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Fachhochschule Dortmund FB Angewandte Sozialwissenschaft ...

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5. Heimerziehungspraxis<br />

Im letzten Kapitel habe ich vorgestellt, wie Heimerziehung heute aussehen sollte,<br />

beziehungsweise wie sie gedacht ist. In meinem Praxissemester in einem Dort-<br />

munder Jugendhilfedienst hatte ich einige Kontakte mit Heimeinrichtungen,<br />

Heimerziehern und Heimkindern und es entstand bei mir der Eindruck, dass Theo-<br />

rie und Praxis nicht gleichzusetzen sind. Darum beschäftige ich mich in diesem<br />

Kapitel nun mit der Praxis von Heimerziehung und dem subjektiven Empfinden<br />

von betroffenen Jugendlichen.<br />

5.1 Bestehende problematische Bedingungen von Heimerziehung<br />

Wie im geschichtlichen Teil meiner Arbeit bereits beschrieben, kam es in den<br />

1970er-Jahren in vielen Einrichtungen der Bundesrepublik Deutschland zu einer<br />

Dezentralisierung der Heimgruppen. Kleinstheime und familienähnliche Einrich-<br />

tungen wurden gegründet und gelten nach wie vor als verbesserte Heimform.<br />

Doch es blieb eine große Anzahl von Zentralheimen oder so genannten Stammgruppen,<br />

die bis zu 100 Kinder und Jugendliche aufnehmen. Noch heute lebt eine<br />

Vielzahl von Kindern und insbesondere Jugendlichen in solchen Heimen. Natürlich<br />

hat sich einiges im Inneren der Heime getan. Es gibt keine Schlaf- und Speisesäle<br />

mehr und die Kinder und Jugendlichen besuchen öffentliche Schulen. Auch<br />

die internen Gruppen sind kleiner geworden. Doch das ändert nichts daran, dass<br />

viele von den ehemals kritisierten Bedingungen immer noch vorherrschen.<br />

In der Regel haben Heimgruppen einen Mitarbeiter für drei Bewohner. Allerdings<br />

sind diese Mitarbeiter aufgrund des Schichtdienstes nie gemeinsam da, sondern<br />

sie wechseln sich ab. Darüber hinaus verbringen sie nie ihre ganze Arbeitszeit<br />

einer Woche bei den Kindern und Jugendlichen im Heim, sondern sie müssen<br />

auch Zeit aufwenden für Termine außerhalb des Hauses und für Fortbildungen.<br />

Praktisch ist, abgesehen von Praktikanten und Zivildienstleistenden, immer nur<br />

ein Mitarbeiter pro Gruppe anwesend. Aufgrund von Nachtschichten, Abbau von<br />

Überstunden, Krankheit und Urlaub kann es vorkommen, dass ein Kind oder ein<br />

Jugendlicher seinen Bezugserzieher für Tage oder Wochen nicht sieht. Außerdem<br />

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