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Mystik - Metapher - Bild - Oapen

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108<br />

Hans-Olof Kvist<br />

du Prels, die philosophische Ehre Swedenborgs unter Hinweis darauf zu retten,<br />

dass der als Denkautorität herbeigerufene Kant in den vermeintlich zu der Zeit<br />

nach „Kritik der reinen Vernunft“ – der „nachkritischen“ Periode Kants – inhaltlich<br />

fixierbaren Vorlesungen über die Psychologie sich über Swedenborg in einer<br />

Weise geäußert hätte, die an die Hand gäbe, dass Kant sich in eine mystische<br />

Richtung entwickelt hätte. Die in den Vorlesungen über die Psychologie<br />

vorkommenden Äußerungen über Swedenborg gehören nämlich ihrem Ursprung<br />

nach zu der Zeit vor „Kritik der reinen Vernunft“. In diesem Zusammenhang und<br />

wenn man sich auf die jetzige Kenntnis der faktischen Verhältnisse hinsichtlich der<br />

ursprünglichen Vorlesungsnachschrift und späteren Abschriften der Vorlesungen<br />

über die Psychologie stützt, ist der folgende prinzipielle Gesichtspunkt hinzuzufügen:<br />

Der Umstand, dass L1 nach der „Kritik der reinen Vernunft“ verfertigt<br />

worden ist, soll nicht als ein Zeichen der Urteilsfähigkeit, sondern als ein Zeichen<br />

der Urteilslosigkeit des Abschreibers angesehen werden – er ließ ja in einer im<br />

Verhältnis zu den ursprünglichen Vorlesungsnachschriften veränderten philosophischen<br />

Lage den alten Text in der neu entstandenen Abschrift wiederkommen. 37<br />

Kann man – mit du Prel – sagen, die Vorlesungen über die Psychologie seien<br />

für Kants Denken über Swedenborg endgültig entscheidend? Wenigstens sind die<br />

Vorlesungen das letzte ausführliche Zeugnis dessen, was man als die Meinung<br />

Kants über Swedenborg vor der Veröffentlichung der „Kritik der reinen Vernunft“<br />

geltend gemacht habe. Hiermit wird nicht behauptet, dass die Vorlesungen über<br />

die Psychologie als richtunggebend für eine mystische Deutung der „Träume“ im<br />

Sinne du Prels verwendet werden könnten, eine Deutung, von der außerdem<br />

festgestellt werden kann, dass sie an einer grundlegenden Schwäche hinsichtlich<br />

der Bestimmung des Begriffs der <strong>Mystik</strong> leidet (etwas, das völlig offenbar daraus<br />

wird, dass der „nachkritische“ Kant auf der Grundlage der Vorlesungen über die<br />

Psychologie noch dazu als ein Vorgänger „der neuen <strong>Mystik</strong>“ in all deren<br />

Komplexität von u.a. Hypnotismus, Somnambulismus und Spiritismus gedacht<br />

werde).<br />

Alf Nyman hat in seinem Aufsatz „Kant – en mystiker? Några randanmärkningar“<br />

38 (=Kant – ein <strong>Mystik</strong>er? Einige Randbemerkungen) mit besonderer<br />

Rücksicht darauf, Emanuel Swedenborg einzuschätzen, den Inhalt der<br />

Vorlesungen über die Psychologie mit dem Inhalt der „Träume eines<br />

Geistersehers“ verglichen und dabei auch kritisch Stellung zu du Prels Deutung<br />

von Kant als einem <strong>Mystik</strong>er genommen. Nyman weist darauf hin, dass Berufsmystiker<br />

wie du Prel und Jung-Stilling, der Metaphysiker Eduard von Hartmann,<br />

der Philosophiegeschichtler Max Heinze und die Anti-Metaphysiker Eugen<br />

Dühring und Ernst Laas und endlich der Kant-Kommentator Hans Vaihinger<br />

einen Standpunkt eingenommen haben, nach dem Kant nicht nur als Ethiker,<br />

durchgegehend als metaphysisches versteht, sondern weil er supponiert, die Sätze rationaler<br />

Psychologie ließen sich empirisch verifizieren.“ XXVIII, 1347.<br />

37 Siehe Lehmanns Einleitung in der Akademie-Ausgabe XXVIII, 1345.<br />

38 Vetenskapssocieteten i Lund. Årsbok 1930. Lund 1931, 19–31.

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