DIE (UN-) HEIMLICHE ARTEN-EROSION
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KEINEM VOGEL ERGEHT ES SCHLECHTER: VOM NIEDERGANG DES REBHUHNS – <strong>UN</strong>D SEINER RETT<strong>UN</strong>G<br />
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KEINEM VOGEL ERGEHT ES<br />
SCHLECHTER: VOM NIEDERGANG<br />
DES REBHUHNS – <strong>UN</strong>D SEINER<br />
RETT<strong>UN</strong>G<br />
Was das Projekt „100 Äcker für die Vielfalt“ im Pflanzenbereich schaffen will, versuchen<br />
Eckhard Gottschalk vom Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie<br />
in Göttingen und Werner Beeke von der Biologischen Schutzgemeinschaft<br />
Göttingen für das Rebhuhn zu erreichen. Ihr Thema: Wie ist der drastische Rückgang des<br />
Rebhuhns, wissenschaftlich Perdix perdix, aufzuhalten? 27<br />
Bei diesem Feldbewohner konnten Jäger vor Jahrzehnten noch reichlich Strecke machen.<br />
Allein die Jäger Hessens zielten vor 60 Jahren noch um die 100 000 Mal erfolgreich. Pro<br />
Jahr. Heute gilt ein Jagdverzicht, kein Wunder: Die ganze Population liegt bei gerade<br />
mal 3000 Individuen, andere Schätzungen gehen von gerade noch 1000 Tieren aus, in<br />
Deutschland gibt es vielleicht noch 50 000 Rebhühner.<br />
In der Liste der Bestandstrends der „common birds“ des European Bird Census Council<br />
(EBCC 2013) ist das Rebhuhn mit einem Bestandsrückgang von 94 Prozent seit 1980<br />
der traurige Rekordhalter. Lokal ist es bereits heute verschwunden: Nur in 15,8 Prozent<br />
der Jagdreviere leben noch Rebhühner. So geht der Göttinger Wissenschaftler Eckhard<br />
Gottschalk davon aus, dass die Population des Rebhuhns in einigen Bundesländern heute<br />
derart klein sei, dass es vermutlich bald ausgerottet sein werde.27<br />
Generell werden dem Kollaps des Rebhuhns die folgenden Faktoren zugeordnet: Verlust<br />
an Brutplätzen in Hecken, Feldrainen oder Brachen. Insektenmangel in den Feldern durch<br />
Pestizideinsatz, wobei Herbizide zunächst die Artenzahl von Unkräutern in den Feldern<br />
dezimieren und damit indirekt die Menge der Insekten. Die Küken werden von ihren<br />
Eltern gerne in Getreidefelder geführt. Und als drittes die Beutemacher wie vor allem<br />
der Fuchs.<br />
Auch die Struktur der Landschaft hat einen Effekt auf das Risiko Opfer eines Räubers<br />
(Prädator), vor allem zur Brutzeit. So haben Studien gezeigt, dass Füchse und Rebhühner<br />
in strukturell verarmten Landschaften mit höherer Wahrscheinlichkeit aufeinander<br />
treffen. Der Grund: Beide suchen die übrig gebliebenen „Extensivstrukturen“ in der Landschaft<br />
auf. Ergo: Dort, wo das Landschaftsbild noch „stimmt“, die Strukturen auf großer<br />
Fläche kleinteiliger sind, treffen Fuchs und Huhn seltener aufeinander, mit der Folge, dass<br />
mehr Hühner überleben.<br />
Das Team um Gottschalk und Beeke hat nun in einem Zehn-Jahresprojekt untersucht,<br />
wie auf Basis solcher Erkenntnisse dem Rebhuhn besser geholfen werden kann. Dabei<br />
haben die Wissenschaftler auch den Jahreslauf des Rebhuhns minutiös beschrieben und<br />
dabei einige Überraschungen zu Tage gefördert. Eines der Erkenntnisse nämlich lautet:<br />
Rebhühner beginnen mit dem Brutgeschäft später als gemeinhin gedacht, nämlich<br />
erst Ende April, und manche Hühner starten sogar erst Ende Juni. Gottschalk: „Aus dem<br />
Rebhühner beginnen<br />
mit dem Brutgeschäft<br />
später als gemeinhin<br />
gedacht, nämlich erst<br />
Ende April, und manche<br />
Hühner starten<br />
sogar erst Ende Juni.<br />
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