Mystik - Metapher - Bild - Oapen
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Hans-Olof Kvist<br />
du Prels, die philosophische Ehre Swedenborgs unter Hinweis darauf zu retten,<br />
dass der als Denkautorität herbeigerufene Kant in den vermeintlich zu der Zeit<br />
nach „Kritik der reinen Vernunft“ – der „nachkritischen“ Periode Kants – inhaltlich<br />
fixierbaren Vorlesungen über die Psychologie sich über Swedenborg in einer<br />
Weise geäußert hätte, die an die Hand gäbe, dass Kant sich in eine mystische<br />
Richtung entwickelt hätte. Die in den Vorlesungen über die Psychologie<br />
vorkommenden Äußerungen über Swedenborg gehören nämlich ihrem Ursprung<br />
nach zu der Zeit vor „Kritik der reinen Vernunft“. In diesem Zusammenhang und<br />
wenn man sich auf die jetzige Kenntnis der faktischen Verhältnisse hinsichtlich der<br />
ursprünglichen Vorlesungsnachschrift und späteren Abschriften der Vorlesungen<br />
über die Psychologie stützt, ist der folgende prinzipielle Gesichtspunkt hinzuzufügen:<br />
Der Umstand, dass L1 nach der „Kritik der reinen Vernunft“ verfertigt<br />
worden ist, soll nicht als ein Zeichen der Urteilsfähigkeit, sondern als ein Zeichen<br />
der Urteilslosigkeit des Abschreibers angesehen werden – er ließ ja in einer im<br />
Verhältnis zu den ursprünglichen Vorlesungsnachschriften veränderten philosophischen<br />
Lage den alten Text in der neu entstandenen Abschrift wiederkommen. 37<br />
Kann man – mit du Prel – sagen, die Vorlesungen über die Psychologie seien<br />
für Kants Denken über Swedenborg endgültig entscheidend? Wenigstens sind die<br />
Vorlesungen das letzte ausführliche Zeugnis dessen, was man als die Meinung<br />
Kants über Swedenborg vor der Veröffentlichung der „Kritik der reinen Vernunft“<br />
geltend gemacht habe. Hiermit wird nicht behauptet, dass die Vorlesungen über<br />
die Psychologie als richtunggebend für eine mystische Deutung der „Träume“ im<br />
Sinne du Prels verwendet werden könnten, eine Deutung, von der außerdem<br />
festgestellt werden kann, dass sie an einer grundlegenden Schwäche hinsichtlich<br />
der Bestimmung des Begriffs der <strong>Mystik</strong> leidet (etwas, das völlig offenbar daraus<br />
wird, dass der „nachkritische“ Kant auf der Grundlage der Vorlesungen über die<br />
Psychologie noch dazu als ein Vorgänger „der neuen <strong>Mystik</strong>“ in all deren<br />
Komplexität von u.a. Hypnotismus, Somnambulismus und Spiritismus gedacht<br />
werde).<br />
Alf Nyman hat in seinem Aufsatz „Kant – en mystiker? Några randanmärkningar“<br />
38 (=Kant – ein <strong>Mystik</strong>er? Einige Randbemerkungen) mit besonderer<br />
Rücksicht darauf, Emanuel Swedenborg einzuschätzen, den Inhalt der<br />
Vorlesungen über die Psychologie mit dem Inhalt der „Träume eines<br />
Geistersehers“ verglichen und dabei auch kritisch Stellung zu du Prels Deutung<br />
von Kant als einem <strong>Mystik</strong>er genommen. Nyman weist darauf hin, dass Berufsmystiker<br />
wie du Prel und Jung-Stilling, der Metaphysiker Eduard von Hartmann,<br />
der Philosophiegeschichtler Max Heinze und die Anti-Metaphysiker Eugen<br />
Dühring und Ernst Laas und endlich der Kant-Kommentator Hans Vaihinger<br />
einen Standpunkt eingenommen haben, nach dem Kant nicht nur als Ethiker,<br />
durchgegehend als metaphysisches versteht, sondern weil er supponiert, die Sätze rationaler<br />
Psychologie ließen sich empirisch verifizieren.“ XXVIII, 1347.<br />
37 Siehe Lehmanns Einleitung in der Akademie-Ausgabe XXVIII, 1345.<br />
38 Vetenskapssocieteten i Lund. Årsbok 1930. Lund 1931, 19–31.