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Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie

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Aus Kasuistiken den AGs<br />

Abb. 2: Fleckige, zentral betonte Transparenzminderung<br />

der Lungen mit positivem Luftbronchogramm.<br />

Leichte Überblähung.<br />

Darunter Zwerchfellstand auf<br />

Höhe der 9.–10. Rippe, PaO 2<br />

jetzt 80–120 Torr bei einer FiO 2<br />

von 0,7. Zur Stabilisierung der<br />

rechtsventrikulären Funktion<br />

erfolgte die Applikation von Dobutamin<br />

und Suprarenin.<br />

Welche Verdachtsdiagnose würden<br />

Sie nun stellen und welche<br />

diagnostischen Maßnahmen ergreifen?<br />

Unter dem V. a. eine Surfactantfunktionsstörung<br />

erfolgte eine<br />

Bronchoskopie und bronchoalveoläre<br />

Lavage zur Gewinnung<br />

von Material <strong>für</strong> eine Sur factant<br />

analy se. Das Bronchial system<br />

war anatomisch regelrecht<br />

ohne Entzündungszeichen, die<br />

Lavageflüssigkeit diskret weißlich-trübe.<br />

Weiterer Verlauf<br />

In den folgenden zwei Tagen<br />

trotz Intensivierung der Beatmung<br />

(MAD 18 cmH 2<br />

O, FiO 2<br />

1,0)<br />

weitere Verschlechterung der<br />

respiratorischen Situation bei<br />

bleibend suprasystemischen<br />

rechtsventrikulären Drücken.<br />

Auch die zusätzliche Applikation<br />

von Dexamethason und Sildenafil<br />

war völlig ineffektiv. Das<br />

Kind wurde zunehmend hypoxämisch<br />

und verstarb 52 Stunden<br />

nach Aufnahme im Rechtsherzversagen.<br />

Die Obduktion ergab als Todesursache<br />

ein kardiorespiratorisches<br />

Versagen bei generalisierter<br />

alveolar-kapillärer Dysplasie<br />

der Lunge (Abb. 3) und<br />

rechtsventrikulärer Hypertrophie.<br />

Der übrige Organbefund<br />

war regelrecht.<br />

Die Surfactantanalyse und Molekularbiologie<br />

(Genetik bezüglich<br />

Surfactant-Protein B- und<br />

C- Mangel sowie ABCA3-Defizienz)<br />

ergaben unauffällige Befunde.<br />

Diagnose: Kongenitale<br />

alveolar-kapilläre Dysplasie<br />

(CACD)<br />

Kurze Übersicht und kritische<br />

Bewertung des Falles<br />

Bei der alveolar-kapillären Dysplasie<br />

handelt es sich um eine<br />

letztendlich immer letale Lungenerkrankung<br />

des Neugeborenen,<br />

wobei die wegweisenden<br />

klinischen Symptome die Hypoxämie<br />

und die schwere, therapierefraktäre<br />

pulmonale Hypertonie<br />

sind.<br />

Die Ätiologie der alveolar-kapillären<br />

Dysplasie ist bislang weitgehend<br />

ungeklärt. Die Erstbeschreibung<br />

erfolgte 1981, bisher<br />

sind weltweit etwas mehr<br />

als 80 Fälle publiziert. Da einige<br />

Fälle beschrieben sind, in denen<br />

beide Zwillinge bzw. Cousin und<br />

Cousine betroffen waren, wird<br />

ein autosomal rezessiver Erbgang<br />

vermutet [1].<br />

In über der Hälfte der Fälle bestehen<br />

weitere Fehlbildungen<br />

im Bereich des Herzens, des<br />

Gastrointestinaltraktes und/<br />

oder des Urogenitalsystems [2].<br />

Auch die Assoziation mit einer<br />

Surfactantprotein-B-Defizienz<br />

und einer cystadenoiden Malformation<br />

ist beschrieben. Die<br />

Lungen können generalisiert<br />

Abb. 3: Lungenparenchym mit Rarefizierung der alveolären<br />

Kompartimente mit verdickten Alveolarsepten,<br />

fokaler epithelialer Hyperplasie und verminderter<br />

Anzahl von Arteriolen, diese imponieren mit Mediahypertrophie<br />

und konzentrischer Fibrose (HE-Färbung).<br />

oder nur partiell betroffen sein.<br />

Die klassischen bildgebenden<br />

Verfahren helfen in der Diagnosestellung<br />

wenig. Häufig<br />

imponiert eine mehr oder weniger<br />

ausgeprägte, auch fleckförmige<br />

Transparenzminderung<br />

der Lungen, die natürlich nicht<br />

spezifisch ist. Sicher ist die Diagnose<br />

nur durch eine offene<br />

Lungenbiopsie zu stellen. Histologisch<br />

sind eine reduzierte Alveolarisierung,<br />

eine Verdickung<br />

der Alveoalarsepten, eine milde<br />

inflammatorische interstielle<br />

Reaktion, das Parallelverlaufen<br />

von Pulmonalvenen und -kapillaren,<br />

eine Mediahypertrophie<br />

der Kapillaren, eine verminderte<br />

Kapillardichte und reduzierte<br />

Apposition zu den Alveolarepithelien<br />

charakteristisch <strong>für</strong> die<br />

Erkrankung [3]. Dabei scheint<br />

eine geringere Ausprägung der<br />

histologischen Veränderungen<br />

mit einem längeren Überleben<br />

assoziiert zu sein [2].<br />

Die Erkrankung manifestiert<br />

sich typischerweise Stunden<br />

bis Tage nach der Geburt und<br />

mündet schnell in eine Beatmungspflichtigkeit.<br />

Der klinische<br />

Verlauf ist variabel. Neben<br />

foudroyanten Verläufen mit letalem<br />

Ausgang innerhalb weniger<br />

Tage gibt es Fälle mit teils<br />

wochenlangen Phasen einer relativen<br />

Stabilität, in einem Fall<br />

wurde ein Überleben <strong>für</strong> sieben<br />

Monate beschrieben. In der<br />

Regel versterben die Kinder im<br />

ersten Lebensmonat [1, 2, 4].<br />

Eine therapeutische Option besteht<br />

nicht.<br />

Im vorliegenden Fall schien das<br />

gute Ansprechen auf eine Surfactantgabe<br />

mit konsekutiver<br />

Reduktion der Sauerstoffzufuhr<br />

auf 21 % die initiale Verdachtsdiagnose<br />

eines Atemnotsyndromes<br />

IV° zu bestätigen, wobei<br />

ein derartig ausgeprägtes<br />

Atemnotsyndrom <strong>für</strong> ein reifes<br />

Neugeborenes sicherlich ungewöhnlich<br />

ist. Im Verlauf hät-<br />

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