jb2019
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
mehr oder weniger gut. Etwa 2/3 davon sogar
so gut, dass sie der Unterstützung durch die
AIDS-Hilfen kaum noch bedürfen. Es bleibt
allerdings gut ein Drittel, die aufgrund von diversen,
oft prekären Lebenssituationen auch
aufgrund der HIV-Infektion dringend auf Unterstützung,
Rat und Hilfe durch AIDS-Hilfen
angewiesen sind. Und das zumindest phasenweise
sehr intensiv.
Dies gilt insbesondere für die Gruppe der sogenannten
„late presenter“, der Menschen
also, die erst sehr spät ihre Erstdiagnose bekommen
und sich dann bereits in sehr ernst zu
nehmenden gesundheitlichen Problemlagen
befinden – nicht selten mit sehr fortgeschrittenem
Immundefekt (in 2018 immer noch
etwa 1.000 = 32% der Fälle und 460 = 15%
bereits im Stadium AIDS). Sie tauchen erst so
spät auf, weil sie bis dahin vielleicht nur wenig
gesundheitliche Probleme hatten, weil sie
bis dahin kein Risikobewusstsein entwickelt
haben, weil sie sich aus diffusen Ängsten heraus
bewusst gegen einen Test entschieden
haben oder weil sie Stigmatisierung oder/und
diskriminierende Folgen befürchten oder weil
ihnen schlichtweg die Informationen fehlen.
Oder weil sie bis dahin auf schlecht informierte
oder nicht sensibilisierte Mediziner gestoßen
sind und sie somit keine Testempfehlung
bekommen haben.
Leider sind auch in 2018 über 450 Todesfälle
von HIV-Infizierten zu verzeichnen.
Für das Berichtsjahr 2018 geht das Robert-Koch-Institut
(RKI; für 2019 kommen
belastbare Daten erst Mitte 2020) zudem davon
aus, dass von den etwa 87.900 HIV-Infizierten
in Deutschland ungefähr 10.600
Menschen noch nicht getestet sind und somit
keine Ahnung von ihrem Status haben können.
Und dabei sind die zugewanderten Menschen
mit Migrationshintergründen (wie etwa
Geflüchtete) nicht (mehr) berücksichtigt, weil
das RKI sich zurzeit dazu außer Stande sieht,
seriöse Angaben zu machen.
Und diese Gruppe der Ungetesteten spielt
wiederum eine wesentliche Rolle hinsichtlich
der Zahl von HIV-Neuinfektionen (für das Berichtsjahr
2018 etwa 2.400 = ca. 4% weniger
als in 2018), denn diese sind vermutlich für
einen großen Teil der Übertragungen verantwortlich.
Für das Jahr 2018 verzeichnet das RKI ca.
3.100 Neudiagnosen (gesicherte Diagnosen,
die nicht zwingend alle aus 2018 stammen
müssen, hier werden z.T. auch ältere Infektionszeiten
inkludiert, die aber in 2018 gemeldet
wurden). Die HIV-Neuinfektionen (2.400)
verteilen sich wie folgt auf die „Transmissionsgruppen“:
66,7 % MSM = Männer, die Sex mit
Männern haben (Rückgang gegenüber den
Vorjahren); HETerosexuelle: 22,1 % (leichter
Rückgang bei Frauen, leichter Anstieg bei
Männern); intravenös verabreichter Drogenkonsum
–IVDU- 12,9 % (deutliche Anstiege
seit 2012!); Mutter-Kind-Übertragungen in
2018 = weniger als 10 Fälle gesamt.
Auffällig bei der weitergehenden Analyse der
regionalen Verteilung war laut RKI, dass die
absoluten Zahlen der HIV-Neudiagnosen bei
MSM insgesamt weiter gesunken sind (von
2.200 in 2013 auf 1.600 in 2018), was das
RKI „primär auf die effektive und frühere Behandlung
von HIV-Infizierten und die gestiegene
Testbereitschaft und frühere Diagnosen
von Infektionen“ (Quelle für alle Daten: Epidemiologisches
Bulletin, Nr. 46, 14.11.2019)
zurückführt. Diese Entwicklungen zeigen sich
allerdings vorwiegend in den Regionen mit
einer guten Präventions- und Versorgungsinfrastruktur
–vorwiegend in Großstädten über
500.000 Einwohnern und eindeutig nicht in
ländlichen Bereichen.
Das RKI empfiehlt hier u.a. eine zielgruppenspezifische
Bewerbung von HIV-Selbst-
6