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Mystik - Metapher - Bild - Oapen

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52<br />

Till Engelmann<br />

Diesen Aussagen konnte jeder antiochenische Theologe zustimmen, Babai aber<br />

vermochte sie durch den Rückgriff auf Euagrios so zu systematisieren, dass die<br />

Mönche ihr eigenes Leben und ihr eigenes Erkennen Gottes wiedererkennen<br />

konnten, da die menschliche Vorbereitung durch das asketische Leben den<br />

monastischen Realitäten wie im vierten Jahrhundert in Ägypten, so auch im<br />

sechsten Jahrhundert im Perserreich entsprach. Durch die Konzentration auf den<br />

schauenden Menschen war Babais Kommentar mystisch noch aussagekräftiger als<br />

das schwer zu lesende Original, wobei Babai oft lediglich die euagrianische<br />

Metaphorik aufschlüsselt und immer wieder die Abfolge von erstens der leiblichen<br />

Vorbereitung hin zur Leidenschaftslosigkeit, zweitens der wahren Erkenntnis von<br />

körperlicher und unkörperlicher Natur und drittens den Einheitsmomenten mit<br />

Gott, die im Gebet aufscheinen können, aussagt. Babai wiederholt dies mit einer<br />

gewissen Redundanz, sei es pädagogischen Gründen oder aus Mangel an eigenen<br />

<strong>Metapher</strong>n aufgrund von fehlenden mystischen Erlebnissen oder sprachschöpferischer<br />

Begabung.<br />

Der blinden Anschauung, dem unscharfen Gefühl der Mönche den passenden<br />

Begriff zu liefern: Dieses Interesse ist nun m.E. als das primäre Anliegen des<br />

Kommentars zu verstehen, wenn Babai auch in diesem Bereich oft lediglich<br />

Euagrios’ <strong>Metapher</strong>n entschlüsselt ausschreibt. Ein nur sekundäres Ziel ist die<br />

Ketzerpolemik. Ganz offenkundig blickt Babai auf die Messalianer sowohl seiner<br />

Zeit als auch des vierten Jahrhunderts und kritisiert sie scharf, wie er auch gegen<br />

andere Gegner polemisiert. 25 Gerade die antiorigenistische Auslegung diverser<br />

Aussagen ist ein wichtiges Anliegen, was aber nicht darüber hinwegtäuschen darf,<br />

dass das Hauptziel des Kommentars die Einbeziehung des Euagrios in die eigene<br />

Kirche zur Auferbauung der Asketen und nicht die Abgrenzung gegen Häretiker<br />

ist.<br />

3 Zusammenfassung: Grundaspekte von Babais mystischer<br />

Theologie<br />

Babai der Große wurde vor allem in seiner Bedeutung für das sich neu<br />

konstituierende ostsyrische Mönchtum beschrieben, das er in den letzten<br />

Jahrzehnten des Sassanidenreichs maßgeblich prägte. Es gelang ihm, den Asketen,<br />

deren Leben auf die mystische Einigung mit Gott ausgerichtet war, eine spirituelle<br />

Heimat in der ostsyrischen Kirche zu geben. Zu diesem Zweck legte er die<br />

Kephalaia Gnostika von Euagrios Pontikos aus, den er so für seine Kirche beanspruchte<br />

und als gewiefter Exeget dogmatisch reinigte und gar zum Antiorigenisten<br />

machte. Da Babai die bei Euagrios eng mit der Gotteserkenntnis verknüpfte<br />

origenistische Kosmologie eliminiert, ist die Selbstevidenz des Erkenntnisschemas<br />

Frankenberg, Euagrius, 39 zeigt so die Verschränkung des asketischen Erlebens mit Gottes Unerkennbarkeit.<br />

25 Vgl. Fitschen, Messalianismus, 294–297.

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