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Fachhochschule Dortmund FB Angewandte Sozialwissenschaft ...

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5.2 Rollenerwartung an Heimerzieher versus Zeitmangel<br />

Nicht nur die Heimformen, sondern auch die professionellen Rollenerwartungen<br />

an die Erzieher haben sich in den letzten 40 Jahren verändert. War es früher die<br />

Aufgabe von Heimerziehern, Kinder und Jugendliche zu versorgen, zu beaufsichtigen<br />

und zu pflegen, besteht heute der Anspruch auf individuelle pädagogische<br />

Praxis. „Es wurden nicht mehr Aufpasser benötigt, die beispielsweise die Einhaltung<br />

der Heimordnung peinlich genau im Auge hatten, sondern MitarbeiterInnen,<br />

die in der Lage waren, durch ihre eigene Persönlichkeit und infolge ihrer qualitativen<br />

Ausbildungsmerkmale, Kindern zu einer besseren Entwicklung zu verhel-<br />

fen.“ 35<br />

Jochen Tüllmann beschreibt die neue Rollenerwartung wie folgt:<br />

„Heimerziehung war schon immer Regelung und Organisation des Alltags, meist in starren<br />

Formen, an denen Jugendliche gescheitert sind. Je unzulänglicher diese Strukturen<br />

waren, um so lauter wurde der Ruf nach separater Therapie. Alltagsorientierung im positiven<br />

Sinne ist die kreative Gestaltung von wichtigen Handlungsräumen, in denen der<br />

ganzheitlich zuständige Pädagoge um Reflexion bemüht ist und die notwendige therapeutische<br />

Arbeit in die Situation integriert. Alltagspädagogik kann durch Reflexion und Flexibilität<br />

der Formen einen Lebensraum geben, der den Menschen von Zwängen befreit<br />

und zu sich selbst führt.“ 36<br />

Werner Freigang hat ähnliche Erwartungen:<br />

„Heimerziehung hat es oft mit Kindern und Jugendlichen zu tun, deren primäre Sozialisation<br />

Mängel aufweist: mit Heranwachsenden, die weder Verlässlichkeit, Stabilität, Liebe<br />

und Anerkennung erfahren haben. […] Damit die Folgen von Unzuverlässigkeit, Abgestoßen<br />

werden und Unsicherheit bearbeitet werden können, bedarf es besonderer Verlässlichkeit,<br />

Stabilität und Belastbarkeit.“ 37<br />

Auch wenn teilweise angemerkt wird, dass diese Aufgabe Erzieher überfordert<br />

und gefordert wird, dass diese von Sozialarbeiter/Sozialpädagogen übernommen<br />

werden sollen, 38 wird die pädagogische Theorie doch gut erkannt. Es mangelt<br />

meist an der Durchführung und dem Erreichen der pädagogischen Ziele. Dies<br />

wird von Heimmitarbeitern mit dem Mangel an Zeit begründet. Zum einen mangelt<br />

es im Alltag an Zeit, da für viele Aufgaben häufig zu wenig Zeit zur Verfü-<br />

35 Günder 2000, S. 99<br />

36 Tüllmann 1988, S. 118<br />

37 Freigang 1986, S. 23<br />

38 Wolf 1995, S.41 ff<br />

23

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