Ausgabe 2 / 2011 - technik + EINKAUF
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allein durch diese Informationsmaßnahme<br />
eine Reihe von Störungen vermieden<br />
werden konnte. Darüber hinaus erarbeitete<br />
das Team ein Konzept zur verstärkten<br />
Beobachtung und Auswertung von<br />
Frühstörungen. Dabei handelt es sich um<br />
ein Verfahren zur Konzentration auf kritische<br />
Anlagenteile, zur Festlegung von<br />
personellen und technischen Maßnahmen<br />
sowie um einen Prozess zur Erfolgskontrolle.<br />
Ein interessantes Detail dieses<br />
Konzepts besteht darin, dass die Beobachtung<br />
und Auswertung wöchentlich<br />
durchgeführt wird, jedoch nach Durchführung<br />
von Abstellungsmaßnahmen für<br />
einen Zeitraum von zwei Wochen an der<br />
betreffenden Anlage nichts verändert<br />
werden darf, um die Auswirkungen nicht<br />
durch andere Effekte zu überlagern. Bei<br />
Europipe gehören seit vielen Jahren Qualitätsverbesserungsprozesse<br />
(QVP) zur<br />
gelebten Unternehmensrealität.<br />
Qualitätsverbesserungsprozesse<br />
im Unternehmen manifestiert<br />
Bei solchen Prozessen handelt es sich jedoch<br />
um aufwändige und langwierige<br />
Vorgänge, die gemäß Qualitätshandbuch<br />
aus den vorgeschriebenen Teilen Eröffnung,<br />
Durchführung und Dokumentation<br />
bedürfen. Dementsprechend erstrecken<br />
sich solche QVP häufig über Monate, im<br />
Einzelfall sogar über mehr als ein Jahr.<br />
Daraus resultiert eine gewisse Zurückhaltung<br />
der Belegschaft bei der Mitarbeit.<br />
Das Projektteam entwickelte deshalb die<br />
Idee eines so genannten Kurz-QVP, der<br />
durch Meister oder Abteilungsleiter im<br />
Rahmen der täglichen Frühbesprechungen<br />
ausgelöst, höchstens ein bis zwei Wochen<br />
dauern darf und nur in handschriftlicher<br />
Form zu dokumentieren ist. Diese<br />
Form der Ergebnisdokumentation wird<br />
schnell und unbürokratisch eingescannt<br />
und in einer für alle zugänglichen Datenbank<br />
abgelegt. Dort kann dann mit großer<br />
Transparenz jederzeit nach Anlagenteil,<br />
Zeitraum oder Defektarten recherchiert<br />
werden.<br />
Das Projektteam ging noch einen<br />
Schritt weiter und schlug den Unternehmensverantwortlichen<br />
eine Art Frühwarnsystem<br />
vor. In einem ersten Schritt<br />
soll dafür ein Konzept für schnelle Störungsbehebung<br />
erarbeitet werden. Kernidee<br />
dabei ist der Aufbau eines Instandhaltungsleitstands<br />
als Integrationsmedium<br />
sowie eines Kennzahlensystems. Dies<br />
würde das Zusammenfließen und Anzeigen<br />
aller instandhaltungsrelevanten Informationen<br />
sicherstellen. Gleichzeitig<br />
würde so langfristig gewährleistet, dass<br />
sich der Umgang mit Störungen von einer<br />
Reaktion zur Vorbeugung wandelte.<br />
Die Anlagendokumentation bei Europipe<br />
verteilte sich früher elektronisch<br />
auf SAP-DVS, SPS-Server und Intranet<br />
sowie in Papierform auf mehrere Stel-<br />
len. Hinzu kam eine Trennung in die Bereiche<br />
Elektrik und Mechanik. Uneinheitliche<br />
Darstellungen und nicht für<br />
alle Mitarbeiter der Instandhaltung bereit<br />
stehende Informationen erschwerten<br />
die Situation zusätzlich. „Die Ziele<br />
in diesem Segment lauteten deshalb<br />
Schaffung einer zentralen Ablage der<br />
Anlagendokumentation und einheitliche<br />
Darstellung sowie eine leichte Zugriffsmöglichkeit<br />
für alle Mitarbeiter“,<br />
betont Hans-Heinrich Meier.<br />
Dies wurde vom Projektteam in der<br />
Form vorgeschlagen, dass eine Archivierung<br />
der Informationen als strukturierte<br />
pdf-Dokumente mit Such- und Link-<br />
Funktionalitäten künftig auf dem entsprechenden<br />
Server von SAP DVS erfolgen<br />
soll. Nach Umsetzung des exemplarisch<br />
für eine Anlage bereits realisierten<br />
Vorschlags bestünden die Verbesserungen<br />
vor allem im Wegfall von Such- und<br />
Beschaffungszeiten für Anlagendokumente,<br />
in kürzeren Fehlerdiagnosezeiten<br />
durch bessere Suchfunktionen<br />
innerhalb der Dokumente sowie in<br />
der lückenlosen Dokumentation aller<br />
Instandhaltungsmaßnahmen im SAP-<br />
Schichtenbuch.<br />
Das Projektteam aus Europipe- und<br />
agiplan-Fachleuten trieb nicht nur die<br />
Abstellung von Mängeln, sondern auch<br />
die Umsetzung langfristig wirkender<br />
Firmenporträt<br />
Europipe GmbH<br />
Das Unternehmen ist ein Hersteller von<br />
längs- und spiralnahtgeschweißten<br />
Großrohren für Gas- und Ölpipelines.<br />
Das Unternehmen ging 1991 aus den<br />
Mannesmannröhren-Werken hervor. An<br />
ihm sind die AG der Dillinger Hüttenwerke<br />
und die Salzgitter Mannesmann GmbH<br />
zu je 50 Prozent beteiligt. Die konzernweit<br />
rund 1 400 Mitarbeiter, davon mehr<br />
02_bd_zw Zwischentitel<br />
02_bd_zw Zwischentitel<br />
Die geschweißten Rohre werden am Ende der Produktion mittels Ultraschall nochmals<br />
geprüft. Damit wird sichergestellt, dass die erforderliche Qualität erreicht wurde.<br />
Maßnahmen voran. Der Bestandsaufnahme<br />
folgten Vorschläge für Sofortmaßnahmen<br />
zur Laufzeitverbesserung sowie<br />
Handlungsempfehlungen, die nachhaltig<br />
zur Optimierung von Produktion und Instandhaltung<br />
beitragen werden.<br />
Das Team betonte stets die zentrale Bedeutung<br />
der Mitarbeiterqualifikation.<br />
Schließlich sichert ein Know-how-Transfer<br />
ohne große organisatorische oder verfahrensmäßige<br />
Hürden die langfristig<br />
wirkende Qualität von Maßnahmen.<br />
Lehrgängen oder mehrstündigen Vorträgen<br />
wurden daher kurze, punktuelle<br />
Schulungen zur Seite gestellt. Im Anschluss<br />
an die Frühstückspause erfolgt<br />
ein maximal fünfminütiger Vortrag ohne<br />
technischen Aufwand und Vorbereitung<br />
über Neuerungen im unmittelbaren Arbeitsumfeld<br />
– mit großer Resonanz in der<br />
Belegschaft.<br />
Die Umsetzung der Maßnahmen hat<br />
schon zum erheblichen Rückgang von<br />
Frühstörungen und zu Verbesserungen<br />
bei der Qualität der Instandhaltungsmaßnahmen<br />
geführt. Dr. Andreas Liessem,<br />
Werkleiter des Standorts Mülheim<br />
an der Ruhr der Europipe GmbH, bringt<br />
es auf den Punkt: „In Kombination tragen<br />
die bereits umgesetzten Maßnahmen zu<br />
weiter optimierten Abläufen in unserem<br />
Werk in Mülheim an der Ruhr bei.“<br />
Günther J. Bergmann/ki<br />
als 650 in Deutschland, erwirtschafteten<br />
2008 einen Umsatz von 1,6 Mrd Euro. Europipe<br />
hat ihren Sitz in Mülheim an der<br />
Ruhr und betreibt weltweit an fünf Standorten<br />
Fertigungsstraßen: in Deutschland,<br />
Frankreich, Brasilien und den USA. Das<br />
Unternehmen produziert jährlich über<br />
eine Million Tonnen Rohre, was einer<br />
Länge von etwa 3 000 km entspricht.<br />
<strong>technik</strong>+<strong>EINKAUF</strong> · 02 <strong>2011</strong><br />
Technik<br />
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Bild: Europipe