke<br />

1959 Joachim Heinrichs 1998 Karl-Heinz Ohm 1895-1898 Carl Sagebiel<br />

1960 Wilhelm Meyer, Esp. 1999 Horst Kohlenberg 1899-1901 Karl Battmer<br />

1961 Ewald Hollstein 2000 Alexan<strong>der</strong> Klatt 1902-1903 Wilhelm Möller<br />

1962 Richard Ritterbusch 2001 Sven Klingenberg 1904-1906 Friedrich Lindemann<br />

1963 Hermann Möller 2002 Patrick Schulz 1907-1908 August Henneke<br />

1964 Friedel Feuerhake 2003 Manfred Range 1909-1914 Rudolf Hun<strong>der</strong>tmark<br />

1965 Fritz Willmer Friedrich Zeddies<br />

1966 Willi Köhls Schützenköniginnen Kriegsbeginn 1.8.14<br />

1967 Peter Klatt 1980 Ursula Klingenberg Neuaufnahme 30.3.21<br />

1968 Hermann Wiemann 1981 Christine Battmer 1921-1923 Karl Battmer<br />

1969 Günter-W.Henneke 1982 Gabriele Ohm 1924-1927 Friedrich Wilhelm<br />

1970 Ludwig Franz 1983 Hildegard Pude 1928-1933 Friedrich Lindemann<br />

1971 Willi Meyer 1984 Bärbel Wiechmann 1934-1937 Hermann Reese<br />

1972 Werner Meyer 1985 Ute Mittendorf 1938-1939 Friedrich Feuerhake<br />

1973 Hermann Wiemann 1986 Elisabeth Prelle Kriegsbeginn<br />

1974 Klaus Möller 1987 Christine Battmer Neugründung 17.3.55<br />

1975 Wilhelm Hue 1988 Gabriele Ohm 1955-1963 Friedrich Feuerhake<br />

1976 Willi Köhls 1989 Hildegard Pude 1964-1969 Willi Köhls<br />

1977 Friedrich Feuerhake 1990 Annegret Kohlenberg 1970-1974 Günter-W.Henneke<br />

1978 Joachim Ortmann 1991 Erika Range 1975-1981 Horst Bauer<br />

1979 Heinz Sobottka 1992 Ilse Möller 1982-1983 Klaus Möller<br />

1980 Günter-W.Henneke 1993 Elisabeth Prelle 1983-heute Peter Klatt<br />

- 185 -


17.3 Freiwillige Feuerwehr <strong>Heyen</strong><br />

Die Wehr<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Rückblick:<br />

Das Braunschweigische Feuerhilfegesetz, erlassen<br />

im Jahre 1874, war damals „vorbildlich im <strong>ganzen</strong><br />

Reich“. Es verpflichtete alle Dörfer und Städte im<br />

Herzogtum Braunschweig zur Aufstellung und<br />

Unterhaltung von Feuerwehren. Wo sich keine<br />

freiwilligen Wehren bilden konnten, mussten<br />

Pflichtfeuerwehren den Brandschutz übernehmen.<br />

So wurde, wie in vielen an<strong>der</strong>en Orten auch, in<br />

<strong>Heyen</strong> im Jahre 1875 die Freiwillige Feuerwehr<br />

gegründet.<br />

Die vorliegenden schriftlichen Unterlagen über die<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Wehr datieren von 1895.<br />

Protokolle liegen seit 1925 – aus <strong>der</strong> Zeit des<br />

50jährigen Bestehens – vor. Dieses Fest wurde<br />

gebührend begangen. Das Leitwort zum 50jährigen<br />

Bestehen lautete:<br />

Der Glaube nur hat Kraft,<br />

<strong>der</strong> sich zur Tat aufrafft,<br />

Gebetet heißt nicht: die Hand im Schoß,<br />

Beim Beten lass dem Pflug nicht los,<br />

dann bist du fromm und deutsch!<br />

Nach diesem Grundsatz gelobten damals die folgenden Vorstandsmitglie<strong>der</strong> ihren Dienst in <strong>der</strong><br />

freiwilligen Feuerwehr <strong>Heyen</strong> und verpflichteten sich mit ihrer Unterschrift:<br />

Friedrich Lücke Hauptmann Friedrich Lindemann Kassierer<br />

Friedrich Wilhelm Schriftführer Hermann Battmer 1. Spritzenmeister<br />

Friedrich Möller Gruppenführer Carl Steinbrink Gruppenführer<br />

Wir die Kameraden <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr <strong>Heyen</strong>, wollen uns bemühen, dem Vorbild unserer<br />

Vorgänger nachzueinfern und versprechen, dem Leitgedanken <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr: „Gott<br />

zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr“ immer<br />

nach zu streben.<br />

Nach den Aufzeichnungen ergaben sich per<br />

14. September 1895 folgende Glie<strong>der</strong>ungen<br />

in <strong>der</strong> Wehr:<br />

Ordnungsmannschaft 1. Abt 20 Männer<br />

Ordnungsmannschaft 2. Abt 38 Männer<br />

Die erste Stammrolle <strong>der</strong> Freiwilligen<br />

Feuerwehr wurde am 14. Mai 1908 angelegt.<br />

Mit <strong>der</strong> Ordnungsnummer 1 ist Wilhelm<br />

Pieper eingetragen. Hieraus kann man<br />

schließen, dass Wilhelm Pieper <strong>der</strong> erste<br />

Brandmeister <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr war.<br />

In <strong>der</strong> Aufstellung <strong>der</strong> Ordnungsmannschaft<br />

vom 14.09.1895 wird Wilhelm Sporle<strong>der</strong>,<br />

Halbmeier, als Spritzenmeister erwähnt.<br />

- 186 -<br />

Das alte Gerätehaus (abgerissen um 1973)<br />

Das alte <strong>Gemeinde</strong>haus mit hinten angebautem Feuerwehr-Geräte-Haus


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Bis zur Gebietsreform 1973 gehörte die Freiwillige Feuerwehr <strong>Heyen</strong> zum Unterkreis VII im<br />

Landkreis Holzminden, dieser umfasste die Orte <strong>der</strong> Ithbörde, bis hin nach Bessingen.<br />

Seit 1973 ist die Wehr als Ortswehr <strong>Heyen</strong> <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> angeglie<strong>der</strong>t und<br />

zählt zur Unterabteilung Halle, neben Bodenwer<strong>der</strong>, Hehlen und Kirchbrak, einer von vier<br />

Feuerwehrstützpunkten in <strong>der</strong> Samtgemeinde.<br />

Die Löschwasserversorgung in <strong>Heyen</strong><br />

1926: In <strong>der</strong> Gönne wurde eine<br />

Zisterne mit 36 m² Fassungsvermögen<br />

für Löschwasser gebaut.<br />

31.08.1930: Kreisbranddirektor<br />

Hun<strong>der</strong>tmark ließ um 2 Uhr die Heyer<br />

Wehr alarmieren und besichtigte<br />

dieselbe sowie das Spritzenhaus und<br />

sämtliche Feuerlöschgeräte<br />

eingehend.<br />

1936 bis 1938: Im <strong>ganzen</strong> Dorf wird<br />

eine zentrale Wasserleitung verlegt.<br />

Es kamen die ersten Löschwasserhydranten<br />

in das Dorf. Der letzte<br />

Das aktuelle Feuerwehrhaus mit Gerätehaus (2004)<br />

Oberflur-Hydrant in <strong>der</strong> Hagenstraße<br />

wurde im Frühjahr 2002 abgebaut. Jetzt stehen 30 neuangelegte Unterflur-Hydranten zur<br />

Löschwasserversorgung zur Verfügung.<br />

1979: Auf dem Platz des inzwischen abgerissenen Spritzenhauses an <strong>der</strong> Esper<strong>der</strong> Straße wird<br />

eine Löschwasser-Zisterne mit einem Fassungsvermögen von 150 m² gebaut, diese liegt zum Teil<br />

noch mit auf dem Gartengelände <strong>der</strong> Familie Klingenberg.<br />

Löschgeräte: Nach <strong>der</strong> Handdruckspritze wurde <strong>der</strong> Wehr am 6. März 1938 die erste Motorspritze<br />

übergeben. Diese Motorspritze leistete ihren Dienst bis 1960 und wurde durch eine neue<br />

Tragkraftspritze ersetzt. Diese Tragkraftspritzen standen jeweils auf einem gummibereiften<br />

Einachshänger und wurden mit einem Trecker zu den Einsatz- und Übungsorten gefahren.<br />

1973: Am 6. April 1973<br />

übergab die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong><br />

ihrer Freiwilligen Feuerwehr<br />

ein Tragkraftspritzenfahrzeug<br />

vom Typ Ford-Transit. Dieses<br />

Fahrzeug bietet, neben <strong>der</strong><br />

notwendigen feuerwehrtechnischen<br />

Ausrüstung Platz für<br />

eine Staffel (6 Einsatzkräfte).<br />

Dieses Fahrzeug ist bis heute<br />

(2004) noch in Betrieb und<br />

wird von den Kameraden<br />

liebevoll in Stand gehalten. In<br />

1993 erhielt die Wehr ihre<br />

dritte Motorspritze. Es ist eine<br />

TS8/8 <strong>der</strong> Marke Rosbauer mit<br />

einer Nennleistung von 800<br />

Litern/Min bei einer<br />

Wassersäule von 8 bar.<br />

Schlüsselübergabe von Bürgermeister Wilhelm Dröge an Brandmeister Ludwig Franz<br />

- 187 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Die Einweihung des Gerätehauses mit einem angeglie<strong>der</strong>ten Unterrichtsraum, einer Küche und<br />

Toilettenräumen erfolgte am 16. September 1972. Dieses Haus wurde an das alte <strong>Gemeinde</strong>haus<br />

„Kleine Straße 2“ angebaut. Die ehemaligen Stallgebäude wurden hierfür abgerissen.<br />

In einer großen Eigenleistungsaktion wurde 1988 das Feuerwehrhaus auf Initiative von<br />

Bürgermeister Reinhard Meyer und unter Aufsicht des damaligen Samtgemeindebrandmeisters<br />

Heinz Düsterwald renoviert. Heute kommen hier alle drei Wehrgruppen zum Dienst und Unterricht<br />

zusammen.<br />

Hauptmann, Führer, Brandmeister <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr <strong>Heyen</strong><br />

In <strong>der</strong> Kaiserzeit und bis zum „Tausendjährigen Reich“ war die amtliche Bezeichnung für den<br />

ersten Feuerwehrmann: Feuerwehr-Hauptmann.<br />

Nach <strong>der</strong> Gleichschaltung <strong>der</strong> Vereine und an<strong>der</strong>en Zusammenschlüssen im Jahre 1933 wurde<br />

aus dem „Feuerwehr-Hauptmann“ ein „Feuerwehr-Führer“. Bei <strong>der</strong> ersten<br />

Jahreshauptversammlung nach dem Krieg, am 01.04.1950, wurde auf Richtlinie <strong>der</strong><br />

Besatzungsmächte ein „Feuerwehr-Brandmeister“ gewählt:<br />

Wilhelm Pieper<br />

Friedrich Bode<br />

1925 Friedrich Lücke<br />

1926 Hermann Meyer Haus Nr. 5<br />

1937 August Sorge Haus Nr. 19<br />

1950 Wilhelm Sporle<strong>der</strong> Haus Nr. 3<br />

1959 Joachim Heinrichs<br />

1968 Ludwig Franz<br />

1977 Hermann Ohm<br />

1996 Günter Fredebold<br />

2004 Andreas Damrau<br />

Der Musikzug <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr <strong>Heyen</strong><br />

(Wilfried Fredebold)<br />

Gründung: 20.Februar 1927<br />

Nachdem aufgrund des Braunschweigischen Feuerhilfegesetzes aus 1874 bereits im Jahre 1875<br />

in <strong>Heyen</strong> eine Freiwillige Feuerwehr gegründet wurde, kam beim 50-jährigen Stiftungs- fest am 4.<br />

Januar 1925 <strong>der</strong> Wunsch auf, eine Blaskapelle zu gründen.<br />

Am 20. Februar 1927 war es dann soweit: Auf einer Feuerwehrversammlung wurde das<br />

Feuerwehrmusikchorps gegründet. Zwölf Musikinteressierte verpflichteten sich, in dem<br />

Musikchorps mitzuwirken.<br />

Gründungsmitglie<strong>der</strong>: Wilhelm Baxmann, Friedrich Brockmann, Friedrich Bode, Wilhelm Hilmer,<br />

Wilhelm Maaß, Karl Möller, August Pflughaupt, Heinrich Seelemeyer, Wilhelm Siever, Friedrich<br />

Sorge, August Sorge, Erich Zieseniß<br />

Die Instrumente mit einem Anschaffungspreis von 480,-- RM wurden mit einer Anleihe, die in fünf<br />

Jahresraten zurückzuzahlen war, finanziert. Lei<strong>der</strong> ist nicht mehr bekannt, bei wem die Anleihe<br />

aufgenommen wurde. Die musikalische Ausbildung lag seinerzeit in den Händen von Karl Sorge,<br />

<strong>der</strong> seine Fähigkeiten unentgeltlich zur Verfügung stellte.<br />

- 188 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Der erste öffentliche Auftritt erfolgte dann am 7. Januar 1928 anlässlich <strong>der</strong> 25-jährigen<br />

Wehrzugehörigkeit des Feuerwehrkameraden Friedrich Lindemann. Folgende Musikstücke<br />

wurden aufgeführt:<br />

Lobe den Herren<br />

Preis und Anbetung<br />

Das treue deutsche Herz<br />

Auch <strong>der</strong> zweite Einsatz des Musikchorps ist noch aus den Protokollen zu ersehen: am 14. April<br />

1928 feierte <strong>der</strong> Feuerwehrkamerad Karl Steinbrink seine Silberhochzeit. Lei<strong>der</strong> ist nicht bekannt,<br />

ob das Repertoire bis dahin erweitert wurde o<strong>der</strong> ob dieselben Musikstücke zum Vortrag kamen.<br />

Am 3. Juni 1928 unternahm das Musikchorps eine Dampferfahrt von Bodenwer<strong>der</strong> nach Höxter.<br />

Es ist anzunehmen, dass es sich um das erste gemeinsame Vergnügen handelte.<br />

Lei<strong>der</strong> sind aus den<br />

nachfolgenden Jahren<br />

keine schriftlichen Aufzeichnungen<br />

vorhanden,<br />

aber mündliche Überlieferungen<br />

besagen, dass die<br />

Kameraden seinerzeit aktiv<br />

und rege gewesen sind.<br />

Auch beim Feiern.<br />

In den Jahren des Zweiten<br />

Weltkrieges konnte <strong>der</strong><br />

Spielbetrieb nicht aufrecht<br />

erhalten werden. Bei <strong>der</strong><br />

ersten Generalversammlung<br />

<strong>der</strong> Freiwilligen<br />

Feuerwehr <strong>Heyen</strong> nach<br />

dem Krieg, am 1. April<br />

1950, fanden sich erneut<br />

Musikinteressierte, um die<br />

Feuerwehrkapelle wie<strong>der</strong> aufleben zu lassen.<br />

Gründungsprotokoll (Übersetzung am Ende dieses Abschnitts)<br />

- 189 -<br />

-1952-


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Die Bedingungen waren vielleicht noch schwieriger als<br />

1927, denn das Geld war knapp und die Instrumente<br />

hatten teil-weise „Liebhaber“ bei den<br />

Besatzungsmächten gefunden.<br />

Im Jahre 1952 gehörten folgende Kameraden <strong>der</strong><br />

Feuerwehrkapelle an: Gerhard Arndt, Wilhelm<br />

Baxmann, Friedrich Fischer, Wilhelm Fischer, Karl<br />

Möller, Hermann Möller, Wilhelm Linczewski, Reinhold<br />

Linczewski, Heinrich Seelemeyer, Karl Sorge, Friedrich<br />

Sorge, Wilhelm Steinbrink, Erich Zieseniß.<br />

Aus den Protokollbüchern ergeben sich immer wie<strong>der</strong><br />

Hinweise, dass aus den Reihen <strong>der</strong> Freiwilligen<br />

Feuerwehr im Laufe <strong>der</strong> Jahre finanzielle<br />

Unterstützung geleistet wurde. Sei es durch direkte<br />

Bezahlung von Instrumenten o<strong>der</strong> zur Verfügung Stellung etwaiger Überschüsse aus<br />

Veranstaltungen. Selbst vor Erhebung von Son<strong>der</strong>beiträgen schreckte man nicht zurück (siehe<br />

Versammlung am 17. Januar 1959).<br />

Auch wurde bereits auf <strong>der</strong> Versammlung am 3. April 1951 beschlossen, die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Feuerwehrkapelle von <strong>der</strong> Beitragszahlung freizustellen. Dieser Beschluss hat bis heute Gültigkeit.<br />

Mit welchen alltäglichen Problemen sich befasst werden musste, macht eine Protokollnotiz -<br />

ebenfalls vom 17. Januar 1959 - deutlich, in <strong>der</strong> beschlossen wurde, dass das Heizmaterial für die<br />

Übungsabende von <strong>der</strong> Wehr gestellt wurde. Zusätzlich hatte sich <strong>der</strong> Feuerwehrkamerad Reese<br />

bereiterklärt, Holz und Hobelspäne zur Verfügung zu stellen.<br />

In den Jahren 1959 bis 1964 wurde aufgrund einer geringen Anzahl von Bläsern gemeinsam mit<br />

<strong>der</strong> Feuerwehrkapelle aus Börry musiziert.<br />

ca. 1961<br />

Karl Möller, Heinz Battmer, Heinrich Brockmann (Börry), Wilhelm Steinbrink, Jakob Schweissgut (Börry), Günter Breitenfeld,<br />

Friedrich (Pitze) Grupe, Hermann Möller, Herr Leiss, Fritz Fischer, Karl Müller, Georg Schild<br />

Auf <strong>der</strong> Generalversammlung am 23. Januar 1965 wurde die Feuerwehrkapelle wie<strong>der</strong>gegründet.<br />

Unter Stabführung von Wilhelm Steinbrink fanden sich Musiker, um wie<strong>der</strong> als Feuerwehrkapelle<br />

<strong>Heyen</strong> aufzutreten. Hierbei handelte es sich um die Kameraden: Günter Breitenfeld, Friedrich<br />

Grupe, Hermann Grupe, Bernd Kowalski, Dieter Kramer, Horst Manzke, Hermann Möller, Friedel<br />

- 190 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Peter, Hans-Hermann Reese, Wilhelm Sporle<strong>der</strong>, Erhard Volkmer, Helmut Willmer und Wilhelm<br />

Zieseniß.<br />

1966/1967<br />

Dieter Kramer, Siegmar Maaß, Wilhelm Steinbrink, Hermann Grupe, Bernd Kowalski, Günter Breitenfeld, Friedrich (Pitze) Grupe,<br />

Horst Manzke, Hermann Möller, Hans-Hermann Reese, Martin Bartnik, Erhard Volkmer, Wilhelm Zieseniß, Fritz Fischer, Friedel<br />

Peter, Helmut Willmer, Wilhelm Sporle<strong>der</strong>. Interessierter Nachwuchs: Dietrich Scharpenberg und Dirk Volkmer<br />

An dieser Stelle muss das Wirken des Kapellmeisters Wilhelm Steinbrink gewürdigt werden, <strong>der</strong><br />

dieses Amt von 1965 bis 1975 innehatte. Durch sein Engagement verstand er es, auch<br />

Jugendliche in die Feuerwehrkapelle einzubringen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass er<br />

es wie kaum ein Zweiter verstand, Begeisterung und Bereitschaft zu wecken.<br />

Vom Vorblasen in Steinbrinks Wohnzimmer, über musikalische Ausbildung in <strong>der</strong> Dorf- schule, bis<br />

zum Eintritt in die Feuerwehrkapelle verging kaum ein Jahr und es waren wie<strong>der</strong> Mitbläser<br />

gewonnen.<br />

Dieses war in erster Linie aber auch <strong>der</strong> Mentalität Wilhelm Steinbrinks zu verdanken. Für „seine“<br />

Feuerwehrkapelle tat er fast alles. So passierte es schon mal, dass ein Jugendlicher zu ihm kam<br />

und fragte: „Onkel Steinbrink, wie bläst man diesen Ton?“ Schon legte er seine Malerutensilien<br />

beiseite und eine Son<strong>der</strong>unterrichtsstunde fand ihren Anfang.<br />

Beson<strong>der</strong>s gern erinnern sich die Teilnehmer auch an gemeinsame Veranstaltungen. So hatte<br />

Wilhelm Steinbrink keine Vorbehalte, mit sechs Jugendlichen eine Zweitagesfahrt in einem<br />

Kleinbus nach Rüdesheim zu unternehmen. Was dieses bedeutet, kann je<strong>der</strong> nachvollziehen, <strong>der</strong><br />

einmal mit einem Haufen Flöhe unterwegs gewesen ist. Aber trotz „Drosselgasse“ und<br />

„Asbachbesichtigung“ kamen alle wohlbehalten wie<strong>der</strong> in <strong>Heyen</strong> an.<br />

Nach Amtsübergabe gehörte Wilhelm Steinbrink noch Jahre <strong>der</strong> Feuerwehrkapelle als Mitbläser an<br />

und war dieser bis zu seinem Tode freundschaftlich verbunden. Ab den 70er-Jahren konnte sich<br />

die Feuerwehrkapelle kontinuierlich bis zum heutigen Feuerwehrmusikzug entwickeln.<br />

Verschiedene Dirigenten verstanden es, das Repertoire stetig zu erweitern und dabei die<br />

Ansprüche - den Fähigkeiten <strong>der</strong> Bläser angepasst - zu erhöhen. Das nicht mit allen Dirigenten<br />

eine langzeitige Zusammenarbeit möglich war, liegt in <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Dinge.<br />

Dirigenten:<br />

1927 - 1952 Karl Sorge<br />

1952 - 1956 Wilhelm Lenzewski und<br />

Friedrich Fischer<br />

1966 - 1972 Heinz Hoffmann<br />

- 191 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Juni 1972 - Sept. 1972 Herr Sürig<br />

Okt. 1972 - Okt. 1973 Gerhard Blickwedel<br />

Jan. 1974 - Juni 1974 Herr Stenzel<br />

Sept. 1974 - März 1979 Franz Thöner<br />

März 1979 - April 1979 Siegfried Rothenburger<br />

Aug. 1979 - Okt. 1991 Bernd Dormann<br />

Nov. 1992 - Juni 1993 Heiner Westerhoff<br />

Okt. 1993 - Sept. 1996 Hans-Jürgen Hilmer<br />

März 1997 - Karl-Heinz Isenberg<br />

Obwohl es im Laufe <strong>der</strong> Jahre personelle Verän<strong>der</strong>ungen gab, haben es die Kapellenleiter immer<br />

wie<strong>der</strong> verstanden, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus muss man feststellen,<br />

dass <strong>der</strong> Musikzug im Gegensatz zu den Anfangszeiten, kommerzialisiert wurde, indem die<br />

Finanzierung <strong>der</strong> nicht unbeträchtlichen Kosten - von den Zuschüssen <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong><br />

abgesehen - ausschließlich aus den diversen Auftritten und Veranstaltungen bestritten wird.<br />

Kapellenleiter:<br />

Jan. 1965 - Dez. 1972 Wilhelm Steinbrink / Günter Breitenfeld<br />

Jan. 1973 - Sept. 1973 Wilhelm Zieseniß / Wilhelm Steinbrink<br />

Okt. 1973 - Dez. 1975 Wilhelm Steinbrink / Hans-Hermann Reese<br />

Jan. 1976 - Dez. 1977 Hans-Hermann Reese / Wilhelm Sporle<strong>der</strong><br />

Jan. 1978 - Febr. 1990 Wilhelm Sporle<strong>der</strong> / Wilfried Fredebold<br />

März 1990 - Nov. 1999 Wilfried Fredebold / Ulrich Pfohl<br />

Dez. 1999 - Okt. 2002 Ulrich Pfohl / Matthias Wiemann<br />

Nov. 2002 - Matthias Wiemann / Hermann Sporle<strong>der</strong><br />

1997<br />

Wilfried Fredebold, Friedel Arndt, Friedel Peter, Wilhelm Sporle<strong>der</strong>, Wilhelm Zieseniß, Stefan Arndt, Uwe Lindemann, Heino<br />

Müller, Timm Fredebold, Günter Fredebold, Heinz Diekmann, Ulrich Pfohl, Rolf Keller, Siegmar Maaß, Bernd Kowalski, Matthias<br />

Wiemann, Karl-Heinz Isenberg (Auf dem Foto fehlen: Rüdiger Heise, Achim Peter, Hermann Sporle<strong>der</strong>, Erhard Volkmer)<br />

Neben den zahlreichen Verpflichtungen und Auftritten, wurde die Geselligkeit zu keiner Zeit<br />

vernachlässigt. Auf den jährlichen Wintervergnügen und Ausflügen wurde ausgiebig gefeiert und<br />

je<strong>der</strong> Teilnehmer erinnert sich gern an die gemeinsam verlebten Stunden. Beson<strong>der</strong>s<br />

erwähnenswert sind die gegenseitigen Besuche mit <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr Beilrode (Sachsen)<br />

zu <strong>der</strong> seit 1992 eine partnerschaftliche Beziehung besteht.<br />

- 192 -


Jugendmusikzug<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Im März 2001 konnte, auf Initiative von unserem Mitbläser Heinz Diekmann, ein Jugendmusikzug<br />

gegründet werden. Bereits nach kurzer Ausbildungszeit war unser Nachwuchs in <strong>der</strong> Lage, beim<br />

erstmals im Dorfgemeinschaftshaus durchgeführten Adventskonzert mitzuwirken und erntete<br />

reichlich Applaus. Mit <strong>der</strong>zeit vierzehn Jugendlichen ist Heinz Diekmann, <strong>der</strong> auch die Leitung des<br />

Nachwuchsorchesters übernommen hat, bemüht, die Grundlagen für ein Fortbestehen unseres<br />

Musikzuges zu schaffen. Beson<strong>der</strong>s zu erwähnen ist die Tatsache, dass nicht nur die<br />

herkömmlichen Blasinstrumente Verwendung finden, son<strong>der</strong>n mit viel Elektronik gearbeitet wird,<br />

was den Jugendlichen bedeutend mehr Anreize bringt. Wir alle hoffen, dass unser<br />

Jugendmusikzug eine gedeihliche Entwicklung nimmt und in absehbarer Zeit ein<br />

Zusammenschluss erfolgen kann.<br />

Übersetzung Gründungsprotokoll<br />

Protokoll über Anschaffung eines Musikchors in <strong>der</strong> Freiwilligen Feuerwehr zu <strong>Heyen</strong>.<br />

Punkt I Die Anschaffung <strong>der</strong> Instrumente geht auf Kosten des Vereins<br />

Punkt II Die Anschaffungskosten für die Instrumente betragen 480,-- RM (einschließlich<br />

Porto). Dieselben werden im Wege einer Anleihe bestritten. Die Anleihe ist in<br />

jährlichen Ratenzahlungen bis zu 5 Jahren abzutragen.<br />

Punkt III Verpflichtungen <strong>der</strong> in Betracht kommenden Musiker:<br />

I. Jedes Mitglied des Musikchors hat sich auf 5 Jahre zu verpflichten.<br />

II. Jedes Mitglied ist für sein Instrument haftbar.<br />

III: Sollte ein Mitglied diesen beiden vorgenannten Bedingungen nicht<br />

nachkommen und durch vorzeitiges Austreten den Verein schädigen,<br />

insofern, dass <strong>der</strong> Verein gezwungen ist ein an<strong>der</strong>es Mitglied ausbilden zu<br />

lassen, hat dasselbe einen Schadensersatz von 50,-- RM zu entrichten.<br />

IV. Jedes Mitglied hat dem Dirigenten Folge zu leisten<br />

V. Nichtbefähigte sind von den vorgenannten Bedingungen entbunden<br />

VI. Die Musik steht nur <strong>der</strong> Wehr zur Verfügung und übt ihre Tätigkeit innerhalb<br />

des Vereins aus.<br />

VII. Politische Märsche nebst Lie<strong>der</strong> werden nicht eingeübt.<br />

VIII. Der Dirigent, Karl Sorge, hat sich bereit erklärt, die Einübung unendgeldlich<br />

zu machen.<br />

<strong>Heyen</strong> den 20. Februar 1927<br />

Der Vorstand: Fr. Meyer, H. Meyer, Fr. Lindemann, A. Loges, Fr. Möller<br />

Wilhelm Hilmer Erich Zieseniß August Pflughaupt<br />

Heinrich Seelemeyer Karl Möller Friedrich Brockmann<br />

Friedrich Sorge Wilhelm Siever August Sorge<br />

Wilhelm Maaß Wilhelm Baxmann Friedrich Bode<br />

Die Jugendfeuerwehr <strong>Heyen</strong><br />

- 193 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Die deutsche Jugendfeuerwehr ist in über 15.000 Jugendgruppen mit mehr als 220.000 Mitglie<strong>der</strong>n<br />

im Alter von 10 – 18 Jahren organisiert.<br />

Die Jugendfeuerwehr <strong>Heyen</strong> wurde am 02.04.1993 mit 16 männlichen und drei weiblichen<br />

Jugendlichen gegründet. Sie war damit die vierte Jugendfeuerwehr in <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong>.<br />

Die <strong>Heyen</strong>er Ortswehr freute sich über das große Interesse <strong>der</strong> Jugendlichen, denn von 21<br />

Ortswehren in <strong>der</strong> Samtgemeinde hatten erst drei Wehren eine Jugendfeuerwehr. Nach <strong>der</strong><br />

Gründungsversammlung übernahm <strong>der</strong> sehr aktive Jugendwart Dirk Winter die Ausbildung, setzte<br />

aber auch in <strong>der</strong> Freizeitgestaltung <strong>der</strong> Jugendlichen Schwerpunkte und sorgte dadurch immer<br />

wie<strong>der</strong>, dass die Stärke von ca. 18 Aktiven durchgehend bestand hatte.<br />

Bei <strong>der</strong> Gründungsversammlung erhielten als erstes Jugendkommando folgende Mitglie<strong>der</strong> das<br />

Vertrauen: Jugendwart: Dirk Winter Stellvertreter: Andreas Damrau<br />

Jugendsprecher: Stefan Arndt Gruppenführer: Fabian Tiller<br />

Schriftwart: Stefan Fredebold<br />

Die gute Ausbildung <strong>der</strong> Jugendfeuerwehr <strong>Heyen</strong> dokumentieren die Teilnahmen am Bundeswettbewerb<br />

<strong>der</strong> Der Deutschen Jugendfeuer-wehren mit Noten von 1,1 bis 1,7. Gern beteiligte sich<br />

die <strong>Heyen</strong>er Jugendfeuerwehr an den Kreiszeltlagern <strong>der</strong> Jugendfeuerwehren des Kreises<br />

Holzminden. Aber auch zahlreiche Urkunden belegen die Ausbildungserfolge <strong>der</strong><br />

Jugendfeuerwehr. 2003 feierte man mit <strong>der</strong> Ausrichtung des „Spiel ohne Grenzen“ sein<br />

zehnjähriges Bestehen. Das Jugendkommando 2004:<br />

Jugendwart: Kai Brockmann<br />

Stellvertreter: Marco Duttmann<br />

Jugendsprecher: Mirko Milutinovic und Mareike Tiele<br />

Schriftführerinnen: Jennifer Lindemann<br />

Die Jugendfeuerwehr <strong>Heyen</strong> hat sich bewährt und ist heute ein fester Bestandteil des Dorflebens.<br />

17.4 Der Reit- und Fahrverein <strong>Heyen</strong>-Esperde<br />

Der Reit- und Fahrverein - gegründet 1949<br />

(Klaus Meyer / Hermann Wiemann)<br />

Die Reitervereine des<br />

Kreisverbandes<br />

Hameln-Pyrmont<br />

gingen aus <strong>der</strong><br />

ländlichen Reiterei<br />

hervor. Bis auf<br />

wenige Ausnahmen<br />

waren alle Pferde in<br />

<strong>der</strong> Landwirtschaft im<br />

Arbeitseinsatz.<br />

Außer dem Verein<br />

<strong>Heyen</strong>-Esperde gab<br />

es in <strong>der</strong> näheren<br />

Umgebung die<br />

Vereine Bisperode,<br />

Benstorf-Oldendorf,<br />

Bremke, Börry,<br />

Emmerthal, Aerzen,<br />

Bad Pyrmont und<br />

Hameln. Die Bento – erfolgreiches Reitpferd unter Wilhelm Hilmer<br />

- 194 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Reitlehrer hatten zum größten Teil noch in <strong>der</strong> Reichswehr gedient und ihre Ausbildung in <strong>der</strong><br />

Kavallerieschule Hannover bekommen. Je<strong>der</strong> Verein veranstaltete fast jedes Jahr ein Turnier. Die<br />

Turniere wurden rege vom Publikum besucht. Rings um den Turnierplatz wurden Gummiwagen mit<br />

Bänken aufgefahren, von denen die Besucher das Turniergeschehen gut beobachten konnten.<br />

Die ersten Mitglie<strong>der</strong> des 1949 gegründeten Reitervereins waren lt. Kassenbuch aus <strong>Heyen</strong>:<br />

Wilhelm Wulf, Willi Hilmer, Gustav Fischer, Wilhelm Klingenberg, Friedrich Meyer, Ewald Holstein,<br />

Rudolf Scharpenberg, Robert Grupe, Helmut Möller, Helmut Baxmann, Albrecht Rother, Richard<br />

Niebisch und Hermann Wiemann. Hinzu kamen aus Esperde: Heinrich Diekmann, Werner Spier,<br />

Heinz Hobein und Rudi Seifert, sowie aus Brockensen: Erhard Becker und Fritz Strüver, aus Halle:<br />

Karl Sagebiel, aus Kemnade Irmgard Stöcken und aus Börry: Fritz Klenke. Schon bald kamen aus<br />

Esperde und <strong>Heyen</strong> zahlreiche Mitglie<strong>der</strong> hinzu.<br />

Neben dem Sportplatz am Rhienweg wurde <strong>der</strong> Reitplatz eingerichtet. Durch Eigenarbeit<br />

entstanden nach und nach die Hin<strong>der</strong>nisse, die für die Ausbildung und Übungen <strong>der</strong> Reiter und<br />

Pferde erfor<strong>der</strong>lich waren. Im Kassenbuch sind Ausgaben für Haftpflicht 38,90 DM, für Gruppen-<br />

Unfallversicherung 70,60 und Pferdeversicherung 233,30 DM verzeichnet.<br />

Der erste Reiterball fand im Januar 1950 und ein Reiterfest am 2 Juli in <strong>Heyen</strong> statt. Startgel<strong>der</strong><br />

entrichteten die Reitervereine Bisperode, Holzminden, Bremke, Ottenstein und Hemmendorf,<br />

außerdem die Herren Leppel, Fricke und Siever. Die Preise wurden von Firmen gespendet. Am<br />

18.05.1952 nahmen am Reitturnier in <strong>Heyen</strong> die Reitervereine Emmerthal, Bremke, Holzminden,<br />

Bisperode, Ottenstein und Banteln teil. In diesen Jahren fand beson<strong>der</strong>s das Formationsreiten des<br />

Reitervereins <strong>Heyen</strong> - Esperde großen Beifall <strong>der</strong> Zuschauer.<br />

Während des Reitturniers 1954 in <strong>Heyen</strong>, machte die Turnierleitung über Lautsprecher bekannt,<br />

dass Helmut Rahn das Siegtor bei <strong>der</strong> Fußballweltmeisterschaft geschossen hatte. Das gab ein<br />

unwahrscheinliches „Hallo“ auf dem <strong>ganzen</strong> Turnierplatz.<br />

Zum Turnier angereist wurde mit Kutschwagen, an dem noch zwei Pferde angebunden wurden;<br />

Übernachtungen fanden meistens in leeren Kuhställen statt.<br />

Die Mannschaft <strong>der</strong> Springreiter<br />

V.l.: Heini Grupe aus <strong>Heyen</strong> auf Hertha, Willi Hillmer aus <strong>Heyen</strong> auf Bento, Fritz Klenke aus Börry (als junger Mann viel zu früh<br />

verstorben), Klaus Meyer aus Esperde auf Hexe, Hans-Heinrich Lockstedt aus Dohnsen, Herbert Sporle<strong>der</strong>.<br />

- 195 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Die wichtigste Prüfung auf den Turnieren war die A-Vielseitigkeit. Sie bestand aus A-Springen,<br />

Gelän<strong>der</strong>itt und A-Dressur. Die Gelän<strong>der</strong>itte waren sehr schwer, zwölf Kilometer mit 15-20<br />

Hin<strong>der</strong>nissen. Auf dem Gelän<strong>der</strong>itt gab es ein o<strong>der</strong> zwei Zeitstrecken. Es siegte <strong>der</strong> Schnellste in<br />

den Zeitstrecken, wenn er alle Hin<strong>der</strong>nisse genommen hatte. In den Zeitstrecken wurden<br />

Schikanen eingebaut. In <strong>Heyen</strong> zum Beispiel ein Gatter mit einer Tür, die vom Pferd herab<br />

geöffnet werden musste.<br />

Bei dem großen Turnier in Ohr musste in <strong>der</strong> Zeitstrecke 50 m in <strong>der</strong> Emmer lang geritten werden;<br />

die Emmer war dort 50 cm tief. Viele Reiter scheiterten schon hier, weil viele Pferde nicht ins<br />

Wasser wollten. Der Reiterverein <strong>Heyen</strong>-Esperde war mit einigen Mitglie<strong>der</strong>n beson<strong>der</strong>s<br />

erfolgreich bei den Gelän<strong>der</strong>itten. Zur damaligen Zeit fand die Reiterei beim Publikum noch sehr<br />

viel Interesse, weil viel mehr Leute damals mit <strong>der</strong> Landwirtschaft verbunden waren und weil es<br />

außer Fußball keine an<strong>der</strong>en Veranstaltungen gab.<br />

Die größte und vierte Pferdeleistungsschau des Reitervereins <strong>Heyen</strong> - Esperde konnte am 7. und<br />

8 Juli 1956 in <strong>Heyen</strong> mit 86 Pferden durchgeführt werden. Durch viele Nie<strong>der</strong>schläge war <strong>der</strong><br />

übliche Turnierplatz nicht brauchbar, so dass <strong>der</strong> Sportplatz <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> herhalten musste. Am<br />

Sonnabend um 13 Uhr begann <strong>der</strong> Gelän<strong>der</strong>itt, anschließend Dressurprüfung Kl. A,<br />

Ausscheidungsspringen Kl. A und Eignungsprüfung für Zweispänner.<br />

Um den Teilnehmern einige frohe Stunden zu bereiten, veranstaltete <strong>der</strong> Verein am gleichen<br />

Abend einen Reiterkommers und Reiterball in dem Saal <strong>der</strong> Gastwirtschaft Wulf. Am Sonntag<br />

begann bereits um 8.30 Uhr die Dressurprüfung Kl. L, um 9.30 Uhr die Eignungsprüfung für<br />

Einspänner und um 10.30 Uhr die Jugendreiterprüfung. Nachmittags ging es um 13 Uhr weiter mit<br />

den Hauptprüfungen für Zweispänner, um 14 Uhr Dressurprüfung Kl. L, dann folgten<br />

Jugendjagdspringen, Einspänner Hauptprüfung, Jagdspringen Kl. L, Dressur Kl. A Hauptprüfung,<br />

Mehrspanner mit Viererzügen und Geschicklichkeitsspringen.<br />

Die ländlichen Reiterturniere mussten nach <strong>der</strong> Frühjahrsbestellung, wenn die Pferde nicht zu sehr<br />

durch landwirtschaftliche Arbeiten vor Ackergeräten und Wagen beansprucht wurden, stattfinden.<br />

Es war beachtlich, welche Leistungen Pferde vollbringen konnten, die harte körperliche Arbeit<br />

gewohnt waren. Sie wurden von ihren Reitern zum Turnierplatz geritten o<strong>der</strong> vor Kutschwagen<br />

gespannt. Personenkraftwagen mit Pferdetransportanhängern standen damals noch nicht zur<br />

Verfügung. Der Reiterverein <strong>Heyen</strong> - Esperde war in allen Disziplinen, auch in Dressurreiten und<br />

Quadrille, erfolgreich und konnte bei den Pferdeleistungsschauen in Hameln (Ohr), Emmerthal,<br />

Ottenstein, Bisperode (Die<strong>der</strong>sen), Wallensen, Bremke, Holzminden, Aerzen und Börry viele<br />

Preise für sich verbuchen.<br />

Der wie<strong>der</strong>belebte Reiterverein<br />

(Heike Schweizer)<br />

An alle interessierten Reiter und Pferdefreunde!<br />

Wie es sich sicher schon herumgesprochen hat, ist Dank <strong>der</strong> Initiative <strong>der</strong> Familie<br />

Peter und Christa Fischer aus Esperde ein Reiterdorf geworden. Alte Tradition<br />

lebt wie<strong>der</strong> auf und so wuchs <strong>der</strong> Entschluß, in Esperde einen Reit- und<br />

Fahrverein ins Leben zu rufen.<br />

"Zur Gründungsversammlung am Dienstag, den 9. August 1977, um 20.00 Uhr<br />

im Gasthaus Grupe in Esperde laden wir herzlich ein!<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Die Esper<strong>der</strong> Reiter<br />

- 196 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Dass es soweit kam, war einzig und allein dem Engagement <strong>der</strong> Familie Fischer zu verdanken, die<br />

1974 in <strong>der</strong> Kniepstr. 2 ein Haus kaufte und mit den Pferden „Ferry" und „Fuchsi" einzog. Die<br />

Scheune wurde zu einer kleinen Reithalle ausgebaut und <strong>der</strong> Garten fungierte als „Paddock".<br />

Interessierte Esper<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> wollten Reitunterricht nehmen und Frau Fischer konnte nicht "nein"<br />

sagen...<br />

An diesem Abend wurde mit 40 Gründungsmitglie<strong>der</strong>n folgen<strong>der</strong> Vorstand beschlossen:<br />

Peter Fischer (Esperde) 1 Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Klaus Meyer (Esperde) 2 Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Christa Fischer (Esperde) Sportwart<br />

Ernst Struckmeier (<strong>Heyen</strong>) Kassenwart<br />

Inge Sporle<strong>der</strong> (Bessinghausen) Schriftführung<br />

Das war <strong>der</strong> offizielle Startschuß für den Reit und Fahrverein Esperde und Umgebung. Große<br />

Pläne wurden geschmiedet! Der Hof<br />

Gerling sollte gepachtet und dort in<br />

Eigenarbeit die Halle zur Reithalle und<br />

<strong>der</strong> Stall zu Pferdeboxen ausgebaut<br />

werden. Ebenfalls war eine kleine Jagd<br />

im Herbst geplant.<br />

- 197 -<br />

Die erste Herbstjagd startete am 13.<br />

September 1977 mit 35 Pferden auf<br />

dem Hof Gerling über eine 15 km lange<br />

Strecke mit 13 festen Hin<strong>der</strong>nissen.<br />

Anschließend Tanz und Erbsensuppe<br />

in <strong>der</strong> Reithalle.<br />

Mairitt 1977<br />

Am 27. Dezember 1977 folgte das<br />

erste Weihnachtsreiten in <strong>der</strong> neu<br />

fertiggestellten Reitanlage auf dem Hof Gerling. Das 100. Mitglied konnte an diesem Tag begrüßt<br />

werden<br />

Der Verein hatte einen enormen Zulauf! Dreißig bis vierzig Jugendliche aus Esperde und<br />

Umgebung erhielten regelmäßig Reitunterricht bei Frau Fischer. Gleichzeitig sorgte Familie<br />

Fischer auch für einen guten Kontakt zu den Nachbarvereinen Bodenwer<strong>der</strong>, Emmerthal und Klein<br />

Berkel. Gemeinsame Jugendtreffs in Klein Berkel und Esperde sowie Wan<strong>der</strong>ritte mit<br />

Übernachtung auf dem Gut Schönhagen bei Barntrup wurden organisiert.<br />

Ende 1977 standen in Esperde bereits wie<strong>der</strong> 17 Pferde. Bis 1985 gehörte zu den jährlichen<br />

Höhepunkten des Vereinslebens ein "Ritt in den Mai", eine Herbstjagd o<strong>der</strong> ein Reitertag, das<br />

Weihnachtsreiten und ein Ball auf <strong>der</strong> Grohn<strong>der</strong> Fähre.<br />

Am Weihnachtsreiten erfreute sich meist das gesamte Dorf.<br />

Es waren zwischen 150 und 200 Zuschauer in <strong>der</strong> Halle<br />

versammelt. Nebenher wird natürlich jede Gelegenheit für<br />

gemeinsame Ausritte genutzt. Am 9.Januar 1979 startete<br />

<strong>der</strong> Verein mit dem Pferdeschlitten und <strong>der</strong> Reiterschwadron<br />

zum Grohn<strong>der</strong> Fährhaus.<br />

Außerdem fand man sich regelmäßig im Monat zum<br />

„Klönschnack“ zusammen. Beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit<br />

schenkte man <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> Jugendlichen. Im Jahre<br />

1980 konnte <strong>der</strong> Verein 30 Platzierungen und 6 Siege<br />

verzeichnen. Einige Reiter starteten sogar auf Landesebene.<br />

Der Reitunterricht wurde nach wie vor maßgeblich von<br />

Christa Fischer übernommen. Außerdem engagierten sich<br />

Weihnachten 1984


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

immer mehr Jugendliche wie Resi Fischer und Heike Meyer um die Betreuung des Nachwuchses.<br />

Im Jahre 1988 wurde <strong>der</strong> Gerlingsche Hof an die Familie Hölscher (Zirkus Fliegenpilz) verkauft.<br />

Der Verein musste seine Anlage verlassen. Ohne festen Anlaufpunkt und die guten<br />

Ausbildungsmöglichkeiten kam das Vereinsleben zum Erliegen. Der Vorstand entschied sich, den<br />

Verein formell zu erhalten. Es fanden gemeinsame Ausritte statt und in <strong>Heyen</strong> wurde ein Areal mit<br />

Sand- und Springplatz gepachtet. Die Turnierreiter trainierten nun im Winter als Gastreiter in<br />

umliegenden Vereinen und im Sommer in <strong>Heyen</strong>.<br />

Während dieser Zeit war die Mitglie<strong>der</strong>zahl auf 50 Mitglie<strong>der</strong> gesunken; erst 1994 erholte sich <strong>der</strong><br />

Verein mit einem neuen Vorstand langsam von dem Verlust <strong>der</strong> Reitanlage. K.-H. Heise aus<br />

<strong>Heyen</strong> ließ die Tradition <strong>der</strong> Klönabende in seinem Reiterstübchen wie<strong>der</strong> aufleben. Am 1.<br />

Sonntag nach dem 1. Mai fand erneut <strong>der</strong> „Mairitt“ statt, und im September veranstaltete <strong>der</strong><br />

Verein auf dem Reitplatz in <strong>Heyen</strong> einen Reitertag o<strong>der</strong> Reiterspiele.<br />

In Börry besteht eine Voltigiergruppe unter Leitung von Michaela Franz. Für die Kin<strong>der</strong> werden<br />

Weihnachts- und Osterfeiern veranstaltet. Lei<strong>der</strong> kann immer noch kein Reitunterricht erteilt<br />

werden, da eine Reitanlage die Basis für kontinuierliche Arbeit ist. Trotz <strong>der</strong> einfachen<br />

Möglichkeiten besteht <strong>der</strong> Verein wie<strong>der</strong> aus über 100 Mitglie<strong>der</strong>n.<br />

Der Schwerpunkt liegt heute in <strong>der</strong> Freizeitreiterei, wobei es auch talentierte Dressur- und<br />

Springreiter gibt, die auf L- und M-Ebene agieren. Die Freizeitreiter nehmen regelmäßig an<br />

Pfer<strong>der</strong>allyes o<strong>der</strong> Geschicklichkeitsturnieren erfolgreich teil.<br />

Für die Zukunft wünscht sich <strong>der</strong> Verein natürlich eine eigene Reitanlage o<strong>der</strong> zumindest „Ein<br />

Dach über den Kopf“, um mehr Kin<strong>der</strong>n und Erwachsenen die Möglichkeit zum Reiten geben zu<br />

können.<br />

Reitergemeinschaft <strong>Heyen</strong> im Reiterverein <strong>Heyen</strong> –Esperde<br />

von Sept. 79 bis 18.02.91 (Ernst Struckmeier März 2003)<br />

Da <strong>der</strong> Ritt nach Esperde zur Reithalle mit den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen auf <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Straße bei Wind und Wetter beschwerlich und gefährlich war, bildeten wir in <strong>Heyen</strong> eine<br />

Reitergruppe. Mitglie<strong>der</strong> waren: Heinz Garve, Manfred Range, Bernd Kowalski, Wilhelm Baxmann,<br />

Ernst Struckmeier, Fred Krause, Karl-Heinz Heise, Karl-Heinz Wiedbrauk und Karl Battmer.<br />

Mit Ewald Hollstein schloss Ernst Struckmeier einen Pachtvertrag ab. Zwei Morgen für eine Pacht<br />

von 280 DM im Jahr. Es wurden im September 1979 ein kleiner Vorstand gebildet.<br />

1. Vorsitzen<strong>der</strong> : Bernd Kowalski<br />

Schriftführer/Kassenwart Ernst Struckmeier<br />

Platzwart: Heinz Garve<br />

Je<strong>der</strong> zahlte 100 DM in die Kasse, um den Platz herrichten zu können. Holz lieferte Günter<br />

Henneke kostenlos aus seinem Walde. Sprünge wurden bei Karl Battmer mit großer Hilfe von<br />

Vater Mittendorf gebaut. Es war eine gute Gemeinschaft. Alle fassten an. Auch Heu und Stroh<br />

wurde gemeinschaftlich erworben, mit großer Hilfe von Heinz Garve. Kostenlosen Reitunterricht<br />

gab Wilhelm Hilmer. Eine zusätzliche Unfallversicherung wurde bei Herrn Mietschke in Hameln<br />

abgeschlossen.<br />

Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> unterstützte uns mit 200 DM. Außerdem bildeten die Erwachsenen eine<br />

Kegelgruppe. Das Spielgeld kam in die Reitkasse. Karl-Heinz Heise, im Kreis Holzminden und<br />

Hameln als Dr. Attacke bekannt, sammelte schon seine ersten Siegerschleifen.<br />

Eckhard Garve, Simone Kowalski, Ute Struckmeier und Angela Baxmann legten am 24. Mai 1979<br />

mit Erfolg in Springe ihre erste Reiterprüfung (Reiterpass) ab. Am 21. Oktober 1981 wurde eine<br />

Herbstjagd erfolgreich durchgeführt. Der ganze Reiterverein <strong>Heyen</strong>-Esperde und <strong>der</strong> Reiterverein<br />

Bodenwer<strong>der</strong> nahmen daran teil. Bernd Kowalski, <strong>der</strong> nicht gerne Reden hielt, bekam von Ernst<br />

Struckmeier den Rat: „Du musst Dir vorstellen, vor Dir sind nur Kohlköpfe, dann ist das Reden<br />

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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

leichter.“ Somit rief Bernd: „Ernst, Du kannst jetzt die Rede halten. Die Kohlköpfe sind<br />

aufgesessen.“<br />

Baxmanns sorgten mit Kaffee und Kuchen für einen gemütlichen Abschluss. Dieter Pape, Wilhelm<br />

Klingenberg und Wilhelm Petermann traten später ein und zahlten jeweils einen Einstand von 150<br />

DM.<br />

Ab dem 1 Oktober 1985 zahlte <strong>der</strong> Reiterverein Esperde 100 DM für die Mitbenutzung <strong>der</strong><br />

Reitanlage. Als später <strong>der</strong> Reiterhof Esperde an Circus Fliege verkauft wurde, verblieb dem<br />

Reitverein <strong>Heyen</strong>-Esperde nur noch <strong>der</strong> Platz in <strong>Heyen</strong>.<br />

Am 1. Oktover 1985 lösten die <strong>Heyen</strong>er die Reitgemeinschaft auf. Bernd Kowalski übergibt die<br />

Verträge an den Reitverein-Vorsitzenden Wolfgang Fröhlich in Esperde. Heike Schweizer, die<br />

jetzige 1. Vorsitzende, hat nun alles in guter Hand und hat schon etliche reiterliche<br />

Veranstaltungen in <strong>Heyen</strong> und Jagden mit Hundemeuten von ihrem Hof aus, mit großem Erfolg<br />

durchgeführt.<br />

17.5 Die Landjugendgruppe <strong>Heyen</strong><br />

Auf Initiative des Landvolkverbandes wurden Anfang <strong>der</strong> 50er Jahre des 20.Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

bundesweit Landjugendgruppen gebildet. Der Landvolkverband wollte die Landjugend unter seine<br />

Obhut nehmen, sie unterstützen und ihr neue Perspektiven geben. Für den Landkreis Holzminden<br />

formierten <strong>der</strong> Landvolkgeschäftsführer Lungershausen und sein junger Mitarbeiter Hengst die<br />

Gruppenbildungen.<br />

Renate Damrau, Willi Meyer Magret Baxmann, Anni Meyer, Gerlinde Feuerhake<br />

In <strong>Heyen</strong> wurde die Landjugendgruppe am 29. Dezember 1954 gegründet. Zwölf interessierte<br />

Jungen und Mädchen aus allen Bevölkerungsschichten des Ortes trafen sich im Vorraum auf<br />

Dröges Saal. Erinnert man sich an die ersten Treffen <strong>der</strong> jungen Gruppe, so dürfen Namen wie<br />

Karl Sporle<strong>der</strong>, Hermann Wiemann, Christa Meyer¸ Robert Grupe, die Brü<strong>der</strong> Hermann und Heinz<br />

Battmer nicht fehlen. Bereits beim vierten Treffen hatten sich schon über zwanzig Mitglie<strong>der</strong><br />

eingefunden.<br />

Zu den ersten gemeinsamen Aktivitäten zählten das Einüben eines Theaterstückes und das<br />

Zusammenstellen einer Volkstanzgruppe. Mit dem öffentlichen Auftreten beim Erntefest im Herbst<br />

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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1955 erreichte die Landjugendgruppe eine breite interessierte Zuschauerkulisse aus nah und fern.<br />

Organisatorisch formierten sich die Landjugendgruppen im Kreis Holzminden bald zu<br />

übergeordneten Bezirksgruppen. <strong>Heyen</strong> zählte zur Gruppe „Ithbörde“, die von Dielmissen im Osten<br />

bis Bessingen im Westen alle Ortsgruppen einschloss. Erster Vorsitzen<strong>der</strong> dieser Bezirksgruppe<br />

wurde Karl Sporle<strong>der</strong> aus <strong>Heyen</strong>.<br />

Von links nach rechts: Christa Meyer, Waltraud Petersen, Renate Damrau, Margret Baxmann, Anni Meyer, Gerlinde<br />

Feuerhake, Wilhelm Zieseniß, Ludwig Franz, Lehrer Herbert Kupfer, Dieter Lübke, Hans Roth, Willi Meyer, Heinz<br />

Battmer, Heini Grupe.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> regen Aktivitäten stieß die Gruppe beim Rat <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> stets auf offene Ohren,<br />

wenn es darum ging, geeignete Räumlichkeiten für die wöchendlichen Treffen zu finden. So<br />

entstand unter dem Vorsitz von Gerhard Meyer das erste Landjugendheim. Durch den Umbau<br />

einer alten Wohnbaracke in <strong>der</strong> Nähe des heutigen Feuerwehrhauses, entstand ein schmuckes<br />

Jugendheim. Über zehn Jahre konnte dieses genutzt werden.<br />

Nachdem die Schule für Unterrichtszwecke nicht mehr gebraucht wurde, bezog die Gruppe 1978<br />

einen Klassenraum im heutigen Dorfgemeinschaftshaus. Diesen Raum hat die <strong>Gemeinde</strong> 1997 mit<br />

einem erheblichen finanziellen Aufwand zum heutigen Jugendraum umgebaut und mit neuem<br />

Mobilar und einer Küchenzeile ausgestattet.<br />

Wochenendfahrt nach Schleswig-Holstein, Treffen mit einer dortigen Landjungendgruppe<br />

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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Jugendgruppen, so auch die Landjugendgruppe <strong>Heyen</strong>, haben naturbedingt eine schnelllebige<br />

Zusammensetzung in <strong>der</strong> Altersstruktur. So führten in den nunmehr 50 Jahren ihres Bestehen eine<br />

große Anzahl Jungen und Mädchen als Vorsitzende o<strong>der</strong> als Vorsitzen<strong>der</strong> die Gruppe.<br />

Ein Überblick über die wechselvolle Geschichte<br />

zeigt, dass die Landjugendgruppe <strong>Heyen</strong>, noch eine<br />

von drei aktiven Gruppen im Landkreis – die<br />

Bezirksgruppe wurde bereits schon vor vielen Jahren<br />

aufgelöst – ist. Sie zählt zu den Aktivposten in <strong>der</strong><br />

<strong>Heyen</strong>er Vereinsgeschichte. Theaterspielen und<br />

Volkstanz, das jährliche Abbrennen eines<br />

Osterfeuers und seit einigen Jahren wie<strong>der</strong> die<br />

Durchführung des Ernteballs, sind nur einige <strong>der</strong><br />

Aktivitäten im Jahresplan <strong>der</strong> Gruppe. Hinzu<br />

kommen Studienfahrten innerhalb Deutschlands und<br />

nach England. Mit <strong>der</strong> Englandgruppe erfolgten<br />

mehrmals Besuche und Gegenbesuche. Die Fahrt<br />

zur Grünen Woche in Berlin hat einen festen<br />

Bestand im Jahresprogramm. Beim Wettbewerb<br />

„Treckergeschicklichkeitsfahren“ werden stets<br />

for<strong>der</strong>e Plätze erreicht. Mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

regelmäßig werden musische Treffen wie einst mit<br />

<strong>der</strong> Beatformation, mit <strong>der</strong> Rock’n Roll<br />

Tanzformation und jetzt ganz aktuell mit den Let’s<br />

Fets Tanzmädchen durchgeführt. Zu weiteren<br />

Aktivitäten zählen Fahrradtouren, Schwimmen, Kinobesuche, Spiele im Freien und vieles mehr.<br />

Teilgenommen wurde auch an drei bundesweit durchgeführten 72-Stunden-Aktionen <strong>der</strong><br />

Landjugend. Dabei wurden 1995 eine Teichanlage im Pfarrgarten angelegt, 1999 vier<br />

Begrüßungsschil<strong>der</strong> an den Dorfeinfahrtstraßen aufgestellt und 2003 das Ehrenmal an <strong>der</strong> Straße<br />

nach Bodenwer<strong>der</strong> renoviert und die gesamte Anlage neu gestaltet.<br />

Die Landjugend 2003<br />

Heute zählt die Landjugendgruppe <strong>Heyen</strong> etwa 30 Mitglie<strong>der</strong>. Der Gruppenabend findet regelmäßig<br />

einmal die Woche am Donnerstag statt.<br />

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17.6 Mai-Club <strong>Heyen</strong> von 1990 e.V.<br />

(Wilfried Fredebold)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Es gibt aber auch Mitbürger, die stehen auf dem Standpunkt: "Wenn es am Schönsten ist und alle<br />

aufhören, dann kann man ruhig noch weitermachen!"<br />

Diesem Umstand haben wir es zu verdanken, dass wir am 01. Mai 2000 das 10-jährige Bestehen<br />

unseres Mai-Club´s feiern konnten.<br />

So fanden sich ein paar Unverdrossene, die beschlossen, den Nachmittag gemeinsam ausklingen<br />

zu lassen. Da Petrus sein Füllhorn an Sonnenschein ausgeschüttet hatte, bot es sich an, unter<br />

freiem Himmel weiter zu feiern. Wer stellt seinen Garten zur Verfügung? Karl Schmidt! Schnell<br />

wurden Tische und Bänke herbeigeschafft und die Party konnte beginnen. Wie sollte man feiern?<br />

Alkohol war ja bereits reichlich vernichtet worden, also musste zuerst einmal Kaffeeklatsch<br />

gehalten werden. Da ja Kaffee allein sehr trocken ist, wurde schnell aus Linse eine<br />

"Schwarzwäl<strong>der</strong> - Kirschtorte" und vom hiesigen Bäcker – an <strong>der</strong> Hintertür – Kuchen besorgt. Die<br />

Stimmung steigerte sich und die Idee wurde geboren, einen Mai-Club zu gründen.<br />

Die Gründungsmitglie<strong>der</strong>: Julia + Friedel Arndt, Gisela + Egon Brockmann, Renate Heise, Inge +<br />

Bernd Kowalski, Edeltraud + Winfried Pfaff, Edeltraud + Karl Schmidt, Irmchen Willmer.<br />

Nach dem Motto "Je mehr, je besser" wurden schnell noch ein paar Nachbarn geworben, die als<br />

erste Neuzugänge dem frisch gegründeten Verein beitraten. Dass die Gründung des Mai-Club´s<br />

ordentlich begossen wurde, versteht sich von selbst.<br />

Am 25. August 1990 fand dann die erste ordentliche Sitzung des Mai-Club´s im Gasthaus "Alt<br />

<strong>Heyen</strong>" statt. Beitragsfragen, Veranstaltungen und Fahnenbeschaffung wurden diskutiert. Auch die<br />

Aufstellung eines Mai-Baumes wurde bereits in Erwägung gezogen. Veranstaltungen sollten<br />

durchgeführt werden.<br />

Aus den Protokollen lässt sich lesen, dass man vorerst unter sich bleiben wollte. So fanden die<br />

ersten Mai-Feiern jeweils im kleineren Kreis unter Ausschluss <strong>der</strong> Öffentlichkeit statt. Es fanden<br />

sich immer Mitglie<strong>der</strong>, die ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellten. Auch wurden bereits "Mai-<br />

Bäumchen" - immer an an<strong>der</strong>en Stellen – aufgestellt und statt einer Fahne wurden Wimpel<br />

angeschafft.<br />

Wie es nun mal so ist, gesellten sich im Laufe <strong>der</strong><br />

Jahre immer mehr Interessierte zum kleinen<br />

Kreis hinzu und die Mitglie<strong>der</strong>zahl stieg von Jahr<br />

zu Jahr.<br />

Anlässlich des Zeltfestes 1994 stellte sich <strong>der</strong><br />

Mai-Club erstmals als Vereinigung <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit vor. Daraus ergab sich nochmals<br />

ein Mitglie<strong>der</strong>schub. Stimmen nach einer<br />

"professionellen Führung" wurden laut. Es blieb<br />

nichts an<strong>der</strong>es übrig, als einen regulären<br />

Vorstand ins Leben zu rufen. Das "Management"<br />

wurde professionell!<br />

Aus <strong>der</strong> ehemals lockeren Vereinigung war ein Verein geworden. Gewählter Vorstand, Konzepte<br />

für Veranstaltungen, Kassenführung – eben alles, was ein Verein braucht. Mehrtagesfahrten,<br />

Feten/Feiern, Zusammenkünfte und Versammlungen wurden durchgeführt.<br />

Im Jahre 1995 dann <strong>der</strong> Durchbruch. Der erste "Tanz in den Mai" wurde veranstaltet. Die Halle <strong>der</strong><br />

Tischlerei Diekmann wurde kurzerhand mit viel Arbeitsaufwand zum Festsaal umfunktioniert. Zum<br />

Tanz spielte die ortsansässige Band "Blue Birds" auf. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Veranstaltung<br />

teilgenommen hat, wird sich wohl noch gern daran erinnern. Hier sei gestattet, darauf hinzuweisen,<br />

- 202 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

dass die gesamte Veranstaltung - Ausschank, Verkauf von Speisen, Sekt-Bar - von Mitglie<strong>der</strong>n<br />

des Mai-Club´s organisiert und ausgeführt wurde.<br />

An <strong>der</strong> Tradition des "Tanz in den Mai" wurde bis dato festgehalten.<br />

Den ausführenden Mitglie<strong>der</strong>n darf an dieser Stelle einmal ein<br />

beson<strong>der</strong>es "Danke" für die übernommenen Arbeiten gesagt<br />

werden.<br />

Im Jahre 1997 wurde dann <strong>der</strong> "Mai-Baum" auf dem Buswendeplatz<br />

aufgestellt. Die Unterstützung durch die ortsansässigen Firmen<br />

machte es möglich, dieses Wahrzeichen <strong>der</strong> Mai-Tradition in seiner<br />

bekannten Form zu erstellen. Mit <strong>der</strong> Erstellung des Mai-Baumes<br />

hat <strong>der</strong> Mai-Club - neben dem Pachtzins - die Verpflichtung für die<br />

Pflege des Platzes übernommen. Mit den ebenfalls vom Mai-Club<br />

aufgestellten Ruhebänken und <strong>der</strong> Bepflanzung rund um den Mai-<br />

Baum ergibt sich ein doch sehr ansprechendes Gesamtbild, womit<br />

<strong>der</strong> Mai-Club seinen Betrag zur Verschönerung unseres Dorfes<br />

leistet.<br />

Nach den positiven Erfahrungen mit den diversen<br />

Veranstaltungen wurde 1998 das "Kuhfladen-Bingo"<br />

erstmals von Ostfriesland nach <strong>Heyen</strong> importiert. Obwohl<br />

Bedenken bestanden, ob vieler Veranstaltungen am<br />

Himmelfahrtstag, wurde das Kuhfladen-Bingo zu einem<br />

vollen Erfolg, was dazu führte, diese Attraktion regelmäßig<br />

durchzuführen.<br />

Soviel aus <strong>der</strong> Vergangenheit! Unser Mai-Club hat sich in<br />

vielen internen und öffentlichen Veranstaltungen als Zusammenschluss lustiger und feierfreudiger<br />

Mitglie<strong>der</strong> gezeigt. Auch für die Zukunft soll dieses so bleiben. Wir sind immer bemüht, unseren<br />

Anteil an einer funktionierenden Dorfgemeinschaft zu übernehmen.<br />

17.7 DRK-Ortsverein <strong>Heyen</strong><br />

(Susanne Wiemann, Gisela Ohm)<br />

1940 Die ersten Ausbildungen in „Erster Hilfe“ erfolgten bereits 1940. Ausgebildet wurden<br />

Elfriede Arndt, Marie Kleine, Ruth Holzbrink und Hildegard Bode. Später kam noch<br />

Charlotte Zimpel dazu, die ebenfalls bereits 1943 ausgebildet wurde.<br />

1948 Der Ortsverein <strong>Heyen</strong> wurde etwa 1948 gegründet, ein genauer Gründungstermin liegt<br />

nirgends vor. Es ist allerdings bekannt, dass die Ortsvereine damals durch die<br />

Kreisvorsitzende <strong>der</strong> Frauenarbeit Antonie Jeep ins Leben gerufen wurden, diese war auch<br />

hier in <strong>Heyen</strong> bei <strong>der</strong> Gründungsversammlung in Saal <strong>der</strong> Gastwirtschaft Wulf anwesend.<br />

Frau Jeep gab damals allen anwesenden Mitglie<strong>der</strong>n das Leitwort mit auf den Weg: „Ich<br />

will jeden Tag etwas Gutes tun, denn ich werde des Weges nie mehr kommen.“ Bei<br />

<strong>der</strong> Gründung waren es ca. 25 - 30 Mitglie<strong>der</strong>. Herr Wilhelm Sporle<strong>der</strong>, damaliger<br />

Bürgermeister, wurde 1. Vorsitzen<strong>der</strong>, Frau Hilde Keller 2. Vorsitzende.<br />

1951 Weitere Ausbildungen folgten 1951. Zu dieser Zeit bestand schon eine kleine Bereitschaft<br />

aus 9 Helferinnen unter Führung von Elfriede Arndt.<br />

1968 Albrecht Rother wurde zum Schriftführer gewählt. Seit dieser Zeit liegen erstmalig<br />

Jahresberichte vor. Karl Sporle<strong>der</strong> löste 1968 Hewig Molzahm in <strong>der</strong> Kassenführung ab.<br />

1969 In dieser JHV des Ortsvereins wurde Hilde Keller 1. Vorsitzende, Wilhelm Hilmer 2.<br />

Vorsitzen<strong>der</strong>. Der vorher bestandene Krankenpflegeverein wurde am 31. Dez. 1968<br />

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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

aufgelöst. Daraus wurden mehrere Mitglie<strong>der</strong> im DRK aufgenommen. Bei <strong>der</strong> Auflösung<br />

dieses Krankenpflegevereins hatte Frau Arndt den Medikamentenschrank übernommen<br />

und sich bereiterklärt, im Bedarfsfall "Erste Hilfe " und Krankenpflege zu leisten.<br />

1972 Frau Gisela Ohm wird zur neuen Schriftführerin gewählt.<br />

1976 Auf <strong>der</strong> JHV 1974 war die Kreisbeauftragte des Jugendrotkreuzes Frau Schreiber aus<br />

Breitenkamp zu Besuch, sie schlug vor, aus <strong>der</strong> bestehenden Bläsergruppe eine<br />

Rotkreuzgruppe zu gründen. Die Bläsergruppe hatte sich, trotz Unterstützung des<br />

Ortsvereins, nicht lange gehalten und wurde 1976 aufgelöst. Die Betreuung des JRK hatte<br />

anfangs Frau Arndt übernommen.<br />

1977 Das JRK bestand aus 39 Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen, die in <strong>der</strong> Gruppe I (18 Jugendliche)<br />

von Lothar Hielscher und in <strong>der</strong> Gruppe II (21 Kin<strong>der</strong>) von Hartmut Ortmann betreut<br />

wurden.<br />

1978 Petra Sporle<strong>der</strong> wurde Gruppenleiterin. Seit Jan. 1978 hat das JRK auch einen<br />

Gruppenraum im Dorfgemeinschaftshaus. In <strong>der</strong> JHV wurden unseren aktiven<br />

Bereitschaftsmitglie<strong>der</strong>n Elfriede Arndt, Ruth Holzbrink und Charlotte Zimpel die<br />

Auszeichnungsspange für über 35 Dienstjahre verliehen. Außerdem wurde Erika Möller die<br />

Auszeichnungsspange für über 25 Dienstjahre verliehen. Die silberne Ehrennadel für<br />

ausgebildete aber nicht mehr aktive Mitglie<strong>der</strong> für mehr als 25jährige Mitgliedschaft<br />

erhielten Hilde Keller, Marie Hollstein, Marie Kleine, Hildegard Bode und Johanna Lübke.<br />

Als Mitglie<strong>der</strong> wurden Frau Luise Becker, Margarete Dragon, Barbara Romahn, Anneliese<br />

Henneke, Ria Heinrichs, Lieselotte Dröge und Herr Dr. Wilhelm Kurlbaum geehrt.<br />

1979 Rüdiger Hollstein übernahm Ende Okt. Gr. I und Silke Brandt Gr. II.<br />

1981 In <strong>der</strong> JHV. am 29.01. 1981 überreichte Oberkreisdirektor i. R. Rudolf Jeep, Mitglied des<br />

DRK-Landespräsidiums, Hilde Keller, für 30jährige Tätigkeit als zweite und erste<br />

Vorsitzende eine Ehrenurkunde für die DRK-Ehrenmitgliedschaft im DRK-Ortsverein<br />

<strong>Heyen</strong>, ausgestellt vom Landesverband Nie<strong>der</strong>sachsen im Auftrag des Präsidiums und<br />

Vorsitzenden Dr. Heinke. Mit dieser beson<strong>der</strong>en Auszeichnung waren aber auch noch<br />

an<strong>der</strong>e Ehrungen für Mitglie<strong>der</strong> mit 25 und mehr Jahren aktiver Treue verbunden.<br />

Kreisgeschäftsführer Kohlstedt überreichte silberne Ehrennadeln an: Elfriede Arndt, Ruth<br />

Holzbrink, Charlotte Zimpel, Erika Möller, Rosemarie Schild und Marie-Luise Meyer. Frau<br />

Keller gehörte jetzt unserem Ortsverein als Ehrenvorsitzende an. In dieser Versammlung<br />

wurde Elfriede Arndt als 1. Vorsitzende gewählt. 2. Vorsitz: Wilhelm Hilmer, Schatzmeister:<br />

Karl Sporle<strong>der</strong>, Schriftführer: Gisela Ohm, Vertreter des JRK: Silke Brandt. Beisitzer:<br />

Renate Peter, Lydia Hage, Anni Meyer, Ruth Holzbrink. Am 13.05.1981 wurde bei <strong>der</strong><br />

Jahreshauptvers. des DRK-Kreisverbandes in Buchhagen unsere Ehrenvorsitzende Hilde<br />

Keller geehrt. Ebenfalls unsere passiven Mitglie<strong>der</strong>: Elfriede Arndt, Ruth Holzbrink, Erika<br />

Möller und Charlotte Zimpel. Silke Brandt ist jetzt alleinige Gruppenleiterin.<br />

1982 Am 27.06.1982 wurde beim Feuerwehrfestumzug zum 1. Mal die von Charlotte Zimpel<br />

gestiftete Rotkreuzfahne mitgetragen.<br />

1985 Bei <strong>der</strong> JHV am 21.03.1985 kandidierte Karl Sporle<strong>der</strong> nach 17 Jahren nicht mehr für das<br />

Amt des Schatzmeisters. Frau Julia Arndt wurde als neue Schatzmeisterin gewählt.<br />

1986 Frau Arndt lässt die Mitglie<strong>der</strong> wissen, dass sie in Zukunft nach 18 Jahren die<br />

Krankenpflege aus familiären Gründen nicht mehr ausüben kann. Dafür ist jetzt die<br />

Sozialstation in Bodenwer<strong>der</strong> zuständig.<br />

1988 Am 27.08. feierten wir das 40jähriges Jubiläum des Ortsvereins.<br />

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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1990 Ehrungen für 50 Dienstjahre im DRK: Arndt, Holzbrink, Zimpel. Ehrungen für 50 Jahre<br />

Mitgliedschaft: Kleine, Lübke, Dröge, Bode. Auf <strong>der</strong> JHV des DRK-Kreisverbandes<br />

Holzminden in Buchhagen wurden diese Damen im großen Rahmen mit Dokumenten und<br />

Auszeichnungsspangen bzw. Broschen in Gold geehrt.<br />

v.l. Marie Kleine, Hildegard Bode, Johanna Lübke, Lieselotte Dröge, Charlotte Zimpel, Ruth Holzbrink, Elfriede Arndt<br />

1992 Am 09.03. wurden 25 Mitglie<strong>der</strong> für 25jährige Mitgliedschaft im DRK-Ortsverein <strong>Heyen</strong><br />

geehrt, die durch eine Werbeaktion des Landesverbandes Hannover 1967 geworben<br />

wurden.<br />

1994 Am 15.03. wurden 21 Mitglie<strong>der</strong> für 25jährige Mitgliedschaft im DRK Ortsverein <strong>Heyen</strong><br />

geehrt, die vorwiegend aus dem Krankenpflegeverein übernommen wurden.<br />

1995 Am 13.03. wurde JRK - Leiterin Silke Notbohm für 15 Jahre geehrt. Am 10.01. wurde die<br />

Senioren-Gymnastik-Gruppe unter <strong>der</strong> Leitung von Hannelore Maaß gegründet.<br />

1997 Als 1. Vorsitzende erhielt Frau Josephin Henneke das Vertrauen. Unsere langjährige<br />

Vorsitzende Frau Elfriede Arndt schied nach 16 Jahren Vorstandsarbeit mit vielen<br />

Dankesbekundungen aus. Ebenfalls ausscheidende langjährige Vorstandsmitglie<strong>der</strong>:<br />

Renate Peter 22 Jahre, Lydia Hage 16 Jahre, Anni Meyer 16 Jahre, Bärbel Meißner 9<br />

Jahre.<br />

1998 zählte unser Ortsverein 120 Mitglie<strong>der</strong>. Am 05.06. war <strong>der</strong> 1. öffentliche Auftritt <strong>der</strong><br />

Gymnastik-Gruppe in Buchhagen beim Treffen aller DRK-Gymnastik- u. Tanzgruppen des<br />

Kreises Holzminden. Am 11.07. feierten wir das 50jährige Bestehen des DRK-Ortsvereins<br />

<strong>Heyen</strong> rund um das Dorfgemeinschaftshaus. Kreisgeschäftsführer Münstermann ernennt<br />

die Frau <strong>der</strong> 1. Stunde, Elfriede Arndt, zum Ehrenmitglied des DRK-Ortsvereins <strong>Heyen</strong>.<br />

1999 Am 25.09. hat die Gymnastik-Gruppe an einer Großveranstaltung für Seniorengymnastik<br />

und -tanz in <strong>der</strong> Stadionsporthalle in Hannover teilgenommen (ca. 4000 Teilnehmer).<br />

2000 Herr Holtz (Kreisgeschäftsführer DRK) wird die beson<strong>der</strong>e Ehre zuteil, langjährige<br />

Mitglie<strong>der</strong> zu ehren: Die große Ehrennadel in Gold mit Treue-Urkunde für 60jährige<br />

Zugehörigkeit erhielten: Elfriede Arndt, Ruth Holzbrink, Charlotte Zimpel, Marie Kleine,<br />

Lieselotte Dröge. Außerdem finden dieses Jahr wie<strong>der</strong> Neuwahlen statt. Die 1. Vorsitzende<br />

J. Henneke und die 2. Vorsitzende S. Wiemann u. die Schriftführerin G. Ohm werden<br />

wie<strong>der</strong>gewählt. Schatzmeisterin Julia Arndt steht nach 15 Jahren für dieses Amt nicht mehr<br />

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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

zur Verfügung. Karin Zieseniß wird als neue Schatzmeisterin gewählt. Als Beisitzerinnen<br />

werden im Block einstimmig wie<strong>der</strong>gewählt: Dagmar Kliche, Birgit Lindemann, Doris<br />

Lindemann und Edeltraud Schmidt. Neu dazu kommt Julia Arndt.<br />

2002 Frau Gisela Ohm wird für 30jährige Schriftführer-Tätigkeit geehrt. Im August findet ein<br />

Joga-Kurs unter <strong>der</strong> Leitung von Frau Maaß für DRK-Mitglie<strong>der</strong> und an<strong>der</strong>e Interessierte<br />

statt.<br />

2003 Bei <strong>der</strong> JHV nimmt die 2. Vorsitzende Susanne Wiemann das Amt <strong>der</strong> Schriftführerin in<br />

Personalunion an, da Frau Gisela Ohm dafür nicht mehr zur Verfügung steht. Gisela Ohm<br />

wird als neue Beisitzerin gewählt.<br />

Die "Rote Kreuz" - Gruppe ist in all den Jahren ihres Bestehens sehr aktiv gewesen und ist es<br />

immer noch. Regelmäßig werden Blutspenden durchgeführt (2 mal jährlich). Seit 1968 machen wir<br />

mit unseren Senioren eine Busfahrt. Dieses Jahr fand die Fahrt erstmals im Dezember statt, da <strong>der</strong><br />

Weihnachtsmarkt in Uslar und ein Ausflugslokal in Volpriehausen besucht wurden. Früher wurden<br />

auch Theaterbesuche organisiert. Außerdem werden zweimal im Jahr Altklei<strong>der</strong> gesammelt. Sehr<br />

beliebt sind auch die Fahrradtouren. Dieses Jahr ging es zur Hämelschenburg. Jedes Jahr am<br />

Samstag vor dem 3. Advent werden die Mitglie<strong>der</strong> und Senioren zu einer gemütlichen Adventfeier<br />

eingeladen. Vorträge wurden organisiert und Fahrten zur Versuchsküche nach Wesertal<br />

unternommen. Die Frühjahrs- und Herbstsammlungen werden durchgeführt. Erste Hilfe Kurse und<br />

Kurse über Krankenpflege wurden angeboten. Bei runden Geburtstagen wird den Mitglie<strong>der</strong>n<br />

gratuliert und ein Besuch abgestattet. Jedes Mitglied bekommt an seinem Geburtstag eine Karte.<br />

Außerdem engagiert sich die Ortsgruppe immer wie<strong>der</strong> für soziale Dinge wie z.B. die Aktion<br />

"Kin<strong>der</strong> in Not". Dazu wurde ein Bazar veranstaltet. Vorher fanden zahlreiche Bastelnachmittage<br />

statt. Durch den Bazar konnte ein stattlicher Scheck übergeben werden. In diesem Jahr wurde die<br />

Aktion "Weihnachten im Schuhkarton" unterstützt.<br />

Die Seniorentanzgruppe ist auch sehr rührig und erfreut immer wie<strong>der</strong> mit ihren Tänzen. Am<br />

dörflichen Vereinsgeschehen nimmt das DRK gerne teil sei es z.B. an Umzügen o<strong>der</strong> Ausrichten<br />

von Kaffeetafeln usw. und es ist immer zur Stelle wenn Hilfe gebraucht wird.<br />

Das JRK bastelt und spielt nicht nur bei den Gruppentreffen son<strong>der</strong>n lernt Verbände anlegen und<br />

sonstige Dinge in "Erster Hilfe". Sie sammeln für das Müttergenesungswerk. Früher richteten sie<br />

gemeinsam mit dem Kin<strong>der</strong>spielkreis Kin<strong>der</strong>feste aus. Die Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen machen<br />

zusammen Fahrten und Ausflüge.<br />

17.8 Der Gemischte Chor<br />

1946 gründete Lehrer Rothkamp einen Jugendchor. Er konnte nur kurze Zeit den Chor leiten.<br />

Wegen einer Erkrankung musste er aufgeben und zog nach Hameln. Sein Nachfolger wurde<br />

Herbert Kupfer. Nach Unterlagen von Kurt Wiemann gehörten folgende Personen diesem<br />

Gemischten Chor <strong>Heyen</strong> an:<br />

Sopran: Dahm, Ruth Fischer, Helene Lenzewski, Gertrud<br />

Lindemann, Magdalene Maywald, Ottilie Schureg, Hanna<br />

Sörgel, Ruth Sporle<strong>der</strong>, Grete Spraktis, Johanne<br />

Tiele, Eleonore Winkler, Hanna<br />

Alt: Battmer, Anneliese Klocker, Ilse Mathieu, Renate<br />

Schilde, Gerda Sorge, Frieda Sporle<strong>der</strong>, Johanne<br />

Tenor: Borsch, Bertold Gemballa, Karl Köhls, Willi<br />

Kranich, Ewald Lindemann, Wilhelm Peleikis, Erwin<br />

Rother, Albrecht Wiegand, August Wiegand, Otto<br />

- 206 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Bass: Battmer, Friedrich Bönisch, Franz Kienitz, Proth<br />

Meyer, Fritz Meyer, Werner Meyer, Wilhelm<br />

Möller, Helmut Müller, Fritz Schultze, Wilhelm<br />

Sporle<strong>der</strong>, Helmut Sporle<strong>der</strong>, Karl Wiemann, Hermann<br />

Wiemann, Kurt<br />

Die Vorstandswahl am 11.04.1948 hatte folgendes Ergebnis:<br />

1. Vorsitzen<strong>der</strong>: Friedrich Battmer Schriftführer: Kurt Wiemann<br />

2. Vorsitzende: Gertrud Hillmer Kassenverwalter: Karl Sporle<strong>der</strong><br />

Notenwartin: Renate Mathieu<br />

Es wurden nach und nach 25 alte deutsche Volkslie<strong>der</strong> eingeübt und gesungen. Die Noten dazu<br />

mussten zunächst auf vorgedrucktem Notenpapier geschrieben werden. Die Spielgruppe des<br />

Gemischten Chores verfügte über weitere Mitglie<strong>der</strong>. Aus 1948 liegen noch die Programme von 3<br />

Theateraufführungen mit folgenden Terminen vor: 25.01.48 - 25.04.48 - 07.11.48 Die hierzu<br />

festgehaltene Kritik weist u.a. auf den großen Beifall hin, den Proth Kienitz, Berthold Borsch, Otto<br />

Wiegand und Herbert Kupfer beim Publikum erzielten.<br />

Bei einer Theateraufführung von Einaktern am 25.01.48 wirkten mit: Friedrich Battmer, Kurt<br />

Wiemann, Renate Mathieu, Berthold Borsch, Karl Sporle<strong>der</strong>, Wilhelm Meyer, August Wiegand,<br />

Hermann Wiemann, Otto Wiegand, Wilhelm Schultze, Gerda Schilde, Anneliese Battmer, Helmut<br />

Sporle<strong>der</strong>, Eleonore Tiele, Otti Maywald, Gertrud Lenzewsky, Karl Gemballa, Hermann Fredebold,<br />

Ilse Klocker und Proth Kienitz.<br />

Der Gemischte Chor konnte sich auf Dauer nicht halten, weil viele Mitglie<strong>der</strong> durch Heirat,<br />

Berufswahl usw. aus <strong>Heyen</strong> fortzogen.<br />

17.9 Turn- und Sportverein „Frischauf“ <strong>Heyen</strong> von 1922 e.V.<br />

Der alte Verein<br />

(Friedel Peter)<br />

Bannerweihe<br />

6. Mai 1923<br />

Hinten stehend von<br />

links: Karl Bock, Karl<br />

Tiele, Fritz Sorge,<br />

August Sorge, Friedrich<br />

Flentje, Karl Sporle<strong>der</strong>.<br />

Mittlere Reihe von links:<br />

Hermann Sorge,<br />

Wilhelm Brockmann,<br />

August Peter, Karl<br />

Möller.<br />

Vorne sitzend:<br />

Erich Zieseniß, Gustav<br />

Flentje, Wilhelm Tiele<br />

Ein Protokollbuch aus <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Vereinsgründung ist nicht mehr vorhanden. Die Vereinsfahne<br />

aus dem Gründungsjahr 1922 ist noch vorhanden. Die Vereinsgrün<strong>der</strong> sind auf einem Foto bei <strong>der</strong><br />

Fahnenweihe am 6. Mai 1923 festgehalten.<br />

- 207 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Nach dem Spruch von Turnvater Jahn „In einem gesunden Körper ist auch ein gesun<strong>der</strong> Geist“<br />

wollten sich einige Männer sportlich betätigen. Die Turnübungen fanden auf dem Saal <strong>der</strong><br />

Gastwirtschaft Pieper statt. Für das Geräteturnen fehlte das Geld zur Anschaffung <strong>der</strong> Turngeräte.<br />

Das Turnen wurde nach kurzer Zeit eingestellt.<br />

Für das Fußballspielen fehlte die nötige Wiese. Die Landwirte hatten kein Verständnis für Fußballspiele<br />

am Sonntag, kamen doch Montags Knechte öfter mit Muskelkater o<strong>der</strong> lädierten<br />

Körperteilen zur Arbeit. So war es nicht einfach einen geeigneten Spielplatz zu finden. Der<br />

Landwirt Friedrich Wilhelm stellte nach einigen Gesprächen einen Platz auf dem Weinberg zur<br />

Verfügung. Sollte das Gras zur Abweidung <strong>der</strong> Tiere genutzt werden, mussten die beweglichen<br />

Tore auf einer abgeweideten Wiese aufgestellt werden. So mancher Spieler hatte mit den<br />

Hinterlassenschaften <strong>der</strong> Tiere mehr zu kämpfen als mit dem Fußball.<br />

Es wurde an den Meisterschaftsspielen und an Fußballturnieren teilgenommen. 1926 wurde in<br />

Bremke ein Fußballturnier besucht. Am 28.02.1926 wurde in Polle gegen den F.C. Polle gespielt:<br />

0:2. Bei einem Fußballturnier in Wallensen wurde mitgespielt. Zu den Spielen nach auswärts<br />

musste mit Fahrrä<strong>der</strong>n gefahren werden.<br />

Bei Beginn des II. Weltkrieges wurden die Fußballspiele eingestellt, aber schon 1946 wurde zu<br />

einem Spiel in Bremke mit Trecker und Anhänger gefahren. Der Fußballverein erlebte einen<br />

großen Aufschwung. Es gab eine Jungend, eine Erste und eine Zweite Mannschaft., ab 1950 eine<br />

Schülermannschaft. Ich hatte das Glück 1952 an einer 14 Tage dauernden Fußballschule in<br />

Barsinghausen teilzunehmen.<br />

Stehend von links: Herbert Hinze, August Sorge (Vereinsgrün<strong>der</strong> von 1922), Gustav Fischer, Heinrich Bode, Wilhelm Hilmer.<br />

Knieend: Bruno Welz (Pastor in <strong>Heyen</strong>), Hermann Schaper, Gerhard Arndt. Vorne sitzend: Gerhard Schramm,<br />

Friedrich Sorge (Vereinsgrün<strong>der</strong> von 1922 und Vorsitzen<strong>der</strong>), Heinrich Willmer.<br />

Bei einem Pokalturnier in Bodenwer<strong>der</strong> wurde die I Mannschaft Pokalsieger. 1949 bekam <strong>der</strong><br />

Fußball <strong>der</strong> Fußballverein einen Sportplatz. Bei <strong>der</strong> Einweihung des neuen Sportplatzes fand ein<br />

Pokalturnier statt. Als Auflockerung <strong>der</strong> Veranstaltung spielte eine alte Herrenmannschaft. In<br />

dieser Mannschaft spielten.<br />

Zu diesem Spiel ein mündlicher Bericht von Wilhelm Hilmer, <strong>der</strong> eine Kriegsverletzung hatte:<br />

„10 Minuten nach Spielbeginn ging ich zum Schiedsrichter: Sie müssen abpfeifen, ich habe mein<br />

Glasauge verloren, das müssen wir suchen. Nach weiteren 10 Minuten hatte die Sucherei Erfolg<br />

und das Spiel konnte weitergehen.“<br />

- 208 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Einen großen Erfolg konnte die I Mannschaft 1951 feiern, als sie in ihrer Spielklasse Kreismeister<br />

wurde.<br />

Stehend von links: Friedrich Sorge, Siegfried Grawun<strong>der</strong>, Josef Schlüter, Wöstmann, Willi Fischer, Josef Bertram, Fitz Sorge,<br />

Ewald Kranich, Rudolf Schönheit, Hermann Schumann, Kwittek. Kniend v. l.: Wilhelm Waßmann, Josef Rudoll, Willi Grawun<strong>der</strong>.<br />

Vor <strong>der</strong> ehemaligen <strong>Gemeinde</strong>verwaltung bei Famillie Sorge.<br />

Als Mitte <strong>der</strong> 50iger Jahre viele Spieler beruflich sich verän<strong>der</strong>ten und aus <strong>Heyen</strong> wegzogen und<br />

einige Spieler sich an<strong>der</strong>en Vereinen anschlossen, musste <strong>der</strong> Vorstand den Spielbetrieb<br />

abmelden und den Fußballclub auflösen.<br />

Die Wie<strong>der</strong>gründung 1982 - 1991<br />

(Jürgen Tiele)<br />

Am 26.11.1982 erfolgte die Wie<strong>der</strong>gründung des Turn- und Sportvereins <strong>der</strong> ursprünglich 1922 ins<br />

Leben gerufen und in den 50er Jahren „eingeschlafen“ war. Es begann mit <strong>der</strong> Spende einer<br />

Tischtennisplatte durch die <strong>Gemeinde</strong> 1980, um die sich schnell eine Trainingsgemeinschaft von<br />

„Hobby-Ping-Pong-Spielern“ (Zitat: Dieter Pude) versammelte. Der am Gartenweg geschaffene<br />

„Bolzplatz“ ermöglichte den Fußballern die Ausrichtung von Turnieren mit „Hobby- und<br />

Thekenmannschaften“. Eine aktive Damenturngruppe geleitet von Elsbeth Tiele, fand den Weg in<br />

den neuen Verein.<br />

Der Verein entwickelte sich sehr positiv, so stieg die Mitglie<strong>der</strong>zahl von 48 bei <strong>der</strong><br />

Gründungsversammlung über 88 bei <strong>der</strong> ersten Jahrenshauptversammlung auf über 100<br />

Mitglie<strong>der</strong> im Jahr 1986. Zahlreiche Aktivitäten wurden bereits 1983 durch den TSV neu in das<br />

Dorfleben eingebracht; genannt seien hier das „Spiel ohne Grenzen“ für die Heyer Vereine, mit<br />

dem von Wilhelm Lindemann gemalten Wappenpuzzle und <strong>der</strong> „Volks- und Trimmlauf“.<br />

Im sportlichen Bereich wurde in <strong>der</strong> Sparte Tischtennis mit dem Kauf eines 2ten Tisches schnell<br />

eine Anzahl von 20 Jugendlichen gewonnen, die unter Leitung von Dieter Pude das Spiel mit dem<br />

kleinen weißen Ball erlernten. Bereits im Herbst 1984 nahmen jeweils eine Mädchen- und<br />

Jungenmannschaft am Punktspielbetrieb im Kreis Holzminden teil. In <strong>der</strong> Saison 1989/1990 waren<br />

5 Mannschaften (Damen, Herren, Jungen, Schüler und Schülerinnen) zur Punktejagd gemeldet.<br />

Herausragende Athletin <strong>der</strong> Sparte Tischtennis war von 1982 bis 1990 Katrin Meyer. Neben<br />

zahlreichen Vereinsmeistertiteln, Auszeichnungen als Sportlerin des Jahres 1984, 1989 sowie <strong>der</strong><br />

Mädchenmannschaft 1988, gewann sie sowohl im Mädchen-, als auch im Jugend- und<br />

Damenbereich zahlreiche Titel auf Kreisebene. Höhepunkte waren die Kreismeisterschaft <strong>der</strong><br />

- 209 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Mädchen in <strong>der</strong> Kreisliga 1987/1988 (Katrin Meyer, Simone Steffen, Ute Steinhoff, Janina Lutter<br />

und Carmen Lachmann) und die Meisterschaft in <strong>der</strong> Damenkreisklasse 1988/1989 (Katrin Meyer,<br />

Simone Steffen, Ute Steinhoff, Elke Steinhoff).<br />

Mit einer Herrenmannschaft wurde zur Saison 1984/1985 <strong>der</strong> Punktspielbetrieb in <strong>der</strong> Sparte<br />

Fußball aufgenommen. „Heimspielort“ in <strong>der</strong> Kreisklasse B war <strong>der</strong> Sportplatz im Kälbertal in<br />

Bodenwer<strong>der</strong>. Die Trikots dazu wurden gestiftet von <strong>der</strong> Firma Akupunkt-Massage nach Penzel.<br />

Die beste Platzierung während des 3jährigen Spielbetriebs gelang in <strong>der</strong> Saison 1985/1986 mit<br />

dem fünften Tabellenplatz. Erinnert sei hier an die treuestens Fans Hermann Möller und Georg<br />

Schild, die bei nahezu jedem Spiel dabei waren. Aber auch Rolf Hilmer und Friedrich Keller<br />

(Spartenleiter), Jochen Ortmann (Schiedsrichter) und Uwe Hilmer (Betreuer) verdienen es. Als<br />

Spieler seien erwähnt Henning und Dietrich Scharpenberg (Sportler des Jahres 1985), Bernd<br />

Ahrens und zeitweise 4 mal Keller (Hartmut, Rolf, Matthias und Frank).<br />

Stehend v.l.: Ralf Bäsmann, Matthias Keller, Thorsten Bartnik, Frank Keller, Rolf Hilmer, Dietrich Scharpenberg,<br />

Bernd Ahrens, Joachim Ortmann. Hockend v.l.: Jürgen Tiele, Rolf Keller, Siegfried Manzke<br />

Durch persönliche Verän<strong>der</strong>ungen (Beruf, Heirat, Kin<strong>der</strong> und Wegzug), aber auch einer sich än<strong>der</strong>nden<br />

Lebenskultur (Fernsehen, Video, Disco usw.) wurde <strong>der</strong> Verein am 22.5. 1991 aufgelöst.<br />

17.10 Gesangverein <strong>Heyen</strong><br />

(Friedel Peter)<br />

Es hat schon vor 1920 einen Zusammenschluss sangesfreudiger Männer gegeben. Diese Singgemeinschaft<br />

war nicht als Verein eingetragen und sang auch nicht regelmäßig. Sangesfreunde<br />

waren Vollmeier, Halbmeier und Großköthner. Dirigent war Lehrer Schulze. Als nach dem Krieg<br />

1914 – 1918 einige Arbeiter mitsingen wollten wurde ihnen das verweigert. Sie gründeten darauf<br />

hin am 10.11.1920 einen Verein. Dieser Verein wurde bei dem deutschen Sängerbund angemeldet<br />

und bekam eine Vereinssatzung. Er nannte sich: Männergesangverein Lie<strong>der</strong>kranz<br />

Bei <strong>der</strong> Gründung des Vereins fanden sich 17 Sangesbrü<strong>der</strong> bereit Singabende regelmäßig zu<br />

besuchen. Erster Vorsitzen<strong>der</strong> wurde Hermann Möller (Haus Nr. 77). Als Schriftführer fand sich<br />

Friedrich Hartmann bereit das Amt zu übernehmen. Zum Kassierer wurde Wilhelm Hilmer gewählt<br />

– in <strong>der</strong> beginnenden Inflationszeit keine leichte Aufgabe. Einige Zahlen aus dieser Zeit können<br />

das beweisen:<br />

Im Jahr 1921 erhielt <strong>der</strong> Dirigent 100,00 Mark.<br />

Im Jahr 1922 erhielt <strong>der</strong> Dirigent: 500,00 Mark.<br />

Im Jahr 1923 wurde eine Vereinsfahne bei Malermeister Bedey<br />

und Söhne für 65.000,00 Papiermark bestellt.<br />

- 210 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Eine wichtige Person im Musikverein ist <strong>der</strong> musikalische Leiter. Für diese Aufgabe konnten die<br />

Sangesbrü<strong>der</strong> den Musiker Karl Sorge, auch aus <strong>Heyen</strong>, gewinnen. Karl Sorge leitete mit Umsicht<br />

und Können diese Aufgabe bis in die 50iger Jahre.<br />

Danach folgten die Lehrer Lampe, Koch, Kupfer und Weber, die Musiker Neumann und Meyer, bis<br />

Lehrer Kupfer das Amt des Dirigenten für längere Zeit von 1964 bis 1974 übernahm. Von 1975 bis<br />

1988 stand Lehrer Haase dem Verein als Dirigent zur Verfügung.<br />

Die Vereinsfahne wurde in den Grundfarben Schwarz, Rot und Gold gefertigt. Die Jahreszahl <strong>der</strong><br />

Vereinsgründung 1920, <strong>der</strong> Fahnenweihe 1923 und <strong>der</strong> Leitspruch des Gesangvereins: „Sind wir<br />

von <strong>der</strong> Arbeit müde, ist noch Kraft zu einem Liede“ sind eingestickt.<br />

Bereits im Jahre 1927 hatte <strong>der</strong> Verein 33 aktive Sänger. Zu den geselligen Höhepunkten zählte<br />

im Winter das Tanzvergnügen. In den 30iger Jahren wurden bei diesen Tanzvergnügen mit viel<br />

Erfolg einige Theaterstücke aufgeführt.<br />

Nach 1945, als viele Personen aus den zerbombten Städten des Rheinlandes in <strong>Heyen</strong> Zuflucht<br />

und Notunterkunft gefunden hatten, haben Kappenfeste und Karnevalveranstaltungen<br />

stattgefunden. Zum 30, 40, 50 und 60-jährigen Bestehen wurden gut besuchte Zeltfeste gefeiert.<br />

Ein aufregendes Jahr war 1939. Die Vereinsfahne (Schwarz, Rot, Gold) sollte auf „Führerbefehl“ in<br />

Schwarz, Weiß und Rot geän<strong>der</strong>t werden. Das sollte aber nach dem Willen <strong>der</strong> Sänger auf keinen<br />

Fall geschehen. Aus diesem Grund musste die Fahne jede 2te Nacht bei einem an<strong>der</strong>en<br />

Sangesbru<strong>der</strong> übernachten. So bekamen die Abholer <strong>der</strong> Fahne jedes Mal zu hören: „Eck hebbe<br />

se nicht“. Als diese Angelegenheit doch zu brenzlig wurde, blieben die beiden letzten<br />

Herbergseltern (A. P. und H. S.) zwei Nächte auf Ihrer Arbeitsstelle (Steinbruch) und die Fahne<br />

wurde abgeholt. Nach 1945 kam die Fahne, zur Freude <strong>der</strong> Sangesbrü<strong>der</strong>, wie<strong>der</strong> im alten,<br />

unverän<strong>der</strong>ten Zustand zum Vorschein.<br />

Am 9.12.1939 wurden die Singabende, aus Mangel an aktiven Sängern, bedingt durch die<br />

Einberufung zum Militär, bis auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Bei <strong>der</strong> ersten<br />

Jahreshauptversammlung nach dem Krieg am 11.10.1947 wurde den im Krieg gefallenen<br />

Sangesbrü<strong>der</strong>n Heinrich Schmidt, Robert Grupe und Friedrich Willmer in einer Trauerminute<br />

gedacht. Unter Punkt 4 wurde beschlossen: „Die Singabende sollen am 18.10.1947 wie<strong>der</strong><br />

beginnen.“<br />

Gesangverein auf dem Feuerwehrfest 1958<br />

- 211 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Große Nachwuchssorgen hatte <strong>der</strong> Verein in den 60iger Jahren. So beschlossen die Sänger auch<br />

Frauen in ihren Verein aufzunehmen. Am 7.11.1964 wurde aus dem Männergesangverein<br />

Lie<strong>der</strong>kranz ein Gemischter Chor Lie<strong>der</strong>kranz. Zehn Jahre später wurde, wie<strong>der</strong> wegen wenig<br />

aktive Mitglie<strong>der</strong>, mit Linse und Buchhagen eine Singgemeinschaft eingegangen. Diese<br />

Singgemeinschaft dauerte von 1975 bis 1988. Auf <strong>der</strong> Jahreshauptversammlung am 16. Januar<br />

1988 wurde beschlossen, den Gemischten Chor Lie<strong>der</strong>kranz wegen zu wenig aktiven Sängerinnen<br />

und Sängern ruhen zu lassen.<br />

Das Protokollbuch und die Vereinsfahne wurden im <strong>Gemeinde</strong>büro abgegeben.<br />

- 212 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

18 Wirtschaft in <strong>Heyen</strong> – Handel und Handwerk<br />

18.1 Die Handwerker in <strong>Heyen</strong><br />

(Hermann Wiemann)<br />

Fast alle einheimischen<br />

Einwohner, ob Handwerker,<br />

Steinbruch-,<br />

Werft- o<strong>der</strong> Landarbeiter,<br />

bewirtschafteten bis in<br />

die Nachkriegszeit einige<br />

Morgen eigenes Land<br />

o<strong>der</strong> Pachtland <strong>der</strong><br />

Kirche. Die Erträge<br />

dieses Nebenerwerbs<br />

reichten für die Selbstversorgung<br />

mit<br />

Kartoffeln, Brotgetreide<br />

und Futter für die<br />

Haustiere aus. Die<br />

Wegrän<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Feldmark<br />

waren verpachtet<br />

und wurden für Ziegen<br />

und an<strong>der</strong>e Haustiere<br />

gemäht. Wer nicht selbst<br />

mit Pferden o<strong>der</strong> Kühen<br />

Alte Schmiede Battmer vor dem 2ten Weltkrieg, abgerissen Ende 1970<br />

wirtschaften konnte, ließ die Bestellungsarbeiten von Bauern verrichten. Als Gegenleistung<br />

konnten die Bauern Hilfe bei den Erntearbeiten erwarten. Wer in <strong>der</strong> Ernte die<br />

Lohndreschmaschine <strong>der</strong> Fa. Scharpenberg benutzen wollte, musste die Zeit rechtzeitig auf einer<br />

Schiefertafel neben <strong>der</strong> Dreschmaschine anschreiben. Bargeld war knapp, es wurde wenig<br />

verdient. Das Anschreiben beim Bäcker, die umständliche Verrechnung Brot-Mehl-Roggen wurde<br />

erst in den Nachkriegsjahren aufgegeben.<br />

Schmiedemeister Battmer bewirtschaftete mit zwei Pferden einen Kötnerhof, Schnei<strong>der</strong>meister<br />

Sporle<strong>der</strong> und Stellmachermeister Reese ackerten mit Kühen. Battmer schrieb seine Rechnungen<br />

am Jahresende zwischen Weihnachten und Neujahr, wenn die Schmiede geschlossen blieb. Die<br />

Bauern bezahlten Rechnungen in <strong>der</strong> Regel erst nach <strong>der</strong> Ernte, wenn sie das mit <strong>der</strong><br />

Dreschmaschine gedroschene Getreide, Kartoffeln und Rüben verkaufen konnten. Stellmacher,<br />

Schuhmacher, Sattler und Schnei<strong>der</strong> mussten oft bis nach <strong>der</strong> Ernte warten, bis ihre For<strong>der</strong>ungen<br />

beglichen wurden. Daher kommt wohl auch das Sprichwort: ,,Herein, wenn es kein Schnei<strong>der</strong> ist’’.<br />

Die Handwerker waren bemüht, sich billige Arbeitskräfte zu beschaffen, die bei ihnen Kost und<br />

Unterkunft erhielten und nicht viel Bargeld verdienten. Früher half <strong>der</strong> Pastor Lehrlinge aus einem<br />

kirchlichen Waisenhaus zu vermitteln. In einem Kirchenbuch <strong>der</strong> Pfarre <strong>Heyen</strong> ist folgen<strong>der</strong> Antrag<br />

aufgezeichnet:<br />

An den Vorstand <strong>der</strong> Pestalozzistiftung zu Hannover:<br />

...beehre ich mich die ergebenste Mitteilung zu machen, das zu Ostern 1888 <strong>der</strong><br />

Schmied Heinrich Battmer und <strong>der</strong> Schnei<strong>der</strong> Heinrich Sporle<strong>der</strong> hierselbst, jener<br />

einen Schmiedelehrling dieser einen Schnei<strong>der</strong>lehrling, aus den Zöglingen <strong>der</strong><br />

Pestalozzistiftung zu haben wünschen und erlaube ich mir, die Bitte auszusprechen<br />

falls sich zu Ostern 1888 solche finden, die die betreffenden Handwerke lernen wollen,<br />

das Begehren <strong>der</strong> genannten Handwerksmeister zu berücksichtigen.<br />

<strong>Heyen</strong>, d. 21.11.87 Hochachtungsvoll und ergebenst<br />

A. Runge, Pastor<br />

- 213 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Im Jahre 1951 lernten im Landmaschinenbetrieb Keller fünf, in <strong>der</strong> Schmiede Battmer zwei und in<br />

<strong>der</strong> Stellmacherei Reese drei Lehrlinge. Im gleichen Zeitraum sind noch folgende Handwerker zu<br />

nennen: Bäckereien Wilhelm und Karl Baxmann, Malerbetriebe Lindemann und Steinbrink,<br />

Dachdeckerei Mönkemeyer, Tischlerei Fischer, Gärtnerei Sporle<strong>der</strong>, Sattlerei August Maaß,<br />

Schuhmacher August Sorge und Heinrich Willmer, Frisör Flentge, Schnei<strong>der</strong>innen Marta und<br />

Liesbeth Sagebiel und Schmiedemeister Schramm, <strong>der</strong> in Esperde baute und dort eine Schmiede<br />

einrichtete. Fritz Sorge verkaufte und reparierte u.a. Fahrrä<strong>der</strong>. Auch Heinrich Keller verdiente sein<br />

Geld als Fahrlehrer, auch er reparierte und verkaufte Fahrrä<strong>der</strong>, aber auch Motorrä<strong>der</strong>. Letztlich<br />

müssen auch die Hausschlachter im Nebenerwerb Fritz Möller, Rudi Schönheit und später<br />

Friedrich Willmer genannt werden.<br />

In <strong>der</strong> Kriegs- und Nachkriegszeit wurde fast nur mit Holz geheizt und gekocht. Die Bauern<br />

verfügten über Kreissägen mit denen das Brennholz geschnitten wurde. Wer keine Kreissäge<br />

hatte, vereinbarte mit dem selbstständigen Zimmermann Hermann Möller (Säge-Möller) einen<br />

Termin. Er kam dann mit einer selbstgebauten fahrbaren Bandsäge, die von einem alten Deutz-<br />

Motor angetrieben wurde. Seine erste fahrbare Säge hatte kein Getriebe. Die Schaltung bestand<br />

aus einem Hebel, <strong>der</strong> den Treibriemen vom Leerlauf auf die Riemenscheiben <strong>der</strong> Säge o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Hinterachsenantriebswelle drückte. Im Oberdorf musste immer ein Helfer einen Klotz zur Hand<br />

haben, damit das Gefährt beim Anhalten nicht zurück lief. In den Nachkriegsjahren bekam das<br />

Fahrzeug einen an<strong>der</strong>en Unterbau mit Getriebe und Bremse.<br />

18.2 Die Steinbrüche<br />

(Reinhard Meyer)<br />

Wie es erdgeschichtlich zu den<br />

Buntsandstein-Aufschichtungen in <strong>der</strong><br />

<strong>Heyen</strong>er Gemarkung gekommen ist,<br />

lässt sich im wissenschaftlichen Bericht<br />

von Dr. Jochen Lepper, Hannover,<br />

nachlesen.<br />

Die Steinbrüche am Südhang des<br />

Weserberges waren <strong>der</strong> Rohstofflieferant<br />

für die steinverarbeitenden<br />

handwerklichen Kleinindustriebetriebe.<br />

Die Steinbrüche wurden von <strong>der</strong><br />

Forstgenossenschaft <strong>Heyen</strong> an die<br />

Arbeiter im Steinbruch mit ihrem Handwerkszeug<br />

Betreiber jeweils auf Zeit verpachtet.<br />

Eine Fläche von 7 ha umfasste das Steinbruch-Areal. 8 bis 10 v.H. des erzielten Umsatzes betrug<br />

<strong>der</strong> Pachtzins. Eine Bedingung des Pachtvertrages war, dass sich die Pächter verpflichten<br />

mussten, den Steinbrucharbeiter in den Sommermonaten für Erntearbeiten bei den Bauern<br />

freizustellen.<br />

Im Protokollbuch <strong>der</strong> Forstgenossenschaft ist nachzulesen, dass 1925 eine Verpachtung an J.<br />

Davin, Linse, erfolgte. 1939 wurde an August Loges, Friedrich Sporle<strong>der</strong> und Heinrich Flentje,<br />

jeweils aus <strong>Heyen</strong>, verpachtet. Ein Steinbruch wurde an Friedrich Flentje aus Kemnade<br />

verpachtet.<br />

Die an den steilen Berghängen gebrochenen Felsblöcke wurden zu Gehwegplatten und<br />

Pflastersteinen verarbeitet. Außerdem waren Mauersteine und Mauerverblen<strong>der</strong> sehr begehrte<br />

Steinprodukte. Der Abtransport <strong>der</strong> Fertigprodukte erfolgte mit Loren über eigens hierfür verlegte<br />

Feldbahngleise, im Steinbruch und am Weserhang. Anfangs wurden die Steine auf Schiffe<br />

verladen und bis nach Bremen geliefert. Zuletzt nutzte man den beweglicheren LKW -<br />

Abtransport.<br />

- 214 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Um 1950 bot die hiesige Steinbruchindustrie viele Arbeitsplätze. Die Steinbrucharbeiter wurden<br />

täglich von Ihren Frauen, in den Ferien von ihren großen Kin<strong>der</strong>n, mit Mittagessen versorgt. Im<br />

Henkelmann brachte man die Portionen zur Mittagspause in den Steinbruch.<br />

Auch Luise S. brachte eines Tages ihrem<br />

Vater das Mittagessen zu Fuß in den<br />

Steinbruch. Zusammen mit an<strong>der</strong>en<br />

Kin<strong>der</strong>n hatte sie großen Spaß an diesem<br />

Pflichtgang. Der Henkelmann wurde gern<br />

um die Hand durch die Luft geschleu<strong>der</strong>t.<br />

Dabei löste sich plötzlich <strong>der</strong> Deckel vom<br />

Topf und <strong>der</strong> stets so schmackhafte<br />

Linseneintopf landete im Eichenlaub.<br />

Schnell sammelte Luise die Suppe mit<br />

beiden Händen wie<strong>der</strong> auf. Es blieb nicht<br />

aus, dass auch reichlich Eichenlaub mit in<br />

den Topf gelang. Abends erkundigte sich<br />

Mutter Minna bei ihrem Mann Ludwig nach<br />

dem Mittagessen. Ludwig daraufhin: die<br />

Linsen haben wie<strong>der</strong> sehr gut geschmeckt. Aber das nächste Mal musst du nicht so viele<br />

Lorbeerblätter mitkochen.<br />

In unregelmäßigen Abständen<br />

fanden die Steinbrucharbeiter<br />

noch Zeit, sich mit<br />

ihren Frauen auf Ausflügen<br />

von <strong>der</strong> harten Arbeit zu<br />

erholen. So fanden Busfahrten<br />

statt, von denen<br />

eine nach Hamburg führte.<br />

Als die großen Firmen in<br />

Bodenwer<strong>der</strong>, Hameln und<br />

Umgebung expandierten,<br />

lockten sie auch die Steinbrüchler<br />

mit hohen Löhnen<br />

und leichterer Arbeit aus<br />

<strong>Heyen</strong> in ihre Betriebe.<br />

Betriebsausflug <strong>der</strong> Steinbruchbelegschaft<br />

Es kam zu großen Produktions- und Absatzschwierigkeiten. Die Betonindustrie konnte Gehwegplatten<br />

und Mauersteine in großen Mengen viel preiswerter produzieren. Die Natursteinprodukte<br />

waren bald nicht mehr gefragt. Seit etwa 1970 werden in <strong>Heyen</strong> keine Steine mehr gebrochen.<br />

Ein Wellenstein vom Weserhang des „Heiligen Berges“, gefunden 1987 entstanden vor ca. 225 Mio Jahren.<br />

- 215 -


18.3 Keller Landmaschinen<br />

(Friedel Peter)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1898 baute <strong>der</strong> Anbauer und Tischler Heinrich<br />

Keller in <strong>der</strong> Kleinen Straße ein Wohnhaus mit<br />

Nebengebäuden zum Unterstellen einer<br />

Dreschmaschine für Lohndrusch. Zum Antrieb<br />

<strong>der</strong> Dreschmaschine wurde ein Lokomobil<br />

genommen. Für die Beheizung des Lokomobils<br />

war Kohle nötig, aus diesem Grunde wurde auch<br />

ein Kohlenhandel angefangen. In <strong>der</strong> Zeit als kein<br />

Lohndrusch nötig war, schraubte Heinrich Keller<br />

mit Helfern Grasmäher zusammen. Die<br />

Grasmäherteile wurden in vormontierten Baugruppen<br />

angeliefert.<br />

Sohn Friedrich Keller, geb. 06.12.1896, begann<br />

eine Schlosserlehre in <strong>der</strong> Blankschmiede in<br />

Osterbrak. Nach <strong>der</strong> Lehrzeit arbeitete Friedrich<br />

in <strong>der</strong> größer werdenden Schlosserei seines<br />

Vaters. Mitte <strong>der</strong> 30iger Jahre wurde das<br />

Lohndreschen aufgegeben.<br />

Hermann Ohm mit Gesellen und Kunden<br />

Nach dem Kauf des Flurstücks Nr. 67/22<br />

im Jahr 1935 konnte die erfor<strong>der</strong>liche<br />

Werkstatt mit Ersatzteillager gebaut<br />

werden.<br />

Eine immer größer werdende Vielfalt in <strong>der</strong> Landmaschinentechnik<br />

wie Flügelmäher, Mähbin<strong>der</strong>,<br />

Dreschmaschine, Schlepper, Melkanlagen u.a. wurde<br />

verkauft und instand gesetzt und gehalten.<br />

Marie-Luise, Tochter von Friedrich Keller und seiner Frau Wilhelmine, heiratete 1948 Friedrich<br />

Müller. Friedrich Müller übernahm nach Abschluss <strong>der</strong> Meisterschule im Schlosserhandwerk die<br />

fachliche Leitung <strong>der</strong> Werkstatt. Als Meisterstück fertigte er einen Kronleuchter. Dieser<br />

Kronleuchter fand seinen Platz, bis zur Renovierung 1967, in <strong>der</strong> Kirche zu <strong>Heyen</strong>. Nach<br />

schlimmer Krankheit starb Friedrich Müller 1958.<br />

1950 bis 1953 wurde eine Schmiede, mit zwei darüber liegenden Wohnungen und eine<br />

Schlepperwerkstatt in Betrieb genommen. Eine Tischlerei, überdachte Stellplätze, eine<br />

Waschanlage für Maschinen und ein neues Büro folgten einige Jahre später. Der Landmaschinen-<br />

- 216 -<br />

Friedrich Keller im Gespräch mit Kunden in Ottenstein<br />

Einsatz des ersten verkauften Miststeuers, Bauer Ewald Hollstein,<br />

Fahrer Heini Grupe


Fachbetrieb beschäftigte<br />

in <strong>der</strong> Zeit 22<br />

Personen. Der Kundenkreis<br />

umfasste die<br />

Kreise Hameln, Holzminden,<br />

Alfeld, Hildesheim<br />

und Detmold.<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Eine zweite Ehe<br />

schloss die Witwe<br />

Marie-Luise Müller mit<br />

Heinz-Dieter Meyer.<br />

Heinz-Dieter Meyer unterstütze<br />

seinen<br />

Schwiegervater in allen<br />

geschäftlichen Angelegenheiten.<br />

Im Jahre<br />

1972 eröffnete die<br />

Schlepperwerkstatt – Friedel Peter, Hermann Steffen<br />

Firma Keller, unter Leitung von Heinz-Dieter Meyer, zusätzlich zum bestehenden Landmaschinen-<br />

Fachbetrieb eine KFZ Werkstatt. 1976 feierte die Firma Keller mit einer Ausstellung ihr 75iähriges<br />

Bestehen.<br />

Sohn Dietrich Meyer sah seine Zukunft in <strong>der</strong> KFZ<br />

Branche, das war für Heinz-Dieter Meyer die<br />

Entscheidung, den Landmaschinen-Fachbetrieb ab<br />

seinem 60sten Geburtstag an die Firma Steinbrink,<br />

Bremke, zu verpachten.<br />

18.4 Erinnerungen an die Post in <strong>Heyen</strong><br />

(Peter Klatt)<br />

Vergilbte Postkarten wecken<br />

Erinnerungen an die Poststelle <strong>Heyen</strong>:<br />

Alte Briefe und Postkarten , die beim<br />

Kramen in Schubladen eher zufällig<br />

ans Tageslicht geför<strong>der</strong>t werden,<br />

wecken häufig Erinnerungen an<br />

vergangene Tage. Sie erzählen<br />

darüber hinaus ihre eigene kleine<br />

Geschichte, die Geschichte <strong>der</strong><br />

Postsendungen im Wandel <strong>der</strong> Zeit.<br />

- 217 -<br />

Paul Zimpel beim Einstellen einer Einspritzpumpe<br />

am Einspritzpumpen-Prüfstand.<br />

Postkarten sind eine Erfindung des<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Die ersten Postkarten wurden in Österreich ab 1869, in Preußen ab 1870<br />

verschickt. 1890 wurden auch Ansichtskarten, die sich bald zu beliebten Sammlerobjekten<br />

entwickelten, zugelassen.<br />

Aus <strong>der</strong> Sammlung <strong>der</strong> Postkarten, die nach <strong>Heyen</strong> i. Br. bzw. von <strong>Heyen</strong> aus versendet wurden,<br />

sind zwei interessante Beispiele abgebildet.


Die älteste Karte von 1900 an Herrn<br />

Wilhelm Pieper ist eine offizielle<br />

Postkarte, die für Mitteilungen aller Art<br />

ohne Beachtung des Briefgeheimnisses<br />

diente. Damals wurde die Karte<br />

in <strong>der</strong> Poststelle Halle mit einem<br />

Eingangsstempel versehen.<br />

Die zweite aus <strong>Heyen</strong> von Marie<br />

Sagebiel an Marie Pieper vor 1910<br />

versendete Bildpostkarte zeigt eine<br />

frühe Ansicht <strong>der</strong> Pieperschen<br />

Gastwirtschaft.<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Zwar hatte <strong>Heyen</strong> eine Postannahmestelle<br />

in <strong>der</strong> Regie des jeweiligen Betreibers <strong>der</strong> Gastwirtschaft am Thie, die Postsachen<br />

wurden aber zunächst von <strong>der</strong> zentralen Poststelle in Halle von dem dort angestellten Briefträger<br />

per Fahrrad nach <strong>Heyen</strong> gebracht und bis 1948 auch ausgetragen.<br />

Wilhelm Dröge übernahm am 1.10.1953 alle Postdienste von <strong>der</strong> Postannahme bis zur<br />

Postverteilung von Wilhelm Wulf. Zu den verantwortungsvollen Aufgaben gehörte die monatliche<br />

Barauszahlung von Invaliden -, Witwen - und Waisenrenten bis in die fünfziger und sechziger<br />

Jahre hinein. Das Kassieren <strong>der</strong> Rundfunkgebühren und nach dem fulminanten Siegeszug des<br />

öffentlich rechtlichen Fernsehens <strong>der</strong> höheren Fernsehgebühren gehörte ebenfalls zu den<br />

Aufgaben des Posthalters.<br />

Nach Aufgabe <strong>der</strong> Gastwirtschaft nahm Wilhelm Dröge die Poststelle mit in sein am Tannenweg<br />

gelegenes Haus. Von dort aus waren er und seine Frau Lieselotte bis zum Erreichen des<br />

Rentenalters 1984 für die Postdienste zuständig. Für den Umzug <strong>der</strong> Postannahmestelle aus <strong>der</strong><br />

Mitte des Dorfes in die Siedlung fand sich im Unterdorf zunächst wenig Verständnis.<br />

Nachfolgerin als Posthalterin wurde Frau Charlotte Zimpel, welche die Postannahmestelle bis 1987<br />

betreute. In diesen Jahren stieg die Zahl <strong>der</strong> täglich von <strong>Heyen</strong> aus verschickten Briefe , Päckchen<br />

und Pakete im Vergleich zu den Nachbargemeinden stark an, weil die Massage- Praxis von Willy<br />

Penzel ihre Aktivitäten deutlich steigerte.<br />

Die Dienstleistungen <strong>der</strong> Poststelle umfassten u.a. den Empfang und die Aufgabe von<br />

Telegrammen, die Versendung von Wertbriefen, die Bearbeitung von Postanweisungen, das<br />

Kassieren von Nachnahmen, das Führen <strong>der</strong> Postsparbücher, Ausstellen von Zahlkarten und<br />

vieles mehr. Allerdings hatten Banken und Sparkassen zwischenzeitlich für die Verbreitung des<br />

bargeldlosen Zahlungsverkehrs gesorgt und mit <strong>der</strong> Bearbeitung von Daueraufträgen einen Teil<br />

<strong>der</strong> bislang erbrachten Postdienstleistungen überflüssig werden lassen.<br />

Die Nachfolge von Frau Zimpel trat 1987 Frau Ruth Wessling an. Vorher hatte sie schon als<br />

Vertretung (1985 - 1987) gearbeitet. Ruth Weßling leitete die Poststelle am Tannenweg bis 1995.<br />

Anschließend stand die Postangestellte Ruta Hochmann aus Dohnsen als sogenannte<br />

"Springerin" für die täglichen Schalterstunden zur Verfügung.<br />

Nach Schließung die Poststelle <strong>Heyen</strong> im Jahr 1998 werden alle Postdienste von <strong>der</strong> Poststelle in<br />

Bodenwer<strong>der</strong> betreut.<br />

- 218 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

18.5 Entwicklung <strong>der</strong> Spar- und Darlehnskasse seit 1904<br />

(Willi Köhls)<br />

Als einer <strong>der</strong> wenigen Mitwirkenden zur Erstellung o.a. <strong>Chronik</strong> wurde mir die Aufgabe vom<br />

Festausschuss aufgetragen, über die Gründung und Entwicklung <strong>der</strong> örtlichen Bank zu berichten.<br />

Hierzu kam mir glücklicherweise meine Sammler- und Aufbewahrungsleidenschaft zu Hilfe,<br />

nämlich auf keinen Fall wertvolle und wichtige Dokumente vorzeitig durch den Reißwolf zu drehen<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Müllverbrennung zuzuführen. Diese Dokumente wurden in dem Hause Sporle<strong>der</strong> / Köhls<br />

bis zum heutigen Tage in dem dort befindlichen Panzerschrank verwahrt, <strong>der</strong> auch nach <strong>der</strong><br />

Umsiedlung <strong>der</strong> Spar- und Darlehnskasse <strong>Heyen</strong> / Halle / Eschershausen an dem Standort steht,<br />

wie bei Beginn <strong>der</strong> Bankgeschäfte im Jahre 1936.<br />

Die Gründungsversammlung fand in <strong>der</strong> Gastwirtschaft Kurlbaum unter <strong>der</strong> Leitung des damaligen<br />

Pastors W. Runge statt. Das Statut schrieb vor, dass nur „unbescholtene Personen“ mit Wohnsitz<br />

in <strong>Heyen</strong> die Mitgliedschaft erwerben konnten. Der zu erwerbende Geschäftsanteil betrug 10<br />

Reichsmark. Anwesend waren, mit o.g. Vorsitzenden, 16 weitsichtige Bürger des Ortes <strong>Heyen</strong>,<br />

diese gründeten am 22. März 1904 den: „<strong>Heyen</strong>er Spar- und Darlehnskassen- Verein<br />

eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht“.<br />

Die Originalfassung <strong>der</strong> ersten Satzung, mit <strong>der</strong> Benennung <strong>der</strong> 16 Gründungsmitglie<strong>der</strong> sowie Eintragungstext des<br />

Herzoglichen Amtsgerichtes Eschershausen: Diese wurden vom o.g. Schriftführer, Pastor Runge von Nr.1 bis Nr. 16 (unter<br />

gez.) namentlich, mit Standes- (Berufs-) Angabe, unter dem „Gründungsprotokoll“ aufgeführt<br />

„Dass vorstehendes Statut eine gleichlautende Abschrift von dem in den Akten des<br />

unterzeichneten Gerichts, den <strong>Heyen</strong>er Spar- und Darlehnskassenverein, eingetragene<br />

Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht in <strong>Heyen</strong> betr. Blatt 7 bis 16<br />

befindlichen Original – Statut ist, wird mit dem Bemerken bescheinigt, dass die<br />

Genossenschaft am 2.April 1904 Band I Blatt 14 des hiesigen Genossenschaftsregister<br />

eingetragen ist<br />

. Eschershausen, den 2. April 1904<br />

Herzogliches Amtsgericht Gerichtsschreiberfrau Wilkening<br />

- 219 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Die bei <strong>der</strong> Gründung gewählte Form: „... mit unbeschränkter Haftpflicht“ wurde im Jahre 1941 in<br />

(e.G.m.b.H.) = beschränkte Haftpflicht umgewandelt. Die Beschränkung, nur Mitglie<strong>der</strong> mit<br />

Wohnsitz im Orte <strong>Heyen</strong>, wie sie bei <strong>der</strong> Gründungsversammlung im Jahre 1904 im Statut<br />

festgelegt war, wurde im Jahre 1941 in die Form umgeän<strong>der</strong>t, dass es im Jahre 1941 im Statut<br />

hieß: “die Beschränkung zum Erwerb <strong>der</strong> Mitgliedschaft auf Personen mit Wohnsitz <strong>Heyen</strong> wurde<br />

geän<strong>der</strong>t auf „ <strong>Heyen</strong> und Umgebung“<br />

Ab Gründungsjahr 1904 bis zum Jahre 1934 wurden die Bankkunden vom damaligen Gastwirt<br />

Wilhelm Kurlbaum betreut. Im Jahr 1935 übernahm <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gastwirtschaft Pieper tätige Gastwirt<br />

Eggers für ein Jahr die Stelle des Rechners, anschließend wurde eine Neubesetzung erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Ab 1. Januar 1936 ging das Amt des Geschäftsführers auf Hermann Sporle<strong>der</strong> – dem Vater <strong>der</strong><br />

Margarete Sporle<strong>der</strong> (spätere verheiratete Köhls) über. Margarete Sporle<strong>der</strong> war im Jahre 1936<br />

gerade einmal 8 Jahre alt, half ihrem Vater in den Bankgeschäften, so gut sie es schon in diesem<br />

Alter konnte.<br />

Die Abwicklung <strong>der</strong> Währungsumstellung (von Reichsmark auf Deutsche Mark) zum 20. Juni 1948<br />

(die sogenannte Währungsreform) wurde schon gemeinsam mit ihrem künftigen Ehemann (Willi<br />

Köhls) abgewickelt. Hierdurch hat sich dieser die ersten Kenntnisse für seinen späteren Beruf<br />

angeeignet.<br />

Erwähnenswert ist außerdem noch, dass laut Statut das Warengeschäft betrieben werden sollte.<br />

Da aber keine Lagerräumlichkeiten im Besitz <strong>der</strong> Bank waren, beschränkte sich dieses Geschäft<br />

nur auf den Einkauf von Dünge- und Futtermitteln, die sofort an die Landwirtskunden ausgeliefert<br />

wurden. Es wurde aber zum Vertrieb von Pflanzenschutzmitteln und Ausbringung dieser eine<br />

Pferdegespannspritze angeschafft. Im Jahre 1954 wurde im Orte <strong>Heyen</strong> in angepachteten<br />

Räumlichkeiten ein Kalthaus errichtet.(Es war das erste Kalthaus im weiteren Umkreis <strong>der</strong> Kreise<br />

Holzminden und Hameln- Pyrmont). Die Geschäftsführung für dieses Kalthaus wurde ebenfalls<br />

vom Bank- Geschäftsführer Köhls ausgeführt.<br />

Die Tätigkeit für die noch immer selbständige Spar- und Darlehnskasse <strong>Heyen</strong> ging mit dem Tage<br />

<strong>der</strong> Fusion mit <strong>der</strong> Nachbar- Spar- und Darlehnskasse Halle für Willi Köhls zu Ende, indem er dort<br />

als hauptamtlicher Bankleiter angestellt wurde. Hierdurch bedingt wurde aus <strong>der</strong> ehemals<br />

selbständigen Spar- und Darlehnskasse <strong>Heyen</strong> eine Nebenstelle <strong>der</strong> Spadaka Halle. Diese<br />

Geschäftsstelle in <strong>Heyen</strong>, die auch von <strong>der</strong> Volksbank Eschershausen weiterbetrieben wurde,<br />

blieb bis zum Ruhestand von Willi und Margarete Köhls am 31. Dezember 1985 bestehen.<br />

Man kann also rückblickend sagen: 50<br />

Jahre Bankstelle in <strong>Heyen</strong> von 1936 bis<br />

1986, im Hause Sporle<strong>der</strong> - Köhls, unter<br />

<strong>der</strong> Führung von Hermann Sporle<strong>der</strong><br />

und später seiner Tochter Margarete<br />

Köhls. Da Willi Köhls nach dem Auszug<br />

<strong>der</strong> Bankenzweigstelle aus dem Hause<br />

Köhls die Notwendigkeit eines eigenen<br />

Bankgebäudes im Orte <strong>Heyen</strong> erkannte,<br />

bemühte er sich ein halbes Jahr vor<br />

seinem Ruhestand darum, dass die<br />

Bank an einem zentralen Ort in <strong>Heyen</strong><br />

ein schmuckes Bankgebäude erstellte.<br />

Die Volksbank Halle war zwischenzeitlich<br />

durch eine Verschmelzung zu<br />

einer Zweigstelle <strong>der</strong> Volksbank Eschershausen geworden.<br />

Dieses Gebäude kann noch heute im Dorfmittelpunkt in Augenschein genommen werden. Nur,<br />

was daraus gemacht wurde, bzw. daraus geworden ist, darüber kann sich je<strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Bürger<br />

selbst seine Gedanken machen.<br />

- 220 -


18.6 Das Gasthaus zur Linde<br />

(Hermann Wiemann)<br />

Am Ausgang des Dorfes <strong>Heyen</strong> liegt<br />

das ehemalige Gasthaus zur Linde,<br />

das mit einer Scheune des<br />

Nachbarn Rother einen gefährlichen<br />

Straßenengpass bildete. 1999<br />

wurde die Scheune abgerissen und<br />

die Gefahrenstelle entschärft.<br />

Von 1675 bis 1739 wohnten hier 2<br />

Generationen Rosendahl. Es folgte<br />

durch Einheirat H. Becker aus<br />

Westerbrak. In 6 Generationen<br />

waren dann alle Beckers Schmiedemeister<br />

und Krüger.<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Das Gebäude trägt im Innenhof am Stallteil die Inschrift: Dieses Gebäude hat erbaut Johann<br />

Friedrich Ludewic Becker und Johanne Loise Beckern gebohrene Korsen. „Gerichtet Anno 1817<br />

den 26 ten Juli vS.“<br />

Wilhelm Becker verließ <strong>Heyen</strong> und wirkte als Oberingenieur in Halle an <strong>der</strong> Saale. Die<br />

Gastwirtschaft hatte er verpachtet an Schoppe, den späteren Inhaber des Hotels „Goldener Anker“<br />

in Bodenwer<strong>der</strong>. Wilhelm Becker überließ sein Besitztum 1896 einer Nichte geb. Brockmann aus<br />

Hajen, die Friedrich Wilhelm Kurlbaum aus Bisperode heiratete. Kurlbaum konnte die<br />

Landwirtschaft aufgeben, denn er war mit <strong>der</strong> Gastwirtschaft, dem Lebensmittelgeschäft und <strong>der</strong><br />

Geschäftsführung <strong>der</strong> Spar- u. Darlehnskasse <strong>Heyen</strong> völlig ausgelastet. Die beiden Gastwirte<br />

Pieper und Kurlbaum übernahmen auf dem Schießstand des Schützenvereins im Wechsel den<br />

Ausschank. Sie stellten für Zeltfeste den Platz und die Theke.<br />

Als Ella, die Tochter des Gastwirts Kurlbaum, am 20.7.1935 in <strong>Heyen</strong> den Kaufmann Schulz aus<br />

Hannover heiratete, erhielten sie ein außergewöhnliches ,,Polterabendgeschenk’’. Jugendliche<br />

stellten in <strong>der</strong> Nacht Leitern an das Haus. Dann nahmen sie auf dem Hof Wiemann einen<br />

Flachtenwagen auseinan<strong>der</strong>, hievten die beiden Wagengestelle auf das Hausdach und banden sie<br />

fest. Der Wagen wurde auf dem Dach wie<strong>der</strong> vollständig zusammengesetzt und mit Stallmist<br />

beladen. Am Hochzeitstag war die Bescherung zu bestaunen. Der Gastwirt musste nun wohl gute<br />

Miene zum bösen Spiel machen, wollte er nicht die Jugendlichen als Gäste verlieren. Ob ein Fass<br />

Bier ausreichte das Dach wie<strong>der</strong> ,,frei zu kaufen’’, vermag ich nicht zu sagen. Im Oktober 1936<br />

wurde diese Ehe wie<strong>der</strong> geschieden.<br />

Nach dem Tod des Gastwirtes Kurlbaum führten seine Frau mit Tochter Ella Laden und Kneipe<br />

weiter. Die Geschäftsführung <strong>der</strong> Spar- und Darlehnskasse übernahm Schnei<strong>der</strong>meister H.<br />

Sporle<strong>der</strong>. In <strong>der</strong> Kriegszeit 1939 bis 1945 war nicht viel zu verdienen. Im Laden gab es<br />

Zuteilungen auf Lebensmittelmarken und in <strong>der</strong> Kneipe nur Molkebier o<strong>der</strong> ein warmes Getränk mit<br />

Waldmeistergeschmack. Nach dem Krieg kehrte <strong>der</strong> jüngere Bru<strong>der</strong> von Ella, Dr. Wilhelm<br />

Kurlbaum, aus russischer Kriegsgefangenschaft heim. Er versprach seiner Mutter auf dem<br />

Sterbebett für seine Schwester zu sorgen, obwohl diese den Besitz erbte. Kurlbaum konnte zu<br />

seinem früherem Arbeitgeber, einer Versicherung in Leipzig, nicht zurück. So entschloss er sich<br />

als Gastwirt und Kaufmann in <strong>Heyen</strong> zu bleiben. Die Einnahmen in <strong>der</strong> Nachkriegszeit waren recht<br />

gut, denn die Einwohnerzahl des Dorfes hatte sich durch Ausgebombte und Vertriebene fast<br />

verdoppelt. Nach dem plötzlichen Tod seiner älteren Schwester Ella konnte Dr. Kurlbaum das<br />

Besitztum vom Tierschutzverein, dem Ella lt. Testament alles vermacht hatte, zurückkaufen.<br />

Hier soll einmal <strong>der</strong> alte ,,Tante Emma’’ Laden beschrieben werden. Durch die Haustür betrat man<br />

einen Flur, <strong>der</strong> praktisch schon zum Laden gehörte. An <strong>der</strong> rechten Seite neben <strong>der</strong> Tür zur<br />

Gastwirtschaft hingen an <strong>der</strong> Wand Kuhketten, Kälberstricke, Spaten, Forken, Drahtkörbe, Ratten-<br />

und Mausefallen und an<strong>der</strong>e Dinge. In <strong>der</strong> Ecke, neben <strong>der</strong> Haustür, stand ein Petroleumfass mit<br />

- 221 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

einer Pumpe. Man konnte jeweils einen Liter in einen Glasbehälter hochpumpen und durch öffnen<br />

eines Hahnes in die mitgebrachte Flasche abfüllen. Auf <strong>der</strong> linken Seite des Flures befand sich ein<br />

Tresen mit einer Schüsselwaage. Erbsen, Linsen, Zucker, Salz, Mehl, Nudeln usw. wurden aus<br />

Schubkästen mit einer kleinen Schaufel entnommen und in Tüten o<strong>der</strong> mitgebrachte Gefäße für<br />

die Kunden abgewogen. Nur wenige Waren wie z.B. Maggisuppen, Puddingpulver, Backpulver<br />

usw. waren fertig abgepackt. Auch Salzheringe, die in einer Tonne mit Eis lagerten, waren<br />

zeitweise zu haben. Da es gelegentlich auch Apfelsinen, Bananen, und an<strong>der</strong>e Früchte aus<br />

warmen Län<strong>der</strong>n (früher Kolonien) gab, nannten sich solche Läden Kolonialwarenhandlung. 1964<br />

verpachtete Kurlbaum an Frau Inge Hollstein. Nachfolger waren ab 1969 Mende bis 1973 und ab<br />

1975 Helmut Damrau <strong>der</strong> 1983 die frühere Gastwirtschaft Pieper übernahm. Dr. Kurlbaum starb<br />

1995 unverheiratet mit 95 Jahren. Das Fachwerkhaus Twetje 2 wurde unter Denkmalschutz<br />

gestellt.<br />

18.7 Das Gasthaus am Thie – „Pieper“<br />

(Peter Klatt)<br />

- 222 -<br />

Gastwirtschaften gehörten<br />

immer zum Dorfleben, sie<br />

waren die Treffpunkte für<br />

Unterhaltung und Information<br />

sowie für die Entfaltung von<br />

Lebensfreude und die<br />

Erfahrung von Trauer in <strong>der</strong><br />

dörflichen Gemeinschaft.<br />

Stammtische wurden rege<br />

besucht und die<br />

Übungsabende des<br />

Gesangvereins fanden stets<br />

ein sachverständiges<br />

Publikum bei Bier, Korn und<br />

blauem Dunst.<br />

Dorfpolitik wurde stets an <strong>der</strong><br />

Das alte Gasthaus Pieper bis 1901<br />

Theke, bisweilen mit missionarischem<br />

Eifer, gemacht.<br />

Höhepunkte <strong>der</strong> Geselligkeit aber waren die obligatorischen Skatturniere, die Schüsseltreiben <strong>der</strong><br />

Jäger und Treiber nach erfolgreicher Treib- o<strong>der</strong> Drückjagd und die diversen Bälle, die in<br />

festgelegter vom jeweiligen Jubiläum eines Vereins bestimmten Reihenfolge die dunklen Monate<br />

des Jahres auflockerten.<br />

Familienfeiern von <strong>der</strong> Taufe über die Konfirmation bis zur Verlobung, dem Polterabend und <strong>der</strong><br />

Hochzeit, Silberhochzeit, bisweilen auch <strong>der</strong> goldenen Hochzeit sowie herausragenden<br />

Geburtstagen von Honoratioren wurden seit jeher in Gastwirtschaften mit Festmahlen und<br />

adäquaten Getränken unter Beteiligung aller Freunde und Verwandten ausgerichtet.<br />

Nach einer Beerdigung wurde immer dann zum Kaffeetrinken in die Gastwirtschaft eingeladen,<br />

wenn die eigenen Räumlichkeiten für die Aufnahme <strong>der</strong> Trauernden aus Familie, Freundeskreis<br />

und Vereinen nicht ausreichte. Nach Kaffee und Zuckerkuchen gab es häufig belegte Brötchen mit<br />

Bier und auch härtere Getränke.<br />

In <strong>der</strong> Gastwirtschaft Pieper wurden die <strong>Heyen</strong>er über Generationen gastronomisch versorgt. Das<br />

an <strong>der</strong> Dorfkreuzung am Thie im Jahr 1902 erbaute repräsentative Gasthaus ersetzte das alte<br />

Fachwerkgebäude, in dem Wilhelm Pieper ab 1885 mit seiner Ehefrau Frie<strong>der</strong>ike, geborene<br />

Battmer, seine Gastwirtschaft zusammen mit einem Kolonialwarenladen und Ausspann betrieb.<br />

Viele Kunden kauften die Dinge des täglichen Bedarfs zu jener Zeit "auf Buch" und bezahlten je<br />

nach ihrer Kreditwürdigkeit wöchentlich o<strong>der</strong> monatlich das "Angeschriebene". Der "Abendtrunk"


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Bier wurde noch zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts frisch vom Fass gezapft und in einer Kanne von<br />

den Kin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> den Mägden in die umliegenden Häuser geholt. Flaschenbier in <strong>der</strong> heute<br />

üblichen Abfüllung mit Kronkorken bzw. Schnappverschluss gab es um die Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />

noch nicht.<br />

Wilhelm Piepers Vater<br />

Heinrich, aus Kemnade<br />

stammend, übernahm nach<br />

seiner Heirat mit <strong>der</strong> aus <strong>der</strong><br />

Gastwirtschaft Nr.22<br />

stammenden Johanna Ricke<br />

den von seiner Frau ererbten<br />

Familienbetrieb. Nach seinem<br />

frühen Tod heiratete seine<br />

Witwe wie<strong>der</strong> und betrieb mit<br />

ihrem zweiten Mann "Söftje"<br />

die Gastwirtschaft so lange<br />

weiter, bis ihr aus erster Ehe<br />

stammen<strong>der</strong> Sohn Wilhelm<br />

(geb. 1.05.1858) diese im<br />

Jahr 1885 zusammen mit<br />

seiner Ehefrau Frie<strong>der</strong>ike,<br />

geborene Battmer, über-<br />

1901 bis 1902 errichtetes Gasthaus an gleicher Stelle<br />

- 223 -<br />

nehmen konnte. Piepers<br />

Gasthaus erwarb bald in <strong>der</strong><br />

Region einen großen<br />

Bekanntheitsgrad, zumal <strong>der</strong> repräsentative Neubau mit Schankraum, Klubzimmer, Küche und<br />

Saal allen gastronomischen Ansprüchen <strong>der</strong> Zeit entsprach. Für Übernachtungen standen einige<br />

Fremdenzimmer zur Verfügung. Der Laden war durch eine ca. 3,5 Meter breite Ladentheke zum<br />

Flur hin geöffnet, Nach Ladenschluss konnte er durch eine Rolljalousie abgetrennt werden.<br />

Wilhelm Pieper betätigte sich als Kaufmann, Gastwirt und Posthalter bis 1928. Seine<br />

Landwirtschaft übernahm Schwiegersohn August Henneke, <strong>der</strong> seit 1910 mit Tochter Marie<br />

verheiratet war. Sein Sohn, Hermann Pieper, war als gelernter Kaufmann Geschäftsführer <strong>der</strong><br />

Firma Reese (Pudding) in Hameln und leitete später das Unternehmen in Düsseldorf. Da sich in<br />

<strong>der</strong> Familie Pieper kein Nachfolger zur Weiterführung des Betriebs fand, mussten Laden und<br />

Gastwirtschaft verpachtet werden. Ab 1928 übernahm Familie Stoffregen für 6 Jahre die<br />

Weiterführung <strong>der</strong> Gastwirtschaft, <strong>der</strong> Post und des Ladens. Von 1934 bis 1938 folgte <strong>der</strong> Familie<br />

Stoffregen die Pächterfamilie August Eggers. Ab 1938 führte Ehepaar Wilhelm Wulf den Betrieb<br />

und bewirtschaftete ihn bis 1953. Ab Oktober 1953 pachteten Lieselotte und Wilhelm Dröge die<br />

Gastwirtschaft mit Laden und Poststelle von Frau Ria Heinrichs, <strong>der</strong> Enkelin des Wilhelm Pieper.<br />

An den wirtschaftlichen Aufschwung <strong>der</strong> fünfziger Jahre, <strong>der</strong> immer mehr Familien einen gewissen<br />

Wohlstand brachte, können sich die über Sechzigjährigen sicher noch gut erinnern. Ohne Zweifel<br />

profitierte auch die dörfliche Geselligkeit von dieser Entwicklung, da sich die Jugend häufiger den<br />

Besuch <strong>der</strong> Kneipe leisten konnte. Ein Glas Bier kostete damals 25 Pf, ein Flasche Sinalco ebenso<br />

viel. Als beson<strong>der</strong>er Höhepunkt ist dem Verfasser die Übertragung <strong>der</strong> Fußballweltmeisterschaft<br />

1954 von Bern in Erinnerung, zu welcher <strong>der</strong> in <strong>Heyen</strong> lebende Händler Sörgel ein Schwarz- Weiß-<br />

Fernsehgerät lieferte, das im Klubzimmer von vielen Gästen umlagert war. Der Fernsehabend<br />

beim "Boss" bot über mehrere Jahre Abwechslung und Information für die Jugend und jene<br />

Junggesellen, die keine familiären Pflichten hatten. Ein weiterer Höhepunkt mit großer Resonanz<br />

und heißen Debatten bei den Thekengästen war die viele Stunden andauernde Übertagung <strong>der</strong><br />

Mondlandung 1969 von N. Armstrong in Farbe. In den sechziger Jahren zog das Fernsehgerät in<br />

alle Wohnstuben ein. Damit verlor <strong>der</strong> Kneipenbesuch viel an Attraktivität. Das "Pantoffelkino",<br />

för<strong>der</strong>te zwar den Flaschenbierumsatz pro Haushalt, führte aber zu Umsatzrückgängen beim<br />

Bierausschank in <strong>der</strong> Gaststube.<br />

Die Verschärfung <strong>der</strong> Promille-Grenzen für die Fahrer eines Kraftfahrzeugs in den siebziger<br />

Jahren führte zu einer weiteren Reduktion des Ausschanks alkoholischer Getränke. Der


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Stammtisch <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Landwirte, Handwerker und Gewerbetreibenden, <strong>der</strong> als feucht-fröhliche<br />

"Dämmerrunde" über den Ort hinaus auch viele Gäste aus den Nachbargemeinden über mehr als<br />

zwei Jahrzehnte angezogen hatte, verlor nun seine Anziehungskraft für seine auswärtigen<br />

"Mitglie<strong>der</strong>". Ab 1966 wurde <strong>der</strong> Laden von Lieselotte Dröge aufgegeben und an Wilgard und<br />

Helmut Schmidt verpachtet.<br />

1975 verkaufte die Besitzerin das Anwesen an Ruth Scharpenberg. Nach kurzer Zeit wurde die<br />

Scheune des Anwesens aufwändig umgebaut. Parterre wurde ein über 100 m² großer<br />

Verkaufsraum zur Selbstbedienung errichtet, in den <strong>der</strong> Laden von Schmidts aus den beengteren<br />

Räumlichkeiten des Haupthauses hin verlegt wurde. Die darüber liegende neue Wohnung bezog<br />

Familie Schmidt und wohnte dort bis zur Aufgabe des Ladens im Jahr 1983. Kauffrau Elke<br />

Natschke aus Holzminden übernahm anschließend die Pachtung und führte den Laden bis 1995.<br />

Danach fand sich kein Pächter mehr für das in Konkurrenz zu den Discountläden <strong>der</strong> näheren<br />

Umgebung stehende Geschäft.<br />

Nach Aufgabe <strong>der</strong> Gastwirtschaft durch Familie Dröge erfolgte <strong>der</strong> Umbau des Haupthauses mit<br />

<strong>der</strong> Verlegung des Thekenraumes und <strong>der</strong> Erweiterung <strong>der</strong> Klubräume. Erste Pächter in den<br />

umgestalteten Räumlichkeiten waren Ute und Dieter Tomaszewski, die die Gastwirtschaft bis 1983<br />

führten. Als nächste Pächter <strong>der</strong> Gastwirtschaft übernahmen Margret und Helmut Damrau ab<br />

November 1983 die Bewirtschaftung im Nebenerwerb. Nachteile für die wirtschaftliche Führung<br />

des Hauses ergaben aus dem Fehlen eines Saales zur Ausrichtung größerer Feierlichkeiten. Das<br />

Dorfgemeinschaftshaus mit seinen besseren Möglichkeiten wurde immer stärker zur Konkurrenz<br />

und entzog <strong>der</strong> Gastwirtschaft einen wesentlichen Teil ihrer wirtschaftlichen Basis. Die verän<strong>der</strong>ten<br />

Konsum- und Kommunikationsbedürfnisse ließen <strong>der</strong> traditionell geführten Dorfkneipe lei<strong>der</strong> keine<br />

Überlebenschance. Am 1.03.1989 schloss das Gasthaus Damrau seine Pforten. Die<br />

nachfolgenden Pächter <strong>der</strong> Gastwirtschaft (Günter Kellner und danach Grit Rietig) gaben jeweils<br />

nach wenigen Monaten die Pachtungen auf, sodass ab 1992 <strong>der</strong> Gaststättenbetrieb endgültig<br />

eingestellt wurde.<br />

In das Nebengebäude wurden bereits ab 1991 Wohnungen eingebaut. Später erfolgte auch <strong>der</strong><br />

Umbau <strong>der</strong> Gasträume zu Wohnzwecken. Das Haus sah in den Folgejahren eine Vielzahl von<br />

Mietparteien. Am 1.01.2003 ging das Anwesen in den Besitz von Herrn Wolfgang Fröhlich aus<br />

Esperde über.<br />

18.8 Vier Generationen Malerfachbetrieb Lindemann - Seit 1884 -<br />

Der Malerfachbetrieb Lindemann in <strong>Heyen</strong> kann 2004<br />

sein 120jähriges Bestehen feiern und darf mit Recht<br />

stolz darauf sein, dass inzwischen vier Generationen<br />

den Beruf dieser Firma und dieses Meisterbetriebes<br />

mit Qualitätsarbeit, Vielseitigkeit und Preiswürdigkeit<br />

bei zufriedenen Kunden und Auftraggebern nah und<br />

fern rechtfertigen konnten. Ob es sich nun um privaten<br />

Service handelte, um Inanspruchnahme durch Firmen<br />

o<strong>der</strong> öffentliche Aufträge, die Firma Lindemann erwarb<br />

sich in den 120 Jahren ihrer Existenz seit 1884<br />

vielfältiges Vertrauen, ging stets mit <strong>der</strong> Zeit und kann<br />

auch heute mit aktuellen Angeboten und mo<strong>der</strong>nstem<br />

Service in sämtlichen Malerarbeiten, bei Fassadenanstrichen<br />

und Vollwärmeschutz, Teppichbodenverlegung und im PVC-Beläge-Bereich wie in <strong>der</strong><br />

reichhaltigen Tapeten-Auswahl aufwarten. Und mit <strong>der</strong> umfangreichen Leistungspalette kann auch<br />

stets in vielen Projekten von Kirche und Kommune, Industrie und im Privatbereich <strong>der</strong> Beweis<br />

sorgfältiger und fachkundiger Arbeit verbunden werden.<br />

- 224 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Da die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> 2004 ihren 1000.Geburtstag feiern kann, ist das 120jährige Bestehen <strong>der</strong><br />

Firma Lindemann auch ein Teil <strong>der</strong> Ortsgeschichte und darf in diesem Zusammenhang<br />

eindrucksvoll gewürdigt werden.<br />

So mancher Einwohner <strong>der</strong> Nordkreisgemeinde weiß sicherlich nicht, dass <strong>der</strong> Malerfachbetrieb<br />

einmal aus einer Drechslerei hervorgegangen ist, die Friedrich Lindemann (geb. am 28.Juli 1857)<br />

innehatte. Friedrich Lindemann, <strong>der</strong> Urgroßvater des jetzigen Meisters Ralf Lindemann, hatte<br />

zunächst das Drechslerhandwerk erlernt und arbeitete die ersten Jahre im elterlichen Betrieb.<br />

Gefertigt wurden damals vorwiegend Spinnrä<strong>der</strong> und Gerät zur Textilherstellung wie<br />

beispielsweise Haspeln.<br />

Noch heute kann man im Hause Lindemann, Gönne 9, gediegene Arbeiten des früheren<br />

Drechslers Friedrich Lindemann bewun<strong>der</strong>n, <strong>der</strong> bald erkannte, dass diese Seite des Handwerks<br />

keine große Zukunft hatte.<br />

Er begann schon in jungen Jahren Landschaften und Portraits zu malen, und einige Exponate wie<br />

Zeugen seines vielseitigen Könnens kann man noch heute in <strong>Heyen</strong> bewun<strong>der</strong>n. Und weil er so<br />

gut mit Farbe und dem Pinsel umgehen konnte, entschloss er sich nun zu einer zweijährigen Lehre<br />

als Maler in einem Meisterbetrieb in Kemnade. Nach bestandener Abschlussprüfung gründete er<br />

1884 eine eigene Existenz.<br />

In <strong>der</strong> Umgebung von <strong>Heyen</strong> gab es bald kaum einen Maler, den er nicht ausgebildet hatte.<br />

Zahlreiche Gotteshäuser wurden von ihm renoviert, restauriert und gestaltet. Sein Sohn Friedrich<br />

(geb. am 25.Juni 1883) lernte im Betrieb des Vaters und besuchte einige Semester die „Private<br />

Malerschule“ in Hameln. Er absolvierte am 19.März 1926 die Meisterprüfung und führte die Firma<br />

bis zu seinem Tode am 23. November 1935.<br />

Sein Vater – nun inzwischen 78 Jahre alt geworden – übernahm wie<strong>der</strong> die Leitung des<br />

Familienunternehmens , und <strong>der</strong> Großsohn Ludwig (geb. am 31. Juli 1922) erlernte ab 1937 bei<br />

ihm das Malerhandwerk.<br />

Mit mehreren Gesellen wurde <strong>der</strong> Betrieb weitergeführt, bis Ludwig Lindemann 1941 zum<br />

Kriegsdienst eingezogen wurde. 1942 starb Friedrich Lindemann im Alter von 85 Jahren, und nach<br />

dem Ende des Zweiten Weltkrieges baute Ludwig Lindemann den Malereibetrieb wie<strong>der</strong> auf. Er<br />

besuchte von 1946 bis 1948 die Werkkunstschule Hannover, absolvierte 1948 die Meisterprüfung<br />

in Göttingen und führte die Familienfirma bis 1960.<br />

Ab 1945 ging sein Bru<strong>der</strong> Wilhelm (geb. am 12. November 1930) bei ihm in die Lehre und<br />

besuchte anschließend die Malerschulen in Lemgo und Buxtehude. Nach <strong>der</strong> Meisterprüfung am<br />

27. März 1953 im Maler- und Lackierhandwerk übernahm er nun ab 1960 den Betrieb, in dem auch<br />

sein Sohn Ralf beim Vater das Malerhandwerk erlernte.<br />

Wilhelm Lindemann fungierte bis zu seinem Tode 1984 als stellvertreten<strong>der</strong> Obermeister <strong>der</strong><br />

Maler- und Lackierer- Innung Holzminden. Nach dem frühen Tode des Vaters war nun <strong>der</strong> Sohn<br />

Ralf (geb. am 22.März 1961) gefor<strong>der</strong>t, die Familientradition ab 1984 fortzusetzen. 1985 bestand<br />

er in Hildesheim die Meisterprüfung.<br />

Damit ist nun <strong>der</strong> Betrieb seit vier Generationen in Familienbesitz und präsentiert sich als<br />

gesundes Familienunternehmen.<br />

- 225 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

18.9 Malerfachbetrieb Semper - seit 1972<br />

Der Betrieb wurde im Jahr l972 von Manfred<br />

Semper gegründet. In Goslar wurde er zum<br />

Maler- u. Lackierer ausgebildet und kam l957<br />

nach <strong>Heyen</strong>.<br />

Nachdem er einige Jahre Erfahrung im In- u.<br />

Ausland erworben hat, legte er l969 vor <strong>der</strong><br />

Handwerkskammer Hildesheim die Meisterprüfung<br />

ab. l972 wurde er als selbständiger<br />

Handwerksmeister in die Handwerksrolle<br />

eingetragen.<br />

In den ersten Jahren arbeitete er allein, nach<br />

Festigung <strong>der</strong> Betriebsstruktur stellte er<br />

weitere Mitarbeiter ein und bildete im Laufe <strong>der</strong> Jahre mehrere Lehrlinge aus.<br />

Seine Söhne traten in seine Fußstapfen und legten l995 und l997 ebenfalls vor <strong>der</strong><br />

Handwerkskammer Hildesheim im Alter von 23 Jahren die Meisterprüfung ab. Der älteste Sohn<br />

übernahm l998 die Fa. H. Wittmoser GmbH in Hameln.<br />

Der Zweitälteste Sohn übernahm l999 nach Erkrankung des Vaters den elterlichen Betrieb. Beide<br />

Brü<strong>der</strong> arbeiten mit ihren Betrieben eng zusammen.<br />

Heute ist <strong>der</strong> Betreib ein leistungsfähiges Familienunternehmen, welches mit Hilfe von zwei<br />

Fachkräften und einem Azubi allen Anfor<strong>der</strong>ungen gerecht wird.<br />

18.10 Massivmöbel Diekmann - seit 1986<br />

- 226 -<br />

Familie Semper v. l. Armin, Axel, Elfi und Manfred, Mitarbeiter<br />

Die Tischlerei wurde 1986 von Sabine und<br />

Heinz Diekmann gegründet. Tätigkeiten<br />

waren in den ersten Jahren überwiegend<br />

Bautischlerarbeiten und gelegentlich<br />

Möbelstücke. Die Werkstatt hatte eine<br />

Größe von 100 qm,<br />

Die Werkstatt wurde für 1 Meister, 2<br />

Gesellen und 1 Lehrling zu klein. Eine<br />

neue Werkstatt mit 540 qm wurde 1990/91<br />

gebaut. Die Produktion wandelte sich<br />

immer mehr zur Möbeltischlerei.<br />

Die Firma Diekmann Massivmöbel wird<br />

durch die Beteiligung an großen und<br />

kleinen Messen überregional. Die Möbelfertigung wird zum wichtigsten Standbein.<br />

Um die Vermarktung auch außerhalb <strong>der</strong> Messen professionell durchführen zu können wurde 1995<br />

in Hameln in <strong>der</strong> Fußgängerzone ein Geschäft für Massivholzmöbel eröffnet.<br />

1999 Planung eines eigenen Ausstellungshauses. Auf <strong>der</strong> Verbrauchermesse Infa`99 in Hannover<br />

mit ca. 1700 Ausstellern, erlebt die Firma Diekmann Massivmöbel ihren bisherigen größten Erfolg<br />

im Punkt Öffentlichkeitsarbeit. Der Radiosen<strong>der</strong> NDR 1 und <strong>der</strong> Fernsehsen<strong>der</strong> N 3 berichten über<br />

Möbelstücke die nach den Kriterien von Feng Shui gestaltet wurden.


2001 Eröffnung eines Ausstellungshauses<br />

mit 450 qm<br />

Ausstellung. Die<br />

Ausstellungsräume werden<br />

neben <strong>der</strong> Warenpräsentation<br />

auch für kulturelle<br />

Veranstaltungen und Seminare<br />

genutzt. Runde Küchen in<br />

eckige Räume konstruiert<br />

bilden einen Schwerpunkt <strong>der</strong><br />

Ausstellung.<br />

2003 Verleihung des Titels -<br />

Tischlerei des Jahres - am<br />

13.3.2003 wird die Tischlerei<br />

Diekmann von einer<br />

unabhängigen Jury unter 2000<br />

Tischlereien zur Tischlerei des<br />

Jahres gewählt.<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

18.11 Meyer´s Meister Betrieb - seit 1998<br />

- 227 -<br />

Gegründet wurde <strong>der</strong> Betrieb in<br />

<strong>Heyen</strong> am 01. September 1998 vom<br />

KFZ-Techniker-Meister Dietrich<br />

Meyer. Die Gründung erfolgte in<br />

Teilen <strong>der</strong> Gebäude des früheren<br />

Familienbetriebes Friedrich Keller<br />

GmbH & Co. KG.<br />

Mit einem großen Anteil an<br />

Eigenleistung und <strong>der</strong> Hilfe aus<br />

Familie und Freundeskreis wurde die<br />

Büro- und Betriebsstätte umgebaut,<br />

mo<strong>der</strong>nisiert und neu eingerichtet.<br />

In den ersten 3 Jahren nach <strong>der</strong><br />

Gründung konnte Dietrich Meyer die<br />

anfallenden Aufgaben allein bewältigen. Die Auftragslage entwickelte sich dann aber so positiv,<br />

dass bereits Anfang August 2001 ein Geselle eingestellt werden konnte.<br />

Anläßlich <strong>der</strong> Feier zum 3 jährigen Bestehen <strong>der</strong> Firma MMB im Jahre 2001 konnten im Rahmen<br />

einer Ausstellung Neufahrzeuge des Herstellers Peugeot ausgestellt und zum Kauf angeboten<br />

werden. Seither werden diese Neufahrzeuge auch über die Firma MMB bestellt und ausgeliefert.<br />

Damit ist es in <strong>Heyen</strong> wie<strong>der</strong> möglich ein Neufahrzeug zu kaufen, und den vollen Service dazu zu<br />

bekommen.<br />

Der Tätigkeitsbereich <strong>der</strong> Firma MMB lag und liegt im Bereich <strong>der</strong> kompletten Wartungs-, Service-<br />

und Reparaturarbeiten für alle KFZ Fabrikate, mit einer Spezialisierung auf die Fahrzeuge des<br />

Herrstellers Peugeot.


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

18.12 AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel<br />

„<strong>Heyen</strong> ist <strong>der</strong> Nabel <strong>der</strong> Welt“ - sagen APM-Therapeuten, denn - hier in dieser kleinen<br />

nie<strong>der</strong>sächsischen <strong>Gemeinde</strong> im Weserbergland werden seit über 20 Jahren Angehörige aller<br />

medizinischen Berufe und Assistenzberufe in APM nach Penzel ausgebildet, werden seit 30<br />

Jahren medizinische Waren und Literatur versandt, werden Patienten seit fast 30 Jahren behandelt<br />

und seit 25 Jahren inzwischen über 4.000 Mitglie<strong>der</strong> betreut. <strong>Heyen</strong> ist die Weltzentrale <strong>der</strong><br />

AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel.<br />

Willy Penzel, <strong>der</strong> Pionier <strong>der</strong> nach ihm benannten AKUPUNKT-MASSAGE wurde<br />

1918 in Wattenscheid geboren. Nach dem Militärdienst arbeitete Willy Penzel im<br />

Schiffbau und als Landmaschinenschlosser. Im Weserbergland lernte er seine<br />

spätere Frau, Irmgard Steinbrink, verwittwete Meyer, (<strong>Heyen</strong>, Neuer Weg 11),<br />

kennen. Sie heirateten und zogen zunächst nach Bad Pyrmont.<br />

Veranlasst durch eine lebensbedrohliche Lebererkrankung seiner Frau, die<br />

ärztlicherseits austherapiert war, begann Penzel sich Mitte <strong>der</strong> fünfziger Jahre mit<br />

Medizinliteratur zu befassen. So wurde er auf das Buch des Autors von Puttkamer<br />

„Organbeeinflussung durch Massage“ aufmerksam. Die Erkenntnisse aus dem Buch setzte er an<br />

seiner jungen Frau um. Die Erfolge waren bemerkenswert. Irmgard Penzel konnte schon wenige<br />

Wochen später nach Hause zurückkehren und wurde vollkommen gesund. Sie überlebte ihren<br />

Mann um 3 Jahre.<br />

Fortan betrieb Penzel seine nichtuniversitäre Fortbildung in medizinischen Disziplinen und<br />

besuchte u.a. das Ludwig-Boltzmann-Institut in Wien. Hier lernte er den „Akupunktur-Papst“ Prof.<br />

Dr. med. Johannes Bischko kennen und besuchte einige seiner Vorlesungen und Seminare. Dies<br />

alles floss in die Entwicklung seines Behandlungskonzeptes ein, das er Akupunkt-Massage<br />

nannte. Die AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel -APM® war geboren. Um die Therapie beim<br />

Patienten auch anwenden zu dürfen, liess er sich zum Masseur/med. Bademeister ausbilden und<br />

fand in den sechziger Jahren Anstellung in einem Krankenhaus in Bad Pyrmont. Hier hatte er<br />

Gelegenheit, seine APM bei einem größeren Kreis von Patienten anzuwenden. Bald schon wurden<br />

Kollegen auf ihn aufmerksam und die ersten Fortbildungen begannen.<br />

Um den steigenden Schülerzahlen gerecht werden<br />

zu können, löste Willy Penzel sein Arbeitsverhältnis<br />

mit <strong>der</strong> Klinik und gründete 1971 sein Lehrinstitut<br />

Penzel in Bad Pyrmont. Bald wechselte er in<br />

größere Räumlichkeiten im westfälischen Lügde. Die<br />

ersten Auslandskurse fanden in Norwegen, <strong>der</strong><br />

Schweiz und in Österreich statt. Mitte <strong>der</strong> siebziger<br />

Jahre verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach<br />

<strong>Heyen</strong> bei Bodenwer<strong>der</strong>, dem Geburtsort seiner<br />

Frau. Hier entstand zunächst<br />

die Verwaltung und 1983 seine<br />

Pyramide (<strong>der</strong> ägyptischen<br />

Cheops-Pyramide nachgebaut),<br />

das Lehrinstitut für<br />

AKUPUNKT-MASSAGE nach<br />

Penzel, die zentrale Ausbildungsstätte für Deutschland. 1978 gründete<br />

Penzel den Internationalen Therapeutenverband AKUPUNKT-MASSAGE<br />

nach Penzel e.V.. Es wurden in <strong>der</strong> Folge Unterglie<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Schweiz<br />

(1979) und in Österreich (1980) gebildet.<br />

Als Willy Penzel am 18.04.1985 verstarb, hatte er seinem Nachfolger Günter Köhls bereits die<br />

Führung seines Hauses und die Verantwortung für sein Lebenswerk übertragen. Günter Köhls,<br />

ältester Sohn von Margarete und Willi Köhls (<strong>Heyen</strong>, Gönne 2), entwickelte früh Interesse an dem<br />

Wirken von Willy Penzel und erkannte sehr bald das Potential, das in diesem bahnbrechenden<br />

- 228 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Therapieverfahren steckte und entschied sich gemeinsam mit seiner Frau Karin, Tochter von<br />

Lieselotte und Paul Klettke, (<strong>Heyen</strong>, Gönne 11), für die Arbeit an Penzels Seite.<br />

Das Lehrinstitut für AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel besuchen heute Schüler aus allen fünf<br />

Kontinenten. Es wird hier ganzjährig unterrichtet. In den vergangenen 20 Jahren fanden in <strong>Heyen</strong><br />

über 1.000 Kurse mit über 50.000 Teilnehmern statt. Im Jahr werden heute etwa 12.000<br />

Übernachtungen in <strong>Heyen</strong> und den umliegenden Orten gezählt. Seit Bestehen des Lehrinstitutes<br />

hier am Ort konnten insgesamt 150.000 Übernachtungen verbucht werden. Überwiegend werden<br />

die Gäste in den zahlreichen Privatquartieren in <strong>Heyen</strong> in familierer Atmosphäre untergebracht. Im<br />

Ausland führt das deutsche Lehrinstitut regelmässig Lehrgänge in Österreich sowie in <strong>der</strong><br />

Schweiz durch. Selbstständige Zweigschulen befinden sich in Israel, Italien, Norwegen, Slowenien,<br />

Spanien, Tschechien und Ungarn. Parallel zu den in <strong>Heyen</strong> stattfindenden Kursen werden noch bis<br />

zu 90 medizinische Lehrgänge (u.a. auch im Bereich Tiermedizin) pro Jahr im In- und Ausland<br />

organisiert und personell betreut.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Zentrale, die neben <strong>der</strong> Schule auch noch ein Gesundheitszentrum mit<br />

angeschlossener APM-Praxis sowie integrierter selbstständiger homöopathischer Arztpraxis,<br />

eine Handels-Gesellschaft, einen kleinen Buchverlag, einen veterinärmedizinischen<br />

Schulungsbetrieb und die Geschäftsstelle des Internationalen Therapeutenverbandes<br />

AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel e.V., beherbergt, arbeiten inzwischen 22 festangestellte<br />

Mitarbeiter und zeitweise etwa 50 freiberuflich Tätige als Lehrassistenten.<br />

Seit 1999 wird <strong>Heyen</strong> als Penzel - Kurort mit <strong>der</strong> „APM-Kur im Weserbergland“ beworben. In 3<br />

Gästehäusern, den Häusern Wernita I + II sowie den m.a.i. - Appartements in unmittelbarer Nähe<br />

zum Gesundheitszentrum werden Gäste in komfortablen 1 und 2 - Bettzimmern untergebracht.<br />

1978 wurde aus <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft für AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel <strong>der</strong><br />

Internationale Therapeutenverband AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel e.V. mit 2 Sektionen in<br />

Österreich und <strong>der</strong> Schweiz. Der Interessen-/Berufsverband hat seinen Sitz in <strong>Heyen</strong>. Er leistet<br />

Fortbildungstätigkeit, Öffentlichkeitsarbeit (u.a Kongresstätigkeit, Vortragsreisen,<br />

Veröffentlichungen in <strong>der</strong> Fachpresse), Berufsberatung, gibt eine Quartalsmitglie<strong>der</strong>zeitschrift<br />

heraus und nimmt 6 Mal im Jahr in <strong>Heyen</strong> die Prüfung <strong>der</strong> ausgebildeten APM-Therapeuten ab.<br />

Der Verband betreut <strong>der</strong>zeit über 4.000 Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Im Oktober 1993 würdigte die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong>, im Beisein <strong>der</strong> Penzel-Tochter Doris Oswald und<br />

ihren 3 Töchtern Undine, Diana und Laura, seinen verdienten Bürger Willy Penzel mit <strong>der</strong><br />

Benennung <strong>der</strong> Straße im Bereich seiner Schulgebäude in „Willy-Penzel-Platz“.<br />

18.13 Bäckerei Wilhelm Baxmann - seit 1884<br />

Im Jahre 1884 richtete <strong>der</strong><br />

Bäckermeister Heinrich Baxmann im<br />

Haus Nr. 58b, in <strong>der</strong> heutigen<br />

Esper<strong>der</strong> Straße, eine Bäckerei ein.<br />

Am 5. Mai 1924 verstarb er und sein<br />

Sohn Wilhelm Baxmann, geboren am<br />

27.02.1906 übernahm die Bäckerei.<br />

Die Bäckerlehre absolvierte er in <strong>der</strong><br />

Bäckerei des Vaters. Am 5. März 1934<br />

legte er die Meisterprüfung ab. Im<br />

Oktober 1934 heiratete Wilhelm<br />

Baxmann seine Frau Dora, geborene<br />

Wassmann, mit <strong>der</strong> er dann<br />

gemeinsam die Bäckerei und<br />

Kolonialwaren führte. Ansicht des alten Wohn- und Backhauses<br />

- 229 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Im Jahre 1965 baute er den ersten elektrischen Backofen ein und das Geschäft florierte.<br />

Im Jahr 1938 wurde <strong>der</strong> Sohn Wilhelm Baxmann geboren, <strong>der</strong> seine Bäckerlehre von 1953 bis<br />

1956 bei <strong>der</strong> Bäckerei Wilhelm Vogt in Kemnade machte.<br />

Nach <strong>der</strong> Lehre ging er zurück in den elterlichen Betrieb<br />

und machte 1961 seine Meisterprüfung. Am 1. Januar<br />

1971 übernahm Wilhelm Baxmann mit seiner Frau<br />

Hannelore, geborene Rakemann, das Geschäft <strong>der</strong> Eltern.<br />

18.14 Gärtnerei Sporle<strong>der</strong><br />

Im Frühsommer 1951 wagte Helmut Sporle<strong>der</strong><br />

den Schritt in die Selbständigkeit. Der Beginn<br />

war ein kleiner Hof mit Feld und Vieh und<br />

einem kleinen Grundstück für ein Gewächshaus<br />

und einige Frühbeete.<br />

Einige Jahre später heiratet er seine Frau<br />

Marie-Luise, geb. Lohmann. Gemeinsam wurde<br />

in den Aufbaujahren Gemüse produziert, im<br />

Gewächshaus sowie draußen auf dem Feld. So<br />

nach und nach wuchs nicht nur die Gärtnerei<br />

son<strong>der</strong>n auch die Familie, und aus dem<br />

Hofbetrieb wurde eine stattliche Gärtnerei.<br />

Nach vielen Umbauten und Renovierungen des<br />

Wohnhauses, <strong>der</strong> Backstube und des Ladens wurde <strong>der</strong><br />

zweite elektrische Backofen 1978 eingebaut.<br />

Der Sohn Friedhelm Baxmann machte von 1978 bis 1981<br />

eine Bäckerlehre bei <strong>der</strong> Bäckerei Wegener in Hameln.<br />

Seine ersten Gesellenjahre verbrachte er in <strong>der</strong> Bäckerei<br />

Wedekind in Bodenwer<strong>der</strong>. Anschließend kam er dann in<br />

den elterlichen Betrieb und machte 1985 seine<br />

Meisterprüfung. Aus Gesundheitsgründen konnte er<br />

seinen Beruf lei<strong>der</strong> nicht weiter ausüben und schulte um.<br />

Da war die Tochter von Wilhelm und Hannelore Baxmann<br />

zur Stelle. Angela Narten, geborene Baxmann, erlernte<br />

von 1989 bis 1991 das Bäckerhandwerk bei Ihrem Vater.<br />

Im Jahre 1999 legte sie vor <strong>der</strong> Handelskammer<br />

Hildesheim ihre Meistprüfung ab und führt seither<br />

gemeinsam mit den Eltern die erfolgreiche Bäckerei.<br />

Nachdem Mähdrescher, Kühe und Hühner abgeschafft waren, konnte man <strong>der</strong> wachsenden<br />

Nachfrage nach Blumen gerecht werden. Als das Grundstück an <strong>der</strong> Gönne vorn und hinten nicht<br />

mehr ausreichte, wurde vor etwa 20 Jahren auf dem Grundstück an <strong>der</strong> Twetje durch Landzukauf<br />

und den Bau von Gewächshäusern <strong>der</strong> Betrieb erweitert. Während dieser Zeit wurden auch die<br />

Kin<strong>der</strong> Julia, Ulrich und Hermann mehr in das Betriebsgeschehen einbezogen. Julia, gelernte<br />

Bankkauffrau, übernahm das Büro und Ulrich und Hermann, beide gelernte Gärtner, nach und<br />

- 230 -<br />

Ansicht des Wohnhauses


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

nach den Betrieb. Anfang <strong>der</strong> 80iger Jahre ging <strong>der</strong> Betrieb fest an Ulrich und Hermann Sporle<strong>der</strong>,<br />

beide inzwischen Gärtnermeister, über und die Firmengrün<strong>der</strong> Marie-Luise und Helmut Sporle<strong>der</strong><br />

konnten in den verdienten Ruhestand gehen.<br />

Der Betrieb in <strong>Heyen</strong> umfasst heute 5000 m² beheizter Gewächshausfläche, sowie einer erst vor<br />

einigen Jahren neu gebauten Verkaufsfläche mit über 1000 m². Vor knapp 4 Jahren wurde in Bad<br />

Mün<strong>der</strong> ein zweiter Betrieb dazu<br />

gekauft.<br />

18.15 Versicherungs-Generalagentur Meyer - seit 1969<br />

Das Versicherungsbüro Meyer besteht in <strong>Heyen</strong> seit dem<br />

01.05.1969. Als kompetenter Partner in<br />

Versicherungsfragen arbeitete Gerhard Meyer<br />

nebenberuflich bis zum 31.03.1993 für eine Gesellschaft in<br />

dieser Region. Nach dem Fall des Monopolrechts<br />

wechselte er 1993 das Unternehmen und gründete<br />

zusammen mit seiner Frau Bärbel die Hauptvertretung<br />

Meyer.<br />

Bis 1993 konnte man aufgrund des Monopols nur in einer<br />

begrenzten Region versichern. Da dieser Gebietsschutz<br />

weggefallen ist, war es ab dem Zeitpunkt möglich, im<br />

weiteren Umland zu arbeiten. Die Agentur Meyer betreut<br />

heute Kunden weit über die Ortsgrenzen hinaus.<br />

- 231 -<br />

Heute ist <strong>der</strong> Betrieb einer <strong>der</strong> größten<br />

Endverkaufsgärtnereien und mit einem<br />

Personalbesatz von 25 Mitarbeitern<br />

ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in<br />

dieser Region. Im Jahre 2002 wurde<br />

<strong>der</strong> Betrieb vom Zentralverband<br />

Gartenbau zur 4-Sterne-Premium-<br />

Gärtnerei ausgezeichnet.<br />

In Zeiten, in denen die Konkurrenz größer und die<br />

allgemeine Marktlage schwieriger wird, hat es <strong>der</strong> aus<br />

<strong>Heyen</strong> stammende Gerhard Meyer immer verstanden, die<br />

Kunden, Freunde und Bekannte, vertrauenswürdig mit den<br />

Versicherungsleistungen zu überzeugen. Das heißt man nimmt sich gerne die Zeit, um unter dem<br />

Gesichtspunkt des individuellen Bedarfs festzustellen, welcher Versicherungsschutz für die<br />

Kunden sinnvoll und empfehlenswert ist. Weiter bedeutet das auch, dass <strong>der</strong> Service eindeutig im<br />

Mittelpunkt <strong>der</strong> täglichen Arbeit steht und nicht erst dann, wenn <strong>der</strong> Kunde im Schadenfall<br />

engagierte Hilfe benötigt.<br />

Seit dem Jahr 2000 arbeitet auch <strong>der</strong> Sohn Andreas Meyer (Bankkaufmann und<br />

Versicherungsfachmann) hauptberuflich an <strong>der</strong> Seite seines Vaters. Die Aufgaben, Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

und Herausfor<strong>der</strong>ungen sind vor allem in den letzten 10 Jahren erheblich gestiegen. Aus diesem<br />

Grund hat sich die Zusammenarbeit und Aufteilung <strong>der</strong> anfallenden Arbeiten bis zum jetzigen<br />

Zeitpunkt bewährt.<br />

Am 01.01.2004 wurde aus <strong>der</strong> Hauptvertretung die Versicherungs-Ggeneralagentur Meyer.


18.16 Steuerbüro Gerhard Fischer<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Nach Ausbildung und Bestellung zum Steuerbevollmächtigen im Februar 1980 wurde im Oktober<br />

1986 die Bestellung zum Steuerberater vom Finanzministerium für Herrn Gerhard Fischer<br />

vorgenommen. Dieses berechtigte ihn nun zur beruflichen Nie<strong>der</strong>lassung (zunächst Brockensen –<br />

dann ab Fertigstellung des Neubaus im August 1983 in <strong>Heyen</strong>).<br />

Nachdem ein ansehnlicher Mandantenstamm vorhanden war, konnte aus räumlichen Gründen nun<br />

ein Umzug nach Bodenwer<strong>der</strong> gewagt werden. Im November 1989 wurde zunächst am Mühlentor<br />

ein Steuerberatungsbüro eröffnet. Als auch diese Räumlichkeiten zu klein wurden, erfolgte ein<br />

weiterer Umzug in die Große Straße 21. Hier stehen<br />

zur Zeit für 11 Mitarbeiter insgesamt 240 qm<br />

Bürofläche zur Verfügung.<br />

Das Steuerberatungsbüro Fischer beschäftigt sich<br />

mit <strong>der</strong> Erstellung privater Steuererklärungen und<br />

Beratung in allgemeinen Steuerfragen. Für<br />

Gewerbebetriebe werden die Buchhaltungen, die<br />

Jahresabschlüsse, die Lohn- und Gehaltsabrechnungen<br />

sowie die betrieblichen Steuererklärungen<br />

erstellt.<br />

Beratungen in allen Fragen <strong>der</strong> Existenzgründung<br />

und <strong>der</strong> Rechtsformwahl gehören auch mit zum<br />

Leistungsangebot. Zunehmend wird<br />

Gerhard Fischer mit Ehefrau Roswita<br />

betriebswirtschaftliche Beratung gefor<strong>der</strong>t. Hierzu<br />

gehören kreditwirtschaftliche Fragen, sowie die Einstellung <strong>der</strong> Betriebe auf künftige<br />

Ratingbeurteilung <strong>der</strong> Kreditwirtschaft. Das Büro arbeitet mit <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen EDV-Netzwerkanlage<br />

und bedient sich <strong>der</strong> DATEV Software.<br />

Die Wurzeln des Steuerbüros liegen nach wie vor in <strong>Heyen</strong>. Hier lebt auch die Familie des<br />

Betriebsinhabers.<br />

- 232 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

19 Die wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem 2ten Weltkrieg<br />

(Auszüge aus einem Aufsatz von Kurt Wiemann aus dem Jahr 1951)<br />

<strong>Heyen</strong> ist in erster Linie ein Bauerndorf. Im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t, als das Dorf unter <strong>der</strong> Gerichtsbarkeit<br />

des Amtes Wickensen stand und die Bauern Korn- und Fleischzehnt an 10 verschiedene<br />

Gutsherren (Amt Wickensen, Kloster Kemnade, H. v. Münchhausen zu Bodenwer<strong>der</strong>, H. Graf von<br />

<strong>der</strong> Schulenburg u.a.) zahlen mussten, gehörten zum Dorf 8 Ackerhöfe, 4 Halbspänner, 26<br />

Großköters, 4 kleine Köters und 14 Brinksitzer, also 56 Höfe. Es gab damals 2000 Morgen Land.<br />

Bis zur Separation 1856 stieg die Fläche auf 3300 Morgen. Die Größenverteilung sah so aus: 7<br />

Vollmeierhöfe (Ackerhöfe) 90–180 Morgen (M), 4 Halbmeierhöfe (Halbspänner) 90–110 M, 26<br />

Großkothöfe 15–70 M, 4 Kleinkothöfe 12–25 M, 14 Brinksitzerstellen 1–13 M, 10 Anbauerstellen<br />

0–2 M.<br />

Das Vieh wurde nach den Gattungen geson<strong>der</strong>t von gemeinschaftlichen Hirten auf Stoppel,<br />

Brache, Wiese und Weide gehütet. Die Pferde wurden nur nachts in die eingefriedigten Auen<br />

getrieben, die das ganze Jahr hindurch vom Vieh beweidet wurden. Außerdem wurden dort die<br />

Flachsrotten angelegt. Die übrigen Ackerlän<strong>der</strong>eien wurden nach den Regeln <strong>der</strong><br />

Dreifeldwirtschaft mit fast durchgängiger Besömmerung <strong>der</strong> Brache bewirtschaftet. Der<br />

Flachsanbau und die Leineweberei spielten eine große Rolle. Davon zeugen heute noch die zum<br />

Teil zugefahrenen Rotten und auf alten Hausböden vorhandene „Braken, Ristebocken und<br />

Heckeln“. 1951 wurden in über 70 Betrieben in <strong>der</strong> Größe von 0,5 bis 50 ha über 2000 Morgen<br />

Ackerland bewirtschaftet und 600 Großvieheinheiten gehalten.<br />

Großbetriebe sind nicht vorhanden. An erster Stelle stehen mit 63,5 % die Kleinbetriebe (0,5–5<br />

ha), an zweiter die kleinbäuerlichen Betriebe (5–20 ha) mit 22,5 %. Die 10 mittelbäuerlichen<br />

Betriebe (20–50 ha) nehmen nur 14 % ein, dennoch bewirtschaften diese Betriebe das meiste<br />

Land. Die verschiedenen Größenklassen sind dadurch entstanden, dass die Gutsherren die<br />

Bauern belehnten, sie selbst Land urbar machten o<strong>der</strong> zusammen heirateten bzw. unter die Kin<strong>der</strong><br />

aufteilten.<br />

Die Wirtschaftfläche <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> (Land- und Forstwirtschaft) beträgt heute 852,19 ha. Daran ist<br />

die Forst mit 174,53, das Ödland und Umland mit 17,45 ha, die Gebäude- und Hofflächen mit<br />

10,46 ha beteiligt. An Flächen außerhalb <strong>der</strong> Betriebe kommen hinzu: 41,9 ha Wegeland, 13 ha<br />

Gewässer (Weser). Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt 585,43 ha und glie<strong>der</strong>t sich in<br />

484,10 ha Ackerland, 13,76 ha Gartenland, 1 ha Obstanlagen, 11,28 ha einschürige Wiesen, 35,86<br />

ha mehrschürige Wiesen, 3,56 ha gute Weiden und 33,67 ha mittlere Weiden. Das<br />

Grünlandverhältnis (Wiesen und Weiden : Acker) beträgt 1:5,7. Aus dem Kulturartenverhältnis<br />

kann man die Wirtschaftsweise ableiten. Es besteht aus 58 % Acker, 10 % Grünland, 20 % Wald<br />

und 12 % an<strong>der</strong>en Flächen. Auf dem Acker werden 65 % Getreide und Hülsenfrüchte, 25 %<br />

Hackfrüchte und 10 % Ölfrüchte und Klee angebaut, so dass man die hiesige Wirtschaftsweise als<br />

Dreifel<strong>der</strong>wirtschaft mit Getreide-Hackfruchtbau ansprechen kann. Den größten Umfang nimmt<br />

also <strong>der</strong> Getreidebau ein. Im Hackfruchtbau spielt die Zuckerrübe eine beson<strong>der</strong>e Rolle. Die<br />

Erzeugnisse des Rübenbaues bilden eine wesentliche Futtergrundlage für die Tiere und<br />

ermöglichen eine stärkere Viehhaltung. Die 10 km entfernt liegende Zuckerfabrik Emmerthal stellt<br />

aus den jährlich in <strong>Heyen</strong> angebauten Rüben über 7000 Ztr. Zucker her.<br />

Infolge des guten bis mittleren Bodens und einer intensiven Wirtschaftsweise hat das Dorf eine<br />

hohe ernährungswirtschaftliche Leistung. Das hat sich beson<strong>der</strong>s in den Jahren <strong>der</strong> gelenkten<br />

Bewirtschaftung gezeigt, als <strong>Heyen</strong> sein Ablieferungssoll stets vorbildlich erfüllte. In den<br />

landwirtschaftlichen Betrieben sind 1951 zehn Schlepper von 11 bis 30 PS vorhanden, die die<br />

Wirtschaftsweise erheblich erleichtern. Der Boden ist überwiegend in die 2.–4. Klasse eingestuft,<br />

d.h. die Bodenzahlen liegen zwischen 35 und 80. Der leichteste Boden ist <strong>der</strong> lehmige Sand (lS),<br />

<strong>der</strong> schwerste <strong>der</strong> lehmige Ton (LT). Im übrigen sind alle dazwischen liegenden Lehmbodenarten<br />

vorhanden. Mit einer durchschnittlichen Jahresnie<strong>der</strong>schlagsmenge von 750 mm gehört das Dorf<br />

in die Zone des abgeschwächten Seeklimas. In diesem Jahr hat es bis jetzt bereits über 1200 mm<br />

geregnet. Diese noch nie vorgekommene Nie<strong>der</strong>schlagsmenge beeinflußt die Ernte sehr<br />

ungüntsig. Unter den Getreideflächen sieht man in <strong>der</strong> Feldmark auch zahlreiche<br />

- 233 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Vermehrungsflächen zur Saatgutgewinnung. Auch Öl- und Gespinstpflanzen und<br />

Zuckerrübensamen werden angebaut. Beson<strong>der</strong>s fallen zur Blütezeit die Rapsfel<strong>der</strong> auf, die für die<br />

17 Bienenvölker im Dorf von Bedeutung sind.<br />

Von den Betrieben sind 25 Pferdehalter, die 88<br />

Pferde, 14 Fohlen bis 2 Jahre und 29 Fohlen bis<br />

4 Jahre im Stall haben. Während im Ackerbau <strong>der</strong><br />

Getreidebau die wesentlichste Rolle spielt, ist es in<br />

<strong>der</strong> Viehzucht die Pferdezucht. Wenn sie infolge<br />

<strong>der</strong> Mechanisierung heute auch an Bedeutung<br />

eingebüßt hat und in den letzten Jahren weniger<br />

Stuten „zugelassen“ wurden, so gibt es doch<br />

Züchter, die bei <strong>der</strong> Stange bleiben. Die<br />

Einschätzung <strong>der</strong> hiesigen Züchter zeigt sich darin,<br />

dass das Landgestüt Harzburg in <strong>Heyen</strong> eine<br />

Deckstation mit 3 Kaltbluthengsten und 1 Warmbluthengst<br />

unterhält. Im Verhältnis 1:3 sind in <strong>der</strong><br />

Praxis auch die Warm- und Kaltblutpferde<br />

vorhanden. Aus vielen Dörfern <strong>der</strong> Umgebung<br />

kommen die Bauern mit ihren Stuten nach <strong>Heyen</strong>.<br />

Es werden durchschnittlich im Jahr 200 Stuten<br />

gedeckt. Bei einem Befruchtungsquotienten von<br />

60 werden also 120 Fohlen geboren. Das beweisen<br />

die jährlich im Juli stattfindenden Stuten- und<br />

Fohlenschauen. Dann ist <strong>Heyen</strong> Mittelpunkt aller<br />

Pferdefreunde des Ortes und <strong>der</strong> Umgebung. Das<br />

ist aber auch <strong>der</strong> Fall, wenn sein Reiterverein ein<br />

Turnier veranstaltet o<strong>der</strong> nach an<strong>der</strong>en Dörfern<br />

ausreitet. Selbst zum zweimal in <strong>der</strong> Woche<br />

abends stattfindenden Reiten finden sich mehr<br />

Gestütsverwalter Fischer mit einem Deckhengst 1942<br />

Begeisterte ein, als zum Fußball am Sonntag. Kürzlich las man in <strong>der</strong> Deister- und Weserzeitung:<br />

„Bodenwer<strong>der</strong> pumpt sich zum Schützenfestumzug den Heyer Reiterverein.“<br />

Unter 45 Rindviehhaltern haben 3 Betriebe angekörte Bullen, denen die Kühe des Dorfes<br />

angeführt werden. Einige Betriebe betreiben Herdbuchzucht und Bullenaufzucht. Die Jungbullen<br />

werden dann auf den Auktionen in Lehrte o<strong>der</strong> Northeim verkauft. Neben 195 Milchkühen gibt es<br />

noch 26 Milch- und Arbeitskühe. Durch die Zahl <strong>der</strong> 25 Pferdehaltungen ergab sich ja bereits, dass<br />

nicht alle Betriebe mit Pferden ackern. Es gibt auch Kleinbetriebe, die kein Spannvieh besitzen und<br />

sich das Land von größeren Betrieben bestellen lassen. Es sind das heute die Tagelöhnerfamilien,<br />

die früheren Anbauer und auch ein Teil <strong>der</strong> Brinksitzerstellen, <strong>der</strong>en Familien stets in größeren<br />

Betrieben arbeiteten. Mit 67 Rin<strong>der</strong>n bis 1 Jahr und 97 älteren stellt sich <strong>der</strong><br />

Gesamtrindviehbestand auf 432. Klee, frisches Rübenblatt, Silofutter, trockene und nasse<br />

Schnitzel bilden die Grundlage <strong>der</strong> Winterfütterung. 1600 l Milch werden durchschnittlich jeden Tag<br />

vom Milchfuhrmann zur Molkerei Börry gefahren. Das sind 600.000 l im Jahr, aus denen sich<br />

18.000 t Butter fertigen lassen.<br />

„Kühe des kleinen Mannes“ werden 123 im Dorf gehalten. Die Ziegenhalter haben sich im<br />

Ziegenzuchtverein zusammengeschlossen und halten genossenschaftlich 2 Böcke.<br />

In 105 Schweinehaltungen werden 554 Schweine gefüttert. Mit über 50 Sauen wird gezüchtet. Ein<br />

Betrieb hält einen angekörten Eber. Wenn man auch hier wie bei allen Tierarten mehr von<br />

Viehhaltung sprechen kann, so spielt doch auch die Viehzucht eine Rolle, und es wird eine<br />

ordentliche Züchterarbeit geleistet.<br />

Im Durchschnitt aller Größenklassen werden je 100 ha LN (landwirtschaftliche Nutzfläche) 15<br />

Pferde, 21 Rin<strong>der</strong>, 38 Kühe und 95 Schweine gehalten. Die Schafhaltung ist nicht von Bedeutung,<br />

da den Schafen nicht die geeigneten Flächen zur Verfügung stehen, auf denen sie vom Frühjahr<br />

- 234 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

bis spät in den Herbst hinein geweidet werden können. 14 Schafhaltungen haben 18 Schafe, die in<br />

den Obstgärten laufen, um das Gras kurz zu halten.<br />

Außerdem gibt es noch 1400 Stück Fe<strong>der</strong>vieh und 17 Bienenvölker im Dorf, so dass sich <strong>der</strong><br />

Viehbesatz auf 600 Großvieheinheiten beläuft (1 GVE = 5 dz Lebendgewicht). Das bedeutet, dass<br />

auf 1 ha LN etwas mehr als 1 GVE gehalten werden.<br />

In <strong>der</strong> Land- und Forstwirtschaft arbeiten 200 Einwohner. Im Dorfe gibt es mehrere<br />

Handwerksbetriebe. 10 Handwerksmeister bilden über 20 Gesellen und Lehrlinge aus, die aus<br />

vielen Dörfern <strong>der</strong> Umgebung nach <strong>Heyen</strong> kommen. Zur Zeit <strong>der</strong> Leineweberei spielte das<br />

Drechslerhandwerk hier eine große Rolle. Heute ist <strong>der</strong> größte Betrieb eine Landmaschinenfirma,<br />

die 20 Personen beschäftigt. In <strong>der</strong> Schlosserei lernen 5 Lehrlinge. Fast 200 Schlepper, zumeist<br />

vom Typ Deutz, hat <strong>der</strong> Betrieb verkauft. Daraus wird erkenntlich, eine wie weite Umgebung im<br />

Bezug und <strong>der</strong> Reparatur von Landmaschinen vom Dorf <strong>Heyen</strong> abhängig ist. Der Wirkungsbereich<br />

<strong>der</strong> Firma geht bis in die benachbarten Kreise Hameln und Höxter. Eine eigene Schmiede und<br />

Tischlerei, Tankstelle und Prüfstände machen den Betrieb vollkommen. In den letzten Jahren hat<br />

er begonnen, „Gummiwagen“ zu bauen, und es sind bereits über 100 4-t- und 5-t-Anhänger<br />

abgesetzt.<br />

Dem Landwirt ebenfalls unentbehrliche Handwerker sind <strong>der</strong> Schmied, <strong>der</strong> Stellmacher<br />

(Radmacher) und <strong>der</strong> Sattler. In <strong>der</strong> Schmiede lernen 2, in <strong>der</strong> Stellmacherei 3 Lehrlinge. Die<br />

Stellmacherei verfügt über ein Gatter, das es sonst hier in den Dörfern nicht gibt. Die umliegenden<br />

Dörfer sind auch in diesem Handwerkszweig auf <strong>Heyen</strong> angewiesen. Das Gatter vermag große<br />

Holzblöcke in Bohlen o<strong>der</strong> Bretter zu zersägen.<br />

2 Malermeister schützen mit ihren Lehrlingen wichtiges Volksgut vor dem Ver<strong>der</strong>b und sorgen<br />

dafür, dass das „Gesicht des Dorfes“ in Ordnung bleibt. Außerdem gibt es eine Gärtnerei, eine<br />

Tischlerei, einen Maurer und einen Friseur. 2 Bäckermeister backen gutes Brot, so dass sie noch<br />

nach außerhalb verkaufen können. 2 Schnei<strong>der</strong> und 3 Schnei<strong>der</strong>innen sind weiterhin im Dorf<br />

ansässig. Dann können noch 2 Gastwirte und Kaufleute, <strong>der</strong> Lohndrusch und eine Mosterei als<br />

Gewerbebetriebe genannt werden.<br />

<strong>Heyen</strong> hat auch Industrie. Wenn die Landmaschinenfirma demnächst noch den Serienbau von<br />

kleineren Geräten anfängt, kann man das auch wohl schon Industrie nennen. Aber es gibt bisher<br />

nur einen beson<strong>der</strong>s örtlich gebundenen Erwerbszweig, das ist die Steinindustrie. 7 ha von <strong>der</strong><br />

Forstfläche sind Steinbrüche, hinzu kommen mehrere ha aus <strong>der</strong> als Ödland angegebenen Fläche.<br />

Bei <strong>der</strong> schon öfter erwähnten Auseinan<strong>der</strong>setzung wurden die Lehm- und Steingruben in <strong>der</strong><br />

Forst zugunsten sämtlicher Einwohner genutzt. So ist es heute noch mit den Lehmgruben. Wenn<br />

alte Gebäude ausgebessert werden sollen o<strong>der</strong> auch noch etwas mit Lehmverschlag neu gebaut<br />

werden soll, dann holen sich selbst auswärtige Gespanne Lehm aus <strong>Heyen</strong> ohne Bezahlung. Die<br />

Steingruben haben durch das gute anstehende Gestein einen Aufschwung erfahren. Die<br />

Wesersandsteinplatten sind weltbekannt. Der Abfall fand stets als Packlage im Straßenbau<br />

Absatz, beson<strong>der</strong>s als die Autobahnen gebaut wurden. Damals konnte gar nicht soviel Gestein<br />

gebrochen werden, wie verlangt wurde. Platten und Mauersteine wurden vor dem Kriege und<br />

werden auch heute wie<strong>der</strong> bis Holland geliefert. Das bezeichnet die Güte des Gesteins und <strong>der</strong><br />

geleisteten einheimischen Arbeit.<br />

Mehrere Unternehmer haben die Steinbrüche von <strong>der</strong> Forst gepachtet und beschäftigen über 30<br />

Männer. <strong>Heyen</strong> hat die größten Steinbrüche. Sie sind im Heyer Holze am Südhang, d.h. an <strong>der</strong><br />

Weserseite angelegt. Loren beför<strong>der</strong>n die Steine zur Abfahrt mit Lastkraftwagen o<strong>der</strong><br />

Frachtschiffen zur Weser hinab. Neben den bekannten Platten, die auch heute hier noch auf die<br />

Dielen und Flure <strong>der</strong> Bauernhäuser gelegt werden, werden Mauer- und Pflastersteine gehauen.<br />

Die Arbeit, beson<strong>der</strong>s das Behauen <strong>der</strong> Pflastersteine, die scharfe Kanten haben müssen, ist<br />

bestimmt nicht leicht. Mittags sieht man viele Kin<strong>der</strong> mit Körben aus dem Dorf in das Holz ziehen.<br />

Sie bringen ihren Vätern das Essen, wenn diese es morgens nicht selbst mitgenommen haben und<br />

am Mittag in den Buden am Feuer erwärmen.<br />

- 235 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Die Jahresproduktion beträgt 6000 t. Abnehmer sind Straßenbauämter, Städte und <strong>Gemeinde</strong>n. Im<br />

Handwerk und <strong>der</strong> Industrie arbeiten über 150 Einwohner.<br />

Die Verkehrslage ist weniger gut. Mit Ausnahme des Transportes auf <strong>der</strong> Weser, <strong>der</strong> aber nur für<br />

die Steinindustrie in Frage kommt, ist <strong>Heyen</strong> auf den Straßentransport angewiesen. Die Straßen<br />

befinden sich seit Jahren in einem sehr schlechten Zustand, denn die Regierungen haben kein<br />

Geld für die Instandsetzung. Durch die Manöver <strong>der</strong> englischen Besatzungsmacht wird <strong>der</strong><br />

Straßenzustand immer noch verschlechtert.<br />

An <strong>der</strong> Landesstraße 424 liegt in Richtung Hameln 5 km weit entfernt die Molkerei Börry, 10 km<br />

weit entfernt auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite <strong>der</strong> Weser die Zuckerfabrik Emmerthal. Die Getreidehandlung<br />

beliefert die Wesermühlen in Hameln o<strong>der</strong> verladet im Hildesheimer Hafen. Bei <strong>der</strong> schlechten<br />

äußeren Verkehrslage ist die Landwirtschaft auf den Handel angewiesen. Der Getreidehändler, <strong>der</strong><br />

auch Lohndrusch betreibt, ist fast dauernd mit seinen beiden Schleppern unterwegs. Der<br />

Kunstdünger wird durch den Händler o<strong>der</strong> durch die Betriebe selbst aus Bodenwer<strong>der</strong> bezogen,<br />

das selbst eine Düngerindustrie hat.<br />

Die nächste Bahnstation ist Bodenwer<strong>der</strong>-Linse, die 6 km weit entfernt ist. Die Landmaschinen und<br />

Ersatzteile müssen vom Landmaschinenhändler von dort abgefahren werden. Dorthin werden vom<br />

Handel o<strong>der</strong> den landwirtschaftlichen Betrieben auch die Kartoffeln zum Verladen gebracht und<br />

<strong>der</strong> Flachs, <strong>der</strong> für die Flachsröste in Solingen angebaut wird. Der Bahnhof Bodenwer<strong>der</strong>-Linse<br />

liegt an <strong>der</strong> Privatbahnstrecke 212 C<br />

, die von Emmerthal nach Vorwohle führt und mit den<br />

Bundesbahnstrecken 212 (Altenbeken–Hameln–Hannover) und 206 (Altenbeken–Holzminden–<br />

Kreiensen) verbindet. Omnibuslinien führen ebenfalls in die beiden Kreisstädte, aber immerhin ist<br />

die Kreisstadt Holzminden über 30 km und die benachbarte Kreisstadt Hameln 20 km weit entfernt.<br />

<strong>Heyen</strong> ist in beiden Omnisbuslinien Endstation. Dadurch, dass beson<strong>der</strong>s die Linie Hameln–<strong>Heyen</strong><br />

am Tage 5–6mal befahren wird, ist die Verbindung recht gut. Im Gütertransport müssen zur<br />

Überbrückung <strong>der</strong> schlechten äußeren Verkehrslage stets Gespanne und Schlepper eingesetzt<br />

werden. Die schlechte Verkehrslage mag <strong>der</strong> Grund dafür sein, dass sich in meinem Heimatdorf<br />

Handel und Verkehr nicht über die Erfor<strong>der</strong>nisse <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en einheimischen Wirtschaftszweige<br />

hinaus entwickelt haben. Eine seit mehreren Jahrzehnten geplante Eisenbahnlinie von Hameln aus<br />

am Ith entlang wurde bisher nicht verwirklicht und wird nun wohl auch noch lange auf sich warten<br />

lassen.<br />

Das Schwergewicht liegt in unserem Dorf auf <strong>der</strong> Landwirtschaft, zu <strong>der</strong> ja auch <strong>der</strong> größte<br />

Prozentsatz <strong>der</strong> Bevölkerung zählt. Das ist ganz erklärlich, denn für diese Wirtschaft sind die<br />

natürlichen Voraussetzungen gegeben. Zwischen Betriebsleitern und Landarbeitern herrscht im<br />

Allgemeinen ein patriarchalisches Familienverhältnis. Aus <strong>der</strong> Landwirtschaft hat sich hier auch<br />

Handwerk und Handel entwickelt. Der Bauer braucht die Handwerker, und diese leben wie<strong>der</strong><br />

davon. Die Erzeugnisse <strong>der</strong> Landwirtschaft müssen verkauft, Saatgut, Futter- und Düngemittel<br />

gekauft werden. Das bietet dem Handel Erwerb. Im Dorf haben sich die an<strong>der</strong>en<br />

Wirtschaftszweige immer auf die Landwirtschaft eingestellt. So ist es richtig und muss es auch<br />

bleiben. Dabei hat im Dorf stets Wohlstand und Zufriedenheit unter den Einwohnern geherrscht.<br />

Das sieht man schon äußerlich an den schmucken Häusern. Die wirtschaftlichen Verhältnisse<br />

werden sich auch in Zukunft hoffentlich unter <strong>der</strong> hergebrachten Tradition weiter entwickeln.<br />

Der Ackerbau und die Viehwirtschaft sind bestens in Ordnung, Kulturarten- und Anbauverhältnis<br />

sind sehr günstig. Die 20 % Wald ermöglichen die Beschäftigung <strong>der</strong> Landarbeiter auch in den<br />

arbeitsarmen Zeiten des Jahres, beson<strong>der</strong>s im Winter, so dass <strong>der</strong> Spitzenbedarf immer<br />

durchgehalten werden kann. Die Pferdehaltung könnte nach <strong>der</strong> heutigen Lehrmeinung zugunsten<br />

<strong>der</strong> Mechanisierung noch etwas eingeschränkt werden, aber man muss dem Bauern auch etwas<br />

Passion zubilligen, die ihm Freude an <strong>der</strong> Arbeit gibt.<br />

Ich muss die bestehenden wirtschaftlichen Verhältnisse als durchaus gesund bezeichnen und<br />

wünsche meinem Heimatdorf, dass es auch in Zukunft eine führende Rolle unter den Dörfern <strong>der</strong><br />

Umgebung behält.<br />

- 236 -


20 <strong>Heyen</strong> - quo vadis<br />

(Jürgen Zeddies)<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Die von Peter Klatt recherchierte Entwicklung <strong>der</strong> wechselvollen Herrschaftszeiten in <strong>Heyen</strong> in den<br />

letzten tausend Jahren und die Beschreibung <strong>der</strong> jüngeren Entwicklung bis 1951 von Kurt<br />

Wiemann sowie die von <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Bürger selbst miterlebte Nachkriegsentwicklung<br />

führen vor allem zu zwei markanten Feststellungen. Zum einen zeigt <strong>der</strong> strukturelle,<br />

wirtschaftliche und soziale Wandel <strong>der</strong> Rahmenbedingungen, dass die Menschen und<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Erwerbstätigen in immer kürzeren Zeitabständen neue Anpassungsaufgaben zu<br />

bewältigen haben. Zum an<strong>der</strong>en belegen die eindrucksvollen Schil<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Geschichte<br />

<strong>Heyen</strong>s, geprägt von Kriegen, Seuchenzügen, Plün<strong>der</strong>ungen, Ausbeutungen, Frondiensten,<br />

Auflehnungen gegen Leibeigenschaft und Abgabepflicht, dass die heutigen Lebensverhältnisse in<br />

Frieden, Wohlstand, sozialer Absicherung, Rechtssicherheit und Garantie <strong>der</strong> Menschenrechte,<br />

trotz aller beklagenswerter Missverhältnisse und Einzelschicksale, niemals zuvor in <strong>der</strong> Geschichte<br />

unseres Dorfes einen so hohen Stand erreicht haben. Dass es uns heute so gut geht, ist keine<br />

Selbstverständlichkeit, son<strong>der</strong>n eine Gnade für die jetzt lebende Generation und wahrlich Anlass,<br />

das 1000-jährige Jubiläum des Dorfes dankbar aber auch zuversichtlich zu begehen.<br />

Gleichwohl werden zukünftig die treibenden Kräfte <strong>der</strong> Globalisierung, Technisierung und<br />

Ökologisierung tiefgreifende strukturelle Umwälzungen hervorrufen. Dies betrifft vor allem die<br />

Landwirtschaft, das Gewerbe und die Siedlungsstruktur sowie den Bezug <strong>der</strong> Menschen zu ihrem<br />

Heimatdorf. Der Charakter des Dorfes, <strong>der</strong> in den 1000 Jahren seit <strong>der</strong> Gründung stark agrarisch<br />

geprägt war, wird sich deutlich wandeln. Im Folgenden werden auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Geschichte<br />

zukünftige Entwicklungslinien für unser Dorf aufgezeigt.<br />

Aufbauleistung <strong>der</strong> letzten 50 Jahre<br />

drucksvoll in Bil<strong>der</strong>n zeigen.<br />

Standdrusch auf <strong>der</strong> Sun<strong>der</strong><br />

Damit ergab sich eine tief greifende Entlastung <strong>der</strong><br />

schweren Landarbeit und eine Reduzierung des<br />

Arbeitsbedarfs von 25- 30 Arbeitsstunden auf etwa<br />

7 je ha bei Getreide und von 180 auf 15 Stunden<br />

bei Zuckerrüben. Wichtige statistische Daten <strong>der</strong><br />

landwirtschaftlichen Entwicklung, die für <strong>Heyen</strong><br />

weitgehend zutreffen, sind in <strong>der</strong> Tabelle<br />

dargestellt.<br />

- 237 -<br />

Ein Rückblick auf die<br />

Entwicklung des Dorfes<br />

<strong>Heyen</strong> in den letzten 50<br />

Jahren beeindruckt durch<br />

eine vor einem halben<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t nie für möglich<br />

gehaltene Aufbauleistung. In<br />

<strong>der</strong> Landwirtschaft vollzog<br />

sich die Entwicklung von<br />

überwiegen<strong>der</strong> Handarbeit<br />

bei <strong>der</strong> Pflege und Ernte <strong>der</strong><br />

Fel<strong>der</strong> über die Abschaffung<br />

<strong>der</strong> Pferdeanspannung zur<br />

Einführung <strong>der</strong> Vollmechanisierung<br />

und Automatisierung.<br />

Bei <strong>der</strong> Getreideernte<br />

lässt sich diese Entwicklung<br />

beson<strong>der</strong>s ein-<br />

Mo<strong>der</strong>ner Mähdräscher mit enormer Flächenleistung


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Entwicklung von Erträgen, Preisen, Verkaufserlösen und Kosten (Vierjahresdurchschnitte):<br />

Fruchtart Zeitraum Erträge Preise Verkaufs- Variable DeckungsArbeitserlöse Kosten beitrag zeit<br />

(dt/ha) (€/dt) (€/ha) (€/ha) DB (€/ha) (Akh je<br />

ha)<br />

Winterweizen 1958 - 62 32,5 21,3 691 203 488 25<br />

1978 - 82 53,5 26,8 1436 720 716 15<br />

1988 - 92 66,1 20,8 1372 701 671 13<br />

2002 80,0 12,3 984 859 470 7<br />

Winterraps 1958 - 62 22,3 33,8 755 209 976 30<br />

1978 - 82 27,5 54,5 1499 717 782 13<br />

1988 - 92 32,1 46,5 1493 715 779 13<br />

2002 38,0 23,0 1207 762 445 7<br />

Zuckerrüben 1958 - 62 356,9 3,8 1573 307 1266 180<br />

1978 - 82 517,1 4,8 2829 1082 1747 50<br />

1988 - 92 526,0 5,7 3281 943 2338 40<br />

2002 550,0 5,8 3206 844 2362 15<br />

Die Erträge konnten bei Getreide mehr als verdoppelt werden. Durchschnittserträge von 8 t<br />

Weizen und 10 t Zucker je ha sind eine beeindruckende Leistung. Wegen <strong>der</strong> ständig sinkenden<br />

Erzeugerpreise und kräftig steigenden Betriebsmittelkosten stehen seit etwa 40 Jahren alle<br />

landwirtschaftlichen Betriebe vor <strong>der</strong> Frage „Wachsen o<strong>der</strong> Weichen?“.<br />

Für eine Weiterentwicklung <strong>der</strong> Betriebe (seit dem Bericht von Kurt Wiemann) entschieden sich bis<br />

zum Jahr 2004 nur 5 landwirtschaftliche Betriebe. Demnach sind von damals über 70 Betrieben in<br />

gut 50 Jahren mehr als 65 ausgeschieden. In dieser <strong>Chronik</strong> wird die Betriebsentwicklung <strong>der</strong><br />

verbliebenen Betriebe sehr eindrucksvoll beschrieben. Sie alle haben aus einer mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

begrenzten Ausgangssituation durch geschickte Spezialisierung eine anzuerkennende<br />

Aufbauleistung erbracht. Gleichwohl war es für sie alle ein risiko- und arbeitsreicher Weg.<br />

Einmal haben sich auch die <strong>Heyen</strong>er Bauern aktiv gegen den Verfall <strong>der</strong> Erzeugerpreise gewehrt.<br />

Mit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Europäischen Gemeinschaft Anfang <strong>der</strong> 60er Jahre sollten die deutschen<br />

Getreidepreise im Zeitraum von 4 Jahren von etwa 45 DM/dt auf 40 DM/dt gesenkt werden. Der<br />

Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium für Landwirtschaft hatte damals ein sog.<br />

Professorengutachten zu den Auswirkungen <strong>der</strong> Preissenkung auf die Einkommen angefertigt. Der<br />

Bauernverband rief im Mai 1962 zu einer Kundgebung in Göttingen auf, die zu einer<br />

Demonstration gegen die Göttinger Agrarprofessoren ausartete. Erst 20 Jahre später brachen die<br />

Erzeugerpreise drastisch ein. Zukünftig werden die deutschen Landwirte zu Weltmarktpreisen<br />

produzieren müssen, wobei sie wegen <strong>der</strong> Wettbewerbsverzerrungen direkte<br />

Einkommensübertragungen erhalten, die allerdings <strong>der</strong>en Leistungen in den Landschaften für die<br />

Gesellschaft nicht voll ausgleichen. Während die Erzeugerpreise real weiter fallen und die<br />

Verkaufserlöse trotz höherer Erträge weitgehend stagnieren, die variablen Kosten für<br />

Betriebsmittel aber um etwa das Vierfache gestiegen sind, benötigt ein Betrieb immer mehr<br />

Fläche, um seine laufenden fixen Kosten und Lebenshaltungsansprüche zu decken.<br />

Von den bei Kurt Wiemann erwähnten 70 landwirtschaftlichen Betrieben des Dorfes <strong>Heyen</strong> im Jahr<br />

1951 sind 5 aktive Bewirtschafter übrig geblieben, wovon zwei ihr Haupteinkommen in<br />

mo<strong>der</strong>nisierter Schweine- bzw. Milchviehhaltung und die an<strong>der</strong>en drei Betriebe im Marktfruchtbau<br />

erwirtschaften. Da die in <strong>der</strong> Gemarkung <strong>Heyen</strong> verfügbare landwirtschaftliche Nutzfläche auf etwa<br />

630 ha begrenzt ist, haben die ortsansässigen Betriebe ihre Chancen genutzt, landwirtschaftliche<br />

Nutzflächen sowie auch Milch- und Rübenlieferrechte in benachbarten Dörfern zuzupachten. Die<br />

bewirtschaftete landwirtschaftliche Nutzfläche <strong>der</strong> Betriebe umfasst nämlich etwa 730 ha. Die<br />

Betriebsgröße liegt zwischen 63 und 250 ha je Betrieb.<br />

Die in <strong>der</strong> Nachkriegszeit aus <strong>der</strong> Landwirtschaft ausgeschiedenen Betriebe haben den Ausstieg<br />

durch Verpachtung ihrer Eigentumsflächen o<strong>der</strong> durch vorübergehende Bewirtschaftung im<br />

Nebenerwerb vollzogen. Dabei zwang die Einführung <strong>der</strong> Mechanisierung zur gemeinsamen<br />

Maschinennutzung in Kooperation. Die relativ großen Haupterwerbsbetriebe (Henneke, Rother,<br />

Heinrichs u.a.) bevorzugten Maschinengemeinschaften mit einem Austausch <strong>der</strong> Maschinen,<br />

- 238 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

während die kleineren Nebenerwerbsbetriebe (Wiemann, Becker, Meyer, Sporle<strong>der</strong>, Zieseniß,<br />

Petermann und Bode) teilweise auch die gesamte Arbeitserledigung gemeinsam durchführten.<br />

Allen Betrieben war es auf diese Weise möglich, ihren Kin<strong>der</strong>n eine angemessene Ausbildung<br />

nach <strong>der</strong>en Vorstellungen angedeihen zu lassen. Die Hofnachfolger besitzen einen hohen<br />

Bildungsstand, <strong>der</strong> den außerordentlich hohen und vielfältigen Anfor<strong>der</strong>ungen eines Unternehmers<br />

genügt.<br />

Die weitgehende Erhaltung und Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Wohn- und Wirtschaftsgebäude <strong>der</strong> Hofstellen<br />

in <strong>Heyen</strong> ist eindrucksvoller Beweis einer überzeugenden Aufbauleistung <strong>der</strong><br />

Nachkriegsgeneration. Es haben sich nicht nur die Durchschnittseinkommen aus <strong>der</strong><br />

Landwirtschaft, son<strong>der</strong>n auch die Vermögenssituation und die durch Nebeneinnahmen ergänzten<br />

Haushaltseinkommen <strong>der</strong> ehemaligen und noch aktiven Landwirte auf ein befriedigendes<br />

Wohlstandsniveau entwickelt.<br />

In Anknüpfung an die Schil<strong>der</strong>ungen von Kurt Wiemann ist feststellbar, dass <strong>der</strong> Strukturwandel<br />

ebenso rigoros über die Gewerbebetriebe hinweggegangen ist. Von 10 Handwerksbetrieben, einer<br />

Landmaschinenfirma, 2 Gastwirtschaften und verschiedenen Dienstleistungs- und<br />

Handelsbetrieben im Jahr 1951 sind nur noch zwei Malermeister, ein KFZ- Betrieb, eine Gärtnerei,<br />

eine Tischlerei, ein Bauhandwerksbetrieb, eine Bäckerei und ein EDV- Dienstleister übrig<br />

geblieben.<br />

Deren Hauptkundschaft bilden heute die rund 185 privaten Haushalte <strong>Heyen</strong>s und Kunden <strong>der</strong><br />

Umgebung. Im Dorf <strong>Heyen</strong> gibt es etwa 55 bis 60 Haupt- und Teilzeitarbeitsplätze, während bei<br />

insgesamt 250 bis 270 abhängig Beschäftigten und Selbständigen nur je<strong>der</strong> 5. Einwohner des<br />

Dorfes noch einer Beschäftigung in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> nachgeht. Die erwerbstätigen Bewohner<br />

<strong>Heyen</strong>s finden überwiegend in den städtischen <strong>Gemeinde</strong>n <strong>der</strong> näheren und weiteren Umgebung<br />

Beschäftigung und sind die Hauptstütze des Steueraufkommens <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>.<br />

Nicht landwirtschaftliche Entwicklungszentren, wie es sich mit dem Auf- und Ausbau des<br />

Gesundheitszentrums Akupunkt- Massage nach Penzel in <strong>Heyen</strong> etabliert hat, markieren den<br />

Wandel eines Dorfes in eine mo<strong>der</strong>ne Zukunftsentwicklung. Rein agrarisch geprägte Dörfer haben<br />

keine Zukunftsperspektive. <strong>Heyen</strong> ist deshalb zum einen auf die Prosperität solcher Unternehmen<br />

des tertiären Bereichs und zum an<strong>der</strong>en auf eine wirtschaftlich attraktive Nutzung seiner<br />

Ressourcen angewiesen. Zweifellos gibt es gegen die Nutzung <strong>der</strong> Windenergie auf <strong>Heyen</strong>er<br />

Gemarkung ernst zu nehmende ästhetische, wirtschaftliche und prinzipielle Bedenken,<br />

insbeson<strong>der</strong>e die <strong>der</strong> negativ betroffenen Bürger. Aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> wirtschaftlichen Entwicklung<br />

<strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> ist diese Ressource ein Glücksfall, die möglicherweise nachhaltiger und<br />

langfristiger die Überlebensmöglichkeit des Dorfes beeinflusst als es die die Ortsentwicklung im<br />

letzten Jahrhun<strong>der</strong>t prägende Steinindustrie vermocht hat. Die <strong>Heyen</strong>er Steinbrüche gehörten<br />

bekanntlich zu den größten und wirtschaftlich ergiebigsten im mittleren Wesergebiet.<br />

Die <strong>der</strong>zeitige wirtschaftliche Situation<br />

Die <strong>der</strong>zeitige wirtschaftliche Situation wird eher pessimistisch eingeschätzt. Hauptursachen dieser<br />

Stimmung bei gewerblichen und landwirtschaftlichen Unternehmern sind nicht <strong>der</strong>en finanzielle<br />

Situation, son<strong>der</strong>n wohl eher die Unsicherheit <strong>der</strong> Zukunftserwartungen, gekennzeichnet durch<br />

hohe Politikabhängigkeit und vor allem bei den Landwirten Selbstzweifel an <strong>der</strong> Akzeptanz in <strong>der</strong><br />

Gesellschaft. Indikatoren solcher Unsicherheiten sind anhaltende Arbeitslosigkeit, fortschreitende<br />

Aufgabe gewerblicher Betriebe und auch von Dienstleistungsunternehmen im näheren und<br />

weiteren Umkreis, Leerstand von Wohnungen und Häusern und sinkende Vermögenswerte von<br />

Immobilien einschließlich Grund und Boden.<br />

Das zukünftige wirtschaftliche Umfeld<br />

Die Einschätzung <strong>der</strong> zukünftigen Rahmenbedingungen für die Dorfentwicklung lässt sich durch<br />

folgende Thesen kennzeichnen:<br />

- 239 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

These 1: Das gesellschaftliche Umfeld befindet sich im Umbruch, dessen Ende wir noch<br />

nicht kennen“<br />

Die Wie<strong>der</strong>vereinigung Deutschlands hat einen Umbruch ausgelöst, <strong>der</strong> zunächst vor allem die<br />

Finanzausstattung <strong>der</strong> Haushalte und den Arbeitsmarkt betrafen. Dieser Umbruch wird aber<br />

überlagert durch die Globalisierung, die eine dramatische Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wirtschaftssysteme<br />

hervorruft, einhergehend mit einer tiefgreifenden Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Produktions- und<br />

Handelsstrukturen. Mit <strong>der</strong> Osterweiterung <strong>der</strong> Europäischen Union entsteht eine bisher nicht da<br />

gewesene Herausfor<strong>der</strong>ung. Die Öffnung nach Osteuropa lässt ein Fortbestehen des<br />

Wohlstandsgefälles nicht länger zu zwischen 380 Millionen Menschen in <strong>der</strong> EU mit<br />

Durchschnittseinkommen <strong>der</strong> Mitgliedstaaten zwischen 15.000 Euro und 30.000 Euro/Jahr bei<br />

1.500 Arbeitsstunden/Jahr in unmittelbarer Nachbarschaft zu 300 Millionen Menschen in Mittel-<br />

und Osteuropa mit einem Durchschnittseinkommen von 1.500 Euro/Jahr bei mehr als 2.000<br />

Arbeitsstunden/Jahr. Offen ist die Frage, ob es eine weitere Welle des Zuzugs arbeitsuchen<strong>der</strong><br />

Erwerbstätiger auch in dörflichen Regionen geben wird o<strong>der</strong> Produktions- und<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten in Billiglohnlän<strong>der</strong> abwan<strong>der</strong>n, wodurch noch mehr hiesige<br />

Arbeitsplätze in Gefahr geraten würden.<br />

These 2: „ Die Zukunftsentwicklungen in <strong>der</strong> Landwirtschaft sind heute bereits festgelegt“<br />

Bis zur Mitte des nächsten Jahrhun<strong>der</strong>ts wird weltweit mit einer Verdreifachung <strong>der</strong><br />

Nahrungsmittelnachfrage gerechnet. Bei den für das Dorf <strong>Heyen</strong> wichtigsten Nahrungsmitteln<br />

Getreide, Pflanzenöl (Raps) und Zucker wird es auf dem Weltmarkt zukünftig nachhaltig höhere<br />

Preise geben. Bei Getreide und Raps sind die Erzeugerpreise seit Mitte <strong>der</strong> 80er Jahre auf fast ein<br />

Drittel reduziert worden. Bei Zucker sind sie leicht gestiegen. Hier ist allerdings eine deutliche<br />

Preissenkung und Reduzierung <strong>der</strong> Rübenlieferrechte in den nächsten 10 Jahren zu erwarten. Die<br />

Betriebe haben die Nachteile <strong>der</strong> Preissenkung durch enorme technische Fortschritte und<br />

betriebliches Wachstum weitgehend aufgefangen. Unter den herrschenden hohen Kosten für<br />

Boden (Pacht), Arbeit, Dienstleistungen und Umweltauflagen, erweist sich die<br />

Nahrungsmittelproduktion unter den guten bis sehr guten natürlichen Bedingungen in <strong>der</strong><br />

Gemarkung <strong>Heyen</strong> als wettbewerbsfähig, vor allem, wenn sie mit hohem Kapitaleinsatz auf hohem<br />

Ertragsniveau betrieben wird.<br />

These 3: „Vom Bauernhof zum hoch spezialisierten Agrarunternehmen“<br />

In den letzten 50 Jahren sind in <strong>Heyen</strong> über 90 % <strong>der</strong> Betriebe ausgeschieden. Dies waren<br />

immerhin 65 wirtschaftliche Existenzen. Von den gegenwärtig noch aktiv wirtschaftenden<br />

Betrieben werden bereits heute für die Bewirtschaftung <strong>der</strong> nutzbaren landwirtschaftlichen Flächen<br />

nur noch ein o<strong>der</strong> mit Viehhaltung zwei Betriebe benötigt. Es hängt ausschließlich von den<br />

persönlichen Verhältnissen in den Familien ab, ob und wie lange ein Betrieb noch bewirtschaftet<br />

wird. Erfolgreich geht das in Zukunft nur bei hoher Professionalität, natürlich auch im Biolandbau.<br />

These 4: „Großmechanisierung, Informationstechnologie und Präzisionslandbau“<br />

Unter den günstigen klimatischen Verhältnissen in <strong>Heyen</strong> lassen sich Großmaschinen einsetzen,<br />

wenn sich <strong>der</strong> Trend zu größeren Bewirtschaftungsschlägen durch freiwilligen Landtausch<br />

fortsetzt. Wenn es Gräben und Wegenetz zulassen, liegen die optimalen Schlaggrößen heute<br />

zwischen 10 und 20 ha, bei einer optimalen Schlaglänge von 400 bis 500 m. Dann liegen die<br />

maximalen saisonalen Auslastungen von Bodenbearbeitungsgeräten und Sämaschinen etwa bei<br />

1000 ha, von Düngerstreuern und Pflanzenschutzspritzen bei etwa 2000 ha und von<br />

Mähdreschern bei bis zu 800 ha. Die Trends und Strukturen <strong>der</strong> Mechanisierung in Osteuropa,<br />

Amerika und Australien geben die Entwicklung <strong>der</strong> Agrarstrukturen auch in unserer Landwirtschaft<br />

vor. Das Dorf <strong>Heyen</strong> wird mit seiner landwirtschaftlich genutzten Fläche von gut 600 ha zukünftig<br />

in überörtlichem Verbund von Agrarunternehmern bewirtschaftet werden. Diese werden in<br />

Arbeitsteilung mit Lohnunternehmern Bewirtschaftungsschläge bearbeiten, die im Durchschnitt<br />

mindestens zweimal so groß sein werden wie die <strong>der</strong>zeit bestehenden Parzellen.<br />

- 240 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Die Vergrößerung <strong>der</strong> Feldstücke erhöht die<br />

Heterogenität innerhalb <strong>der</strong> Schläge.<br />

Diesem Nachteil wird durch Nutzung<br />

mo<strong>der</strong>ner Informationstechnologie eines<br />

GPS (Global Positioning System) gestützten<br />

Präzisionslandbaus Rechnung<br />

getragen. Schon heute stehen entsprechend<br />

<strong>der</strong> oben skizzierten Darstellung viele<br />

Landmaschinen mit 20.000 km entfernten<br />

Satelliten ständig in Verbindung, die sehr<br />

exakt die Position auf dem Feld bestimmen.<br />

Die Arbeitsmaschinen melden über<br />

Sensoren die gemessenen Erntemengen an<br />

Getreide o<strong>der</strong> Ausbringungsmengen an<br />

Dünger zum Computer. Dieser wertet die<br />

Daten aus und kann wie<strong>der</strong>um über GPS<br />

die Maschinen steuern; beispielsweise die<br />

Applikation <strong>der</strong> Mineraldünger- und<br />

Pflanzenschutzmengen nach Pflanzenbedarf und bodenspezifischen Bedingungen. Es wird<br />

zukünftig eine raumdifferenzierte Dünger- und Pflanzenschutzapplikation geben, und in <strong>der</strong><br />

Tierhaltung wird die informationstechnologische Gesundheits-, Fütterungs- und<br />

Leistungsüberwachung bei computergestützter Stallklimaführung und Managementüberwachung<br />

Stand <strong>der</strong> Technik sein.<br />

These 5: „Neue Aufgaben im ländlichen Raum“<br />

Die Landwirtschaft produzierte bisher überwiegend Nahrungsmittel. Es zeichnet sich in <strong>der</strong><br />

Gesellschaft ein stärkeres Bewusstsein dahingehend ab, die Potenziale <strong>der</strong> Land- und<br />

Forstwirtschaft in Zukunft als Ressource zum Ersatz fossiler Energien (Erdöl, Kohle) und zur<br />

Herstellung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen stärker heranzuziehen. Gleichzeitig<br />

ist den Anfor<strong>der</strong>ungen des Landschafts- und Naturschutzes stärker Rechnung zu tragen. Für beide<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen ist das Dorf <strong>Heyen</strong> gut mit natürlichen Ressourcen ausgestattet. In den letzten<br />

Jahrzehnten mussten naturnahe Biotope (Rhien, Feldgehölze, Feldraine, Hecken, Feuchtwiesen,<br />

Weserauen u.a.) zunächst den Mechanisierungserfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> Landwirtschaft weichen. In den<br />

letzten Jahren wurden sie teilweise renaturiert, und sie bieten Rückzugsmöglichkeiten für Flora<br />

und Fauna, die auf weniger geeigneten landwirtschaftlichen Nutzflächen noch erweitert werden<br />

müssen. Im Zuge des Klimawandels<br />

werden sich Wetterkatastrophen<br />

häufen, und <strong>der</strong> Hochwasserschutz<br />

wird für die Art <strong>der</strong> Landnutzung eine<br />

größere Rolle spielen.<br />

Indikator für ein noch intaktes Biotop<br />

ist <strong>der</strong> Wildbestand. In <strong>Heyen</strong> konnte<br />

die Jagd traditionell in Händen <strong>der</strong><br />

<strong>Heyen</strong>er Jäger gehalten werden. Die<br />

Dezimierung <strong>der</strong> Hasen, Rebhühner,<br />

Fasane konnte trotz vielfacher<br />

Schutzmaßnahmen nicht verhin<strong>der</strong>t<br />

werden, während Reh- und<br />

Schwarzwild ein geeignetes Biotop<br />

vorfindet und sich stark vermehrt hat.<br />

These 6: „Gefahren durch Globalisierung“<br />

Die Globalisierung bedroht vor allem die Dörfer. Sie för<strong>der</strong>t nämlich existierende<br />

Wachstumsregionen bei gleichzeitiger Benachteiligung früher agrarisch geprägter Regionen. Wo<br />

Fernsehbil<strong>der</strong> Luxus und Wohlstand städtischer Gesellschaften verherrlichen und dies bis in die<br />

- 241 -<br />

65 Hasen „auf <strong>der</strong> Strecke“ in den 60er Jahren


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

letzte osteuropäische Hütte senden, und die dortige Gesellschaft in realistischer Armut zeigen,<br />

geht die Jugend auf den Weg in das gelobte Land. Und auch die hiesige Dorfjugend verlässt den<br />

Heimatort. Damit wird allmählich mit <strong>der</strong> alten Tradition gebrochen, dass Haus und Hof stets im<br />

Besitz und in Nutzung <strong>der</strong> alteingesessenen Familien bleiben. Die Beziehungen <strong>der</strong> Menschen mit<br />

ihrem Dorf und seinen Traditionen und das Investitionsverhalten nehmen an<strong>der</strong>e Gestalt an.<br />

Leitlinien zukünftiger Entwicklung<br />

An<strong>der</strong>s als in den west- und süddeutschen Gebieten mit positiver dezentraler Wirtschaftsentwicklung<br />

ist es in großen Teilen Nie<strong>der</strong>sachsens nicht gelungen, in stärker agrarisch geprägten Gegenden<br />

Industrien und Dienstleistungen anzusiedeln und die Arbeitsplätze auch für die Jugend des<br />

Dorfes örtlich zu sichern. Unter Zuhilfenahme ausländischer Arbeitskräfte haben sich in Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

nur wenige Wachstumszentren entwickelt. Große Verkehrsachsen führen an <strong>Heyen</strong><br />

vorbei, dafür bleibt dem Dorf die ländliche Prägung und eine hohe Erholungsfunktion <strong>der</strong> Natur<br />

erhalten.<br />

Davon allein wird allerdings kein<br />

Dorf überleben. Deshalb müssen<br />

zukünftige Bemühungen immer<br />

auch darauf gerichtet sein,<br />

Investoren anzulocken, die<br />

Arbeitsplätze und Steuerkraft<br />

schaffen. Zuzug junger Familien,<br />

die in <strong>Heyen</strong> Eigentum schaffen,<br />

gute Ausbildung des <strong>Heyen</strong>er<br />

Nachwuchses und dessen<br />

Bindung an <strong>Heyen</strong>, selbst wenn<br />

sie sich beruflich weg<br />

orientieren, müssen Ziele und<br />

Programme <strong>der</strong> Zukunft sein.<br />

Das, was von den jetzt<br />

prosperierenden Unternehmen in<br />

<strong>Heyen</strong> und den unermüdlich<br />

renovierenden Privatinvestoren<br />

geleistet worden ist, kann gar<br />

nicht hoch genug gewürdigt werden.<br />

Erneuerbare<br />

Energie<br />

Atomenergie<br />

Fossile<br />

Energie<br />

Es liegt in <strong>der</strong> Hand <strong>der</strong> Bewohner selbst, ob und wie sich das Dorf an die Zukunftsszenarien<br />

anpassen wird. Die gesamte Dorfgemeinschaft aber auch alle Einwohner sind gefor<strong>der</strong>t, die<br />

Attraktivität des Dorfes weiter zu verbessern. Die Möglichkeit <strong>der</strong> Teilnahme am<br />

Dorferneuerungsprogramm ist ein weiterer Glücksfall für die Dorfentwicklung. Es bietet die<br />

Chance, den dorfprägenden Charakter zu bewahren und zu verschönern, Leerstand zu beseitigen<br />

und brachgefallene Baulücken zu revitalisieren.<br />

In <strong>der</strong> rasanten Entwicklung <strong>der</strong> Nachkriegszeit wurden die Gefahren einer bedingungslosen<br />

Nutzung technischer Fortschritte für die Umwelt und Gesellschaft, einhergehend mit offenen<br />

Stoffkreisläufen zunächst nicht erkannt. Den Schil<strong>der</strong>ungen von Kurt Wiemann ist zu entnehmen,<br />

dass das ganze Dorf <strong>Heyen</strong> noch ein geschlossenes System darstellte. Alle Nahrungsmittel,<br />

Dienstleistungen, Brennmaterialien, Wolle, Leinen, Getränke usw. wurden vor Ort erzeugt. Auf<br />

Dorfebene waren die Energie- und Stoffkreisläufe weitgehend geschlossen. Die dann rasant<br />

durchgreifende Öffnung <strong>der</strong> Stoffkreisläufe hat Schäden an Grundwasser, Klima und Biodiversität<br />

provoziert.<br />

Für eine Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Nachhaltigkeit- freilich auf breiterer räumlicher Ebene- werden<br />

zunehmend För<strong>der</strong>mittel zur Verfügung gestellt. In <strong>Heyen</strong> bieten sich Anknüpfungspunkte an das<br />

Gesundheitszentrum. Gesunde Ernährung ist ein Problem- und Entwicklungsbereich, <strong>der</strong> unter<br />

Nachhaltigkeitszielen Zukunftsperspektiven bietet. Die land- und forstwirtschaftlichen Ressourcen<br />

bieten aber auch einen weiteren viel versprechenden Ansatzpunkt. Seriöse Schätzungen stimmen<br />

- 242 -<br />

Prognose über den globalen Energiebedarf


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

darin überein, dass in etwa 15 Jahren die fossilen Energieträger Erdöl und Erdgas weltweit und<br />

regional wesentlich knapper und damit deutlich teurer werden.<br />

Die Abbildung zeigt die wachsende Bedeutung <strong>der</strong> erneuerbaren Energie als Ersatz für fossile<br />

Energieträger. <strong>Heyen</strong> trägt bereits jetzt durch Anbau von Raps als Rohstoff für Biodiesel auf<br />

Stilllegungsflächen erheblich zur Nutzung regenerativer Energien bei. Neue technische Verfahren<br />

zur effizienten Nutzung an<strong>der</strong>er biogener Kraftstoffe aus Getreide und Zuckerrüben sowie <strong>der</strong><br />

Verwertung von Holz und Holzabfallprodukten sind in <strong>der</strong> Entwicklung. Begünstigt werden die<br />

nachwachsenden Rohstoffe in unserer Region durch um bis zu 30 % höhere Erträge infolge des<br />

CO2- Anstiegs in <strong>der</strong> Atmosphäre. <strong>Heyen</strong> als Energiedorf: Windkraft, Holz und Biotreibstoffe aus<br />

Raps, Rüben und Getreide wäre ein überzeugendes Konzept. Von <strong>der</strong>zeit rund 40 ha still zu<br />

legenden Flächen <strong>der</strong> <strong>Heyen</strong>er Landwirte werden bereits 20 ha mit Raps für Biodiesel genutzt,<br />

wovon etwa 25 PKW mit Treibstoff für je 15000 Jahreskilometer versorgt werden können. Dieses<br />

Potenzial ließe sich von <strong>der</strong> gleichen Fläche bei Herstellung von Bioethanol (Benzinzusatz) aus<br />

Getreide und Zuckerrüben mindestens verdreifachen, also auf 150 PKW.<br />

Dank gilt unseren Vorfahren<br />

Besinnen wir uns auf die wechselvolle Geschichte von <strong>der</strong> Geburtsstunde unseres Dorfes <strong>Heyen</strong><br />

an bis zur Gegenwart, bleibt ein starkes Gefühl <strong>der</strong> Dankesschuld an unsere Vorfahren. Einige<br />

Familien sind seit Existenz des Dorfes hier ansässig. Sie haben seither mehr als 30 Generationen<br />

lang aufgebaut, verteidigt, gelitten, gearbeitet, unsinnige Feldzüge ertragen und doch immer an die<br />

Zukunft geglaubt. Damit hatten sie schließlich recht; denn das Dorf hat alle Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

überlebt.<br />

Grenzbeziehung 1924<br />

obere Reihe (v.l.): Herr und Frau Timmermann, Feldmann, Piper, ??, Grave, Lindemann, ??, ??<br />

2. Reihe von oben (v.l.): Frau Bode, Ebeling, Herr und Frau Klingenberg, Lehrer Schulze, Marie Henneke, Fritz Bode, August<br />

Henneke, Sorge (Förster), dahinter 7 Unerkannte 3. Reihe von oben (v.l.): Johanne Timmermann, Wilhelm Baxmann, Hermann<br />

Sporle<strong>der</strong>, Wilhelm Wessel, Karl Battmer, August Feuerhake, Lange Marie Greinert, Zieseniß (Schuster), Karl Steinbrink. 2.<br />

Reihe von unten (v.l.): Fritz Möller, Waßmann, Fredebold, Ricke, Heinrich Keller, Emmy Meyer (Lemke), Friedrich Meyer,<br />

Hermann Battmer, Fritz Feuerhake, Erich Zieseniß untere Reihe (v.l.): Herbert Sporle<strong>der</strong>, Erich Maaß, Willi Hilmer, Liesbeth<br />

Timmermann, ??, Fritz Willmer<br />

- 243 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Nachwort<br />

Ein Dorf brauchst du, und wäre es nur,<br />

Damit du es hin und wie<strong>der</strong> gern verlässt,<br />

Ein Dorf- das bedeutet: du bist nicht allein,<br />

du weißt, in den Menschen, in den Pflanzen,<br />

in <strong>der</strong> Erde lebt ein Stück von dir,<br />

das, auch wenn du selbst nicht da bist,<br />

bleibt und auf dich wartet.<br />

- 244 -<br />

Cesare Pavese (ital. Schriftsteller 1908 – 1950)


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

1 Vorwort / Grußworte 1<br />

1.1 Vorwort <strong>der</strong> Arbeitsgruppe <strong>Chronik</strong> 1<br />

1.2 Grußwort des Bürgermeisters 3<br />

1.3 Grußwort des Landkreises 4<br />

1.4 Grußwort <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> 5<br />

2 Der Name <strong>Heyen</strong> 6<br />

2.1 Das Wappen von <strong>Heyen</strong> 7<br />

2.2 Der Heiligenberg, ein Zeitzeuge von 300 Millionen Jahren Erdgeschichte. 8<br />

3 Vorgeschichte 11<br />

3.1 Besiedlung in <strong>Heyen</strong> 11<br />

3.2 Die erste urkundliche Nennung des Dorfes <strong>Heyen</strong> (Hegen) 12<br />

3.3 Übersetzung <strong>der</strong> Königsurkunde 13<br />

3.4 Wie kommt die Königsurkunde nach Münster ? 13<br />

3.5 Grenze und Grenzsteine 14<br />

4 Herrschaftshäuser im Mittelalter 15<br />

4.1 Die Herrschaft Homburg 15<br />

4.2 Familiennamen in <strong>der</strong> Herrschaft Homburg im Jahre 1400 15<br />

4.3 Das Fürstentum Braunschweig – Wolfenbüttel 15<br />

4.4 Wechselvolle Herrschaftszeiten in <strong>Heyen</strong> 16<br />

4.5 Urkunde Nr. 23 – Im Hämelschenburger Schlossarchiv 22<br />

5 Historische Stätten, beson<strong>der</strong>e Orte und Ereignisse 24<br />

5.1 Territoriale Verhältnisse im Raum Daspe, <strong>Heyen</strong>, Brockensen 24<br />

5.2 Die alte Gogerichtsstätte zwischen <strong>Heyen</strong> und Brockensen 25<br />

5.3 Ringwall 27<br />

5.4 Die Kapellenruine / Kirchenruine 28<br />

5.5 Ruine <strong>der</strong> Lauenburg / Läuenburg = Löwenburg 29<br />

5.6 Predigtstuhl, Teufelspfuhl, Hünenfeld, Hackelberg 31<br />

5.7 Die Klus 32<br />

5.8 Wüstungen und umliegende <strong>Gemeinde</strong>n <strong>der</strong> Vergangenheit 32<br />

6 Sagen über die historischen Stätten 33<br />

6.1 Das Kloster auf dem Heiligenberg 33<br />

6.2 Das Riesenfräulein 34<br />

6.3 Die Jungfrau von <strong>der</strong> Lauenburg 34<br />

7 Eigentumsverhältnisse im Laufe <strong>der</strong> Geschichte 35<br />

7.1 Kopfsteuer aus dem Jahre 1678 35<br />

7.2 Landvermessungen 1759 38<br />

7.3 Lastenablösung Zeddies von 1840 41<br />

7.4 Rezess <strong>der</strong> Spezialseparation in <strong>Heyen</strong> 43<br />

7.5 Flurnamen in <strong>der</strong> Feldmark 49<br />

8 Kriege und die Nöte des Landvolkes 50<br />

8.1 Die Gefallenen und Vermissten <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> 51<br />

8.2 Weltkrieg I - 1914-1918 51<br />

8.3 Weltkrieg II - 1939 – 1945 51<br />

8.4 Luftkrieg über <strong>Heyen</strong> 54<br />

8.5 Das Kriegsende in <strong>Heyen</strong> 55<br />

8.6 Schwierige Nachkriegsjahre 56<br />

8.7 Kampf gegen den Hunger 58<br />

8.8 Auswan<strong>der</strong>er aus <strong>Heyen</strong> vor 1900 60<br />

8.9 Auswan<strong>der</strong>er nach dem 2ten Weltkrieg 61<br />

- 245 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

9 Allgemeines zur Landwirtschaft 62<br />

9.1 Errichtung eines Testamentes im Jahre 1867 63<br />

9.2 Auszug aus einem landwirtschaftlichen Hofübergabe-Vertrag 64<br />

9.3 Nie<strong>der</strong>schlagsmengen in <strong>Heyen</strong> 1958 bis 2003 65<br />

10 Höfe in <strong>Heyen</strong> 67<br />

10.1 Großkötner Nr. 3 - Sporle<strong>der</strong> 67<br />

10.2 Halbmeier Nr. 9 - Petermann 68<br />

10.3 Vollmeier Nr. 12 - Diekmann 69<br />

10.4 Vollmeier Nr. 13 - Zeddies 72<br />

10.5 Großkötner Nr. 16 - Becker 74<br />

10.6 Großkötner Nr. 25 - Meyer 75<br />

10.7 Vollmeier Nr. 30 - Klatt 76<br />

10.8 Vollmeier Nr. 23 - Henneke 77<br />

10.9 Vollmeier Nr. 56 - Hollstein 79<br />

10.10 Großkötner Nr. 38, Brinksitzer Nr. 36 - Zieseniß 80<br />

10.11 Großkötner Nr. 57 - Karl-Heinz Ohm 81<br />

10.12 Großkötner Nr. 53 - Klingenberg 82<br />

10.13 Großkötner Nr. 54 - Battmer 83<br />

10.14 Anbauer Nr. 73 - Garve 84<br />

10.15 Großkötner Nr. 49 - Wiemann 86<br />

10.16 Vollmeierhof Nr. 51 - Rother 87<br />

10.17 Halbmeier Nr. 43 - Lemke 88<br />

10.18 Landhandel - 80 Jahre - Von den Anfängen bis heute 91<br />

11 Beson<strong>der</strong>e Flurstücke in <strong>Heyen</strong> 93<br />

11.1 Die Sun<strong>der</strong> 93<br />

11.2 Der Rhien 93<br />

11.3 Der Weinberg 94<br />

11.4 Weinanbau in <strong>Heyen</strong> 95<br />

12 Unwetter in <strong>Heyen</strong> 97<br />

12.1 Hochwasser Esper<strong>der</strong> Straße 1936 97<br />

12.2 Unwetter in <strong>der</strong> Nacht vom 30.04. auf den 01.05.1955 98<br />

13 <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> 99<br />

13.1 Standesbeamter in Haus Nr. 36, heute Zieseniß, Gönne 10 99<br />

13.2 Wasserversorgung in <strong>Heyen</strong> 100<br />

13.3 1946 – Ein Jahr Kommunalarbeit in <strong>Heyen</strong> nach dem Krieg 101<br />

13.4 Protokoll über die Gemein<strong>der</strong>atssitzung 103<br />

13.5 Aus dem Protokollbuch <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> ab 1946 103<br />

13.6 <strong>Gemeinde</strong>vorsteher und Bürgermeister 110<br />

13.7 Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Heyen</strong> in <strong>der</strong> Samtgemeinde Bodenwer<strong>der</strong> 111<br />

13.8 Die jüngere Geschichte in <strong>der</strong> Kommunalpolitik 113<br />

13.9 Hausnummernumstellung in <strong>Heyen</strong> 118<br />

13.10 Auflistung <strong>der</strong> Häuser im Baugebiet „Vor <strong>der</strong> Kühlbreite“ 120<br />

13.11 Häuserinschriften – Stand 1988 122<br />

14 Kirche 128<br />

14.1 Bauliche Verän<strong>der</strong>ungen 130<br />

14.2 Volumen primum 132<br />

14.3 Län<strong>der</strong>eien 132<br />

14.4 Meyerbrief Corp. bon. 1751 134<br />

14.5 Aus <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> des Pfarramtes ab 1907 135<br />

14.6 Aus <strong>der</strong> <strong>Chronik</strong> <strong>der</strong> Kirchengemeinde <strong>Heyen</strong> 137<br />

14.7 Während des Krieges und nach dem Krieg 138<br />

14.8 Abschrift einer Tafel in <strong>der</strong> Kirche 143<br />

14.9 Die ev. luth. Kirchengemeinde St. Ursula, <strong>Heyen</strong> seit 1997 144<br />

14.10 Der Friedhof in <strong>Heyen</strong> 146<br />

14.11 Posaunenchor <strong>Heyen</strong> 147<br />

- 246 -


<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

15 Die Schule in <strong>Heyen</strong> 149<br />

15.1 Einnahmen <strong>der</strong> Schule 149<br />

15.2 Vorschriften aus dem Generalschulplan für Preußen von 1736 151<br />

15.3 Schulgebäude 152<br />

15.4 Als Dorfschulmeister in <strong>Heyen</strong> 153<br />

15.5 Erinnerungen an meine Tätigkeiten an <strong>der</strong> Grundschule 154<br />

15.6 Auszüge aus den Jahrbüchern <strong>der</strong> Schule Halle 156<br />

15.7 Kin<strong>der</strong>garten <strong>Heyen</strong> 159<br />

16 Verbände 161<br />

16.1 Der Reichsbund 161<br />

16.2 Der Heimkehrerverband 161<br />

16.3 Der Drainageverband <strong>Heyen</strong> 162<br />

16.4 Die Forstgenossenschaft <strong>Heyen</strong> 164<br />

16.5 Die Jagdgenossenschaft <strong>Heyen</strong> 168<br />

16.6 Die Jagd in <strong>Heyen</strong> 170<br />

16.7 Die Schweinekasse - Schweine Versicherungs-Gesellschaft 172<br />

17 Vereine 174<br />

17.1 Der Kriegerverein 174<br />

17.2 Schützenverein <strong>Heyen</strong> von 1884 e.V. 175<br />

17.3 Freiwillige Feuerwehr <strong>Heyen</strong> 186<br />

17.4 Der Reit- und Fahrverein <strong>Heyen</strong>-Esperde 194<br />

17.5 Die Landjugendgruppe <strong>Heyen</strong> 199<br />

17.6 Mai-Club <strong>Heyen</strong> von 1990 e.V. 202<br />

17.7 DRK-Ortsverein <strong>Heyen</strong> 203<br />

17.8 Der Gemischte Chor 206<br />

17.9 Turn- und Sportverein „Frischauf“ <strong>Heyen</strong> von 1922 e.V. 207<br />

17.10 Gesangverein <strong>Heyen</strong> 210<br />

18 Wirtschaft in <strong>Heyen</strong> – Handel und Handwerk 213<br />

18.1 Die Handwerker in <strong>Heyen</strong> 213<br />

18.2 Die Steinbrüche 214<br />

18.3 Keller Landmaschinen 216<br />

18.4 Erinnerungen an die Post in <strong>Heyen</strong> 217<br />

18.5 Entwicklung <strong>der</strong> Spar- und Darlehnskasse seit 1904 219<br />

18.6 Das Gasthaus zur Linde 221<br />

18.7 Das Gasthaus am Thie – „Pieper“ 222<br />

18.8 Vier Generationen Malerfachbetrieb Lindemann - Seit 1884 - 224<br />

18.9 Malerfachbetrieb Semper - seit 1972 226<br />

18.10 Massivmöbel Diekmann - seit 1986 226<br />

18.11 Meyer´s Meister Betrieb - seit 1998 227<br />

18.12 AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel 228<br />

18.13 Bäckerei Wilhelm Baxmann - seit 1884 229<br />

18.14 Gärtnerei Sporle<strong>der</strong> 230<br />

18.15 Versicherungs-Generalagentur Meyer - seit 1969 231<br />

18.16 Steuerbüro Gerhard Fischer 232<br />

19 Die wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem 2ten Weltkrieg 233<br />

20 <strong>Heyen</strong> - quo vadis 237<br />

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