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Fachhochschule Dortmund FB Angewandte Sozialwissenschaft ...

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4.3 Anlässe für Heimunterbringung<br />

Es ist ein gängiges Klischee, dass Kindern und besonders Jugendlichen mit der<br />

Unterbringung in ein Heim gedroht wird. Das Heim wird dargestellt als ein Ort<br />

für widerspenstige und unbelehrbare Kinder von überlasteten und genervten Eltern,<br />

die jetzt auch mal an sich denken wollen. In der Realität ist dieses Szenario<br />

jedoch sehr selten. Wie bereits im vorangehenden Kapitel beschrieben, stellt die<br />

Heimerziehung eine Form der Hilfen zur Erziehung dar, welche gewährt wird,<br />

wenn sie für notwendig und geeignet empfunden wird, um das Kindeswohl zu<br />

schützen. Diese Begrifflichkeiten räumen dem gewährenden Sachbearbeiter zwar<br />

einen großen Spielraum ein, schließen jedoch Bestrafung als Anlass für eine<br />

Fremdunterbringung aus. Andererseits schließt sich aber auch eine einheitliche<br />

Festlegung aus, welche Kinder und Jugendliche in einem Heim leben sollen und<br />

welche bei ihren Familien aufwachsen dürfen oder müssen.<br />

In früheren Jahrhunderten war der häufigste Anlass für eine Unterbringung in einem<br />

Heim der Verlust der Eltern. So genannte Waisenkinder streunten umher und<br />

bettelten oder stahlen gar. Diese Gruppe von Kindern wurde, worauf ich zu einem<br />

späteren Zeitpunkt noch einmal darauf eingehen werde 26 , bemitleidet und ihnen<br />

gehörte das Herz der Öffentlichkeit. Sie wurden in Klöster und Heime gebracht,<br />

damit sich dort jemand um sie kümmerte und sie nicht mehr betteln oder stehlen<br />

mussten. Die Kinder, die ihre Eltern durch Kriege oder Seuchen verloren hatten,<br />

traf keine „Schuld“ an ihrem Schicksal und sie sollten durch den Aufenthalt im<br />

Heim auch nicht bestraft werde. In unseren Breitengraden gibt es heute kaum<br />

noch Waisenkinder und wenn Kinder heute durch einen Schicksalsschlag ihre<br />

Eltern verlieren, können sie meist im eigenen Familiensystem untergebracht werden.<br />

Unter den Anlässen für Heimunterbringung spielt Verwaisung keine Rolle<br />

mehr, auch wenn dies, wie ich später noch zeigen werde 27 , im fiktiven Film gerne<br />

benutzt wird.<br />

Eine weitere Gruppe von Kindern in Heimen bildeten Findelkinder. Diese Kinder<br />

wurden kurz nach ihrer Geburt von ihren Müttern ausgesetzt, aus Sorge sie nicht<br />

ernähren zu können, überfordert mit ihnen zu sein oder gar für ihre Existenz be-<br />

26 vgl. S.43 ff<br />

27 vgl. S. 46<br />

17

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