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schule & Bildung - Auslandsösterreicher-Weltbund

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© Johanna Reiner, Didi Sattmann, Isabel Termini<br />

Orten oder Ereignissen geordnet ist. Außerdem<br />

gibt es eine Luftbildkarte mit den<br />

wichtigsten Plätzen im Grätzel. Die Schüler<br />

wurden gefilmt und interviewt. Johanna<br />

Reiner machte daraus einen sehr authentischen<br />

und lebendigen Film. Bei Gesprächen<br />

erfuhren wir auch viel über Familienfeste,<br />

wobei die Hochzeit bei allen das<br />

beliebteste war. So brachten sie Hochzeitsfotografien,<br />

Einladungen und Filme<br />

mit. Einige der präsentierten Objekte wurden<br />

später in die Sammlung des Museums<br />

aufgenommen, auch die Videos wurden<br />

inventarisiert.<br />

Mit diesem umfangreichen Material konnten<br />

wir im Frühling 2010 eine Ausstellung<br />

im Museum eröffnen. Diese konnte längere<br />

Zeit besucht werden, wobei in der<br />

ersten Woche die Klasse selbst durch die<br />

Ausstellung führte. Durch die Besucherkontakte<br />

lernten die Kinder, spontan auf<br />

Menschen einzugehen, ihre sprachliche<br />

Ausdrucksfähigkeit verbesserte sich, und<br />

natürlich waren alle sehr stolz auf ihren<br />

neuen „Job“.<br />

Lerneffekte und soziale Kompetenz<br />

Lernerfahrungen wie diese können nicht<br />

im Klassenzimmer gemacht werden. Viele<br />

Lehrer klagen beim Projektunterricht darüber,<br />

wie groß der Zeitaufwand ist und<br />

dass man ja viel vom „anderen“ Unterricht<br />

versäumt. Meine Erfahrung entspricht<br />

dem nicht, denn die neu erworbenen Fähigkeiten<br />

wie Verlässlichkeit, Teamfähigkeit,<br />

Textkompetenz, Höflichkeit, Klassenzusammenhalt,<br />

eigenverantwortliches Arbeiten,<br />

Kreativität, Zuverlässigkeit u. v. a.<br />

fließen wieder in den Unterricht ein.<br />

Die Zusammenarbeit der SchülerInnen mit<br />

Vermittlern, Fotografen oder Künstlern in<br />

der Schule und im Museum ist besonders<br />

bereichernd. Die Kinder bewegen sich in<br />

einer fremden Umgebung und haben die<br />

Gelegenheit, Menschen aus einer ihnen<br />

sehr fremden Lebenswelt näher kennen zu<br />

lernen. Bei der Planung werden sie stets<br />

miteinbezogen, und ihre Vorschläge und<br />

Impulse werden in den Aktivitäten umgesetzt.<br />

Von den „Museumsleuten“ werden<br />

die SchülerInnen sehr oft anders wahrgenommen<br />

als von uns Lehrern, ihre schulischen<br />

Erfolge stehen dabei nicht im Vordergrund<br />

– eine gute und interessante Er-<br />

fahrung wiederum für uns Lehrer. Seit<br />

Herbst 2010 arbeiten wir auch intensiv mit<br />

der Gebietsbetreuung des dritten Bezirks<br />

zusammen. In deren Büro fanden nun unsere<br />

Arbeitstreffen statt, und dort zeichneten<br />

die Kinder ihre täglichen Wege auf und<br />

beschäftigten sich intensiv mit der Frage,<br />

wie sie ihren Alltag am besten vermitteln<br />

können. Sie entschieden sich für das Medium<br />

Film. Gemeinsam mit Johanna Reiner<br />

entstanden Kurzfilme, die ihre persönlichen<br />

Erfah rungen und Wahrnehmungen<br />

im Alltag reflektieren. Alle Filme spiegeln<br />

wider, was die SchülerInnen Tag für Tag<br />

erleben und eröffnen ein neues visuelles<br />

Verständ nis ihrer urbanen Umwelt in Erdberg.<br />

So wird ein Mitarbeiter von Wiener<br />

Wohnen gefragt, was in Gemeindebauten<br />

angepflanzt werden darf und was nicht.<br />

Ein Film setzt sich mit dem Thema Schulweg<br />

auseinander und ein anderer mit<br />

Spucken, Kritzeln, Klingeln und allem anderen,<br />

was auf der Straße Spaß macht,<br />

aber nicht erlaubt ist. Besonders gut gelang<br />

das Video zur Frage, warum es<br />

Überwachungs kameras im Müllraum gibt.<br />

Zwei Filme erhielten auch einen Preis<br />

beim Filmfestival Linse.<br />

Von April bis Mitte Mai dieses Jahres<br />

konnte man die Filme in der Ausstellung<br />

„Um die Schule herum ist Erdberg“ sehen.<br />

Selbst bei der grafischen Gestaltung<br />

sowie beim Bau der Sitzmöbel war die<br />

Klasse miteinbezogen. Es gab eine rich -<br />

tige Vernissage, bei der eine Schülerin<br />

die Eröffnungsrede hielt. Die ORF-Sendung<br />

„Frühlingszeit“ berichtete sogar<br />

darüber.<br />

Der Schulweg wird filmisch dokumentiert.<br />

ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />

Schwerpunkt-Thema<br />

Nun sind die SchülerInnen in der 4. Klasse,<br />

und für uns alle gehört das Projekt mit<br />

dem Wien Museum zum Schulalltag. Was<br />

mit einer kleinen Ausstellung begonnen<br />

hat, hat sich zu einem großen, besonderen<br />

Projekt, das immer mehr Beachtung<br />

findet, entwickelt. Auch heuer werden wir<br />

weiter daran arbeiten. Neben vieler nachhaltig<br />

erworbener Kompetenzen ist das<br />

Besondere daran, wie sehr sich alle mit<br />

dem Projekt identifizieren, und sie werden<br />

später einmal stolz erzählen: „Wir waren<br />

die Wien Museum Klasse.“ ❍<br />

Warum ein Projekt?<br />

» Praxisnahe Arbeit<br />

» Nachhaltiger Lernerfolg<br />

» Förderung überfachlicher Qualifikationen:<br />

eigenverantwortliches Lernen und<br />

Eigeninitiative<br />

» Entfaltung sozialer Kompetenzen<br />

» Fähigkeit zur Teamfähigkeit<br />

» Größere Motivation<br />

» Alte/neue Tugenden wie Zuverlässigkeit,<br />

Pflichtbewusstsein und Verantwortungsgefühl<br />

werden gefördert<br />

Projekte gehören in Österreich zum<br />

modernen Schulalltag.<br />

Definition Projekt:<br />

Einmalige Arbeit zu einem bestimmten<br />

Thema/Bereich mit einem genauen Plan<br />

und einer Zieldefinition. Beim Projekt wird<br />

der „normale Unterricht“ aufgehoben und<br />

läuft außerhalb davon ab.<br />

Projektleitung & Förderung<br />

Ingrid Giessmann: Die Autorin dieser<br />

Reportage ist Lehrerin für Deutsch und<br />

Geschichte an der Kooperativen Musikmittel<strong>schule</strong><br />

Dietrichgasse 36 in Wien 3.<br />

pART KulturKontaktAustria unterstützte<br />

diese Projektarbeit und Ausstellung im<br />

Wien Museum. Ziel ist es, mehrjährige<br />

und nachhaltige Kooperationen zwischen<br />

Schulen und Kultureinrichtungen zu<br />

fördern. pART beabsichtigt, die Systeme<br />

Schule und Kultureinrichtungen in<br />

dauerhafte Beziehung zu bringen.<br />

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