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Braune Gefahr für Deutschland - DGB Bildungswerk Hessen eV

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»Wir leben Kameradschaft«»Wir leben Kameradschaft«HDJ: »Geistige und körperliche Wehrhaftigkeitausbilden«Zu dem Bauerhof sind an jenem Samstag an die 100 Kader gekommen.Bekannte Gesichter von NPD und FK, die ihre Kinder zu dem Fest mitgenommenhaben. Doch bei der HDJ geht es nicht um freies Spielen in unberührterNatur. Im Vereinsmagazin »Funkenflug« legte der erste BundesführerAlexander Scholz ihre Ziele dar: »Wir verpflichten uns <strong>Deutschland</strong>,indem wir geistige und körperliche Wehrhaftigkeit ausbilden«. Auch Räbigerbetonte im »Funkenflug«: »Wir brauchen Kämpfer von fanatischerBesessenheit und zäher Ausdauer«. Auf der HDJ-Website warnen sie:»Eltern aufgepasst«, eine »Schar von internationalistisch/multikulturellgesinnten ›LehrerInnen‹« übernehme »einen Großteil der Erziehung«, diedie Kinder zu »multikulturell denkenden Weltbürgern« forme.Journalistische Nachfragen wiegelt Nathz direkt an der Auffahrtab. Sichtlich genervt von den Fragen meint Dennis Bührig von der FK-Celle: »Das ist eben ein völkisches Erntefest«. Zwischen den Zelten,geschmückt mit Sonnenblumen, laufen auch Kader aus Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen rum. Vor dem Pavillon, bei demein Stroh-Altar mit Erntekrone steht, spaziert Stefan Köster, stellvertretenderNPD-Fraktionsvorsitzender und Parlamentarischer Geschäftsführerin Mecklenburg-Vorpommern – mit Kind.Pfingsten war auf dem Hof noch mehr los. Seit Jahren finden bei Nathz’rechtslastige Veranstaltungen statt. Der Hof ist Privatgelände, was ihneneinen gewissen Rechtschutz gibt. Schon lange gehört Nathz zur Szene.Für die NPD kandidierte er zur Landtagswahl 2008. Im Ort ist seine Gesinnungbekannt. Manch älterer Anwohner soll sich mit ihm gut verstehen.Über dem Hof flattert regelmäßig eine große Reichskriegsfahne.Am Pfingstwochenende vom 25. bis 28. Mai 2007 wehte obendrein dieHDJ-Fahne – eine rote Flamme auf schwarz-weißem Grund. »Mein Glaubeist der Kampf« gilt als eine der Parolen der HDJ. Ihr Programm bei denLagern: Strammstehen, Frühsport und Gewaltmärsche mit Gepäck. Miteinem Appell beginnt jeder Tag. Schließlich wollen die HDJ-Kader den Jugendlichen»ein Leben mit Tradition und Werten« für ein »unabhängiges<strong>Deutschland</strong>« anhand von »körperlicher und geistiger Lebensführung«beibringen. Tanja P. sagt es deutlicher: »Die Kinder werden dort vorbereitetauf den zu erwartenden Straßenkampf, auf Demonstrationen.«»Germanische Wettkämpfe«Bei den weißen Jurte-Zelten spielten Kinder und Jugendliche. Vermeintlich»Germanische Wettkämpfe« bestritten die etwas älteren Kinder. Aufder Wiese am Waldrand übten Jugendliche Speerwerfen. Auch zum Trainingfürs Kugelstoßen lag alles bereit. Es wurde getanzt und gesungen.Appelle mit Trompeten gab es später wieder. »Schon recht militärisch«,meinte ein Polizist, der das Lager aus der Distanz beobachtete. Drillund Zucht, dachte auch Stefan Hörtler, als er auf der Burg Hohenbergdie HDJ erlebte.Auf der Burg in Franken hatte sich der neonazistische Verein für eineWoche eingemietet. Ihr Winterlager 2006/2007 richteten sie dort mit 80Personen aus, überwiegend Kinder waren da. An die Tage kann sich Hörtler,Geschäftsführer der Bildungseinrichtung die die Burg trägt, noch guterinnern. »Ich bin ja ein grundkonservativer Mensch, aber das ging zuweit«, sagt er, denn das Treffen hatte »militärischen Charakter. Wir kennenFahnenappelle, aber nicht mit dem militärischen Drill«. Die Kinder,berichtet er, mussten vor der Fahne frierend ausharren. »Die wollten dieKinder abhärten«, sagen die Mitarbeiter der Einrichtung. Die HDJ erklärtselbst, die »Ideale soldatischer Erziehung« anzustreben, denn: »Wir verlangenDisziplin und Gehorsam«.»Völkisch-nationale Parallelwelt«»Die Kinder und Jugendlichen werden in eine völkisch-nationale Parallelwelteingeführt«, betont Andrea Röpke. Die Rechtsextremismusexpertinhat über zwei Jahre zu der HDJ recherchiert. In Blankenfeld, nichtweit von Berlin, griffen HDJler die Journalistin und einen Fotografen beiihrer Arbeit an. Am 4. November 2006 wollten sie den »6. MärkischenKulturtag« dokumentieren. Etwa 250 Anhänger kamen zu dem Gasthofin dem Ort. Als einige Rechte die Journalisten entdeckten, griffensie an. »Wir rannten in einen Supermarkt«, berichtet die Buchautorin,doch dort half niemand. Einer der Neonazis schmiss die Rechtsextremismusexpertinimmer wieder zu Boden, während andere Rechte denFotografen angriffen. Zeugen sprachen später gegenüber der Polizeivon fünf Angreifern. Einer schlug Röpke nieder, »Er traf mich gezielt insGesicht«, sagt sie.Seit etwa 1990 setzten die ersten Bemühungen der HDJ, die in Berlinihren Sitz hat, ein. Als Verein ist die HDJ im schleswig-holsteinischenPlön eingetragen. Die HDJ führt mehrere »Einheiten«, die teilweise gleichmehrere Bundesländer organisatorisch abdecken. So sind in der Einheit»Nordland«, Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen zusammengefasst.Aktivitäten gibt es ebenso in Bayern, Berlin, Brandenburg,<strong>Hessen</strong>, Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen.42 43

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