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Fachhochschule Dortmund FB Angewandte Sozialwissenschaft ...

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orie bestehen, in der Praxis jedoch verlief die Jugendhilfe nach Hitlers Plan und<br />

wurde für seine antisemitischen Ziele genutzt. Nach 1945 wurde in den westlichen<br />

Besatzungszonen das Reichsjugendwohlfahrtsgesetz wieder angewendet. 10 Im<br />

Osten Deutschlands hingegen verliefen die Jugendhilfe, und dementsprechend<br />

auch die Heimerziehung, in eine andere Richtung.<br />

3.2 Heimerziehung in der DDR<br />

In der DDR in einem Heim zu leben, bedeutete Teil eines Kollektives zu sein,<br />

welches sich als Lern-, Arbeits- und Lebensgemeinschaft verstand. Die Kinder<br />

und Jugendlichen sollten dort nicht nur betreut und angeleitet werden, ihre Freizeit<br />

sinnvoll zu gestalten, vielmehr sollten sie am gesellschaftlichen Leben teil<br />

haben und durch Arbeit oder durch die Vorbereitung auf Arbeit ihren Teil für das<br />

Wohl des Kollektives beitragen. Großer Wert wurde aber auch darauf gelegt, dass<br />

das Heim ein Zuhause war, in dem sich die Kinder gebraucht und geborgen fühlen<br />

konnten. Die Erzieher sollten von den Kindern als Teil ihres Kollektives gesehen<br />

werden, die mitarbeiteten und nicht für sie oder sich arbeiteten. Ein weiteres wichtiges<br />

Schlagwort für das Ideal der Heimerziehung in der DDR war neben Geborgenheit<br />

auch Disziplin, welche jedoch in einen engen Zusammenhang mit der Geborgenheit<br />

gesetzt wurde. Disziplin sollte Geborgenheit und Freiheit bieten und<br />

im Widerspruch zur Rücksichtslosigkeit und dem Ausnutzen Einzelner stehen.<br />

Im Kontrast zu dem Gedankengut, auf dem Heimerziehung in der DDR aufgebaut<br />

wurde, stand die Erwartung, dass soziale Probleme in einem sozialistischen Staat<br />

gar nicht vorkommen sollten. „Insofern waren im offiziellen politischen Verständnis<br />

Menschen, die nicht zurechtkamen, sich nicht integrieren lassen konnten<br />

oder wollten oder dem Staat kritisch gegenüber standen, nicht nur eine Beleidigung<br />

der Majorität, sondern auch ein Politikum. Die Jugendhilfe musste sich vor<br />

diesem Hintergrund als Auslaufmodell und als ein vorübergehender Schönheitsfehler<br />

im Sozialismus betrachten lassen“ 11 .<br />

10 Potrykus 1982, S. 12 ff<br />

11 Freigang 2001, S. 35<br />

9

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