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Mystik - Metapher - Bild - Oapen

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Das <strong>Bild</strong> Christi im Abendmahl<br />

konnte sich ja auch in seiner Erörterung der Ubiquitätslehre auf Hilarius, den<br />

„Athanasius des Abendlandes“ berufen. 16 Das patristische Argument begegnet<br />

dann aber durchdringend erst ein Jahr später in Luthers Text „Daß diese Worte<br />

Christi ‚Das ist mein Leib‘ noch feststehen“ (1527). Nach Martin Brecht ist diese<br />

Schrift „die systematisch gelungenste unter seinen Abendmahlsschriften“. 17 Sie<br />

kann nicht im Ganzen hier vorgestellt werden. Einzig Luthers Berufung auf den<br />

Kirchenvater Irenäus ist für unser Thema besonders ergiebig.<br />

Doch sei auf eine erstaunliche Beobachtung hingewiesen, die erstmals Wilhelm<br />

Stapel machte und die Martin Brecht erneuerte. Brecht schrieb zum Abschluss<br />

seiner Darstellung des Abendmahlstreites von 1525–1529:<br />

Als bedeutendes Dokument des Abendmahlsstreites muß schließlich das berühmteste Lied<br />

Luthers : ‚Ein feste Burg ist unser Gott‘ gelten, was freilich bald nicht mehr erkannt<br />

worden ist. Es lässt sich erstmals im Wittenberger Gesangbuch von 1529 nachweisen.<br />

Gewisse Gemeinsamkeiten bestehen allerdings schon zur Geschichtsschau der Vorrede von<br />

‚Daß diese Worte...‘. Seinem Eingang nach gibt sich das Lied als Übertragung von<br />

Psalm 46 und damit als eines der Psalmlieder Luthers. 18<br />

In der Tat stellen nur die Worte der ersten Strophe eine Beziehung zum<br />

sechsundvierzigsten Psalm und dessen Kehrvers her: „Er hilft uns frei aus aller<br />

Not, die uns jetzt hat betroffen“ (vgl. Ps 46,2: „Gott ist unsre Zuversicht und<br />

Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben“). Die Gemeinsamkeiten<br />

jedoch mit der ganzen Lutherschrift von 1527 „Daß diese Worte...“ sind<br />

darüber hinaus sehr zahlreich. Sie lassen sich freilich nicht nur in der Vorrede<br />

finden, so dass die Entstehung dieses Liedes im Jahr 1527 nicht mehr<br />

ausgeschlossen werden kann. Luther muss „Ein feste Burg“ 1527 neben der Arbeit<br />

an jener bedeutenden Schrift des Abendmahlsstreites gedichtet und komponiert<br />

haben. Das Lied, das im strengeren Sinne natürlich kein Abendmahlslied ist,<br />

entstand als eine Nebenbeschäftigung, und mit diesem ‚parergon‘ konnte Luther<br />

auch Trost finden in allen Anfechtungen dieses elenden Streites. Das alles habe ich<br />

ausführlich in einem Aufsatz in der „Theologischen Literaturzeitung“ begründet. 19<br />

Nur eine der rund zwanzig sprachlichen Parallelen zwischen „Ein feste Burg“<br />

und Luthers „Daß diese Worte ‚Das ist mein Leib‘“ sei genannt. Daran lässt sich<br />

zeigen, wie zentral das lutherische „est“ aus den Abendmahlsworten „Das ist mein<br />

Leib“, das hernach 1529 beim Marburger Religionsgespräch das trennende Wort<br />

schlechthin wurde, schon 1527 das eine, die theologische Erkenntnis leitende<br />

„Wörtlein“ war. Wie anders will man sonst die merkwürdige Zeile verstehen: „Ein<br />

Wörtlein kann ihn fällen“? Da ist ja nicht die Rede vom klaren Zeugnis des ganzen<br />

16 WA 23, 135,34.<br />

17 Brecht a.a.O.302.<br />

18 Brecht 315.<br />

19 R. Staats, „Ein feste Burg ist unser Gott“. Die Entstehung des Lutherliedes im Abendmahlsstreit<br />

1527, in: ThLZ 122 (1998) 115–126. Neuere Beobachtungen in Kapitel XI meines Buches<br />

Protestanten in der deutschen Geschichte (2004) 229–227.<br />

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