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Braune Gefahr für Deutschland - DGB Bildungswerk Hessen eV

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»Singen und Tanzen für <strong>Deutschland</strong>« – Rechtsrock mehr als Musik»Singen und Tanzen für <strong>Deutschland</strong>« – Rechtsrock mehr als MusikIn Berlin rockt 2008 die Szene aber weniger. »Die Zahl der Konzerte istzurückgegangen«, sagt Claudia Schmid, Leiterin des Berliner Verfassungsschutzes.Sie denkt, dass das konsequente Durchgreifen der Behördenzu dem Rückgang führte. Berlin, so Schmid gegenüber der »taz«am 14. März 2008, habe in der Szene einen »sehr schlechten Ruf«. Siebetont aber selbst: Auch wenn die Konzerte in Berlin seltener werden, istdie rechte Musikszene mitnichten inaktiv. Fünf Bands üben derzeit in derHauptstadt. Die Bands, wie »Spreegeschwader« und »Macht & Ehre«,werden von einem Netzwerk aus etwa 200 älteren Rechten unterstützt.Der Verfassungsschutz beobachtet ebenso, dass unter der Schirmherrschaftder NPD Rechtsrockbands bundesweit vermehrt auftreten. Vonder Zusammenarbeit erhoffen sich die Rechtsrockszene und die ParteiVorteile: Die Bands können ungestört spielen, die Partei kann erlebnisorientierteund anpolitisierte Jugendliche an sich binden.Schon 2004 ermöglichte die Hilfe der NPD Lunikoff einen Auftritt inMücka. Vor der Haft, die mittlerweile beendet ist, tourte er mit »LunikoffVerschwörung« durchs Land. Das Konzert »Singen und Tanzen für<strong>Deutschland</strong>« in der sächsischen Gemeinde trugen NPD-Kader mit. Voretwa 1.000 Gästen trat Lunikoff in der Diskothek »Wodan« am 27. Novembermit »Gegenschlag«, »Oidoxie« und »Spreegeschwader« auf. EinenLive-Mitschnitt, »Höllische Saat«, von Lunikoffs Auftritt veröffentlichtenoch im selben Jahr Panzerbär Records / W&B Records. Auf der CD huldigter in »Jungs für’s Grobe« der gewaltbereiten Szenen: »Mundschutz undSchienbeinschoner, gehören zu unserer Garderobe. (…) Wir sind die Ritteraus der Gosse, die glorreichen Haudegen. Sie nennen uns Verbrecher,Kriminelle, Psychopathen. Doch montags ist die Zeitung voll mit unserenHeldentaten«. Klare Worte trägt Lunikoff auch auf der CD »Niemals aufKnien« vor. »Wenn es den feinen Herrschaften in ihren Villen graust, dannkommt mit Karacho Rock’n’Rollocaust. Die Lunikoff Verschwörung, dieKapelle ohne Gnade fährt dieser Republik volles Programm in die Parade«,singt er in »Schlimmer Finger«. Die Veröffentlichungen von Lunikoffkönnen nicht nur beim »W & B Versand« bezogen werden. Im Angebot beiHeise sind zudem: »Teleskop Schlagstock aus Stahl«.Rechte SzeneklamottenAn die 90 Versandunternehmen zählten Christian Dornbusch und JanRaabe. Rund 40 Labels verlegen in <strong>Deutschland</strong> Rechtsrock. Einige derUnternehmen betreiben NPD-Kader, wie Patrick Weber, NPD-KreisvorsitzenderNordhausen/Kyffhäuserkreis und Inhaber des Germania-Versands,oder David Petereit, Mitarbeiter der NPD-Fraktion im Schweri-ner Landtag und Inhaber des Versands und Labels Levensboom ausNeustrelitz. Das Angebot von Merchandising und Fanartikeln ist unerschöpflich.Bomberjacken und Springerstiefel sind lange nicht mehr dieeinzigen Bekleidungsoptionen eines Rechten. Jahrzehntelang waren diebritischen Marken Fred Perry und Lonsdale sehr beliebt. Seitdem in derSzene jedoch kolportiert wird, dass der Firmengründer Fred Perry Judegewesen sei und dass Lonsdale antirassistische Projekte unterstütze,missfallen sie. Aus der Szene entstanden eigene Marken mit eindeutigenNamen: Masterrace (»Herrenrasse«) oder Hate Hate (»Hass Hass«). ImSchriftzug an Lonsdale angelehnt ist die Marke Consdaple. Gern antwortenrechte Jugendliche auf Nachfrage, dass das doch bloß übersetzt»britischer Polizist« heißen würde. Ganz so, als wenn sie nicht wüssten,dass constaple dann statt mit p mit b geschrieben werden müsste. Abermit constable könnte nicht »nsdap« auf der Brust prangen. In der Szeneist die Marke Thor Steinar sehr beliebt. Die Firma der Marke, MediaTexGmbH, hat ein vielfältiges Angebot für Mann und Frau. Seit Jahren betonendie Inhaber nichts mit der neonazistischen Szene zu tun zu haben.In der Szene gefallen Bekleidung und Accessoires mit dem Firmennameaber dennoch. Spiegelt der nordische Einschlag doch in ihrer Logik ihrWeltbild wider. Eine Kapuzenjacke ziert ein Adler, der einen Fisch greift.Für die Szene ist die Bildbotschaft eindeutig, steht doch der Fisch alsMotiv fürs Christentum. So symbolisiert der Aufdruck für sie den neuheidnischenKampf gegen das Christentum. Als kantiges Piktogrammdient das Motiv der neonazistisch-heidnischen Vereinigung »Die Artgemeinschaft– Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßerLebensgestaltung« als Logo.Die Szeneklamotten müssen aber nicht über den Internethandelbezogen werden. Interessierte können sie gleich in Szeneläden anprobieren.In <strong>Deutschland</strong> bestehen nach dem Fachmagazin »Der RechteRand« derzeit »mindestens 45 Läden«. Manche führen das gängigeBekleidungsrepertoire, wie der »Top Fuel Store« in Erfurt, andere, wie»Zutt’s Patriotentreff« haben die legalen Rechtsrockprodukte zusätzlichim Angebot.Rechte Multimedia-Offensive: NPD-Schulhof-CDFast immer mit im Programm: Frank Rennicke. Der »nationale Barde«aus dem mittelfränkischen Altengreuth ist ein weiterer Szenestar. Aufkeinem der größeren NPD-Events fehlt der bekennende Parteifreund. Inseinen Liedern umschifft er immer wieder das Strafgesetzbuch. Auf derNPD-Schulhof-CD »Der Schrecken aller linken Spießer und Pauker« be-38 39

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