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DIE (UN-) HEIMLICHE ARTEN-EROSION

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<strong>DIE</strong> LETZTEN FELDVÖGEL - EINE BESTANDSAUFNAHME<br />

23<br />

Frauenspiegel, Knollenplatterbse und Sommer-Adonisröschen tun keinem Landwirt weh<br />

- und werden trotzdem vertrieben.<br />

Verschärfend, so Bernd Blümlein vom Deutschen Verband für Landschaftspflege, der an<br />

dem Projekt mitgearbeitet hat, ist, dass „im Naturschutz die Ackerwildkräuter unter dem<br />

Radar fliegen“, denn im Gegensatz etwa zur Vogelkunde „kennt sich kaum jemand mehr<br />

aus“. Frauenspiegel, Knollenplatterbse, Sommer-Adonisröschen sind nur wenigen Menschen<br />

bekannt: „Sie aber tun keinem Landwirt weh, denn es sind keine Massenpflanzen,<br />

und dennoch sind sie weg.“ Verschwunden unter zu perfektem Pflanzenbau, Düngung,<br />

Saatdichte und Pflanzenschutz: „Was den Vögeln weh tut, das tut den Ackerwildkräutern<br />

noch viel mehr weh.“<br />

Auch seltene Ackerwildkräuter<br />

verschwinden<br />

unter zu perfektem<br />

Pflanzenbau, Düngung,<br />

Saatdichte und<br />

Pflanzenschutz: „Was<br />

den Vögeln weh tut,<br />

das tut den Ackerwildkräutern<br />

noch viel mehr<br />

weh.“<br />

Bernd Blümlein,<br />

Deutscher Verband für Landschaftspflege<br />

Doch der Hang zum perfekten Pflanzenbau, beobachtet Blümlein einen aufkeimenden<br />

Trend, „funktioniert inzwischen nicht nur auf dem konventionellen Acker, sondern oftmals<br />

ganz genauso im Ökolandbau.“ Seine Befürchtung für die Zukunft: Durch die ökologische<br />

Anbauweise sei angesichts eines anhaltenden Kostendrucks nicht automatisch<br />

und nicht in jedem Fall eine Entlastung für den Artenschwund zu erwarten, auch wenn<br />

der Ökolandbau von seiner Struktur und seiner Methodik erstmal viel besser dastehe.<br />

Auch die Hoffnung, die von Vertragsnaturschutzprogrammen und Ackerrandstreifenprogrammen<br />

ausgehen könnte, erfülle sich nicht immer. Und zwar, weil die Programme<br />

nicht verlässlich sind.<br />

Nur in Nordrhein-Westfalen und Bayern, so Blümlein, gab es seit den 80er Jahren überhaupt<br />

durchgängig Zuschüsse für Ackerrandstreifenprogramme. Alle anderen Bundesländer<br />

haben die Förderprogramme im Zuge von Regierungswechslen oder vorgeschobener<br />

Geldknappheit immer mal wieder ab und dann wieder an geschaltet - oder auch<br />

ganz aufgegeben.<br />

Ackern bis auf den letzten Zentimeter<br />

und damit auf öffentlichem Land:<br />

Vernichtung von Artenfülle mit Vorsatz.<br />

„Landwirte machen diesen Quatsch nicht mit. Verlässlichkeit ist das Wichtigste!“ Ohne<br />

sie nützen die Agrarumweltprogramme nichts.<br />

Die Artenverarmung freilich ist nicht auf die Ackerlandschaft beschränkt. Vogelarten wie<br />

das Braunkehlchen leben auf artenreichen Wiesen. Acht bis elf Charakter-Pflanzenarten<br />

feuchter und frischer Standorte braucht dieser Vogel mindestens, werden es weniger als<br />

vier dieser „Kennarten“ eines bestimmten Wiesentyps, dann ist die Fläche untauglich.<br />

Denn: Die Blumenvielfalt ist wichtig für den Insektenfresser Braunkehlchen. So konnten<br />

die Biologen Rainer Oppermann und Marc Süsser nachweisen21, dass das Braunkehlchen<br />

von artenreichen Wiesen, die eben auch eine große Insektenvielfalt aufweisen, abhängig<br />

<strong>DIE</strong> GRÜNEN | EFA<br />

im europäischen Parlament

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