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Mystik - Metapher - Bild - Oapen

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Reinhart Staats<br />

zitiert) „nicht allein unser Leib leiblich gespeist, sondern auch unseres Leibes<br />

Natur und Wesen genähret, gemehret und erhalten wird zum ewigen Leben und<br />

dadurch ein Glied des Leibes Christi wird.“<br />

Schließlich darf gefragt werden, ob eine im späteren Luthertum zu<br />

beobachtende Naturfrömmigkeit nicht auch eine sakramentstheologische Wurzel<br />

hat. Ich kann hier nur ein paar Vermutungen in diese Richtung einfließen lassen:<br />

Luther kannte die Homilien des Makarios nicht. Doch seit dem 17. Jahrhundert<br />

wurden die „Fünfzig Homilien“ des Makarios zu einem beliebten Erbauungsbuch,<br />

auch unter Lutheranern. An erster Stelle ist Johann Arndt zu nennen, der angeblich<br />

diese Homilien auswendig gekannt haben soll. 39 Bemerkenswert ist, dass Johann<br />

Arndt, Jahrhunderte lang von den Frommen in Mittel-und Nordeuropa hochgeschätzt,<br />

in seinem vierten letzten Buch vom „Wahren Christentum“ zu einer<br />

Verklärung der Schöpfung Gottes kommt, unter dem Titel: „Wie das große<br />

Weltbuch der Natur von Gott zeuget und zu Gott führet“. Eine explizite sakramentstheologische<br />

Intention, gar eine „Wandlungslehre“ findet sich nun aber in<br />

diesem „Weltbuch“ von der Natur als Schöpfung Gottes nicht. Johann Arndt war<br />

gewiß überzeugt von der leiblichen Gegenwart Christi im Abendmahl. Bekanntlich<br />

war es Paul Gerhardt, der Johann Arndts Bücher vom „Wahren Christentum“<br />

bestens gekannt hat. Die bekanntesten Lieder dieses großen lutherischen Poeten<br />

und Hymnologen wie „Geh aus mein Herz und suche Freud“ oder „Die güldene<br />

Sonne voll Freud und Wonne“ widersprechen mit ihrer Naturpoesie keineswegs<br />

der lutherischen Lehre von der Realpräsenz Christi im Abendmahl. Aber dieser<br />

sakramentstheologische Bezug wird in Paul Gerhardts Liedern nicht eigens<br />

artikuliert. Ein Zusammenhang von lutherischer Abendmahlslehre und lutherischer<br />

Naturfrömmigkeit und letztlich auch der seit der christlichen Antike so breit<br />

bezeugte Zusammenhang von Erlösungslehre und Schöpfungslehre (von Soteriologie<br />

und christlicher Kosmologie) ist allerdings in den Liedern Paul Gerhardts<br />

noch spürbar. So gerade auch in dem bekannten Sommerlied „Geh aus mein Herz<br />

und suche Freud“. Hier wird tatsächlich keine Wandlung der Elemente des<br />

Abendmahls besungen, nicht einmal die Wandlung des Menschen durch die<br />

Teilnahme am Abendmahl, aber ein Sakramentsrealismus dürfte doch auch hier die<br />

Naturpoesie beeinflußt haben. Denn der realen Gegenwart Christi im Abendmahl<br />

entspricht eine reale Zukunft „dort“ in der anderen Welt Christi. Die Allgegenwart<br />

Christi, wie sie hier in einem natürlichen Blumengarten im Kleinen erfahrbar sein<br />

39 Gottfried Arnold hat das in den Vorreden seiner deutschen Homilien-Ausgaben zweimal mitgeteilt.<br />

Hans Schneider hat aufgrund dieser doch klaren Behauptung Arnolds einen gründlichen Vergleich<br />

der Makarios-Homilien mit Arndts Hauptwerk „Wahres Christentum“ unternommen und muss<br />

schließlich feststellen, dass trotz Fehlens eindeutiger Zitate „ein Einfluß der Makarios-Homilien… in<br />

diesem Werk tatsächlich zu erkennen“ ist: Hans Schneider, Johann Arndt und die makarianischen<br />

Homilien, in: W. Strothmann (Hg.) Makarios-Symposium über das Böse, Göttinger Orientforschungen<br />

24, Göttingen 1983, 186–222. Weitere Anklänge an Makarios bei Arndt hat Inge Mager<br />

mitgeteilt: Gottes Wort Schmecken und ins Leben Verwandeln. Johann Arndts Schriftverständnis, in:<br />

H.-O. Kvist (Hg.), Bibelauslegung und Gruppenidentität, Abo (Turku) 1992, 45–63.

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