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Mystik - Metapher - Bild - Oapen

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Immanuel Kant über die <strong>Mystik</strong> und die Deutung von ihm als <strong>Mystik</strong>er<br />

Die von du Prel herausgegebenen Vorlesungen über Psychologie geben den<br />

Text des Abschnitts über die Psychologie in den von K.H. Pölitz edierten<br />

Vorlesungen Kants über Metaphysik vom Jahr 1821 7 wieder, genauer: den Text<br />

des Abschnittes über Psychologie in einer der Pölitzschen Ausgabe zugrundeliegenden<br />

Abschrift einer Nachschrift dieser Vorlesungen. 8 Die von Pölitz<br />

herausgegebenen Vorlesungen über Metaphysik 9 wurden bald vergessen und<br />

waren am Ende des 19. Jahrhunderts nur wenigen Fachgelehrten (Vaihinger,<br />

Erdmann, Ueberweg) bekannt. Warum hat du Prel von den Vorlesungen nur den<br />

Teil der Psychologie und nicht die gesamten Vorlesungen über Metaphysik<br />

herausgegeben? Für seine Auswahl ist sein Interesse an der genannten Art von<br />

<strong>Mystik</strong> ausschlaggebend gewesen. Nach du Prel entwerfen die Vorlesungen über<br />

Psychologie „ein ganzes System der <strong>Mystik</strong>“ 10, das Kernstück der „mystischen<br />

Weltanschauung Kants“ 11. Darüber hinaus hat du Prel, der sich für Okkultismus<br />

interessiert, einen besonderen apologetischen Zweck: mit Hilfe der Vorlesungen<br />

über Psychologie und so auf die Autorität Kants hinweisend, Emanuel<br />

Swedenborg, der von der Aufklärung in Misskredit geraten war, eine philosophische<br />

Ehrenrettung zu geben. 12<br />

Es ist bekannt, dass Kant in dem historischem Teil der „Träume eines Geistersehers“,<br />

in dem ersten und zweiten Hauptstück, 13 nach eigener Angabe „die wilden<br />

Hirngespinste des ärgsten Schwärmers unter allen“ 14 wiedergegeben hat, und dass<br />

er hier von Swedenborgs „Arcana coelestia“ (London 1749–1756) als einem Werk,<br />

das „acht Quartbände voll Unsinn“ 15 beinhalte, gesprochen hat. Swedenborgs<br />

vermeintlich übernatürliche Erlebnisse sind der Grund, dass er sich für Kant – wie<br />

dieser späterhin klar ausgesagt hat – als einen <strong>Mystik</strong>er darstellt. 16<br />

Auf Grund von sekundären Aufschlüssen hatte Kant schon im Jahr 1763 in<br />

einem Brief an Fräulein Charlotte Knobloch 17 über Swedenborgs Erlebnisse und<br />

Ideen berichtet und diese dabei auch vorläufig abgeschätzt. Er verhält sich<br />

skeptisch dazu, ob sein Gewährsmann das Vermögen gehabt habe, nach solchen<br />

7 Du Prels Ausgabe der Vorlesungen Kants über die Psychologie ist 1964 aufs neue von dem Fischer-<br />

Verlag, Pforzheim, herausgegeben. In der Akademie-Ausgabe umfassen die Vorlesungen die Seiten<br />

221–301 des Bandes XXVIII.<br />

8 Siehe Gerhard Lehmanns Einleitung in der Akademie-Ausgabe XXVIII, 1344–1345.<br />

9 Diese sind aufs neue von K.L.Schmidt (Rosswein 1924) und als photomechanischer Abdruck der<br />

Originalausgabe von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (Darmstadt 1964) herausgegeben. In<br />

der Akademie-Ausgabe umfassen die Vorlesungen die Seiten 193–350 und 527–577 des Bandes<br />

XXVIII.<br />

10 Du Prel 1889, XII, XV.<br />

11 Siehe hierzu du Prel 1889, XV–LXIV.<br />

12 Du Prel 1889, VIII.<br />

13 II, 354–368.<br />

14 II, 366.<br />

15 II, 360.<br />

16 Z.B. Reflexion 1486 (um 1775–1777) XV, 710; Der Streit der Fakultäten VII, 46.<br />

17 X, 43–48.<br />

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