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Vollversion - Institut für Organisation und Personal - Universität Bern

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Altersstrukturcontrolling<br />

Konzeptionelle Gr<strong>und</strong>lagen – Empirische Erkenntnisse –<br />

ausgewählte Gestaltungsempfehlungen<br />

Masterarbeit eingereicht der<br />

Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialwissenschaftlichen Fakultät<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong><br />

Betreuung: Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Norbert Thom<br />

<strong>und</strong> Dr. rer. oec. Adrian Ritz<br />

Kompetenzzentrum <strong>für</strong> Public Management der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong><br />

Schanzeneckstrasse 1<br />

CH-3012 <strong>Bern</strong><br />

von:<br />

Markus Aeschbacher<br />

aus Trachselwald (BE)<br />

Matr.-Nr.: 02-113-710<br />

Hintere Dorfgasse 11<br />

3073 Gümligen<br />

<strong>Bern</strong>, 31. Januar 2008


ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Vorwort I<br />

VORWORT<br />

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den hoch aktuellen Themen der demogra-<br />

fischen Entwicklung <strong>und</strong> der betrieblichen Altersstruktur, welche aus Sicht des Cont-<br />

rolling noch kaum behandelt wurden. Dies stellte hohe Herausforderungen an die<br />

Erarbeitung der Arbeit <strong>und</strong> erhöhte den Anreiz, einen nützlichen Beitrag in diesem<br />

Themengebiet zu verfassen. Mit dem Abschluss dieser Masterarbeit beende ich mei-<br />

ne Studienzeit an der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong>.<br />

Dass ich die Arbeit in der vorliegenden Form präsentieren kann, ist der Unterstüt-<br />

zung von verschiedenen Personen zu verdanken. Für die konzeptionelle <strong>und</strong> metho-<br />

dische Unterstützung bedanke ich mich bei Dr. Adrian Ritz vom Kompetenzzentrum<br />

<strong>für</strong> Public Management. Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Norbert Thom danke ich <strong>für</strong> die Mög-<br />

lichkeit, die Arbeit am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> <strong>Personal</strong> verfassen zu können.<br />

Ein spezieller Dank geht an Andrea Schneider <strong>und</strong> das Eidgenössischen <strong>Personal</strong>-<br />

amt EPA, welche die Verfassung einer Arbeit in diesem Themengebiet anregten <strong>und</strong><br />

die Durchführung der Fallstudie ermöglichten. Weiter bedanke ich mich herzlich bei<br />

allen <strong>Personal</strong>verantwortlichen der verschiedenen Unternehmen, welche als Exper-<br />

ten <strong>für</strong> die qualitativen Interviews zur Verfügung standen, <strong>und</strong> den <strong>Personal</strong>verant-<br />

wortlichen der unterschiedlichen Verwaltungseinheiten des B<strong>und</strong>es, welche wertvolle<br />

Hinweise zur Verbesserung des entwickelten Instruments lieferten.<br />

Während des letzten halben Jahres habe ich sehr viele unterschiedliche Situationen<br />

durchlebt, welche durch grosse Motivation <strong>und</strong> Freude, teilweise aber auch durch<br />

Anstrengung <strong>und</strong> Belastungen geprägt waren. In dieser Zeit war es <strong>für</strong> mich sehr<br />

wichtig, auf mein soziales Umfeld zählen zu können, weshalb ich mich auch bei mei-<br />

ner Familie, meiner Fre<strong>und</strong>in sowie meinen Fre<strong>und</strong>en <strong>für</strong> ihre Unterstützung bedan-<br />

ken möchte.<br />

Die Arbeit verwendet wenn möglich geschlechtsneutrale Begriffe. War dies nicht<br />

möglich, wurde aus Gründen der Einfachheit <strong>und</strong> der besseren Lesbarkeit auf das<br />

Maskulinum zurückgegriffen, wodurch jedoch beide Geschlechter angesprochen<br />

werden.<br />

<strong>Bern</strong>, im Januar 2008 Markus Aeschbacher


ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Inhaltsverzeichnis II<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

Vorwort.........................................................................................................................I<br />

Inhaltsverzeichnis........................................................................................................II<br />

Abbildungsverzeichnis............................................................................................... VI<br />

Tabellenverzeichnis.................................................................................................. VII<br />

Anhangsverzeichnis ................................................................................................ VIII<br />

Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................. IX<br />

1 Einleitung .............................................................................................................1<br />

1.1 Ausgangslage ...............................................................................................1<br />

1.2 Problemstellung ............................................................................................1<br />

1.3 Abgrenzung des Gegenstandes....................................................................2<br />

1.4 Stand der Forschung.....................................................................................2<br />

1.5 Zielsetzung....................................................................................................3<br />

1.6 Methode........................................................................................................4<br />

1.7 Aufbau der Arbeit ..........................................................................................5<br />

TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT.........................................................................6<br />

2 Gr<strong>und</strong>lagen ..........................................................................................................6<br />

2.1 Demografische Entwicklung..........................................................................6<br />

2.1.1 Ausgangslage ........................................................................................6<br />

2.1.2 Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt ....................................................13<br />

2.1.3 Folgen <strong>und</strong> Herausforderungen <strong>für</strong> Unternehmen ...............................15<br />

2.2 Ideale betriebliche Altersstruktur.................................................................19<br />

2.2.1 Unterschiede zwischen Älteren <strong>und</strong> Jüngeren.....................................20<br />

2.2.2 Problembereiche betrieblicher Altersstrukturen ...................................22<br />

2.2.3 Synopse...............................................................................................24<br />

2.3 Altersstrukturcontrolling...............................................................................25<br />

2.3.1 Controlling............................................................................................25<br />

2.3.2 Definition Altersstrukturcontrolling........................................................26<br />

2.3.3 Altersstrukturcontrolling als Bestandteil des <strong>Personal</strong>controlling .........27<br />

2.4 Instrumente des Altersstrukturcontrolling....................................................28<br />

2.4.1 Kennzahlensysteme.............................................................................29<br />

2.4.2 Altersstrukturanalyse ...........................................................................32


ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Inhaltsverzeichnis III<br />

2.4.3 <strong>Personal</strong>-Portfolios...............................................................................44<br />

2.4.4 Bestimmung von Schlüsselfunktionen .................................................46<br />

2.4.5 Früherkennung.....................................................................................47<br />

2.4.6 Betriebliche <strong>Personal</strong>forschung ...........................................................51<br />

2.5 Zwischenfazit ..............................................................................................54<br />

3 Konzeptioneller Bezugsrahmen .........................................................................55<br />

3.1 Bedingungsgrössen ....................................................................................55<br />

3.1.1 Ausserbetriebliche Rahmenbedingungen ............................................55<br />

3.1.2 Betriebliche Rahmenbedingungen.......................................................59<br />

3.1.3 Personelle Rahmenbedingungen.........................................................60<br />

3.2 Aktionsparameter........................................................................................61<br />

3.2.1 Mittelbare Aktionsparameter ................................................................61<br />

3.2.2 Unmittelbare Aktionsparameter............................................................63<br />

4 Altersstrukturcontrolling-Instrument....................................................................65<br />

4.1 Ziele des ASC-Instruments .........................................................................65<br />

4.2 Aufbau des ASC Instruments......................................................................65<br />

4.3 Analyse der Ausgangslage .........................................................................66<br />

4.3.1 Ziele des Elements ..............................................................................66<br />

4.3.2 Informationsgr<strong>und</strong>lage .........................................................................67<br />

4.3.3 Methodik/Instrumente ..........................................................................67<br />

4.4 Schlüsselfunktionen im ASC-Portfolio.........................................................70<br />

4.4.1 Ziel des Elements ................................................................................70<br />

4.4.2 Informationsgr<strong>und</strong>lagen .......................................................................70<br />

4.4.3 Instrumente/Methodik ..........................................................................71<br />

4.5 <strong>Personal</strong>risikoanalyse .................................................................................76<br />

4.5.1 Ziel des Elements ................................................................................76<br />

4.5.2 Informationsgr<strong>und</strong>lage .........................................................................76<br />

4.5.3 Instrumente/Methodik ..........................................................................76<br />

4.6 Erarbeitung des Massnahmenprogramms ..................................................79<br />

4.6.1 Ziel des Elements ................................................................................79<br />

4.6.2 Informationsgr<strong>und</strong>lage .........................................................................79<br />

4.6.3 Instrumente..........................................................................................79


ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Inhaltsverzeichnis IV<br />

TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE..............................................................................81<br />

5 Fallstudie B<strong>und</strong>esverwaltung .............................................................................81<br />

5.1 Studiendesign .............................................................................................81<br />

5.2 Ergebnisse ..................................................................................................83<br />

5.2.1 Allgemeine Kritikpunkte .......................................................................83<br />

5.2.2 Altersstrukturanalysen .........................................................................84<br />

5.2.3 Schlüsselfunktionen <strong>und</strong> ASC-Portfolio ...............................................84<br />

5.2.4 Altersstrukturelle Risikoanalyse ...........................................................85<br />

5.2.5 Definition Massnahmenprogramm .......................................................86<br />

5.3 Zwischenfazit <strong>und</strong> Beantwortung der Forschungsfrage ..............................87<br />

6 Erkenntnisse aus der Privatwirtschaft ................................................................88<br />

6.1 Studienaufbau <strong>und</strong> -ablauf ..........................................................................88<br />

6.1.1 Problemdefinition (Problem Discovery and Definition).........................89<br />

6.1.2 Forschungsdesign (Research Design).................................................89<br />

6.1.3 Untersuchungseinheiten (Sampling)....................................................90<br />

6.1.4 Datenerhebung (Data Gathering).........................................................91<br />

6.1.5 Auswertung <strong>und</strong> Interpretation (Data Processing and Analysis) ..........92<br />

6.1.6 Verfassen der Resultate (Conclusions and Report).............................92<br />

6.2 Ergebnisse ..................................................................................................92<br />

6.2.1 ABB......................................................................................................92<br />

6.2.2 IBM ......................................................................................................95<br />

6.2.3 Schweizer Grossbank SGB..................................................................97<br />

6.2.4 Schweizerische Post............................................................................99<br />

6.2.5 Wirtschaftsprüfungs- & Beratungsunternehmung ..............................101<br />

6.3 Zusammenfassung der Ergebnisse...........................................................103<br />

6.4 Fazit ..........................................................................................................104


ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Inhaltsverzeichnis V<br />

TEIL III: SCHLUSSBETRACHTUNGEN.............................................................................105<br />

7 Gestaltungsempfehlungen ...............................................................................105<br />

7.1 Gestaltungsempfehlungen <strong>für</strong> die B<strong>und</strong>esverwaltung...............................105<br />

7.1.1 Erweiterung der Kennzahlensysteme ................................................105<br />

7.1.2 Einsatz des ASC-Instruments ............................................................106<br />

7.1.3 Integrale Massnahmenplanung <strong>und</strong> -umsetzung ...............................106<br />

7.2 Allgemeine Gestaltungsempfehlungen......................................................107<br />

8 Fazit <strong>und</strong> Ausblick ............................................................................................108<br />

9 Kritische Würdigung .........................................................................................109<br />

ANHANG.................................................................................................................111<br />

Literaturverzeichnis .................................................................................................135<br />

Selbstständigkeitserklärung.....................................................................................147


ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Abbildungs- & Tabellenverzeichnis VI<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

Abbildung 1: Aufbau der Arbeit....................................................................................5<br />

Abbildung 2: Entwicklung der Geburtenziffer <strong>und</strong> Durchschnittsalter..........................8<br />

Abbildung 3: Entwicklung der Lebenserwartung der Schweizerinnen <strong>und</strong> Schweizer.9<br />

Abbildung 4: Anzahl Einwanderungen <strong>und</strong> Auswanderungen...................................10<br />

Abbildung 5: Entwicklung der Wohnbevölkerung in der Schweiz 1900-2050 ............11<br />

Abbildung 6: Wohnbevölkerung der Schweiz nach Alterskategorien 1991-2050.......12<br />

Abbildung 7: Alterspyramide der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz.............13<br />

Abbildung 8: Erwerbsbevölkerung in Vollzeitäquivalenten ........................................14<br />

Abbildung 9: Schematische Darstellung unterschiedlicher Altersstrukturen..............22<br />

Abbildung 10: Synopse zur Ausgangslage................................................................24<br />

Abbildung 11: Funktionen des <strong>Personal</strong>managements .............................................28<br />

Abbildung 12: Beispiel eines <strong>Personal</strong>-Kennzahlen-Systems ...................................30<br />

Abbildung 13: Vier-Phasenkonzept der Selbstanalyse..............................................32<br />

Abbildung 14: Datenflussmodell des Alterssimulationstools......................................35<br />

Abbildung 15: Vorgehensmodell <strong>für</strong> die betriebliche demografische Analyse ...........36<br />

Abbildung 16: Beispiel einer ASTRA-Auswertung.....................................................40<br />

Abbildung 17: ABAS© Altersstruktur der gesamten Belegschaft...............................41<br />

Abbildung 18: ABAS© Szenario 2: Ausbildung .........................................................42<br />

Abbildung 19: Beispiel eines <strong>Personal</strong>-Portfolios ......................................................45<br />

Abbildung 20: Strategische Belegschaftsentwicklung ...............................................45<br />

Abbildung 21: Externe Beobachtungsbereiche..........................................................48<br />

Abbildung 22: Radarfelder der Früherkennung .........................................................49<br />

Abbildung 23: Integriertes <strong>Personal</strong>risikomanagement .............................................50<br />

Abbildung 24: Inhalte der betrieblichen <strong>Personal</strong>forschung ......................................52<br />

Abbildung 25: Bezugsrahmen des Altersstrukturcontrolling ......................................56<br />

Abbildung 26: Aufbau des ASC-Instruments .............................................................66<br />

Abbildung 27: Beispielauswertung <strong>für</strong> Ist-Altersstruktur ............................................68<br />

Abbildung 28: Einfache Fortschreibung <strong>und</strong> Fortschreibung unter Annahmen .........69<br />

Abbildung 29: Formular zur Bestimmung der Schlüsselfunktionen ...........................72<br />

Abbildung 30: ASC-Portfolio <strong>für</strong> Schlüsselfunktionen................................................74<br />

Abbildung 31: ASC-Portfolio <strong>für</strong> Einzelpersonen.......................................................75<br />

Abbildung 32: Prozessübersicht zur Ableitung des Massnahmenprogramms...........79


ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Abbildungs- & Tabellenverzeichnis VII<br />

Abbildung 33: Gestaltungsrahmen <strong>für</strong> Massnahmen des Altersstrukturcontrolling....80<br />

Abbildung 34: <strong>Personal</strong>risiko-Arbeitskräfteangebot-Portfolio ....................................86<br />

Abbildung 35: Stages of the Research Process ........................................................88<br />

TABELLENVERZEICHNIS<br />

Tabelle 1: Demografische Indikatoren in der Schweiz <strong>und</strong> in vier Nachbarländern.....7<br />

Tabelle 2: Allgemeine Unterschiede bei verschiedenen Leistungsparametern .........21<br />

Tabelle 3: Analyseinstrumente des Altersstrukturcontrolling .....................................29<br />

Tabelle 4: Analyse der betrieblichen Rahmenbedingungen ......................................37<br />

Tabelle 5: Tabellarische Verdichtung demografischer Daten ....................................38<br />

Tabelle 6: Stärken <strong>und</strong> Schwächen der Altersstrukturanalyse ..................................43<br />

Tabelle 7: ASC-Bewertungsraster <strong>für</strong> Personengruppen ..........................................73<br />

Tabelle 8: ASC-Bewertungsraster Einzelpersonen ...................................................75<br />

Tabelle 9: Analyseraster <strong>für</strong> <strong>Personal</strong>risiken .............................................................77<br />

Tabelle 10: Formular zur Risikoidentifikation <strong>und</strong> -bewertung...................................78


ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Anhangsverzeichnis VIII<br />

ANHANGSVERZEICHNIS<br />

Anhang 1: Einflussfaktoren der betrieblichen Altersstruktur ....................................111<br />

Anhang 2: Interviewverzeichnis...............................................................................112<br />

Anhang 3: Formulare zum ASC-Instrument.............................................................114<br />

Anhang 4: Handout Workshop EPA ........................................................................120<br />

Anhang 5: Handout ASC-I-Interviews B<strong>und</strong>esverwaltung .......................................122<br />

Anhang 6: Feedback-Formular................................................................................125<br />

Anhang 7: Anfrage Experten ...................................................................................126<br />

Anhang 8: Interviewleitfaden ...................................................................................128<br />

Anhang 9: Auswertung Interviews Privatwirtschaft..................................................134


ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Abkürzungsverzeichnis IX<br />

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS<br />

ABB Asea Brown Boveri<br />

Abb. Abbildung<br />

Abs. Absatz<br />

Abschn. Abschnitt<br />

AG Aktiengesellschaft<br />

ASA Altersstrukturanalyse<br />

ASTRA Altersstrukturanalyse<br />

ABAS Altersstrukturanalyse von Belegschaften<br />

ASC Altersstrukturcontrolling<br />

ASC-I Altersstrukturcontrolling-Instrument<br />

a. M. am Main<br />

Art. Artikel<br />

Bd. Band<br />

bspw. beispielsweise<br />

BE <strong>Bern</strong><br />

BWL Betriebswirtschaftslehre<br />

bzw. beziehungsweise<br />

BfS B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Statistik<br />

CHRIS Centre of Human Resource Information Systems<br />

ca. circa<br />

CH Confoederatio Helvetica<br />

d.h. das heisst<br />

Dr. Doktor<br />

durchges. durchgesehen( e)<br />

EDI Eidgenössisches Departement des Innern<br />

EVD Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement<br />

EZV Eidgenössische Zollverwaltung<br />

VBS Eidgenössisches Departement <strong>für</strong> Verteidigung, Bevölkerungsschutz<br />

<strong>und</strong> Sport<br />

EFD Eidgenössisches Finanzdepartement<br />

EPA Eidgenössisches <strong>Personal</strong>amt<br />

et al. et alii / <strong>und</strong> andere<br />

etc. et cetera<br />

EWR Europäischer Wirtschaftsraum


ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Abkürzungsverzeichnis X<br />

f. folgend, folgende<br />

ff. fortfolgend, fortfolgende<br />

GS Generalsekretariat<br />

Hrsg. Herausgeber<br />

hrsg. v. herausgegeben von<br />

h. c. mult. honoris causa multiplex<br />

http hyper text transfer protocol<br />

i. e. S. im engeren Sinn<br />

i. w. S. im weiteren Sinn<br />

i. d. R. in der Regel<br />

inkl. inklusive<br />

IOP <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> <strong>Personal</strong><br />

IBM International Business Machines Corporation<br />

Jg. Jahrgang<br />

KPM Kompetenzzentrum <strong>für</strong> Public Management<br />

lic. rer. pol. Licentiatus/Licentiata rerum politicarum<br />

Matr.-Nr. Matrikel-Nummer<br />

MS Microsoft<br />

Mrd. Milliarde<br />

Mio. Million<br />

Nr. Nummer<br />

o. a. oder andere<br />

o. J. ohne Jahr<br />

o. O. ohne Ort<br />

o. S. ohne Seite<br />

p. a. per annum<br />

PKS <strong>Personal</strong>-Kennzahlen-System<br />

Prof. Professor<br />

rer. oec. rerum oeconomicarum<br />

resp. respektive<br />

CHF Schweizer Franken<br />

SBG Schweizer Grossbank<br />

S. Seite(n)<br />

SECO Staatsekretariat <strong>für</strong> Wirtschaft<br />

stv. stellvertretend<br />

u. ä. <strong>und</strong> ähnliche/s


ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Abkürzungsverzeichnis XI<br />

u. a. <strong>und</strong> andere/s<br />

URL Uniform Resource Locator<br />

u. A. unter Anderem<br />

u. U. unter Umständen<br />

vgl. vergleiche<br />

v. a. vor allem<br />

WBU Wirtschaft- <strong>und</strong> Beratungsunternehmung<br />

www world wide web<br />

z. B. zum Beispiel<br />

z. T. zum Teil


ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Einleitung 1<br />

1 Einleitung<br />

1.1 Ausgangslage<br />

„Ausschlaggebend <strong>für</strong> die geschäftliche Lage in den nächsten beiden Jahrzehnten<br />

wird nicht sein, was sich in der Wirtschaft oder Technik vollzieht, sondern einzig <strong>und</strong><br />

allein die demografische Entwicklung – wenn wir einmal vom Eintreten von Ereignis-<br />

sen wie Krieg, Pest oder einer Kollision mit einem Kometen absehen“ (Drucker 2004:<br />

65).<br />

Wie viele andere europäische Industriestaaten sieht sich die Schweiz mit einer gra-<br />

vierenden demografischen Entwicklung konfrontiert. Folgende Veränderungen in die-<br />

sem Zusammenhang können konstatiert werden (vgl. BfS 2006: S. 13 ff.): Einerseits<br />

stagniert die Geburtenrate seit den späten 70er Jahren auf einem Niveau von unter<br />

1,5 Kindern pro Frau. Derzeit haben Frauen im Schnitt 1,4 Kinder. Prognosen erwar-<br />

ten eine Stabilisierung der Geburtenrate auf diesem Niveau oder tendenziell eine<br />

Verringerung (vgl. Frejka/Sardon 2005: S. 16). Auf der anderen Seite hat sich die<br />

Lebenserwartung zwischen 1876 <strong>und</strong> 2004 beinahe verdoppelt. Bei den Männern<br />

von 39,1 auf 78,6 Jahre <strong>und</strong> von 42,4 auf 83,7 Jahre bei den Frauen. Aufgr<strong>und</strong> von<br />

medizinischen Fortschritten <strong>und</strong> verbesserter Prävention von Unfällen, Suizid <strong>und</strong><br />

degenerativen Krankheiten wird die Lebenserwartung noch weiter steigen. Diese<br />

beiden Faktoren bewirken längerfristig einen Bevölkerungsrückgang sowie eine be-<br />

schleunigte demografische Alterung, die auch durch einen erneuten Baby-Boom oder<br />

einen hohen Wanderungssaldo nicht aufgefangen werden kann (vgl. BfS 2006: 30).<br />

Durch die Alterung der Bevölkerung <strong>und</strong> den späteren Eintritt in den Arbeitsmarkt<br />

von jüngeren Arbeitnehmenden, welche generell länger in Ausbildung sein werden,<br />

wird die Erwerbsbevölkerung eher schrumpfen als die Gesamtbevölkerung (BfS<br />

2006: 49 ff.).<br />

1.2 Problemstellung<br />

Diese Entwicklungen führen dazu, dass sich Unternehmen vermehrt mit altersstruktu-<br />

rellen Problemen auseinandersetzen müssen:


ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Einleitung 2<br />

• Obwohl der Rückgang potenzieller Erwerbspersonen erst in ein paar Jahren ein-<br />

setzen wird, besteht in einigen Regionen <strong>und</strong> Tätigkeitsbereichen bereits heute<br />

ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, der sich nahezu ausschliesslich auf<br />

junge <strong>und</strong> mittelalte, spezifisch qualifizierte Fachkräfte bezieht (vgl. Prezewowsky<br />

2007: 36; Braun 2007: 12).<br />

• Weiter müssen sich Unternehmen mit alternden <strong>und</strong> unausgewogenen Beleg-<br />

schaftsstrukturen befassen, da sich eine ausgewogene betriebliche Altersstruk-<br />

tur an der pyramidenförmigen Bevölkerungsstruktur orientiert, die es seit Mitte<br />

des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts nicht mehr gibt (Prezewowsky 2007: 38).<br />

Für <strong>Organisation</strong>en aus der Privatwirtschaft <strong>und</strong> der Verwaltung müssen deshalb<br />

zweckmässige Analyseinstrumente entwickelt werden, mit welchen die Veränderung<br />

der betrieblichen Altersstruktur überwacht werden kann, <strong>und</strong> die als Basis zur Gestal-<br />

tung von Massnahmen dienen, welche die Leistungsfähigkeit der <strong>Organisation</strong> si-<br />

cherstellen.<br />

1.3 Abgrenzung des Gegenstandes<br />

Der demografische Wandel stellt Unternehmen vor viele verschiedene Herausforde-<br />

rungen, welche nicht alle innerhalb dieser Arbeit betrachtet werden können. Gegens-<br />

tand der vorliegenden Arbeit sind die personalwirtschaftlichen Problemstellungen des<br />

demografischen Wandels. Im Mittelpunkt stehen dabei Analysemethoden zur Über-<br />

wachung der betrieblichen Altersstruktur, welche in den Themenbereichen des Per-<br />

sonalcontrolling, der <strong>Personal</strong>- & Arbeitsmarkforschung <strong>und</strong> der <strong>Personal</strong>planung<br />

einzuordnen sind. Weiter werden aus den Analysen ableitbare Massnahmen behan-<br />

delt.<br />

Im Zentrum dieser Arbeit stehen somit die personellen Ressourcen von Organisatio-<br />

nen. Aufgr<strong>und</strong> dieser Betrachtungsweise werden makroökonomische Aspekte, bspw.<br />

Finanzierungsproblematik von Renten- <strong>und</strong> Sozialversicherungen, nur dann betrach-<br />

tet, wenn diese Auswirkungen auf die betriebliche Altersstruktur haben könnten.<br />

1.4 Stand der Forschung<br />

Der demografische Alterungsprozess dauert bereits Jahrzehnte <strong>und</strong> die damit ver-<br />

b<strong>und</strong>enen Probleme wie die Finanzierung der AHV, die Veränderungen im Arbeits-


ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Einleitung 3<br />

kräfteangebot, die Verschiebung der privaten Konsumgüternachfrage, die Rekrutie-<br />

rung der Wehrpflichtigen <strong>und</strong> weitere (vgl. Straubhaar 1987: 1 ff.) werden bereits seit<br />

Ende der 80er-Jahre diskutiert. Die demografische Entwicklung wurde bis anhin<br />

überwiegend als volkswirtschaftliches Problem im Zusammenhang mit der Finanzie-<br />

rung der Renten- <strong>und</strong> sozialen Sicherungssysteme diskutiert. Zunehmend nehmen<br />

jedoch auch Unternehmungen <strong>und</strong> Betriebe die Auswirkungen der altersstrukturellen<br />

Veränderungen in der Bevölkerung wahr (vgl. Prezewowsky 2007: 1).<br />

Eine intensivere Auseinandersetzung mit den unternehmensbezogenen Konsequen-<br />

zen des demografischen Wandels findet seit Ende der 90er Jahre des letzten Jahr-<br />

h<strong>und</strong>erts statt. International wird dabei vor allem der Umgang mit einer älteren Be-<br />

legschaft (vgl. Cohen 2006; Ilmarinen 2001; Forte/Hansvick 1999; Furunes/Mykletun<br />

2005; Ulich/Wülser 2004) <strong>und</strong> der so genannte War for Talents (vgl. bspw. McCra-<br />

cken 2000; Micheals/Handfield-Jones/Axelrod 2001) thematisiert, welcher sich mit<br />

der Gewinnung von qualifizierten Nachwuchskräften beschäftigt.<br />

Mit der Analyse von betrieblichen Altersstrukturen beschäftigen sich im deutschspra-<br />

chigen Raum Köchling (2006), Mühlbradt <strong>und</strong> Schultetus (2004) sowie Blum, Becker<br />

& Zimmermann (2006). Diese Analyseansätze sind auf die Darlegung der Ist-<br />

Situation sowie die Fortschreibung der Altersstruktur auf Basis von gewissen An-<br />

nahmen fokussiert. Ein umfassendes Konzept zur Analyse <strong>und</strong> Überwachung der<br />

Altersstruktur besteht nicht. Der in dieser Arbeit verwendete Begriff Altersstruktur-<br />

controlling fand bis anhin keine Verwendung.<br />

1.5 Zielsetzung<br />

Die vorliegende Arbeit verfolgt einerseits theoretisch-konzeptionelle Ziele <strong>und</strong> ande-<br />

rerseits empirische Zielsetzungen. Im theoretisch-konzeptionellen Teil sollen folgen-<br />

de Ziele erreicht werden:<br />

• Ausarbeitung der konzeptionellen Gr<strong>und</strong>lagen zum Themengebiet Altersstruktur-<br />

controlling zur Klärung von Begriffen <strong>und</strong> Vorstellen wesentlicher Konzepte inner-<br />

halb des behandelten Themenbereichs.<br />

• Entwicklung eines Bezugsrahmens zur Identifizierung von Aktionsparametern,<br />

Zielgrössen <strong>und</strong> Bedingungsgrössen des Altersstrukturcontrolling.


ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Einleitung 4<br />

• Erarbeitung eines Instruments zur Beurteilung der Altersstruktur, welches durch<br />

die systematische Analyse von unterschiedlichen Aspekten der Altersstruktur in-<br />

formatorische Gr<strong>und</strong>lagen zur Ableitung von Handlungsalternativen liefern soll.<br />

Weiter verfolgt die Arbeit die nachfolgend genannten empirischen Ziele:<br />

• Test <strong>und</strong> Überarbeitung des im theoretisch-konzeptionellen Teil erarbeiteten In-<br />

struments zur Beurteilung der Altersstruktur.<br />

• Analyseinstrumente <strong>und</strong> Massnahmen mit Bezug auf die betriebliche Altersstruk-<br />

tur von ausgewählten Unternehmen der Privatwirtschaft sollen aufgezeigt werden:<br />

Wie begegnen diese <strong>Organisation</strong>en den Auswirkungen des demografischen<br />

Wandels? Welche Analyseinstrumente werden eingesetzt? Welche Massnahmen<br />

werden ergriffen? Damit sollen „Good Practices“ identifiziert werden, die als An-<br />

regungen <strong>für</strong> die Massnahmengestaltung dienen sollen.<br />

1.6 Methode<br />

Mittels Literaturanalyse werden die konzeptionellen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> der Bezugsrah-<br />

men <strong>für</strong> das Altersstrukturcontrolling erstellt sowie das Instrument zur Beurteilung der<br />

Altersstruktur entwickelt. Dabei wird auf Fachbücher zum <strong>Personal</strong>management, auf<br />

aktuelle Beiträge in Fachzeitschriften sowie auf Statistiken <strong>und</strong> Fakten zur demogra-<br />

fischen Entwicklung zurückgegriffen.<br />

Die Überprüfung des Instruments zum Altersstrukturcontrolling erfolgt über eine Fall-<br />

studie bei der B<strong>und</strong>esverwaltung. Dazu wird das Instrument im Eidgenössischen<br />

<strong>Personal</strong>amt EPA angewandt sowie bei vier weiteren <strong>Organisation</strong>seinheiten in ver-<br />

schiedenen B<strong>und</strong>esdepartementen vorgestellt <strong>und</strong> Rückmeldungen eingeholt. Auf<br />

Basis der Rückmeldungen werden Verbesserungen am Instrument vorgenommen.<br />

Die Erkenntnisse aus der Privatwirtschaft werden über qualitative Interviews mit Ex-<br />

perten des <strong>Personal</strong>wesens resp. mit <strong>Personal</strong>verantwortlichen in den Unternehmen<br />

ermittelt. Zur Durchführung der Interviews wird ein Interviewleitfaden entwickelt. Da-<br />

mit ein gesamtheitliches Bild der auf die demografische Entwicklung ausgerichteten<br />

<strong>Personal</strong>massnahmen erfasst werden kann, baut der Interviewleitfaden auf den kon-<br />

zeptionellen Gr<strong>und</strong>lagen auf.


ALTERSSTRUKTURCONTROLLING: Einleitung 5<br />

1.7 Aufbau der Arbeit<br />

Die Arbeit gliedert sich grob in zwei Teile. Im nachfolgenden Teil I Theoretisches<br />

Gr<strong>und</strong>konzept werden der demografische Wandel <strong>und</strong> die betriebliche Altersstruktur<br />

als Ausganglage im Detail präsentiert (Kapitel 2). Danach wird der Begriff des Alters-<br />

strukturcontrolling definiert <strong>und</strong> abgegrenzt sowie die betriebliche <strong>Personal</strong>forschung<br />

als weiteres informatorisches Element des Altersstrukturcontrolling vorgestellt (Kapi-<br />

tel 2). Auf dieser Basis folgen dann die Herleitung des Bezugsrahmens (Kapitel 3)<br />

sowie die Erarbeitung des Modells zur Beurteilung der Altersstruktur (Kapitel 4).<br />

TEIL I: Theoretisches Gr<strong>und</strong>konzept<br />

2. Gr<strong>und</strong>lagen<br />

3. Konzeptioneller Bezugsrahmen<br />

4. Altersstrukturcontrolling-Instrument<br />

1. Einleitung<br />

Schlussbetrachtungen<br />

5. Fallstudie B<strong>und</strong>esverwaltung<br />

6. Erkenntnisse aus der<br />

Privatwirtschaft<br />

7. Gestaltungsempfehlungen<br />

8. Fazit <strong>und</strong> Ausblick<br />

9. Kritische Würdigung<br />

Abbildung 1: Aufbau der Arbeit (eigene Darstellung)<br />

TEIL II: Empirische Erkenntnisse<br />

Im zweiten, empirischen Teil der Arbeit wird das in Kapitel vier erarbeitete Alters-<br />

strukturcontrolling-Instrument in der B<strong>und</strong>esverwaltung angewandt <strong>und</strong> überprüft.<br />

Danach werden „Good Practices“ des Altersstrukturcontrolling aus grösseren Unter-<br />

nehmen der Schweizer Wirtschaft analysiert <strong>und</strong> vorgestellt.<br />

Zum Schluss werden im dritten Teil Schlussbetrachtungen Gestaltungsempfehlungen<br />

<strong>für</strong> das Altersstrukturcontrolling auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse abgegeben.<br />

Fazit <strong>und</strong> Ausblick sowie die kritische Würdigung schliessen den Text ab.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 6<br />

TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT<br />

Im theoretischen Gr<strong>und</strong>konzept der Arbeit werden innerhalb des Kapitels Gr<strong>und</strong>lagen<br />

die demografische Entwicklung als Ausgangslage des Altersstrukturcontrolling darge-<br />

legt, die verwendeten Begriffe im Bereich des Altersstrukturcontrolling definiert <strong>und</strong><br />

die verwendeten Konzepte vorgestellt. Die Ausführungen beschränken sich auf die<br />

Informations- resp. Analyseaspekte des Altersstrukturcontrolling, da diese den<br />

Schwerpunkt dieser Arbeit bilden. Damit wird die Basis zur Erarbeitung des in Kapitel<br />

3 dargelegten Bezugsrahmens, welcher aus Gründen der Vollständigkeit <strong>und</strong> zum<br />

Aufzeigen von Handlungsbereichen auch die Aktionsseite berücksichtigt, sowie zum<br />

Altersstrukturcontrolling-Instrument (Kapitel 4) geschaffen. Bezugsrahmen <strong>und</strong> Mo-<br />

dell des Altersstrukturcontrolling dienen wiederum als Ausgangpunkt <strong>für</strong> den empiri-<br />

schen Teil (Teil II) dieser Arbeit.<br />

2 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

In diesem Kapitel wird der Begriff des Altersstrukturcontrolling als Teil des <strong>Personal</strong>-<br />

controlling definiert <strong>und</strong> abgegrenzt. Danach werden Analysemethoden vorgestellt,<br />

die dazu dienen, der aufgestellten Definition gerecht zu werden. Zuvor werden die<br />

wichtigsten Fakten zur demografischen Entwicklung sowie die ges<strong>und</strong>e Ausprägung<br />

einer betrieblichen <strong>Personal</strong>struktur dargelegt, da diese als Ursache <strong>und</strong> Ausgangs-<br />

lage des Altersstrukturcontrolling zu verstehen sind.<br />

2.1 Demografische Entwicklung<br />

Dieser Abschnitt beschreibt die demografische Entwicklung der Gesamtbevölkerung<br />

der Schweiz sowie jene der Erwerbsbevölkerung. Auf Basis dieser allgemeinen Aus-<br />

gangslage werden die Auswirkungen <strong>und</strong> Herausforderungen <strong>für</strong> die Unternehmen<br />

aufgezeigt. Der letzte Teil dieses Abschnitts beschäftigt sich dann mit den Problem-<br />

bereichen von betrieblichen Altersstrukturen <strong>und</strong> gibt damit Hinweise auf die ideale<br />

Altersstruktur.<br />

2.1.1 Ausgangslage<br />

Die Demografie beschäftigt sich mit den „[…] Ursachen <strong>und</strong> Entwicklungen der de-<br />

mografischen Erscheinungen wie Stand, Entwicklung <strong>und</strong> Struktur der Bevölkerung<br />

sowie ihrer räumlichen Verteilung, das generative Verhalten, die Sterblichkeit <strong>und</strong> die


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 7<br />

räumliche Bevölkerungsbewegung, ferner die Berührungspunkte zu Haushalt <strong>und</strong><br />

Familie <strong>und</strong> auch Randgebiete der Erwerbstätigkeit [...]“ (Schwarz 2002: 1). „Jede<br />

Veränderung der Bevölkerungszahl <strong>und</strong> -struktur ist demographisch gesehen ein Ef-<br />

fekt von Fertilität, Mortalität <strong>und</strong> Migration. Das gilt auch <strong>für</strong> den Alterungsprozess<br />

einer Bevölkerung“ (Schimany 2002: 15).<br />

Dieser demografische Alterungsprozess ist weder neu noch eine schweizerische Be-<br />

sonderheit. In allen industrialisierten Ländern der Welt nimmt die Zahl der älteren<br />

Menschen tendenziell zu, während die jüngere Bevölkerung schrumpft (vgl. Wanner<br />

et al. 2005: 11). Diese Entwicklung wird durch die folgende Tabelle verdeutlicht.<br />

Bevölkerung am<br />

31. 12 in Mio.<br />

Anteil der unter<br />

15-Jährigen in %<br />

Anteil der über 65-<br />

Jährigen in %<br />

2000<br />

7,2<br />

17,3<br />

15,4<br />

Schweiz Deutschland Österreich Frankreich Italien<br />

2010<br />

7,7<br />

14,9<br />

17,3<br />

2030<br />

8,2<br />

14,6<br />

24,4<br />

2000<br />

82,2<br />

15,7<br />

16,2<br />

2010<br />

82,8<br />

-<br />

20,4<br />

2030<br />

81,1<br />

-<br />

27,5<br />

2000<br />

8,0<br />

17,1<br />

12,1<br />

2010<br />

8,3<br />

-<br />

17,2<br />

2030<br />

8,5<br />

-<br />

25,1<br />

2000<br />

58,8<br />

19,1<br />

11,2<br />

2010<br />

61,5<br />

-<br />

18,8<br />

2030<br />

65,1<br />

-<br />

24,2<br />

2000 2010 2030<br />

56,9 58,6 57,1<br />

14,3 - -<br />

11,2 20,5 27,5<br />

Tabelle 1: Demografische Indikatoren in der Schweiz <strong>und</strong> in vier Nachbarländern (eigene Dar-<br />

stellung, Daten aus BfS 2006: 67 ff.; Europäische Kommission 2007: 49 ff.)<br />

Sowohl in der Schweiz als auch in deren Nachbarstaaten ist eine Zunahme des An-<br />

teils der über 65-Jährigen deutlich erkennbar. Am extremsten zeigt sich die Entwick-<br />

lung dieser Altersgruppe in Italien, wo sich deren Anteil von einem guten Zehntel im<br />

Jahre 2000 auf einen guten Viertel im Jahr 2030 erhöhen wird. Etwas abgeschwächt<br />

findet diese Zunahme auch in der Schweiz statt, wo sich auch der Rückgang der Al-<br />

terskategorie „unter 15“ mit Zahlen belegen lässt 1 . Weiter kann mittelfristig <strong>für</strong> alle<br />

europäischen Länder ein Bevölkerungswachstum prognostiziert werden; Ab 2015<br />

beginnen gewisse Populationen wie jene von Deutschland oder Italien zu schrump-<br />

fen (vgl. Europäische Kommission 2007: 52).<br />

Die Hauptursache <strong>für</strong> die beschriebenen Veränderungen der Bevölkerungszahl <strong>und</strong> -<br />

struktur liegt in der Veränderung der Geburtenrate (Fruchtbarkeit / Fertilität), der Le-<br />

1 Für die anderen Länder wurde der Anteil der unter 20-Jährigen ausgewiesen. Um nicht unterschied-<br />

liche Alterskategorien zu vergleichen, wurden diese Zahlen nicht in die Tabelle aufgenommen.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 8<br />

benserwartung (Sterblichkeit / Mortalität) <strong>und</strong> dem Wanderungssaldo (Migration) (vgl.<br />

Braun 2007: 6 ff.; Gatter 2004: 20). Die vergangene <strong>und</strong> zukünftige Entwicklung die-<br />

ser Einflussfaktoren wird in den folgenden Abschnitten <strong>für</strong> die Schweiz auf Basis der<br />

Szenarien der Bevölkerungsentwicklung der Schweiz (vgl. BfS 2006) dargelegt. Der<br />

Text bezieht sich aus Gründen der Einfachheit immer auf die mittleren Hypothesen<br />

zu den Einflussfaktoren resp. auf das mittlere Szenario, welches sich aus den mittle-<br />

ren Hypothesen zu den Einflussfaktoren zusammensetzt.<br />

2.1.1.1 Geburtenrate<br />

Seit Anfang der 80er Jahre stagniert die durchschnittliche Anzahl Kinder pro Schwei-<br />

zerin auf einem tiefen Niveau von ca. 1,5 <strong>und</strong> ging in den letzten Jahren sogar noch<br />

weiter zurück (im Jahr 2004 auf 1,26, siehe Abb. 2). Die bestandserhaltende Gebur-<br />

tenziffer würde bei 2,1 Kindern pro Frau liegen.<br />

Abbildung 2: Entwicklung der Geburtenziffer <strong>und</strong> Durchschnittsalter bei Geburt des Kindes<br />

(BfS 2006: 17)<br />

Die mittlere Hypothese prognostiziert unter der Annahme von nur kleinen familienpo-<br />

litischen Massnahmen eine geringfügige Erhöhung der Geburtenziffer bis ins Jahr<br />

2050 <strong>und</strong> eine geringfügige Erhöhung des Durchschnittsalters der Mutter bei Geburt<br />

des Kindes.<br />

2.1.1.2 Lebenserwartung<br />

In den vergangenen 130 Jahren hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung bei<br />

Geburt verdoppelt. Ein im Jahre 1880 Geborener, wurde im Schnitt 40 Jahre alt.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 9<br />

Heute geborene Menschen in der Schweiz haben eine Lebenserwartung von 80 Jah-<br />

ren.<br />

Die mittlere Hypothese nimmt an, dass durch relativ wirksame Prävention von Unfäl-<br />

len, Suizid <strong>und</strong> degenerativen Krankheiten, durch das Fernbleiben neuer Epidemien<br />

<strong>und</strong> neu auftretender Krankheiten, ohne gr<strong>und</strong>legende medizinische Fortschritte <strong>und</strong><br />

ohne Beschränkung des Zugangs zu medizinischer Versorgung, die Lebenserwar-<br />

tung bei Geburt bis ins Jahr 2050 auf 89,5 Jahre <strong>für</strong> Frauen <strong>und</strong> 85 Jahre <strong>für</strong> Männer<br />

ansteigt. Auch die steigende Tendenz bei der Lebenserwartung im Alter von 65 Jah-<br />

ren setzt folglich fort.<br />

Abbildung 3: Entwicklung der Lebenserwartung der Schweizerinnen <strong>und</strong> Schweizer (BfS 2006:<br />

21)<br />

2.1.1.3 Wanderungssaldo<br />

Bei der Prognose der Bevölkerungsentwicklung ist der Wanderungssaldo der insta-<br />

bilste Einflussfaktor, da er von schwer vorhersehbaren politischen Veränderungen<br />

bestimmt ist. Die unten stehenden Abbildungen (siehe Abb. 4) zeigen die starken<br />

Schwankungen in den 90er Jahren.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 10<br />

Abbildung 4: Anzahl Einwanderungen <strong>und</strong> Auswanderungen (BfS 2006: 25)<br />

Die mittlere Hypothese zum Wanderungssaldo nimmt an, dass die Ausdehnung des<br />

freien Personenverkehrs lediglich vorübergehende Auswirkungen auf die Zuwande-<br />

rung von Staatsangehörigen aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten hat, <strong>und</strong> dass bei<br />

Nicht-EWR-Staatsangehörigen eine eher restriktive Auswahl aufgr<strong>und</strong> des Qualifika-<br />

tionsniveaus vorgenommen wird.<br />

Unter diesen Annahmen stabilisiert sich der Wanderungssaldo von EWR-<br />

Staatsangehörigen ab 2020 bei +10'000 Personen. Der Wanderungssaldo der Nicht-<br />

EWR-Staatsangehörigen stabilisiert sich ebenfalls gegen +10'000 Personen. Bei den<br />

Schweizerinnen <strong>und</strong> Schweizern überwiegen die Auswanderungen mit 5'000, womit<br />

sich ein prognostiziertes Bevölkerungswachstum aufgr<strong>und</strong> der Migration von 15'000<br />

p. a. ergibt.<br />

2.1.1.4 Bevölkerungsentwicklung<br />

Wie die Tabelle 1 bereits andeutete, hat die Schweiz im Vergleich mit anderen Euro-<br />

päischen Staaten immer noch ein hohes Bevölkerungswachstum. „Der Alterungspro-<br />

zess betrifft zwar alle industrialisierten Länder, weist aber in Europa recht ausgepräg-<br />

te regionale Merkmale auf, sowohl in Bezug auf das Tempo als auch auf den bereits<br />

erreichten Stand des demografischen Wandels (des eigentlichen demografischen


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 11<br />

Übergangs)“ (Wanner et al. 2005: 12). So werden die Bevölkerungszahlen von<br />

Deutschland <strong>und</strong> Italien gemäss den Zahlen der Europäischen Kommission (2007:<br />

52) bis 2015 nur noch im Promillebereich wachsen <strong>und</strong> danach stetig abnehmen;<br />

Hingegen weisen kleinere Länder wie Schweden, die Niederlande, Irland <strong>und</strong> die<br />

Schweiz ein Bevölkerungswachstum bis 2035 <strong>und</strong> länger auf.<br />

in 1'000<br />

9000<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

1900<br />

1910<br />

1920<br />

1930<br />

1941<br />

1950<br />

1960<br />

1970<br />

1980<br />

Jahr<br />

1990<br />

2000<br />

2010<br />

2020<br />

2030<br />

2040<br />

2050<br />

Schweizerinnen & Schweizer Ausländerinnen & Ausländer<br />

Abbildung 5: Entwicklung der Wohnbevölkerung in der Schweiz 1900-2050 (eigene Darstellung<br />

auf Basis der Daten des BfS 2007a)<br />

Gemäss dem mittleren Szenario der Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung des<br />

BfS (2006) könnte die ständige Wohnbevölkerung der Schweiz noch bis 2036 wach-<br />

sen <strong>und</strong> dabei um 10% von 7’415’000 auf 8’162’000 Personen ansteigen. Danach<br />

wird das Geburtendefizit wahrscheinlich grösser ausfallen als der positive Wande-<br />

rungssaldo, <strong>und</strong> die Bevölkerung beginnt zu schrumpfen. In der Abbildung 5 ist der<br />

prognostizierte Rückgang bei den Schweizerinnen <strong>und</strong> Schweizern ab 2036 sichtbar.<br />

2050 beläuft sich die Bevölkerungszahl demnach auf nur noch 8’061’000 Personen.<br />

2.1.1.5 Entwicklung der Altersstruktur<br />

Die wichtigste Veränderung der Altersstruktur in Bezug auf die demografische Ent-<br />

wicklung stellt die Zunahme der älteren sowie die Abnahme der jüngeren Altersgrup-<br />

pen dar. Abbildung 6 zeigt die Anteile von fünf grossen Alterskategorien <strong>für</strong> die Jahre


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 12<br />

1991-2050 auf Basis der Daten des BfS (ab 2010 werden die Prognosewerte des<br />

mittleren Szenarios verwendet).<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

1991 2000 2010 2020 2030 2040 2050<br />

Jahr<br />

Unter 20-Jährige 20-39-Jährige 40-64-Jährige 65-79-Jährige 80-Jährige <strong>und</strong> Ältere<br />

Abbildung 6: Wohnbevölkerung der Schweiz nach Alterskategorien 1991-2050 (eigene Darstel-<br />

lung auf Basis der Daten des BfS 2007a)<br />

Der Anteil der über 65-Jährigen nimmt bis ins Jahr 2050 stetig zu, wohingegen die<br />

beiden unteren Alterklassen konstant abnehmen. Während Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

(unter 20-Jährige) <strong>und</strong> die 20-39 Jährigen im Jahre 1991 noch 23% resp. 32 % der<br />

Gesamtbevölkerung ausmachten, werden es gemäss mittlerem Szenario im Jahr<br />

2050 nur noch 17% resp. 23% sein. Die älteren Alterskategorien nehmen im selben<br />

Zeitraum von 4% auf 12% (80-Jährige <strong>und</strong> Ältere) bzw. von 11% auf 16% (65-79-<br />

Jährige) zu. Die gegenläufige Entwicklung in den jungen <strong>und</strong> alten Alterkategorien<br />

wird auch als Altersschereneffekt bezeichnet (vgl. Braun 2007: 15). Die Gruppe der<br />

20-64-Jährigen, die 2004 4'602'000 umfasste, wird in den kommenden Jahrzehnten<br />

mit grosser Wahrscheinlichkeit schrumpfen. Gemäss dem mittleren Szenario wächst<br />

sie bis 2018 um etwas mehr als 250'000 Personen (6%), anschliessend verkleinert<br />

sich diese Altersgruppe auf nur noch 4'415'000 Personen im Jahr 2050.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 13<br />

Abbildung 7: Alterspyramide der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz 2030 im Vergleich<br />

zu 2004 (BfS 2006: 36)<br />

Aufgr<strong>und</strong> der beschriebenen Verschiebungen zwischen den Altersklassen entwickelt<br />

sich die Alterspyramide von einer Tanne (siehe gestrichelte Linie in Abb. 7) in 2004<br />

zu einer Urne in 2030. Gut erkennbar ist die Alterspitze der im Jahre 1964 geborenen<br />

Personen (Baby-Boomers), die im Jahr 2010 46 Jahre alt sein werden <strong>und</strong> im Jahre<br />

2029 theoretisch in den Ruhestand treten. Diese Ausbuchtung wird erst im Jahre<br />

2050 <strong>und</strong>eutlicher, wenn die Baby-Boom-Jahrgänge ein hohes Alter erreichen, in<br />

dem die Sterblichkeit ansteigt.<br />

2.1.2 Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt<br />

Die beschriebene demografische Entwicklung wird sich auch auf das Arbeitskräftepo-<br />

tenzial auswirken. So wurde im vorangehenden Abschnitt bereits erwähnt, dass die<br />

Alterskategorie der 20-64-Jährigen gemäss mittlerem Szenario ab 2018 schrumpfen<br />

wird. Die Alterung der Bevölkerung muss sich nicht 1:1 auf dem Arbeitsmarkt wider-<br />

spiegeln, da nicht alle Personen im erwerbsfähigen Alter Arbeit anbieten wie bspw.<br />

Kinder, Schüler, Studenten, Kranke, Arbeitsunwillige, im Haushalt Tätige <strong>und</strong> Rent-<br />

ner (vgl. Gatter 2004: 24). Zudem hat z. B. die isoliert auftretende Steigerung der Le-<br />

benserwartung keinen unmittelbaren Einfluss auf das Erwerbspersonenpotenzial; Die<br />

Veränderung der Geburtenrate hingegen beeinflusst die Zahl der zukünftigen Perso-<br />

nen im erwerbsfähigen Alter unmittelbar (vgl. Prezewowsky 2007: 34). Trotzdem<br />

entwickeln sich Zahl <strong>und</strong> Altersstruktur des Erwerbspersonenpotenzials auf lange<br />

Sicht relativ parallel zur Bevölkerung (Fuchs/Thon 2001: 2).<br />

Neben der demografischen Entwicklung stellt das Erwerbsverhalten der Bevölkerung<br />

einen Bestimmungsfaktor des Erwerbspersonenpotenzials dar (vgl. Schimany 2003:


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 14<br />

437). Das Erwerbsverhalten drückt sich schlussendlich in der Erwerbsquote aus, wel-<br />

che den Anteil der Erwerbspersonen an der Wohnbevölkerung misst (vgl. BfS 2006:<br />

49 ff.). Das BfS verwendet <strong>für</strong> die Berechnung der Erwerbsquote Hypothesen zu fol-<br />

genden Bestimmungsfaktoren (vgl. 2006: 50 ff.):<br />

• Anteil der Personen in Ausbildung: Lehrlinge gelten als Vollzeiterwerbstätige <strong>und</strong><br />

erhöhen somit die Erwerbsbevölkerung, während Studierende höchstens Teilzeit-<br />

beschäftigungen nachgehen.<br />

• Gliederung der Bevölkerung nach der höchsten abgeschlossenen Ausbildung: Je<br />

höher das Bildungsniveau einer Person, desto höher die Chance auf einen attrak-<br />

tiven Job <strong>und</strong> desto höher wird die Erwerbsbeteiligung.<br />

• Durchschnittliche Kinderzahl je Frau: Die familiäre Situation wirkt sich auf das Be-<br />

rufsleben der Frauen aus, während diese bei den Männern keinen Einfluss auf die<br />

Erwerbsquote hat.<br />

• Anteil der Behinderten: Reduziert die möglichen Vollzeitstellen.<br />

• Vorzeitiger resp. späterer Ruhestand: Während Personen im vorzeitigen Ruhe-<br />

stand die Erwerbsbevölkerung verkleinern, erhöhen Personen, die über das ge-<br />

setzlich festgelegte Rentenalter hinausarbeiten, die Erwerbsbevölkerung.<br />

Auf Basis des mittleren Szenarios <strong>und</strong> den mittleren Annahmen zu den aufgeführten<br />

Bestimmungsfaktoren der Erwerbsquote, entwickelt sich die Erwerbsbevölkerung in<br />

Vollzeitäquivalenten wie in Abbildung 8 dargestellt.<br />

Vollzeitäquivaltente in 1'000<br />

4 500<br />

4 000<br />

3 500<br />

3 000<br />

2 500<br />

2 000<br />

1 500<br />

1 000<br />

500<br />

-<br />

1995 2005 2010 2020 2030 2040 2050<br />

Jahr<br />

Frauen<br />

Männer<br />

Schweizer<br />

Ausländer<br />

Abbildung 8: Erwerbsbevölkerung in Vollzeitäquivalenten gemäss dem mittleren Szenario in<br />

Tausend (eigene Darstellung auf Basis der Zahlen des BfS 2006: 74)


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 15<br />

Die Entwicklung der Altersstruktur der Gesamtbevölkerung <strong>und</strong> in geringerem Masse<br />

jene der Erwerbsbeteiligung führen dazu, dass die Erwerbsbevölkerung nur bis 2020<br />

zu nimmt <strong>und</strong> dann den Stand von 3,886 Millionen erreicht. Dank der erhöhten Er-<br />

werbsbeteiligung der Frauen kann das Erwerbspersonenpotenzial bis 2020 gehalten<br />

werden, ansonsten würde der Rückgang bereits 2015 einsetzen. Danach schwächt<br />

sich diese Zahl ab, um in 2050 praktisch auf das ursprüngliche Niveau von 2005 zu-<br />

rückzukehren.<br />

Zusätzlich wird sich auch die Altersstruktur der Erwerbsbevölkerung verändern. Die<br />

unabhängig des gewählten Szenarios festzustellende Steigerung des Bildungsni-<br />

veaus der Bevölkerung dürfte bei den jungen Erwerbspersonen, verglichen mit heu-<br />

te, zu einer Verringerung der Erwerbsquoten führen. Demgegenüber ist mit einer<br />

Steigerung der Quoten im mittleren Alterssegment zu rechnen. Das Erwerbsverhal-<br />

ten der älteren Arbeitskräfte wird <strong>für</strong> die Entwicklung der Erwerbsquoten in den obe-<br />

ren Altersgruppen entscheidend sein (BfS 2006: 50 ff.).<br />

In bestimmten Teilsegmenten des Arbeitsmarktes besteht bereits heute ein Arbeits-<br />

kräftemangel, da keine Übereinstimmung zwischen Arbeitskräfteangebot <strong>und</strong><br />

-nachfrage besteht (mismatch) (Gatter 2004: 15, 30 f.). Es ist wahrscheinlich, dass<br />

die Arbeitsnachfrage zu höheren <strong>und</strong> sich ergänzenden Qualifikationen hin entwi-<br />

ckeln wird (vgl. Rössel/Schaefer/Wahse 1999: 66 f.) <strong>und</strong> sich dadurch der Mangel an<br />

qualifizierten Arbeitskräften trotz allgemein höherer Bildung noch verschärfen wird.<br />

Fazit: Mittelfristig (bis 2020) wird die Erwerbsbevölkerung zwar älter aber nicht klei-<br />

ner (Capelli 2005: 6). Erst ab 2020 setzt der effektive Rückgang der Erwerbsbevölke-<br />

rung ein. Zudem darf erwartet werden, dass sich die Erwerbstätigkeit der Frauen er-<br />

höht <strong>und</strong> freie Stellen vermehrt mit ausländischen Arbeitnehmenden besetzt werden.<br />

2.1.3 Folgen <strong>und</strong> Herausforderungen <strong>für</strong> Unternehmen<br />

Wie die Erläuterungen zur demografischen Entwicklung <strong>und</strong> zur Entwicklung des Ar-<br />

beitsmarktes verdeutlichen, wird es aufgr<strong>und</strong> des demografischen Wandels nicht zu<br />

einem flächendeckenden Arbeitskräftemangel kommen (vgl. auch Cappelli 2005),<br />

zumindest nicht so lange die Erwerbsbevölkerung noch wächst. Jedoch stellen fol-<br />

gende Konsequenzen die Unternehmen vor neue Herausforderungen (vgl. Buck<br />

2001: 11 ff.):


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 16<br />

• Die Wahrscheinlichkeit von qualifikatorischen <strong>und</strong> regionalen Ungleichgewichten<br />

zwischen Angebot <strong>und</strong> Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt steigt.<br />

• Der Rekrutierungsspielraum der Unternehmen im Segment der jüngeren Alters-<br />

kohorten wird eingeschränkt.<br />

• Die Alterung der Belegschaften wird fortschreiten <strong>und</strong> die Gruppe der über 50-<br />

Jährigen wird einen immer grösseren Anteil der Belegschaft ausmachen.<br />

Deshalb müssen angepasste Rekrutierungsstrategien entwickelt, die Mitarbeiterbin-<br />

dung forciert, eine altersgerechte Arbeits- <strong>und</strong> <strong>Personal</strong>politik betrieben <strong>und</strong> die le-<br />

benslange Kompetenzentwicklung gefördert werden (vgl. Buck 2001: 11 ff.). Die ein-<br />

zelnen Herausforderungen <strong>für</strong> die Unternehmen werden nachfolgend detaillierter be-<br />

schrieben <strong>und</strong> durch weitere Herausforderungen ergänzt.<br />

2.1.3.1 Neue Rekrutierungsstrategien <strong>und</strong> Mitarbeiterbindung<br />

Im Rahmen der <strong>Personal</strong>gewinnung müssen Unternehmen aufgr<strong>und</strong> des Mangels an<br />

jüngeren qualifizierten Arbeitskräften auf ältere Mitarbeiter zurückgreifen <strong>und</strong> ange-<br />

passte Rekrutierungsstrategien entwickeln (vgl. Holz 2007: 17). Jedoch sollte der<br />

Rekrutierungsfokus nicht nur auf älteren Mitarbeitenden liegen, sondern auch bei den<br />

jungen <strong>und</strong> qualifizierten Arbeitskräften wie (Fach-) Hochschulabsolventen, Techni-<br />

kern & Meistern sowie Facharbeitern ansetzen (vgl. Prezewowsky 2007: 44 ff.; Köch-<br />

ling 2006: 51 ff.), damit auch in Zukunft der Austausch von älteren aus dem Erwerbs-<br />

leben ausscheidenden Personen durch Nachwuchskräften gewährleistet werden<br />

kann. <strong>Organisation</strong>en, die sich über ein aktives <strong>Personal</strong>marketing als attraktiver Ar-<br />

beitgeber positionieren, werden deshalb im Vorteil sein. Nachhaltiges <strong>Personal</strong>mar-<br />

keting richtet sich nicht nur gegen externe (potenzielle) Mitarbeitende, sondern trägt<br />

durch „Internes <strong>Personal</strong>marketing“ auch zu erhöhter Mitarbeiterbindung bei (vgl.<br />

Fröhlich 2004: 42).<br />

Neben dem <strong>Personal</strong>marketing können weitere Instrumente zur Mitarbeiterbindung<br />

eingesetzt werden. Diese sollten gr<strong>und</strong>sätzlich den Bedürfnissen der alten <strong>und</strong> jun-<br />

gen Mitarbeitenden angepasst sein. Dieser Forderung wird am ehesten der so ge-<br />

nannte Cafeteria-Ansatz gerecht, in welchem es dem einzelnen Mitarbeitenden über-<br />

lassen ist, zwischen verschiedenen materiellen <strong>und</strong> immateriellen Anreizen innerhalb<br />

eines bestimmten Budgets auszuwählen (vgl. Schedler 1993: 162 ff.)


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 17<br />

2.1.3.2 Beschäftigung von älteren Mitarbeitenden <strong>und</strong> lebenslange Kompetenzentwicklung<br />

Die ältere Belegschaft bringt viele Konsequenzen <strong>und</strong> Herausforderungen mit sich:<br />

Mit dem Durchschnittsalter der Belegschaft steigen in traditionellen Lohn- <strong>und</strong><br />

Leistungssystemen die Löhne, die Ausgaben <strong>für</strong> Abfindungen bei Entlassungen <strong>und</strong><br />

es kann zu einem Kostenanstieg in der Renten-, Kranken- <strong>und</strong> Pflegeversicherung<br />

führen (vgl. Holz/Da-Cruz 2007: 18; Schimany 2003: 457). Die Notwendigkeit zur<br />

Neuausrichtung besteht deshalb in der Gestaltung von neuen Karrieremodellen<br />

bspw. in Form von Bogenkarrieren, in welchen die Vergütung nicht bis zum Ende der<br />

Erwerbtätigkeit ansteigt oder gleich bleibt, sondern dass ab einem gewissen Alters-<br />

zeitpunkt auch rückläufige Vergütung <strong>und</strong> Verantwortungsbereiche möglich sind (vgl.<br />

Holz/Da-Cruz 2007: 18).<br />

Weiter sollten <strong>für</strong> die vermehrte Beschäftigung von älteren Mitarbeitenden nicht nur<br />

Karrieremodelle <strong>und</strong> Lohnsysteme angepasst werden, sondern es sollten Massnah-<br />

men ergriffen werden, den Arbeitsprozess derart zu gestalten, dass ein längeres <strong>und</strong><br />

produktives Arbeiten möglich bleibt. Eine längere Lebensarbeitszeit ermöglicht den<br />

Betrieben längere Pay-off-Perioden <strong>für</strong> Humankapitalinvestitionen, die aufgr<strong>und</strong> der<br />

Zunahme des internationalen Wettbewerbs in einer globalisierten Wirtschaft künftig<br />

an Bedeutung gewinnen werden (vgl. Schimany 2003: 462). Ilmarinen (2001: 635 ff.)<br />

beschreibt zwei gr<strong>und</strong>legende Ansatzpunkte um die Arbeitsfähigkeit von Mitarbeiten-<br />

den zu erhalten: Einerseits können physische <strong>und</strong> psychische Anforderungen der<br />

Arbeit reduziert werden, wobei die Situation bei psychischen Anforderungen differen-<br />

ziert betrachtet werden muss. Andererseits können die individuellen Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

Kompetenzen (individual capacity) gestärkt werden. Zur Gewährleistung der Arbeits-<br />

fähigkeit im Alter gilt es beide Ansatzpunkte zu verfolgen, was über folgende Gestal-<br />

tungsoptionen innerhalb des <strong>Personal</strong>managements erreicht werden kann (vgl.<br />

Braun 2006: 50 ff.; Köchling 2006; Schimany 2003: 462 ff.; Ilmarinen 2001: 637 ff.):<br />

• Ges<strong>und</strong>heitserhaltende Gestaltung der Arbeitsumgebung: Um die Leistungser-<br />

stellung von Unternehmen mit älteren Belegschaften gewährleisten zu können,<br />

muss der Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz ausgeweitet werden. Arbeitsplätze <strong>und</strong><br />

Betriebsabläufe müssen derart gestaltet werden, dass eine längerfristige Beschäf-<br />

tigungsdauer der Arbeitskräfte gewährleistet ist.<br />

• Berufsbegleitendes Lernen / Qualifikationskonzepte: Produktivität, Innovations-<br />

<strong>und</strong> Leistungsfähigkeit der Beschäftigten stehen in direktem Zusammenhang mit


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 18<br />

deren Qualifikationen. Der beruflichen Weiterbildung des einzelnen Mitarbeiten-<br />

den kommt daher im Zuge eines sich immer rascher vollziehenden wissenschaft-<br />

lich-technologischen Wandels besondere Relevanz zu. Um im internationalen<br />

Wettbewerb auch mit älteren Beschäftigten bestehen zu können <strong>und</strong> um die bis-<br />

her selektiv erfolgte Qualifizierungspraxis zum Nachteil Älterer zu überwinden,<br />

bedarf es verstärkter Bemühungen zur betrieblichen Qualifikationsanpassung <strong>und</strong><br />

-erhaltung über alle Altersgruppen hinweg.<br />

• Arbeitszeitgestaltung: Damit das Erwerbspersonenpotenzial besser ausgeschöpft<br />

werden kann, müssen neue Arbeitszeitmodelle angeboten werden, die nicht wie<br />

die Altersteilzeit einzig auf die späte Erwerbsphase ausgerichtet sind. Gesucht ist<br />

ein Altersphasen integrierendes Gesamtkonzept zur Gestaltung von Dauer, Lage<br />

<strong>und</strong> Verteilung der Arbeitszeit.<br />

• Wertschätzungskultur & Führungsverhalten: Die Unternehmenskultur sollte die<br />

gegenseitige Wertschätzung zwischen unterschiedlichen Mitarbeitenden ermögli-<br />

chen, da diese eine notwendige Voraussetzung <strong>für</strong> das Entstehen einer Streitkul-<br />

tur ist, welche die Innovationsbereitschaft <strong>und</strong> -fähigkeit sowohl bei den einzelnen<br />

Mitarbeitenden als auch des ganzen Unternehmens fördern kann.<br />

Neben den von Buck (2001: 11 ff.) beschriebenen veränderten Voraussetzungen<br />

aufgr<strong>und</strong> des demografischen Wandels, stellen sich <strong>für</strong> die Betriebe noch weitere<br />

Herausforderungen.<br />

2.1.3.3 Wissenstransfer zwischen Alt <strong>und</strong> Jung<br />

Eine dieser Herausforderungen ist die Sicherung des Betriebswissens über den Wis-<br />

senstransfer zwischen Alt <strong>und</strong> Jung sowie über andere Instrumente des Wissensma-<br />

nagements (vgl. Köchling 2006: 133 ff.; Wächter/<strong>Bern</strong>hard 2006: 93 ff.). Das Problem<br />

hierbei stellt primär das implizite Wissen dar, welches nur schwer dokumentierbar ist<br />

<strong>und</strong> technische Fertigkeiten, Erfahrungen <strong>und</strong> eine kognitive Dimension wie die Vor-<br />

stellung der Wirklichkeit, Überzeugungen, Wahrnehmungen <strong>und</strong> mentale Modelle<br />

eines Individuums umfasst (vgl. Wächter/<strong>Bern</strong>hard 2006: 99). Dieses implizite Wis-<br />

sen eignet sich ein Mensch im Laufe seines Lebens an (vgl. Nonaka/Takeuchi 1995:<br />

59 ff.) <strong>und</strong> naturgemäss wächst es mit steigendem Alter (vgl. Suchan/Uepping 2001:<br />

209). Unternehmen müssen deshalb Barrieren des Wissenstransfers abbauen <strong>und</strong><br />

<strong>für</strong> den Transfer notwendige Ressourcen bereitstellen (vgl. Wächter/<strong>Bern</strong>hard 115:<br />

ff.).


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 19<br />

2.1.3.4 Analyse der betrieblichen Altersstruktur<br />

Eine weitere wichtige Herausforderung, die aufgr<strong>und</strong> des demografischen Wandels<br />

<strong>für</strong> die Unternehmen besteht, ist die Entwicklung von geeigneten Instrumenten <strong>und</strong><br />

Methoden zur Analyse der betrieblichen Altersstruktur. Diese sind eine notwendige<br />

Voraussetzung, um sich mit altersstrukturellen Problemen befassen zu können (vgl.<br />

Wächter/Sallet 2006: 8). Um die beschriebenen Gestaltungsoptionen gezielt wahr-<br />

nehmen zu können, müssen Unternehmen die Altersstruktur der gesamten Organisa-<br />

tion, jene von einzelnen Abteilungen <strong>und</strong> unterschiedlichen <strong>Personal</strong>gruppen (vgl.<br />

Jasper et al. 2006: 7 ff.; Mühlbradt/Schultetus 2004: 9) kennen. „Statistiken zur Al-<br />

tersstruktur in den Unternehmen <strong>und</strong> deren Entwicklung in Zukunft liegen häufig nicht<br />

oder nur in unzureichender Detaillierung vor“ (Holz/Da-Cruz 2007: 15). Es sollten<br />

nicht nur die oberen Altersgruppen ständig überwacht werden, sondern die Alters-<br />

struktur generell ist ständig zu prüfen, da nur so eine personelle Über- oder Unterbe-<br />

setzung in bestimmten Altersgruppen vermieden werden kann (vgl. RKW 1990: 496).<br />

Diese Herausforderung ist das zentrale Thema dieser Arbeit <strong>und</strong> wird mit dem Begriff<br />

Altersstrukturcontrolling umschrieben. Bevor die verschiedenen in der Literatur be-<br />

schriebenen Analysemethoden <strong>und</strong> -instrumente aufgezeigt werden, wird die Frage<br />

nach der idealen betrieblichen Altersstruktur diskutiert, da <strong>Personal</strong>verantwortliche<br />

<strong>und</strong> Führungskräfte eine Vorstellung des anzustrebenden Idealzustandes oder ein<br />

Verständnis <strong>für</strong> Problembereiche bezüglich der betrieblichen Altersstruktur haben<br />

sollten. Dies stellt eine wichtige Voraussetzung zur Beurteilung der Situation bezüg-<br />

lich der betrieblichen Altersstruktur dar <strong>und</strong> wird deshalb im Folgenden detaillierter<br />

erläutert.<br />

2.2 Ideale betriebliche Altersstruktur<br />

Die ideale betriebliche Altersstruktur kann nicht eindeutig bestimmt werden, da das<br />

chronologische Alter von Personen sich als schlechter Indikator der Leistungsfähig-<br />

keit erweist (vgl. Cohen 2006: 234). Bei einer Umfrage bei 300 Arbeitgebern in den<br />

USA wurden keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Produktivität zwischen<br />

älteren (ab 50 Jahren) <strong>und</strong> jüngeren (bis 49 Jahre) Arbeitnehmenden festgestellt (vgl.<br />

Forte/Hansvick 1999). Viele weitere Studien <strong>und</strong> Autoren bestätigen, dass das Vorur-<br />

teil der unproduktiven, lern- <strong>und</strong> entwicklungsunfähigen älteren Mitarbeitenden, wel-<br />

ches durch das so genannte Defizit-Modell gestützt wird, nicht haltbar ist (vgl. Holz


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 20<br />

2007: 39; Kobi 1999: 120). Kaufmann (2004: 86) weist darauf hin, dass das Human-<br />

vermögen eines Menschen im Wesentlichen in der Kindheit aufgebaut wird <strong>und</strong> sich<br />

danach entwertet, falls dieses nicht durch lebenslanges Lernen <strong>und</strong> reflexive Verar-<br />

beitung von Berufs- <strong>und</strong> Lebenserfahrung fortlaufend ergänzt wird. Dies verdeutlicht<br />

die Wichtigkeit von <strong>Personal</strong>entwicklungsmassnahmen bis ins hohe Alter einerseits<br />

<strong>und</strong> stützt die Aussage, dass die Leistungsfähigkeit einer Person nur bedingt mit de-<br />

ren Alter zusammenhängt.<br />

2.2.1 Unterschiede zwischen Älteren <strong>und</strong> Jüngeren<br />

Obwohl zumindest bis zum gesetzlichen Rentenalter (vgl. Holz 2007: 40) keine Un-<br />

terschiede bezüglich der Produktivität von älteren (ab 50 Jahren) <strong>und</strong> jüngeren Mit-<br />

arbeitenden (bis 49 Jahre) eindeutig festgestellt werden kann, sind Ältere den Jünge-<br />

ren bei gewissen Leistungsparametern resp. Leistungseigenschaften überlegen <strong>und</strong><br />

umgekehrt. „ […] older workers (i.e., workers 50 years of age and older) were rated<br />

more favorably on 6 of the 12 attributes. These items were academic skill levels, at-<br />

tendance, ability to get along with coworkers, work ethics, salary expectations and<br />

supervisory skills. […] employers did rate older workers less favorably than younger<br />

workers on the attributes of computer skills, ability to learn quickly, energy and stam-<br />

ina, and flexibility“ (Forte/Hansvick 1999: o. S.). Bei den fehlenden beiden Attributen<br />

“willingness to take direction” <strong>und</strong> “productivity” konnten Forte <strong>und</strong> Hansvick (1999: o.<br />

S.) keine signifikanten Unterschiede bei der Bewertung von älteren <strong>und</strong> jüngeren<br />

Mitarbeitenden durch ihre Arbeitgeber ausmachen.<br />

Eine weitere Gegenüberstellung von unterschiedlichen Leistungsparametern nimmt<br />

auch Holz (2007: 40 ff.; siehe Tabelle 2) vor, wobei dem Text nicht zu entnehmen ist,<br />

auf welche Basis sich diese allgemeinen Unterschiede bei verschiedenen Leistungs-<br />

parametern stützen.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 21<br />

Kobi (1999: 120) charakterisiert ältere Mitarbeitende wie folgt: „Reaktionsvermögen,<br />

Anpassungsfähigkeit, Stresstoleranz <strong>und</strong> Risikobereitschaft sowie das Kurzzeitge-<br />

dächtnis mögen sich zurückbilden. Da<strong>für</strong> gewinnt der ältere Mitarbeiter an Erfahrung,<br />

besitzt ein vertieftes <strong>und</strong> differenziertes Beurteilungsvermögen, gesteigerte emotio-<br />

nale Stabilität sowie Reife, Verantwortungsbewusstsein, Ausgeglichenheit, Zuverläs-<br />

sigkeit, Loyalität, <strong>und</strong> Firmeninteresse. Lern[-] <strong>und</strong> Entwicklungsfähigkeit sind bis ins<br />

hohe Alter gegeben, wenn sie trainiert werden. Eine Studie der Cranfield School be-<br />

zeichnet sogar die älteren Menschen als die besten Chefs“.<br />

Allgemeine Unterschiede bei verschiedenen Leistungsparametern<br />

Stärken bei jüngeren Arbeitnehmern Stärken bei älteren Arbeitnehmern<br />

Spontaneität / Aktivität Gelassenheit <strong>und</strong> Übersicht<br />

Kraft Verantwortungsbewusstsein<br />

Schnelligkeit (z. B. bei der Reaktion) Qualitätsbewusstsein (Genauigkeit)<br />

Flexibilität Urteilsvermögen<br />

Risikobereitschaft Konflikt- <strong>und</strong> Kooperationsfähigkeit<br />

Offenheit (z. B. gegenüber Technik oder<br />

gr<strong>und</strong>legenden Veränderungen)<br />

Diese Charakterisierungen können helfen, die Unterschiede zwischen älteren <strong>und</strong><br />

jüngeren Mitarbeitenden zu verstehen <strong>und</strong> Aufgabenbereiche darauf abzustimmen.<br />

Jedoch sollten solche Kategorisierungen mit Vorsicht zur Kenntnis genommen wer-<br />

den, da diese nur zum Teil <strong>für</strong> alle älteren resp. jüngeren Mitarbeitenden zu treffen<br />

werden. Eine weitere Problematik in diesem Zusammenhang besteht in der strikten<br />

Trennung zwischen Alt <strong>und</strong> Jung: Wo ist die Grenze zu ziehen? Wie können Mittelal-<br />

te charakterisiert werden?<br />

Erfahrungswissen/Expertise/ Betriebsspezifiches<br />

Wissen<br />

Aktuellere Ausbildung Kommunikationsfähigkeit<br />

Karriereorientierung <strong>und</strong> Weiterbildungsbereitschaft<br />

Zuverlässigkeit<br />

Tabelle 2: Allgemeine Unterschiede bei verschiedenen Leistungsparametern (eigene Darstel-<br />

lung in Anlehnung an Holz 2007: 41)


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 22<br />

2.2.2 Problembereiche betrieblicher Altersstrukturen<br />

Trotz Unterschieden in gewissen Leistungsparametern ist die Produktivität von älte-<br />

ren Mitarbeitenden (zumindest bei nicht-physischen Tätigkeiten) nicht geringer als<br />

jene von jüngeren. Aus dieser Perspektive sollten ältere Belegschaften nicht ein ge-<br />

ringeres Leistungserbringungspotenzial aufweisen als jüngere <strong>und</strong> damit kein Prob-<br />

lem darstellen.<br />

Anteil in %<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Betriebliche Altersstrukturen<br />

20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 60–64<br />

Alterskategorie<br />

ausgewogene<br />

Belegschaftsstruktur<br />

jugendzentrierte<br />

Belegschaftsstruktur<br />

mittelalterzentrierte<br />

Belegschaftstruktur<br />

alterszentrierte<br />

Belegschaftsstruktur<br />

Abbildung 9: Schematische Darstellung unterschiedlicher Altersstrukturen (eigene Darstellung)<br />

Gleichwohl scheinen gewisse betriebliche Altersstrukturen problematischer zu sein<br />

als andere. Erfahrungsgemäss bekommen die Unternehmen unter den Bedingungen<br />

des demografischen Wandels grössere Probleme, die entweder eine extrem homo-<br />

gene Struktur aufweisen (jugendzentriert, mittelalterzentriert, alterszentriert; siehe<br />

Abb. 9) <strong>und</strong>/oder keine fliessende Übergänge zu den jeweils anderen Altergruppen<br />

haben, sondern deutliche Abstufungen aufweisen (Köchling 2006: 33). Die ausgewo-<br />

gene oder ausgeglichene Altersstruktur, welche eine möglichst gleichmässige Vertei-<br />

lung zwischen den unterschiedlichen Alterskategorien hat, gilt aus organisationsde-<br />

mografischer Sicht als ideale Altersstruktur. „Mitarbeiter der mittleren, als besonders<br />

leistungsfähig geltenden Altersgruppen bilden den Kern der Belegschaft. Gleichzeitig<br />

kann auf die Erfahrung älterer <strong>und</strong> das aktuelle Wissen jüngerer Mitarbeiter zurück-<br />

gegriffen werden, so dass sich die verschiedenen Stärken der Altersgruppen ergän-<br />

zen <strong>und</strong> Schwächen ausgleichen können. Das ausgewogene Verhältnis zwischen


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 23<br />

Jüngeren, Mittelalten <strong>und</strong> Älteren kann gegenwärtig wie auch zukünftig zur Siche-<br />

rung der betrieblichen Leistungsfähigkeit beitragen […]“ (Prezewowsky 2007: 37 f.).<br />

Neben der fehlenden Ausgewogenheit zwischen aktuellem Wissen jüngerer Mitarbei-<br />

tenden <strong>und</strong> dem Erfahrungswissen älterer Mitarbeitenden, können bei zentrierten<br />

Altersstrukturen weitere Probleme entstehen:<br />

• Bei zentrierten Altersstrukturen kann der Grossteil der attraktiven Positionen<br />

durch die starken Kohorten (Alterskategorien) besetzt sein, wodurch die Auf-<br />

stiegschancen der jüngeren Mitarbeitenden stark reduziert werden (vgl. Straub-<br />

haar 1987: 8 f.). In diesem Zusammenhang spricht man auch von einem Auf-<br />

stiegsstau, der zur Unzufriedenheit sowie zu Konflikten unter den Mitarbeitenden<br />

führen kann <strong>und</strong> so das Risiko der Abwanderung qualifizierter Mitarbeitenden er-<br />

höht (vgl. Nienhüser 2000: 62; RKW 1990: 496).<br />

• Bei alterszentrierten Belegschaftsstrukturen besteht die Gefahr, dass durch das<br />

Ausscheiden grosser Belegschaftsteile durch Pensionierungen die Leistungs- <strong>und</strong><br />

damit die Wettbewerbsfähigkeit reduziert wird. Zum einen droht der schlagartige<br />

Verlust von Erfahrungswissen <strong>und</strong> dadurch die Entstehung von Lücken im be-<br />

trieblichen Know-How (vgl. Prezewowsky 2007: 38). Dies ist umso problemati-<br />

scher, je wichtiger das Erfahrungswissen <strong>für</strong> eine <strong>Organisation</strong> ist (vgl. Nienhüser<br />

2000: 61). Zum anderen ist zum Erhalt des quantitativen <strong>Personal</strong>bestandes eine<br />

massive Einstellungswelle notwendig, welche Unternehmen angesichts der<br />

schwierigen Nachwuchssituation vor weitere Herausforderungen stellt (vgl.<br />

Buck/Kistler/Mendius 2002: 54 f.).<br />

• Grosse Dienst- <strong>und</strong> Altersdifferenzen bewirken soziale Unähnlichkeit, die Grup-<br />

pen- <strong>und</strong> Kommunikationsbarrieren schaffen (vgl. Nienhüser 2000: 65).<br />

• Bei traditionellen Lohnsystemen werden, wie im Abschnitt Folgen <strong>und</strong> Herausfor-<br />

derungen <strong>für</strong> Unternehmen beschrieben, die Lohn- <strong>und</strong> Sozialversicherungskos-<br />

ten von alterszentrierten <strong>Organisation</strong>en erheblich grösser sein als bei ausgewo-<br />

genen oder jugendzentrierten.<br />

Die aufgezeigten Problembereiche von zentrierten Altersstrukturen zeigen, dass Un-<br />

ternehmungen gr<strong>und</strong>sätzlich eine altersausgewogene <strong>Personal</strong>politik verfolgen soll-<br />

ten (vgl. Köchling 2006: 33). Jedoch muss angemerkt werden, dass gewisse Teilein-<br />

heiten von Unternehmen aus sachlichen Gründen wie neue Berufsbilder <strong>und</strong> / oder<br />

hoher Bedarf an Erfahrungswissen (vgl. Buck/Kistler/Mendius 2002: 55 f.) eine aus-


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 24<br />

gewogene Altersstruktur nicht zulassen. Weiter darf auch der Einfluss der demografi-<br />

schen Entwicklung nicht ausser Acht gelassen werden. Eine ausgeglichene betriebli-<br />

che Altersstruktur setzt eine ausgewogene Struktur des Arbeitsmarktes voraus, wel-<br />

che in den nächsten Jahren nicht mehr gegeben sein wird.<br />

2.2.3 Synopse<br />

Die gewonnenen Erkenntnisse der Abschnitte 2.1 <strong>und</strong> 2.2 werden in der nachfolgen-<br />

den Synopse schematisch dargestellt <strong>und</strong> zusammengefasst. Ausgehend von der<br />

demografischen Entwicklung werden die relevanten Einflussfaktoren sowie deren<br />

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt <strong>und</strong> auf das Unternehmen aufgezeigt. Diese füh-<br />

ren schliesslich zu den Herausforderungen <strong>für</strong> die Unternehmen.<br />

Demografische<br />

Entwicklung<br />

�� Anteil Jüngerer nimmt ab<br />

�� Anteil Älterer nimmt zu<br />

�� Rückgang der 20-64-<br />

Jährigen ab 2018<br />

�� Sinkende Geburtenrate<br />

�� Steigende<br />

Lebenserwartung<br />

�� Migration<br />

Einflussfaktoren<br />

Arbeitsmarkt<br />

�� Weniger Junge<br />

�� Mehr Mittelalte <strong>und</strong> Alte<br />

�� Mangel an qualifizierten<br />

Arbeitskräften<br />

�� Höhere Erwerbstätigkeit<br />

der Frauen<br />

�� Steigung des<br />

Bildungsniveaus<br />

�� Veränderung des<br />

Erwerbsverhaltens<br />

�� Höhere Arbeits- <strong>und</strong><br />

Qualifikationsanforderungen<br />

Einflussfaktoren<br />

Abbildung 10: Synopse zur Ausgangslage (eigene Darstellung)<br />

Unternehmen<br />

�� Alternde Belegschaften<br />

�� Geringerer<br />

Rekrutierungsspielraum bei<br />

jungen Mitarbeitenden<br />

�� Erschwerte Rekrutierung bei<br />

qualifizierten Arbeitskräften<br />

Herausforderungen <strong>für</strong><br />

Unternehmen<br />

�� Rekrutierung <strong>und</strong><br />

Mitarbeiterbindung<br />

�� Beschäftigung von Älteren<br />

<strong>und</strong> Qualifizierungskonzepte<br />

�� Ausschöpfung des<br />

Erwerbspersonenpotenzials<br />

�� Wertschätzungskultur<br />

�� Wissenstransfer<br />

�� Analyse der Altersstruktur<br />

Nachdem nun die Ausgangslage auf Ebene der Gesamtbevölkerung <strong>und</strong> des Ar-<br />

beitsmarktes dargelegt, die Auswirkungen <strong>und</strong> Herausforderungen <strong>für</strong> die Betriebe<br />

aufgezeigt sowie den anzustrebenden Idealzustand bezüglich der betrieblichen Al-<br />

tersstruktur umrissen wurde, werden im folgenden Abschnitt auf theoretischer Basis<br />

hilfreiche Analyseinstrumente beschrieben <strong>und</strong> der Begriff des Altersstrukturcontrol-<br />

ling definiert.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 25<br />

2.3 Altersstrukturcontrolling<br />

Gibt man im August 2007 den Begriff Altersstrukturcontrolling in der Onlinesuchma-<br />

schine Google ein, ergibt die Suche keine Treffer. Auch in anderen Quellen taucht<br />

diese Bezeichnung nirgendwo auf. Der Begriff scheint gänzlich unbeschrieben zu<br />

sein. Aus Sicht des Autors trifft genau diese Bezeichnung das in dieser Arbeit be-<br />

handelte Themengebiet am besten, da einerseits Analyseinstrumente zur Beurteilung<br />

der Altersstruktur von <strong>Organisation</strong>en behandelt <strong>und</strong> andererseits Handlungsberei-<br />

che <strong>für</strong> Steuerungsmassnahmen aufgezeigt werden. Zudem können bereits beste-<br />

hende Instrumente des <strong>Personal</strong>controlling bezogen auf die Altersstruktur eingesetzt<br />

werden.<br />

Die Bezeichnung Altersstrukturanalyse hingegen wird bereits rege eingesetzt. Unter<br />

diesem Suchbegriff werden bei Google zum selben Zeitpunkt 3’430 Ergebnisse an-<br />

gezeigt. Dieser Begriff wird oft im Zusammenhang mit Softwarelösungen zur Analyse<br />

von betrieblichen Altersstrukturen verwendet oder bezieht sich auf die vorwiegend<br />

quantitative Analyse der Betriebsdemografie. Wichtige qualitative Aspekte sowie<br />

pragmatische Lösungsansätze werden durch diesen Begriff kaum abgedeckt.<br />

Um den Begriff Altersstrukturcontrolling genauer abgrenzen zu können, wird nachfol-<br />

gend der Controlling Begriff definiert <strong>und</strong> danach die <strong>für</strong> das Altersstrukturcontrolling<br />

relevanten Elemente des <strong>Personal</strong>controlling erläutert.<br />

2.3.1 Controlling<br />

Mit dem Begriff Controlling werden unterschiedliche Vorstellungsinhalte verb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> es herrscht nur wenig Einigkeit über Definitionen, Ziele <strong>und</strong> Aufgaben des Cont-<br />

rolling (vgl. W<strong>und</strong>erer/Jaritz 2006: 9 f.; Hentze/Kammel 1993: 19; Schildbach 1992:<br />

21 f.). Die Uneinigkeit fusst bereits in der Ambiguität des Ursprungsterminus „to<br />

control“, welcher mit „steuern, lenken, regeln, beherrschen“ übersetzt werden kann<br />

(vgl. Thom/Cantin 1992: 188). Je nach Autor werden unterschiedliche Facetten des<br />

Controlling in den Vordergr<strong>und</strong> gestellt (vgl. Franzen 1987: 621). Dies führt zu unter-<br />

schiedlichen Gr<strong>und</strong>auffassungen <strong>und</strong> Ansätzen des Controlling. So unterscheiden<br />

W<strong>und</strong>erer <strong>und</strong> Schlagenhaufer (1994: 10) zwischen Controlling als Management-<br />

Funktion, wonach Controlling als eine eigene Führungsaufgabe einer Linieninstanz<br />

definiert wird, <strong>und</strong> Controlling als institutionelles Subsystem, welches die Funktion<br />

der Führungsunterstützung übernimmt. Hentze <strong>und</strong> Kammel (1993: 20 ff.) identifizie-


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 26<br />

ren sieben Ansätze des <strong>Personal</strong>controlling, welche sich primär im Ausmass ihres<br />

Aufgabenumfanges unterscheiden. Eine vertiefte Diskussion der unterschiedlichen<br />

Gr<strong>und</strong>auffassungen <strong>und</strong> Ansätze des Controlling resp. des <strong>Personal</strong>controlling ist<br />

nicht Gegenstand dieser Arbeit. Sinnvoll hingegen scheint die Definition des Control-<br />

lingverständnisses, welches dieser Arbeit zugr<strong>und</strong>e liegt:<br />

Im Kern erfüllt Controlling „[…] die Aufgabe, das die Entscheidungen der Unterneh-<br />

mensführung unterstützende, auf rationale Überlegungen gegründete Informations-<br />

system eines Unternehmens so zu gestalten, daß jeder Entscheidungsträger <strong>und</strong><br />

jedes Entscheidungsträgergremium innerhalb der Unternehmensführung die zur Er-<br />

füllung der jeweiligen Aufgaben erforderliche Informationen in wirtschaftlicher Form<br />

erhält [...]“ (Schildbach 1992: 23). Dabei geht es inhaltlich um Informationen über<br />

• Ziele <strong>und</strong> angestrebte Zielniveaus,<br />

• Handlungsmöglichkeiten <strong>und</strong> vor allem über die, durch Entscheidungen anderer<br />

Entscheidungsträger im Unternehmen, gezogenen Grenzen dieser Handlungs-<br />

möglichkeiten,<br />

• mögliche Umweltentwicklungen <strong>und</strong> deren voraussichtliche Eintrittswahrschein-<br />

lichkeiten sowie<br />

• Ergebnisse der Handlungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Umweltzustände oder zumindest<br />

über Ergebnisfunktion (vgl. Schildbach 1992: 23).<br />

Diese Definition des Controlling lässt sich auf die verschiedensten Funktionsbereiche<br />

resp. Objekte übertragen. So sind Controlling-Konzepte <strong>für</strong> Logistik, Marketing, Pro-<br />

duktion, F & E, <strong>Personal</strong>, aber auch <strong>für</strong> Task-Force-Controlling, Projekt-Controlling<br />

<strong>und</strong> weitere <strong>Organisation</strong>sformen, Unternehmensebenen oder Funktionsbereiche<br />

möglich (vgl. W<strong>und</strong>erer/Schlagenhaufer 1994: 7 f.). Nachfolgend wird die Control-<br />

lingdefinition auf das Objekt der betrieblichen Altersstruktur übertragen.<br />

2.3.2 Definition Altersstrukturcontrolling<br />

Der Begriff Altersstruktur beschreibt die zahlenmässige Verteilung der Beschäftigten<br />

auf die Lebensaltersstufen (vgl. Nienhüser 2000: 56).<br />

Altersstrukturcontrolling wird in Anlehnung an Schildbach (1992: 23) definiert als die<br />

wirtschaftliche Gestaltung eines altersstrukturbezogenen Informationssystems, wel-


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 27<br />

ches Entscheidungsträger einer <strong>Organisation</strong> bei der Erfüllung der jeweiligen Aufga-<br />

ben unterstützt. Dabei liefert das Informationssystem Informationen über<br />

• die anzustrebenden Ziele bezüglich der Altersstruktur sowie über potenzielle<br />

Problembereiche,<br />

• den Ist-Zustand der <strong>Organisation</strong>sdemografie 2 ,<br />

• Handlungsmöglichkeiten <strong>und</strong> vor allem über die, durch Entscheidungen anderer<br />

Entscheidungsträger, im Unternehmen gezogenen Grenzen der Handlungsmög-<br />

lichkeiten,<br />

• mögliche Umweltentwicklungen <strong>und</strong> Eintrittswahrscheinlichkeiten vor allem im<br />

Bereich der demografischen Entwicklung, des Erwerbspersonenpotenzials <strong>und</strong><br />

des Arbeitsmarktangebotes, damit potenzielle Risiken identifiziert <strong>und</strong> bewertet<br />

werden können, sowie<br />

• Ergebnisse der Handlungsmöglichkeiten <strong>und</strong> Umweltentwicklungen.<br />

Mit den Worten des Verfassers ausgedrückt ist Altersstrukturcontrolling die wirt-<br />

schaftliche Gewinnung <strong>und</strong> Aufbereitung von entscheidungsrelevanten Informationen<br />

zur aktuellen <strong>und</strong> zukünftigen Situation der betrieblichen Altersstruktur sowie das<br />

Aufzeigen von möglichen Massnahmen zur Beeinflussung der Altersstruktur <strong>und</strong> de-<br />

ren Auswirkungen.<br />

2.3.3 Altersstrukturcontrolling als Bestandteil des <strong>Personal</strong>controlling<br />

Die Altersstruktur ist als Eigenschaft des <strong>Personal</strong>bestandes meist auch Gegenstand<br />

des <strong>Personal</strong>controlling (vgl. bspw. Schulte 2002: 51). Andere Analyseobjekte des<br />

<strong>Personal</strong>controlling wie bspw. die Fluktuation, Einstellungsquote, Übernahmequote<br />

usw. beeinflussen die Altersstruktur <strong>und</strong> sind deshalb auch im Rahmen des Alters-<br />

strukturcontrolling relevant. Zudem ist die Betrachtung der qualitativen Aspekte des<br />

<strong>Personal</strong>controlling wie Qualifikation <strong>und</strong> Fähigkeiten der Mitarbeitenden hilfreich, um<br />

gezielte Massnahmen ableiten zu können. Aufgr<strong>und</strong> dieser vielschichtigen Verknüp-<br />

fungen <strong>und</strong> Verflechtungen sind die Methoden <strong>und</strong> Instrumente des <strong>Personal</strong>control-<br />

ling auch im Altersstrukturcontrolling einsetzbar oder weisen zumindest Schnittstellen<br />

zueinander auf. Deshalb muss das Altersstrukturcontrolling als integrierter Bestand-<br />

teil des <strong>Personal</strong>controlling betrachtet werden.<br />

2 Die Begriffe <strong>Organisation</strong>sdemografie <strong>und</strong> betriebliche Altersstruktur sind als synonym zu betrach-<br />

ten.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 28<br />

Die folgende Abbildung bildet die Funktionen des <strong>Personal</strong>managements nach Thom<br />

(2001:118) ab. Das <strong>Personal</strong>controlling – <strong>und</strong> damit das Altersstrukturcontrolling –<br />

wird dabei als Querschnittsfunktion verstanden, welche alle abgebildeten Prozess-<br />

funktionen beeinflussen kann (vgl. Thom 2001: 125). Die in der Ausganglage darge-<br />

legten Auswirkungen <strong>und</strong> Herausforderungen des demografischen Wandels <strong>für</strong> Un-<br />

ternehmen bestätigen, dass potenzielle Lösungsansätze alle Funktionen des Perso-<br />

nalmanagements umfassen, womit die Einordnung als Querschnittsfunktion zusätz-<br />

lich begründet werden kann.<br />

Querschnittsfunktionen<br />

<strong>Personal</strong>controlling<br />

<strong>Personal</strong>marketing<br />

<strong>Personal</strong>information<br />

<strong>Organisation</strong> des<br />

<strong>Personal</strong>managements<br />

Metafunktion<br />

Strategisches <strong>Personal</strong>management<br />

<strong>Personal</strong>bedarfsermittlung<br />

<strong>Personal</strong>gewinnung<br />

Prozessfunktionen<br />

Abbildung 11: Funktionen des <strong>Personal</strong>managements (eigene Darstellung in Anlehnung an<br />

Thom 2001: 118)<br />

Der folgende Abschnitt diskutiert die <strong>für</strong> das Altersstrukturcontrolling relevanten In-<br />

strumente, welche sich primär den Instrumenten des <strong>Personal</strong>controlling bedienen.<br />

2.4 Instrumente des Altersstrukturcontrolling<br />

„Unter dem Begriff Instrumente lassen sich alle Methoden, Verfahren, Techniken<br />

usw. zusammenfassen, die zur Erfüllung der <strong>Personal</strong>controllingaufgaben eingesetzt<br />

werden können <strong>und</strong> einen Beitrag zur personalwirtschaftlichen Zielerreichung leisten“<br />

(Hentze/Kammel 1993: 67). Die Instrumente des <strong>Personal</strong>controlling lassen sich in<br />

zwei Hauptbereiche einordnen: Die Analyse der <strong>Personal</strong>kostenstruktur, die Human-<br />

vermögensrechung sowie die Gestaltung eines personalwirtschaftlichen Kennzah-<br />

<strong>Personal</strong>entwicklung<br />

<strong>Personal</strong>einsatz<br />

<strong>Personal</strong>erhaltung<br />

<strong>Personal</strong>freistellung


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 29<br />

lensystems <strong>und</strong> weitere Analysen, welche auf den quantitativen Daten des <strong>Personal</strong>-<br />

informationssystems beruhen, können dem quantitativen <strong>Personal</strong>controlling zu ge-<br />

ordnet werden; Das qualitative <strong>Personal</strong>controlling umfasst Instrumente zur Beurtei-<br />

lung der Leistung <strong>und</strong> des Potenzials der Mitarbeitenden wie bspw. die <strong>Personal</strong>be-<br />

urteilung, <strong>Personal</strong>-Portfolios, Assessment-Centers <strong>und</strong> Mitarbeiterbefragungen; Zu-<br />

sätzlich können strategische Analyseverfahren wie Szenario-Technik, Frühwarnsys-<br />

teme, Soll-Ist-Vergleiche <strong>und</strong> Stärken-Schwächen-Analysen zu den qualitativen In-<br />

strumenten gezählt werden (vgl. Hentze/Kammel 1993: 67 ff.; Jung 2001: 641 ff.;<br />

Thom 2007: 191 ff.; W<strong>und</strong>erer/Schlagenhaufer 1994: 67 ff.). Weiter werden die Be-<br />

stimmung von Schlüsselgruppen <strong>und</strong> die betriebliche <strong>Personal</strong>forschung den qualita-<br />

tiven Instrumenten zugeordnet. Von dieser Vielzahl an Instrumenten des <strong>Personal</strong>-<br />

controlling sind die relevanten Analysemethoden <strong>für</strong> das Altersstrukturcontrolling<br />

(inkl. Abschnittsangabe) in der Tabelle 3 aufgeführt.<br />

Quantitative Instrumente Qualitative Instrumente<br />

• Kennzahlensysteme (2.4.1)<br />

• Altersstrukturanalyse (2.4.2)<br />

• <strong>Personal</strong>portfolios (2.4.3)<br />

• Bestimmung von Schlüsselgruppen<br />

(2.4.4)<br />

• Frühwarnsysteme (2.4.5)<br />

• <strong>Personal</strong>forschung (2.4.6)<br />

Tabelle 3: Analyseinstrumente des Altersstrukturcontrolling (eigene Tabelle)<br />

Die aufgelisteten quantitativen <strong>und</strong> qualitativen Instrumente werden nachfolgend ge-<br />

nauer erläutert.<br />

2.4.1 Kennzahlensysteme<br />

Der Gr<strong>und</strong>gedanke eines Kennzahlensystems ist, durch die systematische <strong>und</strong> per-<br />

manente Bildung <strong>und</strong> Analyse von Kennzahlen im <strong>Personal</strong>bereich, ein aussagefähi-<br />

ges Controlling-Instrumentarium zu erhalten (vgl. Schulte 2002: 6). Die Erstellung der<br />

Kennzahlen baut auf den vorausgegangenen Phasen der Informationsermittlung <strong>und</strong><br />

-beschaffung auf. Die Kennzahlen müssen bedarfsgerecht aufbereitet <strong>und</strong> dem<br />

Informationsverwender bereitgestellt werden (vgl. Hentze/Kammel 1993: 86).<br />

Eine Systematisierung der <strong>Personal</strong>kennzahlen kann z. B. nach den personalwirt-<br />

schaftlichen Funktionsbereichen erfolgen. Die nachfolgende Abbildung folgt dieser


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 30<br />

Systematisierung <strong>und</strong> hebt die relevanten Kennzahlen in Bezug auf die Altersstruktur<br />

hervor.<br />

<strong>Personal</strong>bedarf <strong>und</strong><br />

-struktur (K1 - K7)<br />

• Netto-<strong>Personal</strong>bedarf<br />

• Arbeitsvolumen /<br />

Arbeitszeit<br />

• Qualifikationsstruktur<br />

• Behindertenanteil<br />

• Frauenanteil<br />

• Durchschnittsalter der<br />

Belegschaft<br />

• Durchschnittsdauer der<br />

Betriebszugehörigkeit<br />

<strong>Personal</strong>entwicklung<br />

(K40 - K47)<br />

• Ausbildungsquote<br />

• Übernahmequote<br />

• Struktur der<br />

Prüfungsergebnisse<br />

• Struktur der<br />

Bildungsmassnahmen<br />

• Jährliche<br />

Weiterbildungszeit pro<br />

Mitarbeiter<br />

• Anteil der<br />

<strong>Personal</strong>entwicklungskosten<br />

an den<br />

Gesamtpersonalkosten<br />

• Weiterbildungskosten pro<br />

Tag <strong>und</strong> Teilnehmer<br />

• Bildungsrendite<br />

<strong>Personal</strong>-Kennzahlen-System (PKS) – Teil 1<br />

<strong>Personal</strong>beschaffung<br />

(K8 - K15)<br />

• Bewerber pro<br />

Ausbildungsplatz<br />

• Vorstellungsquote<br />

• Effizienz der<br />

Beschaffungswege<br />

• <strong>Personal</strong>beschaffungskosten<br />

je Eintritt<br />

• Grad der<br />

<strong>Personal</strong>deckung<br />

• Frühfluktuationsrate<br />

• Anzahl<br />

Versetzungswünsche<br />

nach kurzer Dienstdauer<br />

<strong>Personal</strong>einsatz<br />

(K16 - K25)<br />

• Vorgabezeit<br />

• Leistungsgrad<br />

• Arbeitsproduktivität<br />

• Arbeitsplatzstruktur<br />

• Verteilung des<br />

Jahresurlaubs<br />

• Überst<strong>und</strong>enquote<br />

• Durchschnittskosten je<br />

Überst<strong>und</strong>e<br />

• Leitungsspanne<br />

• Entsendungsquote<br />

• Rückkehrerquote<br />

<strong>Personal</strong>-Kennzahlen-System (PKS) – Teil 2<br />

Betriebliches<br />

Vorschlagswesen<br />

(K48 - K54)<br />

• Verbesserungsvorschlagsrate<br />

• Struktur der Einreicher<br />

• Bearbeitungszeit pro<br />

Verbesserungsvorschlag<br />

• Annahmequote<br />

• Realisierungsquote<br />

• Durchschnittsprämie<br />

• Einsparungsquote<br />

<strong>Personal</strong>freisetzung<br />

(K55 - K56)<br />

• Sozialplankosten pro<br />

Mitarbeiter<br />

• Abfindungsaufwand je<br />

Mitarbeiter<br />

<strong>Personal</strong>erhaltung <strong>und</strong><br />

Leistungsstimulation<br />

(K26 - K39)<br />

• Fluktuationsrate<br />

• Fluktuationskosten<br />

• Krankheitsquote<br />

• Unfallhäufigkeit<br />

• Ausfallzeit infolge Unfall<br />

• Kosten von Arbeitsunfällen<br />

• Grad der Unfallschwere<br />

• Lohnformenstruktur<br />

• Lohngruppenstruktur<br />

• Vermögensbildende<br />

Leistung je Mitarbeiter<br />

• Erfolgsbeteiligung je<br />

Mitarbeiter<br />

• Altersversorgungsanspruch<br />

je Mitarbeiter<br />

• Nutzungsgrad<br />

betrieblicher<br />

Sozialeinrichtungen<br />

• Aufwand <strong>für</strong> freiwillige<br />

betriebliche<br />

Sozialleistungen je<br />

Mitarbeiter<br />

<strong>Personal</strong>kostenplanung<br />

<strong>und</strong> -kontrolle<br />

(K57 - K61)<br />

• <strong>Personal</strong>intensität<br />

• <strong>Personal</strong>kosten in Prozent<br />

der Wertschöpfung<br />

• <strong>Personal</strong>zusatzkostenquote<br />

• <strong>Personal</strong>kosten je<br />

Mitarbeiter<br />

• <strong>Personal</strong>kosten je St<strong>und</strong>e<br />

Abbildung 12: Beispiel eines <strong>Personal</strong>-Kennzahlen-Systems (eigene Darstellung in Anlehnung<br />

an Schulte 2002: 51 f.)


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 31<br />

Einige der markierten Kennzahlen werden im Folgenden noch detaillierter erläutert:<br />

Der Netto-<strong>Personal</strong>bedarf, der sich aus dem Bruttopersonalbedarf abzüglich des Ist-<br />

<strong>Personal</strong>bestands pro <strong>Personal</strong>kategorie ergibt (vgl. Jung 2001: 111), stellt eine<br />

wichtige Kennzahl dar, welche noch vor der Beurteilung der Altersstruktur berück-<br />

sichtigt werden muss. Sind die voraussichtlichen Abgänge bspw. durch Pensionie-<br />

rungen, vorzeitige Pensionierungen oder anderen Abgängen grösser als die voraus-<br />

sichtlichen Zugänge (feststehende Einstellungen, Übernahme von Lehrlingen, Rück-<br />

kehrer aus Fortbildung, Studium, Militärdienst oder Urlaub), so erhöht sich der Netto-<br />

<strong>Personal</strong>bedarf (vgl. Jung 2001: 111 ff.; RKW 1990: 114). Wie das Arbeitsvolumen<br />

resp. die Arbeitszeit muss sich der Netto-<strong>Personal</strong>bedarf aus den geplanten oder zu<br />

erbringenden Leistungen der Planungsperiode ergeben.<br />

Qualifikationsstruktur, Behindertenanteil, Frauenanteil, Durchschnittsalter <strong>und</strong> Durch-<br />

schnittdauer der Betriebszugehörigkeit geben einen Überblick über die Belegschafts-<br />

struktur des Unternehmens. Das Durchschnittsalter ist eine häufig verwendete Kenn-<br />

zahl, die jedoch kaum aussagekräftig ist: Erstens lässt sich aufgr<strong>und</strong> des Alters einer<br />

Belegschaft nicht auf deren Leistungsfähigkeit resp. Innovationskraft schliessen (vgl.<br />

Abschnitt 2.2.1). Zweitens kann derselbe Durchschnitt aufgr<strong>und</strong> ganz unterschiedli-<br />

cher Einzelwerte zustande gekommen sein (vgl. Nienhüser/Krins 2005: 146). Des-<br />

halb sollten Kennzahlensysteme im Bereich <strong>Personal</strong>struktur Kennzahlen zu den An-<br />

teilen grösserer Alterskategorien enthalten, z. B. Anteil der über 50-Jährigen, Anteil<br />

der 36-50-Jährigen <strong>und</strong> Anteil der bis 35-Jährigen. Des Weiteren könnten sie Aus-<br />

kunft über die genaue Verteilung der Altersstruktur (grafische Darstellung) liefern.<br />

Kennzahlen wie Bewerber pro Ausbildungsplatz, Frühfluktuationsrate, Fluktuationsra-<br />

ten <strong>und</strong> Übernahmequoten liefern wichtige Hinweise über die künftige Entwicklung<br />

der Belegschaftsstruktur. Hier scheint es wichtig, dass die Fluktuationsraten nicht nur<br />

gesamthaft, sondern auch aufgegliedert nach Altersklassen ausgewiesen werden,<br />

damit <strong>Personal</strong>gruppen mit hoher Fluktuationsrate erkannt werden können.<br />

Die Struktur der Bildungsmassnahmen, der Prüfungsergebnisse sowie der Einreicher<br />

des betrieblichen Vorschlagswesens können wichtige Anhaltspunkte da<strong>für</strong> liefern,<br />

inwieweit sich gewisse Alterskategorien im Betrieb entwickeln <strong>und</strong> einbringen kön-<br />

nen. Sind Alterskategorien untervertreten, müssen die Ursachen analysiert <strong>und</strong> Ge-<br />

genmassnahmen ergriffen werden.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 32<br />

Im Bereich der <strong>Personal</strong>freisetzung könnte ein <strong>Personal</strong>kennzahlensystem auch zu-<br />

kunftsgerichtete Kennzahlen enthalten, wie bspw. Anzahl Pensionierungen resp.<br />

Frühpensionierungen im kommenden Jahr oder Anzahl geplante Abgänge allgemein.<br />

2.4.2 Altersstrukturanalyse<br />

Die betriebliche Altersstruktur beschreibt die zahlenmässige Verteilung der Beschäf-<br />

tigten auf die Lebensaltersstufen (vgl. Nienhüser 2000: 56). Unter dem Begriff Alters-<br />

strukturanalyse sind in den vergangenen Jahren viele ähnliche, mehr oder weniger<br />

einfache Konzepte zur Analyse der aktuellen <strong>und</strong> künftigen <strong>Personal</strong>struktur entwi-<br />

ckelt worden. Diese werden im Folgenden vorgestellt.<br />

2.4.2.1 Altersstrukturanalyse <strong>und</strong> Massnahmenplanung nach Köchling<br />

Ein bekanntes <strong>und</strong> in der Praxis eingesetztes Konzept ist jenes von Köchling (2006).<br />

Sie schlägt vier Phasen zur Selbstanalyse vor, wobei die dritte Phase keine eigentli-<br />

che Analysephase ist, sondern die Planung <strong>und</strong> Umsetzung von Rekrutierungs-,<br />

<strong>Personal</strong>entwicklungs-, Verrentungs- <strong>und</strong> <strong>Personal</strong>bindungsstrategien sowie Strate-<br />

gien zum Wissenstransfer, zur Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge <strong>und</strong> zur wertschätzenden Un-<br />

ternehmenskultur mit Hilfe von Checklisten vorsieht.<br />

Abbildung 13: Vier-Phasenkonzept der Selbstanalyse (Köchling 2006: 29)


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 33<br />

Die eigentliche Altersstrukturanalyse findet in Phase 1 statt: Die aktuelle Altersstruk-<br />

tur der gesamten Unternehmung wird mit einem horizontalen Balkendiagramm abge-<br />

bildet, in welchem jeder Jahrgang eine eigene Alterskategorie darstellt. Jahrgänge<br />

die Auszubildende <strong>und</strong> Trainees beinhalten sowie Jahrgänge, bei denen Potenzial<br />

<strong>für</strong> Alterteilzeit besteht, werden speziell gekennzeichnet. Unter unterschiedlichen An-<br />

nahmen zur <strong>Personal</strong>strategie wird der <strong>Personal</strong>bestand 10 Jahre in die Zukunft pro-<br />

jiziert, d. h. es wird ein Zukunftsszenario unter Beibehaltung der <strong>Personal</strong>strategie<br />

<strong>und</strong> eines unter veränderter <strong>Personal</strong>strategie gebildet. Bei unterschiedlichen Kern-<br />

gruppen wie Facharbeiter, hochqualifizierte technische Fachkräfte oder Funktions-<br />

gruppen werden danach Detailanalysen durchgeführt. Unverständlicherweise bildet<br />

Köchling bei diesen Teilgruppen dann Alterskategorien, die nicht alle gleich gross<br />

sind. Bei den Kerngruppen wird keine Projektion in die Zukunft vorgenommen.<br />

In Phase 2 werden alle betrieblichen Massnahmen daraufhin analysiert, ob sie aus-<br />

reichen, um die Arbeitsfähigkeit einer insgesamt älter werdenden Belegschaft sicher-<br />

zustellen.<br />

Die Planung <strong>und</strong> Umsetzung erfolgt wie oben erwähnt <strong>und</strong> in der Abbildung darge-<br />

stellt in der dritten Phase.<br />

In Phase 4 sollen dann Auswirkungen des Vorgehens auf die <strong>Personal</strong>arbeit überlegt<br />

werden. Hier soll überprüft werden, ob die <strong>Personal</strong>arbeit synergetischer geworden<br />

ist, in dem bspw. die <strong>Personal</strong>entwicklung <strong>und</strong> die Arbeitsmedizin aufeinander abge-<br />

stimmte Vorgehensweisen entwickelt haben.<br />

Köchling (2006: 29) merkt an, dass es sich bei diesem Konzept nicht um ein sequen-<br />

tielles Vorgehen mit abgeschlossenen Phasen handelt, sondern es muss sich – der<br />

Sachlogik folgend – um ein interaktives Vorgehen mit zahlreichen Rückmeldungs-<br />

schleifen <strong>und</strong> Nachbesserungen im Zusammenhang mit den notwendigen Abstim-<br />

mungsprozessen handeln.<br />

2.4.2.2 Altersstrukturanalyse nach Blum, Becker <strong>und</strong> Zimmermann<br />

Ähnlich wie Köchling schlagen Blum, Becker <strong>und</strong> Zimmermann (2006: 44 ff.) vor, sich<br />

über die Analyse der Ist-Altersstruktur ein Bild der gegenwärtigen Situation zu ver-<br />

schaffen. Auf Basis der Ist-Altersstruktur kann dann mit MS-Excel die Projektion der<br />

Altersstruktur nach unterschiedlichen <strong>Organisation</strong>seinheiten <strong>und</strong> Belegschaftsgrup-


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 34<br />

pen in die Zukunft vorgenommen werden. Es werden zwei Altersstrukturanalyse-<br />

Tools vorgestellt: Das Eine wird in einem deutschen Grossunternehmen in der Auto-<br />

mobilbranche eingesetzt. Das Andere bezieht sich auf ein grosses deutsches Indust-<br />

rieunternehmen.<br />

Das Simulationsmodell des Grossunternehmens der Automobilbranche wird in vier<br />

Phasen durchgeführt (vgl. Blum/Becker/Zimmermann 2006: 47 ff.; siehe Abb. 14):<br />

1. Konfigurationsphase: Aus dem <strong>Personal</strong>stammdatensystem werden personal-<br />

bezogene Daten generiert <strong>und</strong> nach Belegschaftsgruppen <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong>s-<br />

einheiten in ein Excel-Blatt eingegeben. Somit wird die Ist-Altersstruktur per<br />

definierter <strong>Organisation</strong>seinheit <strong>und</strong> Beschäftigungsgruppe ermittelt.<br />

2. Vorbereitungsphase: In dieser Phase sind die Prämissen hinsichtlich künftiger<br />

<strong>Personal</strong>massnahmen sowie die Simulationsparameter festzulegen. Das Si-<br />

mulationsmodell berücksichtigt Prämissen bezüglich der Einstellung von Aus-<br />

zubildenden resp. Lehrlingen, bezüglich Zahl der Zugänge an Absolventen<br />

von <strong>Universität</strong>en, Fachhochschulen <strong>und</strong> Berufsakademien, bezüglich Aus-<br />

scheidungsvereinbarungen <strong>und</strong> Altersteilzeit, bezüglich Fluktuation (Austritte<br />

ohne altersbedingte Fluktuation) <strong>und</strong> bezüglich sonstigen Zu- <strong>und</strong> Abgängen,<br />

welche durch <strong>Organisation</strong>sstrukturveränderungen (z. B. Insourcing) entste-<br />

hen. Bei den Simulationsparametern können die unterschiedlichen Beleg-<br />

schaftsgruppen sowie die zu betrachtende <strong>Organisation</strong>seinheit festgelegt<br />

werden. Weiter wird das Betrachtungsstartjahr (ab wann?) <strong>und</strong> der Betrach-<br />

tungszeitraum der Simulation festgelegt.<br />

3. Durchführung der Simulation: Der Simulationsalgorithmus beschreibt die Re-<br />

chenvorschrift, nach der das Excel-Tool die Simulation der Altersstruktur vor-<br />

nimmt. Durch den Befehl „Bericht erzeugen“ simuliert das Tool die Alters-<br />

struktur ab 31.12. des gewählten Startjahres über den gewählten Simulations-<br />

zeitraum.<br />

4. Auswertungsphase: Die Simulationsergebnisse werden in fünf Standarder-<br />

gebnisberichten präsentiert: (1) Vergleich von zwei Altersstrukturen über alle<br />

Altersstufen in Form eines Liniendiagramms oder (2) in Form eines Stabdia-<br />

gramms, (3) Gruppierung von zwei Altersstrukturen in Altersklassen mit Bal-


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 35<br />

kendiagramm pro definierter Altersklasse, (4) Entwicklung des Durchschnitts-<br />

alters <strong>und</strong> des <strong>Personal</strong>bestandes dargestellt durch ein Balkendiagramm <strong>und</strong><br />

(5) detaillierte Altersstrukturen ausgewählter Altersklassen dargestellt durch<br />

ein Stab-Liniendiagramm.<br />

Basisdaten<br />

• Startjahr<br />

• <strong>Organisation</strong>seinheit<br />

• Ist-Altersstruktur<br />

Strukturwirksame Veränderung<br />

• Zugänge<br />

• Abgänge<br />

Abbildung 14 zeigt das Datenflussmodell des Tools. Die Auswertungen werden nicht<br />

illustriert <strong>und</strong> der genaue Aufbau des Excel-Tools wird auch nicht beschrieben.<br />

Das vorgestellte Analysetool des grossen deutschen Industrieunternehmens wird im<br />

Rahmen der strategischen <strong>Personal</strong>planung eingesetzt (vgl.<br />

Blum/Becker/Zimmermann 2006: 53). Das von dem Unternehmen selbst erstellte<br />

Tool versucht, realitätsnahe Simulationen zur Entwicklung der betrieblichen Alters-<br />

struktur zu generieren. Folgende Parameter können variabel eingegeben werden, um<br />

verschiedene potenzielle Entwicklungen berücksichtigen zu können:<br />

• Veränderung des Beschäftigungsstandes in Prozent,<br />

• Fluktuationsquote,<br />

• Rentenzugangsalter,<br />

Prämissen<br />

• Fluktuation<br />

• Verteilung der Ein- <strong>und</strong> Austritte nach Geburtsjahr.<br />

• Gesetzliche Restriktionen<br />

Ergebnisdaten<br />

• Simulierte Altersstruktur<br />

• 5 Standardauswertungen<br />

Abbildung 14: Datenflussmodell des Alterssimulationstools des Grossunternehmens der<br />

Automobilbranche (eigene Darstellung in Anlehnung an Blum/Becker/Zimmermann 2006: 48)<br />

Mit Hilfe des Tools wird dann der jährliche Ersatzbedarf berechnet, indem die Anzahl<br />

der aus dem Unternehmen austretenden Personen von dem gegenwärtigen Per-


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 36<br />

sonalbestand subtrahiert wird. Es werden auch desaggregierte Betrachtungen be-<br />

züglich der Standorte (Abteilungen) <strong>und</strong> der Beschäftigtengruppen durchgeführt.<br />

Die Beschreibungen der vorgestellten Analysetools von Blum, Becker <strong>und</strong> Zimmer-<br />

mann (2006) sind unterschiedlich strukturiert <strong>und</strong> weisen unterschiedliche Detaillie-<br />

rungstiefen auf. Dies erschwert den Vergleich. Es kann jedoch konstatiert werden,<br />

dass beide auf Basis der Ist-Struktur <strong>und</strong> unter der Annahme von Parametern eine<br />

Fortschreibung vornehmen, die auf unterschiedlichen Aggregationsebenen (bspw.<br />

Konzern, Werke, Center, Abteilung, Team) oder nach unterschiedlichen Beleg-<br />

schaftsgruppen (bspw. Angestellte: Ingenieure <strong>und</strong> Wirtschaftswissenschaftler; Ar-<br />

beiter: Facharbeiter <strong>und</strong> Angelernte) ausgewertet werden kann. Die beiden Tools<br />

werden aber in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt. Das Letztere ist Bestandteil<br />

der <strong>Personal</strong>bedarfsplanung währenddem das Erstgenannte im Rahmen des zentra-<br />

len <strong>Personal</strong>controlling eingesetzt wird.<br />

2.4.2.3 Betriebliche demografische Analyse nach Mühlbradt & Schultetus<br />

Mühlbradt <strong>und</strong> Schultetus (2004: 5 ff.) gliedern ihre demografische Analyse in fünf<br />

Schritte, welche in Abbildung 15 abgebildet werden <strong>und</strong> nachfolgend genauer erläu-<br />

tert werden.<br />

A)<br />

B)<br />

C)<br />

D)<br />

E)<br />

Vorbereitung<br />

Informations-<br />

Workshop<br />

Analysephase<br />

Auswertungs-<br />

Workshop<br />

Maßnahmenplan<br />

Verantwortliche, Ablauf, Termine<br />

demografischer Wandel<br />

allgemeine <strong>und</strong> spezielle Auswirkungen<br />

Vorstellung der Vorgehensweise<br />

Veränderungen <strong>und</strong> Ergänzungen<br />

Erhebung, Auswertung <strong>und</strong> Aufbereitung der Daten<br />

Vorstellung der Ergebnisse<br />

Diskussion <strong>und</strong> Bewertung der Ergebnisse<br />

Ableitung von Handlungsbedarf<br />

Konkretisierung <strong>und</strong> Dokumentation des<br />

Maßnahmenplans<br />

Abbildung 15: Vorgehensmodell <strong>für</strong> die betriebliche demografische Analyse (eigene Darstel-<br />

lung in Anlehnung an Mühlbradt/Schultetus 2004: 6)


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 37<br />

In der Vorbereitung der Analyse (A) sind die Durchführenden <strong>und</strong> die Verantwortli-<br />

chen im Betrieb zu benennen. Zudem sollte eine Terminplanung durchgeführt wer-<br />

den.<br />

Im Informationsworkshop (B) soll einerseits die Informationsbasis der betrieblichen<br />

Akteure <strong>und</strong> Entscheidungsträger erweitert werden <strong>und</strong> andererseits eine grössere<br />

Anzahl Personen über das weitere Vorgehen <strong>und</strong> die Zielsetzung der Analyse infor-<br />

miert werden.<br />

In der Analysephase (C) werden zwei Datengruppen erhoben, ausgewertet <strong>und</strong> <strong>für</strong><br />

eine Bewertung in den nachfolgenden Arbeitschritten aufbereitet. Zunächst sind un-<br />

mittelbare demografische Daten zu erheben, so dass die betriebliche Altersstruktur<br />

bspw. unterteilt nach Abteilung <strong>und</strong> zusammengefasst in Altersklassen untersucht<br />

werden kann.<br />

Darüber hinaus sind Informationen zu den betrieblichen Rahmenbedingungen zu er-<br />

fassen. Tabelle 4 stellt diese betrieblichen Rahmenbedingungen zusammen. Diese<br />

sind wichtig, wenn es um die Bewertung der demografischen Daten <strong>und</strong> um die Ent-<br />

wicklung von betrieblichen Strategien <strong>und</strong> Massnahmenpläne geht.<br />

Eintritt in das<br />

Unternehmen<br />

Unternehmensdarstellung <br />

Rekrutierungspraxis<br />

Betriebliche<br />

Erstausbildung<br />

Attraktivität &<br />

Infrastruktur<br />

der Region<br />

Arbeitsorganisation<br />

Arbeitszeiten<br />

Arbeitsumfelder <br />

Entgeltsysteme <br />

Generationentransfer<br />

Tätigkeit im Unternehmen<br />

<strong>Personal</strong>einsatz <br />

Aufgabenbereicheälterer<br />

<strong>und</strong> jüngerer<br />

Mitarbeiter<br />

Karrierepfade<br />

<strong>Personal</strong>entwicklung<br />

Systematik<br />

Massnahmen<br />

Teilnahme<br />

älterer Mitarbeiter<br />

Ges<strong>und</strong>heit<br />

Krankenstand<br />

Alterskritische<br />

Anforderung<br />

Arbeits- &<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

Austritt aus<br />

dem Unternehmen<br />

Fluktuation<br />

Verrentungsalter<br />

Altersteilzeit<br />

Tabelle 4: Analyse der betrieblichen Rahmenbedingungen (eigene Darstellung in Anlehnung an<br />

Mühlbradt/Schultetus 2004: 8)<br />

Danach sollen die erhobenen Daten in geeigneter Weise aufbereitet <strong>und</strong> in kompak-<br />

ter <strong>und</strong> anschaulicher Form tabellarisch sowie grafisch dargestellt werden. Als Bei-<br />

spiel wird die abgebildete tabellarische Verdichtung demografischer Daten gegeben,<br />

in welcher jeweils die Quote der durch Verrentung ausscheidender Mitarbeiter dieser


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 38<br />

Gruppe, der Anteil der Mitarbeiter über 50 Jahre zu den beiden Zeitpunkten 2003<br />

<strong>und</strong> 2013 sowie das Ausmass der Veränderung zwischen diesen Zeitpunkten ange-<br />

geben wird (siehe Tabelle 5).<br />

<strong>Personal</strong>gruppen<br />

Führungskräfte<br />

kaufmännische<br />

technische<br />

Mitarbeiter<br />

Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

Vertrieb<br />

K<strong>und</strong>endienst<br />

Administration<br />

Mitarbeiter Produktion<br />

Techniker<br />

Meister<br />

Fachkräfte<br />

Angelernte<br />

Verrentung bis<br />

2013 in %<br />

Anteil über 50-Jährige in %<br />

2003 2013 Veränderung<br />

Tabelle 5: Tabellarische Verdichtung demografischer Daten (eigene Darstellung in Anlehnung<br />

an Mühlbradt/Schultetus 2004: 9)<br />

Zusätzlich wird auch die Darstellung der Altersverteilung nach Altersklassen zu un-<br />

terschiedlichen Zeitpunkten vorgeschlagen, einmal Vergangenheitswerte (bspw.<br />

2007) <strong>und</strong> einmal Prognosewerte (bspw. 2014). Weiter wird auch die Entwicklung<br />

des Durchschnittsalters in den Jahren zwischen Vergangenheits- <strong>und</strong> Prognosewert<br />

(2007-2014) dargestellt. Ausser den oben aufgeführten Rahmenbedingungen geben<br />

Mühlbradt <strong>und</strong> Schultetus keine Hinweise darauf, wie sie die Prognosewerte ermittelt<br />

haben.<br />

Im Auswertungsworkshop (E) werden die Ergebnisse der Analysephase vorgestellt,<br />

erläutert <strong>und</strong> hinsichtlich ihrer Aussage <strong>und</strong> Aussagekraft diskutiert. In der Szena-<br />

rienbildung wird die demografische Entwicklung im Betrieb mit der voraussichtlichen<br />

wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens verglichen. Dabei sollen auch per-<br />

sönliche Erfahrungen <strong>und</strong> Werthaltungen der Workshop-Teilnehmer einfliessen.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 39<br />

Als letzter Schritt (F) ist vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Ergebnisse <strong>und</strong> Bewertungen ein<br />

Massnahmenplan zur Umsetzung der ausgewählten betrieblichen Strategien erfor-<br />

derlich. Darin sollen Ziele, Teilschritte <strong>und</strong> Aktionen sowie die Überprüfung des Fort-<br />

schritts festgelegt werden.<br />

2.4.2.4 Softwarebasierte Konzepte der Altersstrukturanalyse<br />

Neben den theoretischen Konzepten zur Durchführung von Altersstrukturanalysen<br />

<strong>und</strong> der Bildung von Szenarien gibt es auch Analysetools, welche durch Software-<br />

programmierung Ist-Analysen <strong>und</strong> Szenarienbildung automatisiert durchführen. Zwei<br />

dieser Tools – ASTRA <strong>und</strong> ABAS© – werden nachfolgend genauer vorgestellt:<br />

ASTRA<br />

„ASTRA – Altersstrukturanalyse im Unternehmen“ ist ein personaldatenbankbasier-<br />

tes Analysetool auf Basis der Arbeiten von Köchling (2006) (vgl. Mücke 2006: 24 ff),<br />

welches im Rahmen des Forschungsprojektes Prime Time der Fachhochschule<br />

Nordwestschweiz erarbeitet wurde (vgl. Mücke/Zölch 2006: 17 ff.). ASTRA unter-<br />

stützt sowohl die Ist-Analyse als auch die Simulation der Entwicklung von Altersstruk-<br />

turen in den nächsten fünf <strong>und</strong> / oder zehn Jahren. Oertig, Zölch <strong>und</strong> Mücke (2007:<br />

10; Mücke/Zölch 2006: 19) erwähnen, dass es wichtig sei, ins Detail zu gehen <strong>und</strong><br />

zusätzlich zur Betrachtung des Gesamtunternehmens auch Segmente wie Abteilung,<br />

Geschlecht oder Funktion zu betrachten. Neben einer einfachen Fortschreibung, die<br />

ausser den Abgängen durch Pensionierung keine weiteren Veränderungen berück-<br />

sichtigt, erlaubt ASTRA eine Kombination aus Parametern wie Fluktuation, Frühpen-<br />

sionierungs- oder Lehrlingsquote zu berücksichtigen (vgl. Mücke/Zölch 2006: 20).<br />

Die Simulationen können sich entweder an der bisherigen <strong>Personal</strong>politik orientieren<br />

oder es können Auswirkungen eines Wechsels in der bisherigen <strong>Personal</strong>politik ab-<br />

gebildet werden (vgl. Oertig/Zölch/Mücke 2007: 12).<br />

Abbildung 16 zeigt eine Beispielauswertung aus ASTRA mit Fortschreibung der Al-<br />

tersstruktur auf 5 <strong>und</strong> 10 Jahre, wobei nicht angegeben wird, welche Annahmen be-<br />

züglich der Parameter getroffen wurden. Es ist anzunehmen, dass es sich nicht um<br />

eine einfache Fortschreibung handelt, da die Altersklasse der 46-50-Jährigen in der<br />

10 Jahresfortschreibung grösser ist als jene der 36-40-Jährigen 10 Jahre davor. Je-<br />

doch wurden aber auch keine Annahmen zur Neueinstellung von unter 30-Jährigen<br />

gemacht, da laut der Auswertung in 2015 keine Personen dieser Alterskategorie be-<br />

schäftigt werden: „Bei dieser Beispielauswertung sieht man deutlich, wie sich über


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 40<br />

die nächsten zehn Jahre die Altersstrukturen verändern: 2015 arbeitet niemand mehr<br />

in diesem Unternehmensbereich, der 30 Jahre oder jünger ist. Da<strong>für</strong> steigt der Anteil<br />

der Mitarbeitende[n], die älter als 45 Jahre sind“ (Mücke/Zölch 2006: 18). Bei der Be-<br />

trachtung solcher Simulationen sollte man sich jedoch der getroffenen Annahmen<br />

immer bewusst sein, da ansonsten Fehlinterpretationen gemacht werden <strong>und</strong> da-<br />

durch Fehlentscheidungen zu Stande kommen können. Es ist unwahrscheinlich,<br />

dass 2015 niemand unter 30 Jahren in der Beispielunternehmung arbeitet, es sei<br />

denn man nimmt an, dass keine Mitarbeitenden unter 30 Jahren eingestellt werden.<br />

Abbildung 16: Beispiel einer ASTRA-Auswertung (Mücke/Zölch 2006: 18)<br />

Aus ASTRA sollen Hinweise auf mögliche Problemfelder gewonnen werden; Danach<br />

können laufende <strong>und</strong> geplante personalpolitische Massnahmen auf ihre Zukunfts-<br />

tauglichkeit geprüft <strong>und</strong> daraus neue Massnahmen abgeleitet werden (vgl. Mücke<br />

2006: 25).<br />

ABAS©<br />

Ein anderes softwarebasiertes Tool ist ABAS© - Analyse betrieblicher Altersstruktu-<br />

ren. Ähnlich wie ASTRA versucht dieses Tool auf Basis des personellen Ist-<br />

Zustandes Prognosen über die zukünftige Altersstruktur der Belegschaft zu treffen<br />

(vgl. Jasper et al. 2006: 7). Dabei können Annahmen über folgende Faktoren getrof-<br />

fen werden:


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 41<br />

• die durchschnittliche Anzahl der Auszubildenden, die pro Jahr die Ausbildung be-<br />

ginnen,<br />

• das durchschnittliche Alter der Auszubildenden bei Ausbildungsbeginn,<br />

• die durchschnittliche Übernahmequote von Auszubildenden,<br />

• die durchschnittliche Ausbildungszeit,<br />

• Veränderungen des Mitarbeiterbestandes durch Fluktuation, <strong>Personal</strong>abbau, Ein-<br />

stellungen usw.,<br />

• das durchschnittliche Alter der Beschäftigten beim altersbedingten Ausscheiden<br />

<strong>und</strong><br />

• Frühruhestand, Altersteilzeit oder sonstige Formen des vorzeitigen Endes der<br />

Erwerbsphase.<br />

An einem Beispiel-Unternehmen werden die Auswertungen von ABAS© vorgestellt.<br />

Die Darstellung der Ist-Struktur erfolgt tabellarisch <strong>und</strong> grafisch wie untenstehend<br />

ersichtlich (siehe Abb. 17).<br />

Abbildung 17: ABAS© Altersstruktur der gesamten Belegschaft zum gegenwärtigen Zeitpunkt<br />

(Jasper et al. 2006: 8)<br />

Unter konkreten Annahmen werden drei Szenarien gebildet, die auf fünf <strong>und</strong> zehn<br />

Jahre hochgerechnet werden. Abbildung 18 zeigt die Resultate des Szenarios 2, wel-<br />

ches auf folgenden Annahmen basiert: Durchschnittliches Renteneintrittsalter: 63<br />

Jahre / ohne Neueinstellung / nur Abgänge durch Verrentung / mit Ausbildungstätig-<br />

keit, 1 weiblicher <strong>und</strong> 1 männlicher Lehrling pro Jahr, Übernahmequote: 100% / ohne<br />

Altersteilzeitregelung.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 42<br />

Abbildung 18: ABAS© Szenario 2: Ausbildung (Jasper et al. 2006: 10)<br />

Auch bei den Szenarien erfolgt die Auswertung tabellarisch <strong>und</strong> grafisch. Dasselbe<br />

Vorgehen wenden Jasper et al. (2006: 12 ff.) dann ebenso auf die Altersstruktur<br />

einer Abteilung an <strong>und</strong> merken an, dass dies auch <strong>für</strong> Bereiche, Qualifikations- <strong>und</strong><br />

Funktionsstufen, Berufsgruppen <strong>und</strong> weitere Segmente getan werden könnte. Auf<br />

Basis der vorgestellten Analysen sollen dann Handlungsansätze <strong>für</strong> den Betrieb ent-<br />

wickelt werden.<br />

Neben den vorgestellten Programmen <strong>und</strong> Konzepten bestehen noch weitere Analy-<br />

seansätze, welche alle mehr oder weniger auf demselben Gr<strong>und</strong>prinzip aufbauen<br />

<strong>und</strong> deshalb hier nicht weiter erläutert werden. Erwähnenswert scheint aber noch die<br />

Altersstrukturanalyse von Schepanski (2007), welches ebenfalls ein softwarebasier-<br />

tes Analysetool ist <strong>und</strong> ausserdem kostenlos heruntergeladen werden kann.<br />

2.4.2.5 Kritische Würdigung der Altersstrukturanalyse<br />

Die vorgestellten Modelle basieren gr<strong>und</strong>sätzlich alle auf dem gleichen Prinzip: Nach<br />

der Darstellung der Ist-Analyse erfolgt eine Prognose der betrieblichen Altersstruktur<br />

auf fünf oder zehn Jahre. Weiter betonen alle, dass Analysen über die gesamte Un-<br />

ternehmung nur wenig aussagekräftig sind <strong>und</strong> deshalb Analysen pro Abteilung,<br />

Funktionsgruppen oder auch Qualifikationen durchgeführt werden müssen. Es wer-<br />

den jedoch keine Hinweise darauf gegeben, welche Segmentierungen <strong>für</strong> welche


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 43<br />

Bedingungen geeignet sind. Es besteht deshalb <strong>für</strong> die vorgestellten Konzepte ein<br />

ähnliches Stärken-Schwächen Profil (siehe Tabelle 6).<br />

Tabelle 6: Stärken <strong>und</strong> Schwächen der Altersstrukturanalyse (eigene Darstellung)<br />

Durch die Altersstrukturanalysen können sich die <strong>Personal</strong>verantwortlichen einer Un-<br />

ternehmung einen Überblick über die aktuelle <strong>und</strong> zukünftige Situation bezüglich der<br />

Altersstruktur der <strong>Organisation</strong> machen (vgl. Jasper et al. 2006: 7). Zudem eignen<br />

sich die Analysen vor allem zur strategischen Frühaufklärung <strong>und</strong> Sensibilisierung<br />

der Entscheidungsträger im Unternehmen <strong>für</strong> die Auswirkungen personalpolitischer<br />

Massnahmen auf die Altersstruktur resp. die Schaffung eines Bewusstseins <strong>für</strong> die<br />

Einflussfaktoren der betrieblichen Altersstruktur; Ein weiterer Vorteil ist die gr<strong>und</strong>sätz-<br />

lich einfache Handhabung der vorgestellten Tools (vgl. Blum/Becker/Zimmermann<br />

2006:52 & 59).<br />

Stärken Schwächen<br />

• Überblick über die aktuelle <strong>und</strong> zu-<br />

künftig mögliche Altersstruktur im Be-<br />

trieb<br />

• Erkennen von Pensionierungswellen<br />

• Frühaufklärung <strong>und</strong> Sensibilisierung<br />

der Entscheidungsträger<br />

• Bewusstsein <strong>für</strong> die Einflussfaktoren<br />

auf die betriebliche Altersstruktur<br />

• Einfache Handhabung<br />

• Geringer Entscheidungsbezug<br />

• Prognose ist nur so gut wie die ge-<br />

troffenen Annahmen<br />

• Keine Hinweise auf sinnvolle Seg-<br />

mentierung<br />

• Prognosewerte <strong>für</strong> kleine Gruppen<br />

(


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 44<br />

ten Erfahrungswerte sowie die Gruppenfrequenzen gross genug sein (vgl. RKW<br />

1990: 116). Als letzter Kritikpunkt kann die Vernachlässigung der Sicht des Arbeits-<br />

marktes aufgeführt werden: Viele Abgänge in kurzer Zeit sind weniger problematisch,<br />

wenn der Arbeitsmarkt <strong>für</strong> die betreffenden Berufsgruppen ausreichend Nachfolger<br />

zur Verfügung stellt. Ist auch der Arbeitsmarkt „ausgetrocknet“, stellt sich <strong>für</strong> die Un-<br />

ternehmung eine noch grössere Herausforderung.<br />

Als letzter Kritikpunkt wird die fehlende Transparenz bei den Annahmen zur Fort-<br />

schreibung resp. zu den Einflussfaktoren (Zu- <strong>und</strong> Abgänge) der Altersstruktur ge-<br />

nannt. Im Anhang 1 versucht der Autor die Einflussfaktoren detailliert darzulegen.<br />

Nach der Darlegung der quantitativen Analyseinstrumente, werden die <strong>für</strong> das Al-<br />

tersstrukturcontrolling relevanten qualitativen Analysemethoden vorgestellt. Genauer<br />

betrachtet werden <strong>Personal</strong>portfolios, die Bestimmung von Schlüsselfunktionen so-<br />

wie die <strong>Personal</strong>forschung. Diese Methoden können dabei helfen, relevante Perso-<br />

nalgruppen zu identifizieren <strong>und</strong> weitere mögliche altersstrukturelle Probleme <strong>und</strong><br />

Risiken zu erkennen.<br />

2.4.3 <strong>Personal</strong>-Portfolios<br />

Wie bei der Altersstrukturanalyse wird bei den <strong>Personal</strong>portfolios eine Bestandesauf-<br />

nahme durchgeführt, wobei nicht mehr das Alter der Mitarbeitenden, sondern deren<br />

aktuelle Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> zukünftiges Potenzial im Mittelpunkt stehen (vgl. Odi-<br />

orne 1982: 204). Die auf Basis der <strong>Personal</strong>beurteilung ermittelten Leistungen <strong>und</strong><br />

Fähigkeiten der Mitarbeitenden können mit der zukünftig zu erwartenden Leistung in<br />

einem Portfolio verknüpft werden (vgl. Thom 2007: 216). Das Potenzial der Mitarbei-<br />

tenden kann anhand der Arbeitsleistung, der Interessen <strong>und</strong> Wünsche, der Intelli-<br />

genz, der relativen Knappheit, der Fähigkeiten, Fertigkeiten, Erfahrungen <strong>und</strong> Kennt-<br />

nissen sowie der zukünftigen Verfügbarkeit beurteilt werden (vgl. Odiorne 1982: 208<br />

f.). Abbildung 19 zeigt ein Beispiel eines <strong>Personal</strong>portfolios, welches nach den Krite-<br />

rien Leistung <strong>und</strong> Potenzial aufgebaut ist.<br />

Anhand dieses Portfolios kann die Qualität der Mitarbeitenden beurteilt werden <strong>und</strong><br />

daraus Führungsmassnahmen ergriffen werden: Die Probleme der Problemfälle sind<br />

zu lösen, effiziente Mitarbeiter müssen erhalten werden, Talente, High Potentials <strong>und</strong><br />

effiziente Mitarbeiter mit weiterem Potenzial müssen gefördert werden (vgl. Odiorne


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 45<br />

1992: 205 & 211 ff). Zudem können dadurch Personengruppen identifiziert werden,<br />

die vertieft auf <strong>Personal</strong>risiken <strong>und</strong> ihre Altersstruktur hin untersucht werden müssen.<br />

Potenzial <strong>für</strong> die Wahrnehmung<br />

komplexer Aufgaben /<br />

Stellenanforderungen<br />

hoch<br />

Talente<br />

Fragezeichen<br />

Problemfälle<br />

High Potentials<br />

Effiziente MA mit<br />

weiterem Potenzial<br />

Effiziente MA<br />

niedrig hoch<br />

Erfüllung der derzeitigen<br />

Stellenanforderungen<br />

Abbildung 19: Beispiel eines <strong>Personal</strong>-Portfolios (eigene Darstellung in Anlehnung an<br />

Thom/Friedli 2005: 26)<br />

Ein weiteres Beispiel <strong>für</strong> ein HR-Portfolio ist die strategische Belegschaftsentwicklung<br />

nach Kobi (2006: 22 f.). In diesem HR-Portfolio kann sichtbar gemacht werden, wo<br />

ein grösserer oder anderer <strong>Personal</strong>bedarf besteht. Dazu werden die strategisch<br />

wichtigen <strong>Personal</strong>gruppen über die Kriterien Veränderung der Qualifikation <strong>und</strong><br />

Veränderung der Anzahl Stellen mit einem fünf- bis zehnjährigen Horizont in das HR-<br />

Portfolio (siehe Abb. 20) eingeordnet (vgl. Kobi 1999: 36 f.; 2006: 22 f.).<br />

Veränderung der Qualifikation<br />

völlig neu<br />

stark erhöht<br />

erhöht<br />

unverändert<br />

genügend<br />

Softwarespezialisten<br />

Projektmanager<br />

mittleres<br />

Management<br />

weniger gleich mehr<br />

Veränderung der Anzahl Stellen<br />

Prozessmanager<br />

Abbildung 20: Strategische Belegschaftsentwicklung (eigene Darstellung in Anlehnung an<br />

Kobi 1999: 37; 2006: 23)


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 46<br />

Ziel dieses Portfolios ist es, Bedarfslücken bei den strategisch relevanten Schlüssel-<br />

funktionen zu erkennen (vgl. Kobi 1999: 36). Dazu müssen diese Schlüsselfunktio-<br />

nen vorher bestimmt werden. Kobi (1999 & 2006) liefert jedoch nur wage Hinweise,<br />

auf Basis welcher Kriterien diese Schlüsselfunktionen ermittelt werden könnten. Im<br />

nachfolgenden Abschnitt wird die Bestimmung von Schlüsselfunktionen deshalb ge-<br />

nauer betrachtet.<br />

2.4.4 Bestimmung von Schlüsselfunktionen<br />

Ein detailliertes Konzept zur Bestimmung der Schlüsselfunktionen konnte durch die<br />

Literaturanalyse nicht erschlossen werden. Deshalb werden die gef<strong>und</strong>enen An-<br />

haltspunkte mit Hilfestellungen aus Konzepten der Ressourcen Bewertung / Bestim-<br />

mung von Kernkompetenzen ergänzt.<br />

Schlüsselfunktionen sind <strong>für</strong> den Erfolg des Unternehmens entscheidend <strong>und</strong> können<br />

nur langfristig verfügbar gemacht werden, d. h. sie sind strategisch wichtig (hoher<br />

Ergebnisbeitrag; grosser Verlust im Falle eines Weggangs der Person) <strong>und</strong> schwer<br />

ersetzbar (vgl. Kobi 1999: 39).<br />

Wichtige Erkenntnisse zur Bestimmung von Schlüsselfunktionen liefern die Beiträge<br />

zur Identifikation von Kernkompetenzen <strong>und</strong> zur Bestimmung der strategischen Re-<br />

levanz von Ressourcen (vgl. Barney 1991; Grant 1991; Osterloh/Forst/Wartburg<br />

2001: 201 ff.). Als Merkmale von Kernkompetenzen resp. strategisch relevanten<br />

Ressourcen können folgende Eigenschaften zusammengefasst werden:<br />

• Die Ressource muss wertvoll sein <strong>und</strong> einen K<strong>und</strong>ennutzen generieren (vgl. Bar-<br />

ney 1991: 106). Auch wenn die Ressource nicht direkt einen K<strong>und</strong>ennutzen stif-<br />

tet, muss sie einen hohen Beitrag an das Ergebnis der Leistungserstellung liefern.<br />

• Knappheit bzw. Unternehmensspezifität, d. h. die Ressource ist tief in der Unter-<br />

nehmensstruktur verankert <strong>und</strong> kann nur sehr schwer auf andere Unternehmen<br />

übertragen werden (vgl. Osterloh/Frost/Wartburg 2001: 205).<br />

• Nicht-Imitierbarkeit bedeutet, dass andere Unternehmen das Ressourcenbündel<br />

nicht ohne weiteres kopieren können (vgl. Barney 1991: 107). Ressourcen sind<br />

schwer zu kopieren, wenn sie in der Geschichte des Unternehmens begründet<br />

sind (unique historical conditions), durch diffuse Kausalzusammenhänge gekenn-<br />

zeichnet sind (causally ambigous), sich aus komplexen sozialen Verflechtungen<br />

zusammensetzen (socially complex) (vgl. Dierickx/Cool 1989: 1507 ff.) <strong>und</strong> auf


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 47<br />

Akkumulationseffizienzen beruhen (absorptive capacitiy) (vgl. Cohen/Levinthal<br />

1990: 131 ff.).<br />

• Nicht-Substituierbarkeit meint, dass es keine anderen Ressourcen gibt, welche<br />

eine gleichwertige Leistung auf andere Art erfüllen können (vgl. Barney 1991:<br />

111).<br />

Diese Erkenntnisse lassen sich grösstenteils <strong>für</strong> die Bestimmung von Schlüsselfunk-<br />

tionen nutzen.<br />

So ist der Wert resp. der Ergebnisbeitrag ein wichtiges Kriterium um die Wichtigkeit<br />

der Schlüsselfunktion beurteilen zu können. Diese Frage ist nicht immer einfach zu<br />

beantworten, da Ergebnisse in der Regel auf der Zusammenarbeit von unterschiedli-<br />

chen Funktionen beruhen. Es könnte auch die Frage gestellt werden, wie gross der<br />

Verlust ist, wenn diese Funktion nicht besetzt ist.<br />

Als zweites Kriterium zur Bestimmung der Schlüsselfunktion, kann die schwierige<br />

Ersetzbarkeit genannt werden (vgl. Kobi 1999: 39). Eine Funktion wird umso schwie-<br />

riger zu ersetzen, je knapper, seltener oder unternehmensspezifischer diese Funkti-<br />

on ist. Hier sind bspw. die Monopolberufe der B<strong>und</strong>esverwaltung zu nennen. Je<br />

schwieriger eine bestimmte Funktion zu imitieren resp. die benötigten Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Fertigkeiten aufzubauen sind, desto schwieriger wird es, solche Funktionen neu<br />

zu besetzen. Dieses Kriterium könnte auch mit benötigtes Erfahrungswissen, um die<br />

Funktion angemessen ausführen zu können, bezeichnet werden.<br />

Die Bestimmung von Schlüsselfunktionen ermöglicht die Fokussierung auf die rele-<br />

vanten Belegschaftsgruppen. Diese können dann vertieft auf mögliche Probleme be-<br />

züglich der Altersstruktur analysiert werden. Dazu kann ein Früherkennungssystem<br />

in Form einer <strong>Personal</strong>risikoanalyse eingesetzt werden.<br />

2.4.5 Früherkennung<br />

Im Zusammenhang mit Controlling wird Früherkennungssystemen (auch Frühwarn-<br />

systeme genannt) grosse Aufmerksamkeit entgegen gebracht (vgl. Horváth 1991:<br />

421 ff.; W<strong>und</strong>erer/Schlagenhaufer 1994: 75). Durch die Früherkennung können Än-<br />

derungen relevanter Faktoren oder Faktorkombinationen frühzeitig angezeigt werden<br />

<strong>und</strong> ermöglicht damit den Führungskräften, Zeit zu gewinnen <strong>und</strong> so den Handlungs-<br />

spielraum zu vergrössern (vgl. Kobi 2006: 19 f.; Hentze/Kammel 1993: 94). Das


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 48<br />

Schwergewicht liegt dabei nicht nur auf der Problementdeckung, sondern auch auf<br />

der Planung der Aktion resp. Reaktion. Deshalb ist ein „strategisches Radar“ einzu-<br />

schalten, um eine antizipative Exploration, Erfassung <strong>und</strong> Kategorisierung schwacher<br />

Signale zu gewährleisten (vgl. Hentze/Kammel 1993: 95). Schwache Signale basie-<br />

ren auf unsicheren Informationen <strong>und</strong> lassen mehrere Informationen zu, wohingegen<br />

starke Signale konkret erkennbar sind (vgl. Ansoff 1984: 22 ff.).<br />

Hentze <strong>und</strong> Kammel (1993: 96) schlagen folgende externe Beobachtungsbereiche,<br />

personalwirtschaftlich relevante Informationen <strong>und</strong> abgeleitete Indikatoren vor (siehe<br />

Abb. 21):<br />

z. B. Technologische<br />

Umwelt<br />

z. B. zukünftige<br />

Technologien <strong>und</strong><br />

Rationalisierungsmassnahmen<br />

• Technologische<br />

Entwicklung in der<br />

jeweiligen Branche<br />

• EDV-Entwicklungen,<br />

neue Möglichkeiten der<br />

Büroorganisation <strong>und</strong><br />

Telekommunikation,<br />

<strong>Personal</strong>informations<strong>und</strong><br />

Expertensysteme <strong>für</strong><br />

die <strong>Personal</strong>wirtschaft<br />

• Gewerkschaftsforderungen<br />

• Geschätzte<br />

Arbeitslosenquote<br />

• Lohnniveau<br />

(Trendextrapolation)<br />

• Rekrutierungsmöglichkeiten<br />

nach<br />

Berufsgruppen<br />

Externer Beobachtungsbereich<br />

z. B. Ökonomische Umwelt<br />

z. B. Entwicklung der<br />

Arbeitsmärkte<br />

z. B. Soziale Umwelt<br />

<strong>Personal</strong>wirtschaftlich relevante Informationen<br />

Indikatoren<br />

z. B. Wertewandel<br />

• Tendenzen der<br />

Arbeitszufriedenheit<br />

• Identifikation mit dem<br />

Unternehmen<br />

• Ökologische<br />

Verantwortung <strong>und</strong> deren<br />

Umsetzung im<br />

Unternehmen<br />

z. B. Politische Umwelt<br />

z. B. Entwicklung des<br />

Arbeits- <strong>und</strong><br />

Sozialversicherungsrechts<br />

• Tendenzen in der<br />

Sozialpolitik<br />

• Gesetzesvorschläge im<br />

Parlament<br />

Abbildung 21: Externe Beobachtungsbereiche, personalwirtschaftlich relevante Informationen<br />

<strong>und</strong> abgeleitete Indikatoren (eigene Darstellung in Anlehnung an Hentze/Kammel 1993: 96)<br />

Die abgebildete Kategorisierung ermöglicht eine umfassende Umfeldanalyse. Für<br />

Verwirrung sorgen die Indikatoren des Bereichs „soziale Umwelt“, da diese eher un-<br />

ternehmensinterne Analysefelder beschreiben. Der generelle Wertwandel der Ge-<br />

sellschaft muss nicht zwingend dem Wandel der Unternehmenswerte entsprechen.<br />

Es sollte daher klarer zwischen externen <strong>und</strong> internen Bereichen der Früherkennung<br />

unterschieden werden.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 49<br />

Kobi (2006: 20) nimmt eine Trennung zwischen externen <strong>und</strong> internen Entwicklungen<br />

im Rahmen der Früherkennung vor. Er schlägt eine Überwachung von primär vier<br />

Feldern vor: Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Umfeldradar sowie das Benchmarking suchen das<br />

Feld der externen Entwicklungen ab, wohingegen die strategische Belegschaftsent-<br />

wicklung unternehmensinterne Veränderungen berücksichtigt.<br />

Arbeitmarktradar Umfeldradar<br />

• Arbeitsmarktstudien<br />

• Manpower-Arbeitsmarktbarometer<br />

• Befragung Bewerber<br />

Benchmarking, Best Practices<br />

(HR-Radar)<br />

• Benchmarkergebnisse<br />

• Abstracts aus relevanter Literatur<br />

(vgl. Lohnvergleiche usw.)<br />

• Best-Practice-Beispiele<br />

• Imagebarometer<br />

• Wichtige Ergebnisse aus Zukunfts-<br />

forschung (Trendreports, Umfragen)<br />

• Psychologische Landkarte<br />

Strategische<br />

Belegschaftsentwicklung<br />

• Belegschafsstruktur, insbesondere<br />

betreffend Geschlecht, Qualifizie-<br />

rungsgrad <strong>und</strong> Altersstruktur<br />

Abbildung 22: Radarfelder der Früherkennung (eigene Darstellung in Anlehnung an Kobi 2006:<br />

20)<br />

Kobi (2006: 20) beschreibt die einzelnen Felder wie folgt: Die Studien <strong>und</strong> Daten zum<br />

Arbeitsmarkt wie allgemeine Trends <strong>und</strong> Entwicklungen, Anzahl Hochschulabgänger,<br />

Entwicklung von Beschäftigung, Teilzeitarbeit usw. müssen unternehmensspezifisch<br />

aufbereitet werden. Der Umfeldradar soll die relevanten wirtschaftlichen <strong>und</strong> gesell-<br />

schaftlichen Entwicklungen ausloten <strong>und</strong> die <strong>für</strong> das Unternehmen wesentlichen<br />

Trends herausfiltern. Der HR-Radar versucht über relevante Literatur <strong>und</strong> Daten (aus<br />

Benchmarking, Prozessvergleichen usw.) Entwicklungen <strong>und</strong> Herausforderungen der<br />

HR-Funktion zu erkennen. Die internen Entwicklungen können strategische, kulturel-<br />

le oder strukturelle Herausforderungen <strong>für</strong> das Unternehmen darstellen. Durch die<br />

strategische Belegschaftsentwicklung können <strong>für</strong> die wichtigen Segmente die qualita-<br />

tiven <strong>und</strong> quantitativen Veränderungen <strong>und</strong> Engpässe dargestellt werden.<br />

Auf Basis der vorgestellten Früherkennung können personelle Chancen <strong>und</strong> Gefah-<br />

ren näher definiert werden (vgl. Kobi 2006: 20). Diese <strong>Personal</strong>risiken lassen sich<br />

wiederum in vier Hauptfelder gliedern (vgl. Kobi 1999: 17 ff.):


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 50<br />

• Engpassrisiko: Dieses besteht, wenn Leistungsträger fehlen. Es kann zwischen<br />

Bedarfslücken (funktionsbezogen) <strong>und</strong> Potenziallücken (personenbezogen) un-<br />

terschieden werden (vgl. Kobi 1999: 35 ff.).<br />

• Austrittsrisiko: Austritte von Leistungsträgern stellen ein hohes Risiko dar. Es gilt<br />

die gefährdeten Mitarbeitergruppen <strong>und</strong> Mitarbeitenden zu erkennen <strong>und</strong> mit ei-<br />

nem gezielten Retentionsmanagement im Unternehmen zu halten (vgl. Kobi<br />

1999: 71 ff.).<br />

• Anpassungsrisiko: Dieses besteht, wenn Mitarbeitende falsch qualifiziert sind.<br />

Dieses Risiko kann minimiert werden, wenn Mitarbeitende durch <strong>Personal</strong>ent-<br />

wicklungsmassnahmen gezielt auf die Qualifikationsbedürfnisse des Unterneh-<br />

mens vorbereitet werden (vgl. Kobi 1999: 95 ff.).<br />

• Motivationsrisiko: Zurückgehaltene Leistungen von Mitarbeitenden stellen ein Mo-<br />

tivationsrisiko dar. Unzufriedene, ausgebrannte <strong>und</strong> / oder innerlich gekündigte<br />

Mitarbeitende sind Beispiele da<strong>für</strong>. Durch die Überprüfung der Zufriedenheit in<br />

Mitarbeitergesprächen <strong>und</strong> <strong>Personal</strong>umfragen sowie durch vorbeugende Mass-<br />

nahmen (bspw. verbessertes Führungsverhalten) kann dieses Risiko reduziert<br />

werden (vgl. Kobi 1999: 117 ff.).<br />

Im Rahmen eines integrierten <strong>Personal</strong>risikomanagements sind diese vier <strong>Personal</strong>-<br />

risiken zu überwachen, zu identifizieren, zu messen <strong>und</strong> schlussendlich zu steuern.<br />

Risikoüberwachung<br />

fehlende<br />

Leistungsträger<br />

(Engpassrisiko)<br />

Risikosteuerung<br />

falsch qualifizierte<br />

Mitarbeitende<br />

(Anpassungsrisiko)<br />

zurückgehaltene<br />

Leistung<br />

(Motivationsrisiko)<br />

Risikoidentifikation<br />

gefährdete<br />

Leistungsträger<br />

(Austrittsrisiko)<br />

Risikomessung<br />

Abbildung 23: Integriertes <strong>Personal</strong>risikomanagement (Kobi 2006: 21)


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 51<br />

Durch die Kombination der vorgestellten externen Beobachtungsbereiche von Hent-<br />

ze & Kammel (1993: 96) <strong>und</strong> der <strong>Personal</strong>risikofelder von Kobi (vgl. 2006; 1999)<br />

können altersstrukturelle Risiken systematisch überwacht werden <strong>und</strong> so die Konse-<br />

quenzen <strong>für</strong> die Unternehmung in Form des Engpass-, Anpassungs-, Austritts-, <strong>und</strong><br />

Motivationsrisikos abgeschätzt werden.<br />

Als letztes Instrument bzw. theoretisches Konzept, welches im Rahmen des Alters-<br />

strukturcontrolling eingesetzt werden kann, wird die betriebliche <strong>Personal</strong>forschung<br />

vorgestellt.<br />

2.4.6 Betriebliche <strong>Personal</strong>forschung<br />

Die betriebliche <strong>Personal</strong>forschung wird als die systematische Gewinnung <strong>und</strong> Ver-<br />

arbeitung von Informationen in Bezug auf personalwirtschaftliche Entscheidungen<br />

verstanden (vgl. Nienhüser/Krins 2005: 3). Ähnlich wie das <strong>Personal</strong>controlling sollen<br />

durch diese Informationen die personalwirtschaftlichen Entscheidungen verbessert<br />

werden. Es erstaunt deshalb nicht, dass sich <strong>Personal</strong>controlling <strong>und</strong> <strong>Personal</strong>for-<br />

schung ähnlicher Instrumente bedienen: Mitarbeiterbefragung & -gespräche, Per-<br />

sonalbeurteilung <strong>und</strong> Assessment-Centers werden von beiden Konzepten als In-<br />

strumente erwähnt (vgl. W<strong>und</strong>erer/Schlagenhaufer 1994; Nienhüser/Krins 2005: 8).<br />

Die betriebliche <strong>Personal</strong>forschung wird als umfassenderes Konzept beschrieben, in<br />

welchem <strong>Personal</strong>controlling als ein Teilgebiet betrachtet werden kann <strong>und</strong> weitere<br />

Bereiche wie bspw. Arbeitsmarktbeobachtungen umfasst (vgl. Nienhüser/Krins 2005:<br />

8). Andererseits könnte die betriebliche <strong>Personal</strong>forschung auch als Teil des Perso-<br />

nalcontrolling betrachtet werden, welcher Informationen liefert, die nicht im <strong>Personal</strong>-<br />

informationssystem gespeichert sind. Becker (2002: 175) nennt die in Abbildung 24<br />

aufgelisteten Objektbereiche der <strong>Personal</strong>forschung.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 52<br />

Arbeitsmarktforschung<br />

Objekte:<br />

Betriebliche <strong>und</strong><br />

gesamtgesellschaftliche<br />

(Teil-)<br />

Arbeitsmärkte<br />

Instrumente:<br />

Statistiken,<br />

statistische<br />

Analysen, Primär<strong>und</strong>Sek<strong>und</strong>äranalysen,Mitarbeiterbefragungen,<br />

Klimaanalysen<br />

Arbeitsforschung<br />

Objekte:<br />

Arbeitsplätze,<br />

Arbeitssituation,<br />

Arbeitsgruppen,<br />

Anforderungen<br />

Instrumente:<br />

Verschiedene<br />

Arbeitsstudien,<br />

ergonomische<br />

Bedingungen,<br />

Arbeitswertstudien<br />

<strong>Personal</strong>forschung<br />

Qualifikations- &<br />

Eignungsforschung<br />

Objekte:<br />

Aktuelle wie<br />

potenzielle<br />

Qualifikationen bzw.<br />

Leistungen der<br />

Mitarbeiter <strong>und</strong><br />

Bewerber<br />

Instrumente:<br />

Leistungsbeurteilung,Potenzialbeurteilung,Personenauswahlinstrumente,Mitarbeitergespräche,<br />

Portfoliokonzepte<br />

<strong>Personal</strong>bedarfsermittlung<br />

Objekte:<br />

Bruttopersonalbedarf<br />

in Quantität,<br />

Zeit <strong>und</strong> Örtlichkeit;<br />

Personenbestand,<br />

Nettopersonalbedarf<br />

Instrumente:<br />

Arbeitswissenschaft<br />

liche Verfahren,<br />

intuitive Verfahren,<br />

Befragungen,<br />

ökonometrische<br />

Modelle<br />

Evaluierungsforschung<br />

Objekte:<br />

<strong>Personal</strong>arbeit<br />

insgesamt, Einsatz<br />

personalwirtschaftlicher<br />

Instrumente,<br />

Auswirkungen auf<br />

<strong>Personal</strong>arbeit<br />

Instrumente:<br />

Kosten-Nutzen- <strong>und</strong><br />

Nutzwertanalyse,<br />

Sozialbilanzen,<br />

<strong>Personal</strong>controlling,<br />

Humanvermögensrechnung,<br />

Befragungen<br />

Evaluierungsforschung<br />

Objekte:<br />

Gesetze <strong>und</strong><br />

Arbeitsgerichtsbarkeit,<br />

Tarifveränderungen,<br />

Mitbestimmung,<br />

unternehmerische<br />

Mitbestimmung<br />

Instrumente:<br />

Gespräche,<br />

Dokumentenanalyse,<br />

Sek<strong>und</strong>äranalysen<br />

Abbildung 24: Inhalte der betrieblichen <strong>Personal</strong>forschung (eigene Darstellung in Anlehnung<br />

an Becker 2002: 175)<br />

Für das Konzept des Altersstrukturcontrolling sind vor allem jene Inhalte der Perso-<br />

nalforschung relevant, welche die bisherigen Analysemethoden sinnvoll ergänzen.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird die Arbeitsmarktforschung genauer vorgestellt.<br />

2.4.6.1 Arbeitsmarktforschung<br />

„Unter der betrieblichen Arbeitsmarktforschung wird die Erschließung, Aufbereitung<br />

<strong>und</strong> Auswertung arbeitsmarktbezogener Informationen, die <strong>für</strong> Entscheidungen im<br />

Rahmen der <strong>Personal</strong>arbeit relevant sind, verstanden“ (Becker 2002: 176). Es sollen<br />

Informationen darüber gewonnen werden, in welcher Anzahl, mit welcher Qualifikati-<br />

on, wo <strong>und</strong> wann Arbeitnehmer am externen <strong>und</strong> internen Arbeitsmarkt <strong>für</strong> die Erfül-<br />

lung verschiedener Aufgaben zur Verfügung stehen; Ziel ist die frühzeitige Explorati-<br />

on betrieblich relevanter Arbeitsmärkte, um so antizipativ gegenwärtige <strong>und</strong> zukünfti-<br />

ge Arbeitskräfteangebots- <strong>und</strong> nachfragepotenziale aufzudecken, sowie relevante<br />

Veränderungen des Arbeitsmarktes zu erkennen (vgl. Drumm 2005: 89 ff.). Dabei<br />

werden sowohl die <strong>für</strong> den Betrieb relevanten Ausschnitte des externen Arbeitsmark-<br />

tes als auch der betriebsinterne Arbeitsmarkt untersucht.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 53<br />

Als Instrumente der Arbeitsmarktforschung werden Segmentierungsmethoden, Pri-<br />

märerhebungen (bspw. Analysen von Stellenangeboten <strong>und</strong> -bewerbungen, Konkur-<br />

rentenbefragung, Mitarbeitergespräche), Sek<strong>und</strong>ärerhebungen (auf Basis der Daten<br />

der Arbeitsverwaltung, demografischer Daten, Informationen zum Bildungssystem<br />

<strong>und</strong> Arbeitsrecht) <strong>und</strong> Mitarbeiterbefragungen (per Fragebogen oder Interviews) ge-<br />

nannt (vgl. Drumm 2004: 94 ff.; Becker 2002: 177). In der Schweiz können als Se-<br />

k<strong>und</strong>ärquellen Daten <strong>und</strong> Studien von folgenden <strong>Institut</strong>ionen herbei gezogen wer-<br />

den:<br />

• B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Statistik (BfS): Das BfS bietet Studien zur Gesamtentwicklung so-<br />

wie zur Altersverteilung der Erwerbsbevölkerung, Informationen über Bildungsre-<br />

levante Informationen wie Anzahleintritte an Hochschulen nach Studienrichtung,<br />

Lohnvergleiche zwischen Branchen <strong>und</strong> weitere Informationen, welche bei der<br />

Analyse des Arbeitsmarktes hilfreich sein könnten.<br />

• Stellenmarktmonitor Schweiz (smm): Der smm des soziologischen <strong>Institut</strong>s der<br />

<strong>Universität</strong> Zürich erstellt Studien zu Arbeitsmarktnachfrage, Berufsanforderungen<br />

<strong>und</strong> Berufsbilder auf Basis von Stelleninseratsanalysen.<br />

• Staatssekretariat <strong>für</strong> Wirtschaft (SECO): Das SECO publiziert im Rahmen ihrer<br />

Arbeitsmarktstatistik monatlich Berichte zur Lage des schweizerischen Arbeits-<br />

marktes. Diese Angaben haben eher volkswirtschaftlichen Charakter <strong>und</strong> eignen<br />

sich weniger zur Arbeitsmarktforschung. Die Regionalen Arbeitsvermittlungszent-<br />

ren (RAV) des SECO geben Auskunft über offene Stellen <strong>und</strong> zeigen somit, in<br />

welchen Bereichen des Arbeitsmarktes Knappheit herrscht.<br />

• <strong>Personal</strong>vermittler: <strong>Personal</strong>vermittler verfügen über eine vertiefte Kenntnis des<br />

Arbeitsmarktes. Je nach Arbeitsmarktsegment kommen unterschiedliche Perso-<br />

nalvermittler als Informationsquelle in Frage. Oft werden von diesen Unternehmen<br />

auch allgemeine Studien publiziert, die hilfreiche Informationen enthalten können:<br />

Manpower veröffentlicht quartalsweise das Manpower Arbeitsmarkbarometer, in<br />

welchem die Erwartungshaltung von Arbeitgebern zur Beschäftigungslage im<br />

kommenden Quartal gemessen wird (vgl. Manpower 2007: Online). Seit 2007<br />

veröffentlicht monster.ch in Zusammenarbeit mit dem Centre of Human Resour-<br />

ces Information Systems (CHRIS) der <strong>Universität</strong>en Frankfurt am Main <strong>und</strong> Bam-<br />

berg Ergebnisse ihrer Umfrage zur Recruiting Trends in der Schweiz (vgl. Mons-<br />

ter 2007: Online).


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 54<br />

Als Problembereiche der Arbeitsmarktforschung gelten vor allem die adäquate Nut-<br />

zung aussagekräftiger Informationen der Sek<strong>und</strong>äranalyse <strong>und</strong> generelle Erhebungs-<br />

<strong>und</strong> Bewertungsprobleme (vgl. Becker 2002: 177).<br />

Die weiteren Objektbereiche (siehe Abb. 24) der betrieblichen <strong>Personal</strong>forschung<br />

können ebenfalls wertvolle Informationsgr<strong>und</strong>lagen zur Analyse <strong>und</strong> Bewertung der<br />

Altersstruktur <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Probleme sein: So kann die Arbeitsfor-<br />

schung dabei helfen, Arbeitsbedingungen der Altersstruktur angepasst zu gestalten.<br />

Die Qualifikations- <strong>und</strong> Eignungsforschung <strong>und</strong> die <strong>Personal</strong>bedarfsermittlung liefern<br />

die Informationsgr<strong>und</strong>lage zur Entwicklung von Rekrutierungs- <strong>und</strong> <strong>Personal</strong>entwick-<br />

lungsstrategien. Die Evaluierungsforschung bewertet Kosten <strong>und</strong> Nutzen der durch-<br />

geführten personalwirtschaftlichen Aktivitäten. Die Informationen aus der Erfor-<br />

schung der Arbeitsbeziehungen können zur Bewertung der Austrittsrisiken genutzt<br />

werden.<br />

2.5 Zwischenfazit<br />

Das Kapitel 2 hat neben der demografischen Ausgangslage das Konzept des Alters-<br />

strukturcontrolling umrissen <strong>und</strong> mögliche Instrumente sowie theoretische Konzepte<br />

aufgezeigt, die zum Controlling der <strong>Organisation</strong>sdemografie eingesetzt werden kön-<br />

nen. Dabei wurden sowohl quantitative Instrumente, welche momentan vorwiegend<br />

zur Analyse der betrieblichen Altersstruktur vorgeschlagen werden, als auch qualita-<br />

tive Instrumente vorgestellt. Der qualitative Aspekt ist besonders wichtig, da nur<br />

durch die Betrachtung der Qualifikationen der Mitarbeitenden, der wichtigen Funktio-<br />

nen der Unternehmung, der potenziellen Risiken <strong>und</strong> der Situation auf dem Arbeits-<br />

markt entscheidungsrelevante Informationen zur Steuerung der Altersstruktur ge-<br />

wonnen werden können.<br />

Auf Basis der in diesem Kapitel gewonnenen theoretischen Erkenntnissen wird im<br />

Kapitel 4 das Instrument des Altersstrukturcontrolling entwickelt. Zuvor wird jedoch<br />

der Bezugsrahmen <strong>für</strong> das Altersstrukturcontrolling vorgestellt.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 55<br />

3 Konzeptioneller Bezugsrahmen<br />

Nachdem die einzelnen Analyseinstrumente des Altersstrukturcontrolling sowie die<br />

demografische Ausganglage beleuchtet wurden, sollen an dieser Stelle die Erkennt-<br />

nisse in einen Bezugsrahmen eingeordnet werden, um das Thema dieser Masterar-<br />

beit in einer überblicksartigen Systematik darzustellen. Es werden relevante Bedin-<br />

gungsgrössen <strong>und</strong> Aktionsparameter dargelegt <strong>und</strong> dadurch ein Bezugsrahmen <strong>für</strong><br />

das Altersstrukturcontrolling geschaffen.<br />

Ein konzeptioneller Bezugsrahmen erleichtert die Formulierung von Problemen <strong>und</strong><br />

die Angabe von Handlungsempfehlungen (vgl. Grochla 1978: 62 ff.). In dieser Arbeit<br />

wurde er auch zur Entwicklung des Interviewleitfadens konzipiert. Der Bezugsrah-<br />

men <strong>für</strong> das Altersstrukturcontrolling ist auf der folgenden Seite (siehe Abb. 25) ab-<br />

gebildet. Relevante Bedingungsgrössen <strong>und</strong> Aktionsparameter werden nachfolgend<br />

genauer erläutert.<br />

3.1 Bedingungsgrössen<br />

Bedingungsgrössen sind Faktoren, welche die Handlungs- <strong>und</strong> Entscheidungsfreiheit<br />

der Aktionsträger zu einem gewissen Grad vorbestimmen <strong>und</strong> damit einschränken<br />

(vgl. Friedli 2002: 43 f.; Zaugg 1996: 72). Diese können in ausserbetriebliche, be-<br />

triebliche <strong>und</strong> personelle Rahmenbedingungen gegliedert werden (vgl. Zaugg 2002:<br />

6) <strong>und</strong> werden nachfolgend einer genaueren Betrachtung unterzogen. Obwohl sich<br />

die verschiedenen Elemente der genannten Rahmenbedingungen teilweise gegen-<br />

seitig beeinflussen <strong>und</strong> eine exakte Einordnung zuweilen Schwierigkeiten bereitet,<br />

werden sie unter der Zielsetzung der Systematisierung separat betrachtet.<br />

3.1.1 Ausserbetriebliche Rahmenbedingungen 3<br />

Bei den ausserbetrieblichen Rahmenbedingungen, welche auch als Umsystemfakto-<br />

ren bezeichnet werden, wird zwischen generellen <strong>und</strong> aufgabenspezifischen Rah-<br />

menbedingungen unterschieden (vgl. Kubicek/Thom 1976: 3985 ff.).<br />

3 Die Begriffe Rahmenbedingung <strong>und</strong> Bedingungsgrösse können in dieser Arbeit als synonym be-<br />

trachtet werden.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 56<br />

Betriebliche<br />

Bedingungsgrössen<br />

• <strong>Organisation</strong>sgrösse<br />

• Branchenzugehörigkeit<br />

• Fremdimage<br />

• Belegschaftsstruktur<br />

• <strong>Personal</strong>informationssystem<br />

Ausserbetriebliche Bedingungsgrössen<br />

Generelle Bedingungsgrössen Aufgabenspezifische Bedingungsgrössen<br />

• ökonomisch<br />

• technologisch<br />

• rechtlich-politisch<br />

• Kennzahlensysteme<br />

• Alterstrukturanalyse<br />

• <strong>Personal</strong>-Portfolios<br />

• sozio-kulturell<br />

• physischökologisch<br />

Aktionsparameter der<br />

Unternehmensführung<br />

Mittelbare Aktionsparameter<br />

Kultur<br />

<strong>Personal</strong>ziele<br />

Ziele des<br />

Altersstrukturcontrolling<br />

Informations-Mix Aktions-Mix<br />

• <strong>Personal</strong>risiko-<br />

Analyse<br />

• Arbeitsmarktforschung<br />

Strategie<br />

• Potenzielle<br />

Arbeitnehmer<br />

• K<strong>und</strong>en / Markt /<br />

Leistungsempfänger<br />

Struktur<br />

Unmittelbare Aktionsparameter<br />

Personelle<br />

Bedingungsgrössen<br />

• Alter<br />

• Rekrutierungsstrategien<br />

& Mitarbeiterbindung<br />

• Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

• Qualifikationskonzepte<br />

• Übergeordnete<br />

Abteilung<br />

• <strong>Institut</strong>ionen zur<br />

Info-Beschaffung<br />

• Qualifikation<br />

• Funktion<br />

• Werte, Einstellungen<br />

• Motivation<br />

• Persönliche Interessen<br />

• Erwartungen<br />

• Wissenstransfer<br />

• Arbeitsszeitgestaltung<br />

Abbildung 25: Bezugsrahmen des Altersstrukturcontrolling (eigene Darstellung)<br />

3.1.1.1 Generelle Rahmenbedingungen<br />

Generelle Rahmenbedingungen gelten in einem bestimmten geographischen Raum<br />

<strong>für</strong> eine grössere Anzahl von Unternehmen mit unterschiedlichen Sachzielen (vgl.<br />

Kubicek/Thom 1976: 3988). Diese sind <strong>für</strong> alle <strong>Organisation</strong>en relevant, da sie von<br />

diesen beeinflusst werden oder sie sich an diese halten müssen. Die generellen Rah-<br />

menbedingungen lassen sich in ökonomische, technologische, rechtlich-politische,


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 57<br />

sozio-kulturelle <strong>und</strong> physisch-ökologische Komponenten untergliedern (vgl. Kubi-<br />

cek/Thom 1976: 3988 f.; Zaugg 2002: 7). Sie werden nachfolgend kurz erläutert:<br />

Ökonomische Rahmenbedingungen<br />

Die wichtigsten ökonomischen Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die Überwachung <strong>und</strong> Steu-<br />

erung der Altersstruktur sind die generelle Konjunkturlage (wirtschaftliche Situation),<br />

die Entwicklung der Arbeitsmärkte sowie die Tendenz zur Dienstleistungs-, Wissens-<br />

bzw. Informationsgesellschaft:<br />

• Die wirtschaftliche Situation beeinflusst den Bedarf an personellen Kapazitäten<br />

<strong>und</strong> ermöglicht über <strong>Personal</strong>auf- resp. -abbau die aktive Gestaltung der Alters-<br />

struktur einer <strong>Organisation</strong> (vgl. Prezewowsky 2007: 194).<br />

• Die Konjunkturlage beeinflusst auch die Entwicklung auf den Arbeitsmärkten. Der<br />

Arbeitsmarkt bestimmt die Verfügbarkeit der potenziellen Mitarbeitenden. Bei<br />

Hochkonjunktur können Arbeitsmarktsegmente noch ausgetrockneter sein als bei<br />

einer Rezession.<br />

• Die weiter bestehende Entwicklung hin zu einer Dienstleistungs-, Wissens- oder<br />

Informationsgesellschaft (vgl. bspw. Probst/Raub/Romhardt 1997; Schreyögg<br />

1993: 4239) verändert die an die Mitarbeitenden gestellten Qualifikationsanforde-<br />

rungen. Wissensbasierte Tätigkeiten erfordern höher qualifizierte Mitarbeitende.<br />

Dies wiederum erhöht die Anforderungen <strong>für</strong> die Rekrutierung von Nachwuchs-<br />

kräften (vlg. Prezewowsky 2007: 194).<br />

Technologische Rahmenbedingungen<br />

Technologische Rahmenbedingung ist die „[…] technologische Entwicklung bezüg-<br />

lich neuer Produkte <strong>und</strong> Verfahren, mit der die Unternehmung schritthalten muß, um<br />

konkurrenzfähig zu sein […]“ (Kubicek/Thom 1976: 3988). Der technologische Wan-<br />

del vollzieht sich immer schneller <strong>und</strong> verlangt dadurch immer wieder neu <strong>und</strong> höher<br />

qualifizierte Mitarbeitende (Kobi 1999: 27). Dies stellt <strong>für</strong> Unternehmen Chancen <strong>und</strong><br />

Gefahren dar: Einerseits können Technologien eingesetzt werden um produktiver zu<br />

arbeiten <strong>und</strong> allenfalls als Substitute <strong>für</strong> menschliche Arbeit genutzt werden, ande-<br />

rerseits – wie beschrieben – kann ein erhöhter Bedarf an qualifizierten Mitarbeiten-<br />

den entstehen. Zudem können technologische Entwicklungen im Softwarebereich<br />

helfen, altersstrukturelle Analysen weiter zu automatisieren <strong>und</strong> deren Aussagekraft<br />

zu erhöhen.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 58<br />

Rechtlich-politische Rahmenbedingungen<br />

Rechtlich-politische Rahmenbedingungen umfassen alle rechtlichen Vorschriften so-<br />

wie ihre Handhabung durch Organe der Exekutive <strong>und</strong> Judikative (vgl. Kubicek/Thom<br />

1976: 3988), nach welchen sich Personen <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong>en zu richten haben. Ne-<br />

ben den allgemeingültigen gesetzlichen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> Unternehmungen wie die<br />

Verfassung, das Zivilgesetzbuch <strong>und</strong> das Obligationenrecht sind je nach Unterneh-<br />

mung weitere gesetzliche Gr<strong>und</strong>lagen zu beachten.<br />

Für <strong>Organisation</strong>en der B<strong>und</strong>esverwaltung gelten bspw. ein eigenes <strong>Personal</strong>gesetz<br />

(B<strong>und</strong>espersonalgesetz BPG; vgl. B<strong>und</strong>esversammlung 2000) <strong>und</strong> die dazu gehö-<br />

renden Verordnungen (B<strong>und</strong>espersonalverordnung BPV; vgl. B<strong>und</strong>esrat 2001). Die-<br />

se regeln neben den allgemeinen Arbeitsbedingungen auch altersstrukturrelevante<br />

Aspekte wie bspw. das Pensionsalter, die <strong>Personal</strong>beurteilung <strong>und</strong> das Vergütungs-<br />

system.<br />

Sozio-kulturelle Rahmenbedingungen<br />

Sozio-kulturelle Rahmenbedingung ist die Gesellschaftsstruktur eines Raumes, wel-<br />

che Elemente wie die demografische Struktur, die Urbanisierung, die Schichtung,<br />

das Wertesystem in Bezug auf Arbeit <strong>und</strong> wirtschaftliches Handeln, das Ausbil-<br />

dungssystem <strong>und</strong> die Berufsstruktur sowie die Religion (Kubicek/Thom 1976: 3988 &<br />

3991) beinhaltet. Die demografische Struktur verändert den Arbeitsmarkt: „Tenden-<br />

ziell wird der Arbeitsmarkt qualifizierter, älter <strong>und</strong> weiblicher“ (Kobi 1999: 29). Für<br />

eine vertiefte Betrachtung der demografischen Ausgangslage sei auf das Kapitel 2.1<br />

Demografische Entwicklung verwiesen.<br />

Der Wertewandel der Gesellschaft kann dazu führen, dass sich die Einstellung in<br />

Bezug auf die gewünschte Lebensbeschäftigungsdauer auswirkt. So nimmt bspw.<br />

die Wertewandelthese der Frühverrentung an, dass der Ruhestand als eigenständi-<br />

ger Abschnitt im Lebensverlauf eine immer wichtigere Stellung einnehmen wird, d. h.<br />

dass sich die meisten Arbeitnehmer einen möglichst frühen Ruhestand wünschen<br />

(vgl. Gatter 2004: 83). Generell lässt sich in den westlichen Industriegesellschaften<br />

ein Wertewandel in Bezug auf die Einstellung zur Arbeit feststellen: Die Bedeutung<br />

der Freizeit steigt <strong>und</strong> die berufliche Arbeit wird neu interpretiert (vgl. Friedli 2002: 52<br />

f.). So ist bspw. <strong>für</strong> Hochschulabsolventen der Aspekt Work-Life-Balance nach Ar-<br />

beitsinhalt <strong>und</strong> gutem Arbeitsklima der drittwichtigste Aspekt bei der Wahl der Erst-<br />

stelle nach dem Studium (vgl. Rizzardi 2005: 73).


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 59<br />

Physisch-ökologische Rahmenbedingungen<br />

Die physisch-ökologische Komponente der generellen Rahmenbedingungen betrach-<br />

tet die Gesamtheit der physisch manifesten, natürlichen oder gestalteten Bedingun-<br />

gen eines Raumes wie die Infrastruktur (Verkehrsnetz <strong>und</strong> Energieversorgung) sowie<br />

die geographischen <strong>und</strong> klimatischen Bedingungen (Kubicek/Thom 1976: 3989).<br />

Für das Thema dieser Arbeit im Allgemeinen <strong>und</strong> das Altersstrukturcontrolling <strong>für</strong> die<br />

B<strong>und</strong>esverwaltung im Speziellen stellt diese Rahmenbedingung des Umsystems<br />

einen nebensächlichen Einflussfaktor dar.<br />

3.1.1.2 Aufgabenspezifische Rahmenbedingungen<br />

Die aufgabenspezifischen Rahmenbedingungen sind jene Faktoren, mit welchen ei-<br />

ne <strong>Organisation</strong> zur Erreichung ihrer Sachziele interagiert, interagieren kann oder<br />

aufgr<strong>und</strong> verbindlicher Vorschriften interagieren muss (vgl. Kubicek/Thom 1976:<br />

3992), sofern diese nicht den nachfolgend zu beschreibenden betrieblichen <strong>und</strong> per-<br />

sonellen Bedingungen zuzuordnen sind (vgl. Zaugg 2002: 6). Im Vergleich mit den<br />

generellen Bedingungsgrössen handelt es sich an dieser Stelle um konkrete Interak-<br />

tionspartner wie bspw. Eigentümer, Arbeitnehmervertreter, Beratungsunternehmen,<br />

Lieferanten, Konkurrenten, K<strong>und</strong>en, Medien, Öffentlichkeit <strong>und</strong> Bildungsinstitutionen<br />

(vgl. Zaugg 2002: 7; Zaugg 1996: 86 f.). Für die Überwachung der Altersstruktur<br />

können weitere Interaktionspartner genannt werden: <strong>Institut</strong>ionen, welche hilfreiche<br />

Informationen zur Verfügung stellen <strong>und</strong> nicht den Bildungsinstitutionen zugeordnet<br />

werden können wie bspw. das B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Statistik. Zudem können auch poten-<br />

zielle Arbeitnehmende als relevante Interaktionspartner aufgeführt werden.<br />

Für die B<strong>und</strong>esverwaltung als Ganzes kann ausserdem die Legislative sowie die<br />

Exekutive als Interaktionspartner genannt werden. Für die einzelnen Verwaltungs-<br />

einheiten können die jeweiligen Departemente als Interaktionspartner spezifiziert<br />

werden. Auf eine genauere Beschreibung wird verzichtet, da jede Unternehmung<br />

resp. jede Verwaltungseinheit <strong>für</strong> sich zu prüfen hat, welche Interaktionspartner <strong>für</strong><br />

sie in einer bestimmten Situation <strong>und</strong> zu einem bestimmten Zeitpunkt von Relevanz<br />

sind (vgl. Zaugg 1996: 86 f.).<br />

3.1.2 Betriebliche Rahmenbedingungen<br />

Die betrieblichen Bedingungsgrössen stellen <strong>für</strong> eine <strong>Organisation</strong> den Rahmen dar,<br />

in welchem die betriebliche Leistungserfüllung vollbracht wird; Sie bestimmen folglich


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 60<br />

den Handlungsspielraum der Aufgabenträger innerhalb einer <strong>Organisation</strong> (vgl.<br />

Thom/Zaugg 1996: 33). Folgende Faktoren sind <strong>für</strong> das Altersstrukturcontrolling ei-<br />

ner <strong>Organisation</strong> von Relevanz:<br />

• <strong>Organisation</strong>sgrösse: Die Anzahl Mitarbeitende einer <strong>Organisation</strong> hat einen<br />

massgebenden Einfluss darauf, ob der Einsatz von altersstrukturellen Analyse-<br />

tools überhaupt sinnvoll ist, welche Analyseinstrumente eingesetzt werden kön-<br />

nen, wie gross der <strong>Personal</strong>bedarf sein wird <strong>und</strong> welche finanziellen Mittel <strong>für</strong> die<br />

Entwicklung von Tools <strong>und</strong> die Ableitung von Massnahmen <strong>für</strong> die diskutierte<br />

Thematik bereitgestellt werden.<br />

• Branchenzugehörigkeit: Die Branche bestimmt, welche Qualifikationen Mitarbei-<br />

tende mit sich bringen müssen <strong>und</strong> wie sich der <strong>Personal</strong>bedarf entwickeln wird,<br />

da dieser u. A. vom Branchenwachstum abhängig ist.<br />

• Fremdimage: Das Fremdimage, Arbeitgeberimage oder auch die Arbeitgeberatt-<br />

raktivität ist eine entscheidende Grösse hinsichtlich der Rekrutierung neuer sowie<br />

der Bindung vorhandener Mitarbeiter. Eine hohe Arbeitgeberattraktivität stärkt die<br />

Position der <strong>Organisation</strong> auf dem Arbeitsmarkt <strong>und</strong> bindet die aktuellen Mitarbei-<br />

tenden verstärkt an die <strong>Organisation</strong>, wodurch sich die Verknappung an qualifi-<br />

zierten Nachwuchskräften relativ weniger stark auswirkt.<br />

• Belegschaftsstruktur: Der Aspekt des Alters einer Belegschaftsstruktur stellt den<br />

eigentlichen Untersuchungsgegenstand des Altersstrukturcontrolling dar. Sie be-<br />

stimmt insofern das Ausmass der Analyse <strong>und</strong> den daraus folgenden Handlungs-<br />

bedarf.<br />

• Aufgabenstruktur: Die aus den Unternehmenszielen abgeleiteten Aufgaben be-<br />

einflussen die Anforderungen, die an die Mitarbeitenden gestellt werden <strong>und</strong> so-<br />

mit die Qualität des <strong>Personal</strong>bedarfs.<br />

• <strong>Personal</strong>informationssystem: Die Datenbasis aus dem <strong>Personal</strong>informationssys-<br />

tem bestimmt, welche altersstrukturellen Analysen mit welcher Detaillierung über-<br />

haupt möglich sind.<br />

3.1.3 Personelle Rahmenbedingungen<br />

Zu den personellen Bedingungsgrössen gehören neben Funktion, Alter, beruflicher,<br />

sozialer <strong>und</strong> politischer Hintergr<strong>und</strong>, Ziele, Werte, kognitive Barrieren der Angestell-<br />

ten auch deren Arbeitszufriedenheit, Motivation, Qualifikation sowie deren persönli-<br />

che Ziele (vgl. Thom/Ritz 2006b: 9; Zaugg 2002: 7).


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 61<br />

Im Rahmen des Altersstrukturcontrolling spielen die personellen Rahmenbedingun-<br />

gen eine wichtige Rolle. Funktion, Qualifikation <strong>und</strong> Alter sind dabei wichtige Analy-<br />

seobjekte, um die altersstrukturelle Situation von <strong>Organisation</strong>en beurteilen zu kön-<br />

nen. Die Bestimmung von Schlüsselfunktionen kann die Arbeitszufriedenheit <strong>und</strong><br />

damit die Motivation der Mitarbeitenden tangieren.<br />

3.2 Aktionsparameter<br />

Mit den Aktionsparametern sind Instrumente <strong>und</strong> Massnahmen der Unternehmens-<br />

führung angesprochen, die auf die Erreichung der Unternehmensziele auszurichten<br />

sind (vgl. Zaugg 1996: 94). „Auf der Ebene der Aktionsparameter lassen sich eben-<br />

falls zwei Gruppen unterscheiden: die mittelbaren <strong>und</strong> die unmittelbaren Aktionspa-<br />

rameter. Während die mittelbaren Handlungsgrössen eher langfristig angelegt sind<br />

<strong>und</strong> oft indirekt wirken, tragen die unmittelbare[n] Handlungsgrösse[n] direkt zur Ziel-<br />

erreichung bei“ (Zaugg 2002: 8).<br />

3.2.1 Mittelbare Aktionsparameter<br />

Als mittelbare Aktionsparameter des <strong>Personal</strong>managements werden die Strategie,<br />

die Kultur <strong>und</strong> die Struktur eines Unternehmens bezeichnet. Sie können indirekt über<br />

das Innovationsmanagement, das <strong>Organisation</strong>smanagement <strong>und</strong> das <strong>Personal</strong>ma-<br />

nagement beeinflusst werden (vgl. Thom/Ritz 2006b: 5 ff.). Mittelbare Aktionspara-<br />

meter sind auf der strategischen Ebene einzuordnen (vgl. Zaugg 1996: 94 f.) <strong>und</strong><br />

stellen dadurch Vorgaben <strong>für</strong> die weiteren Ziele <strong>und</strong> Aktionen des Unternehmens<br />

dar.<br />

3.2.1.1 Strategie<br />

Die Strategie eines Unternehmens ist Mittel zur Erschaffung <strong>und</strong> Erhaltung von dau-<br />

erhaften Wettbewerbsvorteilen (vgl. Dess/Lumpkin/Taylor 2005: 9; Grünig/Kühn<br />

2002: 9 ff.). In der strategischen Planung hat sich die Unterscheidung in Gesamtun-<br />

ternehmensstrategie (Corporate-Strategy) <strong>und</strong> in Geschäftsstrategien (Business-<br />

Strategies) als zweckmässig erwiesen (vgl. Grünig/Kühn 2002: 35). Im Folgenden<br />

gelangt diese Differenzierung nicht weiter zur Anwendung <strong>und</strong> es wird generell der<br />

Begriff „Unternehmensstrategie“ verwendet.<br />

Das Altersstrukturcontrolling hat kaum Einfluss auf die Unternehmensstrategie. Hin-<br />

gegen wird das Altersstrukturcontrolling indirekt über die <strong>Personal</strong>strategie resp. die<br />

<strong>Personal</strong>ziele durch die Unternehmensstrategie beeinflusst. Dabei soll das Alters-


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 62<br />

strukturcontrolling die notwendigen Informationsgr<strong>und</strong>lagen zur Erhaltung einer ge-<br />

s<strong>und</strong>en Belegschaftsstruktur liefern <strong>und</strong> so ein Teil zur Sicherung der Leistungsfä-<br />

higkeit des <strong>Personal</strong>s <strong>und</strong> damit zur Verwirklichung der Unternehmensstrategie bei-<br />

tragen.<br />

3.2.1.2 Kultur<br />

Barney (1986: 657) definiert die <strong>Organisation</strong>skultur als eine komplexe Zusammen-<br />

stellung von gemeinsamen Werten, Überzeugungen, Annahmen <strong>und</strong> Symbolen, wel-<br />

che die Art <strong>und</strong> Weise der Geschäftstätigkeit einer Unternehmung bestimmt. Schein<br />

(1985) unterscheidet zwischen drei Kulturebenen: Gr<strong>und</strong>legende Annahmen bilden<br />

die Substanz der Unternehmenskultur (basic assumptions and beliefs). Diese finden<br />

ihren Niederschlag in Werten (values), welche in Form von Artefakten <strong>und</strong> Schöp-<br />

fungen (artifacts and creations) sichtbar werden. Unternehmenskultur kann nur be-<br />

dingt gestaltet werden, im Sinne von Anstössen zur Veränderung oder durch „Kurs-<br />

korrekturen“ (vgl. Schein 1985).<br />

Im Rahmen des Altersstrukturcontrolling sind diese Kurskorrekturen derart zu gestal-<br />

ten, dass eine gegenseitige Wertschätzung von älteren <strong>und</strong> jüngeren Mitarbeitenden<br />

entsteht. Dazu müssen folgende vier Stufen durchlaufen werden (vgl. Köchling 2006:<br />

185 ff.):<br />

1. Bekämpfung der Diskriminierung;<br />

2. Chancengleichheit fördern;<br />

3. Gleichstellung (political correctness);<br />

4. Gegenseitige Wertschätzung (Andersartigkeit ausschöpfen).<br />

Die Unternehmenskultur kann als massgeblicher Einflussfaktor des Umgangs zwi-<br />

schen unterschiedlichen Personengruppen im Unternehmen betrachtet werden.<br />

3.2.1.3 <strong>Organisation</strong>sstruktur<br />

<strong>Organisation</strong>en sind soziale Gebilde, die dauerhaft ein Ziel verfolgen <strong>und</strong> eine forma-<br />

le Struktur aufweisen, mit deren Hilfe die Aktivitäten der Mitglieder auf das verfolgte<br />

Ziel ausgerichtet werden sollen (vgl. Kieser/Walgenbach 2007: 6). Die formale Orga-<br />

nisationsstruktur legt Regeln zur Arbeitsteilung (Aufgabenbereiche) <strong>und</strong> zur Koordi-<br />

nation (Hierarchie <strong>und</strong> Verfahrensrichtlinien) fest (vgl. Kieser/Walgenbach 2007: 17<br />

ff.).


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 63<br />

Der Zusammenhang zwischen <strong>Organisation</strong>sstruktur <strong>und</strong> Altersstrukturcontrolling<br />

kann aus zwei unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden:<br />

Die erste Sichtweise bezieht sich auf die organisatorische Einordnung <strong>und</strong> Gestal-<br />

tung des Altersstrukturcontrolling. Damit die Altersstruktur mit einer gewissen Perio-<br />

dizität überwacht werden kann, ist eine Eingliederung in das <strong>Personal</strong>controlling<br />

sinnvoll. Im Rahmen einer ersten Standortbestimmung <strong>für</strong> einen Betrieb ist aber auch<br />

eine Projektorganisation denkbar.<br />

Die zweite Betrachtungsweise beschäftigt sich mit der aus der Arbeitsteilung, Koor-<br />

dination sowie Konfiguration entstehenden Anforderungen an das Altersstrukturcont-<br />

rolling. Je nach dem welche <strong>Organisation</strong>sform gewählt wird, entstehen andere Un-<br />

tersuchungseinheiten, Schlüsselfunktionen <strong>und</strong> Qualifikationen, die es zu analysie-<br />

ren, zu bestimmen <strong>und</strong> zu beurteilen gilt.<br />

3.2.2 Unmittelbare Aktionsparameter<br />

Im Vergleich mit den mittelbaren Aktionsparametern werden die unmittelbaren Akti-<br />

onsparameter primär der operativen Ebene zugeordnet, da sie zur Erreichung von<br />

Sach- <strong>und</strong> Formalzielen einer Unternehmung beitragen (vgl. Zaugg 1996: 94). Im<br />

Rahmen des Altersstrukturcontrolling kann zwischen Instrumenten zur Informations-<br />

gewinnung resp. zur Analyse der Altersstruktur <strong>und</strong> Massnahmen (Aktions-Mix) zu<br />

deren Beeinflussung unterschieden werden. Die Analyseinstrumente (Informations-<br />

Mix) stellen den Schwerpunkt dieser Arbeit dar. Aus diesen werden Massnahmen<br />

(-programme) abgeleitet, die im Aktions-Mix aufgelistet werden.<br />

3.2.2.1 Informations-Mix<br />

Zum Informations-Mix des Altersstrukturcontrolling gehören unterschiedliche Analy-<br />

se- <strong>und</strong> Informationsgewinnungsmethoden, welche entscheidungsrelevante Informa-<br />

tionen in Bezug auf die betriebliche Altersstruktur liefern sollen. Die wichtigsten In-<br />

strumente in diesem Zusammenhang sind:<br />

• Kennzahlensysteme,<br />

• verschiedene Formen der Altersstrukturanalyse,<br />

• <strong>Personal</strong>-Portfolios <strong>und</strong> die Bestimmung von Schlüsselfunktionen,<br />

• die Früherkennung durch ein altersstrukturbezogenes <strong>Personal</strong>risikomanagement<br />

<strong>und</strong><br />

• die Betriebliche <strong>Personal</strong>forschung, insbesondere die Arbeitsmarktforschung.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 64<br />

Um ein möglichst gutes Bild der altersstrukturellen Situation zu erhalten <strong>und</strong> den In-<br />

formationsbedürfnissen von verschiedenen Anspruchsgruppen gerecht zu werden,<br />

ist eine Kombination dieser Analysemethoden der pragmatischste Lösungsansatz.<br />

Das nachfolgende Kapitel 4 stellt ein Instrument zum Controlling der betrieblichen<br />

Altersstruktur vor.<br />

3.2.2.2 Aktions-Mix<br />

Der Aktions-Mix stellt die Massnahmenkomponente des Altersstrukturcontrolling dar,<br />

welche auf Basis der Erkenntnisse aus den durchgeführten Analysen gestaltet wer-<br />

den soll. Gr<strong>und</strong>sätzlich sind zur Gestaltung der Massnahmen keine Grenzen gesetzt<br />

<strong>und</strong> es können fast alle Funktionen der <strong>Personal</strong>managements als Handlungsberei-<br />

che definiert werden. Ausgehend von der demografischen Entwicklung können je-<br />

doch gewisse Massnahmenschwerpunkte genannt werden (siehe Abschn. 2.1 / 2.2):<br />

• Rekrutierungsstrategien & Mitarbeiterbindung: Die Entwicklungen auf dem Ar-<br />

beitsmarkt verlangen nach neuen Rekrutierungsstrategien. Einerseits muss die<br />

Gewinnung von qualifizierten Nachwuchskräften intensiviert werden <strong>und</strong> anderer-<br />

seits müssen sich Unternehmen vermehrt auch mit der Einstellung von älteren<br />

Mitarbeitenden beschäftigen. Ein erhöhter Stellenwert kommt auch der Erhaltung<br />

von wichtigen <strong>Personal</strong>gruppen zu.<br />

• Ges<strong>und</strong>heitsförderung: Die vermehrte Beschäftigung von älteren Mitarbeitenden<br />

erfordert vermehrt Massnahmen zur Erhaltung <strong>und</strong> Förderung der Ges<strong>und</strong>heit der<br />

Mitarbeitenden.<br />

• <strong>Personal</strong>entwicklung / Qualifikationskonzepte: Eine Ausrichtung der <strong>Personal</strong>ent-<br />

wicklungsmassnahmen auf alle Alterskategorien wird immer wichtiger, damit die<br />

Innovations- <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit des <strong>Personal</strong>s erhalten oder gar gesteigert<br />

werden kann.<br />

• Arbeitszeitgestaltung: Flexible Arbeitszeitmodelle dienen dazu, das knapper wer-<br />

dende Erwerbspersonenpotenzial besser ausschöpfen zu können.<br />

• Wissenstransfer: Zur Verhinderung des Wissensverlustes aufgr<strong>und</strong> von Pensio-<br />

nierungen müssen Möglichkeiten zum Wissenstransfer geschaffen werden.<br />

Die oben genannten Schwerpunkte stellen keineswegs eine abschliessende Liste<br />

dar, verdeutlichen aber erneut, dass das Thema Demografie <strong>und</strong> Altersstruktur die<br />

verschiedensten Bereiche des <strong>Personal</strong>managements betrifft.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 65<br />

4 Altersstrukturcontrolling-Instrument<br />

In diesem Kapitel wird auf Basis der theoretisch gewonnenen Erkenntnisse ein In-<br />

strument zur Überwachung der betrieblichen Altersstruktur entwickelt. Nachfolgend<br />

werden Ziele, Aufbau <strong>und</strong> die einzelnen Elemente des Altersstrukturcontrolling-<br />

Instruments (nachfolgend ASC-Instrument genannt) vorgestellt <strong>und</strong> erläutert.<br />

4.1 Ziele des ASC-Instruments<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> des demografischen Wandels soll mit dem ASC-Instrument die<br />

Informationsgr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> den Umgang mit der betrieblichen Altersstruktur geschaf-<br />

fen werden. Damit sollen Problembereiche erkannt <strong>und</strong> die notwendigen Massnah-<br />

men eingeleitet werden. Um dieses generelle Ziel erreichen zu können, sind folgende<br />

Unterziele zu verfolgen:<br />

• Verschaffung eines Überblicks über die Ausgangslage durch die Analyse der<br />

Entwicklung der Wohn- & Erwerbsbevölkerung sowie der betrieblichen Alters-<br />

struktur. Entscheidungsträger werden dadurch auf externe Entwicklungen hin<br />

sensibilisiert <strong>und</strong> können Überbesetzungen von gewissen Kohorten sowie Pensi-<br />

onierungswellen entdecken.<br />

• Identifikation der wichtigsten Funktionen im Unternehmen (Schlüsselfunktionen)<br />

<strong>und</strong> detaillierte Untersuchung der Altersstruktur der Personen, die diese Funktio-<br />

nen wahrnehmen sowie Beurteilung des Arbeitsmarktangebots <strong>für</strong> die betreffen-<br />

den Funktionen.<br />

• Früherkennung von Risiken, die einen massgebenden Einfluss auf die betriebli-<br />

che Altersstruktur haben können.<br />

• Aus dem ASC-Instrument sollen konkrete Massnahmen ersichtlich werden.<br />

4.2 Aufbau des ASC Instruments<br />

Um die definierten Ziele zu erreichen, ist das ASC-Instrument wie in Abbildung 26<br />

dargestellt aufgebaut.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 66<br />

1) Ausgangslage: Analyse von Altersstrukturen<br />

• Analyse der demografischen Bedingungen:<br />

Gesamtbevölkerung <strong>und</strong> Arbeitsmarkt<br />

• Sensibilisierung <strong>für</strong> Problembereiche der Altersstruktur<br />

• Analyse der betrieblichen Altersstruktur<br />

2) Bestimmung der Schlüsselfunktionen <strong>und</strong> ASC-Portfolio<br />

• Bestimmung der Schlüsselfunktionen<br />

• Einschätzung der Altersstruktur-Arbeitsangebots-Situation mit<br />

ASC-Portfolio<br />

3) <strong>Personal</strong>risikoanalyse<br />

• Definition <strong>und</strong> Bewertung der altersstrukturellen Risiken<br />

innerhalb der Risikofelder<br />

• Bestimmen von möglichen Gegenmassnahmen<br />

4) Erarbeitung eines Massnahmenprogramms<br />

• Ableiten eines Massnahmenprogramms auf Basis der drei<br />

Analysephasen<br />

• Initiierung, Durchführung <strong>und</strong> Überprüfung des<br />

Massnahmenplans<br />

100%<br />

100%<br />

80%<br />

80%<br />

60%<br />

60%<br />

Betriebliche Altersstrukturen<br />

Betriebliche Altersstrukturen<br />

40%<br />

40%<br />

25%<br />

25%<br />

20%<br />

20%<br />

ausgewogene<br />

20%<br />

20%<br />

Belegschaftsstruktur<br />

ausgewogene<br />

Belegschaftsstruktur<br />

0%<br />

0%<br />

1991 2000 2010 15%<br />

jugenzentrierte<br />

2020 2030 2040 2050<br />

1991 2000 2010 15% 2020 2030 2040 2050<br />

Belegschaftsstruktur<br />

jugenzentrierte<br />

Belegschaftsstruktur<br />

Jahr<br />

Einfache Fortschreibung<br />

10% Jahr<br />

Einfache Fortschreibung<br />

mittelalterzentrierte<br />

10%<br />

mittelalterzentrierte<br />

25<br />

Belegschaftstruktur<br />

Unter 20-Jährige 20-39-Jährige 40-64-Jährige 65-79-Jährige 80-Jährige <strong>und</strong> Ältere 25<br />

Belegschaftstruktur<br />

Unter 20-Jährige 20-39-Jährige 40-64-Jährige 65-79-Jährige 80-Jährige <strong>und</strong> Ältere<br />

5%<br />

5%<br />

alterszentrierte<br />

20<br />

Belegschaftsstruktur<br />

alterszentrierte<br />

20<br />

Belegschaftsstruktur<br />

0%<br />

0%<br />

20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 15 55–59 60–64<br />

20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 15 55–59 60–64<br />

Alterskategorie<br />

Alterskategorie<br />

10<br />

10<br />

Anteil in %<br />

Anteil in %<br />

Risiko <strong>für</strong><br />

Risikofeld (RF) Mögliche Signale & Infoquellen<br />

<strong>Organisation</strong>seinheit<br />

Risiko <strong>für</strong><br />

Risikofeld (RF) Mögliche Signale & Infoquellen<br />

<strong>Organisation</strong>seinheit<br />

• Änderungen im Arbeitsrecht<br />

• Austrittsrisiko, wenn<br />

• Änderungen im Arbeitsrecht<br />

• Austrittsrisiko, wenn<br />

• Änderungen im<br />

Arbeitsbedingungen<br />

• Sozialversicherungsgesetz Änderungen im (bspw.<br />

relativ Arbeitsbedingungen<br />

weniger attraktiv<br />

PUBLICA-Gesetz)<br />

Sozialversicherungsgesetz (bspw.<br />

werden relativ oder weniger attraktiv<br />

PUBLICA-Gesetz)<br />

Pensionierung werden oder<br />

• Weitere relevante<br />

attraktiver Pensionierung<br />

• Gesetzesänderungen Weitere relevante resp. -<br />

attraktiver<br />

vorschläge Gesetzesänderungen resp. -<br />

• Gesetzes<br />

vorschläge<br />

Vorschläge / Politische<br />

• Diskussion Gesetzes (gilt Vorschläge auch als Quelle / Politische <strong>für</strong><br />

Politisch-rechtliches RF die Diskussion weiteren Punkte (gilt auch dieses als RF) Quelle <strong>für</strong><br />

Politisch-rechtliches RF die weiteren Punkte dieses RF)<br />

• Erweiterung der gesetzlichen<br />

• Engpassrisiko<br />

• Pflichten Erweiterung der gesetzlichen<br />

• (fehlende Engpassrisiko<br />

• Erweiterung Pflichten der Ziele & Aufgaben der<br />

Leistungsträger)<br />

(fehlende<br />

• <strong>Organisation</strong>seinheit Erweiterung der Ziele (Änderung & Aufgaben in der der • Anpassungsrisiko<br />

Leistungsträger)<br />

<strong>Organisation</strong>sverordnung <strong>Organisation</strong>seinheit (Änderung oder in der • (falsch Anpassungsrisiko<br />

qualifizierte<br />

Leistungsauftrag)<br />

<strong>Organisation</strong>sverordnung oder Mitarbeitende) (falsch qualifizierte<br />

Leistungsauftrag)<br />

Mitarbeitende)<br />

• Departementsvorsteherwechsel • Austrittsrisiko<br />

• Departementsvorsteherwechsel • Austrittsrisiko<br />

• Technologische Entwicklungen, • Anpassungsrisiko<br />

Technologisches RF<br />

• welche Technologische die Anforderungen Entwicklungen, an<br />

• Anpassungsrisiko<br />

Mitarbeitende<br />

Technologisches RF<br />

welche die Anforderungen <strong>und</strong> damit die an<br />

Berufsbilder Mitarbeitende verändern <strong>und</strong> damit die<br />

Berufsbilder verändern<br />

• Generelle Konjunkturentwicklung • Engpassrisiko<br />

• (inkl. Generelle Globalisierung) Konjunkturentwicklung<br />

•<br />

•<br />

Austrittsrisiko<br />

Engpassrisiko<br />

• Entwicklung (inkl. Globalisierung) auf den Arbeitsmärkten • Austrittsrisiko<br />

• (Angebot Entwicklung & Nachfrage) auf den Arbeitsmärkten<br />

Ökonomisches RF<br />

(Angebot & Nachfrage)<br />

Ökonomisches RF • Arbeitgeberimage / -attraktivität<br />

•<br />

•<br />

Arbeitsmarktforschung<br />

Arbeitgeberimage / -attraktivität<br />

/<br />

• <strong>Personal</strong>marketing Arbeitsmarktforschung / /<br />

Absolventenumfragen<br />

<strong>Personal</strong>marketing /<br />

Absolventenumfragen<br />

• Demografischer Wandel:<br />

• Austrittsrisiko<br />

• Veränderungen Demografischer der Wandel:<br />

• • Engpassrisiko<br />

Austrittsrisiko<br />

Erwerbspersonenstruktur Veränderungen der (siehe<br />

• Engpassrisiko<br />

erstes Erwerbspersonenstruktur ASC-Element) (siehe<br />

Sozio-kulturelles RF<br />

erstes ASC-Element)<br />

Sozio-kulturelles RF • Wertewandel (bspw. erhöhtes • Motivationsrisiko<br />

• Freizeitbedürfnis, Wertewandel (bspw. erhöhtes erhöhtes • (zurückgehaltene<br />

Motivationsrisiko<br />

Umweltbewusstsein)<br />

Freizeitbedürfnis, erhöhtes<br />

Leistung) (zurückgehaltene<br />

• Wertewandelforschung Umweltbewusstsein) /<br />

• Engpassrisiko<br />

Leistung)<br />

• Mitarbeiterumfragen<br />

Wertewandelforschung /<br />

• Engpassrisiko<br />

Mitarbeiterumfragen<br />

• Unzufriedene Mitarbeitende<br />

• Motivationsrisiko<br />

Motivationales RF<br />

• Unzufriedene Mitarbeitende<br />

• Motivationsrisiko<br />

Motivationales RF • Mitarbeiterumfragen<br />

• Austrittsrisiko<br />

• Mitarbeiterumfragen<br />

• Austrittsrisiko<br />

Bemerkung: Kursiv geschriebene Signale gelten nur <strong>für</strong> die B<strong>und</strong>esverwaltung<br />

Bemerkung: Kursiv geschriebene Signale gelten nur <strong>für</strong> die B<strong>und</strong>esverwaltung<br />

Abbildung 26: Aufbau des ASC-Instruments (eigene Darstellung)<br />

<strong>Personal</strong>gewinnung<br />

<strong>Personal</strong>gewinnung<br />

Anzahl Personen<br />

Anzahl Personen<br />

Altersstruktur<br />

<strong>Personal</strong>entwicklung<br />

<strong>Personal</strong>entwicklung<br />

5<br />

5<br />

0<br />

0<br />

65<br />

65<br />

Altersklasse<br />

Altersklasse<br />

4<br />

Zentriert<br />

2<br />

3<br />

1<br />

balanciert<br />

Führung<br />

Führung<br />

<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong><br />

Kultur<br />

Kultur<br />

<strong>Personal</strong>marketing<br />

<strong>Personal</strong>marketing<br />

1 sehr gut<br />

Abteilungs-<br />

Leiter<br />

<strong>Personal</strong>erhaltung<br />

<strong>Personal</strong>erhaltung<br />

Ges<strong>und</strong>heitsmanagement<br />

Ges<strong>und</strong>heitsmanagement<br />

Wissensmanagement<br />

Wissensmanagement<br />

2<br />

Breichs-<br />

Leiter<br />

Arbeitskräfteangebot<br />

<strong>Personal</strong>freistellung<br />

<strong>Personal</strong>freistellung<br />

Die einzelnen Elemente werden nachfolgend genauer beschrieben. Diese Beschrei-<br />

bungen basieren zum grössten Teil auf den theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen der vorange-<br />

gangenen Kapitel.<br />

4.3 Analyse der Ausgangslage<br />

4.3.1 Ziele des Elements<br />

In diesem ersten Schritt geht es darum, dass sich die <strong>Personal</strong>verantwortlichen eines<br />

Unternehmens einen Überblick über die demografische Ausgangslage verschaffen.<br />

Dazu werden die allgemeine demografische Entwicklung <strong>und</strong> besonders die Entwick-<br />

lung der Erwerbsbevölkerung berücksichtigt.<br />

Zusätzlich müssen die Entscheidungsträger auch die Problembereiche einer betrieb-<br />

lichen Altersstruktur kennen. Sie sollten Wissen, welche Altersstrukturen problema-<br />

tisch sein können <strong>und</strong> wie eine ideale Altersstruktur aussieht.<br />

3<br />

…<br />

4 kritisch<br />

2007<br />

2007<br />

2012<br />

2012<br />

2017<br />

2017


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 67<br />

Schliesslich sollen sich die Entscheidungsträger auch einen Überblick über die eige-<br />

ne Altersstruktur verschaffen <strong>und</strong> so stark besetzte Alterskategorien <strong>und</strong> Pensionie-<br />

rungswellen erkennen.<br />

4.3.2 Informationsgr<strong>und</strong>lage<br />

Für Informationen zur Bevölkerungsentwicklung <strong>und</strong> zum Erwerbspersonenpotenzial<br />

können die Studien des B<strong>und</strong>esamtes <strong>für</strong> Statistik (vgl. BfS 2006a; 2006b; 2007b)<br />

ausgewertet werden. Die Inhalte dieser Studien wurden ausführlich im Kapitel De-<br />

mografische Entwicklung behandelt <strong>und</strong> werden an dieser Stelle nicht mehr wieder-<br />

holt. Falls die Unternehmung eine Arbeitsmarktforschung betreibt, kann auch diese<br />

eine nützliche Informationsquelle darstellen.<br />

Kenntnis über Problembereiche betrieblicher Altersstrukturen können sich Entschei-<br />

dungsträger durch den Abschnitt 2.2.2 dieser Arbeit verschaffen. Zusätzlich können<br />

auch weitere Studien oder Erfahrungswerte berücksichtigt werden.<br />

Als Informationsgr<strong>und</strong>lage zur Analyse der betrieblichen Altersstruktur dient das Per-<br />

sonalinformationssystem (Gr<strong>und</strong>daten) oder – falls vorhanden – die <strong>Personal</strong>statisti-<br />

ken. Jedoch werden die allgemeinen Auswertungen der <strong>Personal</strong>statistik den Infor-<br />

mationsbedürfnissen, die sich im Rahmen der beschriebenen Analyse stellen, nicht<br />

gerecht.<br />

4.3.3 Methodik/Instrumente<br />

Während die externen Studien zur allgemeinen Entwicklung nur aufbereitet <strong>und</strong> zu-<br />

sammengefasst werden müssen, werden zur Analyse der betrieblichen Altersstruktur<br />

aufwändigere Verfahren benötigt. In Abschnitt 2.3 wurden verschiedene Konzepte<br />

vorgestellt. Wenn Unternehmen bereits Software wie ASTRA, ABAS© oder ASA zur<br />

Analyse der Altersstruktur einsetzen, ist dies umso besser, da die Analysen so ver-<br />

einfacht <strong>und</strong> automatisiert durchgeführt werden können. Ansonsten können die aus<br />

dem <strong>Personal</strong>informationssystem gewonnenen Daten in Excel ausgewertet <strong>und</strong> gra-<br />

fisch dargestellt werden.<br />

Je nach Grösse <strong>und</strong> Bedürfnissen der untersuchten <strong>Organisation</strong>seinheit, können<br />

unterschiedliche Varianten zur Altersstrukturanalyse eingesetzt werden. Nachfolgend<br />

sollen sinnvolle Auswertungsmöglichkeiten dargestellt werden.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 68<br />

4.3.3.1 Analyse der Ist-Altersstruktur<br />

Zur genauen Analyse der Ist-Altersstruktur sollten nicht nur Kennzahlen zu wenigen<br />

<strong>und</strong> grossen Alterskategorien betrachtet, sondern auf grafische Darstellung zurück-<br />

gegriffen werden, welche möglichst kleine <strong>und</strong> gleich grosse Alterkategorien abbildet.<br />

Dies ist wichtig, damit grosse Abstufungen zwischen den Alterskategorien erkannt<br />

werden können <strong>und</strong> die tatsächliche Altersstruktur nicht durch die Bildung von gros-<br />

sen Alterklassen verschleiert wird. Würden <strong>für</strong> die Beispielauswertung (siehe Abb.<br />

27) nur drei grosse Alterskategorien (bis 30; 31-50; über 50) gebildet, könnte man<br />

lediglich erkennen, dass die 31-50-Jährigen mit 59% die grösste, die über 50-<br />

Jährigen mit 25% die zweitgrösste <strong>und</strong> die unter 30-Jährigen mit 16% die kleinste<br />

Gruppe darstellen würden. Diese Reihenfolge würde sich auch ergeben, wenn die<br />

Altersstruktur ausgewogen wäre, da auch die Grösse der Alterskategorien dieser<br />

Rangordnung folgt. Zudem kann auch nicht erkannt werden, wie die Verteilung in-<br />

nerhalb dieser Gruppen aussieht. Trotzdem können gewisse Kennzahlen die Analyse<br />

der Altersstruktur unterstützen. Der Verfasser betrachtet bspw. die Anzahl potenziel-<br />

ler Pensionierungen (Mitarbeitende ab 55) <strong>und</strong> die tatsächlich geplanten Pensionie-<br />

rungen als eine Kennzahl mit angemessenem Informationsgehalt.<br />

Anteil in %<br />

30.0%<br />

25.0%<br />

20.0%<br />

15.0%<br />

10.0%<br />

5.0%<br />

0.0%<br />

Ist-Altersstruktur<br />

65<br />

Alterskategorie<br />

Abbildung 27: Beispielauswertung <strong>für</strong> Ist-Altersstruktur (eigene Darstellung)<br />

weiblich<br />

männlich<br />

Gesamtergebnis<br />

Aus Sicht des Autors sind Liniendiagramme besser geeignet als Balkendiagramme,<br />

da in ihnen Unterschiede zwischen den Kohorten besser erkannt werden können <strong>und</strong><br />

ein direkter Vergleich zwischen verschiedenen Linien (bspw. weib-


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 69<br />

lich/männlich/gesamt oder Vergleiche zwischen anderen <strong>Personal</strong>gruppen) leichter<br />

fällt. Weiter sollte auch zwischen Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern unterschieden<br />

werden, da Frauen bei Familiengründungen eher <strong>und</strong> länger aus dem Erwerbsleben<br />

ausscheiden als Männer.<br />

Je nach Grösse der Unternehmung ist zudem eine weitere Unterteilung nach Abtei-<br />

lungen oder Bereichen notwendig.<br />

4.3.3.2 Fortschreibung der Altersstruktur<br />

Die einfache Fortschreibung oder die Fortschreibung unter Berücksichtigung von<br />

gewissen Annahmen zu Zu- <strong>und</strong> Abgängen hilft die zukünftige Altersstruktur einer<br />

<strong>Organisation</strong> zu verdeutlichen. Die einfache Fortschreibung, d. h. die simple Übertra-<br />

gung der Alterskategorien ist dabei die einfachste Form, bietet aber kaum zusätzli-<br />

chen Informationsgehalt.<br />

Die Fortschreibung unter Berücksichtigung von gewissen Annahmen resp. Erfah-<br />

rungswerten, ergibt ein realistischeres Bild. Dazu können die prozentualen Verände-<br />

rungen der letzten Jahre pro Altersklasse auf die nächsten Jahre (je nach gewünsch-<br />

tem Zeithorizont) hochgerechnet werden. Um die Auswirkungen von Annahmen be-<br />

züglich Einstellungen oder Fluktuation zu überprüfen oder um gewisse zukünftige<br />

Ereignisse zu berücksichtigen, können unterschiedliche Annahmen getroffen (bspw.<br />

erhöhte Einstellungsquoten bei den 21-30-Jährigen, weniger Frühpensionierungen)<br />

<strong>und</strong> so Szenarien gebildet werden.<br />

Anzahl Personen<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Einfache Fortschreibung<br />

65<br />

Altersklasse<br />

2007<br />

2012<br />

2017<br />

Anzahl Personen<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Fortschreibung unter Beibehaltung der Rekrutierungs- <strong>und</strong><br />

Freistellungsstrategie<br />

65<br />

Altersklasse<br />

Abbildung 28: Einfache Fortschreibung <strong>und</strong> Fortschreibung unter Annahme der Beibehaltung<br />

der Rekrutierungs- <strong>und</strong> Freistellungsstrategie (eigene Darstellung)<br />

Die Fortschreibung eignet sich jedoch nur <strong>für</strong> <strong>Organisation</strong>seinheiten mit grossen<br />

Mitarbeiterzahlen. Bei kleinen <strong>Personal</strong>gruppen können starke Ausprägungen von<br />

2007<br />

2012<br />

2017


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 70<br />

einzelnen Ereignissen das Ergebnis stark verfälschen. Generell ist bei Fortschrei-<br />

bungen zu beachten, dass die getroffenen Annahmen offen gelegt werden, damit es<br />

nicht zu Fehlinterpretationen kommen kann.<br />

Aus dem oben genannten Gr<strong>und</strong> sollte je nach Grösse der betrachteten <strong>Personal</strong>-<br />

gruppe auf eine Fortschreibung <strong>und</strong> die Bildung von Szenarien verzichtet werden.<br />

Trotzdem ist eine vertiefte Analyse von bestimmten <strong>Personal</strong>gruppen wichtig, da nur<br />

so konkrete Massnahmen wie bspw. die Planung einer Nachfolge, die vermehrte Ak-<br />

tivität auf dem Arbeitsmarkt oder auch spezielle Modelle zur <strong>Personal</strong>freistellung im<br />

Rahmen von Pensionierungen abgeleitet werden können. Deshalb werden im nächs-<br />

ten Abschnitt die Bestimmung von Schlüsselfunktionen <strong>und</strong> deren Einordnung in das<br />

Altersstrukturportfolio beschrieben.<br />

4.4 Schlüsselfunktionen im ASC-Portfolio<br />

Je nach Funktion oder Funktionsgruppe unterscheiden sich das aktuelle <strong>und</strong> zukünf-<br />

tige Arbeitskräfteangebot, die aktuelle <strong>und</strong> zukünftige Arbeitskräftenachfrage, die<br />

Einarbeitungszeit, die Relevanz zur Sicherstellung der Leistungsfähigkeit sowie die<br />

Altersstruktur der Personengruppe, welche bestimmte Funktionen besetzen.<br />

4.4.1 Ziel des Elements<br />

Das Ziel dieses Elements ist es deshalb, Funktionen zu identifizieren, welche <strong>für</strong> den<br />

Erfolg einer <strong>Organisation</strong>seinheit entscheidend sind <strong>und</strong> nur längerfristig verfügbar<br />

gemacht werden können.<br />

4.4.2 Informationsgr<strong>und</strong>lagen<br />

4.4.2.1 Strategische Vorgaben<br />

Als Informationsgr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Bestimmung der Schlüsselgruppen dienen auf<br />

oberster Ebene die definierten Ziele, Aufgaben <strong>und</strong> Funktionen einer <strong>Organisation</strong>s-<br />

einheit. Diese Vorgaben dienen als Rahmenbedingungen zur weiteren Bestimmung<br />

der Schlüsselfunktionen. Verändern sich diese Rahmenbedingungen, ergeben sich<br />

veränderte oder neue Aufgaben <strong>und</strong> Funktionen, welche zur Erfüllung der vorgege-<br />

benen Ziele notwendig sind.<br />

4.4.2.2 Stellenbeschreibungen / Funktionsbewertungen<br />

Als weitere Informationsgr<strong>und</strong>lagen zur Bestimmung der Schlüsselfunktionen können<br />

bestehenden Stellenbeschreibungen, Funktionsbewertungen <strong>und</strong> weitere Dokumente


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 71<br />

(bspw. Kompetenzmodell), welche Auskunft über die Arbeitsschwierigkeit der betref-<br />

fenden Funktion geben, berücksichtigt werden.<br />

4.4.2.3 Externe Informationsquellen<br />

Zur Beurteilung der aktuellen <strong>und</strong> künftigen Arbeitsmarktsituation (Angebot <strong>und</strong><br />

Nachfrage) sind zusätzlich externe Informationsquellen zu berücksichtigen, falls die-<br />

se nicht bereits im Rahmen der Arbeitsmarktforschung unternehmensspezifisch auf-<br />

gearbeitet wurden (vgl. Abschnitt 2.4.6). Zudem stellen die Erfahrungswerte der Per-<br />

sonalverantwortlichen aus Stellenausschreibungen der Vergangenheit eine wichtige<br />

Informationsquelle dar.<br />

4.4.2.4 Weitere Informationsquellen<br />

Unter Umständen wurden zu anderen Zwecken bereits Schlüsselfunktionen der Or-<br />

ganisationseinheit definiert. Bestehen bereits solche Konzepte, können diese ange-<br />

wendet werden. Sind keine Schlüsselfunktionen bestimmt, kann das nachfolgend<br />

erläuterte Instrument eingesetzt werden.<br />

4.4.3 Instrumente/Methodik<br />

4.4.3.1 Bestimmung von Schlüsselfunktionen<br />

Auf Basis der oben aufgeführten Informationsquellen <strong>und</strong> der Erfahrungswerte der<br />

<strong>Personal</strong>verantwortlichen können anhand der folgenden Kriterien Schlüsselfunktio-<br />

nen definiert werden (vgl. auch Abschnitt 2.4.4):<br />

• Strategische Relevanz: Hoher Ergebnis- / Leistungsbeitrag, grosser Verlust im<br />

Falle eines Wegganges.<br />

• Schwer ersetzbar: Spezifität & Seltenheit der Aufgabe, hoher Anteil an Erfah-<br />

rungswissen zur Ausführung der Aufgaben notwendig.<br />

Die Bestimmung von Schlüsselfunktionen ist nur eine von vielen Möglichkeiten, die<br />

Belegschaft zu segmentieren. Unter Umständen können andere Segmentierungen<br />

sinnvoller sein. Falls die Betrachtung der Personen, die eine Funktion wahrnehmen<br />

aus Sicht der <strong>Personal</strong>verantwortlichen wichtiger ist als die Funktion an sich, können<br />

auch die in Abschnitt 2.4.3 vorgestellten <strong>Personal</strong>portfolios zur Segmentierung ver-<br />

wendet werden.<br />

Eine weitere wichtige Anmerkung zu diesem Element ist, dass die Einteilung der<br />

Funktionen <strong>und</strong> Mitarbeitenden in Schlüsselgruppen <strong>und</strong> Nicht-Schlüsselgruppen ein


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 72<br />

sehr heikles Thema ist. Inwieweit solche Strukturierungen gegenüber der Beleg-<br />

schaft kommuniziert werden, muss gründlich überdacht werden.<br />

Abbildung 29: Formular zur Bestimmung der Schlüsselfunktionen (eigene Darstellung)<br />

Als Hilfestellung zur Ermittlung der Schlüsselfunktionen kann das in Abbildung 29<br />

dargestellte Formular verwendet werden (siehe auch Anhang 3).<br />

4.4.3.2 ASC-Portfolio<br />

Sind die Schlüsselfunktionen bestimmt, kann über die Bestimmung der Altersstruktur<br />

innerhalb der entsprechenden Funktionsgruppe (Y-Achse) <strong>und</strong> der Beurteilung der<br />

Arbeitsmarktsituation (X-Achse) das ASC-Portfolio erarbeitet werden. Das Portfolio<br />

kann je nach Bedarf <strong>und</strong> Anzahl Mitarbeitenden pro Schlüsselfunktion <strong>für</strong> Personen-<br />

gruppen, aber auch <strong>für</strong> Einzelpersonen eingesetzt werden. Dazu müssen jedoch die<br />

beiden Achsenwerte unterschiedlich hergeleitet werden:<br />

Personengruppen<br />

Zur Beurteilung auf der Ebene Personengruppe muss pro Schlüsselfunktion die Al-<br />

tersstruktur <strong>und</strong> die Einarbeitungszeit bewertet werden. Ist eine Personengruppe<br />

stark zentriert <strong>und</strong> der älteren Mitarbeitendengruppe zuzuordnen, ist eine hohe Be-<br />

wertung zu vergeben (4); Bei einer ausgewogenen Altersstruktur oder einer weniger<br />

stark zentrierten <strong>und</strong> / oder jüngeren Altersstruktur können bessere Werte vergeben<br />

werden (1, 2 oder 3).


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 73<br />

Nachfolgend wird eine Beispielbewertung <strong>für</strong> die fiktive Schlüsselgruppe „Abteilungs-<br />

leiter“ vorgenommen. Das Ausmass der Zentrierung wurde mit 3 als eher problema-<br />

tisch beurteilt. Zudem besteht eine lange ideale Einarbeitungszeit <strong>für</strong> neue Mitarbei-<br />

tende von 3 Jahren, weshalb dies mit dem kritischen Wert 4 beurteilt wurde. Gewich-<br />

tet mit je 50% ergibt sich ein Y-Achsenwert von 3.5.<br />

Bewertung Gewichtung<br />

Abteilungsleiter<br />

(1-4) X in % =<br />

Altersstruktur (Vertikale)<br />

Ausmass der Alterszentrierung<br />

Einarbeitungszeit <strong>für</strong> neuen Mitarbeitenden<br />

Arbeitskräfteangebot (Horizontale)<br />

Pool an intern vorhandenen Nachwuchskräften /<br />

Nachfolgekandidaten<br />

Pool an extern vorhandenen Nachwuchskräften /<br />

Nachfolgekandidaten<br />

Arbeitgeberimage innerhalb der betrachteten<br />

Personengruppe<br />

Tabelle 7: ASC-Bewertungsraster <strong>für</strong> Personengruppen (eigene Darstellung)<br />

3<br />

4<br />

1<br />

2<br />

100%<br />

50%<br />

50%<br />

100%<br />

50%<br />

50%<br />

Ergebnis<br />

Bei der Beurteilung des Arbeitskräfteangebots wurde festgestellt, dass intern keine<br />

verfügbaren Mitarbeitenden bestehen, die gewillt <strong>und</strong> befähigt sind, diese Stelle zu<br />

übernehmen. Deshalb muss die Situation auf dem externen Arbeitsmarkt beurteilt<br />

werden. Glücklicherweise besteht auf dem Arbeitsmarkt ein beträchtliches Angebot<br />

an potenziellen Nachfolgern auf diese Stelle (deshalb Wert 1) <strong>und</strong> auch das Arbeit-<br />

geberimage des betreffenden Unternehmens <strong>für</strong> diese <strong>Personal</strong>gruppe kann als gut<br />

(Wert 2) beurteilt werden. Gewichtet mit ebenfalls je 50% gibt das einen X-<br />

Achsenwert von 1.5.<br />

Nach der Ermittlung dieser beiden Werte kann die betreffende Schlüsselgruppe, in<br />

diesem Fall die Abteilungsleiter, in das ASC-Portfolio übertragen werden. Analog<br />

können diese Beurteilungen <strong>für</strong> andere Schlüsselgruppen vorgenommen werden.<br />

3.5<br />

1.5<br />

2<br />

1.5<br />

0.5<br />

1


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 74<br />

Betriebliche Altersstruktur<br />

4<br />

zentriert<br />

3<br />

2<br />

1<br />

balanciert<br />

1<br />

sehr gut<br />

Abteilungs-<br />

Leiter<br />

Arbeitskräfteangebot<br />

Abbildung 30: ASC-Portfolio <strong>für</strong> Schlüsselfunktionen (eigene Darstellung)<br />

Einzelpersonen<br />

2<br />

…<br />

3<br />

4<br />

kritisch<br />

Ein ähnliches Vorgehen kann auf der Ebene von Einzelpersonen angewendet wer-<br />

den. Hierbei werden die Unterkriterien der Achsen jedoch anders definiert. Bei der Y-<br />

Achse wird das Verhältnis zwischen Einarbeitungszeit <strong>und</strong> Zeit bis zur Pensionierung<br />

ermittelt. Ist die ideale Einarbeitungszeit (Y) grösser als die Zeit bis zur Pensionie-<br />

rung oder zum Austritt aus anderen Gründen, ergibt sich ein Verhältniswert, der grös-<br />

ser als eins (>1) ist, was bereits als kritisch aus Sicht des Know-How Verlustes be-<br />

trachtet werden muss.<br />

Sind intern potenzielle Nachfolgekandidaten vorhanden, sollten diese mit dem Ziel<br />

der Stellenübernahme in ein Nachfolgeprogramm aufgenommen werden, damit ein<br />

Wissenstransfer stattfinden kann. Ist dies der Fall, erweist sich die Arbeitskräftean-<br />

gebotsituation als wenig problematisch (Bewertung 1). Sollte dies jedoch nicht der<br />

Fall sein, muss wie beim Beispiel <strong>für</strong> <strong>Personal</strong>gruppen das externe Arbeitskräftean-<br />

gebot betrachtet <strong>und</strong> bewertet werden.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 75<br />

Kriterium<br />

Altersstruktur (Vertikale)<br />

Zeit bis zur Pensionierung<br />

Einarbeitungszeit <strong>für</strong> neuen Mitarbeitenden<br />

Kriterium<br />

Arbeitskräfteangebot (Horizontale)<br />

Pool an intern vorhandenen Nachwuchskräften /<br />

Nachfolgekandidaten<br />

Pool an extern vorhandenen Nachwuchskräften /<br />

Nachfolgekandidaten<br />

Arbeitgeberimage innerhalb der betrachteten<br />

Personengruppe<br />

Monate<br />

oder Jahre<br />

Tabelle 8: ASC-Bewertungsraster Einzelpersonen (eigene Darstellung)<br />

X<br />

Y<br />

Verhältniswert<br />

Y / X<br />

Bewertung Gewichtung Ergebnis<br />

(1-4) X in % =<br />

100%<br />

Die verschiedenen bestimmten Schlüsselpersonen können so bewertet <strong>und</strong> im ASC-<br />

Portfolio eingetragen werden (siehe Abb. 31). Damit verschaffen sich die <strong>Personal</strong>-<br />

verantwortlichen einen Überblick über die Anzahl <strong>und</strong> das Ausmass von kritischen<br />

Stellen innerhalb der <strong>Organisation</strong>seinheit. Die Unterkriterien können nach Bedarf<br />

<strong>und</strong> Gutdünken angepasst oder ergänzt werden.<br />

Einarbeitungszeit /<br />

Zeit bis zur Pensionierung<br />

>1<br />

1<br />


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 76<br />

4.5 <strong>Personal</strong>risikoanalyse<br />

Nachdem die Schlüsselfunktionen bestimmt <strong>und</strong> mit Hilfe des ASC-Portfolios bewer-<br />

tet wurden, werden in diesem Element die altersstrukturellen Chancen <strong>und</strong> Gefahren<br />

<strong>für</strong> die einzelnen Schlüsselfunktionen resp. -personen ermittelt.<br />

4.5.1 Ziel des Elements<br />

Gewisse Ereignisse im Umfeld einer <strong>Organisation</strong> können einen erheblichen Einfluss<br />

auf die Belegschaft einer <strong>Organisation</strong> haben, welche nicht durch die bisher erfolgten<br />

Analyseschritte erfasst werden konnten. Im Rahmen dieses Elements sollen deshalb<br />

<strong>für</strong> die relevanten Personengruppen (Schlüsselpersonen resp. -funktionen) Risiken<br />

analysiert werden. Dabei werden vorwiegend Einflussfaktoren auf die betriebliche<br />

Altersstruktur ausserhalb <strong>und</strong> innerhalb der <strong>Organisation</strong>seinheit aufgedeckt <strong>und</strong> be-<br />

wertet. Es müssen Signale, welche künftig einen Einfluss auf die betriebliche Alters-<br />

struktur haben erkannt sowie deren Ausmass bewertet werden.<br />

4.5.2 Informationsgr<strong>und</strong>lage<br />

Die Risikoanalyse bedient sich nicht bestimmter Informationsgr<strong>und</strong>lagen. Hier sind<br />

die <strong>Personal</strong>verantwortlichen verpflichtet, die Risikofelder aus dem Blickwinkel der<br />

betrieblichen Altersstruktur zu betrachten. Dazu dienen Artikel aus Fachzeitschriften,<br />

Zeitungen, Studien <strong>und</strong> andere Informationsquellen sowie Erfahrungswerte der Per-<br />

sonalverantwortlichen. Besteht eine allgemeine <strong>Personal</strong>risikoanalyse, ist es sinnvoll,<br />

die dort identifizierten Risiken vorab zu betrachten. Generell kann eine allgemeine<br />

Risikobetrachtung zweckmässiger sein, als eine, die nur auf die Altersstruktur bezo-<br />

gen ist.<br />

4.5.3 Instrumente/Methodik<br />

Für die <strong>Personal</strong>risikoanalyse wurden zwei Hilfestellungen erarbeitet:<br />

• Einerseits das Analyseraster <strong>für</strong> <strong>Personal</strong>risiken, in welchem <strong>für</strong> verschiedene<br />

Risikofelder mögliche Signale <strong>und</strong> Informationsquellen aufgeführt werden <strong>und</strong><br />

schliesslich die potenziellen <strong>Personal</strong>risiken <strong>für</strong> die <strong>Organisation</strong>seinheit nach<br />

Kobi (1999; 2006) angegeben werden.<br />

• Andererseits eine Tabelle zur Risikobewertung, in welcher das (altersstrukturelle)<br />

Risiko beschrieben, die Eintretenswahrscheinlichkeit sowie das Auswirkungs-<br />

ausmass so gut wie möglich abgeschätzt werden muss <strong>und</strong> mögliche Gegen-<br />

massnahmen definiert werden sollen (siehe Tabelle 9).


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 77<br />

Risikofeld (RF) Mögliche Signale & Infoquellen<br />

Politisch-rechtliches RF<br />

Technologisches RF<br />

Ökonomisches RF<br />

• Änderungen im Arbeitsrecht<br />

• Änderungen im Sozialversicherungsgesetz<br />

(bspw. PUBLICA-Gesetz)<br />

• Weitere relevante Gesetzesänderungen<br />

resp. -vorschläge<br />

• Gesetzes Vorschläge / Politische<br />

Diskussion (gilt auch als Quelle <strong>für</strong><br />

die weiteren Punkte dieses RF)<br />

• Erweiterung der gesetzlichen Pflichten<br />

• Erweiterung der Ziele & Aufgaben der<br />

<strong>Organisation</strong>seinheit (Änderung in der<br />

<strong>Organisation</strong>sverordnung oder Leistungsauftrag)<br />

Risiko <strong>für</strong><br />

<strong>Organisation</strong>seinheit<br />

• Austrittsrisiko, wenn<br />

Arbeitsbedingungen relativ<br />

weniger attraktiv<br />

werden oder Pensionierung<br />

attraktiver<br />

• Engpassrisiko (fehlende<br />

Leistungsträger)<br />

• Anpassungsrisiko<br />

(falsch qualifizierte Mitarbeitende)<br />

• Departementsvorsteherwechsel • Austrittsrisiko<br />

• Technologische Entwicklungen, welche<br />

die Anforderungen an Mitarbeitende<br />

<strong>und</strong> damit die Berufsbilder verändern<br />

• Generelle Konjunkturentwicklung<br />

(inkl. Globalisierung)<br />

• Entwicklung auf den Arbeitsmärkten<br />

(Angebot & Nachfrage)<br />

• Arbeitgeberimage / -attraktivität<br />

• Arbeitsmarktforschung / <strong>Personal</strong>marketing<br />

/ Absolventenumfragen<br />

• Demografischer Wandel: Veränderungen<br />

der Erwerbspersonenstruktur<br />

(siehe erstes ASC-Element)<br />

Sozio-kulturelles RF • Wertewandel (bspw. erhöhtes Freizeitbedürfnis,<br />

erhöhtes Umweltbewusstsein)<br />

Motivationales RF<br />

• Wertewandelforschung / Mitarbeiterumfragen<br />

• Unzufriedene Mitarbeitende<br />

• Mitarbeiterumfragen<br />

Bemerkung: Kursiv geschriebene Signale gelten nur <strong>für</strong> die B<strong>und</strong>esverwaltung<br />

• Anpassungsrisiko<br />

• Engpassrisiko<br />

• Austrittsrisiko<br />

• Austrittsrisiko<br />

• Engpassrisiko<br />

• Motivationsrisiko<br />

(zurückgehaltene Leistung)<br />

• Engpassrisiko<br />

• Motivationsrisiko<br />

• Austrittsrisiko<br />

Tabelle 9: Analyseraster <strong>für</strong> <strong>Personal</strong>risiken (eigene Darstellung; Risikofelder in Anlehnung an<br />

Hentze/Kammel 1993: 96 & Kobi 1999: 27 ff.)


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 78<br />

Anhand des abgebildeten Analyserasters <strong>für</strong> (altersstrukturelle) <strong>Personal</strong>risiken, wel-<br />

ches keine abschliessende Risikokategorisierung <strong>und</strong> Auflistung der Signale dar-<br />

stellt, können Risiken innerhalb der verschiedenen Felder identifiziert, bewertet <strong>und</strong><br />

gesteuert werden. Zur Unterstützung kann das nachfolgend dargestellte Formular zur<br />

Risikobewertung genutzt werden.<br />

Risikofeld<br />

Beschreibung des altersstrukturellen<br />

<strong>Personal</strong>risikos<br />

Risikobewertung<br />

Eintretens-<br />

W’keit<br />

Auswirkungsausmass Gegenmassnahme<br />

Tabelle 10: Formular zur Risikoidentifikation <strong>und</strong> -bewertung (eigene Darstellung in Anleh-<br />

nung an Kobi 1999:18)<br />

Das Formular beinhaltet neben einer Bezeichnung des Risikofeldes <strong>und</strong> der verbalen<br />

Beschreibung (Identifikation) des Risikos zwei Spalten, welche zur Messung resp.<br />

Bewertung des Risikos dienen sollen. Dabei sollen einerseits die Eintretenswahr-<br />

scheinlichkeit des definierten Szenarios <strong>und</strong> andererseits das Ausmass der Auswir-<br />

kungen im Falle eines Eintretens abgeschätzt werden. Der ermittelte Wert gibt einen<br />

Hinweis darauf, welche Priorität der weiteren Betrachtung dieses Risikos beigemes-<br />

sen werden muss <strong>und</strong> welche Relevanz das Risiko hat. Dies kann – wenn möglich –<br />

auf Basis von konkreten Zahlen, d.h. Wahrscheinlichkeit in % <strong>und</strong> Auswirkungsaus-<br />

mass in Franken, oder über den Einsatz einer Skala bspw. von 1 bis 5 geschehen. In<br />

der letzten Spalte werden mögliche Gegenmassnahmen formuliert, damit beim Ein-<br />

treten des Risikos bereits bestimmte Handlungsalternativen bestehen. Dieses Vor-<br />

gehen entspricht dem Risikozyklus des integrierten <strong>Personal</strong>risikomanagements (vgl.<br />

Kobi 1999: 19; Kobi 2006: 21, siehe Abschnitt 2.4.5 Früherkennung), in welchem Ri-<br />

siken identifiziert, gemessen, gesteuert <strong>und</strong> weiter überwacht werden sollen.


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 79<br />

4.6 Erarbeitung des Massnahmenprogramms<br />

4.6.1 Ziel des Elements<br />

In diesem letzten Element geht es schlussendlich darum, aus den aufgezeigten Ana-<br />

lyseelementen des ASC ein Programm von Handlungsalternativen abzuleiten. Hier-<br />

bei sollen nun die unterschiedlichen Massnahmen priorisiert <strong>und</strong> deren detaillierte<br />

Ausgestaltung geplant werden.<br />

4.6.2 Informationsgr<strong>und</strong>lage<br />

Als Informationsgr<strong>und</strong>lage dienen die vorangegangenen Analyseelemente, in wel-<br />

chen jeweils schon Massnahmen abgeleitet bzw. identifiziert wurden, sowie zusätzli-<br />

che Hilfestellungen zur Ausgestaltung der jeweiligen Massnahme. Weiter sollten be-<br />

reits eingesetzte Programme (bspw. Ges<strong>und</strong>heitsmanagement oder Diversity Mana-<br />

gement) analysiert <strong>und</strong> berücksichtigt werden.<br />

4.6.3 Instrumente<br />

Als einziges Instrument in diesem Element, neben der Prozessübersicht, wird ein<br />

Überblick zu den möglichen Handlungsfeldern gegeben. Dieser Überblick soll dazu<br />

dienen, die verschiedenen Massnahmen aus den anderen Elementen zu strukturie-<br />

ren <strong>und</strong> zu koordinieren. Wichtig in diesem Zusammenhang sind auch die Priorisie-<br />

rung <strong>und</strong> die Allokation von Ressourcen zur Verwirklichung dieser Massnahmen.<br />

4.6.3.1 Prozessübersicht<br />

Die Prozessübersicht zeigt das Vorgehen zur Ableitung eines Massnahmenpro-<br />

gramms, welches auf den vorangehenden Schritten aufbaut.<br />

Auflisten der möglichen<br />

Handlungsalternativen<br />

> Welche<br />

Handlungsalternativen<br />

wurden im Rahmen der<br />

Analyseschritte<br />

identifiziert?<br />

> Wo gibt es<br />

Überlappungen?<br />

Zusammenstellen <strong>und</strong><br />

Planen des<br />

Massnahmenprogramms<br />

> Priorisierung der<br />

unterschiedlichen<br />

Handlungsalternativen<br />

> Allokation von<br />

Ressourcen zur<br />

Durchführung der<br />

Massnahmen<br />

Umsetzung des<br />

Massnahmenprogramms<br />

> Bestimmen von<br />

Verantwortlichen <strong>für</strong><br />

die Umsetzung des<br />

Programms resp. der<br />

Teilprogramme<br />

> Implementierung der<br />

Massnahmen<br />

Überprüfung des<br />

Massnahmenprogramms<br />

> Definition von<br />

Kennzahlen <strong>und</strong> Key<br />

Performance<br />

Indicators (KPIs)<br />

> Regelmässige<br />

Überprüfung dieser<br />

Kennzahlen <strong>und</strong> KPIs<br />

Abbildung 32: Prozessübersicht zur Ableitung des Massnahmenprogramms (eigene Darstel-<br />

lung)


ASC TEIL I: THEORETISCHES GRUNDKONZEPT 80<br />

4.6.3.2 Überblick zu möglichen Handlungsfeldern<br />

Der Überblick zu den möglichen Handlungsfeldern kann als Gestaltungsrahmen <strong>für</strong><br />

Massnahmen genutzt werden. Er verdeutlicht, dass eine Vielzahl an Massnahmen,<br />

welche sich über den ganzen Prozess des <strong>Personal</strong>managements erstrecken <strong>und</strong><br />

auch Querschnittsfunktionen wie <strong>Personal</strong>marketing, Ges<strong>und</strong>heitsmanagement <strong>und</strong><br />

Wissensmanagement betreffen, durchgeführt werden können (siehe Abb. 33).<br />

<strong>Personal</strong>gewinnung<br />

<strong>Personal</strong>gewinnung<br />

<strong>Personal</strong>entwicklung<br />

<strong>Personal</strong>entwicklung<br />

Führung <strong>und</strong> Kultur<br />

Führung <strong>und</strong> Kultur<br />

<strong>Personal</strong>marketing<br />

<strong>Personal</strong>marketing<br />

<strong>Personal</strong>erhaltung<br />

<strong>Personal</strong>erhaltung<br />

Ges<strong>und</strong>heitsmanagement<br />

Ges<strong>und</strong>heitsmanagement<br />

Wissensmanagement<br />

Wissensmanagement<br />

<strong>Personal</strong>freistellung<br />

<strong>Personal</strong>freistellung<br />

Abbildung 33: Gestaltungsrahmen <strong>für</strong> Massnahmen des Altersstrukturcontrolling (eigene Dar-<br />

stellung)<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung von Massnahmen ist einer, welcher<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich als nur bedingt gestaltbar gilt: Führung <strong>und</strong> Kultur. Im Rahmen der<br />

Führung <strong>und</strong> Kultur ist besonders die Wertschätzung gegenüber älteren Mitarbeiten-<br />

den wichtig. Erfahrungen zeigen, dass das Bedürfnis an Wertschätzung durch Vor-<br />

gesetzte <strong>und</strong> Kollegen mit dem Alter noch ansteigen (vgl. Köchling 2006: 185 f.).<br />

Die Ergebnisse aus der Privatwirtschaft (siehe Kapitel 6) im zweiten Teil dieser Arbeit<br />

geben wertvolle Hinweise, welche Gestaltungsmassnahmen („Good Practices“)<br />

Schweizer Grossunternehmen innerhalb dieser Handlungsfelder einsetzen.


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 81<br />

TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE<br />

Im zweiten Teil der vorliegenden Masterarbeit werden empirische Erkenntnisse zum<br />

Themengebiet Altersstrukturcontrolling dargelegt. Einerseits wurde das im vorange-<br />

henden Kapitel vorgestellte Instrument des Altersstrukturcontrolling in der B<strong>und</strong>es-<br />

verwaltung übungshalber durchgespielt <strong>und</strong> so getestet. Andererseits wurden quali-<br />

tative Befragungen bei fünf Schweizer Grossunternehmungen durchgeführt, um die<br />

aktuell eingesetzten Analyseinstrumente <strong>und</strong> Massnahmen in Bezug auf die Alters-<br />

struktur darzulegen.<br />

5 Fallstudie B<strong>und</strong>esverwaltung<br />

Das im vorangehenden Kapitel vorgestellte, auf theoretischen Konzepten basierende<br />

Altersstrukturcontrolling-Instrument wurde im Rahmen eines Workshops mit dem<br />

Eidgenössischen <strong>Personal</strong>amt (EPA) eingesetzt <strong>und</strong> hinterfragt. Zusätzlich wurde<br />

das Instrument weiteren <strong>Personal</strong>verantwortlichen aus unterschiedlichen Departe-<br />

menten in einer 90-minütigen Diskussion vorgestellt <strong>und</strong> ihr kritisches Feedback aus<br />

der Perspektive ihres Departements eingeholt. Der genaue Studienaufbau <strong>und</strong><br />

-ablauf wird nachfolgend erläutert.<br />

5.1 Studiendesign<br />

In diesem Abschnitt wird nach dem Phasenschema von Zikm<strong>und</strong> (2003: 59; siehe<br />

auch Kapitel 6 Erkenntnisse aus der Privatwirtschaft) kurz die Durchführung der Fall-<br />

studie erläutert.<br />

Problemdefinition<br />

Die zugr<strong>und</strong>e liegenden Problemstellungen der Fallstudie können wie folgt formuliert<br />

werden: Ist das theoretisch erarbeitete Altersstrukturcontrolling-Instrument in der<br />

B<strong>und</strong>esverwaltung sinnvoll einsetzbar? Welche Elemente können verbessert wer-<br />

den? Wo können Ergänzungen vorgenommen werden?<br />

Forschungsdesign<br />

Es wurden zwei unterschiedliche Forschungsmethoden eingesetzt:<br />

• Einerseits wurde ein Workshop beim Eidgenössischen <strong>Personal</strong>amt durchgeführt.<br />

Zu diesem Zweck wurden vorab umfangreiche Handlungsanweisungen formuliert,<br />

in welchen die quantitative Altersstrukturanalyse des <strong>Personal</strong>amts bereits durch


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 82<br />

den Autor auf Basis von Daten des <strong>Personal</strong>informationssystems vorgenommen<br />

wurde. Diese wurden anschliessend an die drei Teilnehmenden versandt. Im<br />

Rahmen des Workshops wurden dann die einzelnen Analyseschritte des ASC-<br />

Instruments inhaltlich diskutiert <strong>und</strong> anschliessend Verbesserungsvorschläge un-<br />

terbreitet.<br />

• Andererseits wurde das ASC-Instrument im Rahmen von 90-minütigen Gesprä-<br />

chen anderen <strong>Personal</strong>verantwortlichen der B<strong>und</strong>esverwaltung vorgestellt, wel-<br />

che dann aus der Perspektive des jeweiligen Departements resp. der Verwal-<br />

tungseinheit Rückmeldungen gaben.<br />

Untersuchungseinheiten<br />

Das EPA wurde ausgewählt, da es das Kompetenzorgan der B<strong>und</strong>esverwaltung <strong>für</strong><br />

personalwirtschaftliche Fragestellungen ist. Durch den Workshop konnte das EPA<br />

das Instrument kennen lernen <strong>und</strong> gleichzeitig Hinweise <strong>für</strong> Verbesserungen geben.<br />

Die Teilnehmenden (Regula Hofer, <strong>Personal</strong>chefin EPA; Thomas Schmutz, Vizedi-<br />

rektor, Leiter Geschäftsbereich <strong>Personal</strong>wirtschaft <strong>und</strong> Controlling, Geschäftslei-<br />

tungsmitglied; Andrea Schneider, Leiterin <strong>Personal</strong>controlling) stellen die wichtigsten<br />

Entscheidungsträger betreffend Altersstrukturcontrolling dar <strong>und</strong> wurden von Andrea<br />

Schneider ausgewählt, welche das Projekt seitens des EPA betreute.<br />

Die <strong>Personal</strong>verantwortlichen aus anderen Verwaltungseinheiten wurden ebenfalls<br />

durch Frau Schneider ausgewählt. Dabei wurden Verwaltungseinheiten <strong>und</strong> Perso-<br />

nen berücksichtigt, die sich bereits mit altersstrukturellen Problemen beschäftigt oder<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich ein Interesse am Themengebiet haben. Es handelt sich um <strong>Personal</strong>-<br />

verantwortliche der Generalsekretariate des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepar-<br />

tements GS-EVD, des Eidgenössischen Departements des Innern GS-EDI <strong>und</strong> des<br />

Eidgenössischen Departements <strong>für</strong> Verteidigung, Bevölkerungsschutz <strong>und</strong> Sport GS-<br />

VBS sowie der Eidgenössischen Zollverwaltung EZV. Die genauen Angaben zu den<br />

Interviews finden sich im Interviewerverzeichnis im Anhang dieser Arbeit.<br />

Datenerhebung<br />

Zur Durchführung der Altersstrukturanalyse beim EPA wurden <strong>für</strong> die Handlungsan-<br />

weisungen die Daten zur Ist-Altersstruktur sowie die Zu- <strong>und</strong> Abgänge der letzten<br />

fünf Jahre pro Altersklasse aus dem <strong>Personal</strong>informationssystem des EPA gezogen<br />

<strong>und</strong> in Microsoft Excel aufbereitet.


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 83<br />

Die Rückmeldungen aus dem Workshop sowie aus den Interviews mit den <strong>Personal</strong>-<br />

verantwortlichen anderer Verwaltungseinheiten wurden in Form von Protokollen (sie-<br />

he Feedback-Formular im Anhang 6) erfasst <strong>und</strong> zur Überprüfung <strong>und</strong> Klärung von<br />

Missverständnissen einige Tage nach den Treffen den <strong>Personal</strong>verantworltlichen<br />

zugesandt.<br />

Auswertung <strong>und</strong> Interpretation<br />

Die Protokolle wurden nach den unterschiedlichen Analyseschritten des ASC-<br />

Instruments strukturiert. Dabei wurden Kritikpunkte <strong>und</strong> Verbesserungsvorschläge<br />

berücksichtigt.<br />

Verfassen der Resultate<br />

Die Ergebnisse aus der Untersuchung werden im nachfolgenden Abschnitt präsen-<br />

tiert. Dabei werden zuerst allgemeine Kritikpunkte <strong>und</strong> danach jene zu den jeweiligen<br />

Analyseschritten präsentiert. Gewisse kleine Verbesserungsvorschläge wurden be-<br />

reits im konzeptionellen Teil (Kapitel 4) vorgenommen.<br />

5.2 Ergebnisse<br />

5.2.1 Allgemeine Kritikpunkte<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich wurde das Altersstrukturcontrolling-Instrument sehr positiv wahrge-<br />

nommen. Die Vorteile wurden von den Befragten darin gesehen, dass auf einfache<br />

Weise die Situation bezüglich der Altersstruktur analysiert werden kann. Besonders<br />

die Visualisierung der Situation der Schlüsselfunktionen stellt ein managementge-<br />

rechtes Analysetool resp. Reportingtool dar <strong>und</strong> wurde als hilfreiche Erweiterung der<br />

quantitativen Analysen (bspw. durch ASTRA) betrachtet.<br />

Die Befragten des GS-EVD <strong>und</strong> des GS-EDI können sich einen periodischen Einsatz<br />

zum Check der altersstrukturellen Situation (bspw. parallel zur Strategieentwicklung)<br />

gut vorstellen. Die <strong>Personal</strong>verantwortlichen des EPA regten zudem an, dass die Er-<br />

gebnisse der Analyse, insbesondere die Einschätzungen der Altersstruktur, des Ar-<br />

beitsmarktes <strong>und</strong> der Risiken, von einer externen Stelle überprüft <strong>und</strong> allenfalls er-<br />

gänzt werden könnten. Aus Sicht des Verfassers würde die Aufgabe der externen<br />

Prüfstelle aus Sicht der anderen Verwaltungseinheiten dem EPA zukommen.


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 84<br />

Die verfassten Handlungsanweisungen, welche im Rahmen des Workshops mit dem<br />

EPA eingesetzt wurden, sind als gut eingeschätzt worden. Jedoch wurden sie auch<br />

als zu umfangreich empf<strong>und</strong>en, da die demografische Ausganglage vertieft erläutert<br />

wird. Eine Markierung dieser allgemeinen Informationsteile wurde deshalb angeregt,<br />

damit diese erkannt <strong>und</strong> – bei bereits vorhandenem Wissen – überfolgen werden<br />

können.<br />

5.2.2 Altersstrukturanalysen<br />

Die in Kapitel 4 vorgestellte quantitative Analyse der Altersstruktur wurde als sinnvoll<br />

betrachtet, da dadurch ein Überblick über die Situation bezüglich der Altersstruktur<br />

geschaffen wird. Das Problem bei dieser gesamthaften Analyse ist jedoch, dass sie<br />

wenig aussagekräftig ist. Eine weitere Segmentierung der Belegschaft bspw. nach<br />

Departementsbereichen, Ämtern oder Lohnklassen ist je nach Grösse der betrachte-<br />

ten Verwaltungseinheit zwingend, damit altersstrukturelle Probleme entdeckt werden.<br />

Bei der Fortschreibung unter Berücksichtigung von Erfahrungswerten <strong>und</strong> Annahmen<br />

ist darauf zu achten, dass die <strong>Organisation</strong>seinheiten genügend gross sind, damit<br />

Unregelmässigkeiten resp. starke Ausprägungen bei den Zu- <strong>und</strong> Abgängen aufge-<br />

fangen werden können. Das EPA bspw. ist mit r<strong>und</strong> 100 Mitarbeitenden zu klein, um<br />

in der Fortschreibung realistische Ergebnisse zu liefern.<br />

Für das VBS wiederum ist eine Fortschreibung durchaus hilfreich <strong>und</strong> könnte dank<br />

grossen Mitarbeitergruppen qualitativ gute Fortschreibungsergebnisse liefern, unter<br />

der Voraussetzung, dass die getroffenen Annahmen <strong>für</strong> Zu- <strong>und</strong> Abgänge präzise<br />

<strong>und</strong> realistisch sind.<br />

Weiter wurde eine Gegenüberstellung der Altersstruktur der Belegschaft mit jener der<br />

Erwerbsbevölkerung angeregt, damit die eigene Altersstruktur verglichen werden<br />

kann. Aus Sicht des Verfassers kann diese Gegenüberstellung helfen die eigene Si-<br />

tuation zu relativieren. Jedoch ist sie wenig pragmatisch, wenn es darum geht Mass-<br />

nahmen zu entwickeln.<br />

5.2.3 Schlüsselfunktionen <strong>und</strong> ASC-Portfolio<br />

Die Bestimmung von Schlüsselfunktionen wurde als wichtig empf<strong>und</strong>en, da dadurch<br />

die Diskussion über diese angestossen wird. Eine Person betonte, dass es wichtig<br />

sei in erster Linie Funktionen zu betrachten <strong>und</strong> nicht die Personen, welche diese


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 85<br />

Funktionen besetzen. Die Bestimmungskriterien wurden gr<strong>und</strong>sätzlich als einfach,<br />

zweckmässig <strong>und</strong> ausreichend erachtet. Die Befragten des EDI wiesen jedoch darauf<br />

hin, dass wichtige persönliche <strong>und</strong> soziale Eigenschaften wie Persönlichkeit <strong>und</strong><br />

Teamfähigkeit damit nicht erfasst werden. Der Verfasser betrachtet dies als wertvol-<br />

len Hinweis, welcher allerdings im Rahmen der Schlüsselfunktionsbestimmung<br />

schwierig zu berücksichtigen ist, wenn primär Funktionen <strong>und</strong> nicht Personen beur-<br />

teilt werden.<br />

Weiter hat eine Person angemerkt, dass Schlüsselfunktionen je nach Arbeitsmarktla-<br />

ge variieren können. Dies wird aus Sicht des Autors durch den Eintrag in das ASC-<br />

Portfolio berücksichtigt, in welchem das Arbeitskräfteangebot beurteilt werden muss.<br />

Die Bestimmung von Schlüsselfunktionen wurde von den Befragten des VBS als nur<br />

eine von vielen Möglichkeiten zur Segmentierung der Belegschaft betrachtet. Des-<br />

halb merkten sie berechtigterweise an, dass durch diese Bestimmung das Bild zu<br />

eng gefasst werden könnte.<br />

Beim Altersstrukturcontrolling-Portfolio wurde angemerkt, dass der Begriff Arbeitge-<br />

berimage nicht eindeutig ist. Dabei war nicht klar, welche Elemente zum Arbeitgeber-<br />

image gehören. Der Verfasser meinte mit dem Begriff die Gesamtheit aller Aspekte,<br />

welche die Attraktivität eines Arbeitgebers ausmachen. Folglich scheint der Begriff<br />

Arbeitgeberattraktivität der Treffendere zu sein.<br />

5.2.4 Altersstrukturelle Risikoanalyse<br />

Die Risikoanalyse stiess bei allen Befragten auf grosses Interesse. Je nach Verwal-<br />

tungseinheit wurden unterschiedliche Risiken verschieden stark betont. Welche wei-<br />

teren Risikofelder oder Risiken betrachtet werden, sollte jede <strong>Organisation</strong>, die eine<br />

solche Analyse durchführt, selbst entscheiden.<br />

Als wertvoller Hinweis, kann der Einbezug bestimmter identifizierter Risiken zur Be-<br />

stimmung der Annahmen <strong>für</strong> die Fortschreibung der Altersstrukturanalyse (Schritt 1)<br />

gesehen werden. Die Schwierigkeit dabei besteht jedoch in der Identifikation der<br />

quantifizierbaren <strong>und</strong> relevanten Risiken, die einen Einfluss auf die Zu- <strong>und</strong> Abgänge<br />

haben.<br />

Weiter wurde gewünscht, dass die Ergebnisse der Risikoanalyse in das ASC-<br />

Portfolio einfliessen, damit die Ergebnisse beider Analyseschritte in einer Darstellung


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 86<br />

ersichtlich sind. Aus Sicht des Verfassers ist eine solche Verschmelzung nicht ohne<br />

die Änderung der Y-Achse möglich, da ansonsten Erkenntnisse des ASC-Portfolios<br />

verzerrt würden <strong>und</strong> die Risiken in einer zusammengefassten Darstellung nicht mehr<br />

ersichtlich wären.<br />

Dennoch ist eine andere Darstellungsmöglichkeit denkbar, in welcher nach wie vor<br />

das Arbeitskräfteangebot (Horizontale) <strong>für</strong> Schlüsselfunktionen beurteilt wird, die Ver-<br />

tikale beurteilt jedoch nicht mehr die Altersstruktur, sondern das generelle <strong>Personal</strong>-<br />

risiko der Schlüsselfunktionen. Dieses würde das Austrittsrisiko aufgr<strong>und</strong> von Pensi-<br />

onierungen <strong>und</strong> anderen Austrittsrisiken, das Engpassrisiko bspw. aufgr<strong>und</strong> von er-<br />

weiterten Aufgabenbereichen, <strong>und</strong> falls möglich oder notwendig das Anpassungsrisi-<br />

ko sowie das Motivationsrisiko umfassen (siehe Abb. 34). Es sollten nur die Risiken<br />

berücksichtigt werden, welche zu einem neuen oder erhöhten Bedarf bei den<br />

Schlüsselfunktionen führen.<br />

<strong>Personal</strong>risiken<br />

• Austrittsrisiko<br />

• Engpassrisiko<br />

• Anpassungsrisiko<br />

• Motivationsrisiko<br />

4<br />

hoch<br />

3<br />

2<br />

1<br />

tief<br />

1<br />

sehr gut<br />

2<br />

Arbeitskräfteangebot<br />

Abbildung 34: <strong>Personal</strong>risiko-Arbeitskräfteangebot-Portfolio (eigene Darstellung)<br />

3<br />

4<br />

kritisch<br />

Diese Darstellung hätte den Vorteil, dass alle <strong>Personal</strong>risiken (inkl. das Austrittsrisiko<br />

aufgr<strong>und</strong> von Pensionierungen), welche über die <strong>Personal</strong>risikoanalyse erfasst <strong>und</strong><br />

bewertet werden, im ASC-Portfolio abgebildet werden könnten.<br />

5.2.5 Definition Massnahmenprogramm<br />

Zur Definition des Massnahmenprogramms wurden nur wenige Bemerkungen ge-<br />

macht: Eine Person betonte, dass es gr<strong>und</strong>sätzlich wichtig sei, aufgr<strong>und</strong> der Analy-<br />

sen auch tatsächlich Massnahmen zu ergreifen. Der gegebene Handlungsrahmen


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 87<br />

resp. das Aufzeigen von potenziellen Handlungsfeldern wurde als nützliche Hilfestel-<br />

lung erachtet. Schliesslich bestätigten die Befragten des VBS, dass nicht eine oder<br />

ein paar wenige Massnahmen als Reaktion auf den demografischen Wandel genü-<br />

gen, sondern ein Paket von unterschiedlichen Massnahmen geschnürt werden müs-<br />

se, welches auf die Bedürfnisse der Verwaltungseinheit abgestimmt sei. Dabei muss<br />

nichts neu erf<strong>und</strong>en, sondern lediglich vorhandene Konzepte <strong>und</strong> Ideen umgesetzt<br />

werden. Dabei seien insbesondere die Rolle der Führungskräfte sowie die Verände-<br />

rung der Kultur entscheidende Aspekte.<br />

5.3 Zwischenfazit <strong>und</strong> Beantwortung der Forschungsfrage<br />

Mit der Fallanalyse bei der B<strong>und</strong>esverwaltung wurde getestet, ob das entwickelte<br />

Instrument zum Controlling der betrieblichen Altersstruktur sinnvoll einsetzbar ist. Die<br />

präsentierten Ergebnisse aus dem Workshop beim Eidgenössischen <strong>Personal</strong>amt<br />

sowie aus den durchgeführten Interviews mit <strong>Personal</strong>verantwortlichen aus Verwal-<br />

tungseinheiten verschiedener Departemente zeigen, dass das Instrument seine Ziele<br />

erfüllt <strong>und</strong> es mit angemessenem Aufwand einsetzbar ist. Die gemachten Kritikpunk-<br />

te zeigen gewisse Problembereiche wie bspw. im Bereich der Fortschreibung <strong>und</strong> bei<br />

der Bestimmung der Schlüsselfunktionen auf. Diese sind jedoch primär mit dem kon-<br />

kreten Einsatz des Instruments verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> sollten deshalb bei dessen Anwen-<br />

dung beachtet werden.<br />

Ansonsten können die gemachten Hinweise wie die Prüfung durch eine organisati-<br />

onsexterne Stelle, die Verbindung des ASC-Portfolios mit den <strong>Personal</strong>risiken oder<br />

eine Gegenüberstellung der <strong>Organisation</strong>sdemografie mit der Erwerbsbevölkerung<br />

das Instrument ergänzen oder es nach Bedarf der Anwender anpassen.<br />

Besonders erfreulich war, dass die Befragten aus dem Generalsekretariat des Eid-<br />

genössischen Departements des Innern sowie des Eidgenössischen Volkswirt-<br />

schaftsdepartements eine Aufnahme des ASC-Instruments in ihr Toolportfolio als<br />

durchaus wünschenswert erachteten.


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 88<br />

6 Erkenntnisse aus der Privatwirtschaft<br />

In diesem Kapitel werden Ergebnisse aus der qualitativen Erhebung zum Thema Al-<br />

tersstrukturcontrolling bei fünf Grossunternehmen der Schweiz zuerst einzeln prä-<br />

sentiert <strong>und</strong> anschliessend zusammengefasst. Zuvor wird jedoch Aufbau <strong>und</strong> Ablauf<br />

der Studie genauer erläutert.<br />

6.1 Studienaufbau <strong>und</strong> -ablauf<br />

Das systematische Vorgehen bei der Durchführung einer Untersuchung ist gr<strong>und</strong>-<br />

sätzlich immer dasselbe <strong>und</strong> unterscheidet sich je nach Quelle nur geringfügig. Die<br />

dieser Untersuchung zugr<strong>und</strong>e liegende Vorgehensheuristik richtet sich nach dem<br />

Phasenschema von Zikm<strong>und</strong> (2003: 59).<br />

Problem Discovery<br />

and Definition<br />

Research<br />

Design<br />

Sampling<br />

and so on<br />

Data<br />

Gathering<br />

Discovery and<br />

Definition<br />

Abbildung 35: Stages of the Research Process (Zikm<strong>und</strong> 2003: 59)<br />

Conclusions and<br />

Report<br />

Data Processing<br />

and Analysis<br />

In der praktischen Durchführung einer Untersuchung überschneiden sich die Phasen<br />

oft zeitlich <strong>und</strong> sind stark voneinander abhängig (vgl. Zikm<strong>und</strong> 2003: 59). In Abbil-<br />

dung 35 wird angedeutet, dass der eigentliche Forschungsprozess nach dem Ver-<br />

fassen der Resultate (Conclusions and Report) nicht abgeschlossen ist. Vielmehr<br />

sind neue, aus der Untersuchung hervorgegangene Fragen <strong>und</strong> Probleme zu beant-<br />

worten. Nachfolgend wird das Vorgehen in den einzelnen Phasen genauer erläutert.


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 89<br />

6.1.1 Problemdefinition (Problem Discovery and Definition)<br />

Eine gute Problemdefinition ermöglicht Forschern klare Forschungsfragen <strong>und</strong> -ziele<br />

zu formulieren (vgl. Zikm<strong>und</strong> 2003: 61). Gegenstand dieser Arbeit bildet das Control-<br />

ling von betrieblichen Altersstrukturen wie es in Abschnitt 2.3 definiert wurde. Zurzeit<br />

existieren keine Studien über das Altersstrukturcontrolling in Schweizer Unterneh-<br />

men. Deshalb soll mit dieser Studie ein erster Einblick über die in den Unternehmen<br />

eingesetzten Instrumente <strong>und</strong> Massnahmen gewährt <strong>und</strong> – falls vorhanden – „Good<br />

Practices“ identifiziert werden. Dazu stellen sich folgende Forschungsfragen:<br />

• Welche Ziele bestehen bezüglich der betrieblichen Altersstruktur?<br />

• Welche Instrumente zur Analyse der betrieblichen Altersstruktur werden ein-<br />

gesetzt?<br />

• Welche Massnahmen werden aus den in der Analyse gewonnenen Erkennt-<br />

nissen abgeleitet?<br />

• Wo sind Funktionen des Altersstrukturcontrolling organisatorisch einzuord-<br />

nen?<br />

6.1.2 Forschungsdesign (Research Design)<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich handelt es sich beim vorliegenden Untersuchungsprozess um eine<br />

explorative Forschung. Exploration wird als Vorgehen definiert, welches gestützt auf<br />

kenntlich gemachtem Vorwissen aus der Literatur <strong>und</strong> unter Verwendung von Me-<br />

thoden der empirischen Sozialforschung zu einem vertieften Verständnis <strong>und</strong> einer<br />

besseren Beherrschung von Systemen der Unternehmung gelangen will (vgl. Thom<br />

1984: 146). „In der explorativen Forschungskonzeption geht es weniger um die Veri-<br />

fikation bzw. die Falsifikation von Hypothesen, sondern vielmehr um die Hypothesen-<br />

findung <strong>und</strong> -präzisierung“ (Zaugg 2002: 10). Dabei wird eine sachlich-analytische<br />

Forschungsstrategie angewandt, welche „[...] auf die Durchdringung komplexer Zu-<br />

sammenhänge <strong>und</strong> die Erarbeitung von Handlungsgr<strong>und</strong>lagen […]“ (Grochla 1978:<br />

72) ausgerichtet ist.<br />

Um den Anforderungen des Forschungsdesigns gerecht zu werden, kommen die<br />

beiden folgenden Methoden der Sozialforschung zur Anwendung.


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 90<br />

• Experteninterviews: Ein Experteninterview gilt als spezielle Anwendungsform des<br />

Leitfadeninterviews (vgl. Flick 2005: 139). Der Befragte interessiert dabei weniger<br />

als Person denn in seiner Eigenschaft als Experte <strong>für</strong> ein bestimmtes Handlungs-<br />

feld (vgl. Flick 2005: 139). Dabei werden auch Kriterien <strong>und</strong> Techniken des prob-<br />

lemzentrierten Interviews angewandt (vgl. Mayring 2002: 69; siehe auch Datener-<br />

hebung).<br />

• Dokumentenanalyse: Die „Dokumentenanalyse will Material erschliessen, das<br />

nicht erst vom Forscher durch die Datenerhebung geschaffen werden muss. Do-<br />

kumentenanalyse zeichnet sich durch die Vielfalt ihres Materials aus. Die qualita-<br />

tive Interpretation des Dokuments hat einen entscheidenden Stellenwert“ (May-<br />

ring 2002: 47).<br />

Als Orientierungshilfe beim Entwurf des Interviewleitfadens sowie auch bei der Ana-<br />

lyse der Dokumente helfen die in Teil I erarbeiteten Konzeptionellen Gr<strong>und</strong>lagen in-<br />

klusive des Bezugsrahmens. Der Interviewleitfaden wurde nach den Aktionsparame-<br />

tern des Altersstrukturcontrolling aufgebaut.<br />

6.1.3 Untersuchungseinheiten (Sampling)<br />

Untersucht werden die eingesetzten Instrumente zur Analyse der Altersstruktur sowie<br />

die umgesetzten Massnahmen in fünf Schweizer Grossunternehmen. Dazu wurden<br />

Experten von <strong>Personal</strong>abteilungen der folgenden Unternehmen befragt:<br />

• ABB;<br />

• IBM;<br />

• Schweizer Grossbank (Anonymisierung verlangt);<br />

• Schweizerische Post;<br />

• Wirtschaftsprüfungs- & Beratungsunternehmung (Anonymisierung verlangt).<br />

Es wurden bewusst grosse Unternehmen in wissensintensiven Branchen ausge-<br />

wählt, welche u. A. <strong>für</strong> ihre innovative <strong>Personal</strong>politik bekannt sind. Wissensintensive<br />

Branchen benötigen eine höhere Anzahl an qualifizierten Mitarbeitenden, damit sie<br />

ihre Leistungen erbringen können. Zudem sind gerade qualifizierte Arbeitskräfte<br />

knapp auf dem Arbeitsmarkt, weshalb vermutet wird, dass in diesen Unternehmen<br />

interessante Instrumente zur Überwachung der Altersstruktur vorhanden sind. Auch<br />

die Unternehmensgrösse war ein wichtiges Auswahlkriterium, da in Grossunterneh-


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 91<br />

men altersstrukturelle Probleme verstärkt auftreten können <strong>und</strong> eher umfassende<br />

Konzepte entwickelt werden als in kleinen Unternehmen.<br />

Personen aus <strong>Personal</strong>abteilungen dieser Unternehmen wurden mittels schriftlicher<br />

Projektbeschreibung <strong>und</strong> Anfrage (siehe Anhang 7) gebeten, sich <strong>für</strong> die Untersu-<br />

chung zur Verfügung zu stellen. Bis auf eine Unternehmung, welche oben nicht auf-<br />

geführt ist, haben alle zugesagt. Danach wurden Termine <strong>für</strong> das ungefähr 90-<br />

minütige Interview vereinbart <strong>und</strong> auf Wunsch der Interviewleitfaden zur Vorbereitung<br />

zu geschickt.<br />

6.1.4 Datenerhebung (Data Gathering)<br />

Die Experteninterviews wurden mit Hilfe eines strukturierten Interviewleitfadens (vgl.<br />

Anhang) durchgeführt. Es handelt sich hierbei um ein so genanntes problemzentrier-<br />

tes Interview (vgl. Diekmann 2005: 450 ff.; Flick 2005 134 ff.), indem mittels Fragen<br />

<strong>und</strong> Erzählanreizen ein bestimmtes Problem thematisiert wird. Das Interview ist<br />

durch drei zentrale Kriterien gekennzeichnet (vgl. Flick 2005: 135): Problemzentrie-<br />

rung, d. h. die Orientierung des Forschers an einer relevanten gesellschaftlichen<br />

Problemstellung; Gegenstandsorientierung, d. h., dass die Methoden am Gegens-<br />

tand orientiert entwickelt bzw. modifiziert werden sollen; schliesslich die Prozessori-<br />

entierung in Forschungsprozess <strong>und</strong> Gegenstandsverständnis. Als zentrale Kommu-<br />

nikationsstrategien im problemzentrierten Interview werden der Gesprächsseinstieg,<br />

allgemeine Sondierungen, spezifische Sondierungen <strong>und</strong> Ad-hoc-Fragen genannt<br />

(vgl. Flick 2005: 135).<br />

Bei der Formulierung der Fragen wurde darauf geachtet, dass keine Suggestivfragen<br />

(leading questions; Fragen, die Antworten vorgeben) <strong>und</strong> keine wertenden Fragen<br />

(loaded questions; Fragen, welche sozialerwünschte Antworten provozieren oder<br />

emotional belastet sind) gestellt werden (vgl. Zikm<strong>und</strong> 2003: 336 f.). Die Reihenfolge<br />

der Fragen orientiert sich auf der ersten Ebene nach dem erstellten Bezugsrahmen.<br />

Innerhalb des jeweiligen Themenblocks wurden die Fragen nach der Trichtertechnik<br />

(funnel technique) aufgelistet (vgl. Zikm<strong>und</strong> 2003: 345), d. h. generelle Fragen wer-<br />

den zuerst gestellt. Zusammen mit dem Einstiegsteil des Interviewleitfadens erfüllt<br />

das formulierte Vorgehen die Anforderungen an die oben erwähnten Kommunikati-<br />

onsstrategien des problemzentrierten Interviews (vgl. Flick 2005: 135).


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 92<br />

Die Interviews wurden zur Erleichterung der Gesprächsführung <strong>und</strong> zum Präzisieren<br />

der Auswertung aufgezeichnet. Das Protokoll des Interviews wurde einige Tage nach<br />

der Durchführung an die / den Interviewten gesendet, damit diese die protokollierten<br />

Aussagen nachlesen konnten. Dadurch sollten allfällige Missverständnisse erkannt<br />

<strong>und</strong> beseitigt werden.<br />

Zusätzlich zu den Protokollen wurde bei der Durchführung der Interviews auch nach<br />

Dokumenten zum Themengebiet gefragt, welche <strong>für</strong> das Dokumentenstudium ver-<br />

wendet werden können.<br />

6.1.5 Auswertung <strong>und</strong> Interpretation (Data Processing and Analysis)<br />

Zur Auswertung der Experteninterviews wurde <strong>für</strong> jedes Interview ein Protokoll er-<br />

stellt. Dieses Protokoll wurde thematisch nach den verschiedenen Analyseinstrumen-<br />

ten <strong>und</strong> Massnahmen des Altersstrukturcontrolling geordnet <strong>und</strong> durch die zusätzlich<br />

erhaltenen Dokumente der jeweiligen Unternehmung ergänzt. Auf Basis dieser the-<br />

matisch geordneten Protokolle <strong>und</strong> der Zusatzdokumente wurde der Ist-Zustand des<br />

Altersstrukturcontrolling analysiert <strong>und</strong> „Good Practices“ identifiziert. Geleitet nach<br />

den Kernfragen resp. Forschungsfragen erfolgt somit eine qualitative Inhaltsanalyse<br />

des Interviews sowie der zur Verfügung stehenden Dokumente.<br />

6.1.6 Verfassen der Resultate (Conclusions and Report)<br />

Die Resultate der Studie werden im nachfolgenden Abschnitt dargelegt. Dabei wird<br />

<strong>für</strong> jede Unternehmung ein Kurzportrait erstellt <strong>und</strong> danach die Ergebnisse der inhalt-<br />

lichen Analyse, gegliedert nach Analyseinstrumenten <strong>und</strong> Massnahmen, präsentiert.<br />

Besonders interessante <strong>und</strong> einzigartige Konzepte werden dabei vertieft behandelt.<br />

Anschliessend erfolgen eine Zusammenfassung der Ergebnisse aus den Unterneh-<br />

men sowie ein Fazit.<br />

6.2 Ergebnisse<br />

6.2.1 ABB<br />

6.2.1.1 Unternehmensprofil<br />

ABB (Asea Brown Boveri) ist eine weltweit führende Unternehmung <strong>für</strong> Energie- <strong>und</strong><br />

Automationstechnik. Der Konzern beschäftigt etwa 110'000 Mitarbeitende in r<strong>und</strong><br />

100 Ländern <strong>und</strong> erwirtschaftete 2006 einen Umsatz von $ 24,412 Mrd. In der


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 93<br />

Schweiz beschäftigt ABB r<strong>und</strong> 5'600 Mitarbeitende an verschiedenen Produktions-<br />

<strong>und</strong> Forschungsstandorten (vgl. ABB 2008: Online; ABB 2007: 1 ff.).<br />

Der Interviewpartner ist Leiter des Recruiting Centers, welches in der Human Re-<br />

source Management Abteilung der zentralen Dienste eingeordnet ist.<br />

6.2.1.2 Altersstrukturziele<br />

Die ABB betrachtet eine ges<strong>und</strong>e Altersmischung als wichtigen Erfolgsfaktor <strong>für</strong> das<br />

Unternehmen. Konkrete Ziele in Form von Quoten bestehen nicht, da es schlussend-<br />

lich um die Kompetenz der Mitarbeitenden <strong>und</strong> nicht um deren Alter geht.<br />

6.2.1.3 Informations-Mix<br />

Die ABB erhebt ihre Altersstruktur in umfangreichen Reports <strong>und</strong> dazugehörenden<br />

Grafiken. Es werden monatlich das Durchschnittsalter, das Dienstalter sowie die Al-<br />

tersverteilung der verschiedenen <strong>Organisation</strong>seinheiten ausgewertet. Dabei wird die<br />

Altersstruktur auch in den verschiedenen Hierarchiestufen abgebildet. Eine Fort-<br />

schreibung oder eine Szenariorechnung wird zwar nicht durchgeführt, die wesentli-<br />

chen Einflussgrössen werden jedoch berücksichtigt.<br />

Im Rahmen des Hochschulmarketings wird auch der Arbeitsmarkt beobachtet: Die<br />

Studenten- <strong>und</strong> Absolventenzahlen der technischen Studiengänge, deren Herkunft,<br />

deren genaue Studienrichtung sowie die Qualität ihrer Abschlüsse wird verfolgt. In<br />

diesem Zusammenhang wird auch beobachtet, wie sich das Arbeitgeberimage ent-<br />

wickelt.<br />

6.2.1.4 Aktions-Mix<br />

Die Handlungsfelder der ABB im Zusammenhang mit der demografischen Entwick-<br />

lung sind sehr umfangreich. In folgenden Gestaltungsbereichen werden altersstruk-<br />

turspezifische Massnahmen ergriffen, welche gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>für</strong> alle Mitarbeitenden<br />

gelten:<br />

• Gr<strong>und</strong>satz der Chancengleichheit;<br />

• Arbeitsmarktfähigkeit / Weiterbil-<br />

dung über ganzes Erwerbsleben;<br />

• Wertschätzung;<br />

• Work-Life-Balance;<br />

• Entlöhnung;<br />

• Berufliche Vorsorge;<br />

• Altersgerechte Arbeitsgestaltung;


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 94<br />

Von den aufgelisteten Rahmenbedingungen / Massnahmen / Modellen / Gr<strong>und</strong>sät-<br />

zen ist speziell die Entlöhnung hervorzuheben: Unabhängig vom Alter erfolgt die Ent-<br />

löhnung gemäss einer transparenten Bewertung des Arbeitsplatzes <strong>und</strong> der Leis-<br />

tungsbewertung des Mitarbeitenden. Da in diesem System der Lohn nicht mit dem<br />

Alter ansteigt, werden ältere Mitarbeitende nicht benachteiligt.<br />

Zusätzlich bestehen weitere Modelle <strong>und</strong> Instrumente, bei welchen ältere Mitarbei-<br />

tende stärker im Zentrum stehen. Diese werden nachfolgend kurz erläutert.<br />

• Route 45: Dies ist die Bezeichnung <strong>für</strong> einen zweitägigen Workshop, in welchem<br />

die Mitarbeitenden zwischen 45 <strong>und</strong> 55, die sich ungefähr in der Hälfte ihres Er-<br />

werbslebens befinden, eine Standortbestimmung vornehmen <strong>und</strong> den weiteren<br />

Verlauf ihrer Karriere planen. Dabei werden Kompetenzen <strong>und</strong> die interne Ar-<br />

beitsmarktfähigkeit überprüft sowie die Zufriedenheit mit der Arbeitssituation be-<br />

wertet.<br />

• Mentoring: Durch ein Mentoring-Tandem erfolgt ein Transfer des Wissens <strong>und</strong> der<br />

Erfahrung von älteren Mitarbeitenden zu den Jüngeren. Wertvolles Wissen lässt<br />

sich so erhalten <strong>und</strong> vermehren. Zudem eröffnet der Mentor seinem Mentee den<br />

Zugang zum über Jahre gewachsenen Netzwerk innerhalb des Unternehmens.<br />

• Programm 57+: In diesem Programm werden Mitarbeitende <strong>und</strong> deren Partnerin-<br />

nen / Partner bewusst mit langer Vorlaufzeit auf den Ruhestand vorbereitet. Die<br />

Vorbereitung umfasst finanzielle, ges<strong>und</strong>heitliche (wie kann die Ges<strong>und</strong>heit über<br />

das Rentenalter hinaus erhalten werden) <strong>und</strong> sozial-psychologische (wie kann der<br />

Mitarbeitende mit der neuen Lebenssituation umgehen?) Aspekte.<br />

• Alternative Karriere bei Consenec: Mit dem erreichen des 60igsten Lebensjahr<br />

müssen die obersten Kader von ABB Schweiz ihre Positionen <strong>für</strong> jüngere Mitar-<br />

beitende freigeben. Bis zum regulären Rentenalter von 65 können sie dann bei<br />

der Consulting-Firma Consenec als Berater arbeiten. Consenec gehört ABB,<br />

Alstom <strong>und</strong> Bomardier <strong>und</strong> soll das Know-How der betreffenden Mitarbeitenden<br />

erhalten <strong>und</strong> diese gleichzeitig von der Führungsverantwortung entlasten.<br />

Die oben aufgeführten Konzepte <strong>und</strong> Modelle der ABB können alle als innovative<br />

Lösungsansätze betrachtet werden <strong>und</strong> stellen somit „Good Practices“ dar.


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 95<br />

6.2.1.5 <strong>Organisation</strong><br />

Das generelle <strong>Personal</strong>controlling wird zentral vom Human Resource Management<br />

aus vorgenommen. Werden innerhalb von Geschäftsbereichen Probleme festgestellt,<br />

wird eine vertiefte Ursachenanalyse vorgenommen. Die Umsetzung der Massnah-<br />

men wird gr<strong>und</strong>sätzlich durch die Linie vorgenommen, wobei natürlich gewisse Pro-<br />

gramme durch das HRM geplant <strong>und</strong> ausgeführt werden müssen (Route 45, Pro-<br />

gramm 57+).<br />

6.2.2 IBM<br />

6.2.2.1 Unternehmensprofil<br />

IBM (International Business Machines Corporation) bezeichnet sich als das welt-<br />

grösste Unternehmen der Informationstechnologie, welches Computersysteme, Soft-<br />

ware, Netzwerke, Speichertechnologie bis hin zu Mikroelektronik <strong>und</strong> dazugehörende<br />

Service- <strong>und</strong> Beratungsleistungen anbietet. 2006 erwirtschaftete IBM mit ca. 355'000<br />

Mitarbeitenden in 170 Ländern einen Umsatz von $ 91,424 Mrd. In der Schweiz be-<br />

schäftigt IBM r<strong>und</strong> 3'100 Mitarbeitende. Der Hauptsitz befindet sich in Zürich-<br />

Altstetten (vgl. IBM 2007: 1 & 4 ff.; IBM 2008a: Online; 2008b: Online).<br />

Der Interviewpartner ist HR-Services Manager <strong>für</strong> den Bereich Bereich <strong>Personal</strong>in-<br />

formatik <strong>und</strong> Compensation / Benefits verantwortlich. Dies umfasst die Koordination<br />

aller Prozesse des <strong>Personal</strong>wesens sowie die Lohn-, Anreiz- <strong>und</strong> Sozialleistungssys-<br />

teme.<br />

6.2.2.2 Altersstrukturziele<br />

IBM strebt eine möglichst gleichmässig verteilte Altersstruktur an. Man möchte ver-<br />

hindern, dass die Belegschaft jedes Jahr ein Jahr älter wird. Bei Stagnation der Be-<br />

legschaftszahl, Zuwachs aus Outsourcinggeschäften <strong>und</strong> kaum Neueinstellungen ist<br />

der Handlungsspielraum zur Beeinflussung der Altersstruktur jedoch gering.<br />

6.2.2.3 Informations-Mix<br />

In einer Workforce-Scorecard werden quartalsweise nebst anderen Kennzahlen der<br />

IBM-Belegschaft aus dem <strong>Personal</strong>datensystem ausgewertet. Dabei wird die Alters-<br />

struktur getrennt nach Geschlecht in einem Liniendiagramm ausgewiesen. Über ein<br />

Standardauswertungstool (Brio) können die <strong>Personal</strong>leiter einzelnen Teilbereiche der<br />

Unternehmung ausserdem selbst vertiefte Auswertungen vornehmen. Zudem ist auf<br />

Lotus-Basis (wie Excel) ein Tool in Arbeit, welches die heutige Altersstruktur der ver-


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 96<br />

schiedenen Berufsgruppen / Berufsfamilien unter der Annahme von Austritts- <strong>und</strong><br />

Anstellungquoten extrapoliert. Die Projektion macht jedoch erst ab mindestens 100<br />

Mitarbeitenden Sinn.<br />

Bei gewissen Fachpersonengruppen (bspw. Personen, die alte Programmierspra-<br />

chen wie Assembler oder COBOL beherrschen), die selten sind <strong>und</strong> bei deren Ver-<br />

lust bestimmte Produkte nicht mehr verkauft werden könnten, wird die Altersstruktur<br />

resp. die Wahrscheinlichkeit eines Abgangs oder einer Pensionierung in den nächs-<br />

ten 5-6 Jahren überwacht. Daraus werden gezielte Retentionmassnahmen oder Teil-<br />

pensionierungenlösungen abgeleitet.<br />

Eine Voraussetzung <strong>für</strong> das Erkennen von solchen Fachpersonengruppen ist die de-<br />

taillierte Erfassung der Qualifikationen (Kenntnisse <strong>und</strong> Erfahrung) der Mitarbeiten-<br />

den. Dazu führt jeder Mitarbeitende im Professional Development Tool / Datenbank<br />

seinen Satz („Skils-Set“) an Kenntnissen <strong>und</strong> Erfahrungen sehr detailliert auf. Ver-<br />

knüpft mit diesem Tool ist der „individual development plan“ IDP, welcher Ausbil-<br />

dungsdefizite <strong>und</strong> Ausbildungsaktivitäten erfasst, die auf die mit dem Vorgesetzten<br />

vereinbarten Ziele der Mitarbeitenden ausgerichtet werden.<br />

6.2.2.4 Aktions-Mix<br />

Bei IBM bestehen mehrere Konzepte, welche als Massnahmen auf die demografi-<br />

sche Entwicklung <strong>und</strong> die Veränderung der betrieblichen Altersstruktur verstanden<br />

werden können:<br />

• Arbeitsgestaltung <strong>und</strong> Massnahmen der Ges<strong>und</strong>heitsförderung;<br />

• Diversity Management;<br />

• Nachfolgeplanung / Talentmanagement;<br />

• Altersgerechte Weiterbildung.<br />

Die letzten beiden Massnahmen werden im Folgenden noch genauer betrachtet:<br />

Nachfolgeplanung / Talentmanagement: Bei IBM werden Talente früh erfasst <strong>und</strong> mit<br />

dem „Top-Talent-Flag“ gekennzeichnet. Die Talente durchlaufen zusätzliche Ausbil-<br />

dungsprogramme <strong>und</strong> Beurteilungen <strong>und</strong> werden bei besonders hohem Potenzial<br />

einem Mentor resp. Senior Manager zugeteilt mit dem Endziel, das Talent später<br />

diese Position übernehmen zu lassen. Zudem werden <strong>für</strong> jede höhere Position „Ben-


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 97<br />

ches“ geführt. Ein „Bench“ ist eine Liste von Mitarbeitenden, welche die Fähigkeit<br />

haben, die betreffende Position nach einigen Zwischenschritten zu übernehmen.<br />

Altersgerechte Weiterbildung: Bei IBM setzt sich die Arbeitsgruppe „Mature Workfor-<br />

ce“ mit dem Lernverhalten älterer Mitarbeitenden auseinander. Auf Basis dieser Er-<br />

kenntnisse werden die Instruktoren ausgebildet <strong>und</strong> sensibilisiert. Das Projekt ist<br />

noch in den Anfängen <strong>und</strong> es wird nur <strong>für</strong> Schulungen umgesetzt. Elektronische<br />

Ausbildungskurse (80% aller Kurse) sind nicht tangiert.<br />

6.2.2.5 <strong>Organisation</strong><br />

Generell kann <strong>Personal</strong>arbeit bei IBM als Linienarbeit betrachtet werden. Der HR-<br />

Abteilung kommen primär beratende Funktionen zu. Analysen werden aber im HR<br />

erstellt <strong>und</strong> in Form der Workforce Scorecard an die Linie weitergeleitet.<br />

6.2.3 Schweizer Grossbank SGB<br />

6.2.3.1 Unternehmensprofil<br />

Die untersuchte Unternehmung (nachfolgend SGB genannt) ist ein weltweit agieren-<br />

des Finanzdienstleistungsinstitut, welches ihre K<strong>und</strong>en in allen Finanzfragen berät.<br />

Damit die Anonymisierung gewährleistet werden kann, werden keine weiteren Anga-<br />

ben bezüglich Bilanzsumme oder Mitarbeiterzahlen gemacht.<br />

Die beiden Interviewpartnerinnen sind unter anderem zuständig <strong>für</strong> das Projekt 50+,<br />

welches sich mit den älteren Belegschaftssegmenten bei der SGB beschäftigt. Die<br />

Aussagen zum Informations- <strong>und</strong> zum Aktions-Mix beziehen sich deshalb primär auf<br />

das Projekt 50+. Diese Tatsache verunmöglicht es ein ganzheitliches Bild aller Mass-<br />

nahmen aufzuzeigen, welche in das Themengebiet Altersstrukturcontrolling fallen<br />

würden. Da<strong>für</strong> wird ein weiterer Ansatz vorgestellt, wie die Thematik des demografi-<br />

schen Wandels angegangen werden kann.<br />

6.2.3.2 Altersstrukturziele<br />

Die Interviewpartnerinnen konnten keine konkrete Aussage über die Ziele der SGB<br />

bezüglich der Altersstruktur machen. Ziel ihres Projekts war, klare Massnahmen <strong>für</strong><br />

die Alterklasse 50+ zu entwickeln.<br />

6.2.3.3 Informations-Mix<br />

Für das Projekt 50+ wurden zwei Analyseverfahren eingesetzt: Einerseits wurde die<br />

Altersstruktur der SGB analysiert. Die Altersgruppe der über 50-Jährigen wurde ge-


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 98<br />

nauer analysiert, d.h. es wurde untersucht, in welchen Bereichen diese Personen<br />

arbeiten <strong>und</strong> welche Berufsbilder durch sie wahrgenommen werden. Neben der Be-<br />

triebsdemografie wurde auch die generelle demografische Entwicklung betrachtet.<br />

Andererseits wurden die Bedürfnisse der diskutieren Alterskategorie untersucht. Da-<br />

zu wurde eine Mitarbeiterbefragung bei den Angestellten der Gruppe 50+ durchge-<br />

führt, welche sich mit den folgenden Fragestellungen auseinandersetze: Wie werden<br />

Arbeitsbedingungen, Arbeitszeitmodelle, Pensionierungsmöglichkeiten, Ges<strong>und</strong>heits-<br />

förderung <strong>und</strong> Wertschätzung wahrgenommen <strong>und</strong> welche Änderungen bzw. Neue-<br />

rungen würde sich diese Personengruppe wünschen? Zudem wurde vorab auch die<br />

normale Mitarbeiterumfrage auf die behandelte Problemstellung ausgewertet, wo-<br />

durch erste Erkenntnisse gewonnen sowie Unterschiede zwischen den Altersklassen<br />

festgestellt werden konnten.<br />

6.2.3.4 Aktions-Mix<br />

Die SGB ein hat sehr breites Sport- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsangebot zur Förderung der Ge-<br />

s<strong>und</strong>heit der Mitarbeitenden, welches das Verhalten, die körperliche <strong>und</strong> mentale<br />

Ges<strong>und</strong>heit sowie die soziokulturelle Umgebung der Mitarbeitenden berücksichtigt.<br />

Weiter wird ein Seminar <strong>für</strong> Mitarbeitende ab 50 durchgeführt, in welchem über eine<br />

Stärken-Schwächen-Analyse eine Standortbestimmung vorgenommen wird, durch<br />

welche die Mitarbeitenden bei der Planung des bevorstehenden Abschnittes der Er-<br />

werbstätigkeit unterstützt werden sollen. Zudem existieren Pensionierungsvorberei-<br />

tungsseminare, die über die finanziellen <strong>und</strong> rechtlichen Möglichkeiten der (Früh-)<br />

Pensionierung informieren.<br />

Neben den beschriebenen bereits existierenden Massnahmen sind weitere Projekte<br />

in Arbeit: Eines beabsichtigt in Zusammenarbeit mit Fachhochschulen die Entwick-<br />

lung von altersgerechten Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsmodulen in Bezug auf Methodik<br />

<strong>und</strong> Didaktik. Ein Weiteres prüft auf die Gruppe der über 50-Jährigen zugeschnittene<br />

Arbeitszeitmodelle. Und schliesslich werden konkrete Mentoringprogramme geprüft,<br />

welche bis anhin auf Eigeninitiative der Mitarbeitenden resp. der Linienverantwortli-<br />

chen durchgeführt wurden.<br />

6.2.3.5 <strong>Organisation</strong><br />

Es existiert keine zentrale Ansprechstelle <strong>für</strong> den Umgang mit älteren Mitarbeiten-<br />

den. Konzepte, Studien <strong>und</strong> Handlungsfelder werden aber zentral erarbeitet <strong>und</strong> <strong>für</strong>-


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 99<br />

die Umsetzung der Massnahmen sind dann die dezentralen Linienbereiche zustän-<br />

dig.<br />

6.2.4 Schweizerische Post<br />

6.2.4.1 Unternehmensprofil<br />

Die Schweizerische Post ist mit r<strong>und</strong> 42'000 Mitarbeitenden die zweitgrösste Arbeit-<br />

geberin der Schweiz. Sie versorgt die Bevölkerung <strong>und</strong> Wirtschaft mit Dienstleistun-<br />

gen des Post- <strong>und</strong> Zahlungsverkehrs sowie mit Angeboten im öffentlichen Verkehr<br />

(vgl. Post 2007; Post 2008: Online).<br />

Die interviewten Personen arbeiten in der zentralen <strong>Personal</strong>abteilung des Post Kon-<br />

zerns, sind <strong>für</strong> das <strong>Personal</strong>controlling zuständig <strong>und</strong> mit der Entwicklung von Hand-<br />

lungsstrategien in Bezug auf den demografischen Wandel betraut.<br />

6.2.4.2 Altersstrukturziele<br />

Die Altersstruktur soll derart ausgeprägt sein, dass die Leistungsfähigkeit der Unter-<br />

nehmung gewährleistet werden kann. Im Rahmen des Managemets der Vielfalt wer-<br />

den gemischte Teams angestrebt, wobei das Alter neben Geschlecht, Sprache <strong>und</strong><br />

Weiteren ein Aspekt darstellt.<br />

6.2.4.3 Informations-Mix<br />

Im Rahmen eines Projektes zur Betriebsdemografie der Post wurden verschiedene<br />

Analysen durchgeführt:<br />

• Analyse der Altersstruktur: Die Entwicklung der Altersstruktur der letzten sieben<br />

Jahre wurde über einen Vergleich der Altersstruktur von 1999 mit der von 2006<br />

dargelegt. Weiter wurden die Einflussfaktoren auf die Altersstruktur (Eintritte <strong>und</strong><br />

Austritte) genauer aufgezeigt. Zudem wurden die Daten von 2006 mit der jährli-<br />

chen Veränderung pro Lebensalter auf die Zukunft (konkret: 2010) hochgerechnet<br />

<strong>und</strong> die unterschiedlichen Fluktuationsraten pro Alterskategorie dargelegt.<br />

• Auswirkungen: Mögliche Auswirkungen der veränderten Altersstruktur auf die be-<br />

rufliche Vorsorge, die Entwicklung der Abwesenheiten, die Unternehmenskultur,<br />

die <strong>Personal</strong>zufriedenheit, die Führung <strong>und</strong> Zusammenarbeit sowie auf die Rekru-<br />

tierung wurden umrissen.<br />

Neben den, im Projekt „Demografie“ durchgeführten Prognosen zur Entwicklung der<br />

Altersstruktur, wird das Software-Tool ASTRA (vgl. Abschnitt 2.4.2) den verschiede-


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 100<br />

nen Bereichen zur Analyse ihrer Altersstruktur versuchsweise angeboten. Dieses<br />

lässt sich aus Sicht des Interviewten erst ab 1’000 Mitarbeitenden sinnvoll einsetzen.<br />

Weiter wurde auch die Entwicklung der Karrieredauer bei der Post über einen Ver-<br />

gleich des durchschnittlichen Eintrittsalters mit dem durchschnittlichen Pensionie-<br />

rungsalter über die letzten sieben Jahre abgebildet.<br />

Als letzte Analyse im Bereich der Altersstruktur kann der Vergleich der Altersstruktur<br />

mit sechs anderen Firmen im Rahmen des <strong>Bern</strong>er HR-Benchmarking aufgeführt wer-<br />

den.<br />

6.2.4.4 Aktions-Mix<br />

Massnahmen die altersstrukturelle Probleme reduzieren sollen, sind momentan in<br />

folgenden Bereichen festzustellen:<br />

• Nachfolgeplanung: Für Kaderstellen werden Nachwuchskräfte gezielt aufgebaut.<br />

Dies geschieht in Form von Mentoringprogrammen.<br />

• Ges<strong>und</strong>heitsmanagement: Bei der PostMail wird bspw. die Methode ProPräsenz<br />

eingesetzt, welche Abwesenheiten durch Qualifikation, Prävention <strong>und</strong> Rehabilita-<br />

tion zu reduzieren versucht.<br />

Weiter sind Massnahmen in den folgenden Bereichen angedacht resp. vom Autor<br />

des Berichtes Projekt „Demografie“ der Post vorgeschlagen:<br />

• Verbessern der Rahmenbedingung zur Flexibilisierung des Rentenalters. Eine<br />

Reduktion des Beschäftigungsgrades vor dem offiziellen Rentenalter <strong>und</strong> eine<br />

Beschäftigung darüber hinaus sollen möglich sein.<br />

• Unternehmenskultur: Die Konzernleitung soll die Bedeutung älterer Mitarbeiten-<br />

den erkennen <strong>und</strong> den Wert von altersgemischten Teams, altersneutraler Rekru-<br />

tierung <strong>und</strong> Entwicklungschancen bekräftigen.<br />

• Arbeitsmarktfähigkeit <strong>und</strong> Lernkultur: Berufsunabhängige Weiterbildung <strong>und</strong> ei-<br />

geninitiative Anstrengungen zur Weiterbildung sollen höher gewichtet werden.<br />

• Rekrutierung: Durch die vermehrte Beschäftigung von Praktikanten <strong>und</strong> Lernen-<br />

den soll das Arbeitgeberimage verbessert werden.<br />

6.2.4.5 <strong>Organisation</strong><br />

Das <strong>Personal</strong>informationssystem der Post ermöglicht es allen Bereichen altersstruk-<br />

turelle Analysen durchzuführen. Es bestehen allerdings keine Regelungen, welche


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 101<br />

eine Durchführung von solchen Analysen auferlegen würde. Die Kompetenz würde<br />

beim Zentralbereich des Konzerns liegen.<br />

Massnahmen werden gr<strong>und</strong>sätzlich von der Linie ausgestaltet. Das Group HR hat<br />

aber gewisse Steuerungsmöglichkeiten im Bereich der Rekrutierung oder der Perso-<br />

nalfreistellung.<br />

Ein definierter Prozess zur Durchführung einer Analyse der Altersstruktur oder zur<br />

Gestaltung von Massnahmen besteht nicht.<br />

6.2.5 Wirtschaftsprüfungs- & Beratungsunternehmung<br />

6.2.5.1 Unternehmensprofil<br />

Die untersuchte Wirtschaftsprüfungs- <strong>und</strong> Beratungsunternehmung (nachfolgend<br />

WBU) gehört zu den Big-Four Prüfungsgesellschaften <strong>und</strong> ist in den klassischen Be-<br />

reichen Assurance (Wirtschaftsprüfung), Tax (Steuerberatung) <strong>und</strong> Advisory (Bera-<br />

tung) tätig. Weltweit werden r<strong>und</strong> 140'000 Mitarbeitende beschäftigt.<br />

Die interviewte Person ist Projektmanagerin im <strong>Personal</strong>management der WBU. Sie<br />

leitet das Projekt „People Matter“, welches die Themen Diversity Management,<br />

Health Management <strong>und</strong> Alternative Karriere- bzw. Arbeitsmodelle umfasst.<br />

6.2.5.2 Altersstrukturziele<br />

Bei der WBU wird eine Karrierestruktur angestrebt, die mehr oder weniger mit dem<br />

Alter verb<strong>und</strong>en ist. Diese sieht eine Pyramide mit vielen jüngeren Angestellten (Ju-<br />

niors, Assistants, Assistant Manager) <strong>und</strong> immer weniger Älteren (Manager, Senior<br />

Manager, Directors <strong>und</strong> Partnern) vor. Deshalb wird darauf geachtet, dass Neuein-<br />

stellungen als Juniors resp. Assistants nicht mehr als 30 Jahre alt sind.<br />

6.2.5.3 Informations-Mix<br />

Die WBU überwacht ihre Altersstruktur primär über monatliche Reports, in welchen<br />

das Alter, die Fluktuation, die Ratingstruktur, die Hierarchiestufe, die Überst<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> auch die Nationalität der Mitarbeitenden unterteilt nach den Teilbereichen des<br />

Unternehmens erfasst werden.<br />

Im Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung werden Studien zur Ent-<br />

wicklung der Bevölkerungsstruktur <strong>und</strong> weitere zur Entwicklung des Arbeitsmarktes<br />

berücksichtigt. Für zusätzliche Informationen zu diesen Studien werden die Verfasser


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 102<br />

<strong>und</strong> Publizisten bei Bedarf auch direkt angesprochen. Generell ist das persönliche<br />

Netzwerk von Experten eine wichtige Informationsquelle <strong>für</strong> die WBU.<br />

Bei konkreten Fragestellungen (bspw. Karrieremodelle) werden die Bedürfnisse der<br />

Mitarbeitenden erhoben, um bedürfnisgerechte Lösungen entwickeln zu können.<br />

6.2.5.4 Aktions-Mix<br />

Die Massnahmengestaltung bei der WBU im Zusammenhang mit der demografi-<br />

schen Entwicklung <strong>und</strong> der betrieblichen Altersstruktur konzentrieren sich aktuell auf<br />

die Bereiche Diversity, alternative Karriere- <strong>und</strong> Arbeitsmodelle <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsma-<br />

nagement:<br />

• Im Bereich Diversity werden vermehrt Frauen in den Fokus der Rekrutierungsbe-<br />

mühungen gestellt, da im Arbeitsmarktsegment der gut ausgebildeten Frauen<br />

noch viel ungenutztes Potenzial besteht. Zudem wird auch die Ausweitung der<br />

Rekrutierung auf Arbeitsmärkte im Ausland als mögliche Alternative betrachtet.<br />

• Der Bereich der alternativen Karriere- <strong>und</strong> Arbeitsmodelle ist im Aufbau. Der ver-<br />

stärkte Einsatz von Teilzeitstellen, die Anpassung der Arbeitszeit an den Ge-<br />

schäftszyklus, das Job-Sharing sowie weitere Konzepte werden als mögliche Al-<br />

ternativen untersucht. In diesem Zusammenhang wird auch die „up or out“-<br />

Philosophie hinterfragt. Die WBU möchte zukünftig auch horizontale Karrieren<br />

ermöglichen <strong>und</strong> die Pflicht des stetigen Aufstiegs abschaffen.<br />

• Im Bereich Ges<strong>und</strong>heitsmanagement existiert das „Employee Assistant Pro-<br />

gramm“, welches als Anlaufstelle <strong>für</strong> Probleme der Mitarbeitenden in allen Le-<br />

bensbereichen zu verstehen ist. Das geht von der Wohnungssuche bis hin zu<br />

psychischen Belastungen wie z. B. Burnout. Zusätzlich bestehen weitere Angebo-<br />

te zum Stressabbau <strong>und</strong> zur Ges<strong>und</strong>heitsförderung wie Kurse zu autogenem<br />

Training, Chi Gong, Fitnessclub-Abonnements zu reduzierten Preisen, Erholungs-<br />

räume <strong>und</strong> andere.<br />

Im weiteren Sinne können auch die Massnahmen zur Reduktion der Frühfluktuation<br />

durch die zweitägigen Probeaudits <strong>für</strong> Interessenten im Bereich Wirtschaftsprüfung<br />

<strong>und</strong> das erweiterte Angebot an Praktikumsplätzen den Massnahmen zur Reduktion<br />

von Problemen aufgr<strong>und</strong> des demografischen Wandels zugeordnet werden.


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 103<br />

6.2.5.5 <strong>Organisation</strong><br />

Die <strong>Personal</strong>reports werden von der zentralen <strong>Personal</strong>abteilung erstellt <strong>und</strong> als Ent-<br />

scheidungsgr<strong>und</strong>lage an die Bereiche geliefert. Dabei wird zwischen Management-<br />

Report, welcher nur an die Geschäftleitung geht, <strong>und</strong> allgemeinem <strong>Personal</strong>report<br />

unterschieden. Die konkrete Gestaltung von Massnahmenprogrammen liegt in der<br />

Verantwortung der Bereichsleiter.<br />

6.3 Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Bei allen untersuchten Unternehmen waren die Auswirkungen des demografischen<br />

Wandels ein Thema, jedoch wurden unterschiedliche Ansätze gewählt, diese Thema-<br />

tik anzugehen. Eine integrale Lösung, welche aufbauend auf der periodischen Analy-<br />

se der Altersstruktur ein Massnahmenprogramm ableitet, konnte bei keinem der Un-<br />

ternehmen festgestellt werden. Trotzdem wurden unterschiedliche Analysemethoden<br />

identifiziert <strong>und</strong> interessante Massnahmenkonzepte entdeckt.<br />

ABB, IBM <strong>und</strong> die Schweizerische Post gaben als Ziele bezüglich der Altersstruktur<br />

eine ausgewogene Verteilung resp. die Schaffung von (alters-)gemischten Teams<br />

an. Das Alter wurde jedoch gr<strong>und</strong>sätzlich als sek<strong>und</strong>är betrachtet, da primär die Qua-<br />

lifikationen der betreffenden Mitarbeitenden zählen. Die WBU strebt verb<strong>und</strong>en mit<br />

ihrem Karrieremodell eher eine jugendzentrierte Altersstruktur an.<br />

In ihren <strong>Personal</strong>reports werteten alle Unternehmen Kennzahlen zur betrieblichen<br />

Altersstruktur aus. Dabei wird meist mit Kennzahlen oder Grafiken zur Altersvertei-<br />

lung die Ist-Situation, unterteilt nach Unternehmensbereichen / <strong>Organisation</strong>seinhei-<br />

ten, dargelegt. Ausserhalb dieser <strong>Personal</strong>reports wird generell auch die Entwicklung<br />

der Bevölkerungsstruktur verfolgt. Nur die Post nahm im Rahmen ihres Projektes zur<br />

Demografie, in welchem auch die Auswirkungen der veränderten Altersstruktur ver-<br />

tieft analysiert wurden, eine Fortschreibung der Belegschaftsstruktur vor <strong>und</strong> bietet<br />

den Bereichen das ASTRA-Tool an. Bei IBM ist ein solches Instrument auf Basis ei-<br />

nes Tabellenkalkulationsprogramms in Entwicklung. Zudem überwacht IBM bei raren<br />

<strong>und</strong> wertvollen Skills das Alter der Mitarbeitenden <strong>und</strong> den Arbeitsmarkt. Weiter ist<br />

bei IBM die Erfassung der individuellen Fähigkeiten der Mitarbeitenden fortschrittlich<br />

<strong>und</strong> eng mit den Weiterbildungsmassnahmen verknüpft.<br />

Bei ABB wird die betriebliche Altersstruktur weniger tiefgehend analysiert, da<strong>für</strong> wur-<br />

de ein umfassender Aktions-Mix entwickelt, welcher einige innovative Massnahmen


ASC TEIL II: EMPIRISCHE ERKENNTNISSE 104<br />

wie bspw. das altersunabhängige Lohnssystem, der Übergang in eine Beraterlauf-<br />

bahn ab 60 oder die Standortbestimmungs- <strong>und</strong> Pensionierungsvorbereitungssemi-<br />

nare umfasst. Programme zur Ges<strong>und</strong>heitsförderung, zur altersgerechten Gestaltung<br />

des Arbeitsplatzes, zur Gewährleistung der Chancengleichheit, zur verstärkten Rek-<br />

rutierung von Frauen sowie der Einsatz von Mentoring- <strong>und</strong> anderen Wissenstrans-<br />

ferprogrammen sind weitere Massnahmen, die von den Unternehmen als Reaktion<br />

auf den demografischen Wandel entwickelt wurden.<br />

6.4 Fazit<br />

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, welche altersstrukturellen Ziele bei fünf<br />

Schweizer Grossunternehmen verfolgt, welche Analyseinstrumente eingesetzt, wel-<br />

che Massnahmen ergriffen werden <strong>und</strong> wo Analyse <strong>und</strong> Massnahmengestaltung or-<br />

ganisatorisch eingeordnet sind. Durch die Untersuchung dieser Aspekte konnten<br />

vorwiegend auf der Aktionsseite (Aktions-Mix) interessante „Good Practices“ identifi-<br />

ziert werden. Diese wurden bewusst nicht gekennzeichnet, da je nach Bedürfnissen<br />

<strong>und</strong> Anforderungen der Unternehmen andere Massnahmen geeignet sein können.<br />

Auf der Informationsseite (Informations-Mix) konnten wenige klare „Good Practices“<br />

identifiziert werden, da meist nur innerhalb der <strong>Personal</strong>reports einige Kennzahlen<br />

<strong>und</strong> / oder Altersverteilungen ausgewertet werden. Nur die Schweizerische Post hat<br />

bis anhin eine vertiefte Analyse der betrieblichen Altersstruktur im Rahmen eines<br />

Projektes durchgeführt. Bei IBM kann die genaue Überwachung des Alters der Mitar-<br />

beitenden <strong>und</strong> des Arbeitsmarktes bei raren <strong>und</strong> wertvollen Skills als „Good Practice“<br />

genannt werden. Dies entspricht der Gr<strong>und</strong>idee des Altersstrukturcontrolling-<br />

Portfolios, erfolgt jedoch weniger systematisch, sondern eher auf Initiative <strong>und</strong> Erfah-<br />

rungswerten der Linienvorgesetzten.


ASC TEIL III: SCHLUSSBETRACHTUNGEN 105<br />

TEIL III: SCHLUSSBETRACHTUNGEN<br />

In den Schlussbetrachtungen werden abschliessend spezifische <strong>und</strong> allgemeine<br />

Gestaltungsempfehlungen zum Altersstrukturcontrolling abgegeben. Im Kapitel Fazit<br />

<strong>und</strong> Ausblick werden Schlussfolgerungen gezogen <strong>und</strong> die weitere Entwicklung skiz-<br />

ziert. Zum Schluss werden das methodische Vorgehen der Arbeit sowie die Arbeit an<br />

sich kritisch gewürdigt.<br />

7 Gestaltungsempfehlungen<br />

Ein zentrales Anliegen der Betriebswirtschaft ist die Entwicklung von wirklichkeitsna-<br />

hen, instrumentalen Aussagensystemen (vgl. Schweitzer 2000: 6). Dementspre-<br />

chend werden in der vorliegenden Arbeit Gestaltungsempfehlungen zur Problemstel-<br />

lung abgegeben. Mit dem Altersstrukturcontrolling-Instrument wurden in Kapitel 4<br />

bereits detaillierte Empfehlungen zur Gestaltung eines Analyseinstruments vorgelegt.<br />

In diesem Kapitel gelangen weitere Gestaltungsempfehlungen zur Erläuterung, wel-<br />

che aus den Erkenntnissen der konzeptionellen Gr<strong>und</strong>lagen, dem empirischen Teil<br />

der Arbeit sowie weiteren Überlegungen resultieren. Die Empfehlungen stellen keine<br />

vollständige <strong>und</strong> abschliessende Problemlösung dar. Vielmehr handelt es sich um<br />

ausgewählte Aspekte, welche es vordergründig zu beachten gilt.<br />

7.1 Gestaltungsempfehlungen <strong>für</strong> die B<strong>und</strong>esverwaltung<br />

Für die B<strong>und</strong>esverwaltung werden nachfolgend drei spezifische Gestaltungsempfeh-<br />

lungen abgeben: Die vorhandenen Kennzahlensysteme sollten erweitert, das in Kapi-<br />

tel 4 vorgestellte Altersstrukturcontrolling-Instrument sollte bei Bedarf eingesetzt <strong>und</strong><br />

umfassende <strong>und</strong> aufeinander abgestimmte Massnahmen sollten geplant <strong>und</strong> umge-<br />

setzt werden.<br />

7.1.1 Erweiterung der Kennzahlensysteme<br />

Damit sich verschiedenste Entscheidungsträger auf strategischer Ebene, wie der<br />

B<strong>und</strong>esrat oder die parlamentarischen Kommissionen, ein Bild der Situation bezüg-<br />

lich der Altersstruktur machen können, müssen die bestehenden Kennzahlensyste-<br />

me erweitert werden. In den personalpolitischen Führungskennzahlen (vgl. Eidge-<br />

nössisches <strong>Personal</strong>amt 2007: 20 f.) werden, unterteilt nach Geschlecht <strong>und</strong> ver-<br />

schiedenen Bereichen, die Altersstruktur der B<strong>und</strong>esverwaltung sowie das Durch-


ASC TEIL III: SCHLUSSBETRACHTUNGEN 106<br />

schnittsalter bereits dargelegt. Diese Angaben könnten mit weiteren prospektiven<br />

Kennzahlen wie potenziellen Pensionierungen <strong>und</strong> / oder geplanten Pensionierungen<br />

in der Folgeperiode ergänzt werden.<br />

Dies ist wichtig, damit Entscheidungen getroffen oder zu mindest Diskussionen an-<br />

gestossen werden können, welche einen längeren Wirkungsvorlauf (bspw. Änderun-<br />

gen im B<strong>und</strong>espersonalgesetz wie die Modifikation des Lohnsystems oder die Flexi-<br />

bilisierung des Rentenalters) haben oder längerfristig ausgerichtet sind. Dies ermög-<br />

licht den Entscheidungsträgern ein proaktives Handeln.<br />

7.1.2 Einsatz des ASC-Instruments<br />

Damit die Amtsdirektion <strong>und</strong> deren <strong>Personal</strong>verantwortliche tatsächlich Massnahmen<br />

ableiten können, sind vertiefte Analysen bezüglich der <strong>Organisation</strong>sdemografie nö-<br />

tig. Welche Analysemöglichkeiten gr<strong>und</strong>sätzlich bestehen (siehe Abschnitt 2.4 In-<br />

strumente des Altersstrukturcontrolling) <strong>und</strong> wie diese systematisch eingesetzt wer-<br />

den können (siehe Kapitel 4 Altersstrukturcontrolling-Instrument), wurde weiter oben<br />

im Text bereits ausführlich dargelegt. Die <strong>Personal</strong>verantwortlichen der verschiede-<br />

nen Verwaltungseinheiten sollten mit dem ASC-Instrument vertraut gemacht werden,<br />

damit es tatsächlich eingesetzt werden kann. Dazu wären allenfalls Schulungen not-<br />

wendig. Zudem sollten sie – falls nötig – die verschiedenen Elemente je nach ihren<br />

Bedürfnissen anpassen <strong>und</strong> unterschiedlich vertieft betrachten. Für Verwaltungsein-<br />

heiten mit grossen Mitarbeiterzahlen wie das VBS ist bspw. der erste Schritt der Ana-<br />

lyse der Belegschaftsstruktur <strong>und</strong> eine allfällige Fortschreibung detaillierter durchzu-<br />

führen als <strong>für</strong> jene mit weniger Mitarbeitenden wie bspw. das EPA.<br />

7.1.3 Integrale Massnahmenplanung <strong>und</strong> -umsetzung<br />

Altersstrukturcontrolling soll nicht nur Informationen zur Ist-Situation der Altersstruk-<br />

tur liefern, sondern auch mögliche Handlungsfelder <strong>und</strong> Gestaltungsmassnahmen<br />

aufzeigen. Mit dem letzten Element des Altersstrukturcontrolling-Instruments ist dies<br />

bereits berücksichtigt. An dieser Stelle soll jedoch nochmals betont werden, dass<br />

aufgr<strong>und</strong> der Interdependenzen, die einzelnen Massnahmen nicht unabhängig von-<br />

einander aufgebaut werden sollten: Massnahmen des Arbeits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heits-<br />

schutzes sind mit Änderungen in der Arbeitsorganisation (<strong>Personal</strong>einsatz) verbun-<br />

den, welche wiederum mit Qualifizierungskonzepten (<strong>Personal</strong>entwicklung) verknüpft<br />

sind, die ihrerseits an die Entwicklung neuer Karriere- <strong>und</strong> anderer Arbeitszeitmodel-<br />

le geb<strong>und</strong>en sind; Dies hat schlussendlich auch Auswirkungen auf die Entgeltpolitik


ASC TEIL III: SCHLUSSBETRACHTUNGEN 107<br />

(vgl. Schimany 2003: 464). Es ist somit eine Gesamtkonzeption erforderlich, welche<br />

die verschiedenen Gestaltungselemente aufeinander abstimmt.<br />

7.2 Allgemeine Gestaltungsempfehlungen<br />

Die drei Hauptgestaltungsempfehlungen <strong>für</strong> die B<strong>und</strong>esverwaltung können auch <strong>für</strong><br />

<strong>Organisation</strong>en der Privatwirtschaft von Bedeutung sein. Ein ausgereiftes Analysein-<br />

strumentarium zur Altersstruktur sollte vorhanden sein, damit effektive <strong>und</strong> effiziente<br />

Massnahmen erarbeitet werden können. Des Weiteren ist es sicher sinnvoll Mass-<br />

nahmen integral zu planen <strong>und</strong> umzusetzen.<br />

Auf Basis der Empfehlungen des Schweizer Arbeitgeberverbandes (vgl. 2006: 58/59)<br />

lassen sich die Massnahmen im Rahmen der Altersstrategie <strong>und</strong> somit des Alters-<br />

strukturcontrolling noch weiter spezifizieren:<br />

• Erarbeitung von neuen Arbeitszeitmodellen <strong>für</strong> ältere Mitarbeitende wie Flexibili-<br />

sierung des Rentenalters, Altersteilzeit, Staffetenmodell (stufenweises Abgeben<br />

von Aufgaben), Laufbahnreflexion / Sabbatical, Weiterbildung / Umschulung <strong>für</strong><br />

eine Karriere danach;<br />

• Gezielte Förderung <strong>und</strong> Erhaltung der Qualifikationen von älteren Mitarbeitenden;<br />

• Altersgerechte Gestaltung des Arbeitsplatzes;<br />

• Fördern <strong>und</strong> unterstützen einer Lernkultur, wodurch die Arbeitsmarktfähigkeit si-<br />

chergestellt werden soll;<br />

• Altersgerechtes Weiterbildungsangebot;<br />

• Altersneutrale Gestaltung der Einstellungspolitik <strong>und</strong> Altersdurchmischung als Ziel<br />

der <strong>Personal</strong>politik;<br />

• Altersneutrale Anstellungsbedingungen, d. h. falsche Anreize <strong>und</strong> Hindernisse wie<br />

Dienstalterszulagen, höhere Sozialversicherungsprämien sollten möglichst ver-<br />

mieden werden.<br />

Diese Empfehlungen entsprechen mehr oder weniger den Herausforderungen an<br />

Unternehmen aufgr<strong>und</strong> des demografischen Wandels (siehe Abschnitt 2.1.3). Aus<br />

Sicht des Autors scheint die altersneutrale Gestaltung der Arbeits- <strong>und</strong> Einstellungs-<br />

bedingungen besonders wichtig zu sein, da dies eine Diskriminierung von bestimm-<br />

ten Alterskategorien verhindert <strong>und</strong> finanzielle Aspekte kein Argument mehr <strong>für</strong> oder<br />

gegen ältere resp. jüngere Mitarbeitende darstellen.


ASC TEIL III: SCHLUSSBETRACHTUNGEN 108<br />

Die neuen Arbeitsmodelle sollten deshalb nicht nur auf Ältere ausgerichtet sein, son-<br />

dern den Bedürfnissen aller Alterskategorien gerecht werden, da vor dem Hinter-<br />

gr<strong>und</strong> der demografischen Entwicklung nicht nur die Erhaltung der älteren Alters-<br />

segmente ein wichtiger Faktor ist, sondern auch die Gewinnung <strong>und</strong> Erhaltung der<br />

Jüngeren. Nur so kann längerfristig eine ges<strong>und</strong>e Altersdurchmischung der Beleg-<br />

schaft sichergestellt werden.<br />

8 Fazit <strong>und</strong> Ausblick<br />

Die vorliegende Arbeit hat als Hauptresultat den Begriff des Altersstrukturcontrolling<br />

definiert, <strong>und</strong> dazu ein Instrument entwickelt, welches bereits einen ersten Testlauf in<br />

der B<strong>und</strong>esverwaltung erfolgreich durchlaufen hat. Weiter konnte durch Befragungen<br />

bei fünf Schweizer Grossunternehmen der allgemeine Stand der eingesetzten Analy-<br />

sen <strong>und</strong> Massnahmen im diskutierten Themengebiet aufgezeigt <strong>und</strong> so interessante<br />

Massnahmen als „Good Practices“ identifiziert werden.<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> des weiter fortschreitenden demografischen Wandels <strong>und</strong> des<br />

längerfristig knapper werdenden Arbeitskräfteangebots wird die regelmässige <strong>und</strong><br />

vorausschauende Betrachtung der betrieblichen Altersstrukturen an Bedeutung ge-<br />

winnen. Sowohl in der Theorie (vgl. Blum/Becker/Zimmermann 2006; Köchling 2006;<br />

Mühlbradt/Schultetus 2004) als auch in der Praxis (siehe Kapitel 6) sind bereits Ana-<br />

lysemethoden vorgeschlagen bzw. im Einsatz. Das in dieser Arbeit entwickelte Al-<br />

tersstrukturcontrolling-Instrument kann als Weiterentwicklung <strong>und</strong> Ergänzung dieser<br />

Methoden gesehen werden. Es unterstützt <strong>Personal</strong>verantwortliche bei der Beurtei-<br />

lung der betrieblichen Altersstruktur sowie der Identifikation von Schlüsselfunktionen<br />

<strong>und</strong> bietet die Möglichkeit auch bei kleinen <strong>Personal</strong>gruppen die Altersstruktur pro-<br />

spektiv – über die <strong>Personal</strong>risiken – zu analysieren. Auch dieses Instrument gilt es in<br />

Zukunft durch Anpassungen <strong>und</strong> Ergänzungen weiterzuentwickeln. Es könnten z. B.<br />

noch differenziertere oder weitere Kriterien zur Bestimmung der Schlüsselfunktionen<br />

erarbeitet <strong>und</strong> die Methoden zur Identifikation <strong>und</strong> Bewertung der altersstrukturellen<br />

<strong>Personal</strong>risiken weiter verbessert werden.<br />

Bei den Massnahmen muss aus Sicht des Autors primär die Umsetzung angegangen<br />

werden, da viele geeignete Konzepte bereits bestehen. Gewisse Massnahmen wie<br />

die altersgerechte Weiterbildung <strong>und</strong> die Ges<strong>und</strong>heitsförderung lassen sich ohne


ASC TEIL III: SCHLUSSBETRACHTUNGEN 109<br />

grosse Widerstände angehen <strong>und</strong> umsetzen. Andere Massnahmen wie die Verände-<br />

rung des Lohnsystems (altersunabhängige Entlöhnung) oder das Schaffen von Teil-<br />

zeitstellen <strong>für</strong> alle Hierarchiestufen gelten als Tabu-Themen (vgl. Holz/Da-Cruz 2007:<br />

18) <strong>und</strong> können nur längerfristig <strong>und</strong> behutsam angegangen werden.<br />

Als Massnahme zur Reduktion des Fachkräftemangels wird die vermehrte Rekrutie-<br />

rung von Frauen diskutiert (vgl. bspw. Braun 2007: 18; McCracken 2000: 159 ff.).<br />

Dies ist nicht nur aus Sicht des Fachkräftemangels, sondern auch aus der Perspekti-<br />

ve der Gleichberechtigung der Geschlechter eine wünschenswerte Entwicklung. Um<br />

die beschriebene demografische Entwicklung durch eine weiter sinkende Geburten-<br />

rate nicht noch zu beschleunigen, müssen Unternehmen <strong>und</strong> der Staat künftig ver-<br />

mehrt familienfre<strong>und</strong>liche Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbedingungen schaffen. Nur so kann<br />

die demografische Herausforderung kurzfristig gemeistert werden, ohne diese lang-<br />

fristig noch zu vergrössern.<br />

9 Kritische Würdigung<br />

Die Entstehung der Arbeit verlief reibungslos <strong>und</strong> das Thema stiess durchwegs auf<br />

positive Resonanz: Dank der kompetenten Betreuung seitens der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong><br />

<strong>und</strong> der Zusammenarbeit mit der B<strong>und</strong>esverwaltung konnten viele hilfreiche Anre-<br />

gungen in die Arbeit aufgenommen werden. Bei fünf von sechs angefragten Unter-<br />

nehmen konnten tatsächlich Interviews durchgeführt <strong>und</strong> so weitere interessante Er-<br />

kenntnisse gewonnen werden.<br />

Das methodische Vorgehen der Arbeit erwies sich gr<strong>und</strong>sätzlich als zweckmässig.<br />

Mit dem Workshop beim Eidgenössischen <strong>Personal</strong>amt <strong>und</strong> den Interviews bei Per-<br />

sonalverantwortlichen anderer Verwaltungseinheiten konnte ein erster Test des In-<br />

struments durchgeführt, Meinungen aus unterschiedlichen Perspektiven eingeholt<br />

<strong>und</strong> Hinweise zur Verbesserung aufgenommen werden. Im Rahmen des Workshops<br />

wurden die einzelnen Analyseschritte weniger detailliert durchgeführt als sich dies<br />

der Autor vorgestellt hat. Allerdings war das aber nicht nötig, da die Teilnehmenden<br />

viele Fragestellungen durch ihre Erfahrung beantworten konnten.<br />

Der Interviewleitfaden <strong>für</strong> die Erhebung bei den fünf Unternehmen der Privatwirt-<br />

schaft eignete sich gut, um die verschiedenen Aspekte des Altersstrukturcontrolling<br />

zu erfragen. Einzig die Tatsache, dass einzelne Interviewpartner nur einen Teilbe-


ASC TEIL III: SCHLUSSBETRACHTUNGEN 110<br />

reich des gesamten Themengebiets kannten, erwies sich teilweise als problematisch,<br />

da gewisse Bereiche nur oberflächlich erfragt werden konnten.<br />

Das erarbeitete Altersstrukturcontrolling-Instrument erfüllte – bis auf kleine Verbesse-<br />

rungen (siehe Kapitel 5) – die Erwartungen der B<strong>und</strong>esverwaltung. Es hilft den An-<br />

wendern, die relevanten Einflussfaktoren auf die betriebliche Altersstruktur zu ver-<br />

stehen, die Ist-Situation zu erfassen <strong>und</strong> Handlungsfelder aufzudecken. Als Schwä-<br />

che kann die mangelnde bzw. nicht explizite Berücksichtigung des <strong>Personal</strong>bedarfs<br />

genannt werden. Der <strong>Personal</strong>bedarf wird nur im Rahmen der Bestimmung der<br />

Schlüsselfunktionen berücksichtigt.<br />

Aus Sicht des Verfassers liefert die Arbeit als Ganzes viele hilfreiche Empfehlungen<br />

zur Gestaltung von Analysen <strong>und</strong> Informationssystemen zur betrieblichen Altersstruk-<br />

tur <strong>und</strong> von möglichen Massnahmen, welche in der Praxis eingesetzt werden kön-<br />

nen. Indem der Begriff Altersstrukturcontrolling definiert wird <strong>und</strong> Instrumente aufge-<br />

zeigt werden, wird zudem <strong>für</strong> die Theorie ein Mehrwert geschaffen.


ANHANG 1: Einflussfaktoren der betrieblichen Altersstruktur 111<br />

ANHANG<br />

ANHANG 1: EINFLUSSFAKTOREN DER BETRIEBLICHEN ALTERS-<br />

STRUKTUR<br />

Die nachfolgend abgebildete Darstellung zeigt die direkten Einflussfaktoren, welche<br />

eine betriebliche Altersstruktur verändern. Gr<strong>und</strong>sätzlich sind dies Zu- <strong>und</strong> Abgänge,<br />

die in der Darstellung in Anlehnung an die Abgangs- /Zugangstabelle des RKW<br />

(1990: 115) weiter detailliert werden.<br />

Zugänge<br />

Zugänge nach Alter<br />

• Geplante Zugänge<br />

• Rückkehrer aus<br />

Militärdienst /<br />

Krankheit / Sabbatical /<br />

Urlaub / etc.<br />

• Versetzung in<br />

<strong>Organisation</strong><br />

• Übernahme aus<br />

Ausbildung<br />

• Sonstige Einstellungen<br />

Anteil in %<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

Altersstruktur<br />

Bestand pro<br />

Altersklasse<br />

Betriebliche Altersstrukturen<br />

0%<br />

20–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 60–64<br />

Alterskategorie<br />

Abgänge nach Alter<br />

• Pensionierung<br />

• Einberufung<br />

Militärdienst / Urlaub /<br />

etc.<br />

• Versetzung in andere<br />

<strong>Organisation</strong><br />

• Ausbildung /<br />

Fortbildung<br />

• Entlassungen<br />

• Kündigungen<br />

• Tod<br />

Abgänge<br />

• Sonstige Abgänge


ANHANG 2: Interviewverzeichnis 112<br />

ANHANG 2: INTERVIEWVERZEICHNIS<br />

Das Interviewverzeichnis listet die durchgeführten Interviews <strong>und</strong> die zusätzlich er-<br />

haltenen Dokumente auf.<br />

Fallstudie B<strong>und</strong>esverwaltung<br />

Abt, Daniel (2007)<br />

Interview zum Altersstrukturcontrolling-Instrument. Eidgenössische Zollverwal-<br />

tung EZV, <strong>Personal</strong>dienst, <strong>Bern</strong>, 23. November 2007<br />

Brändle, Sissy/Tschopp Martin (2007)<br />

Interview zum Altersstrukturcontrolling-Instrument. Generalsekretariat des<br />

Eidgenössischen Departements des Innern GS-EDI, <strong>Bern</strong>, 27. November<br />

2007<br />

Lüthi, Andreas/Matter, Philippe/Stocker, Desirée (2007)<br />

Interview zum Altersstrukturcontrolling-Instrument. Eidgenössisches Departe-<br />

ment <strong>für</strong> Verteidigung, Bevölkerungsschutz <strong>und</strong> Sport VBS, <strong>Bern</strong>, 30. Novem-<br />

ber 2007<br />

Schmutz, Thomas/Hofer, Regula/Schneider, Andrea (2007)<br />

Workshop zum Altersstrukturcontrolling-Instrument. Eidgenössisches Perso-<br />

nalamt EPA, <strong>Bern</strong>, 15. November 2007<br />

Wüthrich, Daniel (2007)<br />

Interview zum Altersstrukturcontrolling-Instrument. Generalsekretariat des<br />

Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements GS-EVD <strong>Bern</strong>, 29. November<br />

2007


ANHANG 2: Interviewverzeichnis 113<br />

Erkenntnisse aus der Privatwirtschaft<br />

ABB<br />

Geissmann, Martin (2007)<br />

ABB (2005)<br />

IBM<br />

Experteninterview Altersstrukturcontrolling. ABB Schweiz, Human Resource<br />

Management, Baden, 29. Oktober 2007<br />

Generation 50+ bei ABB Schweiz. <strong>Personal</strong>management ABB Schweiz, Ba-<br />

den 2005<br />

Hohmann, Egmont (2007)<br />

IBM (2007)<br />

SBG<br />

Experteninterview Altersstrukturcontrolling. IBM, HR Services, Zürich, 29. Ok-<br />

tober 2007<br />

IBM Switzerland – Workforce Scorecard 3Q 2007, Zürich-Altstetten, 2007<br />

S., C./T., A. 4 (2007)<br />

Experteninterview Altersstrukturcontrolling. SBG, Zürich, 24. Oktober 2007<br />

Schweizerische Post<br />

Berger, Daniel/Frischknecht, Simone (2007)<br />

Experteninterview Altersstrukturcontrolling. Die Schweizerische Post, Perso-<br />

nalcontrollling, <strong>Bern</strong>, 17. Oktober 2007<br />

Leumann, Christoph (2006)<br />

WBU<br />

Projekt „Demografie“ der Schweizerischen Post. Projektbericht, <strong>Bern</strong> 2006<br />

O., M. 4 (2007)<br />

Experteninterview Altersstrukturcontrolling. Wirtschafts- <strong>und</strong> Beratungsunter-<br />

nehmung, Gümligen / Zürich, 30. Oktober 2007<br />

4 Zur Gewährleistung der Anonymität werden nur die Initialen der Interviewpartner angegeben.


ANHANG 3: Formulare zum ASC-Instrument 114<br />

ANHANG 3: FORMULARE ZUM ASC-INSTRUMENT


ANHANG 3: Formulare zum ASC-Instrument 115


ANHANG 3: Formulare zum ASC-Instrument 116


ANHANG 3: Formulare zum ASC-Instrument 117


ANHANG 3: Formulare zum ASC-Instrument 118


ANHANG 3: Formulare zum ASC-Instrument 119


ANHANG 4: Handout Workshop EPA 120<br />

ANHANG 4: HANDOUT WORKSHOP EPA


ANHANG 4: Handout Workshop EPA 121


ANHANG 5: Handout ASC-I-Interviews B<strong>und</strong>esverwaltung 122<br />

ANHANG 5: HANDOUT ASC-I-INTERVIEWS BUNDESVERWALTUNG


ANHANG 5: Handout ASC-I-Interviews B<strong>und</strong>esverwaltung 123


ANHANG 5: Handout ASC-I-Interviews B<strong>und</strong>esverwaltung 124


ANHANG 6: Feedback-Formular 125<br />

ANHANG 6: FEEDBACK-FORMULAR


ANHANG 7: Anfrage Experten 126<br />

ANHANG 7: ANFRAGE EXPERTEN<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> <strong>Personal</strong> (IOP), Engehaldenstr. 4, CH-3012 <strong>Bern</strong><br />

Empfängeradresse<br />

Felicitas Muster<br />

Musterstrasse 1<br />

CH-1111 Dorf<br />

<strong>Bern</strong>, xx. Dezember 2007<br />

Masterarbeit „Altersstrukturcontrolling: Analyseinstrumente <strong>und</strong> Massnahmen“<br />

Sehr geehrte(r) <br />

Die demografische Entwicklung in der Schweiz wie auch in anderen Industriestaaten stellt Unter-<br />

nehmen <strong>und</strong> speziell deren <strong>Personal</strong>verantwortliche in den nächsten Jahren vor grosse Herausfor-<br />

derungen: Durch eine tiefe Geburtenrate <strong>und</strong> eine steigende Lebenserwartung werden aktuelle <strong>und</strong><br />

potenzielle Arbeitnehmende immer älter <strong>und</strong> knapper.<br />

Unter dem Arbeitstitel „Altersstrukturcontrolling: Analyseinstrumente <strong>und</strong> Massnahmen“ arbeitet<br />

Herr Markus Aeschbacher zurzeit am <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> <strong>Personal</strong> der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong> an<br />

seiner Masterarbeit <strong>und</strong> beschäftigt sich mit dieser Problemstellung. Im Mittelpunkt stehen Instru-<br />

mente zur Analyse der Altersstruktur sowie daraus unmittelbar oder mittelbar abgeleitete Mass-<br />

nahmen.<br />

Neben einer Fallstudie beim Eidgenössischen <strong>Personal</strong>amt soll die Arbeit mit „Best Practice-<br />

Fällen“ aus der Privatwirtschaft ergänzt werden, welche mittels Expertenbefragungen erarbeitet<br />

werden. Deshalb möchten wir an Sie als Fachperson herantreten. Wir hoffen auf Ihr Interesse <strong>und</strong><br />

es würde uns sehr freuen, wenn Sie sich als Experte zu einem solchen Interview bereit erklären<br />

würden. Der Arbeitsaufwand <strong>für</strong> Sie soll so gering wie möglich ausfallen: Für das Interview ist ma-<br />

ximal eineinhalb St<strong>und</strong>en Dauer einzuplanen. Selbstverständlich werden wir Sie nach Abschluss<br />

des Projektes umfassend <strong>und</strong> kostenlos über die Resultate der Masterarbeit informieren.<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Norbert Thom<br />

<strong>Institut</strong>sdirektor<br />

Engehaldenstrasse 4<br />

3012 <strong>Bern</strong><br />

Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialwissenschaftliche<br />

Fakultät<br />

Departement<br />

Betriebswirtschaftslehre<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Personal</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Organisation</strong> (IOP)<br />

Tel. +41 (0)31 631 80 69<br />

Fax. 41 (0)31 631 82 30<br />

norbert.thom@iop.unibe.ch<br />

http://www.iop.unibe.ch


ANHANG 7: Anfrage Experten 127<br />

Um Ihre Bereitschaft an einem Experteninterview abzuklären, wird sich der Projektbearbeiter Herr<br />

Aeschbacher in den nächsten Tagen mit Ihnen telefonisch in Verbindung setzten. Er steht Ihnen<br />

ebenfalls jederzeit <strong>für</strong> weitere Auskünfte <strong>und</strong> Angaben zum Projekt zur Verfügung (Tel.: 079 474<br />

27 92 oder E-Mail: m.aeschbacher@students.unibe.ch).<br />

Mit bestem Dank <strong>für</strong> Ihre Unterstützung <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lichen Grüssen<br />

Prof Dr. Dr. h. c. mult. Norbert Thom Dr. Adrian Ritz Markus Aeschbacher<br />

Projektleitung Projektbetreuung Projektbearbeiter


Anhang 8: Interviewleitfaden 128<br />

ANHANG 8: INTERVIEWLEITFADEN<br />

I. Einleitung<br />

• Danken <strong>für</strong> das Interview <strong>und</strong> den zeitlichen Rahmen (60-90 Minuten) des In-<br />

terviews kurz erklären. Abklären, ob der Interviewpartner mit der Aufnahme<br />

des Gespräches einverstanden ist, damit soll ein ungestörter Ablauf gewähr-<br />

leistet werden. Das Interview wird nur protokolliert <strong>und</strong> nicht transkribiert. Die<br />

Aufnahme wird ausschliesslich im Rahmen des vorliegenden Forschungspro-<br />

jektes verwendet <strong>und</strong> nach der Protokollierung gelöscht. Klären, ob Informati-<br />

onen anonymisiert werden sollen.<br />

• Vorstellen des Interviewers, des IOP, des KPM <strong>und</strong> der Arbeit<br />

Ziel des Interviews: Abfragen von „Good Practices“ des Altersstrukturcontrol-<br />

ling bei Unternehmen aus der Privatwirtschaft. Welche Analyseinstrumente zur<br />

Beurteilung der Altersstruktur werden eingesetzt? Welche Massnahmen wer-<br />

den daraus abgeleitet?<br />

• Darauf hinweisen, dass die systematische Beschäftigung mit der betrieblichen<br />

Altersstruktur noch in den Kinderschuhen steckt <strong>und</strong> dass dieses Interview<br />

dazu dienen soll den Ist-Zustand abzufragen <strong>und</strong> nicht was wünschenswert,<br />

denkbar oder sinnvoll wäre.<br />

• Genaues Vorgehen erläutern: Abfragen der Instrumente nach dem entworfe-<br />

nen Bezugsrahmen: Unmittelbare Aktionsparameter (Informations- <strong>und</strong> Akti-<br />

onsseite) <strong>und</strong> zum Schluss die Mittelbaren Aktionsparameter (Strategie, Kultur<br />

& Struktur).<br />

• Allfällige weitere Fragen des Interviewpartners zum Vorgehen, Thema etc. be-<br />

antworten <strong>und</strong> danach mit dem Interview beginnen.<br />

Intervieweranweisung:<br />

Bei den einzelnen Themengebieten zuerst die allgemeine Frage stellen <strong>und</strong> den<br />

Interviewpartner ausreden lassen. Danach die weitergehenden Fragen stellen,<br />

falls diese noch nicht bereits beantwortet wurden. Die Fragen sind neutral (wer-<br />

tungsfrei) formuliert <strong>und</strong> sie sollten möglichst auch so gestellt werden.


Anhang 8: Interviewleitfaden 129<br />

II. Fragenkatalog<br />

Einstieg<br />

(a) Was ist Ihre Funktion <strong>und</strong> Ihre organisatorische Einordnung?<br />

(b) Beschreiben Sie kurz Ihren Tätigkeitsbereich.<br />

(c) Seit wann üben Sie diese Funktion aus? Alter?<br />

A) Fragen zu den Zielen des ASC<br />

(a) Bestehen Ziele bezüglich einer anzustrebenden Altersstruktur? Aus-<br />

gewogenheit? Gemischte Teams? Bestimmter Anteil an alten resp. jun-<br />

gen Mitarbeitenden?<br />

(b) Werden aus den Zielen zur Altersstruktur Unterziele abgeleitet (bspw.<br />

Rekrutierungsquote)?<br />

B) Fragen zur Informationsseite des ASC<br />

(a) Werden Analysemethoden zur Beurteilung der Altersstruktur einge-<br />

setzt? Wie sind diese Analysetools ausgestaltet?<br />

(b) Werden Risiken erfasst, welche mit der betrieblichen Altersstruktur<br />

im Zusammenhang stehen? Nach welcher Systematik werden diese Ri-<br />

siken erfasst? Welche <strong>Personal</strong>gruppen werden betrachtet? Werden<br />

gewisse Gruppen noch genauer analysiert? Welche Informationsdoku-<br />

mente / Reports werden daraus erzeugt? In welcher Frequenz / Perio-<br />

dizität werden diese Analysen durchgeführt <strong>und</strong> Reports erstellt?<br />

(c) Wird eine Altersstrukturanalyse eingesetzt? Wie ist diese Analyse<br />

ausgestaltet? Welche Einflussfaktoren (Variablen) werden im Rahmen<br />

dieser Analyse erfasst? Welche Datentransformationen (bspw. Fort-<br />

schreibung) werden durchgeführt? Welche <strong>Personal</strong>gruppen werden<br />

betrachtet? Werden gewisse Gruppen noch genauer analysiert? Welche<br />

Informationsdokumente / Reports <strong>für</strong> welche Entscheidungsträger<br />

werden erzeugt? In welcher Frequenz / Periodizität werden diese Ana-<br />

lysen durchgeführt <strong>und</strong> Reports erstellt?


Anhang 8: Interviewleitfaden 130<br />

(d) Werden weitere personalwirtschaftliche Daten <strong>und</strong> Informationen<br />

erhoben, die bei der Analyse der Altersstruktur wichtige Hinweise <strong>für</strong><br />

sinnvolle Massnahmen liefern könnten? Reports? Frequenz?<br />

(e) Werden Daten des externen Arbeitsmarktes berücksichtigt? Wer-<br />

den Daten von <strong>Organisation</strong>en die sich mit Arbeitsmarkt- & Berufsfor-<br />

schung auseinandersetzen betriebsspezifisch aufgearbeitet? Verände-<br />

rungen von Berufsbildern <strong>und</strong> künftiges Angebot berücksichtigt? Re-<br />

ports? Periodizität?<br />

(f) Sind andere Analysetools in Bezug auf die Altersstruktur im Einsatz,<br />

die durch die bis anhin gestellten Fragen nicht abgedeckt wurden? (Wie-<br />

derholung von (a))<br />

C) Fragen zur Aktionsseite des ASC<br />

(a) Welchen Einfluss hat die betriebliche Altersstruktur auf die Rekrutie-<br />

rung? Auf welchen informatorischen Gr<strong>und</strong>lagen werden Rekrutierungs-<br />

entscheide gefällt? Werden Daten zur Altersstruktur bei der Rekrutie-<br />

rung berücksichtigt? Werden Zielpersonen ihrer Altersgruppe entspre-<br />

chend angeworben? Wann entscheiden Sie sich <strong>für</strong> externe Rekrutie-<br />

rung (Einstellungsquote)? Wann entscheiden Sie sich <strong>für</strong> interne Rekru-<br />

tierung?<br />

(b) Welchen Einfluss hat die betriebliche Altersstruktur auf die <strong>Personal</strong>-<br />

entwicklung? Werden Nachwuchskräfte gezielt auf Positionen hin auf-<br />

gebaut, die aufgr<strong>und</strong> von Pensionierungen frei werden? Bestehen auf<br />

das Alter der Mitarbeitenden zu geschnittene Weiterbildungen? Werden<br />

auch ältere Mitarbeitende zur Teilnahme an Weiterbildungsangeboten<br />

motiviert?<br />

(c) Welchen Einfluss hat die Altersstruktur bei der <strong>Personal</strong>erhaltung<br />

(Motivation & Anreizsysteme)? Werden unterschiede zwischen Alters-<br />

gruppen berücksichtigt? Werden bei gewissen Altergruppen Erhaltungs-<br />

massnahmen intensiviert (bspw. bei jüngeren MA-Gruppen mit hoher<br />

Fluktuationsrate)?


Anhang 8: Interviewleitfaden 131<br />

(d) Welchen Einfluss hat die Altersstruktur auf die <strong>Personal</strong>freistellung?<br />

Wird Altersteilzeit angeboten? Expertenstellen <strong>für</strong> Leute über dem Pensi-<br />

onierungsalter?<br />

(e) Welche Rolle spielt die Altersstruktur beim Wissensmanagement?<br />

Werden Programme zum Wissenstransfer zwischen älteren <strong>und</strong> jüngeren<br />

Mitarbeitenden eingesetzt?<br />

(f) Welchen Einfluss hat die Altersstruktur auf das <strong>Personal</strong>marketing?<br />

Werden unterschiedliche Altersgruppen spezifisch angesprochen? Wie<br />

wird das Arbeitgeberimage gestaltet? Wird bei der Kommunikation das<br />

Alter der Zielgruppe berücksichtigt?<br />

(g) Welche Massnahmen zur altersgerechten Gestaltung der Arbeitsbe-<br />

dingungen bestehen? Werden alterspezifische Bedürfnisse <strong>für</strong> bei der<br />

Gestaltung der Arbeitszeit <strong>und</strong> Einsatzort berücksichtigt?<br />

D) Fragen zur <strong>Organisation</strong> des ASC<br />

(a) Welche organisatorischen Einheiten übernehmen die Analyseaufga-<br />

ben? Wer hat Entscheidungskompetenzen zur Initiierung von Analyse-<br />

aufgaben?<br />

(b) Welche organisatorischen Einheiten übernehmen die Gestaltung von<br />

Massnahmenvorschlägen? Wer ist <strong>für</strong> die Umsetzung der Gestaltungs-<br />

massnahmen verantwortlich?<br />

(c) Wie wird der Ablauf der Analyse, Massnahmenerarbeitung <strong>und</strong> Um-<br />

setzung gestaltet (Prozess)?<br />

E) Fragen zu mittelbaren Aktionsparametern des ASC<br />

(nur falls zeitlich möglich)<br />

(a) Spielt die betriebliche Altersstruktur bei der Ausgestaltung der HR-<br />

Strategie eine Rolle?<br />

(b) Wird bei der Gestaltung der Unternehmensstruktur die betriebliche<br />

Altersstruktur berücksichtigt?<br />

(c) Wird bei der Unternehmenskultur altersstrukturelle Aspekte disku-<br />

tiert? Werden Führungskräfte <strong>und</strong> Mitarbeitende auf den altersstrukturel-


Anhang 8: Interviewleitfaden 132<br />

len Wandel hin sensibilisiert? Welche Werte braucht eine Unternehmung,<br />

damit Wissenstransfer zwischen Alt <strong>und</strong> Jung sichergestellt werden<br />

kann?<br />

III. Ergänzungen<br />

• Nachfragen, ob der Interviewte noch etwas zu den abgefragten Themen er-<br />

gänzen möchte, das in der vorangegangenen Diskussion nicht zur Sprache<br />

kam.<br />

• Allfällige sonstige Unklarheiten bezüglich des Interviews klären.<br />

IV. Abschluss<br />

• Ziel des Interviews wiederholen<br />

• Für Teilnahme am Gespräch danken!<br />

• Anbieten, in ein paar Tagen einen Entwurf des Gesprächsprotokolls zur Kon-<br />

trolle vorzulegen.<br />

• Weiteres Vorgehen der Untersuchung erklären <strong>und</strong> anbieten, nach Abschluss<br />

eine Kopie der Arbeit oder eine Zusammenfassung der Resultate zuzusenden.


ANHANG 8: Interviewleitfaden 133<br />

BEZUGSRAHMEN<br />

Dem Leitfaden liegt der unten abgebildete Bezugsrahmen zum Altersstrukturcontrol-<br />

ling zu Gr<strong>und</strong>e. Im Zentrum stehen die unmittelbaren <strong>und</strong> mittelbaren Aktionspara-<br />

meter der Unternehmung.<br />

Betriebliche<br />

Bedingungsgrössen<br />

• <strong>Organisation</strong>sgrösse<br />

• Branchenzugehörigkeit<br />

• Fremdimage<br />

• Belegschaftsstruktur<br />

• <strong>Personal</strong>informationssystem<br />

Ausserbetriebliche Bedingungsgrössen<br />

Generelle Bedingungsgrössen Aufgabenspezifische Bedingungsgrössen<br />

• ökonomisch<br />

• technologisch<br />

• rechtlich-politisch<br />

• Kennzahlensysteme<br />

• Alterstrukturanalyse<br />

• <strong>Personal</strong>-Portfolios<br />

• sozio-kulturell<br />

• physischökologisch<br />

Aktionsparameter der<br />

Unternehmensführung<br />

Mittelbare Aktionsparameter<br />

Kultur<br />

<strong>Personal</strong>ziele<br />

Ziele des<br />

Altersstrukturcontrolling<br />

Informations-Mix Aktions-Mix<br />

• <strong>Personal</strong>risiko-<br />

Analyse<br />

• Arbeitsmarktforschung<br />

Strategie<br />

• Potenzielle<br />

Arbeitnehmer<br />

• K<strong>und</strong>en / Markt /<br />

Leistungsempfänger<br />

Struktur<br />

Unmittelbare Aktionsparameter<br />

Personelle<br />

Bedingungsgrössen<br />

• Alter<br />

• Rekrutierungsstrategien<br />

& Mitarbeiterbindung<br />

• Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

• Qualifikationskonzepte<br />

• Übergeordnete<br />

Abteilung<br />

• <strong>Institut</strong>ionen zur<br />

Info-Beschaffung<br />

• Qualifikation<br />

• Funktion<br />

• Werte, Einstellungen<br />

• Motivation<br />

• Persönliche Interessen<br />

• Erwartungen<br />

• Wissenstransfer<br />

• Arbeitsszeitgestaltung


ANHANG 9: Auswertung Interviews Privatwirtschaft 134<br />

ANHANG 9: AUSWERTUNG INTERVIEWS PRIVATWIRTSCHAFT


LITERATURVERZEICHNIS 135<br />

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Selbstständigkeitserklärung 147<br />

SELBSTSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG<br />

„Ich erkläre hiermit, dass ich diese Arbeit selbstständig verfasst <strong>und</strong> keine anderen<br />

als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinnge-<br />

mäss aus Quellen entnommen wurden, habe ich als solche kenntlich gemacht. Mir ist<br />

bekannt, dass andernfalls der Senat gemäss dem Gesetz über die <strong>Universität</strong> zum<br />

Entzug des auf Gr<strong>und</strong> dieser Arbeit verliehenen Titels berechtigt ist.“<br />

Gümligen, 31.01.2008 Markus Aeschbacher

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