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1. Einführung - Institut für Organisation und Personal - Universität Bern

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<strong>1.</strong>1 Problemstellung - 1 -<br />

<strong>1.</strong> <strong>Einführung</strong><br />

<strong>1.</strong>1 Problemstellung<br />

<strong>1.</strong><strong>1.</strong>1 Instabilitäten <strong>und</strong> Veränderungen<br />

Unternehmen sind einem wachsenden Veränderungsdruck, einer sich immer schneller än-<br />

dernden Umwelt ausgesetzt. 1<br />

Die Märkte befinden sich, bedingt durch die Globalisierung des Wettbewerbs, die schwierige<br />

Konjunktursituation, die Verschiebung nach Asien <strong>und</strong> den Umbruch in Osteuropa in einem<br />

gr<strong>und</strong>legenden Wandel. Auf der Produktebene führen zunehmende Forschungs- <strong>und</strong> Ent-<br />

wicklungsausgaben, der wettbewerbsbedingte Zwang zu vermehrter K<strong>und</strong>enorientierung <strong>und</strong><br />

kürzere Produktlebenszyklen zu erhöhten Ansprüchen an die Anpassungsfähigkeit der Unter-<br />

nehmen. Diese sind selbst von starren Bürokratien, einem steigenden Kostendruck, der stei-<br />

genden Vernetzung durch Informationstechnologie <strong>und</strong> hohen Durchlaufzeiten geprägt.<br />

Die Dynamik <strong>und</strong> Komplexität auf Markt-, Produkt- <strong>und</strong> Unternehmensebene, verb<strong>und</strong>en mit<br />

dem Anbruch des Informationszeitalters, führen zu einem Handlungsbedarf der Unterneh-<br />

mensführung. Doch die traditionellen Managementmodelle scheinen immer weniger die Lö-<br />

sungen <strong>für</strong> die anstehenden Problemen zu bieten. 2 In der Folge werden in Theorie <strong>und</strong> Praxis<br />

der Betriebswirtschaftslehre <strong>und</strong> der Unternehmensberatungen Ausschau nach neuen, vielver-<br />

sprechenden Managementkonzepten gehalten, welche eine Lösung der anstehenden Probleme<br />

in Aussicht stellen.<br />

1 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. V; Reinhardt (1995), S. 17.<br />

2 Vgl. Güldenberg/Eschenbach (1996), S. 4.


<strong>1.</strong>1 Problemstellung - 2 -<br />

<strong>1.</strong><strong>1.</strong>2 Notwendigkeit von Flexibilität<br />

Ein zukunftsorientiertes Unternehmen muss unter diesen Bedingungen an erster Stelle verän-<br />

derungsfähig sein <strong>und</strong> damit eine erhöhte Flexibilität aufweisen.<br />

Es geht nicht nur darum, künftige Anforderungen zu erkennen, sondern proaktiv Lösungs-<br />

strategien zu entwickeln <strong>und</strong> umzusetzen. 3 Dies muss überdies im gleichen Tempo vonstatten<br />

gehen, wie das Umfeld sich verändert. Deshalb ist ein Unternehmen heute mehr denn je ge-<br />

zwungen, die Erfolgsfaktoren seiner Branche <strong>und</strong> seine eigenen Handlungsroutinen perma-<br />

nent in Frage zu stellen. 4<br />

Ein erfolgversprechendes Konzept der neunziger Jahre ist der “Resource based view”-Ansatz<br />

der strategischen Unternehmungsführung, in welchem der Begriff der sogenannten<br />

“Kernkompetenzen” geprägt wurde. 5 Ausgangspunkt bei diesem Ansatz ist nicht der Blick<br />

nach aussen auf die Markterfordernisse, sondern die Innenbetrachtung des Unternehmens <strong>und</strong><br />

ihrer strategischen Ressourcen, welche die Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> etwaige, dauerhafte Wettbewerbs-<br />

vorteile sein können. 6<br />

Eine solche strategische Ressource ist das organisationale Wissen eines Unternehmens. Des-<br />

halb wird als wichtige Basis zum Aufbau der angestrebten Kernkompetenzen unter anderem<br />

das Wissensmanagement erachtet. 7<br />

Ein Weg zur gezielten Veränderung dieses organisationalen Wissens bietet sich in Form von<br />

organisationalem Lernen an. Durch diesen neuen Blickwinkel auf das Unternehmen als wis-<br />

sensbasiertes System eröffnen sich zahlreiche Ansatzpunkte <strong>für</strong> neue Lösungen. 8<br />

Dieses institutionalisierte Lernen, im Sinne der Gewinnung von Wissen zur Erweiterung der<br />

Handlungsfähigkeit <strong>und</strong> Problemlösungskompetenz, soll im weiteren näher betrachtet werden.<br />

3 Vgl. Raske, Birte (1995), S. 90; Probst/Büchel (1994), S. 9.<br />

4 Vgl. Deiser (1995), S. 312.<br />

5 Vgl. Hamel/Prahalad (1990), S. 79 f.<br />

6 Vgl. Probst/Büchel/Raub (1996), S. 2.<br />

7 Vgl. von Krogh/Venzin (1995), S. 417 ff.<br />

8 Vgl. Güldenberg/Eschenbach (1996), S. 4.


<strong>1.</strong>1 Problemstellung - 3 -<br />

<strong>1.</strong><strong>1.</strong>3 Bedeutung von Wissen <strong>und</strong> Lernen<br />

Die Spezialisierung in der Arbeit, der damit verb<strong>und</strong>ene Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsaufwand,<br />

die zunehmende Informationsflut sowie der Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft sind An-<br />

haltspunkte da<strong>für</strong>, dass Wissen in der heutigen Gesellschaft zum “zentralen Produktionsfak-<br />

tor von Unternehmen” 9 aufgestiegen ist. Auch die bereits angesprochene Komplexität trägt<br />

zur steigenden Bedeutung von Wissen bei, da in vielschichtigen Strukturen der Entscheidfin-<br />

dungsprozess durch die vielen Interdependenzen immer schwieriger wird. Es ist zunehmend<br />

mehr Wissen notwendig, um die Vielfalt der Systemzusammenhänge zu verstehen <strong>und</strong> zu<br />

bewältigen.<br />

Dem zunehmenden Bedarf nach Wissen auf der einen Seite steht auf der anderen Seite die ra-<br />

pid abnehmende Halbwertszeit des Wissens gegenüber. 10<br />

Die einzige verbleibende Gewissheit betreffend der Zukunft ist, dass diese ungewiss ist. Al-<br />

lein die Unternehmen können auf Dauer erfolgreich sein, welche es verstehen, konsequent<br />

neues Wissen zu erzeugen, dieses in ihrer gesamten <strong>Organisation</strong> schnell zu verbreiten <strong>und</strong> in<br />

neue Produkte umzusetzen. 11 Das Management einer <strong>Organisation</strong> wird damit zunehmend<br />

zum Wissens- <strong>und</strong> Lernmanagement bei dem es gilt, zeitlich vorausschauend eine organisa-<br />

tionale Wissensbasis aufzubauen, welche zum Schlüsselfaktor der Unternehmungsführung<br />

werden kann. 12<br />

Dabei stellt das organisationale Lernen diesen nach vorne gerichteten Schritt dar. Es er-<br />

möglicht, das zukünftig notwendige Wissen aufzubauen <strong>und</strong> trägt damit zur Bewältigung an-<br />

stehender Probleme bei. 13 Die geforderten Schlüsselkompetenzen eines Unternehmens entste-<br />

hen aber nicht aus individuellen Eigenleistungen, sondern es sind kollektive Lernprozesse<br />

notwendig. 14 Damit wird die Lernfähigkeit eines Unternehmens zu einer strategischen Res-<br />

source, welche zu einem entscheidenden Engpassfaktor der Zukunft werden kann. Das Poten-<br />

tial zu Lernen wird in der Folge über den Fortbestand einer <strong>Organisation</strong> entscheiden. 15<br />

9 Schüppel (1996), S. 183.<br />

10 Vgl. Güldenberg/Eschenbach (1996), S. 4.<br />

11 Vgl. Nonaka (1994), S. 86.<br />

12 Vgl. Geissler (1995), S. 364.<br />

13 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 6.<br />

14 Vgl. Hamel/Prahalad (1990), S. 82.<br />

15 Vgl. Pautzke (1989), S. 2.


<strong>1.</strong>2 Stand der Forschung - 4 -<br />

Gegenstand dieser Arbeit ist das Ermitteln von strukturellen Anforderungen an eine lernför-<br />

dernde <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> die anschliessende Bewertung von Strukturen, die häufig in der Lite-<br />

ratur bezüglich organisationalem Lernen erwähnt sind.<br />

<strong>1.</strong>2 Stand der Forschung<br />

Die Vielzahl der zum Thema des organisationalen Lernens erschienenen Veröffentlichungen<br />

deuten auf die Intensität der Suche nach einem passenden, zukunftstauglichen Management-<br />

konzept hin. 16<br />

Eine einheitliche <strong>und</strong> allgemein akzeptierte Theorie des organisationalen Lernens existiert je-<br />

doch noch nicht. 17 Gemäss GEISSLER liegen zur heutigen Zeit einzig “konzeptionelle Ansätze<br />

<strong>und</strong> Fragmente” 18 vor.<br />

GÜLDENBERG & ESCHENBACH gehen in ihrer Erklärung dieses Missstandes einen Schritt zu-<br />

rück. Sie werfen die berechtigte Frage auf, inwieweit eine einheitliche Theorie existieren<br />

kann, wenn bei der Theoriebildung bereits im ersten Schritt – bei der Setzung terminolo-<br />

gischer Konventionen – keine Einigung erzielt wird. 19<br />

“Hier ist anzumerken, dass es kaum einen Begriff in der <strong>Organisation</strong>sliteratur<br />

gibt, der so diffus ist wie das <strong>Organisation</strong>slernen, höchstenfalls der modische<br />

Begriff der ‘Unternehmenskultur’. “ 20<br />

Der Leser 21 sei hier auch auf das zweite Kapitel dieser Arbeit verwiesen, in welchem näher<br />

auf die unterschiedlichen Definitionen eingegangen wird.<br />

REINHARDT geht bei seiner Erklärung einen weiteren Schritt zurück. Er stellt die Abbildbar-<br />

keit des organisationalen Lernens mit den bisher gebräuchlichen, theoretischen Basisauffas-<br />

sungen von <strong>Organisation</strong>en in Frage. 22 Dies führt ihn zur Forderung nach einem Wechsel der<br />

16 Vgl. Güldenberg/Eschenbach (1996), S. 5.<br />

17 Vgl. Reinhardt/Schweiker (1995), S. 269.<br />

18 Geissler (1995), S. 370.<br />

19 Vgl. Güldenberg/Eschenbach (1996), S. 5.<br />

20 Fatzer (1995), S. 160.<br />

21 Zur leichteren Lesbarkeit werden in dieser Arbeit jeweils nur die männlichen Ausdrücke verwendet.<br />

Es sind aber jeweils Frauen genauso gemeint.<br />

22 Vgl. Reinhardt (1995), S. 98.


<strong>1.</strong>2 Stand der Forschung - 5 -<br />

Paradigmen in der Betriebswirtschaftslehre, der sich auch GÜLDENBERG & ESCHENBACH an-<br />

schliessen. 23<br />

Statik<br />

Einzelteile<br />

Regeln<br />

Gesetze<br />

Zustände<br />

Gleichgewichte<br />

Konstruktivismus<br />

Abb.1: Der Paradigmenwechsel 24<br />

ZEIT<br />

RAUM<br />

URSACHE<br />

REALITÄT<br />

WISSENSCHAFT<br />

Auch REINHART unterscheidet gr<strong>und</strong>sätzlich zwei Managementparadigmen:<br />

Dynamik<br />

Beziehungen<br />

Chaos<br />

Muster<br />

Prozesse<br />

Wandel<br />

Systemtheorie<br />

<strong>1.</strong> Der ältere <strong>und</strong> mechanistische Ansatz geht von einem trivialisierenden Menschenbild aus.<br />

Dieser ist seiner Meinung nach <strong>für</strong> die Abbildung von organisationalem Lernen untauglich.<br />

Er wird in der obigen Abbildung links dargestellt.<br />

2. Im Gegensatz dazu sieht er den erst in der Entstehung begriffenen, systemischen Ansatz<br />

mit einem nicht-trivialisierenden Menschenbild, der in der Abbildung rechts steht. Diesen<br />

letzteren Ansatz hält REINHARDT <strong>für</strong> lernfördernd, da er von der fest im westlichen Denken<br />

verankerten Idee der prinzipiellen Kontrollierbarkeit abgeht. Somit bietet er Platz <strong>für</strong> die<br />

Darstellung von Autonomie <strong>und</strong> Selbsttransformation, welche wesentlich <strong>für</strong> das orga-<br />

nisationale Lernen sind, wie wir im dritten Kapitel noch sehen werden. 25<br />

Es stellt sich die Frage, was das Konzept des organisationalen Lernens zu bieten vermag,<br />

wenn sich in der betriebswirtschaftlichen Literatur noch nicht einmal die dazu passende Per-<br />

23 Vgl. Güldenberg/Eschenbach (1996), S. 4.<br />

24 Vgl. ebenda.


<strong>1.</strong>3 Zielsetzung der Arbeit - 6 -<br />

spektive entwickeln konnte. Ist es nur ein “Modebegriff” 26 , eine “Fiktion” 27 , oder ist es eine<br />

anzustrebende “Vision” 28 ?<br />

Diese Frage hier abschliessend zu klären, ist nicht der Sinn dieser Arbeit. Es bleibt festzustel-<br />

len, dass auch hier keine Einigkeit unter den Autoren der entsprechenden Veröffentlichungen<br />

zu finden ist. Offensichtlich besteht aber eine Diskrepanz zwischen dem theoretischen An-<br />

spruch des organisationalen Lernens <strong>und</strong> dessen konkreter Umsetzung. 29<br />

SCHANZ umschreibt diese Lücke ziemlich treffend als Abweichung zwischen einer Vision mit<br />

sehr verschwommenen Konturen <strong>und</strong> der Wirklichkeit. Diese Kluft gilt es seiner Meinung<br />

nach, auf einem langen Marsch mit Leben zu füllen. 30<br />

<strong>1.</strong>3 Zielsetzung der Arbeit<br />

Diese Arbeit verfolgt zwei Hauptziele:<br />

<strong>1.</strong> Ermittlung <strong>und</strong> Darstellung von Anforderungen an eine <strong>Organisation</strong>, damit diese organi-<br />

sationale Lernprozesse ermöglicht <strong>und</strong> unterstützt. Hierbei stehen die strukturellen Anfor-<br />

derungen im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

2. Vergleich <strong>und</strong> Bewertung von häufig in der betriebswirtschaftlichen Literatur vorgeschla-<br />

genen Strukturen hinsichtlich ihrer Möglichkeiten zur Förderung des organisationalen Ler-<br />

nens.<br />

Das Schwergewicht dieser Arbeit liegt sehr stark auf dem ersten Hauptziel, da ein Vergleich<br />

<strong>und</strong> eine Bewertung von Strukturen sehr situativ bedingt ist <strong>und</strong> deshalb nur allgemeine Ten-<br />

denzaussagen möglich sind. Ausserdem spiegelt diese Gewichtung den Inhalt der <strong>für</strong> diese<br />

Analyse verwendeten Literatur wider.<br />

Für die Erreichung des ersten Hauptziels wird versucht, mittels systematischen Literaturstu-<br />

diums verschiedener Denkrichtungen innerhalb des Konzepts des organisationalen Lernens<br />

die Anforderungen an ein Unternehmen zu identifizieren, welche allgemein als Voraussetzun-<br />

gen <strong>für</strong> organisationale Lernprozesse gelten. Es werden sowohl empirische als auch konzep-<br />

25 Vgl. Reinhardt (1995), S. 192 f.<br />

26 Güldenberg/Eschenbach (1996), S. 5.<br />

27 Reinhardt/Schweiker (1995), S. 269.<br />

28 Pedler/Burgoyne/Boydell (1994), S. 10 f.<br />

29 Vgl. Reinhardt/Schweiker (1995), S. 269; Hodel (1995), S. 9<strong>1.</strong><br />

30 Vgl. Schanz (1994), S. 435.


<strong>1.</strong>4 Methode <strong>und</strong> Vorgehen - 7 -<br />

tionelle Veröffentlichungen untersucht. Hierbei werden Effizienzkriterien gesucht, die <strong>für</strong> die<br />

Bewertung von möglichen Strukturen im Rahmen des zweiten Hauptziels dienen.<br />

Das zweite Hauptziel besteht darin, neben den klassischen auch die am meisten in der Lite-<br />

ratur im Zusammenhang mit organisationalem Lernen erwähnten Strukturformen aufzuzeigen<br />

<strong>und</strong> anhand der ermittelten Effizienzkriterien zu bewerten. In Vor- <strong>und</strong> Nachteilsanalysen<br />

werden die Auswirkungen der Strukturformen auf das organisationale Lernen untersucht <strong>und</strong><br />

aufgezeigt.<br />

Die Arbeit soll dazu beitragen, eine systematische Einsicht in die strukturellen Anforderungen<br />

des organisationalen Lernens zu erhalten, um Anhaltspunkte <strong>für</strong> die Praxis zur Gestaltung von<br />

lernfähigen <strong>Organisation</strong>en zu geben.<br />

<strong>1.</strong>4 Methode <strong>und</strong> Vorgehen<br />

Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine Literaturstudie. Das heisst, es wird methodisch<br />

deskriptiv <strong>und</strong> analytisch vorgegangen; es finden keine empirischen Erhebungen statt. Der<br />

Begriff des organisationalen Lernens, seine Bedeutung, die strukturellen Voraussetzungen an<br />

eine lernförderliche Struktur sowie die möglichen <strong>Organisation</strong>sstrukturen werden anhand der<br />

bestehenden Literatur beschrieben <strong>und</strong> analysiert.<br />

Im ersten Kapitel geht es darum, die Probleme <strong>und</strong> Möglichkeiten der nahen Zukunft aufzu-<br />

zeigen, um damit auf die Notwendigkeit eines neuen Konzeptes hinzuweisen. Es wird ausser-<br />

dem auf die Bedeutung von Informationen <strong>und</strong> Wissen eingegangen <strong>und</strong> auf die Möglichkeit<br />

der Wissensveränderung durch organisationale Lernprozesse.<br />

Daran anschliessend werden im zweiten Kapitel zuerst die begrifflichen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> die<br />

weiteren Ausführungen erarbeitet. Ausserdem werden in diesem Kapitel die Determinanten<br />

der anzustrebenden Flexibilität <strong>und</strong> in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Organisa-<br />

tion im Hinblick auf das organisationale Lernen aufgezeigt.<br />

Im dritten Kapitel werden aus verschiedenen betriebswirtschaftlichen Perspektiven die<br />

allgemeinen Voraussetzungen <strong>für</strong> organisationales Lernen beleuchtet, um aus ihnen<br />

strukturelle Anforderungen der Strukturgestaltung ableiten zu können. Auf diese Weise<br />

erhalten wir die ersten Anhaltspunkte <strong>für</strong> eine lernfördernde Ausgestaltung der <strong>Organisation</strong>.<br />

Nach diesen allgemeinen Ausführungen stehen im weiteren Verlauf der Arbeit die strukturel-<br />

len Aspekte der Ausgestaltung eines lernfördernden Umfeldes im Mittelpunkt. Zuerst werden


2.1 Begriffe <strong>und</strong> Definitionen - 8 -<br />

dazu im vierten Kapitel die Anforderungen einer lernfördernden Strukturgestaltung aufge-<br />

führt, um diese dann in ein umfassendes Schema zur Effizienzbeurteilung von Strukturen ein-<br />

zugliedern.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser aus dem organisationalen Lernen abgeleiteten Effizienzkriterien werden im<br />

fünften <strong>und</strong> letzten Kapitel die in der einschlägigen Literatur verbreitetsten Strukturformen<br />

daraufhin untersucht, wieviel Potential sie zur Schaffung eines lernfördernden Umfeldes<br />

besitzen.<br />

2. Gr<strong>und</strong>lagen<br />

2.1 Begriffe <strong>und</strong> Definitionen<br />

2.<strong>1.</strong>1 <strong>Organisation</strong><br />

Der Begriff der <strong>Organisation</strong> hat drei klassische Bedeutungen: 31<br />

• Erstens kann <strong>Organisation</strong> im soziologischen Sinne als <strong>Institut</strong>ion oder als Einrichtung<br />

verstanden werden. Aus dieser Perspektive bezeichnet <strong>Organisation</strong> als umfassender Be-<br />

griff ein gesamtes strukturiertes Gebilde.<br />

• Zweitens wird <strong>Organisation</strong> synonym mit Ordnung oder Struktur gebraucht. Es wird mit<br />

<strong>Organisation</strong> nur ein Teil des Unternehmens bezeichnet. Genauer gesagt, nur der organisa-<br />

torische Zustand wird betrachtet, beispielsweise die geltenden Unterstellungsverhältnisse.<br />

Dies ist die ergebnisortientierte Sicht. In der Literatur findet eine weitere Unterscheidung<br />

in Aufbau- <strong>und</strong> Ablauforganisation statt. Als Aufbauorganisation wird die Gliederung in<br />

aufgabenteilige Untereinheiten <strong>und</strong> deren koordinierte Beziehungen verstanden. Hingegen<br />

steht bei der Ablauforganisation die raum-zeitliche Strukturierung der Arbeitsvorgänge im<br />

Mittelpunkt.<br />

• Drittens findet der Begriff <strong>Organisation</strong> auch im prozeduralen Sinne Anwendung. Nämlich<br />

als Bezeichnung <strong>für</strong> die Herstellung von Ordnung in der Bedeutung von Ordnen. Die or-<br />

ganisatorische Gestaltungshandlung als Mittel zur Schaffung der <strong>Organisation</strong>sstruktur


2.1 Begriffe <strong>und</strong> Definitionen - 9 -<br />

steht im Vordergr<strong>und</strong>. Je nach Ebene, in welcher diese Gestaltungshandlungen eingreifen,<br />

kann zwischen der Gestaltung der Rahmenstruktur (betrifft die global-prinzipielle Ebene)<br />

<strong>und</strong> der Gestaltung der Detailstruktur (betrifft die detailliert-spezielle Ebene)<br />

unterschieden werden.<br />

Gemäss GROCHLA ist die <strong>Organisation</strong> bzw. die <strong>Organisation</strong>sstruktur ein formales, künstli-<br />

ches System, das auf personenbezogenen Verhaltens- <strong>und</strong> maschinenbezogenen Funktionsre-<br />

geln aufbaut, die der effizienten Aufgabenerfüllung des Unternehmens dienen sollen. Sie lie-<br />

fert den formalen Rahmen zur Erfüllung aller Leistungsprozesse innerhalb des Unternehmens<br />

<strong>und</strong> trägt somit zur wirtschaftlichen Zielerreichung von Unternehmen bei. 32<br />

Die Ermittlung von Anforderungen an die Ausgestaltung dieses formalen Rahmens im Hin-<br />

blick auf die Förderung von organisationalem Lernen ist das Thema dieser Arbeit.<br />

2.<strong>1.</strong>2 Lernen<br />

Beim Begriff des Lernens können zwei verschiedene Auffassungen unterschieden werden: 33<br />

<strong>1.</strong> Der behavioristische Ansatz geht vom beobachtbaren Verhalten bzw. von dessen Ände-<br />

rung durch Lernen aus. Die Stimulus-Response-Modelle sind Beispiele <strong>für</strong> diesen Denkan-<br />

satz. Lernen wird dabei als die Aneignung von überdauernden Reaktionsketten verstanden.<br />

31 Vgl. Ortner (1995), S. 128; Thom (1988), S. 322 f.; Probst (1992), S. 43.<br />

32 Vgl. Grochla (1982), S. 1 ff.<br />

33 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 17.


2.1 Begriffe <strong>und</strong> Definitionen - 10 -<br />

Die zugr<strong>und</strong>e liegenden kognitiven Vorgänge werden ausser Acht gelassen <strong>und</strong> die Lern-<br />

prozesse finden in einer sogenannten “Black box” statt. 34<br />

Bezogen auf das Unternehmen ist dem Verhalten im individualistischen Sinne die Anpas-<br />

sungsfähigkeit der <strong>Organisation</strong> zuzuordnen. 35<br />

2. Im Mittelpunkt des kognitivistischen Ansatzes steht die Schaffung <strong>und</strong> Veränderung von<br />

kognitiven Abbildern der Umwelt. In der Folge führt dies zu einer gr<strong>und</strong>sätzlichen Verän-<br />

derung des Verhaltenspotentials <strong>und</strong> der Handlungsmöglichkeiten.<br />

Die kognitiven Abbilder des Unternehmens sind in dessen organisationaler Wissensbasis<br />

enthalten. 36<br />

Da dieser zweite Ansatz gemäss PAUTZKE besser in der Lage ist, die Entstehung des Neuen zu<br />

erklären, ist er auch als Ansatzpunkt <strong>für</strong> organisationales Lernen vorzuziehen. 37<br />

Der Prozess des Lernens ist dementsprechend der folgende:<br />

Zuerst steht die Suche nach Informationen über das Neue. Dies ist der Versuch, das zu Erler-<br />

nende zu verstehen. Im zweiten Schritt werden die neuen Informationen mit dem alten Wissen<br />

synthetisiert. Erst durch diese neuen Verknüpfungen kann sich neues Wissen bilden. Dieser<br />

Schritt führt zu einer Umgestaltung aller vom neuen Wissen betroffenen Wissenssysteme. Im<br />

dritten Schritt ist nun der Lernende in der Lage, aufgr<strong>und</strong> dieser Umstrukturierung des Wis-<br />

sens <strong>und</strong> damit seines geänderten Abbildes der Umwelt auf zukünftige Veränderungen in der-<br />

selben besser zu reagieren. 38<br />

2.<strong>1.</strong>3 Lernhierarchien<br />

In der Literatur werden verschiedene Formen des Lernens differenziert. 39 Denn je nach Form<br />

werden unterschiedliche Tiefen des Wissens durch den jeweiligen Lernprozess verändert. 40<br />

34 Vgl. Pautzke (1989), S. 93.<br />

35 Vgl. Reinhardt (1995), S. 49.<br />

36 Vgl. Reinhardt (1995), S. 49.<br />

37 Vgl. Pautzke (1989), S. 94 ff.<br />

38 Vgl. Kline/Sa<strong>und</strong>ers (1996), S. 285.<br />

39 Auch die Benennungen der Lernformen sind in der Literatur sehr unterschiedlich; siehe dazu<br />

Reinhardt (1995), S. 57 <strong>und</strong> Probst/Büchel (1994), S. 178.<br />

40 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 35.


2.1 Begriffe <strong>und</strong> Definitionen - 11 -<br />

Diese können im Sinne einer Hierarchie gegliedert werden, da die Formen höherer Ordnung<br />

die Fähigkeit zum Lernen der tieferen Lernformen voraussetzen. 41<br />

2.<strong>1.</strong>3.1 Das Anpassungslernen<br />

Dies ist die einfachste Form des Lernens. Die Normen <strong>und</strong> Werte werden als gegeben <strong>und</strong> un-<br />

veränderlich betrachtet. Falls eine Abweichung von diesen in Um- <strong>und</strong> Inwelt auftritt, wird<br />

durch einfache Anpassung des Verhaltens versucht, diese Abweichung zu korrigieren, um<br />

wieder ein Gleichgewicht herbeizuführen. Das Unternehmen passt sich einseitig an eine Ver-<br />

änderungen der Umwelt an, um den bestehenden Zielen zu genügen. Dieses verbreitete Ler-<br />

nen führt zu einem Wissen darüber, welche Verhaltensweisen <strong>und</strong> Handlungen in bestimmten<br />

Situationen zu welchen Resultaten führen. ARGYRIS & SCHÖN bezeichnen diesen Prozess als<br />

“Single-loop learning”: 42<br />

Diagnose der<br />

Umwelt <strong>und</strong> der<br />

eigenen Handlungen<br />

Korrektur der<br />

Abweichungen<br />

Abb. 2: Der einfache Regelkreis des Anpassungslernens 43<br />

Vergleich der<br />

Ergebnisse mit den<br />

internen Normen<br />

Dieser Prozess des Fehlerentdeckens <strong>und</strong> ihrer Korrektur führt nur zu einer Verbesserung der<br />

Anpassungsleistung an die vorgegebenen Ziele. Es wird nicht hinterfragt, ob die Ziele selbst<br />

noch richtig sind.<br />

Dies kann aber nur unter relativ stabilen Bedingungen sinnvoll sein. Wie in Abschnitt <strong>1.</strong><strong>1.</strong>1<br />

aufgezeigt wird, ist diese Annahme wohl <strong>für</strong> die meisten Unternehmen nicht haltbar.<br />

41 Vgl. Schanz (1994), S. 433.<br />

42 Vgl. Argyris/Schön (1978), S. 18 ff.


2.1 Begriffe <strong>und</strong> Definitionen - 12 -<br />

2.<strong>1.</strong>3.2 Das Veränderungslernen<br />

In einer dynamischen Umwelt, welche von erheblichen Veränderungen geprägt ist, genügt das<br />

Anpassungslernen nicht, um zu überleben. Es bedarf hier einer Überprüfung der selbst ge-<br />

setzten Normen <strong>und</strong> Werte auf ihre Tauglichkeit. 44<br />

Diagnose der Umwelt<br />

<strong>und</strong> der eigenen<br />

Handlungen<br />

Korrektur der<br />

Abweichungen<br />

Vergleich der<br />

Ergebnisse mit den<br />

internen Normen<br />

Abb. 3: Der zweifache Regelkreis des Veränderungslernens 45<br />

Überprüfen der<br />

Normen <strong>und</strong> Werte<br />

auf Angemessenheit<br />

sowie eventuelle<br />

Korrektur<br />

Voraussetzung da<strong>für</strong> ist die kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Vorstellungen <strong>und</strong><br />

Abbildern der Umwelt. Bestehende Normen <strong>und</strong> Regeln müssen revidiert <strong>und</strong> verlernt wer-<br />

den. Dies kann zu einer Veränderung der Ziele eines Unternehmens <strong>und</strong> somit zu einer besse-<br />

ren Ausrichtung auf die Umwelt führen. Denn im Gegensatz zum Anpassungslernen, bei dem<br />

sich nur das Situationsverhalten des Unternehmens ändert, führt das von ARGYRIS & SCHÖN<br />

als “Double-loop learning” bezeichnete Veränderungslernen zu einer Veränderung der Nor-<br />

men, der Strategie <strong>und</strong> des institutionellen Bezugsrahmens. 46<br />

43 Vgl. Reinhardt (1995), S. 60.<br />

44 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 36.<br />

45 Vgl. Reinhardt (1995), S. 64.<br />

46 Vgl. Argyris/Schön (1978), S. 18 ff.


2.1 Begriffe <strong>und</strong> Definitionen - 13 -<br />

2.<strong>1.</strong>3.3 Das Prozesslernen<br />

Bei dieser Ebene des Lernens steht nicht die Übereinstimmung von Umwelt <strong>und</strong><br />

Unternehmen im Mittelpunkt der Betrachtung, sondern die oben beschriebenen Lernprozesse<br />

selbst werden zum Gegenstand des Interesses.<br />

Das Ziel ist die zukunftsgerichtete Verbesserung der Lernfähigkeit. Erst durch diese<br />

Reflexion der eigenen Lernprozesse ist ein Unternehmen in der Lage, das geforderte<br />

Wissenspotential <strong>für</strong> die Zukunft aufzubauen, das mehr oder weniger unabhängig von der<br />

bestehenden Situation ist: 47<br />

Diagnose der Umwelt<br />

<strong>und</strong> der eigenen<br />

Handlungen<br />

Abb. 4: Das Prozesslernen 48<br />

Reflexion <strong>und</strong> Analyse von<br />

organisationalen Lernprozessen<br />

Korrektur der<br />

Abweichungen<br />

Vergleich der<br />

Ergebnisse mit den<br />

internen Normen<br />

Überprüfen der Normen<br />

<strong>und</strong> Werte auf<br />

Angemessenheit sowie<br />

eventuelle Korrektur<br />

Erst auf dieser Ebene kann auch – bezogen auf das Unternehmen – vom Aufbau von Kern-<br />

kompetenzen, entsprechend der Auffassung von HAMEL & PRAHALAD, die Rede sein. 49 Die<br />

eigenen Erfahrungen werden genutzt, indem sie einer kritischen Reflexion unterzogen<br />

werden. Die Ergebnisse der Reflexion schaffen die Kompetenz zur zielgerichteten<br />

47 Vgl. Reinhardt (1995), S. 70.<br />

48 Vgl. ebenda; Probst/Büchel (1994), S. 38.<br />

49 Siehe Abschnitt <strong>1.</strong><strong>1.</strong>2, S. 2.


2.1 Begriffe <strong>und</strong> Definitionen - 14 -<br />

<strong>Organisation</strong>sveränderung <strong>und</strong> können über die Veränderung der kognitiven Abbildsysteme<br />

der Entscheidungsträger auch zu einer Änderung der Unternehmenskultur führen. 50<br />

Das Prozesslernen wird auch als “Deutero-learning” 51 bezeichnet.<br />

Dieses Bild der Entwicklung von einer Ebene des Lernens zur nächsten kann auch an die Managementkonzepte<br />

angelegt werden. Traditionelle Konzepte sind in der Regel auf Effizienz<br />

fixiert. Dieses Effizienzstreben entspricht einem einfachen Anpassungslernen. Solches Lernen<br />

genügt nicht in einer Zeit des dynamischen Wandels. Deshalb werden auch bei den Managementkonzepten<br />

in der Zukunft Lernformen höherer Ordnung gefragt sein, bei denen Flexibilität<br />

<strong>und</strong> Kreativität in den Vordergr<strong>und</strong> rücken werden. 52<br />

2.<strong>1.</strong>4 <strong>Organisation</strong>ales Lernen<br />

2.<strong>1.</strong>4.1 Bezeichnung<br />

Wie bereits in Abschnitt <strong>1.</strong>2 ausgeführt wurde, ist es in der Theorie noch nicht gelungen, eine<br />

Einigung über die Definition des organisationalen Lernens zu erzielen.<br />

Die erste Schwierigkeit besteht bereits bei der Wahl der Bezeichnung selbst. Wie bezeichnet<br />

man treffenderweise das Lernen eines ganzen Unternehmens, oder andersherum, ein Unter-<br />

nehmen, das als Ganzes lernt ?<br />

In den betreffenden Veröffentlichungen werden – sicherlich auch zur Hervorhebung der eige-<br />

nen Idee – sehr unterschiedliche Begriffe <strong>für</strong> mehr oder weniger das gleiche Phänomen ver-<br />

wendet. Der Begriff des “Organizational Learning” 53 findet im englischen Sprachraum häufig<br />

seine Verwendung, doch entsprechendes scheint es im deutschen nicht zu geben. Hier wird es<br />

gleichgesetzt mit ‘betrieblichem Lernen’, ‘lernenden <strong>Organisation</strong>en’, ‘lernenden Unterneh-<br />

men’ oder ‘wissenschaffenden Unternehmen’. 54 REINHARDT & SCHWEIKER bilden beispiels-<br />

weise den eigenen Begriff der ‘lernfähigen <strong>Organisation</strong>’ <strong>und</strong> wollen diesen als eigenständi-<br />

ges theoretisches Konstrukt verstanden wissen. 55<br />

50 Vgl. Reinhardt (1995), S. 355; siehe dazu auch die Definition organisationalen Lernens von<br />

Wahren im Abschnitt 2.<strong>1.</strong>4.2, S. 17.<br />

51 Argyris/Schön (1978), S. 26.<br />

52 Vgl. Schwaninger (1995), S. 3.<br />

53 Argyris/Schön (1978).<br />

54 Vgl. Garvin (1994), S. 95 f.<br />

55 Vgl. Reinhardt/Schweiker (1995), S. 270 f.


2.1 Begriffe <strong>und</strong> Definitionen - 15 -<br />

BERTELS hingegen verwendet im Rahmen seines Beitrages die Begriffe ‘Lernende Unterneh-<br />

mung’ <strong>und</strong> ‘Intelligentes Unternehmen’ synonym; führt aber parallel dazu den Begriff der<br />

‘intelligent Lernenden <strong>Organisation</strong>’ ein. 56<br />

Es kann höchstens sehr grob eine Grenzziehung bei diesen beinahe gleichlautenden Bezeich-<br />

nung erfolgen. Dennoch ist die Unterscheidung nach zwei sehr unterschiedlichen Sachverhal-<br />

ten wichtig:<br />

Es müssen diejenigen Bezeichnungen, welche sich auf das Lernen von Individuen in Or-<br />

ganisationen (wie “organisiertes Lernen” <strong>und</strong> “Lernorganisationen”) von denjenigen getrennt<br />

werden, die das Lernen von <strong>Organisation</strong>en zum Inhalt haben (Beispiele dazu sind das<br />

“Systemische Lernen” <strong>und</strong> das “<strong>Organisation</strong>slernen”). 57<br />

Diese Trennung ist auf Gr<strong>und</strong> von zwei Punkten sehr wichtig:<br />

<strong>1.</strong> Sie hält zwei, auch in ihrer Spannweite sehr ungleiche Blickwinkel auseinander. Die erste<br />

Perspektive ist die des Berufspädagogen, der das arbeitende Individuum in den Mittelpunkt<br />

seiner Betrachtungen stellt. Dies könnte man auch als die Mikroebene des Unternehmens<br />

bezeichnen, in welcher es vor allem um die Qualifikationsanpassung des Einzelnen geht.<br />

Im Gegensatz zu dieser bezieht sich die Makroebene auf das Unternehmen als Ganzes <strong>und</strong><br />

untersucht – freilich aufbauend auf den Lernprozessen des Individuums – das Lernen der<br />

gesamten <strong>Organisation</strong>. 58<br />

2. Nur durch diese klare Trennung gelingt es, das organisationale Lernen als eigenständige<br />

Theorie darzustellen <strong>und</strong> den Unterschied zu <strong>Personal</strong>entwicklungskonzepten<br />

aufzuzeigen, um so dem Vorwurf des ‘alten Weins in neuen Schläuchen’ zu entgehen. 59<br />

56 Vgl. Bertels (1996), S. <strong>1.</strong><br />

57 Vgl. Ortner (1995), S. 128.<br />

58 Vgl. Lembke (1996), S. 2.<br />

59 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 18; Reinhardt (1995), S. 34; Schanz (1994), S. 431 f.;<br />

Lembke (1996), S. 2.


2.1 Begriffe <strong>und</strong> Definitionen - 16 -<br />

Dieses Durcheinander beunruhigt PROBST & BÜCHEL insoweit, da sie in der Verwendung des<br />

Begriffes des organisationalen Lernens eine grosse “Konfusion” 60 sehen. GARVIN spricht von<br />

“[...] einer fast schon irreführenden Terminologie” 61 .<br />

2.<strong>1.</strong>4.2 Inhalt<br />

Nicht nur die Bezeichnung des Konzeptes ist durch diese Konfusion geprägt, auch die Inhalte<br />

der Definitionen sind sehr unterschiedlich <strong>und</strong> damit verwirrend. 62<br />

So wählt DEHNBOSTEL eine sehr breite Definition, indem er unter <strong>Organisation</strong>slernen als<br />

Oberbegriff alle Prozesse subsumiert, welche<br />

“[...]<strong>für</strong> die kontinuierliche Entwicklung <strong>und</strong> Gestaltung von <strong>Organisation</strong>en, <strong>für</strong><br />

ständiges Lernen <strong>und</strong> Optimieren von Arbeitsvollzügen, Planungs- <strong>und</strong> Ablaufprozessen<br />

konstitutiv sind.” 63<br />

Obwohl er dies in einem zweiten Schritt auf die Wissensbasis des Unternehmens bezieht, de-<br />

finiert er damit wohl eher die gesamte <strong>Organisation</strong>sentwicklung <strong>und</strong> verpasst dabei, das We-<br />

sentliche des <strong>Organisation</strong>slernens hervorzuheben.<br />

NONAKA dagegen charakterisiert in seinem Beitrag das wissenschaffende Unternehmen sehr<br />

abstrakt als den Ort, wo<br />

“[...] das Schöpfen neuen Wissens keine spezialisierte Tätigkeit ist, [...] sondern<br />

eine Verhaltens-, ja sogar Lebensweise, durch die jeder ein Wissensarbeiter ist”. 64<br />

In der Folge schlägt er vor allem die symbolische Unternehmensführung <strong>und</strong> speziell das Ver-<br />

breiten von entsprechenden Metaphern als Mittel zur Erreichung dieser visionären Welt vor.<br />

So wünschbar diese Vorstellung auch sein mag, NONAKA lässt damit die Frage offen, was<br />

konkret unter einem wissenschaffenden Unternehmen zu verstehen ist oder mit welchen Mit-<br />

teln <strong>und</strong> Vorgehensweisen dies vollbracht werden kann.<br />

PEDRAZZA wird bereits konkreter, wenn er organisationales Lernen definiert,als<br />

60 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. V.<br />

61 Vgl. Garvin (1994), S. 95.<br />

62 Für eine Aufzählung verschiedener Definitionen siehe auch Garvin (1994), S. 96.<br />

63 Vgl. Dehnbostel (1995), S. 489.<br />

64 Vgl. Nonaka (1994), S. 87.


2.1 Begriffe <strong>und</strong> Definitionen - 17 -<br />

“[...] ein Prozess, der darauf beruht, durch die Entwicklung von Wissen, Einsicht<br />

<strong>und</strong> Verständnis der organisationalen Zusammenhänge die Effektivität zukünftiger<br />

Handlungen zu steigern.” 65<br />

Diese Definition enthält ein wesentliches Element des organisationalen Lernens. Nämlich die<br />

Forderung im Sinne einer Selbstreflexion zuerst den Blick in das eigene Unternehmen zu tun,<br />

um in diesem die Vorgänge <strong>und</strong> Zusammenhänge zu verstehen <strong>und</strong> damit ein <strong>für</strong> die Zukunft<br />

wichtiges Wissen aufzubauen. Pedrazza spricht damit die kognitivistische Sicht des Lernens<br />

an, bei der es darum geht, Licht in die “Black box” zu bringen. 66<br />

Eine ähnlich offene <strong>und</strong> umfassende Definition gibt auch WIEGAND:<br />

“<strong>Organisation</strong>ales Lernen hat stattgef<strong>und</strong>en, wenn durch zustandsgeb<strong>und</strong>ene<br />

(Lern-) Prozesse in <strong>und</strong>/oder von <strong>Organisation</strong>en Wissen geschaffen wurde, das<br />

die Verhaltensmöglichkeiten der <strong>Organisation</strong> c.p. vergrössert.” 67<br />

Er weist einerseits auf das vorhandene Wissen in einem Unternehmen als Ausgangspunkt <strong>für</strong><br />

Lernprozesse hin, welche dieses organisationale Wissen wieder verändern. Andererseits sieht<br />

auch er als Ergebnis dieser Veränderung die Vergrösserung des zukünftigen Handlungspoten-<br />

tials als bestimmendes Element seiner Definition. WIEGAND stützt sich dabei aber einseitig<br />

auf das beobachtbare Verhalten als Ergebnis des Lernens ab. Er vernachlässigt die Verände-<br />

rung von kognitiven Strukturen, was gemäss PAUTZKE 68 <strong>für</strong> die Beschreibung von organisa-<br />

tionalem Lernen nicht tauglich ist.<br />

WAHREN´S Definition ist dagegen sehr ausführlich <strong>und</strong> prozessorientiert:<br />

“<strong>Organisation</strong>ales Lernen [...] findet statt, wenn mehrere Akteure einen<br />

umfassenden Lernzyklus durchlaufen, indem sie gemeinsam Informationen<br />

selektieren <strong>und</strong> interpretieren, eine hierbei festgestellte Differenz in einem<br />

Lernprozess i.e.S. bearbeiten, in diesem Prozess ihr individuelles Wissen<br />

einsehbar machen, abgleichen <strong>und</strong> zu einem kollektiv getragenen Wissen<br />

vereinen, das beim Durchlaufen des Lernzyklus erarbeitete Wissen erproben <strong>und</strong><br />

[...] in individuellen kognitiven Bildern oder Karten abspeichern.” Und “[...] wenn<br />

diese Lernzyklen auf allen Ebenen der <strong>Organisation</strong> durchlaufen werden, [...] die<br />

65 Pedrazza (1992), S. 127.<br />

66 Siehe Abschnitt 2.<strong>1.</strong>2, S. 9.<br />

67 Wiegand (1996), S. 324.<br />

68 Vgl. Pautzke (1989), S. 93.


2.1 Begriffe <strong>und</strong> Definitionen - 18 -<br />

dem Denken <strong>und</strong> Handeln einer <strong>Organisation</strong> zugr<strong>und</strong>e liegenden Schemata <strong>und</strong><br />

Deutungsmuster überprüft, abgeglichen <strong>und</strong> zu neuen kollektiv getragenen<br />

Schemata <strong>und</strong> Deutungsmustern geformt werden.” 69<br />

Auch er baut auf der Veränderung der Wissensbasis auf, wobei er deutlich auf den individuel-<br />

len Ursprung <strong>und</strong> die Kollektivierung von individuellem Wissen verweist. Die enthaltene Se-<br />

lektion <strong>und</strong> Interpretation von Informationen sowie die Überprüfung von Schemata <strong>und</strong> Deu-<br />

tungsmustern entsprechen der Selbstreflexion von Individuen <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong>, wie sie be-<br />

reits weiter oben bei PEDRAZZA gefordert wurde. Aufbauend auf den Informationen dieser<br />

Selbstüberprüfung sieht WAHREN die Veränderungen von kognitiven Modellen sowohl auf<br />

individueller als auch auf kollektiver Ebene. Inwieweit diese ein Potential <strong>für</strong> zukünftiges<br />

Handeln darstellen, lässt er offen.<br />

PROBST & BÜCHEL definieren organisationales Lernen folgendermassen:<br />

“Unter organisationalem Lernen ist der Prozess der Erhöhung <strong>und</strong> Veränderung<br />

der organisationalen Wert- <strong>und</strong> Wissensbasis, die Verbesserung der Problemlösungs-<br />

<strong>und</strong> Handlungskompetenz sowie die Veränderung des gemeinsamen Bezugsrahmens<br />

von <strong>und</strong> <strong>für</strong> Mitglieder innerhalb der <strong>Organisation</strong> zu verstehen.” 70<br />

Diese Definition ist im Gegensatz zur vorhergehenden stark ergebnisorientiert. Sie baut<br />

ebenfalls auf der Veränderung der organisationalen Wissensbasis auf, aber ohne die Prozesse<br />

näher zu erläutern, die dazu führen können. Die Ergebnisse sind erstens der Aufbau von Kom-<br />

petenzen <strong>und</strong> zweitens, analog zu WAHREN, die Veränderung von kognitiven Strukturen auf<br />

individueller sowie auf kollektiver Ebene.<br />

Eine umfangreichere Definition bietet REINHARDT. Er versteht unter dem Begriff der organi-<br />

sationalen Lernfähigkeit das Potential<br />

“[...] Veränderungen in der <strong>Organisation</strong>sumwelt antizipieren <strong>und</strong> diesen proaktiv<br />

begegnen zu können, indem interne Kompetenzen herausgebildet werden [...]; das<br />

bedeutet, dass diese hohe Flexibilität durch Eigenleistung selbständig generiert<br />

<strong>und</strong> aktiv aufrechterhalten werden kann, was zudem voraussetzt, dass die dieser<br />

Flexibilität zugehörigen Mechanismen selbst identifiziert <strong>und</strong> gezielt verändert<br />

bzw. weiterentwickelt werden müssen; <strong>und</strong> was schliesslich als kontinuierliche<br />

69 Wahren (1996), S. 235.<br />

70 Probst/Büchel (1994), S. 17.


2.1 Begriffe <strong>und</strong> Definitionen - 19 -<br />

Selbsttransformation des Gesamtunternehmens <strong>und</strong> somit seiner Determinanten<br />

[...] beschrieben werden kann.” 71<br />

REINHARDT stellt in seiner Definition die übliche Reihenfolge von zu beschreibenden Prozes-<br />

sen <strong>und</strong> deren Ergebnissen um. Er geht vom Ergebnis aus, um anschliessend die zur Errei-<br />

chung notwendigen Prozesse zu beschreiben. Ähnlich zu WAHREN betont er bei diesen Pro-<br />

zessen die eigengesteuerte Veränderung auf jeder Stufe des Unternehmens. Kritik lässt sich<br />

an dieser Definition höchstens insofern anbringen, dass er nicht angibt, aus was diese internen<br />

Kompetenzen bestehen, welche herausgebildet werden. Sollen dies veränderte Werthaltungen,<br />

kognitive Strukturen oder nur verankerte Vorgehensweisen sein ?<br />

Trotz dieser aufgezeigten Unterschiede in den Inhalten kommen zwei gr<strong>und</strong>sätzliche Voraus-<br />

setzungen <strong>für</strong> organisationales Lernen vor allem in den letzten Definitionen zum Ausdruck:<br />

Zum Ersten das Infragestellen des bereits vorhandenen Wissens als Ausgangspunkt allen Ler-<br />

nens, in Form der Forderung nach Überprüfung der eigenen Routinen oder der sogenannten<br />

Selbstreflexion.<br />

Zum Zweiten der Gedanke, dass die zentrale Voraussetzung <strong>für</strong> einen zukünftigen <strong>und</strong> nach-<br />

haltigen Wettbewerbsvorteil (wie dies im ersten Kapitel dieser Arbeit gefordert wird) die Fä-<br />

higkeit zur kontinuierlichen Selbsttransformation des Wissens <strong>und</strong> damit auch der Organi-<br />

sation darstellt. 72<br />

2.<strong>1.</strong>4.3 Prozess<br />

In dieser Arbeit wurde schon mehrmals auf den Ablauf von Lernprozessen eingegangen. 73<br />

Indessen ist die Darstellung des Prozesses des organisationalen Lernens komplexer, beinhaltet<br />

dieser doch nicht nur das Lernen auf individueller <strong>und</strong> kollektiver Ebene, sondern es muss<br />

auch die Wechselwirkung mit der Wissensbasis des Unternehmens dargestellt werden.<br />

Folgende Abbildung soll dies veranschaulichen.<br />

71 Reinhardt (1995), S. 32.<br />

72 Vgl. Reinhardt/Schweiker (1995), S. 272.<br />

73 Siehe hierzu in Abschnitt 2.<strong>1.</strong>2 S. 9 den Prozess des Lernens nach KLINE/SAUNDERS, in<br />

Abschnitt 2.<strong>1.</strong>3 S. 9 die unterschiedlichen Kreisläufe der verschiedenen Lernebenen oder in<br />

Abschnitt 2.<strong>1.</strong>4.2 S. 9 die prozessorientierte Definition nach WAHREN.


2.1 Begriffe <strong>und</strong> Definitionen - 20 -<br />

4)<br />

Neues<br />

Wissen<br />

testen <strong>und</strong><br />

speichern<br />

<strong>Organisation</strong>sinterner Kontext<br />

Verankerung<br />

1) Informationen suchen <strong>und</strong> selektieren<br />

Konkretes<br />

Verhalten<br />

<strong>Institut</strong>ionalisierte<br />

Wissensbasis<br />

3) Lernprozess i.e.S.<br />

Massnahmen <strong>für</strong> die<br />

Korrektur festlegen<br />

Umwelt der <strong>Organisation</strong><br />

<strong>Organisation</strong>ales<br />

Lernen<br />

<strong>Institut</strong>ionalisierung<br />

Reflexion<br />

Vergleich mit<br />

internen Normen<br />

Abb. 5: Die Kreisläufe des organisationalen Lernens 74<br />

Zu unterscheiden gilt es grob zwei verb<strong>und</strong>ene Kreisläufe:<br />

Individuelles<br />

Wissen <strong>und</strong><br />

Lernen<br />

Kollektivierung<br />

Neuer<br />

Wissensvorrat<br />

der <strong>Organisation</strong><br />

Abweichungsanalyse<br />

<strong>und</strong> Problemdefinition<br />

2)<br />

Informationen<br />

bewerten<br />

<strong>und</strong><br />

interpretieren<br />

<strong>1.</strong> Der allgemeine Lernprozess beginnt beim Individuum, in der Gruppe oder im Team. Da-<br />

bei werden zuerst durch Reflexion des Unternehmens selbst (Prozesse, Regeln, Struktu-<br />

ren…) <strong>und</strong> durch Beobachtung der Umwelt Informationen gesucht <strong>und</strong> selektiert. Im<br />

zweiten Schritt werden die gesammelten Informationen bewertet <strong>und</strong> interpretiert, um sie<br />

dann den internen Normen gegenüberzustellen <strong>und</strong> daraus eventuelle Abweichungen oder


2.1 Begriffe <strong>und</strong> Definitionen - 21 -<br />

Probleme zu erkennen. Für die Korrektur werden im folgenden Schritt aufgr<strong>und</strong> des Wis-<br />

sens einer Person Lösungen erarbeitet oder, falls dies nötig sein sollte, durch Zusammen-<br />

führen von Wissen mehrerer Personen. Die erarbeiteten Massnahmen werden getestet, wo-<br />

bei die Ergebnisse des Tests wieder als Informationen in den Kreislauf eingehen.<br />

2. Im zweiten Kreislauf geht es hauptsächlich um die Umsetzung des Wissens aus den Pro-<br />

zessen dieses allgemeinen Lernens im Unternehmen sowie um die Wechselwirkung von<br />

individuellem <strong>und</strong> kollektivem Wissen. Durch die Analyse der im ersten Kreislauf darge-<br />

stellten Lernprozesse entsteht neues Wissen auf individueller Ebene, das im Idealfall mög-<br />

lichst umfänglich durch kollektives Lernen in den Wissensvorrat der <strong>Organisation</strong> ein-<br />

fliesst. Hier beginnt das organisationale Lernen im engeren Sinn. Denn durch die Anwen-<br />

dung <strong>und</strong> Umsetzung dieses kollektiven Wissens kommt es zu einer Veränderung der or-<br />

ganisatorischen Wissensbasis. Das Wissen wird in organisatorische Handlungen einge-<br />

bracht <strong>und</strong> damit institutionalisiert <strong>und</strong> verankert. Auch hier schliesst sich der Kreislauf<br />

durch die Reflexion dieser neuen Handlungen, da diese wieder zum Aufbau von Wissen<br />

auf individueller Basis führt.<br />

Die parallele Darstellung dieser zwei Kreisläufe soll erstens deutlich machen, dass bei unter-<br />

schiedlichsten Problemlösungsvorgängen im Unternehmen verschiedene Lernprozesse gleich-<br />

zeitig ablaufen, welche Einfluss auf die organisationale Wissensbasis haben können.<br />

Zweitens sollen die gegenseitige Austauschbeziehungen aufgezeigt werden, bei denen Wissen<br />

in beide Richtungen fliesst. Auf der einen Seite liefert der Problemlösungsprozess Informa-<br />

tionen, welche die Wissensbasis des Unternehmens bereichern können. Auf der anderen Seite<br />

kann das formalisierte <strong>und</strong> institutionalisierte Wissen wiederum die Basis <strong>für</strong> individuelles<br />

Wissen darstellen <strong>und</strong> dazu beitragen, den allgemeinen Lernprozess zu verbessern.<br />

Drittens soll zum Ausdruck kommen, dass die erwähnte parallele Entwicklung der organisa-<br />

tionalen Wissensbasis der aktiven Einflussnahme bedarf <strong>und</strong> nicht automatisch als Folge von<br />

Problemlösungsverfahren am Ende dem Unternehmen zur Verfügung steht.<br />

74 Vgl. Güldenberg/Eschenbach (1996), S. 8; Wahren (1996), S. 98; Arthur D. Little (1995), S. 219;<br />

siehe hierzu auch das Prozesslernen in Abschnitt 2.<strong>1.</strong>3.3, S. 9.


2.2 Flexibilität <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong> - 22 -<br />

2.2 Flexibilität <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong><br />

2.2.1 Determinanten der Flexibilität<br />

Das Unternehmen in der betriebswirtschaftlichen Literatur wird vielfach als ‘magisches’ Viel-<br />

eck dargestellt. Als einfaches Beispiel sei hier das “magische Viereck” 75 aufgeführt, das die<br />

Dimensionen Strategie, Struktur, Kultur <strong>und</strong> <strong>Personal</strong> beinhaltet.<br />

STRUKTUR PERSONAL<br />

Abb. 6: Das magische Viereck 76<br />

STRATEGIE<br />

KULTUR<br />

Die Gr<strong>und</strong>aussage dieser vereinfachenden Betrachtung ist, dass diese vier wesentlichen<br />

Determinanten des organisationalen Lernens – <strong>und</strong> damit auch der Flexibilität –<br />

interdependent sind. 77 Vergleichbar ist diese gegenseitige Beeinflussung mit dem Konzept<br />

des Marketingmixes. Zur Beeinflussung des Ergebnisses ist die isolierte Veränderung eines<br />

Faktors ohne Einbezug der anderen Faktoren nicht zielführend, eventuell sogar<br />

kontraproduktiv.<br />

75 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 92.<br />

76 Vgl. ebenda.<br />

77 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 93.


2.2 Flexibilität <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong> - 23 -<br />

So muss ein lernendes Unternehmen als “organisches Ganzes” 78 aufgebaut <strong>und</strong> begriffen<br />

werden, dessen Teile eng miteinander verwoben sind. Dies ist mit ein Gr<strong>und</strong>, weshalb das<br />

organisationale Lernen eines Unternehmens von einem Konkurrenten nicht einfach imitiert<br />

werden kann. 79<br />

Diese Überlegungen gelten auch <strong>für</strong> Reorganisationsmassnahmen, d.h. <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

hin zum organisationalen Lernen. Obwohl die strukturellen Bedingungen zur Förderung des<br />

organisationalen Lernens im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen, dürfen sich die aufzuzeigenden<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> organisationales Lernen nicht auf die Veränderung der Aufbau- bzw. der<br />

Ablauforganisation beschränken.<br />

Zumindest muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass auch die entsprechenden<br />

Voraussetzungen bei den anderen, obengenannten Flexibilitätsdeterminanten geschaffen wer-<br />

den müssen. 80<br />

Dies bedeutet, dass ein Veränderungsversuch von Unternehmen nur durch isolierte Interven-<br />

tionen, zum Beispiel nur durch Formulierung einer neuen Strategie, nur durch <strong>Personal</strong>ent-<br />

wicklung oder nur durch die Implementierung einer neuen <strong>Organisation</strong> nicht genügen<br />

kann. 81<br />

So wird beispielsweise in der entsprechenden Literatur eine starke Interdependenz<br />

zwischen Kultur <strong>und</strong> Struktur einer lernenden <strong>Organisation</strong> aufgezeigt. 82 REINHARDT<br />

betont dabei die Bedeutung der Kultur <strong>für</strong> die Implementierung von organisationalen<br />

Lernprozessen. Er unterscheidet die sogenannte Oberflächenstruktur (darunter versteht er<br />

Ziele, Strukturen <strong>und</strong> Technologien) von der Tiefenstruktur (dieser ordnet er Normen, Regeln<br />

<strong>und</strong> Weltbilder zu). Seines Erachtens genügt es <strong>für</strong> die <strong>Einführung</strong> von organisationalem<br />

Lernen nicht, die Oberflächenstruktur zu verändern. Es muss der Tiefenstruktur besondere<br />

Beachtung geschenkt werden, da diese nicht nur schwerer diagnostizierbar, sondern auch<br />

schwerer veränderbar ist. 83<br />

LEMBKE hingegen betont, dass eine Akzentuierung, wie sie bisher üblich war, nicht zum Er-<br />

folg führen kann. Erst der Versuch einer Glättung dieser Akzentuierungen <strong>und</strong> damit die<br />

78 Leonard-Barton (1994), S. 108.<br />

79 Vgl. ebenda, S.109.<br />

80 Vgl. Reinhardt (1995), S. 111, S. 321; Wolff (1982), S. 170.<br />

81 Vgl. Reinhardt (1995), S. 257.<br />

82 Vgl. Deiser (1995), S. 323; Reinhardt (1995), S. 404.


2.2 Flexibilität <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong> - 24 -<br />

gleichgewichtige Berücksichtigung von Strategie, Kultur <strong>und</strong> Struktur führen seines Erach-<br />

tens zu einer realen Zukunftsorientierung. 84<br />

Welche Gewichtung der Determinanten auch richtig sein mag: Das Konzept des organisatio-<br />

nalen Lernens kann nur wirkungsvoll sein, wenn es als ganzheitliches Konzept verstanden<br />

<strong>und</strong> umgesetzt wird.<br />

2.2.2 Bedeutung der <strong>Organisation</strong><br />

Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, kann hier nicht auf alle Determinanten der<br />

Flexibilität <strong>und</strong> deren Bedeutung <strong>für</strong> das organisationale Lernen eingegangen werden kann.<br />

Im Zentrum der Betrachtung steht hier, wie bereits in Abschnitt 2.2.1 erwähnt, die Organisati-<br />

onsstruktur bzw. die Anforderungen an diese zur Förderung des organisationalen Lernens.<br />

Strukturelle Aspekte stellen einen “besonders starken ‘Hebel’ ” 85 bei der Implementierung<br />

von organisationalem Lernen dar <strong>und</strong> die Wissenschaft bietet auf diesem Gebiet leistungsfä-<br />

hige Konzepte an. 86<br />

Es ist bekannt, dass bestimmte <strong>Organisation</strong>sstrukturen die Anpassungsfähigkeit des Unter-<br />

nehmens an seine Umwelt verringern können. 87 Der logische Umkehrschluss lässt die Ver-<br />

mutung zu, dass es Strukturen gibt, welche die Anpassungsfähigkeit erhöhen können oder sie<br />

zumindest nicht einschränken. Doch welche Strukturen sind dies? Und wie müssen sie aus-<br />

gestaltet werden?<br />

Der Ordnungsrahmen des Unternehmens soll eine grösstmögliche Flexibilität mit der nötigen<br />

Stabilität verbinden. Damit greift das organisationale Lernen ein organisatorisches Dilemma<br />

auf. Es gilt auch hier eine situationsgerechte Balance zu finden, ebenso zwischen Kontrolle<br />

<strong>und</strong> Freiheit, Ordnung <strong>und</strong> Chaos, Zentralisierung <strong>und</strong> Dezentralisierung sowie zwischen<br />

Fremd- <strong>und</strong> Selbstorganisation. 88<br />

HEITGER & DEISER verweisen auf die Bedeutsamkeit der <strong>Organisation</strong>sstruktur, indem sie das<br />

Schiff als Metapher <strong>für</strong> ein Unternehmen verwenden. Dabei vergleichen sie die Architektur<br />

des Schiffsrumpfs mit der Struktur einer <strong>Organisation</strong>. Sie bleiben aber nicht bei der stati-<br />

83 Vgl. Reinhardt (1995), S. 3<strong>1.</strong><br />

84 Vgl. Lembke (1996), S. 4.<br />

85 Vgl. Schwaninger (1995), S. 4.<br />

86 Vgl. ebenda.<br />

87 Vgl. Reinhardt (1995), S. 108.


2.2 Flexibilität <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong> - 25 -<br />

schen Betrachtung der einmaligen Konstruktion stehen, sondern fordern die Fähigkeit der<br />

jederzeitigen Neukonstruktion auch in turbulenter See <strong>und</strong> während der Fahrt. 89<br />

Auch GEISSLER fordert eine solche Veränderung des Blickwinkels: Weg von der Produktbe-<br />

trachtung der <strong>Organisation</strong>sstruktur als Rahmen <strong>für</strong> Arbeitsprozesse, hin zur Betrachtung des<br />

Organisierens als dauernden Prozess. Seines Erachtens wird dies ermöglicht sowohl durch<br />

individuelle Lernprozesse als auch durch organisationales Lernen. 90<br />

Auf diese Wechselwirkung zwischen der Flexibilität der <strong>Organisation</strong>sstruktur <strong>und</strong> organisa-<br />

tionalem Lernen verweist auch REINHARDT. Auch er stellt fest, dass es diese Plastizität der<br />

Struktur braucht, damit ein Unternehmen in einer sich verändernden Umwelt lebensfähig<br />

bleibt. Diese Plastizität wird aber nur durch organisationales Lernen erreicht, welches wie-<br />

derum ausschliesslich in einer Struktur stattfinden kann, die permanente selbst-transformie-<br />

rende Prozesse zulässt, d.h. plastisch ist. 91<br />

Es stellt sich also die Frage, wie ein solcher selbstreferentieller Prozess in Gang gesetzt wer-<br />

den kann bzw. welche Voraussetzungen <strong>für</strong> dessen Unterhalt das organisationale Lernen an<br />

die Struktur stellt. Denn laut HODEL hängt der Erfolg des organisationalen Lernens wesentlich<br />

von der gewählten <strong>Organisation</strong>sstruktur ab. 92<br />

88 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 119.<br />

89 Vgl. Heitger (1995), S. 125; Deiser (1995), S. 310.<br />

90 Vgl. Geissler (1995), S. 370.<br />

91 Vgl. Reinhardt (1995), S. 202, 204 <strong>und</strong> S. 260.<br />

92 Vgl. Hodel (1995), S. 72.


3.1 Einführende Bemerkungen - 26 -<br />

3. Voraussetzungen <strong>für</strong> <strong>Organisation</strong>ales Lernen<br />

3.1 Einführende Bemerkungen<br />

Um dem Leser am Anfang dieses Kapitels einen Überblick über die verschiedenen Voraus-<br />

setzungen zu geben, welche die <strong>Einführung</strong> von organisationalem Lernen an eine Organisa-<br />

tion stellt, werden in der Folge fünf Autoren bzw. die von ihnen genannten Voraussetzungen<br />

gegenübergestellt. Gleichzeitig ermöglicht dies einen Einblick in die verschiedenen Termino-<br />

logien <strong>und</strong> von diesen Autoren gesetzten Schwerpunkte. Sie wurden <strong>für</strong> diesen Vergleich aus-<br />

gewählt, da sie mehr oder weniger umfassend die allgemeinen Voraussetzungen <strong>für</strong> organisa-<br />

tionales Lernen in ihren Beiträgen auflisten.<br />

Voraussetzungen<br />

Autoren<br />

David A.<br />

GARVIN 93<br />

Kultur Einstellungen<br />

sind zu kultivieren<br />

<strong>Personal</strong> Engagement<br />

schaffen <strong>und</strong><br />

Lerntechniken<br />

vermitteln<br />

Struktur Abbau von<br />

Grenzlinien <strong>und</strong><br />

Aufhebung von<br />

Beschränkungen<br />

Harald<br />

GEISSLER 94<br />

Individuelles<br />

Lernen, insbesondere<br />

auch<br />

auf Persönlichkeitsebene<br />

Offene Aushandlung<br />

als<br />

Quelle offizieller<br />

<strong>und</strong> informellerRegelungen<br />

93 Vgl. Garvin (1994), S. 106.<br />

94 Vgl. Geissler (1995), S. 378 ff.<br />

95 Vgl. Reinhardt (1995), S. 281 ff., S. 308 <strong>und</strong> S. 319.<br />

96 Vgl. Kline/Sa<strong>und</strong>ers (1996), S. 283 ff.<br />

Rüdiger<br />

REINHARDT 95<br />

Verankerung<br />

von Normen<br />

<strong>und</strong> Werten,<br />

welche Selbstveränderung<br />

erlauben<br />

Initiative <strong>für</strong><br />

organisationales<br />

Lernen muss<br />

auch von Mitarbeiternausge-<br />

hen<br />

Formulierung<br />

von Regeln, die<br />

Orientierung <strong>für</strong><br />

Selbstorganisation<br />

bieten<br />

Peter KLINE &<br />

<strong>Bern</strong>ard<br />

SAUNDERS96 Definition des<br />

Zwecks<br />

Primäre Quellen<br />

neuer Lösungen<br />

<strong>und</strong> kreativer<br />

Arbeitsweisen<br />

Artikulieren von<br />

Regeln zur Förderung<br />

der effizientestenArbeitsweise


3.1 Einführende Bemerkungen - 27 -<br />

Voraussetzungen<br />

Ressourcen-<br />

überschuss <br />

Kommunika-<br />

tion<br />

David A.<br />

GARVIN 93<br />

Genügend Zeit<br />

zur Verfügung<br />

stellen<br />

Freien Informationsflussgewährleisten<br />

Reflexion Reflektion,<br />

Analyse <strong>und</strong><br />

Nachdenken<br />

Harald<br />

GEISSLER 94<br />

Kommunikative<br />

Abstimmung<br />

der Arbeits- <strong>und</strong><br />

Lernprozesse<br />

Weitest mögliche<br />

Entfaltung<br />

reflexiver Rationalität<br />

Rüdiger<br />

REINHARDT 95<br />

Aufbau eines<br />

internen Refle-<br />

xionspotentials <br />

Kommunikationserzeugung<br />

als erster Schritt<br />

der Initiierung<br />

<strong>und</strong> als basale<br />

Operation<br />

Gemeinsame<br />

Reflexionsprozesse<br />

zur permanentenSelbstüberprüfung<br />

Tab. 1: Vergleich der allgemeinen Voraussetzungen verschiedener Autoren<br />

Peter KLINE &<br />

<strong>Bern</strong>ard<br />

SAUNDERS 96<br />

Einbauen von<br />

Feedback-quellen,<br />

notwendig<br />

<strong>für</strong> Selbstregulation<br />

<strong>und</strong> -trans-<br />

formation<br />

Kontinuierliche<br />

Verbesserung<br />

durch ständiges<br />

revidieren der<br />

Regeln<br />

Es wird deutlich, dass eine ganzheitliche Betrachtung des Konzepts des organisationalen Ler-<br />

nens angebracht ist. So sind laut fast allen Autoren Veränderungen in den kulturellen Gege-<br />

benheiten ebenso notwendig, wie auch bei den personellen oder den strukturellen<br />

Determinanten.<br />

Zweitens zeigt sich grosse Übereinstimmung bei den Voraussetzungen der Kommunikation<br />

<strong>und</strong> der Reflexion. Durchgehend betonen alle Autoren die Notwendigkeit, das Bestehende im<br />

Unternehmen durch Reflexion selbst zu überprüfen. Die Kommunikation wird ebenfalls von<br />

allen als wichtig erachtet, entweder zur Förderung der Koordination oder zur Schaffung von<br />

Konsens.<br />

Autoren<br />

Dieser Vergleich ist aber zu oberflächlich, um daraus Anforderungen an die strukturelle Ge-<br />

staltung einer <strong>Organisation</strong> ableiten zu können. Um zu einer tieferen Betrachtung zu<br />

gelangen, wird das organisationale Lernen im Folgenden von mehreren Seiten betrachtet.<br />

Es werden aus unterschiedlichen Perspektiven heraus Voraussetzungen <strong>für</strong> das<br />

organisationale Lernen erarbeitet, um aus diesen wiederum Anforderungen an die strukturelle<br />

Gestaltung ableiten zu können.<br />

Wie in Abschnitt 2.2.1 aufgezeigt wurde, sind die Elemente des Unternehmens interdepen-<br />

dent. Hier eine absolute Trennung vornehmen zu wollen, wäre deshalb nicht nur künstlich,


3.2 Führungsbezogene Voraussetzungen - 28 -<br />

sondern geradezu falsch, da zur Verwirklichung dieser allgemeinen Voraussetzungen eben-<br />

falls strukturelle Aspekte vonnöten sind. Dass es dabei zu Überschneidungen <strong>und</strong> Mehrfach-<br />

nennungen kommt, ist verständlich <strong>und</strong> auch hilfreich, da daraus die Bedeutung der einzelnen<br />

Voraussetzungen ersichtlich wird.<br />

3.2 Führungsbezogene Voraussetzungen<br />

3.2.1 Veränderung der Führungsrolle<br />

Die Ansprüche an effektive Führung haben sich bereits geändert <strong>und</strong> werden sich in Zukunft<br />

im Zusammenhang mit dem organisationalen Lernen noch weiter ändern. Umgekehrt kommt<br />

den Führungskräften durch ihre zentrale Stellung im Unternehmen auch im Prozess der Schaf-<br />

fung des Rahmens <strong>für</strong> organisationales Lernen eine besondere Bedeutung zu (Partizipation<br />

der Mitarbeiter, symbolische Führung, Schaffung von passenden Anreizsystemen 97 , <strong>Personal</strong>-<br />

entwicklung, Aufbau einer passenden <strong>Organisation</strong>sstruktur etc.). 98 Sie müssen nicht nur den<br />

eigenen Lernprozess initiieren, sondern auch die Mitarbeiter beim Lernen fördern. 99<br />

Der Anweisungen erteilende <strong>und</strong> die Leistungsbeiträge der “Untergebenen” kontrollierende<br />

Vorgesetzte ist nach der Vorstellung von SCHANZ nicht die geeignete Führungsperson <strong>für</strong> ein<br />

Unternehmen, das sich dem organisationalen Lernen verschrieben hat. 100<br />

Vielmehr bedarf es <strong>für</strong> eine effektive Führung in diesem Kontext eines Mentors <strong>und</strong> Koordi-<br />

nators, der die wichtigen interpersonellen Beziehungen unter den Mitarbeitern pflegt <strong>und</strong> för-<br />

dert. Denn um Lösungen in einem zunehmend komplexeren Umfeld zu finden, bedarf es auch<br />

vermehrt der Zusammenführung von unterschiedlichem <strong>und</strong> eventuell verteiltem Wissen.<br />

Eine Möglichkeit dazu bietet sich in Form von Gruppen- <strong>und</strong> Teamarbeit an. 101<br />

Der Manager in seiner Rolle als Mentor muss auch die Risikofreude der Mitarbeiter belohnen,<br />

um neue Ideen <strong>und</strong> damit den Aufbau von Wissen zu begünstigen. Diese Suche nach Neuem<br />

<strong>und</strong> das damit verb<strong>und</strong>ene Experimentieren führen aber zu einer erhöhten Anzahl von Feh-<br />

lern. Der Manager steht in der Folge vor einem beinahe unauflösbaren Widerspruch: Auf der<br />

97 Siehe hierzu Abschnitt 3.3.1, S. 9.<br />

98 Vgl. Deiser (1995), S. 309.<br />

99 Vgl. Bertels (1996), S. 4 f.; Reinhardt (1995), S. 286.<br />

100 Vgl. Schanz (1994), S. 430.


3.2 Führungsbezogene Voraussetzungen - 29 -<br />

einen Seite würde ein Bestrafen dieser Fehler die Kreativität im Unternehmen abtöten <strong>und</strong> das<br />

Lernen aus Fehlern reduzieren. Auf der anderen Seite muss er die Fehler, die entstehen, nach<br />

oben verantworten. Die Führung muss deshalb erstens ein Anreizsystem schaffen, das die<br />

Risikofreude der Mitarbeiter belohnt <strong>und</strong> zweitens ein Bewertungssystem <strong>für</strong> seine Manager<br />

anwenden, das solche Fehler nicht in die Leistungsbeurteilung miteinbezieht. 102<br />

3.2.2 Diversität <strong>und</strong> Konsens<br />

Das bisherige Verständnis der Führung eines Unternehmens beinhaltete im Kern die Ausrich-<br />

tung der verschiedenen Mitarbeiter auf die gemeinsamen Unternehmensziele <strong>und</strong> damit die<br />

Schaffung eines unternehmensübergreifenden Konsenses. Dies schien implizit die Gleichrich-<br />

tung aller in einem Unternehmen vorhandenen Realitätsdefinitionen zu beinhalten. Im Gegen-<br />

satz dazu wird beim organisationalen Lernen die Schaffung von Diversität sowie die gleich-<br />

zeitige Herstellung von Konsens gefordert. Die Diversität kommt durch das Einbringen der<br />

individuellen Vorstellungen, Standpunkte <strong>und</strong> Werthaltungen zustande, welche die breite Ba-<br />

sis <strong>für</strong> mögliche Lösungen bilden. 103<br />

Nur durch das Zulassen von Diversität wird angeblich Bewährtes in Frage gestellt <strong>und</strong> Über-<br />

liefertes auf seinen Sinn hin überprüft. Damit ist dies der erste Schritt zur Förderung der<br />

Wandlungsbereitschaft <strong>und</strong> Lernfähigkeit eines Unternehmens. 104<br />

Gr<strong>und</strong>legend ist allerdings, dass die Differenzierungen aufgedeckt werden <strong>und</strong> durch Refle-<br />

xion der Unterschiede genutzt werden. Die Schwierigkeit <strong>für</strong> die Führung besteht darin, dass<br />

trotz der geforderten Diversität von Meinungen eine gewisse Einigung über eine gemeinsame<br />

Wirklichkeitskonstruktion notwendig ist. Die Herausforderung ist hierbei, eine Balance zwi-<br />

schen Diversität <strong>und</strong> Konsens zu finden. 105<br />

3.2.3 Symbolische Führung<br />

Eine Möglichkeit, dieses “Chaos” von gegensätzlichen Meinungen im Hinblick auf den ge-<br />

meinsamen Zweck der Erhaltung des Unternehmens zu einigen, besteht nach Ansicht von<br />

101 Vgl. ebenda.<br />

102 Vgl. Garvin(1994), S. 99.<br />

103 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 20.<br />

104 Vgl. Arnold (1995), S. 358.<br />

105 Vgl. Pawlowsky (1995), S. 45<strong>1.</strong>


3.2 Führungsbezogene Voraussetzungen - 30 -<br />

NONAKA darin, den Mitarbeitern einen konzeptionellen Rahmen vorzugeben. Dies ist die<br />

Aufgabe der Führung, welche ihre Sicht der Zukunft des Unternehmens durch symbolische<br />

Führung, d.h. in Form von Metaphern, Symbolen <strong>und</strong> Konzepten artikulieren muss, um<br />

damit den Mitarbeitern eine grobe Orientierung zu bieten. 106<br />

Falls die Führungskräfte diese Symbole ohne Einbezug der betroffenen Mitarbeiter festlegen,<br />

findet aber keine gemeinsame Wirklichkeitskonstruktion statt, so wie sie oben gefordert wird.<br />

Dies steht nach Meinung von REINHARDT dem organisationalen Lernen entgegen, <strong>und</strong> er ver-<br />

langt eine gemeinsame Festlegung der Bedeutungen von Symbolen. Dies ist aber nur durch<br />

eine vermehrte Kommunikation zwischen Führungskräften <strong>und</strong> Mitarbeitern möglich. Dar-<br />

aus resultiert die zentrale Bedeutung von Kommunikation <strong>für</strong> die Erzeugung von organisatio-<br />

nalem Lernen. 107<br />

3.2.4 Verschiebung der Verantwortung<br />

Eine weitere Schwierigkeit bei der gemeinsamen Wirklichkeitskonstruktion besteht in der<br />

Verschiebung der Verantwortung. Auf der einen Seite muss der Mitarbeiter dazu bereit sein,<br />

mehr Verantwortung zu übernehmen; im Gegenzug da<strong>für</strong> erhält er aber auch eine ganzheitli-<br />

chere Aufgabe. Auf der anderen Seite sollen die Führungskräfte Verantwortung abgeben, ob-<br />

wohl sie im Austausch “nur” eine andere Führungsrolle erhalten. Dieser Machtverzicht ent-<br />

spricht auch nicht den geltenden westlichen Normen <strong>und</strong> Werten. 108<br />

Aus diesen Gründen ist bei der <strong>Einführung</strong> des organisationalen Lernens wohl auch mit Wi-<br />

derstand der Führungskräfte zu rechnen.<br />

106 Vgl. Nonaka (1994), S. 92; siehe hierzu auch Reinhardt (1995), S. 282.<br />

107 Vgl. Reinhardt (1995), S. 289 ff.<br />

108 Vgl. Reinhardt/Schweiker (1995), S. 287.


3.2 Führungsbezogene Voraussetzungen - 31 -<br />

3.2.5 Vernetzung nach aussen<br />

Neben der Schaffung von Diversität <strong>und</strong> der Suche nach Konsens kommt der Führung auch<br />

die Aufgabe der Vernetzung nach aussen, beispielsweise in Form von Kooperationen zu.<br />

Die Lernperspektive bezieht sich hierbei nicht nur auf die Möglichkeit, das Kooperieren<br />

selbst zu erlernen, sondern vielmehr geht es darum, zu kooperieren, um zu lernen. 109<br />

Wie in Abschnitt 2.<strong>1.</strong>4.3 aufgezeigt wurde, ist die Aussenwelt ein wichtiger Lieferant <strong>für</strong> In-<br />

formationen, welche wiederum die Basis von Lernprozessen darstellen. Kooperationen sind<br />

ein Weg, an solche Informationen zu gelangen, da sie optimalerweise nebst den Ressourcen<br />

<strong>und</strong> den Absatzmärkten auch den Zugang zum Wissen des Partners erschliessen. 110<br />

Die konkreten Aufgaben in der lernförderlichen Ausgestaltung einer Aussenbeziehung sind<br />

hierzu die Schaffung von Möglichkeiten zur föderativen Zusammenarbeit zwischen den Mit-<br />

arbeitern beider Unternehmen, der Aufbau von formalen <strong>und</strong> informellen Beziehungsnetzen<br />

<strong>und</strong> die Sicherstellung von Autonomie der Partner. Unter diesen Voraussetzungen bieten Ko-<br />

operationen nach Meinung von PROBST & BÜCHEL einen lernorientierten Rahmen. Diese Vor-<br />

aussetzungen, die hier im Grossen <strong>für</strong> die Zusammenarbeit von Unternehmen gelten, sehen<br />

sie auch im “Kleinen” bei der Zusammenarbeit von Individuen als allgemeine Charak-<br />

teristiken <strong>für</strong> organisationales Lernen im Unternehmen selbst. Ihres Erachtens kann die ange-<br />

strebte Erhöhung der Handlungskompetenz nur durch das richtige Mass an Freiräumen in<br />

Form autonomer Einheiten, durch das Zusammenführen von Wissen in Form von Gruppen-<br />

oder Teamarbeit sowie durch Kommunikation in Form des Austausches von Meinungen <strong>und</strong><br />

Informationen gelingen. 111<br />

Neben Kooperationen bieten sich noch weitere Möglichkeiten der systematischen Öffnung<br />

der <strong>Organisation</strong>sgrenzen <strong>für</strong> den externen Wissenserwerbs an. Die Unternehmen, welche<br />

relevantes Wissen besitzen, können auch übernommen werden, um an das gewünschte Wissen<br />

zu gelangen. Eine anderer Weg ist die Bildung von informellen Netzen über die<br />

109 Vgl. Prange/Probst/Rüling (1996), S. 10.<br />

110 Vgl. Leonard-Barton (1994), S. 116 f.<br />

111 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 134.


3.2 Führungsbezogene Voraussetzungen - 32 -<br />

<strong>Organisation</strong>sgrenzen hinweg. Den Mitarbeitern bietet sich dabei die Gelegenheit, mit<br />

Mitgliedern anderer <strong>Organisation</strong>en Wissen auszutauschen. 112<br />

3.2.6 Bereitstellung von Slack<br />

Mit Slack wird der Überschuss einer Ist-Grösse über eine Soll-Grösse bezeichnet. Es kann<br />

sich dabei beispielsweise um den Überschuss von Ressourcen über das zu diesem Zeitpunkt<br />

notwendige Mass oder um Red<strong>und</strong>anzen in der Kommunikation handeln. In der heutigen<br />

Zeit, in welcher das Schlagwort “Lean-Management” in aller M<strong>und</strong>e ist, wird die Forderung<br />

nach Slack verständlicherweise mit Argwohn betrachtet. Trotzdem gelingt es FALLGATTER in<br />

seinem Artikel aufzuzeigen, dass es sogenannten “Organizational Slack” braucht, um die im<br />

Lean-Management angestrebten Ziele zu erreichen. In einer Zeitpunktbetrachtung mag Orga-<br />

nizational Slack aus Kostengründen unwirtschaftlich erscheinen, doch längerfristig kann er<br />

die notwendigen Freiräume <strong>für</strong> sehr unterschiedliche Ziele liefern. Nach FALLGATTER schafft<br />

er die Möglichkeiten zur Erhöhung der Flexibilität genauso, wie er auch die notwendigen<br />

Überschüsse <strong>für</strong> die Steigerung der Innovationsfähigkeit eines Unternehmens beinhaltet. 113<br />

Kritisch bleibt anzumerken, dass seine Forderung nach der Bereitstellung der “optimalen<br />

Slackmenge” als abstrakte Idee im Raum stehen bleibt, da er zu deren Ausmass nur eine<br />

“Nicht- zuviel-<strong>und</strong>-nicht-zuwenig”-Angabe macht.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sind zwei mögliche Auslösefaktoren von organisationalem Lernen denkbar:<br />

Entweder werden Unternehmen durch eine Krise zum Lernen veranlasst, weil sie eine Lösung<br />

<strong>für</strong> ihre Probleme suchen, oder sie lernen, weil freie Kapazitäten da<strong>für</strong> in Form von Organiza-<br />

tional Slack bereit gestellt wurden. Es handelt sich bei letzterem um Ressourcen die nicht im<br />

Tagesgeschäft aufgezehrt werden, sondern die <strong>für</strong> Lernprozesse frei zur Verfügung stehen.<br />

Beispielsweise kann Organizational Slack durch Strukturred<strong>und</strong>anzen oder durch die lockere<br />

Verknüpfung von teilautonomen Gruppen geschaffen werden. 114<br />

Die logische Folge <strong>für</strong> die Führung wäre dementsprechend die frühzeitige Bereitstellung von<br />

Organizational Slack, um dadurch Lernprozesse einzuleiten <strong>und</strong> damit die Krise zu vermei-<br />

den.<br />

112 Vgl. Deiser (1995), S. 309; Probst/Büchel/Raub (1996), S. 10 f.<br />

113 Fallgatter (1995), S. 215 ff.; siehe auch Nonaka (1994), S. 9<strong>1.</strong><br />

114 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 50.


3.2 Führungsbezogene Voraussetzungen - 33 -<br />

NONAKA sieht dies sogar als ersten Schritt, um ein wissenproduzierendes Unternehmen zu<br />

führen. Seiner Meinung nach fördert Slack (in Form von Überschneidungen bei der internen<br />

Information sowie bei den geschäftlichen Aktivitäten <strong>und</strong> Zuständigkeiten) den Transfer im-<br />

pliziten Wissens, da er zu vermehrter Kommunikation unter den Mitarbeitern führt. 115<br />

Allerdings verweisen PROBST & BÜCHEL auch auf die Möglichkeiten zur missbräuchlichen<br />

Verwendung von Slack. Überfluss <strong>und</strong> Ressourcenreichtum werden empirischen Forschungen<br />

zufolge weit häufiger als Basis <strong>für</strong> Trägheit <strong>und</strong> Bewahrung von Verhaltensweisen einge-<br />

setzt, anstatt zur Suche nach neuen Lösungen, was staatliche <strong>Institut</strong>ionen mit ihren bürokra-<br />

tisierten Strukturen bislang zur Genüge beweisen. 116<br />

3.2.7 Ableitung von Anforderungen an die Struktur<br />

Da in Wechselwirkung auch organisationale Bedingungen den Rahmen <strong>für</strong> die Führung bil-<br />

den, lassen sich aus diesen führungsbezogenen Voraussetzungen Anforderungen an die<br />

Struktur eines Unternehmens ableiten.<br />

Es wurde deutlich, dass die Förderung der Kommunikation eine zentrale Voraussetzung <strong>für</strong><br />

organisationales Lernen ist. 117 Entsprechend ist die abteilungs- <strong>und</strong> unternehmensübergrei-<br />

fende Kommunikation auch mit Hilfe der Gestaltung einer entsprechenden Struktur zu be-<br />

günstigen. Dazu muss ein Rahmen geschaffen werden, indem nicht nur formale Beziehungen<br />

möglich sind, sondern es müssen auch informale Kontaktaufnahmen unterstützt werden. Eine<br />

solche Möglichkeit zur Aktivierung von zusätzlicher Kommunikation ist die zeitlich be-<br />

grenzte Zusammenführung von Individuen zur gemeinsamen Lösung einer Aufgabe in Form<br />

von Gruppen- oder Teamarbeit. 118 Grenzlinien innerhalb des Unternehmens sowie starke<br />

Grenzziehungen nach aussen behindern den freien Informationsfluss. Erforderlich sind<br />

Strukturen ohne vertikale (hierarchische) <strong>und</strong> horizontale (funktionale) Barrieren, damit der<br />

Austausch von Informationen, Gedanken <strong>und</strong> Ideen nicht behindert wird. 119<br />

Die gemeinsame Wirklichkeitskonstruktion, wie sie in Abschnitt 3.2.2 gefordert wird, erfor-<br />

dert die horizontale Abstimmung zwischen den verschiedenen Ebenen im Unternehmen. Auf<br />

115 Vgl. Nonaka (1994), S. 9<strong>1.</strong><br />

116 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 51; Reinhardt (1995), S. 49 ff.<br />

117 Vgl. hierzu auch Reinhardt/Schweiker (1995), S. 293.<br />

118 Vgl. Dehnbostel (1995), S. 490 f.<br />

119 Vgl. Garvin (1994), S. 95; Leonard-Barton (1994), S. 113.


3.2 Führungsbezogene Voraussetzungen - 34 -<br />

der einen Seite wird dieser Aushandlungsprozess durch eine durchgehende Kommunikation<br />

zwischen allen Ebenen begünstigt. Auf der anderen Seite findet eine solche Abstimmung auch<br />

leichter statt, wenn nur wenige Ebenen in diesem Prozess überbrückt werden müssen. Damit<br />

ergibt sich die Forderung nach einer flachen Gestaltung des Unternehmens im Sinne weniger<br />

Hierarchiestufen. SCHÜPPEL genügt diese flache Gestaltung von <strong>Organisation</strong>sstrukturen<br />

nicht. Er fordert eine Netzwerkstruktur, die im Sinne einer Heterarchie organisiert werden<br />

muss, da in einer hierarchischen <strong>Organisation</strong> die intendierten diskontinuierlichen Sprünge<br />

nicht mehr möglich wären. 120<br />

Als letzte ableitbare Anforderung aus diesen führungsbezogenen Voraussetzungen folgt die<br />

Notwendigkeit der Schaffung von Freiräumen innerhalb der Struktur, um das organisatio-<br />

nale Lernen zu ermöglichen.<br />

Die Erhaltung von Freiräumen nach aussen in Form von Autonomie schien im Zusammen-<br />

hang mit der Forderung nach Kooperationen auf. 121 An gleicher Stelle wurde auch darauf<br />

hingewiesen, dass die Gewährung von Autonomie auch bei der Gestaltung von Individual-<br />

oder Gruppenarbeitsverhältnissen zu berücksichtigen ist. Als Freiraum nach innen kann die<br />

Berücksichtigung von Slack interpretiert werden. Denn eine Strukturgestaltung mit Einbezug<br />

von genügendem Slack gibt die notwendigen Zeit- <strong>und</strong> Ressourcenfreiheiten, um zu reflektie-<br />

ren <strong>und</strong> Lernprozesse einzuleiten. 122<br />

120 Vgl. Schüppel (1995), S. 188 f.<br />

121 Siehe Abschnitt 3.2.5, S. 9.<br />

122 Siehe Abschnitt 2.<strong>1.</strong>4.3, S. 9.


3.3 Individuumsbezogene Voraussetzungen - 35 -<br />

3.3 Individuumsbezogene Voraussetzungen<br />

3.3.1 Engagement<br />

Neben der in Abschnitt 3.2.4 erwähnten Übernahme von zusätzlicher Verantwortung muss<br />

der einzelne Mitarbeiter auch bereit sein, seine individuellen Wirklichkeitskonstruktionen <strong>und</strong><br />

damit sein Wissen dem Unternehmen zugänglich zu machen. Nur so ist eine<br />

Weiterentwicklung über das persönliche Wissen jedes Einzelnen hinaus möglich. Es entsteht<br />

ein kollektiver Wissensvorrat, der die Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> organisationales Lernen bildet. Es wird<br />

deutlich, dass der Unterschied zwischen individuellem <strong>und</strong> organisationalem Lernen darin<br />

liegt, dass in letzterem die Bildung eines gemeinsamen Konsenses erforderlich ist, der sich<br />

auf die Bedürfnisse <strong>und</strong> Werte aller <strong>Organisation</strong>smitglieder bezieht. 123<br />

Da aber Wissen auch Macht darstellt, ist mit der Offenheit des individuellen Wissens auch ein<br />

persönlicher Machtverzicht verb<strong>und</strong>en. Dem Einzelnen ist innerhalb des Unternehmens die<br />

Möglichkeit gegeben, sich durch das Zurückhalten von wichtigen Informationen unentbehr-<br />

lich zu machen <strong>und</strong> seine Position gegenüber den Mitarbeitern zu stärken. Er kann sich auf<br />

diese Weise ein sogenanntes “Informationsmonopol” 124 aufbauen. Als Antrieb <strong>für</strong> das Indivi-<br />

duum, diesen Verlust an Macht zu akzeptieren, müssen auf der personellen Ebene Anreize in<br />

Form von finanziellen Belohnungen, Preisen <strong>und</strong> verschiedenen Arten von Anerkennung ge-<br />

boten werden. 125 Auf der kulturellen Ebene steht die Erzeugung einer diesbezüglichen Ein-<br />

stellung des Mitarbeiters im Vordergr<strong>und</strong>. Er muss das neue Umfeld des organisationalen<br />

Lernens erkennen <strong>und</strong> ausnutzen. WILMES bezeichnet dieses erforderliche Engagement tref-<br />

fend als “Wollen” 126 des Mitarbeiters. Im Gegensatz zum “Wollen” ist das “Dürfen” von der<br />

Gewährung von Freiräumen durch die Führung abhängig. 127<br />

In diesem Sinne fordert auch WIEGAND eine wesentlich offenere Orientierung an Emotionen<br />

<strong>und</strong> Emotionskonzepten als bisher. Seines Erachtens müssen die spezifischen kognitiven <strong>und</strong><br />

123 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 20.<br />

124 Vgl. von Krogh/Venzin (1997), S. 23.<br />

125 Vgl. Rohner (1997), S. 69.<br />

126 Vgl. Wilmes (1995), S. 146 f.<br />

127 Vgl. hierzu auch Reinhardt (1995), S. 328 <strong>und</strong> 335, wo er den Begriff des “Commitment” <strong>für</strong> den<br />

gleichen Sachverhalt verwendet.


3.3 Individuumsbezogene Voraussetzungen - 36 -<br />

emotionalen Beschränkungen von Individuen vermehrt innerhalb des Rahmens der Um-<br />

setzung von organisationalem Lernen einbezogen werden. Als wichtige Instrumente hierzu<br />

erachtet er die Schaffung von emotional bedeutungsvollen Rückkopplungen 128 , die Neuorien-<br />

tierung der Entlohnungssysteme am Ausmass des individuell Erlernten, die Veränderung der<br />

Strukturen <strong>und</strong> die Anpassung von Karrierewegen. 129<br />

Auf die Notwendigkeit der Beachtung von Karrierewegen in- <strong>und</strong> eventuell eben auch ausser-<br />

halb des Unternehmens weisen auch VON KROGH & VENZIN hin. 130 Sie argumentieren, dass<br />

in der heutigen Zeit der Arbeitsplatzunsicherheit ein Interessenkonflikt zwischen Arbeitgeber<br />

<strong>und</strong> -nehmer bezüglich des zu erwerbenden Wissens besteht. In einer Wissensgesellschaft wie<br />

der unseren bemisst sich der Marktwert jedes Arbeitnehmers an dem Wissen, das er in den<br />

Arbeitsmarkt bzw. in ein Unternehmen einbringen kann. Deshalb besteht <strong>für</strong> ihn ein Anreiz,<br />

firmenunabhängiges Wissen zu erwerben. Ein Beispiel <strong>für</strong> solches Wissen ist das Erlernen<br />

einer Fremdsprache, die er <strong>für</strong> seinen momentanen Arbeitsplatz nicht gebrauchen kann, die<br />

aber seine Attraktivität aus der Sicht eines potentiellen zukünftigen Arbeitgebers erhöht.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Angst um den Arbeitsplatz kommt es zu einem zweifachen Fehlverhalten des<br />

Mitarbeiters: Erstens wird er sein firmenspezifisches Wissen nicht mehr mit den anderen<br />

Mitarbeitern teilen, um sich auf diese Weise ein Informationsmonopol aufzubauen. Die<br />

zweite Möglichkeit der Sicherung seiner Beschäftigungsfähigkeit (entspricht seiner<br />

Attraktivität <strong>für</strong> andere Firmen) bietet sich ihm durch den oben aufgezeigten Erwerb von<br />

Wissen, das keinen unmittelbaren Wert <strong>für</strong> das Unternehmen aufweist. Als Ausweg aus<br />

diesem Konflikt muss der Arbeitgeber seine Verantwortung <strong>für</strong> die gesamte<br />

(firmenspezifische <strong>und</strong> firmenunabhängige) Wissensentwicklung des Mitarbeiters<br />

wahrnehmen <strong>und</strong> ihm bewusst die Möglichkeit bieten, sein gesamtes Wissen auszubauen.<br />

Denn Mitarbeiter mit einer hohen Beschäftigungsfähigkeit werden nicht nur eine höhere<br />

Bereitschaft aufweisen, Wissen anzuhäufen, sondern auch es weiterzugeben. 131<br />

Als weiteres Beispiel <strong>für</strong> die Schaffung von entsprechenden Anreizen sei die Abrechnungs-<br />

<strong>und</strong> Beförderungspraxis der Beratungsfirma McKinsey erwähnt. Es wurde erkannt, dass die<br />

Qualität der Beratung unter anderem wesentlich vom verfügbaren Wissen über ihre K<strong>und</strong>en<br />

128 Siehe Abschnitt 3.5.2, S. 9.<br />

129 Vgl. Wiegand (1995), S. 534 f.<br />

130 Vgl. von Krogh/Venzin (1997), S. 23.<br />

131 Vgl. von Krogh/Venzin (1997), S. 23.


3.3 Individuumsbezogene Voraussetzungen - 37 -<br />

<strong>und</strong> deren Branche abhängig ist. Deshalb wurde ein Anreizsystem geschaffen, das alle Grup-<br />

pen <strong>und</strong> Individuen des Unternehmens veranlassen soll, das in der Beratungspraxis<br />

aufgebaute Wissen möglichst vollständig offenzulegen <strong>und</strong> in die Wissensbasis des<br />

Unternehmens einzubringen. So bekommt ein Beratungsteam erst die Erlaubnis zur<br />

Abrechnung, wenn die formalisierte Beschreibung des bearbeiteten Projektes in die<br />

elektronische Datenbank aufgenommen wurde. Des weiteren stellt das Verfassen von<br />

inhaltsreicher <strong>und</strong> häufig nachgefragter Dokumentation eine Möglichkeit dar, sich innerhalb<br />

des Unternehmens einen Ruf von Kompetenz zu erwerben. Dies wird noch unterstützt durch<br />

die interne Veröffentlichung der besten Anregungen <strong>und</strong> Ideen, die in diesen Berichten<br />

aufscheinen. Die auf diese Weise zu erwerbende Reputation ist wiederum ein Kriterium <strong>für</strong><br />

eine Beförderung. 132<br />

3.3.2 Entwicklungsmotivation<br />

Die Gr<strong>und</strong>elemente einer jeden lernfähigen Einheit eines Unternehmens sind Menschen. Sie<br />

stellen das Flexibilitätspotential der <strong>Organisation</strong> dar <strong>und</strong> sind daher auch die Träger der<br />

Wandlungsfähigkeit <strong>und</strong> -bereitschaft. Der Mensch verleiht dem Unternehmen bzw. seinem<br />

Lenkungssystem durch seine kognitiven Fähigkeiten die Möglichkeit zur schnellen <strong>und</strong> flexi-<br />

blen Anpassung an Veränderungen. 133 Will man eine <strong>Organisation</strong> auf jeder Ebene flexibel<br />

gestalten, so muss den Mitarbeitern auch auf jeder Stufe die Möglichkeit gegeben werden,<br />

Entscheidungen zu treffen, die in ihren Aufgabenbereich fallen. Selbstverständlich müssen<br />

die Mitarbeiter zuerst die entsprechenden Fähigkeiten entwickeln, bevor sie entscheiden<br />

können.<br />

Es wird ersichtlich, dass <strong>Organisation</strong>en nur lernen können, wenn alle ihre Mitarbeiter lernen.<br />

Dieses individuelle Lernen allein genügt noch nicht, aber es ist die Basis, auf der aufbauend<br />

organisationales Lernen möglich wird. 134<br />

Im Rahmen des Konzeptes des organisationalen Lernens sollte aus diesem Gr<strong>und</strong> der Ent-<br />

wicklung des Individuums zum permanent lernenden Mitarbeiter das entsprechende Gewicht<br />

beigemessen werden.<br />

132 Vgl. Willke (1995), S. 57 f.<br />

133 Vgl. Pawellek (1995), S. 76 f.<br />

134 Vgl. Senge (1990), S. 139; Reinhardt (1995), S. 60.


3.3 Individuumsbezogene Voraussetzungen - 38 -<br />

SENGE sieht diese Entwicklung des Individuums in zwei Schritten: 135<br />

Der erste Schritt besteht im Aufbau von Sach- <strong>und</strong> Führungskompetenzen. Dies findet in ei-<br />

nem Unternehmen in Form von <strong>Personal</strong>entwicklung in Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsprogram-<br />

men statt.<br />

Der zweite Schritt kann als Persönlichkeitsentwicklung umschrieben werden. Dazu ist es<br />

erforderlich, dass der Einzelne in einer ersten Phase eine Reflexion seiner Ziele unternimmt,<br />

<strong>und</strong> sich fragt, was <strong>für</strong> ihn wichtig ist. In der zweiten Phase lernt er seine Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

seine Umgebung zu reflektieren, um den Weg zu erkennen, wie er seine Ziele bestmöglich<br />

erreichen kann bzw. welche Ziele <strong>für</strong> ihn überhaupt erreichbar sind.<br />

Hierbei wird deutlich, dass organisationales Lernen versucht den Mitarbeiter aus einer ganz-<br />

heitlichen Perspektive zu betrachten. Die angestrebte Professionalität erstreckt sich nicht nur<br />

auf die berufliche Entwicklung, sondern bezieht auch eine Entwicklung auf der persönlichen<br />

Ebene mit ein. 136<br />

Ein Hindernis auf diesem Weg der beruflichen Entwicklung stellt das immer schneller veral-<br />

tende Qualifikationsprofil dar. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist es neben dem Aufbau von Kompetenzen<br />

ebenso wichtig, die Fähigkeit des Verlernens zu erwerben, um nicht an bereits überholtem<br />

Wissen festzuhalten. Aufbauend auf der Lernfähigkeit <strong>und</strong> der Lernbereitschaft des Mitarbei-<br />

ters ergibt sich daraus ein permanenter Zyklus von Lernen <strong>und</strong> Vergessen. 137<br />

3.3.3 Kommunikationsfähigkeit<br />

Individuelles Wissen kann nur über die Interaktion mit Mitarbeitern ausgetauscht <strong>und</strong><br />

angereichert werden. Es ist deshalb <strong>für</strong> die Implementierung von organisationalem Lernen<br />

notwendig, im Zuge des <strong>Personal</strong>managements diejenigen Handlungskompetenzen der<br />

<strong>Organisation</strong>smitglieder zu fördern, welche den interaktiven Austausch begünstigen.<br />

Neben der individuellen Entwicklungsmotivation <strong>und</strong> der Reflexionsfähigkeit 138 kommt der<br />

Fähigkeit zur Kommunikation eine zentrale Bedeutung zu. 139<br />

135 Vgl. Senge (1990), S. 139 ff; siehe auch Geissler (1995), S. 378.<br />

136 Vgl. Senge (1990), S. 142; Reinhardt (1995), S. 136.<br />

137 Vgl. Willke (1995), S. 50.<br />

138 Diese wird anschliessend in Abschnitt 3.3.4 S. 9 behandelt.<br />

139 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 156.


3.3 Individuumsbezogene Voraussetzungen - 39 -<br />

Bereits in Abschnitt 3.2.3 wurde auf die Bedeutung der Kommunikation im Unternehmen bei<br />

der Schaffung einer gemeinsamen Wirklichkeitskonstruktion hingewiesen. Es wurde eine ver-<br />

stärkte Kommunikation der Führung mit den Mitarbeitern aller Ebenen als erforderlich erach-<br />

tet. Doch dieser Aushandlungsprozess einer gemeinsamen Realitätsdefinition ist kein einseiti-<br />

ger Vorgang, der nur von “oben nach unten” vor sich geht. Es bedarf ebenso der Mitsprache<br />

der betroffenen <strong>Organisation</strong>smitglieder in Form der Kommunikation von unten nach oben.<br />

Nur auf diese Weise ist ein Konsens möglich, der von einer breiten Basis getragen wird, was<br />

wiederum zur Senkung der Wahrscheinlichkeit von Widerständen beiträgt. 140<br />

Es ist zwar immer ein Einzelner, bei dem neues Wissen beginnt. 141 Damit wird aber nicht die<br />

einzelne Person zum Gr<strong>und</strong>element des organisationalen Lernens.<br />

Es kommt in erster Linie nicht darauf an wieviel einer weiss, sondern wieviele es wissen.<br />

Das Lernen des Individuums ist somit eine notwendige, aber keinesfalls hinreichende Bedin-<br />

gung <strong>für</strong> organisationales Lernen. 142<br />

Die einzelnen Wissenspartikel der Mitglieder müssen in einem lernenden Unternehmen zu<br />

einer organisationalen Wissensbasis zusammengefügt werden. Für diese Verknüpfung <strong>und</strong><br />

die Übertragung des individuellen Wissens ist wiederum die Kommunikation zwischen den<br />

Mitgliedern der <strong>Organisation</strong> unentbehrlich. 143<br />

An dieser Stelle sei allerdings noch darauf hingewiesen, dass diese notwendige Kommunika-<br />

tion nicht erzwungen werden kann. Es können zwar die erforderlichen Freiräume <strong>und</strong> die<br />

technischen Möglichkeiten zur Verfügung gestellt werden, doch wird das Gelingen derartiger<br />

Bemühungen entscheidend von der Unternehmenskultur <strong>und</strong> den Zielen der Beteiligten ab-<br />

hängig sein. 144<br />

3.3.4 Reflexionsfähigkeit<br />

Im Zusammenhang mit dem Prozesslernen 145 wurde bereits auf die Notwendigkeit der Refle-<br />

xion von Lernprozessen der ersten zwei Ebenen hingewiesen, um eine höhere Lernebene er-<br />

140 Vgl. Reinhardt (1995), S. 334 f.<br />

141 Vgl. Nonaka (1994), S. 87.<br />

142 Vgl. Bertels (1996), S. 3.<br />

143 Vgl. Willke (1995), S. 53.<br />

144 Vgl. Bertels (1996), S. 3.


3.3 Individuumsbezogene Voraussetzungen - 40 -<br />

reichen zu können. Diese Reflexion ist nicht nur auf der organisationalen Ebene zu fordern,<br />

denn wie bereits beim Prozess des organisationalen Lernens 146 aufgezeigt wurde, muss sie<br />

auch auf der individuellen Ebene stattfinden. GEISSLER bezeichnet diesen Vorgang als die<br />

Entfaltung von “operativer Rationalität” 147 . Von dieser grenzt er die sogenannte “strategische<br />

Rationalität” ab, in dessen Zentrum – parallel zum Veränderungslernen 148 – die Reflexion der<br />

zugr<strong>und</strong>e liegenden Normen <strong>und</strong> Werte steht.<br />

Eine Reflexion ist aber nicht nur bezogen auf die Prozesse <strong>und</strong> Normen des Unternehmens<br />

erforderlich. Sie gilt auch als Voraussetzung <strong>für</strong> die Persönlichkeitsentwicklung des Individu-<br />

ums. 149 GEISSLER zufolge handelt es ich um die sogenannte “reflexive Rationalität”, die in der<br />

Lage sein soll, sich selbst zu überprüfen. Es geht darum, die eigene Reflexion selbst zu re-<br />

flektieren <strong>und</strong> damit zu überprüfen. 150 Bezogen auf das organisationale Lernen verfolgt<br />

REINHARDT dieselbe Idee unter der Bezeichnung des “Triple-loop-learning” 151 .<br />

3.3.5 Ableitung von Anforderungen an die Struktur<br />

Es wurde deutlich, dass die Errichtung von passenden Kommunikationsstrukturen zu den zen-<br />

tralen Anforderungen bei der Gestaltung einer <strong>für</strong> das organisationale Lernen geeigneten<br />

Struktur darstellt. Eine offene, intensive <strong>und</strong> nach allen Seiten gerichtete Kommunikation<br />

schafft die notwendige Konfrontation mit unterschiedlichen Sichtweisen <strong>und</strong> Einstellungen<br />

der Beteiligten in- <strong>und</strong> ausserhalb des Unternehmens <strong>und</strong> bewirkt einen effizienten Transfer<br />

des verfügbaren Wissens. 152<br />

Im Zusammenhang mit der Erfordernis der Entwicklung eines jeden Mitarbeiters 153 , stellt es<br />

sich heraus, dass der Mensch als zentrales Steuerungselement anzusehen ist. Traditionelle<br />

Managementkonzepte tendieren aber dazu, die Lenkung des Unternehmens in den oberen<br />

Hierarchiestufen zu konzentrieren. Der Entscheidungsspielraum der unteren Ebenen wird<br />

durch die Vorgabe von ausführlichen Entscheidungen eingeschränkt. Dies kann zu mangeln-<br />

145 Siehe Abschnitt 2.<strong>1.</strong>3.3, S. 9.<br />

146 Siehe Abschnitt 2.<strong>1.</strong>4.3, S.9.<br />

147 Vgl. Geissler (1995), S. 38<strong>1.</strong><br />

148 Siehe Abschnitt 2.<strong>1.</strong>3.2, S. 9.<br />

149 Siehe Abschnitt 3.3.2, S. 9.<br />

150 Vgl. Geissler (1995), S. 38<strong>1.</strong><br />

151 Vgl. Reinhardt (1995), S. 300.<br />

152 Vgl. Bertels (1996), S. 3.


3.3 Individuumsbezogene Voraussetzungen - 41 -<br />

der Motivation der Mitarbeiter, zu einer schlechten Akzeptanz der Vorgaben <strong>und</strong> zu geringer<br />

Identifikation mit der Aufgabe führen. Bei unplanmässigen Vorkommnissen kommt es in der<br />

Folge zu lange andauernden Störungen, da die Mitarbeiter <strong>für</strong> geeignete Gegenmassnahmen<br />

nicht verantwortlich sind. Dementsprechend ist bei der Strukturgestaltung dem einzelnen Mit-<br />

arbeiter genügend Autonomie im Sinne von Eigenverantwortung <strong>für</strong> Entscheidungen in sei-<br />

nem Kompetenzbereich zu geben. 154<br />

Die Entwicklung des Mitarbeiters bedarf ausserdem der lernförderlichen Gestaltung der Ar-<br />

beitsumgebung. BULLINGER & SCHÄFER sehen diese persönliche Lernumgebung verwirklicht<br />

durch die Bereitstellung von flexiblen Informationszugängen, unabhängig vom Standort<br />

des Mitarbeiters, durch Möglichkeiten zur individuellen Steuerung <strong>und</strong> Suche in den Wis-<br />

sensbeständen des Unternehmens <strong>und</strong> durch die Freiheit zur individuellen <strong>Organisation</strong> von<br />

eigenem Wissen. Weiters muss die Interaktion von Mitarbeitern, Arbeitsgruppen, Abteilun-<br />

gen sowie mit K<strong>und</strong>en gefördert werden, um den Austausch von Wissen anzuregen. 155<br />

An dieser Stelle sei auch auf eine empirische Erhebung verwiesen, in deren Rahmen die Be-<br />

fragten angeben, dass die Förderung von individuellen Lernprozessen durch Dezentralisie-<br />

rung, durch Delegation von Verantwortung, durch die Schaffung einer lernfre<strong>und</strong>lichen Or-<br />

ganisationskultur <strong>und</strong> durch die Errichtung von Freiräumen möglich sei. 156<br />

Als Antwort auf die Forderung nach permanenter Reflexion gilt es, in der Struktur das not-<br />

wendige Potential in Form von Organizational Slack bereitzustellen. Parallel zu den übli-<br />

chen operativen Aktivitäten müssen dem Mitarbeiter die notwendige Zeit <strong>und</strong> die notwendi-<br />

gen Ressourcen zur Verfügung stehen, um den Blick vom Alltäglichen lösen zu können. Er<br />

muss die Gelegenheit haben, über strategische Pläne nachzudenken, K<strong>und</strong>enbedürfnisse zu<br />

analysieren oder Fehler der Vergangenheit zu überdenken. Dies bedingt wiederum eine ge-<br />

wisse Autonomie. Nur wenn der Einzelne selbst seinen Einsatz bei der Erfüllung einer Auf-<br />

gabe bestimmen kann, erhält er die Möglichkeit, einen Teil seiner Zeit zur Reflexion einzu-<br />

setzen. 157<br />

153 Siehe Abschnitt 3.3.2, S. 9.<br />

154 Vgl. Pawellek (1995), S. 77.<br />

155 Vgl. Bullinger/Schäfer (1996), S. 19.<br />

156 Vgl. Güldenberg/Eschenbach (1996), S. 7.<br />

157 Vgl. Garvin (1994), S. 106; Reinhardt (1995), S. 319 f.


3.4 Wissensbezogene Voraussetzungen - 42 -<br />

3.4 Wissensbezogene Voraussetzungen<br />

Am Anfang dieser Arbeit stand die Feststellung, dass organisationales Wissen als strategische<br />

Ressource dazu beitragen kann, Kernkompetenzen aufzubauen. 158<br />

Doch wie wird organisationales Wissen gebildet? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt<br />

sein <strong>und</strong> welche Anforderungen folgen daraus <strong>für</strong> die Strukturgestaltung eines<br />

Unternehmens?<br />

3.4.1 Transformation<br />

Bei der Transformation von Wissen ändert sich die Struktur des in der <strong>Organisation</strong> vorhan-<br />

denen Wissens. Individuelles Wissen wird durch Kollektivierung in den neuen Wissensvorrat<br />

eingeb<strong>und</strong>en. 159<br />

Als Gr<strong>und</strong>lage ist zuerst der Aufbau von individuellem Wissen notwendig. 160 Dieses sollte<br />

dem Unternehmen bzw. seinen Mitarbeitern zugänglich gemacht werden. Denn im Rahmen<br />

des organisationalen Lernens wird argumentiert, dass die Summe des Wissens in einem Un-<br />

ternehmen mehr als die Summe der verstreuten individuellen Wissenspartikel desselben Un-<br />

ternehmens sein kann. 161 Vergleichbar ist dieses Phänomen mit dem Ergebnis einer<br />

“fruchtbaren” Diskussion, an deren Ende die Gesprächsteilnehmer durch ihren Gegenüber<br />

nicht nur neue Informationen erhalten haben. Im Verlauf der Diskussion ist es den Teilneh-<br />

mern auch möglich, innerhalb ihrer individuellen Informationen neue Verknüpfungen herzu-<br />

stellen <strong>und</strong> damit neues Wissen zu generieren.<br />

Ein weiterer Erklärungsansatz baut auf der vom Individuum unabhängigen Speicherung von<br />

Wissen in organisationsinternen Speichersystemen auf. Darunter sind sowohl Mythen, Füh-<br />

rungsgr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> kulturelle Gegebenheiten als auch festgeschriebene Arbeitsabläufe, Kun-<br />

dendatenbanken, Projektberichte, Reiseberichte <strong>und</strong> hinterlegte Szenarien zu verstehen. Auf<br />

diese Weise kann beispielsweise auch Wissen im Unternehmen verbleiben, nachdem der ur-<br />

sprüngliche Träger dieses Wissens aus dem Unternehmen ausgeschieden ist. 162<br />

158 Siehe Abschnitt <strong>1.</strong><strong>1.</strong>2, S. 2.<br />

159 Siehe hierzu den inneren Kreislauf des organisationalen Lernens in Abschnitt 2.<strong>1.</strong>4.3, S. 9.<br />

160 Die Voraussetzungen da<strong>für</strong> wurden bereits in Abschnitt 3.3 S. 9 ff.angesprochen.<br />

161 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 18.<br />

162 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 18; von Krogh/Venzin (1997), S. 23.


3.4 Wissensbezogene Voraussetzungen - 43 -<br />

Die Kollektivierung findet in der <strong>Organisation</strong> im Rahmen von Interaktionen <strong>und</strong> durch<br />

Kommunikation zwischen Mitarbeitern (beispielsweise in Gruppen oder Teams) statt, wo<br />

das Wissen der einzelnen Mitglieder zu gemeinsamen Auffassungen, Lösungen <strong>und</strong> Vorge-<br />

hensweisen synthetisiert wird. Werden diese Ergebnisse der Interaktion in der Folge auf Or-<br />

ganisationsebene in Routinen umgewandelt <strong>und</strong> institutionalisiert, entsteht organisationales<br />

Wissen in Form einer institutionalisierten Wissensbasis. 163<br />

Es wird deutlich, dass es nicht um die Aggregation von individuellem Wissen durch blosses<br />

Aufsummieren gehen kann, sondern dass eine Synthese zu einem gemeinsamen Ganzen erfor-<br />

derlich ist.<br />

Es kann <strong>für</strong> den Aufbau von nachhaltigen Kernkompetenzen nicht genügen, das Wissen auf<br />

Einzelne zu konzentrieren, da dieses Wissen durch ihren Austritt verloren ginge bzw. durch<br />

Abwerbung an die Konkurrenz übergehen könnte. Um eine Kernkompetenz zu schaffen, die<br />

nicht imitierbar ist, muss die Kombination des Wissens von verschiedenen Ebenen im<br />

Vordergr<strong>und</strong> stehen. 164<br />

3.4.2 Distribution<br />

Die Distribution des Wissens führt zu einer Änderung der Konzentration von Wissen in-<br />

nerhalb des Unternehmens. Das Ausmass der Distribution bestimmt die Überschneidung von<br />

Wissen auf den verschiedenen Ebenen des Unternehmens. 165<br />

In traditionellen Managementkonzepten findet eine starke Anhäufung des Wissens in den<br />

Führungsebenen der <strong>Organisation</strong> statt. Durch entsprechende Vorgaben kann eine einheitliche<br />

Interpretation der Realität erzeugt werden. 166 Als Folge dieser eindeutigen Realitätsdefinition<br />

ist ein solches Unternehmen sehr stabil.<br />

In der heutigen Zeit, in der allerorts von dynamischem Wandel geredet wird, erhält die Forde-<br />

rung nach Wandlungsfähigkeit einer <strong>Organisation</strong> als Gegenpol zur Stabilität Auftrieb. Die<br />

Wandlungsfähigkeit eines Unternehmens wird durch eine hohe Distribution des Wissens be-<br />

günstigt. Durch eine grössere Varietät der Interpretationen entstehen neue Ideen, welche<br />

163 Vgl. Probst/Büchel/Raub (1996), S. 6.<br />

164 Vgl. ebenda, S. 7 f.<br />

165 Vgl. Probst/Büchel/Raub (1996), S. 8.<br />

166 Siehe auch den Begriff des Konsens in Abschnitt 3.2.2, S. 9.


3.4 Wissensbezogene Voraussetzungen - 44 -<br />

das Potential an möglichen Problemlösungen erhöhen <strong>und</strong> damit das Wissen der <strong>Organisation</strong><br />

vergrössern. 167<br />

Auch <strong>für</strong> die Bildung von Wissen braucht es eine Balance zwischen Stabilität <strong>und</strong> Wand-<br />

lungsfähigkeit. Ein Unternehmen kann nur wandlungsfähig sein, wenn gleichzeitig ein Kon-<br />

sens darüber besteht, dass unterschiedliche Interpretationen vorhanden sind. 168<br />

3.4.3 Integration<br />

Unter Integration in Bezug auf das organisationale Wissen ist die Veränderung des Verhält-<br />

nisses von neuem zu altem Wissen zu verstehen. Neue Informationen <strong>und</strong> neues Wissen<br />

können in- <strong>und</strong> ausserhalb der <strong>Organisation</strong> entstehen. 169 Ebenso wie das Individuum die Fä-<br />

higkeit des Verlernens besitzen muss, um neues Wissen erlernen zu können, muss eine Unter-<br />

nehmung das neue verfügbare Wissen in seine alten Wissensstrukturen integrieren können.<br />

Die <strong>Organisation</strong> muss die Fähigkeit entwickeln, durch Reflexion seiner eigenen Wis-<br />

sensstrukturen <strong>und</strong> durch die Analyse des neuen Wissens die Verknüpfungen zwischen die-<br />

sen beiden herstellen zu können. Dabei kann es notwendig werden, altes <strong>und</strong> überholtes Wis-<br />

sen zu ersetzen. Es besteht die Gefahr, dass vor allem von aussen stammendes Wissen auf<br />

Widerstand stösst, wenn es mit dem alten Wissen nicht kombinierbar scheint. 170<br />

167 Vgl. Probst/Büchel/Raub (1996), S. 8.<br />

168 Vgl. ebenda, S. 8 ff.<br />

169 In Abschnitt 3.2.5 S. 9 wurde auf die Notwendigkeit <strong>und</strong> die Möglichkeiten der Vernetzung nach<br />

aussen hingewiesen.<br />

170 Vgl. Probst/Büchel/Raub (1996), S. 10 ff.


3.4 Wissensbezogene Voraussetzungen - 45 -<br />

3.4.4 Ableitung von Anforderungen an die Struktur<br />

Für die Transformation von Wissen wurde deutlich, dass ein struktureller Rahmen geschaffen<br />

werden muss, der die Interaktion <strong>und</strong> die Kommunikation von <strong>Organisation</strong>smitgliedern<br />

<strong>und</strong> Gruppen nicht nur ermöglicht, sondern sogar fördert. 171 Dies ist beispielsweise in institu-<br />

tionalisierten Foren <strong>und</strong> Gruppen (Lern- <strong>und</strong> Diskussionsforen oder Koordinationsgruppen)<br />

möglich. Der Zugang zu bereichsfremdem oder abteilungsübergreifendem Wissen darf dabei<br />

nicht durch vertikale oder horizontale Barrieren innerhalb des Unternehmens behindert wer-<br />

den. 172<br />

Es muss innerhalb der Unternehmensstruktur ausserdem Raum geschaffen werden <strong>für</strong> den<br />

Austausch von Wissen in informellen Treffen. Dazu bedarf es – analog zu den Voraussetzun-<br />

gen <strong>für</strong> individuelles Lernen – erstens der Bereitstellung von Organizational Slack in Form<br />

von überschüssiger Zeit <strong>und</strong> zweitens der notwendigen Autonomie. Dadurch werden die Mit-<br />

arbeiter in die Lage versetzt, sich selbst ad hoc zu organisieren, um gemeinsam Lösungen <strong>für</strong><br />

aktuelle Probleme zu suchen. 173<br />

Um die Wandlungsfähigkeit einer <strong>Organisation</strong> im Sinne des organisationalen Lernens zu för-<br />

dern, bedarf es der Distribution von Wissen innerhalb des gesamten Unternehmens. Diese<br />

kann aber durch eine Vielzahl von horizontalen Ebenen behindert werden, da die Gefahr be-<br />

steht, dass auf jeder Ebene Wissen zurückgehalten oder blockiert wird. Entsprechend sind<br />

Strukturen zu fordern, die heterarchisch aufgebaut sind. 174<br />

Die Fähigkeiten, die eigenen Wissensstrukturen zu reflektieren <strong>und</strong> die Vernetzung nach<br />

aussen herzustellen, sind die Gr<strong>und</strong>voraussetzungen <strong>für</strong> die Integration von Wissen. Die<br />

strukturellen Anforderungen, die daraus der <strong>Organisation</strong> erwachsen, wurden bereits in Ab-<br />

schnitt 3.2.7 angesprochen.<br />

171 Vgl. Probst/Büchel/Raub (1996), S. 13.<br />

172 Vgl. Thom/Wenger (1996), S. 13.<br />

173 Vgl. Fallgatter (1995), S. 217.<br />

174 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 79.


3.5 Prozessbezogene Voraussetzungen - 46 -<br />

3.5 Prozessbezogene Voraussetzungen<br />

Der Aufbau einer institutionalisierten Wissensbasis schafft ein Verbesserungspotential <strong>für</strong> die<br />

<strong>Organisation</strong>. Die Ideen <strong>und</strong> Kenntnisse, welche in dieser Wissensbasis enthalten sind, müs-<br />

sen in einem nächsten Schritt in die Verhaltensweisen der Mitarbeiter einmünden, um einen<br />

Nutzen stiften zu können. Dies kann nur im Rahmen einer aktiven Gestaltung organisationaler<br />

Lernprozesse geschehen. Es müssen bewusst Massnahmen in der <strong>Organisation</strong> verankert wer-<br />

den, welche die Umsetzung des Wissens vorantreiben. 175<br />

In der systemischen Betrachtung der <strong>Organisation</strong> gibt es zwei Mechanismen, welche die<br />

Lernprozesse bestimmen: 176<br />

<strong>1.</strong> Die Strukturen, die es dem System ermöglichen, nur bestimmte Selektionsmuster in der<br />

Verknüpfung der Elemente zu realisieren. Diese stehen bei dieser Arbeit im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

2. Die Prozesse, die es dem Unternehmen als System erlauben, die Abfolge dieser Ver-<br />

knüpfungen nach bestimmten Mustern selektiv zu steuern. Die Voraussetzungen an diese<br />

Abfolge von Verknüpfungen, welche aus dem organisationalen Lernen folgen, sind Inhalt<br />

dieses Abschnitts.<br />

3.5.1 Zurückblicken<br />

Fehler sind im Moment des Eintretens immer ärgerlich, doch bergen sie bei einer an-<br />

schliessenden genaueren Betrachtung ein erhebliches Lernpotential. 177 Durch ihre Analyse<br />

ergeben sich neue Einsichten <strong>und</strong> ein erweitertes Verständnis der Zusammenhänge. Die<br />

systematische Untersuchung von Fehlschlägen kann somit zu einer Vergrösserung des vor-<br />

handenen Wissens im Unternehmen führen. Obwohl dies sicherlich keine neue Erkenntnis ist,<br />

gibt es wenige Unternehmen, die entsprechende Verfahren eingeführt haben. 178<br />

Neben den notwendigen operativen Prozessen sind in die Arbeitsabläufe Verfahren einzu-<br />

bauen, welche die Manager, Gruppen oder Führungsteams dazu veranlassen, rückblickend<br />

über das Vergangene (Projekte, Aufträge, Entwicklungen) zu reflektieren. Aus systemischer<br />

Sicht bedeutet dies, dass an die Teilschritte innerhalb des üblichen Arbeitsprozesses jeweils<br />

175 Vgl. Garvin (1994), S. 97.<br />

176 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 66 f.<br />

177 Vgl. Abschnitt 3.2.1, S. 27.<br />

178 Vgl. Garvin (1994), S. 10<strong>1.</strong>


3.5 Prozessbezogene Voraussetzungen - 47 -<br />

ein zusätzlicher Prozess der Reflexion anzuknüpfen ist. Die Ergebnisse müssen in einer Form<br />

aufgezeichnet werden, in der das resultierende Wissen allen Mitarbeiter zugänglich ist. Bei-<br />

spielsweise kann am Ende eines Projektes temporär eine Arbeitsgruppe gebildet werden, de-<br />

ren einzige Aufgabe es ist, den Projektverlauf auf Fehler <strong>und</strong> deren mögliche Ursachen zu<br />

untersuchen, um daraus mögliche Vermeidungs- bzw. Lösungsstrategien zu entwickeln. Die<br />

Ergebnisse können dann in einer <strong>für</strong> alle Projektleiter zugänglichen Datenbank abgelegt wer-<br />

den. Für die bessere Integration dieses Wissens ist zusätzlich ein Einbezug der Mitglieder<br />

dieser Projektgruppe in zukünftige Projekte denkbar. 179<br />

3.5.2 Feedback<br />

Im vorhergehenden Kapitel wurde bereits aufgezeigt, dass eine Rückführung von Wissen<br />

wichtig ist, damit das Wissen an den jeweils notwendigen Stellen verfügbar ist <strong>und</strong> somit<br />

nutzbar wird. Die Elemente des Unternehmens erhalten auf diese Weise die erforderlichen<br />

Informationen, um eine Kontrolle ihrer Handlungen durchführen zu können. 180 Der Vergleich<br />

von Ziel <strong>und</strong> Realität stellt den ersten Schritt einer Regulation dar, welche wiederum die<br />

Basis von Lernen bildet. 181<br />

Das Wissen, welches aus der Reflexion der Fehler oder auch der Erfolge stammt, muss den<br />

Mitarbeitern zugänglich gemacht werden, die aufbauend auf diesem Wissen ihr Verhalten<br />

verbessern können. Diese Rückkopplungen können auch nur bewusst simuliert oder stellver-<br />

tretend gestaltet werden. Im ersten Fall spricht Wiegand nicht von Feedback, sondern von<br />

“feedforward” 182 .<br />

Um beim vorherigen Beispiel zu bleiben: Die Ergebnisse der Untersuchung von Projekten<br />

müssen einerseits an die Leiter dieser Projekte zurückgemeldet werden (entspricht Feedback)<br />

<strong>und</strong> andererseits auch an die Leiter zukünftiger Projekte gelangen (entspricht Feedforward).<br />

Dieses Zurückführen von Informationen bezüglich der gemachten Erfahrungen entspricht<br />

einem auf das Unternehmen selbst bezogenen Kommunikationskreislauf. Deshalb müssen<br />

sowohl im Unternehmen selbst als auch mit seiner Umwelt solche Feedback- <strong>und</strong> Feed-<br />

179 Vgl. Garvin (1994), S. 10<strong>1.</strong><br />

180 Vgl. Reinhardt (1995), S. 286.<br />

181 Vgl. Kline/Sa<strong>und</strong>ers (1996), S. 285 f.<br />

182 Vgl. Wiegand (1996), S. 495.


3.5 Prozessbezogene Voraussetzungen - 48 -<br />

forwardschleifen installiert werden, damit das Sammeln von Erfahrungen nicht zu einer Kunst<br />

<strong>für</strong> sich verkommt. 183<br />

3.5.3 Unterstützung durch Informationstechnologie<br />

Die Restriktionen an die Abfolge von Verknüpfungen der Elemente eines Unternehmens ha-<br />

ben sich durch die fortschreitende Informationstechnologie gr<strong>und</strong>legend geändert. Der Neu-<br />

gestaltung <strong>und</strong> Verbesserung von Prozessen ist ein breiter Raum eröffnet worden. In der ex-<br />

tremen Ausgestaltung führt dies bis zur Bildung von sogenannten “Virtuellen Unternehmen”<br />

oder “Cybercorps” 184 , bei denen die herkömmlichen Unternehmensgrenzen zunehmend ver-<br />

schwinden <strong>und</strong> die Leistungserstellungsprozesse über das Unternehmen hinaus führen. 185<br />

Dieses technische Potential kann auch zur Unterstützung von organisationalem Lernen einge-<br />

setzt werden. Mit Hilfe von Informationstechnologie können Strukturen geschaffen werden,<br />

die das Lernen bei der täglichen Arbeit unterstützen, indem sie den Informationsaustausch<br />

zwischen den lernenden Individuen erleichtern <strong>und</strong> die Speicherung von Wissen<br />

unterstützen. 186<br />

Durch offene <strong>und</strong> hierarchieübergreifende Informationssysteme können einerseits die zur ko-<br />

ordinierten <strong>und</strong> kooperativen Aufgabenerfüllung benötigten Informationen schnell, ortsunge-<br />

b<strong>und</strong>en <strong>und</strong> hierarchieunabhängig zur Verfügung gestellt werden. Der erhöhte <strong>und</strong> über das<br />

Unternehmen verteilte Informationsbedarf, der aus dem organisationalen Lernen folgt, kann<br />

auf diese Weise auf selbstorganisierender Basis gedeckt werden. Andererseits kann auch das<br />

individuell erworbene Wissen schneller <strong>und</strong> einfacher in den Geschäftsprozess einfliessen.<br />

Damit ist der Informationsaustausch nicht mehr durch das Organigramm geregelt, sondern<br />

richtet sich nach dem Bedarf der Mitarbeiter <strong>und</strong> somit nach dem Geschäftsprozess. 187<br />

183 Vgl. Reinhardt (1995), S. 33 <strong>und</strong> S. 285.<br />

184 Virtuelle Unternehmen vereinigen mit Hilfe der elektronischen Vernetzung die eigenen strategi<br />

schen Kernkompetenzen mit der Fähigkeit, Drittleistungen auftragsorientiert zu Marktleistungen<br />

anzubieten. Cybercorp ist das Kürzel <strong>für</strong> Cybercorporation. Es wird darunter eine <strong>Organisation</strong><br />

verstanden, die alle Vorteile des Cyber-Raumes nutzt. Vgl. hierzu Rohner (1997), S. 70.<br />

185 Vgl. Schwaninger/Flaschka (1996), S. 18.<br />

186 Vgl. Krallmann/Boekhoff (1996), S. 23.<br />

187 Vgl. Pedrazza (1992), S. 175; Wilmes (1995), S. 146 f.


3.5 Prozessbezogene Voraussetzungen - 49 -<br />

Die Kommunikation zwischen den Beteiligten der Prozesskette wird dadurch erheblich ver-<br />

bessert, was <strong>für</strong> das organisationale Lernen von entscheidender Bedeutung ist. 188<br />

Als konkretes Beispiel <strong>für</strong> solche auf Informationstechnologie gestützten Instrumente sei hier<br />

auf die elektronische Post verwiesen, welche heute bereits vielerorts verwendet wird <strong>und</strong> eine<br />

wichtige Lücke zwischen schriftlicher <strong>und</strong> telefonischer Kommunikation zu schliessen ver-<br />

mag. Eine weitere Lösung bietet sich mit den Groupeware-Systemen an, welche den örtlich<br />

getrennten Teammitgliedern erlauben, gleichzeitig an einer Aufgabe zu arbeiten <strong>und</strong> zu<br />

kommunizieren. 189<br />

Durch die Weiterentwicklung der Informationstechnologie kann nicht nur der Informations-<br />

austausch <strong>und</strong> der Informationsbezug zunehmend verbessert werden. Es eröffnen sich auch<br />

neue Möglichkeiten bezüglich der zentralen Speicherung von Wissen. Elektronische Daten-<br />

banksysteme werden leistungsfähiger <strong>und</strong> bieten gleichzeitig immer mehr Raum <strong>für</strong> eine be-<br />

nutzerfre<strong>und</strong>liche Ausgestaltung. Damit ergibt sich die Möglichkeit, ein jederzeit <strong>und</strong> allen<br />

zugängliches “Unternehmensgedächtnis” zu schaffen. Es ist allerdings zu beachten, dass<br />

auch in dieses Gedächtnis – analog zum Gedächtnis eines Individuums – eine Funktion des<br />

Vergessens zu integrieren ist, damit es nicht zu einer Häufung von überholtem Wissen kommt<br />

<strong>und</strong> die Datenbanken dadurch nicht unübersichtlich <strong>und</strong> unzuverlässig werden. 190<br />

3.5.4 Ableitung von Anforderungen an die Struktur<br />

Die Forderung, im Verlauf des Unternehmensprozesses auf regelmässiger Basis Mitarbeiter<br />

<strong>für</strong> die Reflexion von Fehlern bereitzustellen, bedingt das Vorhandensein von entsprechenden<br />

Kapazitäten im Unternehmen. Das will heissen, dass auch im Rahmen der Betrachtung des<br />

gesamten Unternehmens Freiräume in Form von Organizational Slack gebildet werden müs-<br />

sen, um <strong>für</strong> solche Zusatzaufgaben Raum zu lassen.<br />

Die Implementierung von Feedbackschleifen ermöglicht eine gezielte Kommunikation zwi-<br />

schen den untersuchenden <strong>und</strong> den von der Untersuchung betroffenen Mitarbeitern. Entspre-<br />

chend ist <strong>für</strong> die strukturelle Ausgestaltung auch aus diesem Blickwinkel eine Förderung der<br />

gruppenübergreifenden Kommunikation die Folge. Gemäss REINHARDT stellt eine solche zir-<br />

188 Die Bedeutung der Kommunikation <strong>für</strong> das organisationale Lernen wurde bereits in den vorherge<br />

henden Abschnitten 3.2.7 S. 9 <strong>und</strong> 3.3.3 S. 9 aufgezeigt.<br />

189 Vgl. Rohner (1997), S. 69 f.


3.5 Prozessbezogene Voraussetzungen - 50 -<br />

kuläre <strong>und</strong> selbstreferentielle Kommunikation die basale Operation von sozialen Systemen<br />

– <strong>und</strong> damit auch von Unternehmen – dar. 191<br />

Diese Kommunikation kann durch die Implementierung eines offenen <strong>und</strong> hierarchieübergrei-<br />

fenden Informationssystems unterstützt werden. Doch die Realisierung kann durch einen star-<br />

ren formalen Rahmen <strong>und</strong> durch betriebliche Machtaspekte verhindert werden. Deshalb sind<br />

die flexiblen informationstechnischen Netzwerke mit passenden flexiblen <strong>und</strong> heterarchi-<br />

schen Strukturlösungen zu koppeln. WILMES fordert aus diesem Gr<strong>und</strong> den Aufbau von<br />

flexiblen <strong>und</strong> problemorientierten Zeltorganisationen 192 <strong>und</strong> die Umgestaltung von starren<br />

inter-organisationalen Verknüpfungen zu intensiv kommunikativen virtuellen Konstruktionen<br />

ohne strikte strukturelle Abgrenzung. Als Basis sieht auch er die Selbstorganisationskompe-<br />

tenz der Mitarbeiter. 193<br />

Es muss an dieser Stelle festgehalten werden, dass <strong>für</strong> die <strong>Institut</strong>ionalisierung von organisa-<br />

tionalem Lernen eine Veränderbarkeit der strukturellen Gegebenheiten im Sinne der Selbstor-<br />

ganisation vorhanden sein muss. Nur so lassen sich in Situationen, in denen der Mitarbeiter<br />

die Notwendigkeit von Veränderungen begreift, in kürzester Zeit Lerneffekte auch in<br />

konkrete Lösungen umsetzen. Auf diese Weise ist der Unterschied zwischen vorgegebener<br />

Strukturierung <strong>und</strong> Selbststrukturierung zu verstehen. 194<br />

190 Vgl. Willke (1995), S. 60.<br />

191 Vgl. Reinhardt (1995), S. 22<strong>1.</strong><br />

192 Im Gegensatz zur starren <strong>und</strong> stabilen Palastorganisation sind unter Zeltorganisationen an die<br />

jeweiligen Bedingungen anpassbare, <strong>und</strong> somit flexible <strong>Organisation</strong>en zu verstehen.<br />

Vgl. Probst (1992), S. 580 f.<br />

193 Vgl. Wilmes (1995), S. 146 f.<br />

194 Vgl. Wolff (1982), S. 180.


4.1 Einführende Bemerkungen - 51 -<br />

4. Anforderungen an eine lernfördernde<br />

Strukturgestaltung<br />

4.1 Einführende Bemerkungen<br />

Im vorhergehenden Kapitel ging es darum, allgemeine Bedingungen <strong>für</strong> organisationales Ler-<br />

nen aus verschiedenen Perspektiven aufzuzeigen <strong>und</strong> in diesem Zusammenhang die entspre-<br />

chenden strukturellen Anforderungen abzuleiten.<br />

Im vierten Kapitel wird der strukturelle Aspekt des organisationalen Lernens noch vertieft,<br />

indem in einem ersten Schritt auf die in der Literatur konkret erwähnten Strukturvoraus-<br />

setzungen <strong>für</strong> die Unterstützung eines lernfördernden Umfeldes eingegangen wird. Im<br />

zweiten Schritt werden die erarbeiteten Strukturanforderungen als zusätzliche<br />

Effizienzkriterien <strong>für</strong> die Auswahl einer <strong>Organisation</strong>sform in die Effizienzkategorien von<br />

THOM 195 eingeordnet.<br />

4.<strong>1.</strong>1 Notwendigkeit der Strukturgestaltung<br />

Unterschiedliche <strong>Organisation</strong>sformen sind nicht nur als Antwort auf die Unternehmensum-<br />

welt zu sehen, sie bilden auch den “Rahmen des Möglichen” <strong>für</strong> das organisationale Lernen.<br />

Sie können entweder die Ursache <strong>für</strong> verschiedene Lern- <strong>und</strong> Informationspathologien<br />

sein, oder aber sie schaffen die notwendige Umgebung <strong>für</strong> tiefgreifende Lernprozesse. 196 Or-<br />

ganisationales Lernen hängt wesentlich von der Kommunikationsart <strong>und</strong> -intensität in einem<br />

Unternehmen ab. 197 Die Ideen, die Gedanken <strong>und</strong> die Kritik der Mitarbeiter müssen in die<br />

<strong>Organisation</strong> eingebracht werden, was nur bei einer entsprechenden <strong>Organisation</strong>sstruktur<br />

möglich ist, da diese unter anderem auch die Artikulationsform <strong>und</strong> -freiheiten der Individuen<br />

bestimmt. 198<br />

Im Rahmen einer empirischen Untersuchung bei der Mercedes-Benz AG wurde die Frage<br />

nach den wichtigsten Barrieren in Bezug auf Verhaltensänderungen im Zusammenhang mit<br />

195 Siehe Thom (1988), S. 332 ff.<br />

196 Vgl. Wiegand (1996), S. 506 f.<br />

197 Siehe Abschnitt 3.3.3, S. 9 <strong>und</strong> Abschnitt 3.5.2, S. 9.<br />

198 Vgl. Raske (1995), S. 91 f.


4.1 Einführende Bemerkungen - 52 -<br />

einem organisationsweiten Transformationsprojekt gestellt. Dieses Projekt erforderte umfas-<br />

sende Lernprozesse auf individueller <strong>und</strong> kollektiver Ebene. Als Ergebnis der Befragung<br />

wurde als erstes das mangelnde Feedback, als zweites die strukturellen Faktoren des unmittel-<br />

baren Arbeitsumfeldes sowie als drittes das mangelnde Vorbild der Führungskräfte ge-<br />

nannt. 199<br />

Das mangelnde Feedback ist sicherlich zumindest zum Teil strukturellen Ursprungs 200 <strong>und</strong><br />

deshalb auch durch geeignete strukturelle Massnahmen zu verbessern. Hingegen ist die zweit-<br />

genannte Barriere allein strukturellen Ursprungs <strong>und</strong> damit nur durch eine Änderung des<br />

strukturellen Kontextes zu beseitigen.<br />

Analog zur Förderung des organisationalen Lernens führt OSTERLOH ein organisatorisches<br />

Dilemma bei der Förderung <strong>und</strong> der Umsetzung von Innovationen innerhalb des Unterneh-<br />

mens aus. Diejenige <strong>Organisation</strong>sstruktur, welche die Ideengenerierung (<strong>und</strong> entsprechend<br />

auch das Lernen) fördert, behindert gleichzeitig deren Umsetzung. Eine Ausweg aus diesem<br />

Dilemma sieht sie einerseits in den neuen Informationstechnologien, welche helfen sollen,<br />

diese Zweiteilung von Innovation <strong>und</strong> Routine aufzuheben, <strong>und</strong> andererseits in adäquaten<br />

<strong>Organisation</strong>sformen. 201<br />

4.<strong>1.</strong>2 Universelle Strukturanforderungen<br />

Auf der Suche nach diesen adäquaten Strukturformen wenden wir uns zuerst den allgemeinen<br />

Anforderungen an die Struktur zu, wie sie in der Literatur zu finden sind.<br />

PROBST zufolge ist <strong>für</strong> die Schaffung von Rahmenbedingungen <strong>für</strong> das organisationale Lernen<br />

nach Strukturformen Ausschau zu halten, in denen gleichermassen Innovation, Kreativität,<br />

Reflexion <strong>und</strong> Freiräume gefördert werden. Entsprechend ist seines Erachtens nach Organi-<br />

sationsformen zu suchen, die in Richtung temporärer, netzwerkartiger Strukturen, flacher<br />

Hierarchien, Reduzierung von Arbeitsteilung <strong>und</strong> ganzheitlicher Aufgaben gehen. 202<br />

Die Möglichkeit zu lernen, besteht wohl in jeder <strong>Organisation</strong>sform. Gemäss PEDRAZZA ist<br />

auch in zentralistisch organisierten, bürokratischen Strukturen Raum gegeben, um auf der<br />

199 Vgl. Schüppel (1996), S. 322.<br />

200 Siehe Abschnitt 3.5.2, S. 9.<br />

201 Vgl. Osterloh (1993), S. 216 f.<br />

202 Vgl. Probst (1994), S. 119.


4.1 Einführende Bemerkungen - 53 -<br />

Ebene des Anpassungslernens 203 zu lernen. Diese Strukturen sind aber eher <strong>für</strong> repetitive<br />

Routinearbeiten ausgelegt, bekräftigen gleichbleibende Abläufe <strong>und</strong> Verhaltensweisen <strong>und</strong><br />

sind deshalb inflexibel sowie <strong>für</strong> organisationales Lernen ungeeignet. Als begünstigend <strong>für</strong><br />

das Lernen auch auf höheren Lernebenen erachtet er hingegen visionäre, organisch struktu-<br />

rierte <strong>Organisation</strong>en mit hoher Flexibilität, Interdependenz, Interaktion <strong>und</strong> Kommuni-<br />

kation. 204<br />

Eine sehr ähnliche Unterscheidung trifft auch WIEGAND, wenn er die strukturellen Charakteri-<br />

stika <strong>für</strong> adaptives (entspricht dem Anpassungslernen) <strong>und</strong> generatives Lernen (entspricht<br />

dem Prozesslernen) unterscheidet: 205<br />

Adaptives Lernen Generatives Lernen<br />

Art der Struktur Bürokratie Netzwerk<br />

Kontrollsystem Formale Regeln Werte, Selbstkontrolle<br />

Machtgr<strong>und</strong>lage Hierarchische Position Wissen<br />

Integrationsmechanismen Hierarchie Gruppen<br />

Verbindung der Unternehmensteile Nicht verb<strong>und</strong>en Starke Verbindung<br />

Kommunikationsfluss Hierarchisch Lateral<br />

Tab. 2: Strukturelle Charakteristika 206<br />

Auch WIEGAND erachtet netzwerkartige Strukturen, die eine hohe Interaktion <strong>und</strong> Interde-<br />

pendenz bewirken, als geeignet <strong>für</strong> organisationales Lernen. Ebenso betont er die Notwendig-<br />

keit der lateralen Kommunikation <strong>und</strong> den Einsatz von Gruppenstrukturen.<br />

Zu beachten bleibt, dass die zu wählende <strong>Organisation</strong>sform den Anforderungen des<br />

organisationalen Lernens auf jeder Ebene gerecht werden muss. Es genügt nicht, ein<br />

optimales Lernumfeld <strong>für</strong> das Topmanagement zu generieren, um zu einem<br />

203 Siehe die verschiedenen Lernhierarchien in Abschnitt 2.<strong>1.</strong>3, S. 9.<br />

204 Vgl. Pedrazza (1992), S. 130.<br />

205 Vgl. Wiegand (1996), S. 483.<br />

206 Vgl. ebenda, S. 483.


4.2 Autonomie - 54 -<br />

anpassungsfähigen Unternehmen zu gelangen. Die notwendigen Strukturen müssen auch<br />

(oder besser: gerade) auf den unteren Ebenen der <strong>Organisation</strong> geschaffen werden. 207<br />

In der Folge werden zuerst diese verschiedenen universellen Strukturanforderungen zu drei –<br />

<strong>für</strong> organisationale Lernprozesse – gr<strong>und</strong>legenden Anforderungen zusammengefasst: Autono-<br />

mie, Heterarchie <strong>und</strong> Anpassungsfähigkeit. Die unterschiedlichen Anforderungen an die<br />

strukturelle Gestaltung, die im Rahmen dieser Arbeit hergeleitet wurden, werden unter diesen<br />

Begriffen subsummiert, um sie anschliessend in die bereits erwähnten Effizienzkategorien zur<br />

Auswahl einer geeigneten <strong>Organisation</strong>sform einordnen zu können.<br />

4.2 Autonomie<br />

Bereits in Abschnitt 3.2.5 wurde im Zusammenhang mit der Forderung nach vermehrter Ko-<br />

operation nach innen <strong>und</strong> aussen die Autonomie des Einzelnen <strong>und</strong> von Unternehmensteilen<br />

als notwendig erachtet, um den Mitarbeitern in den jeweiligen Umgebungen Freiräume ein-<br />

zurichten.<br />

Diese Feststellung beruht auf der einfachen Erkenntnis, dass Individuen nicht zum Lernen ge-<br />

zwungen werden können. Im Rahmen der Strukturgestaltung ist es lediglich möglich, ein ad-<br />

äquates Umfeld zu schaffen. 208<br />

Durch die Autonomie <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Delegation von Verantwortung erhöht sich<br />

die Eigenverantwortung sowie die Handlungskompetenz. Es wird den Mitarbeitern ermög-<br />

licht, sich selbst zu organisieren 209 <strong>und</strong> ad hoc-Gruppen zu bilden. 210 Dies führt zu einem<br />

positiven Umfeld <strong>für</strong> individuelles Lernen <strong>und</strong> bewirkt eine föderative Zusammenarbeit im<br />

Unternehmen. 211 Durch die Entkopplung (Dezentralisierung) von Teilsystemen des Unter-<br />

nehmens <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Erhöhung der Autonomie werden Interaktion, Informa-<br />

tion <strong>und</strong> Kommunikation gefördert. 212<br />

207 Vgl. ebenda, S. 507.<br />

208 Vgl. Probst (1995), S. 177.<br />

209 Für die angesprochene Fähigkeit der Selbsttransformation bilden Autonomie <strong>und</strong> Reflexion die<br />

Gr<strong>und</strong>voraussetzungen.<br />

Vgl. Reinhardt/Schweiker (1995), S. 272 <strong>und</strong> Reinhardt (1995), S. 83.<br />

210 Vgl. Abschnitt 3.4.4 S. 9 <strong>und</strong> die Selbstorganisationskompetenz in Abschnitt 3.5.4 S. 9 ;<br />

Probst (1995), S. 177.<br />

211 Vgl. hierzu auch Abschnitt 3.3.5, S. 9.<br />

212 Vgl. Probst (1995), S. 177.


4.2 Autonomie - 55 -<br />

Die Förderung der Autonomie der Subeinheiten führt zu Red<strong>und</strong>anzen in der Struktur <strong>und</strong> zu<br />

einer verbesserten lokalen Problemlösungsfähigkeit, was wiederum die Flexibilität der Or-<br />

ganisation erhöht. 213<br />

Der Vorteil von Red<strong>und</strong>anzen in einer Struktur wird ersichtlich, wenn wir an ein komplexes<br />

System denken. Werden die Elemente dieses Systems in Serie geschaltet, entspricht die Zu-<br />

verlässigkeit des ganzen Systems der Zuverlässigkeit seines unzuverlässigsten Elements.<br />

Durch den Einbau von red<strong>und</strong>anten Strukturen in Form paralleler Anordnung von Elementen<br />

erhöht sich die Zuverlässigkeit des Systems. Sie entspricht nun der Zuverlässigkeit der zuver-<br />

lässigsten Elemente, die zusammen die Systemaufgabe erfüllen können. Auf dem gleichen<br />

Prinzip baut auch die weltweite Vernetzung von Informationssystemen im Internet auf. 214<br />

Autonomie ist ebenfalls als Gr<strong>und</strong>voraussetzung <strong>für</strong> die Realisierung von Organizational<br />

Slack anzusehen, da der Mitarbeiter nur bei Vorhandensein eines Handlungspielraums einen<br />

Teil seiner mit der Stelle verb<strong>und</strong>enen Ressourcen, beispielsweise <strong>für</strong> die Reflexion seiner<br />

Aufgabe, einsetzen kann. 215 Zusätzlich erhält er durch die gewährte Eigenverantwortung die<br />

notwendige Motivation, diese persönliche Freiheit im Sinne seiner Aufgabe einzusetzen, <strong>und</strong><br />

nicht <strong>für</strong> Trägheit <strong>und</strong> Bewahrung von Verhaltensweisen zu missbrauchen. 216<br />

So ist es verständlich, dass ORTNER Autonomie, ob sie nun individuell oder gruppal orientiert<br />

auftritt, als die treibende Kraft <strong>für</strong> organisationales Lernen bezeichnet <strong>und</strong> ihr eine überra-<br />

gende Bedeutung zumisst. 217<br />

Die Gewährung von Autonomie ist nicht als völliger Abbau von Regulierungen zu verstehen.<br />

Durch die Entkopplung wird lediglich die zentrale Steuerung <strong>und</strong> Kontrolle reduziert <strong>und</strong> mit<br />

individueller <strong>und</strong> kollektiver Selbst-Regulation ersetzt. Durch die Umsetzung des in der<br />

westlichen Gesellschaft tief verankerten Gedankens der demokratischen Einflussnahme folgt<br />

eine Verlagerung <strong>und</strong> Delegation von Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzen aus zentralen Bereichen in<br />

dezentrale operative Einheiten. 218<br />

Dieser Einbezug von gr<strong>und</strong>legenden Werten des Individuums (Demokratie <strong>und</strong> Freiheit) birgt<br />

das Potential einer stärkeren Verbindung von <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> Individuum. Die Ziele des or-<br />

213 Vgl. Schwaninger/Flaschka (1996), S. 17; Schwaninger (1995), S. 5; Probst (1992), S. 486 f.<br />

214 Vgl. Reinhardt (1995), S. 113.<br />

215 Vgl. Abschnitt 3.3.5, S. 9.<br />

216 Vgl. Abschnitt 3.2.6, S. 9.<br />

217 Vgl. Ortner (1995), S. 136.


4.3 Heterarchie - 56 -<br />

ganisationalen Lernens, wie die Erhöhung der Wert- <strong>und</strong> Wissensbasis, die erhöhte<br />

Selbstkontrolle <strong>und</strong> die Veränderung des gemeinsamen Bezugsrahmens sind nur durchsetzbar,<br />

wenn die <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> deren Mitglieder sich als Einheit verstehen. 219<br />

Allerdings bringt eine vergrösserte Autonomie der Unternehmensteile nicht nur Vorteile mit<br />

sich. 220 Neben der erschwerten Führbarkeit, die durch die verminderte Kontrolle bedingt<br />

ist, muss eine stärkere Kopplung auf der Wertebene stattfinden, damit die entkoppelten Ein-<br />

heiten eine gemeinsame Identität <strong>und</strong> Zielorientierung behalten. Die Aufgabe der Strukturge-<br />

staltung ist es, die situative Balance zwischen Kopplung <strong>und</strong> Entkopplung zu finden. 221<br />

4.3 Heterarchie<br />

Das Prinzip der sich anpassenden hierarchischen Strukturen nennt man Heterarchie. Je nach<br />

Aufgabe <strong>und</strong> Situation ändern sich die Ordnungsverhältnisse in einer Gruppe, einer Abteilung<br />

oder einem ganzen Unternehmen. Es bildet sich eine Herrschaft verschiedener oder verteilter<br />

Instanzen. 222<br />

Das mag einleuchten, führt man sich die zunehmende Spezialisierung <strong>und</strong> die erhöhten<br />

Anforderungen an das fachbezogene Wissen vor Augen. Dies führt dazu, dass je nach<br />

Aufgabe oder Projekt ein Mitarbeiter aufgr<strong>und</strong> seines Wissensvorsprungs <strong>für</strong> die Leitung<br />

eines Projektes als geeignet erscheint, um sich dann im nächsten Projekt in der gleichen<br />

Gruppe wieder unterordnen zu müssen. Dadurch werden Heterarchien als geeigneter <strong>für</strong> den<br />

Umgang mit Unsicherheit, Komplexität <strong>und</strong> Dynamik angesehen, als hierarchische<br />

Strukturen, da sie Red<strong>und</strong>anzen in Form von Reserven an Lenkungskapazitäten aufweisen,<br />

was einer speziellen Ausprägung von Organizational Slack entspricht. 223<br />

Der umfassende Wandel in der Umwelt des Unternehmens betrifft nicht nur die hierarchische<br />

Spitze der <strong>Organisation</strong>, sondern wirkt sich auf jede Ebene des Unternehmens aus. Daraus<br />

folgt, dass die notwendigen Potentiale zur Bewältigung dieses Wandels auch auf allen Ebenen<br />

218 Vgl. Dehnbostel (1995), S. 480 ff.<br />

219 Vgl. Dehnbostel (1995), S. 489 f.<br />

220 Zu dieser Problemstellung siehe auch Ortner (1995), S. 134.<br />

221 Vgl. Probst (1995), S. 177.<br />

222 Vgl. ebenda, S. 179.<br />

223 Vgl. Schwaninger (1995), S. 5; Probst (1992), S. 487.


4.3 Heterarchie - 57 -<br />

geschaffen werden müssen, da eine zentrale Führung bei dieser Aufgabe überfordert würde<br />

bzw. der Misserfolg bereits vorbestimmt wäre. 224<br />

Nicht-prognostizierbare Störungen werden deshalb schneller in heterarchisch-organisierten<br />

Strukturen bewältigt <strong>und</strong> differenzierte Aktivitäten können virtuell koordiniert werden. 225<br />

Ein weiterer Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Ablösung herkömmlicher, hierarchisch aufgebauter Strukturen<br />

durch heterarchische Strukturen ist, dass erstere zu Verzerrungen, einseitiger Selektion <strong>und</strong><br />

Interpretation von Informationen neigen. Unplanmässige Vorkommnisse werden nicht schnell<br />

genug verarbeitet. 226 Ausserdem sind hierarchisch geprägte Strukturen anfällig <strong>für</strong> Kommuni-<br />

kationsstörungen. 227<br />

Im Zusammenhang mit der im vorhergehenden Abschnitt geforderten Autonomie der Sub-<br />

systeme eines Unternehmens ist aber eine intensive <strong>und</strong> störungsfreie Kommunikation, als<br />

äusserst notwendig <strong>für</strong> das organisationale Lernen zu betrachten. Denn Wissen besteht aus<br />

zusammengefügten Informationen <strong>und</strong> diese können nur durch Kommunikation mit der In-<br />

<strong>und</strong> Umwelt beschafft werden.<br />

Kommunikation kann durch strukturelle Faktoren begünstigt werden: 228<br />

<strong>1.</strong> Durch die Schaffung ressort- <strong>und</strong> unternehmensübergreifender Kommunikationskanäle,<br />

welche durch eine lose gekoppelte Struktur begünstigt werden, da in einer solchen Struktur<br />

die Grenzziehungen flexibel sind. 229<br />

2. Die Durchmischung <strong>und</strong> Kombination von Mitarbeitern unterschiedlicher Ebenen <strong>und</strong><br />

Funktionen bei verschiedenen Aufgaben bewirkt eine verstärkte Transformation 230 <strong>und</strong><br />

Diffusion des im Unternehmen vorhandenen Wissens. 231 Durch solche Querverbindungen<br />

innerhalb der Strukturen <strong>und</strong> zwischen den verschiedenen Ebenen werden Interaktionen<br />

gefördert <strong>und</strong> es treffen abweichende Einstellungen <strong>und</strong> Gedanken aufeinander, die nur<br />

durch intensive Kommunikation auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden können.<br />

224 Vgl. Schuhmann (1995), S. 2.<br />

225 Vgl. Wahren (1996), S. 114.<br />

226 Vgl. hierzu Abschnitt 3.3.5, S. 9.<br />

227 Vgl. Wahren (1996), S. 113.<br />

228 Vgl. Bertels (1996), S. 2.<br />

229 Vgl. hierzu auch die Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die Schaffung von Konsens in<br />

Abschnitt 3.2.7, S. 9.<br />

230 Siehe Abschnitt 3.4.1, S. 9.<br />

231 Siehe hierzu auch die Blockierung von Wissen durch horizontale Ebenen, wie sie in Abschnitt<br />

3.4.4 S. 9 dargestellt wurde.


4.4 Flexibilität - 58 -<br />

Es wird deshalb eine Ablösung von den hierarchischen Strukturen durch heterarchische Struk-<br />

turen gefordert, die entweder organisch, polyzentrisch oder netzartig organisiert sein können.<br />

Die lose gekoppelten Systeme sind besser geeignet, Informationen zu beschaffen, zu selek-<br />

tieren <strong>und</strong> zu interpretieren. 232<br />

Während Hierarchien besser geeignet sind <strong>für</strong> die Nutzung vorhandener Ressourcen unter sta-<br />

bilen Bedingungen, liegt die Stärke der heterarchischen <strong>Organisation</strong>en durch ihre partizipa-<br />

tive <strong>und</strong> dialogische Gr<strong>und</strong>struktur in dynamischen Umwelten <strong>und</strong> in der Erzeugung von<br />

Flexibilität <strong>und</strong> Innovation. 233<br />

Auch hier gilt es, eine Balance zwischen diesen zwei gegensätzlichen Gestaltungsprinzipien<br />

zu finden, welche der jeweiligen Situation entspricht. Eine absolute Gestaltung ist weder<br />

möglich, noch wäre sie sinnvoll, da jede Struktur horizontale <strong>und</strong> heterarchische Merkmale<br />

aufweist <strong>und</strong> auch benötigt. Als Beispiel sei hier nochmals die notwendige Kopplung auf der<br />

Wertebene angeführt, wie sie bereits in Abschnitt 4.3 angesprochen wurde: Durch die Gewäh-<br />

rung von Autonomie <strong>und</strong> die heterarchische Strukturierung bedarf es einer übergeordneten<br />

Einheit in hierarchischem Sinne, welche die Kohäsion <strong>und</strong> die Zielorientierung der Einzelteile<br />

sicherstellt. 234<br />

4.4 Flexibilität<br />

Das Ziel des organisationalen Lernens besteht in der Schaffung von Flexibilität durch den<br />

Aufbau von internen Kompetenzen, um so der Komplexität <strong>und</strong> dem Wandel der Unterneh-<br />

mungsumwelt begegnen zu können. 235<br />

Für die Erreichung dieses Ziels bedarf es der flexiblen Gestaltung der Struktur. Traditionelle,<br />

zentrale Strukturen weisen wenig Flexibilität auf, da sie einseitig auf die bestmögliche<br />

Nutzung vorhandener Kapazitäten ausgerichtet sind. Aufgr<strong>und</strong> der neuen Anforderungen an<br />

das Unternehmen ist eine Neuorientierung in der Strukturgestaltung notwendig, die den ver-<br />

änderten Bedingungen Rechnung trägt. 236<br />

232 Vgl. Wahren (1996), S. 113 f.<br />

233 Vgl. Schwaninger (1995), S. 6.<br />

234 Vgl. ebenda.<br />

235 Siehe Abschnitt 2.<strong>1.</strong>4.2, S. 9.<br />

236 Vgl. Pawellek (1995), S. 68 f.


4.4 Flexibilität - 59 -<br />

Eine flexible Struktur ermöglicht es dem Unternehmen, sich an die verändernden Umweltbe-<br />

dingungen immer wieder anzupassen. Dazu ist es notwendig, dass permanent die Möglichkeit<br />

der Entkopplung <strong>und</strong> Neukopplung der einzelnen Elemente des Unternehmens besteht, damit<br />

Umstrukturierungen ohne Beeinträchtigung des Gesamtsystems realisiert werden können. 237<br />

Bei der Entkopplung von Strukturelementen des Unternehmens durch die Bildung von auto-<br />

nomen Einheiten entstehen Handlungsspielräume, <strong>und</strong> es werden Lernprozesse gefördert.<br />

Entscheidungen werden auch im Sinne der Selbstorganisation 238 vermehrt vor Ort getroffen<br />

werden, womit unnötige Reibungs- <strong>und</strong> Zeitverluste vermieden werden können. 239 Wie im<br />

vorhergehenden Abschnitt aufgezeigt wurde, kann diese Loslösung gleichzeitig die<br />

Notwendigkeit der Bildung von zentralen Einheiten <strong>für</strong> bestimmte Situationen <strong>und</strong><br />

Funktionen mit sich bringen. Bei fehlender Abstimmung der autonomen Einzelteile des<br />

Unternehmens wegen unzureichender <strong>Organisation</strong>s- <strong>und</strong> Kommunikationsstrukturen können<br />

sich Insellösungen innerhalb der <strong>Organisation</strong> ergeben, bei denen nur die lokalen Ergebnisse<br />

optimiert werden. Es besteht die Gefahr, dass das Gesamtwohl des Unternehmens nicht<br />

beachtet wird. 240<br />

Diesen Widerspruch zwischen Entkopplung <strong>und</strong> Kopplung gilt es durch verschiedene Mass-<br />

nahmen zu vermindern, um eine grösstmögliche Flexibilität der Struktur zu ermöglichen. 241<br />

Eine mögliche Lösung, die ebenfalls bereits im vorhergehenden Abschnitt aufgezeigt wurde,<br />

besteht in der Kopplung durch kulturelle Mittel. Durch die Vermittlung von gemeinsamen<br />

Werten, Verhaltensweisen oder übergeordneten Zielen wird den Elementen eines Unterneh-<br />

mens eine Orientierung geboten. 242 In diesen Bereich fällt auch die Forderung nach vermehr-<br />

ter symbolischer Führung, um das organisationale Lernen zu unterstützen. 243<br />

Die Kopplung auf der strategischen Ebene durch Leitbilder oder eine übergreifende Unter-<br />

nehmenspolitik bildet die zweite – in der Betriebswirtschaft hinlänglich bekannte – Möglich-<br />

keit der Kopplung. 244<br />

237 Vgl. Probst (1995), S. 180 f.<br />

238 Vgl. Abschnitt 3.5.4, S. 9.<br />

239 Vgl. Pawellek (1995), S. 75.<br />

240 Vgl. Pawellek (1995), S. 75.<br />

241 Für die ähnliche Problematik des Auseinander-driftens bei Fraktalen siehe Stahl (1995), S. 134 ff.<br />

242 Vgl. Probst (1995), S. 180.<br />

243 Vgl. Abschnitt 3.2.3, S. 9.<br />

244 Vgl. Probst (1995), S. 18<strong>1.</strong>


4.4 Flexibilität - 60 -<br />

Auf der strukturellen Ebene bieten sich zwei Varianten an:<br />

<strong>1.</strong> Die angestrebten Bindungen können durch heterarchische Strukturen geschaffen werden,<br />

die mit zentralen Strukturelementen verb<strong>und</strong>en werden. 245 Es werden Entscheidungs- <strong>und</strong><br />

Steuerungshierarchien geschaffen, die den Rahmen <strong>für</strong> lokale Entscheide im Sinne des<br />

Gesamtunternehmens bilden <strong>und</strong> gleichzeitig den Entscheidungsträgern vor Ort genügend<br />

Freiraum <strong>für</strong> ihre Entscheidungen lassen. 246<br />

2. Die Kombination von stabilisierenden Strukturelementen mit solchen, die eine Erhöhung<br />

der Flexibilität bewirken, wird durch die Bildung von Zelt- bzw. temporären Strukturen<br />

realisiert, welche in Palast- bzw. permanenten Strukturen eingebettet werden. 247 Auf diese<br />

Weise kann ein lernfre<strong>und</strong>licher, temporärer Handlungsrahmen geschaffen werden, der<br />

im Sinne einer Sek<strong>und</strong>ärorganisation von einer permanenten Struktur – der Primärorgani-<br />

sation – überlagert wird. 248<br />

Die Flexibilität der Struktur besteht bei beiden Varianten durch die Balance von Loslösung<br />

<strong>und</strong> Vernetzung der Subsysteme des Unternehmens. Durch den Ausgangspunkt – die Forde-<br />

rung nach Flexibilität <strong>und</strong> nicht nach Stabilität steht im Mittelpunkt – wird deutlich, dass der<br />

Schwerpunkt auf Seiten der Loslösung der Einzelteile liegen muss. 249 Es findet eine<br />

Verschiebung der Bedeutung vom Gesamtunternehmen zu seinen Einzelteilen statt, was auch<br />

dem Gedanken der Autonomie 250 entspricht.<br />

245 Vgl. Abschnitt 4.3, S. 9.<br />

246 Vgl. Pawellek (1995), S. 75.<br />

247 Vgl. Abschnitt 3.5.4, S. 9.<br />

248 Vgl. Probst (1995), S. 181; Probst/Büchel (1994), S. 120.<br />

249 Zur Balance von stabilisierenden Elementen siehe Wolff (1982), S. 181 f.<br />

250 Siehe Abschnitt 4.2, S. 9.


4.5 Ableitung von Effizienzkriterien - 61 -<br />

4.5 Ableitung von Effizienzkriterien<br />

Nachdem die Anforderungen an die Strukturgestaltung zur Unterstützung von organisationa-<br />

lem Lernen erarbeitet wurden, sind diese nun in einen Entscheidrahmen einzubetten, der den<br />

Wahlentscheid <strong>für</strong> eine geeignete <strong>Organisation</strong>sform unterstützt.<br />

Dieser Rahmen soll zur Effizienzbewertung von aufbauorganisatorischen Lösungen im Hin-<br />

blick auf das organisationale Lernen dienen. Effizienz bedeutet in diesem eingeschränkten<br />

Zusammenhang Leistungswirksamkeit oder Erfolgsniveau in Bezug auf die Förderung von<br />

organisationalen Lernprozessen. 251 In erster Linie dient das zu erarbeitende Schema der<br />

Bewertung von Makro- bzw. Rahmenstrukturen 252 ; entsprechend dem Bewertungsschema<br />

von THOM, das speziell auf die Bewertung von Rahmenstrukturen ausgerichtet ist. 253 In<br />

diesem Schema werden grob drei Kategorien unterschieden, in welche die Effizienzkriterien<br />

eingeordnet werden können:<br />

Kategorien Effizienzkriterien<br />

Ökonomisch-technische Kriterien<br />

Individual-soziale Kriterien<br />

Flexibilitäts-orientierte Kriterien<br />

Tab. 3: Effizienzkriterien <strong>und</strong> Kategorien 254<br />

(1) Zielorientierung der <strong>Organisation</strong><br />

(2) Förderung der Führbarkeit <strong>und</strong> Begrenzung<br />

des Koordinationsaufwandes<br />

(3) Schnelligkeit <strong>und</strong> Qualität der Informations-<br />

<strong>und</strong> Entscheidungsprozesse<br />

(4) Förderung der sozialen Effizienz<br />

(5) Anpassungsfähigkeit der <strong>Organisation</strong><br />

Diese Kriterien bilden unterschiedliche Aspekte des Gesamtbegriffs der organisatorischen<br />

Effizienz ab. Der strategische Entscheid, ein Unternehmen auf das organisationale Lernen<br />

251 Vgl. Thom (1988), S. 325.<br />

252 Die im folgenden hergeleiteten Kriterien <strong>für</strong> die Lernfähigkeit lassen sich als Anhaltspunkte <strong>für</strong> die<br />

Bewertung von Meso- <strong>und</strong> Mikrostrukturen verwenden.<br />

253 Vgl. Thom (1988), S. 325.


4.5 Ableitung von Effizienzkriterien - 62 -<br />

auszurichten, fügt einen neuen Aspekt hinzu, der durch den Einbezug von entsprechenden<br />

Effizienzkriterien berücksichtigt werden muss.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des angestrebten Ziels (Verbesserung der Flexibilität des gesamten Unternehmens)<br />

sind die zusätzlichen Kriterien in die Kategorie der flexibilitäts-orientierten Kriterien einzu-<br />

fügen. Neu ist damit das fünfte Effizienzkriterium mit Anpassungs- <strong>und</strong> Lernfähigkeit zu<br />

bezeichnen.<br />

Mit dem Kriterium der Anpassungsfähigkeit soll die Fähigkeit des Unternehmens erfasst<br />

werden, ihre <strong>Organisation</strong>sstruktur schnell <strong>und</strong> ohne viele Reibungsverluste auf Änderungen<br />

in der Umwelt auszurichten <strong>und</strong> damit auf geänderte Anforderungen zu reagieren. 255 Diese<br />

Umstrukturierungen sollen derart möglich sein, dass das Unternehmen als Ganzes bei der<br />

Aufgabenerfüllung nicht beeinträchtigt wird. 256 Das Effizienzkriterium erfordert daher (a) die<br />

Schaffung von Handlungs- <strong>und</strong> Entscheidungspielräumen (insbesondere in Bezug auf struk-<br />

turelle Änderungen) in den von den Veränderungen des Umsystems betroffenen Einheiten<br />

<strong>und</strong> (b) eine optimale, zentrale Kopplung der Subsysteme im Hinblick auf die Erreichung von<br />

Zielen des Gesamtunternehmens. 257 Diese zwei Hauptelemente der Anpassungsfähigkeit tra-<br />

gen nur in Kombination zur Erfüllung des Ziels bei. Das erste Element führt zur Möglichkeit<br />

der Anpassung <strong>und</strong> das zweite zur Zielgerichtetheit aus Sicht des Unternehmens.<br />

Das Effizienzkriterium der Lernfähigkeit beinhaltet die Festlegung von organisatorischen<br />

Regeln in der Weise, dass organisationale Lernprozesse auf jeder Ebene des Unternehmens<br />

<strong>und</strong> unabhängig von der Belastung durch operative Aktivitäten möglich sind. Erforderlich <strong>für</strong><br />

die Erfüllung dieses Kriteriums sind folglich (c) die Schaffung von Freiräumen auf<br />

kollektiver <strong>und</strong> individueller Ebene, (d) die Förderung der Interaktions-, Informations- <strong>und</strong><br />

Kommunikationsdichte <strong>und</strong> (e) die Schaffung von Wissenspotentialen auf jeder Stufe der<br />

<strong>Organisation</strong>. 258<br />

Diese Effizienzkriterien <strong>und</strong> ihre Hauptelemente bilden verschiedene Aspekte <strong>für</strong> die Bewer-<br />

tung der Flexibilitätsorientierung von <strong>Organisation</strong>sstrukturen ab. Trotz diesen verschiedenen<br />

254 Vgl. Thom (1988), S. 333 ff.<br />

255 Vgl. Thom (1988), S. 335.<br />

256 Vgl. Abschnitt 4.4, S. 9.<br />

257 Vgl. Abschnitt 4.2, S. 9 <strong>und</strong> Abschnitt 4.4, S. 9.<br />

258 Vgl. Abschnitt 4.2, S. 9 <strong>und</strong> Abschnitt 4.3, S. 9.


5.1 Makrostrukturen - 63 -<br />

Blickwinkeln sind Interdependenzen nicht zu vermeiden. Die sich daraus ergebenden Mehr-<br />

fachbewertungen gewisser Teilaspekte sind in Betracht zu ziehen. 259<br />

5. Bewertung von verbreiteten organisatorischen<br />

Strukturen<br />

Zu beachten ist, dass die nachfolgenden Bewertungen der in der betriebswirtschaftlichen Lite-<br />

ratur hinsichtlich des organisationalen Lernens verbreiteten Strukturen nur als Tendenzaussa-<br />

gen einzustufen sind, da die spezifische Situation 260 in der sich jedes Unternehmen befindet,<br />

nicht einbezogen werden kann. 261<br />

5.1 Makrostrukturen<br />

5.<strong>1.</strong>1 Klassische <strong>Organisation</strong>sstrukturen<br />

In einem Unternehmen bilden sich – langfristig betrachtet – fortlaufend neue Subsyteme<br />

(Gruppen, Bereiche, Abteilungen), die durch ein Netz von ordnenden <strong>und</strong> koordinierenden<br />

Beziehungen wieder zu einem Gesamtsystem gebündelt werden müssen. Bei den klassischen<br />

<strong>Organisation</strong>sstrukturen ist die Hierarchie das Mittel zum Vollzug dieser ordnenden <strong>und</strong> ko-<br />

ordinierenden Leistungen. Durch hierarchische Strukturen soll sichergestellt werden, dass In-<br />

formations-, Kommunikations- <strong>und</strong> Entscheidungsprozesse geordnet, schnell <strong>und</strong> präzise ab-<br />

laufen sowie Überschneidungen <strong>und</strong> damit Mehrdeutigkeit vermieden wird. 262<br />

259 Für eine vertiefte Betrachtung dieses Problems siehe Thom (1988), S. 337 f.<br />

260 Für eine Übersicht der zu berücksichtigenden Situationsmerkmale siehe Thom (1988), S. 326.<br />

261 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 87.<br />

262 Vgl. Wahren (1996), S. 112.


5.1 Makrostrukturen - 64 -<br />

5.<strong>1.</strong><strong>1.</strong>1 Funktionale <strong>Organisation</strong><br />

Bei einer funktionalen <strong>Organisation</strong> werden die Subsysteme unterhalb der Unternehmungslei-<br />

tung gemäss den Funktionen gebildet. Der sich daraus ergebende Hauptvorteil liegt in der<br />

starken Spezialisierungsmöglichkeit <strong>für</strong> das <strong>Personal</strong> in den jeweiligen Funktionsberei-<br />

chen. 263<br />

Kriterien <strong>für</strong> organisationales Lernen Funktionale <strong>Organisation</strong> (FO)<br />

a) Entscheidungs- <strong>und</strong> Handlungs-<br />

spielräume in allen Einheiten<br />

Die FO weist eine hohe Entscheidungszentrali-<br />

sation auf, was zu einer Überlastung des Mana-<br />

gement führen kann. 264 Eine gemeinsame Wirk-<br />

lichkeitskonstruktion wird durch das Vorhan-<br />

densein mehrere Ebenen behindert. 265 Dadurch<br />

ergibt sich eine geringe partizipative Motivation<br />

der unteren Ebenen. 266<br />

b) Optimale, zentrale Kopplung Durch Einliniensystem <strong>und</strong> Entscheidungszen-<br />

c) Freiräume auf individueller <strong>und</strong><br />

kollektiver Ebene<br />

263 Vgl. Thom (1988), S. 329.<br />

264 Vgl. Thom (1988), S. 328.<br />

265 Vgl. Schüppel (1995), S. 188 f.<br />

266 Vgl. Abschnitt 3.2.1, S. 9 <strong>und</strong> Abschnitt 3.3.5, S. 9.<br />

267 Vgl. Abschnitt 2.2.2, S. 9.<br />

268 Vgl. Abschnitt 3.2.6, S. 9.<br />

269 Vgl. Shaw/Perkins (1994), S. 184.<br />

tralisation starke <strong>und</strong> sehr starre zentrale Bin-<br />

dung von oben nach unten. Die Plastizität der<br />

unteren Strukturen ist nicht gegeben. 267<br />

Strukturred<strong>und</strong>anzen <strong>und</strong> Organizational Slack<br />

werden durch die Ausrichtung auf Ressour-<br />

cenoptimierung verhindert. 268 Routine prägt die<br />

Unternehmung <strong>und</strong> beeinträchtigt die Fähigkei-<br />

ten der Reflexion <strong>und</strong> der Interpretation. 269


5.1 Makrostrukturen - 65 -<br />

Kriterien <strong>für</strong> organisationales Lernen Funktionale <strong>Organisation</strong> (FO)<br />

d) Förderung der Interaktions-,<br />

Informations- <strong>und</strong> Kommunikati-<br />

onsdichte<br />

e) Schaffung von Wissenspotentialen<br />

auf jeder Ebene<br />

Verrichtungsorientierte Gliederung führt zu ein-<br />

geschränkten Interaktionen. “Management-Bar-<br />

rieren” 270 <strong>und</strong> “Funktionale Barrieren” 271 behin-<br />

dern die Kommunikation. 272 Der verbleibende<br />

Informationsfluss unterliegt der Verzerrung,<br />

Selektion <strong>und</strong> eingeschränkten Interpretation<br />

über die Hierarchieebenen hinweg. 273<br />

Durch hohe Spezialisierung in den Funktionen<br />

findet keine genügende Distribution des verteil-<br />

ten Wissens statt. 274 Der funktional zersplitterte<br />

Leistungsprozess beschränkt eine Erkennung<br />

von Ursache-Wirkungs-Beziehungen. 275<br />

Tab. 4: Die Anpassungs- <strong>und</strong> Lernfähigkeit der funktionalen <strong>Organisation</strong><br />

Die funktionale <strong>Organisation</strong> hat ihre Vorteile, die aber in Bezug auf organisationale Lernpro-<br />

zesse nicht zur Geltung kommen. In dieser <strong>Organisation</strong>sform sind Lernprozesse nur auf der<br />

Ebene des Anpassungslernens möglich. 276 Diese Struktur mag <strong>für</strong> stabile Verhältnisse be-<br />

stens geeignet sein, aber in einer dynamischen Umwelt, in der höherwertige Lernprozesse<br />

notwendig sind, bietet sie wenig Raum <strong>für</strong> schnelle Veränderungen.<br />

270 Probst/Büchel (1994), S. 79.<br />

271 Probst/Büchel (1994), S. 79.<br />

272 Vgl. Garvin (1994), S. 95; Shaw/Perkins (1994), S. 186.<br />

273 Vgl. Wahren (1996), S. 114.<br />

274 Vgl. Abschnitt 3.2.1, S. 9 <strong>und</strong> Abschnitt 3.4.2, S. 9.<br />

275 Vgl. Shaw/Perkins (1994), S. 178 ff.<br />

276 Vgl. Abschnitt 4.<strong>1.</strong>2, S. 9.


5.1 Makrostrukturen - 66 -<br />

5.<strong>1.</strong><strong>1.</strong>2 Divisionale <strong>Organisation</strong><br />

Wird eine <strong>Organisation</strong> unterhalb der Unternehmungsleitung nach Objekten (Produkte,<br />

Märkte, Regionen, K<strong>und</strong>en) untergliedert, spricht man von einer divisionalen <strong>Organisation</strong>.<br />

Das Einliniensystem der funktionalen <strong>Organisation</strong> wird beibehalten. Die Gliederung nach<br />

Objekten bezweckt eine schnellere <strong>und</strong> flexiblere Ausrichtung auf den Markt. Ein weiterer<br />

Vorteil liegt in der Entlastung der Führungsspitze durch Delegation von Verantwortung an die<br />

Objektleiter. 277<br />

Kriterien <strong>für</strong> organisationales Lernen Divisionale <strong>Organisation</strong> (DO)<br />

a) Entscheidungs- <strong>und</strong> Handlungs-<br />

spielräume in allen Einheiten<br />

Die Lenkung konzentriert sich (trotz Delegation<br />

von Verantwortung an die Objektleiter) in den<br />

oberen Hierarchiestufen <strong>und</strong> beschränkt den<br />

Entscheidungsspielraum der unteren Ebenen. 278<br />

Die DO ist auf Objektebene flexibler gestaltbar<br />

als die FO. 279 Eine Selbststrukturierung der<br />

Subsysteme der Divisionen <strong>und</strong> damit schnelle<br />

<strong>und</strong> problemnahe Lösungen werden behin-<br />

dert. 280<br />

b) Optimale, zentrale Kopplung Die zentralistisch ausgelegte Struktur fördert die<br />

c) Freiräume auf individueller <strong>und</strong><br />

kollektiver Ebene<br />

277 Vgl. Thom (1988), S. 329 f.<br />

278 Vgl. Pawellek (1995), S. 77.<br />

279 Vgl. Thom (1988), S. 34<strong>1.</strong><br />

280 Vgl. Abschnitt 3.5.4, S. 9.<br />

281 Vgl. Pedrazza (1992), S. 130.<br />

282 Vgl. Wiegand (1996), S. 507.<br />

Stabilität gleichbleibender Abläufe <strong>und</strong> lässt<br />

wenig Raum <strong>für</strong> organisationale Lernpro-<br />

zesse. 281<br />

Durch die Führungsebenen nach unten abneh-<br />

mende Freiräume ermöglichen nur individuelle<br />

Lernprozesse in den oberen Führungsebenen. 282


5.1 Makrostrukturen - 67 -<br />

Kriterien <strong>für</strong> organisationales Lernen Divisionale <strong>Organisation</strong> (DO)<br />

d) Förderung der Interaktions-, In-<br />

formations- <strong>und</strong><br />

Kommunikationsdichte<br />

e) Schaffung von Wissenspotentialen<br />

auf jeder Ebene<br />

Hierarchische Grenzlinien behindern Kommuni-<br />

kation <strong>und</strong> schränken Interaktion ein. 283 Der<br />

Informationsfluss wird durch das Organigramm<br />

geregelt <strong>und</strong> findet nur eingeschränkt über die<br />

Bereichsgrenzen hinweg statt. 284 Wichtige In-<br />

formationen können “up and down” verloren<br />

gehen. 285 Verstärkte K<strong>und</strong>enorientierung bzw.<br />

Öffnung dem K<strong>und</strong>en gegenüber fördert die<br />

Kommunikations- <strong>und</strong> Lernfähigkeit. 286<br />

Der Zugang zu bereichsfremdem Wissen ist er-<br />

schwert. 287 Der Aufbau eines bereichsübergrei-<br />

fenden Informationssystems als organisationales<br />

Gedächtnis kann durch einen starren formalen<br />

Rahmen behindert werden. 288<br />

Tab. 5: Die Anpassungs- <strong>und</strong> Lernfähigkeit der divisionalen <strong>Organisation</strong><br />

Bezüglich der lernfördernden Eigenschaften der divisionalen <strong>Organisation</strong> ist hervorzuheben,<br />

dass sie über eine objektorientierte <strong>und</strong> damit umfangreichere Bündelung des Wissens ver-<br />

fügt. Dies im Gegensatz zur funktionalen <strong>Organisation</strong>, bei der es zu einer funktionsorientier-<br />

ten Konzentration des Wissens kommt. Durch die Delegation von objektbezogenen Entschei-<br />

dungen findet keine Vergrösserung der Handlungsspielräume aller Ebenen statt; es wird ein-<br />

zig ein verbessertes Lernumfeld <strong>für</strong> die oberste Leitung geschaffen, welche sich dadurch<br />

intensiver um strategische <strong>und</strong> divisionsübergreifende Fragen kümmern kann. Gegenüber der<br />

283 Vgl. Leonard-Barton (1994), S. 113; Probst/Büchel (1994), S. 79.<br />

284 Vgl. Abschnitt 3.5.3, S. 9.<br />

285 Heitger (1994), S. 117.<br />

286 Vgl. Shaw/Perkins (1994), S. 190.<br />

287 Vgl. Abschnitt 3.4.4, S. 9.<br />

288 Vgl. Wilmes (1995), S. 146 f.


5.1 Makrostrukturen - 68 -<br />

funktionalen <strong>Organisation</strong> kann der divisionalen <strong>Organisation</strong> durch die Selbständigkeit der<br />

Divisionen auch eine bessere Anpassungsfähigkeit gutgeschrieben werden.<br />

Interessant an diesem Ansatz der Marktausrichtung ist allerdings, dass er weitergedacht wer-<br />

den kann. Wenn durch eine begrenzte Autonomie der Objektleiter eine verbesserte Anpas-<br />

sungsfähigkeit der Divisionen erreicht werden kann, so ist <strong>für</strong> eine umfängliche Anpassungs-<br />

fähigkeit des gesamten Unternehmens Autonomie <strong>für</strong> die kleinsten handlungsfähigen Sub-<br />

systeme – den einzelnen Mitarbeiter – zu fordern.<br />

5.<strong>1.</strong><strong>1.</strong>3 Matrix-<strong>Organisation</strong><br />

Die Matrix-<strong>Organisation</strong> ist eine Kombination der beiden obengenannten <strong>Organisation</strong>sfor-<br />

men. Sie enthält ein Mehrliniensystem, bei welchem die Gliederung nach Objekten <strong>und</strong> Ver-<br />

richtungen gleichzeitig vorgenommen wird. Als Hauptvorteile sind ihre Ausgewogenheit von<br />

funktionalen <strong>und</strong> objektbezogenen Aspekten sowie ihre Flexibilität zu nennen. Der beabsich-<br />

tigte, konstruktive Konflikt zwischen diesen zwei Linien stellt grosse Ansprüche an die Ko-<br />

operations- <strong>und</strong> Konfliktfähigkeit der Linienmanager <strong>und</strong> weist wegen des Dualismus der<br />

Weisungskompetenzen ein erhebliches Konfliktpotential <strong>für</strong> die Mitarbeiter auf. 289<br />

Kriterien <strong>für</strong> organisationales Lernen Matrix-<strong>Organisation</strong> (MO)<br />

a) Entscheidungs- <strong>und</strong> Handlungs-<br />

spielräume in allen Einheiten<br />

Dezentralisierung fördert ein lernfre<strong>und</strong>liches<br />

Umfeld. 290 Teilweise Verlagerung der Verant-<br />

wortung an Linienmanager ermöglicht unmittel-<br />

bare Problemlösung <strong>und</strong> schnelle Anpassungs-<br />

entscheidungen. 291<br />

b) Optimale, zentrale Kopplung Dezentralisationstendenz, die bei ausformulier-<br />

ten Konfliktregelungen realisiert werden<br />

kann. 292<br />

289 Vgl. Thom (1988), S. 330 f.<br />

290 Vgl. Abschnitt 3.3.5, S. 9.<br />

291 Vgl. Abschnitt 3.4.4, S. 9 <strong>und</strong> Thom (1988), S. 34<strong>1.</strong><br />

292 Vgl. Thom (1988), S. 34<strong>1.</strong>


5.1 Makrostrukturen - 69 -<br />

Kriterien <strong>für</strong> organisationales Lernen Matrix-<strong>Organisation</strong> (MO)<br />

c) Freiräume auf individueller <strong>und</strong><br />

kollektiver Ebene<br />

d) Förderung der Interaktions-,<br />

Informations- <strong>und</strong><br />

Kommunikationsdichte<br />

e) Schaffung von Wissenspotentialen<br />

auf jeder Ebene<br />

Ausrichtung auf die bestmögliche Nutzung von<br />

Unternehmensressourcen schränkt potentielle<br />

Freiräume ein. 293<br />

Knotenpunkte in der MO führen zu Interaktio-<br />

nen von Mitarbeitern verschiedener Bereiche.<br />

Dadurch kommt es zu einer offenen Kommuni-<br />

kation <strong>und</strong> es wird ein bereichsübergreifender<br />

Wissenstransfer möglich. 294<br />

Vermischung von unterschiedlichem Wissen an<br />

verschiedenen Stellen <strong>und</strong> erhöhte Anforderun-<br />

gen an Mitarbeiter fördern den Wissenstransfer<br />

<strong>und</strong> den Aufbau von Wissen.<br />

Tab. 6: Die Anpassungs- <strong>und</strong> Lernfähigkeit der Matrix-<strong>Organisation</strong><br />

Werden die hohen Anforderungen an das soziale Verhalten der Mitarbeiter durch geeignete<br />

Regelungen bezüglich Konfliktbewältigung <strong>und</strong> Prioritätensetzung unterstützt, kann in der<br />

Matrix-<strong>Organisation</strong> ein sehr lernförderliches Umfeld entstehen.<br />

Auf der anderen Seite kann die objektorientierte Seite der Matrix-<strong>Organisation</strong> ohne grosse<br />

Reibungsverluste an veränderte Marktbedingungen angepasst werden. 295<br />

Doch aufgr<strong>und</strong> ihrer hohen Spezialisierung in den Linien, dem Fehlen von Freiräumen <strong>und</strong><br />

ihrer hohen Regelungsdichte bietet auch sie kein optimales Umfeld <strong>für</strong> organisationale Lern-<br />

prozesse.<br />

293 Vgl. Pawellek (1995), S. 68 f.<br />

294 Vgl. Abschnitt 3.3.5, S. 9.<br />

295 Vgl. Thom (1988), S. 34<strong>1.</strong>


5.1 Makrostrukturen - 70 -<br />

5.<strong>1.</strong>2 Aktueller Strukturansatz<br />

Die wachsende Marktdynamik stellt die klassischen Strukturansätze vor wachsende<br />

Probleme. Ihre Funktionsprinzipien der Arbeitsteilung durch Formalisierung <strong>und</strong><br />

Spezialisierung führen zum Versuch, organisierte Routineantworten <strong>für</strong> wechselnde<br />

Marktbedürfnisse bereitzustellen. Die Folge sind immer komplexere <strong>und</strong> ausdifferenziertere<br />

Stellenbeschreibungen <strong>und</strong> ein komplexes Regelwerk, deren Aktualisierung <strong>und</strong> Wartung<br />

zunehmend aufwendiger wird. 296<br />

An dieser Stelle sind neue Strukturansätze gefragt, die in der Lage sind, diese Dynamik zu<br />

verarbeiten.<br />

Unter den aktuellen Strukturansätzen in der das organisationale Lernen betreffenden Literatur<br />

scheint besonders die Netzwerkorganisation auf. Netzwerke sind vielfach die Basis, auf die<br />

weitere strukturelle Massnahmen aufgesetzt werden können, <strong>und</strong> die zusammen<br />

“<strong>Organisation</strong>s-Architekturen” 297 , Virtuelle Unternehmen 298 oder “Fraktale Unternehmen” 299<br />

bilden. 300<br />

Eine Netzwerkorganisation ist ein auf dem Mehrliniensystem beruhendes, zielorientiertes Ge-<br />

bilde, das in seiner Zusammensetzung zeitlich befristet ist. Die Lebensdauer der Strukturen ist<br />

durch die zu erfüllende Aufgabe begrenzt. Nach der Erreichung des Ziels geht ein solches<br />

temporäres System wieder in einen Potentialzustand über, um zu einem späteren Zeitpunkt zu<br />

einer anderen Aufgabe in einer anderen oder der gleichen Form neu zu entstehen. 301<br />

Netzwerke müssen nicht heterarchisch aufgebaut sein, sie können durchaus auch<br />

hierarchische Züge annehmen. 302 Im folgenden soll von Netzwerken <strong>und</strong><br />

Netzwerkorganisationen nur im Zusammenhang mit Strukturen gesprochen werden, die<br />

signifikante heterarchische Merkmale aufweisen.<br />

296 Vgl. Heitger (1994), S. 117 f.<br />

297 . Nadler/Gerstein/Shaw (1994).<br />

298 Siehe Abschnitt 3.5.3, S. 9.<br />

299 Stahl (1995), S. 127.<br />

300 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 129.<br />

301 Vgl. Schwaninger (1995), S. 8.<br />

302 Vgl. Schwaninger (1994), S. 8.


5.1 Makrostrukturen - 71 -<br />

Kriterien <strong>für</strong> organisationales Lernen Netzwerkorganisation (NO)<br />

a) Entscheidungs- <strong>und</strong> Handlungs-<br />

spielräume in allen Einheiten<br />

Autonome Teile verfügen über Entscheidungs-<br />

spielraum. Es entstehen Red<strong>und</strong>anzen in Form<br />

von lokalen Lenkungskapazitäten. 303 Störungen<br />

können schnell <strong>und</strong> kompetent ohne viel Rei-<br />

bungsverlust behoben werden. 304 Durch die<br />

hohe Autonomie wird die Identifikation mit der<br />

Aufgabe gesteigert. 305<br />

b) Optimale, zentrale Kopplung Die Autonomie der Subsysteme führt zu einer<br />

c) Freiräume auf individueller <strong>und</strong><br />

kollektiver Ebene<br />

d) Förderung der Interaktions-,<br />

Informations- <strong>und</strong><br />

Kommunikationsdichte<br />

erschwerten Führbarkeit, 306 wodurch<br />

zusätzliche Kopplungsmechanismen notwendig<br />

werden. 307<br />

Die Mitarbeiter erhalten in der NO den<br />

Freiraum einer starken kommunikativen<br />

Vernetzung, was zu einer erhöhten Motivation<br />

<strong>und</strong> zu innovativen Lösungen beiträgt. 308<br />

Starke Vernetzung führt zu vielen Interaktionen<br />

der Mitarbeiter <strong>und</strong> damit zu einer hohen Kom-<br />

munikations- <strong>und</strong> Informationsdichte. 309 Die<br />

Aussenorientierung des Unternehmens wird<br />

nach unten verlagert. 310 Es besteht allerdings<br />

die Gefahr des “Kommunikationschaos” 311<br />

durch ineffektive Doppelkontakte,<br />

303 Vgl. Schwaninger (1995), S. 5.<br />

304 Vgl. Wahren (1996), S. 114; Pawellek (1995), S. 75.<br />

305 Vgl. Abschnitt 3.3.5, S. 9 <strong>und</strong> Abschnitt 4.2, S. 9.<br />

306 Vgl. Probst (1992), S. 177.<br />

307 Vgl. Abschnitt 4.4, S. 9.<br />

308 Vgl. Stahl (1995), S. 127.<br />

309 Vgl. Pedrazza (1992), S. 130; Wiegand (1996), S. 483; Probst (1992), S. 177.<br />

310 Vgl. Heitger (1994), S. 120 f.<br />

311 Stahl (1995), S. 127.


5.1 Makrostrukturen - 72 -<br />

Unübersichtlichkeit der Kontakte <strong>und</strong><br />

widersprechende Absprachen.<br />

Kriterien <strong>für</strong> organisationales Lernen Netzwerkorganisation (NO)<br />

e) Schaffung von Wissenspotentialen<br />

auf jeder Ebene<br />

Heterarchische Struktur unterstützt die Distribu-<br />

tion von Wissen. 312 Informationen können hier-<br />

archieunabhängig zur Verfügung gestellt wer-<br />

den. 313 Dies führt zu einer erhöhten Problemlö-<br />

sungskapazität der Mitarbeiter. 314<br />

Tab. 7: Die Anpassungs- <strong>und</strong> Lernfähigkeit der Netzwerkorganisation<br />

Der Hauptvorteil der Offenheit der Netzwerkorganisation liegt in der hohen Spezialisierung<br />

der Einzelteile bei gleichzeitiger Erhaltung der Flexibilität des Gesamtunternehmens. Als<br />

Nachteile ergeben sich eine erschwerte Steuerung des Gesamtsystems <strong>und</strong> eine fehlende<br />

Identifikation mit dem Unternehmen. 315<br />

Durch eine Netzwerkorganisation wird eine intensive Kommunikation nach innen <strong>und</strong> nach<br />

aussen gefördert. Die Bereitstellung dieses Rahmens ist das eine, der Aufbau der notwendigen<br />

Kommunikationskompetenz bei den Mitarbeitern ist das andere. Der Einzelne muss durch<br />

eine passende Weiterbildung in die Lage versetzt werden <strong>und</strong> willens sein 316 , die angebotenen<br />

Möglichkeiten der Kommunikation wahrzunehmen. 317<br />

Die Netzwerkstruktur bietet einen adäquaten Rahmen <strong>für</strong> organisationales Lernen, der nebst<br />

personellen auch durch geeignete strukturelle Massnahmen 318 ausgestaltet werden muss, um<br />

eine Abstimmung der Subsysteme bezüglich der übergeordneten Unternehmensziele sicherzu-<br />

stellen. 319<br />

312 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 79.<br />

313 Vgl. Abschnitt 3.5.3, S. 9.<br />

314 Vgl. Stahl (1995), S. 127.<br />

315 Vgl. Sydow (1993), S. 387.<br />

316 Vgl. Abschnitt 3.3.3, S. 9.<br />

317 Vgl. Stahl (1995), S. 139.<br />

318 Siehe Abschnitt 4.4, S. 9 oder die lose gekoppelten Systeme nach Wahren (1996), S. 115 ff.<br />

319 Siehe die Verbindungsfunktion von Mesostrukturen im folgenden Abschnitt 5.2, S. 9.


5.1 Makrostrukturen - 73 -<br />

Es ist hier nochmals auf die Notwendigkeit der situativen Betrachtung der Bewertungen der<br />

einzelnen Makrostrukturen verwiesen. PROBST & BÜCHEL verweisen beispielsweise auf die


5.2 Mesostrukturen - 74 -<br />

Nutzlosigkeit von Netzwerkstrukturen <strong>für</strong> Unternehmen mit einer bereits bestehenden, ausge-<br />

prägt informellen Umgangsweise, da in diesen bereits genügend zwischenmenschliche Ver-<br />

bindungen zur Kommunikation <strong>und</strong> zum Austausch von relevantem Wissen existieren. 320<br />

5.2 Mesostrukturen<br />

Dieser Bereich von Strukturen wird von SCHANZ als lateralstruktureller Bereich<br />

bezeichnet, 321 dem auf dem Weg zur lernenden <strong>Organisation</strong> eine grosse Bedeutung<br />

zukommt. Durch ihre Implementierung kann der Gefahr entgegengewirkt werden, dass<br />

<strong>Organisation</strong>en nicht mehr als Ganzheit agieren können. 322 Es handelt sich nach ihrer<br />

Funktion unterschieden um Planungs- <strong>und</strong> Kontrollsysteme bzw. um<br />

Verbindungseinrichtungen.<br />

In der Literatur wird eine Vielfalt solcher Lösungen beschrieben, wobei hier aus Platzgründen<br />

nur einige Strukturen exemplarisch aufgeführt werden können.<br />

5.2.1 Temporäre Strukturen<br />

Zeitlich begrenzte Strukturen können im Sinne der in Abschnitt 3.5.4 <strong>und</strong> 4.4 erwähnten Zelt-<br />

strukturen oder Sek<strong>und</strong>ärorganisationen durch Überlagerung <strong>und</strong> Ergänzung der Primärorga-<br />

nisation dazu beitragen, die Nachteile der zugr<strong>und</strong>e liegenden Struktur zu vermindern oder<br />

auszugleichen.<br />

5.2.<strong>1.</strong>1 Kommunikations- <strong>und</strong> Diskussionsforen<br />

Der Übergang zwischen temporären <strong>und</strong> permanenten Strukturen ist fliessend. Eine absolute<br />

Unterscheidung ist deshalb an dieser Stelle nicht möglich. Als Beispiel können hier Kommu-<br />

nikations- <strong>und</strong> Diskussionsforen angeführt werden, die durch eine mögliche <strong>Institut</strong>ionalisie-<br />

rung einen stetig wiederkehrenden Charakter erhalten.<br />

320 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 88.<br />

321 Vgl. Schanz (1994), S. 430.<br />

322 Zu diesem Problem siehe auch 4.4, S. 9.


5.2 Mesostrukturen - 75 -<br />

Der Vorteil solcher Foren <strong>für</strong> das organisationale Lernen liegt v.a. in ihrer Förderung der In-<br />

teraktion <strong>und</strong> der Kommunikation unter den beteiligten Mitgliedern des Unternehmens. 323 Sie<br />

haben eine Verbindungsfunktion, indem sie nach Standort oder Aufgabe verteilte Mitarbei-<br />

ter zusammenbringen, um beispielsweise bei Diskussionsforen zu einem unternehmensüber-<br />

greifenden Thema ihre Meinung <strong>und</strong> ihr Wissen einzubringen. Als Ergebnis führen solche<br />

formellen Treffen zu einer Kollektivierung von individuellem Wissen. 324<br />

5.2.<strong>1.</strong>2 Reflexionsgruppen<br />

Eine weitere temporäre organisatorische Lösung, die allerdings in erster Linie eine Kontroll-<br />

funktion erfüllt, wurde bereits in Abschnitt 3.5.1 aufgezeigt, wo vorgeschlagen wird, <strong>für</strong> die<br />

Reflexion von Projekten oder Aufgaben eine zeitlich befristete Arbeitsgruppe einzusetzen.<br />

Solche Arbeitsgruppen haben aber auch eine verbindende Funktion, indem sie Mitarbeiter aus<br />

verschiedenen Bereichen in eine Gruppe einbinden, die durch die Zusammenarbeit ihr Wissen<br />

an die Beteiligten weitergeben <strong>und</strong> durch die Bearbeitung des Projekts oder der Aufgabe<br />

selbst zusätzliches Wissen erwerben können.<br />

5.2.<strong>1.</strong>3 Projektgruppen<br />

Projektorganisationen sind per definitionem zeitlich befristeter Natur. In ihrer Struktur stellen<br />

sie Netzwerke dar, die wiederum in grössere Netzwerke eingebettet sein können. 325 Ebenso<br />

können sie eine wichtige Funktion als Sek<strong>und</strong>ärstrukturen bei einer hierarchischen Struktur<br />

erfüllen, indem sie einen temporären, spezifischen <strong>und</strong> äusserst flexiblen Handlungsrahmen<br />

schaffen, um risikoreiche <strong>und</strong> dringende Probleme zu lösen. Durch die verbindende Zusam-<br />

menführung von Spezialisten, die gewährten Freiräume <strong>und</strong> durch die Art der Aufgabe<br />

(umfassend <strong>und</strong> abgeschlossen) bilden sie auch hervorragende Lernmöglichkeiten. Die Pro-<br />

jektgruppenmitglieder erhalten eine vertiefte Einsicht in andere Unternehmensbereiche, was<br />

ein besseres Verständnis <strong>für</strong> die Unternehmensabläufe fördert. 326 Projektgruppen bewegen<br />

sich in einem Umfeld, das zeitlich begrenzt <strong>und</strong> frei von Stellenbeschreibungen oder anderen<br />

323 Vgl. Abschnitt 3.4.4, S. 9.<br />

324 Vgl. Schüppel (1996), S. 21<strong>1.</strong><br />

325 Vgl. Schwaninger (1995), S. 9.<br />

326 Für eine umfassende Übersicht über die Lernmöglichkeiten in einer Projektgruppe siehe<br />

Wojda (1996), S. 39.


5.2 Mesostrukturen - 76 -<br />

Regulierungen der Linie ist. Durch dieses Umfeld <strong>und</strong> die Art der Aufgaben werden auch<br />

hohe Anforderungen an die Flexibilität, die Belastungsfähigkeit <strong>und</strong> die Kompetenzen der<br />

Mitglieder gestellt. 327<br />

5.2.<strong>1.</strong>4 Lernpartnerschaften<br />

Dieses strukturelle Instrument ist speziell <strong>für</strong> das Lernen konzipiert. Es benötigt allerdings ei-<br />

nen lernwilligen Partner in- oder ausserhalb des Unternehmens, <strong>für</strong> den das eigene Wissen<br />

oder dessen Entwicklung von Bedeutung ist.<br />

Als externe Lernpartner bieten sich sowohl Lieferanten als auch K<strong>und</strong>en an. 328 Die internen<br />

Lernmöglichkeiten werden im Rahmen von Coaching- oder Mentoringprogrammen bzw. in<br />

Qualitäts- oder Werkstattzirkeln entwickelt.<br />

Bei diesen Lerngelegenheiten wird die Möglichkeit der ressort- oder unternehmensübergrei-<br />

fenden Kommunikation geboten <strong>und</strong> die Teilnehmer werden mit anderen Meinungen <strong>und</strong> An-<br />

sichten konfrontiert. Auf diese Weise kann einerseits das Kommunikationsverhalten gefördert<br />

werden, <strong>und</strong> andererseits bietet sich die Möglichkeit zur Wissensübertragung unter den Be-<br />

teiligten. 329<br />

5.2.2 Permanente Strukturen<br />

5.2.2.1 Bereichsübergreifende Gruppen<br />

Permanente Mesostrukturen können durch eine zeitlich unbegrenzte Überlagerung der Ma-<br />

krostruktur wesentliche Voraussetzungen <strong>für</strong> organisationale Lernprozesse schaffen. Der<br />

Gruppenstruktur kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da die Gruppe als soziales Sub-<br />

system des Unternehmens eine verbindende Funktion zwischen dem Individuum <strong>und</strong> der<br />

<strong>Organisation</strong> besitzt. 330<br />

<strong>Institut</strong>ionalisierte bereichsübergreifende Gruppen (Strategieteams, Policy-teams, Koordinati-<br />

onsgruppen) 331 bewirken eine Durchmischung <strong>und</strong> Kombination von Mitarbeitern unter-<br />

327 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 120.<br />

328 Siehe Abschnitt 3.2.5, S. 9.<br />

329 Vgl. Bertels (1996), S. 2.<br />

330 Vgl. Castiglioni (1994), S. 129.<br />

331 Vgl. Schwaninger (1994), S. 28.


5.2 Mesostrukturen - 77 -<br />

schiedlicher Bereiche <strong>und</strong> aus verschiedenen hierarchischen Ebenen. Auf diese Weise können<br />

kommunikative Querverbindungen innerhalb des Unternehmens gefördert werden, <strong>und</strong> der<br />

Austausch von individuellem Wissen kann über bestehende interne Grenzlinien hinweg un-<br />

terstützt werden. 332<br />

Die Verbindung in der Gruppe führt zu kurzen Kommunikationswegen, da bei Versammlung<br />

aller Gruppenmitglieder eine Botschaft nur einmal übermittelt werden muss. Auf dem glei-<br />

chen Weg kann das Abrufen von Gruppenwissen in der Gruppe selbst sehr schnell <strong>und</strong> effi-<br />

zient erfolgen. 333<br />

Entsprechend sieht WIEGAND in der Implementierung von Gruppenstrukturen den notwendi-<br />

gen Integrationsmechanismus, der in einem Netzwerk zu lateraler Kommunikation <strong>und</strong><br />

schlussendlich zu Prozesslernen führt. 334 Allerdings bleibt zu beachten, dass eine solche<br />

Gruppen- oder Teamorientierung nicht von heute auf morgen in einer <strong>Organisation</strong> erzeugt<br />

werden kann. Sie muss vielmehr über eine lange Zeit quasi evolutionär als Maxime der Or-<br />

ganisation <strong>und</strong> ihrer Mitglieder entwickelt werden. 335<br />

Die Hauptvorteile der Gruppenstrukturen <strong>für</strong> das organisationale Lernen sind zum einen die<br />

Autonomie der Gruppe nach aussen, was nach innen die notwendigen Freiräume <strong>für</strong><br />

Reflexion bildet, <strong>und</strong> zum anderen das Aufeinandertreffen von unterschiedlichen<br />

Einstellungen in der Gruppe selbst, wodurch die Gruppenmitglieder einen Prozess der<br />

Konsensbildung erfahren. 336<br />

5.2.2.2 Teilautonome Gruppen<br />

Den Arbeitsgruppen im Unternehmen werden zusätzliche Handlungs- <strong>und</strong> Entscheidungs-<br />

spielräume gewährt. Sie besitzen die Möglichkeit, selbst über die gruppeninterne Struktur <strong>und</strong><br />

die Bearbeitung der vorgegebenen Aufgabe zu entscheiden. Der Autonomieraum der<br />

teilautonomen Gruppe wird durch In- <strong>und</strong> Outputbedingungen beschränkt, um diese dezen-<br />

trale Einheit in den übergeordneten Zweck des Gesamtunternehmens einzugliedern. 337<br />

332 Vgl. Abschnitt 4.3, S. 9.<br />

333 Vgl. Castiglioni (1994), S. 130.<br />

334 Vgl. Wiegand (1996), S. 483.<br />

335 Vgl. Knitter (1993), S. 294.<br />

336 Vgl. Castiglioni (1994), S. 130 f.; Nonaka (1994), S. 93.<br />

337 Vgl. Stahl (1995), S. 122 f.


5.2 Mesostrukturen - 78 -<br />

Diese Strukturform verlangt ein umfassendes Wissen aller Gruppenmitglieder, das durch Aus-<br />

<strong>und</strong> Weiterbildung oder durch die interne Weitergabe von Gruppenwissen aufgebaut wird.<br />

Durch die Delegation von Verantwortung <strong>und</strong> den “unmittelbaren emotionalen Rück-<br />

kopplungskontext” 338 besitzt diese Struktur ein grosses Motivationspotential, was zu einer<br />

Identifikation mit der Aufgabe führt. In solchen autonomen Gruppen wird die Interaktion <strong>und</strong><br />

die erhöhte Kommunikation zwischen den Mitgliedern ermöglicht, was wiederum der Trans-<br />

formation des individuellen Wissens in kollektives Wissen förderlich ist. 339<br />

Auf der Ebene des Unternehmens schafft die lockere Verknüpfung von teilautonomen Grup-<br />

pen Strukturred<strong>und</strong>anzen <strong>und</strong> Organizational Slack. 340<br />

5.2.2.3 Kernkompetenzzentren<br />

Der zugr<strong>und</strong>eliegende Gedanke ist hierbei die Strukturierung einer <strong>Organisation</strong> um die wett-<br />

bewerbsrelevanten Kernkompetenzen. Diese strukturelle Verselbständigung von Kompetenz-<br />

bereichen dient gemäss SCHÜPPEL der Multiplikation des im Unternehmen vorhandenen Wis-<br />

sens. Es entsteht eine Art “Wissens-Markt” 341 im Unternehmen, auf dem die Kompetenzzen-<br />

tren als selbständige organisatorische Einheiten auftreten <strong>und</strong> versuchen, ihr Wissen in die<br />

Endprodukte der Gesamtorganisation einfliessen zu lassen. Als Ergebnis sieht er eine sinn-<br />

volle Bündelung aktueller Wissensbausteine, die Stärkung der Identität der Einheiten sowie<br />

das Brechen von strukturellen Wissens- <strong>und</strong> Lernbarrieren. 342<br />

Die Strukturierung in Kompetenzzentren eröffnet grosse Freiräume <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

von Wissen. Die Spezialisierung des Wissens wird dabei marktnah <strong>und</strong> zielgerichtet vorange-<br />

trieben. Durch die Notwendigkeit des Einbringens dieses Wissens in die selbständigen Pro-<br />

duktbereiche des Unternehmens wird die Interaktion zwischen den Bereichen <strong>und</strong> damit die<br />

Diffusion des entwickelten Wissens erhöht.<br />

338 Wiegand (1996), S. 538.<br />

339 Vgl. Abschnitt 3.4.1, S. 9.<br />

340 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 50.<br />

341 Vgl. Schüppel (1996), S. 233.<br />

342 Vgl. ebenda, S. 233 f.


5.3 Mikrostrukturen - 79 -<br />

5.2.2.4 Wissenseinheit<br />

Eine sehr spezielle Mesostruktur stellt die <strong>Institut</strong>ionalisierung einer Stelle dar, die <strong>für</strong> das<br />

Lernen <strong>und</strong> die “Verwaltung” von Wissen in einem Unternehmen zuständig ist. Diese Stelle<br />

soll gemäss REINHARDT nur der Fremd- <strong>und</strong> Selbstbeobachtung der Lernprozesse dienen.<br />

Diese Beobachtungsrolle wird beispielsweise durch die Integration aus Funktionen wie stra-<br />

tegischem Controlling, <strong>Personal</strong>- bzw. <strong>Organisation</strong>sentwicklung <strong>und</strong> Planung sowie externen<br />

Beratern geschaffen. Abweichungen, die bei dieser Überwachung der organisationalen Lern-<br />

prozesse auftreten, sollen zusammen mit Informationen über Veränderungen der Unterneh-<br />

mensumwelt an das Top-Management weitergeleitet werden. 343<br />

Solche zentralisierte Formen des Wissensmangements sind in den Unternehmen selten anzu-<br />

treffen. In einigen Firmen besteht ein Posten eines “Chief Knowledge Officer” 344 , bei<br />

Mc Kinsey wurde ein hochrangiger Mitarbeiter mit dem Titel eines “Director of Knowledge<br />

Management” 345 bedacht.<br />

Der Nutzen solcher Einheiten, die nur <strong>für</strong> die Überwachung der Lernprozesse oder die Ver-<br />

waltung von Wissen zuständig sind, liegt <strong>für</strong> das organisationale Lernen v.a. darin, dass die<br />

Bedeutung von Wissen <strong>und</strong> Lernen im Unternehmen deutlich gemacht wird <strong>und</strong> das ein ent-<br />

sprechendes Reflexionspotential zur Verfügung gestellt wird.<br />

5.3 Mikrostrukturen<br />

Der Mensch <strong>und</strong> sein Verhalten in der <strong>Organisation</strong> stellen immer einen Unsicherheitsfaktor<br />

<strong>für</strong> das Unternehmen dar. Bisher wurde versucht, dieser “Unberechenbarkeit” mit einem un-<br />

terschiedlichen Ausmass an Kontrolle zu begegnen. Anstatt zu versuchen, diese Unsicherheit<br />

zu reduzieren oder zu kontrollieren, sollte nach der Meinung von HALL & FUKAMI versucht<br />

werden, diese Veränderbarkeit des Verhaltens <strong>für</strong> das Unternehmen einzusetzen <strong>und</strong> daraus<br />

zu lernen. Das lernende Individuum muss ihres Erachtens in den Gestaltungsprozess der<br />

<strong>Organisation</strong> einbezogen werden, um so die Lücke zwischen der individuellen <strong>und</strong> der organi-<br />

343 Vgl. Reinhardt (1995), S. 333 ff.<br />

344 Rohner (1997), S. 69.<br />

345 Willke (1995), S. 59.


5.3 Mikrostrukturen - 80 -<br />

sationalen Ebene schliessen zu können. Um dies zu erreichen, muss auch auf der Mikroebene<br />

eine <strong>für</strong> den lernenden Mitarbeiter adäquate Strukturgestaltung geschaffen werden. 346<br />

5.3.1 Job rotation<br />

Um der Entwicklung des Mitarbeiters zum Fachspezialisten <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Nachteilen entgegenzuwirken, bietet sich die Job rotation an. Mit diesem Austauschprinzip<br />

lassen sich doppelte Effekte erzielen: 347<br />

Erstens verbessert sich notgedrungen die Kommunikationsfähigkeit des Spezialisten, der sich<br />

in einem neuen Umfeld verständigen muss, das nicht seine Fachsprache spricht.<br />

Zweitens entsteht die Möglichkeit des Wissensaustausches zwischen den Beteiligten. Neue<br />

Kenntnisse <strong>und</strong> unterschiedliche Problemsichten stossen aufeinander <strong>und</strong> müssen zusammen-<br />

geführt werden. Dadurch verbessert sich nicht nur das Fachwissen, sondern auch das gegen-<br />

seitige Verständnis wird verbessert.<br />

Dieser Austausch muss nicht nur innerhalb des Unternehmens durchgeführt werden, er kann<br />

auch in Form des “Hospitierens” 348 mit K<strong>und</strong>en oder Lieferanten stattfinden.<br />

5.3.2 Partizipation<br />

In der Gestaltung einer Aufgabe spiegelt sich auch die konsequente Ausrichtung auf den Mit-<br />

arbeiter im Zuge des organisationalen Lernens wider. Die Aufgaben müssen auf die Mitarbei-<br />

ter zugeschnitten werden, so dass sie den jeweiligen individuellen Bedürfnissen Rechnung<br />

tragen. 349<br />

Der arbeitsplatznahe, aktive Einbezug von Mitarbeitern ermöglicht die Berücksichtigung die-<br />

ser Bedürfnisse <strong>und</strong> stellt eine wichtige Komponente zum Abbau von organisational defensi-<br />

ven Routinen dar. Die Mitarbeiter werden mit der Idee gefördert, dass sie durch ihren Einbe-<br />

zug lernen, ohne die Autorität eines Vorgesetzten effektiv zu arbeiten. Dieser Ansatz geht<br />

davon aus, dass Mitarbeiter über ungenutzte Potentiale verfügen <strong>und</strong> bereit sind zu lernen.<br />

346 Vgl. Hall/Fukami (1979), S. 138 f.<br />

347 Vgl. Stahl (1995), S. 130.<br />

348 Stahl (1995), S. 130.<br />

349 Vgl. Schanz (1994), S. 430.


5.3 Mikrostrukturen - 81 -<br />

Dadurch können sie zusätzliche Fähigkeiten entwickeln, welche die Aufgabenerfüllung im<br />

Rahmen ihrer Arbeit verbessern. 350<br />

Durch diese Delegation von Verantwortung erhält der Mitarbeiter eine umfangreichere <strong>und</strong><br />

befriedigendere Aufgabe, wodurch sich seine Motivation erhöht. Auf der anderen Seite er-<br />

gibt sich in der Folge auch <strong>für</strong> den Vorgesetzten ein verbessertes Umfeld, da ein Teil seiner<br />

Aufmerksamkeit von der Führung des Mitarbeiters abgezogen <strong>und</strong> auf die Reflexion seiner<br />

Arbeit verwendet werden kann.<br />

6. Schlussfolgerungen<br />

Um im turbulenten Umfeld der nächsten Jahre bestehen zu können, muss ein Unternehmen in<br />

der Lage sein, sich sehr flexibel <strong>und</strong> schnell zu verändern. Auf der Suche nach anpassungs-<br />

fähigen Einheiten im Unternehmen setzt das organisationale Lernen bei der kleinsten Einheit<br />

– dem Mitarbeiter – an. Seine im Zuge der menschlichen Evolution entwickelte Fähigkeit, auf<br />

Veränderungen zu reagieren, wird <strong>für</strong> das Fortbestehen des Unternehmens eingesetzt. Im Ge-<br />

genzug muss ein Arbeitsumfeld geschaffen werden, das nicht mehr dem Bild des Mitarbeiters<br />

als Maschine entspricht, sondern das seine menschlichen Fähigkeiten fordert <strong>und</strong> fördert.<br />

Im Verlauf dieser Arbeit scheinen zwei Probleme auf dem Weg zum organisationalen Lernen<br />

auf:<br />

Das erste ist die Schwierigkeit der Abstimmung der Ziele zwischen dem Gesamtunternehmen<br />

<strong>und</strong> den autonomen Teilen. Das zweite Problem liegt im Gewicht, das der gegenseitigen Kon-<br />

trolle beigemessen wird, was durch die mechanistische Einstellung der Mitarbeiter <strong>und</strong> des<br />

Managements bedingt ist.<br />

Für die Lösung des ersten Problems bietet sich die Netzwerkorganisation an, doch muss sie<br />

durch zusätzliche strukturelle, strategische, kulturelle <strong>und</strong> personelle Massnahmen entspre-<br />

chend gestaltet werden.<br />

Die Lösung <strong>für</strong> das zweite Problem liegt in der Unsicherheit der Zukunft.<br />

350 Vgl. Probst/Büchel (1994), S. 160.


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fraktalen Unternehmen. In: <strong>Organisation</strong>slernen <strong>und</strong> Weiterbildung. Die<br />

strategische Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft, hrsg. v. Harald<br />

Geissler, Neuwied 1995, S. 121 - 142<br />

Von der Unternehmungsorganisation zu Unternehmungsnetzwerken. In:<br />

<strong>Personal</strong>- <strong>und</strong> <strong>Organisation</strong>sentwicklung im <strong>Organisation</strong>sbereich. Kritischer<br />

Erfolgsfaktor <strong>für</strong> das systeminterne Innovationspotential, hrsg. v. Heinz<br />

Scharfenberg, Baden-Baden 1993, S. 385 - 396<br />

<strong>Organisation</strong>smanagement. Bewertung <strong>und</strong> Auswahl einer effizienten<br />

<strong>Organisation</strong>sform <strong>für</strong> Unternehmungen. In: Funktionale Managementlehre,<br />

hrsg. v. Michael Hoffmann; Lutz von Rosenstiel, Berlin u.a. 1988, S. 322 - 352<br />

Thom, Norbert; Wenger, Andreas P. (1996)<br />

Unternehmungsorganisation als Kernkompetenz. Auswirkungen auf<br />

organisatorische Strukturen, Prozesse <strong>und</strong> Gestaltende. Arbeitsbericht Nr. 15 des<br />

<strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> <strong>Organisation</strong> <strong>und</strong> <strong>Personal</strong> der <strong>Universität</strong> <strong>Bern</strong>, 1996<br />

Von Krogh, Georg; Venzin, Markus (1995)<br />

Anhaltende Wettbewerbsvorteile durch Wissensmanagement. In: Die<br />

Unternehmung, 49. Jg. 1995, Nr. 6, S. 417 - 436<br />

Von Krogh, Georg; Venzin, Markus (1997)<br />

Chancen durch firmenunabhängiges Wissen. Erhöhte Beschäftigungsfähigkeit<br />

statt Arbeitsplatzsicherheit. In: Neue Zürcher Zeitung, 218. Jahrgang 1997, Nr.<br />

22, S. 23


Literaturverzeichnis - 91 -<br />

Wahren, Heinz-Kurt (1996)<br />

Das lernende Unternehmen. Theorie <strong>und</strong> Praxis des organisationalen Lernens,<br />

Berlin 1996<br />

Wiegand, Martin (1996)<br />

Willke, Helmut (1995)<br />

Wilmes, Jörg (1995)<br />

Wojda, Franz (1996)<br />

Wolff, Rolf (1982)<br />

Prozesse <strong>Organisation</strong>alen Lernens, Wiesbaden 1996<br />

Das intelligente Unternehmen. Wissensmanagement der <strong>Organisation</strong>. In:<br />

Intelligente Unternehmen – Herausforderung Wissensmanagement, hrsg. v.<br />

Beratergruppe Neuwaldegg, Wien 1995, S. 49 - 71<br />

<strong>Organisation</strong>slernen <strong>und</strong> Kooperative Arbeit. Einsatzmöglichkeiten von<br />

Groupware-Systemen. In: <strong>Organisation</strong>slernen <strong>und</strong> Weiterbildung. Die<br />

strategische Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft, hrsg. v. Harald<br />

Geissler, Neuwied 1995, S. 143 - 160<br />

Lernende <strong>Organisation</strong> durch Projektprogramm-Management. In: Office<br />

Management, 44. Jg. 1996, Nr. 1 - 2, S. 16 - 21<br />

Der Prozess des Organisierens. Zu einer Theorie des <strong>Organisation</strong>alen Lernens,<br />

Spardorf 1982


Selbständigkeitserklärung - 92 -<br />

SELBSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG<br />

Ich erkläre hiermit, dass ich diese Arbeit selbständig verfasst <strong>und</strong> keine anderen als die angegebenen<br />

Hilfsmittel benutzt habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäss aus Quellen entnommen<br />

wurden, habe ich als solche kenntlich gemacht. Mir ist bekannt, dass andernfalls der<br />

Senat gemäss dem Gesetz über die <strong>Universität</strong> zum Entzug des auf Gr<strong>und</strong> dieser Arbeit<br />

verliehenen Titels berechtigt ist.<br />

<strong>Bern</strong>, 6. Februar 1997 Daniel Büchel

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