Vollversion - Institut für Organisation und Personal - Universität Bern
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Altersstrukturcontrolling<br />
Konzeptionelle Gr<strong>und</strong>lagen – Empirische Erkenntnisse –<br />
ausgewählte Gestaltungsempfehlungen<br />
Masterarbeit eingereicht der<br />
Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialwissenschaftlichen Fakultät<br />
der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong><br />
Betreuung: Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Norbert Thom<br />
<strong>und</strong> Dr. rer. oec. Adrian Ritz<br />
Kompetenzzentrum <strong>für</strong> Public Management der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong><br />
Schanzeneckstrasse 1<br />
CH-3012 <strong>Bern</strong><br />
von:<br />
Markus Aeschbacher<br />
aus Trachselwald (BE)<br />
Matr.-Nr.: 02-113-710<br />
Hintere Dorfgasse 11<br />
3073 Gümligen<br />
<strong>Bern</strong>, 31. Januar 2008
ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Vorwort I<br />
VORWORT<br />
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den hoch aktuellen Themen der demogra-<br />
fischen Entwicklung <strong>und</strong> der betrieblichen Altersstruktur, welche aus Sicht des Cont-<br />
rolling noch kaum behandelt wurden. Dies stellte hohe Herausforderungen an die<br />
Erarbeitung der Arbeit <strong>und</strong> erhöhte den Anreiz, einen nützlichen Beitrag in diesem<br />
Themengebiet zu verfassen. Mit dem Abschluss dieser Masterarbeit beende ich mei-<br />
ne Studienzeit an der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong>.<br />
Dass ich die Arbeit in der vorliegenden Form präsentieren kann, ist der Unterstüt-<br />
zung von verschiedenen Personen zu verdanken. Für die konzeptionelle <strong>und</strong> metho-<br />
dische Unterstützung bedanke ich mich bei Dr. Adrian Ritz vom Kompetenzzentrum<br />
<strong>für</strong> Public Management. Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Norbert Thom danke ich <strong>für</strong> die Mög-<br />
lichkeit, die Arbeit am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> <strong>Personal</strong> verfassen zu können.<br />
Ein spezieller Dank geht an Andrea Schneider <strong>und</strong> das Eidgenössischen <strong>Personal</strong>-<br />
amt EPA, welche die Verfassung einer Arbeit in diesem Themengebiet anregten <strong>und</strong><br />
die Durchführung der Fallstudie ermöglichten. Weiter bedanke ich mich herzlich bei<br />
allen <strong>Personal</strong>verantwortlichen der verschiedenen Unternehmen, welche als Exper-<br />
ten <strong>für</strong> die qualitativen Interviews zur Verfügung standen, <strong>und</strong> den <strong>Personal</strong>verant-<br />
wortlichen der unterschiedlichen Verwaltungseinheiten des B<strong>und</strong>es, welche wertvolle<br />
Hinweise zur Verbesserung des entwickelten Instruments lieferten.<br />
Während des letzten halben Jahres habe ich sehr viele unterschiedliche Situationen<br />
durchlebt, welche durch grosse Motivation <strong>und</strong> Freude, teilweise aber auch durch<br />
Anstrengung <strong>und</strong> Belastungen geprägt waren. In dieser Zeit war es <strong>für</strong> mich sehr<br />
wichtig, auf mein soziales Umfeld zählen zu können, weshalb ich mich auch bei mei-<br />
ner Familie, meiner Fre<strong>und</strong>in sowie meinen Fre<strong>und</strong>en <strong>für</strong> ihre Unterstützung bedan-<br />
ken möchte.<br />
Die Arbeit verwendet wenn möglich geschlechtsneutrale Begriffe. War dies nicht<br />
möglich, wurde aus Gründen der Einfachheit <strong>und</strong> der besseren Lesbarkeit auf das<br />
Maskulinum zurückgegriffen, wodurch jedoch beide Geschlechter angesprochen<br />
werden.<br />
<strong>Bern</strong>, im Januar 2008 Markus Aeschbacher
ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Inhaltsverzeichnis II<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Vorwort.........................................................................................................................I<br />
Inhaltsverzeichnis........................................................................................................II<br />
Abbildungsverzeichnis............................................................................................... VI<br />
Tabellenverzeichnis.................................................................................................. VII<br />
Anhangsverzeichnis ................................................................................................ VIII<br />
Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................. IX<br />
1 Einleitung .............................................................................................................1<br />
1.1 Ausgangslage ...............................................................................................1<br />
1.2 Problemstellung ............................................................................................1<br />
1.3 Abgrenzung des Gegenstandes....................................................................2<br />
1.4 Stand der Forschung.....................................................................................2<br />
1.5 Zielsetzung....................................................................................................3<br />
1.6 Methode........................................................................................................4<br />
1.7 Aufbau der Arbeit ..........................................................................................5<br />
TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT.........................................................................6<br />
2 Gr<strong>und</strong>lagen ..........................................................................................................6<br />
2.1 Demografische Entwicklung..........................................................................6<br />
2.1.1 Ausgangslage ........................................................................................6<br />
2.1.2 Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt ....................................................13<br />
2.1.3 Folgen <strong>und</strong> Herausforderungen <strong>für</strong> Unternehmen ...............................15<br />
2.2 Ideale betriebliche Altersstruktur.................................................................19<br />
2.2.1 Unterschiede zwischen Älteren <strong>und</strong> Jüngeren.....................................20<br />
2.2.2 Problembereiche betrieblicher Altersstrukturen ...................................22<br />
2.2.3 Synopse...............................................................................................24<br />
2.3 Altersstrukturcontrolling...............................................................................25<br />
2.3.1 Controlling............................................................................................25<br />
2.3.2 Definition Altersstrukturcontrolling........................................................26<br />
2.3.3 Altersstrukturcontrolling als Bestandteil des <strong>Personal</strong>controlling .........27<br />
2.4 Instrumente des Altersstrukturcontrolling....................................................28<br />
2.4.1 Kennzahlensysteme.............................................................................29<br />
2.4.2 Altersstrukturanalyse ...........................................................................32
ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Inhaltsverzeichnis III<br />
2.4.3 <strong>Personal</strong>-Portfolios...............................................................................44<br />
2.4.4 Bestimmung von Schlüsselfunktionen .................................................46<br />
2.4.5 Früherkennung.....................................................................................47<br />
2.4.6 Betriebliche <strong>Personal</strong>forschung ...........................................................51<br />
2.5 Zwischenfazit ..............................................................................................54<br />
3 Konzeptioneller Bezugsrahmen .........................................................................55<br />
3.1 Bedingungsgrössen ....................................................................................55<br />
3.1.1 Ausserbetriebliche Rahmenbedingungen ............................................55<br />
3.1.2 Betriebliche Rahmenbedingungen.......................................................59<br />
3.1.3 Personelle Rahmenbedingungen.........................................................60<br />
3.2 Aktionsparameter........................................................................................61<br />
3.2.1 Mittelbare Aktionsparameter ................................................................61<br />
3.2.2 Unmittelbare Aktionsparameter............................................................63<br />
4 Altersstrukturcontrolling-Instrument....................................................................65<br />
4.1 Ziele des ASC-Instruments .........................................................................65<br />
4.2 Aufbau des ASC Instruments......................................................................65<br />
4.3 Analyse der Ausgangslage .........................................................................66<br />
4.3.1 Ziele des Elements ..............................................................................66<br />
4.3.2 Informationsgr<strong>und</strong>lage .........................................................................67<br />
4.3.3 Methodik/Instrumente ..........................................................................67<br />
4.4 Schlüsselfunktionen im ASC-Portfolio.........................................................70<br />
4.4.1 Ziel des Elements ................................................................................70<br />
4.4.2 Informationsgr<strong>und</strong>lagen .......................................................................70<br />
4.4.3 Instrumente/Methodik ..........................................................................71<br />
4.5 <strong>Personal</strong>risikoanalyse .................................................................................76<br />
4.5.1 Ziel des Elements ................................................................................76<br />
4.5.2 Informationsgr<strong>und</strong>lage .........................................................................76<br />
4.5.3 Instrumente/Methodik ..........................................................................76<br />
4.6 Erarbeitung des Massnahmenprogramms ..................................................79<br />
4.6.1 Ziel des Elements ................................................................................79<br />
4.6.2 Informationsgr<strong>und</strong>lage .........................................................................79<br />
4.6.3 Instrumente..........................................................................................79
ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Inhaltsverzeichnis IV<br />
TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE..............................................................................81<br />
5 Fallstudie B<strong>und</strong>esverwaltung .............................................................................81<br />
5.1 Studiendesign .............................................................................................81<br />
5.2 Ergebnisse ..................................................................................................83<br />
5.2.1 Allgemeine Kritikpunkte .......................................................................83<br />
5.2.2 Altersstrukturanalysen .........................................................................84<br />
5.2.3 Schlüsselfunktionen <strong>und</strong> ASC-Portfolio ...............................................84<br />
5.2.4 Altersstrukturelle Risikoanalyse ...........................................................85<br />
5.2.5 Definition Massnahmenprogramm .......................................................86<br />
5.3 Zwischenfazit <strong>und</strong> Beantwortung der Forschungsfrage ..............................87<br />
6 Erkenntnisse aus der Privatwirtschaft ................................................................88<br />
6.1 Studienaufbau <strong>und</strong> -ablauf ..........................................................................88<br />
6.1.1 Problemdefinition (Problem Discovery and Definition).........................89<br />
6.1.2 Forschungsdesign (Research Design).................................................89<br />
6.1.3 Untersuchungseinheiten (Sampling)....................................................90<br />
6.1.4 Datenerhebung (Data Gathering).........................................................91<br />
6.1.5 Auswertung <strong>und</strong> Interpretation (Data Processing and Analysis) ..........92<br />
6.1.6 Verfassen der Resultate (Conclusions and Report).............................92<br />
6.2 Ergebnisse ..................................................................................................92<br />
6.2.1 ABB......................................................................................................92<br />
6.2.2 IBM ......................................................................................................95<br />
6.2.3 Schweizer Grossbank SGB..................................................................97<br />
6.2.4 Schweizerische Post............................................................................99<br />
6.2.5 Wirtschaftsprüfungs- & Beratungsunternehmung ..............................101<br />
6.3 Zusammenfassung der Ergebnisse...........................................................103<br />
6.4 Fazit ..........................................................................................................104
ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Inhaltsverzeichnis V<br />
TEIL III: SCHLUSSBETRACHTUNGEN.............................................................................105<br />
7 Gestaltungsempfehlungen ...............................................................................105<br />
7.1 Gestaltungsempfehlungen <strong>für</strong> die B<strong>und</strong>esverwaltung...............................105<br />
7.1.1 Erweiterung der Kennzahlensysteme ................................................105<br />
7.1.2 Einsatz des ASC-Instruments ............................................................106<br />
7.1.3 Integrale Massnahmenplanung <strong>und</strong> -umsetzung ...............................106<br />
7.2 Allgemeine Gestaltungsempfehlungen......................................................107<br />
8 Fazit <strong>und</strong> Ausblick ............................................................................................108<br />
9 Kritische Würdigung .........................................................................................109<br />
ANHANG.................................................................................................................111<br />
Literaturverzeichnis .................................................................................................135<br />
Selbstständigkeitserklärung.....................................................................................147
ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Abbildungs- & Tabellenverzeichnis VI<br />
ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />
Abbildung 1: Aufbau der Arbeit....................................................................................5<br />
Abbildung 2: Entwicklung der Geburtenziffer <strong>und</strong> Durchschnittsalter..........................8<br />
Abbildung 3: Entwicklung der Lebenserwartung der Schweizerinnen <strong>und</strong> Schweizer.9<br />
Abbildung 4: Anzahl Einwanderungen <strong>und</strong> Auswanderungen...................................10<br />
Abbildung 5: Entwicklung der Wohnbevölkerung in der Schweiz 1900-2050 ............11<br />
Abbildung 6: Wohnbevölkerung der Schweiz nach Alterskategorien 1991-2050.......12<br />
Abbildung 7: Alterspyramide der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz.............13<br />
Abbildung 8: Erwerbsbevölkerung in Vollzeitäquivalenten ........................................14<br />
Abbildung 9: Schematische Darstellung unterschiedlicher Altersstrukturen..............22<br />
Abbildung 10: Synopse zur Ausgangslage................................................................24<br />
Abbildung 11: Funktionen des <strong>Personal</strong>managements .............................................28<br />
Abbildung 12: Beispiel eines <strong>Personal</strong>-Kennzahlen-Systems ...................................30<br />
Abbildung 13: Vier-Phasenkonzept der Selbstanalyse..............................................32<br />
Abbildung 14: Datenflussmodell des Alterssimulationstools......................................35<br />
Abbildung 15: Vorgehensmodell <strong>für</strong> die betriebliche demografische Analyse ...........36<br />
Abbildung 16: Beispiel einer ASTRA-Auswertung.....................................................40<br />
Abbildung 17: ABAS© Altersstruktur der gesamten Belegschaft...............................41<br />
Abbildung 18: ABAS© Szenario 2: Ausbildung .........................................................42<br />
Abbildung 19: Beispiel eines <strong>Personal</strong>-Portfolios ......................................................45<br />
Abbildung 20: Strategische Belegschaftsentwicklung ...............................................45<br />
Abbildung 21: Externe Beobachtungsbereiche..........................................................48<br />
Abbildung 22: Radarfelder der Früherkennung .........................................................49<br />
Abbildung 23: Integriertes <strong>Personal</strong>risikomanagement .............................................50<br />
Abbildung 24: Inhalte der betrieblichen <strong>Personal</strong>forschung ......................................52<br />
Abbildung 25: Bezugsrahmen des Altersstrukturcontrolling ......................................56<br />
Abbildung 26: Aufbau des ASC-Instruments .............................................................66<br />
Abbildung 27: Beispielauswertung <strong>für</strong> Ist-Altersstruktur ............................................68<br />
Abbildung 28: Einfache Fortschreibung <strong>und</strong> Fortschreibung unter Annahmen .........69<br />
Abbildung 29: Formular zur Bestimmung der Schlüsselfunktionen ...........................72<br />
Abbildung 30: ASC-Portfolio <strong>für</strong> Schlüsselfunktionen................................................74<br />
Abbildung 31: ASC-Portfolio <strong>für</strong> Einzelpersonen.......................................................75<br />
Abbildung 32: Prozessübersicht zur Ableitung des Massnahmenprogramms...........79
ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Abbildungs- & Tabellenverzeichnis VII<br />
Abbildung 33: Gestaltungsrahmen <strong>für</strong> Massnahmen des Altersstrukturcontrolling....80<br />
Abbildung 34: <strong>Personal</strong>risiko-Arbeitskräfteangebot-Portfolio ....................................86<br />
Abbildung 35: Stages of the Research Process ........................................................88<br />
TABELLENVERZEICHNIS<br />
Tabelle 1: Demografische Indikatoren in der Schweiz <strong>und</strong> in vier Nachbarländern.....7<br />
Tabelle 2: Allgemeine Unterschiede bei verschiedenen Leistungsparametern .........21<br />
Tabelle 3: Analyseinstrumente des Altersstrukturcontrolling .....................................29<br />
Tabelle 4: Analyse der betrieblichen Rahmenbedingungen ......................................37<br />
Tabelle 5: Tabellarische Verdichtung demografischer Daten ....................................38<br />
Tabelle 6: Stärken <strong>und</strong> Schwächen der Altersstrukturanalyse ..................................43<br />
Tabelle 7: ASC-Bewertungsraster <strong>für</strong> Personengruppen ..........................................73<br />
Tabelle 8: ASC-Bewertungsraster Einzelpersonen ...................................................75<br />
Tabelle 9: Analyseraster <strong>für</strong> <strong>Personal</strong>risiken .............................................................77<br />
Tabelle 10: Formular zur Risikoidentifikation <strong>und</strong> -bewertung...................................78
ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Anhangsverzeichnis VIII<br />
ANHANGSVERZEICHNIS<br />
Anhang 1: Einflussfaktoren der betrieblichen Altersstruktur ....................................111<br />
Anhang 2: Interviewverzeichnis...............................................................................112<br />
Anhang 3: Formulare zum ASC-Instrument.............................................................114<br />
Anhang 4: Handout Workshop EPA ........................................................................120<br />
Anhang 5: Handout ASC-I-Interviews B<strong>und</strong>esverwaltung .......................................122<br />
Anhang 6: Feedback-Formular................................................................................125<br />
Anhang 7: Anfrage Experten ...................................................................................126<br />
Anhang 8: Interviewleitfaden ...................................................................................128<br />
Anhang 9: Auswertung Interviews Privatwirtschaft..................................................134
ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Abkürzungsverzeichnis IX<br />
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS<br />
ABB Asea Brown Boveri<br />
Abb. Abbildung<br />
Abs. Absatz<br />
Abschn. Abschnitt<br />
AG Aktiengesellschaft<br />
ASA Altersstrukturanalyse<br />
ASTRA Altersstrukturanalyse<br />
ABAS Altersstrukturanalyse von Belegschaften<br />
ASC Altersstrukturcontrolling<br />
ASC-I Altersstrukturcontrolling-Instrument<br />
a. M. am Main<br />
Art. Artikel<br />
Bd. Band<br />
bspw. beispielsweise<br />
BE <strong>Bern</strong><br />
BWL Betriebswirtschaftslehre<br />
bzw. beziehungsweise<br />
BfS B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Statistik<br />
CHRIS Centre of Human Resource Information Systems<br />
ca. circa<br />
CH Confoederatio Helvetica<br />
d.h. das heisst<br />
Dr. Doktor<br />
durchges. durchgesehen( e)<br />
EDI Eidgenössisches Departement des Innern<br />
EVD Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement<br />
EZV Eidgenössische Zollverwaltung<br />
VBS Eidgenössisches Departement <strong>für</strong> Verteidigung, Bevölkerungsschutz<br />
<strong>und</strong> Sport<br />
EFD Eidgenössisches Finanzdepartement<br />
EPA Eidgenössisches <strong>Personal</strong>amt<br />
et al. et alii / <strong>und</strong> andere<br />
etc. et cetera<br />
EWR Europäischer Wirtschaftsraum
ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Abkürzungsverzeichnis X<br />
f. folgend, folgende<br />
ff. fortfolgend, fortfolgende<br />
GS Generalsekretariat<br />
Hrsg. Herausgeber<br />
hrsg. v. herausgegeben von<br />
h. c. mult. honoris causa multiplex<br />
http hyper text transfer protocol<br />
i. e. S. im engeren Sinn<br />
i. w. S. im weiteren Sinn<br />
i. d. R. in der Regel<br />
inkl. inklusive<br />
IOP <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> <strong>Personal</strong><br />
IBM International Business Machines Corporation<br />
Jg. Jahrgang<br />
KPM Kompetenzzentrum <strong>für</strong> Public Management<br />
lic. rer. pol. Licentiatus/Licentiata rerum politicarum<br />
Matr.-Nr. Matrikel-Nummer<br />
MS Microsoft<br />
Mrd. Milliarde<br />
Mio. Million<br />
Nr. Nummer<br />
o. a. oder andere<br />
o. J. ohne Jahr<br />
o. O. ohne Ort<br />
o. S. ohne Seite<br />
p. a. per annum<br />
PKS <strong>Personal</strong>-Kennzahlen-System<br />
Prof. Professor<br />
rer. oec. rerum oeconomicarum<br />
resp. respektive<br />
CHF Schweizer Franken<br />
SBG Schweizer Grossbank<br />
S. Seite(n)<br />
SECO Staatsekretariat <strong>für</strong> Wirtschaft<br />
stv. stellvertretend<br />
u. ä. <strong>und</strong> ähnliche/s
ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Abkürzungsverzeichnis XI<br />
u. a. <strong>und</strong> andere/s<br />
URL Uniform Resource Locator<br />
u. A. unter Anderem<br />
u. U. unter Umständen<br />
vgl. vergleiche<br />
v. a. vor allem<br />
WBU Wirtschaft- <strong>und</strong> Beratungsunternehmung<br />
www world wide web<br />
z. B. zum Beispiel<br />
z. T. zum Teil
ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Einleitung 1<br />
1 Einleitung<br />
1.1 Ausgangslage<br />
„Ausschlaggebend <strong>für</strong> die geschäftliche Lage in den nächsten beiden Jahrzehnten<br />
wird nicht sein, was sich in der Wirtschaft oder Technik vollzieht, sondern einzig <strong>und</strong><br />
allein die demografische Entwicklung – wenn wir einmal vom Eintreten von Ereignis-<br />
sen wie Krieg, Pest oder einer Kollision mit einem Kometen absehen“ (Drucker 2004:<br />
65).<br />
Wie viele andere europäische Industriestaaten sieht sich die Schweiz mit einer gra-<br />
vierenden demografischen Entwicklung konfrontiert. Folgende Veränderungen in die-<br />
sem Zusammenhang können konstatiert werden (vgl. BfS 2006: S. 13 ff.): Einerseits<br />
stagniert die Geburtenrate seit den späten 70er Jahren auf einem Niveau von unter<br />
1,5 Kindern pro Frau. Derzeit haben Frauen im Schnitt 1,4 Kinder. Prognosen erwar-<br />
ten eine Stabilisierung der Geburtenrate auf diesem Niveau oder tendenziell eine<br />
Verringerung (vgl. Frejka/Sardon 2005: S. 16). Auf der anderen Seite hat sich die<br />
Lebenserwartung zwischen 1876 <strong>und</strong> 2004 beinahe verdoppelt. Bei den Männern<br />
von 39,1 auf 78,6 Jahre <strong>und</strong> von 42,4 auf 83,7 Jahre bei den Frauen. Aufgr<strong>und</strong> von<br />
medizinischen Fortschritten <strong>und</strong> verbesserter Prävention von Unfällen, Suizid <strong>und</strong><br />
degenerativen Krankheiten wird die Lebenserwartung noch weiter steigen. Diese<br />
beiden Faktoren bewirken längerfristig einen Bevölkerungsrückgang sowie eine be-<br />
schleunigte demografische Alterung, die auch durch einen erneuten Baby-Boom oder<br />
einen hohen Wanderungssaldo nicht aufgefangen werden kann (vgl. BfS 2006: 30).<br />
Durch die Alterung der Bevölkerung <strong>und</strong> den späteren Eintritt in den Arbeitsmarkt<br />
von jüngeren Arbeitnehmenden, welche generell länger in Ausbildung sein werden,<br />
wird die Erwerbsbevölkerung eher schrumpfen als die Gesamtbevölkerung (BfS<br />
2006: 49 ff.).<br />
1.2 Problemstellung<br />
Diese Entwicklungen führen dazu, dass sich Unternehmen vermehrt mit altersstruktu-<br />
rellen Problemen auseinandersetzen müssen:
ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Einleitung 2<br />
• Obwohl der Rückgang potenzieller Erwerbspersonen erst in ein paar Jahren ein-<br />
setzen wird, besteht in einigen Regionen <strong>und</strong> Tätigkeitsbereichen bereits heute<br />
ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, der sich nahezu ausschliesslich auf<br />
junge <strong>und</strong> mittelalte, spezifisch qualifizierte Fachkräfte bezieht (vgl. Prezewowsky<br />
2007: 36; Braun 2007: 12).<br />
• Weiter müssen sich Unternehmen mit alternden <strong>und</strong> unausgewogenen Beleg-<br />
schaftsstrukturen befassen, da sich eine ausgewogene betriebliche Altersstruk-<br />
tur an der pyramidenförmigen Bevölkerungsstruktur orientiert, die es seit Mitte<br />
des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts nicht mehr gibt (Prezewowsky 2007: 38).<br />
Für <strong>Organisation</strong>en aus der Privatwirtschaft <strong>und</strong> der Verwaltung müssen deshalb<br />
zweckmässige Analyseinstrumente entwickelt werden, mit welchen die Veränderung<br />
der betrieblichen Altersstruktur überwacht werden kann, <strong>und</strong> die als Basis zur Gestal-<br />
tung von Massnahmen dienen, welche die Leistungsfähigkeit der <strong>Organisation</strong> si-<br />
cherstellen.<br />
1.3 Abgrenzung des Gegenstandes<br />
Der demografische Wandel stellt Unternehmen vor viele verschiedene Herausforde-<br />
rungen, welche nicht alle innerhalb dieser Arbeit betrachtet werden können. Gegens-<br />
tand der vorliegenden Arbeit sind die personalwirtschaftlichen Problemstellungen des<br />
demografischen Wandels. Im Mittelpunkt stehen dabei Analysemethoden zur Über-<br />
wachung der betrieblichen Altersstruktur, welche in den Themenbereichen des Per-<br />
sonalcontrolling, der <strong>Personal</strong>- & Arbeitsmarkforschung <strong>und</strong> der <strong>Personal</strong>planung<br />
einzuordnen sind. Weiter werden aus den Analysen ableitbare Massnahmen behan-<br />
delt.<br />
Im Zentrum dieser Arbeit stehen somit die personellen Ressourcen von Organisatio-<br />
nen. Aufgr<strong>und</strong> dieser Betrachtungsweise werden makroökonomische Aspekte, bspw.<br />
Finanzierungsproblematik von Renten- <strong>und</strong> Sozialversicherungen, nur dann betrach-<br />
tet, wenn diese Auswirkungen auf die betriebliche Altersstruktur haben könnten.<br />
1.4 Stand der Forschung<br />
Der demografische Alterungsprozess dauert bereits Jahrzehnte <strong>und</strong> die damit ver-<br />
b<strong>und</strong>enen Probleme wie die Finanzierung der AHV, die Veränderungen im Arbeits-
ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Einleitung 3<br />
kräfteangebot, die Verschiebung der privaten Konsumgüternachfrage, die Rekrutie-<br />
rung der Wehrpflichtigen <strong>und</strong> weitere (vgl. Straubhaar 1987: 1 ff.) werden bereits seit<br />
Ende der 80er-Jahre diskutiert. Die demografische Entwicklung wurde bis anhin<br />
überwiegend als volkswirtschaftliches Problem im Zusammenhang mit der Finanzie-<br />
rung der Renten- <strong>und</strong> sozialen Sicherungssysteme diskutiert. Zunehmend nehmen<br />
jedoch auch Unternehmungen <strong>und</strong> Betriebe die Auswirkungen der altersstrukturellen<br />
Veränderungen in der Bevölkerung wahr (vgl. Prezewowsky 2007: 1).<br />
Eine intensivere Auseinandersetzung mit den unternehmensbezogenen Konsequen-<br />
zen des demografischen Wandels findet seit Ende der 90er Jahre des letzten Jahr-<br />
h<strong>und</strong>erts statt. International wird dabei vor allem der Umgang mit einer älteren Be-<br />
legschaft (vgl. Cohen 2006; Ilmarinen 2001; Forte/Hansvick 1999; Furunes/Mykletun<br />
2005; Ulich/Wülser 2004) <strong>und</strong> der so genannte War for Talents (vgl. bspw. McCra-<br />
cken 2000; Micheals/Handfield-Jones/Axelrod 2001) thematisiert, welcher sich mit<br />
der Gewinnung von qualifizierten Nachwuchskräften beschäftigt.<br />
Mit der Analyse von betrieblichen Altersstrukturen beschäftigen sich im deutschspra-<br />
chigen Raum Köchling (2006), Mühlbradt <strong>und</strong> Schultetus (2004) sowie Blum, Becker<br />
& Zimmermann (2006). Diese Analyseansätze sind auf die Darlegung der Ist-<br />
Situation sowie die Fortschreibung der Altersstruktur auf Basis von gewissen An-<br />
nahmen fokussiert. Ein umfassendes Konzept zur Analyse <strong>und</strong> Überwachung der<br />
Altersstruktur besteht nicht. Der in dieser Arbeit verwendete Begriff Altersstruktur-<br />
controlling fand bis anhin keine Verwendung.<br />
1.5 Zielsetzung<br />
Die vorliegende Arbeit verfolgt einerseits theoretisch-konzeptionelle Ziele <strong>und</strong> ande-<br />
rerseits empirische Zielsetzungen. Im theoretisch-konzeptionellen Teil sollen folgen-<br />
de Ziele erreicht werden:<br />
• Ausarbeitung der konzeptionellen Gr<strong>und</strong>lagen zum Themengebiet Altersstruktur-<br />
controlling zur Klärung von Begriffen <strong>und</strong> Vorstellen wesentlicher Konzepte inner-<br />
halb des behandelten Themenbereichs.<br />
• Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Identifizierung von Aktionsparametern,<br />
Zielgrössen <strong>und</strong> Bedingungsgrössen des Altersstrukturcontrolling.
ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Einleitung 4<br />
• Erarbeitung eines Instruments zur Beurteilung der Altersstruktur, welches durch<br />
die systematische Analyse von unterschiedlichen Aspekten der Altersstruktur in-<br />
formatorische Gr<strong>und</strong>lagen zur Ableitung von Handlungsalternativen liefern soll.<br />
Weiter verfolgt die Arbeit die nachfolgend genannten empirischen Ziele:<br />
• Test <strong>und</strong> Überarbeitung des im theoretisch-konzeptionellen Teil erarbeiteten In-<br />
struments zur Beurteilung der Altersstruktur.<br />
• Analyseinstrumente <strong>und</strong> Massnahmen mit Bezug auf die betriebliche Altersstruk-<br />
tur von ausgewählten Unternehmen der Privatwirtschaft sollen aufgezeigt werden:<br />
Wie begegnen diese <strong>Organisation</strong>en den Auswirkungen des demografischen<br />
Wandels? Welche Analyseinstrumente werden eingesetzt? Welche Massnahmen<br />
werden ergriffen? Damit sollen „Good Practices“ identifiziert werden, die als An-<br />
regungen <strong>für</strong> die Massnahmengestaltung dienen sollen.<br />
1.6 Methode<br />
Mittels Literaturanalyse werden die konzeptionellen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> der Bezugsrah-<br />
men <strong>für</strong> das Altersstrukturcontrolling erstellt sowie das Instrument zur Beurteilung der<br />
Altersstruktur entwickelt. Dabei wird auf Fachbücher zum <strong>Personal</strong>management, auf<br />
aktuelle Beiträge in Fachzeitschriften sowie auf Statistiken <strong>und</strong> Fakten zur demogra-<br />
fischen Entwicklung zurückgegriffen.<br />
Die Überprüfung des Instruments zum Altersstrukturcontrolling erfolgt über eine Fall-<br />
studie bei der B<strong>und</strong>esverwaltung. Dazu wird das Instrument im Eidgenössischen<br />
<strong>Personal</strong>amt EPA angewandt sowie bei vier weiteren <strong>Organisation</strong>seinheiten in ver-<br />
schiedenen B<strong>und</strong>esdepartementen vorgestellt <strong>und</strong> Rückmeldungen eingeholt. Auf<br />
Basis der Rückmeldungen werden Verbesserungen am Instrument vorgenommen.<br />
Die Erkenntnisse aus der Privatwirtschaft werden über qualitative Interviews mit Ex-<br />
perten des <strong>Personal</strong>wesens resp. mit <strong>Personal</strong>verantwortlichen in den Unternehmen<br />
ermittelt. Zur Durchführung der Interviews wird ein Interviewleitfaden entwickelt. Da-<br />
mit ein gesamtheitliches Bild der auf die demografische Entwicklung ausgerichteten<br />
<strong>Personal</strong>massnahmen erfasst werden kann, baut der Interviewleitfaden auf den kon-<br />
zeptionellen Gr<strong>und</strong>lagen auf.
ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Einleitung 5<br />
1.7 Aufbau der Arbeit<br />
Die Arbeit gliedert sich grob in zwei Teile. Im nachfolgenden Teil I Theoretisches<br />
Gr<strong>und</strong>konzept werden der demografische Wandel <strong>und</strong> die betriebliche Altersstruktur<br />
als Ausganglage im Detail präsentiert (Kapitel 2). Danach wird der Begriff des Alters-<br />
strukturcontrolling definiert <strong>und</strong> abgegrenzt sowie die betriebliche <strong>Personal</strong>forschung<br />
als weiteres informatorisches Element des Altersstrukturcontrolling vorgestellt (Kapi-<br />
tel 2). Auf dieser Basis folgen dann die Herleitung des Bezugsrahmens (Kapitel 3)<br />
sowie die Erarbeitung des Modells zur Beurteilung der Altersstruktur (Kapitel 4).<br />
TEIL I: Theoretisches Gr<strong>und</strong>konzept<br />
2. Gr<strong>und</strong>lagen<br />
3. Konzeptioneller Bezugsrahmen<br />
4. Altersstrukturcontrolling-Instrument<br />
1. Einleitung<br />
Schlussbetrachtungen<br />
5. Fallstudie B<strong>und</strong>esverwaltung<br />
6. Erkenntnisse aus der<br />
Privatwirtschaft<br />
7. Gestaltungsempfehlungen<br />
8. Fazit <strong>und</strong> Ausblick<br />
9. Kritische Würdigung<br />
Abbildung 1: Aufbau der Arbeit (eigene Darstellung)<br />
TEIL II: Empirische Erkenntnisse<br />
Im zweiten, empirischen Teil der Arbeit wird das in Kapitel vier erarbeitete Alters-<br />
strukturcontrolling-Instrument in der B<strong>und</strong>esverwaltung angewandt <strong>und</strong> überprüft.<br />
Danach werden „Good Practices“ des Altersstrukturcontrolling aus grösseren Unter-<br />
nehmen der Schweizer Wirtschaft analysiert <strong>und</strong> vorgestellt.<br />
Zum Schluss werden im dritten Teil Schlussbetrachtungen Gestaltungsempfehlungen<br />
<strong>für</strong> das Altersstrukturcontrolling auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse abgegeben.<br />
Fazit <strong>und</strong> Ausblick sowie die kritische Würdigung schliessen den Text ab.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 6<br />
TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT<br />
Im theoretischen Gr<strong>und</strong>konzept der Arbeit werden innerhalb des Kapitels Gr<strong>und</strong>lagen<br />
die demografische Entwicklung als Ausgangslage des Altersstrukturcontrolling darge-<br />
legt, die verwendeten Begriffe im Bereich des Altersstrukturcontrolling definiert <strong>und</strong><br />
die verwendeten Konzepte vorgestellt. Die Ausführungen beschränken sich auf die<br />
Informations- resp. Analyseaspekte des Altersstrukturcontrolling, da diese den<br />
Schwerpunkt dieser Arbeit bilden. Damit wird die Basis zur Erarbeitung des in Kapitel<br />
3 dargelegten Bezugsrahmens, welcher aus Gründen der Vollständigkeit <strong>und</strong> zum<br />
Aufzeigen von Handlungsbereichen auch die Aktionsseite berücksichtigt, sowie zum<br />
Altersstrukturcontrolling-Instrument (Kapitel 4) geschaffen. Bezugsrahmen <strong>und</strong> Mo-<br />
dell des Altersstrukturcontrolling dienen wiederum als Ausgangpunkt <strong>für</strong> den empiri-<br />
schen Teil (Teil II) dieser Arbeit.<br />
2 Gr<strong>und</strong>lagen<br />
In diesem Kapitel wird der Begriff des Altersstrukturcontrolling als Teil des <strong>Personal</strong>-<br />
controlling definiert <strong>und</strong> abgegrenzt. Danach werden Analysemethoden vorgestellt,<br />
die dazu dienen, der aufgestellten Definition gerecht zu werden. Zuvor werden die<br />
wichtigsten Fakten zur demografischen Entwicklung sowie die ges<strong>und</strong>e Ausprägung<br />
einer betrieblichen <strong>Personal</strong>struktur dargelegt, da diese als Ursache <strong>und</strong> Ausgangs-<br />
lage des Altersstrukturcontrolling zu verstehen sind.<br />
2.1 Demografische Entwicklung<br />
Dieser Abschnitt beschreibt die demografische Entwicklung der Gesamtbevölkerung<br />
der Schweiz sowie jene der Erwerbsbevölkerung. Auf Basis dieser allgemeinen Aus-<br />
gangslage werden die Auswirkungen <strong>und</strong> Herausforderungen <strong>für</strong> die Unternehmen<br />
aufgezeigt. Der letzte Teil dieses Abschnitts beschäftigt sich dann mit den Problem-<br />
bereichen von betrieblichen Altersstrukturen <strong>und</strong> gibt damit Hinweise auf die ideale<br />
Altersstruktur.<br />
2.1.1 Ausgangslage<br />
Die Demografie beschäftigt sich mit den „[…] Ursachen <strong>und</strong> Entwicklungen der de-<br />
mografischen Erscheinungen wie Stand, Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Bevölkerung<br />
sowie ihrer räumlichen Verteilung, das generative Verhalten, die Sterblichkeit <strong>und</strong> die
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 7<br />
räumliche Bevölkerungsbewegung, ferner die Berührungspunkte zu Haushalt <strong>und</strong><br />
Familie <strong>und</strong> auch Randgebiete der Erwerbstätigkeit [...]“ (Schwarz 2002: 1). „Jede<br />
Veränderung der Bevölkerungszahl <strong>und</strong> -struktur ist demographisch gesehen ein Ef-<br />
fekt von Fertilität, Mortalität <strong>und</strong> Migration. Das gilt auch <strong>für</strong> den Alterungsprozess<br />
einer Bevölkerung“ (Schimany 2002: 15).<br />
Dieser demografische Alterungsprozess ist weder neu noch eine schweizerische Be-<br />
sonderheit. In allen industrialisierten Ländern der Welt nimmt die Zahl der älteren<br />
Menschen tendenziell zu, während die jüngere Bevölkerung schrumpft (vgl. Wanner<br />
et al. 2005: 11). Diese Entwicklung wird durch die folgende Tabelle verdeutlicht.<br />
Bevölkerung am<br />
31. 12 in Mio.<br />
Anteil der unter<br />
15-Jährigen in %<br />
Anteil der über 65-<br />
Jährigen in %<br />
2000<br />
7,2<br />
17,3<br />
15,4<br />
Schweiz Deutschland Österreich Frankreich Italien<br />
2010<br />
7,7<br />
14,9<br />
17,3<br />
2030<br />
8,2<br />
14,6<br />
24,4<br />
2000<br />
82,2<br />
15,7<br />
16,2<br />
2010<br />
82,8<br />
-<br />
20,4<br />
2030<br />
81,1<br />
-<br />
27,5<br />
2000<br />
8,0<br />
17,1<br />
12,1<br />
2010<br />
8,3<br />
-<br />
17,2<br />
2030<br />
8,5<br />
-<br />
25,1<br />
2000<br />
58,8<br />
19,1<br />
11,2<br />
2010<br />
61,5<br />
-<br />
18,8<br />
2030<br />
65,1<br />
-<br />
24,2<br />
2000 2010 2030<br />
56,9 58,6 57,1<br />
14,3 - -<br />
11,2 20,5 27,5<br />
Tabelle 1: Demografische Indikatoren in der Schweiz <strong>und</strong> in vier Nachbarländern (eigene Dar-<br />
stellung, Daten aus BfS 2006: 67 ff.; Europäische Kommission 2007: 49 ff.)<br />
Sowohl in der Schweiz als auch in deren Nachbarstaaten ist eine Zunahme des An-<br />
teils der über 65-Jährigen deutlich erkennbar. Am extremsten zeigt sich die Entwick-<br />
lung dieser Altersgruppe in Italien, wo sich deren Anteil von einem guten Zehntel im<br />
Jahre 2000 auf einen guten Viertel im Jahr 2030 erhöhen wird. Etwas abgeschwächt<br />
findet diese Zunahme auch in der Schweiz statt, wo sich auch der Rückgang der Al-<br />
terskategorie „unter 15“ mit Zahlen belegen lässt 1 . Weiter kann mittelfristig <strong>für</strong> alle<br />
europäischen Länder ein Bevölkerungswachstum prognostiziert werden; Ab 2015<br />
beginnen gewisse Populationen wie jene von Deutschland oder Italien zu schrump-<br />
fen (vgl. Europäische Kommission 2007: 52).<br />
Die Hauptursache <strong>für</strong> die beschriebenen Veränderungen der Bevölkerungszahl <strong>und</strong> -<br />
struktur liegt in der Veränderung der Geburtenrate (Fruchtbarkeit / Fertilität), der Le-<br />
1 Für die anderen Länder wurde der Anteil der unter 20-Jährigen ausgewiesen. Um nicht unterschied-<br />
liche Alterskategorien zu vergleichen, wurden diese Zahlen nicht in die Tabelle aufgenommen.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 8<br />
benserwartung (Sterblichkeit / Mortalität) <strong>und</strong> dem Wanderungssaldo (Migration) (vgl.<br />
Braun 2007: 6 ff.; Gatter 2004: 20). Die vergangene <strong>und</strong> zukünftige Entwicklung die-<br />
ser Einflussfaktoren wird in den folgenden Abschnitten <strong>für</strong> die Schweiz auf Basis der<br />
Szenarien der Bevölkerungsentwicklung der Schweiz (vgl. BfS 2006) dargelegt. Der<br />
Text bezieht sich aus Gründen der Einfachheit immer auf die mittleren Hypothesen<br />
zu den Einflussfaktoren resp. auf das mittlere Szenario, welches sich aus den mittle-<br />
ren Hypothesen zu den Einflussfaktoren zusammensetzt.<br />
2.1.1.1 Geburtenrate<br />
Seit Anfang der 80er Jahre stagniert die durchschnittliche Anzahl Kinder pro Schwei-<br />
zerin auf einem tiefen Niveau von ca. 1,5 <strong>und</strong> ging in den letzten Jahren sogar noch<br />
weiter zurück (im Jahr 2004 auf 1,26, siehe Abb. 2). Die bestandserhaltende Gebur-<br />
tenziffer würde bei 2,1 Kindern pro Frau liegen.<br />
Abbildung 2: Entwicklung der Geburtenziffer <strong>und</strong> Durchschnittsalter bei Geburt des Kindes<br />
(BfS 2006: 17)<br />
Die mittlere Hypothese prognostiziert unter der Annahme von nur kleinen familienpo-<br />
litischen Massnahmen eine geringfügige Erhöhung der Geburtenziffer bis ins Jahr<br />
2050 <strong>und</strong> eine geringfügige Erhöhung des Durchschnittsalters der Mutter bei Geburt<br />
des Kindes.<br />
2.1.1.2 Lebenserwartung<br />
In den vergangenen 130 Jahren hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung bei<br />
Geburt verdoppelt. Ein im Jahre 1880 Geborener, wurde im Schnitt 40 Jahre alt.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 9<br />
Heute geborene Menschen in der Schweiz haben eine Lebenserwartung von 80 Jah-<br />
ren.<br />
Die mittlere Hypothese nimmt an, dass durch relativ wirksame Prävention von Unfäl-<br />
len, Suizid <strong>und</strong> degenerativen Krankheiten, durch das Fernbleiben neuer Epidemien<br />
<strong>und</strong> neu auftretender Krankheiten, ohne gr<strong>und</strong>legende medizinische Fortschritte <strong>und</strong><br />
ohne Beschränkung des Zugangs zu medizinischer Versorgung, die Lebenserwar-<br />
tung bei Geburt bis ins Jahr 2050 auf 89,5 Jahre <strong>für</strong> Frauen <strong>und</strong> 85 Jahre <strong>für</strong> Männer<br />
ansteigt. Auch die steigende Tendenz bei der Lebenserwartung im Alter von 65 Jah-<br />
ren setzt folglich fort.<br />
Abbildung 3: Entwicklung der Lebenserwartung der Schweizerinnen <strong>und</strong> Schweizer (BfS 2006:<br />
21)<br />
2.1.1.3 Wanderungssaldo<br />
Bei der Prognose der Bevölkerungsentwicklung ist der Wanderungssaldo der insta-<br />
bilste Einflussfaktor, da er von schwer vorhersehbaren politischen Veränderungen<br />
bestimmt ist. Die unten stehenden Abbildungen (siehe Abb. 4) zeigen die starken<br />
Schwankungen in den 90er Jahren.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 10<br />
Abbildung 4: Anzahl Einwanderungen <strong>und</strong> Auswanderungen (BfS 2006: 25)<br />
Die mittlere Hypothese zum Wanderungssaldo nimmt an, dass die Ausdehnung des<br />
freien Personenverkehrs lediglich vorübergehende Auswirkungen auf die Zuwande-<br />
rung von Staatsangehörigen aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten hat, <strong>und</strong> dass bei<br />
Nicht-EWR-Staatsangehörigen eine eher restriktive Auswahl aufgr<strong>und</strong> des Qualifika-<br />
tionsniveaus vorgenommen wird.<br />
Unter diesen Annahmen stabilisiert sich der Wanderungssaldo von EWR-<br />
Staatsangehörigen ab 2020 bei +10'000 Personen. Der Wanderungssaldo der Nicht-<br />
EWR-Staatsangehörigen stabilisiert sich ebenfalls gegen +10'000 Personen. Bei den<br />
Schweizerinnen <strong>und</strong> Schweizern überwiegen die Auswanderungen mit 5'000, womit<br />
sich ein prognostiziertes Bevölkerungswachstum aufgr<strong>und</strong> der Migration von 15'000<br />
p. a. ergibt.<br />
2.1.1.4 Bevölkerungsentwicklung<br />
Wie die Tabelle 1 bereits andeutete, hat die Schweiz im Vergleich mit anderen Euro-<br />
päischen Staaten immer noch ein hohes Bevölkerungswachstum. „Der Alterungspro-<br />
zess betrifft zwar alle industrialisierten Länder, weist aber in Europa recht ausgepräg-<br />
te regionale Merkmale auf, sowohl in Bezug auf das Tempo als auch auf den bereits<br />
erreichten Stand des demografischen Wandels (des eigentlichen demografischen
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 11<br />
Übergangs)“ (Wanner et al. 2005: 12). So werden die Bevölkerungszahlen von<br />
Deutschland <strong>und</strong> Italien gemäss den Zahlen der Europäischen Kommission (2007:<br />
52) bis 2015 nur noch im Promillebereich wachsen <strong>und</strong> danach stetig abnehmen;<br />
Hingegen weisen kleinere Länder wie Schweden, die Niederlande, Irland <strong>und</strong> die<br />
Schweiz ein Bevölkerungswachstum bis 2035 <strong>und</strong> länger auf.<br />
in 1'000<br />
9000<br />
8000<br />
7000<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
1900<br />
1910<br />
1920<br />
1930<br />
1941<br />
1950<br />
1960<br />
1970<br />
1980<br />
Jahr<br />
1990<br />
2000<br />
2010<br />
2020<br />
2030<br />
2040<br />
2050<br />
Schweizerinnen & Schweizer Ausländerinnen & Ausländer<br />
Abbildung 5: Entwicklung der Wohnbevölkerung in der Schweiz 1900-2050 (eigene Darstellung<br />
auf Basis der Daten des BfS 2007a)<br />
Gemäss dem mittleren Szenario der Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung des<br />
BfS (2006) könnte die ständige Wohnbevölkerung der Schweiz noch bis 2036 wach-<br />
sen <strong>und</strong> dabei um 10% von 7’415’000 auf 8’162’000 Personen ansteigen. Danach<br />
wird das Geburtendefizit wahrscheinlich grösser ausfallen als der positive Wande-<br />
rungssaldo, <strong>und</strong> die Bevölkerung beginnt zu schrumpfen. In der Abbildung 5 ist der<br />
prognostizierte Rückgang bei den Schweizerinnen <strong>und</strong> Schweizern ab 2036 sichtbar.<br />
2050 beläuft sich die Bevölkerungszahl demnach auf nur noch 8’061’000 Personen.<br />
2.1.1.5 Entwicklung der Altersstruktur<br />
Die wichtigste Veränderung der Altersstruktur in Bezug auf die demografische Ent-<br />
wicklung stellt die Zunahme der älteren sowie die Abnahme der jüngeren Altersgrup-<br />
pen dar. Abbildung 6 zeigt die Anteile von fünf grossen Alterskategorien <strong>für</strong> die Jahre
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 12<br />
1991-2050 auf Basis der Daten des BfS (ab 2010 werden die Prognosewerte des<br />
mittleren Szenarios verwendet).<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
1991 2000 2010 2020 2030 2040 2050<br />
Jahr<br />
Unter 20-Jährige 20-39-Jährige 40-64-Jährige 65-79-Jährige 80-Jährige <strong>und</strong> Ältere<br />
Abbildung 6: Wohnbevölkerung der Schweiz nach Alterskategorien 1991-2050 (eigene Darstel-<br />
lung auf Basis der Daten des BfS 2007a)<br />
Der Anteil der über 65-Jährigen nimmt bis ins Jahr 2050 stetig zu, wohingegen die<br />
beiden unteren Alterklassen konstant abnehmen. Während Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
(unter 20-Jährige) <strong>und</strong> die 20-39 Jährigen im Jahre 1991 noch 23% resp. 32 % der<br />
Gesamtbevölkerung ausmachten, werden es gemäss mittlerem Szenario im Jahr<br />
2050 nur noch 17% resp. 23% sein. Die älteren Alterskategorien nehmen im selben<br />
Zeitraum von 4% auf 12% (80-Jährige <strong>und</strong> Ältere) bzw. von 11% auf 16% (65-79-<br />
Jährige) zu. Die gegenläufige Entwicklung in den jungen <strong>und</strong> alten Alterkategorien<br />
wird auch als Altersschereneffekt bezeichnet (vgl. Braun 2007: 15). Die Gruppe der<br />
20-64-Jährigen, die 2004 4'602'000 umfasste, wird in den kommenden Jahrzehnten<br />
mit grosser Wahrscheinlichkeit schrumpfen. Gemäss dem mittleren Szenario wächst<br />
sie bis 2018 um etwas mehr als 250'000 Personen (6%), anschliessend verkleinert<br />
sich diese Altersgruppe auf nur noch 4'415'000 Personen im Jahr 2050.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 13<br />
Abbildung 7: Alterspyramide der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz 2030 im Vergleich<br />
zu 2004 (BfS 2006: 36)<br />
Aufgr<strong>und</strong> der beschriebenen Verschiebungen zwischen den Altersklassen entwickelt<br />
sich die Alterspyramide von einer Tanne (siehe gestrichelte Linie in Abb. 7) in 2004<br />
zu einer Urne in 2030. Gut erkennbar ist die Alterspitze der im Jahre 1964 geborenen<br />
Personen (Baby-Boomers), die im Jahr 2010 46 Jahre alt sein werden <strong>und</strong> im Jahre<br />
2029 theoretisch in den Ruhestand treten. Diese Ausbuchtung wird erst im Jahre<br />
2050 <strong>und</strong>eutlicher, wenn die Baby-Boom-Jahrgänge ein hohes Alter erreichen, in<br />
dem die Sterblichkeit ansteigt.<br />
2.1.2 Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt<br />
Die beschriebene demografische Entwicklung wird sich auch auf das Arbeitskräftepo-<br />
tenzial auswirken. So wurde im vorangehenden Abschnitt bereits erwähnt, dass die<br />
Alterskategorie der 20-64-Jährigen gemäss mittlerem Szenario ab 2018 schrumpfen<br />
wird. Die Alterung der Bevölkerung muss sich nicht 1:1 auf dem Arbeitsmarkt wider-<br />
spiegeln, da nicht alle Personen im erwerbsfähigen Alter Arbeit anbieten wie bspw.<br />
Kinder, Schüler, Studenten, Kranke, Arbeitsunwillige, im Haushalt Tätige <strong>und</strong> Rent-<br />
ner (vgl. Gatter 2004: 24). Zudem hat z. B. die isoliert auftretende Steigerung der Le-<br />
benserwartung keinen unmittelbaren Einfluss auf das Erwerbspersonenpotenzial; Die<br />
Veränderung der Geburtenrate hingegen beeinflusst die Zahl der zukünftigen Perso-<br />
nen im erwerbsfähigen Alter unmittelbar (vgl. Prezewowsky 2007: 34). Trotzdem<br />
entwickeln sich Zahl <strong>und</strong> Altersstruktur des Erwerbspersonenpotenzials auf lange<br />
Sicht relativ parallel zur Bevölkerung (Fuchs/Thon 2001: 2).<br />
Neben der demografischen Entwicklung stellt das Erwerbsverhalten der Bevölkerung<br />
einen Bestimmungsfaktor des Erwerbspersonenpotenzials dar (vgl. Schimany 2003:
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 14<br />
437). Das Erwerbsverhalten drückt sich schlussendlich in der Erwerbsquote aus, wel-<br />
che den Anteil der Erwerbspersonen an der Wohnbevölkerung misst (vgl. BfS 2006:<br />
49 ff.). Das BfS verwendet <strong>für</strong> die Berechnung der Erwerbsquote Hypothesen zu fol-<br />
genden Bestimmungsfaktoren (vgl. 2006: 50 ff.):<br />
• Anteil der Personen in Ausbildung: Lehrlinge gelten als Vollzeiterwerbstätige <strong>und</strong><br />
erhöhen somit die Erwerbsbevölkerung, während Studierende höchstens Teilzeit-<br />
beschäftigungen nachgehen.<br />
• Gliederung der Bevölkerung nach der höchsten abgeschlossenen Ausbildung: Je<br />
höher das Bildungsniveau einer Person, desto höher die Chance auf einen attrak-<br />
tiven Job <strong>und</strong> desto höher wird die Erwerbsbeteiligung.<br />
• Durchschnittliche Kinderzahl je Frau: Die familiäre Situation wirkt sich auf das Be-<br />
rufsleben der Frauen aus, während diese bei den Männern keinen Einfluss auf die<br />
Erwerbsquote hat.<br />
• Anteil der Behinderten: Reduziert die möglichen Vollzeitstellen.<br />
• Vorzeitiger resp. späterer Ruhestand: Während Personen im vorzeitigen Ruhe-<br />
stand die Erwerbsbevölkerung verkleinern, erhöhen Personen, die über das ge-<br />
setzlich festgelegte Rentenalter hinausarbeiten, die Erwerbsbevölkerung.<br />
Auf Basis des mittleren Szenarios <strong>und</strong> den mittleren Annahmen zu den aufgeführten<br />
Bestimmungsfaktoren der Erwerbsquote, entwickelt sich die Erwerbsbevölkerung in<br />
Vollzeitäquivalenten wie in Abbildung 8 dargestellt.<br />
Vollzeitäquivaltente in 1'000<br />
4 500<br />
4 000<br />
3 500<br />
3 000<br />
2 500<br />
2 000<br />
1 500<br />
1 000<br />
500<br />
-<br />
1995 2005 2010 2020 2030 2040 2050<br />
Jahr<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Schweizer<br />
Ausländer<br />
Abbildung 8: Erwerbsbevölkerung in Vollzeitäquivalenten gemäss dem mittleren Szenario in<br />
Tausend (eigene Darstellung auf Basis der Zahlen des BfS 2006: 74)
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 15<br />
Die Entwicklung der Altersstruktur der Gesamtbevölkerung <strong>und</strong> in geringerem Masse<br />
jene der Erwerbsbeteiligung führen dazu, dass die Erwerbsbevölkerung nur bis 2020<br />
zu nimmt <strong>und</strong> dann den Stand von 3,886 Millionen erreicht. Dank der erhöhten Er-<br />
werbsbeteiligung der Frauen kann das Erwerbspersonenpotenzial bis 2020 gehalten<br />
werden, ansonsten würde der Rückgang bereits 2015 einsetzen. Danach schwächt<br />
sich diese Zahl ab, um in 2050 praktisch auf das ursprüngliche Niveau von 2005 zu-<br />
rückzukehren.<br />
Zusätzlich wird sich auch die Altersstruktur der Erwerbsbevölkerung verändern. Die<br />
unabhängig des gewählten Szenarios festzustellende Steigerung des Bildungsni-<br />
veaus der Bevölkerung dürfte bei den jungen Erwerbspersonen, verglichen mit heu-<br />
te, zu einer Verringerung der Erwerbsquoten führen. Demgegenüber ist mit einer<br />
Steigerung der Quoten im mittleren Alterssegment zu rechnen. Das Erwerbsverhal-<br />
ten der älteren Arbeitskräfte wird <strong>für</strong> die Entwicklung der Erwerbsquoten in den obe-<br />
ren Altersgruppen entscheidend sein (BfS 2006: 50 ff.).<br />
In bestimmten Teilsegmenten des Arbeitsmarktes besteht bereits heute ein Arbeits-<br />
kräftemangel, da keine Übereinstimmung zwischen Arbeitskräfteangebot <strong>und</strong><br />
-nachfrage besteht (mismatch) (Gatter 2004: 15, 30 f.). Es ist wahrscheinlich, dass<br />
die Arbeitsnachfrage zu höheren <strong>und</strong> sich ergänzenden Qualifikationen hin entwi-<br />
ckeln wird (vgl. Rössel/Schaefer/Wahse 1999: 66 f.) <strong>und</strong> sich dadurch der Mangel an<br />
qualifizierten Arbeitskräften trotz allgemein höherer Bildung noch verschärfen wird.<br />
Fazit: Mittelfristig (bis 2020) wird die Erwerbsbevölkerung zwar älter aber nicht klei-<br />
ner (Capelli 2005: 6). Erst ab 2020 setzt der effektive Rückgang der Erwerbsbevölke-<br />
rung ein. Zudem darf erwartet werden, dass sich die Erwerbstätigkeit der Frauen er-<br />
höht <strong>und</strong> freie Stellen vermehrt mit ausländischen Arbeitnehmenden besetzt werden.<br />
2.1.3 Folgen <strong>und</strong> Herausforderungen <strong>für</strong> Unternehmen<br />
Wie die Erläuterungen zur demografischen Entwicklung <strong>und</strong> zur Entwicklung des Ar-<br />
beitsmarktes verdeutlichen, wird es aufgr<strong>und</strong> des demografischen Wandels nicht zu<br />
einem flächendeckenden Arbeitskräftemangel kommen (vgl. auch Cappelli 2005),<br />
zumindest nicht so lange die Erwerbsbevölkerung noch wächst. Jedoch stellen fol-<br />
gende Konsequenzen die Unternehmen vor neue Herausforderungen (vgl. Buck<br />
2001: 11 ff.):
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 16<br />
• Die Wahrscheinlichkeit von qualifikatorischen <strong>und</strong> regionalen Ungleichgewichten<br />
zwischen Angebot <strong>und</strong> Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt steigt.<br />
• Der Rekrutierungsspielraum der Unternehmen im Segment der jüngeren Alters-<br />
kohorten wird eingeschränkt.<br />
• Die Alterung der Belegschaften wird fortschreiten <strong>und</strong> die Gruppe der über 50-<br />
Jährigen wird einen immer grösseren Anteil der Belegschaft ausmachen.<br />
Deshalb müssen angepasste Rekrutierungsstrategien entwickelt, die Mitarbeiterbin-<br />
dung forciert, eine altersgerechte Arbeits- <strong>und</strong> <strong>Personal</strong>politik betrieben <strong>und</strong> die le-<br />
benslange Kompetenzentwicklung gefördert werden (vgl. Buck 2001: 11 ff.). Die ein-<br />
zelnen Herausforderungen <strong>für</strong> die Unternehmen werden nachfolgend detaillierter be-<br />
schrieben <strong>und</strong> durch weitere Herausforderungen ergänzt.<br />
2.1.3.1 Neue Rekrutierungsstrategien <strong>und</strong> Mitarbeiterbindung<br />
Im Rahmen der <strong>Personal</strong>gewinnung müssen Unternehmen aufgr<strong>und</strong> des Mangels an<br />
jüngeren qualifizierten Arbeitskräften auf ältere Mitarbeiter zurückgreifen <strong>und</strong> ange-<br />
passte Rekrutierungsstrategien entwickeln (vgl. Holz 2007: 17). Jedoch sollte der<br />
Rekrutierungsfokus nicht nur auf älteren Mitarbeitenden liegen, sondern auch bei den<br />
jungen <strong>und</strong> qualifizierten Arbeitskräften wie (Fach-) Hochschulabsolventen, Techni-<br />
kern & Meistern sowie Facharbeitern ansetzen (vgl. Prezewowsky 2007: 44 ff.; Köch-<br />
ling 2006: 51 ff.), damit auch in Zukunft der Austausch von älteren aus dem Erwerbs-<br />
leben ausscheidenden Personen durch Nachwuchskräften gewährleistet werden<br />
kann. <strong>Organisation</strong>en, die sich über ein aktives <strong>Personal</strong>marketing als attraktiver Ar-<br />
beitgeber positionieren, werden deshalb im Vorteil sein. Nachhaltiges <strong>Personal</strong>mar-<br />
keting richtet sich nicht nur gegen externe (potenzielle) Mitarbeitende, sondern trägt<br />
durch „Internes <strong>Personal</strong>marketing“ auch zu erhöhter Mitarbeiterbindung bei (vgl.<br />
Fröhlich 2004: 42).<br />
Neben dem <strong>Personal</strong>marketing können weitere Instrumente zur Mitarbeiterbindung<br />
eingesetzt werden. Diese sollten gr<strong>und</strong>sätzlich den Bedürfnissen der alten <strong>und</strong> jun-<br />
gen Mitarbeitenden angepasst sein. Dieser Forderung wird am ehesten der so ge-<br />
nannte Cafeteria-Ansatz gerecht, in welchem es dem einzelnen Mitarbeitenden über-<br />
lassen ist, zwischen verschiedenen materiellen <strong>und</strong> immateriellen Anreizen innerhalb<br />
eines bestimmten Budgets auszuwählen (vgl. Schedler 1993: 162 ff.)
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 17<br />
2.1.3.2 Beschäftigung von älteren Mitarbeitenden <strong>und</strong> lebenslange Kompetenzentwicklung<br />
Die ältere Belegschaft bringt viele Konsequenzen <strong>und</strong> Herausforderungen mit sich:<br />
Mit dem Durchschnittsalter der Belegschaft steigen in traditionellen Lohn- <strong>und</strong><br />
Leistungssystemen die Löhne, die Ausgaben <strong>für</strong> Abfindungen bei Entlassungen <strong>und</strong><br />
es kann zu einem Kostenanstieg in der Renten-, Kranken- <strong>und</strong> Pflegeversicherung<br />
führen (vgl. Holz/Da-Cruz 2007: 18; Schimany 2003: 457). Die Notwendigkeit zur<br />
Neuausrichtung besteht deshalb in der Gestaltung von neuen Karrieremodellen<br />
bspw. in Form von Bogenkarrieren, in welchen die Vergütung nicht bis zum Ende der<br />
Erwerbtätigkeit ansteigt oder gleich bleibt, sondern dass ab einem gewissen Alters-<br />
zeitpunkt auch rückläufige Vergütung <strong>und</strong> Verantwortungsbereiche möglich sind (vgl.<br />
Holz/Da-Cruz 2007: 18).<br />
Weiter sollten <strong>für</strong> die vermehrte Beschäftigung von älteren Mitarbeitenden nicht nur<br />
Karrieremodelle <strong>und</strong> Lohnsysteme angepasst werden, sondern es sollten Massnah-<br />
men ergriffen werden, den Arbeitsprozess derart zu gestalten, dass ein längeres <strong>und</strong><br />
produktives Arbeiten möglich bleibt. Eine längere Lebensarbeitszeit ermöglicht den<br />
Betrieben längere Pay-off-Perioden <strong>für</strong> Humankapitalinvestitionen, die aufgr<strong>und</strong> der<br />
Zunahme des internationalen Wettbewerbs in einer globalisierten Wirtschaft künftig<br />
an Bedeutung gewinnen werden (vgl. Schimany 2003: 462). Ilmarinen (2001: 635 ff.)<br />
beschreibt zwei gr<strong>und</strong>legende Ansatzpunkte um die Arbeitsfähigkeit von Mitarbeiten-<br />
den zu erhalten: Einerseits können physische <strong>und</strong> psychische Anforderungen der<br />
Arbeit reduziert werden, wobei die Situation bei psychischen Anforderungen differen-<br />
ziert betrachtet werden muss. Andererseits können die individuellen Fähigkeiten <strong>und</strong><br />
Kompetenzen (individual capacity) gestärkt werden. Zur Gewährleistung der Arbeits-<br />
fähigkeit im Alter gilt es beide Ansatzpunkte zu verfolgen, was über folgende Gestal-<br />
tungsoptionen innerhalb des <strong>Personal</strong>managements erreicht werden kann (vgl.<br />
Braun 2006: 50 ff.; Köchling 2006; Schimany 2003: 462 ff.; Ilmarinen 2001: 637 ff.):<br />
• Ges<strong>und</strong>heitserhaltende Gestaltung der Arbeitsumgebung: Um die Leistungser-<br />
stellung von Unternehmen mit älteren Belegschaften gewährleisten zu können,<br />
muss der Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz ausgeweitet werden. Arbeitsplätze <strong>und</strong><br />
Betriebsabläufe müssen derart gestaltet werden, dass eine längerfristige Beschäf-<br />
tigungsdauer der Arbeitskräfte gewährleistet ist.<br />
• Berufsbegleitendes Lernen / Qualifikationskonzepte: Produktivität, Innovations-<br />
<strong>und</strong> Leistungsfähigkeit der Beschäftigten stehen in direktem Zusammenhang mit
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 18<br />
deren Qualifikationen. Der beruflichen Weiterbildung des einzelnen Mitarbeiten-<br />
den kommt daher im Zuge eines sich immer rascher vollziehenden wissenschaft-<br />
lich-technologischen Wandels besondere Relevanz zu. Um im internationalen<br />
Wettbewerb auch mit älteren Beschäftigten bestehen zu können <strong>und</strong> um die bis-<br />
her selektiv erfolgte Qualifizierungspraxis zum Nachteil Älterer zu überwinden,<br />
bedarf es verstärkter Bemühungen zur betrieblichen Qualifikationsanpassung <strong>und</strong><br />
-erhaltung über alle Altersgruppen hinweg.<br />
• Arbeitszeitgestaltung: Damit das Erwerbspersonenpotenzial besser ausgeschöpft<br />
werden kann, müssen neue Arbeitszeitmodelle angeboten werden, die nicht wie<br />
die Altersteilzeit einzig auf die späte Erwerbsphase ausgerichtet sind. Gesucht ist<br />
ein Altersphasen integrierendes Gesamtkonzept zur Gestaltung von Dauer, Lage<br />
<strong>und</strong> Verteilung der Arbeitszeit.<br />
• Wertschätzungskultur & Führungsverhalten: Die Unternehmenskultur sollte die<br />
gegenseitige Wertschätzung zwischen unterschiedlichen Mitarbeitenden ermögli-<br />
chen, da diese eine notwendige Voraussetzung <strong>für</strong> das Entstehen einer Streitkul-<br />
tur ist, welche die Innovationsbereitschaft <strong>und</strong> -fähigkeit sowohl bei den einzelnen<br />
Mitarbeitenden als auch des ganzen Unternehmens fördern kann.<br />
Neben den von Buck (2001: 11 ff.) beschriebenen veränderten Voraussetzungen<br />
aufgr<strong>und</strong> des demografischen Wandels, stellen sich <strong>für</strong> die Betriebe noch weitere<br />
Herausforderungen.<br />
2.1.3.3 Wissenstransfer zwischen Alt <strong>und</strong> Jung<br />
Eine dieser Herausforderungen ist die Sicherung des Betriebswissens über den Wis-<br />
senstransfer zwischen Alt <strong>und</strong> Jung sowie über andere Instrumente des Wissensma-<br />
nagements (vgl. Köchling 2006: 133 ff.; Wächter/<strong>Bern</strong>hard 2006: 93 ff.). Das Problem<br />
hierbei stellt primär das implizite Wissen dar, welches nur schwer dokumentierbar ist<br />
<strong>und</strong> technische Fertigkeiten, Erfahrungen <strong>und</strong> eine kognitive Dimension wie die Vor-<br />
stellung der Wirklichkeit, Überzeugungen, Wahrnehmungen <strong>und</strong> mentale Modelle<br />
eines Individuums umfasst (vgl. Wächter/<strong>Bern</strong>hard 2006: 99). Dieses implizite Wis-<br />
sen eignet sich ein Mensch im Laufe seines Lebens an (vgl. Nonaka/Takeuchi 1995:<br />
59 ff.) <strong>und</strong> naturgemäss wächst es mit steigendem Alter (vgl. Suchan/Uepping 2001:<br />
209). Unternehmen müssen deshalb Barrieren des Wissenstransfers abbauen <strong>und</strong><br />
<strong>für</strong> den Transfer notwendige Ressourcen bereitstellen (vgl. Wächter/<strong>Bern</strong>hard 115:<br />
ff.).
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 19<br />
2.1.3.4 Analyse der betrieblichen Altersstruktur<br />
Eine weitere wichtige Herausforderung, die aufgr<strong>und</strong> des demografischen Wandels<br />
<strong>für</strong> die Unternehmen besteht, ist die Entwicklung von geeigneten Instrumenten <strong>und</strong><br />
Methoden zur Analyse der betrieblichen Altersstruktur. Diese sind eine notwendige<br />
Voraussetzung, um sich mit altersstrukturellen Problemen befassen zu können (vgl.<br />
Wächter/Sallet 2006: 8). Um die beschriebenen Gestaltungsoptionen gezielt wahr-<br />
nehmen zu können, müssen Unternehmen die Altersstruktur der gesamten Organisa-<br />
tion, jene von einzelnen Abteilungen <strong>und</strong> unterschiedlichen <strong>Personal</strong>gruppen (vgl.<br />
Jasper et al. 2006: 7 ff.; Mühlbradt/Schultetus 2004: 9) kennen. „Statistiken zur Al-<br />
tersstruktur in den Unternehmen <strong>und</strong> deren Entwicklung in Zukunft liegen häufig nicht<br />
oder nur in unzureichender Detaillierung vor“ (Holz/Da-Cruz 2007: 15). Es sollten<br />
nicht nur die oberen Altersgruppen ständig überwacht werden, sondern die Alters-<br />
struktur generell ist ständig zu prüfen, da nur so eine personelle Über- oder Unterbe-<br />
setzung in bestimmten Altersgruppen vermieden werden kann (vgl. RKW 1990: 496).<br />
Diese Herausforderung ist das zentrale Thema dieser Arbeit <strong>und</strong> wird mit dem Begriff<br />
Altersstrukturcontrolling umschrieben. Bevor die verschiedenen in der Literatur be-<br />
schriebenen Analysemethoden <strong>und</strong> -instrumente aufgezeigt werden, wird die Frage<br />
nach der idealen betrieblichen Altersstruktur diskutiert, da <strong>Personal</strong>verantwortliche<br />
<strong>und</strong> Führungskräfte eine Vorstellung des anzustrebenden Idealzustandes oder ein<br />
Verständnis <strong>für</strong> Problembereiche bezüglich der betrieblichen Altersstruktur haben<br />
sollten. Dies stellt eine wichtige Voraussetzung zur Beurteilung der Situation bezüg-<br />
lich der betrieblichen Altersstruktur dar <strong>und</strong> wird deshalb im Folgenden detaillierter<br />
erläutert.<br />
2.2 Ideale betriebliche Altersstruktur<br />
Die ideale betriebliche Altersstruktur kann nicht eindeutig bestimmt werden, da das<br />
chronologische Alter von Personen sich als schlechter Indikator der Leistungsfähig-<br />
keit erweist (vgl. Cohen 2006: 234). Bei einer Umfrage bei 300 Arbeitgebern in den<br />
USA wurden keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Produktivität zwischen<br />
älteren (ab 50 Jahren) <strong>und</strong> jüngeren (bis 49 Jahre) Arbeitnehmenden festgestellt (vgl.<br />
Forte/Hansvick 1999). Viele weitere Studien <strong>und</strong> Autoren bestätigen, dass das Vorur-<br />
teil der unproduktiven, lern- <strong>und</strong> entwicklungsunfähigen älteren Mitarbeitenden, wel-<br />
ches durch das so genannte Defizit-Modell gestützt wird, nicht haltbar ist (vgl. Holz
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 20<br />
2007: 39; Kobi 1999: 120). Kaufmann (2004: 86) weist darauf hin, dass das Human-<br />
vermögen eines Menschen im Wesentlichen in der Kindheit aufgebaut wird <strong>und</strong> sich<br />
danach entwertet, falls dieses nicht durch lebenslanges Lernen <strong>und</strong> reflexive Verar-<br />
beitung von Berufs- <strong>und</strong> Lebenserfahrung fortlaufend ergänzt wird. Dies verdeutlicht<br />
die Wichtigkeit von <strong>Personal</strong>entwicklungsmassnahmen bis ins hohe Alter einerseits<br />
<strong>und</strong> stützt die Aussage, dass die Leistungsfähigkeit einer Person nur bedingt mit de-<br />
ren Alter zusammenhängt.<br />
2.2.1 Unterschiede zwischen Älteren <strong>und</strong> Jüngeren<br />
Obwohl zumindest bis zum gesetzlichen Rentenalter (vgl. Holz 2007: 40) keine Un-<br />
terschiede bezüglich der Produktivität von älteren (ab 50 Jahren) <strong>und</strong> jüngeren Mit-<br />
arbeitenden (bis 49 Jahre) eindeutig festgestellt werden kann, sind Ältere den Jünge-<br />
ren bei gewissen Leistungsparametern resp. Leistungseigenschaften überlegen <strong>und</strong><br />
umgekehrt. „ […] older workers (i.e., workers 50 years of age and older) were rated<br />
more favorably on 6 of the 12 attributes. These items were academic skill levels, at-<br />
tendance, ability to get along with coworkers, work ethics, salary expectations and<br />
supervisory skills. […] employers did rate older workers less favorably than younger<br />
workers on the attributes of computer skills, ability to learn quickly, energy and stam-<br />
ina, and flexibility“ (Forte/Hansvick 1999: o. S.). Bei den fehlenden beiden Attributen<br />
“willingness to take direction” <strong>und</strong> “productivity” konnten Forte <strong>und</strong> Hansvick (1999: o.<br />
S.) keine signifikanten Unterschiede bei der Bewertung von älteren <strong>und</strong> jüngeren<br />
Mitarbeitenden durch ihre Arbeitgeber ausmachen.<br />
Eine weitere Gegenüberstellung von unterschiedlichen Leistungsparametern nimmt<br />
auch Holz (2007: 40 ff.; siehe Tabelle 2) vor, wobei dem Text nicht zu entnehmen ist,<br />
auf welche Basis sich diese allgemeinen Unterschiede bei verschiedenen Leistungs-<br />
parametern stützen.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 21<br />
Kobi (1999: 120) charakterisiert ältere Mitarbeitende wie folgt: „Reaktionsvermögen,<br />
Anpassungsfähigkeit, Stresstoleranz <strong>und</strong> Risikobereitschaft sowie das Kurzzeitge-<br />
dächtnis mögen sich zurückbilden. Da<strong>für</strong> gewinnt der ältere Mitarbeiter an Erfahrung,<br />
besitzt ein vertieftes <strong>und</strong> differenziertes Beurteilungsvermögen, gesteigerte emotio-<br />
nale Stabilität sowie Reife, Verantwortungsbewusstsein, Ausgeglichenheit, Zuverläs-<br />
sigkeit, Loyalität, <strong>und</strong> Firmeninteresse. Lern[-] <strong>und</strong> Entwicklungsfähigkeit sind bis ins<br />
hohe Alter gegeben, wenn sie trainiert werden. Eine Studie der Cranfield School be-<br />
zeichnet sogar die älteren Menschen als die besten Chefs“.<br />
Allgemeine Unterschiede bei verschiedenen Leistungsparametern<br />
Stärken bei jüngeren Arbeitnehmern Stärken bei älteren Arbeitnehmern<br />
Spontaneität / Aktivität Gelassenheit <strong>und</strong> Übersicht<br />
Kraft Verantwortungsbewusstsein<br />
Schnelligkeit (z. B. bei der Reaktion) Qualitätsbewusstsein (Genauigkeit)<br />
Flexibilität Urteilsvermögen<br />
Risikobereitschaft Konflikt- <strong>und</strong> Kooperationsfähigkeit<br />
Offenheit (z. B. gegenüber Technik oder<br />
gr<strong>und</strong>legenden Veränderungen)<br />
Diese Charakterisierungen können helfen, die Unterschiede zwischen älteren <strong>und</strong><br />
jüngeren Mitarbeitenden zu verstehen <strong>und</strong> Aufgabenbereiche darauf abzustimmen.<br />
Jedoch sollten solche Kategorisierungen mit Vorsicht zur Kenntnis genommen wer-<br />
den, da diese nur zum Teil <strong>für</strong> alle älteren resp. jüngeren Mitarbeitenden zu treffen<br />
werden. Eine weitere Problematik in diesem Zusammenhang besteht in der strikten<br />
Trennung zwischen Alt <strong>und</strong> Jung: Wo ist die Grenze zu ziehen? Wie können Mittelal-<br />
te charakterisiert werden?<br />
Erfahrungswissen/Expertise/ Betriebsspezifiches<br />
Wissen<br />
Aktuellere Ausbildung Kommunikationsfähigkeit<br />
Karriereorientierung <strong>und</strong> Weiterbildungsbereitschaft<br />
Zuverlässigkeit<br />
Tabelle 2: Allgemeine Unterschiede bei verschiedenen Leistungsparametern (eigene Darstel-<br />
lung in Anlehnung an Holz 2007: 41)
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 22<br />
2.2.2 Problembereiche betrieblicher Altersstrukturen<br />
Trotz Unterschieden in gewissen Leistungsparametern ist die Produktivität von älte-<br />
ren Mitarbeitenden (zumindest bei nicht-physischen Tätigkeiten) nicht geringer als<br />
jene von jüngeren. Aus dieser Perspektive sollten ältere Belegschaften nicht ein ge-<br />
ringeres Leistungserbringungspotenzial aufweisen als jüngere <strong>und</strong> damit kein Prob-<br />
lem darstellen.<br />
Anteil in %<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
Betriebliche Altersstrukturen<br />
20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 60–64<br />
Alterskategorie<br />
ausgewogene<br />
Belegschaftsstruktur<br />
jugendzentrierte<br />
Belegschaftsstruktur<br />
mittelalterzentrierte<br />
Belegschaftstruktur<br />
alterszentrierte<br />
Belegschaftsstruktur<br />
Abbildung 9: Schematische Darstellung unterschiedlicher Altersstrukturen (eigene Darstellung)<br />
Gleichwohl scheinen gewisse betriebliche Altersstrukturen problematischer zu sein<br />
als andere. Erfahrungsgemäss bekommen die Unternehmen unter den Bedingungen<br />
des demografischen Wandels grössere Probleme, die entweder eine extrem homo-<br />
gene Struktur aufweisen (jugendzentriert, mittelalterzentriert, alterszentriert; siehe<br />
Abb. 9) <strong>und</strong>/oder keine fliessende Übergänge zu den jeweils anderen Altergruppen<br />
haben, sondern deutliche Abstufungen aufweisen (Köchling 2006: 33). Die ausgewo-<br />
gene oder ausgeglichene Altersstruktur, welche eine möglichst gleichmässige Vertei-<br />
lung zwischen den unterschiedlichen Alterskategorien hat, gilt aus organisationsde-<br />
mografischer Sicht als ideale Altersstruktur. „Mitarbeiter der mittleren, als besonders<br />
leistungsfähig geltenden Altersgruppen bilden den Kern der Belegschaft. Gleichzeitig<br />
kann auf die Erfahrung älterer <strong>und</strong> das aktuelle Wissen jüngerer Mitarbeiter zurück-<br />
gegriffen werden, so dass sich die verschiedenen Stärken der Altersgruppen ergän-<br />
zen <strong>und</strong> Schwächen ausgleichen können. Das ausgewogene Verhältnis zwischen
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 23<br />
Jüngeren, Mittelalten <strong>und</strong> Älteren kann gegenwärtig wie auch zukünftig zur Siche-<br />
rung der betrieblichen Leistungsfähigkeit beitragen […]“ (Prezewowsky 2007: 37 f.).<br />
Neben der fehlenden Ausgewogenheit zwischen aktuellem Wissen jüngerer Mitarbei-<br />
tenden <strong>und</strong> dem Erfahrungswissen älterer Mitarbeitenden, können bei zentrierten<br />
Altersstrukturen weitere Probleme entstehen:<br />
• Bei zentrierten Altersstrukturen kann der Grossteil der attraktiven Positionen<br />
durch die starken Kohorten (Alterskategorien) besetzt sein, wodurch die Auf-<br />
stiegschancen der jüngeren Mitarbeitenden stark reduziert werden (vgl. Straub-<br />
haar 1987: 8 f.). In diesem Zusammenhang spricht man auch von einem Auf-<br />
stiegsstau, der zur Unzufriedenheit sowie zu Konflikten unter den Mitarbeitenden<br />
führen kann <strong>und</strong> so das Risiko der Abwanderung qualifizierter Mitarbeitenden er-<br />
höht (vgl. Nienhüser 2000: 62; RKW 1990: 496).<br />
• Bei alterszentrierten Belegschaftsstrukturen besteht die Gefahr, dass durch das<br />
Ausscheiden grosser Belegschaftsteile durch Pensionierungen die Leistungs- <strong>und</strong><br />
damit die Wettbewerbsfähigkeit reduziert wird. Zum einen droht der schlagartige<br />
Verlust von Erfahrungswissen <strong>und</strong> dadurch die Entstehung von Lücken im be-<br />
trieblichen Know-How (vgl. Prezewowsky 2007: 38). Dies ist umso problemati-<br />
scher, je wichtiger das Erfahrungswissen <strong>für</strong> eine <strong>Organisation</strong> ist (vgl. Nienhüser<br />
2000: 61). Zum anderen ist zum Erhalt des quantitativen <strong>Personal</strong>bestandes eine<br />
massive Einstellungswelle notwendig, welche Unternehmen angesichts der<br />
schwierigen Nachwuchssituation vor weitere Herausforderungen stellt (vgl.<br />
Buck/Kistler/Mendius 2002: 54 f.).<br />
• Grosse Dienst- <strong>und</strong> Altersdifferenzen bewirken soziale Unähnlichkeit, die Grup-<br />
pen- <strong>und</strong> Kommunikationsbarrieren schaffen (vgl. Nienhüser 2000: 65).<br />
• Bei traditionellen Lohnsystemen werden, wie im Abschnitt Folgen <strong>und</strong> Herausfor-<br />
derungen <strong>für</strong> Unternehmen beschrieben, die Lohn- <strong>und</strong> Sozialversicherungskos-<br />
ten von alterszentrierten <strong>Organisation</strong>en erheblich grösser sein als bei ausgewo-<br />
genen oder jugendzentrierten.<br />
Die aufgezeigten Problembereiche von zentrierten Altersstrukturen zeigen, dass Un-<br />
ternehmungen gr<strong>und</strong>sätzlich eine altersausgewogene <strong>Personal</strong>politik verfolgen soll-<br />
ten (vgl. Köchling 2006: 33). Jedoch muss angemerkt werden, dass gewisse Teilein-<br />
heiten von Unternehmen aus sachlichen Gründen wie neue Berufsbilder <strong>und</strong> / oder<br />
hoher Bedarf an Erfahrungswissen (vgl. Buck/Kistler/Mendius 2002: 55 f.) eine aus-
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 24<br />
gewogene Altersstruktur nicht zulassen. Weiter darf auch der Einfluss der demografi-<br />
schen Entwicklung nicht ausser Acht gelassen werden. Eine ausgeglichene betriebli-<br />
che Altersstruktur setzt eine ausgewogene Struktur des Arbeitsmarktes voraus, wel-<br />
che in den nächsten Jahren nicht mehr gegeben sein wird.<br />
2.2.3 Synopse<br />
Die gewonnenen Erkenntnisse der Abschnitte 2.1 <strong>und</strong> 2.2 werden in der nachfolgen-<br />
den Synopse schematisch dargestellt <strong>und</strong> zusammengefasst. Ausgehend von der<br />
demografischen Entwicklung werden die relevanten Einflussfaktoren sowie deren<br />
Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt <strong>und</strong> auf das Unternehmen aufgezeigt. Diese füh-<br />
ren schliesslich zu den Herausforderungen <strong>für</strong> die Unternehmen.<br />
Demografische<br />
Entwicklung<br />
�� Anteil Jüngerer nimmt ab<br />
�� Anteil Älterer nimmt zu<br />
�� Rückgang der 20-64-<br />
Jährigen ab 2018<br />
�� Sinkende Geburtenrate<br />
�� Steigende<br />
Lebenserwartung<br />
�� Migration<br />
Einflussfaktoren<br />
Arbeitsmarkt<br />
�� Weniger Junge<br />
�� Mehr Mittelalte <strong>und</strong> Alte<br />
�� Mangel an qualifizierten<br />
Arbeitskräften<br />
�� Höhere Erwerbstätigkeit<br />
der Frauen<br />
�� Steigung des<br />
Bildungsniveaus<br />
�� Veränderung des<br />
Erwerbsverhaltens<br />
�� Höhere Arbeits- <strong>und</strong><br />
Qualifikationsanforderungen<br />
Einflussfaktoren<br />
Abbildung 10: Synopse zur Ausgangslage (eigene Darstellung)<br />
Unternehmen<br />
�� Alternde Belegschaften<br />
�� Geringerer<br />
Rekrutierungsspielraum bei<br />
jungen Mitarbeitenden<br />
�� Erschwerte Rekrutierung bei<br />
qualifizierten Arbeitskräften<br />
Herausforderungen <strong>für</strong><br />
Unternehmen<br />
�� Rekrutierung <strong>und</strong><br />
Mitarbeiterbindung<br />
�� Beschäftigung von Älteren<br />
<strong>und</strong> Qualifizierungskonzepte<br />
�� Ausschöpfung des<br />
Erwerbspersonenpotenzials<br />
�� Wertschätzungskultur<br />
�� Wissenstransfer<br />
�� Analyse der Altersstruktur<br />
Nachdem nun die Ausgangslage auf Ebene der Gesamtbevölkerung <strong>und</strong> des Ar-<br />
beitsmarktes dargelegt, die Auswirkungen <strong>und</strong> Herausforderungen <strong>für</strong> die Betriebe<br />
aufgezeigt sowie den anzustrebenden Idealzustand bezüglich der betrieblichen Al-<br />
tersstruktur umrissen wurde, werden im folgenden Abschnitt auf theoretischer Basis<br />
hilfreiche Analyseinstrumente beschrieben <strong>und</strong> der Begriff des Altersstrukturcontrol-<br />
ling definiert.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 25<br />
2.3 Altersstrukturcontrolling<br />
Gibt man im August 2007 den Begriff Altersstrukturcontrolling in der Onlinesuchma-<br />
schine Google ein, ergibt die Suche keine Treffer. Auch in anderen Quellen taucht<br />
diese Bezeichnung nirgendwo auf. Der Begriff scheint gänzlich unbeschrieben zu<br />
sein. Aus Sicht des Autors trifft genau diese Bezeichnung das in dieser Arbeit be-<br />
handelte Themengebiet am besten, da einerseits Analyseinstrumente zur Beurteilung<br />
der Altersstruktur von <strong>Organisation</strong>en behandelt <strong>und</strong> andererseits Handlungsberei-<br />
che <strong>für</strong> Steuerungsmassnahmen aufgezeigt werden. Zudem können bereits beste-<br />
hende Instrumente des <strong>Personal</strong>controlling bezogen auf die Altersstruktur eingesetzt<br />
werden.<br />
Die Bezeichnung Altersstrukturanalyse hingegen wird bereits rege eingesetzt. Unter<br />
diesem Suchbegriff werden bei Google zum selben Zeitpunkt 3’430 Ergebnisse an-<br />
gezeigt. Dieser Begriff wird oft im Zusammenhang mit Softwarelösungen zur Analyse<br />
von betrieblichen Altersstrukturen verwendet oder bezieht sich auf die vorwiegend<br />
quantitative Analyse der Betriebsdemografie. Wichtige qualitative Aspekte sowie<br />
pragmatische Lösungsansätze werden durch diesen Begriff kaum abgedeckt.<br />
Um den Begriff Altersstrukturcontrolling genauer abgrenzen zu können, wird nachfol-<br />
gend der Controlling Begriff definiert <strong>und</strong> danach die <strong>für</strong> das Altersstrukturcontrolling<br />
relevanten Elemente des <strong>Personal</strong>controlling erläutert.<br />
2.3.1 Controlling<br />
Mit dem Begriff Controlling werden unterschiedliche Vorstellungsinhalte verb<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> es herrscht nur wenig Einigkeit über Definitionen, Ziele <strong>und</strong> Aufgaben des Cont-<br />
rolling (vgl. W<strong>und</strong>erer/Jaritz 2006: 9 f.; Hentze/Kammel 1993: 19; Schildbach 1992:<br />
21 f.). Die Uneinigkeit fusst bereits in der Ambiguität des Ursprungsterminus „to<br />
control“, welcher mit „steuern, lenken, regeln, beherrschen“ übersetzt werden kann<br />
(vgl. Thom/Cantin 1992: 188). Je nach Autor werden unterschiedliche Facetten des<br />
Controlling in den Vordergr<strong>und</strong> gestellt (vgl. Franzen 1987: 621). Dies führt zu unter-<br />
schiedlichen Gr<strong>und</strong>auffassungen <strong>und</strong> Ansätzen des Controlling. So unterscheiden<br />
W<strong>und</strong>erer <strong>und</strong> Schlagenhaufer (1994: 10) zwischen Controlling als Management-<br />
Funktion, wonach Controlling als eine eigene Führungsaufgabe einer Linieninstanz<br />
definiert wird, <strong>und</strong> Controlling als institutionelles Subsystem, welches die Funktion<br />
der Führungsunterstützung übernimmt. Hentze <strong>und</strong> Kammel (1993: 20 ff.) identifizie-
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 26<br />
ren sieben Ansätze des <strong>Personal</strong>controlling, welche sich primär im Ausmass ihres<br />
Aufgabenumfanges unterscheiden. Eine vertiefte Diskussion der unterschiedlichen<br />
Gr<strong>und</strong>auffassungen <strong>und</strong> Ansätze des Controlling resp. des <strong>Personal</strong>controlling ist<br />
nicht Gegenstand dieser Arbeit. Sinnvoll hingegen scheint die Definition des Control-<br />
lingverständnisses, welches dieser Arbeit zugr<strong>und</strong>e liegt:<br />
Im Kern erfüllt Controlling „[…] die Aufgabe, das die Entscheidungen der Unterneh-<br />
mensführung unterstützende, auf rationale Überlegungen gegründete Informations-<br />
system eines Unternehmens so zu gestalten, daß jeder Entscheidungsträger <strong>und</strong><br />
jedes Entscheidungsträgergremium innerhalb der Unternehmensführung die zur Er-<br />
füllung der jeweiligen Aufgaben erforderliche Informationen in wirtschaftlicher Form<br />
erhält [...]“ (Schildbach 1992: 23). Dabei geht es inhaltlich um Informationen über<br />
• Ziele <strong>und</strong> angestrebte Zielniveaus,<br />
• Handlungsmöglichkeiten <strong>und</strong> vor allem über die, durch Entscheidungen anderer<br />
Entscheidungsträger im Unternehmen, gezogenen Grenzen dieser Handlungs-<br />
möglichkeiten,<br />
• mögliche Umweltentwicklungen <strong>und</strong> deren voraussichtliche Eintrittswahrschein-<br />
lichkeiten sowie<br />
• Ergebnisse der Handlungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Umweltzustände oder zumindest<br />
über Ergebnisfunktion (vgl. Schildbach 1992: 23).<br />
Diese Definition des Controlling lässt sich auf die verschiedensten Funktionsbereiche<br />
resp. Objekte übertragen. So sind Controlling-Konzepte <strong>für</strong> Logistik, Marketing, Pro-<br />
duktion, F & E, <strong>Personal</strong>, aber auch <strong>für</strong> Task-Force-Controlling, Projekt-Controlling<br />
<strong>und</strong> weitere <strong>Organisation</strong>sformen, Unternehmensebenen oder Funktionsbereiche<br />
möglich (vgl. W<strong>und</strong>erer/Schlagenhaufer 1994: 7 f.). Nachfolgend wird die Control-<br />
lingdefinition auf das Objekt der betrieblichen Altersstruktur übertragen.<br />
2.3.2 Definition Altersstrukturcontrolling<br />
Der Begriff Altersstruktur beschreibt die zahlenmässige Verteilung der Beschäftigten<br />
auf die Lebensaltersstufen (vgl. Nienhüser 2000: 56).<br />
Altersstrukturcontrolling wird in Anlehnung an Schildbach (1992: 23) definiert als die<br />
wirtschaftliche Gestaltung eines altersstrukturbezogenen Informationssystems, wel-
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 27<br />
ches Entscheidungsträger einer <strong>Organisation</strong> bei der Erfüllung der jeweiligen Aufga-<br />
ben unterstützt. Dabei liefert das Informationssystem Informationen über<br />
• die anzustrebenden Ziele bezüglich der Altersstruktur sowie über potenzielle<br />
Problembereiche,<br />
• den Ist-Zustand der <strong>Organisation</strong>sdemografie 2 ,<br />
• Handlungsmöglichkeiten <strong>und</strong> vor allem über die, durch Entscheidungen anderer<br />
Entscheidungsträger, im Unternehmen gezogenen Grenzen der Handlungsmög-<br />
lichkeiten,<br />
• mögliche Umweltentwicklungen <strong>und</strong> Eintrittswahrscheinlichkeiten vor allem im<br />
Bereich der demografischen Entwicklung, des Erwerbspersonenpotenzials <strong>und</strong><br />
des Arbeitsmarktangebotes, damit potenzielle Risiken identifiziert <strong>und</strong> bewertet<br />
werden können, sowie<br />
• Ergebnisse der Handlungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Umweltentwicklungen.<br />
Mit den Worten des Verfassers ausgedrückt ist Altersstrukturcontrolling die wirt-<br />
schaftliche Gewinnung <strong>und</strong> Aufbereitung von entscheidungsrelevanten Informationen<br />
zur aktuellen <strong>und</strong> zukünftigen Situation der betrieblichen Altersstruktur sowie das<br />
Aufzeigen von möglichen Massnahmen zur Beeinflussung der Altersstruktur <strong>und</strong> de-<br />
ren Auswirkungen.<br />
2.3.3 Altersstrukturcontrolling als Bestandteil des <strong>Personal</strong>controlling<br />
Die Altersstruktur ist als Eigenschaft des <strong>Personal</strong>bestandes meist auch Gegenstand<br />
des <strong>Personal</strong>controlling (vgl. bspw. Schulte 2002: 51). Andere Analyseobjekte des<br />
<strong>Personal</strong>controlling wie bspw. die Fluktuation, Einstellungsquote, Übernahmequote<br />
usw. beeinflussen die Altersstruktur <strong>und</strong> sind deshalb auch im Rahmen des Alters-<br />
strukturcontrolling relevant. Zudem ist die Betrachtung der qualitativen Aspekte des<br />
<strong>Personal</strong>controlling wie Qualifikation <strong>und</strong> Fähigkeiten der Mitarbeitenden hilfreich, um<br />
gezielte Massnahmen ableiten zu können. Aufgr<strong>und</strong> dieser vielschichtigen Verknüp-<br />
fungen <strong>und</strong> Verflechtungen sind die Methoden <strong>und</strong> Instrumente des <strong>Personal</strong>control-<br />
ling auch im Altersstrukturcontrolling einsetzbar oder weisen zumindest Schnittstellen<br />
zueinander auf. Deshalb muss das Altersstrukturcontrolling als integrierter Bestand-<br />
teil des <strong>Personal</strong>controlling betrachtet werden.<br />
2 Die Begriffe <strong>Organisation</strong>sdemografie <strong>und</strong> betriebliche Altersstruktur sind als synonym zu betrach-<br />
ten.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 28<br />
Die folgende Abbildung bildet die Funktionen des <strong>Personal</strong>managements nach Thom<br />
(2001:118) ab. Das <strong>Personal</strong>controlling – <strong>und</strong> damit das Altersstrukturcontrolling –<br />
wird dabei als Querschnittsfunktion verstanden, welche alle abgebildeten Prozess-<br />
funktionen beeinflussen kann (vgl. Thom 2001: 125). Die in der Ausganglage darge-<br />
legten Auswirkungen <strong>und</strong> Herausforderungen des demografischen Wandels <strong>für</strong> Un-<br />
ternehmen bestätigen, dass potenzielle Lösungsansätze alle Funktionen des Perso-<br />
nalmanagements umfassen, womit die Einordnung als Querschnittsfunktion zusätz-<br />
lich begründet werden kann.<br />
Querschnittsfunktionen<br />
<strong>Personal</strong>controlling<br />
<strong>Personal</strong>marketing<br />
<strong>Personal</strong>information<br />
<strong>Organisation</strong> des<br />
<strong>Personal</strong>managements<br />
Metafunktion<br />
Strategisches <strong>Personal</strong>management<br />
<strong>Personal</strong>bedarfsermittlung<br />
<strong>Personal</strong>gewinnung<br />
Prozessfunktionen<br />
Abbildung 11: Funktionen des <strong>Personal</strong>managements (eigene Darstellung in Anlehnung an<br />
Thom 2001: 118)<br />
Der folgende Abschnitt diskutiert die <strong>für</strong> das Altersstrukturcontrolling relevanten In-<br />
strumente, welche sich primär den Instrumenten des <strong>Personal</strong>controlling bedienen.<br />
2.4 Instrumente des Altersstrukturcontrolling<br />
„Unter dem Begriff Instrumente lassen sich alle Methoden, Verfahren, Techniken<br />
usw. zusammenfassen, die zur Erfüllung der <strong>Personal</strong>controllingaufgaben eingesetzt<br />
werden können <strong>und</strong> einen Beitrag zur personalwirtschaftlichen Zielerreichung leisten“<br />
(Hentze/Kammel 1993: 67). Die Instrumente des <strong>Personal</strong>controlling lassen sich in<br />
zwei Hauptbereiche einordnen: Die Analyse der <strong>Personal</strong>kostenstruktur, die Human-<br />
vermögensrechung sowie die Gestaltung eines personalwirtschaftlichen Kennzah-<br />
<strong>Personal</strong>entwicklung<br />
<strong>Personal</strong>einsatz<br />
<strong>Personal</strong>erhaltung<br />
<strong>Personal</strong>freistellung
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 29<br />
lensystems <strong>und</strong> weitere Analysen, welche auf den quantitativen Daten des <strong>Personal</strong>-<br />
informationssystems beruhen, können dem quantitativen <strong>Personal</strong>controlling zu ge-<br />
ordnet werden; Das qualitative <strong>Personal</strong>controlling umfasst Instrumente zur Beurtei-<br />
lung der Leistung <strong>und</strong> des Potenzials der Mitarbeitenden wie bspw. die <strong>Personal</strong>be-<br />
urteilung, <strong>Personal</strong>-Portfolios, Assessment-Centers <strong>und</strong> Mitarbeiterbefragungen; Zu-<br />
sätzlich können strategische Analyseverfahren wie Szenario-Technik, Frühwarnsys-<br />
teme, Soll-Ist-Vergleiche <strong>und</strong> Stärken-Schwächen-Analysen zu den qualitativen In-<br />
strumenten gezählt werden (vgl. Hentze/Kammel 1993: 67 ff.; Jung 2001: 641 ff.;<br />
Thom 2007: 191 ff.; W<strong>und</strong>erer/Schlagenhaufer 1994: 67 ff.). Weiter werden die Be-<br />
stimmung von Schlüsselgruppen <strong>und</strong> die betriebliche <strong>Personal</strong>forschung den qualita-<br />
tiven Instrumenten zugeordnet. Von dieser Vielzahl an Instrumenten des <strong>Personal</strong>-<br />
controlling sind die relevanten Analysemethoden <strong>für</strong> das Altersstrukturcontrolling<br />
(inkl. Abschnittsangabe) in der Tabelle 3 aufgeführt.<br />
Quantitative Instrumente Qualitative Instrumente<br />
• Kennzahlensysteme (2.4.1)<br />
• Altersstrukturanalyse (2.4.2)<br />
• <strong>Personal</strong>portfolios (2.4.3)<br />
• Bestimmung von Schlüsselgruppen<br />
(2.4.4)<br />
• Frühwarnsysteme (2.4.5)<br />
• <strong>Personal</strong>forschung (2.4.6)<br />
Tabelle 3: Analyseinstrumente des Altersstrukturcontrolling (eigene Tabelle)<br />
Die aufgelisteten quantitativen <strong>und</strong> qualitativen Instrumente werden nachfolgend ge-<br />
nauer erläutert.<br />
2.4.1 Kennzahlensysteme<br />
Der Gr<strong>und</strong>gedanke eines Kennzahlensystems ist, durch die systematische <strong>und</strong> per-<br />
manente Bildung <strong>und</strong> Analyse von Kennzahlen im <strong>Personal</strong>bereich, ein aussagefähi-<br />
ges Controlling-Instrumentarium zu erhalten (vgl. Schulte 2002: 6). Die Erstellung der<br />
Kennzahlen baut auf den vorausgegangenen Phasen der Informationsermittlung <strong>und</strong><br />
-beschaffung auf. Die Kennzahlen müssen bedarfsgerecht aufbereitet <strong>und</strong> dem<br />
Informationsverwender bereitgestellt werden (vgl. Hentze/Kammel 1993: 86).<br />
Eine Systematisierung der <strong>Personal</strong>kennzahlen kann z. B. nach den personalwirt-<br />
schaftlichen Funktionsbereichen erfolgen. Die nachfolgende Abbildung folgt dieser
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 30<br />
Systematisierung <strong>und</strong> hebt die relevanten Kennzahlen in Bezug auf die Altersstruktur<br />
hervor.<br />
<strong>Personal</strong>bedarf <strong>und</strong><br />
-struktur (K1 - K7)<br />
• Netto-<strong>Personal</strong>bedarf<br />
• Arbeitsvolumen /<br />
Arbeitszeit<br />
• Qualifikationsstruktur<br />
• Behindertenanteil<br />
• Frauenanteil<br />
• Durchschnittsalter der<br />
Belegschaft<br />
• Durchschnittsdauer der<br />
Betriebszugehörigkeit<br />
<strong>Personal</strong>entwicklung<br />
(K40 - K47)<br />
• Ausbildungsquote<br />
• Übernahmequote<br />
• Struktur der<br />
Prüfungsergebnisse<br />
• Struktur der<br />
Bildungsmassnahmen<br />
• Jährliche<br />
Weiterbildungszeit pro<br />
Mitarbeiter<br />
• Anteil der<br />
<strong>Personal</strong>entwicklungskosten<br />
an den<br />
Gesamtpersonalkosten<br />
• Weiterbildungskosten pro<br />
Tag <strong>und</strong> Teilnehmer<br />
• Bildungsrendite<br />
<strong>Personal</strong>-Kennzahlen-System (PKS) – Teil 1<br />
<strong>Personal</strong>beschaffung<br />
(K8 - K15)<br />
• Bewerber pro<br />
Ausbildungsplatz<br />
• Vorstellungsquote<br />
• Effizienz der<br />
Beschaffungswege<br />
• <strong>Personal</strong>beschaffungskosten<br />
je Eintritt<br />
• Grad der<br />
<strong>Personal</strong>deckung<br />
• Frühfluktuationsrate<br />
• Anzahl<br />
Versetzungswünsche<br />
nach kurzer Dienstdauer<br />
<strong>Personal</strong>einsatz<br />
(K16 - K25)<br />
• Vorgabezeit<br />
• Leistungsgrad<br />
• Arbeitsproduktivität<br />
• Arbeitsplatzstruktur<br />
• Verteilung des<br />
Jahresurlaubs<br />
• Überst<strong>und</strong>enquote<br />
• Durchschnittskosten je<br />
Überst<strong>und</strong>e<br />
• Leitungsspanne<br />
• Entsendungsquote<br />
• Rückkehrerquote<br />
<strong>Personal</strong>-Kennzahlen-System (PKS) – Teil 2<br />
Betriebliches<br />
Vorschlagswesen<br />
(K48 - K54)<br />
• Verbesserungsvorschlagsrate<br />
• Struktur der Einreicher<br />
• Bearbeitungszeit pro<br />
Verbesserungsvorschlag<br />
• Annahmequote<br />
• Realisierungsquote<br />
• Durchschnittsprämie<br />
• Einsparungsquote<br />
<strong>Personal</strong>freisetzung<br />
(K55 - K56)<br />
• Sozialplankosten pro<br />
Mitarbeiter<br />
• Abfindungsaufwand je<br />
Mitarbeiter<br />
<strong>Personal</strong>erhaltung <strong>und</strong><br />
Leistungsstimulation<br />
(K26 - K39)<br />
• Fluktuationsrate<br />
• Fluktuationskosten<br />
• Krankheitsquote<br />
• Unfallhäufigkeit<br />
• Ausfallzeit infolge Unfall<br />
• Kosten von Arbeitsunfällen<br />
• Grad der Unfallschwere<br />
• Lohnformenstruktur<br />
• Lohngruppenstruktur<br />
• Vermögensbildende<br />
Leistung je Mitarbeiter<br />
• Erfolgsbeteiligung je<br />
Mitarbeiter<br />
• Altersversorgungsanspruch<br />
je Mitarbeiter<br />
• Nutzungsgrad<br />
betrieblicher<br />
Sozialeinrichtungen<br />
• Aufwand <strong>für</strong> freiwillige<br />
betriebliche<br />
Sozialleistungen je<br />
Mitarbeiter<br />
<strong>Personal</strong>kostenplanung<br />
<strong>und</strong> -kontrolle<br />
(K57 - K61)<br />
• <strong>Personal</strong>intensität<br />
• <strong>Personal</strong>kosten in Prozent<br />
der Wertschöpfung<br />
• <strong>Personal</strong>zusatzkostenquote<br />
• <strong>Personal</strong>kosten je<br />
Mitarbeiter<br />
• <strong>Personal</strong>kosten je St<strong>und</strong>e<br />
Abbildung 12: Beispiel eines <strong>Personal</strong>-Kennzahlen-Systems (eigene Darstellung in Anlehnung<br />
an Schulte 2002: 51 f.)
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 31<br />
Einige der markierten Kennzahlen werden im Folgenden noch detaillierter erläutert:<br />
Der Netto-<strong>Personal</strong>bedarf, der sich aus dem Bruttopersonalbedarf abzüglich des Ist-<br />
<strong>Personal</strong>bestands pro <strong>Personal</strong>kategorie ergibt (vgl. Jung 2001: 111), stellt eine<br />
wichtige Kennzahl dar, welche noch vor der Beurteilung der Altersstruktur berück-<br />
sichtigt werden muss. Sind die voraussichtlichen Abgänge bspw. durch Pensionie-<br />
rungen, vorzeitige Pensionierungen oder anderen Abgängen grösser als die voraus-<br />
sichtlichen Zugänge (feststehende Einstellungen, Übernahme von Lehrlingen, Rück-<br />
kehrer aus Fortbildung, Studium, Militärdienst oder Urlaub), so erhöht sich der Netto-<br />
<strong>Personal</strong>bedarf (vgl. Jung 2001: 111 ff.; RKW 1990: 114). Wie das Arbeitsvolumen<br />
resp. die Arbeitszeit muss sich der Netto-<strong>Personal</strong>bedarf aus den geplanten oder zu<br />
erbringenden Leistungen der Planungsperiode ergeben.<br />
Qualifikationsstruktur, Behindertenanteil, Frauenanteil, Durchschnittsalter <strong>und</strong> Durch-<br />
schnittdauer der Betriebszugehörigkeit geben einen Überblick über die Belegschafts-<br />
struktur des Unternehmens. Das Durchschnittsalter ist eine häufig verwendete Kenn-<br />
zahl, die jedoch kaum aussagekräftig ist: Erstens lässt sich aufgr<strong>und</strong> des Alters einer<br />
Belegschaft nicht auf deren Leistungsfähigkeit resp. Innovationskraft schliessen (vgl.<br />
Abschnitt 2.2.1). Zweitens kann derselbe Durchschnitt aufgr<strong>und</strong> ganz unterschiedli-<br />
cher Einzelwerte zustande gekommen sein (vgl. Nienhüser/Krins 2005: 146). Des-<br />
halb sollten Kennzahlensysteme im Bereich <strong>Personal</strong>struktur Kennzahlen zu den An-<br />
teilen grösserer Alterskategorien enthalten, z. B. Anteil der über 50-Jährigen, Anteil<br />
der 36-50-Jährigen <strong>und</strong> Anteil der bis 35-Jährigen. Des Weiteren könnten sie Aus-<br />
kunft über die genaue Verteilung der Altersstruktur (grafische Darstellung) liefern.<br />
Kennzahlen wie Bewerber pro Ausbildungsplatz, Frühfluktuationsrate, Fluktuationsra-<br />
ten <strong>und</strong> Übernahmequoten liefern wichtige Hinweise über die künftige Entwicklung<br />
der Belegschaftsstruktur. Hier scheint es wichtig, dass die Fluktuationsraten nicht nur<br />
gesamthaft, sondern auch aufgegliedert nach Altersklassen ausgewiesen werden,<br />
damit <strong>Personal</strong>gruppen mit hoher Fluktuationsrate erkannt werden können.<br />
Die Struktur der Bildungsmassnahmen, der Prüfungsergebnisse sowie der Einreicher<br />
des betrieblichen Vorschlagswesens können wichtige Anhaltspunkte da<strong>für</strong> liefern,<br />
inwieweit sich gewisse Alterskategorien im Betrieb entwickeln <strong>und</strong> einbringen kön-<br />
nen. Sind Alterskategorien untervertreten, müssen die Ursachen analysiert <strong>und</strong> Ge-<br />
genmassnahmen ergriffen werden.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 32<br />
Im Bereich der <strong>Personal</strong>freisetzung könnte ein <strong>Personal</strong>kennzahlensystem auch zu-<br />
kunftsgerichtete Kennzahlen enthalten, wie bspw. Anzahl Pensionierungen resp.<br />
Frühpensionierungen im kommenden Jahr oder Anzahl geplante Abgänge allgemein.<br />
2.4.2 Altersstrukturanalyse<br />
Die betriebliche Altersstruktur beschreibt die zahlenmässige Verteilung der Beschäf-<br />
tigten auf die Lebensaltersstufen (vgl. Nienhüser 2000: 56). Unter dem Begriff Alters-<br />
strukturanalyse sind in den vergangenen Jahren viele ähnliche, mehr oder weniger<br />
einfache Konzepte zur Analyse der aktuellen <strong>und</strong> künftigen <strong>Personal</strong>struktur entwi-<br />
ckelt worden. Diese werden im Folgenden vorgestellt.<br />
2.4.2.1 Altersstrukturanalyse <strong>und</strong> Massnahmenplanung nach Köchling<br />
Ein bekanntes <strong>und</strong> in der Praxis eingesetztes Konzept ist jenes von Köchling (2006).<br />
Sie schlägt vier Phasen zur Selbstanalyse vor, wobei die dritte Phase keine eigentli-<br />
che Analysephase ist, sondern die Planung <strong>und</strong> Umsetzung von Rekrutierungs-,<br />
<strong>Personal</strong>entwicklungs-, Verrentungs- <strong>und</strong> <strong>Personal</strong>bindungsstrategien sowie Strate-<br />
gien zum Wissenstransfer, zur Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge <strong>und</strong> zur wertschätzenden Un-<br />
ternehmenskultur mit Hilfe von Checklisten vorsieht.<br />
Abbildung 13: Vier-Phasenkonzept der Selbstanalyse (Köchling 2006: 29)
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 33<br />
Die eigentliche Altersstrukturanalyse findet in Phase 1 statt: Die aktuelle Altersstruk-<br />
tur der gesamten Unternehmung wird mit einem horizontalen Balkendiagramm abge-<br />
bildet, in welchem jeder Jahrgang eine eigene Alterskategorie darstellt. Jahrgänge<br />
die Auszubildende <strong>und</strong> Trainees beinhalten sowie Jahrgänge, bei denen Potenzial<br />
<strong>für</strong> Alterteilzeit besteht, werden speziell gekennzeichnet. Unter unterschiedlichen An-<br />
nahmen zur <strong>Personal</strong>strategie wird der <strong>Personal</strong>bestand 10 Jahre in die Zukunft pro-<br />
jiziert, d. h. es wird ein Zukunftsszenario unter Beibehaltung der <strong>Personal</strong>strategie<br />
<strong>und</strong> eines unter veränderter <strong>Personal</strong>strategie gebildet. Bei unterschiedlichen Kern-<br />
gruppen wie Facharbeiter, hochqualifizierte technische Fachkräfte oder Funktions-<br />
gruppen werden danach Detailanalysen durchgeführt. Unverständlicherweise bildet<br />
Köchling bei diesen Teilgruppen dann Alterskategorien, die nicht alle gleich gross<br />
sind. Bei den Kerngruppen wird keine Projektion in die Zukunft vorgenommen.<br />
In Phase 2 werden alle betrieblichen Massnahmen daraufhin analysiert, ob sie aus-<br />
reichen, um die Arbeitsfähigkeit einer insgesamt älter werdenden Belegschaft sicher-<br />
zustellen.<br />
Die Planung <strong>und</strong> Umsetzung erfolgt wie oben erwähnt <strong>und</strong> in der Abbildung darge-<br />
stellt in der dritten Phase.<br />
In Phase 4 sollen dann Auswirkungen des Vorgehens auf die <strong>Personal</strong>arbeit überlegt<br />
werden. Hier soll überprüft werden, ob die <strong>Personal</strong>arbeit synergetischer geworden<br />
ist, in dem bspw. die <strong>Personal</strong>entwicklung <strong>und</strong> die Arbeitsmedizin aufeinander abge-<br />
stimmte Vorgehensweisen entwickelt haben.<br />
Köchling (2006: 29) merkt an, dass es sich bei diesem Konzept nicht um ein sequen-<br />
tielles Vorgehen mit abgeschlossenen Phasen handelt, sondern es muss sich – der<br />
Sachlogik folgend – um ein interaktives Vorgehen mit zahlreichen Rückmeldungs-<br />
schleifen <strong>und</strong> Nachbesserungen im Zusammenhang mit den notwendigen Abstim-<br />
mungsprozessen handeln.<br />
2.4.2.2 Altersstrukturanalyse nach Blum, Becker <strong>und</strong> Zimmermann<br />
Ähnlich wie Köchling schlagen Blum, Becker <strong>und</strong> Zimmermann (2006: 44 ff.) vor, sich<br />
über die Analyse der Ist-Altersstruktur ein Bild der gegenwärtigen Situation zu ver-<br />
schaffen. Auf Basis der Ist-Altersstruktur kann dann mit MS-Excel die Projektion der<br />
Altersstruktur nach unterschiedlichen <strong>Organisation</strong>seinheiten <strong>und</strong> Belegschaftsgrup-
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 34<br />
pen in die Zukunft vorgenommen werden. Es werden zwei Altersstrukturanalyse-<br />
Tools vorgestellt: Das Eine wird in einem deutschen Grossunternehmen in der Auto-<br />
mobilbranche eingesetzt. Das Andere bezieht sich auf ein grosses deutsches Indust-<br />
rieunternehmen.<br />
Das Simulationsmodell des Grossunternehmens der Automobilbranche wird in vier<br />
Phasen durchgeführt (vgl. Blum/Becker/Zimmermann 2006: 47 ff.; siehe Abb. 14):<br />
1. Konfigurationsphase: Aus dem <strong>Personal</strong>stammdatensystem werden personal-<br />
bezogene Daten generiert <strong>und</strong> nach Belegschaftsgruppen <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong>s-<br />
einheiten in ein Excel-Blatt eingegeben. Somit wird die Ist-Altersstruktur per<br />
definierter <strong>Organisation</strong>seinheit <strong>und</strong> Beschäftigungsgruppe ermittelt.<br />
2. Vorbereitungsphase: In dieser Phase sind die Prämissen hinsichtlich künftiger<br />
<strong>Personal</strong>massnahmen sowie die Simulationsparameter festzulegen. Das Si-<br />
mulationsmodell berücksichtigt Prämissen bezüglich der Einstellung von Aus-<br />
zubildenden resp. Lehrlingen, bezüglich Zahl der Zugänge an Absolventen<br />
von <strong>Universität</strong>en, Fachhochschulen <strong>und</strong> Berufsakademien, bezüglich Aus-<br />
scheidungsvereinbarungen <strong>und</strong> Altersteilzeit, bezüglich Fluktuation (Austritte<br />
ohne altersbedingte Fluktuation) <strong>und</strong> bezüglich sonstigen Zu- <strong>und</strong> Abgängen,<br />
welche durch <strong>Organisation</strong>sstrukturveränderungen (z. B. Insourcing) entste-<br />
hen. Bei den Simulationsparametern können die unterschiedlichen Beleg-<br />
schaftsgruppen sowie die zu betrachtende <strong>Organisation</strong>seinheit festgelegt<br />
werden. Weiter wird das Betrachtungsstartjahr (ab wann?) <strong>und</strong> der Betrach-<br />
tungszeitraum der Simulation festgelegt.<br />
3. Durchführung der Simulation: Der Simulationsalgorithmus beschreibt die Re-<br />
chenvorschrift, nach der das Excel-Tool die Simulation der Altersstruktur vor-<br />
nimmt. Durch den Befehl „Bericht erzeugen“ simuliert das Tool die Alters-<br />
struktur ab 31.12. des gewählten Startjahres über den gewählten Simulations-<br />
zeitraum.<br />
4. Auswertungsphase: Die Simulationsergebnisse werden in fünf Standarder-<br />
gebnisberichten präsentiert: (1) Vergleich von zwei Altersstrukturen über alle<br />
Altersstufen in Form eines Liniendiagramms oder (2) in Form eines Stabdia-<br />
gramms, (3) Gruppierung von zwei Altersstrukturen in Altersklassen mit Bal-
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 35<br />
kendiagramm pro definierter Altersklasse, (4) Entwicklung des Durchschnitts-<br />
alters <strong>und</strong> des <strong>Personal</strong>bestandes dargestellt durch ein Balkendiagramm <strong>und</strong><br />
(5) detaillierte Altersstrukturen ausgewählter Altersklassen dargestellt durch<br />
ein Stab-Liniendiagramm.<br />
Basisdaten<br />
• Startjahr<br />
• <strong>Organisation</strong>seinheit<br />
• Ist-Altersstruktur<br />
Strukturwirksame Veränderung<br />
• Zugänge<br />
• Abgänge<br />
Abbildung 14 zeigt das Datenflussmodell des Tools. Die Auswertungen werden nicht<br />
illustriert <strong>und</strong> der genaue Aufbau des Excel-Tools wird auch nicht beschrieben.<br />
Das vorgestellte Analysetool des grossen deutschen Industrieunternehmens wird im<br />
Rahmen der strategischen <strong>Personal</strong>planung eingesetzt (vgl.<br />
Blum/Becker/Zimmermann 2006: 53). Das von dem Unternehmen selbst erstellte<br />
Tool versucht, realitätsnahe Simulationen zur Entwicklung der betrieblichen Alters-<br />
struktur zu generieren. Folgende Parameter können variabel eingegeben werden, um<br />
verschiedene potenzielle Entwicklungen berücksichtigen zu können:<br />
• Veränderung des Beschäftigungsstandes in Prozent,<br />
• Fluktuationsquote,<br />
• Rentenzugangsalter,<br />
Prämissen<br />
• Fluktuation<br />
• Verteilung der Ein- <strong>und</strong> Austritte nach Geburtsjahr.<br />
• Gesetzliche Restriktionen<br />
Ergebnisdaten<br />
• Simulierte Altersstruktur<br />
• 5 Standardauswertungen<br />
Abbildung 14: Datenflussmodell des Alterssimulationstools des Grossunternehmens der<br />
Automobilbranche (eigene Darstellung in Anlehnung an Blum/Becker/Zimmermann 2006: 48)<br />
Mit Hilfe des Tools wird dann der jährliche Ersatzbedarf berechnet, indem die Anzahl<br />
der aus dem Unternehmen austretenden Personen von dem gegenwärtigen Per-
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 36<br />
sonalbestand subtrahiert wird. Es werden auch desaggregierte Betrachtungen be-<br />
züglich der Standorte (Abteilungen) <strong>und</strong> der Beschäftigtengruppen durchgeführt.<br />
Die Beschreibungen der vorgestellten Analysetools von Blum, Becker <strong>und</strong> Zimmer-<br />
mann (2006) sind unterschiedlich strukturiert <strong>und</strong> weisen unterschiedliche Detaillie-<br />
rungstiefen auf. Dies erschwert den Vergleich. Es kann jedoch konstatiert werden,<br />
dass beide auf Basis der Ist-Struktur <strong>und</strong> unter der Annahme von Parametern eine<br />
Fortschreibung vornehmen, die auf unterschiedlichen Aggregationsebenen (bspw.<br />
Konzern, Werke, Center, Abteilung, Team) oder nach unterschiedlichen Beleg-<br />
schaftsgruppen (bspw. Angestellte: Ingenieure <strong>und</strong> Wirtschaftswissenschaftler; Ar-<br />
beiter: Facharbeiter <strong>und</strong> Angelernte) ausgewertet werden kann. Die beiden Tools<br />
werden aber in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt. Das Letztere ist Bestandteil<br />
der <strong>Personal</strong>bedarfsplanung währenddem das Erstgenannte im Rahmen des zentra-<br />
len <strong>Personal</strong>controlling eingesetzt wird.<br />
2.4.2.3 Betriebliche demografische Analyse nach Mühlbradt & Schultetus<br />
Mühlbradt <strong>und</strong> Schultetus (2004: 5 ff.) gliedern ihre demografische Analyse in fünf<br />
Schritte, welche in Abbildung 15 abgebildet werden <strong>und</strong> nachfolgend genauer erläu-<br />
tert werden.<br />
A)<br />
B)<br />
C)<br />
D)<br />
E)<br />
Vorbereitung<br />
Informations-<br />
Workshop<br />
Analysephase<br />
Auswertungs-<br />
Workshop<br />
Maßnahmenplan<br />
Verantwortliche, Ablauf, Termine<br />
demografischer Wandel<br />
allgemeine <strong>und</strong> spezielle Auswirkungen<br />
Vorstellung der Vorgehensweise<br />
Veränderungen <strong>und</strong> Ergänzungen<br />
Erhebung, Auswertung <strong>und</strong> Aufbereitung der Daten<br />
Vorstellung der Ergebnisse<br />
Diskussion <strong>und</strong> Bewertung der Ergebnisse<br />
Ableitung von Handlungsbedarf<br />
Konkretisierung <strong>und</strong> Dokumentation des<br />
Maßnahmenplans<br />
Abbildung 15: Vorgehensmodell <strong>für</strong> die betriebliche demografische Analyse (eigene Darstel-<br />
lung in Anlehnung an Mühlbradt/Schultetus 2004: 6)
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 37<br />
In der Vorbereitung der Analyse (A) sind die Durchführenden <strong>und</strong> die Verantwortli-<br />
chen im Betrieb zu benennen. Zudem sollte eine Terminplanung durchgeführt wer-<br />
den.<br />
Im Informationsworkshop (B) soll einerseits die Informationsbasis der betrieblichen<br />
Akteure <strong>und</strong> Entscheidungsträger erweitert werden <strong>und</strong> andererseits eine grössere<br />
Anzahl Personen über das weitere Vorgehen <strong>und</strong> die Zielsetzung der Analyse infor-<br />
miert werden.<br />
In der Analysephase (C) werden zwei Datengruppen erhoben, ausgewertet <strong>und</strong> <strong>für</strong><br />
eine Bewertung in den nachfolgenden Arbeitschritten aufbereitet. Zunächst sind un-<br />
mittelbare demografische Daten zu erheben, so dass die betriebliche Altersstruktur<br />
bspw. unterteilt nach Abteilung <strong>und</strong> zusammengefasst in Altersklassen untersucht<br />
werden kann.<br />
Darüber hinaus sind Informationen zu den betrieblichen Rahmenbedingungen zu er-<br />
fassen. Tabelle 4 stellt diese betrieblichen Rahmenbedingungen zusammen. Diese<br />
sind wichtig, wenn es um die Bewertung der demografischen Daten <strong>und</strong> um die Ent-<br />
wicklung von betrieblichen Strategien <strong>und</strong> Massnahmenpläne geht.<br />
Eintritt in das<br />
Unternehmen<br />
Unternehmensdarstellung <br />
Rekrutierungspraxis<br />
Betriebliche<br />
Erstausbildung<br />
Attraktivität &<br />
Infrastruktur<br />
der Region<br />
Arbeitsorganisation<br />
Arbeitszeiten<br />
Arbeitsumfelder <br />
Entgeltsysteme <br />
Generationentransfer<br />
Tätigkeit im Unternehmen<br />
<strong>Personal</strong>einsatz <br />
Aufgabenbereicheälterer<br />
<strong>und</strong> jüngerer<br />
Mitarbeiter<br />
Karrierepfade<br />
<strong>Personal</strong>entwicklung<br />
Systematik<br />
Massnahmen<br />
Teilnahme<br />
älterer Mitarbeiter<br />
Ges<strong>und</strong>heit<br />
Krankenstand<br />
Alterskritische<br />
Anforderung<br />
Arbeits- &<br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />
Austritt aus<br />
dem Unternehmen<br />
Fluktuation<br />
Verrentungsalter<br />
Altersteilzeit<br />
Tabelle 4: Analyse der betrieblichen Rahmenbedingungen (eigene Darstellung in Anlehnung an<br />
Mühlbradt/Schultetus 2004: 8)<br />
Danach sollen die erhobenen Daten in geeigneter Weise aufbereitet <strong>und</strong> in kompak-<br />
ter <strong>und</strong> anschaulicher Form tabellarisch sowie grafisch dargestellt werden. Als Bei-<br />
spiel wird die abgebildete tabellarische Verdichtung demografischer Daten gegeben,<br />
in welcher jeweils die Quote der durch Verrentung ausscheidender Mitarbeiter dieser
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 38<br />
Gruppe, der Anteil der Mitarbeiter über 50 Jahre zu den beiden Zeitpunkten 2003<br />
<strong>und</strong> 2013 sowie das Ausmass der Veränderung zwischen diesen Zeitpunkten ange-<br />
geben wird (siehe Tabelle 5).<br />
<strong>Personal</strong>gruppen<br />
Führungskräfte<br />
kaufmännische<br />
technische<br />
Mitarbeiter<br />
Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
Vertrieb<br />
K<strong>und</strong>endienst<br />
Administration<br />
Mitarbeiter Produktion<br />
Techniker<br />
Meister<br />
Fachkräfte<br />
Angelernte<br />
Verrentung bis<br />
2013 in %<br />
Anteil über 50-Jährige in %<br />
2003 2013 Veränderung<br />
Tabelle 5: Tabellarische Verdichtung demografischer Daten (eigene Darstellung in Anlehnung<br />
an Mühlbradt/Schultetus 2004: 9)<br />
Zusätzlich wird auch die Darstellung der Altersverteilung nach Altersklassen zu un-<br />
terschiedlichen Zeitpunkten vorgeschlagen, einmal Vergangenheitswerte (bspw.<br />
2007) <strong>und</strong> einmal Prognosewerte (bspw. 2014). Weiter wird auch die Entwicklung<br />
des Durchschnittsalters in den Jahren zwischen Vergangenheits- <strong>und</strong> Prognosewert<br />
(2007-2014) dargestellt. Ausser den oben aufgeführten Rahmenbedingungen geben<br />
Mühlbradt <strong>und</strong> Schultetus keine Hinweise darauf, wie sie die Prognosewerte ermittelt<br />
haben.<br />
Im Auswertungsworkshop (E) werden die Ergebnisse der Analysephase vorgestellt,<br />
erläutert <strong>und</strong> hinsichtlich ihrer Aussage <strong>und</strong> Aussagekraft diskutiert. In der Szena-<br />
rienbildung wird die demografische Entwicklung im Betrieb mit der voraussichtlichen<br />
wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens verglichen. Dabei sollen auch per-<br />
sönliche Erfahrungen <strong>und</strong> Werthaltungen der Workshop-Teilnehmer einfliessen.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 39<br />
Als letzter Schritt (F) ist vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Ergebnisse <strong>und</strong> Bewertungen ein<br />
Massnahmenplan zur Umsetzung der ausgewählten betrieblichen Strategien erfor-<br />
derlich. Darin sollen Ziele, Teilschritte <strong>und</strong> Aktionen sowie die Überprüfung des Fort-<br />
schritts festgelegt werden.<br />
2.4.2.4 Softwarebasierte Konzepte der Altersstrukturanalyse<br />
Neben den theoretischen Konzepten zur Durchführung von Altersstrukturanalysen<br />
<strong>und</strong> der Bildung von Szenarien gibt es auch Analysetools, welche durch Software-<br />
programmierung Ist-Analysen <strong>und</strong> Szenarienbildung automatisiert durchführen. Zwei<br />
dieser Tools – ASTRA <strong>und</strong> ABAS© – werden nachfolgend genauer vorgestellt:<br />
ASTRA<br />
„ASTRA – Altersstrukturanalyse im Unternehmen“ ist ein personaldatenbankbasier-<br />
tes Analysetool auf Basis der Arbeiten von Köchling (2006) (vgl. Mücke 2006: 24 ff),<br />
welches im Rahmen des Forschungsprojektes Prime Time der Fachhochschule<br />
Nordwestschweiz erarbeitet wurde (vgl. Mücke/Zölch 2006: 17 ff.). ASTRA unter-<br />
stützt sowohl die Ist-Analyse als auch die Simulation der Entwicklung von Altersstruk-<br />
turen in den nächsten fünf <strong>und</strong> / oder zehn Jahren. Oertig, Zölch <strong>und</strong> Mücke (2007:<br />
10; Mücke/Zölch 2006: 19) erwähnen, dass es wichtig sei, ins Detail zu gehen <strong>und</strong><br />
zusätzlich zur Betrachtung des Gesamtunternehmens auch Segmente wie Abteilung,<br />
Geschlecht oder Funktion zu betrachten. Neben einer einfachen Fortschreibung, die<br />
ausser den Abgängen durch Pensionierung keine weiteren Veränderungen berück-<br />
sichtigt, erlaubt ASTRA eine Kombination aus Parametern wie Fluktuation, Frühpen-<br />
sionierungs- oder Lehrlingsquote zu berücksichtigen (vgl. Mücke/Zölch 2006: 20).<br />
Die Simulationen können sich entweder an der bisherigen <strong>Personal</strong>politik orientieren<br />
oder es können Auswirkungen eines Wechsels in der bisherigen <strong>Personal</strong>politik ab-<br />
gebildet werden (vgl. Oertig/Zölch/Mücke 2007: 12).<br />
Abbildung 16 zeigt eine Beispielauswertung aus ASTRA mit Fortschreibung der Al-<br />
tersstruktur auf 5 <strong>und</strong> 10 Jahre, wobei nicht angegeben wird, welche Annahmen be-<br />
züglich der Parameter getroffen wurden. Es ist anzunehmen, dass es sich nicht um<br />
eine einfache Fortschreibung handelt, da die Altersklasse der 46-50-Jährigen in der<br />
10 Jahresfortschreibung grösser ist als jene der 36-40-Jährigen 10 Jahre davor. Je-<br />
doch wurden aber auch keine Annahmen zur Neueinstellung von unter 30-Jährigen<br />
gemacht, da laut der Auswertung in 2015 keine Personen dieser Alterskategorie be-<br />
schäftigt werden: „Bei dieser Beispielauswertung sieht man deutlich, wie sich über
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 40<br />
die nächsten zehn Jahre die Altersstrukturen verändern: 2015 arbeitet niemand mehr<br />
in diesem Unternehmensbereich, der 30 Jahre oder jünger ist. Da<strong>für</strong> steigt der Anteil<br />
der Mitarbeitende[n], die älter als 45 Jahre sind“ (Mücke/Zölch 2006: 18). Bei der Be-<br />
trachtung solcher Simulationen sollte man sich jedoch der getroffenen Annahmen<br />
immer bewusst sein, da ansonsten Fehlinterpretationen gemacht werden <strong>und</strong> da-<br />
durch Fehlentscheidungen zu Stande kommen können. Es ist unwahrscheinlich,<br />
dass 2015 niemand unter 30 Jahren in der Beispielunternehmung arbeitet, es sei<br />
denn man nimmt an, dass keine Mitarbeitenden unter 30 Jahren eingestellt werden.<br />
Abbildung 16: Beispiel einer ASTRA-Auswertung (Mücke/Zölch 2006: 18)<br />
Aus ASTRA sollen Hinweise auf mögliche Problemfelder gewonnen werden; Danach<br />
können laufende <strong>und</strong> geplante personalpolitische Massnahmen auf ihre Zukunfts-<br />
tauglichkeit geprüft <strong>und</strong> daraus neue Massnahmen abgeleitet werden (vgl. Mücke<br />
2006: 25).<br />
ABAS©<br />
Ein anderes softwarebasiertes Tool ist ABAS© - Analyse betrieblicher Altersstruktu-<br />
ren. Ähnlich wie ASTRA versucht dieses Tool auf Basis des personellen Ist-<br />
Zustandes Prognosen über die zukünftige Altersstruktur der Belegschaft zu treffen<br />
(vgl. Jasper et al. 2006: 7). Dabei können Annahmen über folgende Faktoren getrof-<br />
fen werden:
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 41<br />
• die durchschnittliche Anzahl der Auszubildenden, die pro Jahr die Ausbildung be-<br />
ginnen,<br />
• das durchschnittliche Alter der Auszubildenden bei Ausbildungsbeginn,<br />
• die durchschnittliche Übernahmequote von Auszubildenden,<br />
• die durchschnittliche Ausbildungszeit,<br />
• Veränderungen des Mitarbeiterbestandes durch Fluktuation, <strong>Personal</strong>abbau, Ein-<br />
stellungen usw.,<br />
• das durchschnittliche Alter der Beschäftigten beim altersbedingten Ausscheiden<br />
<strong>und</strong><br />
• Frühruhestand, Altersteilzeit oder sonstige Formen des vorzeitigen Endes der<br />
Erwerbsphase.<br />
An einem Beispiel-Unternehmen werden die Auswertungen von ABAS© vorgestellt.<br />
Die Darstellung der Ist-Struktur erfolgt tabellarisch <strong>und</strong> grafisch wie untenstehend<br />
ersichtlich (siehe Abb. 17).<br />
Abbildung 17: ABAS© Altersstruktur der gesamten Belegschaft zum gegenwärtigen Zeitpunkt<br />
(Jasper et al. 2006: 8)<br />
Unter konkreten Annahmen werden drei Szenarien gebildet, die auf fünf <strong>und</strong> zehn<br />
Jahre hochgerechnet werden. Abbildung 18 zeigt die Resultate des Szenarios 2, wel-<br />
ches auf folgenden Annahmen basiert: Durchschnittliches Renteneintrittsalter: 63<br />
Jahre / ohne Neueinstellung / nur Abgänge durch Verrentung / mit Ausbildungstätig-<br />
keit, 1 weiblicher <strong>und</strong> 1 männlicher Lehrling pro Jahr, Übernahmequote: 100% / ohne<br />
Altersteilzeitregelung.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 42<br />
Abbildung 18: ABAS© Szenario 2: Ausbildung (Jasper et al. 2006: 10)<br />
Auch bei den Szenarien erfolgt die Auswertung tabellarisch <strong>und</strong> grafisch. Dasselbe<br />
Vorgehen wenden Jasper et al. (2006: 12 ff.) dann ebenso auf die Altersstruktur<br />
einer Abteilung an <strong>und</strong> merken an, dass dies auch <strong>für</strong> Bereiche, Qualifikations- <strong>und</strong><br />
Funktionsstufen, Berufsgruppen <strong>und</strong> weitere Segmente getan werden könnte. Auf<br />
Basis der vorgestellten Analysen sollen dann Handlungsansätze <strong>für</strong> den Betrieb ent-<br />
wickelt werden.<br />
Neben den vorgestellten Programmen <strong>und</strong> Konzepten bestehen noch weitere Analy-<br />
seansätze, welche alle mehr oder weniger auf demselben Gr<strong>und</strong>prinzip aufbauen<br />
<strong>und</strong> deshalb hier nicht weiter erläutert werden. Erwähnenswert scheint aber noch die<br />
Altersstrukturanalyse von Schepanski (2007), welches ebenfalls ein softwarebasier-<br />
tes Analysetool ist <strong>und</strong> ausserdem kostenlos heruntergeladen werden kann.<br />
2.4.2.5 Kritische Würdigung der Altersstrukturanalyse<br />
Die vorgestellten Modelle basieren gr<strong>und</strong>sätzlich alle auf dem gleichen Prinzip: Nach<br />
der Darstellung der Ist-Analyse erfolgt eine Prognose der betrieblichen Altersstruktur<br />
auf fünf oder zehn Jahre. Weiter betonen alle, dass Analysen über die gesamte Un-<br />
ternehmung nur wenig aussagekräftig sind <strong>und</strong> deshalb Analysen pro Abteilung,<br />
Funktionsgruppen oder auch Qualifikationen durchgeführt werden müssen. Es wer-<br />
den jedoch keine Hinweise darauf gegeben, welche Segmentierungen <strong>für</strong> welche
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 43<br />
Bedingungen geeignet sind. Es besteht deshalb <strong>für</strong> die vorgestellten Konzepte ein<br />
ähnliches Stärken-Schwächen Profil (siehe Tabelle 6).<br />
Tabelle 6: Stärken <strong>und</strong> Schwächen der Altersstrukturanalyse (eigene Darstellung)<br />
Durch die Altersstrukturanalysen können sich die <strong>Personal</strong>verantwortlichen einer Un-<br />
ternehmung einen Überblick über die aktuelle <strong>und</strong> zukünftige Situation bezüglich der<br />
Altersstruktur der <strong>Organisation</strong> machen (vgl. Jasper et al. 2006: 7). Zudem eignen<br />
sich die Analysen vor allem zur strategischen Frühaufklärung <strong>und</strong> Sensibilisierung<br />
der Entscheidungsträger im Unternehmen <strong>für</strong> die Auswirkungen personalpolitischer<br />
Massnahmen auf die Altersstruktur resp. die Schaffung eines Bewusstseins <strong>für</strong> die<br />
Einflussfaktoren der betrieblichen Altersstruktur; Ein weiterer Vorteil ist die gr<strong>und</strong>sätz-<br />
lich einfache Handhabung der vorgestellten Tools (vgl. Blum/Becker/Zimmermann<br />
2006:52 & 59).<br />
Stärken Schwächen<br />
• Überblick über die aktuelle <strong>und</strong> zu-<br />
künftig mögliche Altersstruktur im Be-<br />
trieb<br />
• Erkennen von Pensionierungswellen<br />
• Frühaufklärung <strong>und</strong> Sensibilisierung<br />
der Entscheidungsträger<br />
• Bewusstsein <strong>für</strong> die Einflussfaktoren<br />
auf die betriebliche Altersstruktur<br />
• Einfache Handhabung<br />
• Geringer Entscheidungsbezug<br />
• Prognose ist nur so gut wie die ge-<br />
troffenen Annahmen<br />
• Keine Hinweise auf sinnvolle Seg-<br />
mentierung<br />
• Prognosewerte <strong>für</strong> kleine Gruppen<br />
(
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 44<br />
ten Erfahrungswerte sowie die Gruppenfrequenzen gross genug sein (vgl. RKW<br />
1990: 116). Als letzter Kritikpunkt kann die Vernachlässigung der Sicht des Arbeits-<br />
marktes aufgeführt werden: Viele Abgänge in kurzer Zeit sind weniger problematisch,<br />
wenn der Arbeitsmarkt <strong>für</strong> die betreffenden Berufsgruppen ausreichend Nachfolger<br />
zur Verfügung stellt. Ist auch der Arbeitsmarkt „ausgetrocknet“, stellt sich <strong>für</strong> die Un-<br />
ternehmung eine noch grössere Herausforderung.<br />
Als letzter Kritikpunkt wird die fehlende Transparenz bei den Annahmen zur Fort-<br />
schreibung resp. zu den Einflussfaktoren (Zu- <strong>und</strong> Abgänge) der Altersstruktur ge-<br />
nannt. Im Anhang 1 versucht der Autor die Einflussfaktoren detailliert darzulegen.<br />
Nach der Darlegung der quantitativen Analyseinstrumente, werden die <strong>für</strong> das Al-<br />
tersstrukturcontrolling relevanten qualitativen Analysemethoden vorgestellt. Genauer<br />
betrachtet werden <strong>Personal</strong>portfolios, die Bestimmung von Schlüsselfunktionen so-<br />
wie die <strong>Personal</strong>forschung. Diese Methoden können dabei helfen, relevante Perso-<br />
nalgruppen zu identifizieren <strong>und</strong> weitere mögliche altersstrukturelle Probleme <strong>und</strong><br />
Risiken zu erkennen.<br />
2.4.3 <strong>Personal</strong>-Portfolios<br />
Wie bei der Altersstrukturanalyse wird bei den <strong>Personal</strong>portfolios eine Bestandesauf-<br />
nahme durchgeführt, wobei nicht mehr das Alter der Mitarbeitenden, sondern deren<br />
aktuelle Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> zukünftiges Potenzial im Mittelpunkt stehen (vgl. Odi-<br />
orne 1982: 204). Die auf Basis der <strong>Personal</strong>beurteilung ermittelten Leistungen <strong>und</strong><br />
Fähigkeiten der Mitarbeitenden können mit der zukünftig zu erwartenden Leistung in<br />
einem Portfolio verknüpft werden (vgl. Thom 2007: 216). Das Potenzial der Mitarbei-<br />
tenden kann anhand der Arbeitsleistung, der Interessen <strong>und</strong> Wünsche, der Intelli-<br />
genz, der relativen Knappheit, der Fähigkeiten, Fertigkeiten, Erfahrungen <strong>und</strong> Kennt-<br />
nissen sowie der zukünftigen Verfügbarkeit beurteilt werden (vgl. Odiorne 1982: 208<br />
f.). Abbildung 19 zeigt ein Beispiel eines <strong>Personal</strong>portfolios, welches nach den Krite-<br />
rien Leistung <strong>und</strong> Potenzial aufgebaut ist.<br />
Anhand dieses Portfolios kann die Qualität der Mitarbeitenden beurteilt werden <strong>und</strong><br />
daraus Führungsmassnahmen ergriffen werden: Die Probleme der Problemfälle sind<br />
zu lösen, effiziente Mitarbeiter müssen erhalten werden, Talente, High Potentials <strong>und</strong><br />
effiziente Mitarbeiter mit weiterem Potenzial müssen gefördert werden (vgl. Odiorne
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 45<br />
1992: 205 & 211 ff). Zudem können dadurch Personengruppen identifiziert werden,<br />
die vertieft auf <strong>Personal</strong>risiken <strong>und</strong> ihre Altersstruktur hin untersucht werden müssen.<br />
Potenzial <strong>für</strong> die Wahrnehmung<br />
komplexer Aufgaben /<br />
Stellenanforderungen<br />
hoch<br />
Talente<br />
Fragezeichen<br />
Problemfälle<br />
High Potentials<br />
Effiziente MA mit<br />
weiterem Potenzial<br />
Effiziente MA<br />
niedrig hoch<br />
Erfüllung der derzeitigen<br />
Stellenanforderungen<br />
Abbildung 19: Beispiel eines <strong>Personal</strong>-Portfolios (eigene Darstellung in Anlehnung an<br />
Thom/Friedli 2005: 26)<br />
Ein weiteres Beispiel <strong>für</strong> ein HR-Portfolio ist die strategische Belegschaftsentwicklung<br />
nach Kobi (2006: 22 f.). In diesem HR-Portfolio kann sichtbar gemacht werden, wo<br />
ein grösserer oder anderer <strong>Personal</strong>bedarf besteht. Dazu werden die strategisch<br />
wichtigen <strong>Personal</strong>gruppen über die Kriterien Veränderung der Qualifikation <strong>und</strong><br />
Veränderung der Anzahl Stellen mit einem fünf- bis zehnjährigen Horizont in das HR-<br />
Portfolio (siehe Abb. 20) eingeordnet (vgl. Kobi 1999: 36 f.; 2006: 22 f.).<br />
Veränderung der Qualifikation<br />
völlig neu<br />
stark erhöht<br />
erhöht<br />
unverändert<br />
genügend<br />
Softwarespezialisten<br />
Projektmanager<br />
mittleres<br />
Management<br />
weniger gleich mehr<br />
Veränderung der Anzahl Stellen<br />
Prozessmanager<br />
Abbildung 20: Strategische Belegschaftsentwicklung (eigene Darstellung in Anlehnung an<br />
Kobi 1999: 37; 2006: 23)
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 46<br />
Ziel dieses Portfolios ist es, Bedarfslücken bei den strategisch relevanten Schlüssel-<br />
funktionen zu erkennen (vgl. Kobi 1999: 36). Dazu müssen diese Schlüsselfunktio-<br />
nen vorher bestimmt werden. Kobi (1999 & 2006) liefert jedoch nur wage Hinweise,<br />
auf Basis welcher Kriterien diese Schlüsselfunktionen ermittelt werden könnten. Im<br />
nachfolgenden Abschnitt wird die Bestimmung von Schlüsselfunktionen deshalb ge-<br />
nauer betrachtet.<br />
2.4.4 Bestimmung von Schlüsselfunktionen<br />
Ein detailliertes Konzept zur Bestimmung der Schlüsselfunktionen konnte durch die<br />
Literaturanalyse nicht erschlossen werden. Deshalb werden die gef<strong>und</strong>enen An-<br />
haltspunkte mit Hilfestellungen aus Konzepten der Ressourcen Bewertung / Bestim-<br />
mung von Kernkompetenzen ergänzt.<br />
Schlüsselfunktionen sind <strong>für</strong> den Erfolg des Unternehmens entscheidend <strong>und</strong> können<br />
nur langfristig verfügbar gemacht werden, d. h. sie sind strategisch wichtig (hoher<br />
Ergebnisbeitrag; grosser Verlust im Falle eines Weggangs der Person) <strong>und</strong> schwer<br />
ersetzbar (vgl. Kobi 1999: 39).<br />
Wichtige Erkenntnisse zur Bestimmung von Schlüsselfunktionen liefern die Beiträge<br />
zur Identifikation von Kernkompetenzen <strong>und</strong> zur Bestimmung der strategischen Re-<br />
levanz von Ressourcen (vgl. Barney 1991; Grant 1991; Osterloh/Forst/Wartburg<br />
2001: 201 ff.). Als Merkmale von Kernkompetenzen resp. strategisch relevanten<br />
Ressourcen können folgende Eigenschaften zusammengefasst werden:<br />
• Die Ressource muss wertvoll sein <strong>und</strong> einen K<strong>und</strong>ennutzen generieren (vgl. Bar-<br />
ney 1991: 106). Auch wenn die Ressource nicht direkt einen K<strong>und</strong>ennutzen stif-<br />
tet, muss sie einen hohen Beitrag an das Ergebnis der Leistungserstellung liefern.<br />
• Knappheit bzw. Unternehmensspezifität, d. h. die Ressource ist tief in der Unter-<br />
nehmensstruktur verankert <strong>und</strong> kann nur sehr schwer auf andere Unternehmen<br />
übertragen werden (vgl. Osterloh/Frost/Wartburg 2001: 205).<br />
• Nicht-Imitierbarkeit bedeutet, dass andere Unternehmen das Ressourcenbündel<br />
nicht ohne weiteres kopieren können (vgl. Barney 1991: 107). Ressourcen sind<br />
schwer zu kopieren, wenn sie in der Geschichte des Unternehmens begründet<br />
sind (unique historical conditions), durch diffuse Kausalzusammenhänge gekenn-<br />
zeichnet sind (causally ambigous), sich aus komplexen sozialen Verflechtungen<br />
zusammensetzen (socially complex) (vgl. Dierickx/Cool 1989: 1507 ff.) <strong>und</strong> auf
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 47<br />
Akkumulationseffizienzen beruhen (absorptive capacitiy) (vgl. Cohen/Levinthal<br />
1990: 131 ff.).<br />
• Nicht-Substituierbarkeit meint, dass es keine anderen Ressourcen gibt, welche<br />
eine gleichwertige Leistung auf andere Art erfüllen können (vgl. Barney 1991:<br />
111).<br />
Diese Erkenntnisse lassen sich grösstenteils <strong>für</strong> die Bestimmung von Schlüsselfunk-<br />
tionen nutzen.<br />
So ist der Wert resp. der Ergebnisbeitrag ein wichtiges Kriterium um die Wichtigkeit<br />
der Schlüsselfunktion beurteilen zu können. Diese Frage ist nicht immer einfach zu<br />
beantworten, da Ergebnisse in der Regel auf der Zusammenarbeit von unterschiedli-<br />
chen Funktionen beruhen. Es könnte auch die Frage gestellt werden, wie gross der<br />
Verlust ist, wenn diese Funktion nicht besetzt ist.<br />
Als zweites Kriterium zur Bestimmung der Schlüsselfunktion, kann die schwierige<br />
Ersetzbarkeit genannt werden (vgl. Kobi 1999: 39). Eine Funktion wird umso schwie-<br />
riger zu ersetzen, je knapper, seltener oder unternehmensspezifischer diese Funkti-<br />
on ist. Hier sind bspw. die Monopolberufe der B<strong>und</strong>esverwaltung zu nennen. Je<br />
schwieriger eine bestimmte Funktion zu imitieren resp. die benötigten Fähigkeiten<br />
<strong>und</strong> Fertigkeiten aufzubauen sind, desto schwieriger wird es, solche Funktionen neu<br />
zu besetzen. Dieses Kriterium könnte auch mit benötigtes Erfahrungswissen, um die<br />
Funktion angemessen ausführen zu können, bezeichnet werden.<br />
Die Bestimmung von Schlüsselfunktionen ermöglicht die Fokussierung auf die rele-<br />
vanten Belegschaftsgruppen. Diese können dann vertieft auf mögliche Probleme be-<br />
züglich der Altersstruktur analysiert werden. Dazu kann ein Früherkennungssystem<br />
in Form einer <strong>Personal</strong>risikoanalyse eingesetzt werden.<br />
2.4.5 Früherkennung<br />
Im Zusammenhang mit Controlling wird Früherkennungssystemen (auch Frühwarn-<br />
systeme genannt) grosse Aufmerksamkeit entgegen gebracht (vgl. Horváth 1991:<br />
421 ff.; W<strong>und</strong>erer/Schlagenhaufer 1994: 75). Durch die Früherkennung können Än-<br />
derungen relevanter Faktoren oder Faktorkombinationen frühzeitig angezeigt werden<br />
<strong>und</strong> ermöglicht damit den Führungskräften, Zeit zu gewinnen <strong>und</strong> so den Handlungs-<br />
spielraum zu vergrössern (vgl. Kobi 2006: 19 f.; Hentze/Kammel 1993: 94). Das
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 48<br />
Schwergewicht liegt dabei nicht nur auf der Problementdeckung, sondern auch auf<br />
der Planung der Aktion resp. Reaktion. Deshalb ist ein „strategisches Radar“ einzu-<br />
schalten, um eine antizipative Exploration, Erfassung <strong>und</strong> Kategorisierung schwacher<br />
Signale zu gewährleisten (vgl. Hentze/Kammel 1993: 95). Schwache Signale basie-<br />
ren auf unsicheren Informationen <strong>und</strong> lassen mehrere Informationen zu, wohingegen<br />
starke Signale konkret erkennbar sind (vgl. Ansoff 1984: 22 ff.).<br />
Hentze <strong>und</strong> Kammel (1993: 96) schlagen folgende externe Beobachtungsbereiche,<br />
personalwirtschaftlich relevante Informationen <strong>und</strong> abgeleitete Indikatoren vor (siehe<br />
Abb. 21):<br />
z. B. Technologische<br />
Umwelt<br />
z. B. zukünftige<br />
Technologien <strong>und</strong><br />
Rationalisierungsmassnahmen<br />
• Technologische<br />
Entwicklung in der<br />
jeweiligen Branche<br />
• EDV-Entwicklungen,<br />
neue Möglichkeiten der<br />
Büroorganisation <strong>und</strong><br />
Telekommunikation,<br />
<strong>Personal</strong>informations<strong>und</strong><br />
Expertensysteme <strong>für</strong><br />
die <strong>Personal</strong>wirtschaft<br />
• Gewerkschaftsforderungen<br />
• Geschätzte<br />
Arbeitslosenquote<br />
• Lohnniveau<br />
(Trendextrapolation)<br />
• Rekrutierungsmöglichkeiten<br />
nach<br />
Berufsgruppen<br />
Externer Beobachtungsbereich<br />
z. B. Ökonomische Umwelt<br />
z. B. Entwicklung der<br />
Arbeitsmärkte<br />
z. B. Soziale Umwelt<br />
<strong>Personal</strong>wirtschaftlich relevante Informationen<br />
Indikatoren<br />
z. B. Wertewandel<br />
• Tendenzen der<br />
Arbeitszufriedenheit<br />
• Identifikation mit dem<br />
Unternehmen<br />
• Ökologische<br />
Verantwortung <strong>und</strong> deren<br />
Umsetzung im<br />
Unternehmen<br />
z. B. Politische Umwelt<br />
z. B. Entwicklung des<br />
Arbeits- <strong>und</strong><br />
Sozialversicherungsrechts<br />
• Tendenzen in der<br />
Sozialpolitik<br />
• Gesetzesvorschläge im<br />
Parlament<br />
Abbildung 21: Externe Beobachtungsbereiche, personalwirtschaftlich relevante Informationen<br />
<strong>und</strong> abgeleitete Indikatoren (eigene Darstellung in Anlehnung an Hentze/Kammel 1993: 96)<br />
Die abgebildete Kategorisierung ermöglicht eine umfassende Umfeldanalyse. Für<br />
Verwirrung sorgen die Indikatoren des Bereichs „soziale Umwelt“, da diese eher un-<br />
ternehmensinterne Analysefelder beschreiben. Der generelle Wertwandel der Ge-<br />
sellschaft muss nicht zwingend dem Wandel der Unternehmenswerte entsprechen.<br />
Es sollte daher klarer zwischen externen <strong>und</strong> internen Bereichen der Früherkennung<br />
unterschieden werden.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 49<br />
Kobi (2006: 20) nimmt eine Trennung zwischen externen <strong>und</strong> internen Entwicklungen<br />
im Rahmen der Früherkennung vor. Er schlägt eine Überwachung von primär vier<br />
Feldern vor: Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Umfeldradar sowie das Benchmarking suchen das<br />
Feld der externen Entwicklungen ab, wohingegen die strategische Belegschaftsent-<br />
wicklung unternehmensinterne Veränderungen berücksichtigt.<br />
Arbeitmarktradar Umfeldradar<br />
• Arbeitsmarktstudien<br />
• Manpower-Arbeitsmarktbarometer<br />
• Befragung Bewerber<br />
Benchmarking, Best Practices<br />
(HR-Radar)<br />
• Benchmarkergebnisse<br />
• Abstracts aus relevanter Literatur<br />
(vgl. Lohnvergleiche usw.)<br />
• Best-Practice-Beispiele<br />
• Imagebarometer<br />
• Wichtige Ergebnisse aus Zukunfts-<br />
forschung (Trendreports, Umfragen)<br />
• Psychologische Landkarte<br />
Strategische<br />
Belegschaftsentwicklung<br />
• Belegschafsstruktur, insbesondere<br />
betreffend Geschlecht, Qualifizie-<br />
rungsgrad <strong>und</strong> Altersstruktur<br />
Abbildung 22: Radarfelder der Früherkennung (eigene Darstellung in Anlehnung an Kobi 2006:<br />
20)<br />
Kobi (2006: 20) beschreibt die einzelnen Felder wie folgt: Die Studien <strong>und</strong> Daten zum<br />
Arbeitsmarkt wie allgemeine Trends <strong>und</strong> Entwicklungen, Anzahl Hochschulabgänger,<br />
Entwicklung von Beschäftigung, Teilzeitarbeit usw. müssen unternehmensspezifisch<br />
aufbereitet werden. Der Umfeldradar soll die relevanten wirtschaftlichen <strong>und</strong> gesell-<br />
schaftlichen Entwicklungen ausloten <strong>und</strong> die <strong>für</strong> das Unternehmen wesentlichen<br />
Trends herausfiltern. Der HR-Radar versucht über relevante Literatur <strong>und</strong> Daten (aus<br />
Benchmarking, Prozessvergleichen usw.) Entwicklungen <strong>und</strong> Herausforderungen der<br />
HR-Funktion zu erkennen. Die internen Entwicklungen können strategische, kulturel-<br />
le oder strukturelle Herausforderungen <strong>für</strong> das Unternehmen darstellen. Durch die<br />
strategische Belegschaftsentwicklung können <strong>für</strong> die wichtigen Segmente die qualita-<br />
tiven <strong>und</strong> quantitativen Veränderungen <strong>und</strong> Engpässe dargestellt werden.<br />
Auf Basis der vorgestellten Früherkennung können personelle Chancen <strong>und</strong> Gefah-<br />
ren näher definiert werden (vgl. Kobi 2006: 20). Diese <strong>Personal</strong>risiken lassen sich<br />
wiederum in vier Hauptfelder gliedern (vgl. Kobi 1999: 17 ff.):
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 50<br />
• Engpassrisiko: Dieses besteht, wenn Leistungsträger fehlen. Es kann zwischen<br />
Bedarfslücken (funktionsbezogen) <strong>und</strong> Potenziallücken (personenbezogen) un-<br />
terschieden werden (vgl. Kobi 1999: 35 ff.).<br />
• Austrittsrisiko: Austritte von Leistungsträgern stellen ein hohes Risiko dar. Es gilt<br />
die gefährdeten Mitarbeitergruppen <strong>und</strong> Mitarbeitenden zu erkennen <strong>und</strong> mit ei-<br />
nem gezielten Retentionsmanagement im Unternehmen zu halten (vgl. Kobi<br />
1999: 71 ff.).<br />
• Anpassungsrisiko: Dieses besteht, wenn Mitarbeitende falsch qualifiziert sind.<br />
Dieses Risiko kann minimiert werden, wenn Mitarbeitende durch <strong>Personal</strong>ent-<br />
wicklungsmassnahmen gezielt auf die Qualifikationsbedürfnisse des Unterneh-<br />
mens vorbereitet werden (vgl. Kobi 1999: 95 ff.).<br />
• Motivationsrisiko: Zurückgehaltene Leistungen von Mitarbeitenden stellen ein Mo-<br />
tivationsrisiko dar. Unzufriedene, ausgebrannte <strong>und</strong> / oder innerlich gekündigte<br />
Mitarbeitende sind Beispiele da<strong>für</strong>. Durch die Überprüfung der Zufriedenheit in<br />
Mitarbeitergesprächen <strong>und</strong> <strong>Personal</strong>umfragen sowie durch vorbeugende Mass-<br />
nahmen (bspw. verbessertes Führungsverhalten) kann dieses Risiko reduziert<br />
werden (vgl. Kobi 1999: 117 ff.).<br />
Im Rahmen eines integrierten <strong>Personal</strong>risikomanagements sind diese vier <strong>Personal</strong>-<br />
risiken zu überwachen, zu identifizieren, zu messen <strong>und</strong> schlussendlich zu steuern.<br />
Risikoüberwachung<br />
fehlende<br />
Leistungsträger<br />
(Engpassrisiko)<br />
Risikosteuerung<br />
falsch qualifizierte<br />
Mitarbeitende<br />
(Anpassungsrisiko)<br />
zurückgehaltene<br />
Leistung<br />
(Motivationsrisiko)<br />
Risikoidentifikation<br />
gefährdete<br />
Leistungsträger<br />
(Austrittsrisiko)<br />
Risikomessung<br />
Abbildung 23: Integriertes <strong>Personal</strong>risikomanagement (Kobi 2006: 21)
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 51<br />
Durch die Kombination der vorgestellten externen Beobachtungsbereiche von Hent-<br />
ze & Kammel (1993: 96) <strong>und</strong> der <strong>Personal</strong>risikofelder von Kobi (vgl. 2006; 1999)<br />
können altersstrukturelle Risiken systematisch überwacht werden <strong>und</strong> so die Konse-<br />
quenzen <strong>für</strong> die Unternehmung in Form des Engpass-, Anpassungs-, Austritts-, <strong>und</strong><br />
Motivationsrisikos abgeschätzt werden.<br />
Als letztes Instrument bzw. theoretisches Konzept, welches im Rahmen des Alters-<br />
strukturcontrolling eingesetzt werden kann, wird die betriebliche <strong>Personal</strong>forschung<br />
vorgestellt.<br />
2.4.6 Betriebliche <strong>Personal</strong>forschung<br />
Die betriebliche <strong>Personal</strong>forschung wird als die systematische Gewinnung <strong>und</strong> Ver-<br />
arbeitung von Informationen in Bezug auf personalwirtschaftliche Entscheidungen<br />
verstanden (vgl. Nienhüser/Krins 2005: 3). Ähnlich wie das <strong>Personal</strong>controlling sollen<br />
durch diese Informationen die personalwirtschaftlichen Entscheidungen verbessert<br />
werden. Es erstaunt deshalb nicht, dass sich <strong>Personal</strong>controlling <strong>und</strong> <strong>Personal</strong>for-<br />
schung ähnlicher Instrumente bedienen: Mitarbeiterbefragung & -gespräche, Per-<br />
sonalbeurteilung <strong>und</strong> Assessment-Centers werden von beiden Konzepten als In-<br />
strumente erwähnt (vgl. W<strong>und</strong>erer/Schlagenhaufer 1994; Nienhüser/Krins 2005: 8).<br />
Die betriebliche <strong>Personal</strong>forschung wird als umfassenderes Konzept beschrieben, in<br />
welchem <strong>Personal</strong>controlling als ein Teilgebiet betrachtet werden kann <strong>und</strong> weitere<br />
Bereiche wie bspw. Arbeitsmarktbeobachtungen umfasst (vgl. Nienhüser/Krins 2005:<br />
8). Andererseits könnte die betriebliche <strong>Personal</strong>forschung auch als Teil des Perso-<br />
nalcontrolling betrachtet werden, welcher Informationen liefert, die nicht im <strong>Personal</strong>-<br />
informationssystem gespeichert sind. Becker (2002: 175) nennt die in Abbildung 24<br />
aufgelisteten Objektbereiche der <strong>Personal</strong>forschung.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 52<br />
Arbeitsmarktforschung<br />
Objekte:<br />
Betriebliche <strong>und</strong><br />
gesamtgesellschaftliche<br />
(Teil-)<br />
Arbeitsmärkte<br />
Instrumente:<br />
Statistiken,<br />
statistische<br />
Analysen, Primär<strong>und</strong>Sek<strong>und</strong>äranalysen,Mitarbeiterbefragungen,<br />
Klimaanalysen<br />
Arbeitsforschung<br />
Objekte:<br />
Arbeitsplätze,<br />
Arbeitssituation,<br />
Arbeitsgruppen,<br />
Anforderungen<br />
Instrumente:<br />
Verschiedene<br />
Arbeitsstudien,<br />
ergonomische<br />
Bedingungen,<br />
Arbeitswertstudien<br />
<strong>Personal</strong>forschung<br />
Qualifikations- &<br />
Eignungsforschung<br />
Objekte:<br />
Aktuelle wie<br />
potenzielle<br />
Qualifikationen bzw.<br />
Leistungen der<br />
Mitarbeiter <strong>und</strong><br />
Bewerber<br />
Instrumente:<br />
Leistungsbeurteilung,Potenzialbeurteilung,Personenauswahlinstrumente,Mitarbeitergespräche,<br />
Portfoliokonzepte<br />
<strong>Personal</strong>bedarfsermittlung<br />
Objekte:<br />
Bruttopersonalbedarf<br />
in Quantität,<br />
Zeit <strong>und</strong> Örtlichkeit;<br />
Personenbestand,<br />
Nettopersonalbedarf<br />
Instrumente:<br />
Arbeitswissenschaft<br />
liche Verfahren,<br />
intuitive Verfahren,<br />
Befragungen,<br />
ökonometrische<br />
Modelle<br />
Evaluierungsforschung<br />
Objekte:<br />
<strong>Personal</strong>arbeit<br />
insgesamt, Einsatz<br />
personalwirtschaftlicher<br />
Instrumente,<br />
Auswirkungen auf<br />
<strong>Personal</strong>arbeit<br />
Instrumente:<br />
Kosten-Nutzen- <strong>und</strong><br />
Nutzwertanalyse,<br />
Sozialbilanzen,<br />
<strong>Personal</strong>controlling,<br />
Humanvermögensrechnung,<br />
Befragungen<br />
Evaluierungsforschung<br />
Objekte:<br />
Gesetze <strong>und</strong><br />
Arbeitsgerichtsbarkeit,<br />
Tarifveränderungen,<br />
Mitbestimmung,<br />
unternehmerische<br />
Mitbestimmung<br />
Instrumente:<br />
Gespräche,<br />
Dokumentenanalyse,<br />
Sek<strong>und</strong>äranalysen<br />
Abbildung 24: Inhalte der betrieblichen <strong>Personal</strong>forschung (eigene Darstellung in Anlehnung<br />
an Becker 2002: 175)<br />
Für das Konzept des Altersstrukturcontrolling sind vor allem jene Inhalte der Perso-<br />
nalforschung relevant, welche die bisherigen Analysemethoden sinnvoll ergänzen.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird die Arbeitsmarktforschung genauer vorgestellt.<br />
2.4.6.1 Arbeitsmarktforschung<br />
„Unter der betrieblichen Arbeitsmarktforschung wird die Erschließung, Aufbereitung<br />
<strong>und</strong> Auswertung arbeitsmarktbezogener Informationen, die <strong>für</strong> Entscheidungen im<br />
Rahmen der <strong>Personal</strong>arbeit relevant sind, verstanden“ (Becker 2002: 176). Es sollen<br />
Informationen darüber gewonnen werden, in welcher Anzahl, mit welcher Qualifikati-<br />
on, wo <strong>und</strong> wann Arbeitnehmer am externen <strong>und</strong> internen Arbeitsmarkt <strong>für</strong> die Erfül-<br />
lung verschiedener Aufgaben zur Verfügung stehen; Ziel ist die frühzeitige Explorati-<br />
on betrieblich relevanter Arbeitsmärkte, um so antizipativ gegenwärtige <strong>und</strong> zukünfti-<br />
ge Arbeitskräfteangebots- <strong>und</strong> nachfragepotenziale aufzudecken, sowie relevante<br />
Veränderungen des Arbeitsmarktes zu erkennen (vgl. Drumm 2005: 89 ff.). Dabei<br />
werden sowohl die <strong>für</strong> den Betrieb relevanten Ausschnitte des externen Arbeitsmark-<br />
tes als auch der betriebsinterne Arbeitsmarkt untersucht.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 53<br />
Als Instrumente der Arbeitsmarktforschung werden Segmentierungsmethoden, Pri-<br />
märerhebungen (bspw. Analysen von Stellenangeboten <strong>und</strong> -bewerbungen, Konkur-<br />
rentenbefragung, Mitarbeitergespräche), Sek<strong>und</strong>ärerhebungen (auf Basis der Daten<br />
der Arbeitsverwaltung, demografischer Daten, Informationen zum Bildungssystem<br />
<strong>und</strong> Arbeitsrecht) <strong>und</strong> Mitarbeiterbefragungen (per Fragebogen oder Interviews) ge-<br />
nannt (vgl. Drumm 2004: 94 ff.; Becker 2002: 177). In der Schweiz können als Se-<br />
k<strong>und</strong>ärquellen Daten <strong>und</strong> Studien von folgenden <strong>Institut</strong>ionen herbei gezogen wer-<br />
den:<br />
• B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Statistik (BfS): Das BfS bietet Studien zur Gesamtentwicklung so-<br />
wie zur Altersverteilung der Erwerbsbevölkerung, Informationen über Bildungsre-<br />
levante Informationen wie Anzahleintritte an Hochschulen nach Studienrichtung,<br />
Lohnvergleiche zwischen Branchen <strong>und</strong> weitere Informationen, welche bei der<br />
Analyse des Arbeitsmarktes hilfreich sein könnten.<br />
• Stellenmarktmonitor Schweiz (smm): Der smm des soziologischen <strong>Institut</strong>s der<br />
<strong>Universität</strong> Zürich erstellt Studien zu Arbeitsmarktnachfrage, Berufsanforderungen<br />
<strong>und</strong> Berufsbilder auf Basis von Stelleninseratsanalysen.<br />
• Staatssekretariat <strong>für</strong> Wirtschaft (SECO): Das SECO publiziert im Rahmen ihrer<br />
Arbeitsmarktstatistik monatlich Berichte zur Lage des schweizerischen Arbeits-<br />
marktes. Diese Angaben haben eher volkswirtschaftlichen Charakter <strong>und</strong> eignen<br />
sich weniger zur Arbeitsmarktforschung. Die Regionalen Arbeitsvermittlungszent-<br />
ren (RAV) des SECO geben Auskunft über offene Stellen <strong>und</strong> zeigen somit, in<br />
welchen Bereichen des Arbeitsmarktes Knappheit herrscht.<br />
• <strong>Personal</strong>vermittler: <strong>Personal</strong>vermittler verfügen über eine vertiefte Kenntnis des<br />
Arbeitsmarktes. Je nach Arbeitsmarktsegment kommen unterschiedliche Perso-<br />
nalvermittler als Informationsquelle in Frage. Oft werden von diesen Unternehmen<br />
auch allgemeine Studien publiziert, die hilfreiche Informationen enthalten können:<br />
Manpower veröffentlicht quartalsweise das Manpower Arbeitsmarkbarometer, in<br />
welchem die Erwartungshaltung von Arbeitgebern zur Beschäftigungslage im<br />
kommenden Quartal gemessen wird (vgl. Manpower 2007: Online). Seit 2007<br />
veröffentlicht monster.ch in Zusammenarbeit mit dem Centre of Human Resour-<br />
ces Information Systems (CHRIS) der <strong>Universität</strong>en Frankfurt am Main <strong>und</strong> Bam-<br />
berg Ergebnisse ihrer Umfrage zur Recruiting Trends in der Schweiz (vgl. Mons-<br />
ter 2007: Online).
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 54<br />
Als Problembereiche der Arbeitsmarktforschung gelten vor allem die adäquate Nut-<br />
zung aussagekräftiger Informationen der Sek<strong>und</strong>äranalyse <strong>und</strong> generelle Erhebungs-<br />
<strong>und</strong> Bewertungsprobleme (vgl. Becker 2002: 177).<br />
Die weiteren Objektbereiche (siehe Abb. 24) der betrieblichen <strong>Personal</strong>forschung<br />
können ebenfalls wertvolle Informationsgr<strong>und</strong>lagen zur Analyse <strong>und</strong> Bewertung der<br />
Altersstruktur <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Probleme sein: So kann die Arbeitsfor-<br />
schung dabei helfen, Arbeitsbedingungen der Altersstruktur angepasst zu gestalten.<br />
Die Qualifikations- <strong>und</strong> Eignungsforschung <strong>und</strong> die <strong>Personal</strong>bedarfsermittlung liefern<br />
die Informationsgr<strong>und</strong>lage zur Entwicklung von Rekrutierungs- <strong>und</strong> <strong>Personal</strong>entwick-<br />
lungsstrategien. Die Evaluierungsforschung bewertet Kosten <strong>und</strong> Nutzen der durch-<br />
geführten personalwirtschaftlichen Aktivitäten. Die Informationen aus der Erfor-<br />
schung der Arbeitsbeziehungen können zur Bewertung der Austrittsrisiken genutzt<br />
werden.<br />
2.5 Zwischenfazit<br />
Das Kapitel 2 hat neben der demografischen Ausgangslage das Konzept des Alters-<br />
strukturcontrolling umrissen <strong>und</strong> mögliche Instrumente sowie theoretische Konzepte<br />
aufgezeigt, die zum Controlling der <strong>Organisation</strong>sdemografie eingesetzt werden kön-<br />
nen. Dabei wurden sowohl quantitative Instrumente, welche momentan vorwiegend<br />
zur Analyse der betrieblichen Altersstruktur vorgeschlagen werden, als auch qualita-<br />
tive Instrumente vorgestellt. Der qualitative Aspekt ist besonders wichtig, da nur<br />
durch die Betrachtung der Qualifikationen der Mitarbeitenden, der wichtigen Funktio-<br />
nen der Unternehmung, der potenziellen Risiken <strong>und</strong> der Situation auf dem Arbeits-<br />
markt entscheidungsrelevante Informationen zur Steuerung der Altersstruktur ge-<br />
wonnen werden können.<br />
Auf Basis der in diesem Kapitel gewonnenen theoretischen Erkenntnissen wird im<br />
Kapitel 4 das Instrument des Altersstrukturcontrolling entwickelt. Zuvor wird jedoch<br />
der Bezugsrahmen <strong>für</strong> das Altersstrukturcontrolling vorgestellt.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 55<br />
3 Konzeptioneller Bezugsrahmen<br />
Nachdem die einzelnen Analyseinstrumente des Altersstrukturcontrolling sowie die<br />
demografische Ausganglage beleuchtet wurden, sollen an dieser Stelle die Erkennt-<br />
nisse in einen Bezugsrahmen eingeordnet werden, um das Thema dieser Masterar-<br />
beit in einer überblicksartigen Systematik darzustellen. Es werden relevante Bedin-<br />
gungsgrössen <strong>und</strong> Aktionsparameter dargelegt <strong>und</strong> dadurch ein Bezugsrahmen <strong>für</strong><br />
das Altersstrukturcontrolling geschaffen.<br />
Ein konzeptioneller Bezugsrahmen erleichtert die Formulierung von Problemen <strong>und</strong><br />
die Angabe von Handlungsempfehlungen (vgl. Grochla 1978: 62 ff.). In dieser Arbeit<br />
wurde er auch zur Entwicklung des Interviewleitfadens konzipiert. Der Bezugsrah-<br />
men <strong>für</strong> das Altersstrukturcontrolling ist auf der folgenden Seite (siehe Abb. 25) ab-<br />
gebildet. Relevante Bedingungsgrössen <strong>und</strong> Aktionsparameter werden nachfolgend<br />
genauer erläutert.<br />
3.1 Bedingungsgrössen<br />
Bedingungsgrössen sind Faktoren, welche die Handlungs- <strong>und</strong> Entscheidungsfreiheit<br />
der Aktionsträger zu einem gewissen Grad vorbestimmen <strong>und</strong> damit einschränken<br />
(vgl. Friedli 2002: 43 f.; Zaugg 1996: 72). Diese können in ausserbetriebliche, be-<br />
triebliche <strong>und</strong> personelle Rahmenbedingungen gegliedert werden (vgl. Zaugg 2002:<br />
6) <strong>und</strong> werden nachfolgend einer genaueren Betrachtung unterzogen. Obwohl sich<br />
die verschiedenen Elemente der genannten Rahmenbedingungen teilweise gegen-<br />
seitig beeinflussen <strong>und</strong> eine exakte Einordnung zuweilen Schwierigkeiten bereitet,<br />
werden sie unter der Zielsetzung der Systematisierung separat betrachtet.<br />
3.1.1 Ausserbetriebliche Rahmenbedingungen 3<br />
Bei den ausserbetrieblichen Rahmenbedingungen, welche auch als Umsystemfakto-<br />
ren bezeichnet werden, wird zwischen generellen <strong>und</strong> aufgabenspezifischen Rah-<br />
menbedingungen unterschieden (vgl. Kubicek/Thom 1976: 3985 ff.).<br />
3 Die Begriffe Rahmenbedingung <strong>und</strong> Bedingungsgrösse können in dieser Arbeit als synonym be-<br />
trachtet werden.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 56<br />
Betriebliche<br />
Bedingungsgrössen<br />
• <strong>Organisation</strong>sgrösse<br />
• Branchenzugehörigkeit<br />
• Fremdimage<br />
• Belegschaftsstruktur<br />
• <strong>Personal</strong>informationssystem<br />
Ausserbetriebliche Bedingungsgrössen<br />
Generelle Bedingungsgrössen Aufgabenspezifische Bedingungsgrössen<br />
• ökonomisch<br />
• technologisch<br />
• rechtlich-politisch<br />
• Kennzahlensysteme<br />
• Alterstrukturanalyse<br />
• <strong>Personal</strong>-Portfolios<br />
• sozio-kulturell<br />
• physischökologisch<br />
Aktionsparameter der<br />
Unternehmensführung<br />
Mittelbare Aktionsparameter<br />
Kultur<br />
<strong>Personal</strong>ziele<br />
Ziele des<br />
Altersstrukturcontrolling<br />
Informations-Mix Aktions-Mix<br />
• <strong>Personal</strong>risiko-<br />
Analyse<br />
• Arbeitsmarktforschung<br />
Strategie<br />
• Potenzielle<br />
Arbeitnehmer<br />
• K<strong>und</strong>en / Markt /<br />
Leistungsempfänger<br />
Struktur<br />
Unmittelbare Aktionsparameter<br />
Personelle<br />
Bedingungsgrössen<br />
• Alter<br />
• Rekrutierungsstrategien<br />
& Mitarbeiterbindung<br />
• Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />
• Qualifikationskonzepte<br />
• Übergeordnete<br />
Abteilung<br />
• <strong>Institut</strong>ionen zur<br />
Info-Beschaffung<br />
• Qualifikation<br />
• Funktion<br />
• Werte, Einstellungen<br />
• Motivation<br />
• Persönliche Interessen<br />
• Erwartungen<br />
• Wissenstransfer<br />
• Arbeitsszeitgestaltung<br />
Abbildung 25: Bezugsrahmen des Altersstrukturcontrolling (eigene Darstellung)<br />
3.1.1.1 Generelle Rahmenbedingungen<br />
Generelle Rahmenbedingungen gelten in einem bestimmten geographischen Raum<br />
<strong>für</strong> eine grössere Anzahl von Unternehmen mit unterschiedlichen Sachzielen (vgl.<br />
Kubicek/Thom 1976: 3988). Diese sind <strong>für</strong> alle <strong>Organisation</strong>en relevant, da sie von<br />
diesen beeinflusst werden oder sie sich an diese halten müssen. Die generellen Rah-<br />
menbedingungen lassen sich in ökonomische, technologische, rechtlich-politische,
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 57<br />
sozio-kulturelle <strong>und</strong> physisch-ökologische Komponenten untergliedern (vgl. Kubi-<br />
cek/Thom 1976: 3988 f.; Zaugg 2002: 7). Sie werden nachfolgend kurz erläutert:<br />
Ökonomische Rahmenbedingungen<br />
Die wichtigsten ökonomischen Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die Überwachung <strong>und</strong> Steu-<br />
erung der Altersstruktur sind die generelle Konjunkturlage (wirtschaftliche Situation),<br />
die Entwicklung der Arbeitsmärkte sowie die Tendenz zur Dienstleistungs-, Wissens-<br />
bzw. Informationsgesellschaft:<br />
• Die wirtschaftliche Situation beeinflusst den Bedarf an personellen Kapazitäten<br />
<strong>und</strong> ermöglicht über <strong>Personal</strong>auf- resp. -abbau die aktive Gestaltung der Alters-<br />
struktur einer <strong>Organisation</strong> (vgl. Prezewowsky 2007: 194).<br />
• Die Konjunkturlage beeinflusst auch die Entwicklung auf den Arbeitsmärkten. Der<br />
Arbeitsmarkt bestimmt die Verfügbarkeit der potenziellen Mitarbeitenden. Bei<br />
Hochkonjunktur können Arbeitsmarktsegmente noch ausgetrockneter sein als bei<br />
einer Rezession.<br />
• Die weiter bestehende Entwicklung hin zu einer Dienstleistungs-, Wissens- oder<br />
Informationsgesellschaft (vgl. bspw. Probst/Raub/Romhardt 1997; Schreyögg<br />
1993: 4239) verändert die an die Mitarbeitenden gestellten Qualifikationsanforde-<br />
rungen. Wissensbasierte Tätigkeiten erfordern höher qualifizierte Mitarbeitende.<br />
Dies wiederum erhöht die Anforderungen <strong>für</strong> die Rekrutierung von Nachwuchs-<br />
kräften (vlg. Prezewowsky 2007: 194).<br />
Technologische Rahmenbedingungen<br />
Technologische Rahmenbedingung ist die „[…] technologische Entwicklung bezüg-<br />
lich neuer Produkte <strong>und</strong> Verfahren, mit der die Unternehmung schritthalten muß, um<br />
konkurrenzfähig zu sein […]“ (Kubicek/Thom 1976: 3988). Der technologische Wan-<br />
del vollzieht sich immer schneller <strong>und</strong> verlangt dadurch immer wieder neu <strong>und</strong> höher<br />
qualifizierte Mitarbeitende (Kobi 1999: 27). Dies stellt <strong>für</strong> Unternehmen Chancen <strong>und</strong><br />
Gefahren dar: Einerseits können Technologien eingesetzt werden um produktiver zu<br />
arbeiten <strong>und</strong> allenfalls als Substitute <strong>für</strong> menschliche Arbeit genutzt werden, ande-<br />
rerseits – wie beschrieben – kann ein erhöhter Bedarf an qualifizierten Mitarbeiten-<br />
den entstehen. Zudem können technologische Entwicklungen im Softwarebereich<br />
helfen, altersstrukturelle Analysen weiter zu automatisieren <strong>und</strong> deren Aussagekraft<br />
zu erhöhen.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 58<br />
Rechtlich-politische Rahmenbedingungen<br />
Rechtlich-politische Rahmenbedingungen umfassen alle rechtlichen Vorschriften so-<br />
wie ihre Handhabung durch Organe der Exekutive <strong>und</strong> Judikative (vgl. Kubicek/Thom<br />
1976: 3988), nach welchen sich Personen <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong>en zu richten haben. Ne-<br />
ben den allgemeingültigen gesetzlichen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> Unternehmungen wie die<br />
Verfassung, das Zivilgesetzbuch <strong>und</strong> das Obligationenrecht sind je nach Unterneh-<br />
mung weitere gesetzliche Gr<strong>und</strong>lagen zu beachten.<br />
Für <strong>Organisation</strong>en der B<strong>und</strong>esverwaltung gelten bspw. ein eigenes <strong>Personal</strong>gesetz<br />
(B<strong>und</strong>espersonalgesetz BPG; vgl. B<strong>und</strong>esversammlung 2000) <strong>und</strong> die dazu gehö-<br />
renden Verordnungen (B<strong>und</strong>espersonalverordnung BPV; vgl. B<strong>und</strong>esrat 2001). Die-<br />
se regeln neben den allgemeinen Arbeitsbedingungen auch altersstrukturrelevante<br />
Aspekte wie bspw. das Pensionsalter, die <strong>Personal</strong>beurteilung <strong>und</strong> das Vergütungs-<br />
system.<br />
Sozio-kulturelle Rahmenbedingungen<br />
Sozio-kulturelle Rahmenbedingung ist die Gesellschaftsstruktur eines Raumes, wel-<br />
che Elemente wie die demografische Struktur, die Urbanisierung, die Schichtung,<br />
das Wertesystem in Bezug auf Arbeit <strong>und</strong> wirtschaftliches Handeln, das Ausbil-<br />
dungssystem <strong>und</strong> die Berufsstruktur sowie die Religion (Kubicek/Thom 1976: 3988 &<br />
3991) beinhaltet. Die demografische Struktur verändert den Arbeitsmarkt: „Tenden-<br />
ziell wird der Arbeitsmarkt qualifizierter, älter <strong>und</strong> weiblicher“ (Kobi 1999: 29). Für<br />
eine vertiefte Betrachtung der demografischen Ausgangslage sei auf das Kapitel 2.1<br />
Demografische Entwicklung verwiesen.<br />
Der Wertewandel der Gesellschaft kann dazu führen, dass sich die Einstellung in<br />
Bezug auf die gewünschte Lebensbeschäftigungsdauer auswirkt. So nimmt bspw.<br />
die Wertewandelthese der Frühverrentung an, dass der Ruhestand als eigenständi-<br />
ger Abschnitt im Lebensverlauf eine immer wichtigere Stellung einnehmen wird, d. h.<br />
dass sich die meisten Arbeitnehmer einen möglichst frühen Ruhestand wünschen<br />
(vgl. Gatter 2004: 83). Generell lässt sich in den westlichen Industriegesellschaften<br />
ein Wertewandel in Bezug auf die Einstellung zur Arbeit feststellen: Die Bedeutung<br />
der Freizeit steigt <strong>und</strong> die berufliche Arbeit wird neu interpretiert (vgl. Friedli 2002: 52<br />
f.). So ist bspw. <strong>für</strong> Hochschulabsolventen der Aspekt Work-Life-Balance nach Ar-<br />
beitsinhalt <strong>und</strong> gutem Arbeitsklima der drittwichtigste Aspekt bei der Wahl der Erst-<br />
stelle nach dem Studium (vgl. Rizzardi 2005: 73).
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 59<br />
Physisch-ökologische Rahmenbedingungen<br />
Die physisch-ökologische Komponente der generellen Rahmenbedingungen betrach-<br />
tet die Gesamtheit der physisch manifesten, natürlichen oder gestalteten Bedingun-<br />
gen eines Raumes wie die Infrastruktur (Verkehrsnetz <strong>und</strong> Energieversorgung) sowie<br />
die geographischen <strong>und</strong> klimatischen Bedingungen (Kubicek/Thom 1976: 3989).<br />
Für das Thema dieser Arbeit im Allgemeinen <strong>und</strong> das Altersstrukturcontrolling <strong>für</strong> die<br />
B<strong>und</strong>esverwaltung im Speziellen stellt diese Rahmenbedingung des Umsystems<br />
einen nebensächlichen Einflussfaktor dar.<br />
3.1.1.2 Aufgabenspezifische Rahmenbedingungen<br />
Die aufgabenspezifischen Rahmenbedingungen sind jene Faktoren, mit welchen ei-<br />
ne <strong>Organisation</strong> zur Erreichung ihrer Sachziele interagiert, interagieren kann oder<br />
aufgr<strong>und</strong> verbindlicher Vorschriften interagieren muss (vgl. Kubicek/Thom 1976:<br />
3992), sofern diese nicht den nachfolgend zu beschreibenden betrieblichen <strong>und</strong> per-<br />
sonellen Bedingungen zuzuordnen sind (vgl. Zaugg 2002: 6). Im Vergleich mit den<br />
generellen Bedingungsgrössen handelt es sich an dieser Stelle um konkrete Interak-<br />
tionspartner wie bspw. Eigentümer, Arbeitnehmervertreter, Beratungsunternehmen,<br />
Lieferanten, Konkurrenten, K<strong>und</strong>en, Medien, Öffentlichkeit <strong>und</strong> Bildungsinstitutionen<br />
(vgl. Zaugg 2002: 7; Zaugg 1996: 86 f.). Für die Überwachung der Altersstruktur<br />
können weitere Interaktionspartner genannt werden: <strong>Institut</strong>ionen, welche hilfreiche<br />
Informationen zur Verfügung stellen <strong>und</strong> nicht den Bildungsinstitutionen zugeordnet<br />
werden können wie bspw. das B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Statistik. Zudem können auch poten-<br />
zielle Arbeitnehmende als relevante Interaktionspartner aufgeführt werden.<br />
Für die B<strong>und</strong>esverwaltung als Ganzes kann ausserdem die Legislative sowie die<br />
Exekutive als Interaktionspartner genannt werden. Für die einzelnen Verwaltungs-<br />
einheiten können die jeweiligen Departemente als Interaktionspartner spezifiziert<br />
werden. Auf eine genauere Beschreibung wird verzichtet, da jede Unternehmung<br />
resp. jede Verwaltungseinheit <strong>für</strong> sich zu prüfen hat, welche Interaktionspartner <strong>für</strong><br />
sie in einer bestimmten Situation <strong>und</strong> zu einem bestimmten Zeitpunkt von Relevanz<br />
sind (vgl. Zaugg 1996: 86 f.).<br />
3.1.2 Betriebliche Rahmenbedingungen<br />
Die betrieblichen Bedingungsgrössen stellen <strong>für</strong> eine <strong>Organisation</strong> den Rahmen dar,<br />
in welchem die betriebliche Leistungserfüllung vollbracht wird; Sie bestimmen folglich
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 60<br />
den Handlungsspielraum der Aufgabenträger innerhalb einer <strong>Organisation</strong> (vgl.<br />
Thom/Zaugg 1996: 33). Folgende Faktoren sind <strong>für</strong> das Altersstrukturcontrolling ei-<br />
ner <strong>Organisation</strong> von Relevanz:<br />
• <strong>Organisation</strong>sgrösse: Die Anzahl Mitarbeitende einer <strong>Organisation</strong> hat einen<br />
massgebenden Einfluss darauf, ob der Einsatz von altersstrukturellen Analyse-<br />
tools überhaupt sinnvoll ist, welche Analyseinstrumente eingesetzt werden kön-<br />
nen, wie gross der <strong>Personal</strong>bedarf sein wird <strong>und</strong> welche finanziellen Mittel <strong>für</strong> die<br />
Entwicklung von Tools <strong>und</strong> die Ableitung von Massnahmen <strong>für</strong> die diskutierte<br />
Thematik bereitgestellt werden.<br />
• Branchenzugehörigkeit: Die Branche bestimmt, welche Qualifikationen Mitarbei-<br />
tende mit sich bringen müssen <strong>und</strong> wie sich der <strong>Personal</strong>bedarf entwickeln wird,<br />
da dieser u. A. vom Branchenwachstum abhängig ist.<br />
• Fremdimage: Das Fremdimage, Arbeitgeberimage oder auch die Arbeitgeberatt-<br />
raktivität ist eine entscheidende Grösse hinsichtlich der Rekrutierung neuer sowie<br />
der Bindung vorhandener Mitarbeiter. Eine hohe Arbeitgeberattraktivität stärkt die<br />
Position der <strong>Organisation</strong> auf dem Arbeitsmarkt <strong>und</strong> bindet die aktuellen Mitarbei-<br />
tenden verstärkt an die <strong>Organisation</strong>, wodurch sich die Verknappung an qualifi-<br />
zierten Nachwuchskräften relativ weniger stark auswirkt.<br />
• Belegschaftsstruktur: Der Aspekt des Alters einer Belegschaftsstruktur stellt den<br />
eigentlichen Untersuchungsgegenstand des Altersstrukturcontrolling dar. Sie be-<br />
stimmt insofern das Ausmass der Analyse <strong>und</strong> den daraus folgenden Handlungs-<br />
bedarf.<br />
• Aufgabenstruktur: Die aus den Unternehmenszielen abgeleiteten Aufgaben be-<br />
einflussen die Anforderungen, die an die Mitarbeitenden gestellt werden <strong>und</strong> so-<br />
mit die Qualität des <strong>Personal</strong>bedarfs.<br />
• <strong>Personal</strong>informationssystem: Die Datenbasis aus dem <strong>Personal</strong>informationssys-<br />
tem bestimmt, welche altersstrukturellen Analysen mit welcher Detaillierung über-<br />
haupt möglich sind.<br />
3.1.3 Personelle Rahmenbedingungen<br />
Zu den personellen Bedingungsgrössen gehören neben Funktion, Alter, beruflicher,<br />
sozialer <strong>und</strong> politischer Hintergr<strong>und</strong>, Ziele, Werte, kognitive Barrieren der Angestell-<br />
ten auch deren Arbeitszufriedenheit, Motivation, Qualifikation sowie deren persönli-<br />
che Ziele (vgl. Thom/Ritz 2006b: 9; Zaugg 2002: 7).
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 61<br />
Im Rahmen des Altersstrukturcontrolling spielen die personellen Rahmenbedingun-<br />
gen eine wichtige Rolle. Funktion, Qualifikation <strong>und</strong> Alter sind dabei wichtige Analy-<br />
seobjekte, um die altersstrukturelle Situation von <strong>Organisation</strong>en beurteilen zu kön-<br />
nen. Die Bestimmung von Schlüsselfunktionen kann die Arbeitszufriedenheit <strong>und</strong><br />
damit die Motivation der Mitarbeitenden tangieren.<br />
3.2 Aktionsparameter<br />
Mit den Aktionsparametern sind Instrumente <strong>und</strong> Massnahmen der Unternehmens-<br />
führung angesprochen, die auf die Erreichung der Unternehmensziele auszurichten<br />
sind (vgl. Zaugg 1996: 94). „Auf der Ebene der Aktionsparameter lassen sich eben-<br />
falls zwei Gruppen unterscheiden: die mittelbaren <strong>und</strong> die unmittelbaren Aktionspa-<br />
rameter. Während die mittelbaren Handlungsgrössen eher langfristig angelegt sind<br />
<strong>und</strong> oft indirekt wirken, tragen die unmittelbare[n] Handlungsgrösse[n] direkt zur Ziel-<br />
erreichung bei“ (Zaugg 2002: 8).<br />
3.2.1 Mittelbare Aktionsparameter<br />
Als mittelbare Aktionsparameter des <strong>Personal</strong>managements werden die Strategie,<br />
die Kultur <strong>und</strong> die Struktur eines Unternehmens bezeichnet. Sie können indirekt über<br />
das Innovationsmanagement, das <strong>Organisation</strong>smanagement <strong>und</strong> das <strong>Personal</strong>ma-<br />
nagement beeinflusst werden (vgl. Thom/Ritz 2006b: 5 ff.). Mittelbare Aktionspara-<br />
meter sind auf der strategischen Ebene einzuordnen (vgl. Zaugg 1996: 94 f.) <strong>und</strong><br />
stellen dadurch Vorgaben <strong>für</strong> die weiteren Ziele <strong>und</strong> Aktionen des Unternehmens<br />
dar.<br />
3.2.1.1 Strategie<br />
Die Strategie eines Unternehmens ist Mittel zur Erschaffung <strong>und</strong> Erhaltung von dau-<br />
erhaften Wettbewerbsvorteilen (vgl. Dess/Lumpkin/Taylor 2005: 9; Grünig/Kühn<br />
2002: 9 ff.). In der strategischen Planung hat sich die Unterscheidung in Gesamtun-<br />
ternehmensstrategie (Corporate-Strategy) <strong>und</strong> in Geschäftsstrategien (Business-<br />
Strategies) als zweckmässig erwiesen (vgl. Grünig/Kühn 2002: 35). Im Folgenden<br />
gelangt diese Differenzierung nicht weiter zur Anwendung <strong>und</strong> es wird generell der<br />
Begriff „Unternehmensstrategie“ verwendet.<br />
Das Altersstrukturcontrolling hat kaum Einfluss auf die Unternehmensstrategie. Hin-<br />
gegen wird das Altersstrukturcontrolling indirekt über die <strong>Personal</strong>strategie resp. die<br />
<strong>Personal</strong>ziele durch die Unternehmensstrategie beeinflusst. Dabei soll das Alters-
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 62<br />
strukturcontrolling die notwendigen Informationsgr<strong>und</strong>lagen zur Erhaltung einer ge-<br />
s<strong>und</strong>en Belegschaftsstruktur liefern <strong>und</strong> so ein Teil zur Sicherung der Leistungsfä-<br />
higkeit des <strong>Personal</strong>s <strong>und</strong> damit zur Verwirklichung der Unternehmensstrategie bei-<br />
tragen.<br />
3.2.1.2 Kultur<br />
Barney (1986: 657) definiert die <strong>Organisation</strong>skultur als eine komplexe Zusammen-<br />
stellung von gemeinsamen Werten, Überzeugungen, Annahmen <strong>und</strong> Symbolen, wel-<br />
che die Art <strong>und</strong> Weise der Geschäftstätigkeit einer Unternehmung bestimmt. Schein<br />
(1985) unterscheidet zwischen drei Kulturebenen: Gr<strong>und</strong>legende Annahmen bilden<br />
die Substanz der Unternehmenskultur (basic assumptions and beliefs). Diese finden<br />
ihren Niederschlag in Werten (values), welche in Form von Artefakten <strong>und</strong> Schöp-<br />
fungen (artifacts and creations) sichtbar werden. Unternehmenskultur kann nur be-<br />
dingt gestaltet werden, im Sinne von Anstössen zur Veränderung oder durch „Kurs-<br />
korrekturen“ (vgl. Schein 1985).<br />
Im Rahmen des Altersstrukturcontrolling sind diese Kurskorrekturen derart zu gestal-<br />
ten, dass eine gegenseitige Wertschätzung von älteren <strong>und</strong> jüngeren Mitarbeitenden<br />
entsteht. Dazu müssen folgende vier Stufen durchlaufen werden (vgl. Köchling 2006:<br />
185 ff.):<br />
1. Bekämpfung der Diskriminierung;<br />
2. Chancengleichheit fördern;<br />
3. Gleichstellung (political correctness);<br />
4. Gegenseitige Wertschätzung (Andersartigkeit ausschöpfen).<br />
Die Unternehmenskultur kann als massgeblicher Einflussfaktor des Umgangs zwi-<br />
schen unterschiedlichen Personengruppen im Unternehmen betrachtet werden.<br />
3.2.1.3 <strong>Organisation</strong>sstruktur<br />
<strong>Organisation</strong>en sind soziale Gebilde, die dauerhaft ein Ziel verfolgen <strong>und</strong> eine forma-<br />
le Struktur aufweisen, mit deren Hilfe die Aktivitäten der Mitglieder auf das verfolgte<br />
Ziel ausgerichtet werden sollen (vgl. Kieser/Walgenbach 2007: 6). Die formale Orga-<br />
nisationsstruktur legt Regeln zur Arbeitsteilung (Aufgabenbereiche) <strong>und</strong> zur Koordi-<br />
nation (Hierarchie <strong>und</strong> Verfahrensrichtlinien) fest (vgl. Kieser/Walgenbach 2007: 17<br />
ff.).
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 63<br />
Der Zusammenhang zwischen <strong>Organisation</strong>sstruktur <strong>und</strong> Altersstrukturcontrolling<br />
kann aus zwei unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden:<br />
Die erste Sichtweise bezieht sich auf die organisatorische Einordnung <strong>und</strong> Gestal-<br />
tung des Altersstrukturcontrolling. Damit die Altersstruktur mit einer gewissen Perio-<br />
dizität überwacht werden kann, ist eine Eingliederung in das <strong>Personal</strong>controlling<br />
sinnvoll. Im Rahmen einer ersten Standortbestimmung <strong>für</strong> einen Betrieb ist aber auch<br />
eine Projektorganisation denkbar.<br />
Die zweite Betrachtungsweise beschäftigt sich mit der aus der Arbeitsteilung, Koor-<br />
dination sowie Konfiguration entstehenden Anforderungen an das Altersstrukturcont-<br />
rolling. Je nach dem welche <strong>Organisation</strong>sform gewählt wird, entstehen andere Un-<br />
tersuchungseinheiten, Schlüsselfunktionen <strong>und</strong> Qualifikationen, die es zu analysie-<br />
ren, zu bestimmen <strong>und</strong> zu beurteilen gilt.<br />
3.2.2 Unmittelbare Aktionsparameter<br />
Im Vergleich mit den mittelbaren Aktionsparametern werden die unmittelbaren Akti-<br />
onsparameter primär der operativen Ebene zugeordnet, da sie zur Erreichung von<br />
Sach- <strong>und</strong> Formalzielen einer Unternehmung beitragen (vgl. Zaugg 1996: 94). Im<br />
Rahmen des Altersstrukturcontrolling kann zwischen Instrumenten zur Informations-<br />
gewinnung resp. zur Analyse der Altersstruktur <strong>und</strong> Massnahmen (Aktions-Mix) zu<br />
deren Beeinflussung unterschieden werden. Die Analyseinstrumente (Informations-<br />
Mix) stellen den Schwerpunkt dieser Arbeit dar. Aus diesen werden Massnahmen<br />
(-programme) abgeleitet, die im Aktions-Mix aufgelistet werden.<br />
3.2.2.1 Informations-Mix<br />
Zum Informations-Mix des Altersstrukturcontrolling gehören unterschiedliche Analy-<br />
se- <strong>und</strong> Informationsgewinnungsmethoden, welche entscheidungsrelevante Informa-<br />
tionen in Bezug auf die betriebliche Altersstruktur liefern sollen. Die wichtigsten In-<br />
strumente in diesem Zusammenhang sind:<br />
• Kennzahlensysteme,<br />
• verschiedene Formen der Altersstrukturanalyse,<br />
• <strong>Personal</strong>-Portfolios <strong>und</strong> die Bestimmung von Schlüsselfunktionen,<br />
• die Früherkennung durch ein altersstrukturbezogenes <strong>Personal</strong>risikomanagement<br />
<strong>und</strong><br />
• die Betriebliche <strong>Personal</strong>forschung, insbesondere die Arbeitsmarktforschung.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 64<br />
Um ein möglichst gutes Bild der altersstrukturellen Situation zu erhalten <strong>und</strong> den In-<br />
formationsbedürfnissen von verschiedenen Anspruchsgruppen gerecht zu werden,<br />
ist eine Kombination dieser Analysemethoden der pragmatischste Lösungsansatz.<br />
Das nachfolgende Kapitel 4 stellt ein Instrument zum Controlling der betrieblichen<br />
Altersstruktur vor.<br />
3.2.2.2 Aktions-Mix<br />
Der Aktions-Mix stellt die Massnahmenkomponente des Altersstrukturcontrolling dar,<br />
welche auf Basis der Erkenntnisse aus den durchgeführten Analysen gestaltet wer-<br />
den soll. Gr<strong>und</strong>sätzlich sind zur Gestaltung der Massnahmen keine Grenzen gesetzt<br />
<strong>und</strong> es können fast alle Funktionen der <strong>Personal</strong>managements als Handlungsberei-<br />
che definiert werden. Ausgehend von der demografischen Entwicklung können je-<br />
doch gewisse Massnahmenschwerpunkte genannt werden (siehe Abschn. 2.1 / 2.2):<br />
• Rekrutierungsstrategien & Mitarbeiterbindung: Die Entwicklungen auf dem Ar-<br />
beitsmarkt verlangen nach neuen Rekrutierungsstrategien. Einerseits muss die<br />
Gewinnung von qualifizierten Nachwuchskräften intensiviert werden <strong>und</strong> anderer-<br />
seits müssen sich Unternehmen vermehrt auch mit der Einstellung von älteren<br />
Mitarbeitenden beschäftigen. Ein erhöhter Stellenwert kommt auch der Erhaltung<br />
von wichtigen <strong>Personal</strong>gruppen zu.<br />
• Ges<strong>und</strong>heitsförderung: Die vermehrte Beschäftigung von älteren Mitarbeitenden<br />
erfordert vermehrt Massnahmen zur Erhaltung <strong>und</strong> Förderung der Ges<strong>und</strong>heit der<br />
Mitarbeitenden.<br />
• <strong>Personal</strong>entwicklung / Qualifikationskonzepte: Eine Ausrichtung der <strong>Personal</strong>ent-<br />
wicklungsmassnahmen auf alle Alterskategorien wird immer wichtiger, damit die<br />
Innovations- <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit des <strong>Personal</strong>s erhalten oder gar gesteigert<br />
werden kann.<br />
• Arbeitszeitgestaltung: Flexible Arbeitszeitmodelle dienen dazu, das knapper wer-<br />
dende Erwerbspersonenpotenzial besser ausschöpfen zu können.<br />
• Wissenstransfer: Zur Verhinderung des Wissensverlustes aufgr<strong>und</strong> von Pensio-<br />
nierungen müssen Möglichkeiten zum Wissenstransfer geschaffen werden.<br />
Die oben genannten Schwerpunkte stellen keineswegs eine abschliessende Liste<br />
dar, verdeutlichen aber erneut, dass das Thema Demografie <strong>und</strong> Altersstruktur die<br />
verschiedensten Bereiche des <strong>Personal</strong>managements betrifft.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 65<br />
4 Altersstrukturcontrolling-Instrument<br />
In diesem Kapitel wird auf Basis der theoretisch gewonnenen Erkenntnisse ein In-<br />
strument zur Überwachung der betrieblichen Altersstruktur entwickelt. Nachfolgend<br />
werden Ziele, Aufbau <strong>und</strong> die einzelnen Elemente des Altersstrukturcontrolling-<br />
Instruments (nachfolgend ASC-Instrument genannt) vorgestellt <strong>und</strong> erläutert.<br />
4.1 Ziele des ASC-Instruments<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> des demografischen Wandels soll mit dem ASC-Instrument die<br />
Informationsgr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> den Umgang mit der betrieblichen Altersstruktur geschaf-<br />
fen werden. Damit sollen Problembereiche erkannt <strong>und</strong> die notwendigen Massnah-<br />
men eingeleitet werden. Um dieses generelle Ziel erreichen zu können, sind folgende<br />
Unterziele zu verfolgen:<br />
• Verschaffung eines Überblicks über die Ausgangslage durch die Analyse der<br />
Entwicklung der Wohn- & Erwerbsbevölkerung sowie der betrieblichen Alters-<br />
struktur. Entscheidungsträger werden dadurch auf externe Entwicklungen hin<br />
sensibilisiert <strong>und</strong> können Überbesetzungen von gewissen Kohorten sowie Pensi-<br />
onierungswellen entdecken.<br />
• Identifikation der wichtigsten Funktionen im Unternehmen (Schlüsselfunktionen)<br />
<strong>und</strong> detaillierte Untersuchung der Altersstruktur der Personen, die diese Funktio-<br />
nen wahrnehmen sowie Beurteilung des Arbeitsmarktangebots <strong>für</strong> die betreffen-<br />
den Funktionen.<br />
• Früherkennung von Risiken, die einen massgebenden Einfluss auf die betriebli-<br />
che Altersstruktur haben können.<br />
• Aus dem ASC-Instrument sollen konkrete Massnahmen ersichtlich werden.<br />
4.2 Aufbau des ASC Instruments<br />
Um die definierten Ziele zu erreichen, ist das ASC-Instrument wie in Abbildung 26<br />
dargestellt aufgebaut.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 66<br />
1) Ausgangslage: Analyse von Altersstrukturen<br />
• Analyse der demografischen Bedingungen:<br />
Gesamtbevölkerung <strong>und</strong> Arbeitsmarkt<br />
• Sensibilisierung <strong>für</strong> Problembereiche der Altersstruktur<br />
• Analyse der betrieblichen Altersstruktur<br />
2) Bestimmung der Schlüsselfunktionen <strong>und</strong> ASC-Portfolio<br />
• Bestimmung der Schlüsselfunktionen<br />
• Einschätzung der Altersstruktur-Arbeitsangebots-Situation mit<br />
ASC-Portfolio<br />
3) <strong>Personal</strong>risikoanalyse<br />
• Definition <strong>und</strong> Bewertung der altersstrukturellen Risiken<br />
innerhalb der Risikofelder<br />
• Bestimmen von möglichen Gegenmassnahmen<br />
4) Erarbeitung eines Massnahmenprogramms<br />
• Ableiten eines Massnahmenprogramms auf Basis der drei<br />
Analysephasen<br />
• Initiierung, Durchführung <strong>und</strong> Überprüfung des<br />
Massnahmenplans<br />
100%<br />
100%<br />
80%<br />
80%<br />
60%<br />
60%<br />
Betriebliche Altersstrukturen<br />
Betriebliche Altersstrukturen<br />
40%<br />
40%<br />
25%<br />
25%<br />
20%<br />
20%<br />
ausgewogene<br />
20%<br />
20%<br />
Belegschaftsstruktur<br />
ausgewogene<br />
Belegschaftsstruktur<br />
0%<br />
0%<br />
1991 2000 2010 15%<br />
jugenzentrierte<br />
2020 2030 2040 2050<br />
1991 2000 2010 15% 2020 2030 2040 2050<br />
Belegschaftsstruktur<br />
jugenzentrierte<br />
Belegschaftsstruktur<br />
Jahr<br />
Einfache Fortschreibung<br />
10% Jahr<br />
Einfache Fortschreibung<br />
mittelalterzentrierte<br />
10%<br />
mittelalterzentrierte<br />
25<br />
Belegschaftstruktur<br />
Unter 20-Jährige 20-39-Jährige 40-64-Jährige 65-79-Jährige 80-Jährige <strong>und</strong> Ältere 25<br />
Belegschaftstruktur<br />
Unter 20-Jährige 20-39-Jährige 40-64-Jährige 65-79-Jährige 80-Jährige <strong>und</strong> Ältere<br />
5%<br />
5%<br />
alterszentrierte<br />
20<br />
Belegschaftsstruktur<br />
alterszentrierte<br />
20<br />
Belegschaftsstruktur<br />
0%<br />
0%<br />
20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 15 55–59 60–64<br />
20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 15 55–59 60–64<br />
Alterskategorie<br />
Alterskategorie<br />
10<br />
10<br />
Anteil in %<br />
Anteil in %<br />
Risiko <strong>für</strong><br />
Risikofeld (RF) Mögliche Signale & Infoquellen<br />
<strong>Organisation</strong>seinheit<br />
Risiko <strong>für</strong><br />
Risikofeld (RF) Mögliche Signale & Infoquellen<br />
<strong>Organisation</strong>seinheit<br />
• Änderungen im Arbeitsrecht<br />
• Austrittsrisiko, wenn<br />
• Änderungen im Arbeitsrecht<br />
• Austrittsrisiko, wenn<br />
• Änderungen im<br />
Arbeitsbedingungen<br />
• Sozialversicherungsgesetz Änderungen im (bspw.<br />
relativ Arbeitsbedingungen<br />
weniger attraktiv<br />
PUBLICA-Gesetz)<br />
Sozialversicherungsgesetz (bspw.<br />
werden relativ oder weniger attraktiv<br />
PUBLICA-Gesetz)<br />
Pensionierung werden oder<br />
• Weitere relevante<br />
attraktiver Pensionierung<br />
• Gesetzesänderungen Weitere relevante resp. -<br />
attraktiver<br />
vorschläge Gesetzesänderungen resp. -<br />
• Gesetzes<br />
vorschläge<br />
Vorschläge / Politische<br />
• Diskussion Gesetzes (gilt Vorschläge auch als Quelle / Politische <strong>für</strong><br />
Politisch-rechtliches RF die Diskussion weiteren Punkte (gilt auch dieses als RF) Quelle <strong>für</strong><br />
Politisch-rechtliches RF die weiteren Punkte dieses RF)<br />
• Erweiterung der gesetzlichen<br />
• Engpassrisiko<br />
• Pflichten Erweiterung der gesetzlichen<br />
• (fehlende Engpassrisiko<br />
• Erweiterung Pflichten der Ziele & Aufgaben der<br />
Leistungsträger)<br />
(fehlende<br />
• <strong>Organisation</strong>seinheit Erweiterung der Ziele (Änderung & Aufgaben in der der • Anpassungsrisiko<br />
Leistungsträger)<br />
<strong>Organisation</strong>sverordnung <strong>Organisation</strong>seinheit (Änderung oder in der • (falsch Anpassungsrisiko<br />
qualifizierte<br />
Leistungsauftrag)<br />
<strong>Organisation</strong>sverordnung oder Mitarbeitende) (falsch qualifizierte<br />
Leistungsauftrag)<br />
Mitarbeitende)<br />
• Departementsvorsteherwechsel • Austrittsrisiko<br />
• Departementsvorsteherwechsel • Austrittsrisiko<br />
• Technologische Entwicklungen, • Anpassungsrisiko<br />
Technologisches RF<br />
• welche Technologische die Anforderungen Entwicklungen, an<br />
• Anpassungsrisiko<br />
Mitarbeitende<br />
Technologisches RF<br />
welche die Anforderungen <strong>und</strong> damit die an<br />
Berufsbilder Mitarbeitende verändern <strong>und</strong> damit die<br />
Berufsbilder verändern<br />
• Generelle Konjunkturentwicklung • Engpassrisiko<br />
• (inkl. Generelle Globalisierung) Konjunkturentwicklung<br />
•<br />
•<br />
Austrittsrisiko<br />
Engpassrisiko<br />
• Entwicklung (inkl. Globalisierung) auf den Arbeitsmärkten • Austrittsrisiko<br />
• (Angebot Entwicklung & Nachfrage) auf den Arbeitsmärkten<br />
Ökonomisches RF<br />
(Angebot & Nachfrage)<br />
Ökonomisches RF • Arbeitgeberimage / -attraktivität<br />
•<br />
•<br />
Arbeitsmarktforschung<br />
Arbeitgeberimage / -attraktivität<br />
/<br />
• <strong>Personal</strong>marketing Arbeitsmarktforschung / /<br />
Absolventenumfragen<br />
<strong>Personal</strong>marketing /<br />
Absolventenumfragen<br />
• Demografischer Wandel:<br />
• Austrittsrisiko<br />
• Veränderungen Demografischer der Wandel:<br />
• • Engpassrisiko<br />
Austrittsrisiko<br />
Erwerbspersonenstruktur Veränderungen der (siehe<br />
• Engpassrisiko<br />
erstes Erwerbspersonenstruktur ASC-Element) (siehe<br />
Sozio-kulturelles RF<br />
erstes ASC-Element)<br />
Sozio-kulturelles RF • Wertewandel (bspw. erhöhtes • Motivationsrisiko<br />
• Freizeitbedürfnis, Wertewandel (bspw. erhöhtes erhöhtes • (zurückgehaltene<br />
Motivationsrisiko<br />
Umweltbewusstsein)<br />
Freizeitbedürfnis, erhöhtes<br />
Leistung) (zurückgehaltene<br />
• Wertewandelforschung Umweltbewusstsein) /<br />
• Engpassrisiko<br />
Leistung)<br />
• Mitarbeiterumfragen<br />
Wertewandelforschung /<br />
• Engpassrisiko<br />
Mitarbeiterumfragen<br />
• Unzufriedene Mitarbeitende<br />
• Motivationsrisiko<br />
Motivationales RF<br />
• Unzufriedene Mitarbeitende<br />
• Motivationsrisiko<br />
Motivationales RF • Mitarbeiterumfragen<br />
• Austrittsrisiko<br />
• Mitarbeiterumfragen<br />
• Austrittsrisiko<br />
Bemerkung: Kursiv geschriebene Signale gelten nur <strong>für</strong> die B<strong>und</strong>esverwaltung<br />
Bemerkung: Kursiv geschriebene Signale gelten nur <strong>für</strong> die B<strong>und</strong>esverwaltung<br />
Abbildung 26: Aufbau des ASC-Instruments (eigene Darstellung)<br />
<strong>Personal</strong>gewinnung<br />
<strong>Personal</strong>gewinnung<br />
Anzahl Personen<br />
Anzahl Personen<br />
Altersstruktur<br />
<strong>Personal</strong>entwicklung<br />
<strong>Personal</strong>entwicklung<br />
5<br />
5<br />
0<br />
0<br />
65<br />
65<br />
Altersklasse<br />
Altersklasse<br />
4<br />
Zentriert<br />
2<br />
3<br />
1<br />
balanciert<br />
Führung<br />
Führung<br />
<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong><br />
Kultur<br />
Kultur<br />
<strong>Personal</strong>marketing<br />
<strong>Personal</strong>marketing<br />
1 sehr gut<br />
Abteilungs-<br />
Leiter<br />
<strong>Personal</strong>erhaltung<br />
<strong>Personal</strong>erhaltung<br />
Ges<strong>und</strong>heitsmanagement<br />
Ges<strong>und</strong>heitsmanagement<br />
Wissensmanagement<br />
Wissensmanagement<br />
2<br />
Breichs-<br />
Leiter<br />
Arbeitskräfteangebot<br />
<strong>Personal</strong>freistellung<br />
<strong>Personal</strong>freistellung<br />
Die einzelnen Elemente werden nachfolgend genauer beschrieben. Diese Beschrei-<br />
bungen basieren zum grössten Teil auf den theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen der vorange-<br />
gangenen Kapitel.<br />
4.3 Analyse der Ausgangslage<br />
4.3.1 Ziele des Elements<br />
In diesem ersten Schritt geht es darum, dass sich die <strong>Personal</strong>verantwortlichen eines<br />
Unternehmens einen Überblick über die demografische Ausgangslage verschaffen.<br />
Dazu werden die allgemeine demografische Entwicklung <strong>und</strong> besonders die Entwick-<br />
lung der Erwerbsbevölkerung berücksichtigt.<br />
Zusätzlich müssen die Entscheidungsträger auch die Problembereiche einer betrieb-<br />
lichen Altersstruktur kennen. Sie sollten Wissen, welche Altersstrukturen problema-<br />
tisch sein können <strong>und</strong> wie eine ideale Altersstruktur aussieht.<br />
3<br />
…<br />
4 kritisch<br />
2007<br />
2007<br />
2012<br />
2012<br />
2017<br />
2017
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 67<br />
Schliesslich sollen sich die Entscheidungsträger auch einen Überblick über die eige-<br />
ne Altersstruktur verschaffen <strong>und</strong> so stark besetzte Alterskategorien <strong>und</strong> Pensionie-<br />
rungswellen erkennen.<br />
4.3.2 Informationsgr<strong>und</strong>lage<br />
Für Informationen zur Bevölkerungsentwicklung <strong>und</strong> zum Erwerbspersonenpotenzial<br />
können die Studien des B<strong>und</strong>esamtes <strong>für</strong> Statistik (vgl. BfS 2006a; 2006b; 2007b)<br />
ausgewertet werden. Die Inhalte dieser Studien wurden ausführlich im Kapitel De-<br />
mografische Entwicklung behandelt <strong>und</strong> werden an dieser Stelle nicht mehr wieder-<br />
holt. Falls die Unternehmung eine Arbeitsmarktforschung betreibt, kann auch diese<br />
eine nützliche Informationsquelle darstellen.<br />
Kenntnis über Problembereiche betrieblicher Altersstrukturen können sich Entschei-<br />
dungsträger durch den Abschnitt 2.2.2 dieser Arbeit verschaffen. Zusätzlich können<br />
auch weitere Studien oder Erfahrungswerte berücksichtigt werden.<br />
Als Informationsgr<strong>und</strong>lage zur Analyse der betrieblichen Altersstruktur dient das Per-<br />
sonalinformationssystem (Gr<strong>und</strong>daten) oder – falls vorhanden – die <strong>Personal</strong>statisti-<br />
ken. Jedoch werden die allgemeinen Auswertungen der <strong>Personal</strong>statistik den Infor-<br />
mationsbedürfnissen, die sich im Rahmen der beschriebenen Analyse stellen, nicht<br />
gerecht.<br />
4.3.3 Methodik/Instrumente<br />
Während die externen Studien zur allgemeinen Entwicklung nur aufbereitet <strong>und</strong> zu-<br />
sammengefasst werden müssen, werden zur Analyse der betrieblichen Altersstruktur<br />
aufwändigere Verfahren benötigt. In Abschnitt 2.3 wurden verschiedene Konzepte<br />
vorgestellt. Wenn Unternehmen bereits Software wie ASTRA, ABAS© oder ASA zur<br />
Analyse der Altersstruktur einsetzen, ist dies umso besser, da die Analysen so ver-<br />
einfacht <strong>und</strong> automatisiert durchgeführt werden können. Ansonsten können die aus<br />
dem <strong>Personal</strong>informationssystem gewonnenen Daten in Excel ausgewertet <strong>und</strong> gra-<br />
fisch dargestellt werden.<br />
Je nach Grösse <strong>und</strong> Bedürfnissen der untersuchten <strong>Organisation</strong>seinheit, können<br />
unterschiedliche Varianten zur Altersstrukturanalyse eingesetzt werden. Nachfolgend<br />
sollen sinnvolle Auswertungsmöglichkeiten dargestellt werden.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 68<br />
4.3.3.1 Analyse der Ist-Altersstruktur<br />
Zur genauen Analyse der Ist-Altersstruktur sollten nicht nur Kennzahlen zu wenigen<br />
<strong>und</strong> grossen Alterskategorien betrachtet, sondern auf grafische Darstellung zurück-<br />
gegriffen werden, welche möglichst kleine <strong>und</strong> gleich grosse Alterkategorien abbildet.<br />
Dies ist wichtig, damit grosse Abstufungen zwischen den Alterskategorien erkannt<br />
werden können <strong>und</strong> die tatsächliche Altersstruktur nicht durch die Bildung von gros-<br />
sen Alterklassen verschleiert wird. Würden <strong>für</strong> die Beispielauswertung (siehe Abb.<br />
27) nur drei grosse Alterskategorien (bis 30; 31-50; über 50) gebildet, könnte man<br />
lediglich erkennen, dass die 31-50-Jährigen mit 59% die grösste, die über 50-<br />
Jährigen mit 25% die zweitgrösste <strong>und</strong> die unter 30-Jährigen mit 16% die kleinste<br />
Gruppe darstellen würden. Diese Reihenfolge würde sich auch ergeben, wenn die<br />
Altersstruktur ausgewogen wäre, da auch die Grösse der Alterskategorien dieser<br />
Rangordnung folgt. Zudem kann auch nicht erkannt werden, wie die Verteilung in-<br />
nerhalb dieser Gruppen aussieht. Trotzdem können gewisse Kennzahlen die Analyse<br />
der Altersstruktur unterstützen. Der Verfasser betrachtet bspw. die Anzahl potenziel-<br />
ler Pensionierungen (Mitarbeitende ab 55) <strong>und</strong> die tatsächlich geplanten Pensionie-<br />
rungen als eine Kennzahl mit angemessenem Informationsgehalt.<br />
Anteil in %<br />
30.0%<br />
25.0%<br />
20.0%<br />
15.0%<br />
10.0%<br />
5.0%<br />
0.0%<br />
Ist-Altersstruktur<br />
65<br />
Alterskategorie<br />
Abbildung 27: Beispielauswertung <strong>für</strong> Ist-Altersstruktur (eigene Darstellung)<br />
weiblich<br />
männlich<br />
Gesamtergebnis<br />
Aus Sicht des Autors sind Liniendiagramme besser geeignet als Balkendiagramme,<br />
da in ihnen Unterschiede zwischen den Kohorten besser erkannt werden können <strong>und</strong><br />
ein direkter Vergleich zwischen verschiedenen Linien (bspw. weib-
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 69<br />
lich/männlich/gesamt oder Vergleiche zwischen anderen <strong>Personal</strong>gruppen) leichter<br />
fällt. Weiter sollte auch zwischen Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern unterschieden<br />
werden, da Frauen bei Familiengründungen eher <strong>und</strong> länger aus dem Erwerbsleben<br />
ausscheiden als Männer.<br />
Je nach Grösse der Unternehmung ist zudem eine weitere Unterteilung nach Abtei-<br />
lungen oder Bereichen notwendig.<br />
4.3.3.2 Fortschreibung der Altersstruktur<br />
Die einfache Fortschreibung oder die Fortschreibung unter Berücksichtigung von<br />
gewissen Annahmen zu Zu- <strong>und</strong> Abgängen hilft die zukünftige Altersstruktur einer<br />
<strong>Organisation</strong> zu verdeutlichen. Die einfache Fortschreibung, d. h. die simple Übertra-<br />
gung der Alterskategorien ist dabei die einfachste Form, bietet aber kaum zusätzli-<br />
chen Informationsgehalt.<br />
Die Fortschreibung unter Berücksichtigung von gewissen Annahmen resp. Erfah-<br />
rungswerten, ergibt ein realistischeres Bild. Dazu können die prozentualen Verände-<br />
rungen der letzten Jahre pro Altersklasse auf die nächsten Jahre (je nach gewünsch-<br />
tem Zeithorizont) hochgerechnet werden. Um die Auswirkungen von Annahmen be-<br />
züglich Einstellungen oder Fluktuation zu überprüfen oder um gewisse zukünftige<br />
Ereignisse zu berücksichtigen, können unterschiedliche Annahmen getroffen (bspw.<br />
erhöhte Einstellungsquoten bei den 21-30-Jährigen, weniger Frühpensionierungen)<br />
<strong>und</strong> so Szenarien gebildet werden.<br />
Anzahl Personen<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Einfache Fortschreibung<br />
65<br />
Altersklasse<br />
2007<br />
2012<br />
2017<br />
Anzahl Personen<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Fortschreibung unter Beibehaltung der Rekrutierungs- <strong>und</strong><br />
Freistellungsstrategie<br />
65<br />
Altersklasse<br />
Abbildung 28: Einfache Fortschreibung <strong>und</strong> Fortschreibung unter Annahme der Beibehaltung<br />
der Rekrutierungs- <strong>und</strong> Freistellungsstrategie (eigene Darstellung)<br />
Die Fortschreibung eignet sich jedoch nur <strong>für</strong> <strong>Organisation</strong>seinheiten mit grossen<br />
Mitarbeiterzahlen. Bei kleinen <strong>Personal</strong>gruppen können starke Ausprägungen von<br />
2007<br />
2012<br />
2017
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 70<br />
einzelnen Ereignissen das Ergebnis stark verfälschen. Generell ist bei Fortschrei-<br />
bungen zu beachten, dass die getroffenen Annahmen offen gelegt werden, damit es<br />
nicht zu Fehlinterpretationen kommen kann.<br />
Aus dem oben genannten Gr<strong>und</strong> sollte je nach Grösse der betrachteten <strong>Personal</strong>-<br />
gruppe auf eine Fortschreibung <strong>und</strong> die Bildung von Szenarien verzichtet werden.<br />
Trotzdem ist eine vertiefte Analyse von bestimmten <strong>Personal</strong>gruppen wichtig, da nur<br />
so konkrete Massnahmen wie bspw. die Planung einer Nachfolge, die vermehrte Ak-<br />
tivität auf dem Arbeitsmarkt oder auch spezielle Modelle zur <strong>Personal</strong>freistellung im<br />
Rahmen von Pensionierungen abgeleitet werden können. Deshalb werden im nächs-<br />
ten Abschnitt die Bestimmung von Schlüsselfunktionen <strong>und</strong> deren Einordnung in das<br />
Altersstrukturportfolio beschrieben.<br />
4.4 Schlüsselfunktionen im ASC-Portfolio<br />
Je nach Funktion oder Funktionsgruppe unterscheiden sich das aktuelle <strong>und</strong> zukünf-<br />
tige Arbeitskräfteangebot, die aktuelle <strong>und</strong> zukünftige Arbeitskräftenachfrage, die<br />
Einarbeitungszeit, die Relevanz zur Sicherstellung der Leistungsfähigkeit sowie die<br />
Altersstruktur der Personengruppe, welche bestimmte Funktionen besetzen.<br />
4.4.1 Ziel des Elements<br />
Das Ziel dieses Elements ist es deshalb, Funktionen zu identifizieren, welche <strong>für</strong> den<br />
Erfolg einer <strong>Organisation</strong>seinheit entscheidend sind <strong>und</strong> nur längerfristig verfügbar<br />
gemacht werden können.<br />
4.4.2 Informationsgr<strong>und</strong>lagen<br />
4.4.2.1 Strategische Vorgaben<br />
Als Informationsgr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Bestimmung der Schlüsselgruppen dienen auf<br />
oberster Ebene die definierten Ziele, Aufgaben <strong>und</strong> Funktionen einer <strong>Organisation</strong>s-<br />
einheit. Diese Vorgaben dienen als Rahmenbedingungen zur weiteren Bestimmung<br />
der Schlüsselfunktionen. Verändern sich diese Rahmenbedingungen, ergeben sich<br />
veränderte oder neue Aufgaben <strong>und</strong> Funktionen, welche zur Erfüllung der vorgege-<br />
benen Ziele notwendig sind.<br />
4.4.2.2 Stellenbeschreibungen / Funktionsbewertungen<br />
Als weitere Informationsgr<strong>und</strong>lagen zur Bestimmung der Schlüsselfunktionen können<br />
bestehenden Stellenbeschreibungen, Funktionsbewertungen <strong>und</strong> weitere Dokumente
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 71<br />
(bspw. Kompetenzmodell), welche Auskunft über die Arbeitsschwierigkeit der betref-<br />
fenden Funktion geben, berücksichtigt werden.<br />
4.4.2.3 Externe Informationsquellen<br />
Zur Beurteilung der aktuellen <strong>und</strong> künftigen Arbeitsmarktsituation (Angebot <strong>und</strong><br />
Nachfrage) sind zusätzlich externe Informationsquellen zu berücksichtigen, falls die-<br />
se nicht bereits im Rahmen der Arbeitsmarktforschung unternehmensspezifisch auf-<br />
gearbeitet wurden (vgl. Abschnitt 2.4.6). Zudem stellen die Erfahrungswerte der Per-<br />
sonalverantwortlichen aus Stellenausschreibungen der Vergangenheit eine wichtige<br />
Informationsquelle dar.<br />
4.4.2.4 Weitere Informationsquellen<br />
Unter Umständen wurden zu anderen Zwecken bereits Schlüsselfunktionen der Or-<br />
ganisationseinheit definiert. Bestehen bereits solche Konzepte, können diese ange-<br />
wendet werden. Sind keine Schlüsselfunktionen bestimmt, kann das nachfolgend<br />
erläuterte Instrument eingesetzt werden.<br />
4.4.3 Instrumente/Methodik<br />
4.4.3.1 Bestimmung von Schlüsselfunktionen<br />
Auf Basis der oben aufgeführten Informationsquellen <strong>und</strong> der Erfahrungswerte der<br />
<strong>Personal</strong>verantwortlichen können anhand der folgenden Kriterien Schlüsselfunktio-<br />
nen definiert werden (vgl. auch Abschnitt 2.4.4):<br />
• Strategische Relevanz: Hoher Ergebnis- / Leistungsbeitrag, grosser Verlust im<br />
Falle eines Wegganges.<br />
• Schwer ersetzbar: Spezifität & Seltenheit der Aufgabe, hoher Anteil an Erfah-<br />
rungswissen zur Ausführung der Aufgaben notwendig.<br />
Die Bestimmung von Schlüsselfunktionen ist nur eine von vielen Möglichkeiten, die<br />
Belegschaft zu segmentieren. Unter Umständen können andere Segmentierungen<br />
sinnvoller sein. Falls die Betrachtung der Personen, die eine Funktion wahrnehmen<br />
aus Sicht der <strong>Personal</strong>verantwortlichen wichtiger ist als die Funktion an sich, können<br />
auch die in Abschnitt 2.4.3 vorgestellten <strong>Personal</strong>portfolios zur Segmentierung ver-<br />
wendet werden.<br />
Eine weitere wichtige Anmerkung zu diesem Element ist, dass die Einteilung der<br />
Funktionen <strong>und</strong> Mitarbeitenden in Schlüsselgruppen <strong>und</strong> Nicht-Schlüsselgruppen ein
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 72<br />
sehr heikles Thema ist. Inwieweit solche Strukturierungen gegenüber der Beleg-<br />
schaft kommuniziert werden, muss gründlich überdacht werden.<br />
Abbildung 29: Formular zur Bestimmung der Schlüsselfunktionen (eigene Darstellung)<br />
Als Hilfestellung zur Ermittlung der Schlüsselfunktionen kann das in Abbildung 29<br />
dargestellte Formular verwendet werden (siehe auch Anhang 3).<br />
4.4.3.2 ASC-Portfolio<br />
Sind die Schlüsselfunktionen bestimmt, kann über die Bestimmung der Altersstruktur<br />
innerhalb der entsprechenden Funktionsgruppe (Y-Achse) <strong>und</strong> der Beurteilung der<br />
Arbeitsmarktsituation (X-Achse) das ASC-Portfolio erarbeitet werden. Das Portfolio<br />
kann je nach Bedarf <strong>und</strong> Anzahl Mitarbeitenden pro Schlüsselfunktion <strong>für</strong> Personen-<br />
gruppen, aber auch <strong>für</strong> Einzelpersonen eingesetzt werden. Dazu müssen jedoch die<br />
beiden Achsenwerte unterschiedlich hergeleitet werden:<br />
Personengruppen<br />
Zur Beurteilung auf der Ebene Personengruppe muss pro Schlüsselfunktion die Al-<br />
tersstruktur <strong>und</strong> die Einarbeitungszeit bewertet werden. Ist eine Personengruppe<br />
stark zentriert <strong>und</strong> der älteren Mitarbeitendengruppe zuzuordnen, ist eine hohe Be-<br />
wertung zu vergeben (4); Bei einer ausgewogenen Altersstruktur oder einer weniger<br />
stark zentrierten <strong>und</strong> / oder jüngeren Altersstruktur können bessere Werte vergeben<br />
werden (1, 2 oder 3).
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 73<br />
Nachfolgend wird eine Beispielbewertung <strong>für</strong> die fiktive Schlüsselgruppe „Abteilungs-<br />
leiter“ vorgenommen. Das Ausmass der Zentrierung wurde mit 3 als eher problema-<br />
tisch beurteilt. Zudem besteht eine lange ideale Einarbeitungszeit <strong>für</strong> neue Mitarbei-<br />
tende von 3 Jahren, weshalb dies mit dem kritischen Wert 4 beurteilt wurde. Gewich-<br />
tet mit je 50% ergibt sich ein Y-Achsenwert von 3.5.<br />
Bewertung Gewichtung<br />
Abteilungsleiter<br />
(1-4) X in % =<br />
Altersstruktur (Vertikale)<br />
Ausmass der Alterszentrierung<br />
Einarbeitungszeit <strong>für</strong> neuen Mitarbeitenden<br />
Arbeitskräfteangebot (Horizontale)<br />
Pool an intern vorhandenen Nachwuchskräften /<br />
Nachfolgekandidaten<br />
Pool an extern vorhandenen Nachwuchskräften /<br />
Nachfolgekandidaten<br />
Arbeitgeberimage innerhalb der betrachteten<br />
Personengruppe<br />
Tabelle 7: ASC-Bewertungsraster <strong>für</strong> Personengruppen (eigene Darstellung)<br />
3<br />
4<br />
1<br />
2<br />
100%<br />
50%<br />
50%<br />
100%<br />
50%<br />
50%<br />
Ergebnis<br />
Bei der Beurteilung des Arbeitskräfteangebots wurde festgestellt, dass intern keine<br />
verfügbaren Mitarbeitenden bestehen, die gewillt <strong>und</strong> befähigt sind, diese Stelle zu<br />
übernehmen. Deshalb muss die Situation auf dem externen Arbeitsmarkt beurteilt<br />
werden. Glücklicherweise besteht auf dem Arbeitsmarkt ein beträchtliches Angebot<br />
an potenziellen Nachfolgern auf diese Stelle (deshalb Wert 1) <strong>und</strong> auch das Arbeit-<br />
geberimage des betreffenden Unternehmens <strong>für</strong> diese <strong>Personal</strong>gruppe kann als gut<br />
(Wert 2) beurteilt werden. Gewichtet mit ebenfalls je 50% gibt das einen X-<br />
Achsenwert von 1.5.<br />
Nach der Ermittlung dieser beiden Werte kann die betreffende Schlüsselgruppe, in<br />
diesem Fall die Abteilungsleiter, in das ASC-Portfolio übertragen werden. Analog<br />
können diese Beurteilungen <strong>für</strong> andere Schlüsselgruppen vorgenommen werden.<br />
3.5<br />
1.5<br />
2<br />
1.5<br />
0.5<br />
1
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 74<br />
Betriebliche Altersstruktur<br />
4<br />
zentriert<br />
3<br />
2<br />
1<br />
balanciert<br />
1<br />
sehr gut<br />
Abteilungs-<br />
Leiter<br />
Arbeitskräfteangebot<br />
Abbildung 30: ASC-Portfolio <strong>für</strong> Schlüsselfunktionen (eigene Darstellung)<br />
Einzelpersonen<br />
2<br />
…<br />
3<br />
4<br />
kritisch<br />
Ein ähnliches Vorgehen kann auf der Ebene von Einzelpersonen angewendet wer-<br />
den. Hierbei werden die Unterkriterien der Achsen jedoch anders definiert. Bei der Y-<br />
Achse wird das Verhältnis zwischen Einarbeitungszeit <strong>und</strong> Zeit bis zur Pensionierung<br />
ermittelt. Ist die ideale Einarbeitungszeit (Y) grösser als die Zeit bis zur Pensionie-<br />
rung oder zum Austritt aus anderen Gründen, ergibt sich ein Verhältniswert, der grös-<br />
ser als eins (>1) ist, was bereits als kritisch aus Sicht des Know-How Verlustes be-<br />
trachtet werden muss.<br />
Sind intern potenzielle Nachfolgekandidaten vorhanden, sollten diese mit dem Ziel<br />
der Stellenübernahme in ein Nachfolgeprogramm aufgenommen werden, damit ein<br />
Wissenstransfer stattfinden kann. Ist dies der Fall, erweist sich die Arbeitskräftean-<br />
gebotsituation als wenig problematisch (Bewertung 1). Sollte dies jedoch nicht der<br />
Fall sein, muss wie beim Beispiel <strong>für</strong> <strong>Personal</strong>gruppen das externe Arbeitskräftean-<br />
gebot betrachtet <strong>und</strong> bewertet werden.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 75<br />
Kriterium<br />
Altersstruktur (Vertikale)<br />
Zeit bis zur Pensionierung<br />
Einarbeitungszeit <strong>für</strong> neuen Mitarbeitenden<br />
Kriterium<br />
Arbeitskräfteangebot (Horizontale)<br />
Pool an intern vorhandenen Nachwuchskräften /<br />
Nachfolgekandidaten<br />
Pool an extern vorhandenen Nachwuchskräften /<br />
Nachfolgekandidaten<br />
Arbeitgeberimage innerhalb der betrachteten<br />
Personengruppe<br />
Monate<br />
oder Jahre<br />
Tabelle 8: ASC-Bewertungsraster Einzelpersonen (eigene Darstellung)<br />
X<br />
Y<br />
Verhältniswert<br />
Y / X<br />
Bewertung Gewichtung Ergebnis<br />
(1-4) X in % =<br />
100%<br />
Die verschiedenen bestimmten Schlüsselpersonen können so bewertet <strong>und</strong> im ASC-<br />
Portfolio eingetragen werden (siehe Abb. 31). Damit verschaffen sich die <strong>Personal</strong>-<br />
verantwortlichen einen Überblick über die Anzahl <strong>und</strong> das Ausmass von kritischen<br />
Stellen innerhalb der <strong>Organisation</strong>seinheit. Die Unterkriterien können nach Bedarf<br />
<strong>und</strong> Gutdünken angepasst oder ergänzt werden.<br />
Einarbeitungszeit /<br />
Zeit bis zur Pensionierung<br />
>1<br />
1<br />
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 76<br />
4.5 <strong>Personal</strong>risikoanalyse<br />
Nachdem die Schlüsselfunktionen bestimmt <strong>und</strong> mit Hilfe des ASC-Portfolios bewer-<br />
tet wurden, werden in diesem Element die altersstrukturellen Chancen <strong>und</strong> Gefahren<br />
<strong>für</strong> die einzelnen Schlüsselfunktionen resp. -personen ermittelt.<br />
4.5.1 Ziel des Elements<br />
Gewisse Ereignisse im Umfeld einer <strong>Organisation</strong> können einen erheblichen Einfluss<br />
auf die Belegschaft einer <strong>Organisation</strong> haben, welche nicht durch die bisher erfolgten<br />
Analyseschritte erfasst werden konnten. Im Rahmen dieses Elements sollen deshalb<br />
<strong>für</strong> die relevanten Personengruppen (Schlüsselpersonen resp. -funktionen) Risiken<br />
analysiert werden. Dabei werden vorwiegend Einflussfaktoren auf die betriebliche<br />
Altersstruktur ausserhalb <strong>und</strong> innerhalb der <strong>Organisation</strong>seinheit aufgedeckt <strong>und</strong> be-<br />
wertet. Es müssen Signale, welche künftig einen Einfluss auf die betriebliche Alters-<br />
struktur haben erkannt sowie deren Ausmass bewertet werden.<br />
4.5.2 Informationsgr<strong>und</strong>lage<br />
Die Risikoanalyse bedient sich nicht bestimmter Informationsgr<strong>und</strong>lagen. Hier sind<br />
die <strong>Personal</strong>verantwortlichen verpflichtet, die Risikofelder aus dem Blickwinkel der<br />
betrieblichen Altersstruktur zu betrachten. Dazu dienen Artikel aus Fachzeitschriften,<br />
Zeitungen, Studien <strong>und</strong> andere Informationsquellen sowie Erfahrungswerte der Per-<br />
sonalverantwortlichen. Besteht eine allgemeine <strong>Personal</strong>risikoanalyse, ist es sinnvoll,<br />
die dort identifizierten Risiken vorab zu betrachten. Generell kann eine allgemeine<br />
Risikobetrachtung zweckmässiger sein, als eine, die nur auf die Altersstruktur bezo-<br />
gen ist.<br />
4.5.3 Instrumente/Methodik<br />
Für die <strong>Personal</strong>risikoanalyse wurden zwei Hilfestellungen erarbeitet:<br />
• Einerseits das Analyseraster <strong>für</strong> <strong>Personal</strong>risiken, in welchem <strong>für</strong> verschiedene<br />
Risikofelder mögliche Signale <strong>und</strong> Informationsquellen aufgeführt werden <strong>und</strong><br />
schliesslich die potenziellen <strong>Personal</strong>risiken <strong>für</strong> die <strong>Organisation</strong>seinheit nach<br />
Kobi (1999; 2006) angegeben werden.<br />
• Andererseits eine Tabelle zur Risikobewertung, in welcher das (altersstrukturelle)<br />
Risiko beschrieben, die Eintretenswahrscheinlichkeit sowie das Auswirkungs-<br />
ausmass so gut wie möglich abgeschätzt werden muss <strong>und</strong> mögliche Gegen-<br />
massnahmen definiert werden sollen (siehe Tabelle 9).
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 77<br />
Risikofeld (RF) Mögliche Signale & Infoquellen<br />
Politisch-rechtliches RF<br />
Technologisches RF<br />
Ökonomisches RF<br />
• Änderungen im Arbeitsrecht<br />
• Änderungen im Sozialversicherungsgesetz<br />
(bspw. PUBLICA-Gesetz)<br />
• Weitere relevante Gesetzesänderungen<br />
resp. -vorschläge<br />
• Gesetzes Vorschläge / Politische<br />
Diskussion (gilt auch als Quelle <strong>für</strong><br />
die weiteren Punkte dieses RF)<br />
• Erweiterung der gesetzlichen Pflichten<br />
• Erweiterung der Ziele & Aufgaben der<br />
<strong>Organisation</strong>seinheit (Änderung in der<br />
<strong>Organisation</strong>sverordnung oder Leistungsauftrag)<br />
Risiko <strong>für</strong><br />
<strong>Organisation</strong>seinheit<br />
• Austrittsrisiko, wenn<br />
Arbeitsbedingungen relativ<br />
weniger attraktiv<br />
werden oder Pensionierung<br />
attraktiver<br />
• Engpassrisiko (fehlende<br />
Leistungsträger)<br />
• Anpassungsrisiko<br />
(falsch qualifizierte Mitarbeitende)<br />
• Departementsvorsteherwechsel • Austrittsrisiko<br />
• Technologische Entwicklungen, welche<br />
die Anforderungen an Mitarbeitende<br />
<strong>und</strong> damit die Berufsbilder verändern<br />
• Generelle Konjunkturentwicklung<br />
(inkl. Globalisierung)<br />
• Entwicklung auf den Arbeitsmärkten<br />
(Angebot & Nachfrage)<br />
• Arbeitgeberimage / -attraktivität<br />
• Arbeitsmarktforschung / <strong>Personal</strong>marketing<br />
/ Absolventenumfragen<br />
• Demografischer Wandel: Veränderungen<br />
der Erwerbspersonenstruktur<br />
(siehe erstes ASC-Element)<br />
Sozio-kulturelles RF • Wertewandel (bspw. erhöhtes Freizeitbedürfnis,<br />
erhöhtes Umweltbewusstsein)<br />
Motivationales RF<br />
• Wertewandelforschung / Mitarbeiterumfragen<br />
• Unzufriedene Mitarbeitende<br />
• Mitarbeiterumfragen<br />
Bemerkung: Kursiv geschriebene Signale gelten nur <strong>für</strong> die B<strong>und</strong>esverwaltung<br />
• Anpassungsrisiko<br />
• Engpassrisiko<br />
• Austrittsrisiko<br />
• Austrittsrisiko<br />
• Engpassrisiko<br />
• Motivationsrisiko<br />
(zurückgehaltene Leistung)<br />
• Engpassrisiko<br />
• Motivationsrisiko<br />
• Austrittsrisiko<br />
Tabelle 9: Analyseraster <strong>für</strong> <strong>Personal</strong>risiken (eigene Darstellung; Risikofelder in Anlehnung an<br />
Hentze/Kammel 1993: 96 & Kobi 1999: 27 ff.)
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 78<br />
Anhand des abgebildeten Analyserasters <strong>für</strong> (altersstrukturelle) <strong>Personal</strong>risiken, wel-<br />
ches keine abschliessende Risikokategorisierung <strong>und</strong> Auflistung der Signale dar-<br />
stellt, können Risiken innerhalb der verschiedenen Felder identifiziert, bewertet <strong>und</strong><br />
gesteuert werden. Zur Unterstützung kann das nachfolgend dargestellte Formular zur<br />
Risikobewertung genutzt werden.<br />
Risikofeld<br />
Beschreibung des altersstrukturellen<br />
<strong>Personal</strong>risikos<br />
Risikobewertung<br />
Eintretens-<br />
W’keit<br />
Auswirkungsausmass Gegenmassnahme<br />
Tabelle 10: Formular zur Risikoidentifikation <strong>und</strong> -bewertung (eigene Darstellung in Anleh-<br />
nung an Kobi 1999:18)<br />
Das Formular beinhaltet neben einer Bezeichnung des Risikofeldes <strong>und</strong> der verbalen<br />
Beschreibung (Identifikation) des Risikos zwei Spalten, welche zur Messung resp.<br />
Bewertung des Risikos dienen sollen. Dabei sollen einerseits die Eintretenswahr-<br />
scheinlichkeit des definierten Szenarios <strong>und</strong> andererseits das Ausmass der Auswir-<br />
kungen im Falle eines Eintretens abgeschätzt werden. Der ermittelte Wert gibt einen<br />
Hinweis darauf, welche Priorität der weiteren Betrachtung dieses Risikos beigemes-<br />
sen werden muss <strong>und</strong> welche Relevanz das Risiko hat. Dies kann – wenn möglich –<br />
auf Basis von konkreten Zahlen, d.h. Wahrscheinlichkeit in % <strong>und</strong> Auswirkungsaus-<br />
mass in Franken, oder über den Einsatz einer Skala bspw. von 1 bis 5 geschehen. In<br />
der letzten Spalte werden mögliche Gegenmassnahmen formuliert, damit beim Ein-<br />
treten des Risikos bereits bestimmte Handlungsalternativen bestehen. Dieses Vor-<br />
gehen entspricht dem Risikozyklus des integrierten <strong>Personal</strong>risikomanagements (vgl.<br />
Kobi 1999: 19; Kobi 2006: 21, siehe Abschnitt 2.4.5 Früherkennung), in welchem Ri-<br />
siken identifiziert, gemessen, gesteuert <strong>und</strong> weiter überwacht werden sollen.
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 79<br />
4.6 Erarbeitung des Massnahmenprogramms<br />
4.6.1 Ziel des Elements<br />
In diesem letzten Element geht es schlussendlich darum, aus den aufgezeigten Ana-<br />
lyseelementen des ASC ein Programm von Handlungsalternativen abzuleiten. Hier-<br />
bei sollen nun die unterschiedlichen Massnahmen priorisiert <strong>und</strong> deren detaillierte<br />
Ausgestaltung geplant werden.<br />
4.6.2 Informationsgr<strong>und</strong>lage<br />
Als Informationsgr<strong>und</strong>lage dienen die vorangegangenen Analyseelemente, in wel-<br />
chen jeweils schon Massnahmen abgeleitet bzw. identifiziert wurden, sowie zusätzli-<br />
che Hilfestellungen zur Ausgestaltung der jeweiligen Massnahme. Weiter sollten be-<br />
reits eingesetzte Programme (bspw. Ges<strong>und</strong>heitsmanagement oder Diversity Mana-<br />
gement) analysiert <strong>und</strong> berücksichtigt werden.<br />
4.6.3 Instrumente<br />
Als einziges Instrument in diesem Element, neben der Prozessübersicht, wird ein<br />
Überblick zu den möglichen Handlungsfeldern gegeben. Dieser Überblick soll dazu<br />
dienen, die verschiedenen Massnahmen aus den anderen Elementen zu strukturie-<br />
ren <strong>und</strong> zu koordinieren. Wichtig in diesem Zusammenhang sind auch die Priorisie-<br />
rung <strong>und</strong> die Allokation von Ressourcen zur Verwirklichung dieser Massnahmen.<br />
4.6.3.1 Prozessübersicht<br />
Die Prozessübersicht zeigt das Vorgehen zur Ableitung eines Massnahmenpro-<br />
gramms, welches auf den vorangehenden Schritten aufbaut.<br />
Auflisten der möglichen<br />
Handlungsalternativen<br />
> Welche<br />
Handlungsalternativen<br />
wurden im Rahmen der<br />
Analyseschritte<br />
identifiziert?<br />
> Wo gibt es<br />
Überlappungen?<br />
Zusammenstellen <strong>und</strong><br />
Planen des<br />
Massnahmenprogramms<br />
> Priorisierung der<br />
unterschiedlichen<br />
Handlungsalternativen<br />
> Allokation von<br />
Ressourcen zur<br />
Durchführung der<br />
Massnahmen<br />
Umsetzung des<br />
Massnahmenprogramms<br />
> Bestimmen von<br />
Verantwortlichen <strong>für</strong><br />
die Umsetzung des<br />
Programms resp. der<br />
Teilprogramme<br />
> Implementierung der<br />
Massnahmen<br />
Überprüfung des<br />
Massnahmenprogramms<br />
> Definition von<br />
Kennzahlen <strong>und</strong> Key<br />
Performance<br />
Indicators (KPIs)<br />
> Regelmässige<br />
Überprüfung dieser<br />
Kennzahlen <strong>und</strong> KPIs<br />
Abbildung 32: Prozessübersicht zur Ableitung des Massnahmenprogramms (eigene Darstel-<br />
lung)
ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 80<br />
4.6.3.2 Überblick zu möglichen Handlungsfeldern<br />
Der Überblick zu den möglichen Handlungsfeldern kann als Gestaltungsrahmen <strong>für</strong><br />
Massnahmen genutzt werden. Er verdeutlicht, dass eine Vielzahl an Massnahmen,<br />
welche sich über den ganzen Prozess des <strong>Personal</strong>managements erstrecken <strong>und</strong><br />
auch Querschnittsfunktionen wie <strong>Personal</strong>marketing, Ges<strong>und</strong>heitsmanagement <strong>und</strong><br />
Wissensmanagement betreffen, durchgeführt werden können (siehe Abb. 33).<br />
<strong>Personal</strong>gewinnung<br />
<strong>Personal</strong>gewinnung<br />
<strong>Personal</strong>entwicklung<br />
<strong>Personal</strong>entwicklung<br />
Führung <strong>und</strong> Kultur<br />
Führung <strong>und</strong> Kultur<br />
<strong>Personal</strong>marketing<br />
<strong>Personal</strong>marketing<br />
<strong>Personal</strong>erhaltung<br />
<strong>Personal</strong>erhaltung<br />
Ges<strong>und</strong>heitsmanagement<br />
Ges<strong>und</strong>heitsmanagement<br />
Wissensmanagement<br />
Wissensmanagement<br />
<strong>Personal</strong>freistellung<br />
<strong>Personal</strong>freistellung<br />
Abbildung 33: Gestaltungsrahmen <strong>für</strong> Massnahmen des Altersstrukturcontrolling (eigene Dar-<br />
stellung)<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung von Massnahmen ist einer, welcher<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich als nur bedingt gestaltbar gilt: Führung <strong>und</strong> Kultur. Im Rahmen der<br />
Führung <strong>und</strong> Kultur ist besonders die Wertschätzung gegenüber älteren Mitarbeiten-<br />
den wichtig. Erfahrungen zeigen, dass das Bedürfnis an Wertschätzung durch Vor-<br />
gesetzte <strong>und</strong> Kollegen mit dem Alter noch ansteigen (vgl. Köchling 2006: 185 f.).<br />
Die Ergebnisse aus der Privatwirtschaft (siehe Kapitel 6) im zweiten Teil dieser Arbeit<br />
geben wertvolle Hinweise, welche Gestaltungsmassnahmen („Good Practices“)<br />
Schweizer Grossunternehmen innerhalb dieser Handlungsfelder einsetzen.
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 81<br />
TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE<br />
Im zweiten Teil der vorliegenden Masterarbeit werden empirische Erkenntnisse zum<br />
Themengebiet Altersstrukturcontrolling dargelegt. Einerseits wurde das im vorange-<br />
henden Kapitel vorgestellte Instrument des Altersstrukturcontrolling in der B<strong>und</strong>es-<br />
verwaltung übungshalber durchgespielt <strong>und</strong> so getestet. Andererseits wurden quali-<br />
tative Befragungen bei fünf Schweizer Grossunternehmungen durchgeführt, um die<br />
aktuell eingesetzten Analyseinstrumente <strong>und</strong> Massnahmen in Bezug auf die Alters-<br />
struktur darzulegen.<br />
5 Fallstudie B<strong>und</strong>esverwaltung<br />
Das im vorangehenden Kapitel vorgestellte, auf theoretischen Konzepten basierende<br />
Altersstrukturcontrolling-Instrument wurde im Rahmen eines Workshops mit dem<br />
Eidgenössischen <strong>Personal</strong>amt (EPA) eingesetzt <strong>und</strong> hinterfragt. Zusätzlich wurde<br />
das Instrument weiteren <strong>Personal</strong>verantwortlichen aus unterschiedlichen Departe-<br />
menten in einer 90-minütigen Diskussion vorgestellt <strong>und</strong> ihr kritisches Feedback aus<br />
der Perspektive ihres Departements eingeholt. Der genaue Studienaufbau <strong>und</strong><br />
-ablauf wird nachfolgend erläutert.<br />
5.1 Studiendesign<br />
In diesem Abschnitt wird nach dem Phasenschema von Zikm<strong>und</strong> (2003: 59; siehe<br />
auch Kapitel 6 Erkenntnisse aus der Privatwirtschaft) kurz die Durchführung der Fall-<br />
studie erläutert.<br />
Problemdefinition<br />
Die zugr<strong>und</strong>e liegenden Problemstellungen der Fallstudie können wie folgt formuliert<br />
werden: Ist das theoretisch erarbeitete Altersstrukturcontrolling-Instrument in der<br />
B<strong>und</strong>esverwaltung sinnvoll einsetzbar? Welche Elemente können verbessert wer-<br />
den? Wo können Ergänzungen vorgenommen werden?<br />
Forschungsdesign<br />
Es wurden zwei unterschiedliche Forschungsmethoden eingesetzt:<br />
• Einerseits wurde ein Workshop beim Eidgenössischen <strong>Personal</strong>amt durchgeführt.<br />
Zu diesem Zweck wurden vorab umfangreiche Handlungsanweisungen formuliert,<br />
in welchen die quantitative Altersstrukturanalyse des <strong>Personal</strong>amts bereits durch
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 82<br />
den Autor auf Basis von Daten des <strong>Personal</strong>informationssystems vorgenommen<br />
wurde. Diese wurden anschliessend an die drei Teilnehmenden versandt. Im<br />
Rahmen des Workshops wurden dann die einzelnen Analyseschritte des ASC-<br />
Instruments inhaltlich diskutiert <strong>und</strong> anschliessend Verbesserungsvorschläge un-<br />
terbreitet.<br />
• Andererseits wurde das ASC-Instrument im Rahmen von 90-minütigen Gesprä-<br />
chen anderen <strong>Personal</strong>verantwortlichen der B<strong>und</strong>esverwaltung vorgestellt, wel-<br />
che dann aus der Perspektive des jeweiligen Departements resp. der Verwal-<br />
tungseinheit Rückmeldungen gaben.<br />
Untersuchungseinheiten<br />
Das EPA wurde ausgewählt, da es das Kompetenzorgan der B<strong>und</strong>esverwaltung <strong>für</strong><br />
personalwirtschaftliche Fragestellungen ist. Durch den Workshop konnte das EPA<br />
das Instrument kennen lernen <strong>und</strong> gleichzeitig Hinweise <strong>für</strong> Verbesserungen geben.<br />
Die Teilnehmenden (Regula Hofer, <strong>Personal</strong>chefin EPA; Thomas Schmutz, Vizedi-<br />
rektor, Leiter Geschäftsbereich <strong>Personal</strong>wirtschaft <strong>und</strong> Controlling, Geschäftslei-<br />
tungsmitglied; Andrea Schneider, Leiterin <strong>Personal</strong>controlling) stellen die wichtigsten<br />
Entscheidungsträger betreffend Altersstrukturcontrolling dar <strong>und</strong> wurden von Andrea<br />
Schneider ausgewählt, welche das Projekt seitens des EPA betreute.<br />
Die <strong>Personal</strong>verantwortlichen aus anderen Verwaltungseinheiten wurden ebenfalls<br />
durch Frau Schneider ausgewählt. Dabei wurden Verwaltungseinheiten <strong>und</strong> Perso-<br />
nen berücksichtigt, die sich bereits mit altersstrukturellen Problemen beschäftigt oder<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich ein Interesse am Themengebiet haben. Es handelt sich um <strong>Personal</strong>-<br />
verantwortliche der Generalsekretariate des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepar-<br />
tements GS-EVD, des Eidgenössischen Departements des Innern GS-EDI <strong>und</strong> des<br />
Eidgenössischen Departements <strong>für</strong> Verteidigung, Bevölkerungsschutz <strong>und</strong> Sport GS-<br />
VBS sowie der Eidgenössischen Zollverwaltung EZV. Die genauen Angaben zu den<br />
Interviews finden sich im Interviewerverzeichnis im Anhang dieser Arbeit.<br />
Datenerhebung<br />
Zur Durchführung der Altersstrukturanalyse beim EPA wurden <strong>für</strong> die Handlungsan-<br />
weisungen die Daten zur Ist-Altersstruktur sowie die Zu- <strong>und</strong> Abgänge der letzten<br />
fünf Jahre pro Altersklasse aus dem <strong>Personal</strong>informationssystem des EPA gezogen<br />
<strong>und</strong> in Microsoft Excel aufbereitet.
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 83<br />
Die Rückmeldungen aus dem Workshop sowie aus den Interviews mit den <strong>Personal</strong>-<br />
verantwortlichen anderer Verwaltungseinheiten wurden in Form von Protokollen (sie-<br />
he Feedback-Formular im Anhang 6) erfasst <strong>und</strong> zur Überprüfung <strong>und</strong> Klärung von<br />
Missverständnissen einige Tage nach den Treffen den <strong>Personal</strong>verantworltlichen<br />
zugesandt.<br />
Auswertung <strong>und</strong> Interpretation<br />
Die Protokolle wurden nach den unterschiedlichen Analyseschritten des ASC-<br />
Instruments strukturiert. Dabei wurden Kritikpunkte <strong>und</strong> Verbesserungsvorschläge<br />
berücksichtigt.<br />
Verfassen der Resultate<br />
Die Ergebnisse aus der Untersuchung werden im nachfolgenden Abschnitt präsen-<br />
tiert. Dabei werden zuerst allgemeine Kritikpunkte <strong>und</strong> danach jene zu den jeweiligen<br />
Analyseschritten präsentiert. Gewisse kleine Verbesserungsvorschläge wurden be-<br />
reits im konzeptionellen Teil (Kapitel 4) vorgenommen.<br />
5.2 Ergebnisse<br />
5.2.1 Allgemeine Kritikpunkte<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich wurde das Altersstrukturcontrolling-Instrument sehr positiv wahrge-<br />
nommen. Die Vorteile wurden von den Befragten darin gesehen, dass auf einfache<br />
Weise die Situation bezüglich der Altersstruktur analysiert werden kann. Besonders<br />
die Visualisierung der Situation der Schlüsselfunktionen stellt ein managementge-<br />
rechtes Analysetool resp. Reportingtool dar <strong>und</strong> wurde als hilfreiche Erweiterung der<br />
quantitativen Analysen (bspw. durch ASTRA) betrachtet.<br />
Die Befragten des GS-EVD <strong>und</strong> des GS-EDI können sich einen periodischen Einsatz<br />
zum Check der altersstrukturellen Situation (bspw. parallel zur Strategieentwicklung)<br />
gut vorstellen. Die <strong>Personal</strong>verantwortlichen des EPA regten zudem an, dass die Er-<br />
gebnisse der Analyse, insbesondere die Einschätzungen der Altersstruktur, des Ar-<br />
beitsmarktes <strong>und</strong> der Risiken, von einer externen Stelle überprüft <strong>und</strong> allenfalls er-<br />
gänzt werden könnten. Aus Sicht des Verfassers würde die Aufgabe der externen<br />
Prüfstelle aus Sicht der anderen Verwaltungseinheiten dem EPA zukommen.
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 84<br />
Die verfassten Handlungsanweisungen, welche im Rahmen des Workshops mit dem<br />
EPA eingesetzt wurden, sind als gut eingeschätzt worden. Jedoch wurden sie auch<br />
als zu umfangreich empf<strong>und</strong>en, da die demografische Ausganglage vertieft erläutert<br />
wird. Eine Markierung dieser allgemeinen Informationsteile wurde deshalb angeregt,<br />
damit diese erkannt <strong>und</strong> – bei bereits vorhandenem Wissen – überfolgen werden<br />
können.<br />
5.2.2 Altersstrukturanalysen<br />
Die in Kapitel 4 vorgestellte quantitative Analyse der Altersstruktur wurde als sinnvoll<br />
betrachtet, da dadurch ein Überblick über die Situation bezüglich der Altersstruktur<br />
geschaffen wird. Das Problem bei dieser gesamthaften Analyse ist jedoch, dass sie<br />
wenig aussagekräftig ist. Eine weitere Segmentierung der Belegschaft bspw. nach<br />
Departementsbereichen, Ämtern oder Lohnklassen ist je nach Grösse der betrachte-<br />
ten Verwaltungseinheit zwingend, damit altersstrukturelle Probleme entdeckt werden.<br />
Bei der Fortschreibung unter Berücksichtigung von Erfahrungswerten <strong>und</strong> Annahmen<br />
ist darauf zu achten, dass die <strong>Organisation</strong>seinheiten genügend gross sind, damit<br />
Unregelmässigkeiten resp. starke Ausprägungen bei den Zu- <strong>und</strong> Abgängen aufge-<br />
fangen werden können. Das EPA bspw. ist mit r<strong>und</strong> 100 Mitarbeitenden zu klein, um<br />
in der Fortschreibung realistische Ergebnisse zu liefern.<br />
Für das VBS wiederum ist eine Fortschreibung durchaus hilfreich <strong>und</strong> könnte dank<br />
grossen Mitarbeitergruppen qualitativ gute Fortschreibungsergebnisse liefern, unter<br />
der Voraussetzung, dass die getroffenen Annahmen <strong>für</strong> Zu- <strong>und</strong> Abgänge präzise<br />
<strong>und</strong> realistisch sind.<br />
Weiter wurde eine Gegenüberstellung der Altersstruktur der Belegschaft mit jener der<br />
Erwerbsbevölkerung angeregt, damit die eigene Altersstruktur verglichen werden<br />
kann. Aus Sicht des Verfassers kann diese Gegenüberstellung helfen die eigene Si-<br />
tuation zu relativieren. Jedoch ist sie wenig pragmatisch, wenn es darum geht Mass-<br />
nahmen zu entwickeln.<br />
5.2.3 Schlüsselfunktionen <strong>und</strong> ASC-Portfolio<br />
Die Bestimmung von Schlüsselfunktionen wurde als wichtig empf<strong>und</strong>en, da dadurch<br />
die Diskussion über diese angestossen wird. Eine Person betonte, dass es wichtig<br />
sei in erster Linie Funktionen zu betrachten <strong>und</strong> nicht die Personen, welche diese
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 85<br />
Funktionen besetzen. Die Bestimmungskriterien wurden gr<strong>und</strong>sätzlich als einfach,<br />
zweckmässig <strong>und</strong> ausreichend erachtet. Die Befragten des EDI wiesen jedoch darauf<br />
hin, dass wichtige persönliche <strong>und</strong> soziale Eigenschaften wie Persönlichkeit <strong>und</strong><br />
Teamfähigkeit damit nicht erfasst werden. Der Verfasser betrachtet dies als wertvol-<br />
len Hinweis, welcher allerdings im Rahmen der Schlüsselfunktionsbestimmung<br />
schwierig zu berücksichtigen ist, wenn primär Funktionen <strong>und</strong> nicht Personen beur-<br />
teilt werden.<br />
Weiter hat eine Person angemerkt, dass Schlüsselfunktionen je nach Arbeitsmarktla-<br />
ge variieren können. Dies wird aus Sicht des Autors durch den Eintrag in das ASC-<br />
Portfolio berücksichtigt, in welchem das Arbeitskräfteangebot beurteilt werden muss.<br />
Die Bestimmung von Schlüsselfunktionen wurde von den Befragten des VBS als nur<br />
eine von vielen Möglichkeiten zur Segmentierung der Belegschaft betrachtet. Des-<br />
halb merkten sie berechtigterweise an, dass durch diese Bestimmung das Bild zu<br />
eng gefasst werden könnte.<br />
Beim Altersstrukturcontrolling-Portfolio wurde angemerkt, dass der Begriff Arbeitge-<br />
berimage nicht eindeutig ist. Dabei war nicht klar, welche Elemente zum Arbeitgeber-<br />
image gehören. Der Verfasser meinte mit dem Begriff die Gesamtheit aller Aspekte,<br />
welche die Attraktivität eines Arbeitgebers ausmachen. Folglich scheint der Begriff<br />
Arbeitgeberattraktivität der Treffendere zu sein.<br />
5.2.4 Altersstrukturelle Risikoanalyse<br />
Die Risikoanalyse stiess bei allen Befragten auf grosses Interesse. Je nach Verwal-<br />
tungseinheit wurden unterschiedliche Risiken verschieden stark betont. Welche wei-<br />
teren Risikofelder oder Risiken betrachtet werden, sollte jede <strong>Organisation</strong>, die eine<br />
solche Analyse durchführt, selbst entscheiden.<br />
Als wertvoller Hinweis, kann der Einbezug bestimmter identifizierter Risiken zur Be-<br />
stimmung der Annahmen <strong>für</strong> die Fortschreibung der Altersstrukturanalyse (Schritt 1)<br />
gesehen werden. Die Schwierigkeit dabei besteht jedoch in der Identifikation der<br />
quantifizierbaren <strong>und</strong> relevanten Risiken, die einen Einfluss auf die Zu- <strong>und</strong> Abgänge<br />
haben.<br />
Weiter wurde gewünscht, dass die Ergebnisse der Risikoanalyse in das ASC-<br />
Portfolio einfliessen, damit die Ergebnisse beider Analyseschritte in einer Darstellung
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 86<br />
ersichtlich sind. Aus Sicht des Verfassers ist eine solche Verschmelzung nicht ohne<br />
die Änderung der Y-Achse möglich, da ansonsten Erkenntnisse des ASC-Portfolios<br />
verzerrt würden <strong>und</strong> die Risiken in einer zusammengefassten Darstellung nicht mehr<br />
ersichtlich wären.<br />
Dennoch ist eine andere Darstellungsmöglichkeit denkbar, in welcher nach wie vor<br />
das Arbeitskräfteangebot (Horizontale) <strong>für</strong> Schlüsselfunktionen beurteilt wird, die Ver-<br />
tikale beurteilt jedoch nicht mehr die Altersstruktur, sondern das generelle <strong>Personal</strong>-<br />
risiko der Schlüsselfunktionen. Dieses würde das Austrittsrisiko aufgr<strong>und</strong> von Pensi-<br />
onierungen <strong>und</strong> anderen Austrittsrisiken, das Engpassrisiko bspw. aufgr<strong>und</strong> von er-<br />
weiterten Aufgabenbereichen, <strong>und</strong> falls möglich oder notwendig das Anpassungsrisi-<br />
ko sowie das Motivationsrisiko umfassen (siehe Abb. 34). Es sollten nur die Risiken<br />
berücksichtigt werden, welche zu einem neuen oder erhöhten Bedarf bei den<br />
Schlüsselfunktionen führen.<br />
<strong>Personal</strong>risiken<br />
• Austrittsrisiko<br />
• Engpassrisiko<br />
• Anpassungsrisiko<br />
• Motivationsrisiko<br />
4<br />
hoch<br />
3<br />
2<br />
1<br />
tief<br />
1<br />
sehr gut<br />
2<br />
Arbeitskräfteangebot<br />
Abbildung 34: <strong>Personal</strong>risiko-Arbeitskräfteangebot-Portfolio (eigene Darstellung)<br />
3<br />
4<br />
kritisch<br />
Diese Darstellung hätte den Vorteil, dass alle <strong>Personal</strong>risiken (inkl. das Austrittsrisiko<br />
aufgr<strong>und</strong> von Pensionierungen), welche über die <strong>Personal</strong>risikoanalyse erfasst <strong>und</strong><br />
bewertet werden, im ASC-Portfolio abgebildet werden könnten.<br />
5.2.5 Definition Massnahmenprogramm<br />
Zur Definition des Massnahmenprogramms wurden nur wenige Bemerkungen ge-<br />
macht: Eine Person betonte, dass es gr<strong>und</strong>sätzlich wichtig sei, aufgr<strong>und</strong> der Analy-<br />
sen auch tatsächlich Massnahmen zu ergreifen. Der gegebene Handlungsrahmen
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 87<br />
resp. das Aufzeigen von potenziellen Handlungsfeldern wurde als nützliche Hilfestel-<br />
lung erachtet. Schliesslich bestätigten die Befragten des VBS, dass nicht eine oder<br />
ein paar wenige Massnahmen als Reaktion auf den demografischen Wandel genü-<br />
gen, sondern ein Paket von unterschiedlichen Massnahmen geschnürt werden müs-<br />
se, welches auf die Bedürfnisse der Verwaltungseinheit abgestimmt sei. Dabei muss<br />
nichts neu erf<strong>und</strong>en, sondern lediglich vorhandene Konzepte <strong>und</strong> Ideen umgesetzt<br />
werden. Dabei seien insbesondere die Rolle der Führungskräfte sowie die Verände-<br />
rung der Kultur entscheidende Aspekte.<br />
5.3 Zwischenfazit <strong>und</strong> Beantwortung der Forschungsfrage<br />
Mit der Fallanalyse bei der B<strong>und</strong>esverwaltung wurde getestet, ob das entwickelte<br />
Instrument zum Controlling der betrieblichen Altersstruktur sinnvoll einsetzbar ist. Die<br />
präsentierten Ergebnisse aus dem Workshop beim Eidgenössischen <strong>Personal</strong>amt<br />
sowie aus den durchgeführten Interviews mit <strong>Personal</strong>verantwortlichen aus Verwal-<br />
tungseinheiten verschiedener Departemente zeigen, dass das Instrument seine Ziele<br />
erfüllt <strong>und</strong> es mit angemessenem Aufwand einsetzbar ist. Die gemachten Kritikpunk-<br />
te zeigen gewisse Problembereiche wie bspw. im Bereich der Fortschreibung <strong>und</strong> bei<br />
der Bestimmung der Schlüsselfunktionen auf. Diese sind jedoch primär mit dem kon-<br />
kreten Einsatz des Instruments verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> sollten deshalb bei dessen Anwen-<br />
dung beachtet werden.<br />
Ansonsten können die gemachten Hinweise wie die Prüfung durch eine organisati-<br />
onsexterne Stelle, die Verbindung des ASC-Portfolios mit den <strong>Personal</strong>risiken oder<br />
eine Gegenüberstellung der <strong>Organisation</strong>sdemografie mit der Erwerbsbevölkerung<br />
das Instrument ergänzen oder es nach Bedarf der Anwender anpassen.<br />
Besonders erfreulich war, dass die Befragten aus dem Generalsekretariat des Eid-<br />
genössischen Departements des Innern sowie des Eidgenössischen Volkswirt-<br />
schaftsdepartements eine Aufnahme des ASC-Instruments in ihr Toolportfolio als<br />
durchaus wünschenswert erachteten.
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 88<br />
6 Erkenntnisse aus der Privatwirtschaft<br />
In diesem Kapitel werden Ergebnisse aus der qualitativen Erhebung zum Thema Al-<br />
tersstrukturcontrolling bei fünf Grossunternehmen der Schweiz zuerst einzeln prä-<br />
sentiert <strong>und</strong> anschliessend zusammengefasst. Zuvor wird jedoch Aufbau <strong>und</strong> Ablauf<br />
der Studie genauer erläutert.<br />
6.1 Studienaufbau <strong>und</strong> -ablauf<br />
Das systematische Vorgehen bei der Durchführung einer Untersuchung ist gr<strong>und</strong>-<br />
sätzlich immer dasselbe <strong>und</strong> unterscheidet sich je nach Quelle nur geringfügig. Die<br />
dieser Untersuchung zugr<strong>und</strong>e liegende Vorgehensheuristik richtet sich nach dem<br />
Phasenschema von Zikm<strong>und</strong> (2003: 59).<br />
Problem Discovery<br />
and Definition<br />
Research<br />
Design<br />
Sampling<br />
and so on<br />
Data<br />
Gathering<br />
Discovery and<br />
Definition<br />
Abbildung 35: Stages of the Research Process (Zikm<strong>und</strong> 2003: 59)<br />
Conclusions and<br />
Report<br />
Data Processing<br />
and Analysis<br />
In der praktischen Durchführung einer Untersuchung überschneiden sich die Phasen<br />
oft zeitlich <strong>und</strong> sind stark voneinander abhängig (vgl. Zikm<strong>und</strong> 2003: 59). In Abbil-<br />
dung 35 wird angedeutet, dass der eigentliche Forschungsprozess nach dem Ver-<br />
fassen der Resultate (Conclusions and Report) nicht abgeschlossen ist. Vielmehr<br />
sind neue, aus der Untersuchung hervorgegangene Fragen <strong>und</strong> Probleme zu beant-<br />
worten. Nachfolgend wird das Vorgehen in den einzelnen Phasen genauer erläutert.
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 89<br />
6.1.1 Problemdefinition (Problem Discovery and Definition)<br />
Eine gute Problemdefinition ermöglicht Forschern klare Forschungsfragen <strong>und</strong> -ziele<br />
zu formulieren (vgl. Zikm<strong>und</strong> 2003: 61). Gegenstand dieser Arbeit bildet das Control-<br />
ling von betrieblichen Altersstrukturen wie es in Abschnitt 2.3 definiert wurde. Zurzeit<br />
existieren keine Studien über das Altersstrukturcontrolling in Schweizer Unterneh-<br />
men. Deshalb soll mit dieser Studie ein erster Einblick über die in den Unternehmen<br />
eingesetzten Instrumente <strong>und</strong> Massnahmen gewährt <strong>und</strong> – falls vorhanden – „Good<br />
Practices“ identifiziert werden. Dazu stellen sich folgende Forschungsfragen:<br />
• Welche Ziele bestehen bezüglich der betrieblichen Altersstruktur?<br />
• Welche Instrumente zur Analyse der betrieblichen Altersstruktur werden ein-<br />
gesetzt?<br />
• Welche Massnahmen werden aus den in der Analyse gewonnenen Erkennt-<br />
nissen abgeleitet?<br />
• Wo sind Funktionen des Altersstrukturcontrolling organisatorisch einzuord-<br />
nen?<br />
6.1.2 Forschungsdesign (Research Design)<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich handelt es sich beim vorliegenden Untersuchungsprozess um eine<br />
explorative Forschung. Exploration wird als Vorgehen definiert, welches gestützt auf<br />
kenntlich gemachtem Vorwissen aus der Literatur <strong>und</strong> unter Verwendung von Me-<br />
thoden der empirischen Sozialforschung zu einem vertieften Verständnis <strong>und</strong> einer<br />
besseren Beherrschung von Systemen der Unternehmung gelangen will (vgl. Thom<br />
1984: 146). „In der explorativen Forschungskonzeption geht es weniger um die Veri-<br />
fikation bzw. die Falsifikation von Hypothesen, sondern vielmehr um die Hypothesen-<br />
findung <strong>und</strong> -präzisierung“ (Zaugg 2002: 10). Dabei wird eine sachlich-analytische<br />
Forschungsstrategie angewandt, welche „[...] auf die Durchdringung komplexer Zu-<br />
sammenhänge <strong>und</strong> die Erarbeitung von Handlungsgr<strong>und</strong>lagen […]“ (Grochla 1978:<br />
72) ausgerichtet ist.<br />
Um den Anforderungen des Forschungsdesigns gerecht zu werden, kommen die<br />
beiden folgenden Methoden der Sozialforschung zur Anwendung.
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 90<br />
• Experteninterviews: Ein Experteninterview gilt als spezielle Anwendungsform des<br />
Leitfadeninterviews (vgl. Flick 2005: 139). Der Befragte interessiert dabei weniger<br />
als Person denn in seiner Eigenschaft als Experte <strong>für</strong> ein bestimmtes Handlungs-<br />
feld (vgl. Flick 2005: 139). Dabei werden auch Kriterien <strong>und</strong> Techniken des prob-<br />
lemzentrierten Interviews angewandt (vgl. Mayring 2002: 69; siehe auch Datener-<br />
hebung).<br />
• Dokumentenanalyse: Die „Dokumentenanalyse will Material erschliessen, das<br />
nicht erst vom Forscher durch die Datenerhebung geschaffen werden muss. Do-<br />
kumentenanalyse zeichnet sich durch die Vielfalt ihres Materials aus. Die qualita-<br />
tive Interpretation des Dokuments hat einen entscheidenden Stellenwert“ (May-<br />
ring 2002: 47).<br />
Als Orientierungshilfe beim Entwurf des Interviewleitfadens sowie auch bei der Ana-<br />
lyse der Dokumente helfen die in Teil I erarbeiteten Konzeptionellen Gr<strong>und</strong>lagen in-<br />
klusive des Bezugsrahmens. Der Interviewleitfaden wurde nach den Aktionsparame-<br />
tern des Altersstrukturcontrolling aufgebaut.<br />
6.1.3 Untersuchungseinheiten (Sampling)<br />
Untersucht werden die eingesetzten Instrumente zur Analyse der Altersstruktur sowie<br />
die umgesetzten Massnahmen in fünf Schweizer Grossunternehmen. Dazu wurden<br />
Experten von <strong>Personal</strong>abteilungen der folgenden Unternehmen befragt:<br />
• ABB;<br />
• IBM;<br />
• Schweizer Grossbank (Anonymisierung verlangt);<br />
• Schweizerische Post;<br />
• Wirtschaftsprüfungs- & Beratungsunternehmung (Anonymisierung verlangt).<br />
Es wurden bewusst grosse Unternehmen in wissensintensiven Branchen ausge-<br />
wählt, welche u. A. <strong>für</strong> ihre innovative <strong>Personal</strong>politik bekannt sind. Wissensintensive<br />
Branchen benötigen eine höhere Anzahl an qualifizierten Mitarbeitenden, damit sie<br />
ihre Leistungen erbringen können. Zudem sind gerade qualifizierte Arbeitskräfte<br />
knapp auf dem Arbeitsmarkt, weshalb vermutet wird, dass in diesen Unternehmen<br />
interessante Instrumente zur Überwachung der Altersstruktur vorhanden sind. Auch<br />
die Unternehmensgrösse war ein wichtiges Auswahlkriterium, da in Grossunterneh-
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 91<br />
men altersstrukturelle Probleme verstärkt auftreten können <strong>und</strong> eher umfassende<br />
Konzepte entwickelt werden als in kleinen Unternehmen.<br />
Personen aus <strong>Personal</strong>abteilungen dieser Unternehmen wurden mittels schriftlicher<br />
Projektbeschreibung <strong>und</strong> Anfrage (siehe Anhang 7) gebeten, sich <strong>für</strong> die Untersu-<br />
chung zur Verfügung zu stellen. Bis auf eine Unternehmung, welche oben nicht auf-<br />
geführt ist, haben alle zugesagt. Danach wurden Termine <strong>für</strong> das ungefähr 90-<br />
minütige Interview vereinbart <strong>und</strong> auf Wunsch der Interviewleitfaden zur Vorbereitung<br />
zu geschickt.<br />
6.1.4 Datenerhebung (Data Gathering)<br />
Die Experteninterviews wurden mit Hilfe eines strukturierten Interviewleitfadens (vgl.<br />
Anhang) durchgeführt. Es handelt sich hierbei um ein so genanntes problemzentrier-<br />
tes Interview (vgl. Diekmann 2005: 450 ff.; Flick 2005 134 ff.), indem mittels Fragen<br />
<strong>und</strong> Erzählanreizen ein bestimmtes Problem thematisiert wird. Das Interview ist<br />
durch drei zentrale Kriterien gekennzeichnet (vgl. Flick 2005: 135): Problemzentrie-<br />
rung, d. h. die Orientierung des Forschers an einer relevanten gesellschaftlichen<br />
Problemstellung; Gegenstandsorientierung, d. h., dass die Methoden am Gegens-<br />
tand orientiert entwickelt bzw. modifiziert werden sollen; schliesslich die Prozessori-<br />
entierung in Forschungsprozess <strong>und</strong> Gegenstandsverständnis. Als zentrale Kommu-<br />
nikationsstrategien im problemzentrierten Interview werden der Gesprächsseinstieg,<br />
allgemeine Sondierungen, spezifische Sondierungen <strong>und</strong> Ad-hoc-Fragen genannt<br />
(vgl. Flick 2005: 135).<br />
Bei der Formulierung der Fragen wurde darauf geachtet, dass keine Suggestivfragen<br />
(leading questions; Fragen, die Antworten vorgeben) <strong>und</strong> keine wertenden Fragen<br />
(loaded questions; Fragen, welche sozialerwünschte Antworten provozieren oder<br />
emotional belastet sind) gestellt werden (vgl. Zikm<strong>und</strong> 2003: 336 f.). Die Reihenfolge<br />
der Fragen orientiert sich auf der ersten Ebene nach dem erstellten Bezugsrahmen.<br />
Innerhalb des jeweiligen Themenblocks wurden die Fragen nach der Trichtertechnik<br />
(funnel technique) aufgelistet (vgl. Zikm<strong>und</strong> 2003: 345), d. h. generelle Fragen wer-<br />
den zuerst gestellt. Zusammen mit dem Einstiegsteil des Interviewleitfadens erfüllt<br />
das formulierte Vorgehen die Anforderungen an die oben erwähnten Kommunikati-<br />
onsstrategien des problemzentrierten Interviews (vgl. Flick 2005: 135).
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 92<br />
Die Interviews wurden zur Erleichterung der Gesprächsführung <strong>und</strong> zum Präzisieren<br />
der Auswertung aufgezeichnet. Das Protokoll des Interviews wurde einige Tage nach<br />
der Durchführung an die / den Interviewten gesendet, damit diese die protokollierten<br />
Aussagen nachlesen konnten. Dadurch sollten allfällige Missverständnisse erkannt<br />
<strong>und</strong> beseitigt werden.<br />
Zusätzlich zu den Protokollen wurde bei der Durchführung der Interviews auch nach<br />
Dokumenten zum Themengebiet gefragt, welche <strong>für</strong> das Dokumentenstudium ver-<br />
wendet werden können.<br />
6.1.5 Auswertung <strong>und</strong> Interpretation (Data Processing and Analysis)<br />
Zur Auswertung der Experteninterviews wurde <strong>für</strong> jedes Interview ein Protokoll er-<br />
stellt. Dieses Protokoll wurde thematisch nach den verschiedenen Analyseinstrumen-<br />
ten <strong>und</strong> Massnahmen des Altersstrukturcontrolling geordnet <strong>und</strong> durch die zusätzlich<br />
erhaltenen Dokumente der jeweiligen Unternehmung ergänzt. Auf Basis dieser the-<br />
matisch geordneten Protokolle <strong>und</strong> der Zusatzdokumente wurde der Ist-Zustand des<br />
Altersstrukturcontrolling analysiert <strong>und</strong> „Good Practices“ identifiziert. Geleitet nach<br />
den Kernfragen resp. Forschungsfragen erfolgt somit eine qualitative Inhaltsanalyse<br />
des Interviews sowie der zur Verfügung stehenden Dokumente.<br />
6.1.6 Verfassen der Resultate (Conclusions and Report)<br />
Die Resultate der Studie werden im nachfolgenden Abschnitt dargelegt. Dabei wird<br />
<strong>für</strong> jede Unternehmung ein Kurzportrait erstellt <strong>und</strong> danach die Ergebnisse der inhalt-<br />
lichen Analyse, gegliedert nach Analyseinstrumenten <strong>und</strong> Massnahmen, präsentiert.<br />
Besonders interessante <strong>und</strong> einzigartige Konzepte werden dabei vertieft behandelt.<br />
Anschliessend erfolgen eine Zusammenfassung der Ergebnisse aus den Unterneh-<br />
men sowie ein Fazit.<br />
6.2 Ergebnisse<br />
6.2.1 ABB<br />
6.2.1.1 Unternehmensprofil<br />
ABB (Asea Brown Boveri) ist eine weltweit führende Unternehmung <strong>für</strong> Energie- <strong>und</strong><br />
Automationstechnik. Der Konzern beschäftigt etwa 110'000 Mitarbeitende in r<strong>und</strong><br />
100 Ländern <strong>und</strong> erwirtschaftete 2006 einen Umsatz von $ 24,412 Mrd. In der
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 93<br />
Schweiz beschäftigt ABB r<strong>und</strong> 5'600 Mitarbeitende an verschiedenen Produktions-<br />
<strong>und</strong> Forschungsstandorten (vgl. ABB 2008: Online; ABB 2007: 1 ff.).<br />
Der Interviewpartner ist Leiter des Recruiting Centers, welches in der Human Re-<br />
source Management Abteilung der zentralen Dienste eingeordnet ist.<br />
6.2.1.2 Altersstrukturziele<br />
Die ABB betrachtet eine ges<strong>und</strong>e Altersmischung als wichtigen Erfolgsfaktor <strong>für</strong> das<br />
Unternehmen. Konkrete Ziele in Form von Quoten bestehen nicht, da es schlussend-<br />
lich um die Kompetenz der Mitarbeitenden <strong>und</strong> nicht um deren Alter geht.<br />
6.2.1.3 Informations-Mix<br />
Die ABB erhebt ihre Altersstruktur in umfangreichen Reports <strong>und</strong> dazugehörenden<br />
Grafiken. Es werden monatlich das Durchschnittsalter, das Dienstalter sowie die Al-<br />
tersverteilung der verschiedenen <strong>Organisation</strong>seinheiten ausgewertet. Dabei wird die<br />
Altersstruktur auch in den verschiedenen Hierarchiestufen abgebildet. Eine Fort-<br />
schreibung oder eine Szenariorechnung wird zwar nicht durchgeführt, die wesentli-<br />
chen Einflussgrössen werden jedoch berücksichtigt.<br />
Im Rahmen des Hochschulmarketings wird auch der Arbeitsmarkt beobachtet: Die<br />
Studenten- <strong>und</strong> Absolventenzahlen der technischen Studiengänge, deren Herkunft,<br />
deren genaue Studienrichtung sowie die Qualität ihrer Abschlüsse wird verfolgt. In<br />
diesem Zusammenhang wird auch beobachtet, wie sich das Arbeitgeberimage ent-<br />
wickelt.<br />
6.2.1.4 Aktions-Mix<br />
Die Handlungsfelder der ABB im Zusammenhang mit der demografischen Entwick-<br />
lung sind sehr umfangreich. In folgenden Gestaltungsbereichen werden altersstruk-<br />
turspezifische Massnahmen ergriffen, welche gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>für</strong> alle Mitarbeitenden<br />
gelten:<br />
• Gr<strong>und</strong>satz der Chancengleichheit;<br />
• Arbeitsmarktfähigkeit / Weiterbil-<br />
dung über ganzes Erwerbsleben;<br />
• Wertschätzung;<br />
• Work-Life-Balance;<br />
• Entlöhnung;<br />
• Berufliche Vorsorge;<br />
• Altersgerechte Arbeitsgestaltung;
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 94<br />
Von den aufgelisteten Rahmenbedingungen / Massnahmen / Modellen / Gr<strong>und</strong>sät-<br />
zen ist speziell die Entlöhnung hervorzuheben: Unabhängig vom Alter erfolgt die Ent-<br />
löhnung gemäss einer transparenten Bewertung des Arbeitsplatzes <strong>und</strong> der Leis-<br />
tungsbewertung des Mitarbeitenden. Da in diesem System der Lohn nicht mit dem<br />
Alter ansteigt, werden ältere Mitarbeitende nicht benachteiligt.<br />
Zusätzlich bestehen weitere Modelle <strong>und</strong> Instrumente, bei welchen ältere Mitarbei-<br />
tende stärker im Zentrum stehen. Diese werden nachfolgend kurz erläutert.<br />
• Route 45: Dies ist die Bezeichnung <strong>für</strong> einen zweitägigen Workshop, in welchem<br />
die Mitarbeitenden zwischen 45 <strong>und</strong> 55, die sich ungefähr in der Hälfte ihres Er-<br />
werbslebens befinden, eine Standortbestimmung vornehmen <strong>und</strong> den weiteren<br />
Verlauf ihrer Karriere planen. Dabei werden Kompetenzen <strong>und</strong> die interne Ar-<br />
beitsmarktfähigkeit überprüft sowie die Zufriedenheit mit der Arbeitssituation be-<br />
wertet.<br />
• Mentoring: Durch ein Mentoring-Tandem erfolgt ein Transfer des Wissens <strong>und</strong> der<br />
Erfahrung von älteren Mitarbeitenden zu den Jüngeren. Wertvolles Wissen lässt<br />
sich so erhalten <strong>und</strong> vermehren. Zudem eröffnet der Mentor seinem Mentee den<br />
Zugang zum über Jahre gewachsenen Netzwerk innerhalb des Unternehmens.<br />
• Programm 57+: In diesem Programm werden Mitarbeitende <strong>und</strong> deren Partnerin-<br />
nen / Partner bewusst mit langer Vorlaufzeit auf den Ruhestand vorbereitet. Die<br />
Vorbereitung umfasst finanzielle, ges<strong>und</strong>heitliche (wie kann die Ges<strong>und</strong>heit über<br />
das Rentenalter hinaus erhalten werden) <strong>und</strong> sozial-psychologische (wie kann der<br />
Mitarbeitende mit der neuen Lebenssituation umgehen?) Aspekte.<br />
• Alternative Karriere bei Consenec: Mit dem erreichen des 60igsten Lebensjahr<br />
müssen die obersten Kader von ABB Schweiz ihre Positionen <strong>für</strong> jüngere Mitar-<br />
beitende freigeben. Bis zum regulären Rentenalter von 65 können sie dann bei<br />
der Consulting-Firma Consenec als Berater arbeiten. Consenec gehört ABB,<br />
Alstom <strong>und</strong> Bomardier <strong>und</strong> soll das Know-How der betreffenden Mitarbeitenden<br />
erhalten <strong>und</strong> diese gleichzeitig von der Führungsverantwortung entlasten.<br />
Die oben aufgeführten Konzepte <strong>und</strong> Modelle der ABB können alle als innovative<br />
Lösungsansätze betrachtet werden <strong>und</strong> stellen somit „Good Practices“ dar.
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 95<br />
6.2.1.5 <strong>Organisation</strong><br />
Das generelle <strong>Personal</strong>controlling wird zentral vom Human Resource Management<br />
aus vorgenommen. Werden innerhalb von Geschäftsbereichen Probleme festgestellt,<br />
wird eine vertiefte Ursachenanalyse vorgenommen. Die Umsetzung der Massnah-<br />
men wird gr<strong>und</strong>sätzlich durch die Linie vorgenommen, wobei natürlich gewisse Pro-<br />
gramme durch das HRM geplant <strong>und</strong> ausgeführt werden müssen (Route 45, Pro-<br />
gramm 57+).<br />
6.2.2 IBM<br />
6.2.2.1 Unternehmensprofil<br />
IBM (International Business Machines Corporation) bezeichnet sich als das welt-<br />
grösste Unternehmen der Informationstechnologie, welches Computersysteme, Soft-<br />
ware, Netzwerke, Speichertechnologie bis hin zu Mikroelektronik <strong>und</strong> dazugehörende<br />
Service- <strong>und</strong> Beratungsleistungen anbietet. 2006 erwirtschaftete IBM mit ca. 355'000<br />
Mitarbeitenden in 170 Ländern einen Umsatz von $ 91,424 Mrd. In der Schweiz be-<br />
schäftigt IBM r<strong>und</strong> 3'100 Mitarbeitende. Der Hauptsitz befindet sich in Zürich-<br />
Altstetten (vgl. IBM 2007: 1 & 4 ff.; IBM 2008a: Online; 2008b: Online).<br />
Der Interviewpartner ist HR-Services Manager <strong>für</strong> den Bereich Bereich <strong>Personal</strong>in-<br />
formatik <strong>und</strong> Compensation / Benefits verantwortlich. Dies umfasst die Koordination<br />
aller Prozesse des <strong>Personal</strong>wesens sowie die Lohn-, Anreiz- <strong>und</strong> Sozialleistungssys-<br />
teme.<br />
6.2.2.2 Altersstrukturziele<br />
IBM strebt eine möglichst gleichmässig verteilte Altersstruktur an. Man möchte ver-<br />
hindern, dass die Belegschaft jedes Jahr ein Jahr älter wird. Bei Stagnation der Be-<br />
legschaftszahl, Zuwachs aus Outsourcinggeschäften <strong>und</strong> kaum Neueinstellungen ist<br />
der Handlungsspielraum zur Beeinflussung der Altersstruktur jedoch gering.<br />
6.2.2.3 Informations-Mix<br />
In einer Workforce-Scorecard werden quartalsweise nebst anderen Kennzahlen der<br />
IBM-Belegschaft aus dem <strong>Personal</strong>datensystem ausgewertet. Dabei wird die Alters-<br />
struktur getrennt nach Geschlecht in einem Liniendiagramm ausgewiesen. Über ein<br />
Standardauswertungstool (Brio) können die <strong>Personal</strong>leiter einzelnen Teilbereiche der<br />
Unternehmung ausserdem selbst vertiefte Auswertungen vornehmen. Zudem ist auf<br />
Lotus-Basis (wie Excel) ein Tool in Arbeit, welches die heutige Altersstruktur der ver-
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 96<br />
schiedenen Berufsgruppen / Berufsfamilien unter der Annahme von Austritts- <strong>und</strong><br />
Anstellungquoten extrapoliert. Die Projektion macht jedoch erst ab mindestens 100<br />
Mitarbeitenden Sinn.<br />
Bei gewissen Fachpersonengruppen (bspw. Personen, die alte Programmierspra-<br />
chen wie Assembler oder COBOL beherrschen), die selten sind <strong>und</strong> bei deren Ver-<br />
lust bestimmte Produkte nicht mehr verkauft werden könnten, wird die Altersstruktur<br />
resp. die Wahrscheinlichkeit eines Abgangs oder einer Pensionierung in den nächs-<br />
ten 5-6 Jahren überwacht. Daraus werden gezielte Retentionmassnahmen oder Teil-<br />
pensionierungenlösungen abgeleitet.<br />
Eine Voraussetzung <strong>für</strong> das Erkennen von solchen Fachpersonengruppen ist die de-<br />
taillierte Erfassung der Qualifikationen (Kenntnisse <strong>und</strong> Erfahrung) der Mitarbeiten-<br />
den. Dazu führt jeder Mitarbeitende im Professional Development Tool / Datenbank<br />
seinen Satz („Skils-Set“) an Kenntnissen <strong>und</strong> Erfahrungen sehr detailliert auf. Ver-<br />
knüpft mit diesem Tool ist der „individual development plan“ IDP, welcher Ausbil-<br />
dungsdefizite <strong>und</strong> Ausbildungsaktivitäten erfasst, die auf die mit dem Vorgesetzten<br />
vereinbarten Ziele der Mitarbeitenden ausgerichtet werden.<br />
6.2.2.4 Aktions-Mix<br />
Bei IBM bestehen mehrere Konzepte, welche als Massnahmen auf die demografi-<br />
sche Entwicklung <strong>und</strong> die Veränderung der betrieblichen Altersstruktur verstanden<br />
werden können:<br />
• Arbeitsgestaltung <strong>und</strong> Massnahmen der Ges<strong>und</strong>heitsförderung;<br />
• Diversity Management;<br />
• Nachfolgeplanung / Talentmanagement;<br />
• Altersgerechte Weiterbildung.<br />
Die letzten beiden Massnahmen werden im Folgenden noch genauer betrachtet:<br />
Nachfolgeplanung / Talentmanagement: Bei IBM werden Talente früh erfasst <strong>und</strong> mit<br />
dem „Top-Talent-Flag“ gekennzeichnet. Die Talente durchlaufen zusätzliche Ausbil-<br />
dungsprogramme <strong>und</strong> Beurteilungen <strong>und</strong> werden bei besonders hohem Potenzial<br />
einem Mentor resp. Senior Manager zugeteilt mit dem Endziel, das Talent später<br />
diese Position übernehmen zu lassen. Zudem werden <strong>für</strong> jede höhere Position „Ben-
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 97<br />
ches“ geführt. Ein „Bench“ ist eine Liste von Mitarbeitenden, welche die Fähigkeit<br />
haben, die betreffende Position nach einigen Zwischenschritten zu übernehmen.<br />
Altersgerechte Weiterbildung: Bei IBM setzt sich die Arbeitsgruppe „Mature Workfor-<br />
ce“ mit dem Lernverhalten älterer Mitarbeitenden auseinander. Auf Basis dieser Er-<br />
kenntnisse werden die Instruktoren ausgebildet <strong>und</strong> sensibilisiert. Das Projekt ist<br />
noch in den Anfängen <strong>und</strong> es wird nur <strong>für</strong> Schulungen umgesetzt. Elektronische<br />
Ausbildungskurse (80% aller Kurse) sind nicht tangiert.<br />
6.2.2.5 <strong>Organisation</strong><br />
Generell kann <strong>Personal</strong>arbeit bei IBM als Linienarbeit betrachtet werden. Der HR-<br />
Abteilung kommen primär beratende Funktionen zu. Analysen werden aber im HR<br />
erstellt <strong>und</strong> in Form der Workforce Scorecard an die Linie weitergeleitet.<br />
6.2.3 Schweizer Grossbank SGB<br />
6.2.3.1 Unternehmensprofil<br />
Die untersuchte Unternehmung (nachfolgend SGB genannt) ist ein weltweit agieren-<br />
des Finanzdienstleistungsinstitut, welches ihre K<strong>und</strong>en in allen Finanzfragen berät.<br />
Damit die Anonymisierung gewährleistet werden kann, werden keine weiteren Anga-<br />
ben bezüglich Bilanzsumme oder Mitarbeiterzahlen gemacht.<br />
Die beiden Interviewpartnerinnen sind unter anderem zuständig <strong>für</strong> das Projekt 50+,<br />
welches sich mit den älteren Belegschaftssegmenten bei der SGB beschäftigt. Die<br />
Aussagen zum Informations- <strong>und</strong> zum Aktions-Mix beziehen sich deshalb primär auf<br />
das Projekt 50+. Diese Tatsache verunmöglicht es ein ganzheitliches Bild aller Mass-<br />
nahmen aufzuzeigen, welche in das Themengebiet Altersstrukturcontrolling fallen<br />
würden. Da<strong>für</strong> wird ein weiterer Ansatz vorgestellt, wie die Thematik des demografi-<br />
schen Wandels angegangen werden kann.<br />
6.2.3.2 Altersstrukturziele<br />
Die Interviewpartnerinnen konnten keine konkrete Aussage über die Ziele der SGB<br />
bezüglich der Altersstruktur machen. Ziel ihres Projekts war, klare Massnahmen <strong>für</strong><br />
die Alterklasse 50+ zu entwickeln.<br />
6.2.3.3 Informations-Mix<br />
Für das Projekt 50+ wurden zwei Analyseverfahren eingesetzt: Einerseits wurde die<br />
Altersstruktur der SGB analysiert. Die Altersgruppe der über 50-Jährigen wurde ge-
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 98<br />
nauer analysiert, d.h. es wurde untersucht, in welchen Bereichen diese Personen<br />
arbeiten <strong>und</strong> welche Berufsbilder durch sie wahrgenommen werden. Neben der Be-<br />
triebsdemografie wurde auch die generelle demografische Entwicklung betrachtet.<br />
Andererseits wurden die Bedürfnisse der diskutieren Alterskategorie untersucht. Da-<br />
zu wurde eine Mitarbeiterbefragung bei den Angestellten der Gruppe 50+ durchge-<br />
führt, welche sich mit den folgenden Fragestellungen auseinandersetze: Wie werden<br />
Arbeitsbedingungen, Arbeitszeitmodelle, Pensionierungsmöglichkeiten, Ges<strong>und</strong>heits-<br />
förderung <strong>und</strong> Wertschätzung wahrgenommen <strong>und</strong> welche Änderungen bzw. Neue-<br />
rungen würde sich diese Personengruppe wünschen? Zudem wurde vorab auch die<br />
normale Mitarbeiterumfrage auf die behandelte Problemstellung ausgewertet, wo-<br />
durch erste Erkenntnisse gewonnen sowie Unterschiede zwischen den Altersklassen<br />
festgestellt werden konnten.<br />
6.2.3.4 Aktions-Mix<br />
Die SGB ein hat sehr breites Sport- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsangebot zur Förderung der Ge-<br />
s<strong>und</strong>heit der Mitarbeitenden, welches das Verhalten, die körperliche <strong>und</strong> mentale<br />
Ges<strong>und</strong>heit sowie die soziokulturelle Umgebung der Mitarbeitenden berücksichtigt.<br />
Weiter wird ein Seminar <strong>für</strong> Mitarbeitende ab 50 durchgeführt, in welchem über eine<br />
Stärken-Schwächen-Analyse eine Standortbestimmung vorgenommen wird, durch<br />
welche die Mitarbeitenden bei der Planung des bevorstehenden Abschnittes der Er-<br />
werbstätigkeit unterstützt werden sollen. Zudem existieren Pensionierungsvorberei-<br />
tungsseminare, die über die finanziellen <strong>und</strong> rechtlichen Möglichkeiten der (Früh-)<br />
Pensionierung informieren.<br />
Neben den beschriebenen bereits existierenden Massnahmen sind weitere Projekte<br />
in Arbeit: Eines beabsichtigt in Zusammenarbeit mit Fachhochschulen die Entwick-<br />
lung von altersgerechten Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsmodulen in Bezug auf Methodik<br />
<strong>und</strong> Didaktik. Ein Weiteres prüft auf die Gruppe der über 50-Jährigen zugeschnittene<br />
Arbeitszeitmodelle. Und schliesslich werden konkrete Mentoringprogramme geprüft,<br />
welche bis anhin auf Eigeninitiative der Mitarbeitenden resp. der Linienverantwortli-<br />
chen durchgeführt wurden.<br />
6.2.3.5 <strong>Organisation</strong><br />
Es existiert keine zentrale Ansprechstelle <strong>für</strong> den Umgang mit älteren Mitarbeiten-<br />
den. Konzepte, Studien <strong>und</strong> Handlungsfelder werden aber zentral erarbeitet <strong>und</strong> <strong>für</strong>-
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 99<br />
die Umsetzung der Massnahmen sind dann die dezentralen Linienbereiche zustän-<br />
dig.<br />
6.2.4 Schweizerische Post<br />
6.2.4.1 Unternehmensprofil<br />
Die Schweizerische Post ist mit r<strong>und</strong> 42'000 Mitarbeitenden die zweitgrösste Arbeit-<br />
geberin der Schweiz. Sie versorgt die Bevölkerung <strong>und</strong> Wirtschaft mit Dienstleistun-<br />
gen des Post- <strong>und</strong> Zahlungsverkehrs sowie mit Angeboten im öffentlichen Verkehr<br />
(vgl. Post 2007; Post 2008: Online).<br />
Die interviewten Personen arbeiten in der zentralen <strong>Personal</strong>abteilung des Post Kon-<br />
zerns, sind <strong>für</strong> das <strong>Personal</strong>controlling zuständig <strong>und</strong> mit der Entwicklung von Hand-<br />
lungsstrategien in Bezug auf den demografischen Wandel betraut.<br />
6.2.4.2 Altersstrukturziele<br />
Die Altersstruktur soll derart ausgeprägt sein, dass die Leistungsfähigkeit der Unter-<br />
nehmung gewährleistet werden kann. Im Rahmen des Managemets der Vielfalt wer-<br />
den gemischte Teams angestrebt, wobei das Alter neben Geschlecht, Sprache <strong>und</strong><br />
Weiteren ein Aspekt darstellt.<br />
6.2.4.3 Informations-Mix<br />
Im Rahmen eines Projektes zur Betriebsdemografie der Post wurden verschiedene<br />
Analysen durchgeführt:<br />
• Analyse der Altersstruktur: Die Entwicklung der Altersstruktur der letzten sieben<br />
Jahre wurde über einen Vergleich der Altersstruktur von 1999 mit der von 2006<br />
dargelegt. Weiter wurden die Einflussfaktoren auf die Altersstruktur (Eintritte <strong>und</strong><br />
Austritte) genauer aufgezeigt. Zudem wurden die Daten von 2006 mit der jährli-<br />
chen Veränderung pro Lebensalter auf die Zukunft (konkret: 2010) hochgerechnet<br />
<strong>und</strong> die unterschiedlichen Fluktuationsraten pro Alterskategorie dargelegt.<br />
• Auswirkungen: Mögliche Auswirkungen der veränderten Altersstruktur auf die be-<br />
rufliche Vorsorge, die Entwicklung der Abwesenheiten, die Unternehmenskultur,<br />
die <strong>Personal</strong>zufriedenheit, die Führung <strong>und</strong> Zusammenarbeit sowie auf die Rekru-<br />
tierung wurden umrissen.<br />
Neben den, im Projekt „Demografie“ durchgeführten Prognosen zur Entwicklung der<br />
Altersstruktur, wird das Software-Tool ASTRA (vgl. Abschnitt 2.4.2) den verschiede-
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 100<br />
nen Bereichen zur Analyse ihrer Altersstruktur versuchsweise angeboten. Dieses<br />
lässt sich aus Sicht des Interviewten erst ab 1’000 Mitarbeitenden sinnvoll einsetzen.<br />
Weiter wurde auch die Entwicklung der Karrieredauer bei der Post über einen Ver-<br />
gleich des durchschnittlichen Eintrittsalters mit dem durchschnittlichen Pensionie-<br />
rungsalter über die letzten sieben Jahre abgebildet.<br />
Als letzte Analyse im Bereich der Altersstruktur kann der Vergleich der Altersstruktur<br />
mit sechs anderen Firmen im Rahmen des <strong>Bern</strong>er HR-Benchmarking aufgeführt wer-<br />
den.<br />
6.2.4.4 Aktions-Mix<br />
Massnahmen die altersstrukturelle Probleme reduzieren sollen, sind momentan in<br />
folgenden Bereichen festzustellen:<br />
• Nachfolgeplanung: Für Kaderstellen werden Nachwuchskräfte gezielt aufgebaut.<br />
Dies geschieht in Form von Mentoringprogrammen.<br />
• Ges<strong>und</strong>heitsmanagement: Bei der PostMail wird bspw. die Methode ProPräsenz<br />
eingesetzt, welche Abwesenheiten durch Qualifikation, Prävention <strong>und</strong> Rehabilita-<br />
tion zu reduzieren versucht.<br />
Weiter sind Massnahmen in den folgenden Bereichen angedacht resp. vom Autor<br />
des Berichtes Projekt „Demografie“ der Post vorgeschlagen:<br />
• Verbessern der Rahmenbedingung zur Flexibilisierung des Rentenalters. Eine<br />
Reduktion des Beschäftigungsgrades vor dem offiziellen Rentenalter <strong>und</strong> eine<br />
Beschäftigung darüber hinaus sollen möglich sein.<br />
• Unternehmenskultur: Die Konzernleitung soll die Bedeutung älterer Mitarbeiten-<br />
den erkennen <strong>und</strong> den Wert von altersgemischten Teams, altersneutraler Rekru-<br />
tierung <strong>und</strong> Entwicklungschancen bekräftigen.<br />
• Arbeitsmarktfähigkeit <strong>und</strong> Lernkultur: Berufsunabhängige Weiterbildung <strong>und</strong> ei-<br />
geninitiative Anstrengungen zur Weiterbildung sollen höher gewichtet werden.<br />
• Rekrutierung: Durch die vermehrte Beschäftigung von Praktikanten <strong>und</strong> Lernen-<br />
den soll das Arbeitgeberimage verbessert werden.<br />
6.2.4.5 <strong>Organisation</strong><br />
Das <strong>Personal</strong>informationssystem der Post ermöglicht es allen Bereichen altersstruk-<br />
turelle Analysen durchzuführen. Es bestehen allerdings keine Regelungen, welche
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 101<br />
eine Durchführung von solchen Analysen auferlegen würde. Die Kompetenz würde<br />
beim Zentralbereich des Konzerns liegen.<br />
Massnahmen werden gr<strong>und</strong>sätzlich von der Linie ausgestaltet. Das Group HR hat<br />
aber gewisse Steuerungsmöglichkeiten im Bereich der Rekrutierung oder der Perso-<br />
nalfreistellung.<br />
Ein definierter Prozess zur Durchführung einer Analyse der Altersstruktur oder zur<br />
Gestaltung von Massnahmen besteht nicht.<br />
6.2.5 Wirtschaftsprüfungs- & Beratungsunternehmung<br />
6.2.5.1 Unternehmensprofil<br />
Die untersuchte Wirtschaftsprüfungs- <strong>und</strong> Beratungsunternehmung (nachfolgend<br />
WBU) gehört zu den Big-Four Prüfungsgesellschaften <strong>und</strong> ist in den klassischen Be-<br />
reichen Assurance (Wirtschaftsprüfung), Tax (Steuerberatung) <strong>und</strong> Advisory (Bera-<br />
tung) tätig. Weltweit werden r<strong>und</strong> 140'000 Mitarbeitende beschäftigt.<br />
Die interviewte Person ist Projektmanagerin im <strong>Personal</strong>management der WBU. Sie<br />
leitet das Projekt „People Matter“, welches die Themen Diversity Management,<br />
Health Management <strong>und</strong> Alternative Karriere- bzw. Arbeitsmodelle umfasst.<br />
6.2.5.2 Altersstrukturziele<br />
Bei der WBU wird eine Karrierestruktur angestrebt, die mehr oder weniger mit dem<br />
Alter verb<strong>und</strong>en ist. Diese sieht eine Pyramide mit vielen jüngeren Angestellten (Ju-<br />
niors, Assistants, Assistant Manager) <strong>und</strong> immer weniger Älteren (Manager, Senior<br />
Manager, Directors <strong>und</strong> Partnern) vor. Deshalb wird darauf geachtet, dass Neuein-<br />
stellungen als Juniors resp. Assistants nicht mehr als 30 Jahre alt sind.<br />
6.2.5.3 Informations-Mix<br />
Die WBU überwacht ihre Altersstruktur primär über monatliche Reports, in welchen<br />
das Alter, die Fluktuation, die Ratingstruktur, die Hierarchiestufe, die Überst<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> auch die Nationalität der Mitarbeitenden unterteilt nach den Teilbereichen des<br />
Unternehmens erfasst werden.<br />
Im Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung werden Studien zur Ent-<br />
wicklung der Bevölkerungsstruktur <strong>und</strong> weitere zur Entwicklung des Arbeitsmarktes<br />
berücksichtigt. Für zusätzliche Informationen zu diesen Studien werden die Verfasser
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 102<br />
<strong>und</strong> Publizisten bei Bedarf auch direkt angesprochen. Generell ist das persönliche<br />
Netzwerk von Experten eine wichtige Informationsquelle <strong>für</strong> die WBU.<br />
Bei konkreten Fragestellungen (bspw. Karrieremodelle) werden die Bedürfnisse der<br />
Mitarbeitenden erhoben, um bedürfnisgerechte Lösungen entwickeln zu können.<br />
6.2.5.4 Aktions-Mix<br />
Die Massnahmengestaltung bei der WBU im Zusammenhang mit der demografi-<br />
schen Entwicklung <strong>und</strong> der betrieblichen Altersstruktur konzentrieren sich aktuell auf<br />
die Bereiche Diversity, alternative Karriere- <strong>und</strong> Arbeitsmodelle <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsma-<br />
nagement:<br />
• Im Bereich Diversity werden vermehrt Frauen in den Fokus der Rekrutierungsbe-<br />
mühungen gestellt, da im Arbeitsmarktsegment der gut ausgebildeten Frauen<br />
noch viel ungenutztes Potenzial besteht. Zudem wird auch die Ausweitung der<br />
Rekrutierung auf Arbeitsmärkte im Ausland als mögliche Alternative betrachtet.<br />
• Der Bereich der alternativen Karriere- <strong>und</strong> Arbeitsmodelle ist im Aufbau. Der ver-<br />
stärkte Einsatz von Teilzeitstellen, die Anpassung der Arbeitszeit an den Ge-<br />
schäftszyklus, das Job-Sharing sowie weitere Konzepte werden als mögliche Al-<br />
ternativen untersucht. In diesem Zusammenhang wird auch die „up or out“-<br />
Philosophie hinterfragt. Die WBU möchte zukünftig auch horizontale Karrieren<br />
ermöglichen <strong>und</strong> die Pflicht des stetigen Aufstiegs abschaffen.<br />
• Im Bereich Ges<strong>und</strong>heitsmanagement existiert das „Employee Assistant Pro-<br />
gramm“, welches als Anlaufstelle <strong>für</strong> Probleme der Mitarbeitenden in allen Le-<br />
bensbereichen zu verstehen ist. Das geht von der Wohnungssuche bis hin zu<br />
psychischen Belastungen wie z. B. Burnout. Zusätzlich bestehen weitere Angebo-<br />
te zum Stressabbau <strong>und</strong> zur Ges<strong>und</strong>heitsförderung wie Kurse zu autogenem<br />
Training, Chi Gong, Fitnessclub-Abonnements zu reduzierten Preisen, Erholungs-<br />
räume <strong>und</strong> andere.<br />
Im weiteren Sinne können auch die Massnahmen zur Reduktion der Frühfluktuation<br />
durch die zweitägigen Probeaudits <strong>für</strong> Interessenten im Bereich Wirtschaftsprüfung<br />
<strong>und</strong> das erweiterte Angebot an Praktikumsplätzen den Massnahmen zur Reduktion<br />
von Problemen aufgr<strong>und</strong> des demografischen Wandels zugeordnet werden.
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 103<br />
6.2.5.5 <strong>Organisation</strong><br />
Die <strong>Personal</strong>reports werden von der zentralen <strong>Personal</strong>abteilung erstellt <strong>und</strong> als Ent-<br />
scheidungsgr<strong>und</strong>lage an die Bereiche geliefert. Dabei wird zwischen Management-<br />
Report, welcher nur an die Geschäftleitung geht, <strong>und</strong> allgemeinem <strong>Personal</strong>report<br />
unterschieden. Die konkrete Gestaltung von Massnahmenprogrammen liegt in der<br />
Verantwortung der Bereichsleiter.<br />
6.3 Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
Bei allen untersuchten Unternehmen waren die Auswirkungen des demografischen<br />
Wandels ein Thema, jedoch wurden unterschiedliche Ansätze gewählt, diese Thema-<br />
tik anzugehen. Eine integrale Lösung, welche aufbauend auf der periodischen Analy-<br />
se der Altersstruktur ein Massnahmenprogramm ableitet, konnte bei keinem der Un-<br />
ternehmen festgestellt werden. Trotzdem wurden unterschiedliche Analysemethoden<br />
identifiziert <strong>und</strong> interessante Massnahmenkonzepte entdeckt.<br />
ABB, IBM <strong>und</strong> die Schweizerische Post gaben als Ziele bezüglich der Altersstruktur<br />
eine ausgewogene Verteilung resp. die Schaffung von (alters-)gemischten Teams<br />
an. Das Alter wurde jedoch gr<strong>und</strong>sätzlich als sek<strong>und</strong>är betrachtet, da primär die Qua-<br />
lifikationen der betreffenden Mitarbeitenden zählen. Die WBU strebt verb<strong>und</strong>en mit<br />
ihrem Karrieremodell eher eine jugendzentrierte Altersstruktur an.<br />
In ihren <strong>Personal</strong>reports werteten alle Unternehmen Kennzahlen zur betrieblichen<br />
Altersstruktur aus. Dabei wird meist mit Kennzahlen oder Grafiken zur Altersvertei-<br />
lung die Ist-Situation, unterteilt nach Unternehmensbereichen / <strong>Organisation</strong>seinhei-<br />
ten, dargelegt. Ausserhalb dieser <strong>Personal</strong>reports wird generell auch die Entwicklung<br />
der Bevölkerungsstruktur verfolgt. Nur die Post nahm im Rahmen ihres Projektes zur<br />
Demografie, in welchem auch die Auswirkungen der veränderten Altersstruktur ver-<br />
tieft analysiert wurden, eine Fortschreibung der Belegschaftsstruktur vor <strong>und</strong> bietet<br />
den Bereichen das ASTRA-Tool an. Bei IBM ist ein solches Instrument auf Basis ei-<br />
nes Tabellenkalkulationsprogramms in Entwicklung. Zudem überwacht IBM bei raren<br />
<strong>und</strong> wertvollen Skills das Alter der Mitarbeitenden <strong>und</strong> den Arbeitsmarkt. Weiter ist<br />
bei IBM die Erfassung der individuellen Fähigkeiten der Mitarbeitenden fortschrittlich<br />
<strong>und</strong> eng mit den Weiterbildungsmassnahmen verknüpft.<br />
Bei ABB wird die betriebliche Altersstruktur weniger tiefgehend analysiert, da<strong>für</strong> wur-<br />
de ein umfassender Aktions-Mix entwickelt, welcher einige innovative Massnahmen
ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 104<br />
wie bspw. das altersunabhängige Lohnssystem, der Übergang in eine Beraterlauf-<br />
bahn ab 60 oder die Standortbestimmungs- <strong>und</strong> Pensionierungsvorbereitungssemi-<br />
nare umfasst. Programme zur Ges<strong>und</strong>heitsförderung, zur altersgerechten Gestaltung<br />
des Arbeitsplatzes, zur Gewährleistung der Chancengleichheit, zur verstärkten Rek-<br />
rutierung von Frauen sowie der Einsatz von Mentoring- <strong>und</strong> anderen Wissenstrans-<br />
ferprogrammen sind weitere Massnahmen, die von den Unternehmen als Reaktion<br />
auf den demografischen Wandel entwickelt wurden.<br />
6.4 Fazit<br />
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, welche altersstrukturellen Ziele bei fünf<br />
Schweizer Grossunternehmen verfolgt, welche Analyseinstrumente eingesetzt, wel-<br />
che Massnahmen ergriffen werden <strong>und</strong> wo Analyse <strong>und</strong> Massnahmengestaltung or-<br />
ganisatorisch eingeordnet sind. Durch die Untersuchung dieser Aspekte konnten<br />
vorwiegend auf der Aktionsseite (Aktions-Mix) interessante „Good Practices“ identifi-<br />
ziert werden. Diese wurden bewusst nicht gekennzeichnet, da je nach Bedürfnissen<br />
<strong>und</strong> Anforderungen der Unternehmen andere Massnahmen geeignet sein können.<br />
Auf der Informationsseite (Informations-Mix) konnten wenige klare „Good Practices“<br />
identifiziert werden, da meist nur innerhalb der <strong>Personal</strong>reports einige Kennzahlen<br />
<strong>und</strong> / oder Altersverteilungen ausgewertet werden. Nur die Schweizerische Post hat<br />
bis anhin eine vertiefte Analyse der betrieblichen Altersstruktur im Rahmen eines<br />
Projektes durchgeführt. Bei IBM kann die genaue Überwachung des Alters der Mitar-<br />
beitenden <strong>und</strong> des Arbeitsmarktes bei raren <strong>und</strong> wertvollen Skills als „Good Practice“<br />
genannt werden. Dies entspricht der Gr<strong>und</strong>idee des Altersstrukturcontrolling-<br />
Portfolios, erfolgt jedoch weniger systematisch, sondern eher auf Initiative <strong>und</strong> Erfah-<br />
rungswerten der Linienvorgesetzten.
ASC TEIL III: SCHLUSSBETRACHTUNGEN 105<br />
TEIL III: SCHLUSSBETRACHTUNGEN<br />
In den Schlussbetrachtungen werden abschliessend spezifische <strong>und</strong> allgemeine<br />
Gestaltungsempfehlungen zum Altersstrukturcontrolling abgegeben. Im Kapitel Fazit<br />
<strong>und</strong> Ausblick werden Schlussfolgerungen gezogen <strong>und</strong> die weitere Entwicklung skiz-<br />
ziert. Zum Schluss werden das methodische Vorgehen der Arbeit sowie die Arbeit an<br />
sich kritisch gewürdigt.<br />
7 Gestaltungsempfehlungen<br />
Ein zentrales Anliegen der Betriebswirtschaft ist die Entwicklung von wirklichkeitsna-<br />
hen, instrumentalen Aussagensystemen (vgl. Schweitzer 2000: 6). Dementspre-<br />
chend werden in der vorliegenden Arbeit Gestaltungsempfehlungen zur Problemstel-<br />
lung abgegeben. Mit dem Altersstrukturcontrolling-Instrument wurden in Kapitel 4<br />
bereits detaillierte Empfehlungen zur Gestaltung eines Analyseinstruments vorgelegt.<br />
In diesem Kapitel gelangen weitere Gestaltungsempfehlungen zur Erläuterung, wel-<br />
che aus den Erkenntnissen der konzeptionellen Gr<strong>und</strong>lagen, dem empirischen Teil<br />
der Arbeit sowie weiteren Überlegungen resultieren. Die Empfehlungen stellen keine<br />
vollständige <strong>und</strong> abschliessende Problemlösung dar. Vielmehr handelt es sich um<br />
ausgewählte Aspekte, welche es vordergründig zu beachten gilt.<br />
7.1 Gestaltungsempfehlungen <strong>für</strong> die B<strong>und</strong>esverwaltung<br />
Für die B<strong>und</strong>esverwaltung werden nachfolgend drei spezifische Gestaltungsempfeh-<br />
lungen abgeben: Die vorhandenen Kennzahlensysteme sollten erweitert, das in Kapi-<br />
tel 4 vorgestellte Altersstrukturcontrolling-Instrument sollte bei Bedarf eingesetzt <strong>und</strong><br />
umfassende <strong>und</strong> aufeinander abgestimmte Massnahmen sollten geplant <strong>und</strong> umge-<br />
setzt werden.<br />
7.1.1 Erweiterung der Kennzahlensysteme<br />
Damit sich verschiedenste Entscheidungsträger auf strategischer Ebene, wie der<br />
B<strong>und</strong>esrat oder die parlamentarischen Kommissionen, ein Bild der Situation bezüg-<br />
lich der Altersstruktur machen können, müssen die bestehenden Kennzahlensyste-<br />
me erweitert werden. In den personalpolitischen Führungskennzahlen (vgl. Eidge-<br />
nössisches <strong>Personal</strong>amt 2007: 20 f.) werden, unterteilt nach Geschlecht <strong>und</strong> ver-<br />
schiedenen Bereichen, die Altersstruktur der B<strong>und</strong>esverwaltung sowie das Durch-
ASC TEIL III: SCHLUSSBETRACHTUNGEN 106<br />
schnittsalter bereits dargelegt. Diese Angaben könnten mit weiteren prospektiven<br />
Kennzahlen wie potenziellen Pensionierungen <strong>und</strong> / oder geplanten Pensionierungen<br />
in der Folgeperiode ergänzt werden.<br />
Dies ist wichtig, damit Entscheidungen getroffen oder zu mindest Diskussionen an-<br />
gestossen werden können, welche einen längeren Wirkungsvorlauf (bspw. Änderun-<br />
gen im B<strong>und</strong>espersonalgesetz wie die Modifikation des Lohnsystems oder die Flexi-<br />
bilisierung des Rentenalters) haben oder längerfristig ausgerichtet sind. Dies ermög-<br />
licht den Entscheidungsträgern ein proaktives Handeln.<br />
7.1.2 Einsatz des ASC-Instruments<br />
Damit die Amtsdirektion <strong>und</strong> deren <strong>Personal</strong>verantwortliche tatsächlich Massnahmen<br />
ableiten können, sind vertiefte Analysen bezüglich der <strong>Organisation</strong>sdemografie nö-<br />
tig. Welche Analysemöglichkeiten gr<strong>und</strong>sätzlich bestehen (siehe Abschnitt 2.4 In-<br />
strumente des Altersstrukturcontrolling) <strong>und</strong> wie diese systematisch eingesetzt wer-<br />
den können (siehe Kapitel 4 Altersstrukturcontrolling-Instrument), wurde weiter oben<br />
im Text bereits ausführlich dargelegt. Die <strong>Personal</strong>verantwortlichen der verschiede-<br />
nen Verwaltungseinheiten sollten mit dem ASC-Instrument vertraut gemacht werden,<br />
damit es tatsächlich eingesetzt werden kann. Dazu wären allenfalls Schulungen not-<br />
wendig. Zudem sollten sie – falls nötig – die verschiedenen Elemente je nach ihren<br />
Bedürfnissen anpassen <strong>und</strong> unterschiedlich vertieft betrachten. Für Verwaltungsein-<br />
heiten mit grossen Mitarbeiterzahlen wie das VBS ist bspw. der erste Schritt der Ana-<br />
lyse der Belegschaftsstruktur <strong>und</strong> eine allfällige Fortschreibung detaillierter durchzu-<br />
führen als <strong>für</strong> jene mit weniger Mitarbeitenden wie bspw. das EPA.<br />
7.1.3 Integrale Massnahmenplanung <strong>und</strong> -umsetzung<br />
Altersstrukturcontrolling soll nicht nur Informationen zur Ist-Situation der Altersstruk-<br />
tur liefern, sondern auch mögliche Handlungsfelder <strong>und</strong> Gestaltungsmassnahmen<br />
aufzeigen. Mit dem letzten Element des Altersstrukturcontrolling-Instruments ist dies<br />
bereits berücksichtigt. An dieser Stelle soll jedoch nochmals betont werden, dass<br />
aufgr<strong>und</strong> der Interdependenzen, die einzelnen Massnahmen nicht unabhängig von-<br />
einander aufgebaut werden sollten: Massnahmen des Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heits-<br />
schutzes sind mit Änderungen in der Arbeitsorganisation (<strong>Personal</strong>einsatz) verbun-<br />
den, welche wiederum mit Qualifizierungskonzepten (<strong>Personal</strong>entwicklung) verknüpft<br />
sind, die ihrerseits an die Entwicklung neuer Karriere- <strong>und</strong> anderer Arbeitszeitmodel-<br />
le geb<strong>und</strong>en sind; Dies hat schlussendlich auch Auswirkungen auf die Entgeltpolitik
ASC TEIL III: SCHLUSSBETRACHTUNGEN 107<br />
(vgl. Schimany 2003: 464). Es ist somit eine Gesamtkonzeption erforderlich, welche<br />
die verschiedenen Gestaltungselemente aufeinander abstimmt.<br />
7.2 Allgemeine Gestaltungsempfehlungen<br />
Die drei Hauptgestaltungsempfehlungen <strong>für</strong> die B<strong>und</strong>esverwaltung können auch <strong>für</strong><br />
<strong>Organisation</strong>en der Privatwirtschaft von Bedeutung sein. Ein ausgereiftes Analysein-<br />
strumentarium zur Altersstruktur sollte vorhanden sein, damit effektive <strong>und</strong> effiziente<br />
Massnahmen erarbeitet werden können. Des Weiteren ist es sicher sinnvoll Mass-<br />
nahmen integral zu planen <strong>und</strong> umzusetzen.<br />
Auf Basis der Empfehlungen des Schweizer Arbeitgeberverbandes (vgl. 2006: 58/59)<br />
lassen sich die Massnahmen im Rahmen der Altersstrategie <strong>und</strong> somit des Alters-<br />
strukturcontrolling noch weiter spezifizieren:<br />
• Erarbeitung von neuen Arbeitszeitmodellen <strong>für</strong> ältere Mitarbeitende wie Flexibili-<br />
sierung des Rentenalters, Altersteilzeit, Staffetenmodell (stufenweises Abgeben<br />
von Aufgaben), Laufbahnreflexion / Sabbatical, Weiterbildung / Umschulung <strong>für</strong><br />
eine Karriere danach;<br />
• Gezielte Förderung <strong>und</strong> Erhaltung der Qualifikationen von älteren Mitarbeitenden;<br />
• Altersgerechte Gestaltung des Arbeitsplatzes;<br />
• Fördern <strong>und</strong> unterstützen einer Lernkultur, wodurch die Arbeitsmarktfähigkeit si-<br />
chergestellt werden soll;<br />
• Altersgerechtes Weiterbildungsangebot;<br />
• Altersneutrale Gestaltung der Einstellungspolitik <strong>und</strong> Altersdurchmischung als Ziel<br />
der <strong>Personal</strong>politik;<br />
• Altersneutrale Anstellungsbedingungen, d. h. falsche Anreize <strong>und</strong> Hindernisse wie<br />
Dienstalterszulagen, höhere Sozialversicherungsprämien sollten möglichst ver-<br />
mieden werden.<br />
Diese Empfehlungen entsprechen mehr oder weniger den Herausforderungen an<br />
Unternehmen aufgr<strong>und</strong> des demografischen Wandels (siehe Abschnitt 2.1.3). Aus<br />
Sicht des Autors scheint die altersneutrale Gestaltung der Arbeits- <strong>und</strong> Einstellungs-<br />
bedingungen besonders wichtig zu sein, da dies eine Diskriminierung von bestimm-<br />
ten Alterskategorien verhindert <strong>und</strong> finanzielle Aspekte kein Argument mehr <strong>für</strong> oder<br />
gegen ältere resp. jüngere Mitarbeitende darstellen.
ASC TEIL III: SCHLUSSBETRACHTUNGEN 108<br />
Die neuen Arbeitsmodelle sollten deshalb nicht nur auf Ältere ausgerichtet sein, son-<br />
dern den Bedürfnissen aller Alterskategorien gerecht werden, da vor dem Hinter-<br />
gr<strong>und</strong> der demografischen Entwicklung nicht nur die Erhaltung der älteren Alters-<br />
segmente ein wichtiger Faktor ist, sondern auch die Gewinnung <strong>und</strong> Erhaltung der<br />
Jüngeren. Nur so kann längerfristig eine ges<strong>und</strong>e Altersdurchmischung der Beleg-<br />
schaft sichergestellt werden.<br />
8 Fazit <strong>und</strong> Ausblick<br />
Die vorliegende Arbeit hat als Hauptresultat den Begriff des Altersstrukturcontrolling<br />
definiert, <strong>und</strong> dazu ein Instrument entwickelt, welches bereits einen ersten Testlauf in<br />
der B<strong>und</strong>esverwaltung erfolgreich durchlaufen hat. Weiter konnte durch Befragungen<br />
bei fünf Schweizer Grossunternehmen der allgemeine Stand der eingesetzten Analy-<br />
sen <strong>und</strong> Massnahmen im diskutierten Themengebiet aufgezeigt <strong>und</strong> so interessante<br />
Massnahmen als „Good Practices“ identifiziert werden.<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> des weiter fortschreitenden demografischen Wandels <strong>und</strong> des<br />
längerfristig knapper werdenden Arbeitskräfteangebots wird die regelmässige <strong>und</strong><br />
vorausschauende Betrachtung der betrieblichen Altersstrukturen an Bedeutung ge-<br />
winnen. Sowohl in der Theorie (vgl. Blum/Becker/Zimmermann 2006; Köchling 2006;<br />
Mühlbradt/Schultetus 2004) als auch in der Praxis (siehe Kapitel 6) sind bereits Ana-<br />
lysemethoden vorgeschlagen bzw. im Einsatz. Das in dieser Arbeit entwickelte Al-<br />
tersstrukturcontrolling-Instrument kann als Weiterentwicklung <strong>und</strong> Ergänzung dieser<br />
Methoden gesehen werden. Es unterstützt <strong>Personal</strong>verantwortliche bei der Beurtei-<br />
lung der betrieblichen Altersstruktur sowie der Identifikation von Schlüsselfunktionen<br />
<strong>und</strong> bietet die Möglichkeit auch bei kleinen <strong>Personal</strong>gruppen die Altersstruktur pro-<br />
spektiv – über die <strong>Personal</strong>risiken – zu analysieren. Auch dieses Instrument gilt es in<br />
Zukunft durch Anpassungen <strong>und</strong> Ergänzungen weiterzuentwickeln. Es könnten z. B.<br />
noch differenziertere oder weitere Kriterien zur Bestimmung der Schlüsselfunktionen<br />
erarbeitet <strong>und</strong> die Methoden zur Identifikation <strong>und</strong> Bewertung der altersstrukturellen<br />
<strong>Personal</strong>risiken weiter verbessert werden.<br />
Bei den Massnahmen muss aus Sicht des Autors primär die Umsetzung angegangen<br />
werden, da viele geeignete Konzepte bereits bestehen. Gewisse Massnahmen wie<br />
die altersgerechte Weiterbildung <strong>und</strong> die Ges<strong>und</strong>heitsförderung lassen sich ohne
ASC TEIL III: SCHLUSSBETRACHTUNGEN 109<br />
grosse Widerstände angehen <strong>und</strong> umsetzen. Andere Massnahmen wie die Verände-<br />
rung des Lohnsystems (altersunabhängige Entlöhnung) oder das Schaffen von Teil-<br />
zeitstellen <strong>für</strong> alle Hierarchiestufen gelten als Tabu-Themen (vgl. Holz/Da-Cruz 2007:<br />
18) <strong>und</strong> können nur längerfristig <strong>und</strong> behutsam angegangen werden.<br />
Als Massnahme zur Reduktion des Fachkräftemangels wird die vermehrte Rekrutie-<br />
rung von Frauen diskutiert (vgl. bspw. Braun 2007: 18; McCracken 2000: 159 ff.).<br />
Dies ist nicht nur aus Sicht des Fachkräftemangels, sondern auch aus der Perspekti-<br />
ve der Gleichberechtigung der Geschlechter eine wünschenswerte Entwicklung. Um<br />
die beschriebene demografische Entwicklung durch eine weiter sinkende Geburten-<br />
rate nicht noch zu beschleunigen, müssen Unternehmen <strong>und</strong> der Staat künftig ver-<br />
mehrt familienfre<strong>und</strong>liche Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbedingungen schaffen. Nur so kann<br />
die demografische Herausforderung kurzfristig gemeistert werden, ohne diese lang-<br />
fristig noch zu vergrössern.<br />
9 Kritische Würdigung<br />
Die Entstehung der Arbeit verlief reibungslos <strong>und</strong> das Thema stiess durchwegs auf<br />
positive Resonanz: Dank der kompetenten Betreuung seitens der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong><br />
<strong>und</strong> der Zusammenarbeit mit der B<strong>und</strong>esverwaltung konnten viele hilfreiche Anre-<br />
gungen in die Arbeit aufgenommen werden. Bei fünf von sechs angefragten Unter-<br />
nehmen konnten tatsächlich Interviews durchgeführt <strong>und</strong> so weitere interessante Er-<br />
kenntnisse gewonnen werden.<br />
Das methodische Vorgehen der Arbeit erwies sich gr<strong>und</strong>sätzlich als zweckmässig.<br />
Mit dem Workshop beim Eidgenössischen <strong>Personal</strong>amt <strong>und</strong> den Interviews bei Per-<br />
sonalverantwortlichen anderer Verwaltungseinheiten konnte ein erster Test des In-<br />
struments durchgeführt, Meinungen aus unterschiedlichen Perspektiven eingeholt<br />
<strong>und</strong> Hinweise zur Verbesserung aufgenommen werden. Im Rahmen des Workshops<br />
wurden die einzelnen Analyseschritte weniger detailliert durchgeführt als sich dies<br />
der Autor vorgestellt hat. Allerdings war das aber nicht nötig, da die Teilnehmenden<br />
viele Fragestellungen durch ihre Erfahrung beantworten konnten.<br />
Der Interviewleitfaden <strong>für</strong> die Erhebung bei den fünf Unternehmen der Privatwirt-<br />
schaft eignete sich gut, um die verschiedenen Aspekte des Altersstrukturcontrolling<br />
zu erfragen. Einzig die Tatsache, dass einzelne Interviewpartner nur einen Teilbe-
ASC TEIL III: SCHLUSSBETRACHTUNGEN 110<br />
reich des gesamten Themengebiets kannten, erwies sich teilweise als problematisch,<br />
da gewisse Bereiche nur oberflächlich erfragt werden konnten.<br />
Das erarbeitete Altersstrukturcontrolling-Instrument erfüllte – bis auf kleine Verbesse-<br />
rungen (siehe Kapitel 5) – die Erwartungen der B<strong>und</strong>esverwaltung. Es hilft den An-<br />
wendern, die relevanten Einflussfaktoren auf die betriebliche Altersstruktur zu ver-<br />
stehen, die Ist-Situation zu erfassen <strong>und</strong> Handlungsfelder aufzudecken. Als Schwä-<br />
che kann die mangelnde bzw. nicht explizite Berücksichtigung des <strong>Personal</strong>bedarfs<br />
genannt werden. Der <strong>Personal</strong>bedarf wird nur im Rahmen der Bestimmung der<br />
Schlüsselfunktionen berücksichtigt.<br />
Aus Sicht des Verfassers liefert die Arbeit als Ganzes viele hilfreiche Empfehlungen<br />
zur Gestaltung von Analysen <strong>und</strong> Informationssystemen zur betrieblichen Altersstruk-<br />
tur <strong>und</strong> von möglichen Massnahmen, welche in der Praxis eingesetzt werden kön-<br />
nen. Indem der Begriff Altersstrukturcontrolling definiert wird <strong>und</strong> Instrumente aufge-<br />
zeigt werden, wird zudem <strong>für</strong> die Theorie ein Mehrwert geschaffen.
ANHANG 1: Einflussfaktoren der betrieblichen Altersstruktur 111<br />
ANHANG<br />
ANHANG 1: EINFLUSSFAKTOREN DER BETRIEBLICHEN ALTERS-<br />
STRUKTUR<br />
Die nachfolgend abgebildete Darstellung zeigt die direkten Einflussfaktoren, welche<br />
eine betriebliche Altersstruktur verändern. Gr<strong>und</strong>sätzlich sind dies Zu- <strong>und</strong> Abgänge,<br />
die in der Darstellung in Anlehnung an die Abgangs- /Zugangstabelle des RKW<br />
(1990: 115) weiter detailliert werden.<br />
Zugänge<br />
Zugänge nach Alter<br />
• Geplante Zugänge<br />
• Rückkehrer aus<br />
Militärdienst /<br />
Krankheit / Sabbatical /<br />
Urlaub / etc.<br />
• Versetzung in<br />
<strong>Organisation</strong><br />
• Übernahme aus<br />
Ausbildung<br />
• Sonstige Einstellungen<br />
Anteil in %<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
Altersstruktur<br />
Bestand pro<br />
Altersklasse<br />
Betriebliche Altersstrukturen<br />
0%<br />
20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 60–64<br />
Alterskategorie<br />
Abgänge nach Alter<br />
• Pensionierung<br />
• Einberufung<br />
Militärdienst / Urlaub /<br />
etc.<br />
• Versetzung in andere<br />
<strong>Organisation</strong><br />
• Ausbildung /<br />
Fortbildung<br />
• Entlassungen<br />
• Kündigungen<br />
• Tod<br />
Abgänge<br />
• Sonstige Abgänge
ANHANG 2: Interviewverzeichnis 112<br />
ANHANG 2: INTERVIEWVERZEICHNIS<br />
Das Interviewverzeichnis listet die durchgeführten Interviews <strong>und</strong> die zusätzlich er-<br />
haltenen Dokumente auf.<br />
Fallstudie B<strong>und</strong>esverwaltung<br />
Abt, Daniel (2007)<br />
Interview zum Altersstrukturcontrolling-Instrument. Eidgenössische Zollverwal-<br />
tung EZV, <strong>Personal</strong>dienst, <strong>Bern</strong>, 23. November 2007<br />
Brändle, Sissy/Tschopp Martin (2007)<br />
Interview zum Altersstrukturcontrolling-Instrument. Generalsekretariat des<br />
Eidgenössischen Departements des Innern GS-EDI, <strong>Bern</strong>, 27. November<br />
2007<br />
Lüthi, Andreas/Matter, Philippe/Stocker, Desirée (2007)<br />
Interview zum Altersstrukturcontrolling-Instrument. Eidgenössisches Departe-<br />
ment <strong>für</strong> Verteidigung, Bevölkerungsschutz <strong>und</strong> Sport VBS, <strong>Bern</strong>, 30. Novem-<br />
ber 2007<br />
Schmutz, Thomas/Hofer, Regula/Schneider, Andrea (2007)<br />
Workshop zum Altersstrukturcontrolling-Instrument. Eidgenössisches Perso-<br />
nalamt EPA, <strong>Bern</strong>, 15. November 2007<br />
Wüthrich, Daniel (2007)<br />
Interview zum Altersstrukturcontrolling-Instrument. Generalsekretariat des<br />
Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements GS-EVD <strong>Bern</strong>, 29. November<br />
2007
ANHANG 2: Interviewverzeichnis 113<br />
Erkenntnisse aus der Privatwirtschaft<br />
ABB<br />
Geissmann, Martin (2007)<br />
ABB (2005)<br />
IBM<br />
Experteninterview Altersstrukturcontrolling. ABB Schweiz, Human Resource<br />
Management, Baden, 29. Oktober 2007<br />
Generation 50+ bei ABB Schweiz. <strong>Personal</strong>management ABB Schweiz, Ba-<br />
den 2005<br />
Hohmann, Egmont (2007)<br />
IBM (2007)<br />
SBG<br />
Experteninterview Altersstrukturcontrolling. IBM, HR Services, Zürich, 29. Ok-<br />
tober 2007<br />
IBM Switzerland – Workforce Scorecard 3Q 2007, Zürich-Altstetten, 2007<br />
S., C./T., A. 4 (2007)<br />
Experteninterview Altersstrukturcontrolling. SBG, Zürich, 24. Oktober 2007<br />
Schweizerische Post<br />
Berger, Daniel/Frischknecht, Simone (2007)<br />
Experteninterview Altersstrukturcontrolling. Die Schweizerische Post, Perso-<br />
nalcontrollling, <strong>Bern</strong>, 17. Oktober 2007<br />
Leumann, Christoph (2006)<br />
WBU<br />
Projekt „Demografie“ der Schweizerischen Post. Projektbericht, <strong>Bern</strong> 2006<br />
O., M. 4 (2007)<br />
Experteninterview Altersstrukturcontrolling. Wirtschafts- <strong>und</strong> Beratungsunter-<br />
nehmung, Gümligen / Zürich, 30. Oktober 2007<br />
4 Zur Gewährleistung der Anonymität werden nur die Initialen der Interviewpartner angegeben.
ANHANG 3: Formulare zum ASC-Instrument 114<br />
ANHANG 3: FORMULARE ZUM ASC-INSTRUMENT
ANHANG 3: Formulare zum ASC-Instrument 115
ANHANG 3: Formulare zum ASC-Instrument 116
ANHANG 3: Formulare zum ASC-Instrument 117
ANHANG 3: Formulare zum ASC-Instrument 118
ANHANG 3: Formulare zum ASC-Instrument 119
ANHANG 4: Handout Workshop EPA 120<br />
ANHANG 4: HANDOUT WORKSHOP EPA
ANHANG 4: Handout Workshop EPA 121
ANHANG 5: Handout ASC-I-Interviews B<strong>und</strong>esverwaltung 122<br />
ANHANG 5: HANDOUT ASC-I-INTERVIEWS BUNDESVERWALTUNG
ANHANG 5: Handout ASC-I-Interviews B<strong>und</strong>esverwaltung 123
ANHANG 5: Handout ASC-I-Interviews B<strong>und</strong>esverwaltung 124
ANHANG 6: Feedback-Formular 125<br />
ANHANG 6: FEEDBACK-FORMULAR
ANHANG 7: Anfrage Experten 126<br />
ANHANG 7: ANFRAGE EXPERTEN<br />
<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> <strong>Personal</strong> (IOP), Engehaldenstr. 4, CH-3012 <strong>Bern</strong><br />
Empfängeradresse<br />
Felicitas Muster<br />
Musterstrasse 1<br />
CH-1111 Dorf<br />
<strong>Bern</strong>, xx. Dezember 2007<br />
Masterarbeit „Altersstrukturcontrolling: Analyseinstrumente <strong>und</strong> Massnahmen“<br />
Sehr geehrte(r) <br />
Die demografische Entwicklung in der Schweiz wie auch in anderen Industriestaaten stellt Unter-<br />
nehmen <strong>und</strong> speziell deren <strong>Personal</strong>verantwortliche in den nächsten Jahren vor grosse Herausfor-<br />
derungen: Durch eine tiefe Geburtenrate <strong>und</strong> eine steigende Lebenserwartung werden aktuelle <strong>und</strong><br />
potenzielle Arbeitnehmende immer älter <strong>und</strong> knapper.<br />
Unter dem Arbeitstitel „Altersstrukturcontrolling: Analyseinstrumente <strong>und</strong> Massnahmen“ arbeitet<br />
Herr Markus Aeschbacher zurzeit am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> <strong>Personal</strong> der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> an<br />
seiner Masterarbeit <strong>und</strong> beschäftigt sich mit dieser Problemstellung. Im Mittelpunkt stehen Instru-<br />
mente zur Analyse der Altersstruktur sowie daraus unmittelbar oder mittelbar abgeleitete Mass-<br />
nahmen.<br />
Neben einer Fallstudie beim Eidgenössischen <strong>Personal</strong>amt soll die Arbeit mit „Best Practice-<br />
Fällen“ aus der Privatwirtschaft ergänzt werden, welche mittels Expertenbefragungen erarbeitet<br />
werden. Deshalb möchten wir an Sie als Fachperson herantreten. Wir hoffen auf Ihr Interesse <strong>und</strong><br />
es würde uns sehr freuen, wenn Sie sich als Experte zu einem solchen Interview bereit erklären<br />
würden. Der Arbeitsaufwand <strong>für</strong> Sie soll so gering wie möglich ausfallen: Für das Interview ist ma-<br />
ximal eineinhalb St<strong>und</strong>en Dauer einzuplanen. Selbstverständlich werden wir Sie nach Abschluss<br />
des Projektes umfassend <strong>und</strong> kostenlos über die Resultate der Masterarbeit informieren.<br />
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Norbert Thom<br />
<strong>Institut</strong>sdirektor<br />
Engehaldenstrasse 4<br />
3012 <strong>Bern</strong><br />
Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialwissenschaftliche<br />
Fakultät<br />
Departement<br />
Betriebswirtschaftslehre<br />
<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Personal</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Organisation</strong> (IOP)<br />
Tel. +41 (0)31 631 80 69<br />
Fax. 41 (0)31 631 82 30<br />
norbert.thom@iop.unibe.ch<br />
http://www.iop.unibe.ch
ANHANG 7: Anfrage Experten 127<br />
Um Ihre Bereitschaft an einem Experteninterview abzuklären, wird sich der Projektbearbeiter Herr<br />
Aeschbacher in den nächsten Tagen mit Ihnen telefonisch in Verbindung setzten. Er steht Ihnen<br />
ebenfalls jederzeit <strong>für</strong> weitere Auskünfte <strong>und</strong> Angaben zum Projekt zur Verfügung (Tel.: 079 474<br />
27 92 oder E-Mail: m.aeschbacher@students.unibe.ch).<br />
Mit bestem Dank <strong>für</strong> Ihre Unterstützung <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lichen Grüssen<br />
Prof Dr. Dr. h. c. mult. Norbert Thom Dr. Adrian Ritz Markus Aeschbacher<br />
Projektleitung Projektbetreuung Projektbearbeiter
Anhang 8: Interviewleitfaden 128<br />
ANHANG 8: INTERVIEWLEITFADEN<br />
I. Einleitung<br />
• Danken <strong>für</strong> das Interview <strong>und</strong> den zeitlichen Rahmen (60-90 Minuten) des In-<br />
terviews kurz erklären. Abklären, ob der Interviewpartner mit der Aufnahme<br />
des Gespräches einverstanden ist, damit soll ein ungestörter Ablauf gewähr-<br />
leistet werden. Das Interview wird nur protokolliert <strong>und</strong> nicht transkribiert. Die<br />
Aufnahme wird ausschliesslich im Rahmen des vorliegenden Forschungspro-<br />
jektes verwendet <strong>und</strong> nach der Protokollierung gelöscht. Klären, ob Informati-<br />
onen anonymisiert werden sollen.<br />
• Vorstellen des Interviewers, des IOP, des KPM <strong>und</strong> der Arbeit<br />
Ziel des Interviews: Abfragen von „Good Practices“ des Altersstrukturcontrol-<br />
ling bei Unternehmen aus der Privatwirtschaft. Welche Analyseinstrumente zur<br />
Beurteilung der Altersstruktur werden eingesetzt? Welche Massnahmen wer-<br />
den daraus abgeleitet?<br />
• Darauf hinweisen, dass die systematische Beschäftigung mit der betrieblichen<br />
Altersstruktur noch in den Kinderschuhen steckt <strong>und</strong> dass dieses Interview<br />
dazu dienen soll den Ist-Zustand abzufragen <strong>und</strong> nicht was wünschenswert,<br />
denkbar oder sinnvoll wäre.<br />
• Genaues Vorgehen erläutern: Abfragen der Instrumente nach dem entworfe-<br />
nen Bezugsrahmen: Unmittelbare Aktionsparameter (Informations- <strong>und</strong> Akti-<br />
onsseite) <strong>und</strong> zum Schluss die Mittelbaren Aktionsparameter (Strategie, Kultur<br />
& Struktur).<br />
• Allfällige weitere Fragen des Interviewpartners zum Vorgehen, Thema etc. be-<br />
antworten <strong>und</strong> danach mit dem Interview beginnen.<br />
Intervieweranweisung:<br />
Bei den einzelnen Themengebieten zuerst die allgemeine Frage stellen <strong>und</strong> den<br />
Interviewpartner ausreden lassen. Danach die weitergehenden Fragen stellen,<br />
falls diese noch nicht bereits beantwortet wurden. Die Fragen sind neutral (wer-<br />
tungsfrei) formuliert <strong>und</strong> sie sollten möglichst auch so gestellt werden.
Anhang 8: Interviewleitfaden 129<br />
II. Fragenkatalog<br />
Einstieg<br />
(a) Was ist Ihre Funktion <strong>und</strong> Ihre organisatorische Einordnung?<br />
(b) Beschreiben Sie kurz Ihren Tätigkeitsbereich.<br />
(c) Seit wann üben Sie diese Funktion aus? Alter?<br />
A) Fragen zu den Zielen des ASC<br />
(a) Bestehen Ziele bezüglich einer anzustrebenden Altersstruktur? Aus-<br />
gewogenheit? Gemischte Teams? Bestimmter Anteil an alten resp. jun-<br />
gen Mitarbeitenden?<br />
(b) Werden aus den Zielen zur Altersstruktur Unterziele abgeleitet (bspw.<br />
Rekrutierungsquote)?<br />
B) Fragen zur Informationsseite des ASC<br />
(a) Werden Analysemethoden zur Beurteilung der Altersstruktur einge-<br />
setzt? Wie sind diese Analysetools ausgestaltet?<br />
(b) Werden Risiken erfasst, welche mit der betrieblichen Altersstruktur<br />
im Zusammenhang stehen? Nach welcher Systematik werden diese Ri-<br />
siken erfasst? Welche <strong>Personal</strong>gruppen werden betrachtet? Werden<br />
gewisse Gruppen noch genauer analysiert? Welche Informationsdoku-<br />
mente / Reports werden daraus erzeugt? In welcher Frequenz / Perio-<br />
dizität werden diese Analysen durchgeführt <strong>und</strong> Reports erstellt?<br />
(c) Wird eine Altersstrukturanalyse eingesetzt? Wie ist diese Analyse<br />
ausgestaltet? Welche Einflussfaktoren (Variablen) werden im Rahmen<br />
dieser Analyse erfasst? Welche Datentransformationen (bspw. Fort-<br />
schreibung) werden durchgeführt? Welche <strong>Personal</strong>gruppen werden<br />
betrachtet? Werden gewisse Gruppen noch genauer analysiert? Welche<br />
Informationsdokumente / Reports <strong>für</strong> welche Entscheidungsträger<br />
werden erzeugt? In welcher Frequenz / Periodizität werden diese Ana-<br />
lysen durchgeführt <strong>und</strong> Reports erstellt?
Anhang 8: Interviewleitfaden 130<br />
(d) Werden weitere personalwirtschaftliche Daten <strong>und</strong> Informationen<br />
erhoben, die bei der Analyse der Altersstruktur wichtige Hinweise <strong>für</strong><br />
sinnvolle Massnahmen liefern könnten? Reports? Frequenz?<br />
(e) Werden Daten des externen Arbeitsmarktes berücksichtigt? Wer-<br />
den Daten von <strong>Organisation</strong>en die sich mit Arbeitsmarkt- & Berufsfor-<br />
schung auseinandersetzen betriebsspezifisch aufgearbeitet? Verände-<br />
rungen von Berufsbildern <strong>und</strong> künftiges Angebot berücksichtigt? Re-<br />
ports? Periodizität?<br />
(f) Sind andere Analysetools in Bezug auf die Altersstruktur im Einsatz,<br />
die durch die bis anhin gestellten Fragen nicht abgedeckt wurden? (Wie-<br />
derholung von (a))<br />
C) Fragen zur Aktionsseite des ASC<br />
(a) Welchen Einfluss hat die betriebliche Altersstruktur auf die Rekrutie-<br />
rung? Auf welchen informatorischen Gr<strong>und</strong>lagen werden Rekrutierungs-<br />
entscheide gefällt? Werden Daten zur Altersstruktur bei der Rekrutie-<br />
rung berücksichtigt? Werden Zielpersonen ihrer Altersgruppe entspre-<br />
chend angeworben? Wann entscheiden Sie sich <strong>für</strong> externe Rekrutie-<br />
rung (Einstellungsquote)? Wann entscheiden Sie sich <strong>für</strong> interne Rekru-<br />
tierung?<br />
(b) Welchen Einfluss hat die betriebliche Altersstruktur auf die <strong>Personal</strong>-<br />
entwicklung? Werden Nachwuchskräfte gezielt auf Positionen hin auf-<br />
gebaut, die aufgr<strong>und</strong> von Pensionierungen frei werden? Bestehen auf<br />
das Alter der Mitarbeitenden zu geschnittene Weiterbildungen? Werden<br />
auch ältere Mitarbeitende zur Teilnahme an Weiterbildungsangeboten<br />
motiviert?<br />
(c) Welchen Einfluss hat die Altersstruktur bei der <strong>Personal</strong>erhaltung<br />
(Motivation & Anreizsysteme)? Werden unterschiede zwischen Alters-<br />
gruppen berücksichtigt? Werden bei gewissen Altergruppen Erhaltungs-<br />
massnahmen intensiviert (bspw. bei jüngeren MA-Gruppen mit hoher<br />
Fluktuationsrate)?
Anhang 8: Interviewleitfaden 131<br />
(d) Welchen Einfluss hat die Altersstruktur auf die <strong>Personal</strong>freistellung?<br />
Wird Altersteilzeit angeboten? Expertenstellen <strong>für</strong> Leute über dem Pensi-<br />
onierungsalter?<br />
(e) Welche Rolle spielt die Altersstruktur beim Wissensmanagement?<br />
Werden Programme zum Wissenstransfer zwischen älteren <strong>und</strong> jüngeren<br />
Mitarbeitenden eingesetzt?<br />
(f) Welchen Einfluss hat die Altersstruktur auf das <strong>Personal</strong>marketing?<br />
Werden unterschiedliche Altersgruppen spezifisch angesprochen? Wie<br />
wird das Arbeitgeberimage gestaltet? Wird bei der Kommunikation das<br />
Alter der Zielgruppe berücksichtigt?<br />
(g) Welche Massnahmen zur altersgerechten Gestaltung der Arbeitsbe-<br />
dingungen bestehen? Werden alterspezifische Bedürfnisse <strong>für</strong> bei der<br />
Gestaltung der Arbeitszeit <strong>und</strong> Einsatzort berücksichtigt?<br />
D) Fragen zur <strong>Organisation</strong> des ASC<br />
(a) Welche organisatorischen Einheiten übernehmen die Analyseaufga-<br />
ben? Wer hat Entscheidungskompetenzen zur Initiierung von Analyse-<br />
aufgaben?<br />
(b) Welche organisatorischen Einheiten übernehmen die Gestaltung von<br />
Massnahmenvorschlägen? Wer ist <strong>für</strong> die Umsetzung der Gestaltungs-<br />
massnahmen verantwortlich?<br />
(c) Wie wird der Ablauf der Analyse, Massnahmenerarbeitung <strong>und</strong> Um-<br />
setzung gestaltet (Prozess)?<br />
E) Fragen zu mittelbaren Aktionsparametern des ASC<br />
(nur falls zeitlich möglich)<br />
(a) Spielt die betriebliche Altersstruktur bei der Ausgestaltung der HR-<br />
Strategie eine Rolle?<br />
(b) Wird bei der Gestaltung der Unternehmensstruktur die betriebliche<br />
Altersstruktur berücksichtigt?<br />
(c) Wird bei der Unternehmenskultur altersstrukturelle Aspekte disku-<br />
tiert? Werden Führungskräfte <strong>und</strong> Mitarbeitende auf den altersstrukturel-
Anhang 8: Interviewleitfaden 132<br />
len Wandel hin sensibilisiert? Welche Werte braucht eine Unternehmung,<br />
damit Wissenstransfer zwischen Alt <strong>und</strong> Jung sichergestellt werden<br />
kann?<br />
III. Ergänzungen<br />
• Nachfragen, ob der Interviewte noch etwas zu den abgefragten Themen er-<br />
gänzen möchte, das in der vorangegangenen Diskussion nicht zur Sprache<br />
kam.<br />
• Allfällige sonstige Unklarheiten bezüglich des Interviews klären.<br />
IV. Abschluss<br />
• Ziel des Interviews wiederholen<br />
• Für Teilnahme am Gespräch danken!<br />
• Anbieten, in ein paar Tagen einen Entwurf des Gesprächsprotokolls zur Kon-<br />
trolle vorzulegen.<br />
• Weiteres Vorgehen der Untersuchung erklären <strong>und</strong> anbieten, nach Abschluss<br />
eine Kopie der Arbeit oder eine Zusammenfassung der Resultate zuzusenden.
ANHANG 8: Interviewleitfaden 133<br />
BEZUGSRAHMEN<br />
Dem Leitfaden liegt der unten abgebildete Bezugsrahmen zum Altersstrukturcontrol-<br />
ling zu Gr<strong>und</strong>e. Im Zentrum stehen die unmittelbaren <strong>und</strong> mittelbaren Aktionspara-<br />
meter der Unternehmung.<br />
Betriebliche<br />
Bedingungsgrössen<br />
• <strong>Organisation</strong>sgrösse<br />
• Branchenzugehörigkeit<br />
• Fremdimage<br />
• Belegschaftsstruktur<br />
• <strong>Personal</strong>informationssystem<br />
Ausserbetriebliche Bedingungsgrössen<br />
Generelle Bedingungsgrössen Aufgabenspezifische Bedingungsgrössen<br />
• ökonomisch<br />
• technologisch<br />
• rechtlich-politisch<br />
• Kennzahlensysteme<br />
• Alterstrukturanalyse<br />
• <strong>Personal</strong>-Portfolios<br />
• sozio-kulturell<br />
• physischökologisch<br />
Aktionsparameter der<br />
Unternehmensführung<br />
Mittelbare Aktionsparameter<br />
Kultur<br />
<strong>Personal</strong>ziele<br />
Ziele des<br />
Altersstrukturcontrolling<br />
Informations-Mix Aktions-Mix<br />
• <strong>Personal</strong>risiko-<br />
Analyse<br />
• Arbeitsmarktforschung<br />
Strategie<br />
• Potenzielle<br />
Arbeitnehmer<br />
• K<strong>und</strong>en / Markt /<br />
Leistungsempfänger<br />
Struktur<br />
Unmittelbare Aktionsparameter<br />
Personelle<br />
Bedingungsgrössen<br />
• Alter<br />
• Rekrutierungsstrategien<br />
& Mitarbeiterbindung<br />
• Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />
• Qualifikationskonzepte<br />
• Übergeordnete<br />
Abteilung<br />
• <strong>Institut</strong>ionen zur<br />
Info-Beschaffung<br />
• Qualifikation<br />
• Funktion<br />
• Werte, Einstellungen<br />
• Motivation<br />
• Persönliche Interessen<br />
• Erwartungen<br />
• Wissenstransfer<br />
• Arbeitsszeitgestaltung
ANHANG 9: Auswertung Interviews Privatwirtschaft 134<br />
ANHANG 9: AUSWERTUNG INTERVIEWS PRIVATWIRTSCHAFT
LITERATURVERZEICHNIS 135<br />
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SELBSTSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG<br />
„Ich erkläre hiermit, dass ich diese Arbeit selbstständig verfasst <strong>und</strong> keine anderen<br />
als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinnge-<br />
mäss aus Quellen entnommen wurden, habe ich als solche kenntlich gemacht. Mir ist<br />
bekannt, dass andernfalls der Senat gemäss dem Gesetz über die <strong>Universität</strong> zum<br />
Entzug des auf Gr<strong>und</strong> dieser Arbeit verliehenen Titels berechtigt ist.“<br />
Gümligen, 31.01.2008 Markus Aeschbacher