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Download der ganzen Chronik - Gemeinde Heyen

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18.6 Das Gasthaus zur Linde<br />

(Hermann Wiemann)<br />

Am Ausgang des Dorfes <strong>Heyen</strong> liegt<br />

das ehemalige Gasthaus zur Linde,<br />

das mit einer Scheune des<br />

Nachbarn Rother einen gefährlichen<br />

Straßenengpass bildete. 1999<br />

wurde die Scheune abgerissen und<br />

die Gefahrenstelle entschärft.<br />

Von 1675 bis 1739 wohnten hier 2<br />

Generationen Rosendahl. Es folgte<br />

durch Einheirat H. Becker aus<br />

Westerbrak. In 6 Generationen<br />

waren dann alle Beckers Schmiedemeister<br />

und Krüger.<br />

<strong>Chronik</strong> <strong>Heyen</strong><br />

Das Gebäude trägt im Innenhof am Stallteil die Inschrift: Dieses Gebäude hat erbaut Johann<br />

Friedrich Ludewic Becker und Johanne Loise Beckern gebohrene Korsen. „Gerichtet Anno 1817<br />

den 26 ten Juli vS.“<br />

Wilhelm Becker verließ <strong>Heyen</strong> und wirkte als Oberingenieur in Halle an <strong>der</strong> Saale. Die<br />

Gastwirtschaft hatte er verpachtet an Schoppe, den späteren Inhaber des Hotels „Goldener Anker“<br />

in Bodenwer<strong>der</strong>. Wilhelm Becker überließ sein Besitztum 1896 einer Nichte geb. Brockmann aus<br />

Hajen, die Friedrich Wilhelm Kurlbaum aus Bisperode heiratete. Kurlbaum konnte die<br />

Landwirtschaft aufgeben, denn er war mit <strong>der</strong> Gastwirtschaft, dem Lebensmittelgeschäft und <strong>der</strong><br />

Geschäftsführung <strong>der</strong> Spar- u. Darlehnskasse <strong>Heyen</strong> völlig ausgelastet. Die beiden Gastwirte<br />

Pieper und Kurlbaum übernahmen auf dem Schießstand des Schützenvereins im Wechsel den<br />

Ausschank. Sie stellten für Zeltfeste den Platz und die Theke.<br />

Als Ella, die Tochter des Gastwirts Kurlbaum, am 20.7.1935 in <strong>Heyen</strong> den Kaufmann Schulz aus<br />

Hannover heiratete, erhielten sie ein außergewöhnliches ,,Polterabendgeschenk’’. Jugendliche<br />

stellten in <strong>der</strong> Nacht Leitern an das Haus. Dann nahmen sie auf dem Hof Wiemann einen<br />

Flachtenwagen auseinan<strong>der</strong>, hievten die beiden Wagengestelle auf das Hausdach und banden sie<br />

fest. Der Wagen wurde auf dem Dach wie<strong>der</strong> vollständig zusammengesetzt und mit Stallmist<br />

beladen. Am Hochzeitstag war die Bescherung zu bestaunen. Der Gastwirt musste nun wohl gute<br />

Miene zum bösen Spiel machen, wollte er nicht die Jugendlichen als Gäste verlieren. Ob ein Fass<br />

Bier ausreichte das Dach wie<strong>der</strong> ,,frei zu kaufen’’, vermag ich nicht zu sagen. Im Oktober 1936<br />

wurde diese Ehe wie<strong>der</strong> geschieden.<br />

Nach dem Tod des Gastwirtes Kurlbaum führten seine Frau mit Tochter Ella Laden und Kneipe<br />

weiter. Die Geschäftsführung <strong>der</strong> Spar- und Darlehnskasse übernahm Schnei<strong>der</strong>meister H.<br />

Sporle<strong>der</strong>. In <strong>der</strong> Kriegszeit 1939 bis 1945 war nicht viel zu verdienen. Im Laden gab es<br />

Zuteilungen auf Lebensmittelmarken und in <strong>der</strong> Kneipe nur Molkebier o<strong>der</strong> ein warmes Getränk mit<br />

Waldmeistergeschmack. Nach dem Krieg kehrte <strong>der</strong> jüngere Bru<strong>der</strong> von Ella, Dr. Wilhelm<br />

Kurlbaum, aus russischer Kriegsgefangenschaft heim. Er versprach seiner Mutter auf dem<br />

Sterbebett für seine Schwester zu sorgen, obwohl diese den Besitz erbte. Kurlbaum konnte zu<br />

seinem früherem Arbeitgeber, einer Versicherung in Leipzig, nicht zurück. So entschloss er sich<br />

als Gastwirt und Kaufmann in <strong>Heyen</strong> zu bleiben. Die Einnahmen in <strong>der</strong> Nachkriegszeit waren recht<br />

gut, denn die Einwohnerzahl des Dorfes hatte sich durch Ausgebombte und Vertriebene fast<br />

verdoppelt. Nach dem plötzlichen Tod seiner älteren Schwester Ella konnte Dr. Kurlbaum das<br />

Besitztum vom Tierschutzverein, dem Ella lt. Testament alles vermacht hatte, zurückkaufen.<br />

Hier soll einmal <strong>der</strong> alte ,,Tante Emma’’ Laden beschrieben werden. Durch die Haustür betrat man<br />

einen Flur, <strong>der</strong> praktisch schon zum Laden gehörte. An <strong>der</strong> rechten Seite neben <strong>der</strong> Tür zur<br />

Gastwirtschaft hingen an <strong>der</strong> Wand Kuhketten, Kälberstricke, Spaten, Forken, Drahtkörbe, Ratten-<br />

und Mausefallen und an<strong>der</strong>e Dinge. In <strong>der</strong> Ecke, neben <strong>der</strong> Haustür, stand ein Petroleumfass mit<br />

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