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Fachhochschule Dortmund FB Angewandte Sozialwissenschaft ...

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4.4 Aufgaben und Ziele von Heimunterbringung<br />

Früher wurden die Herkunftseltern von in Heimen betreuten Kindern und Jugend-<br />

lichen eher aus der Heimerziehung ausgeschlossen. Zum einen wurde nicht er-<br />

kannt, dass ein bestehender Kontakt sinnvoll sein könnte, und zum anderen wurde<br />

der Einfluss der Eltern auf ihre Kinder auch als störend und kontraproduktiv emp-<br />

funden. Doch dies hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert und es setzt sich<br />

die Erkenntnis durch, dass die Arbeit mit den Herkunftsfamilien der Heimbewohner<br />

ausschlaggebend für den langfristigen Erfolg von Heimerziehung ist.<br />

Es wurde vielfach die Erfahrung gemacht, dass Kinder und Jugendliche, die eine<br />

sehr positive Veränderung und Entwicklung in der Zeit der Heimunterbringung<br />

durchlaufen hatten, erstaunlich schnell wieder in alte Verhaltensmuster verfielen<br />

sind, sobald sie in ihr altes Umfeld zurückgekehrt waren. Außerdem wurde häufig<br />

beobachtet, dass Kinder und Jugendliche sich trotz vorangegangenen Vernachlässigungen<br />

oder gar Misshandlungen mit ihren Eltern solidarisierten. Die Erforschung<br />

von Bindungen und ihre Bedeutung für die Entwicklung von Kindern und<br />

Jugendlichen nahm zu und es konnte festgestellt werden, dass Eltern eine zentrale<br />

Rolle für ihre Kinder spielen, auch wenn ihr Verhältnis gestört und verletzt wurde.<br />

Ein weiterer Grund für eine Umbewertung der Rolle der Herkunftsfamilie in der<br />

Heimerziehung war die Erkenntnis, dass die Verhaltensauffälligkeiten von Kindern<br />

und Jugendlichen eine Funktion in ihrer Familie übernommen hatten, die<br />

„Schlimmeres“ verhüten sollten. So erzählte mir ein Sozialarbeiter einmal von<br />

einem extremen Schulverweigerer, bei dem sich herausstellte, dass er eigentlich<br />

gerne in die Schule gehen würde, doch lieber zuhause blieb, da der Vater die Mutter<br />

immer nur dann schlug, wenn der Sohn nicht anwesend war. In diesem Falle<br />

hatte das „Schwänzen“ die Funktion, die Mutter zu schützen. Solche Auffälligkeiten<br />

oder Symptome können im externen Umfeld verschwinden, doch zurück in<br />

der Familie und den alten Mustern wird die Auffälligkeit, das Symptom wieder<br />

auftreten, wenn nicht an der Ursache gearbeitet wird oder zumindest andere Verhaltensweisen<br />

erlernt wurden, mit dem das Kind oder der Jugendliche reagieren<br />

kann. Mit der Ausbreitung der systemischen Familientherapie wurden die Symptome<br />

und die Ursachen vermehrt in einem Zusammenhang betrachtet und daraus<br />

ergab sich die Arbeit mit dem ganzen Familiensystem, die im Fall von Heimer-<br />

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