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Julia Landsiedl<br />
design mit Geschichte(n)<br />
Im Rahmen von „Partnerland Österreich“ stellen sich neben Traditionsbetrieben und Kunsthandwerkern<br />
auch viele junge, designorientierte Unternehmen vor. Wir sprachen mit Julia Landsiedl, die in strategischer<br />
Produktentwicklung und experimentellem Design neue Wege geht.<br />
14 tendence<br />
Story-telling designs!<br />
As part of “Partner Country Austria”, alongside companies with a long tradition and artisans and<br />
craft workers, young, design-oriented companies are also presenting themselves at Tendence.<br />
We spoke to designer Julia Landsiedl, who is breaking new ground in strategic product development<br />
and experimental design.<br />
Frau Landsiedl, was zeichnet österreichisches Design gegenüber<br />
anderen Design-Stilen aus?<br />
Österreichisches Design ist eine Mischung aus unterschiedlichen Einflüssen<br />
und Stilen. Es verhält sich ein wenig so wie mit der österreichischen Küche,<br />
die Elemente aus anderen Nationalküchen übernommen und etwas Eigenes<br />
daraus gemacht hat. Im Zusammenhang mit österreichischem Autoren-<br />
Design gibt es zwei Begriffe, die immer wieder auftauchen: Charme und<br />
Humor. Es gibt allerdings österreichische Designer, die weder das eine noch<br />
das andere besitzen und trotzdem gute Sachen machen. Im Übrigen wird<br />
von staatlicher Seite nicht nur reines Industrie design gefördert, sondern<br />
auch künstlerisch anspruchsvolles Design.<br />
Welche Rolle spielt Tradition für Sie, auch im Verhältnis zu<br />
Ihrer experimentellen Herangehensweise?<br />
Tradition kann für mich sehr spannend sein, wenn sie über lange Jahre<br />
gewachsen und für die Kultur einzigartig ist. Für mich spielt Tradition eine<br />
große Rolle als Ausgangsmaterial für das Experiment. Nehmen Sie zum<br />
Beispiel „Broken Porcelain“. Der Ausgangspunkt für die Serie war eine alte<br />
Tasse mit einem Riss, die meine Schwester nicht mehr verwenden konnte,<br />
aber auch nicht wegwerfen wollte. Hochwertiges Porzellan hat in Österreich<br />
eine lange Tradition und wird sehr geschätzt. „Broken Porcelain“ setzt<br />
sich mit dieser Tradition auseinander. Die Serie fragt: Was ist für Menschen<br />
wertvoll? Wie gehen sie mit Verlust und Beschädigungen um? Die<br />
konkrete Idee für die Serie kam mir, als ich in einem sonnigen Hof einen<br />
glänzenden Mantelknopf fand. Ich behielt ihn, um den gebrochenen Deckel<br />
meiner Zuckerdose zu fixieren. Seitdem sammele und verwandele ich<br />
beschädigtes Porzellan. Es geht mir dabei nicht um ein zeitloses perfektes<br />
Imperfektes, sondern um Gebrauchsspuren, an denen die Geschichte eines<br />
Objekts sichtbar wird, um eine Narbe, die etwas erzählt.<br />
Ms Landsiedl, what differentiates Austrian design from other<br />
design styles?<br />
Austrian design is a potpourri of different influences and styles. It’s a bit<br />
like Austrian cuisine – the ingredients are absorbed from other national<br />
culinary delights, and something especially individual is produced from<br />
them. Two elements constantly put in an appearance with home-grown<br />
Austrian design: charm and humour. There are, however, Austrian designers<br />
that have neither the one nor the other – and still come up with the goods<br />
anyway. And of course the state not only demands a pure industrial<br />
design – it also wants an artistically demanding design.<br />
What role does tradition play for you? With regard to your<br />
experimental approach as well?<br />
Tradition can be very exciting for me, when it has matured over many<br />
years and is unique to the culture. For me tradition plays a big role as a<br />
starting point material – as a base substance for my experiment. Take<br />
“Broken Porcelain” for example. The starting point for the series was an<br />
old cup with a crack, which my sister could no longer use, but didn’t want<br />
to throw away. Top-quality porcelain has a long tradition in Austria and is<br />
highly valued. “Broken Porcelain” goes toe to toe with this tradition. The<br />
series asks: What do people value? How do we deal with loss and damage?<br />
The specific idea for the series came to me when I found a shiny coat button<br />
in a sunny courtyard. I kept it to fix the broken lid of my sugar tin. Since<br />
then I have been collecting and transforming damaged porcelain. For me it<br />
is not about a timelessly perfect imperfection; it is more about the traces<br />
of usage, which visualize an object’s history – a scar that relates a story!