Ausgabe 2 / 2011 - technik + EINKAUF
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Bild: Fotolia.com<br />
Touchscreen aus<br />
Kohlenstoff<br />
Alternative zu strategischen Metallen<br />
Touchscreens werden vielfältig<br />
eingesetzt. Noch hat die Technik<br />
aber ihren Preis. Fraunhofer-Forscher<br />
entwickelten daher ein alternatives<br />
Display aus erneuerbaren,<br />
preisgünstigen und weltweit<br />
verfügbaren Rohstoffen.<br />
Eine leichte Berührung mit den Fingerspitzen<br />
genügt: Auf Touchscreens<br />
kann man mühelos schreiben,<br />
navigieren, Menüfenster öffnen oder<br />
Bilder drehen. Innerhalb von Sekundenbruchteilen<br />
wird die Berührung umgesetzt<br />
in Steuerbefehle, die ein Computer<br />
versteht. Auf den ersten Blick grenzt die<br />
Technik an ein Wunder. Tatsächlich ist<br />
sie wenig mysteriös: Unter der Glasoberfläche<br />
des Displays befindet sich eine<br />
hauchdünne Elektrode aus Indium-Zinn-<br />
Oxid, kurz ITO. Das Material ist für den<br />
Einsatz in Touchscreens geradezu ideal:<br />
Es leitet geringe Ströme hervorragend<br />
und lässt die Farben des Displays ungehindert<br />
passieren. Doch es gibt ein Problem:<br />
Weltweit gibt es nur wenige Indium-Vorkommen.<br />
Auf lange Sicht fürchten<br />
die Elektrogerätehersteller, vom Preisdiktat<br />
der Anbieter abhängig zu werden. Indium<br />
zählt man daher zu den sogenannten<br />
„strategischen Metallen“.<br />
Die Industrie ist daher stark an ITO-Alternativen<br />
interessiert, die ähnlich leistungsfähig<br />
sind. Fraunhofer-Forschern ist<br />
es jetzt gelungen, ein neues Elektrodenmaterial<br />
zu entwickeln, das ITO ebenbürtig<br />
und dazu noch deutlich billiger ist. Haupt-<br />
bestandteile sind Kohlenstoff-Nanoröhrchen,<br />
Carbon-Nanotubes und preiswerte<br />
Polymere. Die neue Elektrodenfolie ist aus<br />
zwei Schichten aufgebaut: Da ist einmal<br />
der Träger, eine dünne Folie aus dem preisgünstigen<br />
Plastikflaschenkunststoff Polyethylenterephthalat,<br />
PET. Dazu kommt eine<br />
Mischung aus Carbon-Nanotubes und<br />
elektrisch leitenden Polymeren, die als Lösung<br />
auf das PET aufgetragen wird und<br />
beim Trocknen einen dünnen Film bildet.<br />
Kohlenstoffröhrchen härten auf<br />
PET zu stabilem Netzwerk aus<br />
Verglichen mit ITO waren derartige<br />
Kunststoffverbünde bislang nicht besonders<br />
haltbar. Feuchtigkeit, Druck oder<br />
UV-Licht setzten den Polymeren zu. Die<br />
Schichten wurden mürbe und versagten.<br />
Erst Carbon-Nanotubes haben sie stabil<br />
gemacht: Die Kohlenstoffröhrchen härten<br />
auf dem PET zu einem stabilen Netz-<br />
Institutsporträt<br />
Fraunhofer-Institut IPA<br />
Organisatorische und technologische<br />
Aufgabenstellungen insbesondere aus<br />
dem Produktionsbereich von Industrieunternehmen<br />
sind die Forschungs- und<br />
Entwicklungsschwerpunkte des Fraunhofer-Instituts<br />
für Produktions<strong>technik</strong><br />
und Automatisierung IPA. 14 Fachabteilungen<br />
arbeiten in den Geschäftsfeldern<br />
Unternehmensorganisation, Oberflächen<strong>technik</strong><br />
und Automatisierung. Die<br />
Fraunhofer-Forschern ist es<br />
gelungen, eine Alternative zu<br />
Bildschirmen aus ITO zu finden,<br />
welche ebenbürtig ist und<br />
dazu noch deutlich billiger.<br />
<strong>technik</strong>+<strong>EINKAUF</strong> · 02 <strong>2011</strong><br />
Technik-Tipp<br />
werk aus, in dem sich die elektrisch leitfähigen<br />
Polymere fest verankern können.<br />
So bleibt die Schicht lange haltbar. „Zwar<br />
ist der elektrische Widerstand unserer<br />
Schicht etwas größer als der von ITO“,<br />
räumt Projektleiter Ivica Kolaric vom<br />
Fraunhofer-Institut für Produktions<strong>technik</strong><br />
und Automatisierung IPA in Stuttgart<br />
ein. „Doch für eine Anwendung in elektrischen<br />
Geräten reicht das allemal.“ Die<br />
Vorzüge sind unschlagbar: Kohlenstoff<br />
ist nicht nur kostengünstig und überall<br />
auf der Welt zu haben, sondern zugleich<br />
eine erneuerbare Ressource, die man beispielsweise<br />
aus Holz gewinnen kann.<br />
Während der Messe nano tech <strong>2011</strong> wurde<br />
von Kolaric erstmals das Kohlenstoff-<br />
Touchdisplay präsentiert. Anwendungen<br />
für die neue Technik gibt es viele. „Man<br />
könnte daraus sogar Photovoltaikfolie<br />
herstellen, um gewellte Dächer oder andere<br />
unebene Strukturen zu verkleiden“,<br />
resümiert Kolaric. ki<br />
FuE-Projekte zielen auf verbesserte,<br />
kostengünstigere und umweltfreundlichere<br />
Produktionsabläufe und Produkte,<br />
indem Automatisierungs- und Rationalisierungsreserven<br />
in den Unternehmen<br />
identifiziert und spezifisch umgesetzt<br />
werden. Dadurch wird die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen<br />
gestärkt und die Arbeitsplatzsituation<br />
verbessert.<br />
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Bild: Fraunhofer IPA