schule & Bildung - Auslandsösterreicher-Weltbund
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Schwerpunkt-Thema<br />
<strong>Bildung</strong> in Österreich<br />
Das „österreichische <strong>Bildung</strong>ssystem“ – ein ewiger Zankapfel hierzulande.<br />
Für ROTWEISSROT Zeit, einen genaueren Blick darauf zu werfen. Robert Penz<br />
Seit einigen Jahren werden in Österreich<br />
auf politischer wie auch auf gesellschaftlicher<br />
Ebene hitzige Debatten<br />
über das <strong>Bildung</strong>ssystem des Landes geführt.<br />
Der jüngste OECD-Bericht „<strong>Bildung</strong><br />
auf einen Blick“ stellt der heimischen<br />
Politik erneut schlechte Noten aus: Die<br />
<strong>Bildung</strong> habe in Österreich keine Priorität,<br />
vor allem im Hochschulsektor werde das<br />
Land weiter zurückfallen – so lauten die<br />
zentralen Schlussfolgerungen im Bericht.<br />
Zeit, einen ausführlichen Blick auf das<br />
angeblich so schlechte österreichische<br />
<strong>Bildung</strong>ssystem zu werfen.<br />
Mit dem auf die Vollendung des sechsten<br />
Lebensjahres folgenden September beginnt<br />
für österreichische Kinder die neun<br />
Schuljahre dauernde Schulpflicht. Diese<br />
wurde, wie jedes Kind bereits früh lernt,<br />
von Maria Theresia begründet: Im Jahr<br />
1774 legte sie eine allgemeine sechsjährige<br />
Unterrichtspflicht fest, die auch die<br />
Verwendung einheitlicher Lehrbücher sowie<br />
die Lehreraus- und -fortbildung vorschrieb.<br />
Generell ist das <strong>Bildung</strong>ssystem in<br />
Österreich Bundessache: Schultypen und<br />
Lehrpläne sind bundesweit einheitlich. Für<br />
den schulischen Sektor ist das Bundesministerium<br />
für Unterricht, Kunst und Kultur<br />
verantwortlich, das Bundesministerium für<br />
Wissenschaft und Forschung hat die Kompetenzen<br />
für die Steuerung des Universitäts-<br />
und Hochschulsystems. Einen besonderen<br />
Status haben die Privat<strong>schule</strong>n, die<br />
von anderen als den gesetz lichen Schulerhaltern<br />
errichtet und erhal ten werden. Sie<br />
können dennoch von der öffent lichen Hand<br />
subventioniert werden.<br />
Die vorschulische Erziehung als<br />
Ergänzung zur Familie<br />
Im Allgemeinen haben Kindergärten die<br />
Funktion, die Erziehung in der Familie zu<br />
ergänzen: Kindern sollen weitere Möglichkeiten<br />
der <strong>Bildung</strong> bzw. des Erwerbs sozialer,<br />
psychischer und kognitiver Kompeten-<br />
zen geboten werden. Auch im Hinblick auf<br />
die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf<br />
wird der außerfamiliären Erziehung immer<br />
mehr Bedeutung beigemessen. Kindergartenplätze<br />
werden in Österreich an Kinder<br />
im Alter zwischen drei und sechs Jahren<br />
vergeben. Bei Einrichtungen für jüngere<br />
Kinder spricht man von Kinderkrippen. Seit<br />
dem Kindergartenjahr 2010/2011 ist der<br />
halbtägige Kindergartenbesuch (mindestens<br />
16 Stunden pro Woche) für Kinder, die<br />
das fünfte Lebensjahr vollendet haben,<br />
verpflichtend. Das Gesetz rief teilweise<br />
empörte Reaktionen hervor. Gemeindebund-Präsident<br />
Mödlhammer (die Gemeinden<br />
sind für die Umsetzung verantwortlich)<br />
„Wichtig ist die gemeinsame<br />
Schule für alle Kinder, weil wir<br />
viele Menschen mit anderen<br />
Muttersprachen haben.“<br />
Niki Glattauer, Pädagoge & Autor<br />
stellte an die zuständige Ministerin Claudia<br />
Schmied (SPÖ) die plakative Frage: „Was<br />
sollen wir tun, wenn die ausländischen<br />
Eltern ihre Kinder nicht in den Kindergarten<br />
schicken? Sollen wir die Kinder mit der<br />
Polizei abholen lassen?“ Neben öffentlichen<br />
gibt es auch Kindergärten, die von<br />
privaten Trägern bzw. Kirchen geführt werden<br />
bzw. Betriebs-, Waldorf- und Montessori-Kindergärten<br />
sowie sonder- oder heilpädagogische<br />
Kindergärten.<br />
Grundbildung & Kulturtechniken<br />
Ab dem vollendeten sechsten Lebensjahr<br />
besuchen Kinder die Volks<strong>schule</strong>, die vier<br />
Schulstufen umfasst. Die Lehrplanreform<br />
2000 legte vier sogenannte Kulturtechniken<br />
fest, die in der Volks<strong>schule</strong> vermittelt<br />
werden sollen: Lesen, Schreiben, Rechnen<br />
und die Suche und Aufbereitung von<br />
Informationen. Vor allem in Wien, wo ein<br />
großer Teil der Kinder einen Migrationshintergrund<br />
hat, werden oft muttersprachliche<br />
Hilfslehrer eingesetzt. In manchen<br />
Bundesländern werden diese Kinder<br />
schon ein Jahr früher in die Schule eingeschrieben<br />
und können bei Bedarf noch<br />
einen günstigen Sprachkurs besuchen.<br />
Da der Anteil der Kinder mit sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf stetig steigt, gibt<br />
es auch immer mehr Integrationsklassen.<br />
Seit den 90er Jahren ist die schulische<br />
Integration als Parallelsystem zur Sonder<strong>schule</strong><br />
in den Schulgesetzen verankert.<br />
Sonder<strong>schule</strong>n dienen zur Förderung von<br />
Kindern mit einem sonderpädagogischen<br />
Förderungsbedarf, was sowohl physische<br />
als auch psychische Handicaps einschließt.<br />
Die Feststellung des Bedarfs<br />
setzt eine diagnostische Analyse voraus.<br />
Erste Auswahl: Unterstufe<br />
Nach dem Abschluss der Volks<strong>schule</strong><br />
können Schülerinnen und Schüler zwischen<br />
AHS-Unterstufe (Gymnasium) und<br />
Haupt<strong>schule</strong> wählen. Die Auswahl sollte<br />
gemäß dem bisherigen schulischen Erfolg<br />
und der Begabung erfolgen. Dementsprechend<br />
wird seit Jahrzehnten eine<br />
ideologische Debatte um die Einführung<br />
der Gesamt<strong>schule</strong> geführt. Allein in Wien<br />
gibt es Gesamt<strong>schule</strong>n, die im Rahmen<br />
eines Schulversuchs eingerichtet wurden.<br />
Ziel der Gesamt<strong>schule</strong> ist es, möglichst<br />
vielen Schülern einen höheren <strong>Bildung</strong>sabschluss<br />
zu ermöglichen. Dementsprechend<br />
finden sich vor allem bei<br />
den linken Parteien Befürworter dieses<br />
Schultyps. Kritiker wenden allerdings ein,<br />
dies gehe häufig mit einer Reduzierung<br />
des Niveaus einher.<br />
Als Kompromiss präsentierte die österreichische<br />
Regierung das Konzept der<br />
Neuen Mittel<strong>schule</strong>, das bereits seit dem<br />
Schuljahr 2008/2009 hauptsächlich an<br />
bisherigen Hauptschulstandorten umgesetzt<br />
wird. Bis 2015 sollen alle Haupt-<br />
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