Mystik - Metapher - Bild - Oapen
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Das <strong>Bild</strong> Christi im Abendmahl<br />
Worte „Das ist mein Leib“. 29 Aber gemeinsam mit Irenäus erkennt Luther gerade<br />
auch die schöpfungstheologische Dimension der Eucharistie, welche die<br />
Valentinianer und seiner Meinung nach auch Oecolampad leugnen. Über Irenäus<br />
hinaus zitiert Luther selbst sogar die Worte des Schöpfungsberichtes<br />
Also redet hier Irenäus auch von Gottes Nennen oder Rufen, wie auch Moses 1. Mos.1<br />
zeuget, daß Gott durch Nennen oder Rufen (das ist, durchs Wort) Alles schaffet… das<br />
ist sein Wort, da er spricht: Das ist mein Leib, gleichwie er im 1.Mos 1,3 spricht, es sei<br />
Licht, so ists Licht. Lieber, es ist Gott, der da nennet oder ruft, und was er nennet, das<br />
steht sobald da, wie Ps. 33,9 sagt: Er spricht, so stehets da. 30<br />
Dem Oecolampad kann er nicht ganz absprechen, dass dieser mit Irenäus zu Recht<br />
die Transsubstantiationslehre als gnostisch-valentinianischen Unsinn abgetan habe.<br />
Aber darüber hinaus dürfe doch nicht geleugnet werden, dass im Abendmahl<br />
„neben“ dem himmlischen Christus auch der irdische Christus präsent sei. Im<br />
ganzen Streit kam es Luther auch auf diese Präposition „neben“ an. Es geht bei<br />
der Abendmahlsfeier also entscheidend auch darum, dass der Mensch in seiner von<br />
Gott gewollten leiblichen Existenz bejaht und bestärkt wird. So lauten die<br />
entscheidenden Sätze 31:<br />
Wie wollen die Schwärmer hier tun, die sich rühmen, Irenäus stünde bei ihnen, und<br />
wollen der Sachen dazu gewiß sein? Oecolampad zwar will in diesem Spruch ein Ritter<br />
sein wider die Papisten und ihrer Transsubstantiation und wider Valentinum. Aber den<br />
wollte ich gerne hören und sehen, der diesen Spruch dahin deuten möchte, daß eitel Brot<br />
und Wein im Abendmahl wäre. Da stehet Irenäus und spricht, das Brot sei nicht schlecht<br />
gemein Brot, nachdem es von Gott genennet oder berufen ist, sondern Eucharistia (so<br />
heißen die Alten das Sacrament). Was mag aber das Nennen sein, da Gott das Brot mit<br />
nennet? Es kann nichts anders sein denn das Wort, da er spricht ‚Das ist mein Leib...‘.<br />
Es stehe das Brot nach solchem Nennen oder Wort in zwei Dingen, das eine sei irdisch<br />
(das ist Brot, welches aus der Erde kommt, wie Irenäus hier sagt), das andere himmlisch,<br />
das muß freilich Christi Leib sein, der im Himmel ist... Oecolampad macht hier aus dem<br />
irdischen und himmlischen ein Ding, nämlich das Brot, welches irdisch ist, nachdem es<br />
von der Erde kommt, und auch himmlisch, weil man Gott darüber dankt und lobt...<br />
Wohl an, das heißt ja über Irenäus hingesprungen und gar nicht auf sein Wort<br />
geantwortet... Aber Irenäus spricht hier, es sei nach dem Wort Gottes nicht mehr schlecht<br />
Brot, sondern neben dem irdischen Brot auch ein himmlisch Ding da. Und ist ein<br />
unverschämte Dreistigkeit (thurst), wo jemand wollte das Nennen Gottes dahin deuten,<br />
dass es menschlich danken, segnen oder loben heiße. 32<br />
29 WA 23, 233,6.<br />
30 WA 23, 233,2–9.<br />
31 WA 23, 231–237: besonders 231,1–38.<br />
32 Nach Luthers eigenem Referat kann das aber Oecolampad so nicht gesagt haben. Es dürfte wohl<br />
eine lutherische Zuspitzung vorliegen.<br />
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