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Download der ganzen Chronik - Gemeinde Heyen

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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Nun kam ein selbständiger Pfarrer in das hiesige Pfarramt, an Jahren und wohl auch an<br />

Erfahrungen gereift, es ist dies, <strong>der</strong> dieses berichtet, Kirchenrat Theodor Clemens, geboren in<br />

Braunschweig, 18. Dez. 1873. Er hatte zuletzt in Wolfenbüttel neun Jahre amtiert.<br />

Der Genannte dachte in jener Zeit daran, wegen eines hartnäckigen Gallensteinleidens, sich nach<br />

seinem 65. Lebensjahr pensionieren zu lassen. Das Landeskirchenamt hatte starke Bedenken,<br />

hierzu bereit zu sein. Es schlug ihm zu seiner Entlastung die Teilung <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> vor und, weil<br />

er das nicht wollte, schließlich die Übernahme einer an<strong>der</strong>en, weit kleineren <strong>Gemeinde</strong>, z.B. <strong>Heyen</strong><br />

vor. Nach einiger Überlegung und nach einem Besuch in <strong>Heyen</strong> und Umgebung willigte er ein, er<br />

nahm den Vorschlag an. Zu <strong>Heyen</strong> wurde, um dem Gesetze bezüglich <strong>der</strong> Seelenzahl zu<br />

genügen, Esperde hinzugelegt als Filiale <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>. Im Juli 1938 zog er mit seiner Familie<br />

hierher. Ein neuer Anfang in ländlicher Stille und anheimeln<strong>der</strong> Enge und nachbarlicher<br />

Traulichkeit eines reizvoll gelegenen Dorfes. Weserstrom, nahe Berge, bunter Wald, weites,<br />

fruchtbares Tal und ein nett und freundlich erneuertes Haus. Jetzt ging es an die Arbeit. Alles in<br />

einem übersehbaren Kreis und an manche Stunde füllende Gartenarbeit, die ihn näher mit <strong>der</strong><br />

fleißigen Bevölkerung verband.<br />

In demselben Jahr 1938 kam die ernste, aufregende Erwartung eines Krieges aus dem Südosten<br />

her. Als diese düstere Wolke zur Erleichterung aller sich verzogen hatte, kam wirklich 1939 <strong>der</strong> alle<br />

Kräfte <strong>der</strong> Nation anspannende, wirkliche Krieg, zuerst mit Polen, dann mit Frankreich und<br />

England und schließlich auch mit Russland. Zunächst glänzende, schnell aufeinan<strong>der</strong>folgende<br />

Siege, dann auch Rückschläge und Rückzüge. Das furchtbare Ereignis, eine schreckliche<br />

Tragödie mit schwersten, entscheidenden Folgen: "Stalingrad". Und von da an Rückzüge und<br />

Verluste von Län<strong>der</strong>n und Nationen usw. Es ist hier nicht <strong>der</strong> Ort, all das, Anfang und Ende des<br />

Krieges, ausführlich zu beschreiben. Der Krieg wurde durch Terrorangriffe bei Tag und Nacht auf<br />

die Städte, ja auch auf Dörfer erschreckend, zerstörend, unsagbares Elend <strong>der</strong> Bewohner<br />

hervorrufend, getragen. Welch ein Jammer, Schaden, welch eine Not! Dann kam <strong>der</strong> angstvoll von<br />

vielen erwartete Zusammenbruch im blühenden Frühling 1945. Man erspare mir, dieses Ende zu<br />

beschreiben in seinem Anfang und Fortgang. Deutschland war von seinen Feinden besiegt. Die<br />

Opfer an Blut und Leben bei unseren, d.h. <strong>Heyen</strong>s Kriegern, Vätern, Söhnen, Gatten und Brü<strong>der</strong>n<br />

sind folgende: (In <strong>der</strong> Aufzählung findet man auch den einzigen Sohn des Kirchenrats Clemens,<br />

Major Jürgen Clemens, gefallen am 05.01.1942).<br />

Im September 1945 ist unter den hiesigen Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Wehrmacht etwas ungewöhnliches,<br />

höchst erfreuliches geschehen: Am 25.02.1943 wurde <strong>der</strong> Heldentod von Karl Fischer offiziell<br />

gemeldet. Wir trauerten um ihn als Gatten, Vater und tüchtigen Meister seines Handwerks. Da kam<br />

im September diesen Jahres die telegrafische Nachricht eines Kameraden, dass Karl Fischer<br />

unterwegs sei auf <strong>der</strong> Fahrt in die Heimat. Es wichen dann auch die letzten Zweifel an <strong>der</strong><br />

Wirklichkeit dieser Nachricht: Tatsächlich, er erschien hier, sehr erholungsbedürftig, ja krank von<br />

den Anstrengungen <strong>der</strong> langen Heimfahrt und <strong>der</strong> unzulänglichen Ernährung in Sibirien. Am<br />

an<strong>der</strong>en Sonntag wurde dem Heimgekehrten ein herzlicher Gruß in allgemeiner Freude entboten,<br />

ihm den Todgemeldeten und "wie<strong>der</strong>lebendig gewordenen".<br />

Am 28.11.1945 wurde Kirchenrat Clemens in den wohlverdienten Ruhestand versetzt. Er schreibt:<br />

Ich grüße Euch zum Abschied mit den Worten des Apostels Römer 12/12: "Seid fröhlich in<br />

Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet". Ein herzliches Gottbefohlen! An Euch alle für<br />

alle Zeit.<br />

14.7 Während des Krieges und nach dem Krieg<br />

(Pastor Bruno Welz)<br />

Der so lange (6 Jahre) und folgenschwere, überaus leidvolle und unglückliche Krieg wirkte auf das<br />

kirchliche Leben im Gottesdienst und beson<strong>der</strong>s im Konfirmandenunterricht ungünstig ein. Infolge<br />

des Arbeitskräftemangels wurde beides, namentlich das letztere, hin<strong>der</strong>nd beeinflusst. Der<br />

genannte Unterricht fiel häufig aus, weil die Kin<strong>der</strong> zur Hilfe in <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Arbeit<br />

herangezogen wurden. Auch <strong>der</strong> politische Dienst <strong>der</strong> Jugend wirkte ungünstig, einmal durch<br />

Zeitraub in <strong>der</strong> Woche, sodann lei<strong>der</strong> auch durch die oft kirchenfeindliche Beeinflussung <strong>der</strong><br />

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