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Fachhochschule Dortmund FB Angewandte Sozialwissenschaft ...

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nachtszeit spielen, die Zeit, die für Gemeinsamkeit, Besinnlichkeit und Freude<br />

steht. Das verstärkt das Gefühl von Mitleid für das Waisenkind noch und die Un-<br />

gerechtigkeiten, die ihm widerfahren, werden als besonders grausam empfunden.<br />

Zudem eignet sich „der willkürliche, allmächtige Heimleiter“ zum Beispiel hervorragend<br />

als Bösewicht und Widersacher. „Ein Film fürs Herz“ hätte meine Oma<br />

sicherlich zu diesen Filmen gesagt.<br />

Die Heimerziehung wird in diesen Filmen so dargestellt, als könne sie von jedem<br />

geleistet werden, der dazu willig ist. Das ist selbstverständlich in der Realität nicht<br />

so. Um die Leitung eines Heimes übernehmen zu können, braucht der Bewerber<br />

nicht nur einen pädagogischen Hochschulabschluss, sondern auch mehrjährige<br />

Berufserfahrung im Bereich der stationären Erziehungshilfe.<br />

Ein weiterer gemeinsamer Punkt in der Darstellung von Heimerziehung in den<br />

Komödien ist die Willkür, mit der die Heimleiter vorgehen können. Wie zum Beispiel<br />

der Heimleiter in „Carlitos großer Traum“, der den Kindern alles verbietet,<br />

was ihnen irgendwie Freude bereitet. Auch dies ist zum Glück in der Realität<br />

nicht möglich. Zum einen besitzen die Mitarbeiter eines Heimes keinerlei Aufgaben<br />

des Sorgerechtes und müssen alle Entscheidungen, die die Kinder und Jugendlichen<br />

betreffen, mit deren Vormündern und den zuständigen Sachbearbeitern<br />

des Jugendamtes besprechen. Zum anderen arbeiten sie in einem Team, in<br />

dem in regelmäßigen Abständen der Umgang mit und das erzieherische Vorgehen<br />

bei den Kindern und Jugendlichen besprochen und pädagogisch hinterfragt wird.<br />

Wie ich in meinem Kapitel über die Heimerziehungspraxis schon dargestellt habe,<br />

bleibt leider nicht immer genug Zeit um pädagogische Ziele langfristig gewissenhaft<br />

zu verfolgen, doch schwerwiegende Verletzungen der pädagogischen Grundeinstellungen<br />

sollten nicht möglich sein.<br />

Die Darstellung von Heimkindern in den Komödien unterscheidet sich nicht von<br />

der Darstellung von „normalen“ Kindern in solchen Filmen. Sie sind weder negativ<br />

auffällig in ihrem Sozialverhalten noch überbrav oder gar verschüchtert. Auch<br />

eine Traumatisierung durch den Verlust der Eltern wird in diesen Filmen nicht<br />

dargestellt.<br />

Etwas anders sieht das bei den Tragikomödien „Ein Vater für Klette“ und „Alle<br />

Kinder brauchen Liebe“ aus. In ihnen wird auch der Schmerz der Kinder über den<br />

Verlust der Eltern und die Sehnsucht nach einem neuen Elternhaus dargestellt.<br />

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