DIE (UN-) HEIMLICHE ARTEN-EROSION
Biodiversitaet_web_end
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GLYPHOSAT, NEONIKOTINOIDE <strong>UN</strong>D DAS SUPER-ASPRIRIN<br />
Die EFSA hatte das Sulfoxaflor<br />
als hochgiftig für Bienen<br />
eingeschätzt und verschiedene<br />
Sicherheitsprüfungen angemahnt.<br />
Dennoch entschied die Kommission<br />
für die Zulassung. Eine<br />
offenbar politisch und nicht<br />
fachlich motivierte Entscheidung.<br />
Anders als von Beobachtern erwartet, hatte allerdings sogar die Europäische<br />
Lebensmittelbehörde (EFSA), deren Votum im Zulassungsprozess in der Regel<br />
großes Gewicht hat, sich gegen die Zulassung ausgesprochen. Die EFSA hatte<br />
das Pestizid als hochgiftig für Bienen eingeschätzt und verschiedene Sicherheitsprüfungen<br />
angemahnt.<br />
Dennoch entschied die Kommission für die Zulassung. Eine offenbar<br />
politisch und nicht fachlich motivierte Entscheidung.<br />
Diese Entscheidung konnte die EU-Kommission weitgehend im<br />
Verborgenen fällen. Der Grund: Es gibt keine Berichtspflicht der<br />
Kommission an das EU-Parlament und auch keine Mitentscheidung<br />
des Parlaments. Wenn die Kommission Grenzwerte für<br />
Schadstoffe in der Umwelt oder in Lebensmitteln anhebt oder<br />
Pestizide zulässt, muss sie diese Entscheidung nicht mit dem Parlament<br />
diskutieren. Den Mitgliedsländern ist es dann frei gestellt,<br />
diese Mittel in eigener Verantwortung für den Markt freizugeben<br />
oder auch nicht.<br />
Das Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN) hat mit großem Unverständnis auf die<br />
Neu-Zulassung von Sulfloxaflor durch die EU-Kommission reagiert. PAN wirft<br />
der EU-Kommission vor, sich der Chemieindustrie anzudienen.<br />
PAN-Europe-Vertreter Martin Dermine sieht die Entscheidung zudem als erstes<br />
Omen, dass bald auch wieder der breitere Einsatz von Neonikotinoiden erlaubt<br />
sein könnte, was er deutlich ablehnt. Er ist der Ansicht, das werde die Landwirte<br />
in Europa keinesfalls motivieren, von ihrem bisherigen Pflanzenschutzmanagement<br />
Abstand zu nehmen und biologischen Mechanismen den Vorrang bei der<br />
Schädlingseindämmung einzuräumen und bienenfreundlicher zu handeln.<br />
In ihrem 2014 erschienenen Report „Round-up & Co – unterschätzte Gefahren“ 7<br />
sehen PAN Germany und die Organsation Agrarkoordination-Fia das Total-Her-<br />
bizid Glyphost (Handelsname unter anderem: Round-up) als einen vorrangig<br />
wichtigen „Treiber des Biodiversitätsverlustes“. Glyphosat verschärfe nachweislich<br />
nicht nur den Rückgang der Dichte, Biomasse und Samenbildung<br />
der Ackerbegleitkräuter, sondern zugleich das Vorkommen von Insekten<br />
und kleinen Wildtieren in der Nahrungskette. Zudem schwäche Glyphosat<br />
Ökosystemfunktionen wie die natürliche Kontrolle von Blattlauspopulationen<br />
und Bestäubung. Andere Studien, wie die der BOKU Uni Wien belegen<br />
außerdem negative Wirkungen auf Regenwürmer 8 .<br />
IM AUFTRAG VON MARTIN HÄUSLING, MDEP