10.02.2013 Aufrufe

Mystik - Metapher - Bild - Oapen

Mystik - Metapher - Bild - Oapen

Mystik - Metapher - Bild - Oapen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Immanuel Kant über die <strong>Mystik</strong> und die Deutung von ihm als <strong>Mystik</strong>er<br />

und gut als Candidaten des Hospitals abfertigt und sich dadurch alles weiteren<br />

Nachforschens überhebt.“ 22<br />

Diesen ironischen Äußerungen ist hinzuzufügen, dass Kant nicht besonders<br />

gewillt war, die „Träume“ abzufassen. In einem Brief an Moses Mendelssohn vom<br />

8. April 1766 sagt Kant, er habe seine Schrift mit „Unwillen“ geschrieben, und dass<br />

sie „in ziemlicher Unordnung“ abgefasst sei. 23 Die „Träume“ seien – wie er in<br />

einem Brief an denselben Adressaten vom 7. Februar 1766 ausdrücklich sagt, „eine<br />

gleichsam abgedrungene Schrift“. 24 Dadurch, dass er auf verschiedene Weise Erkundigungen<br />

über Swedenborgs Visionen eingezogen habe, habe er zugleich<br />

neugierige Erwartungen bei anderen herbeigeführt. 25<br />

Nach all diesem muss man sich die Frage stellen, was Kant eigentlich der Sache<br />

nach über die Existenz von immateriellen Naturen (Geistern) in der Welt zu sagen<br />

hat. Mit einer bloß skeptischen Haltung oder mit Ironie lässt sich der kritische<br />

Leser nicht überzeugen. In dem dogmatischen Teil der „Träume“ (im ersten<br />

Hauptstück) behauptet Kant, dass der Begriff des „Geistes“ nur dann beibehalten<br />

werden könne, wenn damit Wesen verstanden werden, „die sogar in einem von<br />

Materie erfüllten Raume gegenwärtig sein können“. 26 Kant fügt jedoch unmittelbar<br />

danach hinzu, eine derartige Bestimmung des Begriffes sei noch weit von der<br />

Akzeptanz des Satzes , „daß solche Naturen wirklich, ja auch nur möglich seien“. 27<br />

Freilich könne auch nicht geltend gemacht werden, die Unmöglichkeit solcher<br />

Wesen sei „eine erkannte Unmöglichkeit“. Kant sagt:<br />

Man kann demnach die Möglichkeit immaterieller Wesen annehmen ohne Besorgniß<br />

widerlegt zu werden, wiewohl auch ohne Hoffnung, diese Möglichkeit durch<br />

Vernunftgründe beweisen zu können. 28<br />

Der Verfasser der „Träume“ macht sogar einige Reflexionen, die in die Richtung<br />

einer Annahme zeigen, schließt aber mit der Feststellung ab, seine Ausführungen<br />

seien „schwer einzusehende Gründe der vermutheten Möglichkeit“. 29 Kant ringt<br />

mit sich selbst: gleichzeitig damit, dass er auf der einen Seite persönlich dazu<br />

geneigt ist, die Existenz immaterieller Wesen in der Welt zu behaupten, und auch<br />

seine eigene Seele zu der Klasse solcher Wesen zu zählen, gibt er auf der anderen<br />

Seite ausdrücklich zu, die Notwendigkeit einer Einheit von Geist und Körper und<br />

die Gründe für die Aufhebung dieser Einheit bei gewissen Störungen gehe weit<br />

über seine Einsicht hinaus. 30 Was Kant sachlich über die Existenz von immate-<br />

22 II, 348.<br />

23 X, 69.<br />

24 X, 68.<br />

25 X, 69. Siehe hierzu näher Benz 1947, 263–268.<br />

26 II, 321.<br />

27 II, 322.<br />

28 II, 323.<br />

29 II, 323–324.<br />

30 II, 327–328.<br />

105

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!