DIE (UN-) HEIMLICHE ARTEN-EROSION
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<strong>DIE</strong> LETZTEN FELDVÖGEL - EINE BESTANDSAUFNAHME<br />
„Heute wird immer<br />
stärker deutlich, dass<br />
wir nicht nur in<br />
ästhetischer Hinsicht<br />
einen herben Verlust<br />
erlitten haben, sondern<br />
die zunehmende<br />
Lebensfeindlichkeit<br />
des Ökosystems Acker<br />
auch wichtige Ökosystemfunktionen<br />
beeinträchtigt.“<br />
Meyer/Leuschner 2015<br />
Kein Wunder, dass bei der regelmäßigen Giftdusche von den 350 in Deutschland vorkommenden<br />
Ackerwildkräuterarten die Hälfte von den Äckern verschwunden, ausgestorben<br />
oder verschollen ist. 93 Arten stehen auf der Roten Liste der bedrohten Pflanzen.<br />
„Heute“, schreiben die Initiatoren des Projekts „100 Äcker für die Vielfalt“ 19 , „wird immer<br />
stärker deutlich, dass wir nicht nur in ästhetischer Hinsicht einen herben Verlust erlitten<br />
haben, sondern die zunehmende Lebensfeindlichkeit des Ökosystems Acker auch wichtige<br />
Ökosystemfunktionen beeinträchtigt.“<br />
Ein Netzwerk von 112 Schutzäckern:<br />
Keimzellen für die Wiederausbreitung rarer Ackerwildkräuter<br />
Quelle: Stefan Meyer und Christoph Leuschner, 100 Äcker für die Vielfalt, 2015<br />
Ökosystemdienstleistungen werden gleich in mehrfacher Hinsicht beeinträchtigt: Die<br />
Bestäubung von Wild- wie Kulturpflanzen ist gestört, weil es zu wenig Insekten gibt. Die<br />
komplexen Nahrungsnetze sind teilweise sogar völlig zerstört. Die natürliche biologische<br />
Schädlingseindämmung ist aus dem Tritt geraten, weil die Balance von Nützlingen und<br />
Schädlingen nicht mehr ausgewogen ist. Und darüber hinaus sind auch die Bodenfunktionen<br />
und damit die Neubildung von unbelastetem Grundwasser beeinträchtigt, was<br />
immense Folgekosten in der Trinkwasseraufbereitung nach sich zieht, um nur ein Beispiel<br />
zu nennen.<br />
„Bei allen Erfolgen auf der Produktionsseite müssen wir nüchtern feststellen, dass die<br />
Gesamtkosten der industriellen Landwirtschaft sehr hoch sind und den kommenden Generationen<br />
in unverantwortlicher Weise aufgebürdet werden.“ Das schreiben die Autoren<br />
Stefan Mayer und Christoph Leuschner, beides Wissenschaftler an der Georg-August-<br />
Universität Göttingen, die zu dem Fazit kommen: „Der Feldzug gegen die Ackerwildkräuter<br />
ist über das Ziel hinausgeschossen.“<br />
IM AUFTRAG VON MARTIN HÄUSLING, MDEP