Download der ganzen Chronik - Gemeinde Heyen
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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />
einer Pumpe. Man konnte jeweils einen Liter in einen Glasbehälter hochpumpen und durch öffnen<br />
eines Hahnes in die mitgebrachte Flasche abfüllen. Auf <strong>der</strong> linken Seite des Flures befand sich ein<br />
Tresen mit einer Schüsselwaage. Erbsen, Linsen, Zucker, Salz, Mehl, Nudeln usw. wurden aus<br />
Schubkästen mit einer kleinen Schaufel entnommen und in Tüten o<strong>der</strong> mitgebrachte Gefäße für<br />
die Kunden abgewogen. Nur wenige Waren wie z.B. Maggisuppen, Puddingpulver, Backpulver<br />
usw. waren fertig abgepackt. Auch Salzheringe, die in einer Tonne mit Eis lagerten, waren<br />
zeitweise zu haben. Da es gelegentlich auch Apfelsinen, Bananen, und an<strong>der</strong>e Früchte aus<br />
warmen Län<strong>der</strong>n (früher Kolonien) gab, nannten sich solche Läden Kolonialwarenhandlung. 1964<br />
verpachtete Kurlbaum an Frau Inge Hollstein. Nachfolger waren ab 1969 Mende bis 1973 und ab<br />
1975 Helmut Damrau <strong>der</strong> 1983 die frühere Gastwirtschaft Pieper übernahm. Dr. Kurlbaum starb<br />
1995 unverheiratet mit 95 Jahren. Das Fachwerkhaus Twetje 2 wurde unter Denkmalschutz<br />
gestellt.<br />
18.7 Das Gasthaus am Thie – „Pieper“<br />
(Peter Klatt)<br />
- 222 -<br />
Gastwirtschaften gehörten<br />
immer zum Dorfleben, sie<br />
waren die Treffpunkte für<br />
Unterhaltung und Information<br />
sowie für die Entfaltung von<br />
Lebensfreude und die<br />
Erfahrung von Trauer in <strong>der</strong><br />
dörflichen Gemeinschaft.<br />
Stammtische wurden rege<br />
besucht und die<br />
Übungsabende des<br />
Gesangvereins fanden stets<br />
ein sachverständiges<br />
Publikum bei Bier, Korn und<br />
blauem Dunst.<br />
Dorfpolitik wurde stets an <strong>der</strong><br />
Das alte Gasthaus Pieper bis 1901<br />
Theke, bisweilen mit missionarischem<br />
Eifer, gemacht.<br />
Höhepunkte <strong>der</strong> Geselligkeit aber waren die obligatorischen Skatturniere, die Schüsseltreiben <strong>der</strong><br />
Jäger und Treiber nach erfolgreicher Treib- o<strong>der</strong> Drückjagd und die diversen Bälle, die in<br />
festgelegter vom jeweiligen Jubiläum eines Vereins bestimmten Reihenfolge die dunklen Monate<br />
des Jahres auflockerten.<br />
Familienfeiern von <strong>der</strong> Taufe über die Konfirmation bis zur Verlobung, dem Polterabend und <strong>der</strong><br />
Hochzeit, Silberhochzeit, bisweilen auch <strong>der</strong> goldenen Hochzeit sowie herausragenden<br />
Geburtstagen von Honoratioren wurden seit jeher in Gastwirtschaften mit Festmahlen und<br />
adäquaten Getränken unter Beteiligung aller Freunde und Verwandten ausgerichtet.<br />
Nach einer Beerdigung wurde immer dann zum Kaffeetrinken in die Gastwirtschaft eingeladen,<br />
wenn die eigenen Räumlichkeiten für die Aufnahme <strong>der</strong> Trauernden aus Familie, Freundeskreis<br />
und Vereinen nicht ausreichte. Nach Kaffee und Zuckerkuchen gab es häufig belegte Brötchen mit<br />
Bier und auch härtere Getränke.<br />
In <strong>der</strong> Gastwirtschaft Pieper wurden die <strong>Heyen</strong>er über Generationen gastronomisch versorgt. Das<br />
an <strong>der</strong> Dorfkreuzung am Thie im Jahr 1902 erbaute repräsentative Gasthaus ersetzte das alte<br />
Fachwerkgebäude, in dem Wilhelm Pieper ab 1885 mit seiner Ehefrau Frie<strong>der</strong>ike, geborene<br />
Battmer, seine Gastwirtschaft zusammen mit einem Kolonialwarenladen und Ausspann betrieb.<br />
Viele Kunden kauften die Dinge des täglichen Bedarfs zu jener Zeit "auf Buch" und bezahlten je<br />
nach ihrer Kreditwürdigkeit wöchentlich o<strong>der</strong> monatlich das "Angeschriebene". Der "Abendtrunk"