Download der ganzen Chronik - Gemeinde Heyen
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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
5.7 Die Klus<br />
(Quelle: Jahrbuch Geschichtsverein Holzminden 1986)<br />
Über Klusen und Kausner bestehen zumeinst nur sehr verschwommene Vorstellungen. Ihre Zeit<br />
liegt – zumindest in den protestantischen Gebieten – mehrere Jahrhun<strong>der</strong>te zurück. Sie sind<br />
vorreformatorisch und die Reformation schnitt ihnen den Lebensnerv ab. Die mündliche<br />
Überlieferung ist längst abgerissen, und so haben sich im Volksmund bestenfalls Flur- und<br />
Straßennamen mit dem Begriff „Klus“ erhalten: Klusberg, Klusfeld, Klusgarten u.a. Kaum jemand<br />
weiß sie zu deuten. In den katholisch gebliebenen Bereichen, d. h. in den Diözösen Hildesheim<br />
und Pa<strong>der</strong>born und im Eichsfeld haftet <strong>der</strong> Name „Klus“ noch oft an Kapellen.<br />
Die landläufige Vorstellung von einem Klausner ist etwa die: Ein Klausner ist ein Mann, eine Art<br />
Mönch, auf jeden Fall ein frommer Christ, <strong>der</strong> sich von <strong>der</strong> bösen Welt in die Einsamkeit z.B. in die<br />
Abgeschiedenheit des Waldes zurückzieht, um sich dort religiösen Gedanken hinzugeben, um in<br />
Gebet und mystischer Versenkung Gott nahe zu sein, um sich in einem Leben ohne Sünde die<br />
ewige Seligkeit zu erwerben. So denkt man sich einen Klausner, und im Idealfall mag diese<br />
Vorstellung wohl richtig sein – aber was ist im Leben schon ideal?<br />
Die Klus in <strong>Heyen</strong> wird in dem Buch „Reformatorische Kirchenvisitation“ von Kayser (1542-1544)<br />
erwähnt: „1568 ist die Kirche vorlängst umbgefallen gewesen, aber jetzo durch die Männ<strong>der</strong> wie<strong>der</strong><br />
gebauet worden und ist das Kirchenamt <strong>der</strong>weil in <strong>der</strong> Claus bei dem Eselsborne (Heidebach)<br />
gehalten. Dazu gehört nichts, die hat ein Mann aus Stadtoldendorf in alten Jahren gebauet mit<br />
Nahmen Hans Kip, <strong>der</strong> hat dazu gebeten.“<br />
Danach muss die Klus wohl etwa 2 Kilometer nordostwärts von <strong>Heyen</strong> in dem durch die Dörfer<br />
<strong>Heyen</strong>, Esperde, Bremke und Wegensen gebildeten Viereck gelegen haben. Das Hans Kip für<br />
seine Klus den Platz bei einer Quelle ausgewählt hatte, ist verständlich, denn Wasser gehört zu<br />
den primären Lebensnotwendigkeiten, und <strong>der</strong> Standort <strong>der</strong> meisten Klusen befindet sich in <strong>der</strong><br />
Nähe des Wassers. Mehr lässt sich über die „Klus“ nicht aussagen. Es erhebt sich aber die<br />
Frage, ob nicht bei <strong>der</strong> Kapelle auf dem Heiligenberg ein Klausner gelebt hat, auch wenn an ihr<br />
nicht <strong>der</strong> Name „Klus“ haftet.<br />
Es ist bei den Ausgrabungen an <strong>der</strong> Kapelle 1985 An <strong>der</strong> Westseite des Kirchenschiffs eine<br />
Steinsetzung mit kleinem Ofen freigelegt. Es kommt noch hinzu, dass die Kirche bei <strong>der</strong><br />
Christianisierung heidnische Kultplätze in christliche umwandelte. Daher errichtete sie auf Bergen,<br />
bei Felsen, in heiligen Hainen und bei Quellen Kapellen, die von einem Priester o<strong>der</strong> Mönch<br />
betreut wurden. Dieser lebte als Einsiedler bei <strong>der</strong> Kapelle und die Kirche gewährte ihm den<br />
Lebensunterhalt, sie stattete ihn mit einem „Beneficium“ aus.<br />
5.8 Wüstungen und umliegende <strong>Gemeinde</strong>n <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
Mit dem Begriff „Wüstungen“ bezeichnet man untergegangene o<strong>der</strong> aufgegebene Siedlungen und<br />
Wohnplätze. Entgegen <strong>der</strong> vielfach geltenden Auffassung entstanden diese Wüstungen nicht<br />
durch den 30jährigen Krieg (1618-1648). Sicherlich wurden in dieser Zeit viele Häuser, Höfe und<br />
Ortschaften zerstört, jedoch sind diese meist in kurzer Zeit wie<strong>der</strong> aufgebaut worden. Überwiegend<br />
entstanden die Wüstungen bereits im Mittelalter. Zwar ist die Begründung zum Teil auch in den<br />
ständigen Fehden des 14. und 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts zu finden, jedoch überwiegend waren sie<br />
wirtschaftlich bedingt.<br />
Die intensiven Bemühungen im Mittelalter, beson<strong>der</strong>s im Hochmittelalter (9. bis 13. Jahrhun<strong>der</strong>t),<br />
das Landesinnere durch Rodung und Kolonisation zu erschließen, führte zu zahlreichen<br />
Fehlgründungen. Schlechte Bedingungen für Ackerbau und Verkehrswege, ganz beson<strong>der</strong>s in<br />
Wald- und Bruchgebieten, zwangen Siedler zur Aufgabe. Ein weiterer Grund für die Entstehung<br />
von Wüstungen lag in den häufig auftretenden Seuchen im Mittelalter.<br />
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