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Download der ganzen Chronik - Gemeinde Heyen

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<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Der Rindviehbestand <strong>der</strong> Ostprovinzen machte 37,9% und <strong>der</strong> Schweinebestand 47% des<br />

Altreichs aus. Der „Eiserne Vorhang“ hat 48,5% <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Nutzfläche und 55% des<br />

Ackerlandes, die das Deutsche Reich von 1937 besaß, vom Westen abgetrennt.<br />

Die Militärregierung verhin<strong>der</strong>te mit einer weisen Entscheidung die ganz große Katastrophe. Der<br />

Reichsnährstand, <strong>der</strong> im Krieg so gut funktioniert hatte, wurde als einzige NS-Organisation<br />

beibehalten. Die schwierige Ernährungssituation konnte nur mit Hilfe <strong>der</strong> Sachkunde <strong>der</strong><br />

ehrenamtlichen Organe des Reichsnährstandes gemeistert werden. Den Kreis- und Ortslandwirten<br />

wurden verantwortungsreiche Aufgaben aufgebürdet.<br />

Die im Krieg eingeführten Lebensmittelmarken mussten für die Erhaltung des Grundbedarfs <strong>der</strong><br />

Bevölkerung beibehalten werden. Schwer- und Schwerstarbeiter sowie stillende Mütter erhielten<br />

Zulagen. Die Zuteilung über Lebensmittelmarken wurde <strong>der</strong> unzureichenden Versorgungslage<br />

angepasst. Ortslandwirte, <strong>Gemeinde</strong>verwaltungen und Kirchen bemühten sich, den Flüchtlingen<br />

Grabeland für den Anbau von Kartoffeln, Gemüse und Tabak zur Verfügung zu stellen. So<br />

entstanden in <strong>Heyen</strong> an allen Seiten des Dorfes zusätzliche zusammenhängende Garten- und<br />

Grabeflächen.<br />

In <strong>der</strong> Landwirtschaft fehlten Saatgut, Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel. Die Traktoren<br />

und Maschinen waren im Krieg gealtert und reparaturanfällig geworden. Bereits im August 1945<br />

lief in Hannover <strong>der</strong> 100. eisenbereifte Hannomag - Schlepper vom Band. Mit Bezugscheinen und<br />

Lebensmitteln für die Werkskantine bekamen zwei Bauern aus <strong>Heyen</strong> einen solchen Schlepper.<br />

Inzwischen arbeiteten Fachleute an einer Umgestaltung <strong>der</strong> Erfassung und Ablieferung<br />

landwirtschaftlicher Erzeugnisse (Anbauplanung und Erfassung nach Getreidewerten). Nach dem<br />

Kontrollratsgesetz von 1945 konnten Betriebsleiter, die nicht so wirtschafteten, wie es zur<br />

Sicherung <strong>der</strong> Volksernährung notwendig war, durch Treuhän<strong>der</strong> ersetzt werden. Gleiches konnte<br />

auch aus politischen Gründen geschehen.<br />

Am 1. Juli 1947 wurde August Block aus Banteln Minister für Ernährung, Landwirtschaft und<br />

Forsten in Nie<strong>der</strong>sachsen. In seiner Rede am 15. Aug. 1947 vor den Kreislandwirten in Hannover<br />

machte er die Probleme und Schwierigkeiten in seinem Verantwortungsbereich deutlich.<br />

Mit zunehmenden Abstand vom Zusammenbruch des 3. Reiches wurde die Auflösung des<br />

Reichsnährstandes immer öfter gefor<strong>der</strong>t, wobei auch Beschimpfungen von Bauernvorstehern<br />

vorkamen. Der Landtagsbeschluss, die Aufgaben <strong>der</strong> Kreis- und Ortsbauernschaften den Kreisen<br />

und <strong>Gemeinde</strong>n zu übertragen, löste starke Unruhe aus. Er schwächte die Autorität <strong>der</strong> Kreis- und<br />

Ortsbauernvorsteher und den Ablieferungswillen <strong>der</strong> Landwirte zum Nachteil <strong>der</strong> Verbraucher. Die<br />

Landwirte konnten Betriebsmittel soweit das überhaupt möglich war - nur durch verbotene<br />

Tauschgeschäfte beschaffen. Minister Block bestätigte die bisherigen Kreis- und<br />

Ortsbauernvorsteher in ihren Ämtern und stellte ihnen im Kreis einen Beirat und in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong><br />

den Ortsernährungsausschuss zur Seite. Hierdurch sollten einerseits <strong>Gemeinde</strong>vertretungen und<br />

Verbraucher beteiligt, an<strong>der</strong>erseits aber auch die Ortsbauernvorsteher unterstützt werden.<br />

Die Erfassung <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurde neu geordnet, indem für jeden Betrieb<br />

ein Gesamtablieferungssoll in Getreidewerten festgesetzt wurde. Je<strong>der</strong> Betriebsleiter musste ein<br />

Ablieferungsbuch führen. Die Getreidewertauflage je ha war überwiegend höher als die bereits<br />

erzielten Erträge. Wegen <strong>der</strong> verringerten Viehhaltung mussten Futterbau- und Grünlandflächen in<br />

Acker umgewandelt werden. Beson<strong>der</strong>s die Ablieferung von Schweinen blieb erheblich hinter dem<br />

Soll zurück, so dass verstärkt in die Rin<strong>der</strong>bestände eingegriffen werden musste. Die britische<br />

Militärregierung stellte bei einer Überprüfung in <strong>Heyen</strong> Überbestände an Vieh gegenüber <strong>der</strong><br />

amtlichen Zählung vom 03.06.47 fest. Die Landwirte konnten straffrei falsche Angaben berichtigen,<br />

ansonsten musste ihnen bei Nichterfüllung des Ablieferungssolls die Hausschlachtung gesperrt<br />

werden.<br />

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